Bessere Versorgung durch Digitalisierung - Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit - Ärztekammer ...
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Mitteilungsblatt der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen 95. Jahrgang | Januar 2022 Bessere Versorgung durch Digitalisierung 5. Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit Klinik und Praxis Corona Telemedizin & Digitales Obduktion als Freistoß gegen Für den Fall des Instrument der Abwehr: Falles: Bei IT-Pannen Qualitäts- Corona-Impfung richtig reagieren sicherung einfach erklärt
Zielgruppengenau und treffsicher. Der Anzeigenmarkt im niedersächsischen ärzteblatt Hannoversche Ärzte-Verlags-Union GmbH, Karl-Wiechert-Allee 18-22, 30625 Hannover Telefon 05 11 / 3 80 - 22 82, Telefax 05 11 / 3 80 - 22 81 Online-Anzeigenaufgabe: info@haeverlag.de oder unter www.haeverlag.de/service
Editorial Alte und neue Herausforderungen Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, zu Beginn des neuen Jahres 2022 stehen wir beinahe vor den gleichen Herausforderungen wie 2021. Alle Kräfte konzentrieren sich auf die Abwehr der Corona-Pandemie. Sie wird auch im vor uns liegenden Jahr weitgehend das Geschehen bestimmen. Ob beim Impfen in den Fotos: C. Wyrwa, H. Preller Praxen oder durch die mobilen Teams, bei der Arbeit auf den Intensiv- stationen oder in den Teststationen – überall leisten Sie als Ärztinnen und Ärzte Überragendes. Für Ihren Einsatz können wir Ihnen, Ihren Fotos: KVN Teams, aber auch den Pflegekräften nicht genug danken. Neue politische Weichenstellungen bahnen sich an. Die Ernennung von Professor Dr. med. Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister wurde von einem Großteil der Bevölkerung befürwortet. Damit gelangt ein Arzt und Epidemiologe an die Spitze der Gesundheitspolitik, dem viele in der Pandemiebekämpfung mehr Geschick zutrauen als seinem Vorgänger. Lauterbach versichert, sein Haus auf der Basis wissen- schaftlicher Prinzipien und nach den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin führen zu wollen. Damit hat er die Ärzteschaft sicher an seiner Seite. Für seine Amtsführung unter schwierigsten Bedingungen wünschen wir ihm alles Gute. Wäre eine allgemeine Impfpflicht der Weg aus der Pandemie? Auf jeden Fall wäre sie ein Paradigmenwechsel, bei dem die Politik das Staatswohl rückhaltlos mit den Prinzipien der modernen Medizin verknüpft. Eine Entscheidung allerdings, die in der Gesellschaft möglicherweise kontrovers bleiben wird. Die gesundheitspolitischen Strukturveränderungen, die die Ampelkoalition darüber hinaus plant, wird man im Einzelfall abzuwägen haben. Mehr Durchlässigkeit bei den Sektorengrenzen, ein angepasstes Vergütungssystem und eine Entbudgetierung im hausärztlichen Bereich sind richtige Vorhaben. Aber es gibt auch Konfliktpotential – etwa bei den geplanten integrierten Notfallzentren, der Ver- selbstständigung medizinischer Assistenzberufe oder der Schaffung komplementärer Einrichtungen wie „Gesundheitskiosken“. Eingriffen in das ärztliche Selbstverwaltungsrecht werden wir uns ent- gegenstellen. Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen ziehen wir an einem Strang. Aber wir empfehlen dabei ein bedächtigeres, sorgfältigeres Vorgehen als bisher, das die Anwendungsbedürfnisse der Praxen und die Marktreife der Produkte berücksichtigt. Gerade auf dem Gebiet der sicheren Vernetzung gibt es noch enorm viel zu tun. Mit den besten Wünschen für das neue Jahr Dr. med. Martina Wenker Dr. med. Marion Mark Barjenbruch Dr. med. Jörg Berling Präsidentin der Ärztekam- Renneberg Vorstandsvorsitzender Stellv. Vorstandsvorsit- mer Niedersachen Vizepräsidentin der Kassenärztlichen zender der Kassenärzt- der Ärztekammer Vereinigung Nieder- lichen Vereinigung Nie- Niedersachsen sachsen dersachsen 1 | 2022 3
8 Podiumsdiskussion über Digitalisierung und 21 Warum die Obduktion nicht aus dem klinischen 25 So soll das Zentralklinikum in der ostfriesischen Gamification in der medizinischen Ausbildung Alltag verschwinden darf, argumentiert ein Gemeinde Südbrookmerland einmal aussehen. beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Bericht aus dem Ausschuss für Krankenhaus- Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Neu- Gesundheit in der Hochschule Hannover angelegenheiten der Kammerversammlung. bau. 2028 soll die Klinik geöffnet werden. ÄKN Digitalisierung 8 Reha, Notfalltraining oder Integrierte Lernkonzepte Beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit ging es Ausschüsse 20 Wehret den Anfängen! Die Mitglieder des Ausschusses für Krankenhausangelegenheiten warnen davor, bei Er- unter anderem um digitale Verfahren in der Patienten- lösverlusten in Krankenhäusern die ärztliche Besetzung versorgung, Datenübermittlung oder Aus- und Fortbildung. weiter zu reduzieren. Ein Mitschnitt kann weiterhin auf dem ÄKN-YouTube- 21 Für Obduktionen als Instrument der klinischen Quali- Kanal angesehen werden. tätssicherung setzt sich Carolin Schreiber, Fachärztin 11 Eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten für Rechtsmedizin am Klinikum Lüneburg, ein. Professor Dr. mult. Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth referierte beim Digitalgipfel über die Frage Bezirksstellen „War Corona der Booster für die Digitalisierung?“ 24 Immer noch kein Bonus für unsere MFA Grußwort von 12 Keine sicheren technischen Voraussetzungen Dr. med. Dr. med. Jörg Weißmann, Vorsitzender der Ärztekam- Karin Bremer benannte beim Digitalgipfel die Heraus- mer-Bezirksstelle Aurich forderungen und Probleme bei der Digitalisierung der 25 News aus der Bezirksstelle Aurich: Berichte über Vor- Hausarztpraxen. bereitungen für das neue Zentralklinikum, einen Podcast 16 Notfalltraining in der virtuellen Welt Dr. rer. nat. der Radiosendung „Meine Gesundheit“ und die Pläne Guillermo Carbonell stellte beim Digitalgipfel das For- für einen Vorkurs „Humanmedizin“ am Gymnasium schungsprojekt ViTAWIN vor, das mit Mixed Reality ar- Ulricianum in Aurich beitet. Qualitätsmanagement Politik 26 Zügige Verbesserungen in den Abläufen Umsetzung der 17 Haushaltsplan verabschiedet Die 5. Sitzung der Kammer- vom G-BA beschlossenen Richtlinie zur Versorgung der versammlung der Ärztekammer Niedersachsen in der hüftgelenknahen Femurfraktur 19. Wahlperiode musste aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden: Über wichtige Beschlüsse Fotos: N. Heusel, I. Wünnenberg, Trägergesellschaft wie den Haushalt wurde stattdessen im Umlaufverfahren abgestimmt. Kammerversammlung 19 Die Neuen in der Kammerversammlung Dr. med. Anne Ilka Aden und Dr. med. Karin Bremer wurden zur 19. Wahlperiode neu in die Kammerversammlung ge- wählt. 4 niedersächsisches ärzteblatt
