Bauwirtschaft Spanien - IHK Schwaben
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Spanien - Bauwirtschaft Branche kompakt: Spanien - Bauwirtschaft (September 2010) Madrid (gtai) - Die Krise in der spanischen Bauwirtschaft hält an. Aufgrund des Überangebots liegt der private Wohnungsbau weiterhin am Boden. Zudem bringt die Haushaltssanierung einen spürbaren Rückgang der öffentlichen Baunachfrage. Beide Entwicklungen dürften die Wiederbelebung der Bran- che länger hinausziehen als erwartet. Chancen für ausländische Unternehmen ergeben sich grundsätz- lich im Infrastrukturbau, bei Energieeffizienz sowie für Firmen mit Spezial-Know-how und -Produkten. Marktentwicklung/-bedarf Das spanische Baugewerbe nahm von 1996 bis 2007 eine Schlüsselstellung innerhalb der Wirt- schaftsentwicklung des Landes ein. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum lag in diesem Zeitraum bei real etwa 3,6% pro Jahr, während die Bauwirtschaft gleichzeitig um rund 5% jährlich zulegte. Ihr Anteil an der Wertschöpfung stieg von 7,5% (1996) auf 12,3% (2007). Der Branchenver- band Asociación de Empresas Constructoras de Ámbito Nacional (SEOPAN) kommt zum Ergebnis, dass der Sektor mit den vor- und nachgelagerten Sparten 2007 grob gerechnet ein Fünftel der Brut- towertschöpfung auf sich vereinte. Die hohe Verschuldung der Privathaushalte, Baupromotoren und Baufirmen sowie ein Überange- bot an Wohnungen führten zusammen mit erschwertem Zugang zur Finanzierung und der globa- len Finanzkrise zu einem Zusammenbruch des privaten Wohnungsbaus und letztendlich zum Rückgang der gesamten spanischen Wirtschaftsleistung (reale Veränderung des Bruttoinlands- produkts (BIP) 2008: +0,9%; 2009: -3,7%, 2010: +0,5%). Öffentliche Anpassungsprogramme und die durch die Finanzmärkte erzwungene verstärkte Haushaltssanierung werden nun auch die öffent- liche Baunachfrage abschwächen. Strukturdaten der spanischen Bauwirtschaft Kennziffer 2006 1) 2007 1) 2008 2) 2009 2) Wert der erbrachten Bauleis- 186,9 200,6 193,4 163,7 tung (in Mrd. Euro), darunter Hochbau 140,8 150,2 138,5 108,6 Wohnungsbau 66,0 70,8 62,1 44,8 Nichtwohnungsbau 30,1 31,9 30,4 24,9 Erneuerung und 44,7 47,5 46,0 38,8 Modernisierung Tiefbau 46,1 50,3 54,9 55,1 Zahl der im Baubereich 468.427 494.732 471.506 415.081 tätigen Unternehmen 3) Zahl fertig gestellten Baueinheiten Wohnungen 585.583 641.419 615.072 388.421 sonstige Bauten 172.746 175.635 169.452 114.708 Öffentliche Bauinvestitionen 44,2 37,4 38,5 35,4 (in Mrd. Euro) 4) 1) revidiert; 2) vorläufig; 3) für 2009 neue INE-Industriestatistik (DIRCE), mit den Vorjahren nicht vergleichbar, Ziffer für 1.1.09 für Hoch- und Tiefbau sowie Baunebenleistungen; 4) Öffentliche Ausschreibungen des gesamten Staatssektors („Licitación oficial“) Quellen: Ministerio de Fomento, Asociación de Empresas Constructoras de Ámbito Nacional (SEOPAN) und Instituto Nacional de Estadística (INE) Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Spanien - Bauwirtschaft Experten rechnen nicht vor 2013/14 mit einer deutlich höheren Baunachfrage. Nach einem Rück- gang um real 5,5% (2008) und 11,2% (2009) sollen die