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BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis 2022; 46(1): 29–37 Elisabeth Ebel* und Anna Sonnenfeld Bibliotheca Somnia – die digitale Zaubererschule der Stadtbibliothek Weinheim https://doi.org/10.1515/bfp-2021-0085 gemeinsam bestritten. Für Kinder ab vier Jahren findet in den Sommermonaten einmal, in den Wintermonaten zwei- Zusammenfassung: Während der Corona-Krise entwickel- mal im Monat der Kindernachmittag mit Vorlesen und ten die Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek Weinheim Basteln statt. eine digitale Zaubererschule. So gab es für die Weinheimer Neben den verschiedensten Arten der Klasseneinfüh- Kinder trotz aller Einschränkungen einen aufregenden rungen für Grundschulkinder bieten wir einmal monatlich Sommer, der für Abwechslung sorgte. Alle paar Tage gab den sogenannten Lese- und Rätselspaß zu unterschied- es magische Aufgaben zu lösen, für die es Punkte für das lichen Themen wie Harry Potter, Detektive, Star Wars eigene Haus gab. Am Ende konnte jedes Kind einen klei- u. v. m. für Acht- bis Zwölfjährige an. nen Preis gewinnen. Bei dieser Veranstaltungsart geht es darum, die Biblio- thek näher kennenzulernen und eine positive Verbindung Schlüsselwörter: Kinderveranstaltung; Covid-19; Stadt- mit ihr zu schaffen. Leseförderung wird so in spaßigen, bibliothek Weinheim anziehenden Mottos verpackt, die nicht nur die Kinder, sondern auch uns begeistern – und die Begeisterung wol- Web Forms of Two Associations in the Virtual Reference len wir dann auf die Bibliothek projizieren. Service Ein Lese- und Rätselspaß läuft immer so ab, dass wir Abstract: During the pandemic the employees of the public anfangs die Regeln in der Bibliothek klarstellen, darüber library in Weinheim created a digital school for wizards. reden, wie die Ausleihe funktioniert und in einer kleinen This offer ensured children in Weinheim despite of all the Führung durchs Haus den Ort des Geschehens entdecken. restrictions a varied and exciting summer. On every other Wenn die Kinder dann die Räumlichkeiten gesehen haben, day they had to solve a magical task to get points for their startet der Wettbewerb. Normalerweise werden die Kinder house. At the end every kid won a price – if not the house in verschiedene Gruppen, bei Harry Potter zum Beispiel die cup. vier Häuser von Hogwarts, eingeteilt und müssen einige Aufgaben bestehen. Je nach Motto gibt es eine spannende Keywords: Event for children; Covid-19; Stadtbibliothek Geschichte und eine Rallye, die die Kinder über zwei Stun- Weinheim den durch die Veranstaltung führt. Ob ein verschwunde- ner Schatz als Piraten gefunden, die Entführung des Burg- fräuleins aufgeklärt oder der Vampir gejagt werden muss – 1 Einleitung die Kinder müssen zahlreiche Rätsel lösen und Spiele ge- winnen, um Punkte für ihr Team zu sammeln. Die Rätsel Die Stadtbibliothek Weinheim ist eine moderne Bibliothek haben hierbei verschiedene Schwierigkeitsgrade, sodass mit rund 45 000 Medieneinheiten, 120 000 Besuchern und für jede Altersklasse etwas dabei ist. Immerhin ist die durchschnittlich 170 Kinderveranstaltungen im Jahr. Un- Spanne von acht bis zwölf Jahren recht groß und man kann ser Team aus acht Festangestellten besetzt die 37 Öff- nicht voraussetzen, dass jedes Kind Experte in Zaubersprü- nungsstunden in der Woche täglich mit sechs Personen. chen ist. Neben den üblichen Angeboten und Tätigkeiten, die Bei den Spielen orientieren wir uns oft an klassischen eine Öffentliche Bibliothek ausmacht, sind wir besonders Kindergeburtstagsspielen wie zum Beispiel Eierlaufen, das stolz auf unsere Aktionen für Kinder. Wir beide, die Auto- zum Dracheneier-Transport wird, Stop-Tanz, der zum Ge- rinnen dieses Berichts, sind für die Altersgruppe Kita und frier-Zauber wird oder Dosenwerfen, wo man anstelle von Grundschule zuständig, arbeiten bereits seit fünf Jahren Dosen als Ritter einen Drachen befeuern muss. Wann im- eng zusammen und haben schon viele Veranstaltungen mer möglich bauen wir auch bibliotheksbezogene Aufga- ben ein. Beispielsweise müssen bestimmte Orte, an denen *Korrespondenzautorin: Elisabeth Ebel, e.ebel@weinheim.de etwas versteckt ist, oder Bücher, in denen wichtige Infor- Anna Sonnenfeld, a.sonnenfeld@weinheim.de mationen stehen, gefunden werden. Open Access. © 2022 Elisabeth Ebel und Anna Sonnenfeld, publiziert von De Gruyter. Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
