BEURTEILUNGSBERICHT zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten - WAS Wirtschaft Arbeit ...
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Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern auf dem Areal Eichhof-West Kriens/Luzern BEURTEILUNGSBERICHT zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Luzern, 30. Juni 2020 WAS Immobilien AG c/o WAS Wirtschaft Arbeit Soziales Ausgleichskasse Luzern Würzenbachstrasse 8 | Postfach | 6000 Luzern 15 | Telefon +41 41 375 05 05 www.was-luzern.ch
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 2 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 1 Ausgangslage 4 1.1 WAS Wirtschaft Arbeit Soziales 4 1.2 Sozialversicherungszentrum 4 1.3 Standortevaluation 4 1.4 BVK und der Bebauungsplan Eichhof-West 4 1.5 Objekte WAS A1 – A4 plus D3 5 1.6 Generelle Umschreibung der Aufgabe 6 2 Veranstalterin, eingeladene Teams, Beurteilungsgremium, vertragliche Bedingungen 7 2.1 Veranstalterin 7 2.2 Eingeladene Architektenteams 7 2.3 Beurteilungsgremium 8 2.4 Experten (ohne Stimmrecht) 8 2.5 Sekretariat / Verfahrensbegleitung 8 2.6 Vorprüfung 8 3 Hinweise für die Planung 9 3.1 Zone / anrechenbare Geschossfläche aGF 9 3.2 Bebauungsplan 9 3.3 Bypass – ein Projekt des ASTRA 10 3.4 SIA Energieeffizienzpfad 10 3.5 Ökologie 10 3.6 Realisierungszeit und Etappierung 10 3.7 Mobilitätskonzept 10 3.8 Lärmschutz 11 3.9 Hindernisfreiheit 11 3.10 Brandschutzkonzept 11 3.11 Zivilschutzräume 11 3.12 Energieversorgung 11 3.13 Veloeinstellplätze 11 3.14 Verfasserteam des Bebauungsplanes 11 3.15 BIM (Building Information Modeling) 11 4 Beurteilungskriterien 12 5 Beurteilung der eingereichten Projekte 13 5.1 Präselektion 17. Januar 2020 (1. Jurytag) 13 5.2 Zweiter Jurytag vom Montag, 8. Juni 2020 13 5.3 Dritter Jurytag vom Donnerstag, 18. Juni 2020 16 6 Verfasseradressen 18 7 Beschriebe und Dokumentation der Projekte 21 8 Genehmigung durch das Beurteilungsgremium 60 3 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Zur Einführung werden im vorliegenden Beurteilungsbericht die für das Verständnis der Aufgabe wichtigsten Kapitel aus dem Programm zum Studienauftrag zitiert: 1 Ausgangslage 1.1 WAS Wirtschaft Arbeit Soziales Unter dem Kürzel WAS sind die folgenden vier Geschäftsfelder aus dem Sozialversicherungsbereich zusam- mengefasst WAS AK Ausgleichskasse Luzern WAS IV IV-Stelle Luzern WAS wira wira des Kantons Luzern WAS P&D Personal & Dienst geschäftsfeldübergreifend 1.2 Sozialversicherungszentrum Die vier Geschäftsfelder sollen örtlich in einem Neubau zusammengelegt werden, wodurch ein Sozialversiche- rungszentrum entsteht. Damit sollen Synergien und Optimierungen in den Arbeitsprozessen, in der Kommunikation und im Konfe- renz- und Schulungsbereich ausgeschöpft werden können. Für die Planung und Realisierung des Sozialversicherungszentrums hat WAS eine Immobilien AG gegründet. 1.3 Standortevaluation Im Verlaufe des Jahres 2019 ist eine Standortevaluation erfolgt. Aus 18 verschiedenen Standorten ist als Er- gebnis einer sorgfältig vorgenommenen Nutzwertanalyse der Standort Eichhof-West ausgewählt worden. 1.4 BVK und der Bebauungsplan Eichhof-West Die BVK Zürich, die grösste Pensionskasse der Schweiz, hat die Liegenschaft Eichhof-West, Kriens/Luzern aus dem Portfolio der damaligen Brauerei Eichhof erworben. Im Jahr 2010 hat sie einen Bebauungsplan-Studien- auftrag (Variantverfahren) durchgeführt. Aus diesem Verfahren ist der Entwurf der pool Architektur ZT GmbH, Wien ausgewählt worden. Dieses Team hat anschliessend den Bebauungsplan erarbeitet. Im Jahr 2016 ist dieser vom Regierungsrat des Kantons Luzern bewilligt worden. Die gegen diese Bewilligung geführten Beschwerden aus der Nachbarschaft sind im Mai 2018 vom Bundesgericht abgewiesen worden. Die Beschwerden haben sich im Wesentlichen ge- gen die im Bebauungsplan vorgesehenen Gebäudehöhen gerichtet. Der Bebauungsplan ist für die weiteren Planungsarbeiten rechtsverbindlich. Die BVK hat zwischenzeitlich für ihre Objekte (B, C, D) eine Ausschreibung unter Generalplanerteams durch- geführt und ein Team ausgewählt. 4 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Situationsplan aus dem Bebauungsplan Alle Bestandteile des Bebauungsplanes sind in den Unterlagen zum Studienauftrag verfügbar gemacht wor- den. 1.5 Objekte WAS A1 – A4 plus D3 Volumenschema-aus dem Bebauungsplan Auskragungen / Rücksprünge im EG bzw. 1. OG gemässs Bebauungsplan 5 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Von der Gesamtüberbauung Eichhof-West, welche aus 12 unterschiedlichen teilweise zusammengebauten Objekten besteht, wird die WAS Immobilien AG die Objekte A1, A2, A3, A4 und D3 errichten, mit einer anre- chenbaren Geschossfläche (aGF) von insgesamt 18 400 m2 (die Gesamtbebauung hält 51 350 m2 an aGF). Die Objekte A1 bis A4 sind zusammengebaut, das Objekt D3 ist via Untergeschoss mit den anderen Objekten verbunden. Die Gebäudehöhen und Geschosszahlen sind – unter Einhaltung der Gesamt-aGF – durch die entwerfenden Teams um ± 1 – 2 Geschosse anpassbar. In der WAS sind, wie in Ziffer 1.1 dargestellt, vier Geschäftsfelder zusammengefasst, nämlich WAS Ausgleichskasse Luzern WAS IV-Stelle Luzern WAS wira Luzern P & D Personal und Dienste Zurzeit zählt WAS ca. 520 Mitarbeitende, die neuen Objekte A1 – A4 werden auf 600 Arbeitsplätze ausgelegt, was bei einer Desk-Sharing-Ratio von 1,2 für 720 Mitarbeitende ausreicht. Zuwachs und Reduktion im Arbeitsplatzbedarf können pro Geschäftsfeld unterschiedlich sein, was eine ent- sprechende Flexibilität in der Flächenzuweisung voraussetzt. Die Realisierung der 5 zusammengebauten WAS-Objekte erfolgt voraussichtlich ohne Etappierung, die 7 Objekte der BVK werden parallel dazu erstellt. Die Anteile der WAS an der Gesamt-aGF betragen ca. 36%, jene der BVK demnach 64%. Es ist vorgesehen, dass die BVK die gemeinschaftlich nutzbaren Objektteile wie Energiezentralen, Erschlies- sungsbauwerke, Werkleitungen, Umgebungsgestaltung und die Einstellhallen mit deren Zufahrt plant und koordiniert. Realisierungsumfang, Kostenbeteiligung und Mitsprache der WAS werden in einer Planungs-Ver- einbarung geregelt. 