REFLEXIONEN 2019 Zeitung - Friedensbüro Salzburg
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2019 WINTER Zeitung REFLEXIONEN 2019 MIT DIESER AUSGABE möchten wir das vergangene Jahr Revue passieren lassen I N T E R V I E W und einen Blick auf jene Themen werfen, die uns im Jahr 2019 intensiv beschäf- Die Satyagraha-Normen bilden tigt haben. Zum einen war dies der Schwerpunkt WIDERständig, im Rahmen des- eine Einheit. Alle. S. 04 sen wir biografische Gespräche mit politisch engagierten und widerständigen Menschen wie Sabine Beck (Netzaktivistin, Greenpeace), Martin Balluch (Tier- P Ä D A G O G I K schützer) oder Fritz Ofner (Filmemacher) geführt haben. Darüber hinaus gab es Frieden lernen und leben S. 06 die Möglichkeit, im Rahmen eines Lehrgangs über Protestformen zu reflektieren und unterschiedliche Methoden auszuprobieren und einzuüben. Den vorläufigen Abschluss fand das Jahresthema im Symposium WIDERständig, das vom 22.-23. S Y M P O S I U M November im KunstQuartier stattfand. Auch unser Projekt WhyWar.at ging in Würden Sie sich bitte wider- eine neue Runde: Im Rahmen von Workshops setzten sich Schüler*innen intensiv setzen! S. 10 mit dem Krieg in Syrien auseinander. Ein sich daraus entwickelter Schüler*innen- Rap wurde auf der Ars Electronica in Linz ausgezeichnet. Die Redaktion LEHRGANG „BEVOR’S KRACHT“ | AB FEBRUAR 2020 | SEITE 16
INTERVIEW Christa Wieland, Vorstandsmitglied des Friedensbüro Salzburg I N H A L T 02 Kommentar 03 Kurz & Bündig 04 Die Satyagraha-Normen bilden eine Einheit. Alle. 06 Frieden lernen und leben 10 Würden Sie sich bitte widersetzen! Widerständig werden, sein und bleiben 12 „Krieg ist schwarz“ Es liegt fast 100 Jahre zurück, da veröffentlicht Ignaz Wrobel 1921 in der deut- 14 Veranstaltungen schen Weltbühne (Nr.40) unter dem Titel „Die Verteidigung des Vaterlandes“ fol- genden Satz: „Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offe- nem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“ Damals wie heute bezieht sich das Nein-sagen auf die Kraft des Widerstands gepaart mit der Notwendigkeit, Zivilcourage zu zeigen. Wer Widerstand übt oder sich widerständig verhält, sendet eine Botschaft: Es geht um ein „Halt“, ein Auf- zeigen einer differenten Meinung, es geht um alles, wenn sich Widerstand for- miert und zu einer Bewegung heranwächst. Die Durchsetzung ihrer Ziele wird in der allgemeinen Wahrnehmung als Störung empfunden. Denn Widerstand ver- mag den Gleichklang des Alltags oder die scheinbare Gesetzmäßigkeit politischer Entwicklungen zu unterbrechen und kann den Frieden bedrohen. Gerade diesem Aspekt, nämlich Widerstand als Motor für Eskalationen und Gewalt, hat das Friedensbüro einen wesentlichen Teil seiner Arbeit im Jahr 2019 gewidmet. Ausgehend von der Frage, inwieweit Ungehorsam und Verweigerung So können Sie uns erreichen: spezielle Spielarten des Widerstands sind und wie wichtig dabei selbstreflexives Friedensbüro Salzburg und deeskalierendes Verhalten innerhalb von Widerstandsgruppen ist, wurde in Franz-Josef-Str. 3, 5020 Salzburg Workshops, Lehrgängen und im Rahmen des WhyWar-Projekts über Widerstand KONTAKT diskutiert und Formen des Widerstands wurden geprobt. Ausdrücklich ging es tel/fax: 0662/87 39 31 dabei nicht um oberflächliche Provokation oder reflexartige Ablehnung, sondern e-mail: office@friedensbuero.at um Widerstand als Verantwortungsübernahme, gesellschaftliche Kräfte wieder- www.friedensbuero.at herzustellen, die in Dis-Balance geraten sind. Ob Widerstand zur Pflicht wird, wel- Bankverbindung: Salzburger Sparkasse, che Spannungen und Ambivalenzen Widerständigkeit auslöst oder welche For- IBAN: AT102040400000017434 men des Widerstands welche Wirkungen entfalten, sind Fragen, die am Ende des Öffnungszeiten: Jahres im Rahmen des Symposions WIDERständig! aufgeworfen wurden. Mo & Mi: 9–11 Uhr • Di & Do: 15–18 Uhr Im Jahr 2019 hat es durch die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen viele Gründe für Widerstand als echte Gesellschaftsutopie gegeben. Fridays for Future ist dabei wohl eines der eindrücklichsten Zeichen, gewaltlosen Widerstand IMPRESSUM DER KRANICH gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagezu zeigen. Die Arbeit des Friedens- Nr. 04/2019 büros folgt dem Auftrag, dort widerständig zu sein, wo ungerechte Strukturen An der Erstellung dieser Ausgabe haben positive gesellschaftliche Entwicklungen behindern. Das ist gut so und wichtig. mitgewirkt: Christine Czuma, Hans Peter Graß, Genauso wie es gut und wichtig ist, dass Sie uns als Mitglieder und Leser*innen, Desirée Summerer, Kristina Langeder. Layout: Kristina Langeder als Besucher*innen von Veranstaltungen und als Unterstützer*innen gewogen Grafisches Grundkonzept: Eric Pratter bleiben und damit helfen, diese wichtige Arbeit auch zukünftig fortzusetzen. Titelbild: pixabay.com, freie kommerzielle Nutzung Widerstand braucht Verbündete - wir auch. Danke! Christa Wieland 02 KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg
KURZ & BÜNDIG Mut zu Kontroversen die Gesellschaft, wenn man immer wieder den gleichen Stimmen Gehör verschafft? Im November ereignete sich eine Kontrover- Alice Schwarzer gilt in der öffentlichen Wahr- Kurz& Bündig se an der Universität für Angewandte Kunst in Wien: Alice Schwarzer wurde am 25.11. nehmung immer noch als die deutschsprach- ige Feministin, ihre Positionen sind seit Jahren zu einem Vortrag mit Diskussion eingeladen. unverändert und bekannt. Wo ist hier die Die deutsche Feministin sollte darüber spre- Neuerung? Zudem darf an der Bereitschaft chen, wie man mit Kampagnen gesellschaft- zum kritischen Diskurs gezweifelt werden, liche Veränderungen anregen kann. Die Stu- wenn auf im Vorfeld geäußerte Kritik mit dierendenvertretung der Angewandten pauschaler Delegitimierung reagiert wird. Ist Klimakiller Militär (hufak) kritisierte die Einladung, denn nicht gerade die Kritikfähigkeit eine Kern- Schwarzer verbreite „unter dem Deckmantel kompetenz, die es im Laufe des Studiums zu Das Thema „Klimawandel“ ist auch in militä- des Feminismus anti-muslimischen schärfen gilt? Die Kritikpunkte, die die ÖH rischen Kontexten angekommen und nicht Rassismus“ und habe zudem zentrale Im- gegen Schwarzer angeführt hat, bilden überraschend reduziert sich die diesbezügli- pulse feministischer Theoriebildung der zudem aktuelle Kontroversen des feministi- che Wahrnehmung auf Fragen von Sicherheit letzten Jahre nicht aufgegriffen. Es sei schen Diskurses ab und sind hochrelevant. vor dem Hintergrund von Klimakriegen und daher Zeit, anderen, moderneren Stimmen Warum blieben sie unberücksichtigt? Migrationsbewegungen. Die Zeitschrift „mili- Raum zu geben, die den Status