BIODIVERSITÄTSLEITFADEN NIEDERDÜRENBACH - Landschaftsökologie, Umweltschutz 3. Semester, Prof. Dr. Elke Hietel, TH Bingen
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BIODIVERSITÄTSLEITFADEN NIEDERDÜRENBACH Landschaftsökologie, Umweltschutz 3. Semester, Prof. Dr. Elke Hietel, TH Bingen Moritz Beck, Gabriel Exner, Friederike Gabriel, Aaron Göhry, Susanne Ruhl
IMPRESSUM Biodiversitätsleitfaden Niederdürenbach Herausgeber: Technische Hochschule Bingen Berlinstraße 109 55411 Bingen www.th-bingen.de Veröffentlicht: Januar 2022 Autoren: M.Beck, G.Exner, F.Gabriel, A.Göhry, S.Ruhl Wir danken besonders Prof. Dr. E. Hietel, der Leiterin des Moduls „Landschaftsökologie“, sowie Fabian Küdde für ihre fachkundige Unterstützung bei der Erarbeitung dieses Leitfadens. Herzlichen Dank an Sebastian Schmitt und Jutta Dietz für die umfassende Betreu ung und unkomplizierte Kommunikation! Die Erstellung des Leitfadens wurde unterstützt durch: Abbildung 1 Wappen von Niederdürenbach Quelle: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Niederd%C3%BCrenbach&oldid=203941469 1
INHALT Inhalt .................................................................................................................................................................. 2 Abbildungsverzeichnis........................................................................................................................................ 3 1. Einleitung ................................................................................................................................................... 5 2. Blumenbeete im Ort ................................................................................................................................... 6 Wichtigkeit von Naturgärten .......................................................................................................................... 6 Was versteht man unter heimisch? ................................................................................................................. 7 Wildstauden ................................................................................................................................................... 7 Nachteil Konventioneller Pflanzen ................................................................................................................. 7 Wichtig bei Naturbeeten ................................................................................................................................ 8 Biodiversität der Tiere .................................................................................................................................... 8 Bepflanzungsvorschläge für Wildstaudenbeete.............................................................................................. 9 3. Dorfplatz in Hain bei der Burghalle ............................................................................................................13 Trockensteinmauer .......................................................................................................................................13 Tipps für den Bau einer Trockensteinmauer: ............................................................................................ 14 Insektenhotels .............................................................................................................................................. 14 Tipps für den Bau eines Insektenhotels (s. Abb. 10 dunkelbraun).............................................................. 14 Dorfbaum ..................................................................................................................................................... 14 4. Spielplätze .................................................................................................................................................15 Spielplatz Dorfplatz .......................................................................................................................................15 Spielplatz Wiesenweg....................................................................................................................................15 Dachbegrünung ........................................................................................................................................ 16 Spielgeräte ................................................................................................................................................ 17 Spielplatz Waldweg ....................................................................................................................................... 17 5. Wegrandstreifen Wirtschaftsweg ............................................................................................................. 19 Blühstreifen .................................................................................................................................................. 19 Trittpflanzengesellschaften .......................................................................................................................... 19 Benjeshecke ................................................................................................................................................. 21 6. Gebäudebrüter - Burg Olbrück.................................................................................................................. 22 Was sind Gebäudebrüter?............................................................................................................................. 22 Mehlschwalbe (Delichon urbicum)................................................................................................................ 22 Rauchschwalbe (Hirundo Rustica) ................................................................................................................ 23 Haussperling (Passer domesticus) ................................................................................................................ 23 Mauersegler (Apus apus) .............................................................................................................................. 24 Fledermäuse (Microchiroptera) .................................................................................................................... 25 Fazit .............................................................................................................................................................. 26 7. Schlusswort .............................................................................................................................................. 27 2
