Biosphären-Journal - AUSGABE 1/2020 - BIOSPHÄRENRESERVAT PFÄLZERWALD-NORDVOGESEN - Biosphärenreservat ...

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AUSGABE 1/2020

                                                                                Moos im Pfälzerwald (Foto: BR/Baumann)

B I O S P H Ä R E N R E S E R VAT P FÄ L Z E R WA L D - N O R D V O G E S E N

Biosphären-Journal
Biosphären-Journal - AUSGABE 1/2020 - BIOSPHÄRENRESERVAT PFÄLZERWALD-NORDVOGESEN - Biosphärenreservat ...
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Liebe Freundinnen und Freunde
des Pfälzerwalds und der
Nordvogesen,
liebe Unterstützer und Unterstützerinnen unseres Biosphärenreservats,

in diesen herausfordernden Tagen                   „Wir sehen besonders unsere                verwirklichen. Die Verbindung und
sind wir häufig mit unseren Gedanken               grenzüberschreitende Zusammenarbeit        Zusammengehörigkeit innerhalb des
bei allen Menschen, die es besonders               als unseren Beitrag zu einem friedlichen   Netzwerks entsteht durch gegenseitige
schwer haben. Menschen, deren                      und demokratischen Europa an. Wir          Impulse, den Austausch von Ideen,
Gesundheit gefährdet ist oder deren                tragen dazu bei, das Biosphärenreservat    durch die gelebte Partnerschaft und
wirtschaftliche Grundlage auf der Kippe            Pfälzerwald-Nordvogesen als territorial    gemeinsame Projekte.
steht.                                             und mental grenzoffenen Raum im
                                                   Denken und Handeln zu gestalten.“ Wir      Wie wir trotzdem weiterhin unser
In unserer täglichen Arbeit gibt es                hoffen, dieser Leitidee bald wieder aus    Biosphärenreservat als Modellregion für
natürlich auch deutliche Einschnitte:              vollem Herzen nachgehen zu können          nachhaltige Entwicklung voranbringen
Weder unsere deutsch-französischen                 und Europa zu leben!                       und was trotz Corona-Krise noch so
Biosphären-Bauernmärkte noch unsere                                                           im Pfälzerwald los ist – dazu erfahren
kulinarischen Aktionen oder unsere                 Auch fehlt uns der direkte Austausch       Sie mehr in dieser Ausgabe unseres
zahlreichen Angebote aus der Bildung               untereinander im Kollegium, mit            Journals.
für nachhaltige Entwicklung können                 den Kolleginnen und Kollegen im
bis auf Weiteres durchgeführt werden.              Pfälzerwald und den Nordvogesen            Wir wünschen Ihnen eine informative
Insbesondere die Grenzschließung nach              sowie mit unseren Partnerinnen             Lektüre und freuen uns, wenn wir
Frankreich zu unseren Freundinnen und              und Partnern. „Wir sind Biosphäre“ –       wieder persönlich und „live“ mit
Freunden im Naturpark Nordvogesen                  unsere Arbeit lebt vom Miteinander,        Ihnen ins Gespräch und in den
tut uns sehr weh – sind wir es doch                vom persönlichen Austausch, vom            Austausch kommen können, um unser
gewohnt, im Alltäglichen wie im                    Entwickeln gemeinsamer Ideen und           Biosphärenreservat weiterzuentwickeln.
Beruflichen einfach über die Grenze zu             von Begegnungen. Das Team des              Kontaktieren Sie das Team unserer
fahren und unseren Tätigkeiten oder                Biosphärenreservats versteht sich als      Geschäftsstelle bis dahin weiterhin gerne
Freizeitaktivitäten nachzugehen. In                Teil eines offenen Netzwerks, das den      telefonisch oder per E-Mail.
unserem Leitbild hat sich das Team des             Gedanken des Biosphärenreservats
Biosphärenreservats folgende Aufgabe               in die Region trägt. Nur gemeinsam
                                                                                              Herzliche Grüße, passen Sie auf sich auf
gesetzt:                                           ist die nachhaltige Modellregion zu
                                                                                              und bleiben Sie gesund

                                                                                              Ihre
                                                                                              Friedericke Weber
                                                                                              Direktorin des Biosphärenreservats
                                                                                              Pfälzerwald

Das deutsch-französische Team des Biosphärenreservats
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Landschaftspflege und nachhaltige
Regionalentwicklung:
Neue Mitarbeiterin im Team
des Biosphärenreservats
Christina Kramer ist seit kurzem Mitglied im Team des Biosphärenreservats. Im Gespräch
verrät sie, was sie hier so macht.
Du bearbeitest beim Biosphärenre-
servat das Aufgabenfeld nachhaltige
Regionalentwicklung und Landschafts-
pflege – welche Themen und Projekte
erwarten dich hier?
Es ist ein bunter Blumenstrauß an
verschiedenen Aufgaben, wobei ich
einige Projekte von Kollegen über-
nehme, aber auch neue Projekte star-
te. Im Bereich der Landschaftspflege
geht es vor allem um die Betreuung
von Projekten zur Offenhaltung der
Landschaft im Rahmen der Vernet-
zung von Kulturlandschaften, die ja
wichtige Lebensräume darstellen.
Auch der Stärkung regionaler Pro-
dukte und deren Vermarktung sowie
der Dokumentation von Landschafts-
veränderungen werde ich mich wid-
men. Uns ist es zudem wichtig, ein
starkes Netzwerk mit den Kommunen
im Biosphärenreservat aufzubauen
und wir möchten künftig Impulse für                                                                             Christina Kramer
Nachhaltigkeit in Unternehmen der           Biosphärenreservat zu erkunden, um         des Biosphärenreservats kennen-
Region setzen.                              das Gebiet mit seinen Eigenheiten          gelernt sowie Vertreterinnen und
                                            und die Menschen, mit denen wir            Vertreter von Landesforsten und der
Was bedeutet das im Arbeitsalltag, wie
                                            zusammenarbeiten, kennenzulernen.          Gemeinden. Wenn Dienstreisen dann
füllt sich ein Arbeitstag bisher bei dir?
                                                                                       wieder erlaubt sind, freue ich mich
Bei der Fülle an Aufgaben hieß es
                                            Du bist erst seit Mitte Februar bei uns.   schon, weitere persönliche Kontakte
zunächst einmal Einlesen und Sam-
                                            Hattest du schon Gelegenheit, Akteurin-    zu knüpfen, da diese essenziell für die
meln von Informationen zu den ver-
schiedenen Aufgabengebieten. Die            nen und Akteure zu treffen, die unsere     Arbeit im Biosphärenreservat sind.
Gespräche mit den Kolleginnen und           Arbeit unterstützen?
Kollegen sind natürlich sehr wichtig,       Ja, zum Glück. Auch wenn das in            Welche Themen in deinem Arbeitsfeld
zumal die zu bearbeitenden Hand-            Zeiten der Verbreitung des Corona-Vi-      und im Biosphärenreservat reizen dich
lungsfelder auch oft stark miteinan-        rus nun leider nur noch sehr einge-        denn besonders?
der in Verbindung stehen. Genauso           schränkt möglich ist. Ich habe schon       Mich reizt das Konzept „Biosphä-
gehört es dazu, rauszugehen, das            ein paar Partnerinnen und Partner          renreservat“ an sich, da es so viele
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Fortsetzung: Landschaftspflege und nachhaltige Regionalentwicklung:
Neue Mitarbeiterin im Team des Biosphärenreservats

