Biosphären-Journal - AUSGABE 1/2020 - BIOSPHÄRENRESERVAT PFÄLZERWALD-NORDVOGESEN - Biosphärenreservat ...
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AUSGABE 1/2020 Moos im Pfälzerwald (Foto: BR/Baumann) B I O S P H Ä R E N R E S E R VAT P FÄ L Z E R WA L D - N O R D V O G E S E N Biosphären-Journal
Seite 2 1/2020 Ausblick Liebe Freundinnen und Freunde des Pfälzerwalds und der Nordvogesen, liebe Unterstützer und Unterstützerinnen unseres Biosphärenreservats, in diesen herausfordernden Tagen „Wir sehen besonders unsere verwirklichen. Die Verbindung und sind wir häufig mit unseren Gedanken grenzüberschreitende Zusammenarbeit Zusammengehörigkeit innerhalb des bei allen Menschen, die es besonders als unseren Beitrag zu einem friedlichen Netzwerks entsteht durch gegenseitige schwer haben. Menschen, deren und demokratischen Europa an. Wir Impulse, den Austausch von Ideen, Gesundheit gefährdet ist oder deren tragen dazu bei, das Biosphärenreservat durch die gelebte Partnerschaft und wirtschaftliche Grundlage auf der Kippe Pfälzerwald-Nordvogesen als territorial gemeinsame Projekte. steht. und mental grenzoffenen Raum im Denken und Handeln zu gestalten.“ Wir Wie wir trotzdem weiterhin unser In unserer täglichen Arbeit gibt es hoffen, dieser Leitidee bald wieder aus Biosphärenreservat als Modellregion für natürlich auch deutliche Einschnitte: vollem Herzen nachgehen zu können nachhaltige Entwicklung voranbringen Weder unsere deutsch-französischen und Europa zu leben! und was trotz Corona-Krise noch so Biosphären-Bauernmärkte noch unsere im Pfälzerwald los ist – dazu erfahren kulinarischen Aktionen oder unsere Auch fehlt uns der direkte Austausch Sie mehr in dieser Ausgabe unseres zahlreichen Angebote aus der Bildung untereinander im Kollegium, mit Journals. für nachhaltige Entwicklung können den Kolleginnen und Kollegen im bis auf Weiteres durchgeführt werden. Pfälzerwald und den Nordvogesen Wir wünschen Ihnen eine informative Insbesondere die Grenzschließung nach sowie mit unseren Partnerinnen Lektüre und freuen uns, wenn wir Frankreich zu unseren Freundinnen und und Partnern. „Wir sind Biosphäre“ – wieder persönlich und „live“ mit Freunden im Naturpark Nordvogesen unsere Arbeit lebt vom Miteinander, Ihnen ins Gespräch und in den tut uns sehr weh – sind wir es doch vom persönlichen Austausch, vom Austausch kommen können, um unser gewohnt, im Alltäglichen wie im Entwickeln gemeinsamer Ideen und Biosphärenreservat weiterzuentwickeln. Beruflichen einfach über die Grenze zu von Begegnungen. Das Team des Kontaktieren Sie das Team unserer fahren und unseren Tätigkeiten oder Biosphärenreservats versteht sich als Geschäftsstelle bis dahin weiterhin gerne Freizeitaktivitäten nachzugehen. In Teil eines offenen Netzwerks, das den telefonisch oder per E-Mail. unserem Leitbild hat sich das Team des Gedanken des Biosphärenreservats Biosphärenreservats folgende Aufgabe in die Region trägt. Nur gemeinsam Herzliche Grüße, passen Sie auf sich auf gesetzt: ist die nachhaltige Modellregion zu und bleiben Sie gesund Ihre Friedericke Weber Direktorin des Biosphärenreservats Pfälzerwald Das deutsch-französische Team des Biosphärenreservats
Seite 3 1/2020 Ausblick Landschaftspflege und nachhaltige Regionalentwicklung: Neue Mitarbeiterin im Team des Biosphärenreservats Christina Kramer ist seit kurzem Mitglied im Team des Biosphärenreservats. Im Gespräch verrät sie, was sie hier so macht. Du bearbeitest beim Biosphärenre- servat das Aufgabenfeld nachhaltige Regionalentwicklung und Landschafts- pflege – welche Themen und Projekte erwarten dich hier? Es ist ein bunter Blumenstrauß an verschiedenen Aufgaben, wobei ich einige Projekte von Kollegen über- nehme, aber auch neue Projekte star- te. Im Bereich der Landschaftspflege geht es vor allem um die Betreuung von Projekten zur Offenhaltung der Landschaft im Rahmen der Vernet- zung von Kulturlandschaften, die ja wichtige Lebensräume darstellen. Auch der Stärkung regionaler Pro- dukte und deren Vermarktung sowie der Dokumentation von Landschafts- veränderungen werde ich mich wid- men. Uns ist es zudem wichtig, ein starkes Netzwerk mit den Kommunen im Biosphärenreservat aufzubauen und wir möchten künftig Impulse für Christina Kramer Nachhaltigkeit in Unternehmen der Biosphärenreservat zu erkunden, um des Biosphärenreservats kennen- Region setzen. das Gebiet mit seinen Eigenheiten gelernt sowie Vertreterinnen und und die Menschen, mit denen wir Vertreter von Landesforsten und der Was bedeutet das im Arbeitsalltag, wie zusammenarbeiten, kennenzulernen. Gemeinden. Wenn Dienstreisen dann füllt sich ein Arbeitstag bisher bei dir? wieder erlaubt sind, freue ich mich Bei der Fülle an Aufgaben hieß es Du bist erst seit Mitte Februar bei uns. schon, weitere persönliche Kontakte zunächst einmal Einlesen und Sam- Hattest du schon Gelegenheit, Akteurin- zu knüpfen, da diese essenziell für die meln von Informationen zu den ver- schiedenen Aufgabengebieten. Die nen und Akteure zu treffen, die unsere Arbeit im Biosphärenreservat sind. Gespräche mit den Kolleginnen und Arbeit unterstützen? Kollegen sind natürlich sehr wichtig, Ja, zum Glück. Auch wenn das in Welche Themen in deinem Arbeitsfeld zumal die zu bearbeitenden Hand- Zeiten der Verbreitung des Corona-Vi- und im Biosphärenreservat reizen dich lungsfelder auch oft stark miteinan- rus nun leider nur noch sehr einge- denn besonders? der in Verbindung stehen. Genauso schränkt möglich ist. Ich habe schon Mich reizt das Konzept „Biosphä- gehört es dazu, rauszugehen, das ein paar Partnerinnen und Partner renreservat“ an sich, da es so viele