30 Elisabeth Ebel und Anna Sonnenfeld Das Portfolio, das sich über viele Jahre bewährt hat, nung. Am 17. März 2020 musste die Stadtbibliothek für den ergänzen wir stets mit neuen Ideen und nutzen seit eini- Regelbetrieb schließen, an Veranstaltungen vor Ort war ger Zeit vermehrt iPads, getarnt als magischer Spiegel überhaupt nicht mehr zu denken. oder kleiner Supercomputer, um die Rallye mit Action- Unser Team nutzte die Zeit, im Haus und in den Rega- bound oder die Rätsel mit der Lernplattform Kahoot! ein- len Ordnung zu machen. Zum 2. April startete sogar ein zubauen. Lieferdienst, der allerdings nicht das ersetzen konnte, was In einer Pause dürfen die Kinder sich auch Medien wir an unserer Arbeit schätzen: Veranstaltungsarbeit und ausleihen oder wir machen Ausweise für sie fertig, wenn Kundenkontakt, vorrangig natürlich mit unserer liebsten die Eltern ihnen einen ausgefüllten Anmeldezettel mit- Zielgruppe, den Kindern. gegeben haben. Tische mit Medienausstellungen zu dem Die Regeln besagten klar, dass Abstand das oberste jeweiligen Thema bereiten wir extra vor und die Eltern Gebot sein musste und wir am besten alle zuhause bleiben können auch direkt im Anschluss noch Ausweise ausstel- sollten – die Prognosen für den Sommer entmutigten und len lassen. nahmen uns vollständig die Lust, etwas zu planen, was Um die Kinder zu animieren, beim nächsten Mal wie- nur mit geringer Wahrscheinlichkeit stattfinden durfte. Es derzukommen, gibt es das sogenannte Bonusheft. Darin half wenig, dass wir so vielen Familien, Schulklassen und können die Kinder für jede erlebte Veranstaltung einen Kindern immer wieder absagen und erklären mussten, Stempel bekommen. Für jeden dritten Stempel dürfen sie dass es momentan einfach nicht anders ging. sich einen besonderen Preis aus der Überraschungskiste Die Wahl zwischen untätig auf eine Besserung zu aussuchen. hoffen oder etwas ganz Neues zu machen, fiel uns nicht Am Ende des Lese- und Rätselspaßes verkünden wir schwer. Wir wussten schnell, dass wir unser Ferienpro- natürlich das Gewinnerteam, es gibt eine kleine Preisver- gramm nicht sang- und klanglos ausfallen lassen konn- leihung und Flyer für die nächste Veranstaltung werden ten. Eine Alternative sollte her und es musste etwas sein, verteilt. Wir haben „Stammkinder“, die wirklich regelmä- mit dem wir die Kinder zu Hause erreichten, denn zu uns ßig dabei sind und die bringen dann aus Begeisterung ihre konnten sie ja nicht mehr kommen. Freunde mit oder es kommen Kinder, die erst vor kurzem Da wir beide riesige Harry-Potter-Fans sind und die eine Klassenführung mitgemacht haben und so Wind von Geschichte von J. K. Rowling auch bei den Bibliothekskin- unseren Angeboten bekommen haben. Wir profitieren also dern immer besonders gut ankommt, wussten wir genau, bei unseren offenen Veranstaltungen von Mundpropa- was wir machen wollten: Wir nahmen das Beste aus Harry ganda und unseren Kooperationen mit den Weinheimer Potter – eine Zaubererschule, die wir Bibliotheca Somnia, Grundschulen. die träumende Bibliothek, nannten und wollten den Kin- In den Ferien weiten sich diese Aktionen auf weitere dern ermöglichen, selbst Zauberschüler zu werden. Wir Kinderveranstaltungen aus, die stets an dem geschlosse- wollten mit ihnen abwechslungsreiche und spannende nen Montag stattfinden. Der Lese- und Rätselspaß zum Abenteuer erleben und ihnen selbst unter Pandemiebedin- Beispiel ist dann statt zwei sogar vier Stunden lang – und gungen dank Internet und eigener Webseite ein Gruppen- auch diese Zeitspanne reicht nicht aus, um all unsere zugehörigkeitsgefühl bieten. Ideen unterzubringen. Selbst ein ganzer Abend – wie bei den Lesenächten für Grundschulklassen – ist noch nicht genug! 3 Idee und Planung Wir haben immer genug begeisternde Ideen, hatten für 2020 sogar die Einführung eines machMittwochs ge- An Ideen mangelte es uns zu keinem Moment. Als einge- plant, ein Tag im Monat, der extra geschlossen bleibt, um spieltes Team kennen wir unsere Stärken natürlich und die tollen Veranstaltungen, nicht nur für Kinder, Zeit und Platz Arbeitsbereiche verteilten sich ganz instinktiv: Eine war zu schaffen. Wir hätten niemals gedacht, dass unser gut für den kreativen Part der Geschichte zuständig, die ande- angenommener Fokus auf die Veranstaltungsarbeit eine re baute Rätsel, erfand Aufgaben und gemeinsam planten so jähe Unterbrechung finden würde. wir in kürzester Zeit eine zweieinhalbmonatige Veranstal- tung. Fachwissen zur Welt von J. K. Rowling war vorhan- den, Erfahrung aus der langjährigen Veranstaltungsarbeit 2 Die Einschränkungen natürlich auch. Jetzt, wo wir endlich genug Zeit hatten – zumindest während des ersten Lockdowns, später war es Doch 2020 kam es ganz anders: Die Covid-19-Pandemie nicht mehr ganz so einfach – konnten wir uns kopfüber in machte all unseren Plänen einen Strich durch die Rech- die Planung stürzen.
