Besser leben auf dem Land - Wissen gewinnen mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung - BMEL
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
VORWORT „Unser Bundesprogramm Ländliche Entwicklung will Antworten auf Kernfragen der ländlichen Entwicklung geben. Daher werten wir die einzelnen Projekte fachlich aus und generieren auf diese Weise wertvolles Wissen für alle.“ Liebe Leserinnen und Leser, bereits seit 2015 fördern wir mit unserem Bundespro- Denn wir werten die einzelnen Projekte fachlich aus gramm Ländliche Entwicklung modellhafte Projekte und generieren auf diese Weise wertvolles Wissen für in ländlichen Regionen. Hinter diesen Vorhaben alle: Welches Geschäftsmodell hat sich für Mehrfunk- stecken viele kluge Ideen und Lösungsansätze von tionshäuser unter welchen Voraussetzungen bewährt? engagierten Menschen, Vereinen und Kommunen, Was hilft Ehrenamtlichen im Landkreis wirklich? Und die sich den Herausforderungen in ihrer Region stellen. gibt es Mitfahr-Apps, die besonders alltagstauglich sind? Und die sich fragen: Lohnt sich ein Mehrfunktionshaus mit Dorfladen in unserer Kommune? Wie können In dieser Broschüre erfahren Sie, wie wir mit unserem wir Ehrenamtliche in Vereinen, Kirche und Kultur Bundesprogramm die Ländliche Entwicklung stra- unterstützen? Wie machen wir unseren Ort für tegisch fördern, die Menschen vor Ort ihre Ideen Familien attraktiv? Für Fachkräfte lukrativ? Und für erproben lassen und von diesen Erfahrungen gemein- alle Menschen barrierefrei? sam lernen. Wir geben das Wissen aus den einzelnen Fördermaßnahmen weiter: Damit sich gute Ideen im Die Ergebnisse der vor Ort erprobten Ansätze sind auch ganzen Land verbreiten. eine wichtige Basis für die Weiterentwicklung der Po- litik für ländliche Räume. Wir veröffentlichen sie und Viel Freude beim Lesen! geben das Wissen weiter, sodass bundesweit Akteure von den Erfahrungen profitieren. Damit aus Ideen er- Ihr folgreiche Lösungen auch an anderen Orten werden. Redaktionsteam Unser Bundesprogramm Ländliche Entwicklung gibt Bundesministerium für Ernährung Antworten auf Kernfragen der ländlichen Entwicklung. und Landwirtschaft 3
INHALT 1 Ziele des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung seite 6 2 Kernelemente des Bundes- programms Ländliche Entwicklung im BMEL seite 10 3 Fachliche Auswertung: Modellprojekte und Modellregionen seite 14 4 Fachliche Auswertung: Forschungsvorhaben seite 28
1 Ziele des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung Um die richtigen Rahmenbedingungen für ländliche Entwicklung zu schaffen, benötigen wir Erkenntnisse darüber, welche Lösungsansätze auf dem Land wirken. Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) ist es möglich, neue Ideen vor Ort auszuprobieren und Wissen zu schaffen: Was funktioniert wo, wie und weshalb? Damit ist das BULE eine Ideenschmiede für die ländliche Entwicklung.
ZIELE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG Impulse geben, Wissen vermitteln Das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung soll neue Wege für das Leben auf dem Land aufzeigen, Akteure vor Ort unterstützen, die Umsetzung fachlich begleiten und die Erkenntnisse transparent und verständlich auf- bereiten. Das treibt ländliche Entwicklung nachhaltig voran. Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) auch auf andere Regionen zu übertragen. Indem Praxis trägt der Bund dazu bei, gleichwertige Lebensverhält- und Wissenschaft eng verzahnt agieren, entfalten gute nisse in ganz Deutschland herzustellen. Das Programm Ideen überregionale Wirkung. Zudem wird schnell klar, fördert Projekte, die der ländlichen Entwicklung in wo weiterer Erprobungs-, Handlungs- und Forschungs- Deutschland dienen. Dabei geht es zum Beispiel um die bedarf liegt. Unterstützung von Ehrenamtlichen, um digitale Nach- barschaftsnetzwerke, Coworking-Spaces und Lösungs- Darüber hinaus ist das BULE ein Instrument, um Erkennt- ansätze zu Nahversorgung und Mobilität auf dem Land. nisse für die künftige Gestaltung der Politik auf Bundes- Ausgenommen sind dabei nur Projekte aus Land- und ebene sowie insgesamt von politisch-administrativen Forstwirtschaft sowie Fischerei. Rahmenbedingungen auf allen relevanten Ebenen zu gewinnen – ob auf Bundes-, Länder- oder kommunaler Herausragende Ideen und zukunftsweisende Lösungen Ebene. Zudem kann das Programm wichtige Impulse für aktuelle und künftige Herausforderungen in länd- liefern, um die Regelförderung „Gemeinschaftsaufgabe lichen Regionen sollen erprobt, unterstützt, systematisch ‚Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes‘ “ ausgewertet und die Erkenntnisse daraus bekannt ge- (GAK) weiterzuentwickeln. Im Fokus stehen neben dem macht werden. Hier liegt die Stärke des BULE: Es unter- sinnvollen Ressourceneinsatz in der Projektförderung stützt die Akteure vor Ort und geht dabei breit in die vor allem auch die richtigen Stellschrauben für eine nach- ländlichen Räume hinein. So entstehen dort Zukunfts- haltige Verbesserung der Lebensbedingungen und die labore für die Gesellschaft von morgen. Das BULE ist Stärkung von Potenzialen auf dem Land. Diese Erkennt- auch ein wichtiger Baustein, um die Ergebnisse der Kom- nisse fließen in die Politikgestaltung für ländliche Regi- mission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ umzusetzen. onen ein. Es greift die unterschiedlichen regionalen Entwicklun- gen und Rahmenbedingungen auf und ermöglicht es den lokalen Akteuren, passgenaue Lösungen zu erarbei- Das große Ganze im Blick ten und auszuprobieren. Im Gegensatz zu rein investiven Bundesprogrammen ist das BULE ein Wissensprogramm: Der fachlichen Gelerntes weitergeben Auswertung und dem Wissenstransfer der geförderten Maßnahmen kommt daher eine große Bedeutung zu. Ziel des BULE ist es damit, bundesweit Impulse für die Im Mittelpunkt stehen weniger die einzelnen geförderten ländliche Entwicklung zu geben und über praxisnahes, Projekte als vielmehr die Erkenntnisse, die durch die zielgruppengerecht aufbereitetes Wissen nachhaltig Fülle der geförderten Vorhaben gewonnen werden. Das wirken zu können: Welche Lehren lassen sich aus der betrifft zum Beispiel die Rahmenbedingungen der Umsetzung von modellhaften Ansätzen ziehen? Welche Umsetzung, die Wirkungen und die Übertragbarkeit. Stellschrauben und Stolpersteine gab es dabei? Gemein- Die einzelnen Projekte bilden neben ihren individu- sam mit den Ergebnissen der BULE-Forschungsvorha- ellen Zielen so auch Experimentierfelder: Sie auszuwer- ben sollen diese Erkenntnisse das fachliche und prakti- ten, schafft Wissen. sche Know-how liefern, um entwickelte Lösungen 7
