S. 10 Feuchtgebiete Brennen - Greenpeace Schweiz
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Greenpeace Member Nr. 02 / 21 International Das steckt dahinter Feuchtgebiete Heiss Brennen auf Palmöl für Torf S. 10 S. 29 1
Nachhaltig Freude Editorial Ich bin mir sicher, liebe Leser*innen, Inhaltsverzeichnis Warten auf den Regen schenken dass Sie alle 2019 von den desaströ- Mit einer Greenpeace- sen Bränden in Australien vernommen Geschenkmitgliedschaft bereiten Sie einem haben. Die Bilder von eingeäscherten geliebten Menschen Freude und fördern zugleich Kängurus und durstigen Koalas gingen den Umweltschutz. um die Welt. Ein grosser Schwall von Social-Media-Empathie folgte. Reportage #SaveAustralia hier, #PrayForAustralia Dem Pantanal geht da. Und auch das Wort Klimawandel das Wasser aus; die war in aller Munde und erfuhr die Angst vor weiteren Feuern wächst. Eine Aufmerksamkeit, die es verdient. Reise entlang der Zeitsprung in den Spätsommer 2020. südamerikanischen Das Pantanal, eines der grössten Transpantaneira. Feuchtgebiete der Erde, steht in Flam- S. 16 men – und die Welt schweigt. Keine Bilder von verbrannten Krokodilen und erschöpften Jaguaren prangen in den Medien. Und auf Instagram und Co. ist es merklich stumm. Zugegeben, bevor wir die aktuelle Engagement Debatte Ausgabe in Angriff nahmen, war auch ich mir unsicher, ob es die, der CO2-Gesetz: Agrarpolitik 2022: oder das Pantanal heisst. Und wo genau diese Sumpflandschaft ein klarer Fall eine trübe Sache überhaupt liegt. In Anbetracht des S. 9 S. 31 weltweiten Schweigens zu den dortigen Bränden dürfte es anderen genauso gehen. Das soll sich mit dieser Ausgabe ändern. Auf den IMPRESSUM Aktion S. 4 GREENPEACE MEMBER 2/ 2021 folgenden Seiten legen wir den Finger Fortschritt S. 6 Herausgeberin/ Papier, Umschlag und Inhalt: auf die Karte und zeigen dieses un- Redaktionsadresse: 100 % Recycling Taten statt Worte S. 7 Greenpeace Schweiz Druckauflage: d 79 000, f 13 000 glaublich facettenreiche Feuchtgebiet Badenerstrasse 171 Erscheinungsweise: Engagement S. 9 Postfach 9320, 8036 Zürich viermal jährlich in all seinen Farben. Damit künftig Telefon 044 447 41 41 International S. 10 redaktion@greenpeace.ch Das Magazin Greenpeace mehr Leute wissen, wieso es auch www.greenpeace.ch geht an alle Mitglieder Rückblick S. 14 (Jahresbeitrag ab Fr. 84.–). das Pantanal zu schützen gilt – Redaktionsteam: Es kann Meinungen enthalten, Zahlen & Fakten S. 15 Danielle Müller (Leitung), die nicht mit offiziellen #SaveThePantanal. Franziska Neugebauer Greenpeace-Positionen Reportage S. 16 (Bildredaktion) übereinstimmen. Gerne lade ich Sie ein, Teil Korrektorat/Faktencheck: Das steckt dahinter S. 29 Marco Morgenthaler, Stimmt Ihre Adresse noch? dieser Reise voller überraschender Danielle Lerch Süess Planen Sie einen Umzug? Do it yourself S. 30 Texte: Philipp Lichterbeck, Marco Wir nehmen Änderungen Entdeckungen zu sein! Morgenthaler, Jara Petersen, gerne entgegen: Debatte S. 31 Christian Schmidt schweiz@greenpeace.org Fotos: Anne Gabriel-Jürgens, oder 044 447 41 71 Aufgedeckt S. 33 Evgeny Makarov, Anja Wille-Schori Danielle Müller Illustrationen: Andy Fischli, Spenden: Postkonto 80-6222-8 Mein grüner Wille S. 33 Robert Samuel Hanson, Jörn Online-Spenden: Redaktionsleiterin Kaspuhl, Neasden Control Centre www.greenpeace.ch/spenden Rätsel S. 34 Gestaltung: Raffinerie SMS-Spenden: Keyword GP und Bildbearbeitung: Marjeta Morinc Betrag in Franken an 488 (Beispiel Schlusswort S. 35 Druck: Stämpfli AG, Bern für Fr. 10.–: «GP 10» an 488) Cover: Evgeny Makarov
Aktion Greenpeace Andino projiziert vor dem Palast La Moneda, dem heutigen Präsidentenpalast in Santiago de Chile, im Rahmen der «Chile ohne Kunststoff»-Kampagne Flaschen und andere Plastikgegenstände. Das Hologramm in 50 Metern Höhe zielt darauf ab, die Gesellschaft und die Politik des Landes zum Verzicht auf Einweg produkte zu bewegen. Santiago, Chile, 20. Februar 2021 Bild: © HOLOH / Greenpeace 4 5
«Unsere Steuern Fortschritt Taten statt Worte finanzieren Klimaschäden» Grossartiger Erfolg ¡Viva México! Greenpeace Mexiko feiert nach 22 Jahren Kampagnenar- beit einen grossen Erfolg. Die Regie- rung unter Präsident Andrés Manuel López Obrador hat kurz vor Jahres- Am 13. Juni wechsel zwei ökologische Schritte JA zur beschlossen: Sowohl das Pestizid- mittel Glyphosat als auch gentech- Trinkwasser nisch veränderter Mais sind ab 2024 Franziska Herren, initiative im Land verboten. Fürs Team ist das Urheberin der Grund zum Feiern, nicht aber zum Zu- rücklehnen: «Wir werden die Umset- Einfach nur Initiative für sauberes Trinkwasser grossartig Bild: © Fabian Mondl / Greenpeace zung der Verbote in den nächsten drei Jahren streng überwachen», lässt Greenpeace Mexiko verlauten. Am 22. Januar 2021 wurde Geschichte geschrieben: Der Atomwaffenverbotsvertrag der Uno ist formell in Kraft getre- ten. Nuklearbomben sind nun völkerrechtlich verboten. Viel Grossartiges mehr muss man dazu gar nicht schreiben, ausser: endlich! Vorbild Dänemark ist weltweit eines der Län- der mit den ehrgeizigsten Klimazielen. Bis 2030 soll der Treibhausgasaus Text: Danielle Müller sie musste handeln, seitdem ihr vor auch der Schweizer Bauernver- stoss um 70 Prozent geringer sein als zehn Jahren bewusst wurde, wie band. Er warnt in seiner Abstim- 1990. Und bis 2050 will Dänemark kli- Gut gelaunt sitzt Franziska Her- unvollständig und irreführend mungskampagne unter anderem, maneutral werden. Damit den Worten ren mir Bildschirm zu Bildschirm Konsument*innen über die Land- dass die Initiative viele Landwirt- Bild: © Marten van Dijl / Greenpeace auch Taten folgen, hat das Königreich gegenüber. Vor gut vier Jahren hat wirtschaft und ihre Folgen infor- schaftsbetriebe in ihrer Existenz nun beschlossen, bis 2050 seine die Bernerin die Trinkwasserinitia miert werden. «Viele denken, dass gefährde. «Dabei ist es genau um- gesamte Öl- und Gasförderung in der tive lanciert und sah sich damals wir in der Schweiz kein Wasserpro- gekehrt», sagt Franziska Herren, Nordsee einzustellen. Und das als mit viel Skepsis konfrontiert. Nie- blem haben», sagt die 53-Jährige. «es ist der Bauernverband, der mit aktuell grösster Ölproduzent der EU. mals würde sie es schaffen, die «Das Gegenteil ist aber der Fall. seiner Ideologie einer Landwirt- Dänemark macht anderen Ländern vor, nötigen Unterschriften für ihr An- Mit unseren Steuergeldern finan- schaft ohne Klima- und Umwelt- wie man seine Versprechen einhält. liegen zu sammeln, tönte es aus zieren wir eine Landwirtschaft, die ziele die wichtigste Existenzgrund- diversen Ecken. Doch die Zweif- von Pestiziden und Futtermitteln lage der Bauernfamilien zerstört: ler*innen sind mittlerweile ver- abhängt. Sie verschmutzt