verschiedene Themen einer Region         Akteurinnen und Akteuren weiterzu-        ten Wanderungen im Pfälzerwald ab-
vereint und stets Antworten auf          entwickeln.                               solviert, einige Weine verkostet und
aktuelle Fragen in Bezug auf Nach-                                                 genieße jede Woche das lebendige
haltigkeit sucht. An der einen oder      Als Geografin interessiert mich auch      Flair auf dem Landauer Wochenmarkt.
anderen Antwort mitzuarbeiten, ist       das Thema Landnutzung besonders.          (Fragen von Stefanie Ofer)
eine tolle Aufgabe. Thematisch am        Mit etwas Vorwissen und detektivi-
Herzen liegt mir das Thema regionale     schem Gespür kann man heute noch          Zur Person
Produkte, da mir die Unterstützung       viele Formen in der Landschaft erken-     Christina Kramer ist 1986 in Zittau
von Erzeugerinnen und Verarbeitern       nen, die Hinweis geben auf histori-       geboren und in Dresden aufge-
aus der Region wichtig ist. Zum einen    sche Nutzungen durch die Menschen,        wachsen. Nach einer Ausbildung
werden dabei regionale Wirtschafts-      die hier lebten. Und auch heute ver-      zur Logopädin und der Tätigkeit in
kreisläufe gestärkt, zum anderen ist     ändert sich das Landschaftsbild durch     diesem Beruf entschloss sie sich zum
man auch einfach räumlich näher          Nutzung oder Nicht-Nutzung immer          Geografie-Studium. Den Bachelor hat
an den Produzenten und kann sich         weiter – ein spannender Prozess, der      sie an der Humboldt-Universität in
letztendlich etwas sicherer sein, was    zukünftig auch dokumentiert werden        Berlin, den Master an der Universität
auf dem eigenen Teller landet. Das       soll.                                     Bonn absolviert. Seit kurzem wohnt
ist mir auch persönlich sehr wichtig.                                              sie in Landau.
Daher freue ich mich auch schon sehr     Du wohnst jetzt erst seit wenigen
auf die Herausforderung, Strukturen      Wochen in der Pfalz – bist du schon gut
und Strategien für die Vermarktung       angekommen?
dieser Produkte mit den beteiligten      Ajooh! (lacht) Ich habe schon die ers-

Verstärkung für die BNE:
Neue Mitarbeiterin für Zusammen-
arbeit mit Schulen und Kitas
Anne Laux verstärkt seit Anfang des Jahres das Team des Biosphärenreservats und bringt
ihre Arbeitskraft im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung ein. Was das bedeutet,
erzählt sie hier.

Du bist seit wenigen Wochen Mitglied     selbst Angebote entwickeln und            Ein besonders schönes Projekt ist der
im Team des Biosphärenreservats und      durchführen, und andererseits auch        Aufbau von Biosphärenschulen und
unterstützt dort die Bildung für nach-   bei Anfragen Partner für die Schu-        später auch Biosphärenkitas. Hierbei
haltige Entwicklung (BNE). Welchen       len und Kitas vermitteln. Zu meiner       geht es darum, eine enge Kooperati-
Aufgaben wirst du dich hier widmen?      Arbeit gehört auch eine intensive         on mit den Schulen und Kitas einzu-
Ich werde mich vor allem der forma-      Netzwerkarbeit mit vielen tollen          gehen und gemeinsam mit ihnen die
len Bildung widmen, das heißt alles,     Partnerinnen und Partnern aus dem         Leitideen des Biosphärenreservats
was mit Schulen und Kindergärten         Bildungsbereich und darüber hinaus.       und der Bildung für nachhaltige
zu tun hat. Dabei werde ich einerseits                                             Entwicklung in den Leitbildern und
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Fortsetzung: Verstärkung für die BNE:
Neue Mitarbeiterin für Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas

Profilen der Schulen und Kitas zu
verankern.

Was plant ihr hinsichtlich der Zusam-
menarbeit mit Schulen und Kindergär-
ten im Biosphärenreservat, welche Ziele
verfolgt ihr damit?
In den Modellschulen und -kitas in
der Modellregion Biosphärenreservat
Pfälzerwald sollen die Kinder lernen,
dass sie ihr Leben und ihre Zukunft
mitgestalten können. Ziel soll es
sein, den Kindern Kompetenzen zu
vermitteln, die es ihnen ermöglichen,
                                           Anne Laux
ihr Leben selbst zu gestalten. Hier
sollen gemeinsam mit den Schu-             deutsch-französische Schulprojekte          lebensfrohen, offenen Menschen.
len und Kitas Ideen und Methoden           durchgeführt.                               Unsere Region hat so viel zu bieten
entwickelt werden, wie die Ziele                                                       und das möchte ich gerne vermitteln.
des Biosphärenreservats und einer          Ich freue mich, jetzt mehr in die           Ganz besonders spannend finde ich
Bildung für nachhaltige Entwicklung        eigentliche BNE einzusteigen, in der        die Zusammenarbeit mit den franzö-
im Unterricht und den Schul- und           es um das Erlernen von Kompetenzen          sischen Partnerinnen und Partnern
Kitaalltag integriert werden können.       zur nachhaltigen Gestaltung des eige-       aus den Nordvogesen und die Auf-
Dadurch versprechen wir uns eine           nen Lebens geht. Es reizt mich, dass        gabe, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen
stärkere Vernetzung mit den Schulen        quasi zu der Natur noch der Mensch          und dass wir trotz Grenze im gleichen
und Kitas sowie ihrer Umwelt, zudem        tritt und wir uns mit unseren Angebo-       Natur-, Sprach- und Kulturraum
verfolgen wir das Ziel, dass die Kinder    ten damit befassen, wie Mensch und          leben. Ich möchte den Menschen die
eine größere Heimatverbundenheit           Natur gut miteinander existieren kön-       Augen öffnen dafür, welchen Schatz
empfinden und eine Identifikation          nen. Gemeinsam mit den Menschen
                                                                                       sie vor der Haustüre haben und wie
mit dem Biosphärenreservat entwi-          der Region und vielen Partnerinnen
                                                                                       es möglich ist ihn zu erhalten. Viele
ckeln. Durch die Kinder wird das in        und Partnern entwickeln wir Ideen
                                                                                       Bewohnerinnen und Bewohner des
die Familien getragen und das Wissen       und Methoden, wie wir unser Leben
und Bewusstsein darüber verstärkt,                                                     Pfälzerwalds sehen das bereits; hier
                                           für eine gute Zukunft gestalten kön-
dass sie mit dem Biosphärenreservat                                                    kann man anknüpfen und den Mo-
                                           nen. Die vielen Erfahrungen, die ich
in einer ganz besonderen Region mit                                                    dellcharakter des Biosphärenreservats
                                           im Bereich Umweltbildung gesam-
besonderen Gestaltungsmöglichkei-                                                      mit Ideen und Innovationen lebendig
                                           melt habe, kann ich hier einfließen
ten leben.                                                                             werden lassen. (Fragen von S. Ofer)
                                           lassen und weiterentwickeln.