ZIELE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG Das Wissensprogramm BULE zielt damit auf capacity Zweistufiges building ab: Kapazitäten, Kompetenzen und Strukturen für eine bestmögliche ländliche Entwicklung sollen Bewerbungsverfahren – bei den Akteuren vor Ort, in Politik und Verwaltung, vom Förderaufruf aber auch im Bereich Beratung und Forschung aufge- baut werden. bis zum Projektstart Aufruf So funktioniert die Förderung von kündigt Fördervorhaben Modellprojekten des BMEL öffentlich an Mehrmals im Jahr startet das Bundesministerium für Skizzenphase Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über das BULE Förderaufrufe in Zukunftsfeldern der ländlichen Ent- wicklung. Zu Beginn veröffentlicht das Kompetenzzen- trum Ländliche Entwicklung (KomLE) eine detaillierte Bekanntmachung, den Förderaufruf. Dort erfahren Akteure, in welchem Themenbereich Projektideen ge- Sichtung sucht werden, wer sich unter welchen Voraussetzungen und Bewertung bewerben kann, welche Einreichungsfristen gelten und in welchem Zeitfenster Projekte gefördert werden. Alle Bekanntmachungen erscheinen im Bundesanzeiger und unter www.ble.de/komle. Vorauswahl der Projektskizzen Antragsphase Prüfung der Anträge und Klärung offener Fragen Prüfung der Förderanträge Ausstellung der Bewilligungsbescheide Zusage der Förderung Start des Modellprojekts 8
ZIELE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG Der politische Auftrag: Kräfte bündeln für ländliche Entwicklung Das BULE fördert seit mehr als fünf Jahren zukunftsweisende Projekte in ländlichen Regionen. Um die vielseitigen Themen gemeinsam voran- zubringen, packt die Bundesregierung gemeinsam an. Seit 2015 fördert das Bundesministerium für Ernährung Von 2015 bis 2018 wurde das BULE ausschließlich durch und Landwirtschaft (BMEL) mit dem BULE modellhafte das BMEL umgesetzt. Dem Programm standen in den Vorhaben in Deutschlands ländlichen Regionen und Jahren 2015 und 2016 jeweils 10 Millionen Euro zur Ver- führt Bundeswettbewerbe und Kommunikationsmaß- fügung. Für 2017 und für 2018 bewilligte der Deutsche nahmen durch. So vielfältig sich Leben und Arbeiten Bundestag eine erhebliche Mittelaufstockung auf jeweils in ländlichen Räumen gestalten, so vielfältig sind auch 55 Millionen Euro. Für 2019 wurde der Betrag auf die Themenfelder des BULE. Dabei betreffen einige 70 Millionen Euro erhöht. Davon waren bis zu 20 Millio- Themen auch die Kompetenzen anderer Bundesministe- nen Euro für Projekte des BMI im Bereich der Raum- rien. Seit 2019 sind daher weitere Ressorts eingebunden, ordnung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts mit um ländliche Räume noch effektiver und effizienter zu dem Fokus auf ländliche Räume vorgesehen. Die BKM entwickeln. So sind inzwischen das Bundesministerium erhielt bis zu 10 Millionen Euro für Projekte, die Kultur des Innern, für Bau und Heimat (BMI), die Beauftragte in ländlichen Räumen stärken. Für Projekte der Verbrau- der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und cherpolitik in ländlichen Räumen wurden dem BMJV bis das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher- zu 1,5 Millionen Euro zugewiesen. schutz (BMJV) am BULE beteiligt. Das Programm wird damit zur verbindenden Klammer, um auf Bundesebene Für 2020 stellte sich der Mittelansatz für BMI, BKM und ländliche Räume modellhaft zu fördern. Modellhaft BMJV mit insgesamt 31,5 Millionen Euro wie im Jahr deshalb, weil der Bund nach der grundgesetzlichen Kom- 2019 dar; die Mittel des BMEL lagen bei 41,15 Millionen – petenzverteilung nur eingeschränkte Zuständigkeiten anstelle von 38,5 Millionen Euro. 2021 stehen insgesamt bei der Förderung ländlicher Entwicklung hat. Aus diesem 62,7 Millionen Euro BULE-Mittel zur Verfügung, Grund kann er in diesem Bereich ausschließlich über 34,3 Millionen Euro davon sind dem BMEL zugeteilt. Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) tätig werden. 9
2 Kernelemente des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung im BMEL Um ländliche Räume auf möglichst vielen Ebenen zu stärken, ist das BULE breit aufgestellt. Das BMEL fördert mit dem Programm eine Vielzahl von Vorhaben – und bietet die richtigen Voraussetzungen, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse sinnvoll weiterzutragen.
KERNELEMENTE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG IM BMEL Drei Perspektiven führen zum Durchblick Das BULE fördert und betrachtet Schwerpunkte der ländlichen Entwicklung aus verschiedenen Perspektiven. Um fundierte Erkenntnisse zu gewinnen, setzt das BMEL auf einen Dreiklang aus Modellprojekten, Modellregionen und Forschungsvorhaben. Durch die Kombination aus Modellprojekten, Forschungs- Land.Digital. In der konkreten Projektidee und ihrer Ausge- vorhaben und idealerweise auch Modellregionen zu staltung sind die Bewerberinnen und Bewerber weitgehend einem Überthema ermöglicht das BULE im BMEL, dass frei. Antragsberechtigt sind je nach Förderzweck unter- ein Thema auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen schiedliche Akteure wie Kommunen, Vereine, Verbände, und mit unterschiedlichem Komplexitätsgrad erprobt und Kleinbetriebe, Forschungseinrichtungen oder Einzelperso- wissenschaftlich erforscht wird. Darüber hinaus werden nen. Die Projekte dienen damit auch als Seismografen alle Fördermaßnahmen fachkundig begleitet und ausge- für Bedürfnisse und Ideen der Menschen auf dem Land. wertet sowie die Erkenntnisse daraus klar kommuniziert. Modellregionen Zuständig für die Umsetzung des BULE im BMEL ist das Modellregionen fördert das BMEL, wenn bestimmte Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung (KomLE) in komplexe Konzepte in ganzen Regionen getestet werden der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sollen – beispielsweise ein sogenanntes Regionalbudget (BLE). Das KomLE steuert auch externe Auftragnehmer, (siehe Land(auf)Schwung) oder regionale digitale Umset- die ausgewählte Projektträgeraufgaben und fachliche zungskonzepte (siehe Smarte.Land.Regionen). Ziel ist Auswertungen bearbeiten. es, die Erfahrungen aus den Modellregionen auch in die politische Entscheidungsfindung einfließen zu lassen und den Menschen in anderen Regionen Impulse und Die Module im Überblick zugleich das nötige Wissen zu liefern, wie