36 Wie wirkt die Impfung im Körper? Immunolo- 40 Gesünder durch die Pandemie – auch 2021 48 Was tun, wenn Cyber-Kriminelle trotz aller gin Prof. Christine Falk hat eine Antwort: Sie ging der Niedersächsische Gesundheitspreis Vorsicht Zugriff auf die Praxis-IT erlangt ha- funktioniert wie die Fußball-Abwehr beim vor allem an Projekte, die dieses Ziel im loka- ben? Fünf Beispiele zeigen: Es geht auch um Freistoß? Leuchtet das Impfmuffeln ein? len Umfeld verwirklichen wollen. Fehlerkultur und Aufklärung im Praxisteam. KVN Corona 35 Nachtragshaushalt für Corona-Maßnahmen beschlossen. Sondersitzung der KVN-Vertreterversammlung befasste Praxis & Versorgung 43 Koalitionsvertrag aus steuerlicher Sicht Steuertipp: Was hat die „Ampelkoalition” für den Steuerzahler geplant? sich mit aktueller Pandemie-Situation 44 Neuerscheinungen 36 Kein Freistoß für das Virus! MHH-Professorin Dr. Christine 46 Investieren Sie in Vertrauen Sieben „Glaubenssätze” Falk macht das komplexe Impfgeschehen mit Fußball- stehen einem erfolgreichen Investment im Wege. Dabei Beispielen nachvollziehbar halten sie einer Überprüfung nicht stand Arzneimittel & Verordnung Telemedizin & Digitales 38 Ohne Risiko für Mutter und Kind ATIS informiert: Be- 48 Auf Cyber-Kriminalität richtig reagieren Fünf Beispiele handlung von Depression und Rheuma in der Schwan- mit Handlungsoptionen für den Ernstfall gerschaft Politik & Verbände Selbstverwaltung 52 Aus anderen KVen 40 Nicht kompliziert – aber immer nah dran. Niedersäch- sischer Gesundheitspreis 2021 würdigte Projekte zum Umgang mit der Corona-Pandemie 42 Leseerfahrung digital Es ist soweit: Das Niedersächsische Ärzteblatt wie auch das KVN-Rundschreiben sind als Digitalversionen erhältlich Standards 3 Editorial 6 Aktuell 28 ÄKN-Mitteilungen 53 KVN-Mitteilungen 59 Veranstaltungen 64 Rubrikenanzeigen 75 Impressum 1 | 2022 5
Aktuell Frühe Intervention bei Anzahl der Krebsdiagnosen nahm in den Jahren psychischen Auffälligkeiten zwischen 2010 und 2019 zu Ergebnisse einer Längsschnittstudie zur Die Zahl der diagnostizierten Krebs- Entwicklung der psychischen Gesundheit erkrankungen nahm in der Dekade von Kindern und Jugendlichen hat jetzt vor der Corona-Pandemie stetig zu. das Robert Koch-Institut (RKI) in der jüngs- Das ist das Ergebnis einer aktuellen ten Ausgabe des Journal of Health Moni- Versorgungsatlas-Studie des Zentral- toring (JoHM) veröffentlicht. Das RKI hat instituts für die kassenärztliche Ver- im Rahmen der Studie zur Gesundheit sorgung (Zi), für die Daten von Ver- von Kindern und Jugendlichen in Deutsch- sicherten der Gesetzlichen Kranken- land (KiGGS) insgesamt 3.546 Kinder versicherung (GKV) ab 15 Jahren aus und Jugendliche im Alter von 11 bis 17 der Zeit zwischen 2010 und 2019 Jahren über einen Zeitraum von elf Jahren ausgewertet wurden: Von den ins- bis in das junge Erwachsenenalter begleitet. gesamt 61,5 Millionen gesetzlich Kran- Ein Aspekt war die Entwicklung von Kin- kenversicherten ab 15 Jahren hatten dern und Jugendlichen mit psychischen Bei psychischen Auffälligkeiten in Kindheit 2019 knapp 3,32 Millionen Menschen oder Jugend sollte der KIGGS-Studio des RKI Auffälligkeiten. Die nun publizierten Re- eine als gesichert dokumentierte Krebs- zufolge interveniert werden. sultate der KiGGS-Kohorte zeigen, dass diagnose, teilte das Zi jetzt mit. Das psychische Auffälligkeiten sowie Risiko- mildern. Die in den Analysen aufgezeigten entspreche einer altersstandardisierten und Schutzfaktoren in Kindheit oder Jugend Effekte psychosozialer Schutzfaktoren ver- Diagnoseprävalenz von 5,2 Prozent mit der späteren psychischen Gesundheit, weisen dabei auf mögliche Chancen für alle Krebserkrankungen ohne den Lebenszufriedenheit und Lebensqualität, einer ressourcenorientierten Prävention hellen Hautkrebs. 2010 habe die Häu- dem Bildungserfolg und dem Gesund- und Intervention.“ Den Forschenden zu- figkeit noch bei 4,1 Prozent gelegen. heitsverhalten sowie der sexuellen und folge sollten dabei verhältnispräventive Die Studie ergab, dass vor allem ältere reproduktiven Gesundheit in engem Zu- Interventionen zur Verringerung sozial Menschen an Krebs erkranken. In der sammenhang stehen. Das Fazit lautet: ungleicher Gesundheitschancen im Vor- Altersgruppe der 80- bis 84-Jährigen „Die Ergebnisse dieser Analysen legen dergrund stehen. Als Maßnahmen werden waren es 16,6 Prozent im Jahr 2019. die Notwendigkeit früher Prävention und Armutsbekämpfung, Verbesserung der Dies sei bei fast allen Krebsarten zu Intervention bei Vorliegen psychischer Bildungschancen und Sicherstellung be- beobachten. Ausnahmen bilden dem Auffälligkeiten in Kindheit oder Jugend darfsgerechter, niedrigschwelliger Bera- Zi zufolge Hoden-, Gebärmutterhals- nahe, um die vielfältigen Risiken für die tungs- und Unterstützungsangebote für und Schilddrüsenkrebs. Hier werde Betroffenen im Erwachsenenalter abzu- belastete Familien genannt. r wbg jeweils der Altersgipfel deutlich früher erreicht. Männer seien dagegen von KID-PROTEKT-Studie sieht Bedarf für aktive Unterstützung den meisten geschlechtsunabhängigen Krebsarten häufiger betroffen als Frau- Schwangere und Familien mit psycho- in Hamburg, Niedersachsen und Schles- en. An Harnblasenkrebs erkrankten sozialen Belastungen systematisch und wig-Holstein an der randomisiert-kon- indes deutlich mehr Männer, während verlässlich zu erkennen, ihren Bedarf trollierten Studie teilgenommen. Die weitaus mehr Frauen an Schilddrü- zu klären und das passende Unterstüt- nun vorgelegten Ergebnisse belegen, senkrebs litten. Darüber hinaus zeigt zungsangebot zu finden – dafür hat die dass belastete Familien davon profitieren, die Zi-Studie, dass bei der Behandlung Treuhandstiftung SeeYou des Katho- wenn sie zuverlässiger an Hilfen wei- und Begleitung Hausärztinnen und lischen Kinderkrankenhauses Wilhelm- tergeleitet werden als in der Regelver- Hausärzte eine große Rolle spielen: stift in Hamburg 2007 das Programm sorgung. Besonders qualifizierten Praxen „Der hausärztliche Behandlungsbeitrag „Babylotse“ ins Leben gerufen. Es wurde gelingt es laut SeeYou besser, Eltern bei hat in der Versorgung von Patientinnen zunächst an Geburtskliniken und später Bedarf über Unterstützungsangebote zu und Patienten mit Brustkrebs bezie- auch auf Frauenarzt sowie Kinder- und informieren. Gleichzeitig zeigt die Stu- hungsweise Prostatakrebs in den Jahren Foto: AOK-Mediendienst Jugendarztpraxen ausgeweitet. In den die, dass dies für rund ein Drittel der nach der Diagnose deutlich zuge- vergangenen drei Jahren wurde das An- Familien nicht ausreicht und die Be- nommen“, sagte der Zi-Vorstandsvor- gebot versuchsweise um das Projekt troffenen darüber hinaus eine aktive sitzende Dr. rer. pol. Dominik von KID-PROTEKT erweitert: 9.000 Schwan- Vermittlung oder sogar Begleitung be- Stillfried. r wbg gere und Familien haben in 24 Praxen nötigen. r wbg 6 niedersächsisches ärzteblatt