Seite 4 1/2020 Ausblick Fortsetzung: Landschaftspflege und nachhaltige Regionalentwicklung: Neue Mitarbeiterin im Team des Biosphärenreservats verschiedene Themen einer Region Akteurinnen und Akteuren weiterzu- ten Wanderungen im Pfälzerwald ab- vereint und stets Antworten auf entwickeln. solviert, einige Weine verkostet und aktuelle Fragen in Bezug auf Nach- genieße jede Woche das lebendige haltigkeit sucht. An der einen oder Als Geografin interessiert mich auch Flair auf dem Landauer Wochenmarkt. anderen Antwort mitzuarbeiten, ist das Thema Landnutzung besonders. (Fragen von Stefanie Ofer) eine tolle Aufgabe. Thematisch am Mit etwas Vorwissen und detektivi- Herzen liegt mir das Thema regionale schem Gespür kann man heute noch Zur Person Produkte, da mir die Unterstützung viele Formen in der Landschaft erken- Christina Kramer ist 1986 in Zittau von Erzeugerinnen und Verarbeitern nen, die Hinweis geben auf histori- geboren und in Dresden aufge- aus der Region wichtig ist. Zum einen sche Nutzungen durch die Menschen, wachsen. Nach einer Ausbildung werden dabei regionale Wirtschafts- die hier lebten. Und auch heute ver- zur Logopädin und der Tätigkeit in kreisläufe gestärkt, zum anderen ist ändert sich das Landschaftsbild durch diesem Beruf entschloss sie sich zum man auch einfach räumlich näher Nutzung oder Nicht-Nutzung immer Geografie-Studium. Den Bachelor hat an den Produzenten und kann sich weiter – ein spannender Prozess, der sie an der Humboldt-Universität in letztendlich etwas sicherer sein, was zukünftig auch dokumentiert werden Berlin, den Master an der Universität auf dem eigenen Teller landet. Das soll. Bonn absolviert. Seit kurzem wohnt ist mir auch persönlich sehr wichtig. sie in Landau. Daher freue ich mich auch schon sehr Du wohnst jetzt erst seit wenigen auf die Herausforderung, Strukturen Wochen in der Pfalz – bist du schon gut und Strategien für die Vermarktung angekommen? dieser Produkte mit den beteiligten Ajooh! (lacht) Ich habe schon die ers- Verstärkung für die BNE: Neue Mitarbeiterin für Zusammen- arbeit mit Schulen und Kitas Anne Laux verstärkt seit Anfang des Jahres das Team des Biosphärenreservats und bringt ihre Arbeitskraft im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung ein. Was das bedeutet, erzählt sie hier. Du bist seit wenigen Wochen Mitglied selbst Angebote entwickeln und Ein besonders schönes Projekt ist der im Team des Biosphärenreservats und durchführen, und andererseits auch Aufbau von Biosphärenschulen und unterstützt dort die Bildung für nach- bei Anfragen Partner für die Schu- später auch Biosphärenkitas. Hierbei haltige Entwicklung (BNE). Welchen len und Kitas vermitteln. Zu meiner geht es darum, eine enge Kooperati- Aufgaben wirst du dich hier widmen? Arbeit gehört auch eine intensive on mit den Schulen und Kitas einzu- Ich werde mich vor allem der forma- Netzwerkarbeit mit vielen tollen gehen und gemeinsam mit ihnen die len Bildung widmen, das heißt alles, Partnerinnen und Partnern aus dem Leitideen des Biosphärenreservats was mit Schulen und Kindergärten Bildungsbereich und darüber hinaus. und der Bildung für nachhaltige zu tun hat. Dabei werde ich einerseits Entwicklung in den Leitbildern und
Seite 5 1/2020 Ausblick Fortsetzung: Verstärkung für die BNE: Neue Mitarbeiterin für Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas Profilen der Schulen und Kitas zu verankern. Was plant ihr hinsichtlich der Zusam- menarbeit mit Schulen und Kindergär- ten im Biosphärenreservat, welche Ziele verfolgt ihr damit? In den Modellschulen und -kitas in der Modellregion Biosphärenreservat Pfälzerwald sollen die Kinder lernen, dass sie ihr Leben und ihre Zukunft mitgestalten können. Ziel soll es sein, den Kindern Kompetenzen zu vermitteln, die es ihnen ermöglichen, Anne Laux ihr Leben selbst zu gestalten. Hier sollen gemeinsam mit den Schu- deutsch-französische Schulprojekte lebensfrohen, offenen Menschen. len und Kitas Ideen und Methoden durchgeführt. Unsere Region hat so viel zu bieten entwickelt werden, wie die Ziele und das möchte ich gerne vermitteln. des Biosphärenreservats und einer Ich freue mich, jetzt mehr in die Ganz besonders spannend finde ich Bildung für nachhaltige Entwicklung eigentliche BNE einzusteigen, in der die Zusammenarbeit mit den franzö- im Unterricht und den Schul- und es um das Erlernen von Kompetenzen sischen Partnerinnen und Partnern Kitaalltag integriert werden können. zur nachhaltigen Gestaltung des eige- aus den Nordvogesen und die Auf- Dadurch versprechen wir uns eine nen Lebens geht. Es reizt mich, dass gabe, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen stärkere Vernetzung mit den Schulen quasi zu der Natur noch der Mensch und dass wir trotz Grenze im gleichen und Kitas sowie ihrer Umwelt, zudem tritt und wir uns mit unseren Angebo- Natur-, Sprach- und Kulturraum verfolgen wir das Ziel, dass die Kinder ten damit befassen, wie Mensch und leben. Ich möchte den Menschen die eine größere Heimatverbundenheit Natur gut miteinander existieren kön- Augen öffnen dafür, welchen Schatz empfinden und eine Identifikation nen. Gemeinsam mit den Menschen sie vor der Haustüre haben und wie mit dem Biosphärenreservat entwi- der Region und vielen Partnerinnen es möglich ist ihn zu erhalten. Viele ckeln. Durch die Kinder wird das in und Partnern entwickeln wir Ideen Bewohnerinnen und Bewohner des die Familien getragen und das Wissen und Methoden, wie wir unser Leben und Bewusstsein darüber verstärkt, Pfälzerwalds sehen das bereits; hier für eine gute Zukunft gestalten kön- dass sie mit dem Biosphärenreservat kann man anknüpfen und den Mo- nen. Die vielen Erfahrungen, die ich in einer ganz besonderen Region mit dellcharakter des Biosphärenreservats im Bereich Umweltbildung gesam- besonderen Gestaltungsmöglichkei- mit Ideen und Innovationen lebendig melt habe, kann ich hier einfließen ten leben. werden lassen. (Fragen von S. Ofer) lassen und weiterentwickeln. Du bist schon längere Zeit in der Bil- Was ist besonders reizvoll daran, für das Zur Person dung für nachhaltige Entwicklung ak- Biosphärenreservat tätig zu sein? Anne Laux, 1981 in Hilden geboren, tiv, was begeistert dich an der Aufgabe? Ich finde die Grundidee von einem studierte Diplom-Pädagogik mit den Bei meiner vorherigen Tätigkeit für Biosphärenreservat als Modellregion Schwerpunkten Biologie und Interkul- das Naturerlebniszentrum Wappen- für zukunftsfähiges Leben in und mit turelle Bildung. Sie ist seit 15 Jahren schmiede ging es darum, die Kinder der Natur sehr spannend. Ich lebe in der Umweltbildung aktiv und raus in die Natur zu bringen, ihnen jetzt seit vielen Jahren in dieser Mo- hat auch Erfahrungen in der Land- Arten näherzubringen und sie in der dellregion und halte unser Biosphä- schaftspflege. Seit 2013 lebt sie mit Natur forschen und staunen zu lassen. renreservat Pfälzerwald-Nordvoge- ihrem Mann und zwei Söhnen sowie Besonders gerne habe ich dabei zu- sen für einen wahnsinnig schönen, mit Hühnern, Schafen und Ziegen in sammen mit französischen Partnern abwechslungsreichen Ort mit netten, Eußerthal.