Du bist schon längere Zeit in der Bil-     Was ist besonders reizvoll daran, für das   Zur Person
dung für nachhaltige Entwicklung ak-       Biosphärenreservat tätig zu sein?           Anne Laux, 1981 in Hilden geboren,
tiv, was begeistert dich an der Aufgabe?   Ich finde die Grundidee von einem           studierte Diplom-Pädagogik mit den
Bei meiner vorherigen Tätigkeit für        Biosphärenreservat als Modellregion         Schwerpunkten Biologie und Interkul-
das Naturerlebniszentrum Wappen-           für zukunftsfähiges Leben in und mit        turelle Bildung. Sie ist seit 15 Jahren
schmiede ging es darum, die Kinder         der Natur sehr spannend. Ich lebe           in der Umweltbildung aktiv und
raus in die Natur zu bringen, ihnen        jetzt seit vielen Jahren in dieser Mo-      hat auch Erfahrungen in der Land-
Arten näherzubringen und sie in der        dellregion und halte unser Biosphä-         schaftspflege. Seit 2013 lebt sie mit
Natur forschen und staunen zu lassen.      renreservat Pfälzerwald-Nordvoge-           ihrem Mann und zwei Söhnen sowie
Besonders gerne habe ich dabei zu-         sen für einen wahnsinnig schönen,           mit Hühnern, Schafen und Ziegen in
sammen mit französischen Partnern          abwechslungsreichen Ort mit netten,         Eußerthal.
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Wettbewerb im deutsch-franzö-
sischen Projekt „Gärten für die
Artenvielfalt – Jardiner pour la
biodiversité“
Hobbygärtnerinnen und -gärtner              ner an. Die Jury ermittelt daraufhin
können sich ab sofort für den Wettbe-       die Gewinner des Wettbewerbs. Die
werb im Projekt „Gärten für die Arten-      Preisverleihung findet voraussichtlich
vielfalt – Jardiner pour la biodiversité“   am Sonntag, 13. September, im Gar-
des Biosphärenreservats Pfälzer-            ten der Familie Setzepfand im nord-
wald-Nordvogesen anmelden. Das              pfälzischen Sippersfeld statt, die letz-
Projekt will die breite Öffentlichkeit      tes Jahr mit ihrem Garten den ersten
für die Artenvielfalt im Alltag sensibi-    Platz in dem Wettbewerb belegt hat.
lisieren und so dazu anregen, auch in
den bebauten Flächen des Biosphä-           Informationen gibt Micaela Mayer
renreservats, in unseren Städten und        vom Biosphärenreservat Pfälzer-
Dörfern, ökologisch zu handeln.             wald-Nordvogesen, die unter der
                                            Telefonnummer 06325 9552-43 oder
Zu dem Wettbewerb kann man sich             unter der E-Mail-Adresse
bis 26. April anhand eines Bewer-           m.mayer@pfaelzerwald.bv-pfalz.de
bungsbogens online unter                    erreichbar ist.
www.pfaelzerwald.de/gaerten
anmelden. Das Projektteam wählt             Zum Projekt „Gärten für die Arten-
anhand der Bögen jeweils 20 Gärten          vielfalt“ gehören ebenso ein um-
auf der französischen und auf der           fangreiches deutsch-französisches
deutschen Seite des Biosphärenreser-        Programm an Veranstaltungen zu
vats aus.                                   verschiedenen Gartenthemen sowie
                                            Pflanzaktionen an Schulen. Aufgrund
Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs         der Verbreitung des Corona-Virus sind
werden – sofern das die Vorkehrun-          natürlich auch im Gärten-Projekt alle
gen zur Verlangsamung der Aus-              Veranstaltungen bis auf Weiteres ab-
breitung des Corona-Virus zulassen          gesagt. Das Biosphärenreservat hält
– eine Expertin oder ein Experte die        Interessenten unter
ausgewählten Gärten genauer unter           www.pfaelzerwald.de/termine dazu
die Lupe nehmen und Empfehlungen            auf dem Laufenden.
geben, um die Artenvielfalt zu verbes-
sern. Das Projekt-Team wählt dann die       Das Projekt „Gärten für die Artenviel-
jeweils fünf interessantesten Gärten        falt“ wird durch das Ministerium für
im pfälzischen und französischen Teil       Umwelt, Energie, Ernährung und Fors-       Foto: Setzepfand
des Biosphärenreservats aus, die spä-       ten Rheinland-Pfalz sowie mit Mitteln
ter von einer Jury besichtigt werden.       aus dem Interreg V A-Projekt „NOE /
                                            NOAH“ gefördert.
Dieser gehören Spezialisten zu Wild-
pflanzen, Ornithologie, ökologischen
Fragen der Grünräume, Baum- und In-
sektenkunde sowie Landschaftsgärt-
Biosphären-Journal - AUSGABE 1/2020 - BIOSPHÄRENRESERVAT PFÄLZERWALD-NORDVOGESEN - Biosphärenreservat ...
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„Wir erfreuen uns an der Vielfalt“
Ein Gespräch mit Markus Setzepfand, Hobby-Gärtner aus Sippersfeld und Gewinner des
Wettbewerbs 2019

Dr. Markus und Elke Setzepfand be-
wohnen am Dorfrand von Sippersfeld
einen alten Dreiseithof mit kleinem,
natursteingepflastertem Innenhof.
Der nach Süden ausgerichtete Garten
gliedert sich in einen „Bauerngar-
ten“ im nördlichen Teil und eine
(Streuobst-)Wiese im südlichen Teil.
Getrennt werden die Bereiche durch
einen zeitweise wasserführenden
Graben. Im Westen wird der Garten
durch teils hohe, alte Bäume und
natürliche Hecken und Gestrüpp be-
grenzt, im Süden geht er mehr oder
minder übergangslos nur durch den
Weidezaun getrennt in eine extensiv
bewirtschaftete Rinderweide über.
Hier verrät Markus Setzepfand mehr
zu seinem Garten und seiner Leiden-
schaft, dem naturnahen Gärtnern.         Elke und Markus Setzepfand

Wie hat es bei Ihnen mit der Gärt-       die Naturnähe. Und dies unter den        Was sind für Sie wichtige Erkenntnisse
ner-Leidenschaft angefangen?             gegebenen standörtlichen Verhält-        aus Ihrer Gärtner-Erfahrung?
Wir wohnen seit 2006 in Sippersfeld.     nissen. Der Garten sollte sich in der    Es ist wichtig, sich und dem Garten
Meine Frau war nach dem ersten Blick     Dorfrandlage in die anschließende        Zeit zu lassen. Über die Jahre entwi-
auf den Garten sofort begeistert. Man    Landschaft einfügen. Das bedeu-          ckelte sich unser Garten so, wie wir
könnte fast sagen, wir haben zuerst      tet automatisch eine extensivere         ihn heute vorfinden. Die hinteren
den Garten gekauft und dann das alte                                              Wiesen wurden mehr und mehr in
                                         Bearbeitung, das Stehenlassen von
Haus und seine Nebengebäude. Wir                                                  den Garten einbezogen, indem dort
                                         Wildpflanzen und die Akzeptanz, dass
sind beide „vorbelastet“: Mein Vater                                              Obstbäume gepflanzt wurden sowie
                                         es auch etwas unordentlich aussehen
hat schon immer einen Kleingarten,                                                ein Hochbeet aus alten Balken errich-
                                         kann. Natur ist nicht ordentlich. Dies
in dem ich geholfen habe. Meine Frau                                              tet wurde. Einige Sitzecken kamen in
                                         steht im Widerspruch zum Garten,
ist durch den landwirtschaftlichen                                                den letzen Jahren hinzu. Die Grund-
                                         der als menschliche Kulturleistung
Betrieb ihrer Familie mit Obst-, Wein-                                            struktur des Gartens blieb bestehen.
                                         bei vielen ordentlich und aufgeräumt
und Gemüseanbau, dessen Erzeug-                                                   Ein harmonisches Gartenbild haben
nisse am Freiburger Münsterplatz         sein muss. Daraus ergeben sich auch
                                                                                  wir nicht am Reißbrett entworfen,
verkauft wurden, noch vertrauter mit     unterschiedliche Dimensionen von
                                                                                  sondern haben es langsam wachsend
den gärtnerischen Kulturen. Beide ha-    Schönheit. Manch einer findet die        entstehen lassen.
ben wir Forstwissenschaften studiert.    bunten, toten Kieselsteine im Vorgar-
Ich habe eine botanische Promotion       ten schön, der andere den gepflegten     Was wird bei Ihnen angebaut?
angehängt.                               moosfreien Rasen. Meine botanische       Wir bauen alles Mögliche an, unter
                                         Tätigkeit hat mich aber auch in der      anderem Gemüsearten wie Kohl,
Was waren für Sie Beweggründe für die    Gartenplanung und -nutzung zu            Rüben, Wurzelgemüse, verschiedene
Teilnahme am Wettbewerb?                 einem naturnäheren Ansatz geführt.       Salate. Auch alte, zum Teil in Verges-
Wir erfreuen uns an der Vielfalt – ob                                             senheit geratene Kultursorten bauen
Pflanzen oder Tiere – und lieben                                                  wir an. Manches wächst in unserem
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Fortsetzung: „Wir erfreuen uns an der Vielfalt“

