Bewegungslernen in der Leichtathletik nach dem EAG-Modell Speerwurf
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Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen Bewegungslernen in der Leichtathletik nach dem EAG-Modell Speerwurf Der Amerikaner Ashton Eaton hat beim Leichtathletik-Meeting in Tallinn seinen eigenen Weltrekord im Hallen-Sieben- kampf nochmal verbessert. (© Getty Image 06.02.2011) Entwicklung des Menschen... PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 1
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen Bewegungslernen in der Leichtathletik nach dem EAG-Modell Speerwurf 1. Einleitung zum Speerwurf 03 1.1 Der Speerwurf 03 1.2 und seine Geschichte 03 2. Sinn und Bedeutung von Laufen, Springen, Werfen 05 2.1 Die Leitidee der Körpererfahrung im Schulsport 05 3. Das EAG-Modell 06 3.1 Das EAG-Modell im Detail 07 4. Leichtathletik – Werfen 08 4.1 «Von den Kernbewegungen zu den Zielformen» 08 4.1.1 «Jam-ta-tam» als Lernhilfe 08 4.1.2 Vielfältig Erwerben 09 4.1.3 Prioritäten setzen 09 4.1.4 Metaphern brauchen 09 4.1.5 Spielerisches Lernen 09 4.1.5 Bewegungsverwandtschaften im Überblick 10 5. Bewegungslernen Allgemein 11 5.1 Sensorik 11 5.2 Motorik 11 5.3 Tipps zum Bewegungslernen 12 6. EAG-Modell: Speerwurf 13 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 13 - 20 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 21 - 29 6.3 EAG-Modell: 3. Phase Gestalten 30 - 32 7 Sportunterrichts Planung 33 7.1 Lernziel 33 7.2 Zielsetzung/Absicht 33 7.3 Thema 33 7.4 Ausgangslage der SuS 33 7.5 Art und Weise des Sportunterrichts 33 7.6 Unterrichtsbedingungen 33 8 Bewegungslernen in der Leichathletik nach dem EAG-Modell Speerwurf 34 8.1 Didaktische Argumentation 34 8.2 Pädagogische Argumentation 34 9. Quellenverzeichnis 35 PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 2
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen Bewegungslernen in der Leichtathletik nach dem EAG-Modell Speerwurf 1. Einleitung zum Speerwurf 1.1 Der Speerwurf Speerwurf (Speerwerfen, englisch javelin) ist eine Disziplin der Leichtathletik, bei der ein Speer nach einem Anlauf möglichst weit zu werfen ist. Dafür stehen im Wettkampf sechs Versuche zur Verfügung. Die besten Speerwerfer erreichen bei den Männern fast 100 Meter (Weltrekord: 98,48 m), bei den Frauen ca. 70 Meter (Weltrekord: 72,28 m). In den 1980er Jahren waren andere Speere üblich als in der Gegenwart, mit denen sich weitaus höhere Weiten erzielen ließen (Weltrekorde: 104,80 m bei den Männern, 80,00 m bei den Frauen). Aus Sicherheitsgründen wurden jedoch 1986 (bei den Männern) und 1999 (bei den Frauen) die Normen für die Beschaffenheit der Speere verändert (Verlagerung des Schwerpunktes), sodass diese weniger weit flogen. Das Speerwerfen war schon Bestandteil der Olympischen Spiele der Antike und kam in der Neuzeit erstmals 1906 als «Freistil-Speerwerfen» ins Programm der Olympischen Zwischenspiele. Das heute übliche Speerwerfen ist seit 1908 Bestandteil der Olympischen Spiele für Männer und seit 1932 für Frauen. Zusätzlich wurde bei den Olympischen Spielen 1912 ein beidhändiges Speerwerfen ausgetragen. 1.2 und seine Geschichte Der Speer ist eine der ältesten Jagdwaffen der Menschheit. Wann zum ersten Mal eine bearbeitete Steinspitze an einem zur Jagd benutzten Stock befestigt wurde, verliert sich ebenso im Dunkel der Urgeschichte wie die erste Gelegenheit, bei der dieses Werkzeug auch zum sportlichen Kräftemessen verwendet wurde. Nach der griechischen Mythologie war bereits Herakles ein ausgezeichneter Speerwerfer. Der verzauberte, von Zwergen geschmiedete Speer des nordischen Gottes Odin heißt Gungnir. Bei den Olympischen Spielen der Antike 708 v. Chr. soll es erstmals als Disziplin des Fünfkampfs auf dem Olympischen Programm gestanden haben. Der Speer wurde allerdings in den Teildiszipli- nen Weit- und Zielwurf mit Hilfe einer Schleuder, der sogenannten Ankyle, geworfen. Das war eine Schnur, die mehrmals um den Speer gewunden und am Ende zu einer Schlinge gebunden wurde, in die der Werfer zwei Finger einführte. Beim Wurf wickelte sie sich ab und gab dem Speer einen Drall und somit eine ruhigere Luftfahrt. Tatsächlich haben moderne Versuche ergeben, dass ungeübte Speerwerfer mit dieser Technik größere Weiten erzielen können als ohne Wurfschlinge. Im 18. Jahrhundert erfreute es sich in Skandinavien wieder großer Beliebtheit. Besonders für die Finnen wurde der Speer und damit das Speerwerfen zum nationalen Symbol der Unabhängigkeit. In seiner bis heute nahezu unveränderten Form (dem Weitwurf) kehrte das Speerwerfen 1906 in Athen (Männer) bzw. 1932 in Los Angeles (Frauen) ins Olympische Programm zurück. PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 3
