Jubiläumszeitung 10 Jahre "Haus Wegwarte" - www.ruppiner-hospiz.de - Ruppiner Hospiz eV
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Inhaltsverzeichnis / Impressum Vorwort mit die Versorgung der Region nochmals deutlich Vorwort, Prof. D. Nürnberg................................................................................................ Seite 3 verbessern wird. Auf dem Weg zum neuen Hospiz in Neuruppin, Prof. D. Nürnberg.................................... Seite 4 Ein Jubiläum ist auch immer Anlass, zurück zu schau- „Wegwarte“, Text von W. Voss, 2004................................................................................ Seite 5 en und danke zu sagen. Zurück zuschauen auch auf 15 Jahre Hospiz-Verein in Ein lebendiges Haus.......................................................................................................... Seite 6 Neuruppin und viele engagierte Mitglieder und Eh- Zeittafel............................................................................................................................ Seite 7 renamtler und eben 10 Jahre Haus Wegwarte als Heimstatt für den Hospiz-Gedanken, symbolgeworde- Frühjahr 2004 – ein Name fürs Haus wird gesucht, S. Hoch.............................................. Seite 10 ne Fürsorge in der Not und feste Instanz und Zu- fluchtsort für viele Betroffene und auch die Angehöri- Zehn Jahre „Haus Wegwarte“ – Zwölf Jahre stationäres Hospiz gen. Eine Entwicklungsgeschichte, R. Schwarz........................................................................ Seite 11 10 Jahre Haus Wegwarte Ein Dankeschön gilt insbesondere den hoch engagier- ten Mitarbeitern und auch all denen, die in den ver- Berechtigte Vorbehalte, A. Leddin.................................................................................... Seite 12 Ist die Wegwarte tatsächlich schon 10 Jahre alt? Es gangenen Jahren das Hospiz begleitet haben. kommt mir noch gar nicht so lange vor, dass wir mit Einige davon werden wir zu diesem Anlass nennen. Hospize bejahen das Leben, M. Kapell............................................................................. Seite 13. Schwester Conny Kaiser, Frau Gabriele Plaasch, Herrn Wir danken aber auch den unzähligen Unterstützern Hospiz und Hausärztin, M. Thierock.................................................................................. Seite 14 Pfarrer Karau und anderen uns zum 1. Spatenstich und Spendern. trafen. Wenn Sie am 18. Oder 19. September etwas Zeit ha- Zusammenarbeit zwischen Hospiz und ben und uns zu unserer kleinen Feierstunde oder im Wie froh sind wir heute, dass war damals den Mut Haus Wegwarte besuchen, freuen wir uns sehr. Dann MBN Medizinische Bildungsakademie Neuruppin, C. Kikel............................................... Seite 16 hatten, eigenes Risiko einzugehen und nicht nur eine gibt es Gelegenheit, sich auszutauschen, über ge- „Schafft euch ein Nebenamt, ein unscheinbares“, Text von A. Schweitzer........................ Seite 16 Etage, sondern eine zweite Etage zu bauen, um einen meinsam Erlebtes nachzudenken oder sich auch nur Ort zu schaffen, an dem auch andere im Palliativ- und darüber zu freuen, welchen wichtigen und hochwill- Die Bedeutung der ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterinnen und Hospizbereich Engagierte Platz finden. Großzügige kommenen Stand unsere „Wegwarte“ in Neuruppin Spender machten uns die Entscheidung leichter. und in ganz Nordwest-Brandenburg heute hat. –mitarbeiter – der ambulante Hospizdienst, E. Bark-Nawrath.......................................... Seite 17 Hospiz macht Schule, K. Wendt......................................................................................... Seite 21 Inzwischen ist das Hospiz gewachsen. Wir begannen mit 8 Plätzen, dann wurden es 10 und schließlich bau- Wir laden Sie herzlich ein Willkommen im Tageshospiz, J. Schößler........................................................................... Seite 31 ten wir 2012/13 um und es sind nunmehr 12 Plätze. Trauerbegleitung, R.Schwarz............................................................................................. Seite 32 Das Haus Wegwarte beherbergt heute nicht nur das stationäre Hospiz, sondern auch den ambulanten Ihr Dieter Nürnberg Ruppiner Hospiz e.V. ........................................................................................................ Seite 33 Hospizdienst und seit dem vergangenen Jahr auch das einzige Tageshospiz im Land Brandenburg. Der Vorsitzender Ruppiner Hospiz e.V. Informationen................................................................................................................... Seite 34 Palliativdienst komplettiert hervorragend die Bedürf- Spendenaufruf.................................................................................................................. Seite 36 nisse von Patienten und Angehörigen des Umlandes. Der Versammlungsraum ist zu einer gern für Fortbil- Impressum dungen und Begegnungen genutzten Räumlichkeit auch für Gäste wie z.B. das GeriNet geworden. Herausgeber: Ruppiner Hospiz e.V. 16816 Neuruppin Inzwischen platzt das Haus Wegwarte aus den Näh- Fehrbelliner Straße 38 ten. Eine durchaus logische Schlussfolgerung, dass Tel.: 03391 394955 der Ruppiner Hospiz e.V. gerade im Jahr 2014 Ge- Fax: 03391 394999 Druck: Lübke Druck & Design Neuruppin burtshelfer des demnächst jüngsten Hospizes im Land Herausgabe-Datum: August 2014 Ahornallee 9 - 16818 Werder Brandenburg, in Oranienburg, sein wird und sich da- Tel: 033920 - 50 55 0 Auflage: 1500 Stk. Fax: 033920 - 50 55 25 2 3 3
Chronik Die Wegwarte Auf dem Weg zum neuen Hospiz in Neu- Unterstützung in allen Bereichen der Behörden sowie Oase auf halber Strecke, nicht Endstation, ruppin Verständnis von Seiten der Baufachleute, so dass begrenzter Aufenthalt zwischen schon jetzt und noch Aus der Rede Prof. Nürnbergs anlässlich der heute – im September 2004 – das neue Haus dem nicht, Eröffnung des „Haus Wegwarte“ am Ruppiner Hospiz e.V., den Mitarbeitern und Bewoh- Ermunterung zur Weiterfahrt, das Ziel vor Augen. 15. September 2004: nern übergeben werden kann. Warte: „Die Idee zum Aufbau eines stationären Hospizes Der Bau wird ungefähr 1,5 Millionen Euro kosten. Er Von dieser hohen Warte aus gesehen, wurde im Kreise von Ärzten geboren, die eng in die wird unterstützt durch Fördermittel aus Bund und werden die Wege überschaubar, Betreuung krebskranker Patienten einbezogen sind. Land in Höhe von 800.000 Euro. Der Verein hat bisher die Täler und die Höhen, Sie kamen zu dem Schluss, dass gerade das Kranken- 80.000 Euro Eigenmittel selbst aufgebracht und dar- die Biegungen und die Umwege, haus in der letzten Lebensphase oft nicht in der Lage über hinaus ein Darlehen in Höhe von 500.000 Euro der Weg alles Irdischen. Wegwarte: ist, menschenwürdige und auf die Bedürfnisse des aufgenommen, um das neue Haus entsprechend den Himmelsblume, schöner Stern, blaue Sonnenwende, Betroffenen zugeschnittene Bedingungen zu bieten. Bedürfnissen auch des ambulanten ehrenamtlichen Warten, der aufgehenden Sonne zugeneigt, Initiatoren fanden sich 1999 in einem Verein, dem Hospizdienstes und offen für weitere Möglichkeiten dass jemand kommt und eine Meile mit mir geht oder sich verschließend vor dem grellen Zenit des Tages. Ruppiner Hospiz e. V. zusammen, um Mitstreiter zu der Nutzung zu gestalten. 