unser den Boden.» Die ehemalige Fit- stummt. Am 13. Juni stimmt die Trinkwasser, zerstört die Umwelt nesstrainerin lässt sich angesichts Schweizer Bevölkerung über die und schädigt das Klima.» des Gegenwinds aber keineswegs Grossartiger Schritt Vorlage ab. Bei einem JA zur Trinkwas- aus dem Konzept bringen. Im Um die Volksinitiative zu serinitiative fliessen die hiesigen Gegenteil: «Je stärker man von der lancieren, setzte Franziska Herren Steuermilliarden vollständig in Gegenseite bekämpft wird, desto Ab Juli 2021 ist in der EU jeglicher Einwegplastik passé, für ihre Existenz, ihr eigenes Fitness- eine ökologische Landwirtschaft, genauer hat man ins Schwarze den es ökologische Alternativen gibt. Dazu gehören Watte- studio, aufs Spiel. Als alleinerzie- und die Schweiz leitet einen grund- getroffen.» stäbchen, Strohhalme sowie Teller und Besteck aus Kunst- hende Mutter zweier Kinder, die legenden Wandel des Ernährungs- Bild: © Sophia Marston / Unsplash stoff. Greenpeace Ungarn hat dazu beigetragen, dass Ungarn noch in Ausbildung waren, nota- systems ein. Eine nachhaltige Ver- Illustrationen Seite 7/8: Jörn Kaspuhl schloss 2008 sein Studium an der Universität in noch eine Schippe drauflegt und zusätzlich Plastiktüten mit bene. Ein mutiger Schritt, den änderung, gegen die Gegner*innen Hamburg als Illustrator ab. Heute arbeitet er einer Dicke von 15 bis 50 Mikrometern verbannt. Alle dünne- nicht viele wagen würden. Doch der Initiative scharf schiessen – so in Berlin. ren Säcke bleiben zwar erlaubt, werden aber pro Kilo mit einer zwanzigfach höheren Produktgebühr belegt. Das könnte sich die Schweiz, die all dem hinterherhinkt, abschauen! 7
«Es ist einfach dumm, Ein dickes, fettes JA Taten statt Worte Engagement dass wir Gift verwenden» zum neuen CO2-Gesetz Am 13. Juni stimmt die Schweiz über das CO2-Gesetz ab, weil die Erdöl- und die Autolobby das Referendum ergriffen haben. Auch wenn das neue Gesetz zu wenig weit greift, setzt sich Am 13. Juni Greenpeace Schweiz vehement dafür ein. Aus guten Gründen. Illustrationen: Robert Samuel Hanson JA zur Pestizid initiative Mehr Klimaschutz Wichtiges Zeichen Dominik Waser, Landwirt- schafts-Campaigner bei der Pestizidinitiative Die Massnahmen des neuen nderem mittels Flugticket a CO2-Gesetzes bewirken, dass abgabe und einem Quasi-Ver- die Schweiz ihre Treibhaus bot von Öl- und Gasheizungen. gasemissionen verringert. Und Zudem wird der CO2-Ausstoss zwar um 37,5 Prozent gegen- neuer Autos bis 2030 halbiert. Wird das CO 2-Gesetz abge- deutliche Befürwortung das über 1990. Das erfolgt unter lehnt, ist das ein immenser Referendum bachab schickt. Sieg für die klimaschädliche In- Es würde bedeuten, dass wir dustrie. Vor allem aber wären bereit sind für eine eindeutige die Folgen für die Klimapolitik Verbesserung des bestehenden im Parlament fatal. Ein umso Klimaschutzes in der Schweiz – grösseres Zeichen setzt die und vor allem für mehr davon. Schweiz hingegen, wenn ihre Gerechtere Text: Jara Petersen spielsweise vermittelt er jenen Wis- nen sollten mehr Unabhängigkeit sen, die sich bisher nicht mit grü- in der Herstellung ihrer Erzeugnis- Lastenverteilung Sie beschäftigen ihn intensiv: die nen Themen auseinandersetzen se haben.» Er kann schon nach- Landwirtschaft und die planeta- konnten. So etwa in der Kampa vollziehen, dass ein Verbot von Erster Schritt ren Grenzen. Der Klimastreik, die gnengruppe der Pestizidinitiative. Pestiziden, wie es die Initiative vor- Macht der Grosskonzerne und ge- Dominik Wasers klare Mei- sieht, Ängste schürt. Besonders sellschaftliche Zukunftsutopien. nung zum Pestizideinsatz: «Es ist wenn ein landwirtschaftlicher Be- Oder, wie bei seinem Engagement einfach dumm, dass wir diese trieb jahrelang damit gearbeitet für die Pestizidinitiative, das Wis- nachgewiesen giftigen Stoffe ver- hat. Dann aber verweist Dominik sen darum, weshalb diese Initiati- wenden.» Ihr Einsatz in der Land- Waser auf die rund 7000 Schweizer ve «so was von grundlegend» ist. wirtschaft schadet schliesslich Bio-Bauernhöfe: «Wir wissen ja, Dominik Waser, Aktivist und vor- überall: im Boden, im Trinkwas- dass es ohne geht. Warum machen maliger Landschaftsgärtner, un- ser, in unserem Essen. Aus gesund- wir es dann nicht?» ternimmt mit Blick auf die Erde heitlicher und ökologischer Sicht Eine Niederlage an der Urne lieber, was er kann, als es unver- sei es nicht vertretbar, sie weiterhin würde die Agrarpolitik um Jahre sucht zu lassen. Konsequenterwei- einzusetzen. «Pestizide zerstören zurückwerfen. Jahre, die wir be- se ist er ziemlich gut beschäftigt. die Biodiversität und schaffen ein kanntermassen nicht mehr haben. Die Annahme des CO2-Ge- Daher setzt sich Greenpeace «Ich habe die Energie, das viele Abhängigkeitssystem der Land- Auch Dominik Waser würde sie erview mit Das neue CO2-Gesetz verteuert Wenn man bedenkt, dass set zes ist ein er ster Schweiz dafür ein, dass bei Stunden am Tag zu machen», sagt wirt*innen von Grosskonzernen», lieber anderem widmen, die Liste nt klimaschädliches Verhalten schon heute weltweit Schritt in die richtige e iner Annahme des CO 2-Ge und bittet Verursacher*innen viele Menschen unter Richtung – doch bei setzes weitere Schritte zum er. «Ich betrachte es nicht so sehr sagt der 23-Jährige. Denn das Gift seiner Wünsche für eine lebens- zur Kasse. Fliegen, mit Öl oder den Folgen des Kli- I weitem nicht genug. K limaschutz folgen. So etwa als Arbeit, sondern als mein Le- fällt ja nicht vom Himmel, es muss werte Zukunft ist lang. «Ich habe Gas heizen und klimaschädli- mawandels leiden, Um die Folgen des verbindliche Klimaziele für den che Autos fahren kostet mehr. den vor allem rei- Klimawandels ein- Schweizer Finanzplatz und die ben. Mich all dem widmen zu kön- stets gekauft werden. Es sei letzt- Bilder dieser Zukunft im Kopf. Das Geld, das über die Ab che Länder wie die zudämmen, muss Abkehr von der fleischlastigen nen, ist ein Privileg.» Dieses soll lich auch ein Problem mangelnder Aber es braucht ein Buch, um sie in gaben zusammenkommt, wird Schweiz verursa- die Schweiz ihre Landwirtschaft. Um diese – und ug a Bun e inerseits an alle zurückver- chen, ist es nur ge- Emissionen bis noch viel mehr – Steine ins Rol- auch anderen etwas nützen. Bei- Demokratie. «Die Landwirt*in- Worte zu fassen», lächelt er. teilt, andererseits fliesst es in recht, künftig mehr 2030 um mindes- len zu bringen, braucht es am den Klimaschutz, beispielswei- für den eigenen tens 60 Prozent – 13. Juni deshalb ein dickes, fet- ar de se in den Ausbau des Nacht- CO2-Ausstoss zu be- sr und nicht nur um 37,5 tes JA zum neuen CO2-Gesetz. 8 zugnetzes oder die Elektrifi zierung von Stadtbussen. zahlen. ä ti n S o m m Prozent – gegenüber 1990 reduzieren.
