Baumartenwahl WG5: Östliche Randalpen Eine Empfehlung der Plattform klimafitter Wald

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Baumartenwahl WG5: Östliche Randalpen Eine Empfehlung der Plattform klimafitter Wald
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Baumartenwahl
WG5: Östliche Randalpen
Eine Empfehlung der Plattform klimafitter Wald

                                 Bundesforschungszentrum für Wald
Baumartenwahl WG5: Östliche Randalpen Eine Empfehlung der Plattform klimafitter Wald
Liebe Waldbesitzerinnen!                                                                 Inhalt
    Liebe Waldbesitzer!                                                                      1. Klimaerwärmung: Prognosen und Szenarien .............................................4
                                                                                             2. Auswirkungen der Klimaerwärmung auf den Wald .................................6
    Wie geht es Ihrem Wald? Haben Sie schon ein paar klimabedingte                           3. Baumartenwahl - welcher Baum passt wo?.................................................8
    Veränderungen bemerkt oder sind die Schäden gar schon ein großes Problem?
    In jedem Fall muss sich der österreichische Wald anpassen, um weiter seine               4. 11 Praxistipps für die Waldbewirtschaftung
                                                                                                in Zeiten der Klimaerwärmung ......................................................................10
    vielfältigen Leistungen erbringen zu können. Und da die Klimaveränderung
    schneller verläuft, als natürliche Anpassungsprozesse, müssen Sie ihn dabei              5. Waldbauliches Ziel und Strategie für klimafitte Wälder ....................12
    unterstützen. Seit jeher war Holz schon ein wichtiger Faktor in unserem Land             6. Entscheidende waldbauliche Maßnahmen
    und wird es für eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung auch weiter bleiben.              für einen klimafitten Wald ...............................................................................14
    Ebenso hohen Stellenwert hat der Wald als biodiverser Lebensraum für eine                7. Baumartenampel .................................................................................................16
    Vielzahl an Tieren, Pflanzen und Pilzen, für unsere Erholung aber auch für den
                                                                                             8. Eckdaten der Region ...........................................................................................18
    Schutz von Lebensräumen und Infrastruktur.
    Die Klimaerwärmung erfordert für den Wald unter anderem eine Veränderung
    der Baumartenzusammensetzung auf den meisten Standorten. Je besser Ihr
                                                                                           Ansprechpartner
    Wald vorbereitet ist, desto geringer ist Ihr Risiko in der Zukunft. Sie können jeden
                                                                                           Waldbesitzer*innen können weiter-                             Passende regionale forstliche Beratung
    einzelnen Hektar Ihres Waldes unterstützen, indem Sie seine Klimafitness aktiv
                                                                                           führende Information und Rat bei                              für Ihren Wald finden Sie unter
    fördern und Ihre waldbaulichen Zielsetzungen entsprechend definieren.
                                                                                           Expert*innen folgender Organisationen                         www.klimafitterwald.at/beratersuche
    Die Bundesregierung hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit dem Waldfonds             einholen:
    das historisch größte Unterstützungspaket für die Forstwirtschaft etabliert.            Landwirtschaftskammern und
    Unter www.waldfonds.at finden Sie alle Infos rund um dieses breit aufgestellte           Bezirksbauernkammern                                        Webtipps
                                                                                            Forstbehörde
                                                                                                                                                         www.klimafitterwald.at
    Förderinstrument.                                                                                                                                    www.herkunftsberatung.at
    Nutzen Sie das vorhandene Beratungsangebot der forstlichen Dienstleister und            Waldverbände und Waldwirtschafts-                           www.waldwissen.net
                                                                                             gemeinschaften                                              www.bfw.gv.at
    Behörden und setzen Sie sich mit Ihren Zielen und den Möglichkeiten in Ihrem
    Wald auseinander. Die vorliegenden Empfehlungen sollen eine erste Übersicht             Waldbesitzerverbände
    für Sie sein. Detaillierte Informationen können Sie von Expertinnen und Experten        Bundesforschungszentrum für Wald
                                                                                                                                                         Für den Inhalt verantwortlich
    diverser Fachorganisationen und über www.klimafitterwald.at beziehen.                   private Dienstleister                                       Bundesforschungs- und
                                                                                            Gemeinden                                                   Ausbildungszentrum für Wald,
                                                                                            Waldaufseher (Tirol, Vorarlberg)
    Viel Erfolg und Freude mit und in Ihrem Wald wünscht Ihnen,                                                                                          Naturgefahren und Landschaft,

