BLICK FREI! Das Wiener Stadtbild und die Planung von Sichtachsen 1850-1900. Ein Blick zurück nach vorne - OIAV

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BLICK FREI! Das Wiener Stadtbild und die Planung von Sichtachsen 1850-1900. Ein Blick zurück nach vorne - OIAV
165         WISSENSCHAFT & PRAXIS
                                                                                                    Dezember 2020

      ÖS TERREICHISCHE
      INGENIEUR- UND
      A R C H I T E K T E N -Z E I T S C H R I F T

      The JOURNAL of OIAV

      BLICK FREI!
      Das Wiener Stadtbild und die Planung von Sichtachsen
      1850-1900. Ein Blick zurück nach vorne.

                               Andreas Zeese,
                               Univ.Lektor TU Wien / Architekt

      ZUSAMMENFASSUNG:                                                  aiming to create new visual axes in the historical centre will
                                                                        be demonstrated (Karlskirche, St. Stephen). On the basis of
      Der folgende Beitrag widmet sich – auch mit Blick auf die De-     these findings, aspects of the contemporary town planning
      batten um Hochhausprojekte im Zentrum Wiens – dem Stel-           and the role of high rise buildungs will be discussed.
      lenwert von Blickachsen und Sichtbeziehungen im Wiener
      Städtebau der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dabei werden
      zunächst der Verlust zahlreicher Ausblicke und Veduten im         1. VORBEMERKUNG
      Zuge der Bebauung des Glacis thematisiert und anschließend
      mehrere Projekte zur Schaffung neuer Sichtachsen im his-          Zu den einprägsamsten Bildern, die einem von Reisen in Er-
      torischen Zentrum aufgezeigt (Karlskirche / Stephansdom).         innerung bleiben, gehören bestimmte Aus- und Fernblicke
      Abschließend sollen auf Basis dieser Erkennisse Fragen der        sowie Ansichten bedeutender Sehenswürdigkeiten. Wie
      heutigen Stadtbildgestaltung und insbesondere auch zur            bleibend derartige Blickbezüge in der Erinnerung aufbe-
      Rolle des Hochhauses andiskutiert werden.                         wahrt werden, weiß etwa jeder Paris-Besucher, der einmal
                                                                        von der Terrasse des Palais de Chaillot auf den Eiffelturm
      ABSTRACT:                                                         oder von der Place de la Concorde auf den Triumphbogen
                                                                        geblickt hat. Es sind verdichtete Eindrücke einer erhebend-
      Also based on current debates on high-rise projects in Vien-      en Urbanität, bei der topographische Gegebenheiten, städ-
      na, the article deals with the significance of view axes in Vi-   tebauliche Ausformungen und Straßenleben eine Symbiose
      ennese town planning projects in the second half of the 19th      eingehen. Auch Rom (Via dei Fori Imperiali), Prag (Panorama
      century. In doing so, the loss of numerous vistas, perspec-       Karlsbrücke) oder Madrid (Gran Vía) ließen sich in diesem
      tives and vedutas following the development of the Vien-          Zusammenhang beispielhaft anführen.
      na glacis will be thematised. Furthermore, severall projects