International LODERNDE PROPAGANDA Bild: © Rendra Hernawan / Greenpeace Trauriger Kontrast: In Ketapang im Westen Kalimantans wechseln sich Ölpalmsetzlinge mit den verbrannten Überresten ehemaliger Bäume ab. Ein Dorfbewohner hilft dem Waldbrandpräventionsteam von Greenpeace Indonesien, einen Damm zu bauen. Der Schutzwall soll die Austrocknung Sie fielen den verheerenden Bränden 2015 zum Opfer. Seither werden in dem indonesischen Bezirk fleissig Ölpalmen nachgezogen. eines Sumpfgebiets in der Nähe eines kleinen Dorfes im Westen von Kalimantan verhindern. Indonesien beheimatet eine Fülle prächtiger Wälder und Feuchtgebiete. Doch Jahr für Jahr werden sie von der Palmölindustrie zerstört – und die Regierung drückt beide Augen zu. Ein Zustand, der Rusmadya Maharuddin, Campaigner von Greenpeace Indonesien, zutiefst beunruhigt. Interview: Danielle Müller Die indonesische Schon drei Jahre zuvor, nach den Regierung verpflichtete verheerenden Bränden 2015, mach te Präsident Jokowi grosse Ver Rusmadya Maharuddin, sich 2018 dazu, 2 Millio sprechen. Die Folge waren ledig nen Hektaren Moore lich stümperhaft formulierte und alle Jahre wieder mangelhaft überprüfte Gesetze. wiederherzustellen. Dazu brennen in Indonesien Das b elegt auch der kürzlich veröf verbot sie das Brand Wälder und Feucht fentlichte Bericht von Greenpeace roden von Wald- und Südostasien, «Burning Issues: Five gebiete. Warum? Years of Fire» («Brennende Proble Sumpfgebieten. Was hat Dahinter steckt die Palmölindustrie: me: Fünf Jahre Feuer»). Gemäss Re Bild: © Ulet Ifansasti / Greenpeace Sie setzt Wälder und Sumpfgebiete sich seither verändert? port wurde in Indonesien zwischen in Flammen, um an ihrer Stelle ge Das Waldmoratorium ist ein gutes 2015 und 2019 eine Fläche von winnbringende Ölpalmen anzu Beispiel für die indonesische Re 4,4 Millionen Hektaren Land abge pflanzen. Kostbare Ökosysteme gierungspropaganda zum Thema brannt. Das übertrifft die Grösse der müssen so Jahr für Jahr grossflä Waldschutz. Es klingt zwar impo ganzen Schweiz! Von Wiederher chigen Monokulturen weichen. sant, hat aber nichts verändert. stellung kann also keine Rede sein. 10 11
Wieso lässt die höhen und deren Krankheitsverlauf rund um fossile Brennstoffe sein. verschlechtern könnte. Und trotz Die Regierungen müssten weltweit Regierung die Palmöl dem beschloss die Regierung im die Ausbeutung natürlicher Öko industrie einfach Oktober 2020 das Omnibus-Gesetz, systeme stoppen. Es gibt also noch gewähren? das jeglichen Schutz vor Brand viel zu tun. rodungen zunichtemacht. Die Regierung lässt die Konzerne Kann nachhaltig nicht bloss gewähren, die Palmöl Welche Auswirkungen industrie konnte die Gesetze der produziertes Palmöl hat der intensive letzten Jahrzehnte praktisch selber etwas ändern? festlegen. Jüngstes Beispiel ist das Palmölanbau auf Omnibus-Gesetz, das die Regie Indonesiens Natur? Ja, denn es ist möglich, Palmöl zu rung unter totaler Ausgrenzung von gewinnen, ohne Wälder und Moore Bevölkerung und Umweltorganisa Die Entwaldung hat die Tiefland zu zerstören. Millionen indonesi tionen beschloss. Dieses Gesetz wälder in Sumatra und Kalimantan schen Kleinbauernfamilien gelingt wischt den ohnehin schon geringen verwüstet und bedeutenden Le das schon heute. Die Lösung wäre, Umweltschutz beiseite. Es droht die bensraum für Tiger, Elefanten, Nas dass auch grosse Konzerne ihr verbliebenen Wälder und Sumpf hörner, Orang-Utans und andere Palmöl ausschliesslich von solchen gebiete Indonesiens zu vernichten gefährdete Arten zerstört. Wissen verantwortungsbewussten Produ Bild: © Jurnasyanto Sukarno / Greenpeace und indigene Gemeinschaften zu schaftler*innen schätzen, dass in zenten kauften. Eine landesweite verdrängen. Bei der Ausarbeitung Indonesien heute nur noch rund 400 nachhaltige Produktion gelingt nur, wurde lediglich die Palmölbranche Sumatra-Tiger in freier Wildbahn wenn Unternehmen die volle Ver hinzugezogen. Als gäbe man einem leben, 1970 waren es noch etwa antwortung für ihre Lieferketten hungrigen Fuchs die Schlüssel zum 1000. Auch die Anzahl Orang-Utans übernehmen. Treiben sie aber wei Hühnerstall. in Borneo ging zwischen 1999 und terhin die Zerstörung der Ökosyste 2015 um über die Hälfte zurück. me voran, kommen die Brände in Hinzu kommen die Emissio Indonesien nicht zum Erlöschen. Die Regierung schützt nen, die durch das Trockenlegen Ein freiwilliger Helfer löscht Brände in einem Sumpfgebiet in Zentralkalimantan. 2019 haben die Feuer in Kalimantan gemäss dem indonesischen Forst- und Umweltministerium eine Wald- und Sumpfgebiet-Fläche von rund 860 000 Hektaren zerstört. die eigene Bevölkerung der Sumpfgebiete freigesetzt wer also nicht? den. Moore sind hoch konzentrierte Kohlenstoffspeicher, die im Schnitt Nein. Dabei gefährden die Brände zehnmal mehr CO2 binden als ande beispielsweise Millionen indone re Ökosysteme. Ohne ihren Schutz sische Kinder, wie zahlreiche Ge und ihre Wiederherstellung ist die sundheitsstudien nachweisen. Sie Eindämmung der Klimaerhitzung zeigen langsameres Wachstum auf, fast unmöglich. niedrigere kognitive Fähigkeiten – und Tausende sterben bereits als Fötus. Die Folgen des Statt die Bevölkerung zu Palmölanbaus sind kein schützen, spielt die Regierung die Geheimnis. Und trotz gesundheitlichen Auswirkungen der Brände sogar herunter. Ein ein dem steigt die Nachfrage drücklicher Beleg hierfür liefert der weltweit an. Was bedeu Greenpeace-Bericht «Burning Up» tet das für Indonesien? («Verbrennen») aus dem letzten Jahr: Laut Schätzungen von Epi Die grosse Nachfrage treibt die demiolog*innen kostete die durch Ausweitung von Plantagen weiter Bild: © Jurnasyanto Sukarno / Greenpeace die desaströsen Brände 2015 aus voran. Heute enthält die Hälfte der Am 7. März hat die Schweiz die Volks gelöste Luftverschmutzung mehre Produkte im Supermarkt Palmöl. abstimmung über das Freihandelsabkommen ren tausend Menschen das Leben. Auch die Produktion von Biokraft mit Indonesien knapp angenommen. Die Nachhaltigkeitsklausel im Abkommen Die Regierung aber bestätigte offi stoff aus pflanzlichen Rohstoffen untermauert vor allem die Dominanz der ziell nur 24 Tote. wie Palmöl hat in den letzten Jahren Grossplantagen, denn häufig können sich Kleinbauernfamilien die Zertifizierung Der Bericht wirft zusätzlich rapide zugenommen. Indonesien gar nicht erst leisten, und ihnen wird so der Bedenken auf, dass der anhaltende fördert die Herstellung, und auch nachhaltige Anbau von Palmöl verwehrt. Das Freihandelsabkommen stärkt die Rechte Smog aufgrund der Brände das die EU unterstützt sie. Das kann der Konzerne auf Kosten von Menschen- Ein Orang-Utan trinkt Wasser aus einem Plastiksack, die Landschaft hinter ihm wurde komplett niedergebrannt. Die Feuer und der dadurch entste Risiko einer Covid-19-Infektion er aber nicht die Lösung des Problems rechten und Umweltschutz. hende Rauch gefährden bedrohte Arten wie den rotbraunen Menschenaffen, der in freier Wildbahn nur noch in Kalimantan und Sumatra zu finden ist. 12 13