                                                                                            Forstvereine (regional)
                                                                                                                                                         kurz BFW
    Dr. Peter Mayer                                                                                                                                      Seckendorff-Gudent-Weg 8
    Leiter (BFW)                                                                            Waldpflegevereine (regional)                                A-1131 Wien

2                                                                                                                                                                                                                    3
Baumartenwahl WG5: Östliche Randalpen Eine Empfehlung der Plattform klimafitter Wald
1.                                              Klimaerwärmung: Prognosen und Szenarien                                                                                           Bei ungebremsten Treibhausgasemissionen, dem sogenannten „business as
                                                                                                                                                                                      usual“-Szenario, müssen wir österreichweit von heute bis zum Ende des Jahr-
                                                                                                                                                                                      hunderts mit einer weiteren Temperaturerhöhung von bis zu 4 °C rechnen.
    Klimaerwärmung in Österreich – ein Blick zurück
    Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist es in Österreich um 1,9 °C wärmer geworden.                                                                                                  Beim „Klimaschutz-Szenario“ (RCP 4.5), das voraussetzt, dass wirksame,
                                                                                                                                                                                      moderate Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, wird ein weiterer Anstieg
                                                9                                                                                                                                     der Temperatur um etwa 2,3 °C prognostiziert.
     Jahresmittelwert der Lufttemperatur [°C]

                                                8                                                                                                +2

                                                                                                                                                      Abweichung von 1961-1990 [°C]
                                                                                                                                                 +1
                                                7
                                                                                                                                                                                      Prognosen für Niederschlag und Extremereignisse
                                                6                                                                                                 0                                   Bei der Niederschlagsmenge lassen sich weniger zuverlässige Aussagen treffen.
                                                                                                                                                 -1
                                                                                                                                                                                      Die Niederschlagsentwicklung unterscheidet sich stark regional. Betrachtet man
                                                5
                                                                                                                                                                                      einen längeren Zeitraum, zeigen sich für Südostösterreich stärker zurück-
                                                                                                                                                 -2
                                                4
                                                                                                                                     ©ZAMG
                                                                                                                                                                                      gehende Winterniederschläge, während man in den restlichen Landesteilen mit
                                                3
                                                                                                                                     HISTALP
                                                                                                                                                 -3                                   etwas mehr Niederschlag außerhalb der Vegetationsperiode rechnet.
                                                      1780   1800   1820   1840   1860   1880   1900   1920   1940   1960   1980   2000   2020
                                                                                                                                                                                      Die bereits heute zu beobachtende Zunahme von Extremereignissen wie
                                                                                                                                                                                      Starkregen, Stürmen und Dürreperioden wird auch in den nächsten Jahrzehnten
                                                                                                                                                                                      anhalten und stellt für den Wald eine hohe Gefährdung dar.
    Auswirkungen der Klimaerwärmung
    Temperaturextreme nehmen seit den letzten Jahrzehnten signifikant zu. Die An-
    zahl von Hitzetagen und tropischen Nächten steigt, jene von Frosttagen nimmt                                                                                                      Temperaturentwicklung in Österreich
    ab. Auch in der Natur sind die Auswirkungen des Klimawandels nicht zu übersehen:
    Beispielsweise gehen die Gletscher dramatisch zurück und der Temperaturanstieg                                                                                                    1900 – Heute:          +1,9 °C
    in Seen und Flüssen wirkt sich auf verschiedene Fischarten aus. Im Wald sind unter                                                                                                Heute – 2050:          +1,4 °C
    anderem das Ansteigen der Baumgrenze in alpinen Regionen und das vermehrte                                                                                                        Heute – 2100:          +2,3-4,0 °C
    Auftreten von Schädlingen eindeutige Zeugen der Klimaerwärmung.

