Be_herzt - Diözese Innsbruck
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Ausgabe 02/2021 | 33. Jahrgang, Juni 2021 Linda, 3. Klasse VS be_herzt Bischof Reinhold Stecher Alles Lehren ist auch Aufgabe des Herzens Eine unveröffentlichte Predigt Herzensbildung und Identitätsfindung „Gott im Herzen zum Klingen bringen“ im Religionsunterricht
INhalt 3 Peter Trojer VORWORT Christine Pichler im Interview mit Maria Plankensteiner-Spiegel 4 „Geht nicht war keine Option, gar nie.“ Theresa Haag-Zingerle 7 Herzensbildung im Religionsunterricht der Volksschule Bischof Reinhold Stecher 8 Gott im Herzen zum Klingen bringen Judith Jetzinger 10 Alles Lehren ist auch Aufgabe des Herzens Blitzlichter 12 Herzens-Bilder... Susanne Baumgartner & Cornelia Webhofer 14 aus_brennen, wie geht der Weg ins Leben zurück Andrea Petritsch 16 „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“ David Erhart 18 Die Sprache der Menschen sprechen Bernhard Lammer 20 AV-Medienstelle Schul_Leben 22 Was mein Schulleben bereichert 23 Personalia und Impressum Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorin / des Autors wieder und müssen nicht der Meinung der Herausgeber entsprechen. Die Nennung bei den Personalia erfolgt mit Einverständnis der Genannten. 2
Dr. Peter Trojer, Rektor der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Eine kurze Recherche im Internet zeigt rasch Das sind keine neuen Erkenntnisse, son- über sechzig Redewendungen mit Herz an dern es handelt sich hier um uraltes Wissen – und das ist sicher keine vollständige Liste. der Menschheit. Auch Heinrich Pestalozzi Auch das Bibelzitat, das dem Beitrag auf Seite schließt daran an, wenn er in seinem allseits 16 die Überschrift gibt, ist dabei. Schon allein bekannten Motto zur ganzheitlichen Päda- diese große Zahl ist Hinweis auf die Bedeu- gogik „Mit Kopf, Herz und Hand“ das Herz tung, die das Herz in unserem Leben hat. in die Mitte stellt. In einer herausfordernden Zeit, wie wir sie erleben, ist Herzensbildung Es ist aber der erste Beitrag in dieser Ausga- eine wichtige und unverzichtbare Aufgabe be des ÖKUM, der uns in beeindruckender und zugleich eine große Chance für uns alle. Weise vor Augen führt, von welch elemen- tarer Bedeutung es ist, ein gutes Herz zu Wir befinden uns mitten im Jubiläums- haben – und es wird auch gleich klar, dass jahr 500 Jahre Petrus Canisius. Der Folder diese Bedeutung weit über die rein medizi- zum Jubiläum zeigt die vier Symbole: Herz, nische Notwendigkeit hinausgeht. Hand, Buch und Schuh. Sie sind Hinweis auf unterschiedliche Facetten der Person Wir können hier gut dem Gedanken von und des Wirkens unseres Diözesanpatrons. Edith Stein folgen, wenn sie schreibt: „Das Herz ist die eigentliche Lebensmitte. Wir be- Wenn wir nun auf ein schwieriges Schuljahr zeichnen damit das leibliche Organ, an des- zurückblicken und daran denken, dass nur sen Tätigkeit das leibliche Leben gebunden noch wenige Wochen bis zu den Ferien vor ist, aber es ist uns ebenso geläufig, darunter uns liegen, können wir uns Petrus Canisius das Innere der Seele zu verstehen, offenbar zum Vorbild nehmen und uns mit Vertrauen, weil das Herz am stärksten an dem beteiligt Mut und Tatkraft unseren so notwendigen ist, was im Inneren der Seele vorgeht, weil pädagogischen Aufgaben widmen und im der Zusammenhang von Leib und Seele nir- wahrsten Sinne des Wortes beherzt die ge- gends deutlicher zu spüren ist.“ (E. Stein, Endliches genwärtigen und kommenden Herausforde- und ewiges Sein.) rungen annehmen. Das Herz ist also nicht nur ein lebensnot- Dazu wünsche ich alles Gute! wendiges Organ des menschlichen Körpers; wir verbinden mit ihm den Ort unseres Füh- Ihr lens, Wollens und der Begegnung von Geist und Seele; es ist der Sitz des Mutes und der Tatkraft, des Vertrauens und Hoffens und es ist Träger sittlich-religiöser Vorstellungen. Peter Trojer 3
Christine Pichler und ihr neues Herz „Geht nicht war keine Option, gar nie.“ Müde war sie oft, und dauernd krank. Vor allem in der Maturaklasse, als sie kurz vor ihrem Abschluss als Kindergartenpädagogin stand. Erklärung gab es keine. Die Schule konnte sie noch abschließen und ihre Arbeit in einem Kindergarten beginnen. Genau eine Woche lang. Dann wurde ihr im Bus so schlecht, dass sie Dass es so sein kann, wissen wir alle. Aber „Man merkt in einem auf dem Weg zur Arbeit aussteigen musste. wenn diese Erfahrung wirklich plötzlich Gerade noch schaffte sie es in den Kinder- einbricht ins Leben? – Dann überrascht sie solchen Moment: garten, aber die Übelkeit blieb, der fürchter- doch. Und erschüttert das Fundament, auf Eigentlich ist nichts liche Husten auch, besonders in der Nacht. dem wir stehen. planbar. Es ist alles Die Hausärztin schrieb ein EKG – und ab ganz anders als dem Moment war alles anders. Sie wurde Was konnte Christines Herz so geschwächt gedacht.“ sofort in die Klinik eingeliefert. Das Herz haben? Die Suche nach der Ursache begann, war schon so schwach, dass ein plötzlicher erschwert durch die Tatsache, dass sie die Herzstillstand zu erwarten war. Eine Leis- notwendigen Medikamente nicht vertragen tungskapazität des Herzens von nur 21%, konnte und sofort wieder in die Klinik muss- Wasser in der Lunge und Stauungsgastritis te. Eine Biopsie ergab, dass sie sich wohl erklärten ihre extrem schlechte Verfassung. irgendwann mit Ringelrötelviren angesteckt haben musste, die sich auf das Herz geschla- Auch für ihre Familie veränderte sich in die- gen und es nachhaltig geschädigt haben. Ein sem September 2009 von einem Tag auf den halbes Jahr extrem anstrengende Therapien anderen alles. Plötzlich ist die eben erst flüg- mit Interferon folgten. Die Viren wurden ge gewordene Tochter schwer krank. Denn, besiegt, aber die Herzleistung konnte nicht so sagt sie: „Ich hätte mir mein Leben anders mehr verbessert werden, das Gewebe war vorgestellt. Ausziehen, Beruf, eigenes Leben zu vernarbt. führen. Alle Möglichkeiten offen.“ Und wei- ter: „Man merkt in einem solchen Moment: Zum ersten Mal rappelte sich Christine wie- Eigentlich ist nichts planbar. Es ist alles ganz der heraus. Sie lernte zu gehen, schneller zu anders als gedacht.“ gehen, am Laufband zu gehen, bergauf zu 4