Bibliotheca Somnia – die digitale Zaubererschule der Stadtbibliothek Weinheim 31 Die Grundidee sollte ja eine Zaubererschule, ganz ähn- senzunterricht unmöglich. Das war die große Gemeinsam- lich wie Hogwarts sein. Natürlich in Weinheim, getarnt als keit mit dem realen Leben der Kinder. Von der Pandemie Stadtbibliothek – was hervorragend zur Geschichte unse- hatte man in unserer Zauberergemeinschaft von Weinheim res Hauses passte, denn früher war das Gebäude einmal zwar auch schon gehört, aber es gab noch ganz andere eine Schule gewesen. Gründe, warum die Kinder von zuhause rätseln, lernen Wir ließen es uns nicht nehmen, für unsere eigene und zaubern mussten. Es sollte drei Phasen geben, ein- Schule auch vier ganz neue Häuser zu kreieren, wobei wir gebettet in viele verschiedene Aufgaben: Zuerst wusste natürlich kein „böses Haus“ á la Slytherin haben wollten. niemand was wirklich los war, nicht einmal die Profes- Jedes Kind sollte stolz auf sein eigenes Haus sein und um soren. Man vermutete Streiche vom Poltergeist und Sabo- Punkte fiebern. tage durch andere Schulen. Dann spitzte sich die Lage Wie auch bei dem Schulnamen griffen wir auf Latein zu und der Bösewicht musste identifiziert werden. Schließ- zurück, benannten unsere vier Häuser nach den Elemen- lich ging es darum, Peter Grindelmord, einen ehemaligen ten, was sich dann sogar in ihren Farben widerspiegeln Schüler, festzusetzen. sollte. Jedes Haus erhielt ein Element, zwei Farben, ein Zu dieser Grundidee einer Zaubererschule mit Escape- magisches Wesen (denn wozu nur auf „normale“ Tiere Game- und Krimielementen kamen dann unsere Überle- zurückgreifen?) und einen eigenen Hauslehrer oder eine gungen hinzu, wie wir das alles überhaupt bewerkstel- Hauslehrerin, wie in der Tabelle zu sehen ist. ligen wollten. Die kontaktlose Form der Kommunikation per E-Mail Tab. 1: Übersicht über die vier Zaubererhäuser hat sich natürlich angeboten. Zusätzlich wollten wir eine Möglichkeit für die Kinder schaffen, jederzeit ihre eigenen Name Element Farben Wesen HauslehrerIn Punkte, die Hauspunkte und alle nötigen Informationen Aeris Luft Gelb, Weiß Irrlicht Professor einzusehen. Dafür eignete sich besonders eine eigens er- Funkelmond stellte Webseite. Neben den Regeln und der Geschichte der Aqua Wasser Blau, Violett Selkie Professor Schule sollten dort auch die teilweise sehr kreativen Lö- Grauschimmer sungen der Kinder gesammelt werden, damit das Zugehö- Ignis Feuer Rot, Orange Drache Professor Aquila rigkeitsgefühl gestärkt wird. Terra Erde Grün, Braun Einhorn Professor Nachdem die Entscheidung für elektronische Eulen Tausendschön und ein magisches schwarzes Brett gefallen war, plan- ten wir den schwierigsten und auch unvorhersehbarsten Punkt unserer Idee: Wir überlegten, wie sehr wir als Kinder selbst auf unse- Seit Beginn der Pandemie war Weinheims Innenstadt ren Hogwarts-Brief gewartet hatten und was wir uns ge- wie ausgestorben und als Freunde von Kombinations- wünscht hätten: von einer unentdeckten magischen Fa- angeboten – analog und digital gemischt – wollten wir die miliengeschichte, bis hin zur Auswahl unseres Hauses, Kinder auch aus ihren Wohnungen holen und ihnen etwas beruhend auf unserem Charakter. anbieten, das eben nicht nur vor dem Bildschirm statt- Wir wollten jedem Kind eine magische Rolle ermögli- zufinden hatte. Gerade, wenn sie schon stundenlang durch chen, in dem es sich wiederfindet und als die es mitspielen Homeschooling zuhause festsaßen. konnte. Dazu gehörte ein magischer Name, der am besten Unser Haus mag schön sein, aber die Möglichkei- aus ungewöhnlichsten Wortkombinationen bestehen soll- ten von außen etwas zu verstecken sind nach zwei oder te und ein Persönlichkeitstest, in dem wir nicht nur Vor- drei Aufgaben auch schon erschöpft. Wir überlegten also, lieben wie Lieblingsfarben, -geschöpfe und -zauber ab- wie wir unsere bisherigen Kooperationspartner wie Volks- fragten, sondern auch schon einen Überblick über die hochschule, Museum und Buchhandlungen, mit einbezie- vorhandenen Harry-Potter-Kenntnisse erlangen wollten. hen konnten. Betreten durften die Kinder ja keine dieser Unsere Zielgruppe bestand aus Kindern, die bereits Einrichtungen, für sie galten die gleichen Regeln wie für lesen konnten, also ab sieben Jahren, und die Lust hat- uns. ten, sich kreativ in ein magisches Abenteuer einzubringen. Schaufenster, Zäune, Bäume und Schilder – wir ent- Wir wollten, dass alle Kinder mitspielen konnten – Harry- schieden uns alles, was von außen sichtbar war, in unse- Potter-Kenntnisse waren natürlich von Vorteil, aber nicht re Planung mit einzubeziehen. Wir wollten jedes Geschäft zwingend notwendig. und jede Einrichtung, die Lust und Ideen hatten, mit- Eine Geschichte war schnell erdacht: Mysteriöse Vor- machen lassen. Unser Ziel war es, die digitalen Zuhause- kommnisse in der Bibliotheca Somnia machten den Prä- Aufgaben mit den Vor-Ort-Aufgaben in der Stadt abwech-