Garten gut, manches wiederum                        nicht um mehrjährige Stauden han-             die Große Brennnessel stehen, die
nicht – einige Kartoffelsorten woll-                delt, lassen wir die Arten aussamen           zahlreichen Schmetterlingsraupen
ten einfach nicht groß werden, weil                 und manchmal ist die Überraschung             als Nahrungspflanze dient. Große
der Standort nicht passte. Nicht zu                 perfekt, wo welches Samenkorn auf-            Disteln oder andere höherwüchsige
vergessen sind die Tomaten, für die                 geht. Manche Jahre hatten wir nur ein         Stauden bieten vielen Insektenarten
ein eigenes Dach konstruiert wurde.                 einziges Exemplar vom Herzgespann,            Überwinterungsquartiere. Wichtig ist
Wir haben hier auch 17 halbstäm-                    im letzen Sommer war es ein Dutzend           insgesamt eine hohe Biodiversität an
mige Obstbäume. Dabei handelt es                    oder mehr und das letzte blühte noch          Wildpflanzen im Garten.
sich um alte Obstsorten. Vom alten                  im Oktober.
Obstbaumbestand ist eigentlich nur                                                                Wie viel Zeit kostet diese Art des Gärt-
noch der Apfelbaum hinter dem                       Was sind die Voraussetzungen für einen        nerns?
alten Hühnerstall übrig. Im hinteren                arten- und insektenreichen Garten?            Ich denke, wenn wir den Garten
Streuobstwiesenbereich haben wir                    Hier würde ich zunächst das wieder-           richtig aufräumen und alles in „or-
diverse Obstbäume gepflanzt, die                    geben, was der Gastgeber Sébastien            dentlichem Zustand“ halten würden,
dem nicht ganz einfachen Standort                   Heim bei der Wettbewerbs-Preis-               dass wir mehr Zeit in die Gartenarbeit
trotzen sollen. Da hat schon manches                verleihung 2019 im französischen              investieren müssten. Letztendlich ist
nicht geklappt und der gekaufte                     Obersteinbach sagte: Ordnung im               es aber ein Hobby, sozusagen positi-
Halbstamm ging nach einem halben                    Garten ist gut für den Menschen, aber         ver Stress. Es soll bei allem Aufwand
Jahr wieder ein.                                    schlecht für die Insekten. Genauso ist        auch Spaß machen und das tut es,
                                                    es auch. Wenn alles kurz und klein ge-        wenn wir die Tierwelt entdecken und
Welche alten Sorten erhalten Sie in                 mulcht wird und das auf der gleichen          uns von zufälligen Kombinationen
Ihrem Garten?                                       Fläche mehrere Male im Jahr, dann             der ausgesamten Blütenpflanzen
Alte Bauerngärten zeichnen sich                     werden der Insektenfauna wichtige             überraschen lassen.
durch eine Vielzahl an Gemüsear-                    Lebensräume entzogen. Wenn, wie
ten, Heil- und Gewürzkräutern aus.                  bei uns, eine größere Wiesenfläche            Wie geht es weiter, was haben Sie noch
Dazu zählen Guter Heinrich, Andorn,                 vorhanden ist, so muss diese nicht            vor?
Eibisch, Herzgespann, Wermut, Lieb-                 auf ganzer Fläche ständig gemäht              Bei der Preisverleihung in Ober-
stöckel, Echte Kamille, Mariendistel,               werden. Auch Randbereiche können              steinbach haben wir in dem Garten
verschiedene Thymus- und Allium-                    – wie wir es machen – stehengelas-            von Sébastien Heim tolle Ideen
Arten und viele andere. Wenn es sich                sen werden. An diesen Stellen bleibt          bekommen – gerade hinsichtlich
                                                                                                  der künstlichen Nisthilfen für Wild-
                                                                                                  bienen. Wir wollen nun ein größeres
                                                                                                  Insektenhotel mit Materialien bauen,
                                                                                                  die auch potenziell bei uns vorkom-
                                                                                                  menden Hautflüglern eine Nisthilfe
                                                                                                  bieten können. Einen Käferkeller aus
                                                                                                  Eichenholz haben wir schon fertig
                                                                                                  gemacht. Alte Ziegel schichten wir
                                                                                                  auf – auch das kann einigen Insekten
                                                                                                  Unterschlupf bieten. Wenn man in
                                                                                                  einen Garten geht, wie den von un-
                                                                                                  serem Gastgeber der Preisverleihung,
                                                                                                  bekommt man automatisch Ideen:
                                                                                                  Das können wir doch auch machen.
                                                                                                  Vielleicht dient ja unser Garten auch
                                                                                                  einigen Besuchern als Beispiel, wie
                                                                                                  man auf einer überschaubaren Fläche
                                                                                                  etwas für die Artenvielfalt tun kann.

Schön, nützlich und artenreich: Garten von Familie Setzepfand in Sippersfeld (Foto: Setzepfand)
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Neu bei uns im Team:
die Kräuterpädagogin Petra Knoll
Petra Knoll ist seit Kurzem als ehren-   by-Gärtnerin, engagiert sich bei den
amtliche Mitarbeiterin beim Team des     Naturfreunden und wurde vor fünf
Biosphärenreservats Pfälzerwald in       Jahren in der Gundermannschule zur
Lambrecht tätig. Im Bereich „Bildung     Kräuterpädagogin ausgebildet. Seit-
für nachhaltige Entwicklung“ bietet      her gibt sie ihr Wissen über heimische
sie Führungen, Workshops und Semi-       Wildkräuter bei Kräuterführungen
nare rund um das Thema Kräuter an.       und in Workshops gerne an Naturin-
                                         teressierte weiter.
Petra Knoll ist 1964 in Lambrecht ge-
boren und lebt seit 15 Jahren wieder     Tipp von unserer
in ihrem Heimatort. Nach dem Abitur      Kräuterpädagogin online
hat sie die Beamtenlaufbahn einge-       Unsere Kräuterpädagogin gibt re-
schlagen und berufsbegleitend wei-       gelmäßig unter www.pfaelzerwald.
tere Ausbildungen zur Bankkauffrau       de/news einen Hinweis auf eine           Petra Knoll
und Personalfachkauffrau absolviert.     spannende Wildpflanze, die gerade
                                         gedeiht – mit wissenswerten Infos        chen, inklusive einem Rezept für
Daneben gilt ihr Interesse vor allem     und einer Idee zur Verwendung.           Gänseblümchen-Gelee!
der Natur. Sie ist begeisterte Hob-      Aktuell gibt es Infos zum Gänseblüm-

  Rezept-Vorschlag von unserer Kräuterpädagogin
  Hier eine Rezeptidee, um mit Wildkräutern fit in den Frühling zu starten: *

  Pesto „Wilde Kräuter“
  Ein Pesto aus Wildkräutern ist schnell zubereitet und eine gesunde Ergänzung zu Pasta. Lecker aber auch als Würze
  für Soßen, Suppen, Fleisch oder Fisch. Für ein Pesto kann man alles verwenden, was der Gang durch Garten, Feld,
  Wald oder Wiese an „Schätzen“ zutage fördert: zum Beispiel Bärlauch, Brennnessel, Giersch, Knoblauchrauke,
  Löwenzahn oder die jungen Blätter der Schafgarbe.

  Zutaten
  100 g gemischte Wildkräuter
  50 g Pinienkerne (alternativ Walnüsse oder Sonnenblumenkerne)
  50 g Parmesan
  250 ml Olivenöl (alternativ Walnuss-, Kürbiskern- oder Distelöl)
  eventuell 2 Knoblauchzehen, Meersalz, Pfeffer

  Zubereitung
  Pinienkerne in einer Pfanne vorsichtig anrösten, bis sie duften. Den Parmesan fein reiben. Die Kräuter waschen,
  trocknen, grob zerkleinern und mit gut der Hälfte des Öls, den Pinienkernen und nach Wunsch etwas Knoblauch in
  ein Püriergefäß geben. Mit dem Pürierstab zu einer homogenen Masse verarbeiten. Den Parmesan untermischen,
  mit Salz und Pfeffer würzen und bei Bedarf noch so viel Öl zugeben, bis eine cremige Masse entsteht. Das Pesto in
  heiß ausgespülte Schraubgläser füllen und mit etwas Öl übergießen. So gelangt keine Luft daran und es hält sich
  länger.

  * Wichtige Hinweise:
  Grundsätzlich sollten keine Kräuter gesammelt werden, die man nicht genau kennt, denn viele Kräuter haben giftige
  Doppelgänger. Nicht an Straßen oder gedüngten Feldern sammeln und nie die ganze Pflanze pflücken oder herausreißen.
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„Uffbasse!“
Frühlingshafte Beobachtungen zwischen Wein und Wald – ein Spaziergang
mit der Biosphären-Guide Ute Seitz

„Uffbasse!“ – mein Pfälzer Lieblings-    Von dort führt der Weg steil hinauf,
wort – immer dann, wenn ich meinen       vorbei an Brunnen und geheimnisvol-
Gästen etwas mitteilen möchte. Heute     len, alten Bunkern, entlang eines plät-
möchte ich Sie auf diesem Weg mit-       schernden Wasserlaufes. Im Sommer
                                         wird es hier angenehm kühl sein, wenn
                                         „draußen“ in den Weinbergen die
                                         Hitze steht. Über viele Brücken, vorbei
                                         am Frauenbrunnen und weiter zur St.
                                         Martiner Mariengrotte führt der Weg
                                         und bringt uns zur Kropsburg.