1.6 Generelle Umschreibung der Aufgabe Dem mit dem vorliegenden Studienauftrag ausgeschriebenen Architektur-Mandat sind folgende Aufgaben gestellt: • Die Raumprogramme der 4 Geschäftsfelder (AK, IV, wira, P & D) sind in die vorgegebenen Volumina A1 – A4 einzuplanen. Festgelegt ist ein Open-Space-Konzept mit flexiblen Strukturen, welche Wachsen und Schrumpfen der einzelnen Geschäftsfelder möglich machen. • Das Objekt D3 soll für Arbeitsplatz-Reserveflächen mit flexiblen Bürostrukturen bereitgestellt werden. • Die Arbeitsplätze sollen qualitativ überzeugend konzipiert sein und die zeitgemässen Infrastrukturen schaffen. • Eine besondere Herausforderung bilden die Flächennutzungen in den inneren Anschlussbereichen zwi- schen den einzelnen Objekten A1 – A4 bezüglich Erschliessung und Belichtung. • Eine optimale Gestaltung der Fassaden nach ästhetischen, technologischen, ökologischen und ökonomi- schen Grundsätzen, in Abstimmung mit der Lage der Arbeitsplätze und mit dem Erscheinungsbild der Ge- samtbebauung wird vorausgesetzt. • Der Adressbildung ist mit der Konzeption des Haupteinganges ein spezielles Augenmerk zu schenken. • Im Rahmen der Planung und Realisierung der Gesamtbebauung und der gemeinschaftlich zu erstellenden Objektteile durch den GP der BVK sind die Interessen der WAS mitzuvertreten und Beiträge an die ent- sprechende Koordination zu leisten. • Für die Disposition der WAS-Aussenbereiche ist die Übereinstimmung mit dem Freiraum- und Ökologie- konzept für die Gesamtüberbauung eine wichtige Voraussetzung. • Bei der Entwicklung des architektonischen Ausdrucks erwartet die Auftraggeberin angemessene Lösun- gen. Dabei sind folgende Rahmenbedingungen zu berücksichtigen: 6 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten - Das Gebäude ist Hauptsitz einer öffentlich rechtlichen Anstalt, dem Sozialversicherungszentrum WAS, dies rechtfertigt im Grundsatz einen adäquaten Ausdruck mit einer qualitätsvollen Adressbil- dung, ohne jedoch luxuriös und pompös zu wirken. - Als Dienstleister im Sozialversicherungsbereich steht der Finanzmitteleinsatz für den Leistungsauf- trag im Vordergrund. Investitionen in Infrastrukturen sind in erster Linie zweckmässig einzusetzen. Innovative Beiträge in den Bereichen Nachhaltigkeit und Aufenthaltsqualität werden erwartet. - Für Kundinnen und Kunden des WAS soll sich das Versicherungsgebäude einladend ausnehmen. • Zu beachten ist, dass der Gebäudeteil des Objektes A4, welcher über die Flucht von A1 und A2 hinaus- ragt, im EG und 1. OG „leer“ zu bleiben hat (gemäss Freiraum- und Ökologiekonzept im Bebauungsplan). Stützen sind jedoch gemäss Fragenbeantwortung zulässig. Ebenso sind die Rücksprünge im Erdgeschoss in der Süd- und/oder Ostfassade der Objekte A2, A3 und A4 zu berücksichtigen. • Die BVK hat für ihre Bebauung die Planung mit der BIM-Methode (Building Information Modeling) zur Bedingung gemacht. Die WAS-Gebäude werden voraussichtlich nach Vorliegen der Baueingabe ebenfalls nach BIM weiterge- führt. Dies setzt entsprechende Bereitschaft und Kompetenz der Architektenteams und der noch zu man- datierenden Fachingenieure voraus. 2 Veranstalterin, eingeladene Teams, Beurteilungsgremium, vertragliche Bedingungen 2.1 Veranstalterin WAS Immobilien AG, vertreten durch Alain Rogger, Geschäftsleiter Würzenbachstrasse 8 / Postfach 6000 Luzern 15 2.2 Eingeladene Architektenteams Aus der nach öffentlicher Ausschreibung am 17. Januar 2020 durchgeführten Präselektion aus 53 angemelde- ten Teams sind die folgenden 8 Architektenteams vom Beurteilungsgremium ausgewählt und vom Verwal- tungsrat bestätigt worden: -- Annette Gigon / Mike Guyer, dipl. Arch. ETH/BSA/SIA AG, Carmenstrasse 28, 8032 Zürich - ARGE alp architektur lischer partner / Baumschlager Eberle Architekten, dipl. Architekten ETH/SIA Himmelrichstrasse 6, 6003 Luzern / Bäckerstrasse 40, 8004 Zürich - Fiechter & Salzmann Architekten GmbH, Kernstrasse 37, 8004 Zürich - Halter Casagrande Partner AG, dipl. Arch. ETH/SIA/BSA, Obergrundstrasse 121, 6005 Luzern - HILDEBRAND studios AG, AA Dipl. RIBA, dipl. Arch. FH/SIA, Wasserwerkstrasse 129, 8037 Zürich - Niklaus Graber & Christoph Steiger GmbH, dipl. Architekten ETH/BSA/SIA, Alpenstrasse 1, 6004 Luzern - Marques Architekten AG, dipl. Architekten ETH/SIA/BSA, Rankhofstrasse 3, 6006 Luzern - WALDRAP GmbH, Architekten ETH/UDK, Bernerstrasse Nord 180, 8064 Zürich (Jungbüro) 7 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 2.3 Beurteilungsgremium Sachpreisrichter: - Guido Graf, Regierungsrat VRP (Vorsitz) - Armin Hartmann, Dr. rer. oec. VR - Urs Kneubühler VR-VP - Peter Dietschi VR - Stefan Schädle GL BVK Fachpreisrichter: - Dr. sc. Elisabeth Blum, dipl. Architektin ETH, Zürich - Daniel Lengacher, dipl. Arch. ETH/SIA/BSA, Luzern - Andi Scheitlin, dipl. Arch. ETH/SIA/BSA, Luzern - Mary Sidler, dipl. Architektin FH/SIA, Sempach-Stadt - Jakob Steib, dipl. Arch. ETH/SIA/BSA, Zürich - Ursula Stücheli, dipl. Architektin ETH/SIA/BSA, Bern - Tanja Temel, dipl. Architektin ETH/SIA, Luzern 2.4 Experten (ohne Stimmrecht) - Thomas Lustenberger Abteilungsleiter Planung und Bau, Stadt Kriens - Alain Rogger GFL WAS AK/GF WAS Immobilien AG - Rolf Born GFL WAS IV Luzern - Martin Bucherer GFL WAS wira Luzern - Kurt Sidler GFL WAS Personal & Dienste - Daniel Longerich PL WAS, Büro für Bauökonomie AG - Adrian Bieri Bürolayout-Planer RAUM UND DESIGN 2.5 Sekretariat / Verfahrensbegleitung Sekretariat des Verfahrens Gabriela Muff, Assistentin Geschäftsfeldleitung c/o WAS Wirtschaft Arbeit Soziales Ausgleichskasse Luzern Würzenbachstrasse 8 / Postfach 6000 Luzern 15 Verfahrensbegleitung und Moderation Walter Graf, Karin Portmann 2.6 Vorprüfung Die Vorprüfung ist durch die Experten und weitere zugezogene Fachleute für Lärm, Geologie, Tiefbau, Layout, Energie, Nachhaltigkeit erfolgt. Koordination/ Kosten Wirtschaftlichkeit: Karin Portmann, dipl. Architektin ETH/SIA in Walter Graf GmbH, Luzern Baurecht: Thomas Lustenberger, Abt. Leiter Planung und Bau, Kriens Lärmschutz: Thomas Minder in Sinus AG, Sempach Brandschutz: Christoph Elsässer in Pirmin Jung Schweiz AG Nachhaltigkeit/Energie: brücker+ernst gmbh sia, Luzern, Patrick Ernst Raumprogramm und Layout: Adrian Bieri in Raum und Design, Wolhusen 8 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 3 Hinweise für die Planung 3.1 Zone / anrechenbare Geschossfläche aGF Das Areal liegt in der Zone Wohn- / Arbeitszone D Eichhof (War-D) Die anrechenbare Geschossfläche aGF über Terrain beträgt 18 400 m2, als Summe für die Objekte A1, A2, A3, A4 und D3. Diese darf nicht überschritten werden. Die aGF der Gesamtbebauung liegt bei 51 350 m2. 