Bildungstag 2019 Ist dein Rot mein Pink?
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Bildungstag 2019 Ist dein Rot mein Pink? 29. März 2019 Kantonsschule Obwalden, Sarnen Bildungs- und Kulturdepartement BKD Amt für Volks- und Mittelschulen AVM
ZU DIESER TAGUNG "Siiiie, ich chumä da nid druis!" Wie reagieren Sie auf so eine Aussage? Ist doch toll, wie sich diese Schülerin selber ein- schätzen kann, nicht? Oder: Jetzt habe ich diese Sache schon dreimal erklärt! Oder doch eher: "Würdest du bitte strecken, wenn du etwas sagen willst?" Diese Schulsituation können wir aus verschiedenen Perspektiven betrachten und sie wird unweigerlich von der Einstellung und Interpretation der Beteiligten beeinflusst. Wie ich die Aussage der Schülerin auslege, hängt sicherlich von meiner Beziehung zu ihr ab, von der Zeit, die sie bereits an dieser Französischaufgabe verbracht hat, von ihrer Mimik und den Leistungen, die sie früher gezeigt hat. Vielleicht spielt aber auch meine Vorliebe für Eng- lisch eine Rolle? Oder die Tatsache, dass sich die Eltern der Schülerin eine gezieltere Förderung für ihre Tochter wünschen? Möglicherweise fällt es mir schwer, mit ihrem ADHS umzugehen? Mit meiner Reaktion gegenüber der Schülerin nehme ich eine Haltung ein, sowohl innerlich als auch äusserlich, durch meine Körpersprache, aber auch mit meiner Antwort. "Gedan- ken werden zu Worten, Worte zu Handlungen, Handlungen zu Gewohnheiten und Ge- wohnheiten werden unser Schicksal", sagt ein Zitat aus dem Talmud. Vielleicht gibt es beim genaueren Betrachten unserer Gewohnheiten Spannendes über uns selbst und unsere (Schul-) Kultur zu entdecken. Am sechsten Bildungstag haben wir die Möglichkeit und Zeit, die Welt der Vielfalt und Verständigung zu erleben, ob mit oder ohne Worte. Die Workshops und Referate bieten Gelegenheit, die eigene Perspektive auf die Schule zu hinterfragen oder sie durch neue, ungewohnte Sichtweisen und Erfahrungen zu ergänzen. Die Tagung ist offen für alle Lehrpersonen der Volksschule, Gymnasien und der Berufs- schule, Schulleiterinnen und Schulleiter, interessierte Schulratsmitglieder sowie Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter des Bildungs- und Kulturdepartements. Seite 1
PROGRAMM 08:00 Empfang Sporthalle KSO 08:30 Begrüssung und Eröffnung der Tagung Mehrzweckraum Regierungsrat Christian Schäli KSO 08:50 Einstiegsreferat: Weshalb es legitim Mehrzweckraum ist, seinen Traum zu leben KSO Nora Häuptle 09:30 Organisation Mehrzweckraum KSO 09:45 Pause Foyer KSO 10:15 Fachreferate / Workshops Diverse 11:45 Mittagessen Mehrzweckraum KSO 13:30 Fachreferate / Workshops Diverse 15:00 Pause Foyer KSO 15:20 Schlusspunkt Mehrzweckraum Karim Slama: Knacknuss KSO 16:00 Tagungsende Mehrzweckraum KSO KSO: Kantonsschule Obwalden Seite 2
EINSTIEGSREFERAT Weshalb es legitim ist, seinen Traum zu leben Meine Entwicklung und Bildung als Mensch durch ein nonkonformes Setting - Fussball. Mein Ziel ist es, Sie mit einem Bild persönlich zu erreichen, zu berühren, zu inspirieren, zum Denken anzuregen. Symbolisch dafür werde ich in meine Fussballtasche 11 Dinge – für 11 Spielerinnen – füllen und sie während zwei kurzen Halbzeiten in meine Welt entfüh- ren. Nora Häuptle ist seit 2015 Nationaltrainerin der Frauen U 19 beim Schweizerischen Fuss- ballverband. Sie hat die UEFA-Pro-Lizenz und ein Studium als lic.phil.hum mit Sek II Lehr- Diplom der Uni/PH Bern abgeschlossen. Weitere Informationen zu Nora Häuptle finden Sie auf www.norahaeuptle.ch. Seite 3