                                         Im Wald blühen noch die Anemonen
                                         und an feuchten Stellen auf Sandstein
                                         der Sauerklee. Von der Burg geht es auf
                                         der alten, zum Teil noch mit Sandstei-
                                         nen gepflasterten Straße hinunter an
                                         den Ortsrand von St. Martin. Auf dem
                                         Weinlehrpfad und durch die Weinber-
                                                                                   Kropsburg
                                         ge geht es hinab ins Tal des Kropsba-
                                         ches. An den Wasserrückhaltebecken        mit Blick auf das Hambacher Schloss
                                         lässt sich mit etwas Glück ein Reiher     zurück zum Ausgangspunkt bei Alster-
                                         beobachten.                               weiler.
Ute Seitz

nehmen auf meine kleine Frühlings-       Das letzte Stück des Weges führt ent-     Die Sonne scheint – und wärmt auch
wanderung von Maikammer-                 lang des Pfälzer Mandelpfades vorbei      schon etwas – da zieht es mich raus in
Alsterweiler durch die Weinberge         an blühenden Kirschbäumen und             die erwachende Natur. Die Augen auf,
hinauf in den Wald und über St. Martin
wieder zurück.

Vom Parkplatz am westlichen Ortsrand
von Alsterweiler aus geht es an einen
kleinem Bachlauf entlang durch die
Weinberge, hinauf an den Waldrand
oberhalb von St. Martin. Am Breiten-
berg entlang, hinter dem Hotel „Haus
am Weinberg“ vorbei führt der Weg
zur Totenkopfstraße. Diese wird auf
Höhe der Einfahrt zur Wappenschmie-
de St. Martin überquert. Hinunter in
das Bachtal führt der Weg und im Tal
entlang bis zum Bellachini Brunnen.
Wäre es noch etwas wärmer, würde der
kleine Rastplatz am Teich zum Verwei-
len einladen.                            Fontäne im Wald
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Fortsetzung: „Uffbasse!“

                                           Haselnuss kennt fast jeder, aber die
                                           kleinen roten weiblichen Blütenstern-
                                           chen haben die wenigsten schon mal
                                           bewusst angeschaut.

                                           Es gibt viel zu entdecken, wenn alles
                                           anfängt zu wachsen und zu sprießen.
                                           Und nicht nur wir sind unterwegs,
                                                                                     Rebe mit steigendem Safttropfen
                                           auch die Bienen und Hummeln sind

                                                                                     Unten am Boden in den begrünten
                                                                                     Zeilen blühen schon Taubnesseln,
Sauerklee                                                                            Traubenhyazinthen, Gänseblümchen,
genau hingeschaut – nicht alle Pflan-                                                Ehrenpreis, Sternmieren und Löwen-
                                                                                     zahn. In manchem Wingert wächst der
zen blühen so auffällig wie die rosafar-
                                                                                     Raps so hoch wie die Reben derzeit in
benen Mandelbäume, die im Frühling
                                                                                     ihrem kahlen Zustand. Die gelben Blü-
tausende in die Pfälzer Weinberge
                                                                                     ten bilden einen schönen Kontrast zu
locken. Die langen Blütenkätzchen der                                                den Rebstöcken und sie werden schon
                                                                                     fleißig von kleinen Insekten besucht.

                                                                                     (Fotos und Text: Ute Seitz)

                                           Haselblüte

                                           schon auf der Suche nach Futter und
                                           umkreisen geschäftig die Blüten. In
                                           den Weinbergen schlafen die Knos-
                                           pen der Reben noch. Nur die Tropfen
                                           am Ende der angeschnittenen Triebe
                                           verraten, dass hier der Saft steigt und
                                           die Pflanzen langsam zum Leben
                                           erwachen.

Blick auf Hambacher Schloss                                                          Weinbergflora

  Unsere Biosphären-Guides
  Sie sind Expertinnen und Experten für die Region, haben fundierte Kenntnisse zur heimischen Pflanzen, Tieren und
  zur Geologie des Pfälzerwalds und sind geschult, Angebote für verschiedenste Zielgruppen zu erstellen und durch-
  zuführen.
  Die Biosphären-Guides im Pfälzerwald sind zertifizierte Natur- und Landschaftsführer*innen (ZNL) oder Staatlich
  Zertifizierte Waldpädagog*innen (ZWP), die sich zusätzlich zum Biosphären-Guide weitergebildet haben. Sie bieten
  Führungen zu unterschiedlichsten Themen und Lebensräumen unseres Biosphärenreservats.
  Derzeit sind alle Termine abgesagt.
  Wir freuen uns schon darauf, wenn wir Ihnen die Erlebnisse mit unseren Biosphären-Guides wieder anbieten
  können und halten Sie über www.pfaelzerwald.de/termine auf dem Laufenden.
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Verlust der Dunkelheit –
neu beleuchtet
Preise im Sternenpark-Videowettbewerb für Schülerinnen und Schüler vergeben

Schülerinnen und Schüler, die                      natürliche Dunkelheit und den freien               sich auf ein Pfälzerwald-Erlebnis mit
im Biosphärenreservat und                          Blick auf unseren Sternenhimmel                    einem Biosphären-Guide freuen. In
nahegelegenen Orten zur Schule                     verlieren.                                         ihrem Video wurden die Fragen zur
gehen, waren im Herbst 2019                                                                           Lichtverschmutzung sehr kreativ
aufgerufen, gegen den Verlust der                  Den ersten Platz belegten Angus                    beantwortet. Von Aliens bis über die
natürlichen Dunkelheit kreativ tätig               Schöfer, Diego Nazarenus, Kristof                  Fahrt auf einem Kreuzfahrtschiff fand
zu werden. Das Projekt Sternenpark                 Mayenschein, Philipp Preuß                         eine Verbindung zum Thema statt.
Pfälzerwald des Biosphärenreservats                und Robin Welter von der IGS
hatte gemeinsam mit dem ZENAPA-                    Thaleischweiler-Fröschen. Mit einem                Deven Eicher und Darius Schmidt
Projekt des Bezirksverbands Pfalz und              kreativ geschnittenen Video, in                    von der IGS Thaleischweiler-Fröschen
dem Biosphärenhaus in Fischbach                    dem sie unter anderem zeigten, wie                 überzeugten die Juroren des
dazu eingeladen, kurze Videos                      überwältigend ein Himmel ohne                      Sternenpark-Projekts unter anderem,
zum Thema Lichtverschmutzung                       Lichtverschmutzung aussehen kann,                  weil die Filmtechnik mit den
und Schutz der natürlichen Nacht                   gewannen sie einen Gutschein                       abwechselnden Beiträgen das Video
einzureichen. Junge Leute aus der                  für einen Besuch im Planetarium                    sehr lebendig gemacht hat und auch
Pfalz – insbesondere der 7. und 10.                Mannheim.                                          die Fragen zur Lichtverschmutzung
Klassen in Schulen der Region, aber                                                                   gut beantwortet wurden – dabei
auch Aktive aus Schul-AGs oder von                 Emil Lerchbacher und Simon                         hatte der Appell, selbst etwas
Vereinen – haben sich auf diese Weise              Freudenberg vom Burggymnasium                      gegen Lichtverschmutzung zu tun,
intensiv damit auseinandergesetzt,                 in Kaiserslautern holten mit ihrem                 besonders gut gefallen.
was es bedeutet, wenn wir die                      Video den zweiten Platz und können

Durch geringe Lichtverschmutzung überwältigend: Sternenhimmel bei Schmalenberg im zentralen Pfälzerwald (Foto: Christian Mücksch)
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Erstmals freiwilliges ökologisches
Jahr im Biosphärenreservat
Pfälzerwald
Ein Jahr lang mit anpacken und mitgestalten in der UNESCO-Modellregion

Erstmals gibt es für junge Menschen
die Möglichkeit, in der Geschäftsstelle
des Biosphärenreservats Pfälzerwald
in Lambrecht ein zwölfmonatiges
Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)
zu leisten. Das FÖJ läuft ab Anfang
August 2020 bis Ende Juli 2021.
Bewerben können sich alle ab 18 bis
einschließlich 26 Jahre.