120.000 Euro Zuwendun- zwei, sponsa solis (lat.) = Braut der Sonne, suchen und gemeinsam den Weg im Aufbau der Hos- gen aus Großspenden wurden dem Vorstand des auf lang Ersehntes, auf das lösende Wort. die nach dem Weg der Sonne am Himmel Ausschau- pizbewegung in Neuruppin und Umgebung zu gehen. Hospiz e. V. übergeben und dem Neubau zugeführt. Blumen, Kinder und Kranke warten, pflegen, ende, von filigraner Gestalt, nicht bedürftig des verschwenderischen Blattwerks, auf sie achthaben, für sie sorgen. Der guten Abstimmung untereinander sowie der Fä- Der Vorstand des Ruppiner Hospizes weiß wohl, dass die Blüte ans Feste geschmiegt, der Stängel geknickt, higkeit immer mehr Personen für die Hospizidee zu mit dem neuen Haus lediglich eine Hülle geschaffen Wegwarte: doch aufrecht, begeistern, ist es zu danken, dass es in einem relativ ist, um den hier Wohnenden eine gute Betreuung und Verweis auf die blaue Blume der Sehnsucht, gedeihlich auf kargem Erdreich, am Weg noch an viel kurzen Zeitabschnitt gelang, alle Hürden zu einem Zuwendung zukommen zu lassen. Das Kernstück und immer gesucht und niemals erreicht, befahrenen Straßen. stationären Hospiz zu nehmen und dies bereits im damit das Wichtigste für die Betreuung der uns An- ein Versprechen, das noch aussteht Jahre 2001 zu eröffnen. vertrauten werden aber immer die motivierten und und doch den Vorschein des Kommenden trägt, Wegwarte: gut ausgebildeten Mitarbeiter und helfende Hände ein Abglanz des Himmels. der Name ist Gleichnis, Auf dem weiteren Weg zum neuen Haus gab es für der Ehrenamtlichen und Angehörigen sein. Die Men- rührt an Geheimnisvolles: das Anliegen der Mitarbeiter und der Betroffenen viel schen, die in diesem Haus arbeiten und leben, werden Hôtel de dieu, Ruppiner Hospiz schon immer waren Menschen von ihrem Zauber be- ihm Geist und Leben einflößen.“ glückt, schrieben ihr Heilkraft zu, Text: Wilhelm Voss, August 2004 besänftigenden Einfluss auf die Seele, altes Kräutlein „Nimmerweh“, natura pura palliativa: alles an ihr tut dem Menschen gut. Dem Nutznießer eine gemeine Zichorie, ein Kaffee- kraut in dürftigen Zeiten, dem Sehenden eine Augenweide, darum auch Wegleuchte genannt. Sinnbild hoher Erwartung. Eine Warte am Weg: Vor den Toren der Stadt zu den nächstgelegenen Dör- fern, ein Ort der Ausschau und der Wacht, eine Stätte der Rast fürs Gespann, willkommene Gastlichkeit für Reisende, v.l.n.r. Pfarrer i. R. Heinz-Joachim Karau, Architektin Cimona Dubec, Prof. Dieter Nürnberg, Schirmherrin Anne-Karin Glase 4 5 4 5
Chronik Zeittafel Ein lebendiges Haus eröffnungen jeweils festlich begangen: Die Malerin 2011 hatte der stellvertretende Vorsitzende des Hos- Cornelia Felsch. Seit Februar 2014 zeigt Fotograf Sil- Rosel Müller aus Dorf Zechlin stellte 2002 - damals pizvereins Karsten Gustavs eine Sonderausstellung vio Thieme „Neuruppiner Ansichten“ im Hospiz. Allen Mit dem „Haus noch im Haus S der Ruppiner Kliniken - als erste mit Malerei und Grafik aus dem Nachlass von Eggert Ausstellungen gemeinsam ist der „Blick nach drau- Wegwarte“ sollte Aquarelle aus unter dem Titel „Atemholen in der Na- Gustavs (1909 – 1996) im „Haus Wegwarte“ veran- ßen“, die Perspektive weit und offen zu halten, ganz ein „offenes Haus“ tur“. Es folgten viele weitere: Die „Ruppiner Palette“, lasst und organisiert. 2013 schließlich machte sich im Sinne der bereits erwähnten Cicely Saunders, die entstehen, in dem die Kunsterzieherin und Malerin Gudrun Wendt aus Reinhilde Dech, vormals Lehrerin für Kunst, Malerin hier noch einmal zitiert sei: „Du zählst, weil Du Gäste – Betroffene, Alt Ruppin (2004), die frühere Rheinsberger Lehrerin und dann selbst Gast im Hospiz, daran, eine letzte du bist. Und Du wirst bis zum letzten Au- Angehörige und und Malerin Heidi Rau (2007) folgte und die Alt Frie- eigene Ausstellung im Hospiz zu initiieren. Ihr folgte genblick Deines Lebens Bedeutung haben.“ Freunde sowie Mit- sackerin Helga Kirfel stellte 2009 ihre Werke aus. Da- eine Ausstellung von Teilnehmerinnen einer Malerin- arbeitende, freiwil- zwischen gab es vielfältige Fotoausstellungen: Peter nengruppe unter Leitung der Neuruppiner Künstlerin Susanne Hoch lige Helfer und an- Frank (2002), Birgit Borchardt (2003), die sich mit dere mehr - jeder- Bäumen beschäftigten, der frühere Landrat Christian „Mohn“ Heidi Rau Gilde folgte 2004, Claus Huxdorff 2005. 2006 zeigte Zeittafel zeit willkommen sind. Es gehört zum Konzept, Angehörige und Freun- Dr. Michael Schmidt unter dem Titel „Stimmen des 1999 Unsichtbaren“ Fotografien. 2007 hatte Manfred Gründung des Ruppiner Hospiz e. V. deskreis, soweit gewünscht und möglich, in die Be- gleitung und Betreuung der Betroffenen einzubezie- Koch, Mitglied im Hospizvorstand, eigene Fotos aus- hen. Wo keine Angehörigen da sind, können ehren- gestellt. Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse des 2001 amtliche Hospizmitarbeiter/innen angesprochen Ev. Gymnasiums hatten unter dem Thema „Hände“ Etablierung ehrenamtlicher Hospiz- 01.10.2001 Beginn mit stationärer werden. Sie sind auf Wunsch bereit, da zu sein. Texte und Gedichte geschrieben und mit Fotos veran- arbeit aufbauend auf Hospizinitiative Hospizarbeit in Neuruppin im Haus S schaulicht. Auch Kinderzeichnungen („Anna-Lena“) Dörte Wehowsky, Heli Voss - Leiterin ist Krankenschwester und Cicely Saunders (1918 – 2005), Ärztin und Gründerin waren schon gezeigt worden (2003). Der Alt Ruppiner Pflegedienstleiterin Cornelia Kaiser des ersten Hospizes der modernen Zeit 1967 in Lon- Ulrich Kriele stellte 2010 Ölmalerei im Hospiz aus. Im don (St. Christophers Hospice in London) meinte mit gleichen Jahr präsentierte sich das „Offene Atelier“ der Ruppiner Kliniken unter Leitung von Sigrid Klein- 2002 Blick auf ihre Patienten und Hospizgäste: „Sie sind erste Vorbereitungskurse für ehrenamliche Hos- wichtig, weil Sie eben Sie sind. Sie sind bis od. Der Mitarbeiter Andreas Leddin zeigte eigene Fo- Fördermittelbescheid und Bau- pizhelfer, Oberin Diakonisse Sr. Ruth Sommer- zum letzten Augenblick Ihres Lebens wich- tos unter dem Titel „Natur – Zeichen der Vielfalt planung für Hospizneubau meyer kommt zum Grundkurs tig, und wir werden alles tun, damit Sie Gottes“. nicht nur in Frieden sterben, sondern auch Hospiz-Beirat findet sich: Schirmherrin wird Anne-Karin Glase bis zuletzt leben können.