Fakten & Zahlen & Fakten & Zahlen & Fakten & Zahlen & Fakten & Zahlen & Fakten & Zahlen & Fakten & Zahlen & Fakten & Za Gefiederter Besuch Die Mär vom Zig Rückblick Rückblick für Nestlé Schweizer Fleisch Produkte Die Liste der Produkte, die Palmöl An einem ruhigen Dezembermorgen befin- Die Rangliste entsteht in Zusammen- enthalten, ist lang: Kosmetika, Ker den sich auf einmal zwei Vögel vor Nestlés hang mit dem jährlichen «World Cleanup zen, Wasch- und Reinigungsmittel, Nahrungsmittel wie Butter, Backwa Hauptsitz in Vevey. Sie sitzen in einem von Day», an dem freiwillige Helfer*innen welt- ren, Fertigpizzen, Nutella, Glace und Plastikabfall durchwobenen Nest, das ans weit Einwegabfall einsammeln. Bei soge- Süssigkeiten. Aber auch in weniger alltäglichen Bereichen wie der Phar Logo des multinationalen Konzerns erinnert. nannten «Brand Audits» sortieren sie die mazie und der Chemie wird das Neben der fünfeinhalb Meter langen Skulp- Fundstücke dann nach Marken. So konnten pflanzliche Fett verwendet; es kommt sogar in Biotreibstoff vor. tur stehen Aktivist*innen mit Bannern und letzten September 8633 Plastikstücke Nestlé fordern: «Nestlé, hör auf, die Welt mit Plastik zugeordnet werden. Was nur einem Bruchteil zu füttern!» Der Appell basiert auf dem Be- richt «Branded Volume III», der Nestlé eine dessen entspricht, was der Konzern jährlich produziert: 1 524 000 Tonnen Plastik waren es 380 Woche zuvor als einer der drei grössten Plas- tikverschmutzer*innen weltweit enttarnte – 2019. Eine schier wahnsinnige Menge. Zu Recht zeigen wir Nestlé den (Plastik-)Vogel. Prozent und das bereits zum dritten Mal in Folge. Ölpalmen wurden 1990 weltweit auf 6,2 Millionen Hektaren angepflanzt, wie die Landwirtschaftsorganisa- tion der Uno berechnete. Heutzutage umfasst deren Anbaufläche rund 23,5 Millionen Hektaren, was einem Wachstum auf das fast Vierfache ent spricht. 30 In Schweizer Fleisch steckt gar nicht so viel Heimat, wie die Werbung gerne vorgaukelt. Das deckt Green- Jahre peace Schweiz in der Broschüre «Der Futtermit- Eine Ölpalme trägt nach zwei bis drei Jahren erste Früchte. Sie kann 100 tel-Schwindel» vom Februar auf: Rund 1,4 Millionen Jahre alt werden. In der Landwirt Tonnen Futtermittel importiert die Schweiz nämlich schaft wird ihr Leben jedoch auf 25 im Jahr. Es ist vor allem unser Konsum, der massiv bis 30 Jahre gekürzt. Denn danach ist es aufgrund ihrer erreichten Höhe zu zu diesem Import beiträgt. Rund 75 Millionen Kühe, schwierig, ihre Früchte zu ernten. Schweine und Co. werden jährlich für unseren Ver- brauch geschlachtet, die Fleischproduktion ist somit überhaupt nicht den lokalen Ressourcen angepasst. 24 Oder anders gesagt: Wir essen zu viel Fleisch. Und Eier. Und trinken zu viel Milch. Stunden Anstatt diesem Zustand entgegenzuwirken, Die Palmölfrucht ist die ertragreichs steckte das Bundesamt für Landwirtschaft 2020 te Ölfrucht der Welt. Eine Hektare Öl palmen produziert im Schnitt 3,8 Ton 39 Millionen Franken Steuergelder in die Bewer- nen Öl. Doch die Früchte verderben bung von tierischen Produkten. Greenpeace Schweiz bereits nach 24 Stunden. Bei der Ern te und Verarbeitung ist also Tempo fordert deshalb in einer Petition, dass das märchen angesagt. hafte Marketing der umweltzerstörenden Fleisch-, Eier- und Milchindustrie keinerlei finanzielle Unter- stützung mehr erhält. Damit es auch für diese bald heisst: «Es war einmal …» 85 Millionen Hier Petition Tonnen Rund 237 Millionen Tonnen: So viele unterschreiben Bild: © Joël Hunn / Greenpeace Öle und Fette wurden weltweit zwi schen Oktober 2018 und September 2019 produziert. Davon stammten rund 85 Millionen Tonnen von der Öl Bild: © Greenpeace palme. Der Ertrag besteht grössten teils aus Palmöl, das aus den Früchten gewonnen wird, und zu einem Bruch teil aus Palmkernöl, das die Frucht kerne abgeben. Vor dem Auftritt bei Nestlé ging einer der Vögel auf Wanderschaft in Luzern und Zürich, um auf das Plastikproblem aufmerksam zu machen. Quelle: WWF: «Like Ice in 14 the Sunshine» (2020)
WARTEN AUF Dem Pantanal, dem grössten Feuchtgebiet der Erde, geht das Wasser aus; die Angst vor Feuern wie letztes Jahr wächst. Eine Reportage entlang der südamerikanischen Transpantaneira. Text: Philipp Lichterbeck Fotografie: Evgeny Makarov DEN REGEN
In der Morgendämmerung tritt Alesandro Amorim vor seine Parkwächterstation inmitten des brasilianischen Pantanals. Rund- herum breiten sich Grasflächen aus, und es gibt eine kleine Lande- bahn für Propellermaschinen. Dahinter beginnt der Wald. Während Amorim einen Kaffee trinkt, erklingt um ihn herum die Pantanal-Sinfonie. Sie beginnt mit den Hokkohühnern, die einen glucksenden Ruf von sich geben, der so klingt wie ihr bra- silianischer Name, «Chacotschatschalaka». Es ist der Rhythmus, in den die anderen Vögel einstimmen: die krächzenden Hyazinth- Aras, die schnatternden Tirikasittiche, die spottenden Schwefel- maskentyrannen und der gackernde Guirakuckuck. Trotz des euphorischen Morgenkonzerts runzelt Amo- rim die Stirn. Er blickt gen Himmel, hält Ausschau nach dunklen Wolken; aber der Himmel ist hellblau und klar. Kurz darauf kom- men die ersten Sonnenstrahlen über die Baumwipfel. «Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet», sagt Amorim, «es ist viel zu trocken.» Er macht eine düstere Prophezeiung: «Es wird wieder brennen im Pantanal. Wahrscheinlich noch heftiger als letztes Jahr. So eine Dürre habe ich noch nicht erlebt.» Fressen und gefressen werden Laut Kalender ist Regenzeit im Pantanal, dem grössten Über- schwemmungsgebiet der Erde. Es liegt im Westen Brasiliens, dehnt sich bis nach Bolivien und Paraguay aus. Sein Name kommt vom portugiesischen Wort für Sumpf (pântano), aber es ist eine riesige Ebene mit recht unterschiedlichen Ökosystemen: Savannen, tro pischen Wäldern, dornigen Trockenwäldern, Sumpfland. Durch- zogen wird es von zahlreichen Flüssen und Bächen, an seinen nörd- lichen und westlichen Rändern erheben sich Bergketten. Diese einzigartige Landschaft ist die Heimat für unzäh- lige Tiere und Pflanzen. Es gibt mehr Vogelarten als in ganz Euro- Oben links: «Es ist viel zu trocken»: pa und eine der grössten Jaguar-Populationen der Welt, rund 13 000 Park wächter Alesandro Amorim sollen es sein. Durch die Wälder und Wiesen streifen Mähnenwölfe, steht auf einer Lichtung im Wald. Grosse Ameisenbären und Tapire, die grössten heimischen Land- Oben rechts: säugetiere Südamerikas. In den Baumwipfeln sieht man verschie- Biologin Gabriela dene Affen, und am Boden leben Schlangen, darunter giftige A rten. Schuck dokumentiert die Überreste eines In den Gewässern wimmelt es von Fischen und Kaimanen. Tapirs. Das Skelett wird für die Rekon- Doch die biologische Vielfalt hängt von den Regenmas- struktion des grössten Säugetieres sen ab, die zwischen Januar und März fallen. Flüsse wie der Rio Südamerikas an ein Museum übergeben. Paraguai treten dann über die Ufer, und das Pantanal ist mehrere Unten: Wochen lang überschwemmt, gleicht einem flachen See. Wenn das Die beiden bevorzugten Beför- Wasser ab April wieder zurückweicht, kommt eine gigantische derungsmittel der Parkwächterstation Nahrungskette in Gang. Viele Vögel fressen die Fische im seich- im Reservat. Die Pferde leben frei und ten Wasser, es wimmelt von Insekten, der Boden ist feucht und werden erst wieder eingeritten, sobald fruchtbar, die Vegetation blüht und bietet Nahrung für die das Wasser im Pantanal zu hoch 18 Pflanzenfresser, von denen sich wiederum die Raubtiere ernähren. steht für die Quads. 19