32 Elisabeth Ebel und Anna Sonnenfeld seln zu lassen. Bei elf geplanten Wochen mit insgesamt aufwendige Spiel, nicht mit Hausaufgaben und Freizeit- 36 Aufgaben ein aufwendiges Projekt. beschäftigungen zu vereinbaren war. Wir entschieden uns daher, die Sommermonate um die Ferien miteinzuschlie- ßen. Unser normales Ferienprogramm konnte ohnehin 4 Vorbereitung nicht stattfinden, da passte die Bibliotheca Somnia per- fekt hinein. Das festgelegte Startdatum war der 1. Juli 2020. Die Wer- Enden sollte das magische Schuljahr zu Beginn des bung starteten wir am 3. Juni. Wir hatten Zweifel, ob unser normalen Schuljahres, also am 13. September. Insgesamt Angebot gut angenommen werden würde, denn sechs Wo- rechneten wir mit zweieinhalb Monaten. Eine Zeitspanne, chen für die Planung einer so großen Aktion kamen uns die wir vom Arbeitsaufwand bewältigen konnten und für recht gewagt vor. Wir rechneten mit höchstens 25 Teilneh- die Kinder hoffentlich nicht zu lang werden würden, so- mern – so viele Kinder kamen auch zum Lese- und Rätsel- dass sie die Lust verlieren könnten. spaß. Zu den Vorbereitungen zählte natürlich auch, wo wir Interessanterweise benötigte unsere Bibliotheca Som- die Rätsel und Aufgaben herbekommen, das Merchan- nia kaum Werbung. Nach dem gerade erst beendeten Lock- dise, und wie wir die Geschäfte akquirierten. Die Fragen, down wollten alle wieder etwas erleben und da die meisten wann wir die Rätsel jeweils verteilten, wie oft wir die Einrichtungen noch geschlossen waren, hatten wir kaum Geschäfte fragen mussten und wie die einzelnen Rätsel Konkurrenz in Form von alternativen Veranstaltungen. für die Geschäfte angepasst werden könnten, beschäftig- Wir berichteten in unserem etablierten Newsletter für ten uns lange. Bibliothekskunden von der Idee und verteilten in der Bi- Damit die Kinder auch aus dem Haus kamen, schlos- bliothek, die zwischenzeitlich wieder öffnen konnte, Flyer. sen wir uns mit den Weinheimer Geschäften zusammen. Die meisten Anmeldungen gewannen wir jedoch Wir durften in Weinheimer Schaufenstern magische Ge- durch Mundpropaganda unter den Kindern. Viele Kinder genstände oder Rätsel verstecken, die von den Kindern meldeten sich an, weil Freunde davon erzählt hatten und gefunden werden mussten. Auch hier achteten wir darauf, sie auch noch mitmachen wollten. Ursprünglich wollten dass die Aufgaben unabhängig von Öffnungszeiten erle- wir, dass die Teilnehmer mindestens acht Jahre alt sind. digt werden konnten. So wurde vermieden, dass sich viele Ab diesem Alter können die Kinder in der Regel selbst- Menschen auf kleinem Raum trafen. ständig lesen und schreiben. Nach vielen Rückfragen setz- Einige Geschäfte waren so begeistert, dass sie sich ten wir das Alter auf sieben Jahre herab, damit möglichst eigene Aufgaben ausdachten, für die anderen haben wir viele Kinder (und auch ihre Eltern) teilnehmen konnten. das übernommen. Für die Geschäfte war es eine tolle Wer- Die Kinder wurden von ihren Eltern angemeldet. Diese bung und wir konnten die verschiedenen Orte nutzen, um mussten unterschreiben, dass die Arbeiten ihrer Kinder im ganz Weinheim mit Magie zu füllen. Internet veröffentlicht werden dürfen und sie die Daten- Alleine für diese Aufgaben war der Arbeitsaufwand schutzbedingungen akzeptieren. Um die Privatsphäre der enorm. Die Geschäfte mussten angeschrieben und um Mit- Kinder und ihrer Familien zu wahren, durfte sich jedes hilfe gebeten werden. Dann musste für jedes Geschäft eine Kind einen Zauberernamen aussuchen. Wer sich keinen individuelle Aufgabe erstellt und in die Geschichte einge- ausdenken konnte oder wollte, bekam einen zugeteilt. passt werden. Am Tag vor der Aufgabe mussten die Uten- Ausschließlich diesen veröffentlichten wir auf der Web- silien gebracht und nach der Aufgabe wieder abgeholt seite, dem magischen schwarzen Brett. Es gab viele Auf- werden. Außerdem