    Szenarien der Zukunft
    Wegen der Trägheit des Klimasystems sowie der Langlebigkeit von Treibhaus-                                                                                                          Bis zum Jahr 2100 ist von einem weiteren Temperaturanstieg
    gasen in der Atmosphäre ist, unabhängig vom jeweiligen Szenario, bis 2050 in                                                                                                        zwischen 2,3 °C und 4 °C auszugehen.
    Österreich ein weiterer Temperaturanstieg von etwa 1,4 °C sehr wahrscheinlich.                                                                                                      Die in dieser Baumartenampel formulierten Empfehlungen unter-
    Die Temperaturentwicklung danach wird sehr stark durch die Effektivität der                                                                                                         stellen eine Klimaerwärmung von etwa 2,3 °C.
    Klimaschutzmaßnahmen der kommenden Jahre bestimmt.

4                                                                                                                                                                                                                                                                      5
Baumartenwahl WG5: Östliche Randalpen Eine Empfehlung der Plattform klimafitter Wald
2.   Auswirkungen der Klimaerwärmung                                                                                 Im Gebirge verschiebt sich die Waldgrenze nach oben.
         auf den Wald                                                                                                    Das optimale Wuchsgebiet der Fichte wandert „hinauf“.
                                                                                                                         Im Mittel beträgt die Temperaturabnahme 0,65 °C je hundert Meter ansteigender
    Veränderung der Baumartenzusammensetzung                                                                             Seehöhe. Bei einer Erwärmung um 2,3 °C werden beispielsweise auf 750 Meter
    Besonders im Osten Österreichs und im Flachland werden sich zukünftig                                                Seehöhe in der Zukunft jene Temperaturen vorherrschen, die es heute auf
    wärmeliebende und trockenresistentere Baumarten leichter tun.                                                        400 Meter Seehöhe gibt. Damit verschieben sich die optimalen Wuchs-
                                                                                                                         bedingungen einer Baumart um etwa 350 Meter Seehöhe nach oben.

                                                                                                                         Die Baumarten an der oberen Baumgrenze werden ihr Areal weiter nach oben
                                                                                            Zerr-, Flaum-,               ausdehnen. An der unteren Verbreitungsgrenze wird es für viele heimische
                                                                                           Korkeiche u.a.                Baumarten zu trocken werden.
                                                                                      Stiel- und
                                                                                  Traubeneiche
                                                                                                                           Standorteignung der Fichte
                                                                                Andere
                                                                                                                           Heute                                2100 (bei 2,3°C Erwärmung)
                                                                       Kiefer
                                                          Fichte                                                           Wuchsgebietsgrenzen                   Wuchsgebietsgrenzen

           2010                              Buche
                       2040
                                     2070
                                                 2100
      Quelle:
      Hanewinkel et al (2012): Climate change may cause severe loss in the economic value of European forest land.
      Nature Climate Change – Modellierter Flächenanteil der verschiedenen Hauptbaumarten bis zum Jahr 2100 für Europa
      © 2020, Bundesforschungszentrum für Wald, https://bfw.ac.at

    Der Fichte wird es in tiefen Lagen zu warm.                                                                          Steigender Trockenstress
    Mit zunehmenden Borkenkäferbefall ist zu rechnen.                                                                    Die steigenden Temperaturen führen bei Bäumen zu Trockenstress. Sie werden
                                                                                                                         anfälliger für Krankheiten und weniger widerstandsfähig gegen Schädlinge.
    Insbesondere reine Nadelholzbestände können in tiefen (
Baumartenwahl WG5: Östliche Randalpen Eine Empfehlung der Plattform klimafitter Wald
3.   Baumartenwahl - welcher Baum passt wo?                                                   Zusätzliche wesentliche Parameter für die
                                                                                                  Standorteignung einer Baumart:
                                                                                                  Der Waldboden und dessen Wasserhaushalt, Gründigkeit und Nährstoffver-
    Der Standort ist entscheidend! Verschiedene Baumarten stellen unterschiedliche                sorgung, sowie die Geländeform und Exposition sind weitere wesentliche
    Anforderungen an ihren Standort. Ob ein Baum gute Wuchsbedingungen                            Parameter, die am Standort selbst festgestellt werden können.
    vorfindet, wird von einer Reihe von Einflussfaktoren bestimmt.
                                                                                                  Exposition
      Die vorliegenden Empfehlungen für die Baumartenwahl basieren                                Die Exposition beschreibt, in welche Himmelsrichtung der Hang zeigt.
      auf den forstlichen Hauptwuchsgebieten, der Seehöhe, den                                    Süd - höhere Sonneneinstrahlung, daher trockener und wärmer
                                                                                                  Nord - Schattenseite, Schnee liegt länger
      Niederschlagsverhältnissen und den spezifischen Erfordernissen
                                                                                                  Ost - Morgensonne
      der Baumarten.
                                                                                                  West - Abendsonne und Wetterseite