Viele Arten paaren sich. Es ist, als ob das Pantanal jedes Jahr neu- geboren w ürde – wenn es denn regnet. Feuer im Feuchtgebiet Als wir Anfang Februar ins nördliche Pantanal reisen, sollte es schon unter Wasser stehen. Alesandro Amorim, der Parkwächter, sagt, dass man jetzt normalerweise nur noch per Pferd oder Boot unterwegs sein könnte und ständig nass würde. Stattdessen reiben wir uns den Staub aus den Augen. Laut Wissenschaftler*innen des brasilianischen Kata strophenwarnzentrums (Cemaden) befindet sich das Pantanal in der schlimmsten Trockenperiode seit 60 Jahren. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig. Es könnte am generellen Klimawandel liegen oder an der Abholzung des Amazonasbeckens; weniger Wald dort bedeutet weniger Wolkenbildung und Regen hier. Umweltschüt- zer*innen weisen zudem auf mehrere Wasserkraftwerke hin, die den Wasserstand des Rio Paraguai verändern. Auch ein natür licher Zyklus könnte schuld sein. Von 1968 bis 1973 erlebte das Pantanal schon einmal eine Trockenzeit. «Aber so krass war es noch nie», sagt Alesandro Amorim. Der 34-Jährige ist seit acht Jahren Parkwächter im P antanal. Er arbeitet im grössten privaten Naturreservat B rasiliens, es wurde 1997 vom Sozialservice des Handels (Sesc) gegründet und ist rund 110 000 Hektaren gross. Amorim, eher schmächtig, braun gebrannt und mit einem stän digen Lächeln auf den Lippen, wurde im Pantanal geboren, sein Vater war Kleinbauer. Heute managt er mit zwei Kollegen eine von sechs Parkwächterstationen. Sie alle fürchten, dass sich die Katastrophe von 2020 w iederholen könnte. Zwischen August und Oktober verheerten riesige Feuer rund ein Viertel des Pantanals. Es waren – so widersprüchlich es klingen mag – die schlimmsten Brände in der Geschichte des grössten Feuchtgebiets der Erde. «Unser Reservat brannte an allen Ecken und Enden», er- zählt Amorim. Er kämpfte damals 50 Tage gegen die Flammen. Ausgelöst wurden sie von Indigenen und einem Viehhalter ausser- Oben: Eine der Stellen im halb des Reservats. Sie hatten Feuer gelegt, um Felder abzubren- Reservat, an denen es 2020 verheerend nen beziehungsweise Weideland zu schaffen. Diese gerieten ausser gebrannt hat. Kontrolle. An anderen Orten hatten Honigsammler*innen Feuer Unten links: Leben und Tod liegen gemacht, die sich verselbstständigten. Eine Landwirtschafts im Pantanal nahe beieinander: Zwei maschine geriet in Brand, ebenso ein Auto bei einem Unfall. Ganz leblose Kaimane treiben in einer im Süden des Pantanals untersucht die Polizei zudem mehrere austrocknenden Wasserstelle, Brandstiftungen von Rancher*innen. Die ausgetrocknete Vege während sich ein tation verwandelte die Brände in ein Inferno; sie frassen sich teils Capybara daneben suhlt. über mehr als 50 Kilometer hinweg, glimmten sogar unterirdisch Unten rechts: weiter. Die Parkwächter*innen zogen damals Schneisen in den Alesandro Amorim steht auf einem Wald und legten Gegenfeuer. Sie wurden von Löschflugzeugen ausgetrockneten 20 Wasserreservoir. unterstützt und nutzten Wasser aus Tanklastern. «Ich habe so 21
Versteckter Fluch des Sojas Das grosse Summen Drogenschmuggel Wir stehen im Stau, weil Die Luft des Pantanals ist stets Das dünn besiedelte Pantanal Hunderte Sojalaster vom Summen der Moskitos liegt an der Grenze zu Bolivien. unterwegs sind. Der Bun erfüllt. Es müssen Zillionen sein. Deswegen gibt es zahlreiche Von Vögeln und Wappen desstaat Mato Grosso Sie stürzen sich sofort auf jede versteckte kleine Landepisten Ein imposanter Jabiru (auch ist Brasiliens Sojakammer. freie Hautstelle, auch Mücken auf brasilianischer Seite. als Tuiuiú bekannt) steht Dementsprechend viel spray hilft kaum. Das beste Kleine Propellermaschinen im Sumpf und fängt Frösche. Wald wurde hier abgeholzt. Mittel gegen sie ist trotz der landen hier und bringen Der wunderschöne weisse unangenehmen feuchten Kokain aus dem Andenland. Storch mit schwarzem Kopf Hitze: feste, lange Kleidung. Es wird vermutet, dass 2020 und knallroter Halskrempe mindestens ein Feuer im ist einer der Wappenvögel des Pantanal von der Mafia gelegt Pantanals. wurde, um von einer grossen Drogenlieferung abzulenken. Tierische Auffangstation Hier werden verletzte und verbrannte Wildtiere von Ampara Silvestre, einer NGO, wieder aufgepäppelt. Wir sehen zwei junge Tapire mit Verbrennungen und ein Grausame Natur ziemlich ungemütliches und Hunderte schwarze Geier sitzen angriffslustiges kleines auf Bäumen und am Boden, um Wildschwein. ein verendetes Fohlen zu fressen. Ein Anblick wie aus einem Horrorfilm. Schlammige Angelegenheit Auf dieser Strecke bleiben wir trotz eines Geländewagens mehrfach Illustration: Neasden Control Centre in tiefen Schlammlöchern stecken. Die Parkwächter ziehen uns jedes Mal mit einem Traktor heraus. Jaguare und Panther Sie sagen, das sei normal. Im Naturschutzgebiet Encontro das Águas gibt es die grösste Konzentration von Jaguaren im Pantanal. In der Trockenzeit von Juli bis September kommen Tausende Touristen, um sie von Booten aus zu beobachten, wenn sie ans Ufer des Rio Cuiabá (auch Rio Canabu) kommen, 22 um zu jagen und zu trinken. 23