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Doch diese bildhaften Eindrücke sind nicht nur touristisch         Mit der Erweiterung der Inneren Stadt 1850, der Regu-
      verwertbar (Stadtmarketing, Kalenderbilder), sondern auch          lierung der Donau 1875 und der Zweiten Stadterweiterung
      identitätstiftend für die Stadtbevölkerung. Um beide Effek-        1890 fielen in diese Phase wichtige Meilensteine der städ-
      te wussten bereits die Stadtplaner der Antike und des Mit-         tebaulichen Entwicklung, die das Erscheinungsbild Wiens
      telalters, die bei der Anlage neuer Großbauten und Stadt-          entscheidend prägten. Im Folgenden soll der Blick auf diese
      viertel die Wirkung im städtischen und landschaftlichen            Epoche des baulichen Aufbruchs gerichtet werden, um den
      Kontext mit einkalkulierten. Auch die spätmittelalterliche         Umgang mit Blick- und Sichtachsen zu diskutieren und ihre
      Stadt rechnet mit visuellen Eindrücken: Kirchen, Kathe-            Bedeutung für das Wiener Stadtbild zu erfassen. Möglicher-
      dralen sowie Rathaus- und Stadttürme fungieren als weithin         weise lassen sich hieraus auch Handlungsanweisungen für
      sichtbare Sinnbilder sakraler und politischer Macht. In der        die Gegenwart gewinnen und aktuelle Fragen des Umgangs
      Renaissance und vor allem im Barock werden Ausblicke und           mit umstrittenen Planungsprojekten abstrahieren.
      Perspektive schließlich zu konstituierenden Elementen der
      Architektur und des Städtebaus. Und bei den wachsenden
      Städten des Industriezeitalters definiert sich das Verhältnis      2. VON DER STADT DES AUSBLICKS ZUR STADT
      zwischen Stadt und Landschaft bzw. zwischen Monument               OHNE SICHTACHSEN 1850-1890
      und Masse – und damit auch die Frage der Sichtbeziehun-
      gen, der Überblickbarkeit und der Orientierung innerhalb           In Wien lag Mitte der 1850er Jahre eine besondere
      und außerhalb der Stadt – vollkommen neu.                          stadträumliche Situation vor: Da die Festungsstadt seit dem
                                                                         16. Jahrhundert – bis auf kleinere Ausnahmen – nicht mehr
      Doch das Thema der Blickbezüge und Sichtachsen ist auch ein        erweitert worden war, hatte sich der Bevölkerungszuwachs
      aktuelles – insbesondere im innerstädtischen Bereich. Hoch-        einerseits in einer Verdichtung des Stadtkerns und ander-
      hausrahmenpläne und Abstandsregelungen für Wolkenk-                erseits in der Anlage mehrerer Vorstädte rings um das Ze-
      ratzer im Umfeld von Baudenkmälern belegen die Absicht             ntrum niedergeschlagen. Zwischen diesen beiden bebauten
      von Kommunen, vertraute Blickbeziehungen einerseits zu             Bereichen erstreckte sich mit dem Glacis eine mehrere 100
      konservieren und andererseits neue Silhouetten durch eine          Meter breite, ringförmige Freifläche, die im Verteidigungsfall
      gezielte Anordnung von Hochpunkten wirkungsvoll zu or-             als Schussfeld dienen sollte.
      chestrieren. Das Mittel des Hochhauses bleibt dabei ambiv-
      alent. Es wird auf Mikroebene häufig kritisch bewertet (etwa       Nachdem das Glacis 1781 begrünt und die Festungsanlagen
      als Eindringling in gewachsene Strukturen), auf Makroebene         1817 für Besucher geöffnet worden waren, hatte sich dies-
      hingegen gerne auch zur städtebaulichen Komposition ge-            er zentrale Freiraum sukzessive zu einer der beliebtesten
      nutzt.                                                             Promenaden Wiens entwickelt. So gehörte die sonntägliche
                                                                         Umrundung der Altstadt auf den Wallanlagen zu den bev-
      Die seit den 1930er Jahren in Wien geführten Debatten über         orzugten Freizeitbeschäftigungen des Wiener Bürgertums in
      den Bau von Hochhäusern im Randbereich des historischen            der Zeit des Vormärz. Einen zusätzlichen Reiz erhielt diese
      Zentrums (Hochhaus Herrengasse 1932, Leseturm Muse-                hochgelegene Promenade dabei durch die weiten Ausblicke
      umsquartier 1990, Wien Mitte 2003, Heumarktareal ab                auf die Vorstädte, den Wienerwald und den Donaukanal.
      2013) haben auch hier dazu beigetragen, das Thema der              Sowohl von den Wallanlagen als auch vom Glacis aus konnte
      Sichtbeziehungen und Blickachsen von Planer- und Verwal-           man die repräsentativ gestalteten Fronten der Vorstädte mit
      tungsseite aus proaktiv anzugehen. So wurde von der MA 19          ihren Monumentalbauten (u.a. Karlskirche, Hofstallungen
      im Oktober 2018 eine Studie zum „Umgang mit Blickbezie-            sowie die Palais Schwarzenberg, Trautson und Auersperg)
      hungen im städtischen Gefüge“ präsentiert [1]. Schön länger        gut überblicken. Gleiches galt in umgekehrter Richtung – so
      existiert zudem ein „Fachkonzept Hochhäuser“ (2014), das           waren vom Rand der Vorstädte aus der Stephansdom und
      die seit Anfang der 1970er Jahre erhobenen Hochhausstu-            die Kirchen der Inneren Stadt hervorragend zu sehen.
      dien weiterführt [18]. Ziel dieser Arbeiten ist es jeweils, Vor-
      stellungen über das künftige Aussehen der Stadt bereits im         Durch die geplante Bebauung dieses offenen Landschafts-
      Vorfeld konkreter Planungsprozessen auszuformulieren, um           raum zwischen Stadt und Vorstädten war auch das geschil-
      die Interessen der Bevölkerung sowohl im Hinblick auf das          derte System der Aus- und Rundblicke bedroht. Entspre-
      Erscheinungsbild als auch auf die ökonomische Entwicklung          chend spielte die Frage der Bewahrung und Schaffung von
      angemessen zu berücksichtigen.                                     Blick- und Sichtbeziehungen bei dem 1858 ausgeschrie-
                                                                         benen städtebaulichen Wettbewerb zur Bebauung des Gla-
      Dass das Thema der Inszenierung des Stadtraums mithilfe            cis eine nicht unwesentliche Rolle. Bereits im Vorfeld dieser
      von Sichtachsen und Blickpunkten schon wesentlich älter ist,       Konkurrenz hatte der einflussreiche Kunsthistoriker Rudolf
      zeigt ein Blick in die Geschichte. Gerade Wien als Stadt Karls     von Eitelberger in einem Vortrag auf die topographischen
      VI. weist in dieser Hinsicht ein bedeutendes barockes Erbe         und landschaftlichen Besonderheiten Wiens hingewiesen
      auf, dessen Strukturen Teile der Stadt weiterhin prägen. Für       und die Teilnehmer aufgefordert, den großen „Reichthum
      die Gegenwart lehrreicher ist jedoch der Zeitraum zwischen         von schönen Aussichten und Motiven“ produktiv zu nu-
      1850 und 1900, in dem sich die österreichische Kapitale von        tzen [5, S. 35]. Eitelberger führte dabei insbesondere den
      einer Festungstadt in eine Millionenmetropole wandelte.            „Stephansturm“ und die Hügelkette des Wienerwalds an [5,
                                                                         S. 36].