8. Literaturverzeichnis .................................................................................................................................. 28 9. Anhang ......................................................................................................................................................31 Anhang 1: Wildstauden - Pflanzenliste ..........................................................................................................31 Anhang 2: Beispielbeet nordstraße .............................................................................................................. 32 Anhang 3: Beetvorschlag 13 ...................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. Anhang 2: Beispielbeet nordstraße .......................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. Anhang 3: Beetvorschlag 13 .......................................................................................................................... 32 Anhang 4: Mauerpflanzen ............................................................................................................................ 34 Anhang 5 Klimawandelbäume ...................................................................................................................... 35 Anhang 6: Pflanzenliste Wirtschaftswege - Blühstreifen ............................................................................... 37 Anhang 7: Pflanzenliste Wirtschaftswege - Trittpflanzengesellschaft ........................................................... 37 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1 Wappen von Niederdürenbach ....................................................................................................... 1 Abbildung 2 Vielfältiges und buntes Staudenbeet .............................................................................................. 6 Abbildung 3 Beispielbeet Nordstraße ................................................................................................................. 9 Abbildung 4 Dolden-Milchstern ........................................................................................................................ 10 Abbildung 5 Zwerg-Frauenmantel .................................................................................................................... 10 Abbildung 6 Storchenschnabel ......................................................................................................................... 10 Abbildung 7 Prächtiges Fettblatt .......................................................................................................................11 Abbildung 8 Beispielbeet Verkehrsinsel ........................................................................................................... 12 Abbildung 9 Übersicht Dorfplatz Ortsteil Hain ..................................................................................................13 Abbildung 10 Trockensteinmauer mit Tonsteinen für Insekten .........................................................................13 Abbildung 11 Spielplatz Dorfplatz .....................................................................................................................15 Abbildung 12 Spielplatz Wiesenweg ................................................................................................................. 16 Abbildung 13 Betonröhre Spielplatz Wiesenweg ............................................................................................... 17 Abbildung 14 Spielplatz Waldweg ..................................................................................................................... 17 Abbildung 15 Beispielfläche mehrjährige Blühstreifen Wirtschaftsweg Olbrückhalle ....................................... 19 Abbildung 16 Beispielfläche Trittpflanzengesellschaft Kreuzung Dorfstraße – Sonnenstraße ......................... 20 Abbildung 17 Benjeshecke ................................................................................................................................ 21 Abbildung 18 Schema Benjeshecke .................................................................................................................. 21 Abbildung 19 Mehlschwalbennester ................................................................................................................. 22 Abbildung 20 Mehlschwalbe im Flug ................................................................................................................ 22 Abbildung 22 Rauchschwalbennest .................................................................................................................. 23 Abbildung 21 Rauchschwalbe ........................................................................................................................... 23 Abbildung 24 Nistkasten für Haussperlinge ...................................................................................................... 23 Abbildung 25 Haussperling (Männchen) ........................................................................................................... 23 3
Abbildung 26 Traufkasten (unterm Dach, zwischen Regenrinne und Hauswand) ............................................. 24 Abbildung 27 Niststein für Mauersegler............................................................................................................ 24 Abbildung 28 Mauersegler................................................................................................................................ 24 Abbildung 29 Niststein für Fledermäuse........................................................................................................... 25 Abbildung 30 Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ................................................................................. 25 Abbildung 31 Kotbrett angepasst für Schwalben .......................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 4