gehen, sie half ihrer Schwester im Haushalt ten, verwundert den Retter von Christine – bis sie endlich wieder Schitouren unter- noch heute. „Man kann mit seiner Hand ein nehmen konnte – trotz einer Herzleistung Leben retten!“, betont sie – und fordert uns „Ich habe mich mit der von 30%. „Dafür, wie es mir gegangen ist, alle auf, das auch zu tun. Situation irgendwie hatte ich zu der Phase ein relativ gutes Le- zurechtgefunden. ben.“, sagt sie in der Erinnerung. Der Defibrillator hatte zwar sieben Mal aus- Immer wieder - Man gelöst, ihr Herz konnte den Impuls aber lernt dadurch, man Bei einer Routinekontrolle im Jahr 2014 nicht aufnehmen. Damit war das Vertrauen wird stärker.“ las sie im Befund als „wundersame Über- in den „Schutzengel“ weg. raschung“, wie sie sagt, dass die Implanta- tion eines Defibrillators empfohlen wurde. Es war nicht klar, wie ihr Gehirn diese Zeit Mit einer so niedrigen Herzleistung bestand ohne Sauerstoff verkraftet haben würde. Für wohl die Gefahr, jederzeit einen Herzstill- ihre Familie war sie zu dem Zeitpunkt ganz stand zu erleiden. nah am Sterben. Sie selber hat sich nicht so empfunden, sie hatte nicht damit gerech- Mit der Entscheidung tat sie sich schwer. net, dass etwas schiefgehen könnte. Trotz- Sie wollte kein solches Gerät in sich tragen. dem: Sie musste akzeptieren, dass sie zum Eine Therapeutin half ihr mit einem Bild: Sie zweiten Mal aus dem Leben gerissen war. solle sich vorstellen, der Defi sei ihr Schutz- Zu dem Zeitpunkt sagt sie: „Geht nicht, war engel, der auf sie aufpasse, wenn sie es keine Option, gar nie!“ braucht. Darauf konnte sie sich einlassen. Und noch einen Satz sagt sie, der typisch Im Gespräch frage ich sie, ob sie nicht „Man kann mit ist für Christines Lebenshaltung: „Ich habe auch gezweifelt habe. „Sicher gibt es auch seiner Hand ein mich mit der Situation irgendwie zurechtge- schlechte Phasen, wo man trübsinnig ist. Leben retten!“ funden. Immer wieder - Man lernt dadurch, Oder denkt: Jetzt mag ich dann nicht mehr.“, man wird stärker.“ antwortet sie. Sie führte ihr relativ sportliches Leben wei- Geholfen hätten ihr der Glaube, ihr Grund- ter, bis zum Feber 2016. Da brach sie beim vertrauen auf Gott, ihre Gespräche mit „da Joggen zusammen, Herzstillstand. Sie spürt oben“. Sie lebt in der Zuversicht, dass es ei- nichts davon, wohl aber der Hund des jun- nen Plan für sie gebe. Wenn sie überlebt hat gen Mannes, der ihr kurz davor entgegen- bis jetzt, werde auch Hilfe kommen. „Lieber gekommen war. Der Hund bellte, der Mann Gott, mach einmal!“, haben manche ihrer drehte sich um und sah sie am Boden lie- Gebete gelautet. gen. Und er bewies Gott sei Dank Zivil- courage, wurde sofort aktiv. Er verständigte Und es gab sehr viele Menschen, die mitge- die Rettung und führte für ganze 15 Minuten lebt und mitgezittert haben; die Kerzen für eine Herzdruckmassage durch. Damit rettete sie angezündet, Gebetskreise gegründet, ihr er ihr das Leben. Denn sie wäre nicht mehr positive Gedanken geschickt haben. Es war zu sich gekommen. Dass kein Spaziergän- ger, keine Spaziergängerin am Inn stehen geblieben waren und Hilfe angeboten hät- ein tragfähiges Netz an Solidarität, das sie gespürt hat. o 5
Wieder kämpft sie sich zurück. Aber der Weg Hallo, ich bin die Christine, wir beide wer- wird enger und steiler, die Möglichkeiten den ein gutes Team, du wirst es nicht immer werden weniger. Bis es ihr im Februar 2017 leicht haben mit mir, aber wir werden es gut dann so dramatisch schlecht geht, dass eine schaffen. Ich habe es willkommen gehei- Transplantation als letzter Ausweg thema- ßen, es war ab dort ‚mein‘ Herz.“ tisiert wird. Mit einem fremden Herzen in sich zu leben, mochte sie sich zunächst nicht Jeden 14. Juli feiert sie ihren zweiten Ge- vorstellen. Aber dann ging es rasch. Die burtstag. Sie weiß, dass der Spender des Voruntersuchungen begannen, sie war auf Herzes auf jeden Fall gestorben wäre, nicht der Liste, wissend, dass es durchschnittlich wegen ihr. Aber, und dafür ist sie ihm un- sechs bis neun Monate dauert, bis ein Herz glaublich dankbar: Er hat ihr Leben gerettet. zur Verfügung steht. Die Zeit des Wartens ist Für die Familie des Verstorbenen, die einen herausfordernd. Sie pendelt bei jedem Te- Menschen verloren hat, zündet sie an die- lefonanruf zwischen „hoffentlich nicht“ und sem Tag immer eine Kerze an. „hoffentlich ja“. Am 14. Juli 2017 traf sie sich mit ihren Schwestern, ihren Eltern, besuchte Es wäre nicht Christine, hätte sie sich nicht dann am Abend ihren Bruder – und da kam mit ganz viel Energie und Humor ihrem neu- der Anruf. Sie muss das Telefon an ihren en Leben zugewendet. Sie braucht manchmal Bruder weitergeben und verabschiedet sich einen Mundschutz und besondere Hygiene- dann von ihm mit dem Gedanken: „Das ist maßnahmen, das, was jetzt viele Menschen das letzte Mal, dass ich mit meinem Herzen lernen müssen, wie sie sagt. Nach sechs Mo- meinen Bruder umarme.“ naten ist sie ihre erste Schitour gegangen, sie klettert, sie fährt Mountainbike, sie ist neu- Eineinhalb Tage später wacht sie auf. Die OP gierig und gespannt, was in ihrem Leben al- hat funktioniert. Sie spürt sofort den kräfti- les möglich ist. Sie ist sozusagen der Star der gen und raschen Schlag ihres neuen Herzes. Transplant und ein Sonnenschein für viele. Sie feiert ihr Leben, ist mit großer Freude da- Wieder, zum dritten Mal, steht sie vor der bei und will sich ungern bremsen lassen. Aufgabe, mit einem völlig veränderten und neuen Leben zurechtzukommen. Sie lernt, Maria Plankensteiner-Spiegel war fünf die Medikamente zu nehmen, sie lernt, mit Jahre lang Klassenvorständin von Chris- der reduzierten Immunabwehr zurecht zu tine und ist begeistert von der sprühen- kommen. Das Vertrauen in das neue Herz den Lebendigkeit und dem Humor, die muss auch erst wachsen. „Ich hab auf der aus Christines Augen strahlen. Intensivstation mit meinem Herzen geredet. „Jedes Mal, wenn ich auf einen Berg gehe, ist es ein so schöner Moment, dass ich das machen kann. Es ist jedes Mal ein Wunder.“ 6