Bauinvestitionen auch 2010 erneut um 11% sin- ken. Selbst 2011 wird ein weiteres Minus um real 7% für möglich gehalten. Das Bruttoinlandspro- dukt dürfte ab 2012 wieder stärker steigen. Neubaugenehmigungen (Anzahl der Bauten) Bereiche 2006 2007 2008 2009 Insgesamt, davon 221.758 145.840 74.152 39.638 Wohnungsbau, darunter 209.752 135.659 65.892 31.576 Einfamilienhäuser 165.993 101.151 53.031 27.072 Wohnblöcke 43.646 34.393 12.763 4.428 Nicht-Wohnungsbau, darunter 12.006 10.181 8.260 8.062 Handel, Lagerhäuser 3.801 2.938 2.525 2.297 Industriebau 2.716 2.471 1.631 875 Bürogebäude 577 625 418 426 Tourismus, Freizeit, Sport 1.373 1.011 792 1.500 Quelle: „Boletín Estadístico“, Ministerio de Fomento Der Bestand an unverkauften Wohnungen liegt nach Schätzungen zwischen 1 Mio. und 1,5 Mio. Einheiten. Die Anzahl der Genehmigungen für neue Wohneinheiten sank zwischen 2006 und 2009 mit 87% drastisch. Auch die Anzahl der begonnenen Wohnungsbaueinheiten verringerte sich um 88% von 665.000 Einheiten (2006) auf 80.230 Einheiten (2009). Mit einer Anpassungsphase von fünf bis sieben Jahren wird gerechnet. Ansteigen soll hingegen der soziale Wohnungsbau. Ansons- ten richtet sich das Augenmerk für die kommenden Jahre vor allem auf die Rehabilitierung von Ge- bäuden sowie auf Maßnahmen der Stadtsanierung. Wohnungsbaugenehmigungen (Anzahl in Wohneinheiten) *) Bereiche 2006 2007 2008 2009 Insgesamt, davon 911.568 688.851 299.551 146.640 Neubau, darunter 865.561 651.427 264.795 110.849 Einfamilienhäuser 165.988 101.152 53.031 27.072 Wohnblöcke 699.162 550.093 211.758 83.750 Erweiterun 9.985 7.884 5.839 3.834 Modernisierung 36.022 29.540 28.917 31.957 *) Neubauten einschl. Veränderungsbauten Quelle: „Avance Anuario Estadístico 2009“, Ministerio de Fomento Um die Bauqualität im Hochbau nachhaltig zu heben, wurden Rahmenbedingungen für Energie- einsparung, Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien, aber auch für die Gebäude- sicherheit verabschiedet. Die Grundlagen bilden das Gesetzesdekret „Reglamento de Instalaciones Térmicas en los Edificios, RITE“ (Real Decreto 1027/2007 v. 29.8.07) und die Bauvorschrift „Código Técnico de la Edificación, CTE“ (Real Decreto 312/2006 und 1371/2007). 2 Branche kompakt
Ausgewählte genehmigte Wirtschaftsbauten (Angaben in 1.000 qm) Bereiche 2006 2007 2008 2009 Insgesamt, darunter 22.571 21.498 14.862 9.660 Handel/Lagerhäuser 6.878 6.160 4.104 2.054 Industriebau 3.965 4.399 2.769 1.318 Bürogebäude 2.341 3.124 2.172 1.338 Tourismus, Freizeit, Sport 4.038 3.193 1.693 1.569 Land- und Viehwirtschaf 0.385 0.392 0.375 0.174 Transportwesen 1.415 1.180 1.135 0.750 Quelle: „Avance Anuario Estadístico 2009“, Ministerio de Fomento Die Infrastruktur hat nach wie vor hohe Priorität für die spanische Regierung. Hier bildet der ambi- tionierte Plan der Regierung zur Verbesserung der Infrastruktur und des Transportwesens (PEIT) den Rahmen. Im Zeitraum 2005 bis 2020 sollen über 250 Mrd. Euro investiert werden. Zudem wur- de im April 2010 ein außerordentlicher Infrastrukturplan (PEI) über 17 Mrd. Euro für 2010/11 vorge- legt. Kurz darauf hat ihn die Regierung jedoch auf vorerst 