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Im Wettbewerb wurde das Thema der Blickachsen in zahl-           3. PROJEKTE ZUR SCHAFFUNG NEUER
      reichen Arbeiten aufgegriffen und mitunter radikal interpre-     SICHTBEZÜGE 1890-1900
      tiert – etwa indem einzelne Teilnehmer (Nr. 74) sämtliche
      Radialstraßen „gegen die erwürdige [sic!] Stephanskirche         Um diesen Mangel an „Effekten“ zu kompensionieren, zielte
      konvergiren“ ließen [21]. Auf der anderen Seite zielten          man im Wien ab ca. 1890 auf eine Nachbesserung dieser Sit-
      bekannte Architekten, wie Ludwig von Förster, darauf ab,         uation. Vor allem im Zuge der 1892 ausgelobten Wettbewer-
      wichtige Monumente (wie die Votivkirche) weithin sicht-          be für das Stubenviertel und für einen Generalregulierung-
      bar zu lassen [7, S. 10]. Noch radikaler war der Ansatz von      splan wurden zwischen 1895 und 1900 mehrere Projekte
      Theophil Hansen, der 1859 in einer nachträglich veröffen-        entwickelt, die eine bessere visuelle Einbeziehung beste-
      tlichten Alternativplanung vorsah [15], den Charakter der        hender Monumente und die Schaffung neuer Points de Vue
      landschaftlichen Weite des Glacis und einen Teil der Blick-      nach Pariser Vorbild zum Ziel hatten. Im Mittelpunkt standen
      beziehungen zwischen Innenstadt und Vorstädten zu er-            dabei mit dem Stephansdom, der Karlskirche und der Lazar-
      halten (Abb. 1): So sollten die Wallanlagen mit ihrem „an-       istenkirche drei monumentale Sakralbauten im Zentrum der
      genehmen Spaziergang“ in die Neugestaltung des Areals            Inneren Stadt bzw. am Rande der Vorstädte. Als Plattform
      integriert werden und die Sichtachsen auf die Karlskirche,       für die Präsentation und Diskussion der Projekte diente vor
      die Schwarzspanierkirche, die Hofstallungen sowie die Palais     allem der Österreichische Ingenieur- und Architekten-Vere-
      Trautson und Auersperg bewahrt bleiben.                          in (ÖIAV), der als führender Technikerverein der Monarchie
                                                                       über das entsprechende Renommee und Fachwissen ver-
      Hatte bereits Hansen die große Bebauungsdichte der Wett-         fügte.
      bewerbsarbeiten bemängelt, so stieß der im Herbst 1859
      festgelegte „Grundplan“ (Masterplan) in der Öffentlichkeit       Wenngleich die Lazaristenkirche im Vergleich zum Stephans-
      endgültig auf massive Kritik. Zum einen störte man sich an       dom und zur Karlskirche vergleichsweise jung war, kam ihr
      dem „ungeheure[n] Häusermeer, welches […] nur sehr weni-         durch die prominente Lage gegenüber dem Westbahnhof
      ge offene Räume für Gärten und Promenaden übrig“ lasse           eine herausgehobene Bedeutung im Stadtbild zu. Der Vor-
      [16]. Zum anderen verschwanden schon bald nach dem Be-           stoß zur Sichtbarlassung des Gebäudes – 1860-62 als erster
      ginn der Bauarbeiten am Kärntner Ring die bekannten Aus-         Wiener Kirchenbau Friedrich von Schmidts errichtet – kam
      blicke auf die Karlskirche und das Salesianerinnen-Kloster am    einmal von dem Hauptmann und Militärlehrer Anton Schin-
      Rennweg [3, S. 1]. Gerade die Nicht-Einbeziehung der Karl-       dler, der sich in den 1890er Jahren mit mehreren ähnlich
      skirche in das Wegenetz der Ringstraße wurde in den Folge-       gearteten Initiativen einen Namen machte. Schindler hatte
      jahren wiederholt kritisiert. So beklagte die Neue Freie Pres-   im März 1895 im ÖIAV eine Untersuchung darüber angeregt,
      se schon 1864 einen allgemeinen „Mangel an Prospecten“:          „wie der gänzlichen Verbauung der Lazaristenkirche […] vor-
      „Es gibt zur Stunde keine so wahrhaft großstädtische Vedute      zubeugen“ wäre [9: 529]. Auch wenn sich eine Überbauung
      mehr, wie sie die Karlskirche, eines unserer wenigen Bau-        der ursprünglich als Sichtachse auf den Vierungsturm ge-
      werke von monumentalem Charakter, [...], früher dargebo-         planten Millergasse nicht mehr verhindern ließ, führte Schin-
      ten hat“ [3: 1]. Ähnlich beurteilten Publizisten, wie Carl von   dlers Antrag doch zu einer Änderung des Regulierungsplans.
      Lützow [20, S. 248], Emerich Ranzoni und Carl von Vincenti,      Um die „Facadenansicht“ der Kirche an der Kaiserstraße zu
      den „Kunstfrevel“ [24: 4], der mit der „Ausschließung der so     verbessern und „die schöne Choransicht möglichst sichtbar“
      malerischen Karlskirche von der Ringperspective“ begangen        zu lassen [9: 529], nahm das Stadtplanungsamt eine 80 Me-
      worden sei [35: 7]. Und noch Anfang der 1880er Jahre be-         ter lange Bauverbotszone entlang des Neubaugürtels in den
      mängelte Emil Til, dass die dichte Bebauung der Ringstraße       1904 publizierten Generalstadtplan auf [siehe 11].
      neben der Karlskirchen-Vedute auch den „schönen Anblick
      des Kahlenbergs von allen Seiten des Glacis“ zerstört habe       Auch die 1896 im ÖIAV gestartete Initiative zur „Freihaltung
      [34: 270].                                                       des malerisch schönen Prospectes der Carlskirche“ ging auf
                                                                       Anton Schindler zurück [10] (Abb. 2). Wie schon bei der
      Doch nicht nur die mangelnde Integration historischer Be-        Lazaristenkirche war Schindlers Antrag durch aktuelle En-
      standsbauten stieß auf Unverständnis. Vor dem Hintergrund        twicklungen beeinflusst – so erarbeitete das Stadtplanung-
      der zeitgenössischen Entwicklungen in anderen Hauptstäd-         samt seinerzeit ein Regulierungskonzept für den Wienfluss,
      ten – insbesondere im Paris Haussmanns mit seinem bre-           das im Frühjahr 1896 vorgelegt worden war und eine Par-
      iten Avenuen und diagonalen Straßenachsen – wurde be-            zellierung der Randbereiche des Karlsplatzes vorsah. Schin-
      mängelt, man habe be der Neugestaltung Wiens zu wenig            dlers Kritik richtete sich vor allem gegen die geplante Nach-
      Wert darauf gelegt, „die Axen der Hauptstrassen auf hervor-      barbebauung der Kirche, durch die der barocke Sakralbau in
      ragende öffentliche Gebäude zu beziehen“ [22: 121]. Da die       „eine große Nische“ eingestellt und die „schönen Veduten
      großen Neubauten – so Reinhard Baumeister 1876 – „an die         vom Getreidemarkt und Schwarzenbergplatz aus“ zerstört
      Seite der Ringstraße gesetzt“ worden seien, mangele es dem       würden [29: 409].
      Areal der Ringstraße nunmehr an „großartigen Effecten dies-
      er Art“ [4: 183].                                                Unterstützung erhielt Schindler dabei u.a. von Camillo Sitte,
                                                                       der eine optische „Vernichtung“ der Karlskirche befürchtete
                                                                       [30: 410]. Auch wenn die Initiative letztlich ohne Erfolg blieb,
                                                                       bestimmte die Diskussion um die Freistellung der Karlskirche