1. EINLEITUNG Wir, die Projektgruppe Niederdürenbach des Moduls Landschaftsökologie an der Technischen Hochschule Bingen, freuen uns, Ihnen den für die Gemeinde Niederdürenbach erstellten Biodiversitätsleitfaden vorstellen zu dürfen. Im Rahmen des Moduls Landschaftsökologie unseres Umweltschutz-Studiums waren wir beauftragt, einen Leitfaden über die Entwicklung von biodiverseren Flächen in einer von uns gewählten Gemeinde zu erstellen. Zwei Ortstermine und der stete Austausch mit den Vertretern der Gemeinde für dieses Projekt halfen uns, uns ein Bild von den Gegebenheiten in Niederdürenbach zu machen. Im weiteren Verlauf des Projekts betrieben wir Literaturrecherche, um unser bestehendes Wissen zum Thema Biodiversität zu erweitern. Schlussendlich zeigen wir Ihnen in diesem Leitfaden nun Ideen und konkrete Handlungsansätze, mit denen Sie Niederdürenbach zu einer Gemeinde mit mehr biologischer Vielfalt machen können. Was ist Biodiversität? Biodiversität, auch biologische Vielfalt, „[…] bedeutet die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören: dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme.“ (CBD; Artikel 2, www.cbd.int) [1] Welche Rolle spielt Biodiversität in Siedlungsgebieten? Vielfältige und intakte Ökosysteme in Siedlungsgebieten sind notwendig für eine gute Klimaregulation, die Bestäubung von Blütenpflanzen und den Abbau oder die Filterung von Schadstoffen in Luft, Boden und Wasser. Des Weiteren bieten biodivers gestaltete, naturnahe Flächen einen effektiven Erholungsraum für den Menschen. [1] Was Sie in der Gemeinde Niederdürenbach nun konkret tun können, um mehr Biodiversität zu erhalten, zeigen wir Ihnen in diesem Leitfaden. 5
2. BLUMENBEETE IM ORT In Niederdürenbach befinden sich entlang der Straßen zahlreiche Blumenbeete, die neu bepflanzt werden sollen. Ziel der Gemeinde ist es, dass die Beete einen Wiedererkennungswert besitzen und mit wenig Pflegeaufwand von Anwohnern als Beetpaten gepflegt werden. Diese Beetpaten können aus einem Pool an Pflanzen wählen und damit frei die Beete gestalten. Wir möchten Ihnen in diesem Kapitel Naturgärten und ihre Vorteile für die Biodiversität Niederdürenbachs näherbringen. Außerdem haben wir einige Pflanzvorschläge zusammengetragen, sowie ein konkretes Bepflanzungsbeispiel eines Beetes in der Nordstraße angefertigt. Abbildung 2 Vielfältiges und buntes Staudenbeet Quelle: „Heimische Wildstauden als Blütenpracht“, lbv.de. https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/pflanzen/stauden/ (zugegriffen 4. Januar 2022). WICHTIGKEIT VON NATURGÄRTEN Viele nicht einheimische Pflanzen, haben heimische Wildpflanzen verdrängt und somit auch die Tierarten, die auf diese angewiesen sind. Vorteil dieser fremden Arten: Sie haben kaum bis keine Feinde. Nicht heimische Arten sind zum Beispiel die Neophyten Herkulesstaude und Indisches Springkraut. Mit dem Pflanzen einheimischer Flora wird auch die heimische Fauna gefördert und Tierarten kehren wieder zurück. Denn auf eine einheimische Pflanzenart sind oft über zehn Insektenarten lebenswichtig angewiesen. Das stärkt die Biodiversität. Private Gärten und Beete übersteigen flächenmäßig die Naturschutzgebiete in Deutschland. Aus dem Grund ist es wichtig, die Anwohner zu inspirieren, heimische Vielfalt in den Garten zurückzuholen. [3] Die Beete entlang der Straßen in Niederdürenbach eignen sich also sehr gut als Vorbildfunktion, sowie Ideenanregung der Anwohner, diese Pflanzen auch im eigenen Garten anzupflanzen. Hier können Hinweisschilder aufgestellt und eine Beschriftung der Pflanzen vorgenommen werden. Dies kann einen Lerneffekt bei Jung und Alt erzielen. Am besten bei Wildstauden-Gärtnereien einkaufen, da diese die Herkunft der Ware angeben. [3] Ein Beispiel dafür, dass heimische Pflanzen die Biodiversität im Garten fördern, ist der heimische Weißdorn und der nicht-heimische Scharlachdorn. Die beiden Sträucher sind nahverwandt. Doch der Weißdorn wird von 32 Vogelarten angeflogen und als Nahrungsquelle genutzt, während es beim Scharlachdorn nur 2 Arten von Vögeln sind. Heimische Arten sind außerdem widerstandsfähiger und anspruchsloser, da sie an die natürlichen Umgebungsbedingungen angepasst sind. [15] Sie benötigen weniger Pflegeaufwand, auch was den Winterschutz angeht. [3] 6
WAS VERSTEHT MAN UNTER HEIMISCH? Heimische Arten sind alle Indigenen Arten und einige Archäophyten. Indigene Arten haben sich ohne menschlichen Einfluss in einem Gebiet ausgebreitet. Dort kommen sie weiterhin vor und reproduzieren sich. Man zieht im Jahr 1492 durch Christoph Columbus Entdeckung Amerikas eine Grenze. Alle vor 1492 durch Menschen eingebrachte Arten heißen Archäophyten und alle nach 1492 eingebrachte Arten nennt man Neophyten. Archäophyten: viele Obst- und Getreidearten und Begleitarten – z.B. Klatschmohn, Kornrade Neophyten: z.B. Kartoffel, Tomate – da sie sich kaum von selbst ausbreiten, sind sie kein Problem. [3] WILDSTAUDEN Stauden = nicht verholzte Blütenpflanzen, wie auch Gräser und blühende Farne. Wildstauden = Stauden, die natürlich vorkommen und vorher nicht durch Züchtung verändert wurden. Die Naturgartenbewegung versteht unter „Wildstauden“ einheimische Stauden. In Gärtnereien werden allerdings auch einige nicht heimische Wildstauden aus anderen gemäßigten Zonen verkauft. An diese haben sich allerdings einige der hier beheimateten Insektenarten noch nicht angepasst. [3] Deswegen ist beim Einkauf darauf zu achten, ob die Wildstaude auch heimisch ist oder bereits angepasst genug ist, um zahlreiche heimische Insekten und Tiere anzulocken. Aber auch nicht heimische Pflanzen haben Vorteile und können als „Lückenfüller“ genutzt werden und die heimische Staudengemeinschaft ergänzen. Krokusse blühen im Frühling zum Beispiel verfrüht und verlängern, wie die Herbstastern im Herbst, eine Blühsaison. Auch die meisten Obstbaumsorten sind eingewandert und nicht mehr wegzudenken. Die Fragen, die man sich also zunächst stellen sollte: Haben sich die nicht heimischen Arten bereits integriert und werden von Tieren gefressen oder bestäubt? Sind sie auch nicht invasiv und verdrängen keine heimischen Pflanzen? Mediterrane Halbgehölze wie die Kräuter Thymian, Lavendel und Salbei haben sich zum Beispiel schon erfolgreich integriert und bieten Nektarangebot für heimische Insekten. [3] NACHTEIL KONVENTIONELLE R PFLANZEN Konventionelle Beete sind oft nach einem statischen Konzept geplant, die rein der Ästhetik dienen. Sie beinhalten oft Exoten, die aufwändig gepflegt werden müssen. Die Beetoberflächen werden steril und offen gehalten. Tieren, wie zum Beispiel Igeln, fehlen somit Versteck- und Schlafmöglichkeiten. Außerdem bieten viele der sterilen Pflanzensorten selten Nektar oder Pollen, was nicht sehr bienen- und insektenfreundlich ist. Sind die Pflanzen am kaputt gehen, werden sie einfach durch neue ersetzt. Dadurch kommen zusätzliche Kosten und ein erhöhter Pflegeaufwand auf. [3] 7