quo der Andererseits ist das Original-Statement der tär AKTUELL, Das Neue Österreichische Mili- Forschung besser abbilden. hufak zumindest ambivalent formuliert, tärmagazin“ 3/19 thematisiert den Klima- Laut Eigenaussage forderte die hufak einen sodass eine Ausschlussforderung gegen Alice wandel als Kriegsgrund und die dazu nötigen diverseren Diskurs, laut Aussage des Rektors Schwarzer interpretiert werden kann. Auch Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung. Auf Gerald Bast die Absage derVeranstaltung. so wird nicht die Bereitschaft zum offenen, die Zusammenhänge von Militär und Klima Darin wurde ein Angriff auf die Meinungs- kritischen und diversen Diskurs signalisiert - wird dabei nicht eingegangen. Dabei gäbe es freiheit gesehen, teilweise war von „Mei- ebensowenig wie durch Slogans wie „Your zahlreiche Bezüge, die dahingehend proble- nungsdiktatur“ die Rede. Im Gespräch mit feminism is not valid“, wie sie auf Trans- matisiert werden könnten. Ulrike Koushan dem Standard (26.11.19) erklärte Rektor parenten bei der Veranstaltung zu finden hat in der Zeitschrift „Betrifft Frieden“ nur Bast: „Man kann unterschiedlicher Meinung waren. Bei allem Verständnis für die Anliegen einige davon zusammengefasst: Während die sein, aber Universität ist für mich [...] immer der hufak mutet die Vorgehensweise (soweit Politik gefordert ist, den Umstieg von privaten noch ein Ort des kritischen Diskurses. Das wir sie aus den Medien nachvollziehen kön- PKWs auf öffentliche Verkehrsmittel attraktiv ist die Aufgabe von Universitäten: Leute nen) wenig konstruktiv an. Debatten wie jene durchzusetzen und den Straßen- und Auto- diskutieren zu lassen. So bringt man Neues um Alice Schwarzer gilt es, auch differenziert bahnbau zu minimieren, wird von der EU die in die Gesellschaft.“ und kontrovers zu führen, ohne in moralisch Fähigkeit der Verkehrswege für den Transport Aber bringt man tatsächlich so viel Neues in aufgeladene Polarisierungen zu kippen. KL von Truppen und schweren Waffen in den Blick genommen. Bis 2050 sind dafür 500 Milliarden (!) Euro geplant. Für die Panzer- tauglichkeit auf den Verkehrswegen wird es Das Zitat wohl mehr sein müssen. Im Dezember 2017 verpflichtete sich Österreich im Rahmen des BILD: severint.net - Das Blogmagazin | Präsentation von Ingrid Brodnig PESCO (Permanent Structured Cooperation) mit 22 anderen EU-Staaten, die Rüstungsaus- gaben des Vorjahres jedes Jahr zu steigern und folgte somit dem Prinzip Rüstungswachs- tum. Das für unsere Zukunft im Hinblick auf das Klima ruinöse „Wirtschaftswachstum“ ist gewissermaßen Vorbild. Zuletzt: Das US-Mili- tär verbraucht täglich 48 Millionen Liter Kero- sin. Um diese Tagesmenge CO2 zu speichern, braucht es 44.400 ha Wald, das ist ver- gleichsweise ein Neuntel der österreichischen Waldfläche. Multipliziert man die täglichen CO2-Emissionen mit der Anzahl der Jahres- tage müsste die nötige Aufforstung uner- messliche Ausmaße annehmen, um diese Das Bild (severint.net) wurde von Ingrid Brodnig in ihrem Vortrag „Die Rolle riesigen Mengen von CO2 zu kompen- der sozialen Medien in der Europaberichterstattung mit Bezug auf Fake sieren. Zudem brauchen gepflanzte Bäum- News“ auf der Tagung „EUropa in der Schule: Die EU und die Medien. chen mindestens zwanzig Jahre, um als Europapolitische Bildungsarbeit im Klassenzimmer“ am 25. November Wald zu gelten. Nähere Infos: Betrifft 2019 an der PH Salzburg gezeigt. Frieden, Stimmen zur Zeit, 4/19. HPG KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg 03
INTERVIEW Die Satyagraha-Normen bilden eine Einheit. Alle. Interview mit Reiner Steinweg Das Gespräch führte Hans Peter Graß. Kranich: Die Wahrnehmung Gandhis in Indien ist ja auf der einen Seite von einer starken Ikonisierung, auf der anderen von einer völlig gegen- sätzlichen Politik der herrschenden hindunationalistischen Kräfte geprägt. Was ist im heutigen Indien von Gandhi sichtbar geblieben? Steinweg: Noch vor einem Jahr hätte ich gesagt: nach meiner Wahrnehmung in Indien nichts. Ein Beispiel: Ich hatte, nachdem ich bis dahin in Indien lediglich Gandhi-Denkmäler gesehen habe, in einer kleinen Stadt in Südindien ein Haus gesehen, auf dem geschrieben stand „Gandhi-Center“. Auf meine Frage, was in diesem Haus geplant, besprochen, gelebt wird, bekam ich die Antwort „What are you speaking about? Gandhi. Who is that?“ Gandhi ist abseits von Denkmälern nicht präsent. Das mag auch an Südindien gelegen FOTO: Ulrike Breitwieser haben. Im Norden war Gandhi präsenter – und auch erforderlicher. Aber jetzt hat sich das in meiner Wahrnehmung doch etwas aufgehellt - und das hat mit Ekta Parishad zu tun, eine sich auf Gandhi- Im Rahmen des Gandhi-Symposiums „Etwas tun! Aber wie? - Symposium Aktive sche Grundsätze berufende Initiative, die Gewaltfreiheit“, das anlässlich des 150. Geburtstags von Mahatma Gandhi von 27. bis mit enormer Anstrengung für die Ver- 29. September in Linz stattfand, unterhielten sich Hans Peter Graß und Reiner Stein- besserung der ländlichen Situation ein- weg über Gandhis Engagement und sein Erbe. tritt, z.B. mit zwei Riesenmärschen mit zigtausenden von Menschen. Am 2. Okt- Kranich: Mahatma Gandhi wird in der essen, dürfen nicht gleichzeitig den ober 2019 hat der von Ekta Parishad der Öffentlichkeit hauptsächlich in Tempel betreten usw. Wenn Gandhi angestoßene globale Marsch von Delhi Bezug auf sein Wirken, die indische heute einen wesentlichen Einfluss auf die zur UNO nach Genf mit einem starken Unabhängigkeit betreffend, wahrge- Kongress-Partei hätte, wäre die heute mit ökologischen Akzent begonnen. nommen. Aber er hat sich auch stark Sicherheit anders aufgestellt als sie es der- mit sozialen, ökonomischen und zeit ist. Ein zweiter Schwerpunkt wäre Kranich: Die Gandhi-Tagung in Linz ökologischen Themen auseinander- sehr wahrscheinlich ein verträgliches Mit- beschäftigte sich auch mit der Frage, gesetzt. Wo würde Gandhi heute einander der Angehörigen der verschiede- welche Bedeutung die von antiras- seinen Schwerpunkt setzen? nen Religionen nicht nur zu sichern, son- sistischer und feministischer Seite Steinweg: Wenn er in Indien wäre, vermu- dern aufzubauen und weiterzuentwickeln. formulierte Gandhi-Kritik für die te ich, dass er nach wie vor seinen Im Moment haben wir ja zwischen Indien aktuelle Gandhi-Rezeption hat. Schwerpunkt auf die ländliche Entwik- und Pakistan eine Situation, die hoch Steinweg: Das ist ein ganz wichtiger klung setzen würde, die total im Argen bedrohlich ist, weil der indische Premier- Beitrag zur Gandhi-Forschung, zum liegt. Es gibt noch immer in den Dörfern minister Modi die Zugeständnisse an die einen, weil natürlich zu spüren ist, dass die extreme Entgegensetzung zwischen Muslime in Kaschmir weitgehend beseitigt in intellektuellen Kreisen, die z.B. den Kastenangehörigen und den Dalits, hat. Das waren aber, zumindest in den Arundhati Roys Kritik wahrgenommen die keiner Kaste angehören. Die sind nach letzten 20 Jahren, neben dem Unabhän- haben, fast eine pauschale Abwertung wie vor sehr stark verfeindet, sprechen gigkeitskampf ohnehin die Schwerpunkte entstanden ist: „Ach, Gandhi können nicht miteinander, dürfen nicht miteinan- von Gandhis Wirken in Indien. wir vergessen, der war doch nur Ras- 04 KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg
INTERVIEW sist.“ Das aufzuklären ist enorm wich- das ein großes Problem der indischen zung mit Gandhi fragen, ob neben der tig. Diese Wahrnehmung von Gandhi Realverfassung war. Das ist es bis heute starken Fokussierung auf private und widerspricht dem, was unter den sog. geblieben. Wenn Gandhi seinen Ein- persönliche Konflikte nicht auch etwas Satyagraha-Normen zu verstehen ist, zu fluss – hätte er weitergelebt – ausbau- fehlt, und zunehmend Interesse an dem 100%. Und so sehr ich Arundhati Roy en hätte können, wäre das mit Sicher- politischen Zugang Gandhis bekunden. als Person und als Schriftstellerin schät- heit sein Fokus gewesen. In seiner Zei- ze, möchte ich offenlegen, an welcher tung „Harijan“ hat er immer auch diese Kranich: Es gibt in den letzten Jahren Stelle sie zwar eine politische Aktivistin stufenweise Entwicklung forciert – den eine Renaissance von „Zivilem Unge- ist, aber keine Historikerin, die das sach- Glauben, man könne eine solch tief horsam“, wenn man sich die Demo- lich und objektiv beurteilt und abwägt. verwurzelte Vorurteilsstruktur im Hand- kratiebewegungen im Arabischen umdrehen flächendeckend beseitigen, Frühling, am Maidan, Occupy-Wall- Kranich: Lou Marin hat stark auf konnte er nicht teilen. street oder aktuell „Fridays für Futu- den historischen und biografischen re“, „Extinction Rebellion“ oder „Ende Kontext hingewiesen, um Gandhis Kranich: In seinen Ashrams war Gandhi Gelände“ ansieht. Wieviel Satyagraha Entwicklung zu verstehen. viel radikaler in Bezug auf die Dalits. kannst du in diesen Aktionsformen Steinweg: Ja, Gandhi ist ja ohne irgend- Steinweg: Ja, bis hin zu der Forderung, und Strategien erkennen? eine Vorbereitung in die Situation in wenn jemand im Ashram heiratet, dann Steinweg: Das ist eine gute Frage. Wenn Südafrika hineingestolpert. Dass man müsse ein Teil des Paares Dalit sein. ich das an den Satyagraha-Normen messe, nicht mit der 1. Klasse fahren konnte, Das ist zwar skurril, zeigt aber die enor- dann würde ich sagen, vielleicht 30%, war für ihn eine völlige Überraschung. me Bedeutung, die die Gleichstellung oder noch weniger? (lacht). Der Horizont Der politische Gandhi ist ja erst in Süd- der Dalits für ihn hatte. Dass man dem von Gandhi und seine Fundierung sind afrika gewachsen. Den gab es bis dahin späten Gandhi vorwerfen könnte, er nach wie vor so gut wie unbekannt. Man nicht. Natürlich: Wer aus einer höheren hätte da faule Kompromisse gemacht, weiß natürlich, dass Ziviler Ungehorsam Kaste in Indien kommt, hat zunächst ist meiner Ansicht nach nicht berech- und Gewaltfreiheit mit Gandhischer Tradi- einmal Ungleichwertigkeit als Prinzip tigt. Den Vorschlag, den Bhimrao tion zu tun haben. Aber den Einfluss internalisiert. Daran hat natürlich sein Ambedkar gemacht hat, nämlich in der würde ich da nicht überschätzen. dreijähriger Aufenthalt in England nichts zu schreibenden Verfassung den Dalits geändert. Gandhi ist naiv mit diesen eine Sonderstellung einzuräumen, was Kranich: Welche Satyagraha-Formen Voreinstellungen in die Situation in Süd- ihre Präsenz im Parlament betrifft, hat würdest du diesen protestierenden afrika hineingeraten und hat erst nach Gandhi abgelehnt. Ich vermute aus der und engagierten Menschen sozusagen und nach entdeckt, was da eigentlich Befürchtung, das führe zu einer neuen mitgeben? vor sich ging. Aber er hat dann doch Diskriminierung. Angenommen den Steinweg: Die Satyagraha-Normen bil- auf die schwarzen Unabhängigkeitsbe- Dalits wäre der Schritt ins Parlament den eine Einheit. Alle. Man kann nicht wegungen in Afrika einen erheblichen sozusagen geschenkt worden, unab- sagen, die Norm „Begegne deinem Geg- Einfluss ausgeübt – z. B. im ANC, für hängig vom Wahlausgang bzw. der ner vertrauensvoll und mit Respekt“ den die Entwicklungen in Indien offen- Beteiligung der Dalits an den Wahlen, oder „Du darfst nicht töten“ sei das sichtlich Vorbildwirkungen hatten. so hätte das möglicherweise an Stelle Wichtigste. Was nötig ist, ist eine der Verachtung Neid und Missgunst Beschäftigung mit diesem Normen- Kranich: In Indien bezog sich die gegenüber den Dalits geschürt. Man System. Die Normen greifen ineinander. Kritik an Gandhi in erster Linie auf darf jedenfalls trotz der berechtigten Es ist nicht zielführend, die eine oder einen scheinbar paternalistischen Kritik an Gandhis Ablehnung von andere herauszuheben, sondern es ist Zugang zu den Dalits, den von ihm Ambedkars Vorschlag nicht vergessen, der ganze Komplex, um den es geht so genannten „Kindern Gottes“ dass Gandhi auch in dieser Frage ein und den es zu verstehen gilt. (Harijan). Inwieweit ist auch das absoluter Vorreiter war. Ambedkar war historisch zu beurteilen? selbst Dalit. Aber außerhalb der Dalits Kranich: Vielen Dank für das Gespräch! Steinweg: Auch diese Kritik finde ich war Gandhi sicher der herausragendste wichtig, partiell auch berechtigt. Die Befürworter ihrer Gleichstellung. Das Interview führte Hans Peter Graß. Frage der Dalits war spätestens ab 1932/33 für ihn eine Hauptfrage. Man Kranich: Ist die Botschaft Gandhis in Reiner Steinweg ist Brecht-Forscher vergisst immer, dass die Dalits heute ein unserer heutigen Gesellschaft präsent? sowie Friedens- und Konfliktforscher. Er Fünftel der Bevölkerung ausmachen, Steinweg: Nach meiner aktuellen Wahr- gründete in Kooperation mit der „Frie- und ihre Lebensbedingungen waren nehmung spielt Gandhi als Fixstern eine densstadt Linz“ und dem „Österreichi- und sind nach wie vor unmenschlich Rolle, aber es gibt kaum eine politische schen Studienzentrum für Frieden und und unerträglich. Das war Gandhi Orientierung an ihm. In der Vorberei- Konfliktlösung“ (ÖSFKI/ASPR) das Insti- bewusst. Er ist davon ausgegangen, tung eines Gandhi-Seminars ist mir auf- tut „Friedensforschung Linz“. Er wurde dass man das nur stufenweise verän- gefallen, dass es viele Menschen gibt, u.a. mit der Humanitätsmedaille der dern kann, weil es sich dermaßen ein- die sich, aus der Tradition der Gewalt- Stadt Linz (2006) und dem Goldenen geschliffen hat, nicht zuletzt unter briti- freien Kommunikation Marshall Rosen- Ehrenzeichen der Stadt Linz (2019) aus- schem Einfluss. Ihm war bewusst, dass bergs kommend, in der Auseinanderset- gezeichnet. KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg 05