“ Inge Scharnweber, Kreissozialdezernentin, Podiumsdiskussion mit Dr. Barbara Schu- Gerda Petersen, Mitarbeiterin der Sparkasse OPR, bert, Palliativmedizinerin in Dresden In diesem Sinne ist es den Mitarbeitenden und Ver- Ute Bahr, Medizinpädagogin Krankenpflegeschule, antwortlichen großes Anliegen, Leben im Hospiz nicht Anne-Karin Glase, EU-Abgeordnete und Schirm- nur zu ermöglichen, sondern jeden Tag lebenswert zu herrin des Ruppiner Hospizes 2003 gestalten. U. a. wird versucht, immer wieder größere Land- u. Bundesförderung 640.000 Euro und kleinere Höhepunkte im Alltäglichen zu schaffen: Grundsteinlegung Grossspenden 120.000 Euro Einmal im Monat findet sonnabends ein Brunch statt, 02.12.2003 Eigenanteil 88.000 Euro an dem die Gäste und Angehörigen eingeladen sind. Bauleitung Cimona Dubec Chöre, Laienmusiker, Mitglieder der Kantoreien und Musikschüler, Schülerinnen und Schüler verschiede- ner Schulen sowie Kindergartengruppen und viele andere besuchen das Hospiz und sorgen mit Musik 2004 und Unterhaltung immer wieder für lockere Stim- 12.03.2004 - Richtfest mung, Abwechslung und Lebendigkeit – und das 06.05.2004 Namenskonferenz unter nicht nur in der Zeit vor Weihnachten. Leitung des Krankenhausseelsorgers Mehrmals im Jahr werden in den Räumen unter- Pfarrer Harro Lucht: „Haus Wegwarte“ schiedliche Ausstellungen gezeigt; die Ausstellungs- 6 7 6 7
Zeittafel Zeittafel 15.09.2004 - Eröffnung des „Haus Wegwarte“ mit einer Festwoche 2009 Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise“ 2005 von Fritz Roth in der Pfarrkirche jährlich stattfindende Mitgliederver- sammlungen und Vorstandssitzungen 2010 Eigener Hospizverein in Kyritz entsteht 2006 Erweiterung auf 10 Plätze Karsten Gustavs, langjähriges Vor- Neuerscheinung des „Wegzeichenheftes“ standsmitglied im Ruppiner Hospiz e.V. u. a. Mitarbeit: Heli Voss, Liane Lange-Neiß 5-jähriges Jubiläum des Ruppiner Hospizes Regionaler Hospiztag im Klosterstift Heiligengrabe „Spiritualität“ Renate Schwarz ist Leiterin des „Haus Wegwarte“ 4. Brandenburger Landeshospiztag „Die Kunst der 2011 Balance - Spannung zwischen Leid und Trost Fotoausstellung „Stimmen des Unsichtbaren“ ein Film entsteht über die Arbeit 10 jähriges Bestehen des Ruppiner Hospizes von Dr. Michael Schmidt des „Haus Wegwarte“ 30.09.2011 Hospiz- und Palliativtag in der Pfarrkir- jährliche Einkehrtage (Begleiter- che Neuruppin „Über Brücken“ mit Prof. Jens Reich Neuer Schirmherr des Ruppiner Hospizes ist der treffen für langjährige ehrenamt- liche Hospizmitarbeiterinnen) Neuruppiner Bürgermeister Jens-Peter Golde 2012 Apfelbaumpflanzung im Garten des Hospizes (Initiative der Bundeshospizakademie Wupper- Einladung im Bundestag bei Dagmar Ziegler - tal, Dr. Timmermanns) von zwei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen: Der ambulante Pflegedienst „Hospa mobil“ Frau Wackrow und Frau Vogt 2007 bezieht Räume im „Haus Wegwarte“ Ausbau Obergeschoss „Haus Wegwarte“ 2013 Besuch der Hospizmitarbeiterinnen in anderen Pflegeein- Eröffnung des Tageshospizes im Lesung in der Fontanebuchhandlung Neuruppin richtungen z. B. im Seniorenwohnpark Radensleben OG „Haus Wegwarte“ Dr. Petra Anwar und John von Düffel „Geschich- ten vom Sterben“ Alljährliche Schüleraktion „Tagwerk“ der Grundschule des „EVI“ 2008 Erweiterung auf 12 Plätze Aufbau des Palliativstützpunktes (SAPV) jährlich stattfindende Palliative-Care-Kurse 2014 in Zusammenarbeit mit der MBN Durchführung Projekt „Hospiz macht 2 x jährlich Palliativmedi- Ruppiner Hospiz e.V. unterstützt beim Auf- Schule“ an der Ev. Grundschule Neuruppin zinische Qualitätszirkel „Hospa mobil“ ist Palliativpflegedienst und von der bau des stationären Hospizes in Oranienburg LAGO zertifiziert 8 9 8 9
Namensfindung Jubiläum Frühjahr 2004: Ein Name für das Haus Dr. Storch, der „immer bereit war, auch zu Fuß bis Zehn Jahre Haus Wegwarte – Zwölf wird gesucht nach Dabergotz zu gehen“ sowie Jahre stationäres Hospiz In der Presse war dazu aufgerufen worden, Namen Dr. David als Renten- und Röntgenarzt. Eine Entwicklungsgeschichte In einem sehr bewegten und bewegenden Auswahl- Vor zehn Jahren wurde das Haus Wegwarte feierlich verfahren entschieden sich die Teilnehmerinnen und eröffnet und es wurde der Betrieb des stationären Teilnehmer der „Namenskonferenz“, dem Vorstand Hospizes mit acht Plätzen aufgenommen. und der Mitgliederversammlung des Hospizvereins Als 1999 der Ruppiner Hospiz e.V. gegründet wurde, sechs Vorschläge für den Namen des neuen Hospiz- war es den Vereinsmitgliedern ein Anliegen, die Situa- Hauses vorzulegen: tion sterbenskranker Menschen zu Hause zu verbes- sern und ihnen durch ehrenamtliche Hospizhelfer o Wegwarte einfühlsame Begleiter zur Verfügung zu stellen. Das Haus ist so gebaut worden, dass acht kranke o Lebensbogen Obwohl es der Herzenswunsch der meisten Menschen Menschen jeweils ein Zimmer mit einer Gartenterras- o Lebensbrücke ist, in ihrem Zuhause zu sterben, lässt sich dies wegen se und Bad für sich haben. o Arche der Schwere der Erkrankung oder der sozialen Situa- o Oase tion nicht immer realisieren. Deshalb war es sinnvoll o Eirene (griech.: Frieden) eine Einrichtung zu schaffen, in der die sterbenskran- ken Menschen ihre letzten Wochen in Würde verbrin- für das Hospiz vorzuschlagen. Auf einer Konferenz Vorstand und Mitgliederversammlung entschieden gen können. unter der Moderation von Krankenhausseelsorger schließlich, das Hospiz in Neuruppin „Haus Weg- Auf einer vorübergehend leerstehenden ehemaligen Pfarrer Harro Lucht am 6. Mai 2004 wurde ausge- warte“ zu nennen. Krankenhausstation wurde ein kleines Hospiz ge- wählt. Insgesamt waren 117 Vorschläge eingegan- schaffen, in dessen Räumen die Kranken eine fachlich gen. kompetente Pflege und eine liebevolle und fürsorgli- che Lebens - und Sterbebegleitung erhalten konnten, Folgende Vorschläge wurden mehrfach genannt: in die auch die Familie der Betroffenen mit einbezo- o 5 x Abendsonne gen werden konnte. o 3 x Abendrot Von Beginn an war klar, dass diese Station einen sehr o 3 x Abendfrieden guten Rahmen für die Betreuung der Schwerkranken o 3 x Abendruhe darstellt, vor allem weil die inhaltliche Arbeit von ei- o 3 x Wegwarte nem hoch motivierten Team und gut zugerüsteten o 3 x Sonnenblume Ehrenamtlichen ausgeführt wurde. Parallel dazu war o 2 x Vergissmeinnicht ein Fördermittelantrag an das Land Brandenburg ge- o 2 x Feierabend stellt worden, damit perspektivisch ein eigenes Haus o 2 x Schwalbennest. für Hospizgäste zur Verfügung steht. Mit dem – positiv beschiedenen – Fördermittelbe- Es gibt eine Küche, in der alle Mahlzeiten zubereitet Zu zwei Namenskategorien kamen die meisten Vor- scheid im Rücken konnte deshalb schon bald der Bau werden und ein Speisezimmer gleich daneben, in dem