hielten wir mit jedem Geschäft Rück- gaben, für die man Fotos von gebastelten, gemalten oder sprache, um zu hören, was wir eventuell beim nächsten gefundenen Gegenständen einschicken musste – wir ver- Mal verbessern könnten. langten allerdings nie, dass Gesichter oder etwas Persönli- ches zu sehen sein musste. Wenn die Kinder wollten, konnten sie aber natürlich auch Bilder von sich selbst schi- 5 Das Spiel beginnt cken. So wurde dafür gesorgt, dass die Eltern jederzeit kontrollieren konnten, was über ihre Kinder im Internet Der normale Betrieb der Bibliothek durfte nicht gestört auftauchte. werden und die Corona-Regeln nicht gebrochen. Also Von Anfang an war klar, dass dieses Projekt nur funk- musste unsere Geschichte auch in die reale Welt passen. tionieren konnte, solange die Kinder nicht „normal“ in Das fing mit der Geschichte an, die wir den Kindern die Schule gehen durften. Wir wussten, dass dieses für erzählten: Unsere Bibliothek war schon immer eine Schule alle Beteiligten, für uns genauso wie für die Familien, für Zauberei gewesen, allerdings tarnten wir sie mit star-
Bibliotheca Somnia – die digitale Zaubererschule der Stadtbibliothek Weinheim 33 ken Heimlichkeitszaubern. Kein Muggel kann die Wahr- sammelten wir dann in Galerien auf der Webseite unter der heit erkennen, außer es blitzt um Punkt Mitternacht. An- Rubrik „Alte Magie“. sonsten sind wir ja eine ganz normale Bibliothek mit Öff- Aufgaben, die nur auf dem Papier oder zuhause statt- nungszeiten, Corona-Maßnahmen und unwissenden finden konnten, bereiteten wir gerne schon ein paar Tage Muggeln, die ständig zu Besuch kommen. vorher vor und fertigten eine Mail an, die zu einem be- Das magische Schuljahr an der Bibliotheca Somnia stimmten Zeitpunkt automatisch rausgehen würde. Aufga- begann für die Kinder eigentlich schon vor dem 1. Juli, ben, die mit Gegenständen, die die Kinder in der Stadt oder denn direkt nach der Anmeldung kam schon die erste in unserem Haus finden oder abholen mussten, verknüpft Aufgabe für die Kinder reingeflattert: Ein Persönlichkeits- waren, erforderten manchmal die Mithilfe unseres Teams. test, um das jeweilige Haus zu bestimmen. Es fand sich immer jemand, der die Utensilien in die ein- Manche Kinder wollten mit ihren Freunden in ein zelnen Geschäfte brachte und die Gegenstände der vor- Haus – da wurden die Tests mit ein bisschen Magie „fri- herigen Tage einsammelte. Am liebsten gingen wir aber siert“ und schon konnten wir Wünsche erfüllen. Das war selbst, um Feedback der teilnehmenden Läden zu hören uns besonders wichtig, denn schließlich dreht sich alles oder ein paar nette Worte auszutauschen. Es war toll, auf um das eigene Haus und den Wettbewerb zwischen den diesem Wege die Leute kennenzulernen, die hinter unse- anderen Häusern, genau wie in Hogwarts. Ebenso wie in ren heimischen Geschäften stehen. Leider schafften wir den Abenteuern von Harry Potter kämpft man gegeneinan- das nicht immer, denn wir hatten in der Vorbereitungs- der, aber eben auch miteinander, um das Böse, das die phase nicht genug Zeit gehabt, alles fertigzustellen und gesamte Schule bedroht, aufzuhalten. jede Aufgabe durchzuplanen. Außerdem änderten sich Kontakt hielten wir mit den Kindern rein online. Alle pandemiebedingt ständig die Regeln und Einschränkun- zwei bis drei Tage gab es eine Schulaufgabe, ganz im Sinne gen, auf die wir kurzfristig reagieren mussten. von Homeschooling. Je nachdem, zu welchem Unterrichts- Doch davon sollten die Kinder nichts mitbekommen fach sie gehörten, gaben wir uns für einen anderen Haus- und das gelang uns auch. Anfangs wussten wir auch gar lehrer aus und füllten die Aufgabenstellungen mit lustigen nicht, wie sehr die Kinder in die zauberhafte Welt eintau- Anekdoten der anderen Professoren oder erklärten, wie es chen und wie viel Zeit sie wirklich investieren würden. Es überhaupt dazu kommen konnte, dass dies und jenes mal war gar nicht geplant gewesen, dass ein Kind wirklich alle wieder in die Stadt ausgebüxt war. Aufgaben erledigt ..., aber das sahen unsere eifrigen Zau- Diese in unsere Geschichte eingebetteten Aufgaben berlehrlinge anders. wurden per elektronischer Eule, also per Mail verschickt. Wir begannen mit einfacheren Aufgaben, die relativ Dann hatten die Kinder zwei Tage Zeit, die Aufgabe zu schnell gelöst werden konnten: Das Schuljahr selbst be- bewältigen und die Ergebnisse zurückschicken. Dann wur- gann