PÄDAGOGIK Barbara Wick, pädagogische Leitung im Friedensbüro Salzburg Frieden lernen und leben Resümee und Ausblick zu unserer friedenspädagogischen Arbeit Von Barbara Wick. Ein Rückblick auf das letzte Jahr zeigt das ungebrochen hohe Interesse an unseren Angeboten im Bereich Schule und darüber hin- aus. Anlass genug, unsere Palette an Workshops, Seminaren und Fortbildungen kontinuierlich zu erweitern. Als Friedensbüro begleiten und unterstüt- sich das Stadt-Land-Gefälle verändert. 2018 der Erwachsenenbildung einbringen. zen wir alle Personen im Umfeld der Schu- wurde unser Angebot zu 43% in der Stadt Bereits seit dem Frühjahr bereichern Angelika le in ihren Bemühungen um eine Sensibili- Salzburg und zu 56% von Institutionen aus Rettenbacher und Katharina Fürbach unser sierung gegenüber Gewalt. Wir stehen als Landgemeinden genutzt. In diesem Jahr Team durch ihren Tatendrang und ihre Kom- externe Fachkräfte zur Verfügung, unter- waren wir zu 38% in der Stadt Salzburg und petenz. Angelika Rettenbacher ist systemi- stützen Pädagog*innen darin, individuelle zu 53% in Landgemeinden tätig. sche Ehe- und Familienberaterin, Psychomo- Konzepte zur Gewaltprävention zu ent- Unser Angebot haben wir auch heuer in die torikerin und langjährige Kindergartenpäda- wickeln und diese als ein Qualitätsmerkmal Breite sowie in die Tiefe gehend überarbeitet. gogin. Sie verstärkt das Team vor allem im an der Schule zu etablieren. Ebenso stehen Damit konnten wir aktuelle Themen aufgrei- Bereich der Primarstufe sowie im Kindergar- wir zur Verfügung, wenn Eskalationen an fen und Bildungsangebote zur Gewaltprä- ten und Vorschulbereich und bietet auch Schulen den mediativen Blick und die Beglei- vention, der zivilen Konfliktbearbeitung und Fortbildungen für Eltern und Kindergartenpä- tung von außen benötigen, um diese Situa- im Bereich der politischen Bildung ausarbei- dag*innen an. Katharina Fürbach arbeitet seit tionen gewinnbringend zu bearbeiten. Darü- ten. Sowohl die Workshops, die unterschied- vielen Jahren mit Menschen mit Behinde- ber hinaus bieten wir unterschiedliche For- lichen Projekte, die Lehrgänge als auch die rung. Sie ist angehende Supervisorin und hat mate zu vielfältigen gesellschaftlich und poli- Veranstaltungen, Tagungen und Symposien gemeinsam mit Martina Rumpl ein inklusives tisch relevanten Themen an, mit denen wir sollen dazu anregen, Herausforderungen neu Angebot zur Konfliktprävention und Konflikt- Jugendliche und Erwachsene aus ganz unter- und auch quer zu denken. Sie sollen aktivie- intervention konzipiert. Auch sie verstärkt uns schiedlichen Bereichen erreichen wollen. ren, den wohlwollenden und gleichzeitig kri- im Bereich der Primarstufe, da die Nachfrage tischen Dialog untereinander fördern und vor allem hier besonders groß ist. Nun dürfen die Zahlen neue Handlungsspielräume öffnen. Verabschieden mussten wir uns hingegen sprechen von Johannes Raher, der die nächsten drei Neue Referent*innen mit viel- Jahre in einem entwicklungspolitischen Pro- Die Statistik des zu Ende gehenden Jahres fältigen Kompetenzen jekt in Mosambik sein wird. liegt frisch ausgewertet auf meinem Schreib- Das Projektbudget der Abteilung 2 des Lan- tisch und gibt den Blick frei auf ein interes- Flexibilität und Themenvielfalt erfordern ein des Salzburg, sowie eine Förderung der Salz- santes, herausforderndes, vielfältiges und breit aufgestelltes Expert*innen-Team. burger Gebietskrankenkasse und die Projekt- bewegtes Arbeitsjahr (s. Seite 9). Dieser Sowohl im friedenspolitischen als im frieden- förderung für das Projekt „WhyWar“ ermög- Moment ist jedes Jahr spannend: Beein- spädagogischen Bereich sind wir also weiter lichten uns, einen Teil unserer Angebote druckend ist zum Beispiel, dass wir 643,5 gewachsen. Unsere Referent*innen kommen kostengünstig an Schulen umzusetzen. Der Stunden an Schulen und in außerschulischen aus verschiedenen Bereichen und verfügen nachfolgende Überblick gibt Einblick daüber, Einrichtungen verbrachten und mit insgesamt über ein breites Methodenspektrum. welche Inhalte uns im vergangen Jahr im 2582 Personen - Schüler*innen, So stärken uns Sara Wichelhaus und Ralph Bereich der friedenspädagogischen Bildungs- Pädagog*innen und Eltern gearbeitet haben. Lanzdorf seit Herbst durch ihr Know-how in arbeit besonders beschäftigten. Bewegung hat es im Bereich der Zielgruppen der Medienpädagogik. gegeben. Hier fällt auf, dass wir 2019 Gerade in akuten Situationen wie etwa hoch- Prävention lohnt sich gesamt 719 Erwachsene (28%) erreicht eskalierten Konfliktsituationen, in denen haben. Das sind um 8% mehr als 2018. Unterstützung erforderlich ist, sind wir Während unserer Workshops äußern Schü- Neben den 880 Schüler*innen der Volks- bemüht, rasch zu reagieren. Um Wartezeiten ler*innen häufig den Wunsch nach mehr schulkassen (34%) ist die Erwachsenenbil- kurz zu halten, haben wir auch das Team im Mitbestimmung im Schulalltag. Sie wollen dung somit an die 2. Stelle gerückt, noch vor Bereich der Konfliktbearbeitung erweitert. sich einbringen und gehört werden. Zudem den 530 Schüler*innen der allgemeinen Seit kurzem ist Eugen Würz Teil unseres wünschen sie sich ein Klassenklima, in dem in höheren Schulen (21%) und den 390 Schü- Teams. Er startete seine Tätigkeiten im Rah- angenehmer Atmosphäre gelernt werden ler*innen (15%) der Neuen Mittelschulen. men der offenen und außerschulischen kann. Das leistet einen Beitrag zur Konflikt- Unsere Referent*innen sind im gesamten Jugendarbeit. Er ist Psychologe, Mediator und prävention. Die steigende Zahl an Anfragen Bundesland unterwegs. Supervisor und wird diese Kompetenzen vor zu Workshops und Lehrer*innenfortbildun- Seit mehreren Jahren beobachten wir, dass allem in den Sekundarstufen I und II sowie in gen in diesem Bereich belegt, dass die Wün- 06 KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg
PÄDAGOGIK sche nach Partizipation und einem guten Konfliktintervention verstärkt haben, denn Schüler*innen können Klassenklima auch gehört werden. Fielen sich aus einer solch hocheskalierten Konflikt- 2018 noch 28% der Stunden auf diesen Die Anfragen nach interventiven Workshops situation ohne Hilfe von außen nicht selbst Bereich, so waren es 2019 bereits 34% in Schulklassen sind im Vergleich zum ver- befreien. Um Pädagog*innen zu einem und damit über 220 Stunden. Inhaltlich lag gangenen Jahr relativ gleich geblieben. Ist schnellen und raschen Eingreifen zu befähi- der Fokus in diesem Jahr vor allem beim eine Gruppe einmal bereit, mit einem Team gen, bieten wir eine Schulung zur Methode Training zum konstruktiven Umgang mit von außen an ihren Konflikten zu arbeiten, „No Blame Approach“ an. Diese Erste- Konflikten, der Schulung von Sozialkompe- kommt es häufig zu einer Entlastung, weil Hilfe-Maßnahme arbeitet nicht mit Schuld- tenz und Empathie, der Unterstützung bei der angestaute Druck endlich entweichen zuweisungen und ist lösungsorientiert ange- der Implementierung eines lösungsorien- darf und durch die Begleitung der legt. Es freut uns, dass diese Fortbildung tierten Klassenrates in der Schule sowie Mediator*innen in eine fördernde Richtung heuer bereits von 326 Personen aus dem beim Thema Zivilcourage und dem gelenkt wird. Die Themen, zu denen wir bei Umfeld der Schule die diese Fortbildung Umgang mit Medien. diesen Interventionsworkshops gerufen wer- besucht wurde, was eine Steigerung von Pädagog*innen und andere Multiplikator*- den, sind vielfältig: Ausgrenzung und Mob- 6% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. innen konnten sich in unserem Lehrgang bing sind dabei genauso Themen wie Grup- Um das Problemfeld Mobbing noch umfas- „Bevor’s kracht - praxis- & lösungs- pen, die eine ganze Klasse dominieren und sender zu beleuchten und den Erste-Hilfe- orientierte Wege in der Gewaltpräven- durch schädigendes Verhalten unterdrücken. Kasten mit weiteren lösungsorientierten tion“ Grundlagen der Gewaltprävention, Häufig stellt sich bei einem Workshop auch Ansätzen zu bestücken, bieten wir den Lehr- lösungsorientierte Interventionsansätze heraus, dass der Konflikt, der sich in der Klas- gang „Umgang mit Mobbing“ an. Dieser sowie Kenntnisse zu Konfliktdiagnose und se entladen hat, seinen Ursprung im Umfeld wird vom Berliner Mediator und Pädagogen Auftragsklärung aneignen. Ebenso erhiel- der Eltern oder des Pädagog*innenteams Holger Specht begleitet. ten sie praktische Hinweise zum Handeln nahm. Moderierte Abende mit Eltern und vor und in Gewaltsituationen und konnten Pädagog*innen sowie die Konfliktbear- Systemischer Ansatz & Handlungsweisen einüben. Aufgrund der beitung innerhalb eines Pädagog*innen- Peer Mediation ausgezeichneten Rückmeldungen der letz- teams waren in solchen Situationen hilf- ten Jahre kann der Lehrgang ab Februar reich und dienten auch dem Wohl der Individuelle Angebote sind wichtig, denn kein 2020 zum 3. Mal genboten werden (nähe- Kinder und Jugendlichen. Schulstandort gleicht dem anderen. „LOOK re Infos dazu auf S. 16 und unter Hervorzuheben ist, dass sich die Anfragen TWICE – Schulen schauen hin“ wird über www.friedensbuero.at). zum Thema Mobbing in den letzten Jahren den Zeitraum von zwei Semestern an Schulen BEZAHLTE ANZEIGE KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg 07
PÄDAGOGIK im Bundesland Salzburg durchgeführt. Das mit unseren Angeboten schulen. Thema Cybermobbing. Herzstück ist die Projekt setzt bei den Besonderheiten und Einen besonderen Schwerpunkt stellt das Durchführung eines Online-Rollenspiels, Bedürfnissen des jeweiligen Schulstandortes Projekt WhyWar dar, das wir bereits seit wobei über das Handy oder den Laptop an. Ziel ist es, gemeinsam mit der Schule ein mehreren Jahren durchführen und das sich eine Cybermobbing-Situation simuliert wird individuelles Angebot zur Gewaltprävention mit jedem Durchgang einem spezifischen und die Schüler*innen in den unterschied- zu entwickeln, um eine konstruktive Konflikt- Krieg annimmt. Seit 2017 wurden lichen Rollen des Gruppenphänomens dabei kultur zu fördern und die Partizipation von Schüler*innen dazu angeregt, sich sowohl sind. Während des virtuellen Parts wird Schüler*nnen sowie Eltern zu fördern. mit den Hintergründen des Krieges in Syrien immer wieder gestoppt, um die Erkennt- Peer Mediation trägt zur Verankerung auseinanderzusetzen als auch ihre eigene nisse daraus zu reflektieren und festzuhal- einer konstruktiven Streitkultur, zur Demo- Betroffenheit - sei sie direkt oder indirekt - ten. Dabei erleben die Schüler*innen, wel- kratieerziehung und zur Konfliktprävention künstlerisch-kreativ zu artikulieren und zu che Aspekte hilfreich sind, um das Cyber- bei und ist ein wichtiger Baustein der bearbeiten (vgl. S. 12-13). 314 Jugendliche mobbing zu beenden. Gewaltprävention an Schulen. Die Ausbil- konnten mit diesem Workshopangebot Die Schüler*innen sollen erfahren, wie sie dung zur Peer Mediator*in kann ab dem erreicht werden. Ein Rap, der im Rahmen sich gegenseitig stärken und wo sie im Volksschulalter in allen Schultypen erfol- des Projekts an der NMS Liefering entstand, Akutfall Hilfe bekommen können. Weitere gen und wird von zwei Friedensbüro-Refe- wurde auf der Ars Eltectronica 2019 ausge- Workshopinhalte sind unter anderem: rent*innen geleitet. Um Peer Mediation an zeichnet, was uns besonders freut. Informationen zur Gruppendynamik in die individuellen Anforderungen der Schu- Einen neuen Impuls konnten wir auch in Mobbingprozessen und wie diese funktio- le anzupassen, legen wir großen Wert auf puncto Gesprächsführung setzen. Während nieren, das Erkennen von Mobbing sowie die enge Kooperation mit einem projekt- Angebote wie „Paroli den Parolen“ die Aufklärung über rechtliche Aspekte. begleitenden Lehrer*innen-Team. Argumentationsfähigkeit vor allem gegen Start des Workshops ist Febraur 2020. Der polarisierende, vorurteilsgeladene und popu- Workshop wird für Schüler*innen ab der 5. Frieden lernen im Kinder- listische Aussagen fördern will, gibt es seit Schulstufe konzipiert. Er beinhaltet ein Vor- garten letztem Jahr auch das Angebot „Philoso- und Nachgespräch mit den Klassenvorstän- phieren mit Kindern, Jugendlichen und den sowie dem eigentlichen Workshop in Mit der Prävention von Gewalt kann nie früh Erwachsenen“. Desirée Summerer leitet der Schulklasse mit 5 Unterrichtseinheiten. genug begonnen werden. Im vergangenen diese Workshops und geht mit Jahr haben wir das Präventionsangebot Schüler*innen unterschiedlicher Altersstufen Dampf ablassen im Kraftlabor „Frieden leben im Kindergarten“ ent- sowie mit Erwachsenen dialogisch-fragend Lehrer*innen wachen streng darüber, dass wickelt, das sowohl Angebote für Kinder als vielfältigen Themen auf den Grund. Wohin sich Schüler*innen nicht körperlich angreifen. auch für Kindergartenpädagog*innen und gehen wir, wenn wir sterben? Was bedeutet Allerdings ist bekannt, dass Kinder gerne ihre Eltern miteinschließt. In unseren Fortbildun- Friede? Was ist eine Gemeinschaft? Welcher Kräfte messen, dass sie auch wild sein wollen gen für Pädagog*innen vermitteln wir viele Raum kann Schule sein? Es werden Gedan- und die eigenen Grenzen austesten möchten. praktische