Seite 6 1/2020 Ausblick Wettbewerb im deutsch-franzö- sischen Projekt „Gärten für die Artenvielfalt – Jardiner pour la biodiversité“ Hobbygärtnerinnen und -gärtner ner an. Die Jury ermittelt daraufhin können sich ab sofort für den Wettbe- die Gewinner des Wettbewerbs. Die werb im Projekt „Gärten für die Arten- Preisverleihung findet voraussichtlich vielfalt – Jardiner pour la biodiversité“ am Sonntag, 13. September, im Gar- des Biosphärenreservats Pfälzer- ten der Familie Setzepfand im nord- wald-Nordvogesen anmelden. Das pfälzischen Sippersfeld statt, die letz- Projekt will die breite Öffentlichkeit tes Jahr mit ihrem Garten den ersten für die Artenvielfalt im Alltag sensibi- Platz in dem Wettbewerb belegt hat. lisieren und so dazu anregen, auch in den bebauten Flächen des Biosphä- Informationen gibt Micaela Mayer renreservats, in unseren Städten und vom Biosphärenreservat Pfälzer- Dörfern, ökologisch zu handeln. wald-Nordvogesen, die unter der Telefonnummer 06325 9552-43 oder Zu dem Wettbewerb kann man sich unter der E-Mail-Adresse bis 26. April anhand eines Bewer- m.mayer@pfaelzerwald.bv-pfalz.de bungsbogens online unter erreichbar ist. www.pfaelzerwald.de/gaerten anmelden. Das Projektteam wählt Zum Projekt „Gärten für die Arten- anhand der Bögen jeweils 20 Gärten vielfalt“ gehören ebenso ein um- auf der französischen und auf der fangreiches deutsch-französisches deutschen Seite des Biosphärenreser- Programm an Veranstaltungen zu vats aus. verschiedenen Gartenthemen sowie Pflanzaktionen an Schulen. Aufgrund Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs der Verbreitung des Corona-Virus sind werden – sofern das die Vorkehrun- natürlich auch im Gärten-Projekt alle gen zur Verlangsamung der Aus- Veranstaltungen bis auf Weiteres ab- breitung des Corona-Virus zulassen gesagt. Das Biosphärenreservat hält – eine Expertin oder ein Experte die Interessenten unter ausgewählten Gärten genauer unter www.pfaelzerwald.de/termine dazu die Lupe nehmen und Empfehlungen auf dem Laufenden. geben, um die Artenvielfalt zu verbes- sern. Das Projekt-Team wählt dann die Das Projekt „Gärten für die Artenviel- jeweils fünf interessantesten Gärten falt“ wird durch das Ministerium für im pfälzischen und französischen Teil Umwelt, Energie, Ernährung und Fors- Foto: Setzepfand des Biosphärenreservats aus, die spä- ten Rheinland-Pfalz sowie mit Mitteln ter von einer Jury besichtigt werden. aus dem Interreg V A-Projekt „NOE / NOAH“ gefördert. Dieser gehören Spezialisten zu Wild- pflanzen, Ornithologie, ökologischen Fragen der Grünräume, Baum- und In- sektenkunde sowie Landschaftsgärt-
Seite 7 1/2020 Ausblick „Wir erfreuen uns an der Vielfalt“ Ein Gespräch mit Markus Setzepfand, Hobby-Gärtner aus Sippersfeld und Gewinner des Wettbewerbs 2019 Dr. Markus und Elke Setzepfand be- wohnen am Dorfrand von Sippersfeld einen alten Dreiseithof mit kleinem, natursteingepflastertem Innenhof. Der nach Süden ausgerichtete Garten gliedert sich in einen „Bauerngar- ten“ im nördlichen Teil und eine (Streuobst-)Wiese im südlichen Teil. Getrennt werden die Bereiche durch einen zeitweise wasserführenden Graben. Im Westen wird der Garten durch teils hohe, alte Bäume und natürliche Hecken und Gestrüpp be- grenzt, im Süden geht er mehr oder minder übergangslos nur durch den Weidezaun getrennt in eine extensiv bewirtschaftete Rinderweide über. Hier verrät Markus Setzepfand mehr zu seinem Garten und seiner Leiden- schaft, dem naturnahen Gärtnern. Elke und Markus Setzepfand Wie hat es bei Ihnen mit der Gärt- die Naturnähe. Und dies unter den Was sind für Sie wichtige Erkenntnisse ner-Leidenschaft angefangen? gegebenen standörtlichen Verhält- aus Ihrer Gärtner-Erfahrung? Wir wohnen seit 2006 in Sippersfeld. nissen. Der Garten sollte sich in der Es ist wichtig, sich und dem Garten Meine Frau war nach dem ersten Blick Dorfrandlage in die anschließende Zeit zu lassen. Über die Jahre entwi- auf den Garten sofort begeistert. Man Landschaft einfügen. Das bedeu- ckelte sich unser Garten so, wie wir könnte fast sagen, wir haben zuerst tet automatisch eine extensivere ihn heute vorfinden. Die hinteren den Garten gekauft und dann das alte Wiesen wurden mehr und mehr in Bearbeitung, das Stehenlassen von Haus und seine Nebengebäude. Wir den Garten einbezogen, indem dort Wildpflanzen und die Akzeptanz, dass sind beide „vorbelastet“: Mein Vater Obstbäume gepflanzt wurden sowie es auch etwas unordentlich aussehen hat schon immer einen Kleingarten, ein Hochbeet aus alten Balken errich- kann. Natur ist nicht ordentlich. Dies in dem ich geholfen habe. Meine Frau tet wurde. Einige Sitzecken kamen in steht im Widerspruch zum Garten, ist durch den landwirtschaftlichen den letzen Jahren hinzu. Die Grund- der als menschliche Kulturleistung Betrieb ihrer Familie mit Obst-, Wein- struktur des Gartens blieb bestehen. bei vielen ordentlich und aufgeräumt und Gemüseanbau, dessen Erzeug- Ein harmonisches Gartenbild haben nisse am Freiburger Münsterplatz sein muss. Daraus ergeben sich auch wir nicht am Reißbrett entworfen, verkauft wurden, noch vertrauter mit unterschiedliche Dimensionen von sondern haben es langsam wachsend den gärtnerischen Kulturen. Beide ha- Schönheit. Manch einer findet die entstehen lassen. ben wir Forstwissenschaften studiert. bunten, toten Kieselsteine im Vorgar- Ich habe eine botanische Promotion ten schön, der andere den gepflegten Was wird bei Ihnen angebaut? angehängt. moosfreien Rasen. Meine botanische Wir bauen alles Mögliche an, unter Tätigkeit hat mich aber auch in der anderem Gemüsearten wie Kohl, Was waren für Sie Beweggründe für die Gartenplanung und -nutzung zu Rüben, Wurzelgemüse, verschiedene Teilnahme am Wettbewerb? einem naturnäheren Ansatz geführt. Salate. Auch alte, zum Teil in Verges- Wir erfreuen uns an der Vielfalt – ob senheit geratene Kultursorten bauen Pflanzen oder Tiere – und lieben wir an. Manches wächst in unserem