schläge von Bürgerinnen und Bürgern: unseres heutigen Hauses in Angriff genommen wer- die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen werden den. Die Erfahrungen, die in der täglichen Arbeit bei können. Oft zieht der Duft von frisch gebackenem o „Haus …“ und Susanne Hoch, Koordinatorin des Ambulanten Hos- der Betreuung der acht Hospizgäste im Haus S der Kuchen oder leckerem Essen durch den Raum und o Stimmungsbegriffe sowie Blumennamen. pizdienstes Ruppiner Kliniken gemacht wurden, konnten bei der regt den Appetit auf die Lieblingsspeise an. Fertigstellung des Neubaus als Anregungen verarbei- Am Nachmittag ist das Wohnzimmer immer gut fre- Auch die Namen zweier Ruppiner Ärzte aus der un- tet werden.Und so entstand unser zweckmäßiges und quentiert und es herrscht eine wahrhafte Kaffeehaus- mittelbaren Nachkriegszeit waren genannt worden. schönes Haus, in dem sich die Gäste und Familien atmosphäre. Hier treffen sich die Hospizgäste und Sie hätten sich verdient gemacht durch ihre ständige geborgen und gut aufgehoben fühlen können und die deren Besucher in ungezwungener und oft auch fröh- Bereitschaft und Sorge, vor allem für Alte und Kinder: Mitarbeiter optimale Arbeitsbedingungen vorfinden. licher Atmosphäre. Die Traurigkeit des schweren 10 11 10 11
Interview Interview Schicksals wird für einige Zeit vergessen oder ver- Berechtigte Vorbehalte lichkeit des gemeinsamen Essens. Dabei werden viele Hospize bejahen das Leben drängt und es gibt angeregte Gespräche. Ein zweck- Interview mit dem Hospizgast Anneliese Re- individuelle Wünsche erfüllt. Wichtig finde ich auch mäßiges und komfortables Pflegebad gibt die Mög- chenberg (2010) die Gespräche dabei. Man fühlt sich integriert und Meine dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und lichkeit in der Badewanne zu entspannen und zum nicht einsam. Prima ist auch, dass Angehörige zu fast Krankenpflegerin habe ich im April 2006 angefangen. Beispiel eine Aromapflege oder Wohlfühlmassage in Bei welcher Gelegenheit haben Sie das erste allen Zeiten zu Besuch kommen können und z. T. auch Vom 6. bis 20. April 2008 hatte ich die Möglichkeit im Anspruch zu nehmen. Mal etwas über ein Hospiz gehört? hier übernachten. Die Gesamtkonstruktion des Hau- Rahmen eines Praktikums im Hospiz „Haus Wegwar- Dieses Thema wurde in TV-Reportagen behandelt. Ich ses mit den schönen Zimmern, der Terrasse, dem klei- te“ in Neuruppin zu arbeiten. Dadurch haben sich Im Raum der Stille können die Angehörigen eine Oase beschäftigte mich aber nicht intensiv damit, weil es nen Garten, dem Teich usw. ist spitze. Auch für Rau- meine gemischten Gedanken im Bezug auf die Arbeit der Ruhe vorfinden und sich mit einem Hospizmitar- mich oder mein Umfeld zu dieser Zeit nicht betraf. cher besteht die Möglichkeit, dieser Neigung nachzu- im Hospiz und im Umgang mit Abschied ordnen kön- beiter, einem Psychologen oder Seelsorger ausspre- Man könnte sagen, ich schob es weg. gehen. Der vertraute Hausarzt kann hier auch die nen. Zur Vorbereitung habe ich im Internet auf der chen. Sie finden hier die Gelegenheit den Gefühlen in Betreuung weiterführen… Im Hospiz kann es auch Seite www.hospize.eu einen für mich Richtung wei- einer geschützten Atmosphäre mal freien Lauf zu Wann erfuhren Sie von der Existenz des Neu- zur Verbesserung des Zustandes kommen, so wie in senden Text gefunden: lassen und über ihre Sorgen und Ängste zu reden. ruppiner Hospizes „Haus Wegwarte“? meinem Fall. Zunächst gab es im Erdgeschoß auch ein Zimmer, in Der Neubau des Hospizes war längere Zeit Stadtge- „Hospize bejahen das Leben. Hospize machen dem Familienangehörige übernachten konnten, das spräch und fand auch durch Zeitungsberichte große Welche Hoffnungen und Wünsche haben Sie es sich zur Aufgabe, Menschen in der letzten wurde aber bald in ein weiteres Hospizgästezimmer Aufmerksamkeit. Ebenso wurde über wechselnde ganz persönlich? Phase einer unheilbaren Krankheit zu unter- umgewandelt, da der Bedarf groß war. 2010 wurde Ausstellungen im neuen Hospiz informiert. Diese in- Ich möchte noch einige Zeit leben und möglichst noch stützen und zu pflegen, damit sie in dieser Zeit der Mitarbeiterumkleideraum in das Obergeschoß teressierten mich zwar, dennoch kam der Besuch die- mal nach Hause gehen. Ich hoffe, die dazu notwendi- so bewusst und zufrieden wie möglich leben verlagert und daraus auch ein Hospizzimmer ge- ses Hauses für mich damals nicht in Frage. ge Selbstständigkeit zu erlangen. können. – Hospize wollen den Tod weder be- macht. schleunigen noch hinauszögern. Hospize leben Im Jahr 2012 fanden dann noch einmal recht umfang- Hatten Sie Vorbehalte bzw. Vorurteile, als man Welche Befürchtungen, Sorgen oder Ängste aus der Hoffnung und Überzeugung, dass sich reiche Bauarbeiten statt, so dass die maximale Größe Ihnen den Hospizaufenthalt nahe gelegt hat? beunruhigen Sie? Patienten und ihre Familien so weit geistig und des Hospizes erreicht ist. Wir haben jetzt die Möglich- Ja!! Für mich bedeutete Hospiz Sterbehaus. Obwohl Ich habe keine Ängste, da alles mir Wichtige geregelt spirituell auf den Tod vorbereiten können, dass keit, zwölf Menschen ein angenehmes Zimmer mit Ärzte und Pflegepersonal der Klinik mir viel Positives ist. sie bereit sind, ihn anzunehmen. Vorausset- Bad und Terrasse anzubieten. berichteten, hatte ich Vorbehalte. zung hierfür ist, dass eine angemessene Pflege Im Obergeschoß stehen für die zugehörigen Familien Sie haben viel Positives über das Hospiz ausge- gewährleistet ist und es gelingt, eine Gemein- zwei Zimmer mit Bad zur Verfügung. Und natürlich Sollten wir etwas tun, um das Entstehen sol- sagt. Welche Anregungen oder Verbesserungs- schaft von Menschen zu bilden, die sich ihrer wurde die Mitarbeiterstruktur der Gästezahl ange- cher Vorurteile zu vermeiden oder sind das Ih- vorschläge haben Sie für die Mitarbeiter? Bedürfnisse verständnisvoll annimmt.