Übungen und Methoden, um Kin- ken ausgetauscht, Erfahrungen miteinbezo- Diese Eigenschaften werden häufig unter- dern spielerisch zu vermitteln, was sie selbst gen, Standpunkte dargestellt und daraus drückt, was langfristig dazu führt, dass vor zu einem friedvollen Umgang miteinander neue Zusammenhänge geknüpft. allem Buben ihre eigenen Bedürfnisse nicht beitragen können. Außerdem werden theo- Aktuell bemühen wir uns, unser Angebot im mehr spüren oder verstehen. retische Grundlagen für den konstruktiven Bereich der politischen Bildung zu erweitern In diesem Projekt unterstützen wir Umgang mit Konflikten vermittelt. Unsere und haben diesbezügich im Herbst 2019 Pädagog*innen darin, individuelle Krafträume Angebote sind auf unserer Homepage einen umfassenden Entwicklungsprozess an der Schule zu entwickeln. Wichtig ist, dass (www.friedensbuero.at) einsehbar. angestoßen. Unter der Koordination von gemeinsam Regeln entwickelt werden, die Kristina Langeder werden bis Mitte 2020 genauso wie das Ritual zu Beginn und zum Politische Bildung neue Konzepte und Formate entstehen, die Ende für einen guten Rahmen sorgen. sich ebenfalls an unterschiedliche Alters- Über die Möglichkeiten des Ausagierens ihrer Mit unserer politischen Bildungsarbeit wol- und Zielgruppen richten werden. überschüssigen Energien sollen Schüler*innen len wir Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre Selbstwirksamkeit auch körperlich erfah- für Themen wie Vorurteile, Rassismus, Dis- Programme in den Start- ren. Sie sollen lernen mit Nähe und Distanz kriminierung und Kränkungen sensibilisie- löchern umzugehen und die Grenzen anderer zu ach- ren, denn ein reflektierter und konstruktiver ten. Langfristig sollen sie lernen, ihre Kräfte Umgang mit diesen Phänomenen trägt zum Auch im Bereich der Konfliktbearbeitung und zu dosieren, denn Gewaltprävention wirkt, Frieden innerhalb und außerhalb des Klas- Gewaltprävention erweitern wir unser Ange- wenn Spannungen auch gezielt körperlich senzimmers bei. Ebenso setzen wir Angebo- bot kontinuierlich. Im nächsten Jahr werden abgebaut werden dürfen. te im Themenkomplex Extremismus/Popu- wir u.a. folgende Formate anbieten: lismus sowie Zivilcourage und Widerstand. Barbara Wick hat die pädagogische Letzterer knüpft an unser Schwerpunktthe- Cybermobbing verstehen und Leitung im Friedensbüro inne. Sie ist ma 2019 an und fand u.a. in einem Lehr- bekämpfen Sozialarbeiterin, selbstständige Media- gang seinen Ausdruck (vgl. dazu S. 10-11). In einem Wechsel aus Theorie und Praxis torin und Theaterpädagogin und verfügt Auch den Umgang mit Hass im Netz sowie sowie zwischen realer und virtueller Welt über langjährige Erfahrung in der eine reflektierte Mediennutzung wollen wir beschäftigen sich die Schüler*innen mit dem Workshop-/Seminarleitung. 08 KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg
PÄDAGOGIK WORKSHOPS & FORTBILDUNGEN 2019 GESAMTSTUNDEN: 643,5 | GESAMTTEILNEHMER*INNEN (TN): 2583 (Stand: November 2019) TN NACH THEMEN Paroli den Parolen: Andere Bundesländer 3% Konfliktprävention 34% Argumentationstraining 2% Konfliktintervention 24% Look Twice 4% TN NACH ZIELGRUPPE Peer Mediation 6% Medienbildung 3% Volksschule 34% No Blame Approach 14% Herzliche Aggression
SCHWERPUNKTTHEMA Desirée Summerer, Mitarbeiterin im Friedensbüro & Symposiums-Leitung Würden Sie sich bitte widersetzen! Ein Rückblick auf unser Schwerpunktthema 2019 Von Desirée Summerer. BILD: Marlene Marbach Von links nach rechts: Der Friedens- und Konfliktforscher Johannes Becker, die Aktivistinnen Mahsa Ghafari, Sabine Beck (Greenpace) und Clara Tempel (JunepA) im Gespräch mit Desirée Summerer (Friedensbüro Salzburg) über unterschiedliche Spielarten und Facetten des Widerstands. Als sich vor zwei Jahren die türkis-blaue Würden Sie sich bitte ber fand das Schwerpunktthema mit dem Regierung konstituierte, war das nicht widersetzen! künstlerisch-friedenspolitischen Symposium erst der Beginn des Sozialabbaus, einer für dieses Jahr seinen Abschluss. verfehlten Politik in Klima, Asyl, Frauen- Diese Aussage stellte einerseits die aufkom- schutz, Bildung, Pensionen, und und und, mende Motivation des Friedensbüros dar Reden über den Widerstand aber eine klare Verschärfung der Tenden- und brachte andererseits das Anliegen auf zen mit neuem Wind. Dieser Wind war den Punkt. Die Aufforderung zur Aktion soll- Dagegen sein. Für etwas eintreten. Sich besser gesagt ein alter und der Geruch, te von globalen bis privaten Belangen, wie widersetzen. Menschen im Protest beziehen der einem mit ihm entgegenschlug, roch etwa dem Stoppen von Gewaltdynamiken in eine Position, nehmen Standpunkte ein und einigen bekannt verdächtig. Daraufhin Beziehungen reichen. Mit dieser Idee wurde machen sich sichtbar, um Gehör zu erlan- hat sich in Österreich auch der Gegen- ein Jahresprogramm geschnürt, das aus drei gen. Die Gäste, die 2019 zur biografischen wind verstärkt, der großteils aus der Zivil- Formaten bestand: Den Auftakt bildete das Gesprächsreihe WIDERständig eingeladen gesellschaft kommt und seither auf erste von sieben biografischen Gesprächen wurden, sind Aktivist*innen aus Vereinen, unterschiedlichen Ebenen weht. Auch mit Menschen, die Aspekte des Widerstan- Politik und Zivilgesellschaft, die sich zu unter- rund um das Friedensbüro stellte man des im Sinne der Emanzipation aus unter- schiedlichen Themen gewaltfrei engagieren. fest, dass es wieder an der Zeit sei, der schiedlichen Bereichen gesellschaftlichen Darunter sind Sabine Beck, die für Greenpe- Ohnmacht in Bezug darauf und auf glo- Lebens verkörpern. Im Frühjahr 2019 luden ace im Bereich Netpeace aktiv ist, Sigi Mau- bale Herausforderungen wie der Klima- wir zum Lehrgang WIDERständig in Salzburg rer, bekannt u.a. als Politikerin, der Aktion- katastrophe und Krieg vehementer etwas ein, der konkrete Handlungswerkzeuge für strainer Marc Amann, Martin Balluch vom entgegenzusetzen. Deshalb wurde schlus- all jene bot, die Veränderungsprozesse im Verein gegen Tierfabriken, die syrische sendlich für das Jahr 2019 der Schwer- privaten, beruflichen oder politischen Kon- Künstlerin Diala Brisly, Fritz Ofner, österrei- punkt WIDERständig gewählt. text anstreben. Und von 22. Bis 23. Novem- chischer Dokumentarfilmer und die junge 10 KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg
SCHWERPUNKTTHEMA Aktivistin Clara Tempel. Im Setting des was er mit den Widerständigen selbst stand“. Er gab Impulse als Basis für Erzählcafés fand ein Gespräch zwischen macht. Ziel war es, Spannungsverhältnisse, Diskussionen über die Wirksamkeit ihnen und jeweils einer Person des Friedens- Ambivalenzen und Dilemmata im Kontext unterschiedlicher Praktiken und Positio- büros in kleiner Runde statt. Was ermutigt von Widerstand zu thematisieren und einen nen in Hinblick auf die Zukunft. sie dazu, die Komfortzone zu verlassen? Was breiten Diskurs dazu zu initiieren. gibt ihnen ihr Engagement? Im Gespräch Eröffnet wurde die Tagung von Schauspiel- An dieser Stelle möchten wir uns gerne gingen wir auf die Suche nach den persön- studierenden des Thomas Bernhard Instituts bei allen Partner*innen der Veranstal- lichen Wurzeln des Widerstandes der Gäste, mit einem Theaterprojekt rund um Antigo- tungen zum Schwerpunktthema bedan- ihren Vorbildern, dem täglichen Antrieb, ne. Dabei wurden bereits die Spannungsfel- ken: ARGEkultur Salzburg, Radiofabrik dem Umgang mit Hürden und der und Ambivalenzen deutlich, die Wider- Salzburg, FS1 - Freies Fernsehen Salz- Gegner*innen sowie inneren Zweifeln und stand mit sich bringt, und die Frage aufge- burg, Universität Mozarteum Salzburg – Grenzen. Dabei wurden Spannungsfelder worfen, was ihn vom überflüssigen Trotz Thomas Bernhard Institut, Prolit Salzburg und Ambivalenzen deutlich, die für das unterscheidet und wer die Definitionsmacht und Wissenschaft und Kunst. Unser Thema typisch sind. darüber hat. Aufgrund der Relevanz der Dank geht auch an das Land Salzburg, Themen, aber vor allem durch das hervorra- welches uns im Rahmen der Aktion DIA- Raus aus der Ohnmacht und gende Schauspiel und die mitreißende LOG 2019 unterstützt hat. hinein in den Widerstand! Inszenierung unter der Leitung von Jörg Lichtenstein konnte damit ein gelungener Die Vorträge des Symposiums und die bio- Im April 2019 startete der Lehrgang Auftakt gefeiert werden. grafischen Gespräche wurden durch FS1 auf- WIDERständig mit einem Angebot an alle, Robert Misik setzte am Folgetag fort, gezeichnet und sind als Videostream länger- die Umstände im privaten, beruflichen indem er die Dimensionen und Formen fristig abrufbar. Alle Infos dazu finden sich oder politischen Kontext verbessern oder von Widerständigkeit diskutierte. Er ging auf www.friedenbsuero.at. verändern wollen. Dabei sollten jene auch der Frage nach, welche Zeitpunkte, erreicht werden, die eventuell bereits Haltungen und Handlungsmotivationen es Desirée Summerer hat Soziologie und Ideen für politische Aktionen bis zum braucht, um zu verteidigen, was gegen- Kommunikationswissenschaft mit dem Interesse zivilcouragierten oder deeskalie- wärtig in Gefahr scheint: unsere demokra- Schwerpunkt Zivilgesellschaft/Gender und renden Einschreitens hatten. Die Trainings- tischen Gepflogenheiten, Institutionen und Entwicklung studiert. Sie war als Verant- Module des Lehrgangs legten ihre Schwer- Selbstverständnisse. wortliche für die biografischen Gespräche punkte auf politischen Aktivismus und sowie als Leitung des Symposiums maß- Deeskalation/Eskalation. Die Referenten „Widerstand initiiert, provoziert und geblich an der Umsetzung des Schwer- Markus Hopf, Deeskalationstrainer und belebt persönliche und gesellschaftliche punktthemas Widerstand beteiligt. Lebens- und Sozialberater, sowie Marc Konflikte und ist daher ein permanen- Amann , u.a. Herausgeber des Aktions- tes, unverzichtbares Korrektiv für Fehl- handbuches „go.stop.act! Die Kunst des entwicklungen aller Art.“ (Hans Peter kreativen Straßenprotests“, verbanden Graß, Geschäftsführer Friedensbüro Salz- theoretische Grundlagen und praktische burg, Symposiums-Leitung) Übungen und gingen auf Ideen der Teil- nehmer*innen ein. Beide Module haben Anschließend wurde ein Podium mit Schil- die Gäste laut Feedbacks überzeugen und derungen durch Johannes M. Becker über praktische Tools vermitteln können. Das die Bewegung der Gelbwesten in Frank- dritte Modul zum Thema Zivilcourage ist in reich, Sabine Becks Impulse zum Thema diesem Lehrgang aufgrund geringerer Widerstand im Netz sowie durch die Einblik- Nachfrage nicht zustande gekommen. ke in das Tun der jungen Aktivistinnen Mahsa Ghafari und Clara Tempel in den Wenn Friedenspolitik auf Bereichen Feminismus, Flucht und Asyl Kunst trifft... sowie Klimagerechtigkeit geboten. Dabei wurde analysiert, welches Potential, welche Dem Phänomen WIDERSTAND widmeten Risiken und Grenzen in diesen Formen sich zirka 100 Teilnehmer*innen beim Sym- gelebten Konflikts liegen. posium von 22.-23. November 2019, das als In Workshops bestand die Möglichkeit, Höhepunkt des Jahresschwerpunktes in sich mit persönlichen Fragen zum Thema BILD: Desirée Summerer interdisziplinärer Form mittels Kunst, Litera- Widerstand auseinanderzusetzen, das tur, Friedenspolitik und Wissenschaft statt- Potential von Crowdpower im Netz ken- fand. Ausgehend davon, dass es aktuell zu nenzulernen und sich auch die Span- einer breiten Renaissance des Begriffes nungsfelder im Kontext von Massenbewe- WIDERSTAND gekommen ist, wurde im gungen genauer anzusehen. KunstQuartier und den Räumlichkeiten von Den Abschluss des Symposiums bildete Robert Misik beim Vortrag „Die Gratwande- Wissenschaft & Kunst den Fragen nachge- Harald Welzer u.a. beim W&K-Forum rungen der Widerständigkeit“ am 23. gangen, was diesen ausmacht, aber auch, mit dem Thema „Dafür-Sein als Wider- November 2019. KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg 11
PROJEKTBERICHT Hans Peter Graß, Geschäftsführer des Friedensbüro & Mitglied der Projektgruppe WhyWar.at/Syrien „Krieg ist schwarz“ WhyWar.at/Syrien Von Hans Peter Graß. Hans Peter Graß blickt auf zahlreiche Workshops zurück, in denen sich Schüler*innen verschiedener Salzburger Schulen seit Herbst 2017 mit dem Krieg in Syrien befassten. Neben den Kriegshintergründen setzten sie sich künstlerisch-kreativ mit der Thematik auseinander. „Überall Blut, Menschen mit Wunden“. ,Überall Blut, Menschen mit Wunden – ich Workshop-Formaten thematisiert. Einerseits Schüler*innen der Neuen Mittelschule Liefe- hab’ meine Familie nicht mehr gefunden’ wurden die politischen, ökonomischen, histo- ring wurden mit dem Schicksal von Flüchtlin- und ,Überall nur noch Waffen – egal wo rischen Hintergründe des Krieges behandelt. gen konfrontiert – so sie nicht ohnehin selbst man hingeht in den Straßen – alles voller Andererseits setzten sich die Schüler*innen Fluchterfahrung hatten – und wurden dann Blut’. Jugendliche machen hier für andere mit der Frage auseinander: „Was hat Krieg dabei unterstützt, zum Thema zu rappen.“ Jugendliche das Schicksal von Jugendlichen mit mir zu tun?