die Umsetzung gelingen kann. Modellprojekte Modellprojekte stehen im Mittelpunkt des BULE. Sie bieten Forschungsförderung unterschiedlichen Akteuren bundesweit die Möglichkeit, Neben der Unterstützung beispielhafter Ansätze auf dem ländliche Entwicklungsmaßnahmen zu erproben. In der Land kommt dem Bereich Forschung eine große Bedeu- Regel werden sie innerhalb thematischer Fördermaß- tung im BULE zu. Um Erkenntnisse zu zentralen Themen nahmen realisiert. Diese greifen verschiedene Bereiche ländlicher Entwicklung aus dem Blickwinkel der Wissen- ländlicher Entwicklung auf und haben dabei jeweils einen schaft zu gewinnen, startet das BMEL Forschungsförder- offenen, breiten thematischen Ansatz, zum Beispiel Kultur aufrufe. Damit werden anwendungsorientierte Wissens- im Fall LandKULTUR oder digitale Anwendungen im Fall grundlagen geschaffen. Dreiklang konkret: Beispiele für zusammenhängende BULE-Fördermaßnahmen im BMEL Thema Modellprojekte Modellregionen Forschungsvorhaben Ländliche Räume in Zeiten der Digitalisierung Land.Digital Smarte.Land.Regionen Digitalisierung Ehrenamtliches Engagement Ehrenamt Soziale Dorfentwicklung Hauptamt stärkt Ehrenamt in ländlichen Räumen 11
KERNELEMENTE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG IM BMEL Fünf Jahre BULE Inzwischen wurden und werden mit Mitteln aus dem BULE mehr als 1.850 Projekte bundesweit durch das BMEL unterstützt und umgesetzt. Hier ein Überblick über die Laufzeiten der einzelnen Fördermaßnahmen des Programms, die bis 2020 starteten. 12
KERNELEMENTE DES BUNDESPROGRAMMS LÄNDLICHE ENTWICKLUNG IM BMEL Starke Unterstützung Das BULE fördert eine Vielzahl von Projekten und schafft so neue Möglichkeiten für ländliche Entwicklung. Rund 133 Millionen Euro wurden seit Beginn des Programms über die gesamte Laufzeit der bisher begonnenen BMEL- Fördermaßnahmen gezahlt, gebunden oder geplant. 13
3 Fachliche Auswertung: Modellprojekte und Modellregionen Die fachliche Auswertung der einzelnen Modellprojekte und Modellregionen beruht auf gemeinsamen Leitfragen und spezifischen Schwerpunkten. Um das dabei nach und nach entstehende Wissen bestmöglich und bundesweit zu ver- breiten, werden für Interessierte unterschiedliche Formate angeboten: von Publikationen über Online-Angebote bis zu Veranstaltungen.
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Förderung mit Lerneffekt Bei der Umsetzung und Auswertung der BULE-Fördermaßnahmen wird viel Wissen gewonnen. Klare Prozesse sorgen dafür, dass dieses Wissen optimal in Politik und Praxis getragen wird – und dass auch andernorts neue Lösungen ausprobiert werden. In den Anfangsjahren des BULE stand zunächst im Vor Leitfragen für Modellprojekte dergrund, das Programm aufzubauen und erste Modell projekte zu fördern. Ab 2017 baute der Projektträger und -regionen BLE Kapazitäten aus und vergrößerte das BULE-Team, Die laufenden und geplanten Auswertungen von 2018 stießen auch externe Projektträger hinzu. Dadurch BULE-Fördermaßnahmen im BMEL verfolgen ins konnte die fachliche Auswertung stärker in den Fokus besondere folgende zentrale Leitfragen: rücken – und mit ihr das Ziel, die gewonnenen Erkennt- – Inwiefern wurden die von den Vorhaben selbst nisse und Ergebnisse sinnvoll in Politik und Praxis zu gesteckten Ziele erreicht? Warum wurden sie tragen. Das BULE entwickelt sich zunehmend zum gegebenenfalls nicht (ganz) erreicht? Wissensprogramm, in dem der Erkenntnisgewinn und – Welche Wirkungen erzielen die geförderten Vor- dessen Kommunikation in die Fachöffentlichkeit eine haben? Welche Auswirkungen haben die Vorhaben größere Rolle spielen. auf verschiedene Akteure und ihre Handlungsmög- lichkeiten? Wie nehmen verschiedene Zielgruppen die Vorhaben wahr? Wertvolles Wissen für die Zukunft – Worin liegen der Nutzen und die Chancen dieser Ansätze für die ländlichen Räume? Die Auswertung des BULE erfolgt auf Ebene der Förder – Welche Schlüsselakteure sollten beteiligt werden? maßnahmen und -regionen. Im Mittelpunkt steht – Welche Vorgehensweisen haben sich bewährt? dabei das fachliche Erkenntnisinteresse zu verschiede- – Was sind typische Herausforderungen und Hemm- nen Aspekten der ländlichen Entwicklung. Indem die nisse bei der Umsetzung entsprechender Vorhaben geförderten Vorhaben im Hinblick auf ihre Umsetzung und welche Lösungsansätze haben die Vorhaben und Wirkung fachlich ausgewertet werden, soll wert- hierfür gefunden? volles Wissen für die künftige Politikgestaltung ent- – Welche Erfolgsfaktoren lassen sich ableiten? Wel- stehen. Außerdem lassen sich praktische Handlungs- che Rahmenbedingungen (institutionell, raum- empfehlungen ableiten, um die Ansätze in Zukunft strukturell, rechtlich und organisatorisch) sind für auch auf andere ländliche Regionen Deutschlands zu eine erfolgreiche Umsetzung notwendig? übertragen. – Welche Verstetigungsstrategien und gegebenen- falls dauerhaften Geschäfts-/Finanzierungsmodelle sind geplant und erfolgversprechend? – Unter welchen Voraussetzungen sind die Ansätze auf andere Akteure und Regionen übertragbar? – Welche Schlüsse lassen sich für die Zuständigkeiten des Bundes, der Länder und Kommunen ziehen (insbesondere für die Informationspraxis, für recht- liche sowie politisch-administrative Rahmenbe- dingungen und für die Förderpolitik auf dem Gebiet der ländlichen Entwicklung)? 15
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Für die einzelnen Fördermaßnahmen gibt es zudem spezi- Die Ergebnisse der Auswertung der Modellprojekte und fische Forschungsleitfragen (mehr dazu in den Profilen -regionen werden zunächst in einem internen Bericht auf den Seiten 18–27). Diese Fragen werden – als Kern- festgehalten. Auf dieser Basis erfolgen in der Regel drei elemente der fachlichen Auswertungen – jeweils auch Publikationen: ein wissenschaftlicher Fachbericht, eine mit den Bundesländern über die Bund-Länder-Arbeits- praxisorientierte Publikation mit Handlungsempfehlun- gemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung und über gen und eine anschauliche Publikation mit allgemein den Kreis der Referentinnen und Referenten für die verständlichen Reportagen und Geschichten über die Integrierte Ländliche Entwicklung (Förderbereich 1 der Modellprojekte und die daran beteiligten Menschen für GAK) abgestimmt. die breite Öffentlichkeit (mehr dazu im Kasten unten). Dabei werden die Vorlagen für die praxisorientierte Alle Vorhaben werden grundsätzlich nach einer einheit- Veröffentlichung wiederum mit den