Aktuell Landkreis Schaumburg: neues Regionales Versorgungszentrum Zahl der Medizinischen Ver- sorgungszentren gestiegen In der Gemeinde Auetal im Landkreis „Als Bürgermeister einer ländlich ge- Schaumburg wird ein Regionales Ver- prägten und dezentral strukturierten Ge- Die Zahl der Medizinischen Versor- sorgungszentrum (RVZ) entstehen. Die meinde bin ich sehr froh über die Mög- gungszentren ist im vergangenen Jahr niedersächsische Regionalministerin Birgit lichkeit, durch die Errichtung eines Re- nach Angaben der Kassenärztlichen Honé übergab am 6. Dezember einen gionalen Versorgungszentrums sowohl Bundesvereinigung weiter gestiegen. entsprechenden Förderbescheid in Höhe die ärztliche als auch die allgemeine Damit gab es Ende 2020 rund 3.850 von rund 1.269.000 Euro an den Bürger- kommunale Daseinsvorsorge gesichert Einrichtungen bundesweit, knapp 300 meister der Gemeinde Auetal, Jörn Loh- zu wissen.“ Zudem gibt es Überlegungen, mehr als im Vorjahr. Durchschnittlich mann. „Die bestehende Arztpraxis wird eine Tagespflege einzubinden und weitere arbeiten in jedem der Zentren 6,1 Ärzte. in das zu gründende Medizinische Ver- Angebote der Daseinsvorsorge vor Ort Insgesamt sind in Deutschland knapp sorgungszentrum (MVZ) überführt und zu bündeln. Die Gemeinde Auetal hatte 23.650 Ärzte in MVZ tätig. Davon sind in Zukunft soll noch eine Ärztin oder ein bereits vor einigen Monaten einen För- wie im Vorjahr 8 Prozent Vertragsärzte, Arzt dazukommen“, so Honé. Mit der derbescheid zur Erstellung eines Konzeptes alle anderen sind angestellt. Rund 63 Landesförderung könne die Gemeinde zum Aufbau eines RVZ in Auetal erhalten. Prozent der in MVZ angestellten Ärzte jetzt mit dem Aufbau eines RVZ beginnen, Das RVZ soll in der Alten Molkerei in arbeiten in Teilzeit. In Thüringen (23,5 sagte Auetals Bürgermeister Jörn Lohmann: Rehren entstehen. r dh Prozent) und Hamburg (20,6 Prozent) arbeitet mittlerweile jeder fünfte Arzt, „Landarztquote“ auch in Niedersachsen? der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnimmt, in einem MVZ. Das ist bun- Auch in Niedersachsen wird es künftig nicht einmal die im „Masterplan 2020“ desweit der höchste Anteil. Den nied- wohl eine „Landarztquote“ bei der Ver- genannten zehn Prozent der Medizin- rigsten Anteil weist Baden-Württemberg gabe von Medizinstudienplätzen geben. studienplätze ausgeschöpft. Es wäre sinn- mit 7,6 Prozent auf, obwohl es mit Der KVN ging jetzt der Entwurf für ein voller, wenn die angedachten Quoten- 302 Einrichtungen insgesamt an sechster Gesetz zur Verbesserung der flächen- plätze komplett als zusätzliche Studien- Stelle der Bundesländer liegt. Hausärzte, dendeckenden hausärztlichen Versorgung plätze zu den bereits vorhandenen Plätzen Chirurgen und Orthopäden sowie fach- in Niedersachsen aus dem nds. Sozial- zur Verfügung gestellt würden. Zudem ärztliche Internisten sind bundesweit ministerium zu. Die KVN begrüßt es, gibt die KVN zu bedenken, dass nach in den MVZ am häufigsten vertreten. dass die Thematik jetzt auch in Nieder- ihrer jüngsten Arztzahlprognose auch Vertragsärzte (42 Prozent) und Kran- sachsen angegangen wird, bedauert aber, bei einigen Facharztgruppen wie etwa kenhäuser (42 Prozent) gründen MVZ dass dafür viele Jahre ungenutzt verstri- Nervenärzten, HNO-Ärzten, Kinder- und zu gleichen Anteilen. Die bevorzugten chen sind, obwohl die Probleme bei der Jugendärzten, Urologen und Hautärzten Rechtsformen sind die Gesellschaft mit ärztlichen Altersstruktur seit Langem be- mit Nachwuchsproblemen zu rechnen beschränkter Haftung (GmbH) und die kannt sind. Sie kritisiert aber, dass lediglich sei. Sie plädiere daher dafür, auch für Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). 60 Medizinstudienplätze für die Land- bestimmte Facharztgruppen zusätzliche r ös arztquote vorgesehen sind. Damit würden Quotenplätze einzuplanen. r dh Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der NS-Zeit verliehen Der Forschungspreis zur Rolle der Ärz- diater Berthold Epstein überlebte in Gegenwart und werfe außerdem ein be- teschaft in der Zeit des Nationalsozialis- Auschwitz als Häftlingsarzt und prakti- zeichnendes Licht auf die schwierige Si- mus ist am 23. November 2021 zum zierte nach der Befreiung in Prag. Die tuation und die weitere Anfeindung jü- achten Mal verliehen worden. Mit dem preisgekrönte Arbeit ist das Ergebnis discher Ärzte nach dem Nationalsozialis- Herbert-Lewin-Preis werden seit 2006 einer Zusammenarbeit zwischen dem in mus in Osteuropa. Zudem lobt die Jury wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, Marburg niedergelassenen Kinder- und die in deutscher und englischer Sprache die sich mit der Aufarbeitung der NS- Jugendarzt Nolte und der tschechischen erschienene jüdische Miniatur über das Vergangenheit auseinandersetzen. Den Biochemikerin und Zeitzeugin Trnka, die Leben der Kinderärztin Lucie Adelsberger Preis verlieh die Jury für die Arbeit von als Kind von Shoa-Überlebenden 1946 von Benjamin Kuntz, die von großem Dr. Stephan Heinrich Nolte und Dr. Vera in Prag geboren wurde. Die Arbeit sei Engagement für das Schicksal jüdischer Trnka mit dem Titel „In den Grauzonen nach dem Urteil der Jury ein eindrucks- Ärztinnen und Ärzte im Nationalsozia- der Geschichte – der Prager Kinderarzt volles Beispiel für die deutsch-tsche- lismus zeuge und auch Anstoß für weiteres Berthold Epstein (1890-1962)“. Der Pä- chisch-jüdische Verständigung in der Gedenken gegeben habe. r ös 1 | 2022 7