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen In Deutschland wurde das Speerwerfen erst bekannt, nachdem es der Erfinder der modernen Speerwurftechnik, Eric Lemming im Mai 1906 beim Schwedenmeeting des SC Komet vorführte. Den ersten deutschen Rekord stellte im gleichen Jahr der Berliner Ernst Mallwitz mit 37,70 m auf (Weltbestleistung zu dieser Zeit: Eric Lemming aus Schweden, 53,90 m). Dominierten bei den Herren lange Zeit skandinavische Werfer die Wettkämpfe, war das Bild bei den Damen weniger homogen. Seit den 1970er und 1980er Jahren schoben sich immer öfter Athleten aus dem Ostblock an die Weltspitze. Wie in allen Olympischen Sportarten waren dabei Sportler aus der DDR überproportional vertreten. Bei einem hochklassig besetzten internationalen Sportfest 1984 in Berlin übertraf Uwe Hohn aus Potsdam mit 104,80 m erstmals die 100-Meter-Marke so deutlich, dass die IAAF das Reglement änderte und den Schwerpunkt des Speers verlagerte. Die damit verbundene Verkürzung der Wei- ten war aus Sicherheitsgründen notwendig geworden – die Stadien wurden zu klein. Hohns Speer blieb nicht weit entfernt von den parallel durchgeführten Sprungwettbewerben und der Laufbahn stecken. 1988 stellte Petra Felke aus Jena mit exakt 80,00 m ebenfalls einen ewigen Weltrekord auf. 1999 verordnete die IAAF auch den Damen einen veränderten Speer. Der Norweger Andreas Thorkildsen hat Gold im Speerwerfen geworden. Mit 90,57m gewann er in neuem olympischen Rekord klar vor dem Letten Ainars Kovals. Bronze ging an Tero Pitkämäki. Bildnachweis: http://www.focus.de/sport/olympia-2008/aktuell/news/leichtathletik-thorkildsen-mit-olympiarekord-zu- speer-gold_aid_327130.html (22.05.2013) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 4
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 2. Sinn und Bedeutung von Laufen, Springen, Werfen 2.1 Die Leitidee der Körpererfahrung im Schulsport Bewegung, Spiel und Sport in der Schule soll vor allem als eine in sich "sinnerfüllte Tätigkeit" erfahren werden. Sportliches Handeln darf nicht primär als Vehikel für das Erreichen von Zielen verstanden werden, die ausserhalb des Sports oder in ferner Zukunft liegen. Bewegung und Sport soll hier und jetzt erlebt werden und bedeutsam sein. Im Schulsportunterricht lernen die Schüler und Schülerinnen beim Bewegen, Spielen und Sport- treiben sechs Sinnesrichtungen kennen, die von Bedeutung sind: • sich wohl fühlen • erfahren und entdecken • gestalten und darstellen • üben und leisten • herausfordern und wetteifern • dabei sein und dazu gehören Die sechs Sinnesrichtungen sind miteinander vernetzt und hängen zusammen, wobei die Über- gänge fliessend sind. Die Leitidee von Funke fokussiert den Sinnesbereich "erfahren und entde- cken". Dabei ist es für die Schüler und Schülerinnen wichtig, vielfältige Körper-, Sach- und Naturer- fahrungen achtsam zu sammeln. Durch einen Erlebnisparcours zum Thema "Balance" sollen neue Bewegungen ausprobiert und gelernt werden. Denn ursprünglich entwickeln Jugendliche in früher Kindheit ein starkes Bedürfnis, neue Körpererfahrungen zu erproben und neue Bewegungsformen zu lernen. Das Beherrschen des eigenen Körpers durch das entwickeln motorischer Fertigkeiten wird auch als lustvoll erlebt. Da dem Schüler ein positives Gefühl vermittelt wird und dies die we- sentliche Grundlage für das Selbstvertrauen und die Leistungsbereitschaft ist. Um die Motivation der Lernenden beizubehalten, müssen dei Leistungsvorraussetzungen auf die Schüler und Schülerinnen abgestimmt werden. Deswegen ist es wichtig unterschiedliche Leistungsforderungen zu stellen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bereite ich eine Sportlektion in Form eines Posten Unterricht vor zum Thema Koordinative Fähigkeiten. Wobei das Werfen mit verschiedenen Wurfobjekten (Frisbee, Tennisball, Basketball, Federball, etc...) spiele- risch durch erfahren und entdecken gefördert wird. Damit die Schüler und Schülerinnen den Sinn dieser Sport Lektion verstehen, erkläre ich ihnen Anhand von z.B. Videos (diverse Olympiaden des Speerwerfens, Weltrekorde, attraktive Lehrmittel) die Notwendigkeit der breiten Experimentierphase mit dem Lernziel einen Speer richtig zu werfen. Lernen ist ein aktiver und bewusster Prozess der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen. Erfolgreiches Lernen erfordert von den Jugendlichen ein aktives Einsteigen in den Lernprozess. Das gemeinsame Festlegen von Inhalten und Zielen sowie handlungsorientierters Unterrichten fördert die Lernbereitschaft. (Lehrmittel Sporterziehung Band 5, Broschüre 1, S.12) Da der Speer Wurf einen anspruchsvollen Bewegungsablauf foraussetzt, wende ich zur Unter- richtsmethode das EAG-Modell an. Somit trainiere ich meine Schüler und Schülerinnen gezielt auf das vorgegebene Lernziel vor: Den Speer möglichst weit zu werfen mit der gelernten Technik. PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 5
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 3. EAG - Modell E RWERBEN -> Kernelemente und Kernbewegungen aneignen -> Körper und Bewegungsgefühl entwickeln -> Sportartenübergreifende Fähigkeiten erlernen -> Bewegungsvorstellung entwickeln A NWENDEN -> Zielformen stabilisieren -> Fertigkeiten und ökonomische Bewegungsabläufe können -> Bewegungselemente fliessend verbinden -> Bewegungsvorstellung präzisieren G ESTALTEN -> Bewegungsabläufe in komplexe Bewegungsabläufe integrieren -> Zielformen situativ optimal variieren (räumlich – zeitlich – dynamisch) -> Bewegungen erschwerten Bedingungen anpassen Das Stufenmodell nach Hotz (1996) unterscheidet verschie- dene Phasen im Lernprozess. Die drei Ebenen Erwerben, Anwenden und Gestalten (Ab- kürzung EAG) ermöglichen der Lehrperson einen klar struk- turierten Aufbau beim Lernen und Lehren von Bewegungen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sollen flie- ssend sein, da diese miteinander vernetzt sind. Die Grafik mit dem dargesteltten EAG-Modell hat die Form eines Gefässes, welche nach Oben (erwerben) und Unten (gestalten) breiter wird. Die Darstellung zeigt dadurch den Handlungsraum der Lernenden, welcher bei dieser Unter- richts-Methode sehr facettenreich ist. Im Gegensatz zum mittleren Teil (anwenden), welche die zweite Phase visuali- siert. An der engsten Stelle, ist der Spielraum der Lernenden einbegrenzter, da die Lernwege von der Lehrperson konkret vorgegeben werden. Der Schwerpunkt wird gezielt auf eine (Grafik: Lehrmittel Sporterziehung Bewegung fokusiert, damit die thematisierten Bewegungen Band 5, Broschüre 1, S.12) stabilisiert und automatisiert werden können. PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 6