FACHREFERATE R1 Auffälliges Verhalten verstehen – Handlungsmöglich- keiten erkennen R2 Raus aus der Problemtrance: Was die heterogene Schule tun kann. Aber auch: Was sie nicht kann R3 Leistungserwartungen – eine kommunikative Herausforderung Auffälliges Verhalten verstehen – Handlungsmöglich- R1 keiten erkennen Das menschliche Verhalten ist Ausdruck inneren Erlebens, Denkens und Fühlens. Inne- re Spannungen werden über das Verhalten reguliert und werden so auf eine sozial nicht immer erwünschte Art sichtbar. Das sogenannt auffällige Verhalten ist immer personen- und kontextbezogen zu betrachten. Damit kommt der Person-Umwelt-Passung eine hohe Bedeutung zu. Eine gute Passung zwischen Kind und Umwelt in Bereichen wie Erfüllung von Grundbedürfnissen, sozialer Anerkennung sowie Entwicklung und Lernen trägt massgebend dazu bei, dass das Wohlbefinden und der Selbstwert eines Kin- des/Jugendlichen steigen. Wenn Lehrpersonen auffälliges Verhalten beobachten, sollen sie ihre Eigenanteile an der Problemaufrechterhaltung kritisch hinterfragen und den Fo- kus auf fehlende Kompetenzen der Schülerin oder des Schülers richten. Dazu braucht es Verständnis für die Wahrheit der Situation, ein stabiles Netz von Begleitpersonen, gemeinsame Unterstützung im Aufbau von eben diesen fehlenden Kompetenzen und eine positive Lernumgebung. Das Referat zeigt die Möglichkeiten von beziehungsgestalterischen Elementen und sys- temischer Arbeit auf und gibt aus entwicklungspädagogischer Sicht Einblick, wie eine gelingende Passung zwischen Kind und Umwelt angegangen werden kann. Barbara Lischer ist Dozentin der Weiterbildung & Beratung (W&B) der PH Zug. Als Heilpädagogin und Beraterin bringt sie Unterrichts- und Coachingerfahrung im Bereich Integration und Separation mit und arbeitet vertieft an den Themen Verhaltensauffällig- keit, Psychische Erkrankung sowie Geistig- und Mehrfachbehinderung. Seite 4
Raus aus der Problemtrance: Was die heterogene Schule tun kann. Aber auch: Was sie nicht kann R2 Unsere Volksschule ist heute nur als integrative Schule denkbar – wem sonst soll es gelingen, die vielen Kinder am Rande der Norm zu schulen und in die Berufsbildung zu bringen? Wir können aber die Schule nicht alleine lassen in der Bewältigung dieser komplexen Aufgaben, weil sie es alleine nicht schaffen wird. Wir müssen das System neu denken: Weg von den einzelnen Stunden an einzelne Kinder, hin zur Unterstüt- zung von Klassen, Schulen und Schulgemeinden mit besonderen Bedürfnissen. Vor allem sind präventive Investitionen der frühen Förderung von Kindern aus Familien in Risikosituationen dringend nötig, wenn wir die Schule entlasten wollen. Vortrag mit Praxisbezug und erlebnisaktivierender Übung sowie Diskussion Andrea Lanfranchi, Prof. Dr., ist Leiter des Instituts für Professionalisierung und Sys- tementwicklung, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik in Zürich. Leistungserwartungen – eine kommunikative Herausforderung R3 In der Schule und in der Familie scheinen die Erwartungen, die Lehrpersonen und Eltern an die Kinder und Jugendlichen haben, von grosser Bedeutung für den zukünfti- gen Schulerfolg zu sein. Erwartungen, ganz besonders Leistungserwartungen, werden kommunikativ vermittelt, also mit Sprache, Gestik, Mimik und der Stimme. Nach einer wissenschaftlichen Einführung und einem Filmbeispiel werden typische Aussagen, die Leistungserwartungen „transportieren", analysiert und allenfalls neue Möglichkeiten entwickelt. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen in der Schule, im Kindergarten und in der Familie eine möglichst positive Erwartungshaltung zu vermitteln. Dazu braucht es keine strukturelle Schulreform, schon morgen kann die Kommunikation im Klassen- zimmer anders sein. Verschiedene interaktive Methoden kommen zur Anwendung, um den Transfer in die Unterrichtspraxis zu erleichtern. Dieter Rüttimann, Prof. (ZFH) Dozent am Institut Unterstrass (PHZH) für Allgemeine Didaktik und Kommunikation; Schulleiter und Lehrer an der Gesamtschule Unterstrass; Beratung, Coaching und Supervision; Weiterbildungen an verschiedenen Schulen. Seite 5