Seite 8 1/2020 Ausblick Fortsetzung: „Wir erfreuen uns an der Vielfalt“ Garten gut, manches wiederum nicht um mehrjährige Stauden han- die Große Brennnessel stehen, die nicht – einige Kartoffelsorten woll- delt, lassen wir die Arten aussamen zahlreichen Schmetterlingsraupen ten einfach nicht groß werden, weil und manchmal ist die Überraschung als Nahrungspflanze dient. Große der Standort nicht passte. Nicht zu perfekt, wo welches Samenkorn auf- Disteln oder andere höherwüchsige vergessen sind die Tomaten, für die geht. Manche Jahre hatten wir nur ein Stauden bieten vielen Insektenarten ein eigenes Dach konstruiert wurde. einziges Exemplar vom Herzgespann, Überwinterungsquartiere. Wichtig ist Wir haben hier auch 17 halbstäm- im letzen Sommer war es ein Dutzend insgesamt eine hohe Biodiversität an mige Obstbäume. Dabei handelt es oder mehr und das letzte blühte noch Wildpflanzen im Garten. sich um alte Obstsorten. Vom alten im Oktober. Obstbaumbestand ist eigentlich nur Wie viel Zeit kostet diese Art des Gärt- noch der Apfelbaum hinter dem Was sind die Voraussetzungen für einen nerns? alten Hühnerstall übrig. Im hinteren arten- und insektenreichen Garten? Ich denke, wenn wir den Garten Streuobstwiesenbereich haben wir Hier würde ich zunächst das wieder- richtig aufräumen und alles in „or- diverse Obstbäume gepflanzt, die geben, was der Gastgeber Sébastien dentlichem Zustand“ halten würden, dem nicht ganz einfachen Standort Heim bei der Wettbewerbs-Preis- dass wir mehr Zeit in die Gartenarbeit trotzen sollen. Da hat schon manches verleihung 2019 im französischen investieren müssten. Letztendlich ist nicht geklappt und der gekaufte Obersteinbach sagte: Ordnung im es aber ein Hobby, sozusagen positi- Halbstamm ging nach einem halben Garten ist gut für den Menschen, aber ver Stress. Es soll bei allem Aufwand Jahr wieder ein. schlecht für die Insekten. Genauso ist auch Spaß machen und das tut es, es auch. Wenn alles kurz und klein ge- wenn wir die Tierwelt entdecken und Welche alten Sorten erhalten Sie in mulcht wird und das auf der gleichen uns von zufälligen Kombinationen Ihrem Garten? Fläche mehrere Male im Jahr, dann der ausgesamten Blütenpflanzen Alte Bauerngärten zeichnen sich werden der Insektenfauna wichtige überraschen lassen. durch eine Vielzahl an Gemüsear- Lebensräume entzogen. Wenn, wie ten, Heil- und Gewürzkräutern aus. bei uns, eine größere Wiesenfläche Wie geht es weiter, was haben Sie noch Dazu zählen Guter Heinrich, Andorn, vorhanden ist, so muss diese nicht vor? Eibisch, Herzgespann, Wermut, Lieb- auf ganzer Fläche ständig gemäht Bei der Preisverleihung in Ober- stöckel, Echte Kamille, Mariendistel, werden. Auch Randbereiche können steinbach haben wir in dem Garten verschiedene Thymus- und Allium- – wie wir es machen – stehengelas- von Sébastien Heim tolle Ideen Arten und viele andere. Wenn es sich sen werden. An diesen Stellen bleibt bekommen – gerade hinsichtlich der künstlichen Nisthilfen für Wild- bienen. Wir wollen nun ein größeres Insektenhotel mit Materialien bauen, die auch potenziell bei uns vorkom- menden Hautflüglern eine Nisthilfe bieten können. Einen Käferkeller aus Eichenholz haben wir schon fertig gemacht. Alte Ziegel schichten wir auf – auch das kann einigen Insekten Unterschlupf bieten. Wenn man in einen Garten geht, wie den von un- serem Gastgeber der Preisverleihung, bekommt man automatisch Ideen: Das können wir doch auch machen. Vielleicht dient ja unser Garten auch einigen Besuchern als Beispiel, wie man auf einer überschaubaren Fläche etwas für die Artenvielfalt tun kann. Schön, nützlich und artenreich: Garten von Familie Setzepfand in Sippersfeld (Foto: Setzepfand)
Seite 9 1/2020 Ausblick Neu bei uns im Team: die Kräuterpädagogin Petra Knoll Petra Knoll ist seit Kurzem als ehren- by-Gärtnerin, engagiert sich bei den amtliche Mitarbeiterin beim Team des Naturfreunden und wurde vor fünf Biosphärenreservats Pfälzerwald in Jahren in der Gundermannschule zur Lambrecht tätig. Im Bereich „Bildung Kräuterpädagogin ausgebildet. Seit- für nachhaltige Entwicklung“ bietet her gibt sie ihr Wissen über heimische sie Führungen, Workshops und Semi- Wildkräuter bei Kräuterführungen nare rund um das Thema Kräuter an. und in Workshops gerne an Naturin- teressierte weiter. Petra Knoll ist 1964 in Lambrecht ge- boren und lebt seit 15 Jahren wieder Tipp von unserer in ihrem Heimatort. Nach dem Abitur Kräuterpädagogin online hat sie die Beamtenlaufbahn einge- Unsere Kräuterpädagogin gibt re- schlagen und berufsbegleitend wei- gelmäßig unter www.pfaelzerwald. tere Ausbildungen zur Bankkauffrau de/news einen Hinweis auf eine Petra Knoll und Personalfachkauffrau absolviert. spannende Wildpflanze, die gerade gedeiht – mit wissenswerten Infos chen, inklusive einem Rezept für Daneben gilt ihr Interesse vor allem und einer Idee zur Verwendung. Gänseblümchen-Gelee! der Natur. Sie ist begeisterte Hob- Aktuell gibt es Infos zum Gänseblüm- Rezept-Vorschlag von unserer Kräuterpädagogin Hier eine Rezeptidee, um mit Wildkräutern fit in den Frühling zu starten: * Pesto „Wilde Kräuter“ Ein Pesto aus Wildkräutern ist schnell zubereitet und eine gesunde Ergänzung zu Pasta. Lecker aber auch als Würze für Soßen, Suppen, Fleisch oder Fisch. Für ein Pesto kann man alles verwenden, was der Gang durch Garten, Feld, Wald oder Wiese an „Schätzen“ zutage fördert: zum Beispiel Bärlauch, Brennnessel, Giersch, Knoblauchrauke, Löwenzahn oder die jungen Blätter der Schafgarbe. Zutaten 100 g gemischte Wildkräuter 50 g Pinienkerne (alternativ Walnüsse oder Sonnenblumenkerne) 50 g Parmesan 250 ml Olivenöl (alternativ Walnuss-, Kürbiskern- oder Distelöl) eventuell 2 Knoblauchzehen, Meersalz, Pfeffer Zubereitung Pinienkerne in einer Pfanne vorsichtig anrösten, bis sie duften. Den Parmesan fein reiben. Die Kräuter waschen, trocknen, grob zerkleinern und mit gut der Hälfte des Öls, den Pinienkernen und nach Wunsch etwas Knoblauch in ein Püriergefäß geben. Mit dem Pürierstab zu einer homogenen Masse verarbeiten. Den Parmesan untermischen, mit Salz und Pfeffer würzen und bei Bedarf noch so viel Öl zugeben, bis eine cremige Masse entsteht. Das Pesto in heiß ausgespülte Schraubgläser füllen und mit etwas Öl übergießen. So gelangt keine Luft daran und es hält sich länger. * Wichtige Hinweise: Grundsätzlich sollten keine Kräuter gesammelt werden, die man nicht genau kennt, denn viele Kräuter haben giftige Doppelgänger. Nicht an Straßen oder gedüngten Feldern sammeln und nie die ganze Pflanze pflücken oder herausreißen.