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen EAG-Modell Ziel Schüler/innen Lehrer/innen Erwerben Kernelemente und erproben Ergebnisoffene Kernbewegungen aneignen Bewegungsaufgaben stellen erkunden Körper und Bewegungsgefühl zur Bewegungsvielfalt auffordern entdecken entwickeln Lernhilfen anbieten Sportartenübergreifende Lernbedingungen Fähigkeiten erlernen erleichtern Bewegungsvorstellung beraten (in Bezug auf entwickeln die Bewegungs- entwicklung) Anwenden Zielformen stabilisieren üben Übungsgelegenheiten schaffen Fertigkeiten und ökonomi- automatisieren sche Bewegungsabläufe Trainingsmöglichkeiten trainieren können für hohe Wiederholungs- rhythmisieren zahl anbieten Bewegungselemente fliessend verbinden Lernbedingungen stabilisieren Bewegungsvorstellung präzi- sieren korrigieren (in Bezug auf die Zielform) Variationen nur bedingt zulassen Gestalten Bewegungsabläufe in kom- verändern individualisieren plexe Bewegungsabläufe in- optimieren Lern- und Trainingsbe- tegrieren dingungen variieren und anpassen erschweren Zielformen situativ optimal akzentuieren variieren (räumlich – zeitlich beraten (in Bezug auf die – dynamisch) individuelle Bewegungs- gestaltung) Bewegungen erschwerten Selbstregulation fördern Bedingungen anpassen www.sportdidaktik.ch PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 7
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 4. Leichtathletik – Werfen 4.1 Von den Kernbewegungen zu den Zielformen » mobilesport.ch 18.04.13 13:18 http://www.mobilesport.ch/2011/01/25/werfen-von-den-kernbewegungen-zu-den-zielformen/ Alle Wurf- und Stosstechniken sind miteinander verwandt. Eine Verwandtschaft, die sich insbesondere in der ähnlichen Rhythmisierung der Anlauf- und Abwurfbewegung zeigt. Welche Übung liegt näher, als diese «Familienmitglieder» nebeneinander zu trainieren? Beim Unterricht und Training mit Kindern und Jugendlichen lohnt es sich, wenn von den so genannten Kernbewegungen ausgegangen wird. Bei den Wurfdisziplinen geht es um die Optim- ierungfolgender Kernbewegungen: Beschleunigungsweg, stemmen/blocken, Körperspannung/- streckung. Eine zentrale Rolle kommt zudem zweifellos dem Rhythmus von Anlauf und Abwurf zu. 4.1.1 «Jam-ta-tam» als Lernhilfe Die letzten drei Schritte des Anlaufs, sowohl beim Ball- oder Speerwurf als auch bei der Wechselschritttechnik im Kugelstossen oder beim Drehwerfen, ordnen sich einem bestimmten Abwurfrhythmus unter. Für Rechtswerfer sieht der Ablauf beim Impulsschritt so aus: Nach einem Schritt links («Jam») wird der rechte Fuss am linken vorbeigezogen und setzt leicht auswärts ge- dreht als Standbein auf («ta-»), der linke Fuss folgt rasch und setzt weit vorne auf («-tam»). Jetzt ist der Körper in einer optimalen Wurfauslage und der Wurfgegenstand hat einen möglichst grossen Beschleunigungsweg vor sich. PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 8
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 4.1.2 Vielfältig Erwerben Das charakteristische «Jam-ta-tam» des Abwurfs akzentuiert also die Umsetzung der Anlaufenergie in jene des Abwurfs. Damit keine Energie verloren geht, muss die Auflösung, von der Stemmphase in die eigentliche Abwurfbewegung, möglichst explosiv ausgeführt werden. Dabei wird der Körper vollständig gestreckt (Hüfte!), das Wurfgerät nach vorne oben katapultiert und in einem idealen Abwurfwinkel auf die Reise geschickt. Sportlehrerinnen und Trainer sind also gut beraten, diesen Rhythmus als methodischen Leitfaden einzusetzen. Durch akkustische-, taktile- und visuelle Begleitung wird dieser unverzichtbare Rhythmus verinnerlicht und steht später für das Erwerben anderer, technischer Elemente in Spielsportarten zur Verfügung. 4.1.3 Prioritäten setzen Der Rhythmus von Anlauf und Abwurf, der Impulsschritt und das Werfen aus dem gestreckten Arm (Schlagwurf) sind Inhalte, die zuerst erworben werden sollten. Erst danach geht es um Aspekte wie eine korrekte Wurfauslage (Gewicht über dem Standbein, gestrecktes Stemmbein), Bogenspannung oder um das Gleichgewicht während der Abwurfbewegung. 4.1.4 Metaphern brauchen Mit Metaphern können Positionen und Wirkungen in ein Bild übersetzt werden, das die wesentlichen Informationen, auf was es bei der Ausführung ankommt, liefert. Metaphern haben den unschätzbaren Vorteil, das sie nicht nur Informationen über die Position eines Körperteils leifern, sondern auch die Energie verdeutlichen, die in einer Bewegung steckt: • Beim Ballwurf: «Dein Arm ist wie eine Peitsche.» • Beim Speerwurf: «Dein Körper ist ein Pfeilbogen!», «Ziehe den Ball über den Kopf wie an einer • Schnur!», «Stell dir vor, du bist ein Katapult!» • Beim Kugelstossen: «Stosse aus den Beinen!» • Beim Diskuswurf: «Beschleunige den Diskus auf einer grossen Umlaufbahn!» 