3.2 Bebauungsplan Der Bebauungsplan Eichhof-West ist zwingend einzuhalten. Die Abmessungen der Kuben sind, bis auf die Variablen in den Gebäudehöhen, unveränderbar. Anrechenbare Geschossflächen (aGF): WAS A1 – A4 + D3 18 400m2 35,8% BVK B1 – B3, C1, C2, D1 32 950 m2 64,2% Total 51 350 m2 100% Die Höhen der Gebäude können – unter Einhaltung der insgesamten anrechenbaren Geschossflächen – wie folgt variiert werden: Objekt A1 A2 A3 A4 D3 max Gebäudehöhe in m (1) 23.5 10 29 36 19 erlaubte max. Abwei- -2 Ge- +/- 2 Ge- -2 Ge- -2 Ge- +/- 2 Ge- chung (1) schosse schosse schosse schosse schosse max. GF EG (1) 3'135 864 554 409 796 513 (- Auskragung) Geschosshöhe EG (2) 5.3 5.3 5.3 5.3 5.3 Geschosshöhe OG (2) 3.4 3.4 3.4 3.4 3.4 Geschosse über EG (1) 5 1 7 9 4 Geschosse über EG (2) 5 3 7 9 4 resultierende Gebäu- dehöhe (2) 22.3 15.5 29.1 35.9 25.7 max. Gebäudehöhe müM 482.5 469.0 488.0 495.0 478.0 GF TOTAL 21'190 5'184 2'218 3'268 7'955 2'565 Umrechnungsfaktor GF * 0.87 = aGF (3) 18‘435 4'510 1'929 2'843 6'921 2'232 Anteil aGF (*) WAS 18'400 EG-Niveau m ü M 459.0 459.0 458.0 458.0 459.0 Anteil aGF (*) BVK 32'950 Hochhaus aGF (*) Gesamt (1) 51'350 (*) aGF = anrechenbare Geschossfläche gemäss PBV LU § A1-10 (1) Vorgabe Bebauungsplan (2) Vorschlag BVK (3) Zusammensetzung Umrechnungsfaktor Grundfläche Aussenwand: 7% + Behindertengerechtigkeit: 1% + Minergie: 5% = 13% 9 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Die im Bebauungsplan vorgegebene Erschliessung ist einzuhalten, insbesondere sind Zu- und Wegfahrt zur gemeinsamen zweigeschossigen Autoeinstellhalle (2 UGs) nicht veränderbar. Zufahrt unter A1, Ausfahrt un- ter B3. Die Planung und Ausführung der gesamten Umgebung liegt in den Händen der BVK (s. Freiraum- und Ökolo- giekonzept im Bebauungsplan). Der Hauptzugang zum Sozialversicherungszentrum soll gut auffindbar sein und auf den gemeinsamen zentra- len Platz orientiert sein. Neben- und Personalzugänge sind auch von Süden, Westen und Norden möglich. 3.3 Bypass – ein Projekt des ASTRA Im westlichen Arealbereich sind durch das ASTRA ein Spurausbau und eine Überdeckung der Autobahn im Rahmen des Projektes Bypass Luzern / Eingangstor Kriens geplant. Dies bedeutet, dass während mehrerer Jahre – geplant von 2024 – 2035 – mit Emissionen und mit Einschränkungen durch Installationsflächen zu rechnen ist. Das Vorhaben des ASTRA erfordert die Absenkung der bestehenden Höhenkoten im westlichen Anschlussbe- reich (Grundstück WAS) um ca. 1m. Die Abklärungen der Stadt Kriens diesbezüglich sind noch nicht abge- schlossen. Der Ausbau und die Überdeckung werden sich nach ihrer Fertigstellung positiv auf das direkte Umfeld des Sozialversicherungszentrums auswirken. Der Raum unter der Autobahn soll auf die ganze Länge von A1 bis D1 mit Retailflächen genutzt werden. 3.4 SIA Energieeffizienzpfad Gemäss Bebauungsplan Art. 20 muss das Areal die Anforderungen nach dem Merkblatt SIA 2024 «sia-Effi- zienzpfad Energie» für 2000-Watt-kompatibles Bauen erfüllen. SNBS ist zu erreichen und die relevanten öko- logischen, ökonomischen und sozialen Aspekte sind zu berücksichtigen. Ob ein Minergie-/ECO Label zusätz- lich angestrebt wird, wird später entschieden, in der Disposition jedoch möglich zu machen. Mittels PV-Ele- menten auf den Dächern und evtl. in den Fassaden ist der Stromeigenbedarf teilweise abzudecken. 3.5 Ökologie Für mindestens einen Teil der Fassaden der Gesamtbebauung soll mit Bezug auf die stadtklimatische und ökologische Situation eine Begrünung geprüft werden. Ebenso ist die Nutzung der Dachflächen zu Aufenthaltszwecken gegenüber der Energiegewinnung mittels PV- Elementen abzuwägen. Für die gesamte Gebäudetechnik gilt das Prinzip der Systemtrennung und der Revisionstauglichkeit. 3.6 Realisierungszeit und Etappierung Die Objekte A1 – A4 und D3 werden in Taktbauweise voraussichtlich in den Jahren 2022 bis 2024 erstellt. Die Objekte der BVK werden ungefähr gleichzeitig realisiert. Die Vorprojektpläne müssen über das ganze Areal eingereicht werden. Ziel ist es, auch die Baubewilligungs- dokumente gleichzeitig bereitzustellen. 3.7 Mobilitätskonzept Unter der Federführung der BVK wird über das Gesamtareal gemeinsam ein Mobilitätskonzept erarbeitet. 10 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 3.8 Lärmschutz Der erhöhten Lärmbelastung ES-III ab der Langsäge- und der Luzernerstrasse ist mit entsprechenden, jedoch wirtschaftlich vertretbaren Fassadenkonstruktionen Rechnung zu tragen. 3.9 Hindernisfreiheit Die Hindernisfreiheit im Innern und im Äussern ist ohne Einschränkungen zu gewährleisten (SIA Norm 500). 3.10 Brandschutzkonzept Die gesetzlich vorgegebenen Bedingungen sind überall einzuhalten. Insbesondere auch beim Objekte A4 mit 36 m Gebäudehöhe sind die einschlägigen Hochhaus-Vorschriften einzuhalten. 3.11 Zivilschutzräume Zivilschutzräume sind für Dienstleistungsnutzungen keine zu erstellen. 3.12 Energieversorgung Grundsätzlich soll ein Energiekonzept (Erzeugung und Verteilung) mit einer einheitlichen technischen Lösung über das gesamte Areal erstellt werden. Aktuell laufen seitens BVK Abklärungen zu verschiedenen Varianten des Energieversorgungskonzeptes. 3.13 Veloeinstellplätze Die Anzahl von Veloeinstellplätzen richtet sich nach den Reglementen der Stadt Kriens. Sie sind pro Objekt- gruppe A1 – A4 plus D3 zu erstellen gemäss Art. 12 BZV Arbeitsplätze Büro VSS 640 065. Leichte Auffindbar- keit und gefahrlose Erreichbarkeit werden vorausgesetzt. 3.14 Verfasserteam des Bebauungsplanes Das Verfasserteam des Bebauungsplanes, die pool Architektur ZT GmbH, Wien bleibt – verpflichtet von der BVK – in der Projektierung für die Gesamtbebauung involviert. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf den Leistungskatalog und die Honorierung für das WAS-Planungsteam. 3.15 BIM (Building Information Modeling) Die Auftraggeberin beabsichtigt die Nutzung von digitalen Bauwerksmodellen und die damit zusammenhän- genden Arbeitsprozesse für die weiteren Projektphasen, um eine höchstmögliche Projekt-Transparenz und den Nutzen einer integralen kollaborativen Planung zu erlangen. Für die Betriebsphase ist der Einbezug einer modellunterstützten CAFM-Software angedacht. Die diesbezügli- chen Anforderungen werden im Rahmen der weiteren Projektphasen definiert. Das aggregierte Koordinati- onsmodell wird voraussichtlich aus folgenden Fach - bzw. Teilmodellen bestehen: • Raummodell • Architekturmodell • Gebäudetechnikmodell (alle Gewerke separat) Die einzelnen Modelle sowie alle weiteren Anforderungen und Rahmenbedingungen werden mit Start der SIA Phase 31 Vorprojekt im BAP detailliert definiert. (Ende Zitate aus dem Programm zum Studienauftrag) 11 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 4 Beurteilungskriterien Die Entwürfe sind nach folgenden Kriterien beurteilt worden: - Einhaltung der Bestimmungen des Bebauungsplanes - Einfügung ins Ensemble auch mit modifizierten Gebäudehöhen - Erscheinungsbild und Adressbildung - Layout und Raumbeziehungen, Funktionalität, Auffindbarkeit - Qualität der Arbeitsplätze, Raumatmosphäre - Flexibilität in der Belegung - Logistik, Zufahrten, Anlieferung, Zugänge, Veloabstellplätze - Bezüge zwischen Innen- und Aussenbereichen - Nachhaltigkeit, umweltverträgliche Konstruktion und Materialisierung - Wirtschaftlichkeit, Ressourcenaufwand in Erstellung und Unterhalt - Gesamtbewertung Die Reihenfolge entspricht nicht zugleich der Gewichtung. 12 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 5 Beurteilung der eingereichten Projekte 5.1 Präselektion 17. Januar 2020 (1. Jurytag) Am 17. Januar 2020 hat das Beurteilungsgremium zusammen mit allen Experten getagt, um zum einen die 53 Bewerbungen, welche auf die öffentliche Ausschreibung eingelangt sind, zu sichten und gemäss den voraus publizierten Eignungskriterien zu bewerten. Ausgewählt wurden aus einer grossen Anzahl von sehr valablen Bewerbungen acht Teams, hiervon ein Nachwuchsbüro (Inhaber ≤ 40-jährig, Bürobestand ≤ 5 Jahre). Zudem wurden zwei Reserve- büros und ein Reservenachwuchsbüro mitnominiert. Die Mitteilung an alle Teams erfolgte mittels einer beschwerdefähigen Zuschlagsverfügung. Von den ausgewählten Büros wurde innert Frist eine Teilnahmebestätigung verlangt. Das mitausgewählte Team Burkard Meyer, Baden hat daraufhin seine Bewerbung aus terminlichen Gründen zurückgezogen. Alle sie- ben anderen Teams haben ihre Teilnahme zugesagt. Das erstplatzierte Reserveteam Ar- beitsgemeinschaft alp architektur lischer partner ag, Luzern / Baumschlager Eberle Archi- tekten AG, Zürich hat auf Anfrage seine Teilnahme am Studienauftragsverfahren bestätigt. Beschwerden auf die Zuschlagsverfügung sind keine eingegangen. 5.2 Zweiter Jurytag vom Montag, 8. Juni 2020 Am 8. Juni 2020 ist das Beurteilungsgremium vollzählig im grossen Saal des im September 2019 neueröffneten Schappe-Kulturquadrates in der Standortgemeinde Kriens zusammen- getreten. Von den Experten hat sich Rolf Born, GFL WAS IV durch Benno Muff vertreten las- sen. Ebenfalls liess sich Daniel Longerich, PL WAS durch Khai Ly, PL-Stv WAS vertreten. Nach der Begrüssung durch den Präsidenten Guido Graf, Regierungsrat und Vorsitzender des Beurteilungsgremiums, und nach der anschliessenden kurzen Vorstellungsrunde erin- nerte der Vorsitzende an die Ziele der Bauherrschaft, umriss nochmals kurz die Idee des für die Schweiz einmaligen Sozialversicherungszentrums und formulierte die nutzerseitigen Er- wartungen an das Ergebnis des Studienauftrages: Das auszuwählende Objekt soll hervorragende Arbeitsplätze verwirklichen lassen, ökono- misch und ökologisch vorbildliche Werte repräsentieren und sowohl im Innern als auch im Äussern ausgezeichnet gestaltet sein. Im Anschluss an die Einführung und Einstimmung orientierten Stefan Schädle, Geschäftslei- tungsmitglied der BVK über den Stand der Planungsarbeiten für die BVK-Bauten, Ursula Stücheli, Jurorin und Architektin der kommerziellen Nutzflächen unter dem Autobahnvia- dukt über die Fortschritte dieses ASTRA-Projektes und Urs Kneubühler, Vizepräsident des WAS Verwaltungsrates und Vorsitzender des Lenkungsausschusses WAS über den Stand der organisatorischen Strukturen zu den WAS-Bauten und über die Zusammenarbeit mit der BVK. Als Einleitung zum Vorprüfungsbericht nannte Walter Graf die wichtigsten Punkte aus dem Programm zum Studienauftrag und aus der Fragenbeantwortung. Danach führte Karin Portmann durch den Vorprüfungsbericht, welcher sich gliedert in 13 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten • Eingangs- und Vollständigkeitskontrolle • baurechtliche Aspekte und Entsprechung mit dem Bebauungsplan, beurteilt und kommentiert von Thomas Lustenberger, Stadt Kriens • Einhaltung der Weisungen und Richtlinien aus Programm und Fragenbeantwortung • Projektdaten (Auszug hieraus nachstehend) • Raumprogramm und Layouts, überprüft, zusammengefasst und kommentiert von Adrian Bieri von Raum und Design, Wolhusen Auszug aus dem Objektdatenblatt der Vorprüfung: (die Nummerierung der Projekte richtet sich nach dem Alphabet der Kennwörter) 1 2 3 4 5 6 7 8 all in one FYNN JENGA Lichtung PILATUS- PLUTO Stadt- WO? WER? BLICK baustein WIE? WAS! Geschossflächen GF m2 21 505 22 294 22 363 24 779 21 751 26 106 22 759 22 159 GF über Terrain m2 16 749 17 652 18 608 19 965 18 199 21 088 17 356 19 490 unter Terrain m2 4 756 4 642 3 755 4 814 3 552 5 018 5 403 2 669 (ohne Parking) Nutzfläche NF m2 14 059 14 975 15 676 14 536 14 132 15 505 13 824 13 707 Vorgabe 13 762 m2 Dachfläche DF Bebauungsplan 3 217 m2 2 939 5 194 3 274 4 835 2 983 3 271 3 170 3 213 (ohne Parking) Gebäudevolumen GV m3 82 542 82 462 76 879 92 551 80 091 95 479 88 960 86 773 (ohne Parking) Aussenwände AWF m2 9 147 9 712 10 052 13 436 11 007 11 426 10 486 8 423 FQ GV/GF 3,84 3,70 3,44 3,74 3,68 3,66 3,91 3,78 NF/GF 0,65 0,67 0,70 0,59 0,65 0,59 0,61 0,62 Gebäudehüllzahl 0,56 0,67 0,60 