    Forstliche Hauptwuchsgebiete                                                                  Geländeform
    Österreich ist in neun forstliche Hauptwuchsgebiete eingeteilt. Diese natur-                  Die Geländeform ist ein wichtiger Parameter. Das Wasser- und Nährstoff-
    räumliche Gliederung basiert im Wesentlichen auf den Kriterien Klima, Grund-                  angebot nimmt zumeist von oben nach unten zu. Auch die Steilheit eines Hanges
    gestein und Landschaftsform.                                                                  hat Einfluss auf die Versorgung.

                                                                                                                                                                        Kuppe
     Seehöhe
                                         3000 m   ALPIN        Gletscher
                                                               Schneegrenze                                                       Rücken, Riedel                       Oberhang
                                         2500 m   HOCHLAGE     Grenze geschlossener Vegetation         Ebene                                                   Mittelhang
                                                               Baumgrenze
                                         2000 m   HOCHLAGE     Krüppelwuchs und Zwergformen                                                                Unterhang
                                                               Waldgrenze                                                           Unterhang
                                                                                                                        Grabeneingang              Mulde
                                         1500 m   MITTELLAGE   Nadelwald - Kampfzone                           Graben
                                                               Obergrenze der meisten Laubbäume
                                         1000 m   MITTELLAGE   Mischwald -
                                                               Laubbäume werden weniger
                                         500-600 m TALLAGE     Mischwald                          Herkunft
                                                                                                  Innerhalb einer Baumart bilden sich auf Grund regionaler Umweltbedingungen
                                                                                                  charakteristische, genetisch fixierte Eigenschaften aus. Hinter „Herkunft”
    Eignung der Baumarten                                                                         versteckt sich nicht nur der Ort, an dem ein Baum wächst. Es sind auch all die
    Jede Baumart stellt an Boden, Klima und Lichtbedarf unterschiedliche An-                      „Erfahrungen”, die vorangegangenen Baumgenerationen dabei geholfen haben,
    sprüche. Je nach waldbaulicher Zielsetzung wählt man für den eigenen Wald am                  sich an einen Standort ideal anzupassen und jetzt in den Genen gespeichert sind.
    besten jene Baumarten, die jetzt und in Zukunft stabil und gesund am Standort                 Durch die Veränderung des Klimas passen die „Erfahrungen“ der Vergangenheit
    wachsen können.                                                                               aber immer weniger zum zukünftigen Klima.