Digitalisierung Debatte über „Digitalisierung in der Praxis und Gamification in der medizinischen Ausbildung“ (v.l.n.r.): Dr. med. Fabian Feil, Dr. med. Martina Wenker, Dr. med. Marion Charlotte Renneberg, Dr. rer. nat. Guillermo Carbonell, Professor Dr. mult. Eckhard Nagel (auf dem Bildschirm), Dirk Engelmann und Thomas Spieker. Reha, Notfalltraining oder Integrierte Lernkonzepte 5. Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit: Bei Patientenversorgung, Datenübermittlung sowie Aus- und Fortbildung kommen immer mehr digitale Verfahren zum Einsatz. Die Tagung wurde live übertragen – der Mitschnitt kann weiterhin angesehen werden. „Ohne Digitalisierung gäbe es Veranstaltungen wie diese seiner Begrüßung der Ärztekammerpräsidentin zu. Von nicht“, begrüßte Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Helden stellte bei der Gelegenheit unter anderem ein ge- Ärztekammer Niedersachsen, die Zuschauerinnen und Zu- meinsames Projekt von HsH und Medizinischer Hochschule schauer des 5. Niedersächsischen Digitalgipfels Gesundheit Hannover vor, das derzeit geplant werde: ein interdiszipli- am 24. November 2021. Die alljährliche Veranstaltung, die näres Innovationsnetzwerk der Gesundheits- und Pflege- erneut live digital übertragen wurde, greift die Themen rund branche mit Partnerinnen und Partnern aus Wirtschaft und um die Digitalisierung des Gesundheitssektors auf. Aufgrund Gesellschaft. „Am Ende soll es so sein, dass ein offenes der steigenden COVID-19-Infektionszahlen und der aktuell Haus der Gesundheitsinnovation entsteht“, kündigte von gültigen Corona-Regelungen musste das Publikum vor Ort Helden an – falls das Projekt gefördert werde. während der gemeinsam von Ärztekammer Niedersachsen und Hochschule Hannover (HsH) im Design Center an der „Angesichts des Fachkräftemangels müssen Expo Plaza ausgerichteten Fachtagung auch diesmal stark re- wir vermehrt auf Technologie setzen“ duziert werden. Doch der Mitschnitt des 5. Digitalgipfels rund um die Frage „Digitalisierung: Booster oder Kollaps für Um die Zukunft der Digitalisierung ging es auch Stefan das Gesundheitswesen“ kann jederzeit über die Mediathek Muhle, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium des ÄKN-YouTube-Kanals abgerufen und angesehen werden. für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, in seinem Fotos: N.. Heuse Grußwort. Muhle, auch im zweiten Jahr der Corona-Pande- „Das Thema Digitalisierung ist aktueller denn je“, stimmte mie dem Digitalgipfel per Videoübertragung zugeschaltet, HsH-Präsident Professor Dr. rer. nat. Josef von Helden in zeigte sich überzeugt, Niedersachsen sei in Sachen flächen- 8 niedersächsisches ärzteblatt
Digitalisierung Ärztekammerpräsidentin Dr. med. Martina Wenker Dr. med. Marion Charlotte Renneberg, ÄKN-Vizepräsidentin deckender Digitalisierung auf einem gutem Weg und wies wa das NLGA zur Erfassung und Übermittlung der Melde- unter anderem auf das Potential dieser Entwicklung hin: fälle an das Robert Koch-Institut die Software „SurvNet“, „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht nur ange- berichtete Feil. Aber die Daten an die Gesundheitsämter sichts des Fachkräftemangels, den wir schon heute vielfach seien von Laboren oder Ärztinnen und Ärzten lange nicht im Gesundheitssystem haben, vermehrt auf Technologie durchgängig über das Internet übertragen worden, räumte setzen müssen – auf Robotik, auf maschinelles Lernen und der NLGA-Präsident ein: „Was wir brauchen, ist die Stan- auf künstliche Intelligenz.“ Denn er wünsche sich, dass die dardisierung der Vernetzung“, forderte Feil und stellte DE- Personen, „die uns in Zukunft medizinisch betreuen und MIS vor. Dieses „Deutsche Elektronische Melde- und Infor- pflegen, Unterstützung haben“. Erst die technische Hilfe er- mationssystem für den Infektionsschutz“ wurde Mitte 2020 mögliche dann künftig die menschliche Arbeit und versetze freigeschaltet, um Laboren zur ermöglichen, Nachweise Ärzteschaft wie Pflegende in die Lage, den menschlichen von SARS-CoV-2 elektronisch an die Gesundheitsämter zu Part zu übernehmen. melden. Im kommenden Jahr soll das DEMIS-System Feil zufolge weiter ausgebaut werden und den Laboren die Mel- Die digitalen Tools und die Plattformen dung sämtlicher Erreger an die Gesundheitsämter erlauben. des Öffentlichen Gesundheitsdiensts Epidemie-Management mit SORMAS Die Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitsdiensts stand dagegen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. med. Mit SORMAS, dem vom Helmholtz-Zentrum für Infektions- Fabian Feil, dem neuen Präsidenten des Niedersächsischen forschung (HZI) in Braunschweig entwickelten mobilen, di- Landesgesundheitsamts (NLGA). Bereits seit 2001 nutze et- gitalen „Surveillance Outbreak Response Management and Anzeige spezialisiert auf Beratung & Fachplanung für Ärzt*innen Darauf haben Vollversorgungskonzept inkl. Ultraschall & Röntgen alle gewartet: IT-Kompetenz für Sicherheit & Digitalisierung ig Praxen schlüsselfert n. konzipieren + miete umfassendes techniches Service-Angebot modernste Logistik inkl. Online-Bestellportal www.com2med.de 1 | 2022 9
Digitalisierung Analysis System“, verwies Feil auf ein weiteres digitales Beispiel bei der Reha von Kindern und ihren Familienange- Tool. Mithilfe des Epidemie-Management-Systems SOR- hörigen ein, um diese zu unterstützen, wenn sie das Kran- MAS, das vom HZI frühzeitig um ein SARS-CoV-2-Modul kenhaus verließen. Von eigenen positiven Erfahrungen unter ergänzt wurde, können infizierte Personen schneller iden- dem Stichwort Gamification berichtete gleichfalls Dirk En- tifiziert und alle beteiligten Gesundheitseinrichtungen in gelmann von der Techniker Krankenkasse Niedersachsen: Echtzeit informiert werden. Darüber hinaus wird Feil zufolge „Wir nutzen erfolgreich einen virtuellen Gesundheitscoach in verschiedenen Bereichen der Gesundheitsämter digitale in Bereichen wie persönlicher Fitness, Ernährung, Stressbe- Unterstützung genutzt – wie zum Beispiel bei der Untersu- wältigung und auch bei Suchtentwöhnung, also zum Bei- chung von Trinkwasser oder Badegewässern sowie bei den spiel Raucherentwöhnung.“ Schuleingangsuntersuchungen. Mit Virtual Reality arbeitet ebenso das Forschungsprojekt Das digitale Gesundheitsamt 2025 ViTAWiN – Virtuell-augmentiertes Training für die Aus- und Weiterbildung in der interprofessionellen Notfallver- Zusätzliche Unterstützung bei der Digitalisierung erwartete sorgung, das Dr. rer. nat. Guillermo Carbonell beim Digi- der NLGA-Präsident ferner vom im September 2020 be- talgipfel vorstellte: „Es ist eine gute Gelegenheit, das Training schlossenen Pakt für den ÖGD, über den der Bund 4 Milli- zu verbessern, indem wir mit relativ geringen Kosten viel- arden Euro für Personal, Digitalisierung und moderne Struk- fältige Szenarien erstellen und diese auch ortsunabhängig turen zur Verfügung stellt. 800 Millionen Euro seien für den nutzen können.“ Von positiven Erfahrungen mit Simulation Ausbau der digitalen Infrastruktur vorgesehen, so Feil. Auf berichtete außerdem Ärztekammerpräsidentin Dr. med. dem Weg zum „digitalen Gesundheitsamt 2025“ solle zu- Martina Wenker: „Ich sehe diese virtuellen Trainings als un- nächst anhand eines sogenannten Reifegradmodells der di- geheure Bereicherung. Aber sie müssen von einem an- gitale Ausbau der Gesundheitsämter systematisch analysiert schließenden Briefing des Teams begleitet werden, um zu und geplant werden. Als eines der Projekte stellte Feil „Ago- sehen, was es den einzelnen Mitgliedern gebracht hat.