WICHTIG BEI NATURBEETEN Ein Wildstaudenbeet sollte mindestens eine Fläche von 10 m2 umfassen. Erst dann haben die Pflanzen die Chance, sich frei zu entfalten und eine natürliche Dynamik zu entwickeln. Außerdem sollte ein Naturbeet nicht schmaler als 80 cm sein. [3] Die Beete in Niederdürenbach sind meist kleiner als 10 m2, was aber nicht bedeutet, dass man keine Wildstauden pflanzen kann. Man muss sich nur im Klaren sein, dass es kein richtiges Naturbeet darstellt, da man die Pflanzen in ihrem Ausbreitungsdrang hindert. Trotzdem kommt es diesem nahe und man leistet einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität. Allerdings sind die Auswahl und die Kombination der Wildstauden sehr wichtig! Idealerweise harmonieren die Pflanzen miteinander, anstatt miteinander um Licht, Boden oder Wasser zu konkurrieren. Um dafür zu sorgen, dass das Beet gut gedeiht und es zu keiner Gehölzentwicklung kommt, muss man das Beet anfangs mehr und nachher immer weniger pflegen. [3] Wenn man herausfinden will, was für Leitstauden und Begleitstauden es gibt, stößt man hier auf eine schöne Liste an Pflanzen: https://wildes-gartenherz.de/stauden-liste/ Die Pflanzenkombination muss gut überlegt sein und gezielte Pflegeeingriffe sind notwendig! BIODIVERSITÄT DER TIERE Hat man Pflanzen im Garten, die Schmetterlinge anlocken, so folgen oft auch Vögel, die sie und deren Raupen jagen. Auch Fledermäuse ernähren sich von den Faltern. Wichtig für unsere Insekten ist das breite übers Jahr verteilte Angebot an Pollen und Nektar beginnend im Frühling und endend im Spätsommer. Dies kann man sicherstellen, indem man die Pflanzen so auswählt, dass sie zu verschiedenen Zeiten im Jahr blühen. Neben dem Futterangebot benötigen sie auch Orte zum Eier legen. Solche sind beispielweise Brennnesseln, Löcher in altem Holz oder ein Laubhaufen. In einem Naturgarten lassen sich einige Gartenhelfer finden. Die Schlupfwespe und der Laufkäfer zum Beispiel jagen unerwünschte Tiere. Ähnlich die Marienkäfer, die Blattläuse fressen, sowie Amphibien und Reptilien, die Insekten und Schnecken vertilgen. Zahlreiche Vögel picken Samen von Wildstauden und vernaschen Beeren von Gehölzen. Auch hier werden nicht nur Orte mit hohem Nahrungsangebot benötigt, sondern auch Schlafplätze, sowie Orte zum Überwintern wie zum Beispiel ein Laubhaufen oder Totholz. Schwebefliegen gehören zu den wichtigsten Bestäubern und bevorzugen aufgrund ihres kurzen Rüssels offenliegende Blüten, bei denen der Nektar gut zu erreichen ist. Dazu gehören zum Beispiel die Wegwarte, Margerite, Ringelblume und der Huflattich. [3] 8
BEPFLANZUNGSVORSCHLÄGE FÜR WILDSTAUDENBEETE BEISPIELBEET NORDSTRAßE Abbildung 3 Beispielbeet Nordstraße Quelle: F.Gabriel Am Eingang der Nordstraße an der Kreuzung zur Dorfstraße im Ortsteil Hain liegt auf der linken Straßenseite ein öffentliches Beet. Im Zuge der Begehung mit der Dorfmoderation wurde für dieses Beet festgelegt, dass eine neue Unterpflanzung stattfinden soll. Da hier laut Dokument noch keine konkreten Pflanzen vorgesehen sind, haben wir uns überlegt an dieser Stelle ein konkretes Pflanzkonzept herauszuarbeiten. Wir sind wie folgt vorgegangen. Laut Dokumentation der Dorfmoderation hat das Beet eine Fläche von 1,60 m * 3,70 m. Das Beet liegt offen an der Straßenkreuzung und ist somit auch den Sonnenstrahlen am Tag ausgesetzt. Da der Boden um das Beet herum komplett gepflastert ist, gehen wir davon aus, dass das Beet mit Mutterboden aufgefüllt wurde. Dieser wurde der obersten natürlichen Erdschicht entnommen und ist aufgrund der darin lebenden Organismen wie zum Beispiel Regenwürmern nährstoffreich und fruchtbar. Denn die Bodenorganismen zersetzen die organische Substanz, wodurch darin gebundene Nährstoffe frei werden. Da das Beet an der Straße liegt und man hier die Sicht der Autofahrer nicht einschränken sollte, haben wir darauf geachtet, dass an dieser Stelle die Wuchshöhe der Pflanzen auf maximal 40 bis 50 cm einzuhalten. Um das Beet flächig zu bepflanzen, haben wir uns auf 4 verschiedene Pflanzenarten beschränkt. Dadurch hat man die Möglichkeit mehrere Stauden einer Art zu in Gruppen zu pflanzen, sowie eine Blütezeit von April bis September zu schaffen. Dabei wechseln sich die Pflanzen in ihrer Blüte ab. Wir haben das Beet vereinfacht in Form eines Rechtecks dargestellt und ein Konzept erarbeitet, wie man die Pflanzen setzen könnte, sodass man ein schönes Bild erschafft. Dabei wurden die Pflanzabstände der verschiedenen Pflanzen beachtet. Das von uns entworfene Konzept ist im Anhang 2 zu finden. Es dient allerdings eher zur Orientierung, da wie gesagt die Form des Beetes in der Realität nicht ganz einem Rechteck entspricht und in der Grafik die Pflanzabstände zu Baum, Holzpfeiler und Beetrand nicht exakt eingehalten wurden. Zur Erklärung der Symbolik der Stauden in der Grafik: Der innere Kreis stellt eine Staude dar. Der äußere Kreis besitzt den Radius eines halben Pflanzabstands. Das Ziel der Bepflanzung ist es, die Biodiversität zu fördern und mit dem Wechsel der Blüte ästhetische Akzente zu setzen. 9
PFLANZENSTECKBRIEFE Dolden-Milchstern [8] - Zwiebelblume - Wuchs: auf Freiflächen an sonnigen Orten - Wuchshöhe: 10 bis 30 cm - Blüte: April bis Juni, weiß - Biodiversität: Pollen und Nektar für Honig-/Sand-/ Schmalbienen, Samen sind Futter für Ameisen - Pflanzung: Zwiebel im Herbst 4 bis 6 cm tief in Erde setzen - Pflanzabstand: 10 – 20cm, 35 bis 100 Pflanzen pro m² [12] Abbildung 4 Dolden-Milchstern Bildquelle: Friedrich Strauss Gartenbildagentur „Dolden-Milchstern bestimmen - Mein schöner Garten“. https://www.mein-schoener- garten.de/pflanzen/milchsterne/dolden-milchstern (zugegriffen 17. Januar 2022). Zwerg-Frauenmantel [16] - Wuchs: Kissenartig, gemächliches Tempo → breitet sich als Bodendecker nicht aggressiv aus, guter Lückenfüller - Wuchshöhe: 15 bis 25 cm - Blüte: Juni bis August, gelb, danach kleine Nussfrüchte - Biodiversität: Blüten beliebt bei Insekten - Pflanzung: ganzjährig bei offenem Boden - Pflanzabstand: ca. 30cm, 9 Pflanzen pro m² [7] - Pflege: Stauden im Herbst/ Frühjahr teilen, sobald sich die Wuchskraft abschwächt. Verblühtes frühzeitig abschneiden, sodass schwache Nachblüte möglich. Flächiges Entfernen der nicht mehr schönen Blattpolster unterstützt neues Austreiben. - Sonstige Eigenschaften: hohe Frosthärte, meist wintergrün Abbildung 5 Zwerg-Frauenmantel Bildquelle: „Alchemilla erythropoda - Zwerg-Frauenmantel › PflanzenReich“. https://www.pflanzenreich.com/enzyklopaedie/alchemilla-erythropoda/ (zugegriffen 14. Januar 2022). Storchenschnabel [14] - Wuchs: schnell und dicht, tief wurzelnd und oberflächlich kriechend den Boden bedeckend - Blüte: Juni bis Oktober, blauviolett - Biodiversität: lockt über Duft Bienen an, blühen zu Beginn der kalten Zeit noch und können somit als eine der wenigen über- bleibenden Nektarquellen dienen - Pflanzabstand: 50 bis 80 cm, 3 bis 5 Pflanzen pro m² - Sonstige Eigenschaften: winterhart, pflegeleicht Abbildung 6 Storchenschnabel Bildquelle: „Storchschnabel ‚Rozanne‘ ® - Schönste Stauden & Expertenwissen“. https://www.baumschule- horstmann.de/shop/exec/product/697/15303/Storchschnabel-Rozanne.html (zugegriffen 17. Dezember 2021). 10