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4.   11 Praxistipps für die                                                          9.  Arbeiten Sie eng mit den Jäger*innen zusammen. Überhöhte Wild-
          Waldbewirtschaftung in Zeiten der                                                   bestände müssen auf ein vernünftiges Maß reduziert werden, damit auch
                                                                                              verbissempfindliche Baumarten eine Chance haben und eine vielfältige
          Klimaerwärmung                                                                      Verjüngung gesichert werden kann.
                                                                                          10. Erhöhen Sie die Biodiversität durch verschiedene Baumarten und
     1.   Überlegen Sie, wie Ihr Wald in der Zukunft aussehen soll. Definieren Sie Ihre       vielfältige Lebensräume wie Totholz, Veteranenbäume, Wasserstellen und
          waldbaulichen und betriebswirtschaftlichen Ziele auf Basis der natürlichen          die Förderung einer Strauch- und Krautschicht. Damit wird Ihr Wald
          Voraussetzungen (z.B. Standort, zukünftiges Klima, etc.). Erst dann können          widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge und Kalamitäten.
          Sie die waldbaulichen Maßnahmen planen.                                         11. Informieren Sie sich über die relevanten gesetzlichen Bestimmungen und
     2.   Fördern Sie einen stabilen, gut strukturierten, mehrstufigen Mischwald und          holen Sie sich bei Expert*innen Rat.
          bringen Sie klimafitte Baumarten ein. Wenn möglich sollte ein Mischwald
          aus mindestens vier Baumarten bestehen – in Gruppen gepflanzt, die
                                                                                                                                       forstliche Beratung
          mindestens 200-400 m2 betragen. Das senkt das Risiko für Ihren Wald.                                    Passende regionale
                                                                                                                                        n Sie unter
                                                                                                                  für Ihr en Wald finde
                                                                                                                                        .at /ber at er suche
     3.   Vermeiden Sie große Kahlschläge, dem Waldboden kann es leicht zu heiß                                   www.klimafitterwald
          werden. Zudem können eine Reihe anderer Probleme auftreten, wie etwa
          Verjüngungsschwierigkeiten, Erosion sowie Humus- und Nährstoffverlust.
                                                                                           Wie erkenne ich einen von Borkenkäfern befallenen Baum?
                                                                                           
     4.   Rechtzeitige Pflege und Durchforstung sind zwingend notwendig.
                                                                                               Harzfluss oder kleine Harztropfen an der Rinde [1]
          Dadurch können Sie vitale Bäume mit ausreichend langer Krone, dicken                Kleine kreisrunde Einbohrlöcher am Stamm [2]
          Stämmen und gut ausgebildetem Wurzelsystem fördern und dadurch die                  Braunes Bohrmehl am Stammfuß oder hinter Rindenschuppen [3]
          Stabilität des Waldes erhöhen. Kürzere Umtriebszeiten sollten dabei                 Grüne Nadeln am Boden [3]
          angestrebt werden, um in unsicheren Klimaverhältnissen das Risiko zu                Spechttätigkeit am Baum [4]
          minimieren.                                                                         Verfärbung der Krone (fahl grün bis rot) [5]
     5.   Vermeiden Sie Bodenerosion und -verdichtung durch schonende                      1                  3                      4                     5
          Nutzungs- und Bringungssysteme (keinesfalls flächige Befahrung des
          Waldbodens).
     6.   Kontrollieren Sie den Wald regelmäßig auf Borkenkäferbefall und ent-
          nehmen Sie befallene Bäume umgehend.                                             2

     7.   Entwickeln Sie gut gestufte und reich strukturierte Waldränder. Diese
          können helfen, Schäden durch Trockenheit und Sturm zu verringern, und
          fördern die Biodiversität.
                                                                                          Webtipp:
     8.   Achten Sie bei Saat- und Pflanzgut auf die Verwendung geeigneter                www.klimafitterwald.at/fragen-und-antworten/wie-erkenne-ich-borkenkaeferbefall
          Herkünfte (www.herkunftsberatung.at).

10                                                                                                                                                                         11
5.   Waldbauliches Ziel und Strategie                                              Aber was kann man tun, um den Wald
          für klimafitte Wälder                                                         klimafit zu machen?