3 OIAZ 165
und die Gestaltung ihres Vorfelds bis 1909 maßgeblich den                   Die städtebaulichen und ökonomischen Argumente Riehls,
      architektonischen Diskurs in Wien (Debatte um das Kai-                      der mit seiner Avenue einprägsame „Bilder […] construi-
      ser-Franz-Josef-Stadtmuseum).                                               eren“ wollte [26: 167], wurden in den Folgejahren von an-
                                                                                  deren Planern aufgegriffen. Ihre Projekte sahen ebenfalls
                                                                                  eine visuelle Inszenierung des Stephansdoms als Zielpunkt
      4. NEUE PERSPEKTIVEN FÜR DEN STEPHANSDOM                                    neu angelegter Straßenachsen vor, die nunmehr jedoch
      1895-1900                                                                   nicht mehr vom Praterstern, sondern aus der Richtung des
                                                                                  Stadtparks herführen sollten. Auch hier stammte ein erster
      Im Zentrum der Bestrebungen zur besseren Sichtbarma-                        Vorschlag von Anton Schindler, der sein Straßenprojekt 1895
      chung von historischen Bauwerken stand seinerzeit jedoch                    im ÖIAV präsentierte (Abb. 5). Frühere Überlegungen von
      der Stephansdom. Schon seit den 1870er Jahren war vor                       Theodor Goldschmidt und Ludwig Baumann weiterführend,
      allem vonseiten der Anhänger des Pariser Stadtbausystems                    sah Schindler den Durchbruch einer 550 Meter langen und
      Haussmanns wiederholt der Vorschlag gemacht worden,                         25 Meter breiten Achse zwischen Stadtpark und Stephans-
      den Sakralbau als wichtigstes Wiener Monument im Stadt-                     platz vor, die als repräsentativer Abschluss einer leistungs-
      bild wirkungsvoller zu inszenieren – zumeist in Verbindung                  fähigen Straßenverbindung zwischen dem Südbahnhof und
      mit der Planung eines neuen Straßenzugs. Bereits 1874                       dem Stadtzentrum gedacht war. Die neue Straße sollte axial
      hatte Henry Elim d’Avigdor einen Durchbruch der Wipplinger                  auf den Südturm des Stephansdoms zulaufen und diesen
      Straße bis zum Stephansplatz vorgeschlagen, um „die                         vom Parkring aus „in seiner großartigen Architektur“ und
      Stephanskirche in ihrer vollen imposanten Schönheit vom                     „besonders schlank in der Silhouette“ präsentieren [28:
      Schottenring aus“ sichtbar werden zu lassen.1 Nachdem mit                   629]. Durch den „monumentale[n] Straßenabschluss, wie
      der Jasomirgottstraße etwa zeitgleich eine kurze Blickachse                 ihn keine zweite Weltstadt aufzuweisen in der Lage ist“,
      auf das Riesentor geschaffen worden war, erhielt Avigdors                   hätte die neue Achse – so Schindler – eine „fortgesetzte Stei-
      Gedanke 1888 zunächst durch den Ingenieur Theodor von                       gerung schöner und überaus fesselnder Stadtbilder“ gebo-
      Goldschmidt und 1894 im Wettbewerb für den General-                         ten und wäre „die schönste der inneren Stadt“ geworden
      regulierungsplan neuen Auftrieb. Zwischen 1895 und 1900                     [28: 630].
      lassen sich dann vier weitere Projekte unterscheiden, die
      verschiedene Ansätze verfolgten: Zum einen sahen die Inita-                 Ähnlich argumentierte fünf Jahre später der Wiener Architekt
      toren umfangreiche städtebauliche Interventionen vor, zum                   Arnold Lotz. Er präsentierte im November 1900 – ebenfalls
      anderen handelte es sich um kleinere Adaptierungen, die                     im Plenum des ÖIAV – sein Projekt für einen „Kaiser Franz
      sich auf das direkte Umfeld der Kirche beschränkten.                        Josef-Jubiläumsplatz“, der als Sichtachse zwischen Riemer-
                                                                                  gasse und Stephansplatz angelegt werden sollte (Abb. 6, 7).
      Der bekannteste und in der Folge am kontroversesten dis-                    Im Gegensatz zu Schindlers Konzept war der 35 Meter breite
      kutierte Vorschlag zur Neugestaltung des Umfelds von St.                    und 250 Meter lange Stadtraum nunmehr jedoch axial auf
      Stephan stammte vom Wiener Ingenieur Alfred Riehl (Abb.                     den Albertinischen Chor des Doms ausgerichtet. Wie zu-
      3, 4). Riehl hatte seine Idee ab Ende der 1880er Jahre en-                  vor schon Riehl und Schindler zielte auch Lotz darauf, „ein
      twickelt und 1894/1895 in mehreren Vorträgen der Öffen-                     neues, im Innern der Stadt unübertroffenes Straßenbild“
      tlichkeit präsentiert. Sein großmaßstäbliches Projekt sah vor,              zu kreieren [19: 17]. Der neue Platz, dessen Fertigstellung
      die bestehende Achse der Praterstraße über den Donau-                       für das 60-jährige Regierungsjubliäum Franz Josephs 1908
      kanal hinweg weiterzuführen und in der Inneren Stadt als                    geplant war, sollte allerdings nicht nur „eine hervorragende
      20-40 Meter breite „Avenue“ bis zum Stephansplatz zu                        Zierde“ Wiens werden [19: 19], sondern gleichsam auch ein
      verlängern. Mit dem Durchbruch durch das dicht bebaute                      patriotisches Gemeinschaftswerk zu Ehren des Monarch-
      Stubenviertel sollte nicht nur eine physische Verbindung                    en [19: 20f.]. Der Blick auf den Domchor – Aufstellungsort
      zwischen der Tegetthoff-Säule am Praterstern und der Ost-                   des Monumentalgrabs von Kaiser Friedrich III. (1415, 1440-
      seite des Doms, sondern auch ein monumentales Straßen-                      1493) – sollte dabei ebenfalls die dynastische Kontinuität
      bild geschaffen werden, das in seiner Wirkung – so Riehl                    der Habsburger als römische-deutsche und österreichische
      – den Petersplatz in Rom und die neuen Pariser Avenuen                      Kaiser unterstreichen [19: 21].
      hinter sich gelassen hätte [25: 23f.]. Um dies zu erreichen,
      sollte der Stephansdom – „das grossartigste Werk unseres                    Auch wenn keiner dieser Vorschläge im ÖIAV eine Mehrhe-
      mittelalterlichen Wien“ – „mit seiner imposanten Masse das                  it fand [8: 83], sprach sich der Verein in den „mit großem
      Bild ‘unserer Avenue“ [25: 23] abschließen. Da Riehl mit der                Schwunge“ geführten Debatten [31: 454] nicht grundsätzlich
      Verlängerung der Praterstraße laut eigener Aussage einen                    gegen den Durchbruch von Straßenachsen in der Inneren
      Baugedanken Kaiser Josefs II. aufgegriffen hatte [25: 1, 26],               Stadt aus. Ebensowenig lehnte der ÖIAV bei neu entstehen-
      verstand er seinen geplanten Straßenzug als Beitrag zur Ver-                den Quartieren eine visuelle Vernetzung des Stadtraums
      herrlichung der Habsburger-Dynastie im Vorfeld des gold-                    durch Avenuen nach Pariser Vorbild ab, wie sie in den
      enen Regierungsjubiläum Franz Josefs I. (1898).                             1890er Jahren etwa von Otto Wagner propagiert wurden
                                                                                  [36: 15, 19f.]. Allerdings stießen die von Riehl, Schindler und