Dort, wo alle Fäden der Biosphärenre-
servats-Aktivitäten zusammenlaufen,
beim Team des Biosphärenreser-
vats mit Sitz in Lambrecht, ist der
Haupteinsatzort des FÖJlers bezie-
hungsweise der FÖJlerin. Sie oder
er übernimmt Aufgaben vor allem
im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und
Kommunikation, Bildung für nachhal-
tige Entwicklung sowie Naturschutz
und Landschaftspflege. Die Entwick-
lung und Durchführung eigener
Projekte ist ebenfalls möglich.
                                          Mitanpacken und Mitgestalten im Biosphärenreservat Pfälzerwald: Erstmals kann man hier ein FÖJ
                                          leisten (Foto: Biosphärenreservat)
Neben der Arbeit in der Einsatzstel-
le stehen auch einige thematische         weiteren Informationen rund um
FÖJ-Seminare auf dem Programm.            das FÖJ und die Bewerbung sowie
Während der Seminare, die die Koor-       weitergehende Informationen zum
dinatoren des rheinland-pfälzischen       Biosphärenreservat als Einsatzstelle.
FÖJ in Mainz anbieten, haben die jun-     Bewerbungen sollten bis 08. Mai
gen Leute Gelegenheit, andere FÖJler      2020 beim Biosphärenreservats-Team
und FÖJlerinnen kennenzulernen            in Lambrecht eingehen. Die Bewer-
sowie Erfahrungen auszutauschen.          bungen werden ausschließlich online
Sie arbeiten zudem zu Themen rund         erstellt und abgeschickt unter
um Ökologie und Umweltschutz und          www.foej-rlp.de/foej-und-oebfd-
können auch einsatzortübergreifend        in-rheinland-pfalz/bewerbung.
gemeinsame Projekte entwickeln.

Für ihr FÖJ erhalten die Freiwilligen
ein Taschengeld sowie gegebenen-
falls einen Zuschuss zur Unterkunft.
Unter www.foej-rlp.de gibt es alle
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Aus dem Projekt „LIFE Biocorridors“ –
Lebensräume verbinden
Erlenbach: Mager- und Streuobstwiesen freigestellt und wiederhergestellt

Bei Erlenbach sind unterhalb von                   gesät. Schließlich haben zahlreiche                liches Leben zu bewahren und zu
Burg Berwartstein ehemals terrassier-              Helferinnen und Helfer, viele von                  schützen, ist eine der Aufgaben des
te und inzwischen stark verbuschte                 ihnen Grundstückseigentümer und                    deutsch-französischen „LIFE Biocor-
Ackerbauflächen freigestellt und als               -eigentümerinnen, rund 100 Obst-                   ridors“-Projekts, das im Biosphären-
Streuobstwiese wiederhergestellt                   bäume gepflanzt. Dafür waren vor                   reservat Pfälzerwald-Nordvogesen
worden. Die Maßnahme wurde durch                   allem seltene heimische Obstsorten                 Lebensräume miteinander verbindet.
das deutsch-französische Projekt „LIFE             gewählt worden. Durch Beweidung                    Die Streuobstwiese in Erlenbach ist
Biocorridor“ umgesetzt, das Mitarbei-              mit Schafen werden die Flächen wei-                einer der Trittsteine für den grenzü-
terinnen des Naturparks Nordvoge-                  terhin offengehalten.                              berschreitenden Biotopverbund. Die
sen gemeinsam mit Mitarbeiterinnen                                                                    Gemeinde und Grundstückseigen-
des Biosphärenreservats Pfälzerwald                Streuobstwiesen als wertvolle Bioto-               tümer haben aktiv mitgeholfen, die
durchführen. Baumpfleger haben                     pe, die vielen geschützten Tier- und               Maßnahme umzusetzen, und über-
in Erlenbach zunächst 53 Altbäume                  Pflanzenarten als Lebensraum dienen,               nehmen langfristig Verantwortung.
geschnitten, danach wurde die Fläche               aber auch als eine Grundlage für ein
mit einer Grünlandmischung ein-                    gesundes, nachhaltiges und genüss-

Unterhalb von Burg Berwartstein: Verbuschte Fläche vor und freigestellte sowie neu bepflanzte Streuobstwiese nach der Maßnahme (Foto: BR)

Schilder für das LIFE-Projekt

23 große und 30 kleine Schilder infor-             Informationen darüber, was auf der
mieren dort, wo in Wald, Wiesen und                jeweiligen Fläche umgesetzt wurde,
an Wasserläufen mithilfe des LIFE-Pro-             weshalb diese Fläche von Bedeutung
jekts Lebensräume für den grenzüber-               ist und zeigen beispielhaft, welchen
schreitenden Biotopverbund erhalten                Tier- und Pflanzenarten sie als Biotop
oder geschaffen wurden. Die Schilder               dient.
mit den Kastanienholzrahmen liefern
in Deutsch, Englisch und Französisch                                                                  Schild an der Fläche bei Erlenbach
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Fortsetzung: Aus dem Projekt „LIFE Biocorridors“ – Lebensräume verbinden

Pflanzaktion mit Schülerinnen und Schülern in Bad Bergzabern

Die Stadt Bad Bergzabern will den Bi-              ben bei der Aktion Anfang März Schü-               verpflichtet, die Bäume mindestens
otopverbund im Biosphärenreservat                  lerinnen und Schüler der 10. Klasse                über die Dauer der nächsten 18 Jahre
Pfälzerwald-Nordvogesen unterstüt-                 der Realschule plus. Gepflanzt wurde               zu pflegen.
zen und pflanzte in Kooperation mit                mitten im Kurpark, wodurch die dort
dem Projekt „LIFE Biocorridors“ und                bestehende Streuobstwiese erweitert
dem Alfred-Grosser Schulzentrum 26                 werden konnte. Als Teil der Maßnah-
Streuobstbäume. Mit angepackt ha-                  me hat die Stadt Bad Bergzabern sich

Haben fleißig mit angepackt: Schülerinnen und Schüler des Alfred-Grosser-Schulzentrums bei der Pflanzkation im Kurpark Bad Bergzabern

  Das Projekt
  Das EU-Projekt „LIFE Biocorridors“ will ein grenzüberschreitendes ökologisches Netzwerk im Biotopverbund Pfäl-
  zerwald-Nordvogesen schaffen. Hierfür werden verschiedene Maßnahmen in Wald, Wiesen und an Wasserläufen
  durchgeführt. Im Offenland geht es darum, Streuobstwiesen sowie magere Wiesen und Weiden zu bewahren oder
  neu anzulegen. Weiterhin soll ein Netz an Altholzinseln entstehen und der Laubwaldanteil erhöht werden. Natür-
  liche Bachuferwälder sollen wiederhergestellt, Fließgewässer wieder durchlässig und Feuchtgebiete gepflegt wer-
  den. Die Europäische Union sowie die Projektpartner in Frankreich und Rheinland-Pfalz stellen für das Projekt „LIFE
  Biocorridors“ insgesamt 3,6 Millionen Euro zur Verfügung. Mit 540.000 Euro fördert das Ministerium für Umwelt,
  Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz die Umsetzung der Maßnahmen.
  Informationen unter www.lifebiocorridors-vosgesnord-pfaelzerwald.eu
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Gedanken zur Bedeutung der
Nachhaltigkeitsziele während der
Corona-Krise
Ein Beitrag von Corinna Säger, Leiterin des Projekts „Pfälzerwald:
SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“