am 1. Juli damit, dass die neuen Zauberschüler den den sie kontrolliert und bewertet, die Ergebnisse auf die versteckten Eingang finden mussten. Um zu beweisen, Webseite gestellt und schließlich die Punkte dem jeweili- dass sie tatsächlich vor der Schule standen, mussten sie gen Haus zugeordnet. Die Excel-Tabelle mit den entspre- mit Kreide ihr persönliches magisches Zeichen hinterlas- chenden Daten wurde ganz schön lang! sen und es abfotografieren. An manchen Tagen bekamen wir E-Mails im Minuten- Danach mussten Zauberstäbe, Umhang und alles, was takt. Wann immer wir Zeit hatten, lasen und beantworte- ein richtigerer Zauberschüler braucht, organisiert werden. ten wir diese. Oft gab es Verständnisfragen, die schnell Hier konnten die Kinder kreativ werden und malen oder geklärt werden mussten, damit die Kinder weitermachen basteln. Die Ergebnisse wurden mit ihren Zauberernamen und noch rechtzeitig ihre Aufgabe lösen konnten. Andere auf die Webseite gestellt und so konnten sie sich nach und Male schrieben uns unsere kleinen Zauberlehrlinge ein- nach ihren zauberhaften Charakter zusammenstellen und fach so und erzählten, wie toll sie die Aufgaben fanden den anderen zeigen, wer sie sind und was sie ausmacht. Es oder was sie „Magisches“ dabei erlebt hatten. durften immer kleine Texte geschrieben werden, die wir zu Jeden Morgen bewerteten wir die Aufgaben und ver- den Arbeiten online stellten. gaben Punkte. Da die Aufgaben teilweise sehr komplex Nachdem die Kinder sich in ihren neuen Zauberercha- waren, dauerte dies bis zu zwei Stunden am Tag. Die ver- rakter eingefühlt hatten, kam die erste wichtige Aufgabe gebenen Punkte wurden dann zusammengerechnet auf auf sie zu: Feen suchen. Die sollten nämlich wie in Hog- der Webseite online gestellt. Oft waren die Kinder ent- warts als Dekoration für das Willkommensfest dienen. Das täuscht, wenn die Punkte nicht gleich morgens online war der Punkt, an dem unser diesjähriges Abenteuer und waren und sie bis zum Nachmittag warten mussten. Für die Suche nach dem Bösewicht begannen. Jemand hatte viele Aufgaben mussten Bilder gemacht werden. Diese die Dekorationen zerstört und die Feen vertrieben. Die
34 Elisabeth Ebel und Anna Sonnenfeld Kinder mussten die ganze Stadt durchkämmen, um sie botiert wurde. Die entflogenen Schnatze sollten in der wiederzufinden – zufällig hatten sie sich in einem kleinen Bibliothek wieder eingefangen werden. Da zu der Zeit jeder Laden in der Innenstadt versteckt. Besucher mit Eintrittskarten gezählt werden musste, bau- Nach so einem Schrecken gab es erstmal Hausaufga- ten wir das in die Aufgabe ein, denn diese Karten dienten ben in Form von Quizfragen und Rätseln zu lösen. Damit als Schutzzauber vor den aufgescheuchten Klatschern! konnten die Schüler ihren Punktestand aufbessern. Wir wählten die Aufgaben so, dass abwechselnd etwas von zuhause und dann etwas in der Stadt gelöst werden musste. Alle paar Tage wurde die Geschichte weitererzählt und Hinweise, die ganz am Schluss zum Täter führen sollten, gegeben. Wir hatten jede Aufgabe mit Liebe zum Detail erarbeitet und sowohl an die Geschäfte, als auch in unsere Geschichte angepasst. Zum Beispiel gab es Besuch von Dobby, dem Hausel- fen. Dieser kam natürlich mit einem fliegenden Auto, das auf dem Hof eines Autohauses gefunden werden musste. Danach mussten auf Aufruf des Vereins b.Elfe.r Socken gefunden werden, um möglichst viele Hauselfen zu be- Abb. 1: Die entflogenen Schnatze freien. Es gab auch immer wieder Kreativaufgaben, die den Eine sehr missverständliche Prophezeiung brachte dann Kindern halfen, ihre Zaubererpersönlichkeit besser darzu- die Lehrer- und Schülerschaft darauf, dass es ein Geist stellen und unsere Welt ein bisschen zu verändern. Zum gewesen sein könnte. Später stellte sich heraus, dass es Beispiel durften sie Zaubersprüche kreieren, Butterbier lediglich eine falsche Spur war. Wir – also der Bösewicht – brauen und Ahnenforschung betreiben. Wie sich heraus- haben es den Schülern wirklich nicht einfach gemacht. stellte, hatte jedes Kind magische Vorfahren mit den aben- Kurz bevor das Schuljahr endete, passierte das Unfass- teuerlichsten Geschichten. bare: die ehemalige Schulleiterin, unsere ehemalige Bi- Damit wir den ganzen Unterricht nicht alleine stem- bliotheksleiterin, wurde verletzt! Jemand stieß ein Bücher- men mussten, schickten wir sie einmal ins Museum der regal auf sie und