WORKSHOPS W1 Mein Gelb und dein Blau – gemeinsam Grün finden. Die Farben der Persönlichkeiten verstehen – Motiva- tion ankurbeln W2 Ein Schlag mitten ins Leben W3 Zuhörorientiert sprechen – sprechorientiert zuhören W4 Entwicklung von Testaufgaben zum fremdsprachli- chen Leseverstehen – ein Prozess W5 Ich verstehe nur „Chuchichäschtli“! - Was nun? W6 Dialog und Achtsamkeit in der Schule W7 Förderung der unterrichtsbezogenen Analysekompe- tenz mit Hilfe von Unterrichtsvideos W8 Classroom-Management W9 Dem Sport ist dein Geschlecht egal W10 «Return to sender» – Kommunikative Fertigkeiten spielerisch trainieren W11 Communication – Trust – Play W12 «Tu was für andere – lern’ was für dich!» W13 Feedback macht Lernen sichtbar W14 „Wie sag ich's meinem Kinde“: Gewaltfreie Kommuni- kation in Konfliktsituationen W15 Behinderung erfahrbar machen W16 Handarbeit als Kunstform – Wie der Faden zum Ma- terial der Kunst wird Seite 6
Mein Gelb und dein Blau – gemeinsam Grün finden Die Farben der Persönlichkeiten verstehen – Motivation 1 ankurbeln Wir geben die Möglichkeit, in die PSI-Theorie und in die Metapher des «Gehirnpalastes» hinein zu schnuppern – ein hilfreiches Instrument, welches uns eine Sprache gibt, mit Kindern und Jugendlichen gezielt über das Lernen und Handeln zu sprechen. Ein kurzer Einblick in den «Gehirnpalst» zeigt, welche Hirnfunktionssysteme unser Handeln ankurbeln und somit Lernprozesse hilfreich unterstützen, sowie welchen Einfluss Gefühle auf die Selbstwirksamkeit haben. Wir runden mit Bildern aus der Praxis ab und erzählen vom Lernen lernen, von Verände- rungswünschen der Kinder/ Jugendlichen und von Selbstregulation, welche letztlich Poten- tialentfaltung ermöglicht. Die umfassende Persönlichkeits- und Motivationstheorie von Prof. Dr. Julius Kuhl integriert eine Vielzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der psychologi- schen und neurobiologischen Forschung. Marianne Buser Steiger und Corinne Häberli Hunkeler sind beide Primarlehrerinnen, Fachfrauen Coaching (PRB®Coach IPSIS®, Schwerpunkte: Veränderungswünsche, her- ausfordernde Situationen, schwierige Entscheide, Selbstmanagement, Persönlichkeitsent- wicklung), Fachfrauen Lerncoaching sowie Begabungs- und Begabtenförderung, Dozen- tinnen am Institut PSI Schweiz und Gastdozentinnen an verschiedenen Fachhochschulen. Ein Schlag mitten ins Leben 2 Durch Hirnschläge kurz vor dem 50. Geburtstag aus dem Arbeitsleben gerissen werden, jahrelang ums Überleben kämpfen, wieder Gehen, Reden, Essen und Zeichnen lernen, akzeptieren können, dass Vieles nicht mehr geht wie vorher und dennoch den Mut am Leben nicht verlieren, das ist die Herausforderung nach «Hirnschlägen». «Ist dein Rot mein Pink?» – diese Frage stellt sich nach den Verwirrungen des Hirns immer wieder – und die Verwirrungen bleiben. Mein Ziel ist es, meine Erfahrungen (und wie sich diese in meinen Skizzen zeigen) wei- terzugeben. Plötzlich ist «Rot» nicht mehr «Rot» sondern «Pink» oder noch etwas ande- res. Vor meinen Hirnschlägen hatte ich über 200 Autorenlesungen an Schulen des Kan- tons Luzern. Nach den Hirnschlägen bestritt ich in den letzten zwei Jahren über 50 Doppellektionen an Oberstufenschulen, bei denen ich versucht habe zu zeigen, dass auch nach schweren Schicksalsschlägen nicht aufgeben sich lohnt. Hermenegild Heuberger-Wiprächtiger, ehemaliger Primarlehrer, anschliessend Aus- bildungen in Illustration, Restauration, Fotografie und Buchgestaltung. Aktiv tätig als Karikaturist, Illustrator, Buchgestalter und Redaktor. Nach den Hirnschlägen Versuche der Weiterarbeit nur noch in einem Teilpensum. Seite 7