Prächtiges Fettblatt [13] - Dickblattgewächs, laubabwerfendes Gewächs - Blüte: August bis September, purpurrot - Biodiversität: bienen- und insektenfreundlich - Pflanzabstand: 45 cm, 4 bis 6 Pflanzen pro m² - Pflege: Rückschnitt erst im Frühjahr, da Samenstände Schmuck über Winter sind - Sonstige Eigenschaft: anspruchslos, pflegeleicht, winterhart Abbildung 7 Prächtiges Fettblatt Bildquelle: „Prächtiges Fettblatt ‚Brillant‘ - Sedum spectabile ‚Brillant‘“, Baumschule Horstmann. https://www.baumschule- horstmann.de/shop/exec/product/698/1699/Praechtiges-Fettblatt-Brillant.html (zugegriffen 8. Januar 2022). Die Anwohner bekommen ein besseres Gefühl für die Natur, indem sie wahrnehmen zu welcher Jahreszeit, was wächst und blüht. Man genießt damit auch die Vielfalt der Natur. Ideen dazu: Jahreszeiten-Lehrpfad Die „Beetpaten“ machen zu jeder Jahreszeit Fotos und dokumentieren diese. Das wäre ein schönes Gemeinschaftsprojekt, von dem auch jeder etwas lernen könnte und in Form eines Lehrpfades an Mitmenschen weitergegeben werden könnte. In der Pflanzenwelt gibt es nicht nur vier, sondern bis zu zwölf Jahreszeiten – dafür lohnt es sich, genau hinzusehen! Essbare Beete Bepflanzt einzelne Beete nur mit essbaren Pflanzen und schildert diese mit Namen und Bild aus. So können Mitmenschen dazu lernen, sowie an essbare Natur herangeführt werden. Jeder kann sich wortwörtlich durch das Beet durchprobieren. Dabei ist allerdings sehr darauf zu achten, dass nur essbare Pflanzen gekauft und eingepflanzt werden. Weiterhin 11
BEISPIELBEET VERKEHRSINSEL Die Verkehrsinsel an der Kreuzung vom Veilchenweg, Im Wingertsberg und Im Sonnenberg ist eine weitere Fläche, die neu bepflanzt werden soll und die wir hier als Beispiel aufführen. Mit einer Gesamtlänge von 11 m und einer Beetbreite von 1 m, wie aus den Dokumenten der Dorfmoderation ersichtlich, entspricht das einer Fläche von ungefähr 11 m2. An dieser Stelle empfehlen wir einen der Bepflanzungsvorschläge für Wildstaudenbeete aus dem Buch „Schön Wild“ von Brigitte Kleinod und Friedhelm Strickler. Abbildung 8 Beispielbeet Verkehrsinsel Quelle: A.Göhry Diese Beetvorschläge wurden durch jahrzehntelange Erfahrung verschiedenster Naturgärtner zusammengestellt. Es sind langlebige Pflanzenkombinationen, die sich über vegetative Vermehrung, Samenbildung oder generative Vermehrung (herabfallen von der Mutterpflanze) reproduzieren. Es ist eine Kombination aus 10 bis 15 heimischen Pflanzen. Sie sollen in natürlicher Dynamik wachsen, das heißt je nach Jahreszeit und Wetter dominiert mal die eine, mal die andere Pflanze. Dies bringt Vielfalt, sowohl für das Auge als auch für die davon profitierenden Insekten und anderen Tiere. [3] Im Anhang 3 ist der Beetvorschlag 13 zu finden. In dieser Tabelle sind alle notwendigen Informationen zur Bepflanzung enthalten. Da hier die Unterpflanzung auch nicht zu hoch werden sollten, kann man die beiden höheren Leitstauden zum Beispiel durch niedrigere Pflanzen ersetzen oder sie so pflanzen, dass sie nicht die Sicht für die Autofahrer nehmen. 12
3. DORFPLATZ IN HAIN BEI DER BURGHALLE Nicht nur die Beete in Niederdürenbach sollen erneuert werden, sondern auch ein Dorfplatz soll im Ortsteil Hain neu angelegt werden. Im Zuge der Dorfmoderation wurden bereits zwei Skizzen zur möglichen Neugestaltung angefertigt. Im Folgenden werden Ideen und Tipps zu einer biodiverseren Gestaltung gegeben. Dabei beziehen wir uns auf die Skizze V1 (siehe Dokumente der Dorfmoderation). Unsere Ideen fördern unter anderem eine Anpassung an den Klimawandel. Abbildung 9 Übersicht Dorfplatz Ortsteil Hain Quelle: A.Göhry In Abbildung 10 wurde die Skizze V1 in das von uns aufgenommene Drohnenbild übertragen. Die von uns vorgeschlagenen Landschaftselemente gleichen den in der Dorfmoderation genannten Elementen. Dabei verweisen wir auf eine andere Anordnung und geben Tipps zur Wahl der Pflanzen. TROCKENSTEINMAUER Die Idee einer Bühne könnte man so umsetzen, dass diese von einer Trockenmauer (s. Abb. 10 hellbraun) umrahmt wird. Durch die Mauer würde mehr Lebensraum für Insekten und Pflanzen geschaffen werden. Das hätte eine Steigerung der Biodiversität zur Folge. Auf der Mauerkrone und in den Mauerfugen können standortangepasste Pflanzen wie zum Beispiel der Mauerpfeffer oder die Mauerraune eingesetzt werden. Die zusätzliche Bepflanzung bietet neben der Nahrung für Insekten auch einen ästhetischen Aspekt. Zeitgleich mit dem Bau der Mauer sollte auch die Bepflanzung erfolgen, da die Pflanzen nachträglich weniger Chancen haben, genügend Halt zu finden. Weitere Ideen für geeignete Pflanzen sind in der Tabelle: „Mauerpflanzen“ Anhang [4] zu Abbildung 10 Trockensteinmauer mit finden. Tonsteinen für Insekten Quelle: ??? 13