      1 Elim Henry d’Avigdor: Das Wohlsein der Menschen in Grostädten, Wien 1874, S. 185.

4 OIAZ 165
Lotz angeführten wirtschaftlichen, verkehrstechnischen und      sich zahlreiche Analogien erkennen. Es zeigt sich etwa, dass
      ästhetischen Argumente jedoch mehrheitlich auf Ablehnung        die Bestrebungen zur Schaffung und Bewahrung von städ-
      – auch wenn die Projektanten den potentiellen Beitrag zur       tischen Sichtachsen und Blickbezügen damals wie heute
      Verschönerung der Stadt [23: 214] und die touristischen         ähnlichen Absichten folgten. Hierbei geht es einerseits um
      Vorteile hervorhoben [29: 181]. Interessanterweise richtete     die touristische Vermarktbarkeit einer Stadt (ökonomischer
      sich die Kritik der Gegner dabei nicht nur gegen die bauliche   Aspekt), andererseits um die Bindung der Bürger an ihr Ge-
      Perforierung des Stephansplatzes und dessen Umwandlung          meinwesen (lokalpatriotisch-emotionaler Aspekt). Beide
      zu einem Hauptverkehrsknotenpunkt, sondern insbesondere         Komponenten tragen zum wirtschaftlichen und sozialen Er-
      auch gegen „die rücksichtslose[n], gerade[n] Durchführung       folg einer Kommune bei (Lebensqualität, Zufriedenheit, Un-
      der Straße“ und den „bedauerlichen Eingriff in die historisch   ternehmensansiedlungen).
      gewordenen Verhältnisse“ [8: 83]. Der „Reißschienenstraße“
      [12: 199] Riehls mit ihrer als monton empfundenen Perspek-      Im Vergleich zur Sichtachsen-Debatte der zweiten Hälfte des
      tivwirkung stellten einige Redner kleinteiligere Strukturen,    19. Jahrhunderts hat sich der Fokus heute allerdings verscho-
      perspektivische Variationen und Achssprünge entgegen, um        ben. So geht es in den zeitgenössischen Diskursen weniger
      eine Abfolge von großartigen und malerischen Bildern [12:       um die Schaffung neuer Sichtverbindungen im historischen
      197] sowie eine optisch wirkungsvolle Trennung des „Nah-        Zentrum, als vielmehr um das Bewahren des bestehenden
      bild[es] von dem Fernbilde“ zu erreichen [12: 200].             Stadtbilds und seiner gewachsenen Blickbeziehungen – in-
                                                                      sbesondere gegenüber Hochhäusern. Die Wiener Debat-
      Nicht zuletzt auf Grundlage dieser Argumente sprach sich        ten zur Gestaltung des Museumsquartiers in den 1990er
      der ÖIAV 1896 für ein „lokale“ Lösung aus, um die Stephan-      (Bücherturm), zum Bahnhof Wien-Mitte in den 2000er und
      skirche im Stadtraum wirkungsvoller zu inszenieren (Abb. 8,     zum Eislaufverein in den 2010er Jahren belegen dies. Ne-
      9). Den Anlass dazu lieferte der Abbruch des historischen       ben dem Schutz historischer Sichtbezüge spielt zudem die
      Lazansky-Hauses am Stock im Eisen-Platz, durch den vom          Neudefinition von Blickachsen im aktuellen städtebaulichen
      Graben aus „plötzlich der ganze herrliche Thurm in seiner       Diskurs eine wichtige Rolle – vor allem in jenen Städten,
      majestätischen Größe“ sichtbar geworden war [32: 460]. Ein      die ihr Erscheinungsbild nicht als statisch, sondern als dy-
      eigens gegründetes „Comité zur Freihaltung des Ausblicks        namisch begreifen. Im Gegensatz zu den oben aufgezeigten
      auf den Stephansturm“ erarbeitete daraufhin Vorschläge          historischen Beispielen geschieht dies jedoch heute weniger
      für eine reduzierten Neubebauung des Eckgrundstücks [17:        durch eine Inszenierung der bereits vorhandenen Monu-
      165], um „zur Schaffung eines schönen Stadtbilds“ beitzura-     mente mittels neuer Straßen- und Sichtachsen. Vielmehr
      gen [14: 235f.]. und einen „reiche[n] Wechsel der Bilder“       werden bereits bestehende Straßen durch die Schaffung von
      zu etablieren [14: 235f.]. Nach Spendensammlungen und           Hochpunkten und Point de Vues zu Sichtachsen umgewan-
      Werbeveranstaltungen gelang es letztlich, die bebaubare         delt. Hierbei gibt es drei Ansätze: Zum einen rekonstruieren
      Fläche des Eckgrundstücks zu minimieren und die Baumasse        Kommunen, wie Berlin oder Potsdam, aktuell Teile ihrer im
      hinter die baurechtlich festgelegte Fluchtlinie zurücktreten    Krieg zerstörten Monumentalbauten, um historische Blick-
      zu lassen. Weitergehende Anregungen Camillo Sittes, der         bezüge und Stadträume wieder herzustellen (Stadtschloss
      „die Niederlegung des gesamten Hausblockes zwischen             Berlin, Potsdam; Garnisonkirche Potsdam). Zum anderen
      Stephansdom, Singerstraße und Churhausstraße“ anregte,          führen Großstädte, wie Paris und Kopenhagen, ihre jeweil-
      um an dessen Stelle einen „gut componirte[n] Platz[es] von      igen Stadtbautraditionen weiter und ergänzen vorhandene
      genau entsprechender Größe“ anzulegen, blieben ohne             Sichtachsen um neue Kulturbauten, die als Attraktoren
      Folge [32: 461].                                                weithin sichtbar im Stadtraum positioniert werden (Paris:
                                                                      Louvre-Pyramide, Opera Bastille, Grande Arche; Kopenha-
                                                                      gen: Operaen, Skuespilhuset, Ofelia Plads)
      5. BILD UND BILDHAFTIGKEIT – SICHTACHSE
      UND BLICKBEZÜGE HEUTE                                           Der am häufigsten anzutreffende Fall ist jedoch die Errich-
                                                                      tung von Wohn- und Bürohochhäusern, die zur visuellen
      Die hier gezeigten Debatten der zweiten Hälfte des 19.          Markierung neuer Zentren bzw. städtischer Subzentren eing-
      Jahrhunderts stehen exemplarisch für eine ganze Reihe städ-     esetzt werden. Hierbei hat sich der Hochhaus-Cluster welt-
      tebaulicher und ästhetischer Diskurse, die in den letzten 200   weit zu einem Erkennungszeichen für „moderne“ Geschäfts-
      Jahren zu Fragen der Stadtgestaltung Wiens geführt wurden.      viertel und Bürozentren entwickelt (La Défense, Donaucity,
      Ein immer wieder auftretendes Schlüsselwort ist dabei der       Wienerberg, Moskau City), während Einzeltürme bzw. torar-
      Begriff des „Bildes“, wobei sich gemäß der Debatten gr-         tig ausgebildete Doppeltürme häufig Bahnhöfe (Paris Mont-
      undsätzlich zwei unterschiedliche Ansätze der „Bilderzeu-       parnasse, Lyon, Salzburg, Kopenhagen) und innerstädtische
      gung“ unterscheiden lassen: So soll entweder ein „passend-      Subzentren hervorheben (Berlin Potsdamer Platz bzw. Bre-
      e[r] Bildrahmen für das [bestehende] große architektonische     itscheidplatz, Madrid Plaza de Castilla, Barcelona Port Olím-
      Schaustück“geschaffen (städtebaulicher Ansatz) [32, S. 461]     pic).
      oder aber ein adäquates Objekt in einen vorhandenen „Bil-
      drahmen“ eingepasst werden (architektonischer Ansatz)           In einer weitgehend säkularen Gesellschaft mit kontinuier-
                                                                      lich wachsenden Siedlungsräumen hat das Hochhaus so-
      Schlägt man den Bogen zurück in die Gegenwart, so lassen        mit sukzessive die städtebauliche Gestaltungsfunktion des