3 Zuhörorientiert sprechen – sprechorientiert zuhören Vieles gelingt im schulischen Alltag besser, wenn wir einander verstehen. Eine gelingende, verstehensorientierte Kommunikation hängt von vielen Faktoren ab. Ein zentraler Faktor ist die individuelle Zuhörkompetenz und das adressatenorientierte Sprechen. Höre ich meinen Teamkolleginnen und -kollegen aktiv zu? Spreche ich so, dass ich das Verstehen der Schülerinnen und Schüler unterstütze? Nach einem gemeinsamen Input stehen Ihnen zwei Angebote zur Verfügung: Entscheiden Sie sich für das Zuhören im Dialog, erfahren Sie, welchen Stellenwert dieses hat. Sie gehen der eigenen Zuhörfähigkeit nach und diskutieren Erprobungs- und Optimierungs- möglichkeiten für zukünftiges Zuhörhandeln. Wählen Sie den Teil zum zuhörorientierten Sprechen, eignen Sie sich durch Übungen Wissen darüber an, wie Sprache und Stimme in schulischen Kommunikationssituationen adressatenorientiert und überzeugend eingesetzt werden können. Judith Kreuz ist ausgebildete Sprechwissenschaftlerin und arbeitet als Sprechberaterin/- erzieherin am Zentrum Mündlichkeit der PH Zug. Nadine Nell-Tuor führt als Dozentin am Zentrum Mündlichkeit (PH Zug) Projekte zum Zuhören und Gespräche führen in der Schule durch. Entwicklung von Testaufgaben zum fremdsprachlichen 4 Leseverstehen – ein Prozess Leseverstehenskompetenz kann nicht direkt beobachtet werden. Die wichtigste Herausfor- derung bei der Aufgabenentwicklung besteht darin sicherzustellen, dass tatsächlich Lese- verstehenskompetenz für Erfolg oder Misserfolg entscheidend ist. Dies ist keine triviale Aufgabe. Für die Entwicklung von wichtigen Aufgaben empfiehlt sich deshalb ein sorgfälti- ges, mehrschrittiges Vorgehen. Nach einem kurzen "theoretischen" Einstieg wird mit Beispielen, Verfahren und Erkennt- nissen aus einem Forschungsprojekt zu Französisch-Aufgaben gearbeitet, um wichtige Einsichten zur Entwicklung qualitativ guter Testaufgaben zum Leseverstehen zu ermögli- chen. Peter Lenz arbeitet als Projektleiter am Institut für Mehrsprachigkeit der Uni Freiburg und der PH Freiburg sowie als Lektor an der Uni Freiburg. Sein wichtigster Schwerpunkt ist die Entwicklung und Analyse von Beurteilungsinstrumenten im Fremdsprachenbereich. Seite 8
Ich verstehe nur „Chuchichäschtli“! - Was nun? 5 Wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist, kann der Alltag in der Deutschschweiz zuweilen etwas frustrierend sein. Deutsch als Fremdsprache (DaF) allein ist schon schwierig, dieses dann aber auch noch im Alltag in der Deutschschweiz anzuwenden, ist nochmals eine höhere Hürde, die es zu packen gilt. Zumal viele Deutschschweizer nicht besonders gerne Hochdeutsch sprechen. Im Workshop versuchen wir, anhand einiger Beispiele gemeinsam herauszufinden, wo die Unterschiede zwischen Hoch- & Schweizerdeutsch liegen. Weiter soll eine gewisse Sensi- bilisierung stattfinden, wie wir beispielsweise fremdsprachige Eltern motivieren können, auch mit der schweizerdeutschen Sprache klar zu kommen, bzw. diese vielleicht sogar selber anzuwenden. Cameron Manush ist Sprachlehrerin in DaF, Züridüütsch und Englisch, sowie Gymi- Vorbreitung (in D und F) für SekundarschülerInnen. Sie ist Sekundarlehrerin Phil.I mit Abschluss an der Universität Zürich und hat sich zur Sprachlehrerin für Erwachsene für DaF & Englisch an der SAL in Zürich weitergebildet. Dialog und Achtsamkeit in der Schule 6 Achtsamkeit bedeutet, sich absichtsvoll und ohne zu werten dem zuzuwenden, was ge- genwärtig wahrnehmbar ist – in der Aussenwelt, aber auch innerlich wie z.B. dem Atem. Diese annehmende Haltung ist eine wichtige Voraussetzung für einen positiven Umgang mit Vielfalt. In Zeiten von Reizüberflutung und vielen anderen Stressfaktoren kann das Üben von Achtsamkeit zu innerer Ruhe, Wohlbefinden und grösserer Feinfühligkeit mir selbst und anderen gegenüber führen – viele Studien belegen dies. Genau diese inneren Qualitäten