TIPPS FÜR DEN BA U EINER TROCKENSTEINMAUER : • Unter der Mauer sollte eine Schicht aus Kies angelegt werden, damit das Wasser abfließen kann und die Mauer trocken bleibt. • Beim Bau sollte auf die Verwendung von Mörtel verzichtet werden, damit die Zwischenräume in der Mauer von Pflanzen und Tieren besiedelt werden können. • Senkrechte und waagerechte Fugen sollten sich nicht treffen. So verhindert man, dass Wasser tiefer in die Mauer eindringt. INSEKTENHOTELS TIPPS FÜR DEN BAU EINES INSEKTENHOTELS (S. ABB. 10 DUNKELBRAUN) • Es ist wichtig, ins Querholz zu bohren, da sich im Stirnholz mit der Zeit Risse bilden würden. In diese Risse könnten Feuchtigkeit und Schädlinge leicht eindringen, welche Insekten fernhalten würden. • Schilf und Bambus sind gute Alternativen dazu. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Einfluglöcher nicht zu schafkantig sind, damit die Flügel der Insekten dadurch nicht verletzt werden. • Steine dagegen sind nicht sinnvoll, da sie von den meisten Insekten nicht angenommen werden. • Alternativ zu den Steinen kann auf Ton gesetzte werden. Dieser kann mit unterschiedlich großen Löchern versehen werden. Die Tonsteine dienen zusätzlich der Ästhetik im Insektenhotel. • Die Löcher sollten nie durchgängig sein. • Die Lochöffnung sollte nach Süden ausgerichtet sein, da von dort die meiste Sonne einstrahlt und die Behausungen so am besten erwärmt. DORFBAUM Im Hinblick auf den geplanten Dorfbaum (s. Abb. 10 hellgrün) würden wir von der zweiten Entwurfsskizze durch das Planungsbüros, V2, abraten. Grund dafür ist, dass die geplante Mauer dem Baum nicht genügend Platz geben würde. Im Laufe der Zeit würde der Baum mit seinen Wurzeln die Mauer beschädigen, ähnlich wie auf dem Spielplatz nebenan. Deshalb sollte dem Dorfbaum stattdessen möglichst viel Platz gegeben werden. Bei der Wahl des Dorfbaumes sollte auf eine standort- und klimawandelangepasste Sorte geachtet werden. Klassische Dorfbäume, wie beispielsweise eine Eiche, sind hier weniger geeignet, da sie sehr anfällig für die Folgen des Klimawandels sind. Bäume, die sich hier eignen würden, sind zum Beispiel unterschiedliche Ahornsorten oder die Blumenesche. Weitere geeignete Arten sind im Anhang [5] in der Tabelle: „Klimawandel angepasstes Baumsortiment“ zu finden. In die Ecke des Spielplatzes, an der zuvor der Baum gefällt wurde, könnte man ein Zwerggehölz setzen. Eine Idee hierfür ist die Gemeine Himbeere, Berg- Johannisbeere und die Zwerg- Birke. [3] Die Früchte der Sträucher sind essbar und bieten so noch einen Vorteil für die Gemeinde. Weitere Vorschläge findet man beim NABU Hamburg unter https://hamburg.nabu.de/tiere-und- pflanzen/garten/gartentipps/05228.html sowie im Kapitel 4 „Spielplätze“. 14
4. SPIELPLÄTZE Am zuvor thematisierten Dorfplatz befindet sich unter anderem ein Spielplatz. Auch Spielplätze sind Flächen, die biodivers gestaltet werden können. Im Folgenden werden einige Ideen dazu beschrieben. Bei den Ortsbegehungen am 26.10.21 und 12.11.21 wurden drei Spielplätze besichtigt: ein Spielplatz am Dorfplatz, im Folgenden Spielplatz Dorfplatz, ein Spielplatz gegenüber der Feuerwehr im „Wiesenweg“, im Folgenden Spielplatz Wiesenweg, und einer am Ende der Straße „Waldweg“, im Folgenden Spielplatz Waldweg. SPIELPLATZ DORFPLATZ Der Spielplatz Dorfplatz befindet sich neben der Burghalle im Ortsteil Hain. Hier gibt es eine Sandfläche mit Spielgeräten, die von Rasen und Sträuchern umrundet ist. Für eine diversere Bepflanzung bietet es sich an, in den jeweils gelb markierten Ecken Bäume zu pflanzen, die zusätzlich Schatten spenden und ein Versteck für Kinder sowie ein neuer Lebensraum für Tiere sein können. Auch Insekten werden die Gehölze zugutekommen. Für eine Baumpflanzung hinter der Sitzgruppe sollte die Sitzgruppe ein Stück in Richtung Spielplatzmitte verschoben werden, um dem Baum genügend Platz zu bieten (s. Abb. 11 blau). Folgende Bäume passen gut zum beschriebenen Standort: Abbildung 11 Spielplatz Dorfplatz Speierling (Sorbus domestica): heimisch, Quelle: A. Göhry mittelgroß, rundlich gewölbte Krone, birnen- bis apfelförmige essbare Früchte, Vogelnährgehölz, insektenfreundliche Blüte, winterhart und hitzeverträglich, vom Aussterben bedrohte Baumart, sonnige bis halbschattige Standorte, windverträglich, Tiefwurzler [24] [30] Spitzahorn (Acer plantanoides): heimisch, breite dichte Krone, winterhart, insektenfreundliche Blüte, sonnige bis halbschattige Standorte, windverträglich, Herzwurzler, allergikerfreundlich [23] [31] Die Früchte des Speierlings können an einem Aktionstag mit der Dorfgemeinde geerntet und verarbeitet werden. So entwickeln die Bürger der Gemeinde Niederdürenbach eine ganz besondere Beziehung zu den Pflanzen ihrer Heimat. SPIELPLATZ WIESENWEG Der Boden des Spielplatzes Wiesenweg ist nahezu flächendeckend mit Kies bedeckt. Nahe dem Zaun des Spielplatzes, sowie in einem Beet neben zwei Bänken, kann sich Vegetation entwickeln. Des Weiteren befinden sich zwei Bäume auf der Fläche. Der Spielplatz ist mit zwei Schaukeln, einer Rutsche, zwei 15
Federwippen, einem Karussell, einer Betonröhre und den o.g. Bänken ausgestattet. Über den Bänken befindet sich ein Dach. Der Spielplatz bietet viel Potential für die weitere Entwicklung von Grünflächen. Zum einen kann eine Hecke am Zaun (innenliegend, s. Abb.12 hellgrün) angelegt werden. Eine Hecke dient als Versteck für Mensch und Tier. Hierfür eignet sich beispielsweise der „Gemeine Schneeball“. Abbildung 12 Spielplatz Wiesenweg Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus): heimisch, Quelle: A. Göhry anspruchslos, robust, winterhart, Nährgehölz für Vögel und Insekten, gut verzweigter Strauch, aufrecht, dicht, kleine weiße Blüten (Mai – Juni), rote Früchte, sonnige bis schattige Standorte, allergikerfreundlich [23] [26] Des Weiteren kann das bereits vorhandene Beet neben den Sitzgelegenheiten verbreitert und um weitere Pflanzen erweitert werden, sowie ein neues Beet hinzugefügt werden (s. Abb. 12 rot). Ein geeigneter Platz für ein neues Beet befindet sich links vom Eingang am durch eine Mauer begrenzten linken Rand des Spielplatzes. Pflanzvorschläge hierfür finden Sie im Kapitel 1 „Blumenbeete im Ort“. Die Beete können ebenfalls mit essbaren Pflanzen bestückt werden. Arten wie Minze (z.B. Mentha spicata), Salbei (z.B. Salvia officinalis), Thymian (z.B. Thymus x citriodorus) und Rosmarin (z.B. Salvia rosmarinus) sind bienenfreundlich und bereichern so die biologische Vielfalt auf dem Spielplatz. [28] [29] [32] Werden die Pflanzen entsprechend als essbar gekennzeichnet, fällt es Kindern und Erwachsenen leicht, neue Erfahrungen mit Nahrung aus dem Garten zu sammeln und so einen Bezug zwischen Nahrungsmitteln und unserer Natur herzustellen. Als Schattenspender kann ein weiterer Baum gepflanzt werden (s. Abb. 12 gelb). Die bei „Spielplatz Dorfplatz“ genannten Arten (Speierling, Spitzahorn) und ihre Vorteile gelten auch hier. DACHBEGRÜNUNG Zusätzlich lässt sich die Vegetation des Spielplatzes durch eine Dachbegrünung des Unterstandes erweitern (s. Abb. 12 violett). Begrünte Dächer werden in Städten auch als „beestops“ (engl. für „Haltestellen für Bienen“) bezeichnet, da sie besonders insektenfreundlich sind und wie grüne Inseln in der Stadt wirken. [20] Es besteht die Wahl zwischen einer extensiven oder intensiven Dachbegrünung, wobei eine intensive Dachbegrünung zwar mehr Arbeitsaufwand durch Bewässerung bedeutet, aber dafür eine begrünte Fläche über das ganze Jahr bietet. [21] [22] Anleitungen zur Anlage eines begrünten Daches, sowie eine Pflegeanleitung, finden Sie unter: 16