“ ra“ vor – die Kollaborationsplattform für den ÖGD. Sie soll Auch bei der Ärztekammer habe die Digitalisierung gerade den dort Beschäftigten ermöglichen, sich untereinander während der Corona-Pandemie zu großen Fortschritten ge- besser auszutauschen, zu kollaborieren, Wissen für alle führt, denn es sei nun möglich, in kürzester Zeit und tages- einzustellen und gemeinsam zu nutzen. „Ein entscheidendes aktuell Fortbildungen zu produzieren und auf die Webseite Ziel der Digitalisierung ist es, eine Interoperabilität über zu stellen: „Da haben wir einen extremen Innovationsschub alle Ebenen hinweg sicherzustellen und die für das Melde- erfahren.“ und Berichtswesen erforderlichen Schnittstellen und Syste- me zu definieren, zu schaffen und die entsprechenden Positive Erfahrungen mit Blended Learning Standards einzuhalten“, schloss Feil. Von ähnlich positiven Erfahrungen mit Blended Learning „Digitalisierung in der Praxis und Gamification bei Fortbildungen – also integrierten Lernkonzepten, die in der medizinischen Ausbildung“ Online- und Präsenzanteile kombinieren – berichtete NLGA- Präsident Dr. med. Fabian Feil: „Gerade diese Kombination An der Podiumsdiskussion im Rahmen des Digitalgipfels aus Präsenzveranstaltung und Onlineanteilen funktioniert nahmen vor Ort – moderiert von Ärztekammer-Kommuni- sehr gut.“ Von den Vorteilen einer Kombination aus digitalen kationschef Thomas Spieker – diesmal Ärztekammerpräsi- und traditionellen Angeboten zeigte sich nicht zuletzt ÄKN- dentin Dr. med. Martina Wenker, ÄKN-Vizepräsidentin Dr. Vizepräsidentin Dr. med. Marion Charlotte Renneberg über- med. Marion Charlotte Renneberg, HsH-Forscher Dr. rer. zeugt: „Ich kann als Studierende oder Studierender im Skills nat. Guillermo Carbonell, Dirk Engelmann (Leiter der Lan- Lab unendlich oft eine Braunüle am Modell gelegt haben“, desvertretung Niedersachsen der Techniker Krankenkasse) so die Fachärztin für Allgemeinmedizin. Das bedeute noch und NLGA-Präsident Dr. med. Fabian Feil teil. Per Video- lange nicht, dass es dann gleich auf Anhieb bei einem Men- übertragung zugeschaltet war zudem Professor Dr. mult. schen gelinge, etwa bei einem verschwitzten, unruhigen Eckhard Nagel. Der Direktor des Instituts für Medizinmana- Kind, wenn die nervösen Eltern daneben stehen. Der Bezug gement und Gesundheitswissenschaften der Universität zur Praxis sei gerade für die aktuell Studierenden, deren Bayreuth berichtete auf die Frage, welche digitale Techno- Studium während der Pandemie zum großen Teilen digital logie ihn in jüngster Zeit besonders beeindruckt habe, vom stattgefunden habe, enorm wichtig, pflichtete Wenker bei. Einsatz der Virtual-Reality-Technologie. Er setze sie zum r Inge Wünnenberg 10 niedersächsisches ärzteblatt
Digitalisierung Positive Effekte und eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten Professor Dr. mult. Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth referierte beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit über „Die Lehren aus der Corona- Pandemie“ und die Frage „War Corona der Booster für die Digitalisierung?“ Ein differenziertes Bild der durch die COVID-19-Pandemie terbrechung der Infektionsketten haben wir nicht wirklich beschleunigten Digitalisierung in Deutschland zeichnete Erfolg gehabt mit dieser Technologie.“ Professor Dr. Dr. med. habil. Dr. phil. Dr. theol. h. c. Eckhard Nagel in seiner Keynote zum Auftakt des 5. Nieder- Er habe ohnehin eine Corona-Tracing-Lösung favorisiert, sächsischen Digitalgipfels Gesundheit. Dass die Pandemie wie sie das Konzept der Fraunhofer-Gesellschaft projektiert in vielen Bereichen des Gesundheitssystems einen Schub habe, sagte Nagel. Daher sei er bis heute unverändert der bewirkt habe, bestätigte der geschäftsführende Direktor des Überzeugung, man hätte als Gesellschaft beherzter auf ein Instituts für Medizinmanage- solches App-Angebot zuge- ment und Gesundheitswis- „Im Hinblick auf die Unterbrechung der hen und Bereitschaft signali- senschaften der Universität Infektionsketten haben wir nicht wirklich sieren sollen: „Wenn nur die- Bayreuth zu Beginn seines Erfolg gehabt mit der Corona-Warn-App.“ jenigen, die wirklich zuge- Professor Dr. mult. Eckhard Nagel, Universität Bayreuth Vortrags über „Die Lehren stimmt hätten, die Nachver- aus der Corona-Pandemie“ folgung ihrer Bewegungen und die Frage „War Corona der Booster für die Digitalisie- ermöglicht hätten, hätte dies die Arbeit des Öffentlichen rung?“. Gleichzeitig verwies er aber auch auf die Limitationen Gesundheitsdienstes erleichtert.“ dieser Prozesse. Kritisch beurteilte Nagel zum Beispiel die Resultate der Corona-Warn-App: „Im Hinblick auf die Un- Andererseits habe Deutschland, das bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems in der Vergangenheit zurückhal- tender gewesen sei als andere Gesellschaften, im Bereich der Videosprechstunden einen richtigen „Booster-Effekt“ erlebt, sagte Nagel. Mit einem deutlichen Anstieg von 4.000 Videosprechstunden im Jahr 2019 auf fast 1,4 Millionen in der ersten Hälfte von 2020 sei eine wirklich phänomenale Entwicklung zu sehen gewesen. Eine wichtige Vorausset- zung war dafür dem Referenten zufolge die Aufhebung des Fernbehandlungsverbots 2019 im Vorfeld der Pandemie. In Bereichen wie der Augenheilkunde, der Dermatologie zur Erstbeurteilung von Wunden oder melanozytären Läsionen sowie der Palliativversorgung zur besseren Einschätzung körperlicher Veränderungen habe sich die Telemedizin bei- spielsweise bewährt, berichtete Nagel: „Man kann tatsäch- lich eine Reihe von positiven Effekten und eine bessere Ver- sorgung von Patientinnen und Patienten feststellen.“ Der Gesundheitswissenschaftler zeigte sich deshalb über- zeugt, dass die Ärzteschaft zunehmend Weiterentwicklun- gen auf dem Gebiet der digitalen Lösungen wünsche. Wäh- rend früher befürchtet worden sei, die Digitalisierung be- deute eine Gefahr für die Qualität der Gesundheitsversor- gung, werde dies nun tatsächlich anders bewertet: „Die Di- Über den Booster-Effekt der Corona-Pandemie für das Gesundheits- wesen sprachen Professor Dr. iur. Fabian Schmieder (l.), Vizepräsi- gitalisierung erhöht die Qualität der Gesundheitsversorgung, Foto: N.. Heusel dent für Digitalisierung und IT der Hochschule Hannover, und Tho- indem sie hilft, Prozesse zu vereinfachen“, folgerte Nagel: mas Spieker (r.), Pressesprecher der Ärztekammer Niedersachsen „Ich glaube, dass wir durchaus von einem sehr positiven und Leiter des Teams Kommunikation, mit Professor Dr. mult. Eckard Unterstützungsmechanismus der Digitalisierung durch die Nagel, der aus Bayreuth per Video zugeschaltet war. Pandemie sprechen können.“ r Inge Wünnenberg 1 | 2022 11