sie wurde fast zerquetscht. Während es Stadt Weinheim. Dort mussten Aufgaben zu den Expo- bis dahin noch schiefgelaufene Scherze hätten sein kön- naten beantwortet werden und Dämonen bekämpft wer- nen, war nun allen klar: Da ist wahrlich Böses im Busch! den. An dem Tatort fand man übrigens einen Schraubenzieher, Die Weinheimer Polizeistation beteiligte sich ebenfalls der ein entscheidender Hinweis wurde. an unserem Spiel. Auf ihrem Gelände durften wir Bilder Der Unterricht musste natürlich trotzdem weiterge- bekannter Todesser, die identifiziert werden mussten, auf- hen, bis schließlich das geplante Abschlussfest vor der Tür hängen. Das warf bei vielen Passanten Fragen auf und stand und das, obwohl der Übeltäter immer noch auf frei- landete sogar für uns überraschend in der Tageszeitung. In em Fuß war! der Bank galt es verlorene Galleonen, Sickel oder Knuts Die Schule bekam Unterstützung von einem Team zu finden und zusammenzurechnen. Die hatte nämlich Auroren, zu dem zufällig der Ehemann einer Professorin ein entlaufener Niffler aus dem Schultresor entwendet. gehörte, aber schließlich waren es die Schüler, die alle Gleich zwei Apotheken stellten Zaubertrankflaschen in Hinweise kombinieren konnten. Beim Belauschen eines ihren Schaufenstern aus, die erkannt und nach ihren Wir- geheimnisvollen Gesprächs gab es dann endlich den Be- kungen sortiert werden mussten. Im Reformhaus galt es, weis: Peter Grindelmord, ein ehemaliger Schüler, der we- eine Alraune zu finden und das Fotogeschäft um die Ecke gen unlauterem Verhalten einen Schulverweis erhalten beherbergte Drachen, die in einem bestimmten optischen hatte, wollte Rache üben! Und es wäre ihm auch fast ge- Winkel fotografiert werden mussten. glückt! Für die Schüler lief es eigentlich gut, bis die Schule Doch die aufmerksamen Zauberschüler fanden in ei- verflucht und sämtliche Professoren in ihren Büros einge- ner Kiste mit Fundsachen den Schraubenzieher, in dem sperrt wurden. Der gewöhnliche Unterricht musste unter- Peter Grindelmord seinen zerbrochenen Zauberstab einge- brochen werden, um den Übeltäter zu finden. baut hatte. So konnte er endlich überführt werden. Sogar das geplante Quidditchspiel zwischen Ignis und Trotz all dieser Aufregung musste das Schuljahr or- Aqua musste ausfallen, weil der Quidditch-Schuppen sa- dentlich zu Ende gebracht werden. Also wurden die Punk-
Bibliotheca Somnia – die digitale Zaubererschule der Stadtbibliothek Weinheim 35 te gezählt und der Schulsieger (das Haus Terra) ermittelt. Es gab eine neue Geschichte und neue Zauberlehr- Jeder Schüler erhielt ein Abschlusszeugnis. Darauf stand, linge. Die Kinder, die schon 2020 dabei waren, wurden wie viele Aufgaben der Schüler der die Schülerin gelöst zu Zweitklässlern, die Neuen zu Erstklässlern. Wir nutz- hatte und wie viele Punkte es letztendlich dafür gab. Diese ten teilweise die Aufgaben des ersten Schuljahres für die konnten in der Bibliothek abgeholt werden. 1. Klasse und dachten uns für die 2. neue aus. Ein bekannter Weinheimer Schokoladenhersteller ent- Es wurden deutlich mehr Rätsel und Logikaufgaben warf außerdem die Preise für alle Teilnehmer. Die bestan- gestellt und es mussten mehr kreative Schreibaufgaben den aus einem Beutel voller Süßigkeiten, wie man sie auch erledigt werden. im Honigtopf kaufen könnte: Schokofrösche, Zischende Es kam vor, dass die Zweitklässler Aufgaben erstellen Wissbies und Säuredrops. Diese konnten direkt im Scho- mussten, die dann von den Erstklässlern erledigt werden ko-Laden abgeholt werden. Dafür musste nur als allerletz- sollten. Alle Zweitklässler konnten sich um das Amt des te Aufgabe ein Lösungswort genannt werden. Vertrauensschülers bewerben. Dazu mussten sie einen kurzen Steckbrief schreiben und erklären, warum ausge- rechnet sie dafür geeignet wären. 