0,74 0,64 0,56 0,60 0,53 überprüft bis zum 3. Jurytag: anrechenbare GF max. 18 400 m2 16 667 - 16 668 18 301 - - 16 030 - Anzahl AP A1 - A4 604 - 632 592 - - 587 - D3 130 734 - 105 737 126 718 - - 126 713 - Kostenschätzung vergleichend Faktor 1,0 - 1,09 1,15 - - 1,02 Kennwert pro m2 GF (BKP 2) 1,00 1,12 1,09 1,05 Betriebskosten p.a. Faktor 1,15 - 1,25 1,30 - - 1,00 ohne Heizung/ Lüftung Die vorprüfende Stelle empfiehlt dem Beurteilungsgremium, alle acht Entwürfe zur Beur- teilung zuzulassen und die vereinbarte Entschädigung allen Teams auszurichten. Das Beurteilungsgremium tritt einstimmig auf diese Empfehlung ein. 14 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Zwischenbemerkung zur Einhaltung der Corona-Regeln: Die Vorschriften zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie haben den Ablauf der Jurierung mitbestimmt. So sind die Pläne der 8 Entwürfe zwar in je einer Koje aufgehängt worden: die Beratung und Beurteilung der Pro- jekte haben jedoch – um die Abstandsregeln einzuhalten – nahezu ausschliesslich anhand von Projektionen stattgefunden. Den Fachjuror/innen ist am 2. Juni je ein Projekt per weTransfer zum „Einlesen“ und zur Vorbereitung der Projektvorstellung zugestellt worden. Voraus ist selbstverständlich die Gewährleistung der Anonymität mit Hilfe der Kopieranstalt sichergestellt worden. Die Plankojen selbst sind deshalb nur in Kleinstgruppen von 2 bis 3 Personen betreten worden. Allen Juror/ innen und Experten ist zu Beginn des Jurytages ein Satz aller verkleinerten Pläne zu allen eingereichten Ent- würfen ausgehändigt worden. Die Möblierung des langen Jurytisches hat die Abstandsregeln strikte beachtet, ebenfalls sind Desinfektions- mittel und Masken jederzeit frei verfügbar gewesen. Einzelverpackte Verpflegung und Zwischenverpflegung haben das Schutzkonzept entsprechend unterstützt. Nach dem Beschluss, alle 8 Projekte zur Beurteilung zuzulassen, sind die Entwürfe durch die Architektinnen und Architekten des Beurteilungsgremiums vorgestellt worden, wobei auf die Erschliessung auf die Einarbeitung des Raumprogrammes auf die inneren Wege auf die Zuordnung der Geschäftsfelder auf die Dachgärten auf die Fassadenkonstruktion und das äussere Erscheinungsbild hingewiesen worden ist. Wertungen sind bei der ersten Vorstellung der Projekte noch keine vorgenommen worden. Ziel war es, allen Juror/innen und Experten einen ersten Eindruck über die Vielgestaltigkeit der Entwürfe zu ermitteln. Übersicht über die Visualisierungen: 15 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Nun sind die detaillierte Beurteilung und Würdigung der Entwürfe in kleinen Gruppen er- folgt. Die Gruppen sind aus der Fachjurorin/dem Fachjuror, welche/r sich in das Projekt be- reits eingelesen und dieses dem Plenum vorgestellt hat und einem oder zwei Experten ge- bildet worden. In den Gruppen haben die Beurteilungskriterien ihre erste vertiefte Anwen- dung erfahren. Nun, wieder im Plenum der Jury und der Experten, ist durch die Gruppen die zweite Vor- stellung der Projekte wiederum mittels Projektion erfolgt. Dabei sind die Vorzüge, die allen- falls festgestellten Unzulänglichkeiten, die Besonderheiten der Entwürfe auch anhand der Beurteilungskriterien zur Sprache gekommen. Das Vergleichen und Abwägen und die Fra- gen nach Umsetzbarkeit und Modifizierbarkeit haben einen grossen Raum eingenommen, und haben zu engagierten Voten und Diskussionen geführt. Im Laufe der detaillierten Beurteilungen und gegen Ende des 2. Jurytages hat sich die Jury mit den Experten schrittweise und jeweils einstimmig darauf geeinigt, die Projekte Nr. 2 FYNN, Nr. 8 PILATUSBLICK, Nr. 6 PLUTO und Nr. 8 WO? WER? WIE? WAS! nicht in die en- gere Wahl zu nehmen. Für die verbleibenden Projekte Nr. 1 all in one, Nr. 3 JENGA, Nr. 4 Lichtung und Nr. 7 Stadt- baustein hat das Beurteilungsgremium eine nochmalige vertiefte Überprüfung der Layouts und der Arbeitsplatzqualitäten angeordnet. Stellungnahmen zum Brandschutz, zum Lärm- schutz und zur Nachhaltigkeit sind von der vorprüfenden Stelle bereits in Auftrag gegeben und für den 3. Jurytag vom 18. Juni 2020 bereits terminiert worden. 5.3 Dritter Jurytag vom Donnerstag, 18. Juni 2020 Treffpunkt für den 3. Jurytag war das Baufeld Eichhof-West. Anhand der Situation hat sich das Beurteilungsgremium gemeinsam mit den Experten über die Eingliederung der neuen Gebäude, den Bezug zur A2, zur Langsägestrasse und zum Hangfuss des Sonnenberges unterhalten und nochmals verstanden, dass dieser besondere Ort grosse Volumina erfordert und verträgt, und dass dem Freiraumkonzept eine hohe Be- deutung zukommt. Zurück im Jurylokal hat sich das Beurteilungsgremium die vier Referate der weiteren Exper- ten zu den vier in engerer Wahl verbliebenen Entwürfe angehört: Adrian Bieri von Raum und Design, Wolhusen erläuterte nochmals detailliert seine Erkenntnisse zu Layout, zur Qualität per Arbeitsplätze und zu den ge- wählten Layouts und deren Anpassungsfähigkeit Christoph Elsässer von Pirmin Jung Schweiz AG, Rain setzte sich mit den Brandschutzmassnahmen, vorab in den 30 m hohen Gebäuden auseinander und gab wert- volle Tipps zum Brandschutz in Holzbaukonstruktionen Thomas Minder von Sinus AG, Sempach beurteilte die Projekte in lärmschutztechnischer Hin- sicht und merkte an, auf was in den nächsten Pla- nungsschritten zu achten sei 16 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Patrick Ernst von brücker+ernst gmbh, Luzern beurteilte die Projekte bezüglich ihrer Nachhaltigkeit nach den Stichworten visueller Komfort, Raumluftqualität, thermischer Komfort, Lebenszyklus und Bausubstanz, SIA Effizienzpfad, Erstellung, Betrieb und Mobilität, Stadtklima Die Referate führten zu regen Nachfragen und angeregten Diskussionen, vor allem auch in den Bereichen Arbeitsplatzqualität: Besonnung, Beschattung, Einblicke, Ausblicke und Nachhaltigkeit: Beheizung, Belüftung Kühlung, Speicherkapazitäten Karin Portmann liess noch ein paar Erläuterungen aus den baurechtlichen Abklärungen (Zu- lässigkeit der Brise Soleil und der Klebedächer) einfliessen und erläuterte dann die verglei- chende Kostenschätzung zu den vier Projekten und eine grobe Abschätzung