4.1.5 Spielerisches Lernen Spielfähigkeiten erwirbt man sich auch durch Antizipieren, Vorausplanen, durch den Einbezug der Bewegungen der Mit- und Gegenspieler, Durchsetzungsvermögen und Cleverness. Somit ist ein klassisches Mannschaftsspiel nicht unbedingt geeignet für das Erwerben einer Leichtathletiktech- nik, deren Funktion darin liegt, einen Ball, eine Kugel oder einen Speer möglichst weit zu werfen. Um das Werfen zu verbessern sind spielerische Elemente trotzdem sinnvoll und Erfolg verspre- chend. Bei diesen Spielen ist darauf zu achten, bzw. sind die Spielregeln so zu formulieren, dass Würfe durch die gegnerische Mannschaft nicht behindert werden dürfen. Aus bekannten Gründen sollte auf Spiele verzichtet werden, bei denen es darum geht, andere mit einem Wurf zu treffen. (© 2013 Bundesamt für Sport BASPO) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 9
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Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 5. Bewegungslernen Allgemein Das Lernen von Bewegungen ist immer ein Zusammenspiel von Wahrnehmungsfähigkeit (Sensorik) und Bewegungssteuerungsfähigkeit (Motorik). Das sensomotorische System besteht aus einem sensibel - sensorischen Teil, welcher Sinnesein- drücke von der Umwelt empfängt und sie zur zentralen Verarbeitung weiterleitet sowie aus einem motorischen Teil, welcher für die Bewegungsäusserungen des Körpers zuständig ist. 5.1 Sensorik Unsere Sinnesorgane vermitteln der Steuerungszentrale (ZNS) die nötigen Informationen, um Bewegungen zu planen und zu kontrollieren. Ebenso bilden sie die Grundlage für die Realisation unserer Körperstellungen im Raum und der Körperhaltung. Wichtige Sinnsysteme (Analysatoren): --> Auge --> Ohr --> Kinästhetischer Sinn: --> Taktiler Sinn -> Muskelspindeln --> Vestibulärer Sinn (Gleichgewichts / -> Gelenkrezeptoren Lagegefühl) -> Hautrezeptoren -> Schmerzrezeptoren 5.2 Motorik Das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) verarbeitet die riesige Datenflut aus den Sinnsystemen. Es plant, steuert und codiert alle vorallem komplexen Bewegungsmuster, welche nicht automatisiert und gefestigt sind. Das periphere Nervensystem steuert hauptsächlich die Reflexe sowie automatisierte Beweguns- muster. Stark vereinfacht lassen sich die Vorgänge im Nervensystem beim Neulernen einer Bewegung wie folgt darstellen: 1. Entschluss/Motivation 3. Rohprogramm wird verfeinert für Bewegung --> Lymbisches System --> Kleinhirn/Basalganglien 2. Rohprogramm wird 4. Ausführung und Rückmeldung erstellt --> Motorcortex durch Sinnsysteme --> Rückenmark (peripheres Nervensystem) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 11
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen -> Die Motivation, Konzentration und Emotion/Stimmung sind entscheidende Faktoren, welche die Qualität des Bewegungslernens stark beeinflussen! 5.3 Tipps zum Bewegungslernen • Learning by doing • Vorzeigen - nachmachen • Lernhilfen und Korrekturen müssen lernwirksam sein • Korrektur innerhalb 20 Sekunden nach Bewegungsabbruch • Immer nur einen Fehler korrigieren • Sich selbst und andere beobachten • Codierung von Bewegungsempfindungen mit Bildern • Sinnsysteme vielfältig trainieren (Koordinative F.) • Gegensatzerfahrungen machen lassen • Bewegungsgefühl verbalisieren lassen (Rhythmus) • Bewegung in Zeitlupe ausführen • Vom Einfachen zum Schweren • Üben - üben - üben !!! • Bis zur Automatisation: mind. 500 Wiederholungen ! -> Ziel jeden Bewegungslernens ist das Erreichen der Situativ - variablen Verfügbarkeit ! (Autor/Material von J. Wieland | http://www.sportunterricht.ch/Theorie/motorik.php) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 12
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6. EAG-Modell: Speerwurf 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.1 Bewegungslernen: Koordinative Fähigkeiten mit Bällen – Postenblätter E RWERBEN -> Kernelemente und Kernbewegungen aneignen -> Körper und Bewegungsgefühl entwickeln -> Sportartenübergreifende Fähigkeiten erlernen -> Bewegungsvorstellung entwickeln http://www.sportunterricht.ch/lektion/bkd/bkd10.php (12.05.2013) Stufe Mittelstufe, Oberstufe Stichworte Koordination, Circuit, Stationentraining, Parcours, Zirkeltraining Zielsetzung Anwenden der Koordinativen Fähigkeiten mit Bällen Beschreibung Einführung: Kurze Theorie (Was sind Koordinative Fähigkeiten?) Zu zweit stellen die SchülerInnen mit Hilfe der Postenblätter eine Station auf, probieren die Aufgabe aus und zeigen sie anschliessend der ganzen Klasse vor. Training an neun Stationen in 2er Gruppen. Station 10 und 11 für Profis! PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 13
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.1 Bewegungslernen: Koordinative Fähigkeiten mit Bällen – Postenblätter PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 14
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.1 Bewegungslernen: Koordinative Fähigkeiten mit Bällen – Postenblätter PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 15
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.1 Bewegungslernen: Koordinative Fähigkeiten mit Bällen – Postenblätter PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 16