“ (Natio- passt, so dass eine gleichbleibend gute Betreuungs- rer Meinung nach ganz berechtigte Gefühle, Da fällt mir nichts ein. Ich kann Sie nur ermuntern, nal Hospice Organization – USA) qualität vorgehalten werden kann. mit denen man sich auseinandersetzen muss? weiterhin so freundlich und zuwendungsvoll zu blei- Durch das Angebot von interessanten Weiterbildun- Es sind berechtigte Gefühle, mit denen sich jeder ben. Viele denken, dass die Menschen ins Hospiz gehen, gen können wir Mitarbeiter unser Wissen erweitern. selbst auseinandersetzen muss. Hilfreich dabei kön- um zu sterben. Meine Meinung darüber hat sich Regelmäßige Supervisionen sorgen dafür, dass wir nen aufklärende Gespräche bzw. Publikationen sein, Das Interview führte Andreas Leddin, Pfleger schon nach dem ersten Tag meiner Arbeit schlagartig unser seelisches Gleichgewicht trotz der emotionalen wie z. B. diese Veröffentlichung. im Hospiz geändert. Ich habe schwerkranke Menschen getrof- Schwere unseres Arbeitsalltages in der Balance halten. fen, die geweint haben, aber auch die, die gelacht Sie entschieden sich nun doch für einen Auf- haben; Menschen, die in einer tiefen Trauer versunken enthalt im Hospiz. Hat sich an Ihrer Einstellung waren, aber auch die, die sehr zufrieden waren; Men- durch eigene Erfahrungen etwas geändert? schen, die die Hoffnung schon lange verloren hatten, Ganz sicher und zwar sehr. Fakt ist zwar, dass die mei- aber auch Menschen, die unheimliche Kraft und Glau- sten Hospizgäste hier versterben, aber es wird ihnen ben hatten. in der letzten Lebensphase so angenehm wie möglich gemacht. Das Pflegepersonal stellt sich auf die indivi- Schmerzlinderung und die Wünsche der Bewohner duellen Bedürfnisse und den jeweiligen Zustand der stehen an erster Stelle der Aufgaben des Personals. Gäste ein. Sie haben Zeit, sich den Gästen und auch Ein geschulter Blick für die Bedürfnisse der Gäste und Renate Schwarz, deren Angehörigen zuzuwenden. Schön ist die Mög- liebevolle Pflege wecken in den Menschen Vertrauen, Pflegedienst- und Hospizleiterin Pfleger Andreas Leddin mit Anneliese Rechenberg 12 13 12 13
Ambulanz Ambulanz Ruhe und Entspannung. Alle Fragen und Probleme Hospiz und Hausärztin druck ist vergessen. Die Ruhe versuche ich an meine des Lebens und des Sterbens erfahren, bin immer werden offen und sehr gründlich besprochen. Auch „Leben, Leben lassen und irgendwann das Le- Bewohner weiter zugeben. Und ich nehme sie oft wieder tief bewegt, wie sterbende Menschen mir et- die Familien der Bewohner werden mit Rat und Tat ben gelassen gehen lassen“ genug mit in meinen Alltag. was zurückgeben. unterstützt. Das soll auf keinen Fall eine Werbung für Wie empfinden meine Patienten und deren Angehöri- diese Einrichtung sein. Ich bin persönlich sehr beein- Als seit Oktober 2006 tätige Hausärztin mit der seit ge „unser“ Hospiz? Oft gibt es vor dem Einzug viel Soweit einige Eindrücke, die ich als Hausärztin in Zu- druckt, dass es in Neuruppin eine Möglichkeit gibt, 2009 vorhanden Zusatzbezeichnung Palliativmedizin Skepsis und Angst. Meist legt sich die Angst vor die- sammenarbeit mit dem Hospiz „Haus Wegwarte“ den Menschen das Leiden mitzutragen und ein Lä- möchte ich meine eigenen Eindrücke in unserem Hos- sem Ort bei den Bewohnern nach einer kurzen Einge- gewinnen konnte. Ich bin über diese Möglichkeit die- cheln auf dem Gesicht zu erwecken. piz „Haus Wegwarte“ schildern, die meinen Hospiz- wöhnungsphase von ein bis zwei Tagen. Die häufig ser Arbeit sehr froh. Wir haben in den letzten Jahren gedanken und seine praktische Verwirklichung be- vorher in der Häuslichkeit bestehende Überforderung eine uralte zutiefst menschliche Tradition, die in unse- Malgorzata Kapell war als Praktikantin im stationä- stimmt haben. mit der Pflege, mit den Alltagsbelastungen löst sich rer modernen Welt allzu häufig verloren gegangen ren Hospiz (2008). Durch meine vorausgegangenen, nicht immer guten, auf. Themen wie Angst vor Schmerzen, Angst auf war, wiederbelebt. Ich hoffe, dass sich auch in Zukunft Erfahrungen mit dem Sterben in meiner Familie und fremde Hilfe angewiesen zu sein und letztendlich viele Menschen (wie Ärzte, Patienten, Pflegende) auf während meiner klinischen Tätigkeit angeregt, suchte Angst vor dem Sterben tritt in den Vordergrund. Und diese Tradition besinnen und es uns weiterhin gelin- ich eine Möglichkeit, meinen Patienten eine Alternati- kann in dieser Atmosphäre gemeinsam „bearbeitet“ gen mag, dem Sterben die angemessene Würde zu ve zu bieten. Diese sollte vor allem von Ruhe und werden. Oft durch Gespräche, durch bedarfsgerechte verleihen. Würde geprägt sein. Für wen sollte das Hospiz eine Therapie und nicht selten einfach nur „durch Küm- Alternative darstellen? Für alle meine Patienten, die mern“. Dabei haben auch Angehörige immer die an einer unheilbaren Erkrankung leiden würden und Möglichkeit unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen. für die eine Betreuung zu Hause aus verschiedenen Das alles funktioniert nur, weil es ein wunderbares Gründen nicht in Frage käme. Eine Betreuung im Team aus Mitarbeitern/-innen, Ehrenamtlern/-innen Krankenhaus wollte ich vermeiden. und kooperierenden Ärzten und Psychologen-Innen Als ich mir 2006 das Hospiz „Haus Wegwarte“ ansah, gibt. war ich von der Weitläufigkeit überrascht. Wie sein Ich durfte in den letzten Jahren viele wunderbare Vorgänger ist es farbig und hell gestaltet, bietet aber Menschen kennen lernen, habe viel über die Vielfalt mehr räumliche Freiheit. Die Zimmer sind alle mit gro- ßen Fenstern ausgestattet, haben eine eigene Terrasse und bieten eine warme Wohnzimmeratmosphäre. Kaum etwas würde meine Patienten an ein Kranken- haus erinnern, abgesehen von der Möglichkeit eine Notklingel zu benutzen oder mit Sauerstoff versorgt Maren Thierock, zu werden. Neben dem eigenen Zimmer mit separa- Hausärztin, Fachärztin für Allgemeinmedizin, ZB Pal- tem Bad haben die Bewohner (so nennen wir unsere liativmedizin Patienten) die Möglichkeit ein Wohnzimmer, ein ge- meinsamen Essensraum oder ein großes Wannenbad zu nutzen. Zusätzlich gibt es einen Raum der Stille für Gespräche. Komplettiert wird alles von einer wunder- baren Gartenanlage. Und oft duftet es herrlich nach Hausmannskost. Alles wird frisch in der eigenen Kü- che zubereitet. Kost-Wünsche werden liebevoll umge- setzt. Ich war und bin von der unglaublichen Ruhe beein- druckt, die dieser Ort ausstrahlt und gleichzeitig ist das Hospiz lebendig. Auch Freude und Lachen treffe ich häufig an. Betrete ich das Hospiz wirkt diese be- wegende Stille auf mich und der alltägliche Termin- 14 15 14 15
Ehrenamtlich Ehrenamtlich Die Bedeutung der ehrenamtlichen Hos- Zusammenfassend könnte man sagen: Begleiten Zusammenarbeit zwischen Hospiz und Schafft euch ein Nebenamt pizmitarbeiterinnen und –mitarbeiter – heißt den anderen ein Stück weit auf seinem Lebens- MBN Medizinische Bildungsakademie der ambulante Hospizdienst weg begleiten, sodass er imstande ist, seinen eigenen Neuruppin Schafft euch ein Nebenamt, ein unscheinbares, Weg nach den von ihm bestimmten Zielen zu gehen.“ womöglich geheimes Nebenamt! Viele Angehörige von Erkrankten sind allein, überfor- und weiter: Im Rahmen der Aus- und Weiterbildung von pflegen- dert und oft auch ausgelaugt, z.B. bei langer Krank- den Berufen besteht seit Jahren eine enge Zusam- Tut die Augen auf und sucht, wo ein Mensch heit, und es kann für sie entlastend sein, über anste- „Es ist seine Aufgabe (des Begleiters), die zweite Par- menarbeit zwischen dem Hospiz-Team und der Schule ein bisschen Zeit, ein bisschen Teilnahme, ein hende Dinge zu sprechen: tie zu spielen. Man könnte meines Erachtens sogar für Gesundheitsberufe der MBN Medizinische Bil- bisschen Gesellschaft, ein bisschen Fürsorge „Wie ist das mit Beerdigung und Friedhof?