Theresa Haag-Zingerle, Mag., „DAS STEINERNE HERZ“ Kindergartenpädagogin, Religions- lehrerin an der VS, Hochschullehrerin an der KPH Edith Stein Herzensbildung im Religionsunterricht der Volksschule Herzensbildung ist etwas vom Wichtigsten, „Avarizzo, ich mache dich zum reichsten, das wir unseren Kindern weitergeben zum mächtigsten Menschen. Willst du?“ können. In allen unseren Handlungen als „Nichts lieber als das!“ Er tauscht sein Lehrpersonen vertreten und vermitteln wir menschliches Herz gegen ein Herz aus Stein. Werte. Auch Kinder haben bereits ihr eige- Von nun an denkt er nur noch an sich und nes Wertesystem, über das sie mit Kopf ist bald ganz allein.Nikolaus kennt das stei- und Herz reflektieren können. Es gehört für nerne Herz des Avarizzo und denkt: „Der mich als Pädagogin zu den spannendsten Mann ist so reich und doch so arm. Er lebt Momenten, mich mit meinen Schülerinnen mit allen im Streit, hat keinen Frieden. Es und Schülern darüber auszutauschen. Oft fehlt ihm die Liebe.“ Und er erinnert sich an geht einem solchen Austausch eine Ge- einen Satz aus der Bibel: „DIE LIEBE GOT- schichte voraus, die zum Nachdenken an- TES IST AUSGEGOSSEN IN EURE HERZEN!“ regt. Eine dieser Geschichten, die in allen meinen Volksschulklassen besondere Be- Nikolaus will Avarizzo die Liebe Gottes brin- geisterung weckt, ist die Legende von Ni- gen und klopft an dessen Tür. Als Avarizzo kolaus und Avarizzo.1 verärgert öffnet, blickt ihn Nikolaus voller Auch Kinder haben Liebe an, umarmt ihn und sagt: „Die Lie- bereits ihr eigenes Im Sitzkreis wird ein gelbes Tuch in der Mit- be Gottes ist ausgegossen in dein Herz!“Da- Wertesystem, über te abgelegt. Wir enthüllen ein Herz, das da- rauf war Avarizzo nicht vorbereitet. „Ja, das sie mit Kopf rin versteckt ist. Wir sammeln, was uns zu die Liebe fehlt mir“, denkt er. „Wo kann ich und Herz reflektieren „Herz“ einfällt: vom Organ über das Symbol sie kaufen? Ich zahle einen guten Preis.“ können. bis zu Gesten und Redensarten.Ich falte das „Die Liebe lässt sich nicht kaufen“, antwor- gelbe Tuch zu einem Haus. Für die Kinder tet der Bischof. „Liebe kann man sich nur ist es ein helles, freundliches Haus, in dem schenken lassen. Ich helfe dir dabei, wenn man sich wohlfühlt, wo die Liebe wohnt… du willst.“ Und Avarizzo will. Gemeinsam Ich nehme ihre Ideen auf und beginne zu überlegen sie, wie die Liebe in sein Herz erzählen: kommen kann. Hier wohnt einer, der ein großes Herz hat, Die Kinder überlegen mit und legen für der den Menschen Gutes tut… Es ist die jede Idee ein Symbol in sein Haus. Es wird Stadt Myra. In dem hellen Haus wohnt Bi- immer heller. schof Nikolaus, von dem ihr schon viel ge- hört habt. Sein Herz ist ganz offen, beson- Avarizzo beginnt dies und jenes zu tun. Es ders für Gott. In einem Haus aber wohnt ein zerreißt ihm fast das Herz. Allmählich wird Mann, der hat ein Herz aus Stein. es durch seine Mühen um Liebe und Frie- den verwandelt. Er kann wieder fühlen! Die Ein Herzstein wird weitergereicht. Die Kin- ganze Stadt freut sich und feiert ein Fest. der spüren und beschreiben seine Schwere, Härte und Kälte. Wir freuen uns mit und verzieren unsere Häuser. Wir zünden die Klassenkerze an Avarizzo hat ein hartes Herz. Wie kam es und singen in Erinnerung an all das Gute, dazu? „Ich will der Allerreichste sein!“ denkt das Nikolaus bewirkt hat. Avarizzo. Eines Tages hört er eine Stimme: 1 Text und Idee übernommen und angepasst aus: Kett, Franz: Religionspädagogische Praxis. Handreichungen für eine Elementare Religionspädagogik, 26. Jahrgang, Heft 2001/3, S. 41-44. 7
BISCHOF REINHOLD STECHER (22. Dezember 1921 – 29. Jänner 2013) Herz Jesu Feuer Anlässlich seines 100. Geburtstags eine unveröffentlichte Predigt im Rahmen eines Bildungstages (13.11.1996) des Katholischen Tiroler Lehrervereins (KTLV) - und zum Thema dieses Heftes passend. Gott im Herzen zum Klingen bringen „Gott im Herzen zum Klingen bringen“: gen? Wir bauen für die künftige Generation Ein schönes Thema – weil es in das Tiefste das Penthouse einer sich immer perfekter kreist, um das unsere Gedanken überhaupt entwickelnden Zivilisation – aber in dieser kreisen können. Schwierig, weil anschei- selbstgebauten Welt funktioniert die Hei- nend für immer mehr Menschen dieses Wort zung nicht recht. Die Kessel des Gemüts im „Gott“ Echo und Klang verliert. In immer Kellergeschoß sind zu schwach. Die Blume mehr Kindern, die in unsere Schulen und Gotteserfahrung und Gottesgedanke hat Kindergärten strömen, ist dieses Wort „Gott“ keine besonders günstigen klimatischen Be- kaum mehr mit nachschwingendem, vibrie- dingungen. So erleben wir es oft bei jungen rendem und faszinierendem Gongschlag in Menschen – und bei Erwachsenen und bei die Seele gefallen. Ja bei vielen sind sozu- uns selbst. Auf der Schiene der Selbstver- sagen die Saiten im Herzen gar nicht recht ständlichkeiten fährt Gott bei vielen nicht aufgezogen, die die Weise „Gott“ spielen mehr. Und wenn er in diese Welt hineinge- könnten. Bei manchen ist das aus geglück- tragen werden soll, dann bräuchte er doch ten familiären Beziehungen gewachsene Ergriffene, Hoffende, Vertrauende, Glau- Urvertrauen gestört, das zur Übernahme bend-Gelassene ... Sind wir das? dieser Schwingung „Gott“ nötig wäre. Bei vielen ist das Gemüt überhaupt etwas zu Darf ich doch den Versuch unternehmen, kurz gekommen – eine Tatsache, die ein- Euch, liebe Freunde, etwas Mut zu ma- fach das Glauben erschwert. Sogar die Welt chen? Ich möchte nicht so sehr ins pädago- des Spielerischen wird oft mit Leistung, gische Detail gehen – da hört Ihr heute ja Technik, Computerspielen, Informationen viel Besseres aus berufenerem Munde. Ich und Vordergründigem derart verstellt, dass möchte Euch nur drei Tatsachen in Erinne- kaum ein Raum bleibt, wo man den Teppich rung rufen, die über alle Kirchenkrisen und des Staunens oder der Ehrfurcht ausrollen Menschheitskrisen, über den Wechsel der könnte. Und wie soll Gott einziehen, wenn Lebensgefühle und der Epochenentwicklun- diese Teppiche nirgendwo in der Seele lie- gen hinweg bleiben. 8
Dann kann auch heute das Herz zu der Über- zeugung aufbrechen, dass es etwas Wun- derbares ist, an einen Strom der Güte zu glauben, der aus der Ewigkeit kommt. 1. Auch im dichten Nebel kreist die sen Gedanken über die Blumen und Früchte, religiöse Antenne in den Herzen weiter ... will sagen: über die Erfahrung des Guten. Alle Prophezeiungen, dass mit gewissen Einfach das Gute tun – das kann einen Weg Entwicklungen der Menschheit die Religion zum Glauben an ewige Güte freimachen. und die Religionen in der Menschheit ster- Wenn eine Klasse erfährt, wieviel Freude sie ben würden, haben sich als falsch erwie- mit dem Einfall verbreitet, im benachbarten sen. Es stimmt schon, dass wir uns schwer Altersheim allen Insassen zu Festtagen eine tun, zu glauben. Aber wir tun uns genauso Rose zu schenken, oder eine Musik zu spie- schwer, nicht zu glauben. Es stimmt schon, len, oder wenn sie erlebt, was der Kontakt dass der Glaube, der uns hier im Dom ver- mit einer Klasse in einem fernen, bitter armen eint, von größeren Zweifeln und Unsicher- Land bringen kann – dann kann auch heute heiten begleitet ist als es in früheren Zeiten das Herz zu der Überzeugung aufbrechen, der Fall gewesen sein mag. Aber der Un- dass es etwas Wunderbares ist, an einen glaube hat ebenso seine starken, ja noch Strom der Güte zu glauben, der aus der stärkeren Unsicherheiten und Zweifel, wie Ewigkeit kommt, an einen Gott, von dem in es der