Seite 10 1/2020 Ausblick „Uffbasse!“ Frühlingshafte Beobachtungen zwischen Wein und Wald – ein Spaziergang mit der Biosphären-Guide Ute Seitz „Uffbasse!“ – mein Pfälzer Lieblings- Von dort führt der Weg steil hinauf, wort – immer dann, wenn ich meinen vorbei an Brunnen und geheimnisvol- Gästen etwas mitteilen möchte. Heute len, alten Bunkern, entlang eines plät- möchte ich Sie auf diesem Weg mit- schernden Wasserlaufes. Im Sommer wird es hier angenehm kühl sein, wenn „draußen“ in den Weinbergen die Hitze steht. Über viele Brücken, vorbei am Frauenbrunnen und weiter zur St. Martiner Mariengrotte führt der Weg und bringt uns zur Kropsburg. Im Wald blühen noch die Anemonen und an feuchten Stellen auf Sandstein der Sauerklee. Von der Burg geht es auf der alten, zum Teil noch mit Sandstei- nen gepflasterten Straße hinunter an den Ortsrand von St. Martin. Auf dem Weinlehrpfad und durch die Weinber- Kropsburg ge geht es hinab ins Tal des Kropsba- ches. An den Wasserrückhaltebecken mit Blick auf das Hambacher Schloss lässt sich mit etwas Glück ein Reiher zurück zum Ausgangspunkt bei Alster- beobachten. weiler. Ute Seitz nehmen auf meine kleine Frühlings- Das letzte Stück des Weges führt ent- Die Sonne scheint – und wärmt auch wanderung von Maikammer- lang des Pfälzer Mandelpfades vorbei schon etwas – da zieht es mich raus in Alsterweiler durch die Weinberge an blühenden Kirschbäumen und die erwachende Natur. Die Augen auf, hinauf in den Wald und über St. Martin wieder zurück. Vom Parkplatz am westlichen Ortsrand von Alsterweiler aus geht es an einen kleinem Bachlauf entlang durch die Weinberge, hinauf an den Waldrand oberhalb von St. Martin. Am Breiten- berg entlang, hinter dem Hotel „Haus am Weinberg“ vorbei führt der Weg zur Totenkopfstraße. Diese wird auf Höhe der Einfahrt zur Wappenschmie- de St. Martin überquert. Hinunter in das Bachtal führt der Weg und im Tal entlang bis zum Bellachini Brunnen. Wäre es noch etwas wärmer, würde der kleine Rastplatz am Teich zum Verwei- len einladen. Fontäne im Wald
Seite 11 1/2020 Ausblick Fortsetzung: „Uffbasse!“ Haselnuss kennt fast jeder, aber die kleinen roten weiblichen Blütenstern- chen haben die wenigsten schon mal bewusst angeschaut. Es gibt viel zu entdecken, wenn alles anfängt zu wachsen und zu sprießen. Und nicht nur wir sind unterwegs, Rebe mit steigendem Safttropfen auch die Bienen und Hummeln sind Unten am Boden in den begrünten Zeilen blühen schon Taubnesseln, Sauerklee Traubenhyazinthen, Gänseblümchen, genau hingeschaut – nicht alle Pflan- Ehrenpreis, Sternmieren und Löwen- zahn. In manchem Wingert wächst der zen blühen so auffällig wie die rosafar- Raps so hoch wie die Reben derzeit in benen Mandelbäume, die im Frühling ihrem kahlen Zustand. Die gelben Blü- tausende in die Pfälzer Weinberge ten bilden einen schönen Kontrast zu locken. Die langen Blütenkätzchen der den Rebstöcken und sie werden schon fleißig von kleinen Insekten besucht. (Fotos und Text: Ute Seitz) Haselblüte schon auf der Suche nach Futter und umkreisen geschäftig die Blüten. In den Weinbergen schlafen die Knos- pen der Reben noch. Nur die Tropfen am Ende der angeschnittenen Triebe verraten, dass hier der Saft steigt und die Pflanzen langsam zum Leben erwachen. Blick auf Hambacher Schloss Weinbergflora Unsere Biosphären-Guides Sie sind Expertinnen und Experten für die Region, haben fundierte Kenntnisse zur heimischen Pflanzen, Tieren und zur Geologie des Pfälzerwalds und sind geschult, Angebote für verschiedenste Zielgruppen zu erstellen und durch- zuführen. Die Biosphären-Guides im Pfälzerwald sind zertifizierte Natur- und Landschaftsführer*innen (ZNL) oder Staatlich Zertifizierte Waldpädagog*innen (ZWP), die sich zusätzlich zum Biosphären-Guide weitergebildet haben. Sie bieten Führungen zu unterschiedlichsten Themen und Lebensräumen unseres Biosphärenreservats. Derzeit sind alle Termine abgesagt. Wir freuen uns schon darauf, wenn wir Ihnen die Erlebnisse mit unseren Biosphären-Guides wieder anbieten können und halten Sie über www.pfaelzerwald.de/termine auf dem Laufenden.
Seite 12 1/2020 Ausblick Verlust der Dunkelheit – neu beleuchtet Preise im Sternenpark-Videowettbewerb für Schülerinnen und Schüler vergeben Schülerinnen und Schüler, die natürliche Dunkelheit und den freien sich auf ein Pfälzerwald-Erlebnis mit im Biosphärenreservat und Blick auf unseren Sternenhimmel einem Biosphären-Guide freuen. In nahegelegenen Orten zur Schule verlieren. ihrem Video wurden die Fragen zur gehen, waren im Herbst 2019 Lichtverschmutzung sehr kreativ aufgerufen, gegen den Verlust der Den ersten Platz belegten Angus beantwortet. Von Aliens bis über die natürlichen Dunkelheit kreativ tätig Schöfer, Diego Nazarenus, Kristof Fahrt auf einem Kreuzfahrtschiff fand zu werden. Das Projekt Sternenpark Mayenschein, Philipp Preuß eine Verbindung zum Thema statt. Pfälzerwald des Biosphärenreservats und Robin Welter von der IGS hatte gemeinsam mit dem ZENAPA- Thaleischweiler-Fröschen. Mit einem Deven Eicher und Darius Schmidt Projekt des Bezirksverbands Pfalz und kreativ geschnittenen Video, in von der IGS Thaleischweiler-Fröschen dem Biosphärenhaus in Fischbach dem sie unter anderem zeigten, wie überzeugten die Juroren des dazu eingeladen, kurze Videos überwältigend ein Himmel ohne Sternenpark-Projekts unter anderem, zum Thema Lichtverschmutzung Lichtverschmutzung aussehen kann, weil die Filmtechnik mit den und Schutz der natürlichen Nacht gewannen sie einen Gutschein abwechselnden Beiträgen das Video einzureichen. Junge Leute aus der für einen Besuch im Planetarium sehr lebendig gemacht hat und auch Pfalz – insbesondere der 7. und 10. Mannheim. die Fragen zur Lichtverschmutzung Klassen in Schulen der Region, aber gut beantwortet wurden – dabei auch Aktive aus Schul-AGs oder von Emil Lerchbacher und Simon hatte der Appell, selbst etwas Vereinen – haben sich auf diese Weise Freudenberg vom Burggymnasium gegen Lichtverschmutzung zu tun, intensiv damit auseinandergesetzt, in Kaiserslautern holten mit ihrem besonders gut gefallen. was es bedeutet, wenn wir die Video den zweiten Platz und können Durch geringe Lichtverschmutzung überwältigend: Sternenhimmel bei Schmalenberg im zentralen Pfälzerwald (Foto: Christian Mücksch)