“ sagen: Von dem Moment an, da ein Begleiter die erste dungsakademie Neuruppin. braucht. „Wie geht es mit dem Abzahlen von unserem Haus Geige spielen will oder sich die Rolle des Solisten an- Sei es bei der Integration des Hospiz-Praktikums in eignet, hört er auf, ein echter Begleiter zu sein.“ weiter?“ die praktische Ausbildung der Gesundheits- und Vielleicht ist es ein Einsamer, ein Verbitterter, „Was kann mir helfen mit dem Ereignis/Schicksal um- Krankenpflege, als auch in der Fortbildung für Pflege- ein Kranker, ein Sterbender oder nur ein Unge- zugehen?“ Denn der Betroffene hat ein unantastbares Recht: Das kräfte, die durch fachliche Expertise aus dem Mitar- schickter, dem du etwas sein kannst. „Wie mache ich das alles?“ Recht nicht allein zu sterben – allein zu sterben. beiterkreis des Hospiz bereichert wird. „Und was ist denn mit dem Menschen, wenn er ge- Wer kann die Verwendungen aller aufzählen, storben und begraben ist?“ Wofür soll eine ehrenamtliche Begleitung ei- Seit nunmehr 6 Jahren wird der Palliative-Care-Basis- die das kostbare Betriebskapital, Mensch ge- „Was wird aus mir?“ gentlich gut sein? kurs in Kooperation durchgeführt. Dies konnte dazu nannt, haben kann? An ihm fehlt es an allen Wir möchten uns auch an Hausärzte, Fach- und Klinik- beitragen, das Netzwerk in der regionalen und über- Ecken und Enden. ärzte sowie die pflegenden Personen wenden und sie Während die behandelnden Ärzte und das Pflegeper- regionalen Palliativversorgung zu stärken. Das Kurs- sonal hauptsächlich auf das körperliche System des ermutigen, eine Begleitung durch den ambulanten programm in der palliativen Weiterbildung wurde Darum suche, ob sich nicht eine Anlage für dein Hospizdienst zu empfehlen. Häufig wird übersehen, Kranken einwirken müssen, wobei sie die Zusammen- außerdem seit 2012 um den Palliative-Care-Plus- Menschentum findet. Lass dich nicht abschrec- dass eine ehrenamtliche Begleitung für ihren Patien- hänge der körperlich-seelischen Befindlichkeit sehr Aufbaukurs erweitert. ken, wenn du warten oder experimentieren ten eine wertvolle Unterstützung ihrer eigenen Arbeit wohl kennen, erfordert eine Behandlung des körperli- musst. am Patienten sein kann und „Seelenarbeit“ ihres Pa- chen Systems den Schwerpunkt ihrer Aufmerksamkeit Mit großem Engagement wird es verstanden, die öf- und ihrer Zeit. Die Ehrenamtlichen müssen sich beruf- tienten ist, dass Patienten ihren Frieden machen kön- fentliche Wahrnehmung und das Bewusstsein für die Auf auf Enttäuschungen sei gefasst. Aber lass nen. Begleiter sind oft Gesprächspartner für Sachen, lich nicht um das körperlich-psychische System des Hospizarbeit in Neuruppin und darüber hinaus zu dir dein Nebenamt, in dem du dich als Mensch die vom Patienten an anderer Stelle nicht gesagt Patienten kümmern. Das liegt in den Händen der fördern. Ausbildungskurse erhalten durch Führungen am Menschen ausgibst, nicht entgehen. werden können. Ärzte und des Pflegepersonals. und Schulungen im Hospiz wertvolle Einblicke und Es ist dir eines bestimmt, wenn du nur richtig Kenntnisse für die späteren Tätigkeiten im Gesund- willst. Wer und was sind „Begleiter“, wer und was sind Ehrenamtliche Begleitung ist eine menschliche Be- heitswesen. Das hierbei etablierte „Sterbeseminar“ gegnung zwischen Schwerkrankem und Begleiter und „Ehrenamtliche“? bietet einen nicht alltäglichen Raum für Gedanken- Albert Schweitzer (1875 – 1965) kein „Job“. Sein Einsatz liegt dort, wo es um zutiefst und Erfahrungsaustausch, der viele TeilnehmerInnen existentielle Fragen geht wie z. B. „Was hat (hatte) Der Priester und Medizin-Ethiker Paul Sporken be- prägt. mein Leben für einen Sinn?“ oder „Was kommt jetzt schreibt Begleitung folgendermaßen: „Begleitung hat eine viel tiefere Bedeutung und bezieht sich auf das noch auf mich zu?“ oder „Was war gut in meinem Auch in der Angehörigenarbeit können Hospiz und Leben?“ Wohl und Wehe des ganzen Menschen. Begleitung MBN zusammen seit 2011 mit dem „Pflegekurs für umfasst alle Versuche, dem anderen Menschen nahe pflegende Angehörige“ wichtige Aufklärungsarbeit Was heißt begleiten? zu sein, dessen eigene Möglichkeiten zu wecken und leisten. zu verstärken. Ehrenamtliche bauen eine Beziehung mit dem Kran- Christian Kikel, Assistent der Schulleitung ken und seinen Angehörigen, soweit diese das zulas- Begleitung bedeutet nicht, die Probleme für den an- deren zu lösen und seine Last für ihn zu tragen, son- sen können, auf. dern ihn so zu unterstützen, dass er sein eigenes Le- • Sie haben sich aufgrund ihrer eigenen Lebenser- ben leben und seinen eigenen Tod sterben kann. fahrung und durch das Absolvieren einer entspre- chenden Vorbereitung Fähigkeiten und Verständ- Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Hospizhelfer 2011 nis angeeignet, die sie bewusst in der Begleitung 16 17 16 17
Ehrenamtlich Ehrenamtlich anbieten. aber mit Respekt und Ehrfurcht vor dem ande- amtliche kennt und wertschätzt die Arbeit der beruf- Viele ehrenamtliche Hospizhelfer begründen ihr En- • Sie bringen Zeit mit und eine Hand, die den zu ren und seiner Art zu leben und seiner Art zu lich pflegenden Personen und kann als Begleitender gagement damit, dass sie etwas „Sinnvolles tun“ Begleitenden halten kann. sterben. Genau für diese Zeitspanne sind die beide Seiten erfassen und verstehen. möchten und schließen sich dem Leitgedanken der • Sie haben Einfühlsamkeit entwickelt und können ehrenamtlichen Hospizhelfer und ich da. Jede Hospizbewegung an, die sich für einen natürlichen aufgrund der geschaffenen Vertrauensbasis un- Begleitung ist anders, so wie die Menschen, die Ehrenamtliche haben sich aus eigener Motivation und Umgang mit dem Tod einsetzt und den Tod als einen konventionelle Angebote und Handlungen ein- wir begleiten, unterschiedlich sind.