6 Fazit und Ausblick Da die Corona-Zahlen im Sommer 2021 sehr niedrig waren, konnten wir auch eine Vor-Ort-Veranstaltung pla- Es hatten sich rund 70 Kinder in der Bibliotheca Somnia nen und durchführen. angemeldet. Mit dieser Begeisterung hatten wir nicht ge- Die Veranstaltung fand als Wettbewerb statt, der in rechnet. Da wir das ganze Projekt nur zu zweit betreuten, der Bibliothek ausgetragen wurde. Für die Kinder, die am bedeutete das eine Menge Überstunden für uns. Veranstaltungstag nicht dabei sein konnten, gab es zusätz- Teilweise wurden unsere Aufgaben zum Familien- lich digitale Aufgaben. event. Oft hörten wir, dass auch die Eltern fleißig bastelten Es machten Kinder mit, die schon lange Teil der Bi- oder an den Rätseln knobelten. Das war für uns sowohl bliotheca Somnia waren, aber auch neue Kinder waren Bestätigung als auch Motivation. dabei. Wir waren überrascht, wie viele Neulinge unbedingt Insgesamt wurden über 1 500 elektronische Eulen noch einsteigen wollten! empfangen, die beantwortet und benotet werden wollten. Die Kinder und wir fanden es sehr schön, sich endlich Da wir genauso begeistert waren wie die Kinder, fühlte es live sehen zu können. Wir dekorierten die Bibliothek und sich mehr nach Spaß als nach Arbeit an. verkleideten uns als Hauslehrer. Die Schüler mussten im Nach zweieinhalb Monaten fiel es nicht nur uns, son- Team ihrer Häuser Aufgaben und Rätsel lösen, um den dern auch unseren Zauberlehrlingen schwer, von unserer „Magicis Artibus Bellum“ zu gewinnen. Dazu erhielt jedes digitalen Bibliotheca Somnia Abschied zu nehmen. So- Haus einen magischen Spiegel (ein Tablet), der sie durch wohl die Kinder als auch die Eltern waren von der Aktion die einzelnen Aufgaben führte. sehr beeindruckt und bedankten sich für die tolle Zeit, die Hier konnten wir auf die Erfahrung zurückgreifen, die sie mit unserem Abenteuer verbringen durften. Auch wir wir aus den vielen Jahren der Kinder- und Veranstaltungs- konnten kaum glauben, was für einen Zuspruch das Ganze arbeit mitgenommen haben. erfahren hatte. Die Punkte, die gesammelt wurden, zählten sowohl In der letzten E-Mail baten wir um Feedback. Wir für den jeweiligen Tag als auch für die „digitale“ Version. wollten ganz genau wissen, was Spaß und was weniger Das brachte noch einmal richtig Bewegung in den Kampf Spaß gemacht hatte, welche Aufgaben gut angekommen um den Hauspokal. und welche nicht so toll waren. Das alles sammelten wir, Am Ende durfte jedes Kind einen kleinen Preis mit denn wir hatten nicht vor, die Türen unserer magischen nach Hause nehmen. Schule für immer zu schließen. Wir haben in den anderthalb Jahren „Bibliotheca Som- Aufgrund des Erfolgs starteten wir im Jahr 2021 das nia“ festgestellt, mit was für einem Ehrgeiz die Kinder sich 2. Schuljahr in der Bibliotheca Somnia. Nach dem Feed- in Aufgaben stürzen, die sie wirklich begeistern. back des 1. Schuljahres konzipierten wir das zweite Jahr Wir hatten noch nie eine Veranstaltung angeboten, die über einen längeren Zeitraum. Dieses Mal ging das Schul- über einen so langen Zeitraum gelaufen ist. Der Kontakt, jahr ein halbes Jahr, dafür hatten die Schüler jeweils eine den wir mit den Kindern aufbauen konnten, war ganz Woche Zeit, die Aufgaben zu lösen. Da die Kinder wieder anders als in den vier Stunden, die wir sonst maximal beim in die Schule gehen durften, beschränkten wir uns mehr Lese- und Rätselspaß hatten. Nicht einmal in einer ganzen auf Aufgaben, die sie bequem von zuhause aus erledigen Lesenacht können wir eine solche Geschichte erzählen, konnten. wie jetzt bei der Bibliotheca Somnia. Auch die Möglich-
36 Elisabeth Ebel und Anna Sonnenfeld Abb. 2: Preise für alle keiten des Rollenspiels und der Charakterentwicklung, die alle so sehr beeindruckt haben, sind sonst nicht so gege- ben. Erstaunlich fanden wir auch, dass Kinder, die eigent- lich schon zu alt oder zu cool für unsere regulären Ver- anstaltungen sind, wenn sie sich beobachtet fühlen, in der Bibliotheca Somnia aufgegangen sind und richtig Zeit in- vestiert haben. Es mag uns nicht mehr in dem Ausmaß wie zu den „Corona-Ferien“ möglich sein, aber wir wollen Bibliotheca Somnia auf jeden Fall weiterführen und besser mit unse- ren Vor-Ort-Veranstaltungen kombinieren. Je mehr Schul- jahre wir hinter uns haben, desto mehr wächst unser Auf- gaben-Portfolio, aus dem wir schöpfen können. Wir haben also weniger Vorbereitungszeit und können uns im nächs- Abb. 3: Die Gewinnerinnen des Zukunftsgestalterpreises 2021 im ten Jahr wieder mehr auf die Geschichte konzentrieren. selbstgenähtem Gewande der Hauslehrerinnen Im 3. Schuljahr erklären sich ja vielleicht ein paar Hauslehrer bereit, Schulclubs zu gründen?
Bibliotheca Somnia – die digitale Zaubererschule der Stadtbibliothek Weinheim 37 Elisabeth Ebel Stadtbibliothek Weinheim Luisenstr. 5/1 D-69469 Weinheim e.ebel@weinheim.de Anna Sonnenfeld Stadtbibliothek Weinheim Luisenstr. 5/1 D-69469 Weinheim a.sonnenfeld@weinheim.de
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