5 OIAZ 165
Kirchturms übernommen. Als hoch aufragende, auf Fern-            A. SCHLAGWORTE
      sicht berechnete Landmarke symbolisiert es geradezu mus-
      tergültig die Kraftfelder der Stadtentwicklung und macht         Sichtachsen / Blickbezüge im Städtebau / Hochhausplanung
      diese in der Silhouette ablesbar. So setzt das polyzentrische,   / Stadtentwicklung Wien / Stephansdom / Karlskirche
      an natürlichen Hochpunkten arme Berlin seit den 1990er
      Jahren auf kleine Gruppen von Hochhäusern, mit denen die
      Eckpunkte des Stadtzentrums hervorgehoben werden (City           B. LITERATURHINWEISE:
      West, Potsdamer Platz, Hauptbahnhof, Alexanderplatz). Das
      traditionell radiozentrische Wien verfolgt eine ähnliche,        [1] ARGE BWM-Feller-Tabor: Der Umgang mit Blickbeziehu-
      zugleich aber abweichende Strategie: Es nutzt das Hochhaus       ngen im städtischen Gefüge, Blickziele und Ausblickspunk-
      symbolisch zum Heranwachsen an die Donau und zugleich            te. Studie im Auftrag der MA 19, Wien 2018.
      zum Sprung über diese. Mit der zunehmenden Verlagerung           [2] Avigdor, Elim Henry d’: Das Wohlsein der Menschen in
      des Entwicklungs- und Wohnbauschwerpunktes nach Trans-           Grostädten, Wien 1874.
      danubien und dem Einbinden des Stroms in die täglichen           [3] B.: Wiener Brief, in: Neue Freie Presse. Morgenblatt,
      Arbeitswege vieler Wiener entwickelt sich hier ein neues         25.9.1864, S. [1-2].
      geographisches Zentrum, das als gesamtstädtischer Freizeit-      [4] Baumeister, Reinhard: Stadt-Erweiterungen in tech-
      bereich bereits hervorragend etabliert ist. Die Markierung       nischer, baupolizeilicher und wirthschaftlicher Beziehung,
      der Eckpunkte dieses Areals durch Hochhäuser gibt dieser         Berlin 1876.
      Entwicklung sichtbaren Ausdruck (Millennium und Florido          [5] Eitelberger von Edelberg, Rudolf: Über Städteanlagen
      Tower im Norden, (Donau-)Marina Tower im Süden). Sie             und Stadtbauten, Wien 1858.
      bilden ein visuelles Kraftfeld, dessen Zenturm die Hochhaus-     [6] Fabricius: Das Hochhaus in der Herrengasse. Ein städ-
      bebauung der Donaucity als neue „Stadtkrone“ einnimmt.           tebaulicher und verkehrstechnischer Fehler, in: Reichspost,
                                                                       18.11.1930, S. 6.
                                                                       [7] Förster, Ludwig: Der preisgekrönte Konkurrenz-Plan zur
      6. LEHREN AUS DEN HISTORISCHEN DEBATTEN                          Stadterweiterung von Wien, in: Allgemeine Bauzeitung
      1895-1900?                                                       1859, S. 1-13.
                                                                       [8] Gassebner, L.: Bericht über die ausserordentliche
      Möglicherweise hilft es auch, sich vor diesem Hintergrund        Geschäfts-Versammlung. Freitag, den 1. Februar 1895, in:
      noch einmal der aktuellen Wiener Diskussionen um die Err-        ZÖIAV, Jg. 47 (1895), Nr. 6, S. 81-84.
      ichtung neuer Hochpunkte im Zentralbereich (Heumarkt /           [9] Gassebner, L.: Bericht über die 1. (Wochen-)Versammlu-
      Eislaufverein) anzunehmen und die Zielvorstellungen der          ng der Session 1895/96. Samstag, den 26. October 1895, in:
      Stadt für diesen prominenten Ort zu überprüfen. Die Ges-         ZÖIAV, Jg. 47 (1895), Nr. 44, S. 528-530.
      chichte verdeutlicht jedenfalls, dass weitreichende und          [10] Gassebner, L.: Bericht über die eingeschobene (Wo-
      umstrittene Projekte nicht automatisch auch eins zu eins         chen-)Versammlung. Dienstag, den 7. April 1896, in: ZÖIAV,
      umgesetzt werden. Das Schicksal der zwischen 1895 und            Jg. 48 (1896), Nr. 16, S. 251.
      1900 vorgelegten Wiener Sichtachsenprojekte, die nach            [11] Generalstadtplan 1904, abrufbar unter: https://www.
      intensiven Diskussionen weitgehend gestutzt wurden und           wien.gv.at/kultur/kulturgut/plaene/generalstadtplan.html
      häufig in „kleinen“, allgemein akzeptierten Lösungen mün-        (Abruf am 27.09.2020)
      deten, könnte auch hier einen Weg weisen. Ein echter Wie-        [12] Gruber, Franz von: [Diskussionsbeitrag], in: o.A.: Das
      nerischer Kompromiss könnte aber auch – etwa nach dem            Project einer Avenue Tegetthoff Monument – St. Stefans-
      Vorbild des Hochhauses in der Herrengasse von 1932, eben-        dom. Fortsetzung der Discussion am 6. Februar 1895, in:
      falls in der Welterbezone situiert – in einer differenzierten    ÖIAV, Jg. 57, Nr. 14, S. 196-200[-205].
      Höhenentwicklung liegen, die auf bestimmte Sichtachsen           [13] Gruber, Franz von: [Diskussionsbeitrag], in: o.A.: Das
      reagiert.                                                        Project einer Avenue Tegetthoff-Monument – St. Stefan.
                                                                       Fortsetzung und Schluss der Discussion am 23. Februar
      In jedem Fall aber sollte sich der ÖIAV seiner traditionellen    1895, in: ÖIAV, Jg. 47, Nr. 17, S. 238-[240-247]-248.
      Rolle als zentrale Plattform des Austauschs über Wiener          [14] Gruber, Franz von: Die Freihaltung des Ausblickes auf
      Städtebau-Themen erinnern. Als übergeordneter Verein,            den Stefansthurm vom Südost-Ende des Grabens her, in:
      der Fach- und Verwaltungsleute unterschiedlicher Disziplin-      ZÖIAV, Jg. 48 (1896), Nr. 15, S. 231-238.
      en zusammenbringt, könnte er einen Beitrag zur produk-           [15] Hansen, Theophil: Erläuterung zu dem von dem
      tiven Weiterentwicklung der verfahrenen Situation leisten.       Unterzeichneten verfaßten Erweiterungsplan von Wien,
      Auch das wäre eine Lehre aus der Geschichte.                     welcher der heutigen Nummer der ‘Presse’ für die Wiener
                                                                       Abonnenten beigelegt ist, in: Die Presse, 10.4.1859, S. 6 für
      DI Dr. phil Andreas Zeese, Arch. ZT                              neue Anlagen und Verschönerungen in grösseren Städten
      Univ.Lektor TU Wien / Architekt                                  mit den Situationsplane B, Wien 1859.
      Schönbrunner Straße 252/23                                       [16] II.: Der Plan für die Erweiterung der innern Stadt Wien,
      A-1120 Wien                                                      II. In: Allgemeine Zeitung, 15.12.1859, Außerordentliche
      azeese@yahoo.com                                                 Beilage, S. 5729.
                                                                       [17] Krenn, Franz von: [Antrag], in: o.A.: Protokoll der