der Betriebs- kosten. Im Anschluss an die Referate haben die Verfasserinnen und Verfasser der zwischenzeitlich erarbeiteten Projektbeschriebe vor dem Plenum vorgelesen und nahmen vereinzelte Er- gänzungsvorschläge entgegen. Vor dem Einstieg in die weiteren Beurteilungsrunden sind alle Projekte nochmals, im Sinne des Kontrollrundganges kurz besprochen worden. Dadurch haben sich jedoch keine Um- platzierungen ergeben. Im weiteren Verlauf der Beurteilung sind die vier in engerer Wahl verbliebenen Projekte nochmals eingehend bewertet und gewürdigt worden. Dabei sind auch die Ergebnisse aus den ergänzenden Referaten eingeflossen. Die Pläne zu den Entwürfen wurden laufend pro- jiziert. Allmählich hat sich ein Fokus auf die Projekte Nr. 3 JENGA und Nr. 7 Stadtbaustein ergeben. Abschliessend wurden die Beurteilungskriterien nochmals angewandt, letzte of- fene Fragen diskutiert und dann zur Auswahl des Projektes als Empfehlung zu Handen des Verwaltungsrates der WAS Immobilien AG geschritten. Die Wahl des Beurteilungsgremiums und der Experten fiel einstimmig auf das Projekt Nr. 7 Stadtbaustein. Nach der Abstimmung wurden die Unterschriften der stimmberechtigten Jurymitglieder auf das Unterschriftenblatt gesetzt. Danach erfolgt die Öffnung der Verfassercouverts, die Verfassernamen sind unter Ziffer 6 aufgeführt. Zum Abschluss bedanken sich Guido Graf und Urs Kneubühler bei den Jurymitgliedern und den Experten für ihren umsichtigen und von Wertschätzung geprägten Umgang mit den an- spruchsvollen Entwürfen, auch bei Karin Portmann und Gabi Muff für die ausgezeichnete Begleitung des Verfahrens und die vorzügliche Organisation der Jurytage. Ein besonderer Dank gilt den acht Verfasserteams, welche mit ihrer beeindruckenden Krea- tivität und ihrer hochprofessionellen Arbeit dieses spannende Auswahlverfahren erst mög- lich gemacht haben. 6002 Luzern, 18. Juni 2020 wg 17 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 6 Verfasseradressen Den Verfasserblättern werden folgende Angaben entnommen: Projekt Nr. 1 all in one Verfasserteam: Halter Casagrande Partner AG Halter Casagrande Remo dipl. Architekten ETH/SIA/BSA Obergrundstrasse 121 6005 Luzern Mitarbeiter/innen: Rafael Lorenz Hugo Dias Diellza Sadikaj Dario Suter Projekt Nr. 2 FYNN Verfasserteam: HILDEBRAND Thomas Hildebrand AA Dipl. RIBA, Arch. FH SIA Wasserwerkstrasse 129 8037 Zürich Mitarbeiter/innen: Stefan Amann Thomas Hildebrand Yuichi Kodai Patricia Müller Takuma Kikuzawa Julia Zugenmaier Projekt Nr. 3 JENGA Verfasserteam: Marques Architekten AG Daniele Marques, Rainer Schlumpf dipl. Arch. ETH/SIA/BSA Rankhofstrasse 3 6006 Luzern Mitarbeiter/innen: Daniele Marques Rainer Schlumpf Clara Maria Puglisi, Dario Lanfranconi Yifei Wang, Alessandro Schneider Beraterteams: Schnetzer Puskas Ingenieure: T. Puskas, C. Chilovi Amstein + Walthert Bern AG: R. Porsius RSP Bauphysik: M. Ragonesi gsp Fassadentechnik ag: M. Franzone 18 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Projekt Nr. 4 Lichtung Verfasserteam: alp architektur lischer partner ag/ Baumschlager Eberle Architekten AG Nicole Renggli-Frey / Daniel Lischer / Hugo Perreira dipl. Arch. ETH/SIA Himmelrichstrasse 6 6003 Luzern Mitarbeiter/innen: Simon von Niederhäusern Manuel Jakobs Stephan Marending Johannes Butscher Beraterteams: Statik: Henauer Gugler AG, Zürich Haustechnik: Jobst Willers AG, Zürich Brandschutz/Elektro: hkg, Rotkreuz Innenbegrünung: Arplantis, Bern Projekt Nr. 5 PILATUSBLICK Verfasserteam: Fiechter & Salzmann Architekten GmbH Fiechter Caroline, Salzmann René dipl. Arch. ETH/SIA/BSA Kernstrasse 37 8004 Zürich Mitarbeiter/innen: Caroline Fiechter René Salzmann Gregor Bieri Lorenz Zahler Vicent Nequinha Projekt Nr. 6 PLUTO Verfasserteam: WALDRAP GmbH Renate Walter & Sebastian Lippok dipl. Arch. ETH/UDK Bernerstrasse Nord 202 8064 Zürich Mitarbeiter/innen: Zarah Fahrni Linus Huber Sarah Greuter 19 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Projekt Nr. 7 Stadtbaustein Verfasserteam: Annette Gigon / Mike Guyer dipl. Arch. ETH/BSA/SIA AG Annette Gigon / Mike Guyer Carmenstrasse 28 8032 Zürich Mitarbeiter/innen: Mike Guyer Stefan Thommen Lukas Kübli Dario Caccialupi Jan Zimmermann Projekt Nr. 8 WO? WER? WIE? WAS! Verfasserteam: Niklaus Graber & Christoph Steiger Architekten ETH/BSA/SIA GmbH Niklaus Graber, Christoph Steiger Alpenstrasse 1 6004 Luzern Mitarbeiter/innen: Werner Weibel Kim Templin Julia Spirig Urs Schmid Rebekka Baumann Niklaus Graber Christoph Steiger 20 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten 7 Beschriebe und Dokumentation der Projekte Projekt Nr. 1 all in one Verfasserteam: Halter Casagrande Partner AG Halter Casagrande Remo dipl. Architekten ETH/SIA/BSA Obergrundstrasse 121 6005 Luzern Mitarbeiter/innen: Rafael Lorenz Hugo Dias Diellza Sadikaj Dario Suter 21 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Bereits der Blick aus der Ferne zeigt, was das Projekt „all in one“ auszeichnet: Schlichte Eleganz, eine vornehme Bescheidenheit mit kommunikativem Charakter, der ihren rationalen Aufbau klar nach aussen signalisiert. Adressierung und Beschriftung sowie der in seiner differenzierten Hellig- keit hervortretende Haupteingang unter der Arkade erlauben eine gute Auffindbarkeit, die Zweige- schossigkeit der öffentlichen / halböffentlichen Einrichtungen zeigen sich in ihrer grosszügigeren Massstäblichkeit des Fassadenrasters, der Dachgarten als vertikal situiertes Pendant zur Eingangs- halle verweist auf die Absicht, die komplexen Nutzungen über ein viergeschossiges inneres Atrium zu verbinden. Das einladende Erscheinungsbild zur Stadt setzt sich in der inneren Raumentwicklung fort: Rund um die grosse zentrale Halle, das räumliche Herz der Anlage, laufen über vier Geschosse offene oder mit Gruppennutzungen versehene Galerien, ost- und westseitig liegen die zweigeschossigen Lounge-Zonen, die die Abteilungen mit dem attraktiven Atrium verbinden. Vom 4. bis zum 7. Ge- schoss wird der Dachgarten zusammen mit den auf ihn ausgerichteten Lounges zum aussenräum- lich verbindenden Element. Der Blick ins Grüne erhöht die Aufenthaltsqualität in den angrenzenden Büros. Zudem soll