twas noch nie erlebt», sagt Amorim. «Die Hitze, der Rauch, der e heisse Wind, die Feuerwände. Die Tiere kamen orientierungslos und versengt aus dem Wald gerannt.» Wo ist der Jaguar? Amorim schwingt sich auf ein Quad. Hinter ihm nimmt eine Biologin Platz, die Jaguare erforscht. Als die Feuer vorüber waren, stellten die Parkwächter*innen 165 Wasserwannen im Reservat auf, um die verbleibenden Tiere zu versorgen. Auch Früchte und Gemüse legten sie aus. «Es rettete vielen geschwächten Tieren das Leben», sagt Gabriela Schuck. Die 25-jährige Forscherin brachte damals Fotofallen bei den Wannen an, um Raubkatzen aufzu nehmen. Diese will sie nun auswerten. Der erste Halt ist ein verbranntes Waldstück. Verkohlte Baumstümpfe ragen auf, aber man sieht auch, dass die Flora sich nicht unterkriegen lässt, einige Bäume tragen bereits wieder Blät- ter. In diesen Fallenkameras findet Schuck keine Bilder von Jagua ren, doch plötzlich stossen wir in der Asche auf das Skelett eines Primaten. Wegen der grossen Augenhöhlen im Schädel tippt sie auf einen sehr seltenen Nachtaffen. Später wird ihre Vermutung bestätigt. Wahrscheinlich sei er vor den Flammen in den Baum- wipfel geflüchtet, sagt sie. Dort gab es kein Entkommen mehr. Schuck wertet auf der mehrstündigen Fahrt rund ein Dut- zend Fotofallen aus, aber mit jedem Mal wächst ihre Enttäuschung: Nirgends hat sich ein Jaguar blicken lassen. Aber ein Ozelot wur- de von einer der Kameras eingefangen. Schliesslich gelangen wir zu einem von Moskitos ver- seuchten Nebenarm des Rio Cuiabá. Schuck und Amorim bestei gen ein Boot. Sie wollen eine Stelle am Ufer erkunden, an der sie bei einer früheren Fahrt Verwesungsgeruch bemerkt haben. Sie haben eine Vermutung. Im Uferdickicht finden sie dann die Überreste eines zwei Meter langen Kaimans. «Ein Jaguar hat ihn getötet», sagt Schuck. Er habe ihn am Hinterkopf gepackt und ihm das Ge- nick gebrochen. Aber die Freude über den Fund, der zeigt, dass mindestens eine der Raubkatzen in der Region umherstreift, wird von der allgemeinen Sorge über den ausbleibenden Regen getrübt. Auf der Rückfahrt kommen wir an einem ausgetrockne- ten Teich vorbei, auf dessen Grund sich bereits Schollen gebildet haben. Die Kaimane, die hier lebten, sind verschwunden. Oben: Normalerweise setzen sich Und wer legt die Feuer? Schmetterlinge oft auf lebende Kaimane, um 350 Kilometer und sechs Stunden Autofahrt später sagt José sich an den Augen mit Salz zu versorgen. Dorilêo den Satz, den wir schon viel zu oft gehört haben: «Es regnet Hier kommt der Schmetterling zu spät. nicht.» Dorilêo lebt an der Transpantaneira, einer Erdstrasse, die Unten: das Pantanal auf 145 Kilometern von Nord nach Süd durchzieht. Cowboys treiben die Rinder auf 24 Er hat heute Besuch von seinem Neffen Raúl Costa, der wie er Dorilêos Ranch. 25
Viehzüchter ist – schon in der vierten Generation, wie sie stolz betonen. Wir sind zu den beiden gefahren, weil auch sie zum Pan- tanal gehören, das seit Jahrhunderten von Menschen bewohnt wird, die sich an seine extremen Bedingungen angepasst haben. Dorilêos Ranch misst rund 12 000 Hektaren, circa 3000 Rinder weiden im ausgedehnten Grasland. Er und Costa sind fül- lige Männer, und sie wehren sich dagegen, von den Medien als die Bösewichte im Pantanal dargestellt zu werden. «Als es brannte, hiess es, wir Rancher hätten die Feuer gelegt, um Weideflächen zu schaffen», sagt Costa. «So ein Blödsinn! Das Pantanal ist riesig und der eine oder die andere Verrückte mag das getan haben, aber ei- gentlich ist es Selbstmord. Unsere Fazenda brannte letztes Jahr fast ab. Man kann nicht alle Rancher*innen in einen Topf werfen.» Zum Frühstück Rinderzunge Costa sitzt in der Küche des 100 Jahre alten Herrenhauses, das etwas von einem Heimatmuseum hat. An den Wänden hängen alte Fotos, Sporen und Lassos. Bereits zum Frühstück wird ein Rin- derkopf aufgetischt, der über Nacht in einem Lehmofen gebacken hat. Der 43-jährige Costa beisst in ein Stück Rinderzunge und er- klärt, dass man auf der Fazenda noch nie Wald gerodet habe. Man sei vielmehr auf die Bäume angewiesen, weil sie die erhöhten Stel- len sicherten, auf denen die Rinder in der Hochwasserzeit stünden. Tatsächlich hat das Zentrum des Pantanals seine eigenen Regeln. Anders als im Amazonas entstehen die Weideflächen hier nicht primär durch Abholzung, sondern auf natürliche Weise, durch die Überschwemmungen. An den Rändern des Feucht gebiets ist das anders. Dort wird der Wald für Weiden und den Soja-Anbau zerstört. Viehzüchter wie Costa und Dorilêo fühlen sich zu Un- recht als Umweltsünder an den Pranger gestellt. Sie geben sich um- weltbewusst und wollen das Klischee vom Raubbau treibenden Rancher widerlegen. Sie scheinen verstanden zu haben, dass man im Pantanal nur mit der Natur wirtschaften kann. Diese folgt manchmal extremen Gesetzen. Als wir später mit Costa zum Pixaim-Fluss am Rande der Ranch gehen, sind wir geschockt. Nur noch Pfützen und Sandbänke sind von dem Strom übrig. «Er steht still», sagt Costa. «Das gab es noch nie.» Er fürchtet nun, dass dieses Jahr nicht genug Wasser für das Vieh vorhanden sein wird. «Wir werden wohl Rinder verkaufen müssen.» Viele Viehzüch- ter*innen an der Transpantaneira seien wegen solcher Risiken schon vor Jahren weggezogen. Am Nachmittag begleiten wir die Cowboys, die auf den widerstandsfähigen Pantanal-Pferden reiten, bei ihrer Arbeit. Die Der 72-jährige Cowboy José da Silva. dunkelhäutigen Männer haben beeindruckende, vom Wetter und Sein Spitzname lautet 26 «Feuchter Zé». von der Arbeit zerfurchte Gesichter. Und noch etwas fällt uns auf: 27
Torf – der Stoff, Das steckt dahinter Sie sind erstaunlich alt. «Wir sind die letzten Pantanal-Cowboys», sagt der 72-jährige José da Silva, standesgemäss in Hut, Jeans und Stiefel gekleidet. «Die jungen Leute wollen den Job im Sattel nicht aus welchem Erde wird mehr machen.» Die anderen stimmen zu. Das Pantanal sei nicht für jeden geschaffen, sagen sie, es sei anstrengend. Vom Adelssitz zur Öko-Lodge Einige Kilometer von der Fazenda entfernt lebt ein Mann, der zu 1 Millimeter wissen glaubt, wie man vom Pantanal profitieren und es schützen kann. André Thuronyi, Sohn einer eingewanderten ungarischen 150 000 Torf (von Indogermanisch: «das Abgesto- chene, Losgelöste») entsteht in natürli- Tonnen chen Mooren, wo wegen des Wasserüber s chusses Sauerstoffmangel herrscht. Adelsfamilie, kam Mitte der 1970er ins Pantanal. Er verliebte sich Dadurch werden die Pflanzenreste nur unvollständig abgebaut, können nicht in die Region und begann, die Idee vom Ökotourismus zu ver Im 18. Jahrhunder t verrotten und lagern sich als Torf ab. diente Torf als Brenn- Pro Jahr wächst die Torfschicht um breiten – ein Begriff, den damals im Pantanal niemand kannte. «Ich holzersatz, später durchschnittlich 1 Millimeter. auch als Brennstoff war der Pionier», sagt er. Heute ist der hagere 66-Jährige, dessen für Industrie und Ge- 10 000 werbe. Heute wird Markenzeichen ein wehender grau-blonder Haarschopf ist, der Torf bei uns nur noch Chef der exklusiven Araras Eco Lodge. Zum Konzept gehört das als Substrat für Topf- Jahre pflanzen, im Detail hautnahe Naturerlebnis: die Beobachtung wilder Tiere, Nachtex- handel und im profes sionellen Gemüse- und kursionen, Ausritte. «Ich habe den Leuten gezeigt, dass ein Jaguar Zierpflanzenanbau ver- wendet. Dazu importiert oder ein blauer Ara lebendig viel wertvoller sind als tot oder in Ge- die Schweiz pro Jahr bis zu 150 000 Tonnen Torf aus Schätzungsweise 5 bis 10 Prozent aller in die Atmosphäre ausgestossenen Treibhaus fangenschaft», sagt Thuronyi. «Wenn du Tourist*innen anziehen Nord- und Osteuropa. gase gehen auf das Konto der Trocken legung von Mooren. Werden Moore zer- willst, brauchst du Natur.» Es habe lange gedauert, bis seine Nach- stör t, setzt das in kür zester Zeit Treibhausgase frei, die zuvor in 10 000 barn das verstanden hätten. «Es waren raubeinige Rancher. Ich Jahren gebunden wurden. Intakte Moore entziehen der Atmosphäre galt als Spinner.» Doch der E rfolg, den Thuronyi mit seiner weltweit jedes Jahr bis zu 500 Millio- nen Tonnen CO2. Umgekehrt entwei- Öko-Lodge hatte, schuf Nachahmer*innen. 