“ So béginnt der ORF-Journalist Simon Hadler nachvollziehbar und entreißen sie so dem Für diese Thematik drängten sich künstleri- seinen Beitrag über die Verleihung des Ausgeliefertsein der herzlosen Ignoranz, die – sche Formen auf. Wir entschieden uns für young-actors award im Rahmen des Ars Elec- getrieben von der Lust nach Action im Kul- musikalische und literarische Zugänge. Ein tronica Festivals in Linz, den die 3a-Klasse der turkampf der Nationen und von Gier – viel- Fokus dieser kreativen Projektarbeit lag auf NMS Liefering am 4. September dieses Jahres leicht mancherorts im Elternhaus (und von Schreibwerkstätten, in denen die überreicht bekam. Und er fährt fort: „Wenig Politikern) vermittelt wird.“ Schüler*innen Texte mit sehr persönlichen berührt so sehr, wie plötzlich die Stimmen Seit Herbst 2017 konnten sich Schüler*innen Bezügen erstellten. Begleitet wurden sie jener zu hören, die man 2015 als Kinder im aus verschiedenen Salzburger Schulen unter dabei von Luna Al-Mousli, einer österrei- Fernsehen gesehen hat, deren Existenz vom Begleitung des Friedensbüros im Rahmen des chisch-syrischen Schriftstellerin, die in ihren Online-Mob damals geleugnet wurde, weil ja Projektes whywar.at mit dem Thema „Krieg Büchern von ihrer Kindheit in Damaskus und angeblich nur junge Männer gekommen und Frieden“ auseinandersetzen. Der thema- ihrem Ankommen und Leben in Österreich sind, die es sich wirtschaftlich verbessern tische Schwerpunkt galt dem Krieg in Syrien. erzählt. Den musikalischen Part begleitete wollten. Jetzt sind sie Jugendliche. Und in Dieser Krieg, dem es an Komplexität und Yasin Ulu, Rapper und Musikproduzent zahl- ihrem Namen rappen die Kids der NMS: Dynamik nicht fehlt, wurde in verschiedenen reicher Alben. Mit seiner langjährigen päda- gogischen Erfahrung brachte er den Schü- ler*innen das Thema mithilfe von Raps als Ausdrucksmöglichkeit näher. Unter dem Titel „Krieg ist schwarz“ wurden Gedichte, Briefe, Radiobeiträge und Raps aus den NMS Grödig, Lehen und Liefering, aus dem ABZ St. Josef, dem Polytechnischen Lehrgang Bischofshofen und dem BG Zau- nergasse am 19. Juni in einem übervollen Literaturhaus einem begeisterten Publikum präsentiert. Im Anschluss daran führte Luna Al-Mousli ein Gespräch mit der syrischen Künstlerin Diala Brisly über die Rolle der Kunst in Zeiten des Krieges und über Brislys traumatherapeutisches Kunstprojekt „Zelt- schule” im Libanon. Diesem Projekt galt auch die Zuwendung eines Benefizprojek- tes. Teresa Thalhammer und Anna Schei- blehner übergaben den Reinerlös aus dem Verkauf ihres Kinderbuchs UBUNTU an das Projekt „Zeltschule“. Infos und Weblink: http://www.whywar.at/projektergebnisse/ BEZAHLTE ANZEIGE Hans Peter Graß ist Geschäftsführer des Friedensbüro Salzburg und langjäh- riges Mitglied der Projektgruppe „WhyWar.at“. 12 KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg
PROJEKTBERICHT Krieg ist schwarz, Sinn finde ich dahinter nicht, nicht hinter bruch, Nasenbluten oder die Wunde, die Schwarz wie die Dunkelheit, Krieg. nicht heilbar ist? Dunkelheit ist schrecklich für mich – es tut Krieg führt zu Hoffnungslosigkeit. Ist es das wert, dass die Kinder leiden? weh. Hoffnungslosigkeit in der Welt? Leiden sollen wir nicht, Weh tut es tief im inneren Herzen des Men- Welt bedeutet für mich kunterbunt. nicht die Kinder. schen. Kunterbunt sollte der Krieg werden um ihn Kinder sind das A und O in der Familie. Menschen rund herum verlaufen sich. aufzuhalten. Familien dürfen nicht getrennt werden. Sich wirklich hineinversetzen? Nein, das kann Halten müssen wir uns Menschen fest Werden wir alle betroffen sein? ich nicht. gemeinsam. Sein Herz, mein Herz, ihr Herz: macht doch Nicht bitter, nicht sauer ist der Krieg, aber Gemeinsam sind wir stark. keinen Unterschied. Menschen können den wie dann? Stark sind wir, aber nur dann wenn wir für- Krieg stoppen. Dann schaue ich mich an und bedanke mich einander da sind. Stoppen wir den Krieg? für mein Leben, das Gott mir ermöglicht hat. Sind Kinder verletzt? Krieg wird gestoppt. Hat das alles einen Sinn? Verletzt inwiefern, Schürfungen, Knochen- (Schülerin ABZ St. Josef, WhyWar-Workshop) VERANSTALTUNGSRÜCKBLICK 2019 31. Januar | JBZ 13. Mai | Antoniussaal 27.-29. September | VHS Linz Lesung & Diskussion „Herrschaftsfrei Podiumsdiskussion „Wählt Europa“ Symposium „Etwas tun! Aber wie?“ aus leben!“ Mit Markus Pühringer Mit Susanne Scholl, Philippe Narval, Anlass von Gandhis 150. Geburtstag Oliver Scheiber Mit: Reiner Steinweg, Lou Marin, 7. Februar | Shakespeare Salzburg Severin Renoldner, u.a Gespräch „WIDERständig“ 14. Mai | Shakespeare Salzburg Mit Sabine Beck Gespräch „WIDERständig“ 4. Oktober | Literaturhaus Mit Martin Balluch Lesung & Gespräch „Bleib stark“ 8. Februar | St. Virgil Salzburg Mit: Rosa Gitta Martl Lesung & Diskussion „Schwedenrei- 20. Mai | Aula der Universitätsbibliothek ter: Zwischen Erinnern und Verdrän- Seminar & Lesung„Zeit der Häutung. Das 16. Oktober | Shakespeare Salzburg gen“ Mit Hanna Sukare, Brigitte kroatisch-faschistische Ustascha-Regime“ Gespräch „WIDERständig“ Höfert, Michael Mooslechner Mit Robert Kleindienst, Elke Calic Mit: Fritz Ofner 7. März | ARGEkultur 11. Juni | Afroasiatisches Institut 22.-23. Oktober | Brunauer Zentrum Gespräch „WIDERständig“ Mit Sigi Maurer Diskussion „Afrika. Exkursion an den Rändern Tagung „CyberMobbing macht das des Weltsystems“ Leben schwer“ 7. März | ARGEkultur Mit Günther Lanier Mit: Mechthild Schäfer, Rupert Her- Podiumsdiskussion „Fempowa: (Netz-) zog, u.a. Gewalt und Widerstand“ Mit Sigrid Mau- 14. Juni | Literaturhaus rer, Joland Spiess-Hegglin, Anne Roth Lesung, Gespräch & Piano „Kunst und Krieg“ 30. Oktober | Academy Bar Mit Jad Turjman, Aeham Ahmad Vortrag & Gespräch „Nordsyrien/Rojava 7. März | Edmundsburg und die europäische Verantwortung“ Vortrag & Diskussion „Vertrieben und 18. Juni | SecondFloor Mit: Berivan Aslan verletzt“ Mit David Becker Gespräch „WIDErständig“ Mit Dialy Brisley 23. November | Afroasiatisches Institut 11. April | ARGEkultur Vortrag & Diskussion „Yemeni Insider. Gespräch „WIDERständig“ 19. Juni | Literaturhaus Global Space Jemen“ Mit Marc Amann Diskussion „Krieg ist schwarz“ Mit: Gawaher Asaad Mit Luna Al-Mousli, Diala Brisly 26. April | Ignaz Rieder Kai 10. Dezember | ARGEkultur Gedenkveranstaltung „Gedenkstunde für 16. September | St. Virgil Salzburg Podiumsdiskussion & Ausstellung Roma und Sinti“ Mit Rosa Gitta Martl, u.a. Vortrag & Diskussion „Der andere Name „20 Jahre Platttform Menschenrechte. des Friedens“ Eine Geschichte von Scheitern und 30. April | Salzburg Museum Mit: Isolde Charim Widerstand“ Gedenkveranstaltung zur Bücherverbren- Mit Albert Mondschein, Flüchtlingsge- nung „Zivilcourage. gestern: heute“ Mit 19. September | DAS Kino spräche; Verleihung der „Rose für Heinz Patzelt, Ludwig Laher, u.a. Film & Diskussion „Inland“ Mit: Ulli Gladik Menschenrechte“ KRANICH 04/2019 – friedensbüro salzburg 13
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