Bundesländern lichen Methodik ausgewertet (siehe Grafik auf Seite 17). diskutiert und validiert. Für jede Fördermaßnahme gibt es jedoch Besonderheiten, da einige Fördermaßnahmen bereits weitgehend abge- Der Wissenstransfer geht über die Veröffentlichungen schlossen sind und andere sich noch in der Umsetzung hinaus: Die zentralen Erkenntnisse zu einer Förder- befinden. Zudem variieren der Förderumfang, die Kom- maßnahme sollen auch über eine Abschlussveranstaltung plexität und die Laufzeit der Vorhaben, sodass auch unter- und darüber hinaus über digitale Medien in die Fach- schiedlich umfangreiche Auswertungsmethoden zum öffentlichkeit transportiert werden. Tragen kommen. Veröffentlichungen: So gelangen Ergebnisse an die Zielgruppen Schriftenreihe Teil 1 Schriftenreihe Teil 2 Schriftenreihe Teil 3 Art der –w issenschaftlicher – anschauliche fachöffentliche – kompakte, sehr anschauliche Publikation Fachbericht Ergebnispublikation Publikation Zielgruppen –W issenschaft, – Bund, Länder, Kommunen – breite Öffentlichkeit Fachöffentlichkeit – l okale Akteure Inhalte – umfassende Auswertung der – praxisrelevante Ergebnisse – Reportagen und Erfolgs- geförderten Maßnahmen im und Erkenntnisse geschichten über die Querschnitt (z. B. Ergebnisse, – konkrete Handlungs- Modellvorhaben und die Wirkungen, Erkenntnisse) empfehlungen für Politik daran beteiligten Menschen – Erläuterung der und die Praxis Evaluationsmethodik – ausgewählte Projektsteck- briefe 16
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN So wird ausgewertet Für die Auswertung aller Fördermaßnahmen des BULE gibt es eine einheitliche, gemeinsame Methodik. * Nicht bei Land(auf)Schwung ** Zuwendungsrechtliche Prüfung des zahlenmäßigen Nachweises, der Berichte, der Belegliste, in Kostenfällen der Stundennachweise, stichprobenartige vertiefte Prüfung aller Belege und ggf. Vor-Ort-Prüfung Modellprojekte und -regionen: Die Maßnahmen im Detail Die Profile auf den folgenden Seiten zeigen die Besonder laufende oder bereits abgeschlossene Projekte aus den heiten – die weiteren individuellen Untersuchungs- Fördermaßnahmen vorgestellt, die Gegenstand der methoden und das Erkenntnisinteresse – der einzelnen fachlichen Auswertungen sind oder sein werden. Fördermaßnahmen. Dargestellt sind alle Fördermaßnah- men, zu denen bereits fachliche Auswertungen konkret geplant und zum Teil umgesetzt sind. Ergänzend werden 17
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Land(auf)Schwung Zielsetzung und Themen Bundesförderung Mit Land(auf)Schwung unterstützte das BMEL struktur- Die 13 Regionen wurden insgesamt mit knapp 32 Milli- schwache Regionen und erprobte innovative Förderin- onen Euro gefördert. 2,2 Millionen Euro wurden in die strumente wie das Regionalbudget, die Steuerung über Begleitforschung und die Start- und Qualifizierungs- Ziele und eine thematische Fokussierung. Ausgewählte phase investiert. ländliche Regionen förderten dabei in großer Eigen- verantwortlichkeit Vorhaben, die sich mit regionaler Gesamtfördersumme: 34,2 Millionen Euro Wertschöpfung und der Sicherung der Daseinsvorsorge befassten. Das waren die beiden Schwerpunkte von Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen Land(auf)Schwung. Während der Förderphase bauten Die im KomLE angesiedelte Geschäftsstelle führte die Regionen die notwendigen Strukturen auf, um folgende Auswertungen durch: regionale Zukunftskonzepte selbstständig umzusetzen. – begleitende und abschließende Erfolgskontrolle der Diese wurden vorab in einer Start- und Qualifizierungs- 13 Zuweisungen phase erstellt. Welche Vorhaben gefördert werden, – Überprüfung der Erreichung der definierten Ziele je konnten die jeweiligen Förderregionen selbst bestimmen. Region Die Finanzierung erfolgte über das Regionalbudget, – Bewertung der Erkenntnisse zu den erprobten Förder- für das jede Förderregion die finanztechnische Verant- instrumenten wortung erhielt. Ein von der Region ausgewählter Die Ergebnisse wurden in einer Publikation veröffent- Abwicklungspartner prüfte jeweils, ob die zuwendungs- licht, die mit dem Teil 2 der anderen geplanten Schriften- rechtlichen Voraussetzungen erfüllt waren, und bewilligte reihen vergleichbar ist. die Zuwendungen. Das Thünen-Institut untersuchte die Fördermaßnah- Umsetzungsphase der Fördermaßnahme me parallel in einem Begleitforschungsvorhaben. Bei Start-/Qualifizierungsphase: 11/2014–05/2015 diesem Vorhaben wurden die Förderinstrumente in Förder-/Umsetzungsphase: 07/2015–04/2020 den Regionen sowie übergreifende Fragen ländlicher Entwicklung in und außerhalb der Förderregionen un- Anzahl der Regionen und Vorhaben tersucht. Die Ergebnisse der Begleitforschung werden 13 Regionen mit insgesamt mehr als 500 einzelnen außerhalb der BULE-Veröffentlichungen publiziert. Vorhaben PROJEKTBEISPIEL kundeseminaren. Aus den dort angebauten Kräutern Aufblühen dank Arnika und mithilfe eines Netzwerks aus regionalen Kräuter- Im bayerischen Teuschnitz gründeten Bürgerinnen bäuerinnen und -bauern stellt das Team der Arnika- und Bürger in einer ehemaligen Grundschule die Akademie Kräuter- und Arnikaprodukte wie Tees, Arnika-Akademie mit Kräuterlehrgarten und Heil- Kosmetik oder Kräutermischungen her. Interessierte können außerdem eine berufsbegleitende Weiterbil- dung zur Praktikerin bzw. zum Praktiker der Traditio- nellen Europäischen Heilkunde absolvieren. Indem sie unter anderem zusammen mit der Volkshochschule Kronach Veranstaltungen wie Kochkurse und Semi- nare anbietet, sorgt die Akademie auch für mehr Kund- schaft in den Hotels und der Gastronomie vor Ort. So kurbelt die Stadt Teuschnitz mithilfe der seltenen Arnikapflanze erfolgreich die heimische Wirtschaft an und trägt zur regionalen Wertschöpfung bei. 18