Seite 13 1/2020 Ausblick Erstmals freiwilliges ökologisches Jahr im Biosphärenreservat Pfälzerwald Ein Jahr lang mit anpacken und mitgestalten in der UNESCO-Modellregion Erstmals gibt es für junge Menschen die Möglichkeit, in der Geschäftsstelle des Biosphärenreservats Pfälzerwald in Lambrecht ein zwölfmonatiges Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) zu leisten. Das FÖJ läuft ab Anfang August 2020 bis Ende Juli 2021. Bewerben können sich alle ab 18 bis einschließlich 26 Jahre. Dort, wo alle Fäden der Biosphärenre- servats-Aktivitäten zusammenlaufen, beim Team des Biosphärenreser- vats mit Sitz in Lambrecht, ist der Haupteinsatzort des FÖJlers bezie- hungsweise der FÖJlerin. Sie oder er übernimmt Aufgaben vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Bildung für nachhal- tige Entwicklung sowie Naturschutz und Landschaftspflege. Die Entwick- lung und Durchführung eigener Projekte ist ebenfalls möglich. Mitanpacken und Mitgestalten im Biosphärenreservat Pfälzerwald: Erstmals kann man hier ein FÖJ leisten (Foto: Biosphärenreservat) Neben der Arbeit in der Einsatzstel- le stehen auch einige thematische weiteren Informationen rund um FÖJ-Seminare auf dem Programm. das FÖJ und die Bewerbung sowie Während der Seminare, die die Koor- weitergehende Informationen zum dinatoren des rheinland-pfälzischen Biosphärenreservat als Einsatzstelle. FÖJ in Mainz anbieten, haben die jun- Bewerbungen sollten bis 08. Mai gen Leute Gelegenheit, andere FÖJler 2020 beim Biosphärenreservats-Team und FÖJlerinnen kennenzulernen in Lambrecht eingehen. Die Bewer- sowie Erfahrungen auszutauschen. bungen werden ausschließlich online Sie arbeiten zudem zu Themen rund erstellt und abgeschickt unter um Ökologie und Umweltschutz und www.foej-rlp.de/foej-und-oebfd- können auch einsatzortübergreifend in-rheinland-pfalz/bewerbung. gemeinsame Projekte entwickeln. Für ihr FÖJ erhalten die Freiwilligen ein Taschengeld sowie gegebenen- falls einen Zuschuss zur Unterkunft. Unter www.foej-rlp.de gibt es alle
Seite 14 1/2020 Rückblick Aus dem Projekt „LIFE Biocorridors“ – Lebensräume verbinden Erlenbach: Mager- und Streuobstwiesen freigestellt und wiederhergestellt Bei Erlenbach sind unterhalb von gesät. Schließlich haben zahlreiche liches Leben zu bewahren und zu Burg Berwartstein ehemals terrassier- Helferinnen und Helfer, viele von schützen, ist eine der Aufgaben des te und inzwischen stark verbuschte ihnen Grundstückseigentümer und deutsch-französischen „LIFE Biocor- Ackerbauflächen freigestellt und als -eigentümerinnen, rund 100 Obst- ridors“-Projekts, das im Biosphären- Streuobstwiese wiederhergestellt bäume gepflanzt. Dafür waren vor reservat Pfälzerwald-Nordvogesen worden. Die Maßnahme wurde durch allem seltene heimische Obstsorten Lebensräume miteinander verbindet. das deutsch-französische Projekt „LIFE gewählt worden. Durch Beweidung Die Streuobstwiese in Erlenbach ist Biocorridor“ umgesetzt, das Mitarbei- mit Schafen werden die Flächen wei- einer der Trittsteine für den grenzü- terinnen des Naturparks Nordvoge- terhin offengehalten. berschreitenden Biotopverbund. Die sen gemeinsam mit Mitarbeiterinnen Gemeinde und Grundstückseigen- des Biosphärenreservats Pfälzerwald Streuobstwiesen als wertvolle Bioto- tümer haben aktiv mitgeholfen, die durchführen. Baumpfleger haben pe, die vielen geschützten Tier- und Maßnahme umzusetzen, und über- in Erlenbach zunächst 53 Altbäume Pflanzenarten als Lebensraum dienen, nehmen langfristig Verantwortung. geschnitten, danach wurde die Fläche aber auch als eine Grundlage für ein mit einer Grünlandmischung ein- gesundes, nachhaltiges und genüss- Unterhalb von Burg Berwartstein: Verbuschte Fläche vor und freigestellte sowie neu bepflanzte Streuobstwiese nach der Maßnahme (Foto: BR) Schilder für das LIFE-Projekt 23 große und 30 kleine Schilder infor- Informationen darüber, was auf der mieren dort, wo in Wald, Wiesen und jeweiligen Fläche umgesetzt wurde, an Wasserläufen mithilfe des LIFE-Pro- weshalb diese Fläche von Bedeutung jekts Lebensräume für den grenzüber- ist und zeigen beispielhaft, welchen schreitenden Biotopverbund erhalten Tier- und Pflanzenarten sie als Biotop oder geschaffen wurden. Die Schilder dient. mit den Kastanienholzrahmen liefern in Deutsch, Englisch und Französisch Schild an der Fläche bei Erlenbach
Seite 15 1/2020 Rückblick Fortsetzung: Aus dem Projekt „LIFE Biocorridors“ – Lebensräume verbinden Pflanzaktion mit Schülerinnen und Schülern in Bad Bergzabern Die Stadt Bad Bergzabern will den Bi- ben bei der Aktion Anfang März Schü- verpflichtet, die Bäume mindestens otopverbund im Biosphärenreservat lerinnen und Schüler der 10. Klasse über die Dauer der nächsten 18 Jahre Pfälzerwald-Nordvogesen unterstüt- der Realschule plus. Gepflanzt wurde zu pflegen. zen und pflanzte in Kooperation mit mitten im Kurpark, wodurch die dort dem Projekt „LIFE Biocorridors“ und bestehende Streuobstwiese erweitert dem Alfred-Grosser Schulzentrum 26 werden konnte. Als Teil der Maßnah- Streuobstbäume. Mit angepackt ha- me hat die Stadt Bad Bergzabern sich Haben fleißig mit angepackt: Schülerinnen und Schüler des Alfred-Grosser-Schulzentrums bei der Pflanzkation im Kurpark Bad Bergzabern Das Projekt Das EU-Projekt „LIFE Biocorridors“ will ein grenzüberschreitendes ökologisches Netzwerk im Biotopverbund Pfäl- zerwald-Nordvogesen schaffen. Hierfür werden verschiedene Maßnahmen in Wald, Wiesen und an Wasserläufen durchgeführt. Im Offenland geht es darum, Streuobstwiesen sowie magere Wiesen und Weiden zu bewahren oder neu anzulegen. Weiterhin soll ein Netz an Altholzinseln entstehen und der Laubwaldanteil erhöht werden. Natür- liche Bachuferwälder sollen wiederhergestellt, Fließgewässer wieder durchlässig und Feuchtgebiete gepflegt wer- den. Die Europäische Union sowie die Projektpartner in Frankreich und Rheinland-Pfalz stellen für das Projekt „LIFE Biocorridors“ insgesamt 3,6 Millionen Euro zur Verfügung. Mit 540.000 Euro fördert das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz die Umsetzung der Maßnahmen. Informationen unter www.lifebiocorridors-vosgesnord-pfaelzerwald.eu