12 Mrd. Euro reduziert und seine Laufzeit bis 2012 verlängert. Daneben laufen ehrgeizige Programme der Landesregierungen. Allerdings er- schweren die erhöhten Bemühungen der Haushaltssanierung die Umsetzung dieser Programme. Aus diesem Grund soll zukünftig im Rahmen von Public-Private-Partnership (PPP)-Vorhaben die Privatwirtschaft stärker eingeschaltet werden. Ausgewählte Großprojekte in Spanien (Wert in Mrd. Euro) Projekte Wert Stand Anmerkungen „Plan Estratégico de Infrastructuras 250 Begonnen Eisenbahn, Straßen, y Transporte (PEIT)“ 2005-2020 Flughäfen, Häfen; für 2010: Ausschreibun- gen für 5,6 Mrd. Euro; vorgesehen waren 19 Mrd. Euro Plan für Katalonien: „Pacte Nacional per 100 Ab 2010 Großvorhaben u.a. in a les Infraestructures (PNI)“ 2010-2020 den Bereichen Ver- kehrsinfrastruktur, Logistikzentren, Was- serwirtschaft, Abfall- management, Ener- giewirtschaft Plan für die Kanaren: „Plan Canarias“ 25 Ab 2010 Öffentliches Investiti- 2010-2020 onsprogramm zur Be- schäftigungssiche- rung und zum Infra- strukturausbau Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Spanien - Bauwirtschaft Ausgewählte Großprojekte in Spanien (Wert in Mrd. Euro) (Forts.) Projekte Wert Stand Anmerkungen Wasserwirtschaft „Plan Nacional de circa 19 Begonnen Nationaler Plan für Calidad de las Aguas“ 2007-2015 Wasser- und Abwas- sertechnologien „Plan Extraordinario de Infraestructuras 12 Begonnen PPP-Projekte (PEI)“ 2010-2012 70% Eisenbahnbau; 30% Straßenbau Plan für Madrid: „Operación Chamartín“ 11 Ab 2011 Neuerschließung für 2011-2023 Geschäfts- und Wohnzentren „Plan Estatal de Vivienda rund 10 Begonnen Sozialwohnungsbau- y Planificación“ 2009-2012 plan und Maßnahmen zur Rehabilitierung Quellen: staatliche Stellen, Recherchen von Germany Trade & Invest Produktion/Branchenstruktur Die INE-Industriestatistik (DIRCE) gibt zum 1.1.10 folgende Unternehmensstruktur an: Hochbau 190.936 (-11,4%), Tiefbau 18.514 (+2,3%), Spezialbauleistungen, wie Innenausbau, 205.631 (-6,8%). Kleinst- und Kleinbetriebe dominieren die Branche: Unter den Hochbaufirmen haben 45% weniger als zehn Mitarbeiter. Nur 18 Unternehmen haben zwischen 500 und 999 Beschäftigte und elf mehr als 1.000 Angestellte. Die Anzahl der Beschäftigten im Bausektor hatte sich während des Baubooms seit den 90er Jahren bis 2007 auf 2,7 Mio. mehr als verdoppelt. Seither ist sie rückläufig. Dem Ar- beitsministerium zufolge sank sie 2009 gegenüber 2008 um 23% auf 1,9 Mio. Personen. Sie dürfte 2010 weiter zurückgehen. Bedeutendste Bauunternehmen in Spanien *) (Umsätze in Mrd. Euro, Veränderung in %) Firmenbezeichnung Umsätze 2008 Veränderung Beschäftigte 2008 2008/07 Grupo ACS 16,0 -24,9 141.002 Grupo Ferrovial, S.A. 14,1 -3,4 102.000 Fomento de Construcciones y 14,0 1,1 93.863 Contratas, S.A (FCC) Acciona S.A. (Grupo) 12,7 -13,5 41.448 Sacyr Vallehermoso, S.A. 5,4 2,7 20.711 Obrascon Huarte Laín, S.A. 4,0 6,5 16.924 (OHL) Grupo Isolux Corsan, S.A. 3,3 52,6 7.901 Comsa Emte (Grupo) 2,1 15,6 8.683 Elecnor, S.A. (Grupo) 1,9 15,8 8.400 Grupo Aldesa, S.A. 1,6 30,4 3.824 *) einschl. Baupromotoren und Immobilienfirmen Quelle: „Dossier 500 Constructoras y Promotoras“, Revista Construcción - Alimarket (Oktober 2009) 4 Branche kompakt