große Altmeister der Tiefenpsycho- Klarheit nur wir Christen wissen, dass er die logie, Albert Görres, so meisterhaft aus der Liebe ist. Das meine ich mit der Faszination therapeutischen Erfahrung dargestellt hat. des Stilllebens, der Früchte und Blumen. Im Nicht-Vertrauen-Können liegt auf die Dauer ein viel größerer Frust programmiert 3. Der dritte Trost, liebe Freunde, Ich glaube, liebe Freun- als im Vertrauen-Können. Der Mensch im ist ein Orgelbrausen. Allgemeinen und das Kind im Besonderen Eine Grundmelodie des Universums, die de, dass wir uns als braucht Vertrauen, Wert-Erahnen, tröstendes Kennmelodie, sozusagen die Signation des katholische Lehrerinnen Mysterium und Geborgenheitserfahrungen II. Vaticanums, der große Paukenschlag der und Lehrer, als Kin- so dringend wie das Sonnenlicht. Wenn die Offenbarung, Schriftwort und Dogma zu- dergärtnerinnen und Antenne nicht weiterkreisen würde, dann gleich: „Gott will, dass alle Menschen geret- Erzieherinnen, als könnten ja Sekten und Ersatzreligionsfor- tet werden ...“ Klassenvorstände und men nicht so viel Erfolg haben, auch wenn Religionslehrer von sie wirklich oft eine Mischung aus Tiefsinn, Wir versuchen als Lehrer und Pädagogen diesem kosmischen Schwachsinn und Geschäftssinn darstellen. doch, das zu formulieren und zu artikulie- Brausen der nach- Die Antennen kreisen weiter, weil der homo ren, was wir wollen. Wir erarbeiten Lern- gehenden Liebe er- religiosus so tief in der Natur des Menschen ziele, Wertparagraphen, Lehrpläne, Stun- greifen lassen sollten. verankert ist, dass man ihn nicht einfach denbilder, Interaktionen der einzelnen bei gesellschaftlichem Schlechtwetter ab- Fächer – und wir müssen dabei wissen, was stellen kann. Wir müssten in der Kirche wie wir wollen. Gott weiß auch, was er will. Er in der Erziehung nur nachdenken, dass wir weiß es durch die Ewigkeiten der Ewigkeit: im Weitergeben des Glaubens einigermaßen Er will, dass alle Menschen gerettet werden. die rechten Wellenlängen erwischen ... Und ich glaube, liebe Freunde, dass wir uns als katholische Lehrerinnen und Lehrer, als 2. Es gibt einen Einstieg zur Gottes- Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen, als erfahrung, der auch immer bleiben wird. Klassenvorstände und Religionslehrer von Darf ich dafür ein Bild gebrauchen, das aus diesem kosmischen Brausen der nachge- der Malerei kommt. Ein uraltes Malmotiv henden Liebe ergreifen lassen sollten: Vom ist das Stillleben, die bunte Sammlung von Heilswillen Gottes, den wir mit der Bitte Früchten, Blumen und Jagdbeute. Es gibt ein- „Dein Wille geschehe“ im Vaterunser an- fach einen bleibenden Einstieg zum religiö- sprechen. Amen. 9
Herzensbildung und Identitätsfindung im Religionsunterricht Judith Jetzinger, BEd, Dipl.Päd., FI, Schulamt der Diözese Innsbruck Alles Lehren ist auch Aufgabe des Herzens Ich erinnere mich noch lebhaft an eine det. Mit allen diesen Fragen sollen Kinder Klausurtagung im Schulamt im Schuljahr und Jugendliche nicht allein bleiben. Es 2017/18. Am Programm stand die Auswer- sind Fragen an ihre Lehrer*innen, weil sie tung von Rückmeldungen der Religionsleh- wissen wollen, was diese denken, glauben rer*innen auf die Frage: „Was sind für dich / und wofür sie stehen. Identitätsfindung und für Sie die fünf wichtigsten Gründe für den Herzensbildung geschehen in der Ausein- Religionsunterricht?“ andersetzung mit genau diesen Fragen mit Menschen, die sich darauf in authentischer Religionslehrer*innen aller Schularten in un- Weise einlassen. serer Diözese wurden gefragt; die Antwort Die Resonanz auf sollte möglichst spontan erfolgen, sozusa- Authentizität ist ein Schlüssel dazu, Schü- diese Frage war sehr gen vom Bauch – vom Herzen aus. Die Re- ler*innen im Religionsunterricht an eigenen aufschlussreich und sonanz auf diese Frage war sehr aufschluss- Glaubenserfahrungen teilhaben zu lassen, hat uns dazu motiviert, reich und hat uns dazu motiviert, mit den sie mit dem Evangelium vertraut zu machen mit den 5 guten 5 guten Gründen für den Religionsunterricht und darauf zu vertrauen, dass Gott in vielfäl- Gründen für den weiter zu arbeiten.1 tiger Weise ihre Herzen berührt. Religionsunterricht weiter zu arbeiten. In der Reihung der Gründe, die von den Reli- Die Religionspädagogin Inger Hermann gionslehrer*innen als wichtig genannt wurden, schreibt dazu: „Ich bin dazu aufgerufen, nahm die „Persönlichkeitswerdung, die ge- der Realität in der Schule mit meinem gan- samtmenschliche Bildung“ einen prominen- zen Menschsein zu begegnen. Authentizität ten Platz ein. In der Kurzformel „ICH SEIN ist eine Notwendigkeit. Jede religiöse Floskel erlaubt“ wurden die einzelnen Aussagen ver- fällt ab. Nur was ich selber glauben kann, dichtet und wie folgt zusammengefasst: was als Erfahrung in mir lebt, ist wichtig.“ 2 0 Raum geben für die großen Fragen Lernen geschieht in Beziehung des Lebens: Woher, wohin, wozu? Voraussetzung für gelingendes Lernen ist Mit allen diesen 0 Persönlichkeit werden: eine gute Beziehung zwischen Schüler*innen Fragen sollen Kinder Ich werde ich, ich bin ich und der Religionslehrerin / dem Religions- und Jugendliche nicht 0 Ich bin von jemandem gewollt lehrer. Diese wird tagtäglich spürbar, indem allein bleiben. Es sind 0 Die Frage nach dem Sinn offenhalten ich Schüler*innen ermutige, ihnen etwas Fragen an ihre 0 Das Unperfekte, die Krisen anerkennen zutraue, als Lehrer*in ihr Engagement aner- Lehrer*innen, weil sie 0 Den Blick für gelingendes Leben kenne, ihre Meinung respektiere und mich wissen wollen, was wach halten für ihre Lebenswelt ehrlich interessiere. diese denken, glauben 0 Mich als religiöse Person wahrnehmen und wofür sie stehen. Die bekannte „Hattie-Studie“ hat überaus In diesen Worten klingen die großen Fragen deutlich die Bedeutung dieser Beziehung an, die jede und jeden von uns berühren; die bestätigt: Es kommt wesentlich darauf an, sich mehr oder weniger drängend stellen, je wie Lehrpersonen ihre Beziehung zu Schü- nachdem, in welcher Phase des Lebens und ler*innen gestalten. in welcher Situation sich ein Mensch befin- 10