Digitalisierung Keine sicheren, funktionierenden Programme, Schnittstellen und Kommunikationsplattformen Die Herausforderungen und Probleme bei der Digitalisierung der Hausarztpraxen und die Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen damit: Vortrag der niedergelassenen Hausärztin Dr. med. Karin Bremer beim 5. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Paracelsus Wenn Hausärztinnen und Hausärzte das Stichwort „Digita- lisierung“ hören, haben sie verschiedene Assoziationen. Natürlich denken sie an die Digitalisierung ihrer Praxen, die in den vergangenen Jahren und zumal durch die Pande- mie rasant an Fahrt gewonnen hat. Mit Digitalisierung kann im hausärztlichen Kontext bekanntlich aber auch die Digi- talisierung von Patientinnen und Patienten gemeint sein, also die dosierte und kontrollierte Verabreichung von Digi- talispräparaten. Vordergründig hat das eine mit dem anderen nicht viel zu tun. Doch wissen die hausärztlichen Kollegin- nen und Kollegen aus der Praxis sehr genau: Digitalisierung Über die Perspektiven der Digitalisierung für die Hausarztpraxen sprach die stellvertretende Vorsitzende der ÄKN-Bezirksstelle ist eine Frage der richtigen Dosis. Korrekt verabreicht steigert Osnabrück Dr. med. Karin Bremer beim 5. Niedersächsischen Digitalis die Leistungskraft des Herzens. Ist die Dosis jedoch Digitalgipfel Gesundheit. zu hoch, so sind die Folgen Bauchschmerzen, Verwirrtheit und Herzrhythmusstörungen. Erfahrungen damit gesammelt, wo die Digitalisierung hakt. Deswegen nur ein vergleichsweise typisches Beispiel: Ein In den letzten zwei Jahren wurde bei der Digitalisierung der Patient ist Kontaktperson. Vom Gesundheitsamt wird ein hausärztlichen Praxen vor allem auf Tempo gesetzt, ohne PCR-Test angeordnet, der ist positiv. Im Verlauf erkrankt der dass auf die richtige Dosierung geachtet wurde. Deswegen Patient symptomatisch. Die Hausärztin wurde zu keinem hat die Digitalisierung immer wieder zu Bauchschmerzen Zeitpunkt informiert. Der Patient meint, das Gesundheitsamt und in manchen Fällen auch Verwirrtheit geführt. Deswegen sei zuständig und meldet sich nicht in seiner Praxis. Bei ist es dringend an der Zeit, über die richtige Anwendung plötzlicher Verschlechterung besteht keine optimale Ver- nachzudenken. sorgung vor Ort, da die Hausärztin nicht im Bilde ist. Die hausärztliche Perspektive Ein solches Problem dürfte fast jede Hausärztin, fast jeder Hausarzt während der Coronapandemie erlebt haben. Struk- In den vergangenen 20 Monaten trafen pandemiebedingt turell entsteht dieses Problem aus einem recht banalen Um- die Arbeitswelten des hausärztlichen Bereichs und die der stand. Aufgrund einer fehlenden gemeinsamen Kommuni- regionalen Gesundheitsämter aufeinander. Es ging darum, kationsplattform findet kein elektronischer Informations- positive Corona-Fälle zu detektieren, diese im weiteren austausch zwischen Gesundheitsamt und Praxis statt. Für Verlauf regelmäßig zu kontaktieren und bei symptomati- ein individuelles Telefonat im Sinne des „kurzen Dienst- schem Verlauf medizinisch zu behandeln. Kontaktpersonen wegs“ fehlen aktuell die personellen Kapazitäten. Das hat mussten eruiert und getestet werden. Hausärztinnen und zur Folge, dass eine Vielzahl von Maßnahmen wie zum Hausärzte mussten die Patientinnen und Patienten in sämt- Beispiel Telefonate mit Patientinnen und Patienten oder die lichen Belangen der Pandemie beraten. Es ist absehbar, Planung von PCR-Abstrichen nicht zentral koordiniert ver- dass diese Aufgabe die Hausärztinnen und Hausärzte auch laufen. Das Ergebnis sind Doppelmaßnahmen oder Ver- Foto: N. Heusel weiterhin herausfordern wird. säumnisse, die zu Qualitätsverlust und Verschwendung von Ressourcen – vor allem von unserer Arbeitskraft und Wohl fast alle Kolleginnen und Kollegen in Niedersachsen der unserer angestellten MFA – führen. Das ist nicht nur haben in den vergangenen knapp zwei Jahren ihre eigenen frustrierend, sondern auch finanziell belastend. 12 niedersächsisches ärzteblatt
Digitalisierung Das geschilderte Beispiel demonstriert, dass dringend eine halten und das Misstrauen von Hausärztinnen und Haus- digitale Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und ärzten in die Politik abzubauen, ist es beispielsweise wichtig, ÖGD benötigt wird. Beide Akteure müssen sich Qualitäts- dass das E-Rezept eine End-zu-End-Verschlüsselung erhält. sicherung durch standardisierte Abläufe, schnelle Reakti- onszeit und dadurch Fehlervermeidung auf die Fahnen Ein Satz, der im Zusammenhang mit der Digitalisierung im- schreiben. Gleichzeitig müssen die Transparenz der Arbeit mer wieder fällt, ist, dass digitale Anwendungen nur Mittel und der Datenschutz sichergestellt werden. Das muss aber zum Zweck sein sollen. Was heißt das im Kontext der haus- mit Effizienz in jeder Hinsicht konform gehen, indem Dop- ärztlichen Versorgung? Die klinische Entscheidungsfindung pelungen etwa von Dokumentationen, Anrufen, Entschei- durch Ärztinnen und Ärzte kann nicht durch digitale An- dungsfindungen und Meldungen vermieden werden. wendungen ersetzt werden. Diese wird angesichts ver- schiedener Erwartungshorizonte getroffen und ist nicht Aktuelle digitale Voraussetzungen in der durch Künstliche Intelligenz oder eine Datenbank zu erset- hausärztlichen Praxis zen. Jedoch können Einzelschritte der klinischen Entschei- dungsfindung durch digitale Unterstützung optimiert wer- Die digitale Transformation der hausärztlichen Arbeitswelt den. Eine vollständige Datenbasis und präzise Diagnostik, ist im Interesse der Hausärztinnen und Hausärzte. Viele von leichtere Evaluationsmöglichkeiten und die Minimierung ihnen haben bereits vor Jahren intern auf eine papierlose von Beurteilungs- und Beobachtungsfehlern durch Einbe- Praxis umgestellt. Nahezu flächendeckend gibt es im am- ziehen der Subjektivität des Betrachters führen zu einer bulanten Bereich elektronische Patientenakten – die Kartei- Qualitätssteigerung der ärztlichen Leistung. Um im Bild der karte hat weitgehend ausgedient. Diese Umwandlung ge- medikamentösen Digitalisierung zu bleiben, heißt das, dass schah zwanglos, einfach weil der Mehrwert überwog. Diese die Digitalisierung die Medizin kraftvoller machen kann. Entwicklung hat jedoch ihre Tücken. Denn diese digitalen Anwendungen basieren auf dezentral eingerichteten, paral- 2020 hat Stefan Muhle, Staatssekretär im Niedersächsischen lel arbeitenden Lösungen. Das hat zu einigen der akuten Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisie- Probleme geführt, die aktuell die hausärztliche Arbeit be- rung, beim 4. Niedersächsischen Digitalgipfel Gesundheit lasten. ausgeführt, dass „Digitalisierung eine menschliche sein muss und dem Gemeinwohl dienen soll“. Dem kann aus Aus dem betriebswirtschaftlichen