sind eine wichtige Voraussetzung, um mit Schülerinnen und Schülern dialogi- sche Beziehungen aufzubauen, klar und besonnen zu führen sowie auch in schwierigen Situationen konstruktiv zu kommunizieren. Im Workshop wird das Konzept Achtsamkeit vorgestellt und erfahrbar gemacht. Auswir- kungen auf den Unterrichtsalltag werden konkret beschrieben und ein auf Achtsamkeit beruhendes Lehrer-Schüler-Interaktionsmodell wird vorgestellt. Detlev Vogel ist Erziehungswissenschaftler M.A., Montessori- und Gestaltpädagoge, lehrt an der Pädagogischen Hochschule Luzern und hat dort ein auf Achtsamkeit basierendes Training für Lehrpersonen und Studierende entwickelt und evaluiert. Seite 9
Förderung der unterrichtsbezogenen Analysekompe- 7 tenz mit Hilfe von Unterrichtsvideos Das Lernen mit Unterrichtsvideos hat in der Aus- und Weiterbildung ein grosses Potenzial zur Förderung von unterrichtsbezogenen Kompetenzen. Für eine lernwirksame Videoana- lyse sind eine wertschätzende, respektvolle und kritisch-konstruktive Kommunikation sowie ein strukturiertes Vorgehen mit ausgewähltem inhaltlichem Fokus zentral. Dabei werden Videos als ein mögliches Instrument betrachtet, um die Lernprozesse der Schüler und das damit verbundene Unterrichtshandeln der Lehrperson in den Vordergrund zu rücken. An- dererseits wird damit beabsichtigt, Theorie und Praxis plausibel miteinander zu verknüpfen. Im Workshop werden Chancen und Herausforderungen zum Einsatz von Videos kennen- gelernt. Mit dem Vier-Schritt-Verfahren (Santagata & Guarino, 2011) wird aufgezeigt, wie ganz konkret mit Unterrichtsvideos gearbeitet werden kann im Hinblick auf die Förderung der eigenen Analysekompetenz. Abschliessend werden einige Erkenntnisse zur Wirkung dieses Vorgehens vorgestellt. Der Workshop richtet sich an alle Stufen. Das gezeigte Videomaterial stammt aus der PS. Bruno Zobrist ist Dozent, Mentor und Modulkoordinator (Profil Heilpädagogik SEK I) an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Nach der Primarlehrpersonenausbildung absol- vierte er ein Studium als Turn- und Sportlehrer sowie in Pädagogischer Psychologie, All- gemeiner Didaktik und Sonderpädagogik. 8 Classroom Management Einführung ins Classroom-Management. Dieses basiert 1. auf einer guten Lehrpersonen - Schülerinnen und Schüler (SuS) - Beziehung 2. einer präventiv ausgerichteten Unterrichtsorganisation und -durchführung 3. sowie der Kompetenz, Störungen undramatisch beenden zu können. Das Ergebnis ist ein geordneter Unterricht, eine gute Lehrpersonen-SuS-Beziehung sowie eine gute Lernatmosphäre. Der Workshop richtet sich an Lehrpersonen der 1.-6. Klasse. Christoph Eichhorn, Diplom-Psychologe, arbeitet als Lehrbeauftragter für Classroom- Management an der Universität Zürich (CH), der Universität Konstanz (D), und der PH Weingarten (D). Sein Buch „Classroom-Management: Wie Lehrpersonen, Eltern und Schü- ler guten Unterricht gestalten“, Klett-Cotta, ist in der 10. Auflage erschienen. Er hält Vorträ- ge und gibt Workshops an Schulen, Universitäten und Pädagogischen Hochschulen. Seite 10
Dem Sport ist dein Geschlecht egal 9 Die Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau (FFG) hat den gesetzlichen Auftrag, die Chancengleichheit in allen Feldern des gesellschaftlichen Zusammenlebens voranzu- bringen. In diesem Workshop werden wir den Geschlechterstereotypen im Sport auf die Spur kom- men sowie eigene Stereotypen reflektieren und zu überwinden versuchen. Anhand der aufgeführten Zahlen und Fakten werden wir im Kurs die oftmals nicht genügend bekannten geschlechterrelevanten Stereotypen und Rollenbilder diskutieren. Als Grundlage dienen uns Clips, die Theorie zum Ursprung von “unconsious Biases“ (Was sind unbewusste Vorannahmen? Welche gibt es?), Rollenspiele, Best Practices sowie die Studie 2017 des Sportamtes des Kantons Zürich. Helena Trachsel ist Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann (FFG) des Kantons Zürich. «Return to sender» – Kommunikative Fertigkeiten spielerisch trainieren 10 Eine professionelle und wertschätzende Kommunikation gehört zu den grundlegenden Kompetenzen im Berufsalltag. Lehrpersonen sind dabei mit der besonderen Herausforde- rung konfrontiert, dass sie Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen sozialen Mili- eus und Herkunftsländern unterrichten. Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Ihre Mittei- lung nicht so verstanden wird, wie von Ihnen beabsichtigt? Würden Sie sich in einem Ge- spräch manchmal gern von aussen sehen und direkt erfahren, ob Ihre Mitteilung verstan- den wurde? Welche Wirkung hat Ihr Auftreten und wie lässt es sich noch besser gestalten? Im Wissen darum, dass die Botschaft nicht nur vom Empfänger gemacht wird, untersuchen wir in diesem Workshop mit schauspielerischen Mitteln unser eigenes Kommunikations- verhalten. Mithilfe praxisnaher Methoden werden wir gemeinsam und in Kleingruppen, von Ihren Erfahrungen ausgehend, individuelle Strategien entwickeln. Wir widmen uns in prak- tischen Übungen der Frage, welchen Einfluss wir als «Sender» mit Körpersprache, einem bewussten Einsatz unserer Stimme und dem Wissen über Subtext darauf haben, wie der Inhalt einer Botschaft wahrgenommen wird; mit dem Ziel, dass unsere Botschaften ihren Adressaten finden und nicht so enden wie im Lied von Elvis Presley. Matthias Koch, geboren 1988 in Luzern, ist freischaffender Schauspieler und Kommunika- tionstrainer. Er arbeitet für Film und Fernsehen und gibt Workshops zum Thema Kommu- nikation, Auftrittskompetenz und Rollenbewusstsein. Seite 11
11 Communication – Trust – Play AcroYoga – ein spannendes Tool um miteinander zu kommunizieren, neue Grenzen zu entdecken, Teil davon zu sein. Im Sport will jeder immer besser werden... Nicht jede Schü- lerin/jeder Schüler fühlt sich da zu Hause. In der Akrobatik/ AcroYoga sind alle einge- schlossen und unterstützen den Prozess. Es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Partner einem dabei unterstützt, Erfolg zu haben: „We rise by lifting others.“ Im Workshop lernen wir, wie das AcroYoga die Weisheit des Yoga, die dynamische Kraft der Akrobatik und die Güte der Heilkunst verbindet. Die Yoga-Asanas erhalten hierbei eine völlig neue Dynamik. Die gezielte Kommunikation unterstützt uns im Zusammenspiel mit einem Partner, die eigenen Grenzen zu überwinden. Im Zentrum steht das „Führen und Führen-Lassen“. Auf spielerische Weise werden Geschicklichkeit, Kraft, Gleichgewicht und Koordination trainiert, der Kopf wird frei und die Freude im Herzen geweckt. Cate Spinnler ist zertifizierte Acro-Yogalehrerin Level I + II. Sie lebt in Luzern und unter- richtet Acro sowie Yin Yoga im In- und Ausland. Zudem arbeitet sie als Osteopathin und liebt das Reisen. Mehr Informationen unter www.move-chi.ch 12 «Tu was für andere – lern’ was für dich!» Die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Häggenschwil entwickeln mit „Tomor- row – Die Welt ist voller Lösungen“ eine Vielzahl an Projekten und Aktionen, mit denen sie sich gesellschaftlich und ökologisch engagieren. Pädagogische Basis ist Service-Learning, eine projektorientierte Unterrichtsmethode, die ein Engagement (→ Service) mit der Schu- lung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen (→ Learning) verbindet. Im Workshop lernen die Teilnehmenden die Grundlagen von Service-Learning kennen und erfahren, welche Gelegenheiten die Unterrichtsmethode den Schülerinnen und Schülern bietet, vielfältige Fähigkeiten zu zeigen, neue Beziehungen zu gestalten und sich als selbstwirksam zu erfahren. Die Teilnehmenden erhalten einen