Mit unvorherge- sehenen Ereignissen ist zu rechnen. Das können schöne Ge- meinschaftserfahrun- gen sein, aber auch herbe Enttäuschungen bis zu Tragödien, die über Menschen hereinbrechen. Der „ganz normale Schulalltag“ Tun „durchklingt“ und Menschen erreicht. – Keine Resonanz ohne Korrelation Die Schule ist ein Lebens- und Lernraum, in Ich erinnere mich an ein Ritual aus meiner dem sich das Leben in allen Facetten – so- Zeit als Religionslehrerin, das sich als sehr mit auch das Religiöse – auf ganz vielfältige wohltuend erwies. Ich habe mir oft die Zeit Weise zeigt. Mit unvorhergesehenen Ereig- genommen, jedes einzelne Kind anzuschau- nissen ist zu rechnen. Das können schöne en. Viele Kinder haben den Blick erwidert, Gemeinschaftserfahrungen sein, aber auch wollten an–gesehen werden, und ein Lächeln herbe Enttäuschungen bis zu Tragödien, die huschte über unsere Gesichter. Oft war da über Menschen hereinbrechen. eine unausgesprochene Bestätigung, eine stille Bejahung in unseren Augen. Manchmal 0 Anna hat Geburtstag; sie ist gut aufge- ergab sich auch ein humorvolles Zwinkern. legt bis übermütig und ihre überbor- Dieses „Ansehen Geben“ ist ein Grundbau- dende Freude sucht sich ihren Weg… stein für die Identitätsfindung. Erst dann kön- Wer bin ich und wer darf ich sein? nen Philosophieren und Theologisieren und 0 Tobias hat Sorgen, daheim läuft es nicht ein Unterwegssein im Glauben gelingen. rund, es geht um die Arbeitsstelle seines Vaters. Wie wird es weitergehen…? Die Lyrikerin Hilde Domin findet dafür sehr Wer / was gibt mir Sicherheit? treffende Worte:„Dein Ort ist / wo Augen dich 0 Die Eltern von Celina streiten nur noch ansehn. Wo sich die Augen treffen entstehst – eine Trennung steht im Raum. Celina du… Es gibt dich / weil Augen dich wollen, Keine fertigen Ant- erzählt es im Unterricht. Einige hören zu dich ansehn und sagen, dass es dich gibt.“ 4 worten sind gefragt, … Wo finde ich Schutz und Geborgenheit? sondern die Befähi- Die Erfahrungen der letzten Wochen und Religiöse Bildung, die auch Herzensbildung Monate haben eindrücklich gezeigt, wie gung zum selbststän- sein will, muss an die Lebenswelt der Kinder wichtig der Lern- und Lebensraum Schule digen Denken, Urteilen und Jugendlichen anschließen. Die Erfahrun- für Kinder und Jugendliche ist. Die Frage, und Handeln. Religiöse gen und Fragen der Schüler*innen verdienen was Schüler*innen heute lernen sollten, Herzensbildung ist authentische und vernünftige Beachtung. welche Kompetenzen sie auf die Zukunft immer ganzheitliches vorbereiten, rückt in den Vordergrund. Der Lernen mit allen Sin- Keine fertigen Antworten sind gefragt, sondern Religionsunterricht birgt dahingehend große nen, das – ganz im die Befähigung zum selbstständigen Denken, Chancen und hat mehr als fünf gute Gründe. Sinne von Pestalozzi Urteilen und Handeln. Religiöse Herzensbil- Mit seinen Inhalten und Schwerpunkten er- – Kopf, Herz und Hand dung ist immer ganzheitliches Lernen mit allen teilt er einem Bildungsverständnis, das allein einschließt. Sinnen, das – ganz im Sinne von Pestalozzi – dem Nützlichen verpflichtet ist, eine Abfuhr. Kopf, Herz und Hand einschließt.3 1. Unterlagen zum Projekt „WHAT_RU“ - 5 gute Gründe für den Die Haltung, in der Religionslehrer*innen ih- Religionsunterricht, Schulamt der Diözese Innsbruck, 2017 ren Schüler*innen und Kolleg*innen begeg- (Plakate, Postkartenset, digitale Präsentation über AV-Medienstelle: http://innsbruck.medienverleih.at). nen, ist bedeutsam. Es wird spürbar, ob ih- 2. Hermann, Inger: „Halt’s Maul, jetzt kommt der Segen…“. Kinder auf nen ein wohlwollender und aufmerksamer der Schattenseite des Lebens fragen nach Gott, Stuttgart: Calwer 2001. Blick zukommt, ob sie an-gesehen werden 3. Rosa, Hartmut / Endres, Wolfgang: Resonanzpädagogik, Weinheim: oder über-sehen. Diese Haltung einzuüben, Beltz Verlag, 2. Auflage 2016. trägt zur Herzensbildung bei und ist wie 4. Domin, Hilde: Wer es könnte. Gedichte, Hünfelden: Präsenz Verlag 2000. eine Hintergrundmelodie, die das Sein und 11
Herzens- Ingrid Jehle, KPH Edith Stein Ich stehe vor einer Corona- rage einer Ap Testung in de otheke und w r Ga- arte auf Einlas egger, Klaus Heid rer s. io n sl e h Vor mir ist ein Relig Vater, der mit m P O R G Volders 10-jährigen So seinem circa a hn auch warte ginnt ein theo t. Der Sohn be- logisches Ges Warum feiern p rä ch und fragt: wir eigentlich Vater: Wir feie Karfreitag? Der ?“ rn das Leiden we inst du … Sohn: Aber w arum feiern w von Christus. Der „Warum Vater: Weil da ir das Leiden? D n groß in nn die Auferst ehung komm er z u m S tu ndenbegin Sohn – noch b ich n ein ratloser – stel lt die Frage, w t. Der Das schrie l. U n d sc hon began er Tafe t: denn auferste er die Mitte d einen läss auferstanden; hen könne. D er Vater: Jesus b e r d a s, was uns w C H ), die ü n (I und auch wir können aufers ist Gespräch n E n tt ä uschunge fl ikte im hen, weil das nlic h e und Ko n jeden Tag pas te- Die persö L O B E ) sieren kann. der Welt (G Situation in ). mer (WIR Nach kurzer Ü berlegung antw Klassenzim beherzt: Dann ortet der Sohn einen um, ist Auferstehun w ir m it diesem W ir g, wenn ein gehen Freund mich Wie aber kommt? W wenn es für m nach einem R ennen tröstet, s u n se re m Herzen g ss z e ne das tief au hun ich nicht gut ge laufen ist … e s m it d er Auferste h z w ei n leic verknüpfe v a n gelium. G ha n n e se gt: „W rum a aus dem Jo M a g dala gefra b Maria v o n gel am Gra Mal wird t d ie F ra ge der En ?“ Es is weinst du Jesu. n d e s is t die Frage –u - ge ist wich st li c h e r. Keine Fra h t. ge ist trö nsunterric Keine Fra e -h e rz ten Religio e m b tiger in ein
-Bilder... 3. Klasse - Volk sschule le Volksschu 3. Klasse -
Susanne Baumgartner, Prim. Dr., Mag., Fachärztin für Psychiatrie u. psychotherapeutische Medizin aus_brennen Ärztliche Leiterin im Sonnenpark Lans Wie geht der Weg ins Leben zurück? Seit 2011 werden im Zentrum für psychoso- Psychotherapeutische, kreativ- und körper- ziale Gesundheit Sonnenpark Lans jährlich therapeutische Angebote, wie sie in der me- durchschnittlich 1000 Patient*innen mit psy- dizinisch-psychiatrischen Rehabilitation im chosomatischen und psychiatrischen Krank- Sonnenpark Lans angeboten werden, sind heitsbildern im Rahmen ihrer Möglichkeiten notwendig, um neue Strategien im Umgang auf ihrem Weg „ins Leben zurück“ begleitet. In mit sich selbst und Anderen zu erlernen. sechs Wochen durchlaufen die Patientinnen Der gleichzeitige Blick auf die Biographie und Patienten ein ressourcen- und teilhabe- ermöglicht ein Verständnis für behindernde, orientiertes, klinisch-therapeutisches Reha- nicht zielführende Verhaltensweisen oder bilitationsprogramm mit dem Ziel der sozia- hemmende Schuldthemen. Erstrebenswertes len und beruflichen Teilhabe. Ziel ist die Vermittlung neuer Erlebniswei- Ungünstige Verhaltens- sen, anstelle frustran abgespeicherter Erfah- muster sind ein Spiegel Ein grundlegendes Ziel der medizinisch-psy- rungswelten, so dass Zuversicht-optimierte von Mechanismen chiatrischen Rehabilitation ist die