                                                                                        Die Strategie: Entwicklungsphasen des Waldes rechtzeitig nutzen
     Das Ziel: Vielfältige, vitale und stabile Wälder                                   Die unterschiedlichen Entwicklungsphasen eines Waldes erfordern unter-
     Zukunftsfähige und klimafitte Wälder weisen einige besondere Merkmale auf:         schiedliche waldbauliche Maßnahmen. Dabei ist es besonders wichtig, die sich
     Sie zeichnen sich durch eine vielfältige Zusammensetzung aus, besitzen vitale      auftuenden waldbaulichen Fenster rechtzeitig zu nutzen.
     Einzelbäume und stabile Bestände.
                                                                                        Nicht oder zu spät durchgeführte Maßnahmen gefährden die Stabilität des
     Die Vielfalt bezieht sich dabei nicht nur auf die Anzahl der verschiedenen Baum-   Waldes langfristig. Wenn beispielsweise die rechtzeitige (frühe!) Stammzahl-
     arten, sondern auch auf die genetische Vielfalt sowie das unterschiedliche Alter   reduktion bzw. Durchforstung in den jungen Entwicklungsphasen eines Bestandes
     und den Strukturreichtum des Bestandes.                                            verabsäumt wird, bilden sich tendenziell „dünne“ Bäume mit kurzen Kronen,
                                                                                        schwacher Wurzel und einer hohen Gefährdung durch Wind, Schneebruch
     Vitale und stabile Bestände sind aus gesunden Einzelbäumen aufgebaut, die ein
                                                                                        und Käferbefall. Versäumnisse in der Dickungspflege kann man bei der Erst-
     kräftiges Wurzelsystem, lange und breite Kronen und einen günstigen h/d-Wert
                                                                                        durchforstung nicht oder nur schwer ausgleichen.
     aufweisen.
                                                                                        Durchforstungen sollen sehr kräftig und sehr früh durchgeführt werden. Bis zur
                                                                                        halben Umtriebszeit müssen die Durchforstungen abgeschlossen sein.
       Der h/d-Wert.
       Der h/d-Wert                    H
                                       m                                                Für viele Maßnahmen ist der Rat forstlich geschulten Personals dringend
       beschreibt das
                                           HD    75      85         95                  empfohlen!
       Verhältnis zwischen
       Höhe und Durch-
                                 15
       messer (in Brust-
       höhe) des Baumes. Je
                                                                                          Das Konzept der klimafitten Wälder bezieht sich nicht nur auf die
       kleiner der h/d-Wert,     10
                                                                           D = 5 cm
                                                                                          Anpassung und den Aufbau von stabilen Wäldern mit hoher
       umso stabiler ist ein
       Baum gegen                                                                         Resilienz gegenüber der Klimaerwärmung. Es berücksichtigt
                                  5                                        D = 10 cm
       natürliche Ereignisse,                                                             darüber hinaus auch die Reduktion von Treibhausgasen aus der
       wie beispielsweise        1,3                                       D = 15 cm      Atmosphäre und zielt auf eine nachhaltige Holzproduktion ab, um
       Sturm.                          BHD      20 cm   18 cm      16 cm                  so daraus erwirtschaftetes Einkommen langfristig zu sichern.
                                                                                          Klimafitte Wälder können damit die im Forstgesetz geforderten
     Vielfältige und stabile Wälder senken das Betriebsrisiko und gewährleisten, dass     Waldfunktionen bestmöglich erbringen.
     der Wald die gewünschten Waldleistungen nachhaltig erbringen kann.

12                                                                                                                                                                       13
6.   Entscheidende waldbauliche Maßnahmen                                                                  Hier sind die Entwicklungsphasen des Waldes dargestellt. Die Tabelle zeigt, wann
          für einen klimafitten Wald                                                                            besonders entscheidende Maßnahmen für den Aufbau zukunftsfähiger und
                                                                                                                klimafitter Wälder durchgeführt werden können.

           Waldbauliche Ziele                                                                                        Baumartenvielfalt I Genetische Vielfalt I Strukturelle Vielfalt I Vitalität und Stabilität

           Entwicklungsphasen des Waldes

                                                                        X X
                         Kultur /                                         Jungbestand /                                  Stangenholz                       Schwaches bis                      Starkes Baumholz /
                       Jungwuchs                                            Dickung                                                                       mittleres Baumholz                      Altbestand
                                                                                                                       Bestände mit einem                  Bestände mit einem
               Von den jungen Pflanzen bis zum                        Bestände ab einer Höhe von                  durchschnittlichen Brusthöhen-      durchschnittlichen Brusthöhen-           Bestände mit einem
                Beginn des Kronenschlusses.                            2 Metern und bis zu einem                      durchmesser zwischen                durchmesser zwischen            durchschnittlichen Brusthöhen-
                       0-2 Meter Höhe                              Brusthöhendurchmesser von 7 cm.                       7 cm und 20 cm.                     20 cm und 50 cm.                 durchmesser ab 50 cm.

