Bedeutung von lokalen Netzwerken zur Steigerung der Energieeffizienz - Wolfgang Schulz

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Veranstaltung der STAWAG/Stadt Aachen
am 9.6.2009

Wolfgang Schulz:

Bedeutung von lokalen Netzwerken
zur Steigerung der Energieeffizienz
Erfahrungshintergrund
ƒ Mitwirkung an mehreren Untersuchungen, die als Grundlagen für
  einige der zuletzt für den Energiebereich verabschiedeten Gesetze
  und Verordnungen dienten
ƒ Auftraggeber: Bundesumweltministerium, Bundeswirtschafts-
  ministerium, Bundesbauministerium (bzw. nachgeschaltete Ämter)
ƒ Direkte Beratung des BMU bei der Konzeption des KWK-Gesetzes,
  des Erneuerbare Energien-Wärmegesetzes und bzgl. der Ersatzpflicht
  für Elektro-Nachtspeicherheizungen im Rahmen der Energieeinspar-
  verordnung 2009
ƒ Mitwirkung im Monitoring-Kreis des Erneuerbare Energien Gesetzes
ƒ Untersuchung im Kontext der EU-Energiedienstleistungsricht-
  linie im Auftrag der ASEW (Arbeitsgemeinschaft für sparsame
  Energie- und Wasserverwendung)
ƒ Diverse Studien zur Kraft-Wärme-Kopplung, Fernwärme, Elektro-
  Wärmepumpenheizungen, Lüftungswärmerückgewinnung ...
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Inhalt
ƒ Nationale Anstrengungen zur Minderung des
  Einsatzes nicht erneuerbarer Energien
ƒ Anforderungen an die örtliche Ebene / die Bedeutung
  örtlicher Netzwerke
ƒ Vorschlag für ein lokales Beratungs- und
  Hilfestellungssystem
  (Energieeinspar-Navigator)
ƒ Perspektiven zur Finanzierung des lokalen
  Navigatorsystems

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Hohe Ziele auf nationaler Ebene
ƒ Seit 2007 hat die Bundesregierung eine Serie von
  Beschlüssen gefasst, die zur Einsparung nicht erneuerbarer
  Energien und zum Schutz des Klimas dienen sollen.
ƒ Sie wurden zunächst in Form von Programmen präsentiert:
    ¾die „Eckpunkte eines Energie- und Klimaprogramms“ als Ergebnis
     einer Im August 2007 in Schloss Meseberg durchgeführten Klausur
     des Bundeskabinetts
    ¾ein nationaler Energieeffizienz-Aktionsplan (September 2007)
    ¾das integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung
     (Dezember 2007), das insgesamt 14 Vorhaben umfasst
ƒ Ergänzend dazu war es erforderlich, Verpflichtungen
  einzulösen, die im Rahmen der EU eingegangen worden sind
    ¾KWK-Richtlinie
    ¾Energiedienstleistungs-Richtlinie
    ¾usw.

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Hohe Ziele auf nationaler Ebene

Allgemein betrachtet geht es insbesondere um
ƒ die Erhöhung der Endenergieeffizienz um 9% binnen 9 Jahren
ƒ die Verdoppelung der Energieproduktivität bis 2020
  gegenüber 1990
ƒ die Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2020 gegenüber
  1990 um 40% (d. h. 19% in 12 Jahren)

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Konsequenzen

Neue oder novellierte Gesetze/Verordnungen:
ƒ Neues Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz
ƒ Novelliertes Erneuerbare Energien Gesetz
ƒ Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich
  (Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz)
ƒ Novellierung der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009)
ƒ In Vorbereitung: Energieeffizienzgesetz (vor dem Hintergrund der EU-
  Energiedienstleistungsrichtlinie)
Die mit konkreten Zielen verbunden werden:
ƒ die Verdoppelung der Stromerzeugung auf der Basis von Kraft-Wärme-
  Kopplung
ƒ eine erhebliche Steigerung der Stromerzeugung auf der Basis
  erneuerbarer Energien
ƒ eine Steigerung der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien
ƒ eine weitere Anhebung der Effizienz bei der Beheizung von Gebäuden
ƒ die Außerbetriebnahme von elektrischen Nachtspeicherheizungen