18 Öko-Lodges stehen chen riesige Mengen des gespei- cherten Kohlenstoffs, wenn Moore heute entlang der Transpantaneira auf alten Fazendas, und es gibt zur Nutzung entwässert werden. mehrere auf Jaguar-Sichtungen spezialisierte Tourunternehmen. Später reiten wir mit Thuronyi über sein Land, auf dem es 3% 1 viel Wald, kleine Teiche und Wiesen gibt. Auf dem Grasland grasen Aufstand Moore bedecken 3 Prozent der Rinder, Pantanal-Pferde und Büffel. «Die Büffel halten die Jaguare Erdoberfläche, speichern aber rund ein Viertel des im Boden ein- von den Kälbern fern», sagt Thuronyi. «Die Natur hat für alles eine gelagerten Kohlenstoffs. Das ist so viel, wie in der gesamten Vegetation In der Schweiz ist der Torf- Lösung.» Als es Abend wird, steigen wir auf einen 25 Meter hohen weltweit vorhanden ist. Der Klima- abbau verboten. Das hängt und Landw irtschaftsexperte Jens mit einem beispiellosen Aussichtsturm, den Thuronyi bauen liess. Wir schauen kilometer- Leifeld von Agroscope kommt in einer Aufstand in den 1970ern aktuellen Studie zum Schluss: «Wenn weit übers Pantanal und sehen dunkle Wolken am Horizont. An die Torfgebiete weiterhin für Landnut- zusammen: Die Armee hatte vor, einen Waffen- zung zerstört werden, können diese einigen Orten zieht Regen übers Land. «Ich freue mich sehr», sagt Treibhausgase bis Ende dieses Jahrhun- platz ins Hochmoor von Rothenthurm SZ zu derts bis zu 40 Prozent des globalen André Thuronyi. «Aber ich fürchte, er kommt zu spät.» CO2-Budgets ausmachen, das uns bleibt, setzen, und das stank der dor tigen Be wollen wir die Klimaerwärmung unter +2 °C völkerung gewaltig. halten.» Im Dezember 1987 s t i m m te n Vo l k Philipp Lichterbeck, 49, lebt seit 2012 in Rio de Janeiro. und Stände für Der freie Korrespondent und Reporter berichtet für die Rothenthurm- deutsche, schweizerische und österreichische Medien Initiative, die alle über Brasilien und den Rest Lateinamerikas. 2013 Moore und Moorland- erschien sein Buch «Das verlorene Paradies. Eine Reise schaften von nationaler Be- durch Haiti und die Dominikanische Republik». deutung unter Schutz stellt. Evgeny Makarov, 1984 in St. Petersburg geboren, kam mit seiner Familie 1992 nach Deutschland. Dort studierte er Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und entdeckte die Fotografie als Medium, «soziale Realität direkter zu erfassen als mit einem akademischen Zugang». Quellen: Bundesamt für Umwelt (Bafu); Leifeld et al. (2019): «Intact and managed peatland soils as a Stephen Smith realisiert seit 2000 unter dem Namen source and sink of GHGs from 1850 to 2100»; Bar-On et al. (2018): «The biomass distribution on Earth» Neasden Control Centre Grafikarbeiten und hand (pnas.org); «Absichtserklärung zur Reduktion des Torfeinsatzes in der Schweiz» (2019); Bericht des Text: Marco Morgenthaler 28 gemalte Illustrationen u. a. für Google und Uniqlo. Bundesrates («Torfausstiegskonzept»); Historisches Lexikon der Schweiz Bild: Anja Wille-Schori
In 3 Schritten zum Gesund oder krank? Do it yourself Debatte eigenen Feuchtgebiet Die Landwirtschaftspolitik des Bundes Ein selbst kreiertes Sumpfbeet im Garten oder auf dem Balkon bereitet nicht nur dem eigenen Auge Freude. Auch Schmetterlinge und entscheidet über unsere Gesundheit: Wir Bienen finden darin eine wahre Oase vor. sind, was wir essen. Torpediert die Sistierung 3 der Agrarpolitik ab 2022 den Wandel zu gesünderen Nahrungsmitteln? Oder rettet sie die Existenz der Bäuerinnen und Bauern? Pflanzen setzen Autor: Christian Schmidt Jetzt gehts ans Pflanzen. 2 Wasserdost und Blutweide- rich eignen sich besonders gut fürs Sumpfbeet. Sie üben eine magische Anziehungs- kraft auf Bienen und Schmet- Boden terlinge aus und sind ihnen eine feine Nahrungsquelle. anlegen Sobald die ausgewählten Pflanzen 30 cm in der Erde sitzen, bleibt Ihnen nur noch eines: zusehen, wie alles Ein Sumpfbeet-Boden braucht prächtig gedeiht. zum Glück nur drei Zutaten: Kies, wenig Sand und Erde aus dem eigenen Garten oder dem Handel – ohne Torf, obviously. Zuerst füllen Sie Ihren Behälter 1 mit 10 cm Kies, dann schütten Sie das Gemisch aus Sand und Anne Challandes, Rechtsanwältin, Biobäuerin und Urs Brändli, Biobauer und Präsident von Bio Suisse Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Erde darüber. Zu guter Letzt Landfrauenverbandes giessen Sie so viel Wasser in Ständerat und Nationalrat haben die den Behälter, bis es circa 3 cm Was sagen Sie dazu, dass das Parlament AP22+ abgeschossen. Sind Sie wütend? Gefäss über dem Sumpfboden steht. die Agrarpolitik ab 2022 blockiert hat, Frustriert? Traurig? und zwar voraussichtlich für Jahre? Enttäuscht. Als sich im Parlament eine auswählen In der AP22+ gibt es zwar positive Punkte, Diskussion über die Agrarpolitik abzu- einige kann ich jedoch nicht akzeptieren. In der AP22+ zeichnen begann, haben Bauernverband Im Paket fehlen Zukunftsperspektiven für fehlen Zukunfts- und Economiesuisse gemeinsame Sache Auf die Behälter, fertig, los! uns Bauernfamilien, es würde unser Net- gemacht. Der Deal: Der Bauernverband Für das eigene Sumpfbeet toeinkommen verringern und die Versor- perspektiven für unterstützt die Economiesuisse dabei, die kommen allerlei Gefässe in- Pfle gung mit einheimischen Nahrungsmitteln Bauernfamilien. Konzernverantwortungsinitiative zu be- Sum Da mi geti frage. Haben Sie noch eine pp pf b t e s d ee e verschlechtern. Der Schweizerische Bäu- Anne Challandes kämpfen, ebenso wie das Referendum alte Badewanne im Keller? A m d i e Fe t s t e t s m e i g erinnen- und Landfrauenverband hatte gegen das Freihandelsabkommen mit u e e i n e b e s te n c h t i g k g u t g n e n Perfekt. Steht ein leeres n Reg Wass bauen it stim t, mu e eh jedoch nicht die Absicht, die AP22+ zu blo- Indonesien. Die Economiesuisse hilft im Weinfass auf dem Dachbo- zu v e n e i e r a b S i e i m m e n . s s ckieren. Gegenzug, die Agrarpolitik zu versenken. e n la da r r hind e Übe uf e in B ehä l den? Auch gut. Solls etwas L e i c f d a s e r n . A r s c hw , u m n t e r Das hat funktioniert. h S u u c em ac kleiner sein, tut es auch die w ü n te S c h m p f b e h A u s t m u n g h Lässt sich Ihre Position also so zusam- Illustration: © Raffinerie s c h wa n et k roc i n n e n sw k u n g e i n e s k n e n Metallwanne aus dem Bau- atü er en fa menfassen: Was nützen Bioprodukte, Was heisst das nun für die Umwelt? bie r lic he t , s ie k s ind a lls . markt. Oder der ganz norma- te n n Fe o m ber ebe m n f a u c h tg e n le Blumenkasten fürs Balkon- lls v e- or. 30 geländer. 31