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.1 Bewegungslernen: Koordinative Fähigkeiten mit Bällen – Postenblätter PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 17
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.1 Bewegungslernen: Koordinative Fähigkeiten mit Bällen – Postenblätter PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 18
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.2 Bewegungslernen: Die fünf Koordinative Fähigkeiten ORIENTIERUNGSFÄHIGKEIT Die Orientierungsfähigkeit ermöglicht, sich in der Vielfalt von Positionen zu orientieren und anzupassen. Beispiele: Freistellen im Spiel; auf der Skipiste neben anderen fahren; sich bei Körperrotationen orientieren usw. GLEICHGEWICHTSFÄHIGKEIT Die Gleichgewichtsfähigkeit ermöglicht, das Gleichgewicht zu halten oder es nach Positionsänder- ungen möglichst rasch wiederzugewinnen. Beispiele: auf einer Schwebekante balancieren; nach einer Rolle vw. den Stand halten; im Hand- stand einige Zeit stehen usw. RHYTHMISIERUNGSFÄHIGKEIT Die Rhythmus- bzw. Rhythmisierungsfähigkeit ermöglicht, Bewegungsabläufe rhythmisch zu ge- stalten, zu akzentuieren oder einen gegebenen Rhythmus zu erfassen. Beispiele: sich nach Musik bewegen; einen Anlauf rhythmisch gestalten; auf Langlaufski oder Roll- erblades skaten usw. REAKTIONSFÄHIGKEIT Die Reaktionsfähigkeit ermöglicht, Informationen bzw. Signale aufzunehmen und darauf schnell und mit einer gezielten Bewegung zweckmässig zu reagieren. Beispiele: auf ein Signal starten; auf unvorhergesehene Situationen geschickt zu reagieren; Bälle als Torwart abwehren usw. DIFFERENZIERUNGSFÄHIGKEIT Die Differenzierungsfähigkeit ermöglicht, die eintreffenden Sinnes-Informationen differenziert auf Wichtiges zu überprüfen und die Bewegungen darauf dosiert abzustimmen. Beispiele: einen hart oder weich zugespielten Ball fangen; auf dem Minitrampolin abfedern; das Tempo variieren usw. (nach HOTZ, 1986) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 19
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.1 EAG-Modell: 1. Phase Erwerben 6.1.3 Bewegungslernen: Hinweise für das Training der koordinativen Fähigkeiten • Die vielseitige Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten hat im Kindesalter Vorrang vor dem Training der konditionellen Fähigkeiten. • Vielseitige Bewegungserfahrungen ermöglichen eine natürliche Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten und fördern die Lernfähigkeit. Auf eine zu frühe Spezial- isierung ist deshalb zu verzichten. • Selbstbestimmtes Erfahren und Entdecken bei koordinativen Bewegungsaufgaben fördert die Eigenständigkeit und dadurch auch die Motivation. • Koordinativ anspruchsvolle Bewegungsaufgaben sind im Sportunterricht zeitlich vor konditionell belastenden Bewegungsaufgaben zu platzieren. • Gut ausgebildete koordinative Fähigkeiten erleichtern das Lernen komplexer Bewegungsfertigkeiten. • Wenn Bewegungsabläufe koordinativ beherrscht werden, können sie durch integriertes Konditionstraining (Zusatzaufgaben) erschwert werden. (aus Lehrmittel Sporterziehung Band 1, Broschüre 1 Grundlagen, Seite 39/40) (http://www.sportunterricht.ch/lektion/bkd/bkd9.php) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 20
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.1 Bewegungslernen: Griff beim Speerwerfen und Rhythmus Schritte A NWENDEN -> Zielformen stabilisieren -> Fertigkeiten und ökonomische Bewegungsabläufe können -> Bewegungselemente fliessend verbinden -> Bewegungsvorstellung präzisieren Bewegungsmerkmal für Rechtshänder: Speerwurf mit fünf-Schritt-Anlauf 1. Fokus auf Rhytmus «Jam-tà-tam» Vormachen (z.B. durch Lehrperson, Videolehrmittel, Bilderreihen/Szenenbilder) und Nachahmen der Schüler und Schülerinnen 2. Fokus auf Stemmbein links Impulsschritt schnell und unter den Körper 3. Fokus auf Hüfteinsatz rechts Aktives Stemmbein durch gestrecktes linkes Bein 4. Fokus auf richtige Haltung des Speers Heben und eindrehen der rechten Hüfte 5. Fokus auf linker Arm Aktives Öffnen der Körpervorspannung mit dem linken Ellenbogen (Arm) 6. Fokus auf Ganzkörperstreckung Hüfte gestreckt, möglichst hoch abwerfen -> Flugbahn des Speers 7. Fokus auf Auffangen/letztes Schlüsselbild Auffangen (eigenes Körpergleichgewicht) durch Umspringen 8.Bewegungselemente dynamisch Umsetzen: Schlüsselbilder aneinanderreihen -> Aktivität der Lehrperson: Beobachten, Beurteilen, Beraten -> Ergebnisse PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 21
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.2 Bewegungsablauf - Fokus auf Speerwurf -> Grundlagen Bewegungsmerkmal für Rechtshänder: Speerwurf mit fünf-Schritt-Anlauf PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 22
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.2 Bewegungsablauf - Fokus auf Speerwurf -> Grundlagen http://www.speerschule.ch/docs/doc_analysekeypoints.pdf (21.05.2013) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 23
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.2 Bewegungsablauf - Fokus auf Speerwurf -> Grundlagen PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 24
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.2 Bewegungsablauf - Fokus auf Speerwurf -> Grundlagen PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 25
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.2 Bewegungsablauf - Fokus auf Speerwurf -> Grundlagen PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 26