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Konsequenzen
Reichlich vorhandene Förderprogramme
ƒ Mittel des Bundes für energieeffizientes Bauen und Sanieren
ƒ Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien
ƒ Sonderkreditprogramme der KfW
ƒ diverse Programme der Klimaschutzinitiative
ƒ Förderprogramm für Vor-Ort-Beratung
ƒ diverse Programme für Gewerbebetriebe
ƒ Programme der Bundesländer
ƒ …

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aber: Gesetze und Förderprogramme allein greifen zu kurz!

ƒ Die Politik ist auf lokale/regionale Partner
  angewiesen!

ƒ Chancen für Energieeinsparmaßnahmen bleiben
  sonst trotz der Förderprogramme in großem Stil
  ungenutzt!

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aber: Gesetze und Förderprogramme allein greifen zu kurz!

Beispiel: Wärmeschutzmaßnahmen an Gebäuden (hohes
  Potenzial!)
ƒ Durchführung scheitert oft daran, dass
      ¾die Einschaltung eines Fachingenieurs oder Architekten
       gar nicht erst erwogen wird und
      ¾dann aus einer Unsicherheit heraus, etwas falsch
       machen zu können, völlig auf die Ausnutzung der
       jeweiligen Gelegenheit verzichtet wird.
Æ hohe Bedeutung: individuellen Beratungsaktivitäten und
  Hilfestellungen bei der Durchführung von Maßnahmen
  (Navigatorfunktion)
ÆSchaffung von Strukturen, die während des gesamten
  Umsetzungsprozesses Hilfestellungen bereithalten

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Strategievorschlag

1. Intensivierung der Energieberatung und weiterer Hilfestellungen
   (Navigatorfunktionen)
+ Schaffung einer Finanzierungsbasis dieses Angebots
2. Intensivierung von erweiterten EDL (Contracting)
+ eine enge Verzahnung der Initiativen 1. und 2.
3. Engagement bei der Qualifizierung von Marktpartnern und Bildung
   von örtlichen Netzwerken für Energieeffizienzmaßnahmen
4. Dabei den Akzent eher auf eine Vermittlung externer
   Fördermöglichkeiten legen

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Sinnvolle Aktionsbereiche des
           Energieeinspar-Navigators

Grundsätzlich in Frage kommen:
    ƒ Gebäudeheizung / Brauchwarmwasserbereitung
    ƒ Beratung zu Haustechnik in Nicht-Wohngebäuden
    ƒ Standard-Stromanwendungen
    ƒ Verknüpfung mit smart metering
    ƒ Querschnittstechniken bei Gewerbebetrieben (KMU)
und in diesem Rahmen Kunden/Verbrauchern bei der
Beschaffung der Mittel behilflich zu sein

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Auf welcher Basis lässt sich dieser
Energieeinspar-Navigator vor Ort installieren?
Hierfür stellt die Bildung von örtlichen Netzwerken für Energie-
effizienzmaßnahmen eine besonders wichtige Voraussetzung dar!
Einzubeziehen sind insbesondere:
  ƒ der (örtliche) Energieversorger
  ƒ die von den anfallenden Aufgaben tangierten Handwerker,
  ƒ entsprechende Ingenieur- und Architektenbüros
  ƒ Politik und Verwaltung
  ƒ das Energiemanagement der öffentlichen Liegenschaften sowie
  ƒ sonstige Stellen, die auf die Energieeffizienz Einfluss nehmen können
Dabei ist das örtliche Versorgungsunternehmen zur Organisation des
Netzwerkes am besten geeignet bzw. sollte zumindest die Federführung
übernehmen.
Wo kommunale oder regionale Energie-/Klimaschutzagenturen bereits
vorhanden sind, kommen aber auch diese als Organisatoren infrage.