„Eine sehr berechtigte Frage in          Nachhaltigkeit wieder in den Fokus        existenziellen Probleme zurück-
unserer Arbeit betrifft derzeit die      rücken – wie Solidarität, Zusammen-       zukommen: Auch die haben mit
existenziellen Probleme, in die viele    halt, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit   Nachhaltigkeit zu tun. So appelliert
Menschen durch die Corona-Krise          und gegenseitige Rücksicht. Mir           die Agenda 2030 an alle, daran zu
geraten sind. Das Thema der nach-        persönlich wird auch die essenzielle,     arbeiten, jeden Menschen von seiner
haltigen Entwicklung und der SDGs        wohltuende Wirkung der Natur,             Not zu befreien und niemanden zu-
(Sustainable Development Goals)          mein Rückzugsort vor dem Home-
                                                                                   rückzulassen.
erscheint da auf einen Schlag wenig      office, offensichtlich. Ich empfinde
bedeutsam. Die Frage stellt sich: Wie    Dankbarkeit, dass die Natur existiert,
                                                                                   Die Quintessenz aus meinem Ge-
können wir damit umgehen? Oder:          und spüre dabei, dass wir sie zu sehr
Wie können wir die Corona-Krise mit      verwunden und sie besser schützen         dankenquerschnitt ist, dass wir uns
den Nachhaltigkeitzielen zusammen-       müssen.                                   momentan in einer kollektiven Krise,
denken?                                                                            einem „kollektiven Trauma“ befinden.
Für mich wird durch die Corona-Krise     Gleichzeitig wird mir deutlich, dass      Jetzt ist es natürlich, dass sich die
die Notwendigkeit von nachhaltiger       Menschen Produkte erzeugen und            Blicke nur auf das Trauma fokussieren.
Entwicklung offensichtlich. Es wird      Dienstleistungen erbringen, ihrer         Gleichzeitig sollte man sich bewusst
mir klar, dass alles in komplexen        Arbeit nachgehen, um ihre Existenz        sein, dass alles andere von vor der Kri-
Zusammenhängen miteinander               zu sichern und dass das uns als           se genauso relevant bleibt und auch
steht, und dass unser Handeln immer      Menschen ausmacht. Und dass wir           in absehbarer Zeit wieder Thema sein
Auswirkungen hat. Dass nachhaltig        in einem isolierten, kontrollierten       wird.“
durchdachte und fachübergreifende        Stillstand alle leiden.
Ansätze wichtig sind, um Krisen zu       Es wird mir gleichzeitig deutlich, dass
vermeiden und, wenn sie eintreten,       die Wirtschaft dabei nicht achtlos
besser darauf vorbreitet zu sein.        – und damit meine ich sowohl die
                                         Produzenten als auch Konsumenten
Die Corona -Krise zeigt mir, dass        – die Ressourcen der Natur nutzen
Systeme, die wir vor kurzem noch als     kann, ohne dass das auf sie selbst zu-
schwer verwundbar glaubten, ganz         rückkommt. Sie muss Verantwortung
plötzlich doch sehr empfindlich sind.    übernehmen.
Mir wird bewusst, wir sind nicht auf
einer sicheren Insel – wir sitzen alle   Die Corona-Krise zeigt mir auch, dass
in einem globalen Boot. Und gleich-      etablierte Mächte straucheln und in-
zeitig gilt nach wie vor: Die Schwäch-   novative Neulinge erstarken können.
sten sind am meisten gefährdet, wie      Hier fällt mir die wichtige Rolle von
etwa die verheerenden Zustände im        Innovation, Forschung, resilienten
Flüchtlingscamp auf Lesbos zeigen.       Infrastrukturen und Versorgungs-
                                         mustern ein, ein typisches Agen-
Ich finde, dass durch die Corona-Kri-    da-2030-Thema.
se ganz bestimmte Aspekte der            Und um auf die Anfangsfrage der           Steht für die 17 SDGs: Farbrad der UN
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Wenige Amphibien, viele Libellen
Erste Ergebnisse der umfangreichen Kartierungsarbeiten
im Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“

Im chance.natur-Projekt „Neue Hir-               bis nach Grünstadt reicht, umgesetzt               die deutschlandweit vom Aussterben
tenwege im Pfälzerwald“ liegen erste             werden sollen.                                     bedrohte Nymphenfledermaus.
Ergebnisse der Kartierungsarbeiten
für die Erstellung des Pflege- und               Neben den Tierarten wurden auch                    Bei den Reptilien, die von Frühjahr
Entwicklungsplans vor. Das Insitut               erste Ergebnisse zur Vegetation im                 bis Frühherbst 2019 in vorgegebenen
für Umweltstudien (IUS) aus Kandel,              Fördergebiet geliefert. Diese Kartie-              Gebieten kartiert wurden, konnten
das den Auftrag für das Biosphären-              rungen werden jetzt mit Beginn der                 alle sechs zu erwartenden Arten wie
reservat Pfälzerwald ausführt, hat               Vegetationsperiode fortgesetzt. Ziel               zum Beispiel die Mauer- und Zaunei-
seine Untersuchungen zu Vögeln,                  der Kartierungsarbeiten ist es, für das            dechse, die Blindschleiche und die
Fledermäusen, Reptilien, Amphibien,              Projekt charakteristische Lebensräu-               Schlingnatter gefunden werden. Die
Fischen, Krebsen, Tagfaltern und wei-            me repräsentativ zu erfassen sowie                 Biologen von IUS haben dabei fest-
teren Insekten vorgelegt.                        standorts- und nutzungsbezogene                    gestellt, dass sich die Tiere wegen der
                                                 Besonderheiten zu ermitteln und                    überdurchschnittlichen Temperaturen
Die Untersuchungen sind ein wich-                hinsichtlich ihrer Bedeutung zu beur-              und der ausgeprägten Trockenheit
tiger Bestandteil des Pflege- und                teilen.                                            vorwiegend in halbschattige Bereiche
Entwicklungsplans (PEPL), der im                                                                    zurückgezogen hatten. Dieselben
Zentrum von Projekt I des „Hirten-               17 Fledermaus- und 70 Schmetter-                   Witterungsverhältnisse führten dazu,
wege“-Projekts steht. Darin werden               lingsarten                                         dass Laichgewässer von Amphibien
die Ziele und Maßnahmen auf den                  Die umfassende Datenerhebung im                    austrockneten und deshalb die Ent-
Projektflächen definiert. Anschlie-              Fördergebiet bietet einen hohen                    wicklung der Eier beziehungsweise
ßend wird das auf zehn Jahre ausge-              Informationsgehalt, der für die Pro-               Larven nicht abgeschlossen werden
legte Projekt II beim Bund beantragt,            jektplanungen von hoher Relevanz                   konnte. Insgesamt war der Reproduk-
bei dem die Maßnahmen über das                   ist. Insgesamt wurden 17 Fledermaus-               tionserfolg 2019 bei den Amphibien
geplante, etwa 8.200 Hektar große                arten festgestellt. Dazu zählen die                im Gebiet der Erfassung sehr gering.
Fördergebiet, das über die Grünland-             bundes- und landesweit vom Ausster-                Es wurden sieben Amphibienarten –
gebiete vom Wasgau zum Haardtrand                ben bedrohte Wimperfledermaus und                  unter anderem der Teichfrosch, der

Sucht die Wärme von Sandsteinfelsen und Trockenmauersteinen: die Mauereidechse (Foto: BR/Baumann)
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Fortsetzung: Wenige Amphibien, viele Libellen