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.2 Bewegungsablauf - Fokus auf Speerwurf -> Grundlagen 6.2.2 Speerwurf - Grundlagen Die fachspezifischen Termini wurden bereits im Kapitel 5.1. Kugelstoß erklärt. In Abbildung 16 ist auch ersichtlich, dass die Auslage und vor allem der Block durchaus einige Ähnlichkeiten mit dem Kugelstoß aufweisen. Wesentlich beim Speerwurf ist, dass möglichst viel Tempo über den gera- dlinigen Beschleunigungsweg (Anlauf) in den Wurf übertragen wird. Der Block mit einem aktiven Stemmbein ermöglicht es dem Athleten die Geschwindigkeit auf den Speer wirken zu lassen und diesen so möglichst weit zu werfen. Der gesamte Bewegungsablauf kann in drei Phasen unterteilt werden: die Anlauf-, Abwurf- und Bremsphase. 6.2.3 Anlaufphase Der Anlauf kann in zwei Teile unterteilt werden. So wird zwischen einem zyklischen und einem azyklischen Teil unterschieden. Der Sportler steht in aufrechter Position bei seiner Ablaufmarke. Der Speer wird in einem lockeren Griff von der rechten Hand mindestens auf Stirnhöhe gehalten. Ein Steigerungs-lauf in beliebiger Länge kennzeichnet den zyklischen Teil. Das Endtempo des Steigerungslaufes sollte dabei „den oberen Wert erreichen, bei dem noch eine Geschwindigkeitssteigerung im azyklischen Anlaufteil erreicht werden kann und bei der eine technisch korrekte und damit wirksame Wurfausführung möglich ist“. (DLV, 1997, S. 168). Die Spitze zeigt dabei im gesamten zyklischen Teil leicht nach unten. Anlauf- und Wurfrichtung (modifiziert nach DLV, 2008b, S. 141) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 27
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2.3 Anlaufphase Der azyklische Anlaufteil besteht aus einem 5-Schritt-Rhythmus, mit dem der Abwurf vorbere- itet wird. Der fünfte und damit letzte Schritt wird allerdings bereits zur Abwurfphase gezählt. Im azyklischen Anlaufteil macht der Sportler daher vier Schritte. Der erste Schritt (linkes Bein wird am Boden aufgesetzt) dient zur Vorbereitung auf den zweiten Schritt (rechtes Bein) bei dem dann der Speer rückgeführt wird und der Athlet eine seitliche Position einnimmt (90 Grad Drehung nach rechts, die Füße sind ca. 45 Grad nach vorne gedreht). Der Körper befindet sich nun bereits fast in der Wurfauslage. Der Speer wird seitlich, am Auge vorbei, am Körper „angelegt“. Dabei ist die rechte Hand immer über Schulterhöhe und der rechte Arm gestreckt. Der Körper wird in eine Rücklage gebracht, sodass sich der Speer bereits in der richtigen Position für den Abwurf befindet. Der dritte Schritt (linkes Bein) beschleunigt den Körper weiter, die Beine „laufen unter dem Körper durch“. Der Oberkörper wird daher in der Rücklage gehalten, die Beine befinden sich vor dem Körper. Der vierte Schritt (rechtes Bein setzt auf), der auch als Impulsschritt bezeichnet wird, muss besonders kraftvoll durchgeführt werden. Dabei wird der Körper in seiner Wurfauslage gut position- iert (90 Grad nach hinten gedreht und gestreckt nach hinten geführter Arm) und die Vorbereitung für den Abwurf durchgeführt. 6.2.4 Abwurfphase Der Athlet macht aktiv mit dem rechten Fuß / Bein Druck nach vorne. Dabei wird das linke Bein möglichst gestreckt mit der ganzen Sohle (Fußspitzen zeigen in Wurfrichtung) auf dem Boden aufgesetzt (5. Schritt). Durch die Körperverwringung wird eine sehr hohe Bogenspannung erzeugt. Nach dem Setzen des linken Fußes existiert die größte mögliche Bogenspannung. Ab diesem Zeitpunkt wird die Bogenspannung aufgelöst und der Wurfarm durch den Block mit dem linken Arm und dem linken Bein beschleunigt. Dabei wird die rechte Hand weiterhin immer über Schul- terhöhe geführt, überholt den Ellbogen jedoch nicht, damit der Sportler im letzten Moment noch den gesamten rechten Unterarm beschleunigen kann (diese Katapultwirkung ist der wesentliche Unterschied zum Stoß, der Arm ist beim Abwurf annähernd gestreckt) und die maximal mögliche Geschwindigkeit damit auf den Speer übertragen wird. Der Speer verlässt die rechte Hand. Prinzipiell wird der Speer vom ersten Anlaufschritt bis zum Abwurf durchgehend beschleunigt. Wesentliche weitere Kriterien für die Wurfweite sind der Abwurfwinkel und der Anstellwinkel. „We- gen der im Verhältnis großen Flugweite hat die Abflughöhe nur eine vernachlässigbare Bedeutung.“ (DLV, 2008b, S. 137). Der Abwurfwinkel sollte bei Männern im Bereich zwischen 36 und 38 Grad liegen, bei Frauen oder männlicher U16 (welche mit dem Frauenspeer werfen) zwischen 34 und 36 Grad. Der Anstellwinkel ist die Differenz zwischen dem Abwurfwinkel und dem Winkel zwischen Längsachse des Speeres und Boden. Der Anstellwinkel sollte zwischen und 10 und 15 Grad betragen (vgl. DLV, 2008b, S. 137). Bei Gegenwind wird der Abwurfwinkel flacher, dafür der Anstellwinkel steiler gewählt, bei Rück- enwind umgekehrt. Die entsprechenden Werte müssen beim Einwerfen ermittelt werden, da die Windgeschwindigkeiten in großer Höhe total unterschiedlich zu jenen am Boden sein können (vgl. DLV, 2008b, S. 137). PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 28