Seite 16 1/2020 Rückblick Gedanken zur Bedeutung der Nachhaltigkeitsziele während der Corona-Krise Ein Beitrag von Corinna Säger, Leiterin des Projekts „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ „Eine sehr berechtigte Frage in Nachhaltigkeit wieder in den Fokus existenziellen Probleme zurück- unserer Arbeit betrifft derzeit die rücken – wie Solidarität, Zusammen- zukommen: Auch die haben mit existenziellen Probleme, in die viele halt, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit Nachhaltigkeit zu tun. So appelliert Menschen durch die Corona-Krise und gegenseitige Rücksicht. Mir die Agenda 2030 an alle, daran zu geraten sind. Das Thema der nach- persönlich wird auch die essenzielle, arbeiten, jeden Menschen von seiner haltigen Entwicklung und der SDGs wohltuende Wirkung der Natur, Not zu befreien und niemanden zu- (Sustainable Development Goals) mein Rückzugsort vor dem Home- rückzulassen. erscheint da auf einen Schlag wenig office, offensichtlich. Ich empfinde bedeutsam. Die Frage stellt sich: Wie Dankbarkeit, dass die Natur existiert, Die Quintessenz aus meinem Ge- können wir damit umgehen? Oder: und spüre dabei, dass wir sie zu sehr Wie können wir die Corona-Krise mit verwunden und sie besser schützen dankenquerschnitt ist, dass wir uns den Nachhaltigkeitzielen zusammen- müssen. momentan in einer kollektiven Krise, denken? einem „kollektiven Trauma“ befinden. Für mich wird durch die Corona-Krise Gleichzeitig wird mir deutlich, dass Jetzt ist es natürlich, dass sich die die Notwendigkeit von nachhaltiger Menschen Produkte erzeugen und Blicke nur auf das Trauma fokussieren. Entwicklung offensichtlich. Es wird Dienstleistungen erbringen, ihrer Gleichzeitig sollte man sich bewusst mir klar, dass alles in komplexen Arbeit nachgehen, um ihre Existenz sein, dass alles andere von vor der Kri- Zusammenhängen miteinander zu sichern und dass das uns als se genauso relevant bleibt und auch steht, und dass unser Handeln immer Menschen ausmacht. Und dass wir in absehbarer Zeit wieder Thema sein Auswirkungen hat. Dass nachhaltig in einem isolierten, kontrollierten wird.“ durchdachte und fachübergreifende Stillstand alle leiden. Ansätze wichtig sind, um Krisen zu Es wird mir gleichzeitig deutlich, dass vermeiden und, wenn sie eintreten, die Wirtschaft dabei nicht achtlos besser darauf vorbreitet zu sein. – und damit meine ich sowohl die Produzenten als auch Konsumenten Die Corona -Krise zeigt mir, dass – die Ressourcen der Natur nutzen Systeme, die wir vor kurzem noch als kann, ohne dass das auf sie selbst zu- schwer verwundbar glaubten, ganz rückkommt. Sie muss Verantwortung plötzlich doch sehr empfindlich sind. übernehmen. Mir wird bewusst, wir sind nicht auf einer sicheren Insel – wir sitzen alle Die Corona-Krise zeigt mir auch, dass in einem globalen Boot. Und gleich- etablierte Mächte straucheln und in- zeitig gilt nach wie vor: Die Schwäch- novative Neulinge erstarken können. sten sind am meisten gefährdet, wie Hier fällt mir die wichtige Rolle von etwa die verheerenden Zustände im Innovation, Forschung, resilienten Flüchtlingscamp auf Lesbos zeigen. Infrastrukturen und Versorgungs- mustern ein, ein typisches Agen- Ich finde, dass durch die Corona-Kri- da-2030-Thema. se ganz bestimmte Aspekte der Und um auf die Anfangsfrage der Steht für die 17 SDGs: Farbrad der UN
Seite 17 1/2020 Rückblick Wenige Amphibien, viele Libellen Erste Ergebnisse der umfangreichen Kartierungsarbeiten im Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ Im chance.natur-Projekt „Neue Hir- bis nach Grünstadt reicht, umgesetzt die deutschlandweit vom Aussterben tenwege im Pfälzerwald“ liegen erste werden sollen. bedrohte Nymphenfledermaus. Ergebnisse der Kartierungsarbeiten für die Erstellung des Pflege- und Neben den Tierarten wurden auch Bei den Reptilien, die von Frühjahr Entwicklungsplans vor. Das Insitut erste Ergebnisse zur Vegetation im bis Frühherbst 2019 in vorgegebenen für Umweltstudien (IUS) aus Kandel, Fördergebiet geliefert. Diese Kartie- Gebieten kartiert wurden, konnten das den Auftrag für das Biosphären- rungen werden jetzt mit Beginn der alle sechs zu erwartenden Arten wie reservat Pfälzerwald ausführt, hat Vegetationsperiode fortgesetzt. Ziel zum Beispiel die Mauer- und Zaunei- seine Untersuchungen zu Vögeln, der Kartierungsarbeiten ist es, für das dechse, die Blindschleiche und die Fledermäusen, Reptilien, Amphibien, Projekt charakteristische Lebensräu- Schlingnatter gefunden werden. Die Fischen, Krebsen, Tagfaltern und wei- me repräsentativ zu erfassen sowie Biologen von IUS haben dabei fest- teren Insekten vorgelegt. standorts- und nutzungsbezogene gestellt, dass sich die Tiere wegen der Besonderheiten zu ermitteln und überdurchschnittlichen Temperaturen Die Untersuchungen sind ein wich- hinsichtlich ihrer Bedeutung zu beur- und der ausgeprägten Trockenheit tiger Bestandteil des Pflege- und teilen. vorwiegend in halbschattige Bereiche Entwicklungsplans (PEPL), der im zurückgezogen hatten. Dieselben Zentrum von Projekt I des „Hirten- 17 Fledermaus- und 70 Schmetter- Witterungsverhältnisse führten dazu, wege“-Projekts steht. Darin werden lingsarten dass Laichgewässer von Amphibien die Ziele und Maßnahmen auf den Die umfassende Datenerhebung im austrockneten und deshalb die Ent- Projektflächen definiert. Anschlie- Fördergebiet bietet einen hohen wicklung der Eier beziehungsweise ßend wird das auf zehn Jahre ausge- Informationsgehalt, der für die Pro- Larven nicht abgeschlossen werden legte Projekt II beim Bund beantragt, jektplanungen von hoher Relevanz konnte. Insgesamt war der Reproduk- bei dem die Maßnahmen über das ist. Insgesamt wurden 17 Fledermaus- tionserfolg 2019 bei den Amphibien geplante, etwa 8.200 Hektar große arten festgestellt. Dazu zählen die im Gebiet der Erfassung sehr gering. Fördergebiet, das über die Grünland- bundes- und landesweit vom Ausster- Es wurden sieben Amphibienarten – gebiete vom Wasgau zum Haardtrand ben bedrohte Wimperfledermaus und unter anderem der Teichfrosch, der Sucht die Wärme von Sandsteinfelsen und Trockenmauersteinen: die Mauereidechse (Foto: BR/Baumann)
Seite 18 1/2020 Rückblick Fortsetzung: Wenige Amphibien, viele Libellen Bergmolch und der Feuersalamander gefundene Warzenbeißer. Aber auch Die Ergebnisse der Untersuchung – erfasst. Gefährdete Arten wie die Arten wie die Große Schiefkopfschre- bestätigen auch, dass einheimische Gelbbauchunke oder die Geburts- cke und die Steppen-Sattelschrecke Krebsarten massiv gefährdet sind. Es helferkröte wurden im Fördergebiet konnten nachgewiesen werden. wurden ausschließlich die aus Nord- nicht gefunden. Streng geschützte amerika stammenden Signalkrebse Arten, wie die Kreuzkröte, wären aber Für Käfer haben die Biologinnen und in den Untersuchungsabschnitten im Gebiet denkbar. Biologen Flug- und Klebefallen aufge- der Wieslauter gefunden, die hier als stellt, mit deren Hilfe sie 121 zumeist Neozoon, also durch menschlichen Über 70 verschiedene Schmet- holzbewohnende Arten feststellen Einfluss eingewanderte Art, vorkom- terlingsarten – darunter Tagfalter, konnten. Unter anderem wurde der men. Signalkrebse sind resistenter Widderchen und Ameisenbläulinge – seit einigen Jahren wieder vermehrt gegen Krankheiten wie die Krebspest haben die Spezialistinnen und Spezi- nachgewiesene Bunte Eichen-Widder- und aggressiver als die heimischen alisten ausfindig gemacht, fünf davon bock gefunden. Er gilt bundesweit als Edelkrebse. Die Untersuchungen