Wissensmanagement ist hausärztlicher Sicht nur zugestimmt werden. Doch damit bekannt, dass die Schaffung, die Speicherung und der das keine Floskel bleibt, muss geklärt werden, wie dieses Transfer von Wissen in und zwischen Organisationen und Ziel erreicht werden kann. Die Antwort darauf wird ent- Institutionen eine der größten Herausforderungen der Digi- scheidend für den Erfolg und die Auswirkungen der digitalen talisierung ist. Softwareentwickler und -entwicklerinnen Veränderungen in der hausärztlichen Praxis sein. ebenso wie Politiker und Politikerinnen berücksichtigen solche Erkenntnisse der modernen Betriebswirtschaftslehre Um das Ziel zu erreichen, muss zudem über Digitalisierung immer noch viel zu selten. Mit Digitalisierung im Gesund- grundlegend nachgedacht werden. Zunehmend bedroht heitsbereich ist vor allem die Vernetzung aller Beteiligten der Hausärztemangel die medizinische Grundversorgung. im Gesundheitswesen gemeint, also die Vernetzung von Mit zunehmender Tendenz werden in strukturschwachen Menschen mittels digitaler Anwendungen, beispielsweise Gebieten Hausarztsitze nicht nachbesetzt. Das Durch- durch eine gemeinsame Kommunikationsplattform oder te- schnittsalter der Niedergelassenen steigt stetig, aktuell sind lemedizinische Anwendungen. mehr als ein Drittel über 60 Jahre alt. Solange Veränderun- gen nicht mit einem Mehrwert verbunden sind – wie zum KIM bietet für Hausärztinnen und Hausärzte – solange die Beispiel Zeitgewinn oder Qualitätszuwachs – solange wird Datensicherheit gewährleistet ist – großes Potential, die Ar- die Gruppe der Hausärztinnen und -ärzte, die in ihren beit effizienter zu gestalten. Wenig hilfreich ist es hingegen, letzten Berufsjahren mit Maßnahmen der Digitalisierung wenn unter Androhung von Honorarabzug Hausärztinnen konfrontiert wird, das Problem verständlicherweise aussitzen und Hausärzte gezwungen werden, KIM und Telematikin- oder vorzeitig aus der Patientenversorgung ausscheiden. frastruktur zu installieren. Beispielsweise hat in nicht weni- Das darf angesichts des Hausärztemangels nicht in Kauf ge- gen hausärztlichen Praxen die erzwungene Einführung die- nommen werden. Außerdem führen aufgezwungene Maß- ser Technologien auf Air Gap basierende Sicherheitskon- nahmen ohne direkten Nutzen für die Beteiligten zu Unmut. zepte gesprengt. Zudem bestehen die genannten Technolo- Sie verringern die Motivation. Zwang sorgt in einem freien gien aktuell noch aus mehr Bugs als Features. Ferner muss Beruf naturgemäß für Widerstand. Offensichtliche finan- immer die Datensicherheit berücksichtigt werden. Um das zielle Interessen bei der Umsetzung durch Wirtschaftsun- Vertrauensverhältnis zu Patientinnen und Patienten zu er- ternehmen sorgen ebenfalls nicht für Vertrauen. Dazu 1 | 2022 13
Digitalisierung kommt, dass es eine Vielfalt an Praxisverwaltungssystemen wenigen Indikationen vorbehalten sind. Es gibt digitale sowie unterschiedliche Ausgangsbedingungen in den Arzt- Schnittstellen mit Laboren, Wundmanagern und radiologi- praxen gibt. schen Praxen. Auch existieren zum Teil Schnittstellen mit Krankenhäusern zum Abruf von Befunden und Bildern. All Ein großer Teil der Patientinnen und Patienten ist alt oder diese digitalen Verbindungen sind dezentral und regional, sehr alt, chronisch krank und hilfsbedürftig. Allein der ana- sie werden je nach individueller Kosten-Nutzen-Abwägung loge Umgang mit Medikamenten und Medikamentenplänen erfolgreich eingesetzt. Außerdem finden sich immer mehr stellt für viele eine große Herausforderung dar. Darüber hi- dezentrale E-Health-Projekte in den Grenzbereichen mit naus sind ältere Menschen überdurchschnittlich häufig Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, dem Rettungsdienst nicht an die digitale Welt angeschlossen. In einer aktuellen und im ambulanten Sektor. Forsa-Umfrage geben knapp 50 Prozent der über 75-Jährigen an, sie sähen keinen Nutzen in digitalen Anwendungen. Welche Digitalisierung benötigen Hausarzt Zudem haben in einem Flächenland wie Niedersachsen oder Hausärztin? viele Menschen keinen optimalen Internetzugang. Nicht zuletzt ist das Arzt-Patienten-Verhältnis kostbar und basiert Digitalisierung im Gesundheitswesen betrifft alle daran Be- auf Vertrauen und Diskretion im Umgang mit den Patien- teiligten. Also müssen alle Gesundheitsberufe aktiv bei der tendaten. Naturgemäß haben die Datenschutzbelange in Einführung von digitalen Schnittstellen einbezogen werden. diesem Zusammenhang einen hohen Stellenwert. Beispielhaft seien MFA als VERAH und der ambulante Pfle- gesektor mit sektorenübergreifenden E-Pflegeberichten über Chancen und Probleme digitaler die TI genannt. Die Vielzahl dezentral entwickelter digitaler Anwendungen im hausärztlichen Bereich Anwendungen beweist, dass es in der Praxis keine starre Festlegung auf einzelne Systeme geben kann. In den allermeisten Hausarztpraxen wird eine elektronische Patientenakte geführt. Bewährt haben sich darüber hinaus Anstelle eines Systems, das per Zwang Neuerungen einführt, vielfach Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis kann nur ein Bonussystem mit Anreizen für Eigeninitiative (VERAHs). Sie werden zum Hausbesuch geschickt und er- und Innovation erfolgversprechend sein. Der Vorwurf, die möglichen per iPad Telemedizin. Dabei kann eine Video- Ärzteschaft würde die Digitalisierung blockieren, existiert konsultation und Videoansicht von bestimmten körperlichen schon so lange wie die Digitalisierung. Sie ist ein Mythos, mit Befunden erfolgen. Seit fünf Jahren existiert der Bundesein- dem Teile der Politik versuchen, von der eigenen Verantwor- heitliche Medikationsplan (BMP) verpflichtend im ambulanten tung abzulenken. Fakt ist, dass Digitalisierung einen Nutzen Bereich. Dieser kann in das eigene Praxisverwaltungssystem mit sich bringen muss, um angenommen zu werden. Motiva- integriert werden. Hier sind die Softwareingenieure gefragt, tion, Knowhow und der Wille zur Veränderung sind in den Lösungen zu finden, dass die Schnittstellen zwischen den hausärztlichen Praxen hinreichend vorhanden. Nur wenn Nutzern funktionieren. Kritisch erwähnt sei aber auch, dass ein Mehrwert im Sinne einer verbesserten Patientenversor- in den anderen Sektoren der Patientenversorgung der BMP gung, einer Arbeitserleichterung oder einer Qualitätsverbes- nur wenig genutzt wird, so dass das eigentliche Ziel nicht er- serung den Unterschied ausmacht, werden digitale Anwen- reicht wird. Digitalisierung scheitert also vielfach nicht an dungen zum Erfolg. Zudem können digitale Anwendungen den hausärztlichen Praxen, sondern daran, dass die Partner nur eingeführt werden, wenn die technische Anwendungsreife der