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.2 EAG-Modell: 2. Phase Anwenden 6.2.2 Bewegungsablauf - Fokus auf Speerwurf -> Grundlagen 6.2.5 Bremsphase In der Bremsphase versucht der Sportler den Körper so rasch wie möglich abzubremsen um den Abwurfpunkt so knapp wie möglich zur Abwurflinie wählen zu können. Im Normalfall springt der Sportler um, der linke Fuß wird nach hinten gezogen und dabei gleichzeitig der rechte Fuß nach vorne gestellt. In den letzten Jahren kommt auch vermehrt eine interessante Bremstechnik zur An- wendung, bei der der Körper im Liegen (!) abgefangen wird. Für den Schulsportbereich messe ich dieser Art und Weise der Bremsung, aufgrund der Verletzungsgefahr für die Handgelenke, jedoch keine Bedeutung zu. 6.2.6 Griffhaltung Bei der Griffhaltung können verschiedene Varianten zum Einsatz kommen. Bewährt haben sich vor allem zwei ähnliche Griffhaltungen. Daumen – Zeigefinger – Griff Bei diesem Griff umfassen Daumen und Zeigefinger den Speer hinter der Wicklung. Die anderen Finger sind locker an die Wicklung angelegt. Zu diesem Griff gelangt der Sportler am besten, wenn der Speer oberhalb der Wicklung mit Daumen und Zeigefinger umfasst wird (die Finger bilden einen Ring) und dann die Hand bis zu Wicklung am Speer entlang geschoben wird. Da dieser Griff eine bessere Kraftübertragung ermöglicht als alle anderen Griffarten, wird im Leistungssport fast ausschließlich diese Griffvariante verwendet. 1. Bild: Daumen – Zeigefinger – Griff (© Dittrich) 2. Bild: Daumen – Mittelfinger – Griff (© Dittrich) 3. Bild: Der eigentlich nicht mehr verwendete Zangengriff (© Dittrich) http://ospinf.casc.at/la/speerwurf.php?wert=LA/Speerwurf/Grundlagen(21.05.2013) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 29
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.3 EAG-Modell: 3. Phase Gestalten 6.3.1 Bewegungslernen: Dynamischer Speerwurf G ESTALTEN -> Bewegungsabläufe in komplexe Bewegungsabläufe integrieren -> Zielformen situativ optimal variieren (räumlich – zeitlich – dynamisch) -> Bewegungen erschwerten Bedingungen anpassen Der Sportunterricht sollte so gestaltet werden, dass sich für die Kinder die sechs Sinnrich- tungen offen stehen. Darauf kann man immer wieder zurückgreifen und durch Analysieren und genaues Planen der Unterrichtseinheiten auch die Sinnrichtungen mit einbeziehen. Im Bereich des Werfens sind besonders diese Sinnrichtungen angesprochen; erfahren und entde- cken, üben und leisten, herausfordern und wetteifern. Durch ein kluges Vernetzen von Unterrichts- einheiten, können jederzeit auch die anderen Sinnrichtungen in Bezug auf das Thema Werfen mit einbezogen werden wie gestalten und darstellen. (Grafik: Lehrmittel Sporterziehung Band 5, Broschüre 1, S.3) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 30
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.3 EAG-Modell: 3. Phase Gestalten 6.3.1 Bewegungslernen: Dynamischer Speerwurf Gruppenpuzzle 4. Posten Speerwurf Tipp: Achte auf dein Arm/Handgelenk beim Abwurf des Speers (Flugphase) => Schaue dir das Lern Video an und versuche die Bewegungsabfolge direkt nachzumachen PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 31
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 6.3 EAG-Modell: 3. Phase Gestalten 6.3.3 Unterrichtsaufgaben zur Komplexität des Speerwurfs Die verschiedenen Bewegungsphasen müssen nun aneinander gekoppelt werden und eins werden. Anlauf, Impulsschritt, aktives Stemmen, eindrehen der Hüfte, Wurfbewegung stellen die Phasen dar, welche nun aneinander gereiht werden und zugleich einen flüssigen Ablauf darstellen sollen. Aufgabe 1 Zu zweit sollen sich die Schüler Schritt für Schritt verbessern. Der eine Schüler wirft den Speer indem er alle Phasen durchläuft und wird während dessen genauestens von seinem Kameraden unter die Lupe genommen. Die Zweierteams haben ein Papier dabei, auf welchem die Knoten- punkte aufgelistet sind: • Anlauf (Dynamisch , Tam-Ta-Tam erkennbar) • Hüftbewegung, Stemmen ( Aus der Hüfte heraus erfolgt der Schub, Bein Stemmen) • Handhaltung, Abgabe ( Die Hand ist komplett ausgestreckt, Haltung Speer ) • Körperspannung ( Körperspannung aufbauen, Explosivität ) Durch das ständige Erhalten von Rückmeldungen können sich die Lernenden möglichst schnell weiterentwickeln. Die Lehrperson kann mit ihrem Expertenwissen natürlich auch unterstützende Inputs geben und die SuS zu Lernfortschritten treiben. Die SchülerInnen erkennen dann schnell einmal die Punkte, welche sie noch nicht so beherrschen und gehen zur Methode GAG über. Dies bedeutet sie gehen von der Ganzheitlichen Bewe- gungsabfolge wieder kurz zum Analytischen Teil über; Die Knotenpunkte werden verbessert und einzeln noch einmal genauer angeschaut. Danach wird wieder Ganzheitlich trainiert. Diesen Vor- gang kann man öfters wiederholen, um immer wieder die noch vorhandenen Defizite abzubauen. Aufgabe 2 Mit Hilfe einer Videokamera werden Aufnahmen gemacht. Diese Art von Analysieren ist zwar etwas Zeitaufwändig, erzielt jedoch eine hohe Lernquote. Die Kinder sehen sich selbst eine Bewegung ausführen und sollen sich mit einem Profivideo vergleichen. Wiederum erkennen sie die noch vorhandenen Mängel und können sie durch Werfen der Speere ausmerzen. Durchaus könnte man daraus auch eine Hausaufgabe machen: Schaut euch auf das nächste Mal einen Profispeerwerfer an und vergleicht mit eurer eigener Wurftechnik. Die Kinder müssten selbständig eine CD brennen und zu Hause diese Aufgabe bearbeiten. Abschluss des Sportthemas -> Beurteilung Nach dem intensiven Training nach dem EAG-Modell, findet eine sportpraktischen Prüfung statt. Die von der Lehrperson im voraus schriftlich verfassten Lernziele, welche mit den SuS besprochen wurden, werden nun beurteilt und bewertet. PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 32