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Regionalität Zielsetzung und Themen Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen Diese Fördermaßnahme hatte zum Ziel, das Bewusst- Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von sein von Verbraucherinnen und Verbrauchern und dem besonderem Interesse: Handel für regionale Produkte zu schärfen und Ver- – Wurden neue Geschäftsmodelle und Vermarktungs- marktungsmöglichkeiten zu schaffen. Auch der Aufbau ansätze entwickelt? Welche Geschäftsmodelle erweisen von Nahversorgungsinitiativen, regionalen Bezugs- und sich für die unterschiedlichen Regionalitätsansätze Absatzwegen sowie von Netzwerken regionaler Akteure (short food supply chains) als tragfähig? wurde gefördert. Die Modellprojekte sollten dazu bei- – Wie verstehen die Projekte jeweils Regionalität? tragen, die Wertschöpfung in den Regionen zu stärken Inwieweit entsprechen die den Regionalitätsinitiativen und die regionale Nahversorgung sowie lokale Dienst- zugrunde gelegten Qualitätsverständnisse den Erwar- leistungen zu erhalten und auszubauen. tungen der Verbraucherinnen und Verbraucher? – Wie groß war das allgemeine Interesse an den Projek- Umsetzungsphase ten (seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher, 01/2016–10/2018 Gesellschaft und Politik) in den Regionen, in denen die Projekte durchgeführt wurden? Laufzeit der einzelnen Modellprojekte – Welchen Einfluss haben die Ansätze auf den regionalen max. 31 Monate und überregionalen Warenkreislauf? Anzahl der Vorhaben 6 Bundesförderung je Vorhaben: max. 100.000 Euro sowie ein Leuchtturm- projekt mit ca. 115.000 Euro Gesamtfördersumme: rund 550.000 Euro PROJEKTBEISPIEL Die Meck-Schweizer vermarkten digital Regionale Produkte wachsen fast vor der Haustür, dennoch landen sie oft nicht auf den Tellern der Menschen in der Region. Die Regionalvermarktungs- initiative „Die Meck-Schweizer“ aus der Mecklenbur- gischen Schweiz schließt diese Lücke digital: Zahlrei- che regionale Akteure und Betriebe aus Erzeugung, Verarbeitung und Handel haben sich als Genossen- schaft vernetzt und über einen digitalen Marktplatz clevere Absatzwege gefunden. Die B2B-Handelsplatt- form führt Angebot und Nachfrage von insgesamt mehr als 200 Geschäftspartnern zusammen. So vermarkten zum Beispiel Gärtnereien, Schnapsbren- Produkte an ihr Ziel. Mit den „Fretbüdeln“ liefert die nereien, Bäckereien, Fleischereien oder landwirt- Initiative Regionalprodukte liebevoll abgepackt schaftliche Betriebe ihre Erzeugnisse an Handel oder bis an die Haustür oder zu einer Abholstation. Das Gastronomie in der Region. Eine solarstrombetrie- BMEL hat den Aufbau der Online-Handelsplattform bene Kühlfahrzeugflotte bringt die hochwertigen finanziell gefördert. 19
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Mehrfunktionshäuser Zielsetzung und Themen Umsetzungsphase der Fördermaßnahme Das BMEL unterstützte mit dieser Fördermaßnahme 06/2016–11/2020 Initiativen vor Ort (Vereine, Kommunen, Genossen- schaften etc.) dabei, modellhafte Mehrfunktionshäuser Laufzeit der einzelnen Modellprojekte zu schaffen und einzurichten. Damit sind multifunk- max. 36 Monate tionale Häuser mit Raum für flexible und vielfältige Angebote gemeint, die einen Mehrwert bieten, weil sie Anzahl der Vorhaben für mehrere Zwecke genutzt werden können. 13 (davon ein Verbundvorhaben mit drei Partnern) Die Förderung von Mehrfunktionshäusern trägt dazu Bundesförderung bei, regionale Nahversorgung und lokale Dienstleis- je Vorhaben: max. 100.000 Euro sowie ein Leuchtturm- tungen zu erhalten und auszubauen. Hierzu gehören projekt mit rund 150.000 Euro nicht nur Angebote, die der Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs dienen, sondern auch Maßnahmen, Gesamtfördersumme: rund 1,3 Millionen Euro die zur Sicherung der Daseinsvorsorge beitragen und das Dorfleben attraktiv gestalten. Mehrfunktionshäuser Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen vereinen beispielsweise Dorfladen, Behandlungszimmer, Ziel ist es, Erkenntnisse über die Organisation, Umset- Büroarbeitsplätze, Vereinsraum, Bücherei, Informations- zung und praktische Funktionsweise der Mehrfunkti- und Beratungsstellen, Gemeindeamt, Café, Post oder onshäuser zu erhalten. Neben den allgemeinen For- Bank unter einem Dach. Sie bilden damit einen Ort der schungsleitfragen ist von besonderem Interesse: Begegnung. Oft entstehen Mehrfunktionshäuser, indem – Welche Rolle spielt ehrenamtliches Engagement nicht mehr genutzte öffentliche oder private Immobi- beim Aufbau und beim laufenden Betrieb der Mehr- lien wie Schulgebäude, Postämter, Bahnhofsgebäude funktionshäuser? Wo liegen die Grenzen des ehren- oder Markthallen umgebaut werden. amtlichen Engagements? – Welche Geschäftsmodelle haben sich für die verschie- denen Nutzungskonzepte als tragfähig bewiesen? PROJEKTBEISPIEL rund 3.500 Erlauerinnen und Erlauern schließlich der Alter Bahnhof wird zum Generationentreffpunkt Wunsch, etwas ganz Neues zu schaffen: Mit großem Der alte Gründerzeitbahnhof im mittelsächsischen Engagement und mehreren Förderungen sanierten Örtchen Erlau wurde im Jahr 1990 stillgelegt. Zu- sie den vor dem Verfall stehenden Bahnhof. 2017 nächst zum Wohngebäude umfunktioniert, anschlie- wurde er als Mehrfunktionshaus unter dem Namen ßend aber 15 Jahre ungenutzt, formte sich bei den Generationenbahnhof neu eröffnet. Über das BULE förderte das BMEL insbesondere den Bereich der Freizeit- und Kulturangebote sowie eine hauptamt- liche Koordinierungskraft für die ehrenamtlich Aktiven. Zusammen mit den nun im Bahnhof ansässigen Pflegeeinrichtungen und einer Zahnarzt- praxis entstand so eine vielfältige Kombination aus bürgerschaftlichem Engagement und professionel- len Dienstleistungen. Ausstellungen, Kartenrunden, Kreativtreffs und Sportgruppen zählen zu den zahl- reichen Angeboten, die den Generationenbahnhof mittlerweile zu einem zentralen Anlaufpunkt für Ort und Region machen. 20
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Soziale Dorfentwicklung Zielsetzung und Themen Umsetzungsphase Mit der Fördermaßnahme wurden Bürgerinnen und 06/2016–01/2021 Bürger in ländlichen Räumen dabei unterstützt, ihre Interessen in Bezug auf das örtliche soziale Leben ein- Laufzeit der einzelnen Modellprojekte zubringen und konkrete Projektideen zu verwirklichen. max. 36 Monate Diese sollten das Bewusstsein für die dörfliche Lebens- kultur und die vielfältigen Potenziale der ländlichen Anzahl der Vorhaben Räume stärken sowie das Miteinander und den Umgang 38 (davon zwei Verbundvorhaben mit jeweils zwei zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Partnern) fördern. Das Miteinander und aktive Mitwirken der Menschen in Nachbarschaftshilfe, Vereinsstrukturen Bundesförderung und ehrenamtlichem Engagement werden als wichtige je Vorhaben: max. 75.000 Euro sowie ein Leuchtturm- Erfolgsfaktoren für die soziale Dorfentwicklung gesehen. projekt mit 120.000 Euro Die Vorhaben deckten ein breites Themenspektrum ab. Gesamtfördersumme: 2,4 Millionen Euro Im Schnitt steckten sich die Modellprojekte drei Pro- jektziele pro Vorhaben. Diese lassen sich zu nachfolgen- Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen den sechs Kategorien zusammenfassen: Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von 1. Aktivierung von Engagement, Nachbarschafts- und besonderem Interesse: Selbsthilfe – Inwiefern wurde der soziale Zusammenhalt innerhalb 2. Förderung von Miteinander, Integration, Teilhabe der Dorfgemeinschaft gestärkt? und Zusammenhalt – S ind Einbindung und aktive Teilhabe verschiedener ge- 3. Sicherung der Daseinsvorsorge sellschaftlicher Gruppen und Generationen gelungen? 