6 OIAZ 165
ordentlichen Haupt-Versammlung der Session 1895/6. Sam-          setzung der Discussion am 1. Februar 1895, in: ÖIAV, Jg. 47
      stag, den 7. März 1896, in: ZÖIAV, Jg. 48 (1896), Nr. 11, S.     Nr. 13, S. [179-181]-185, hier S. 181.
      164-166.                                                         [28] Schindler, Anton: Ein Wiener Straßenproject. Bespro-
      [18] Magistratsabteilung 21 – Stadtteilplanung und Flächen-      chen in der Vollversammlung am 14. December 1895 von
      nutzung / Bosshard & Luchsinger Architekten AG: Fach-            Herrn k. u. k. Hauptmann Anton Schindler, in: ZÖIAV, Jg. 47
      konzept Hochhäuser. Strategien zur Planung und Beurtei-          (1895), Nr. 52, S. 629f.
      lung von Hochhausprojekten. Wien 2014.                           [29] Schindler, Anton: [Diskussionsbeitrag], in: o.A.: Discus-
      [19] Lotz, Arnold: Project zur Schaffung eines Kaiser Franz      sion über den General-Regulirungsplan von Wien, in: ZÖIAV,
      Josef-Jubiläumsplatzes in Wien, Vortrag, gehalten in der         Jg. 48 (1896), Nr. 27, S. 406-[409-410].
      Vollversammlung am 10. November 1900 von Architekt A.            [30] Sitte, Camillo: [Diskussionsbeitrag], in: o.A.: Discussion
      Lotz, in: ZÖIAV, Jg. 53 (1901), Nr. 2, S. 17-22.                 über den General-Regulirungsplan von Wien, in: ZÖIAV, Jg.
      [20] o.A.: Aus Wien, in: Zeitschrift für bildende Kunst, Bd. 1   48 (1896), Nr. 27, S. 406-[410].
      (1866), S. 246-248.                                              [31] Sitte, Camillo: Stellungnahme vor dem Donauclub über
      [21] o.A.: Denkschrift Nr. 74, S. 180; zit. nach Stühlinger,     die Frage der Avenue (1895), in: Klaus Semsroth / Michael
      Harald: Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße. Entstehu-          Mönninger / Christiane Crasemann Collins, Camillo Sitte
      ng, Projekte, Auswirkungen, Basel 2015, S. 235.                  Gesamtausgabe, Bd. 2: Schriften zu Städtebau und Ar-
      [22] Orth, August: [Zusammenfassung des Vortrags: Die            chitektur, Wien u.a.: Böhlau 2010, S. 454-459.
      Zukunft der Gestaltung Berlins], in: F.: Das Schinkelfest des    [32] Sitte, Camillo: Thurm-Freiheit, in: in: Klaus Semsroth /
      Architekten-Vereins zu Berlin am 13. März 1875, in: Deut-        Michael Mönninger / Christiane Crasemann Collins, Camillo
      sche Bauzeitung, Jg. 9 (1875), S. 120-122.                       Sitte Gesamtausgabe, Bd. 2: Schriften zu Städtebau und
      [23] Prokop, August [Diskussionsbeitrag], in: Das Project        Architektur, Wien u.a.: Böhlau 2010, S. 460-465.
      einer Avenue Tegetthoff-Monument – St. Stefansdom. Fort-         [33] Stache, Friedrich: Das preisgekrönte Wiener-Stadter-
      setzung der Discussion am 9. Februar 1895, in: ÖIAV, Jg. 47,     weiterungs-Projekt vom allgemeinsten Interesse für neue
      Nr. 15, S. 210-[211-215]-219, hier S. 214.                       Anlagen und Verschönerungen in grösseren Städten mit
      [24] Ranzoni, E[merich]: Die Votivkirche, in: Neue Freie         den Situationsplane B, Wien 1859.
      Presse, 9.11.1872, Abendblatt, S. 4.                             [34] Til, Emil: [Vortrag zur Stadtbahnfrage], in: Bericht
      [25] Riehl, Alfred: Eine Avenue Tegetthoff-St. Stephan in        über Versammlungen des Vereines, in: Wochenschrift des
      Wien, Wien 1895.                                                 Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, Jg. 6
      [26] Riehl, Alfred: [Diskussionsbeitrag], in Ders.: Die pro-     (1881), Nr. 47 (26.11.1881), S. 267-270.
      jectirte Avenue Tegetthoff-Monument – St. Stefansdom in          [35] Vincenti, C[arl] von: Wiener Kunst-Renaissance. Studi-
      Wien. Vortrag des Herrn Alfred Riehl, gehalten in der Voll-      en und Charakteristiken, Wien 1876.
      versammlung am 19. Jänner 1895, in: ÖIAV, Jg. 47 (1895),         [36] Wagner, Otto: Erläuterungs-Bericht zum Entwurfe
      Nr. 12, S. 161-[166-168].                                        für den General-Regulierungs-Plan über das gesammte
      [27] Schindler, Anton: [Diskussionsbeitrag], in: Das Project     Gemeindegebiet von Wien mit dem Kennworte: „Artis sola
      einer Avenue Tegetthoff-Monument – St. Stefansdom. Fort-         domina necessitas“. Wien 1894², S. 15, 19f.