https://www.dachbegruenung-ratgeber.de/download Um das begrünte Dach noch attraktiver und zugänglicher für die Dorfgemeinde zu gestalten, kann eine Leiter zur Besichtigung der Dachoberfläche installiert werden. In unmittelbarer Nähe kann eine Infotafel mit näheren Infos zum Aufbau, zur Funktion und den Vorteilen von begrünten Dächern aufgestellt werden. Eine Infotafel fördert das Interesse für Umweltthemen und die persönliche Weiterbildung in ökologischen Belangen. Die entsprechenden Zielgruppen sind dabei hauptsächlich Kinder, die schon lesen können, und Eltern, die ihre Kinder auf den Spielplatz begleiten. Im Fall des Unterstandes auf dem Spielplatz Wiesenweg wird es notwendig sein, die Statik des Gebildes an die Last der Dachbegrünung anzupassen. Besonders attraktiv wird der Unterstand auch durch einen Nistkasten für Haussperlinge. Dies würde auch die biologische Vielfalt fördern. Mehr Infos gibt es dazu im Kapitel 6 „Gebäudebrüter – Burg Olbrück“. SPIELGERÄTE Auch im Bereich der Spielgeräte lassen sich mehr Grünflächen einrichten. Die Seiten der Betonröhre können in Form einer Rampe mit Erde aufgeschüttet und mit Gras besät werden, sodass ein Tunnel und ein darüberliegender Hügel entstehen (s. Abbildung 12 dunkelgrün, Abbildung 13 hellgrün). Zusätzlich lassen sich Kletterelemente (z.B. Seile) auf dem aufgeschütteten Erd-Hang installieren, sodass sich den spielenden Kindern eine Abbildung 13 Betonröhre Spielplatz Wiesenweg neue Spielmöglichkeit eröffnet. Gegebenenfalls bietet es sich an, die Quelle: F. Gabriel Betonröhre für diesen Zweck zu verrücken, damit ein Durchgang zwischen dem vorderen rechten Pfosten des Unterstandes und dem Erd-Hang entsteht. SPIELPLATZ WALDWEG Die Fläche dieses Spielplatzes ist durch einen Zaun begrenzt. Er weist einige Spielgeräte, darunter eine Schaukel sowie eine Klettereinheit, und eine Sitzgruppe auf. Jedoch ist wenig freie Fläche vorhanden. Eine Bepflanzung kann auf der Grünfläche in Hanglage unterhalb des Spielplatzes und in der oberen linken Ecke innerhalb der eingezäunten Fläche erfolgen (s. Abb. 14). Abbildung 14 Spielplatz Waldweg Der Bepflanzungsvorschlag sieht vor, auf der o.g. Grünfläche eine Quelle: A. Göhry 17
Baumreihe (s. Abb. 14 gelb), parallel zum Zaun, anzupflanzen. Die gepflanzten Bäume können den sich auf dem Spielplatz befindenden Personen Schatten spenden. Im Zuge der Pflanzung bietet es sich an, dass eine Sitzgelegenheit am zu den Bäumen hinzeigenden Zaun innerhalb des Spielplatzes eingerichtet wird (s. Abb. 14 blau). Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Spielplatz, an dem Menschen sich für eine längere Zeit aufhalten, sollte bei der Wahl der Bäume auf Allergikerfreundlichkeit geachtet werden. Außerdem ist es möglich, zwei bis drei Sträucher in die Ecke des Spielplatzes (s. Abb. 15 orange) und einen Strauch vor dem Eingang auf der rechten Seite zu platzieren. Falls die Bodenverhältnisse eine Pflanzung in den Boden nicht zulassen, kann man auf große Pflanzkübel ausweichen. Für die Baumreihe eigenen sich folgende Arten: Rotdorn (Crataegus laevigata): Großstrauch oder Kleinbaum mit breit-kegelförmigem Wuchs, winterhart, stadtklimafest, gefüllte Blüte, schöne Herbstfärbung, Vogelschutzgehölz, Nahrung für Insekten, sonnige bis halbschattige Standorte, allergikerfreundlich [23] [25] Vogelbeere (Sorbus aucuparia): heimisch, Baum oder Strauch, oft mehrstämmig, anspruchslos, Herbstfärbung in gelb bis orangerot, Fruchtschmuck ab August in leuchtend rot, Vogelnährgehölz, Nahrung für Insekten, sonnige bis halbschattige Standorte, windverträglich, allergikerfreundlich [23] {33] Als Sträucher bieten sich diese Arten an: Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus): s. Spielplatz Wiesenweg Vogelbeere (Sorbus aucuparia): s. oben Forsythie (Forsythia x intermedia): für Kübel geeignet, breite aufrechte Gestalt, später bogig überhängend, winterhart, besonders reichblühend, leuchtende Herbstfärbung, sonnige bis halbschattige Standorte, kein Rückschnitt erforderlich [27] Zwerg-Duftflieder (Syringa meyeri): für Kübel geeignet, dicht verzweigt, rundlich, zwergiger Wuchs, reichblühend, duftend, Nahrung für Insekten, winterhart, pflegeleicht, sonnige Standorte [34] 18
5. WEGRANDSTREIFEN WIRTSCHAFTSWEG Nachdem wir die Spielplätze der Gemeinde besichtigt haben, führte unser Weg an den Ortsrand von Hain. Dort verlaufen zahlreiche Wirtschaftswege zwischen den Feldern. Die Ränder dieser Wege sind häufig nicht bepflanzt und leisten somit keinen Beitrag zur Biodiversität. Im Folgenden geben wir einige Lösungsvorschläge für diese Problematik. BLÜHSTREIFEN Durch das Anlegen von Blühstreifen auf freien Flächen werden die Pflanzen- und Artenvielfalt gefördert. Zur zusätzlichen Steigerung der Biodiversität werden mehrjährige Blühstreifen gegenüber einjährigen bevorzugt. Diese haben mehrere Vorteile: • Geringerer Arbeitsaufwand, da die Blühstreifen nicht jedes Frühjahr neu angelegt werden müssen. • Pflanzen können im Herbst selbstständig ausblühen und samen, um im Folgejahr wieder neu zu wachsen. • Abgestorbene Pflanzenreste bieten im Winter Schutz für Insekten und Nahrung für Vögel. • Sie sind pflegeleicht und müssen nicht jedes Jahr gemäht werden. Im Allgemeinen bietet eine Pflanzmischung einer mehrjährigen Frühjahresansaat für land- und forstwirtschaftlicher Flächen Rückzugsraum für Vögel und spendet Pollen und Nektar. Die Samen liefern im Winter Futter für zahlreiche Tierarten. Durch lange Blühdauer bereichern sie die oft ausgeräumte Landschaft und leisten einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt. Im Anhang 6 befindet sich eine Liste von Pflanzen einer mehrjährigen Frühjahresansaat, welche speziell für den westlichen Teil von Deutschland geeignet ist. Sie enthält verschiedenen Wildblumenarten und Kulturpflanzen und dient zur Orientierung. Abbildung 15 Beispielfläche mehrjährige Blühstreifen Wirtschaftsweg Olbrückhalle Quelle: F. Gabriel Raum für einen Blühstreifen bietet beispielsweise der Wirtschaftsweg nahe der Olbrückhalle (s. Abb. 16 blau). TRITTPFLANZENGESELLSC HAFTEN Im Bereich von Wirtschaftswegen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen kann es zur Beeinträchtigung der Randstreifen kommen. Dies passiert meistens, wenn sich zwei Verkehrsteilnehmer auf einer einspurigen Fahrbahn entgegenkommen und beim aneinander Vorbeifahren auf die Randstreifen ausweichen müssen, oder der Weg von überbreiten landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen befahren wird. Dort wachsende Pflanzen werden von den Fahrzeugen stark beeinträchtigt und der Untergrund wird zusätzlich verdichtet. In Bereichen von Wirtschaftswegen, wo dies der Fall ist, sollte bei der Bepflanzung auf bestimmte Blühmischungen – 19