4. Förderung der regionalen Wirtschaft – Welche Vorgehensweisen zur Aktivierung von Mitwir- 5. Sicherung der Mobilität kenden haben sich bewährt? Benötigen ehrenamtlich 6. Reduzierung der Abwanderung und Erhalt von Aktive Unterstützung und Qualifizierung und wenn ja, Sozialkapital welche? PROJEKTBEISPIEL Mehr Zusammenhalt, weniger Leerstand Im Jahr 2015 waren Geflüchtete im Landkreis Leipzig meist in schlecht angebundenen Gemeinschafts- unterkünften untergebracht, sodass eine Begegnung mit den Menschen in Bad Lausick kaum möglich war. Das lange Zeit brachliegende Gelände der Alten Roll- schuhbahn bot dem Kinder- und Jugendring Land- sowie die Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle kreis Leipzig (KJR) schließlich die Möglichkeit, genau zur Koordination und Durchführung der Veranstal- das zu ändern und einen gemeinsamen Treffpunkt tungen vor Ort – von Fahrradworkshops über Kunst- zu schaffen. Bei dieser Idee setzte die Förderung über und Gestaltungskurse bis hin zu Volleyball- oder das BULE ein. Schon mit der Sanierung des kleinen Dirt-Bike-Gruppen. So wurde das Gelände nachhaltig Gebäudes auf dem Areal wurden die Jugendlichen belebt und in Bad Lausick entstand ein neues Ge- aktiv eingebunden. Das BMEL unterstützte über das meinschaftsgefühl. Auch deshalb wurde das Angebot BULE anderthalb Jahre lang mehrere Umbauten nach Abschluss der Förderung verstetigt. 21
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN 500 LandInitiativen Zielsetzung und Themen Laufzeit der einzelnen Modellprojekte Diese Fördermaßnahme richtete sich an Initiativen, die max. 12 Monate sich nachhaltig für die Integration geflüchteter Men- schen in ländlichen Räumen einsetzen – mit dem Ziel, Anzahl der Vorhaben das bürgerschaftliche Engagement vor Ort zu unter- 674 stützen. Die Engagierten leisteten unentgeltlich einen wichtigen Beitrag, um das nachbarschaftliche Zusam- Bundesförderung menleben zu fördern, Geflüchteten die Teilhabe am je Vorhaben: 1.000–10.000 Euro Dorfleben zu ermöglichen und das Hineinwachsen in die Gemeinschaft zu erleichtern. Die Initiativen inves- Gesamtfördersumme: 4,66 Millionen Euro tierten sehr viel Zeit und persönliches Engagement. Oft fehlten allerdings die Sachmittel, um wichtige Maß- Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen nahmen optimal umsetzen zu können, oder finanzielle Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von Mittel, um externe Unterstützung zu gewinnen. besonderem Interesse: 500 LandInitiativen machte es möglich, wichtige Anschaf- – Inwiefern konnte über die Vorhaben die Integration fungen oder notwendige Ausgaben in überschaubarem der Geflüchteten gestärkt werden? Umfang zu tätigen, damit ehrenamtliche Initiativen – Welche der unterschiedlichen Maßnahmenbereiche erfolgreich arbeiten konnten. waren für die Integrationsarbeit auf dem Land beson- ders geeignet? Die Themenbereiche der Vorhaben: – Welche Zielgruppen wurden mit den geförderten – Kultur und Sport Vorhaben erreicht? Wurden diese bei der Planung und – praktische Lebenshilfe Umsetzung der Vorhaben beteiligt? – gemeinsames bürgerschaftliches Engagement – Welche Akteure und/oder Einrichtungen nahmen eine –N etzwerkstrukturen Schlüsselrolle bei der Integration von Zugewanderten ein? Umsetzungsphase der Fördermaßnahme – Inwiefern sind Geflüchtete auch selbst ehrenamtlich 2017–2018 tätig geworden? – Inwiefern besteht nach Ablauf der Maßnahme noch Kontakt zu den Geflüchteten? zahlreiche Kontakte knüpfen. Die Nähstube ist auch nach Auslaufen der Förderung bis heute aktiv – ins- besondere im Frühjahr 2020 wurden die aufgrund der Corona-Pandemie dringend benötigten Schutz- masken von den ehrenamtlichen Aktiven produziert. PROJEKTBEISPIEL Bisher haben die Engagierten weit über 200 Masken Von der Integrations-Nähstube zur kleinen Mund- hergestellt und ausgeliefert. Auch im Winter 2020, wo schutzfabrik in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Masken- Das im Herbst 2017 gestartete Projekt „Nähstube pflicht herrschte, waren die Produkte der Nähstube Selent“ hatte sich zum Ziel gesetzt, den Austausch sehr wertvoll. Das Engagement und die Bemühung zwischen Geflüchteten und Einheimischen im Kreis um die Fördermittel zahlt sich für die Initiatorinnen Plön in Schleswig-Holstein zu intensivieren. Beim und Initiatoren des Projekts und die Region weiter- gemeinsamen Nähen an den mit den Fördermitteln hin aus. Die Nähstube bleibt dem Ort als Treffpunkt beschafften Nähmaschinen konnten Interessierte in den vom Amt Selent zur Verfügung gestellten ihre Sprach- und Nähkenntnisse verbessern und Räumlichkeiten erhalten. 22
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Land.Digital – Chancen der Digitalisierung in ländlichen Räumen Zielsetzung und Themen Bundesförderung Mit dieser Fördermaßnahme unterstützt das BMEL den je Vorhaben: max. 200.000 Euro digitalen Wandel in ländlichen Räumen. Modellhafte Projekte sollen zur Lösung eines konkreten Problems in Gesamtfördersumme: 8,4 Millionen Euro einer ländlichen Region beitragen, indem neue Infor- mations- und Kommunikationstechnologien intelligent Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen genutzt werden. Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von besonderem Interesse: Die Einsatzfelder umfassen folgende Themenbereiche: – Worin bestehen die wesentlichen Chancen und Po – Wirtschaft und Arbeit tenziale der Digitalisierung in ländlichen Räumen? – Ehrenamt und Beteiligung – Welche Probleme in ländlichen Räumen kann Digi –M obilität talisierung lösen und wo sind mögliche Grenzen? – Bildung und Qualifizierung – Welche Arten von digitalen Anwendungen (mit wel- – Gesundheit und Pflege chen Zielen) eignen sich für Nachbarschaften, Dörfer, –N ahversorgung Gemeinden, Landkreise, ganze Regionen oder darüber – Informations- und Kommunikationsplattformen hinaus? (IuK-Plattformen) – Welche Verstetigungsstrategien sind erfolgverspre- chend – auch bei anfänglichen Rentabilitätsdefiziten Umsetzungsphase der Fördermaßnahme (z. B. hinsichtlich Nutzerentgelten, Lizenzen, Vertrags- 12/2017–03/2022 modellen mit externen Entwicklern, Zuständigkeiten, Kooperationen)? Laufzeit der einzelnen Modellprojekte – Inwiefern können digitale Einzellösungen zum Erfolg max. 36 Monate führen und inwiefern oder unter welchen Umständen ist eine integrierte digitale Gesamtstrategie für ein Anzahl der Vorhaben Dorf, eine Gemeinde oder eine Region sinnvoller? 