rüner Wille – Mein grüner Wille – Mein grüner Wille – Mein grüner Wille – Mein grüner Wille – Mein grüner Wille – Mein grüner Was bleibt, wenn es den Landwirt*innen immer Für uns Biobauern und -bäuerinnen hat Aufgedeckt schlechter geht? das keine Auswirkungen, weil wir sowie- Nein, das kann man einander so nicht gegenüberstellen. Entscheidend für die so im Einklang mit der Natur produzieren. Aber die Absicht, die Direktzahlungen POLI- wenn ich gehe? Situation der Landwirtschaft sind ins besondere die zu tiefen Preise unserer Wir schaffen stärker an ökologische Leistungen zu binden, wird nun auf die lange Bank ge- TISCHES Autorin: Rosanna Clarelli MACHT- Produkte – bei Verteilern genauso wie auf schoben. Märkten. Zudem wird die Landwirtschaft den Turnaround immer mehr von Politik und Gesellschaft Wie beim Klimawandel gelingt es auch nur gemeinsam. SPIEL geprägt. Um das zu ändern, müssen wir beim Thema Landwirtschaft nicht, Nä- einerseits den Wert von Lebensmitteln Urs Brändli gel mit Köpfen zu machen. Weshalb? wiederherstellen und andererseits die Weil sowohl das eine als auch das andere Wertschöpfung gleichmässiger verteilen. gesamtgesellschaftliche Probleme sind. Ich weigere mich aber, Bioprodukte gegen Wir schaffen den Turnaround nur gemein- andere auszuspielen. sam. Australien will einen Flughafen in die Antarktis setzen. Laut Sie sind selbst Biobäuerin. Wie können Die Gegenseite klagt, die AP22+ hätte der Regierung soll dieser Wissen- Sie Produktionsformen gutheissen, bei das Einkommen der Bäuerinnen und denen die Umwelt weiter vergiftet wird? Bauern verringert. Das provoziert natür- schafts- und Notfallteams ganz- Zu behaupten, die Landwirtschaft vergif- lich Widerstand. jährig Zugang zur Davis-For- te die Umwelt, geht zu weit. Wie alle Bau- Das beruht auf einem riesigen Fehler. Der schungsstation gestatten. Aktuell Diese Frage stellen wir uns alle sicher mehr- ernfamilien sind auch mein Mann und ich Bundesrat behauptete, das Massnahmen mals im Leben. Vielen Menschen ist es wichtig, sensibilisiert auf die Themen Umwelt- paket führe zu einem Rückgang des Sek- ist das nur zwischen September der Welt etwas zu hinterlassen, das ihnen am schutz und Klimawandel – weil wir im Ein- tor-Einkommens – und stützte sich dabei und März möglich. Die neue Herzen liegt und ihre Ideale weiterträgt. Bei- klang mit der Natur arbeiten. Die Landwirt- auf eine unvollständige Berechnung. Tat- Landebahn wäre 2,7 Kilometer spielsweise eine Immobilie – ein Zuhause, das schaft hat bereits Fortschritte gemacht, sächlich wäre das Einkommen pro Betrieb man über Jahre hinweg gehegt und gepflegt und sie ist bereit, weitere zu machen. dank AP22+ um 18 Prozent gestiegen! lang und 40 Meter breit. Allein hat. Immer wieder kommen Menschen auf ihr Bau erfordert gemäss «The Greenpeace zu, die uns in ihrem Testament ein Wer die AP22+ ablehnt, schliesst sich der Dass die AP22+ auf Eis liegt, hängt nicht Guardian» rund 100 Transport- Grundstück vermachen möchten, seien dies mächtigen Agrarlobby an. Stört Sie das zuletzt mit der ausgezeichneten Vernet- Wohnungen oder Häuser. Um die über viele nicht? zung der Agrarlobby in Bern zusammen. fahrten mit einem Eisbrecher. Jahre aufrechterhaltene Unabhängigkeit der Ich schaue nicht darauf, mit wem ich über- Ja, dem ist so. Trotz des Grün-Rutschs bei Eine wahre Katastrophe für die in Organisation weiterhin zu bewahren, kann einstimme, sondern für wen und wofür ich den letzten Wahlen ist es noch immer der Umgebung lebenden Tiere. Greenpeace aber keine Immobilien oder stimme! Die Bundesverfassung definiert schwierig, Mehrheiten für ökologische An- Grundstücke als Erbin oder Beschenkte an- die Ziele der Landwirtschaft, sie hat eine liegen zu gewinnen. Ändern kann das nur Mal davon abgesehen, dass der nehmen, die nicht veräussert werden dürfen. nachhaltige Versorgung der Bevölkerung das Volk, etwa bei den nächsten Wahlen. Bau deren Lebensraum komplett Es ist uns jedoch wichtig, interessierten Green- zu gewährleisten. Ohne Essen können wir zerstören würde, dürfte auch der peace-Unterstützer*innen eine Lösung zu nicht leben, und alle Akteure der Kette – Wie geht es weiter mit der Schweizer bieten. Deshalb kooperieren wir mit dem Ver- vom Feld bis zum Teller – müssen einbezo- Die Landwirt- Landwirtschaftspolitik? Betrieb regelmässig Brutkolonien band Casafair und der Stiftung Edith Maryon. gen werden. schaft ist Der Bundesrat wird ein überarbeitetes von Robben, Vögeln und Pingui- Ihre Hinterlassenschaft in guten Händen zu Massnahmenpaket präsentieren, das nen stören. Hinzu kommt die wissen, ist uns ein genauso wichtiges Anliegen Wie geht es nun weiter? bereit, weitere dann wiederum in die Beratung geht. Viel- wie Ihnen selbst. Ich rufe dazu auf: Entdecken wir unsere Fortschritte zu leicht können wir im Jahr 2026 mit einer Umweltverschmutzung durch die Mehr Infos finden Sie auch unter Landwirtschaft und die Menschen dahin- machen. neuen Agrarpolitik rechnen. Flugzeuge. Viele Umweltex- greenpeace.ch/immobilie. ter, hören wir ihnen ohne vorgefasste Mei- pert*innen stehen dem Flughafen Anne Challandes nungen zu. Anerkennen wir die gemach- Haben Sie den Eindruck, die Schweizer ten Fortschritte und den Willen, weitere Landwirtschaft entwickelt sich in eine deshalb kritisch gegenüber. Sie folgen zu lassen. Honorieren wir also das gute Richtung? Oder ist es wie mit dem betrachten ihn vor allem als Vor- Engagement der Bäuerinnen und Bauern Klimawandel, wo wir mit offenen Au- wand Australiens, die territorialen mit unseren Kaufentscheiden! gen in ein Unglück zu rennen scheinen? Ich bin von Natur aus Optimist. Es lohnt Ansprüche auf dem Südkontinent sich immer, für eine gute Zukunft zu kämp- gegenüber China, Russland und Bild: © Anne Gabriel-Jürgens / Greenpeace Für eine ökologische Zukunft kann man fen. Nicht nur in der Politik! Co. zu stärken – obschon das sich ein Leben lang einsetzen. Oder auch länger, indem Sie Greenpeace Schweiz Gebiet gemäss Antarktisvertrag in Ihrem Testament berücksichtigen. Illustrationen: Jörn Kaspuhl, kaspuhl.com von 1959 als staatsfrei gilt. Ob der Bestellung des kostenlosen Testament- Autor: Christian Schmidt, Journalist, Texter Flughafen errichtet wird, ent Ratgebers: 044 447 41 79, für Non-Profit-Organisationen und Buchautor. claudia.steiger@greenpeace.org, Freischaffend aus Überzeugung. Diverse scheidet sich Ende 2022. Bleibt zu Auszeichnungen, u. a. Zürcher Journalisten- greenpeace.ch/legate 32 preis. hoffen, dass die Vernunft siegt.
Sie können auch lesen