Verbesse- Sichtweisen sich entwickeln können und die sich im Gehirn rung der Psychopathologie, um Angebote der Zugriff auf brachliegende Ressourcen verfestigt haben. nutzen und selbstbestimmt und weitgehend möglich wird. selbstgestaltend die eigene Lebensführung (wieder) übernehmen zu können. Selbstwert und Selbstvertrauen, Selbstwirk- samkeit sowie Zuversicht, Mut und intrin- Die medizinisch-psychiatrische Rehabilitation sische Motivation ermöglichen Schritte in dient dazu, das Fortschreiten der Erkran- Richtung Reintegration in ein soziales bzw. kung zu verlangsamen und damit die psy- beruflich erfülltes Leben und können Nach- chische Gesundheit als Basis für die Wieder- haltigkeit gewährleisten. herstellung von Gesundheit im Allgemeinen und Arbeitsfähigkeit bzw. soziale Teilhabe Ansätze, die auf oben Erwähntes abzielen, zu ermöglichen. finden in allen Therapieangeboten im Son- nenpark Lans Berücksichtigung, vom indivi- Jahrelange Chronifizierung psychiatrischer Er- dualisierten psychotherapeutischen Zugang krankungen und damit einhergehende zahl- über Gruppenangebote (mit therapeuti- reiche frustrane Reintegrationsversuche in ein schem oder modularem Aufbau) bis hin zu erfülltes soziales und berufliches Leben sind informellen Schulungen und dem Angebot nicht selten eine Gemeinsamkeit der psychia- von Übungsräumen. trischen Rehabilitand*innen. Ungünstige Ver- haltensmuster im Rahmen der Grunderkran- Zu Beginn und am Ende des Aufenthaltes kungen oder Persönlichkeitsakzentuierungen werden mit den Patient*innen Ziele hin- bis hin zu Persönlichkeitsstörungen verstärken sichtlich ihrer Fähigkeiten und Aktivitäten Vermeidungs- und Abwehrverhalten oder ge- im Rahmen von Selbst- und Fremdeinschät- reizt-aggressives Auftreten. Diese ungünstigen zung erhoben. Damit ist eine durchgängige Verhaltensmuster sind ein Spiegel, wie sich Zielorientierung als Leitlinie für den gesam- diese Mechanismen im Gehirn verfestigt ha- ten Rehabilitationsprozess in der therapeuti- ben und behindern somit das Verwenden von schen Arbeit mit den Patient*innen gewähr- günstigeren Verhaltensweisen. leistet. 14
Cornelia Webhofer, Mag., DSA, Psychotherapeutin im Sonnenpark Lans Während des sechswöchigen Aufenthaltes Alle angebotenen therapeutischen Inter- liegt der rehabilitative Fokus auf: ventionen der medizinisch-psychiatrischen Rehabilitation sollten deshalb als grundle- 0 Verbesserung der Psychopatho- genden Nebeneffekt eine Stressreduktion logie (Angstreduktion, Depressions- aufweisen. Die Ansatzpunkte sind man- linderung..) nigfaltig und entwickeln ihre Wirksamkeit 0 Stressreduktion und in der Summe der vernetzten und aufein- Stressmanagement ander abgestimmten Interventionen. 0 Vermeidung von körperlichen zusätzlichen Erkrankungen Im Sonnenpark Lans arbeiten Fachärzt*innen 0 Verbesserung von Aktivität für Psychiatrie und psychotherapeutische und Teilhabe Medizin, Allgemeinmediziner*innen, Diplo- Die Ansatzpunkte 0 Bearbeitung von ungünstig erlebten mierte psychiatrische Gesundheits- und Kran- sind mannigfaltig und sozialen Kontextfaktoren kenpfleger*innen, Psychotherapeut*innen, entwickeln ihre Wirk- 0 Verstärkung der eigenen Motivation Ergotherapeut*innen, Musiktherapeut*innen, samkeit in der Summe hinsichtlich beruflicher/sozialer Kunsttherapeut*innen, Mal- und Gestal- der vernetzten und auf- Teilhabe tungstherapeut*innen, Tanztherapeutinnen, einander abgestimmten 0 Reflexion ungesunder Lebens- Klinische und Gesundheitspsycholog*innen, Interventionen. stilelemente Medizinische Masseur*innen, Physiothera- 0 Planung nachfolgender ambulant- peut*innen und Sportwissenschafter*innen, unterstützender Strukturen. Diätolog*innen und Sozialarbeit*innen. Alle Berufsgruppen verfügen über spezi- Patient*innen der psychiatrischen Rehabili- fische und mannigfaltige Zusatzqualifika- tation leiden fast ausnahmslos unter aus- tionen und arbeiten vernetzend, stets mit geprägter subjektiver Stresssymptomatik in dem gemeinsamen Fokus, das subjektive beruflichen, privaten und sozialen Lebens- Stresserleben zu bearbeiten und mittels bereichen, welche mit Aktivierung ungüns- unterschiedlicher Methoden zu reduzieren. tiger immunologischer Reaktionen einher- gehen. In unserem Haus ergänzen wir diese stressreduzierenden Ansätze um eine wei- Die dauerhafte Aktivierung der Stresshor- tere Methode, nämlich die der Meditation, monachse mit seinen Hormonen, vor al- deren Wirksamkeit in Kombination mit lem dem Cortisol, verändern wesentliche den anderen Therapien zu einer inneren Immunfunktionen in ungünstiger Weise. überdauernden selbstberuhigenden Hal- Die resultierende immunologische Para- tung führen kann. meterverschiebung durch anhaltenden Stress erhöht zudem in nachgewiesenen Maßen auch das Risiko für schwere Er- krankungen. Auch diese Gesichtspunkte finden bei der psychiatrischen Rehabilita- tion Berücksichtigung. 15
Impulse zu einer „Rhetorik des Herzens“ Pfarrerin Andrea Petritsch, Mag., „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ Evangelische Pfarrgemeinde Jenbach, RL am Bischöfl. Gymnasium Paulinum Schwaz Ein Satz in einem wunderbaren Sprachrhyth- wir aus dem griechischen Urtext übersetz- mus, der innere Bilder weckt! Wer weiß ten, dann müssten wir wörtlich so wieder- schon, dass er aus der Bibel stammt? Man geben: „Aus der Fülle des Herzens, spricht findet ihn als Jesu Wort in der Feldrede des sein Mund.“ Lukas (6, 45b) bzw. im Matthäusevangelium (12,34b). Er ist längst zum geflügelten Wort Doch Martin Luther, der im September 1522 geworden. So sagt der Volksmund, wenn in seinem Versteck auf der Wartburg das jemand seine Begeisterung, seine Gefüh- Neue Testament ins Deutsche übertrug, fand le, seine Gedanken nicht bei sich behalten das kein verständliches Deutsch. Er wollte „Wovon dein Herz kann, sondern sich übersprudelnd anderen möglichst volksnah übersetzen und dem erfüllt ist, davon mitteilen muss. Wer ein starkes Anliegen Volk „aufs Maul schauen“; die Bibel sollte redet dein Mund.“ verspürt, der spricht eben darüber und hofft wie eine Mutter zu ihren Kindern sprechen. auf Resonanz. Auch das einfache Volk, nicht nur die Gebil- deten sollten die biblischen Worte verstehen Ich erinnere mich gerne an die Zeit als Kind, und so setzte er: „Wes das Herz voll ist, des wenn ich von der Schule nach Hause kam geht der Mund über.