61 (davon 24 Verbundvorhaben mit zwei bis vier Partnern) PROJEKTBEISPIEL Im Notfall nicht sprachlos In medizinischen Notfällen ist schnelle Hilfe ent- scheidend – wenn Patientinnen oder Patienten jedoch kein Deutsch sprechen, stellt dies Rettungs- kräfte vor große Herausforderungen. Auf dem Land sind Dolmetscherinnen oder Dolmetscher meist nicht unmittelbar verfügbar. Das Projekt „DICTUM Rescue Königslutter“ der Universitätsmedizin Göttingen und von Partnern aus dem Rettungsdienst hilft bei Sprachbarrieren in Notfällen: Die aidmi- nutes.rescue-App funktioniert dabei wie eine me- heruntergeladen, aktuell werden 20 in Europa rele- dizinische Sprachassistenz. Rettungskräften stehen vante Sprachen und Dialekte unterstützt. Die vielen Hunderte Phrasen zur Verfügung, um Patientinnen positiven Rückmeldungen zeigen, dass mit der und Patienten zu befragen, zu informieren oder Entwicklung eines Tools zur Überwindung von ihr Einverständnis für eine Untersuchung einzuholen. Sprachbarrieren im Rettungsdienst ein wichtiger Nerv Die App wurde seit Mai 2020 bereits über 15.000-mal getroffen wurde. 23
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN LandKULTUR – kulturelle Aktivitäten und Teilhabe in ländlichen Räumen Zielsetzung und Themen Anzahl der Vorhaben Diese Fördermaßnahme unterstützt modellhafte 255 (davon ein Verbundvorhaben mit zwei Partnern) Projekte, die darauf abzielen, die kulturelle Teilhabe in ländlichen Räumen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Bundesförderung Im Mittelpunkt des Interesses steht die Erweiterung je Vorhaben: max. 100.000 Euro des kulturellen Angebots eines Ortes oder einer Region in seiner identitätsstiftenden Bedeutung und verbinden- Gesamtfördersumme: 20,25 Millionen Euro den Wirkung. Denn ein aktives kulturelles Leben stärkt Lebensqualität, trägt zum Selbstwert der ländlichen Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen Räume bei, kann große verbindende Kraft entwickeln Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von und prägt den Charakter einer Gemeinde maßgeblich besonderem Interesse: mit. Hierzu sollen die Vorhaben der Fördermaßnahme – Welche Bedeutung haben kulturelle Vorhaben als einen Beitrag leisten. Die thematischen Schwerpunkte Motor für ländliche Räume? der Projekte liegen in unterschiedlichen Kultursparten – Konnten durch die Vorhaben sogenannte Dritte Orte oder sind spartenübergreifend: zur Begegnung und zur Teilhabe an kulturellen Ange- 1. Darstellende Kunst boten geschaffen werden? 2. Soziokultur und kulturelle Bildung – Welche Auswirkungen haben die Vorhaben auf Teilha- 3. Museen, Bibliotheken und Archive be, Handlungsmöglichkeiten sowie auf Gestaltung des 4. Musik unmittelbaren Lebensumfelds der Menschen vor Ort? 5. Baukultur, Denkmalschutz, Denkmalpflege – Welche Effekte haben kulturelle Aktivitäten auf 6. Bildende Kunst Verständnis und Miteinander verschiedener Bevölke- 7. Film und Fernsehen, Hörfunk, Medien rungsgruppen? 8. Literatur und Presse – In welchen Strukturen findet ehrenamtliches Engage- ment für Kulturangebote in ländlichen Räumen statt? Umsetzungsphase der Fördermaßnahme Wer sind die zentralen Akteure im Kulturbereich auf 01/2018–09/2022 dem Land und wie sind diese vernetzt? Werden durch die Vorhaben neue Personen zu ehrenamtlichem Laufzeit der einzelnen Modellprojekte Engagement motiviert? max. 36 Monate für die Region. Ein weiteres Kernelement des Projekts war, dass die Jugendlichen sich auf Ferienjobs in den Kultureinrichtungen ihrer Wahl bewerben und sich so aktiv in den Betrieb zum Beispiel eines Museums PROJEKTBEISPIEL einbringen konnten. Als Kulturboten empfingen und Wie junge Menschen zu Kulturboten werden informierten sie die Gäste ihrer Lieblingseinrichtung Sechs Verbundpartner aus dem nordhessischen und teilten ihre Erfahrungen zusätzlich über die Raum haben einen ganz neuen Weg entwickelt, sozialen Medien. Mit einer Ergebnisdokumentation junge Menschen mit dem kulturellen Erbe ihrer macht der Verbund aus Gemeinde, Tourismusför- Region vertraut zu machen. Zunächst fanden unter- derung und mehreren Vereinen die Erkenntnisse richtsbegleitende Projekte in den Schulen statt, die schließlich überregional für andere ländliche Regio- zentrale kulturelle Einrichtungen in der Region als nen in Deutschland zugänglich. Außerdem arbeiten Schwerpunkt behandelten. Dabei erforschten die die Kooperationspartner an einer Fortführung des Schülerinnen und Schüler selbstständig historische erfolgreichen Projekts nach Auslaufen der Förderung Gebäude, Plätze oder Objekte mit kulturellem Wert Ende 2020. 24
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen Zielsetzung und Themen Bundesförderung Die Fördermaßnahme LandMobil unterstützt die Durch- je Vorhaben: max. 180.000 Euro führung innovativer Projekte auf regionaler und lokaler Ebene, die darauf abzielen, die Mobilität der Menschen Gesamtfördersumme: 7 Millionen Euro in ländlichen Räumen zu verbessern und damit einen Beitrag zur Sicherung von Teilhabe und Daseinsvorsorge Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen zu leisten. Mithilfe der Förderung sollen möglichst ver- Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von netzte und übertragbare Lösungen entwickelt werden, besonderem Interesse: die auch für andere ländliche Regionen als Vorbild – Wodurch kann die Mobilität insbesondere von dienen können. denjenigen Menschen in ländlichen Räumen verbes- Thematische Cluster: sert werden, die auf Alternativen zum Privat-Pkw – Integrierte Mobilität angewiesen sind? Inwiefern wird die Mobilität dieser – Bewusstseinswandel Personengruppen verbessert? – Neue Geschäfts- und Finanzierungsmodelle – Wie kann die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Nah- – Verbesserung der Anschlussmobilität versorgungs-, Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebo- – Elternunabhängige Mobilitätslösungen ten sowie von Bahnhöfen, (Schnell-)Busachsen und Ähnlichem sichergestellt werden? Umsetzungsphase der Fördermaßnahme – Welche