dieser gemeinsame Garten auch Arbeitsplätze im Freien ermöglichen. Von der grossen, zenital belichteten Halle aus sind in den beiden Hauptgeschossen alle öffentlichen und halböffentlichen Nutzungen über eine grosse Wendeltreppe leicht auffindbar angeordnet: Zentraler Empfang, Aufenthaltszonen, Beratungsdesks mit zugehörigen Besprechungs- und Sit- zungszimmern sowie Anlieferung, Post und Druckerei im EG, Gastronomie und Konferenzräume mit entsprechenden Nebenräumen im 1.OG, was angenehme Synergieeffekte ermöglicht. Fast schon programmatisch gestaltet sich der Bezug ins 1.UG: Was im EG wie ein mittiges Hallen- Mosaik erscheint, entpuppt sich als Belichtungsdecke für die 300, ihrer zukünftigen Bedeutung ent- sprechend zentral angeordneten Veloabstellplätze im UG. Durch die Nicht-Ausnützung der im Bebauungsplan vorgesehenen Auskragungstiefe reichen ledig- lich zwei Erschliessungs- und Nebenraumkerne mit direkten Fluchtwegen für die gesamte bauliche Anlage aus. Die zwei Kernzonen mit sinnvoll angeordneten Servicezonen führen die rationale Schichtung der Grundrissdisposition durch das Gebäude nach oben fort: Angelagert an die Lounge- Schicht, die ihrerseits ans Atrium grenzt, strukturieren sie die dreigegliederten Bürokomplexe auf einfache, überschaubare Weise. Die vier Funktionsbereiche sind der Gebäudeform entsprechend vertikal miteinander verbunden (IV/AK im östlichen, WIRA/P&D im westlichen Gebäudeteil). Auf den obersten Dächern sind Photovoltaik-Elemente vorgesehen. Die Stützenkonstruktion lässt eine flexible Nutzung zu. Die Fassadenkonstruktion hat konventionel- len Charakter: massive Brüstung, Aussenwärmedämmung und hinterlüftete Fassadenbekleidung. Minergie-P / 2000 Watt-Kompatibilität sind gewährleistet. Doch trotz des beeindruckenden, sehr gut durchdachten, kompakten Gesamtentwurfes mit stimmi- ger Wegführung und attraktiven Raum- und Lichtangeboten zeigt das Projekt doch einige entschei- dende Nachteile: Der Hauptzugang liegt nicht wie erwünscht auf der Ostseite des Gebäudes und erschwert somit die räumliche und funktionale Verbindung zum Nachbargebäude. Statt einer räumlich ansprechenden Verbindung sowohl zur Ostseite wie zum nordseitigen Gemeinschaftspark führen lediglich zwei enge Fluchtwege in diese doch bedeutenden Nachbarschaften. Der für den täglichen Austausch der ca. 600 Angestellten sehr wichtige Gastronomiebereich verfügt ebenfalls über keinen Aussenraumbezug. In den verschiedenen Abteilungen gibt es eine übergrosse Anzahl von 2x6, also 12-er Arbeits-Ni- schen, die in dieser Häufung nicht ideal sind und deren flexible Umorganisation (nicht zuletzt ange- sichts der Kompaktheit der Anlage) sich als schwierig herausstellen dürfte. Und es gibt kein Pflanzkonzept im Bürobereich. 22 | 60
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Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Projekt Nr. 2 FYNN Verfasserteam: HILDEBRAND Thomas Hildebrand AA Dipl. RIBA, Arch. FH SIA Wasserwerkstrasse 129 8037 Zürich Mitarbeiter/innen: Stefan Amann Thomas Hildebrand Yuichi Kodai Patricia Müller Takuma Kikuzawa Julia Zugenmaier 25 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Die Verfasser reagieren auf das vorgegebene, mächtige Volumen mit einer aussen sichtbaren Holzskelettbauweise. Durch die vollständig verglasten Fassaden wird das Innenleben nach aus- sen gekehrt, sodass das Gebäude als grosses, lebendiges Schaufenster des WAS-Zentrums in Erscheinung tritt. Die rundum auskragenden Betondecken verstärken die horizontale Schich- tung des Baukörpers. Diese werden überlagert durch die stehenden Verglasungen und die ver- tikal angeordneten Sonnenschutzelemente. Es wird in Frage gestellt, ob der sommerliche Wär- meschutz, insbesondere auf der Südseite, ausreichend ist. Zusammen ergibt sich ein sehr filig- ranes Erscheinungsbild, das durch die meist eingeschossigen Rücksprünge zusätzlich gegliedert wird. Im Erdgeschoss werden diese auf den Süd-, Ost- und Nordseiten miteinander verbunden. Hier sind die wichtigsten Zugänge platziert. Auf der Südseite mit der grössten Präsenz befindet sich der Personaleingang zur zweigeschossigen Eingangshalle, auf der Ostseite der öffentliche Zu- gang in den eingeschossigen Besucherbereich und auf der Nordseite der Eingang zur Seminar- zone, was eine externe Nutzung ermöglicht. Die Cafeteria würde diese Nutzungsflexibilität noch erhöhen. Der dort im Bebauungsplan vorgesehene zweigeschossige Aussenraum wird um ein Geschoss reduziert und beeinträchtigt den gemeinsamen Hofraum sehr stark. Obwohl die Anordnung der Eingänge durchaus logisch ist und gut auf die vorgegebene Umgebung reagiert, stiftet deren Gewichtung für Verwirrung und wird so manchen Besucher fehlleiten. Diese werden in einem räumlich nicht sehr attraktiven, eingeschossigen Raum empfangen, mit einer in die Ecke gedrängten Empfangstheke. Die Besprechungsräume befinden sich im 1. OG, ein behindertengängiger Zugang ist nicht auszumachen. Das Personal, sofern es sich nicht für den direkten Zugang zu den vertikalen Erschliessungen entscheidet oder mit dem Velo, Moto oder Auto eintrifft, wird in eine zweigeschossige Halle geführt und über eine überschwänglich anmutende Treppe ins 1. OG geleitet. Dort befinden sich Foyer, Restaurant und Cafeteria als Herzstück des Personalbereichs. Leider sind die hier direkt angegliederten Aussenräume klein bemessen. Von dort aus gibt es vertikale Verbindungen zu den vier Geschäftsfeldern und eine Rue Interieure, die als Kontinuum die Geschäftsfelder verbindet. Daran angeordnet sind die ab- teilungsinternen Begegnungs- und Ruheräume sowie Terrassen. Dieser sehr schön gestaltete Weg durch die Abteilungen, vorbei an den teilweise zweigeschossigen, begrünten Aufenthalts- bereichen, ist eine sehr spezifisch, auf die im Programm vorgesehene Nutzung der Räume zu- geschnittene Erschliessung und stellt sich der sich wandelnden Arbeitswelt entgegen. Die Ar- beitsbereiche werden in allen Geschossen, wie auch im D3, aus einer zweckmässigen, dreiteili- gen Struktur entwickelt. Im mittleren, schmäleren Bereich befinden sich die Erschliessungs- kerne, Toiletten, Nebenräume und teilweise die Besprechungszimmer, aussen offene, teilweise zonierte Arbeitsplätze, Besprechungs- und Ruheräume. Bei den Rücken an Rücken eher eng platzierten, in genügender Zahl vorhandenen Arbeitsplätzen wird man den Eindruck nicht los, dass der im allgemeinen WAS-Bereich investierte Raum hier fehlt. Die Anordnung der Fahrrä- der mit den Garderoben im 1. UG ist gut gelöst. Der pragmatische, atmosphärische Charakter des Bausystems hat seinen Preis. Das Tragwerk ist wenig geschützt der Witterung ausgesetzt. Dies birgt insbesondere bei höheren Bauten ein grosses Unterhaltsrisiko. Wenig geschützt sind auch die Nutzer des Gebäudes vor der beinahe uneingeschränkten Einsicht. Auch Blendungen durch die Sonneneinstrahlung sind nicht einfach zu verhindern. Insgesamt vermag das Projekt die Erwartungen des ersten Augenblicks, infolge verschiedener Mängel, nicht einzulösen. 26 | 60