     • Standortgemäße Baumartenwahl: siehe Baum-         • Stammzahlreduktion, um den Bäumen aus-               • Rechtzeitige und kräftige         • Umtriebszeitverkürzung ist         • Einleiten der Verjüngung
       artenampel. Auf Mischungsverhältnis achten.         reichend Standraum zu geben, damit diese lange         Durchforstung                       prinzipiell sinnvoll, je älter der   durch kleinflächige oder Einzel-
                                                           Kronen und kräftige Wurzeln ausbilden. Der beste     • Nadelholz:                          Bestand, umso höher das Risiko       baumnutzungen.
     • Pflanzung und Saat: Auf die Wahl genetisch
                                                           Zeitpunkt sind Spätsommer und Herbst wegen des         In der Erstdurchforstung wird       von Schäden z.B. Sturm, Käfer,
       geeigneter Herkünfte achten.                                                                                                                                                      • Große, zusammenhängende
                                                           geringeren Forstschutzrisikos. In Nadelholz-           bei einer Oberhöhe von              Fäule.
                                                                                                                                                                                           Kahlschläge vermeiden.
     • Pflanzverfahren: Wurzel des jungen Baumes           beständen auf höchstens 1300 Stück reduzieren;         12-15 m die Stammzahl auf         • Einleiten der Verjüngung durch
       ausreichend Platz geben!                            bei Laubholz ist am Anfang eine hohe Stammzahl         etwa 600 bis 800 Bäume pro ha                                          • Bestandesschonende
                                                                                                                                                      kleinflächige oder einzelne
                                                           sinnvoll.                                              reduziert. Dabei liegt der                                               Holzernte:
     • Geeignete Pflanzenzahl:                                                                                                                        Nutzungen.
                                                         • Negative Auslese durch Entfernung von z. B.            Schwerpunkt auf einer sehr                                               Vermeiden von Wurzel- und
       Empfohlene Pflanzverbände bei Nadelbäumen:
                                                           Zwieseln oder besonders vorwüchsigen Bäumen            großzügigen Freistellung der      • Ab einer Oberhöhe (mittlere          Stammschäden, kein flächiges
       2,5 x 2,5 m oder 2,5 x 3,0 m oder 3,0 x 1,8 m =
                                                           (Protzen).                                             ausgewählten Z-Bäume. Ein           Höhe der 100 stärksten               Befahren des Waldes. Streu
       1200-2000 Stück/ha.
                                                         • Mischwuchsregulierung:                                 zweiter Eingriff sollte bei einer   Stämme je Hektar) von zirka          (Nadeln, Laub, Feinäste) im
       Laubholz sollte vor allem in Trupps gepflanzt
                                                           Steuerung der Baumartenzusammensetzung und             Oberhöhe von 20-23 m stattfinden.   25 m sollten keine Eingriffe         Wald belassen (Nährstoffe!).
       werden. In den Trupps stehen beispielsweise
                                                           einzelne Förderung der gewünschten Baumarten           Auch hier wird etwa die Hälfte      mehr gemacht werden, die zu
       25 Bäume immer der gleichen Baumart in einem                                                                                                                                      • Naturverjüngung in
                                                           durch die Entnahme der jeweils unerwünschten           der Bäume entnommen.                einer Auflockerung des
       engen Abstand (z.B. 1 m für Eiche und Buche                                                                                                                                         Beständen, wo geeignete
                                                           bedrängenden Baumart. Sinnvoll ist es, Gruppen                                             Kronendaches führen.
       sowie 2 m für Edellaubhölzer). Der Abstand                                                               • Laubholz:                                                                Mutterbäume (Baumart,
                                                           mit gleichen Baumarten zu bilden.                                                          Erhöhte Windwurfgefahr!
       zwischen den Trupps entspricht dem                                                                         Phase 1: Qualifizierung -                                                Herkunft) vorhanden sind,
       Endbaumabstand (12 – 15 m).                       • Füllhölzer (z.B. Birke, Aspe) im Bestand belassen.     Schaffen eines astfreien                                                 fördern.
                                                                                                                  Schaftes durch Dichtstand oder
     • Wildschäden vermeiden:                                                                                     Astung.
       Angepasste Wildbestände, falls notwendig                                                                   Phase 2: Dimensionierung -
       Verbiss- und Fegeschutz anbringen.                                                                         Stetige Entnahme von Bäumen,
     • Jungwuchspflege: Konkurrenzvegetation                                                                      die den Zukunfts (Z)- Baum be-
       (z.B. Brombeere) aussicheln oder mähen.                                                                    drängen.