Maßnahmen zur besseren Abstimmung und 12/2019–12/2022 Anschlusssicherung von öffentlichen Verkehrsangebo- ten sind geeignet? Laufzeit der einzelnen Modellprojekte – Mit welchen Maßnahmen lässt sich die Bekanntheit max. 36 Monate und die Nutzung der erprobten neuen und der beste- henden Mobilitätsangebote erhöhen? Anzahl der Vorhaben 44 (davon drei Verbundvorhaben mit jeweils zwei Partnern) PROJEKTBEISPIEL Jugendliche machen mobil Mobil auf dem Land – ohne eigenes Auto? Insbe- sondere für junge Menschen ist es oft schwierig, unkompliziert von A nach B zu kommen. Öffentliche Verkehrsmittel stehen ihnen auf dem Land meist nur eingeschränkt zur Verfügung. In dem Projekt „Jugendliche Mobilität in ländlichen Räumen“ ent- wickeln junge Menschen im Rhein-Neckar-Kreis in Kooperation mit Akteuren aus der Altmark hierzu ganz eigene Lösungen. Neben der Beteiligung von Gleichaltrigen werden über Datenerhebungen und Befragungen auch die Interessen anderer Bevölke- rungsgruppen einbezogen. Zudem tauschen sich die Jugendlichen bundeslandübergreifend über die jeweiligen Bedürfnisse und Ideen aus – und treten mit deren Umsetzung an politische Verantwortliche sondern auch die Vernetzung zwischen den Regionen heran. So fördert das Projekt nicht nur die Mobilität, und die politische Bildung. 25
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Smarte.Land.Regionen Zielsetzung und Themen Umsetzungsphase der Fördermaßnahme Mit diesem Modellvorhaben soll die digitale Transfor- 2019–2024 mation in ländlichen Räumen im Bereich der Daseins- vorsorge vorangetrieben werden. Das BMEL möchte Laufzeit der einzelnen Modellprojekte hierfür sieben ländlich geprägte Landkreise bei der 48 Monate Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen unter- stützen. Mithilfe übertragbarer digitaler Strategien und Anzahl der Vorhaben Maßnahmen sollen in den Modellregionen existierende 7 Modellregionen (plus flankierende Bausteine) Standortnachteile kompensiert, vorhandene Stärken weiter ausgebaut und somit lebenswerte ländliche Bundesförderung Regionen gestaltet werden. Um dieses Ziel zu errei- je Modellregion: max. 1 Million Euro (über die Hauptför- chen, wird eine digitale Plattform entwickelt, auf der dermaßnahme) neue Dienste erprobt und bereits bestehende mitei- nander vernetzt werden sollen. Die Landkreise sollen Gesamtfördersumme: rund 25 Millionen Euro zudem den Kompetenzaufbau in den Verwaltungen, die (für die flankierenden Bausteine) Sensibilisierung ihrer Bürgerinnen und Bürger sowie die Umsetzung einer eigenen regionalen Digitalisierungs- Spezifisches Erkenntnisinteresse und Leitfragen strategie vorantreiben. Die Fördermaßnahme beinhaltet Neben den allgemeinen Forschungsleitfragen ist von folgende Bausteine: besonderem Interesse: – sieben Landkreise als Modellregionen, mit den Land- – Wie gestaltet sich die Digitalisierung der ländlichen kreisverwaltungen als Hauptförderempfänger Daseinsvorsorge zu Beginn des Modellvorhabens – Forschungsprojekt inkl. Entwicklung, Erprobung und in den Modellregionen? Welche Zielstellungen und Erforschung digitaler Dienste und einer dienstüber- Erwartungen verbinden die Projektpartner mit dem greifenden digitalen Plattform für die Modellregionen, Modellvorhaben? später übertragbar für weitere Landkreise – Wie erfolgt die Umsetzung des Modellvorhabens in – zentrale Dienste in jeder Modellregion den Modellregionen? Welche Bedingungen, Akteure, – I T-Prozessbegleitung Technologien und Prozesse sind relevant? Wie erfol- – lokale Vorhaben in den Modellregionen durch einen gen die Entwicklung der digitalen Plattform und die weiteren Förderaufruf Beteiligung der Menschen in den Modellregionen? –O nline-Beteiligungsplattform – Welchen Mehrwert leistet die Plattform als digitales – sozialwissenschaftliche Begleitforschung Ökosystem in den Modellregionen? 26
FACHLICHE AUSWERTUNG: MODELLPROJEKTE UND MODELLREGIONEN Hauptamt stärkt Ehrenamt Zielsetzung und Themen Umsetzungsphase Das Verbundprojekt von BMEL und Deutschem Land- 01/2020–12/2022 kreistag (DLT) wird im Rahmen des Aktionsbündnisses „Leben auf dem Land“ durchgeführt. Koordiniert durch Laufzeit der einzelnen Modellprojekte den DLT sollen 18 Landkreise modellhaft erproben, max. 36 Monate wie sich auf Landkreisebene erfolgversprechende und nachhaltige Strukturen zur Stärkung und Begleitung Anzahl der Vorhaben des Ehrenamts aufbauen und verbessern lassen. 19 (18 Landkreise und Deutscher Landkreistag) Untersucht wird, welche Organisationsformen und -strukturen sich unter unterschiedlichen regionalen Bundesförderung Rahmenbedingungen bewähren, um Engagierte bei je Landkreis: max. 450.000 Euro ihrer ehrenamtlichen Arbeit zum Beispiel durch Infor- mation, Beratung, Qualifizierung und Vernetzung zu Gesamtfördersumme: 6,3 Millionen Euro unterstützen. Schwerpunkte in den Landkreisen sind beispielsweise Maßnahmen – zur Nachwuchsgewinnung für Vereine, – für die Einbindung älterer Menschen in das Ehrenamt oder – für die Nutzung digitaler Möglichkeiten zur Arbeits- erleichterung des Ehrenamts. Aus den gewonnenen Erkenntnissen soll unter Feder- führung des DLT ein Praxis-Leitfaden erarbeitet werden, der anderen Landkreisen Hilfestellung beim Auf- oder Ausbau von hauptamtlichen Strukturen zur Stärkung des Ehrenamts gibt. PROJEKTBEISPIEL Rund ums Ehrenamt alles im Blick Unter dem Motto Ehrensache richtet der im Süden Nordrhein-Westfalens gelegene Kreis Euskirchen eine zentrale Anlaufstelle für Fragen rund ums Ehren- amt ein. Zwei Projektmitarbeiterinnen werden diese neuen Begleitstrukturen aufbauen, um Ehrenamtliche zu unterstützen: Eine Koordinatorin kümmert sich ausschließlich um den Bereich der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr wie zum Beispiel die freiwillige Feuerwehr. Die andere Stelle ist für die Koordinierung aller weiteren Bereiche des Ehrenamts vorgesehen. Um dem Ziel der Beratung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen gerecht zu werden, sind unter anderem boten werden. Der Kreis möchte sich in seinem Projekt eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Ehren- auch für die öffentliche Wertschätzung ehrenamt- amtstreff“ sowie regelmäßige Sprechstunden vorge- licher Arbeit einsetzen. So ist es geplant, regelmäßig ein sehen,die abwechselnd in den Kommunen des Kreises Ehrenamt des Monats am Beispiel einer Persönlichkeit und digital über eine Internetplattform oder App ange- medienwirksam zu porträtieren. 27
Sie können auch lesen