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 7. Sportunterrichts Planung 7.1 Lernziel Das Ziel der Sport Lektion ist, dass die Schüler und Schülerinnen: • angeregt und motiviert werden neues zu entdecken -> Wurf- & Ballspiele • lernen durch erfahren -> Körpererfahrung -> Ballgefühl -> Gefühl für Speerwurf • ein Gefühl für ihr Gleichgewicht entwickeln und dieses situativ anpassen • sich gegenseitig beobachten und coachen -> Teamarbeit • sich gegenseit ermutigen • Freude und Spass an Wurftechniken entwickeln 7.2 Zielsetzung/Absicht • Die Schüler und Schülerinnen sollen ein besseres Gefühl für Wurfobjekte entwickeln • Das Ball- und Speergefühl soll situativ gefordert und gefördert werden-> Differenzierung! • Gespür für ihr Koordinative Fähigkeiten lernen, (trotz Wachstumsphase) • Das Interesse für andere Wurftechniken und Wurfobjekte soll geweckt werden • Die SuS sollen die Speerwurftechnik anwenden können • und möglichst weit den Speer werfen 7.3 Thema • Speerwurftechnik nach EAG-Unterrichtsmethode durchführen • durch die Sinnrichtung «erfahren & entdecken», «üben & leisten», «gestalten & darstellen» • Koordinative Fähigkeit sammeln durch Erlebnis Stationen • Vernetzung anderer Sportarten durch Bilder und/oder Imaginationen • Spielerisches und abwechslungsreiches lernen mit verschiedenen Wurfobjekten 7.4 Ausgangslage der Schüler und Schülerinnen Die Schüler und Schülerinnen befinden sich in der puberalen Phase, deshalb ist in dieser Alterstufe die Klasse meistens sehr heterogen. Da die Körperproportionen noch nicht vollstädig auf einander abgestimmt sind, ist das Thema Koordinative Fähigkeit eine Herausforderung; Die jedoch Spass machen sollte. Vor allem die spielerische förderung der Wurfobjekte mit dem Focus auf den Speer 7.5 Art und Weise des Sport Unterrichts EAG-Modell 7.6 Unterrichtsbedingungen Die Doppellektionen finden je nach Focus in der Turnhall und auch draussen auf der Sportwiese (Leichtathletik Stadion) statt. Variert je nach Schwerpunkt des EAG-Phase. PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 33
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 8. Bewegungslernen in der Leichtathletik nach dem EAG-Modell Speerwurf 8.1 Didaktische Argumentation • Körpererfahrung, Körperspannung (Wichtig für diverse Sportarten) • Balance, Gleichgewicht, Ballgefühl, Wurfbahn/Technik • Koordinative Fähigkeiten: Gleichgewicht, Reaktion, Differenzierung • Physische Leistungsziele: erlernen verschiedener Wurftechniken von einfach bis schwer • Differenzierter Unterricht: Leistungsniveau-> Posten, Expertengruppe, Coaching, etc. 8.2 Pädagogische Argumentation • Sinnrichtung: erfahren und entdecken -> vielfätige Körper-, Material- und Bewegungserfahrungen sammeln, verschieden Wurfobjekte und Wurftechniken entdecken • Sinnesrichtung: sich wohl und gesund fühlen -> die Lust und Freude an Bewegung & Werfen für das eigene Wohlbefin den und die eigene Fitness etwas tun.. • Sinnesrichtung: dabei sein und dazugehören -> gemeinsam etwas trainieren und erleben; sich in einer Gruppe bewegen und ein neue Wurftechnik spielerisch lernen • Sinnesrichtung: gestalten und darstellen -> seine Körpersprache entdecken und einsetzen; Bewegungsabläufe gestalten und umsetzen • Sinnesrichtung: herausfordern und wetteifern -> einander Wurftechniken vorführen, vergleichend wetteifern; sich mit Wettbewerben gegenseitig überbieten. • Werterziehung: Sorge zu sich, zur Natur und zum Material fördern. -> Sicherheits- und Materialaspekt • Förderung der Bewegung (an der frischen Luft) aus der perspektive der Nachhaltigkeit. -> die Lust und Freude am Werfen mit diversen Wurfobjekten (Zielorientiert) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 34
Sport FD 2.2 | EAG-Modell im Sportunterricht zum Thema Leichtathletik: Werfen 9. Quellenverzeichnis Bücher Funke, J. (1980). Körpererfahrung [Themenheft] Sportpädagogik 4, 13 - 20. Funke, J. (1991). Unterricht öffnen – offener Unterricht. Sportpädagogik, 15 (2), 4, 12 - 18. Heymen, N. und Leue, W. (2011). Planung von Sportunterricht. 7. korrigierte Auflage, 187 - 190. Messmer, R. (2011). Konzepte und Orientierung in der Sportdidaktik. Skript zur Veranstaltung. S. 30 - 34. Sporttheoretische und sportdidaktische Grundlagen. (8. Auflage Band 1 (2010) Lehrmittel Sporterziehung Band 1 Broschüre 1, 2 -13. Internet Steinegger, A. Sportpädagogik http://www.sportpaedagogik.ch (12.05.2013) www.sportunterricht.ch www.leichtathletik.de www.mobilesport.ch/ www.sportpaedagogik-‐online.de www.speerschule.ch/xtechnik.htm (21.05.2013) http://ospinf.casc.at/la/speerwurf.php?wert=LA/Speerwurf/Grundlagen (21.05.2013) Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Speerwurf (12.05.2013) Titelbilder http://www.spox.com/de/sport/mehrsport/leichtathletik/1102/News/ashton-eaton-siebenkampf- halle-sprint-huerden-kugelstossen.html (22.05.2013) http://frameguard.literaturforum.or.at/Galleries/Jux/imagepages/image34.htm (22.05.2013) PH FHNW | Bewegung und Sport | Dozent: Andreas Steinegger | © Giulia Gruner | 21.05.2013 35
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