“ in Schulungen mit Fragen des Lebensendes beschäf- immanenten Teil des Lebens versteht. Das bedeutet bringen und können Körperkontakt nichtmedizi- tigt, z. B. mit dem Sterben in Würde und Individualität, eine ganz bestimmte Einstellung dem Tode und der nischer Art aufnehmen, der unglaublich wohltu- Die Begleiterin wirkt durch ihr Präsentsein wie es im Hospiz geschehen kann. Ehrenamtliche Be- Pflege sterbender Menschen gegenüber, sowie einer end sein kann, wie Füße massieren, Hand halten gleitung geschieht aus einer bestimmten Haltung besonderen spirituellen Fürsorge. usw. Ehrenamtliche Hospizmitarbeiter sind keine Pflege- heraus. Der Berliner Palliativmediziner Müller-Busch • Sie haben die Fähigkeit entwickelt, miteinander kräfte. Sie arbeiten auch nicht mit Einsatz von Körper- sagt: „Das kulturelle Niveau einer Industrienation Ein Begleiter erzählt: „Durch eigene Anschauung schweigen zu können und zu akzeptieren was ist. kraft, sondern man kann sagen dass sie durch ihr kann daran gemessen werden, wie sie mit Sterbens- wurde mir deutlich, dass sich schmerzliche De- • Sie können Impulse geben, die das Denken des Präsentsein wirken, mit sprachlicher oder auch kranken und Sterbenden umgeht …“ fizite ergeben, wenn allein dem äußeren Men- Sterbenden erweitern. schweigender Kommunikation. Sie folgen dabei ihrer schen Aufmerksamkeit geschenkt wird und • Sie können zuhören. Intuition und den momentanen Bedürfnissen des Aus einem Bericht einer Ehrenamtlichen: Anteilnahme und Mitmenschlichkeit fehlen. Als • Sie können da sein. Kranken und setzen dabei ihre eigene Lebenserfah- „Durch meine ehrenamtliche Begleitung kann eine Mitpatientin schwerstkrank dalag und es • Sie bringen sich freiwillig und unentgeltlich ein. rung, ihren Spürsinn, Gefühle, Ideen ein. Zum Bespiel ich Menschen in schwierigen Situationen zur ihr immer schlechter ging, wunderte sie sich • Sie möchten dazu beitragen, Krankheit und Ster- kann sein, dass gespürt wird, dass der Kranke be- Seite stehen mit Unterstützung, Zeit schenken sehr. Offenbar war sie im Unklaren gelassen ben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen. drückt ist, weil ungeklärte Dinge oder Schuldgefühle und zuhören, Ängste nehmen. Dabei geht es worden über den zu erwartenden Verlauf ihrer • Sie möchten menschliches Sterben liebevoll be- sein Herz beschweren. Unter Einsatz ihrer Intuition um die erkrankten Personen wie auch die An- Erkrankung. So nahm man ihr die Möglichkeit, gleiten und auch für Angehörige und Hinterblei- können sie einen Zugang zu genau diesem Stein auf gehörigen. Begleitungen können auch zu „letzte Dinge“ in ihrem Leben zu regeln und zu bende da sein. dem Herzen und die Worte und Gesten finden, die es Freundschaften werden. Bei den Treffen geht es erledigen, was ihr selbst noch sehr am Herzen dann dem Kranken ermöglichen, Frieden in sich zu nicht nur um das Leid, sondern wenn die Situa- lag. Ich wurde ungewollt zur Zeugin ihres Ster- Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung bis zu- finden und seinen Frieden mit anderen Personen zu tion es zulässt auch um fröhliche Begegnungen. bens. Und unbeabsichtigt erwuchs aus dieser letzt machen, die gar nicht anwesend zu sein brauchen, Hilfen können vielseitig sein, wie Aufarbeitung Erfahrung der Wunsch, Schwerstkranke und Aus dem Bericht einer Begleitenden: weil es um innere Prozesse geht. Es gibt so wunder- der Vergangenheit, Vermittlung zu Fachkräften, Sterbende zu begleiten, wenn dies notwendig „Meine Tätigkeit als Krankenschwester im Al- volle Wege, die die letzte Etappe vor dem Verlassen Hilfe bei Antragstellungen, Begleitung zu Ärz- sein sollte.“ tenpflegeheim, der Verlust meiner Großmutter, des Körpers für den Betroffenen erleichtern können ten, Erfüllung von unerledigten Wünschen im welche ebenfalls in einer Einrichtung starb so- und zu einer Vollendung seines Lebens führen. Rahmen der Möglichkeiten, Unterstützung bei wie der frühe Verlust eines geliebten Menschen Spannungen zwischen Partnern, aber auch vor 24 Jahren und die damit verbundene Hilf- Dazu erzählte ein Begleiter: Nähe geben durch Stimulationen in der letzten und Sprachlosigkeit meinerseits gaben mir den „Regelmäßig besuche ich ihn im Seniorenwohn- Phase, einfach nur Dasein. … Wir ehrenamtli- Anstoß, über eine Tätigkeit im Hospiz nachzu- park. Wir unterhalten uns, schauen alte Fotos chen Begleiter können Antworten auf viele Fra- denken. Heute, 24 Jahre später, möchte ich an, lesen aus der Zeitung. Ich habe ihn auch gen geben und so helfen, das Leid zu lindern Unterstützung anbieten und betroffene Famili- schon im Rollstuhl ausgefahren. Uns verbindet und die Ängste vor dem Alleinsein zu nehmen. en sowie Sterbende emotional entlasten. …Ich ein gemeinsames Hobby, der Fußball. … Der begleite Menschen in der Abschiedsphase ihres Mann erzählt mir seine „kleinen Sorgen“, die er Lebens und bei der Vorbereitung auf den Tod. der Familie evtl. nicht erzählt, denn ich bin eine Jemanden begleiten, d. h. zunächst ihn da ab- neutrale Person und kann zuhören und auch Die Teilnehmerinnen des Vorbereitungskurses 2013 v.l.n.r. Dani- holen, wo er jetzt ist. Wer begleitet, führt nicht, schweigen. … Es verbindet uns eine Freund- ela Schick, Marianne Grusa, Kursleiterin Dipl.-Psych. Heike Lam- der andere bestimmt die Richtung, die Schritt- schaft trotz des Altersunterschieds.“ pe, Heike Lentz, Franziska Kerstan, Ulrike Langenhahn, Edeltraud folge und das Tempo. Vielleicht gelingt es mir, Bark-Nawrath, Katja Wendt dass ich mit ihm gehe, gleichsam ein – zwei Ehrenamtliche sind auf die Kooperation des medizini- Schritte hinter ihm. Niemand weiß, wie Sterben schen und pflegenden Personals angewiesen. Doch geht. Ich möchte begleiten, wie ich es eben auch die Pflegekräfte könnten auf die Kooperation Die ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin Annette Oertel mit Siglin- kann, mit meiner Angst, meiner Hilflosigkeit, eines Ehrenamtlichen angewiesen sein. Der Ehren- de Hollin im Hospiz „Haus Wegwarte“ (Sommer 2013) 18 19 18 19
Ehrenamtlich Hospiz macht Schule Cicely Saunders, Krankenschwester, Sozialarbeiterin, men verbringt, entscheidend ist, sondern was Hospiz macht Schule „Hospiz macht Schule“ hat zum Ziel, im Rahmen ei- Ärztin und Gründerin des ersten modernen Hospizes in dieser Zeit passiert.“ Projektwoche rund um Tod und Trauer ner Woche gerade Kinder im Grundschulalter mit dem 1967 in London, maß den Freiwilligen höchste Be- Eine andere antwortete auf die Frage nach ihrem Mo- Thema „Tod und Sterben“ nicht allein zu lassen. Im deutsamkeit bei – ohne sie sei Hospizarbeit gar nicht tiv, ehrenamtlichen Hospizdienst zu leisten: geschützten Rahmen sollen sie vielmehr die Möglich- denkbar. „Man kann viele Menschen sehen, die be- keit bekommen, alle Fragen, die sie zum Thema Ab- wundernswert stark geworden sind, nachdem sie ei- „Aus mehrfachen eigenen Erfahrungen weiß schiednehmen /Lebensende bewegen, zu stellen und nen schmerzhaften Verlust durchlebt hatten …. Weil ich, wie sich der Schmerz um den Verlust ge- so gut wie möglich beantwortet zu bekommen. Viele sie selbst so verwundet wurden, sind sie jetzt die liebter Menschen anfühlt. Nichts ist mehr in Kinder sind schon einmal mit den Themen „Verlust „verwundeten Heiler“ … Sie sind einfach sehr gut Balance! … Mein Engagement als Hospizhelfer und Tod“ auf unterschiedlicher Weise in Berührung darin, Menschen in Not zu helfen, denn sie sind selbst praktiziere ich als bedingungslose Selbstver- gekommen: dort gewesen und haben es überstanden.