“ und unbedingt als erste erzählen wollte. Zwischen meinen Schwestern und mir gab Ich denke, wir verstehen sein Bild. Es ist es regelrecht einen Wettstreit, wer schneller, ihm gelungen, auch wenn wir die Worte lustiger, sprudelnder das Erlebte weiterge- selbst ein wenig modernisiert haben. Übri- ben konnte. Unser Herz war voll und wir gens nicht nur diese, sondern auch viele an- wollten es loswerden. dere seiner Wortschöpfungen haben Einzug in unsere Sprache gefunden. Heute empfinden wir die Sprache des Sprichwortes veraltet, vor allem den Genetiv. Und Luther fällt mir auch ein, wenn ich über Insofern heißt es eher: „Wovon dein Herz die Richtigkeit des Spruchs nachdenke. Sein „Aus der Fülle erfüllt ist, davon redet dein Mund“ oder mit Herz war übervoll, Schweigen war ihm nicht des Herzens, der Dativkonstruktion: „Wem das Herz voll, möglich und beherzt stellte er sich mit sei- spricht sein Mund.“ dem geht der Mund über.“ So steht es auch nen Reformideen gegen die größten Autori- in neueren Bibelübersetzungen. täten seiner Zeit: gegen den Kaiser und ge- gen den Papst. Vor genau 500 Jahren stand Wenn wir den Kontext nachschlagen, dann Luther vor dem Reichstag in Worms, gela- finden wir den Satz in einer Passage der ge- den, um seine kritischen Schriften zu wider- nannten Evangelien, in der es um Bäume rufen. Aber er widerstand dem Druck. Er und ihre Früchte geht. Lukas und Matthäus weigerte sich, seine Meinung an die damali- erzählen von Jesus, der dieses Bild auf Men- ge katholische Kirche anzupassen. Er muss- schen überträgt und klar macht, dass ein gu- te entscheiden: Was ist mehr wert: Das, was ter Mensch Gutes und ein böser Mensch Bö- mir eine Organisation sagt und was allge- ses aus seinem inneren Wesen, dem „Schatz mein verbreitete Ansicht ist? Oder das, was seines Herzens“ als Frucht hervorbringt. Die ich selber festgestellt habe? Was mir mein Passage endet mit besagtem Bildwort. Wenn Gewissen sagt? Mein Herz? Und so erfolgte 16
Luthers Antwort auf den geforderten Wider- Es ist erschreckend, wie wörtlich Hitler die Also ich wünsche mir, ruf nach einem Tag Bedenkzeit am 18. Ap- „Empfehlungen“ Luthers umsetzen konnte. dass ich mit meiner ril 1521 durchaus beherzt: „Wenn ich nicht „Rhetorik des Herzens“ durch das Zeugnis der Heiligen Schrift oder Doch zurück zu unserem Spruch von der andere in ihrer Seele vernünftige Gründe überwunden werde -… Überfülle des Herzens. Mein Anliegen ist es, anrühre und bewege. mein Gewissen ist durch Gottes Wort gefan- den „Schatz des Herzens“ mit Positivem zu gen. Und darum kann ich und will ich nichts füllen und ich überlege: Mit welchen Wor- widerrufen, weil gegen das Gewissen zu ten erreiche ich meine Hörerschaft? Und handeln weder sicher noch lauter ist. Gott vor allem: Wie gelingt es mir, beherzt und helfe mir. Amen.“1 Luther berief sich also klar meine Anliegen zu formulieren und mit auf eine logische, vernünftige Argumentati- meiner Begeisterung andere anzustecken? on und vor allem auf das Zeugnis der Bibel Also ich wünsche mir, dass ich mit meiner und sein dadurch gebundenes Gewissen, „Rhetorik des Herzens“ andere in ihrer See- sein Herz. Aber seine Überzeugung sah er le anrühre und bewege. Auf alle Fälle weiß immer noch diskutierbar, wenn auch in den ich, dass das Reden in Bildern, mit Humor, angegebenen Kriterien. Erstmals hat sich ein vielleicht auch etwas Ironie und mit Sinn für Einzelner mit seiner „Sprache des Herzens“ die Sprache zum Gelingen beiträgt. Aber ei- gegenüber einer Gemeinschaft behauptet. gentlich sollte es sich ganz selbstverständ- Heute muss man keinem Menschen mehr lich ergeben, denn „Wes das Herz voll ist, sagen, dass das Individuum, Zivilcourage des geht der Mund über.“ und das eigene Gewissen wichtig sind. 1. Volker Leppin: Martin Luther, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchge- Leider lässt sich unser Sprichwort auch im sellschaft) 2. Aufl. 2010, S. 177. (Aus der Reihe: Gestalten des Mit- Negativen auf Luther anwenden. Sein cho- telalters und der Renaissance, hrsg. von Peter Herde). lerisches Temperament hat sich ebenso Luft gemacht und ist aus dem vollen Herzen zu heftigen Worten geworden. Der große Re- formator wurde mit zunehmendem Alter und Enttäuschung extrem judenfeindlich. „Luther vor dem Reichstag in Worms“ Da unterschied er sich nicht von seiner Zeit. Anton von Werner,Wikimedia Commons 17
DIE SPRACHE David Erhart, M.Ed., BEd Inklusions- und Religionspädagoge an der MS Dr. Posch, Hall in Tirol Hochschullehrer an der KPH Edith Stein, Innsbruck der Menschen sprechen Als Petrus Canisius zuerst in Wien und dann sprachlich. Paulus schreibt weiter: „Wenn in Innsbruck wirkte und lehrte, beherrsch- ich nun die Bedeutung der Sprache nicht Das Grundwerk- ten vermutlich nur wenige Menschen die kenne, werde ich ein Fremder sein für den, zeug einer Lehr- „Sprache der Kirche“. Das „einfache“ Volk der redet, und der redet wird für mich ein person ist jegliche kannte eine gewöhnliche Alltagssprache Fremder sein.“ (1 Kor 14,11). In den Schul- Form der Sprache. und – je nach Zunft und Stand – eine ein- alltag übersetzt bedeutet das: Wenn die schlägige Bildungs- bzw. Fachsprache. Die Schüler*innen das Fach-Vokabular des je- sprachliche Kluft zwischen dem glaubenden weiligen Faches nicht beherrschen, wird es Volk und dem Klerus war dementsprechend für sie fremd bleiben. groß. Als Theologieprofessor und Hofpredi- ger wusste Petrus Canisius sehr genau, dass Prinzipiell wird in der Sprachwissenschaft er – um den Glauben vermitteln zu kön- zwischen drei Sprachebenen unterschieden: nen – die „Sprache der Menschen“ sprechen Alltagssprache, Bildungssprache und Fach- musste. Zuerst arbeitete er an einem Kate- sprache. Für den schulischen Bildungspro- chismus für seine Schüler*innen, anschlie- zess und für den Erwerb schulischer Kom- ßend auch an einer „Übersetzung für das petenzen ist das Erlernen der Bildungs- bzw. gewöhnliche Volk“. Er bereitete komplexe der Fachsprache unabdingbar. Die (fach-) Inhalte so auf, dass sie für jede und jeden sprachlichen Anforderungen des Religions- einigermaßen verständlich wurden. Canisius unterrichts sind vielfältig und dürfen nicht machte damals also eine Arbeit, die heute unterschätzt werden. Sowohl biblische Über- dem Bestreben einer Religionslehrerin / ei- lieferungen – Psalmen, Gleichnisse, Meta- nes Religionslehrers sehr ähnlich ist. phern, bildsprachliche Texte und Lieder – als auch kirchliche Glaubenstraditionen werden Religionsunterricht ist Sprachunterricht im Religionsunterricht sprachlich bzw. schrift- Das Grundwerkzeug einer Lehrperson ist sprachlich vermittelt. Jeder dieser Textsorten jegliche Form der Sprache: Die gesprochene ist eine bestimmte Form von Sprache eigen, und geschriebene Sprache, die Gebärden- die laut Stefan Altmeyer (2013) von den sprache