breiten und visuell attrakti- ven Einblick in das Projekt der SBW Secundaria Häggenschwil, lernen eine Vielfalt an Ideen kennen, wie man sich engagieren kann und bekommen zahlreiche Tipps für die Gestaltung eigener Projekte. Ursula Huber ist Bildungsfachfrau und Leiterin des Schweizer Zentrums Service-Learning, das u.a. mit «x-hoch-herz» ein Förderprogramm für Schulen anbietet. Regula Immler ist Lehrerin an der SBW Secundaria Häggenschwil. Sie hat bereits ver- schiedene Service-Learning-Projekte umgesetzt wie z.B. «Tomorrow», «Location Scouts» oder das Solidaritäts-Projekt «Churoc». Seite 12
Feedback macht Lernen sichtbar 13 Lernfeedback, das Lehrpersonen an ihre Schülerinnen und Schüler geben, ist relevant, da es einen starken Einfluss auf die Lernleistungen hat – vorausgesetzt, es geschieht nach einer bestimmten Systematik (John Hattie: Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen, 2014). Im Workshop wird der aktuelle Forschungsstand zur Thematik praxisnah vermittelt. Ziel des Workshops ist es, dass die Teilnehmenden Handlungsformen von lernwirksamem Feedback (signalisierend, anleitend und beratend) unterscheiden können. Sie erweitern ihr Lernfeedback-Repertoire, was ihnen ermöglicht, je passend auf die Situation lernförderli- che Rückmeldungen zu geben. Zudem klären sie, wie sie systematisches Feedback ver- stärkt für ihre Lehrpraxis nutzen können. Es wird mit Inputs, Tutorial, Erprobung von Lern- feedback und kollegialer Beratung in Kleingruppen gearbeitet. Helena Follmer Zellmeyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Bil- dungsmanagement, Schul- und Personalentwicklung des Instituts für Weiterbildung und Beratung der PH FHNW. Als langjährige Primarlehrperson bringt sie erprobte Erfahrungen aus der Praxis mit. Mehr Informationen unter www.lernensichtbarmachen.ch/llsm „Wie sag ich's meinem Kinde“: Gewaltfreie Kommunika- tion in Konfliktsituationen 14 In einer wertschätzenden, gewaltfreien Haltung zu bleiben ist dann so richtig anspruchs- voll, wenn wir uns ärgern, die Sichtweisen unterschiedlich sind oder der Konflikt bereits auf dem Tisch liegt. Die Kraft der Gefühle lässt sich nutzen für die Klärung, worum es uns im Grunde geht, um Konflikte konstruktiv anzusprechen und zu bearbeiten. In zirkulierenden Gruppen frischen wir die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg auf und vergegenwärtigen uns die Stolpersteine. In einem zweiten Teil üben wir die Anwendung an konkreten Konfliktbeispielen aus dem Schulalltag. Wir geben uns mit den vier Schritten zunächst selber Empathie und schaffen Klarheit, was uns wichtig ist. Anschliessend sprechen wir den Konflikt in einem Rollenspiel an. Der Workshop richtet sich an Lehrpersonen aller Stufen, die bereits Grundkenntnisse in Gewaltfreier Kommunikation haben und diese auffrischen möchten. Susanne Enz ist Ethnologin (lic.phil.I) und systemisch-lösungsorientierte Beraterin (SLK ZiS, NLP Master). Sie arbeitet als Familienberaterin und Leiterin Qualitätssicherung syste- mische Arbeit in einer sozialpädagogischen Institution für männliche Jugendliche. Seit 2013 gibt sie Workshops zu Gewaltfreier Kommunikation. Seite 13
15 Behinderung erfahrbar machen Menschen mit einer Querschnittlähmung müssen ihr Leben neu ausrichten. Diese Neuori- entierung betrifft nicht nur sie, sondern auch ihr Umfeld. In diesem Kurs zeigen wir, dass das Leben als Querschnittgelähmte/r neben grossen Herausforderungen ebenso viele Möglichkeiten und Chancen mit sich bringt und dass sie trotz ihrer Behinderung Menschen sind wie du und ich. Wir erklären, was eine Querschnittlähmung (medizinisch) ist und was sie für eine/n Roll- stuhlfahrer/in bedeutet. Anhand seiner persönlichen Geschichte wird Erwin Zemp Einblick in sein Leben geben und aufzeigen, was trotz