                                                 C. ABBILDUNGSVERZEICHNIS:

                                                                                Abb. 1: Theophil Hansen: Alternativpla-
                                                                                nung für das Areal der Ringstraße, April
                                                                                1859. Veröffentlicht als Beilage zu Die
                                                                                Presse, 10.04.1859.

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Abb. 2: Schrägblick auf die Karlskirche
                                                      von der Schwarzenbergbrücke, 1895.
                                                      Veröffentlicht in ZÖIAV, Jg. 47 (1895),
                                                      Nr. 12, S. 410.

                Abb. 3: Adolf Riehl: Planung für eine
             Avenue Tegetthoff-Monument – St. Ste-
               fansdom, 1895. Lageplan (links unten
                 der Stephansdom). Veröffentlicht in
                  ZÖIAV, Jg. 47 (1895), Nr. 12, S. 162.

                                                                                                Abb. 4: Ladislaus Eugen Petrovits
                                                                                                (Aquarell) / Adolf Riehl: Planung für
                                                                                                eine Avenue Tegetthoff-Monument – St.
                                                                                                Stefansdom, Ansicht des projektierten
                                                                                                Platzes an der Donaukanalbrücke, 1895.
                                                                                                Veröffentlicht in ZÖIAV, Jg. 47 (1895),
                                                                                                Nr. 12, S. 162.

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Abb. 5: Anton Schindler: Straßen- und
                                                 Sichtachsenprojekt im Ersten Bezirk,
                                                 1895. Lageplan. Veröffentlicht in ZÖIAV,
                                                 Jg. 47 (1895), Nr. 52, S. 629.

                                                                     Abb. 6: Arnold Lotz: Projekt Kaiser Franz
                                                                  Josef-Jubiläumsplatz, 1900/01, Ansicht des
                                                                     Chores des Stephansdoms vom neuges-
                                                                 chaffenen Platz aus. Veröffentlicht in ZÖIAV,
                                                                                    Jg. 53 (1901), Nr. 2, S. 19.

      Abb. 8: o.A.: Fotografien des freigelegten Sstephanstums                         Abb. 7: Arnold Lotz: Projekt Kaiser Franz Josef-Jubiläumsplatz, 1900/01,
      nach dem Abriss des Lazansky-Hauses. Veröffentlicht in                           Lageplan. Veröffentlicht in ZÖIAV, Jg. 53 (1901), Nr. 2, S. 18.
      ZÖIAV, Jg. 48 (1896), Nr. 15, S. 236.

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Abb. 9: Comité zur Freihaltung des Ausblicks auf den Stephansturm: Lageplan zur Verbauung des Lazanskyschen-Gr-
      undstücks unter Berücksichtigung der Sichtachsen vom Graben und der Spiegelgasse. Veröffentlicht in ZÖIAV, Jg. 48
      (1896), Nr. 18, S. 282.

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