sowie die Braillschrift, die Symbol- Schüler*innen erst erschlossen werden muss. Die (fach)sprachlichen sprache und die Bildsprache. Die Lehrper- Er bezeichnet die Sprache im Religionsunter- son, die Religion unterrichtet, ist – neben richt als den Schlüssel für einen „spezifisch Anforderungen des Re- vielen anderen Bereichen – auch besonders religiösen Lernprozess“ (S. 365). ligionsunterrichts sind eine Sprachenlehrerin / ein Sprachenlehrer. vielfältig und Paulus, ein wichtiger Religionslehrer seiner Sprachsensibilität als Unterrichtsprinzip dürfen nicht unter- Zeit, schreibt in seinem ersten Brief an die Der (neue) Lehrplan 2020 für den katholi- schätzt werden. Korinther, „… es gibt wer weiß wie viele schen Religionsunterricht Volksschule und Sprachen in der Welt, und nichts ist ohne Sekundarstufe I verweist auf die Notwen- Sprache“ (1 Kor 14,10). Dieser Leitsatz lässt digkeit des Erwerbs einer fundierten und sich sehr gut auf den heutigen Bildungs- aufsteigenden religiösen Sprachkompetenz prozess übertragen. Die Vermittlung von und auf die besondere Bedeutung der Spra- (schulischem) Wissen geschieht zuallererst che im Religionsunterricht: Wahrnehmen 18
der „Sprache in ihrer Vielfalt“ (1. Schulstufe), te, 2001) reicht es aber nicht, die Sprache Erwerb einer „religiösen Sprachkompetenz der Religion nur zu verstehen; sie muss – Symbolsprache und Metaphern“ (6. Schul- auch angewendet, geübt und ausprobiert Sich neben dem stufe) bis hin zur Kompetenz, die „Sehn- werden (vgl. S. 34-43). In erster Linie bietet Lehren der Sache sucht nach einem Leben in Fülle“ sprachlich ein sprachsensibler Religionsunterricht eine auch für das Lehren ausdrücken zu können. Vielfalt an Sprachanlässen, die den Schü- der Sprache zur ler*innen die Möglichkeit geben, über In- Sache verantwortlich Nach der Erziehungswissenschafterin Ing- halte zu sprechen, neue Begriffe kennen zu zu fühlen. rid Gogolin (2019) sollte es für Lehrer*in- lernen, darüber zu diskutieren, sich zu iden- nen selbstverständlich sein, sich neben dem tifizieren, sich zu begeistern, sich abzugren- Lehren der Sache auch für das Lehren der zen, Fragen zu stellen und gleicher bzw. Sprache zur Sache verantwortlich zu fühlen anderer Meinung zu sein … Die Lehrper- (S.10). Für den konkreten Unterricht heißt son übernimmt die Rolle des sprachlichen das zuallererst, die im Religionsunterricht Vorbildes und versucht mit neuen Impulsen verwendete Sprache zu reflektieren und so und unterstützenden Materialien, den Schü- ein Bewusstsein für die sprachlichen Her- ler*innen das Verstehen und das Weiterspre- ausforderungen zu entwickeln. Je nach chen zu erleichtern. Thema und Schulstufe können die diversen fachsprachlichen Herausforderungen lokali- Abschließend lässt sich sagen: Der Religi- siert und methodisch-didaktisch eingeführt onsunterricht bietet uns Lehrer*innen eine bzw. erarbeitet werden. Diesbezüglich bie- Vielzahl an Möglichkeiten, unsere Schü- Sprechen über tet die Literatur bereits eine Vielzahl an un- ler*innen sprachlich zu be_gleiten. Beson- Inhalte, die unseren terschiedlichen guten Methoden. ders das Sprechen über Inhalte, die unseren Schüler*innen „durchs Schüler*innen „durch‘s Herz gehen“ und so- Herz gehen“ und somit Der Religionsunterricht ist auch Raum mit lebendig werden (Funke, 2015), gehört lebendig werden. für be_herzte Sprachbildung zu einem sprachsensiblen und be_herzten „Wo, wenn nicht im Religionsunterricht, Religionsunterricht. wird über mehr als ‚nur‘ Gegenständliches gesprochen?“ Dort bedarf es nicht nur eines Literaturhinweise: hohen Maßes an fachsprachlicher Kompe- - Altmeyer, S. (2013). Die (religiöse) Sprache der Lernenden. tenz, sondern besonders auch der Fähig- Sprachempirische Zugänge zu einer großen Unbekannten. Reihe: Fachdidaktische Forschung 3. Münster: Waxmann. keit, Gefühle, Gedanken und Erfahrungen - Busse, V., & Göbel, K. (2019). Mehrsprachigkeit. Sprach- sprachlich ausdrücken zu können. Wie der sensibilität muss professionalisiert werden. Lernende Schule. Religionspädagoge Rainer Oberthür immer 86. S. 8-11. wieder betont, lösen Geschichten bei un- - Funke, G. (2015). WERT-volle Bildung. BildungsTV. seren Schülerinnen und Schülern einen https://www.youtube.com/watch?v=58Knpc1_7Xg. Prozess des Nachdenkens aus und wecken - Schulte, A. (2001). Sprache finden. Religiöse Kompetenz im Umgang mit Kindern. Praktische Theologie, Band 36, Fragen, Gefühle, Ängste und Hoffnungen, Heft 1. S. 34-43. Imaginationen und Fantasien. Im Sinne eines kommunikationsorientierten Ansatz (Schul- 19
AV-MEDIENVERLEIH be_herzt Klein Mose und seine Geschichte DIAS 048887 108140 DVD 3 Jahre 27 Dias + Buch + 6 Jahre 45 Min. Arbeitsheft + Plakat + DVD Thema: Bibel: Altes Testament, Thema: Familie, Angst, Gewalt, Vertrauen, Anver- Bibel: AT: Mosezei trauen, Werte, Identität, Trennung Wo die wilden Kerle wohnen Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor DVD 106662 DIAS 040797 108892 DVD 4 Jahre 20 Dias 109575 6 Jahre 8 Min. Thema: Abenteuer, Angst, Autorität, Bilderbuch, Erziehung, Identität, Kindergarten, Phantasie Thema: Alter, Alzheimer, Krankheit, Bilderbuch, Vergessen Da bist du ja Über Gott nachdenken - von Gott sprechen DIAS 048889 109759 DVD 4 Jahre 12 Dias + Buch + Arbeitsheft + DVD 6 Jahre 5 + 7 + 10 Min. Thema: Angenommensein, Beginn, Beziehungen, Thema: Gottesvorstellungen, Gottesbilder, Theologie Freundschaft, Identität, Kindergeschichten, Liebe für Kinder, Gott als Begleiter, Vertrauen Identität (Animanimals) Rain is Falling 109914 DVD 107619 DVD 4 Jahre 16 Min. (4 x 4) 8 Jahre 15 Min. Thema: Traurig sein, Zufriedenheit, Selbstbild, Selbst- Thema: Armut, Familie, Frau, Kind: Probleme, bewusstsein, Leib, Glieder, Nähe, Distanz, Krankheit, Menschenrechte, Umwelt Achtsamkeit, Nächstenliebe, Bedürfnisse Kleiner großer Bär Barmherzigkeit ONLINE 203912 100090 DVD DVD 109483 5 Jahre 5 Min. auf LeOn 8 Jahre 77 Min. (12 +15 + 3 +8 +15 +21 +3) Thema: Buch, Kinderbücher, Andersartigkeit, Angst, Hilfe, Lesen, Identität, Fabel, Gemeinschaft, Thema: Sieben Werke der Barmherzigkeit Parabel, Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein Empathie - Speechless Mitgefühl und Fürsorge ONLINE 201287 100124 DVD ONLINE 190205 109725 DVD auf LeOn 10 Jahre 7 Min. auf LeOn 6 Jahre 13 Min. Thema: Flucht, Fremdsein, Fremde, Kommunikation, Thema: Kunst, Bibel: Neues Testament, Bibel: NT: Sprache, Sprechen, Zuhören, Erfassen, Jesus Christus, Glaube, Glaubensbekenntnis Verstehen, Sprachlos DIAS ONLINE ONLINE DVD auf LeOn 20
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