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Auf welcher Basis lässt sich dieser
   Energieeinspar-Navigator vor Ort installieren?
Warum eignen sich insbesondere Stadtwerke als Hauptorganisator?
 ƒ Sie können unter den tangierten Wirtschaftszweigen leichter eine neutrale
   Position einnehmen
 ƒ Sie können eine Qualifizierung und Qualitätskontrolle der Fachakteure
   organisieren
 ƒ Sie setzen eigenes Personal in diesem Rahmen nur ein, wo adäquate
   Angebote anderer örtlicher Anbieter fehlen

Dabei sollte den Marktpartnern klar sein, dass
  ƒ es um die Bewältigung einer wichtigen Zukunftsaufgabe geht,
  ƒ die mit einem enormen Geschäftsvolumen verbunden ist,
  ƒ es keineswegs um eine Kanalisation potenzieller Aufträge geht oder
  ƒ ebenso wenig Konkurrenz aus dem Markt gedrängt werden soll.

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Auf welche Grundsätze ist zu achten?

ƒ Die im Navigatorsystem enthaltenen Leistungen sollen keine
  Planungsleistungen ersetzen.
ƒ Der Einstieg in das Beratungssystem soll für den Verbraucher
  möglichst kostenlos sein.
ƒ Je intensiver der Verbraucher in die Umsetzung der
  Energieeffizienzmaßnahme eingestiegen ist, desto mehr soll er
  zur Abdeckung der Kosten beitragen.
ƒ Es sollte viel Augenmerk auf Qualitätskontrollen im Zuge der
  Maßnahmen gelegt werden.
ƒ Weiterhin sollte mittels Qualifizierung der einbezogenen
  Handwerker und Fachbüros ein hoher Ausführungsstandard
  erreicht werden.

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Ausgestaltungsvorschlag
ƒ Zur Veranschaulichung:
  Vorschlag für viele Einzelmaßnahmen, der sich an bereits in
  Deutschland vorhandenen Ansätzen orientiert.
ƒ Die Kostenabschätzungen basieren darauf, dass
   ¾die angebotenen Schritte i. d. R. gut aufeinander aufbauen und
   ¾oft eine Kombinationen von Energieeinsparmaßnahmen möglich ist.
ƒ Es erfolgen weiterhin Kostenhochrechnungen für eine Region
  von 750.000 und für eine Stadt von 50.000 Einwohnern, die
  sich an den auftretenden Erneuerungszyklen der jeweiligen
  Anlagen/Bauteile orientieren
ƒ Das vorgestellte System soll die Qualität aufweisen, dass in
  den beiden betrachteten Fällen von Jahr zu Jahr 1%
  Endenergie pro Jahr eingespart werden könnten.

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Ausgestaltungsvorschlag
Vorgeschlagene Aktivitäten
Wohngebäude (EFH/MFH)
                                                  Veranschlagt      Eigen-
Bestandsgebäude                                     pro Fall     finanzierung    750.000 E       50.000 E

Persönliches Beratungsgespräch im                     80             0%
Beratungszentrum
Vor-Ort-Beratung                                      400            50%
Maßnahmen-Kosten-Nutzenschätzung                      210            50%
Maßnahmenempfehlung                                    60            50%
Unterstützung bei einer Förderantragstellung          50            20%
Festlegung der Kriterien für eine Firmenauswahl        10            20%
Qualitätssicherung bei der Planung                    110           20%
                                                                                2.925.000 €/a   225.000 €/a
Überprüfung von Angeboten                              50           20%
Qualitätssicherung bei der Ausführung                 130           20%
Rechnungsprüfung                                       70           20%
Dokumentation                                          25            0%
Erstellung eines Energiepasses                        350           100%
ggfs. Thermografie (vorab und /oder zur               350           100%
Kontrolle)
Luftdichtigkeitstest                                  400           70%

                                                                                                              16
Ausgestaltungsvorschlag
   Fortsetzung

Wohnungsneubau (EFH/MFH)                Veranschlagt     Eigen-
möglichst Passivhausstandard             pro Fall (€) finanzierung    750.000 E     50.000 E