Praxen nicht auf deren technologischem Stand sind. erreicht wurde. Pannen wie die verpasste Einführung von eAU und eRezept dürfen sich nicht wiederholen. Es existieren seit Jahren telemedizinische Anwendungen. Als Beispiel sei die Behandlung beziehungsweise Überwa- Außerdem müssen wir Hausärztinnen und Hausärzte Au- chung von Herzinsuffizienz genannt. Sie findet jedoch zum genhöhe mit den Krankenhäusern erlangen. Dafür muss es Teil parallel zur hausärztlichen Versorgung statt und ohne eine allgemeine Wirtschafts- und Standortförderung für Datenaustausch zwischen Herzzentrum und hausärztlichen selbständig niedergelassene Ärztinnen und Ärzte geben. Praxen. Beschleunigt durch die Coronapandemie etablierte Die Bundesärztekammer fordert einen Digitalisierungsfond, sich die Videosprechstunde als große Errungenschaft. Sie der mit dem des Krankenhauszukunftsgesetzes mit einem wurde in der Anfangszeit der Pandemie als abrechenbare Volumen von 4 Milliarden Euro vergleichbar ist. Solche Leistung eingestuft, vergleichbar mit einem persönlichen Forderungen müssen wir Hausärztinnen und Hausärzte un- Arzt-Patienten-Kontakt. Es folgte ein flächendeckender Ein- terstützen, weil nur finanzielle Förderung eine Gleichbe- satz der Videosprechstunde. Sie hat zwischenzeitlich jedoch handlung der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, erheblich an Schwung verloren, nachdem deutlich wurde, die eben auch Unternehmerinnen und Unternehmer sind, dass die Vorteile gegenüber einem Telefonat begrenzt und mit den Krankenhausbetreibern sicherstellt. 14 niedersächsisches ärzteblatt
Digitalisierung Das alles würde einer optimalen Patientenversorgung dienen Anders als bei der einleitend beschriebenen medikamentö- und den Erhalt und Ausbau der hausärztlichen Primärver- sen Digitalisierung kommt es bei der Informationstechnolo- sorgung sicherstellen. Die Hausarztkompetenz muss wei- gie im Hausarztbereich nicht auf zu viel oder zu wenig an. terhin zentral sein und eine Lotsenfunktion übernehmen – Stattdessen wird es notwendig sein, Systeme zu entwickeln, das gilt angesichts der Digitalisierung mehr denn je. Es geht die einfach zu installieren sind und nahtlos mit den beste- um einen datensicheren, schnellen Informationsfluss, um henden Systemen zusammenarbeiten. Außerdem sollten sie vereinfachte Arbeitsläufe und Entbürokratisierung. frei verfügbar sein und uns Hausärztinnen und Hausärzten sowie unseren Mitarbeitenden möglichst viel Arbeit abneh- Was wir Hausärztinnen und Hausärzte brauchen, ist eine men und Zeit sparen. Wenn das passiert, werden Hausärz- von der öffentlichen Hand bereitgestellte API (application tinnen und Hausärzte diese Systeme ganz selbstverständlich programming interface) – also eine Programmierschnittstelle, nutzen, denn dies wird nicht nur eine bessere Patientenbe- über die strukturierte Daten wie Labordaten, Fremdbefunde treuung, sondern auch mehr Umsatz und damit mehr Si- oder Informationen aus Entlassbriefen und nicht nur PDFs cherheit und Handlungsspielraum für unsere Unternehmen weitergegeben werden können. Wichtig ist, dass sie von al- bedeuten. len Stakeholdern einfach in die Praxisverwaltungssysteme implementiert werden können. Unter diesen Prämissen Dr. med. Karin Bremer müssen alle Anwendungen geprüft werden. Idealerweise Stellvertretende Vorsitzende der Bezirksstelle sorgt Digitalisierung für eine intelligente Verteilung der Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen menschlichen Arbeitsleistung. Erst dann sind digitale An- Mitglied der AG Digitales des niedersächsischen wendungen tatsächlich Mittel zum Zweck. Hausärzteverbands Anzeige Betriebsarzt/Facharzt (d/m/w) für Arbeitsmedizin am Standort Bremen Referenzcode JR10064604 Für Airbus Commercial Aircraft in Bremen suchen wir für die Abteilung Was sind Ihre Hauptaufgaben: „Medical Services“ zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Betriebsarzt/ • Arbeitsmedizinische Vorsorge und Beratung zu allen Fragen des Facharzt (m/w/d) für Arbeitsmedizin. Gesundheitsschutzes Als Betriebsarzt (m/w/d) sind Sie zuständig für die Verhinderung von • Notfallmedizinische Akutversorgung und Ambulanzbetreuung für arbeitsbedingten Beeinträchtigungen der physischen und mentalen Mitarbeiter und Gäste Gesundheit. Dieses umfasst die Bereitstellung individueller medizinischer • Gesundheitsförderung und Reintegration Folgeuntersuchungen, die Empfehlung und Unterstützung bei der Risikominimierung am Arbeitsplatz, die Unterstützung einer effektiven • Beratung zu spezifischen Präventionsmaßnahmen betrieblichen Wiedereingliederung, das Antreiben der Gesundheitsförderung • Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen innerbetrieblichen zur Aufrechterhaltung einer gesunden Belegschaft. Schnittstellen Am Bremer Airbus-Standort sind 4.500 Mitarbeiter in der Luft- und Raumfahrt beschäftigt, davon rund 2400 im Bereich Commercial Aircraft und 1100 Wie sieht Ihr Boarding Pass aus: im Bereich Defence and Space. Ebenfalls am Standort vertreten sind die • Facharzt für Arbeitsmedizin oder Facharzt in einem klinischen Fach mit Unternehmen Ariane Group, Premium Aerotec und Testia. Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin sind erforderlich Der Hauptaufgabenbereich besteht in der medizinischen Betreuung aller • Erfahrungen in der Notfallmedizin, z.B. Fachkunde Rettungsdienst von Mitarbeiter am Standort Bremen. Das beinhaltet die Beratung zu allen Vorteil Themen der Gesundheit und Arbeit sowie Notfallversorgung. Wir bieten • Gute Kenntnisse im Umgang mit medizinischer Software umfangreiche Leistungen zur Gesundheitsförderung und Reintegration. • Spaß an der Arbeit im Team sowie Kommunikationsstärke Bei Planungen beurteilen wir Arbeitsplätze und unterstützen bei Projekten • Einsatzbereitschaft und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein wie z.B. Industrie 4.0 und beraten bei Reisetätigkeiten. • Verhandlungssichere Deutsch- und fortgeschrittene Englischkenntnisse Was bieten wir Ihnen: Bitte bewerben Sie sich für diese Stelle online über unsere • Herausfordernde Aufgaben an einzigartigen Services und Produkten Karriereseite (www.airbus.com/en/careers) und fügen Ihren • Angenehmes Arbeitsklima in einem kompetenten und internationalen beruflichen Werdegang, ein Motivationsschreiben inklusive Umfeld Ihrer Gehaltsvorstellung und Ihrer Kündigungsfrist sowie • Flexible Arbeitszeiten & Arbeitszeitausgleich relevante Zeugnisse als Anhang bei. • Vereinbarkeit von Beruf und Familie, z.B. Kinderbetreuungsangebote • Attraktive Vergütung mit Bausteinen wie variabler Vergütung • Betriebsrente und vieles mehr 1 | 2022 15
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