Einschränkungen und teils grossen Heraus- forderungen möglich ist. Das Lehrmittel «Paradidact» sowie die dazu gehörende Hilfsmit- telbox werden kurz vorgestellt. Der Kurs wird mit zwei kurzen Filmen umrahmt. Ziel ist es, Lehrpersonen auf diese Art der Behinderung zu sensibilisieren und einen natürlichen Um- gang mit Querschnittgelähmten zu fördern. Der Workshop richtet sich an Lehrpersonen ab der 6. Primarklasse. Erwin Zemp ist Bereichsleiter Lebensberatung SPV, Sozialarbeiter und ehemaliger Roll- stuhlsportler. Handarbeit als Kunstform – Wie der Faden zum Material 16 der Kunst wird Die Handarbeit zählte lange Zeit zum Kunsthandwerk und war eng an das weibliche Ge- schlecht gekoppelt. Sie diente als Mittel, die Frau zu «züchtigen» und zu domestizieren. Die gesellschaftliche Konnotation von Weiblichkeit und Handarbeit ist auch im 21. Jahr- hundert vereinzelt noch vorhanden. Künstlerinnen bedienten sich seit den 70ern erneut der Handarbeitstechniken, um sich kritisch gegen veraltete Rollenbilder und Gattungshierar- chien zu wehren. Heute sind Textilien und Fäden ein beliebtes Material in Kunst und De- sign. Handarbeitstechniken erfreuen sich sowohl in der Alltagskultur als auch in der freien Kunst einer grossen Beliebtheit. Im Workshop wird die Geschichte der Handarbeit und ihr Einzug in die Kunstwelt in einem schnellen Überblick durchleuchtet. Dabei werden einige Künstlerbeispiele näher betrachtet. Das Hauptziel ist allerdings, selber tätig zu werden und verschiedene Techniken zu erpro- ben und zu erforschen, um aus Faden und Textilien Kunstwerke zu erschaffen. Am Schluss werden die entstandenen Werke gemeinsam betrachtet und besprochen. Nicole Buchmann ist bildende Künstlerin MA und Fotografin. Ihr Arbeitsgebiet ist vielfältig und umfasst die Bereiche Malerei, Fotografie, Video, Installation und Performance. Als Mutter von zwei kleinen Mädchen beschäftigt sich die Künstlerin auf wissenschaftlicher Ebene mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Feld der Kunst. Seite 14
SCHLUSSPUNKT Karim Slama: Knacknuss Auf dem Hintergrund seiner multikulturellen Herkunft und anhand von Beobachtungen, die er in seinem Alltag macht, zeigt uns Karim Slama auf seine unnachahmliche Art eine Viel- zahl von Situationen, Missgeschicken und Unannehmlichkeiten, die uns allen doch sehr bekannt vorkommen. Mit einer imposanten Geräuschkulisse, mit Musik und Bildern zeigt uns Karim, wie er all diesen Kleinigkeiten, die uns letztlich das Leben erschweren, begeg- net und wie er sich – nachdem der erste Ärger verpufft ist – sogar über sie lustig macht. Ganz nach dem Motto: Knacknüsse bereichern das Leben! Karim Slamas Arbeit basiert auf präzisen Beobachtungen von Alltagssituationen und darauf, dem Publikum auf eine charmant-spitzbübische Art und Weise einen Spiegel vor- zuhalten. Er tut dies, indem er sein schauspielerisches Talent (unbezahlbare Mimik, äusserst präzise und dynamische Gestik, sein Sinn für kleinste Details) mit einer Tonspur aus einer Palette hyper-realistischer bis surrealer Geräusche verbindet, die dem Schauspiel eine weitere Dimension hinzufügt und den auftretenden Situationen eine materielle Atmosphäre ver- schafft. Die Synchronisation von Ton und Mimik bildet nebst der interaktiven Kommunikati- on mit dem Publikum den Kern von Karim Slamas künstlerischer Arbeit und macht ihn zum Play-Back-Athleten. Seite 15
Situationsplan 20. OSituationsplan vom Bahnhof Kantonsschule OW 3. P Mehrzweckraum Kantonsschule OW Empfang Lehrpersonen P P Parkplätze P Amt für Volks- und Mittelschulen OW Organisation Amt für Volks- und Mittelschulen OW Brünigstrasse 178, 6061 Sarnen Organisation Tel. 041 666 Brünigstrasse 626061 178, 47, avm@ow.ch Sarnen Tel. 041 666 62 47, avm@ow.ch
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