Persönliches Beratungsgespräch im           60            0%
Beratungszentrum
Qualitätssicherung bei der Ausführung       130           20%
Luftdichtigkeitstest                        400          100%        190.000 €/a   15.000 €/a
Rechnungsprüfung                            80            20%
Dokumentation                               25             0%
ggfs. Thermografie (zur Kontrolle)          350          100%

                                                                                                17
Ausgestaltungsvorschlag
Nicht-Wohngebäude (Bestand)                    Veranschlagt       Eigen-       750.000 E      50.000 E
                                                pro Fall (€)   finanzierung
Vor-Ort-Beratung                                   500            50%
Maßnahmen-Kosten-Nutzenschätzung                   300            50%
Maßnahmenempfehlung                                 55            50%
Unterstützung bei einer Förderantragstellung       60             50%
Qualitätssicherung bei der Planung                 100            50%
Qualitätssicherung bei der Ausführung              100            50%         495.000 €/a   27.000 €/a
Dokumentation                                       25             0%
Erstellung eines Energiepasses                     350            100%
ggfs. Thermografie (vorab und /oder zur
Kontrolle)                                         150            100%
Luftdichtigkeitstest                               400             70%

Gewerbeberatung                                Veranschlagt       Eigen-
                                                                               750.000 E      50.000 E
                                                pro Fall (€)   finanzierung
Heizen, Warmwasser und Lüftungsanlagen s. o.
Querschnittstechniken                             4.000           80%         1.200.000 €/a 66.000 €/a
Prozesswärmeeinsparkonzept                        2.000           80%

                                                                                                         18
Ausgestaltungsvorschlag

Sonstiges                                                     Veranschlagt
                                                               pro Fall (€)    750.000 E     50.000 E

Aufschläge für Biomassefeuerung, Solar, BHKW                   70 bis 100     30.000 €/a    2.400 €/a
Ausgestaltung und Durchführung von
Stromeinsparkampagnen (Zielgruppe priv. HH)                                   200.000 €/a   40.000 €/a
Unterstützung der öffentlichen Hand bei den
Energieeinsparaktivitäten (ohne Contracting)                                  190.000 €/a   60.000 €/a
Bildung von Netzwerken auf kommunaler Ebene                                   210.000 €/a   30.000 €/a
Qualifizierung von Markpartnern                                               275.000 €/a   35.000 €/a
Erstellung und Betreuung eines Energieeffizienzaktionsplans                   280.000 €/a   50.000 €/a

                         750.000 E      50.000 E

Gesamtsumme            6.000.000 €/a 550.000€/a

                                                                                                         19
Ist ein derartiges System auf örtlicher
               Ebene finanzierbar?
ƒ 6 Mio €/a für eine 750.000 Einwohnerregion umgelegt
  entsprechen pro Einwohner 8 €/a
ƒ Für eine 50.000 Einwohnerstadt würde sich der
  Transaktionsaufwand auf 11 €/a pro Einwohner erhöhen
ÆEs handelt sich z. B. im Vergleich zu den auftretenden
  Energiepreisschwankungen um sehr geringe Beträge
ÆEs lassen in erheblichem Maße externe Fördermittel in die Stadt
  bzw. Region lenken
ÆEs werden aufgrund der erreichten Vertrauensbildung gute
  Voraussetzungen für eine Erhöhung der Dienstleistungstiefe (z.B.
  Contracting) der im Netzwerk enthaltenen Partner geschaffen
ÆEs ergibt sich auf lokaler Ebene ein erhebliches
  Wirtschaftsförderungspotenzial
ÆEine Finanzierung auf örtlicher Ebene ist nicht
  ausgeschlossen und würde sich auszahlen!

                                                                     20
Ich bedanke mich für Ihre
                Aufmerksamkeit!

Wolfgang Schulz
Bremer Energie Institut
College Ring 2 (Research V)
28759 Bremen
Tel. 0421/200-4888
Homepage: www.bremer-energie-institut.de

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