zei- sind streng geschützt, wie etwa der vom Aussterben bedroht. Es wurde gen auch, dass Signalkrebse verstärkt Große Feuerfalter, der Dunkle Wie- auch der Große Goldkäfer nachge- sommerkalte Oberläufe von Fließge- senknopf-Ameisenbläuling und der wiesen, der ebenfalls die Einstufung wässern aufsuchen, die als Refugien Schwarzfleckige Ameisenbläuling. „vom Aussterben bedroht“ innehat. für heimische Flusskrebse dienen Auffällig ist auch der Anteil an Käfer- könnten. Auf heimische Flusskrebs- Libellen haben von den hohen arten, die eine besondere Lebensform arten sind die Biologen und Biolo- Temperaturen und langen Sonnen- mit einer Bindung an die Nester von ginnen in dem beprobten Gewässer scheindauern profitiert. Im Som- Hautflüglern wie Wildbienen, Wespen nicht gestoßen. mer 2019 wurden 13 Arten auf den und Ameisen haben. Untersuchungsflächen kartiert, unter Das Projekt „Neue Hirtenwege im anderem die streng geschützte Grüne Eine sehr enge Bindung an Kno- Pfälzerwald“ wird im Biosphärenreser- Keiljungfer und die Blauflügelige tenameisen haben verschiedene vat Pfälzerwald umgesetzt, Projekt- Prachtlibelle; letztere ist die häufigste Schmetterlingsarten aus der Familie träger ist der Bezirksverband Pfalz. Kleinlibellenart im Untersuchungsge- der Bläulinge, deren Raupen sich von Die Förderung des Vorhabens erfolgt biet und weist auf eine gute Sauer- Ameisenbrut ernähren. Die Ameisen durch das Bundesamt für Naturschutz stoffversorgung der Gewässer hin, an wurden zur genaueren Bestimmung mit Mitteln des Bundesministeriums denen sie vorkommt. gefangen und im Labor in Knoten- für Umwelt, Naturschutz und nukle- und Nicht-Knotenameisen unter- are Sicherheit (BMU) sowie durch Bei den Heuschrecken ist eine men- schieden. So konnten vier Arten aus das Land Rheinland-Pfalz. Projekt I genmäßige Erfassung wegen der der Unterfamilie der Knotenameisen wird mit 1,8 Millionen Euro gefördert. unterschiedlichen Lebensweisen der im Gebiet festgestellt werden. Nach erfolgreichem Abschluss der Tiere schwierig. Die Kartierungen Projektplanung in Projekt I würde konnten teilweise anhand der Gesän- Das Vorkommen von Fischen und sich für weitere zehn Jahre Projekt II ge der Tiere durchgeführt werden. Rundmäulern wie Neunaugen ist ein anschließen, in dem die in Projekt I Diese sind über eine Entfernung von wichtiger Indikator für die Wasser- erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt fünf bis 50 Metern zu hören, manche qualität, die Gewässerstruktur sowie werden sollen. allerdings sind nur im Ultraschallbe- die Durchlässigkeit von Gewässern. reich wahrnehmbar. Der Kartierung Das Vorkommen dieser Arten haben kommt auch zugute, dass unter- die Spezialistinnen und Spezialisten schiedliche Heuschreckenarten ver- mithilfe von Elektrobefischung unter- schiedene Tag- und Nachtzeiten für sucht, die für die Tiere ungefährlich ihr Zirpen und Schnarren bevorzugen. ist. 11 Fisch- und Rundmäulerarten Insgesamt wurden auf den zehn zu wurden dabei in den untersuchten untersuchenden Flächen 35 Heu- Abschnitten der Wieslauter gezählt, schreckenarten festgestellt. Als Zielart darunter geschützte Arten wie das des Projekts gilt beispielsweise der Bachneunauge und die Groppe.
Seite 19 1/2020 Rückblick Süddeutsche Wander- und Hüteschäferei ist Immaterielles Kulturerbe der UNESCO Jahrhundertealtes Kulturgut und wichtiger Beitrag zu Artenvielfalt und Biotopvernetzung Seit Kurzem gehört die süddeutsche Wander- und Hüteschäferei zum Im- materiellen Kulturerbe der UNESCO in Deutschland. Die Wander- und Hüte- schäferei, die in den süddeutschen Mit- telgebirgsregionen mit Flusstälern und in der Bodenseeregion praktiziert wird, spielt seit Jahrhunderten und bis heute eine wichtige Rolle für die Erhaltung der Kultur- und Naturlandschaft sowie der darin lebenden Tier- und Pflanzen- arten. Aus dieser Beweidungsform sind sowohl die Mager- und Trockenrasen entstanden als auch die Wacholder- heiden Baden-Württembergs. Die Schäferinnen und Schäfer müssen mit ihren Herden sowohl standörtliche als auch jahreszeitliche Wechsel bewerk- Verlauf der Zugwege im Süden Deutschlands im 19. Jahrhundert: Wanderschäferinnen und -schäfer stelligen. Dabei legen sie teilweise haben mit ihren Herden über Jahrhunderte lange Strecken auch über das Gebiet des Pfälzerwalds hinweg zurückgelegt. (Grafik: BR/nach Wolfgang Jacobeit: Schafhaltung und Schäfer in Zentraleuropa Strecken von bis zu 500 Kilometern bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, Akademie-Verlag, Berlin 1961) zurück, um an die verschiedenen zu unterschiedlichen Jahreszeiten stellt derschäfer und der extensiven Tier- Sommer-, Herbst- und Winterweiden wie die um die Wander- und Hüte- halter im Pfälzerwald soll ein großer zu kommen. Oft sind die Weiden karge schäferei entstandenen Schäferlieder, Biotopverbund über eine Fläche von Gründe, die keine andere landwirt- Schäferdichtungen und Schäfertänze 8.200 Hektar entstehen. Das Projekt ist schaftliche Nutzung sinnvoll erschei- ein wichtiges Kulturgut dar. eines von 80 chance.natur Projekten nen lassen. Aber auch Flächen, die we- gen der Aufgabe der Bewirtschaftung in Deutschland. Die Projekte befassen langsam verbuschen, werden von den Das chance.natur Projekt „Neue Hir- sich mit Naturschutzthemen und sind Schäferinnen und Schäfern und ihren tenwege im Pfälzerwald“ beschäftigt in zwei Phasen aufgeteilt. In der ersten Herden besucht. Da die Tiere in ihren sich im Südwesten Deutschlands , Phase, der Planungsphase, wird ein Klauen und in ihrer Wolle verschiedene nämlich der Mittelgebirgsregion des Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Kleinstlebewesen und Pflanzensamen Pfälzerwalds, mit der Wanderschäferei. In der zweiten Phase geht es um die transportieren, leistet die Wander- Auch hier gab es nachweislich seit Umsetzung der Maßnahmen aus dem schäferei einen wichtigen Beitrag zur dem Mittelalter mehrere Zugwege Pflege- und Entwicklungsplan. Das Erhaltung der Artenvielfalt und der der Wanderschäfer durch die Pfalz. Projekt „Neue Hirtenwege im Pfäl- Vernetzung von Lebensräumen. Diese Tradition hat sich insbesondere zerwald“ befindet sich im Moment in im Pfälzerwald bis heute fortgesetzt der ersten Phase. Die Vermittlung des Wissens um die und die Arbeit der pfälzischen Schäfe- Haltung, Züchtung und das Hüten rinnen und Schäfer erfährt durch die Informationen auch unter und Führen der Tiere wie auch um die Auszeichnung der UNESCO eine große www.unesco.de/kultur-und-natur/ Nutzung verschiedener Weideflächen Wertschätzung. Mithilfe der Wan- immaterielles-kulturerbe
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