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7.    Baumartenampel für                                                                                               Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die klimatischen
           WG5: Östliche Randalpen                                                                                          Bedingungen am ausgewählten Ort für eine Baumart passen?
                                                                                                                               = hoch     = mittel    = gering

                                                                                                                                                                                                                             Schwarzkiefer
                                                                                               Traubeneiche

                                                                                                                                                                                                              Schwarzerle*

                                                                                                                                                                                                                                             Vogelkirsche
                                                                                                                                                 Edelkastanie

                                                                                                                                                                        Flaumeiche*

                                                                                                                                                                                                                                                            Winterlinde
                                                              Weißtanne
                                        Weißkiefer

                                                                                                                                                                                      Hainbuche
                                                                                                                                    Douglasie*
                                                                                                              Bergahorn
                                                                                  Stieleiche

                                                                                                                                                                                                  Roteiche*

                                                                                                                                                                                                                                                                          Zerreiche
                                                     Lärche

                                                                          Buche
                               Fichte

                                                                                                                                                                Esche
                                                                                                                            Birke
      www.klimafitterwald.at

     >1500 m

     1201-1500 m

     901-1200 m

     601-900 m

     301-600 m

     0-300 m

     Hinweis:                                                                                                             Wichtige Anmerkungen zu Relief und Boden:
     In die Ergebnisse fließen Prognosen von Temperatur und Niederschlag sowie die                                        * Douglasie: nur auf Standorten, die in den ersten 40 cm keinen freien Kalk im
     Seehöhe des angegebenen Ortes ein. Bodenverhältnisse, Exposition oder                                                  Boden haben
     Steilheit des Geländes können in einer Kurzfassung nicht berücksichtigt werden.
                                                                                                                          * Flaumeiche: speziell auf Steilhängen, Kuppen und Oberhängen
     Die Baumartenampel kann also nur eine erste Einschätzung passender Bäume
     geben, muss aber vor Ort noch mit weiteren Standortsfaktoren ergänzt werden.                                         * Roteiche, Edelkastanie: nicht auf Kalkstandorten
                                                                                                                          * Schwarzerle: nur bei ständig gutem Wasserangebot
     Besuchen Sie auch unsere Online-Baumartenampel unter
     www.klimafitterwald.at/baumarten

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8.    Eckdaten der Region

     WG5: Östliche Randalpen                                                          Geographische Lage

     Waldhöhenstufen: 0-1.800 m

     Niederschlag: Der Jahresniederschlag liegt bei durchschnittlich 920 mm                                                                    Klosterneuburg
     (Spannbreite: 560 – 1.725 mm). Er ist im Norden (Thermenlinie) deutlich
     geringer. Der Sommerniederschlag liegt bei 600 mm, der Winterniederschlag
                                                                                                                                                      Mödling
     bei 320 mm.
                                                                                                                                                         Mattersburg
     Temperatur: Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt rund 7 °C, mit rund
     -2 °C im Jänner und 16,5 °C im Juli. Schon bisher waren rund 31 Sommertage
     (Tageshöchsttemperatur ≥ 25 °C) und 4 heiße Tage (Tageshöchsttemperatur
     ≥ 30 °C) pro Jahr zu beobachten. Die Anzahl wird in den kommenden Jahren                                                         Pöllau
     ganz sicher zunehmen.
                                                                                                                                      Graz
     Gestein: Mergel und Sandstein (Flyschwienerwald), Kalk und Dolomit,
     Silikatgestein (Bucklige Welt), Gneise, Glimmerschiefer (Steirisches Bergland)                                                Deutschlandsberg

                                                                                       Gültig für die Bezirke/Teilbezirke:
                                                                                       Deutschlandsberg + Voitsberg + Graz-Umgebung + Graz + Bruck-Mürz-
                               Forstliche Beratung in Ihrer Nähe                       zuschlag + Weiz + Hartberg-Fürstenfeld + Oberwart + Oberpullendorf
                                                                                       + Wiener Neustadt + Neunkirchen + Baden + Mödling + St. Pölten + Tulln
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