Bergmolch und der Feuersalamander           gefundene Warzenbeißer. Aber auch         Die Ergebnisse der Untersuchung
– erfasst. Gefährdete Arten wie die         Arten wie die Große Schiefkopfschre-      bestätigen auch, dass einheimische
Gelbbauchunke oder die Geburts-             cke und die Steppen-Sattelschrecke        Krebsarten massiv gefährdet sind. Es
helferkröte wurden im Fördergebiet          konnten nachgewiesen werden.              wurden ausschließlich die aus Nord-
nicht gefunden. Streng geschützte                                                     amerika stammenden Signalkrebse
Arten, wie die Kreuzkröte, wären aber       Für Käfer haben die Biologinnen und       in den Untersuchungsabschnitten
im Gebiet denkbar.                          Biologen Flug- und Klebefallen aufge-     der Wieslauter gefunden, die hier als
                                            stellt, mit deren Hilfe sie 121 zumeist   Neozoon, also durch menschlichen
Über 70 verschiedene Schmet-                holzbewohnende Arten feststellen          Einfluss eingewanderte Art, vorkom-
terlingsarten – darunter Tagfalter,         konnten. Unter anderem wurde der          men. Signalkrebse sind resistenter
Widderchen und Ameisenbläulinge –           seit einigen Jahren wieder vermehrt       gegen Krankheiten wie die Krebspest
haben die Spezialistinnen und Spezi-        nachgewiesene Bunte Eichen-Widder-        und aggressiver als die heimischen
alisten ausfindig gemacht, fünf davon       bock gefunden. Er gilt bundesweit als     Edelkrebse. Die Untersuchungen zei-
sind streng geschützt, wie etwa der         vom Aussterben bedroht. Es wurde          gen auch, dass Signalkrebse verstärkt
Große Feuerfalter, der Dunkle Wie-          auch der Große Goldkäfer nachge-          sommerkalte Oberläufe von Fließge-
senknopf-Ameisenbläuling und der            wiesen, der ebenfalls die Einstufung      wässern aufsuchen, die als Refugien
Schwarzfleckige Ameisenbläuling.            „vom Aussterben bedroht“ innehat.         für heimische Flusskrebse dienen
                                            Auffällig ist auch der Anteil an Käfer-   könnten. Auf heimische Flusskrebs-
Libellen haben von den hohen                arten, die eine besondere Lebensform      arten sind die Biologen und Biolo-
Temperaturen und langen Sonnen-             mit einer Bindung an die Nester von       ginnen in dem beprobten Gewässer
scheindauern profitiert. Im Som-            Hautflüglern wie Wildbienen, Wespen       nicht gestoßen.
mer 2019 wurden 13 Arten auf den            und Ameisen haben.
Untersuchungsflächen kartiert, unter                                                  Das Projekt „Neue Hirtenwege im
anderem die streng geschützte Grüne         Eine sehr enge Bindung an Kno-            Pfälzerwald“ wird im Biosphärenreser-
Keiljungfer und die Blauflügelige           tenameisen haben verschiedene             vat Pfälzerwald umgesetzt, Projekt-
Prachtlibelle; letztere ist die häufigste   Schmetterlingsarten aus der Familie       träger ist der Bezirksverband Pfalz.
Kleinlibellenart im Untersuchungsge-        der Bläulinge, deren Raupen sich von      Die Förderung des Vorhabens erfolgt
biet und weist auf eine gute Sauer-         Ameisenbrut ernähren. Die Ameisen         durch das Bundesamt für Naturschutz
stoffversorgung der Gewässer hin, an        wurden zur genaueren Bestimmung           mit Mitteln des Bundesministeriums
denen sie vorkommt.                         gefangen und im Labor in Knoten-          für Umwelt, Naturschutz und nukle-
                                            und Nicht-Knotenameisen unter-            are Sicherheit (BMU) sowie durch
Bei den Heuschrecken ist eine men-          schieden. So konnten vier Arten aus       das Land Rheinland-Pfalz. Projekt I
genmäßige Erfassung wegen der               der Unterfamilie der Knotenameisen        wird mit 1,8 Millionen Euro gefördert.
unterschiedlichen Lebensweisen der          im Gebiet festgestellt werden.            Nach erfolgreichem Abschluss der
Tiere schwierig. Die Kartierungen                                                     Projektplanung in Projekt I würde
konnten teilweise anhand der Gesän-         Das Vorkommen von Fischen und             sich für weitere zehn Jahre Projekt II
ge der Tiere durchgeführt werden.           Rundmäulern wie Neunaugen ist ein         anschließen, in dem die in Projekt I
Diese sind über eine Entfernung von         wichtiger Indikator für die Wasser-       erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt
fünf bis 50 Metern zu hören, manche         qualität, die Gewässerstruktur sowie      werden sollen.
allerdings sind nur im Ultraschallbe-       die Durchlässigkeit von Gewässern.
reich wahrnehmbar. Der Kartierung           Das Vorkommen dieser Arten haben
kommt auch zugute, dass unter-              die Spezialistinnen und Spezialisten
schiedliche Heuschreckenarten ver-          mithilfe von Elektrobefischung unter-
schiedene Tag- und Nachtzeiten für          sucht, die für die Tiere ungefährlich
ihr Zirpen und Schnarren bevorzugen.        ist. 11 Fisch- und Rundmäulerarten
Insgesamt wurden auf den zehn zu            wurden dabei in den untersuchten
untersuchenden Flächen 35 Heu-              Abschnitten der Wieslauter gezählt,
schreckenarten festgestellt. Als Zielart    darunter geschützte Arten wie das
des Projekts gilt beispielsweise der        Bachneunauge und die Groppe.
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Süddeutsche Wander- und
Hüteschäferei ist Immaterielles
Kulturerbe der UNESCO
Jahrhundertealtes Kulturgut und wichtiger Beitrag zu Artenvielfalt und Biotopvernetzung

Seit Kurzem gehört die süddeutsche
Wander- und Hüteschäferei zum Im-
materiellen Kulturerbe der UNESCO in
Deutschland. Die Wander- und Hüte-
schäferei, die in den süddeutschen Mit-
telgebirgsregionen mit Flusstälern und
in der Bodenseeregion praktiziert wird,
spielt seit Jahrhunderten und bis heute
eine wichtige Rolle für die Erhaltung
der Kultur- und Naturlandschaft sowie
der darin lebenden Tier- und Pflanzen-
arten. Aus dieser Beweidungsform sind
sowohl die Mager- und Trockenrasen
entstanden als auch die Wacholder-
heiden Baden-Württembergs. Die
Schäferinnen und Schäfer müssen mit
ihren Herden sowohl standörtliche als
auch jahreszeitliche Wechsel bewerk-      Verlauf der Zugwege im Süden Deutschlands im 19. Jahrhundert: Wanderschäferinnen und -schäfer
stelligen. Dabei legen sie teilweise      haben mit ihren Herden über Jahrhunderte lange Strecken auch über das Gebiet des Pfälzerwalds
                                          hinweg zurückgelegt. (Grafik: BR/nach Wolfgang Jacobeit: Schafhaltung und Schäfer in Zentraleuropa
Strecken von bis zu 500 Kilometern        bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, Akademie-Verlag, Berlin 1961)
zurück, um an die verschiedenen
                                          zu unterschiedlichen Jahreszeiten stellt          derschäfer und der extensiven Tier-
Sommer-, Herbst- und Winterweiden
                                          wie die um die Wander- und Hüte-                  halter im Pfälzerwald soll ein großer
zu kommen. Oft sind die Weiden karge
                                          schäferei entstandenen Schäferlieder,             Biotopverbund über eine Fläche von
Gründe, die keine andere landwirt-
                                          Schäferdichtungen und Schäfertänze                8.200 Hektar entstehen. Das Projekt ist
schaftliche Nutzung sinnvoll erschei-
                                          ein wichtiges Kulturgut dar.                      eines von 80 chance.natur Projekten
nen lassen. Aber auch Flächen, die we-
gen der Aufgabe der Bewirtschaftung                                                         in Deutschland. Die Projekte befassen
langsam verbuschen, werden von den        Das chance.natur Projekt „Neue Hir-               sich mit Naturschutzthemen und sind
Schäferinnen und Schäfern und ihren       tenwege im Pfälzerwald“ beschäftigt               in zwei Phasen aufgeteilt. In der ersten
Herden besucht. Da die Tiere in ihren     sich im Südwesten Deutschlands ,                  Phase, der Planungsphase, wird ein
Klauen und in ihrer Wolle verschiedene    nämlich der Mittelgebirgsregion des               Pflege- und Entwicklungsplan erstellt.
Kleinstlebewesen und Pflanzensamen        Pfälzerwalds, mit der Wanderschäferei.            In der zweiten Phase geht es um die
transportieren, leistet die Wander-       Auch hier gab es nachweislich seit                Umsetzung der Maßnahmen aus dem
schäferei einen wichtigen Beitrag zur     dem Mittelalter mehrere Zugwege                   Pflege- und Entwicklungsplan. Das
Erhaltung der Artenvielfalt und der       der Wanderschäfer durch die Pfalz.                Projekt „Neue Hirtenwege im Pfäl-
Vernetzung von Lebensräumen.              Diese Tradition hat sich insbesondere             zerwald“ befindet sich im Moment in
                                          im Pfälzerwald bis heute fortgesetzt              der ersten Phase.
Die Vermittlung des Wissens um die        und die Arbeit der pfälzischen Schäfe-
Haltung, Züchtung und das Hüten           rinnen und Schäfer erfährt durch die              Informationen auch unter
und Führen der Tiere wie auch um die      Auszeichnung der UNESCO eine große                www.unesco.de/kultur-und-natur/
Nutzung verschiedener Weideflächen        Wertschätzung. Mithilfe der Wan-                  immaterielles-kulturerbe
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