sogenannte Trittpflanzen - zurückgegriffen werden. Im Folgenden werden Vorteile von trittfestem Rasenersatz erläutert: • Verbessern Bodenqualität • Dekorativ durch Blüten • Locken Bienen und Schmetterlinge an • Häufig winterhart • Häufig immergrün • Schützen vor Unkraut • Schützen vor Austrocknung • Pflegeleicht – Trittpflanzengesellschaft wird sich selbst überlassen Der Hauptvorteil von Trittpflanzengesellschaften liegt jedoch darin, dass sie temporäres Befahren oder Begehen ohne Folgen für das Wachstum überstehen und zudem die Biodiversität dieser häufig nicht bepflanzten Randstreifen fördern. Im Anhang 7 werden einige Blumen und Gräser gelistet, welche sich zum Bepflanzen von Pflaster- und Schotterflächen an Wegrandstreifen von Wirtschaftswegen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen und Befahren der Seitenstreifen, eignen. Sie orientiert sich an Pflaster- und Schotterrasenmischungen, welche speziell für Nordwestdeutsches Tiefland und angrenzende Regionen angepasst ist. Sie enthält verschiedene Blumen- und Gräserarten und dient als Orientierung für Umsetzung in Niederdürenbach. [37] Abbildung 16 Beispielfläche Trittpflanzengesellschaft Kreuzung Dorfstraße – Sonnenstraße Quelle: A. Göhry An der Kreuzung Dorfstraße – Sonnenstraße (s. Abb. 17 hellgrün) lässt sich eine Trittpflanzengesellschaft gut einrichten. 20
BENJESHECKE Benjeshecken sind linienhafte, durch Ablagerungen von Ästen und Schnittresten und durch Samenanflug entstehende Hecken. Sie bieten Vögeln und anderen Tieren Schutz und Nahrung. Diese sollen durch ihren Kot und ihre Nahrungsdepots das Aussamen von Gehölzen beschleunigen. Als sinnvoll erweisen sich Benjeshecken also dort, wo schnell und kostengünstig in weiträumig, intensiv genutzter Agrarlandschaft, Wiesenflächen, Wirtschaftswegen eine Steigerung der Biodiversität erreicht werden soll. Das Prinzip Abbildung 17 Benjeshecke besteht darin, Hecken nicht einfach neu zu pflanzen, sondern durch Windanflug und Samen aus dem Kot rastender Tiere Quelle: S. Buchholz, „Benjeshecke anlegen: Anleitung und entstehen zu lassen. Dazu wird Gehölzschnitt locker in Reihen Tipps zur Begrünung“, 12. Mai 2020. https://www.gartentipps.com/benjeshecke-anlegen.html oder auf Haufen aufgeschüttet. Der Vorteil dieses (zugegriffen 7. Januar 2022). Anlegeverfahrens besteht in dem geringen Kostenaufwand für das Anlegen der Hecken. Pflanzen und Saatgut wird auf natürliche Weise eingebracht und muss nicht gekauft werden. Schnittreste fallen häufig als Abfall von Gartenarbeit oder dem Zurückschneiden von Bäumen und Sträuchern an. Das locker aufgestapelte Material bietet zudem direkt Schutz für Vögel, Insekten und Kleinsäugetiere. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren bildet sich so eine Hecke, welche auf natürliche Weise entstanden ist und standorttypische Pflanzen besteht. [35][36] Abbildung 18 Schema Benjeshecke Quelle: „Lebensraum Benjeshecke (Totholzhecke, Feldhecke)“, GartenGnom, 25. Juli 2009. https://www.gartengnom.net/lebensraum-benjeshecke-totholzhecke- feldhecke/ (zugegriffen 7. Januar 2022). • Kostengünstiges Anlegen • Sinnvolle Wiederverwertung von Schnittreste • Gesteigerte Biodiversität durch Schutz für Vögel, Insekten und Kleinsäugetiere • Wenig Pflegeaufwand - sie wird sich selbst überlassen 21
6. GEBÄUDEBRÜTER - BURG OLBRÜCK Über die zuvor angesprochenen Wirtschaftswege gelangt man vom Ortsteil Hain zur Burg Olbrück. Dort werden zurzeit Instandhaltungsarbeiten von Teilen der Burgmauer durchgeführt. Die Burgruine eignet sich in vielerlei Hinsicht sehr gut für das Anbringen von Nistmöglichkeit zur Unterstützung von Gebäudebrütern. WAS SIND GEBÄUDEBRÜTER? Gebäudebrüter sind Vogelarten und Fledermäuse, die Gebäude oder Häuser als Brutplätze bevorzugen. Als Kulturfolger sind sie dem Menschen in Siedlungen und Städte gefolgt, um dort an den „Kunstfelsen“ der Gebäude zu brüten. Alle Gebäudebrüter sind durch den §44 im Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Somit dürfen sie weder gestört, vertrieben, noch getötet werden. Ein Grund dafür ist, dass einige Gebäudebrüter seit Jahren einen negativen Trend in der Bestandsentwicklung aufweisen. Die meisten der nachfolgenden Vogelarten haben das Problem, dass ihnen der Lebensraum genommen wird, bevor sie eine Brutstelle gefunden haben. Im Winter, wenn Zugvögel im Süden sind, werden entstandene Nester unter anderem entfernt, da diese eher als Belastung angesehen werden. Ein Nachteil ist der Kot, der unterhalb der Nester oder Bruthöhlen entsteht. Man kann jedoch Maßnahmen dagegen ergreifen, ohne den Tieren ihren Lebensraum zu nehmen. Sie haben aber auch positive Eigenschaften. Schwalben ernähren sich beispielsweise von Mücken, welche oft als Störfaktor vom Menschen wahrgenommen werden. Nachfolgend sind Gebäudebrüterarten und Maßnahmen aufgelistet, die zu deren Unterstützung dienen. [41][42][43] MEHLSCHWALBE (DELICHON URBICUM) Abbildung 20 Mehlschwalbe im Flug Abbildung 19 Mehlschwalbennester Quelle: http://www.nw-ornithologen.de/images/textfiles/ Quelle: https://www.vogeltreff24.de/Nistkasten-Vogelhaus-Vogelvilla- agmaterialien/praxistipp- mehlschwalbe-wd.pdf Vogelhaeuschen-Vogelkasten/Schwegler-Nisthoehlen/Schwegler- Mehlschwalbennest-Nr--9B-Doppelnest-Bruthilfe.html Die Mehlschwalbe wird als gefährdet eingestuft, und ihr Bestandstrend nimmt immer weiter ab. Der Hauptgrund hierfür ist zum einen der Insektenschwund, aber auch die illegale Zerstörung der Nester ist ein großes Problem. Moderne Architektur und Sanierungsarbeiten machen es den Vögeln fast unmöglich, ihre Nester zu bauen. Die Mehlschwalbe baut beinahe geschlossene Lehmnester. Aus diesem Grund, sowie zur Nahrungssicherung bevorzugt sie es, in Gewässernähe zu brüten. Sie kann auch durch Nisthilfen unterstützt werden.[49] 22
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