“ ständlichkeit, es entspricht meiner ehrlichen, Tod des Haustieres, Umzug der Familie oder des be- grundlegenden menschlichen Einstellung. … sten Freundes, Trennung der Eltern oder sogar des Jeder ehrenamtliche Begleiter stellt sich den Mein Einsatz im Hospizdienst ist auch berei- Versterben eines Familienmitgliedes. Fragen: Warum will ich Hospizarbeit ma- chernd und erfüllt mich mit innerer Zufrieden- Bei diesem Konzept handelt es sich um eine fünftägi- chen? Was hat das mit meinem Leben zu tun? heit. … Wir bauen gemeinsam Nähe und Ver- ge Unterrichtswoche von täglich 4 Stunden. Diese trauen auf, in dem beiderseitigen Wissen, bald Projektwoche , die themenorientiert arbeitet und den Hospizhelfer haben in ihrer eigenen Entwicklung „Le- wieder loslassen zu müssen. … Mir ist es wich- Kindern vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten an die ben“ gelernt und möchten dies erworbene „Gut an tig, bei all ihren Befindlichkeiten, vielfach meine Hand gibt, hat folgenden Inhalt: Weisheit“ weitergeben. In Berichten darüber, wie sie Perspektive zu wechseln. Nur so kann ich mit zum Hospizdienst kamen und was sie davon haben aufrichtigem Mitgefühl offen für die Bedürfnis- 1. Tag: Werden und Vergehen – heißt es z. B.: se der Betroffenen sein.“ Wandlungserfahrungen „Was man verstehen gelernt hat, 2. Tag: Krankheit und Leid „Ich weiß jetzt, dass nicht die Länge der Zeit, Edeltraud Bark- Nawrath fürchtet man nicht mehr.“ 3. Tag: Sterben und Tod die man mit einem anderen Menschen zusam- Ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin Marie Curie 4. Tag: Vom Traurigsein 5. Tag: Trost und Trösten Klassenfoto der Klasse 4a der Evangelischen Grundschule 20 21 20 21
Hospiz macht Schule Hospiz macht Schule Vom 31. März bis 4. April 2014 organisierte eine In den Kleingruppen beschrifteten die Kinder helle Nach der Pause suchte sich jeder im Ruheraum einen Gruppe von Hospizmitarbeitern des Ruppiner Hospiz Wolken mit schönen und glücklichen Erlebnissen und Platz. Zu einer schönen Meditationsmusik ging es auf e. V. an der Evangelischen Grundschule in Neuruppin dunkle Wolken mit traurigen Erlebnissen aus dem ei- eine Fantasiereise mit der Entstehungsgeschichte ei- zum ersten Mal das einwöchige Projekt „Hospiz genem Leben. Diese Wolken wurden in der Großgrup- nes Schmetterlings. Anschließend malten die Kinder macht Schule“. pe vorgestellt. die Wandlungssituation des Schmetterlings auf. Vorher wurden die Eltern der Kinder über Inhalt und Zielsetzung der Projektwoche bei einem Elternabend Nun wurden die vorher eingesammelten Fotos aus informiert. den unterschiedlichen Lebenssituationen der Kinder Nach längerer intensiver Vorbereitung führte das auf Plakatkarton in den Gruppenfarben aufgeklebt. „Hospiz macht Schule“- Team die Kinder der Klasse 4a auf altersgerechte und einfühlsame Weise an das Bei dieser Tätigkeit sprachen die Schüler und Schüle- Thema heran. rinnen, welche Veränderungen sie an sich entdeckt Dazu gehörten ehrenamtliche Hospizhelferinnen wie hatten. Der Tag endete mit dem Abschussritual. Simone Martschinke, Birgit Frauböse, Edeltraud Bark- Nawrath sowie hauptamtliche Mitarbeiterinnen Chri- Eine Schülergruppe stellt ihre Wolken vor stine Wiegand, Anja Gammelin und Renate Schwarz. Johannes Nürnberg machte in dieser Woche viele Fo- tografien. Des Weiteren wirkte Frau Dr. Sigrid Radies, Einstiegs - bzw. Abschiedsritual die im Vorstand des Ruppiner Hospiz e. V. tätig ist, mit. Geleitet wurde dieses Projektes von den Koordinato- An diesem Tag übernahm Anja Gammelin die Mode- rinnen des ambulanten ehrenamtlichen Hospizdien- ration in der Großgruppe. Die Klasse verfolgte sehr stes Susanne Hoch und Katja Wendt. aufmerksam den vorgelesenen Text „Zairas Himmels- Jeder Tag war einem anderen Thema gewidmet. Die reise“. Die verschiedenen Symbole wie Sonne, Mond, Themen der fünf Tage wurden auf farbigen Plakaten dunkle und helle Wolken wurden an die Leine ge- präsentiert. Jede Farbe wurde einem Teammitglied hängt. Kinder malen die Wandlungssituation des zugeordnet, der an dem betreffenden Tag die Mode- Schmetterlings ration in der Großgruppe übernahm. Gleichzeitig war die Farbe das Erkennungszeichen für die Kleingrup- pen, die von dem entsprechenden Mitarbeiter geleitet wurde. 1. Tag Werden und Vergehen - Wandlungserfahrung Nach der Begrüßung wurde die Klasse in fünf Grup- pen eingeteilt. Jedes Kind erhielt ein Namensschild sowie ein Band in der Gruppenfarbe, diese wurden zu einem großen Kreis verknüpft. Jeder Tag begann und endete mit dem Gemeinschaftsband, aus vielen bun- ten Bändern und dem Lied „Der Himmel geht über allen auf“. Dabei wanderte das Band von Hand zu Hand und symbolisierte die starke Gemeinschaft der Viertklässler. Anja Gammelin liest den Text „Zairas Himmelsreise“ Gruppen stellen ihre „Fotoplakate“ vor 22 23 22 23
Hospiz macht Schule Hospiz macht Schule 2. Tag Krankheit und Leid Simone Martschinke übennimmt die Moderation in der Groß- gruppe Nach dem Anfangsritual erzählten die Kinder über Krankheiten, die sie schon selbst einmal gehabt hat- ten. Dabei kamen viele persönliche Erlebnisse zur Sprache. Anschließend konnte jedes Kind Krankheiten Eine Kleingruppe stellt ihre Ideen vor und Symptome benennen und aufschreiben. Symptome /Krankheiten werden in der Großgruppe dargestellt Die Schüler konnten nun all ihre Fragen zum Thema 3.Tag lich herausgearbeitet, als sie erzählen sollten, was sie Krankheit und Leid an die Kinderärztin Fr. Dr. Kalz stel- Tod und Sterben auf den Bildern sahen. len. Diesen Tag gestaltet Christine Wiegand in der Großgruppe. Eine Schülerin überlegt, was sie für einen Erkrankten tun kann Fr. Dr. Kalz beantwortet die Fragen der Kinder Johannes beim Überlegen Nach dem Einstieg äußerten sich die Kinder zu zwei Über diese Bilder kamen wir in Kleingruppen zu der Im Anschluss befassten sich die Kinder in Kleingrup- Bildern aus dem Buch „Julia bei den Lebenslichtern“. Frage: „Habt ihr schon einmal erlebt, dass jemand so Jetzt überlegten sich die Schüler und Schülerinnen pen mit dem Aspekt: Was hat mir gut getan, als ich Auf dem ersten Bild sieht man ein helles, gemütliches krank war, dass er nicht mehr gesund wurde?“ Die Krankheiten, die sie in der Großgruppe pantomimisch mal krank war? Hierbei erzählten die haupt- und eh- Zimmer und eine Großmutter, die ihrem Enkelkind aus Kinder erzählten von ihren Erfahrungen. Im Anschluss darstellen wollten. Die anderen Kinder mussten die renamtlichen Teammitglieder von ihrer hospizlichen einem Buch vorliest. Auf dem zweiten Bild ist das glei- überlegten die Schüler, was sie eventuell für einen dargestellten Krankheiten erraten. Arbeit. Was bei einer Erkrankung gut tut, wurde auf che Zimmer abgebildet, die Großmutter liegt im Bett Schwerkranken tun können und schrieben das auf. Plakate geschrieben und anschließend in der Groß- und die Vorhänge sind zugezogen, das Zimmer ist Die Ergebnisse stellten sie später in der Großgruppe gruppe vorgestellt. abgedunkelt. Das wurde von den Schülern sehr deut- vor. 24 25 24 25
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