Die führenden Großfirmen weisen neben einer starken Diversifizierung des Geschäftsfeldes eine entschiedene Auslandsausrichtung auf. Es handelt sich meist um große Servicegruppen und Mischkonzerne, deren Tätigkeitsfeld über die reine Bauwirtschaft hinaus geht. Internen Zielvorga- ben zufolge wollen viele künftig bis zu 80% ihrer Umsätze im Ausland erzielen. Mit diesen Zielset- zungen geht zudem eine Beteiligungs- und Kaufstrategie einher (zum Beispiel ACS bei Hochtief, FCC bei Alpina) einher. Oft ist im Auslandsgeschäft ist ein einheitliches Vorgehen mit den großen spanischen Ingenieursfirmen und Architektenbüros zu beobachten. Nach Angaben des spani- schen Ausrüstungsgüterverbandes SERCOBE vereinen spanische Baufirmen rund 40% der interna- tionalen Projektausschreibungen auf sich. Geschäftspraxis Spaniens Baubranche ist fest in einheimischer Hand. Aus dem Ausland an private oder öffentliche Aufträge in Spanien heranzukommen, ist nach Einschätzung von Marktkennern fast unmöglich. Ohne eine mit den markt- und ortsüblichen Gebräuchen vertraute Niederlassung ist der Versuch der Auftragseinholung chancenlos. Aber selbst ausländische Vertretungen haben Schwierigkei- ten, sich zu behaupten. Geschäftsmöglichkeiten bieten sich dagegen in Nischen, wo spezifisches Know-how beziehungs- weise spezielle Produkte notwendig sind, beispielsweise bei Modernisierungs- sowie bei Rehabili- tierungsarbeiten, insbesondere im Bereich Energieeffizienz. Gefragt sind hier zum Beispiel Mate- rialien zur Dämmung und Isolierung, Gebäudeverkleidungen sowie effiziente Fenstersysteme oder Fernsteuerungssysteme zur Gebäudeautomatisierung. Daneben bieten im Wohnungsbau die Altbau- und Stadtsanierung Möglichkeiten. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen Bauministerium www.fomento.es - Wohnungsbauministerium www.vivienda.es - Statistisches Amt www.ine.es Confederación Nacional de la www.cnc.es Dachverband der Construcción Bauwirtschaft Asociación de empresas con- www.seopan.es Verband der Großbaufirmen structoras de Ámbito nacional Alimarket Construcción www.alimarket.es Fachzeitschrift Correo de la Construcción www.edicionesroda.es Fachzeitung Construmat www.construmat.com Fachmesse, Fira de Barcelona (Barcelona) Construtec www.construtec.es Fachmesse, Ifema (Madrid) Internetportal zur Branche www.obracivil.com Waren und Dienstleistungs- verzeichnis des Baugewerbes und Tiefbau Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Agrippastraße 87-93 50676 Köln, Tel.: +49 (0)221 2057-0 Fax: +49 (0)221 2057-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Autor: Dr. Georg Oster, Madrid Redaktion: Katja Meyer Tel.: +49 (0)221/20 57-237 E-Mail: Katja.Meyer@gtai.de Ansprechpartner: Karl-Heinz Dahm Tel.: +49 (0)221/20 57-274 E-Mail: Karl.Dahm@gtai.de Redaktionsschluss: September 2010 Bestell-Nr.: 15477 Alle Rechte vorbehalten.© Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg Registernummer: HRB 107541 B Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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