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Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Projekt Nr. 3 JENGA Verfasserteam: Marques Architekten AG Daniele Marques, Rainer Schlumpf dipl. Arch. ETH/SIA/BSA Rankhofstrasse 3 6006 Luzern Mitarbeiter/innen: Daniele Marques Rainer Schlumpf Clara Maria Puglisi, Dario Lanfranconi Yifei Wang, Alessandro Schneider Beraterteams: Schnetzer Puskas Ingenieure: T. Puskas, C. Chilovi Amstein + Walthert Bern AG: R. Porsius RSP Bauphysik: M. Ragonesi gsp Fassadentechnik ag: M. Franzone 30 | 60
Neubau Sozialversicherungszentrum Luzern – WAS Immobilien Beurteilungsbericht zum Studienauftrag unter Architektinnen und Architekten Jenga, ein Geschicklichkeitsspiel aus Holzteilen bedeutet so viel wie „bauen“. Die Verfasser beabsichtigen ziemlich genau so zu bauen, wie es die Ausloberin in ihren Vorgaben festgelegt hat. Sie respektieren daher präzise die Masse des Bebauungsplanes und suchen in dem architektonisch noch nicht definierten Umfeld nach einer starken eigenen Identität mit einer prägnanten Form der Tragstruktur. Die dem Bebauungplan immanente Schwierigkeit, dass der gewünschte Haupteingang nicht unter der ein starkes Zeichen setztenden zweigeschossigen Auskragung liegen soll, wird geschickt gelöst. Durch den Rücksprung des Erdgeschosses im Osten entsteht eine ziemlich selbstverständliche Zugangssituation, welche von allen Seiten gut wahrgenommen wird. Über einen zu knapp bemessenen Windfang gelangt der Besucher in eine klar und übersichtlich organisierte, zweigeschossige Eingangshalle von hoher räumlicher und atmosphärischer Qualität. Der über ein grosses Oblicht erhellte introvertierte Raum tritt in ein spannendes Verhältnis zu den übrigen halböffentlichen, extrovertierten Räumen in den beiden obersten Geschossen der Anlage. Gut gelöst sind die Zugänge zu den drei Erschliessungskernen, die damit verbundene klare Trennung der öffentlichen und internen Bereiche und die Anordnung der Wartezonen und deren Beziehung zu den grossen Sitzungszimmern. Die jeweils seitlich an die drei Kerne angedockten Erschliessungsspuren dienen der Verteilung des Personenflusses und tragen auch zur klaren Lesbarkeit der Gebäudestruktur bei. Die beiden um 90 Grad gedrehten Gebäudetypen in den Obergeschossen passen zwar erstaunlich gut auf die Basis, weisen aber nicht deren räumliche Qualitäten auf. Durchgehende Büroflächen entlang der Fassaden und die innenliegende Nebenraumschicht repetieren sich auf allen Geschossen. Spannende räumliche Situationen oder „Störungen“ des Schemas finden wir keine, die Bürolandschaften wirken ziemlich eintönig und nicht besonders innovativ. Zudem wird bemängelt, dass sich der Stützenraster nicht vorteilhaft auf die Planung der Büroflächen auswirkt. Sehr positiv werden jedoch die beiden obersten Geschosse des Traktes A4 beurteilt. Die Verpflegungsräume an bester Lage profitieren von einem grosszügigen Dachgarten im Süden mit spektakulärem Ausblick in die Landschaft. Auch die zu einem grossen Saal kombinierbaren, gut proprtionierten Seminarräume befinden sich an optimaler Lage und versprechen einen hohen Nutzwert. Sowohl der äussere wie auch der innere Eindruck des Gebäudes werden sehr stark von den konstruktiven Überlegungen der Verfasser geprägt. Mit der Begründung nach kurzer Bauzeit, einem hohen Grad an Vorkonfektionierung gleicher Bauteile und ökologischer Argumente wird der Holzbau so intensiv und sinnvoll wie möglich eingesetzt. Aus Schallschutzüberlegungen werden in den Bürogeschossen zusätzlich jeweils 15 cm starke Stahlbetondecken eingesetzt. Im Inneren sorgt diese Materialisierung sicher für eine angenehme Stimmung und eine hohe Akzeptanz der Besucher und Mitarbeiter. Die bei Holzbauten stets präsente Frage nach Unterhalt und Langlebigkeit stellt sich hier nicht, die hölzernen Bauteile sind mit Ausnahme der durch Vordächer geschützten Stützen im Erdgeschoss alle hinter einer Haut aus Glas, eloxiertem Aluminium und den mit Solarzellen bestückten horizontalen Bändern. So entsteht ein interessanter Gegensatz zwischen der von technischen Überlegungen geprägten Aussen- und der eher wohnlichen Innenwelt. Diese zwei Welten hinterlassen auch auf der energetischen Ebene unterschiedliche Spuren. So ist die Fassade in Metall und Glas sehr ressourcenaufwändig und erzeugt einen energieintensiven Betrieb, welcher durch den Holzverbundbau kompensiert werden muss. Schön ist die Idee, den Abfangtisch, welcher die vertikalen Lasten der Obergeschosse auf den Stützenraster der Untergeschosse umleitet, mit einem kunstvoll komponierten Bündel aus Unterzügen zu formulieren. Dieser Ort, der eigentlich der räumlichen Durchlässigkeit der Anlage in Ost-West-Richtung geschuldet ist, erhält dadurch allerdings auch eine seiner Nutzung nicht unbedingt angemessene Bedeutung. Bezüglich der Erstellungs- und Unterhaltskosten rangiert das technisch sehr aufwändige Projekt nicht auf den vorderen Rängen der Projekte der engeren Wahl. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es sich bei Jenga um ein sehr gekonnt und sorgfältig erarbeitetes Projekt handelt. Sehr attraktiv und von besonderer Ausstrahlung sind vor allem die halböffentlichen Zonen in den beiden unteren und den beiden obersten Geschossen. 31 | 60
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