Blut und blutspende - Experimente ansehen! Mehr auf Seite 36 - DRK-Blutspendedienste

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NOVEMBER 2015                                                     JAHRGANG 57

                    Blut und blutspende
                       NATURWISSENSCHAFT UND ETHIK IM UNTERRICHT

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2                                      ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE

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                 Inhalt
                                                                    Arbeitsblätter:

                                                                    19 // Ethischer Kodex für Blutspende und Bluttransfusion

                 03 // Vorwort                                      20 // Die Aufgaben des Blutes

                 04 // Das könnte euch auch passieren …             22 // Aufbau und Inhaltsstoffe

                 06 // Das Multitalent Blut                         24 // Hämoglobin und die O2- / CO2-Affinität

                 08 // Stark in der Defensive                       26 // Die unspezifische Immunabwehr

                 09 // Absperren und Dichtmachen                    27 // Die spezifische Immunabwehr

                 10 // Blut ist nicht gleich Blut                   28 // Das AB0-Blutgruppensystem und der
                                                                    		Rhesusfaktor
                 12 // Der Ablauf einer Blutspende
                                                                    30 // Das wird aus Blut
                 14 // Der Weg einer Blutspende:
                 		 Vom Spender zum Empfänger		                     31 // Blutgerinnung und Wundheilung

                 16 // Ohne die Helfer geht gar nichts              32 // Hinweise für Lehrkräfte

                 17 // Die tägliche Lebensrettung                   34 // Glossar

                 18 // Die Blutspendedienste als Arbeitgeber        35 // Impressum / Bildnachweis

                 Dieses Magazin gibt es auch als App. Die elektronische Fassung wurde mit Fotos,
                 Statistiken, Videos, Verlinkungen etc. angereichert. Mit Tablets und Smartphones, aber
    blutspende
        +        auch über Smartboards können so ergänzende Inhalte für die Schule nutzbar gemacht
                 werden. Die App sowie ergänzende Inhalte können unter www.zeitbild.de/blut
                 kostenlos heruntergeladen und ohne Einschränkungen im Unterricht verwendet werden.
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Vorwort

Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Schülerinnen und Schüler,

„Spende Blut!” lautet der Aufruf der Blutspendedienste des Deutschen Roten
Kreuzes auf Plakaten, Informationsbroschüren und Werbemitteln. Diesem
Aufruf folgen täglich viele tausend verantwortungsbewusste Menschen. Rund
1,9 Millionen Menschen spenden jährlich freiwillig und unentgeltlich beim Roten
Kreuz in Deutschland ihr Blut für andere. Da Blut nicht künstlich erzeugt wer-
den kann, ist und bleibt das Blutspenden so wichtig, lebenswichtig! Wir sagen
daher allen Blutspenderinnen und Blutspendern Danke, die mit ihrer Blutspen-
de helfen, Leben zu retten.

Gut Bescheid zu wissen, die lebensnotwendigen Funktionen und Eigenschaf-
ten von Blut zu verstehen, zählt zu den wichtigen Lernfeldern im Biologieun-
terricht. Die vorliegende Unterrichtseinheit „Blut und Blutspende“ soll Schüle-
rinnen und Schülern anschaulich wichtige Kenntnisse über Blut vermitteln und
zugleich über die große Bedeutung von Blutspenden aufklären. Denn Blut zu
spenden ist auch Symbol für Mitmenschlichkeit, Hilfe auf Gegenseitigkeit und
gesellschaftliches Engagement – Werte, für die das Rote Kreuz als humanitäre
Organisation weltweit einsteht. Beide Aspekte werden durch das vorliegende
Unterrichtsmaterial in einer für Jugendliche geeigneten Form beleuchtet und
anschaulich erklärt.

Seit vielen Jahren bereits stellt das Deutsche Rote Kreuz, in Zusammenarbeit
mit dem Zeitbild Verlag, Schulen und Ausbildungsstätten, dieses Unterrichts-
material kostenfrei zur Verfügung. Neben der Printausgabe geht das Deutsche
Rote Kreuz mit seiner aktuellen Unterrichtseinheit jetzt auch „online“ und bindet
so zeitgemäß neue Medien wie PC, Smartphone und Tablet mit ein. Lernhil-
fen, in Form von Arbeitsblättern, die einzelne Aspekte des Themas vertiefen,
Lehrfilme rund um das Thema Blutspende beim Roten Kreuz und die filmische
Umsetzung von Versuchen, wie zum Beispiel zur Vererbungslehre, ergänzen
die Handreichung für Lehrkräfte und helfen bei der Gestaltung eines hand-
lungsorientierten Unterrichts.

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an den für uns alle wichtigen Themen Blut
und Blutspende und wünschen Ihnen viel Spaß und Erfolg beim Einsatz der
Materialien im Unterricht!

Ihr

Dr. rer. pol. h.c. Rudolf Seiters
Präsident Deutsches Rotes Kreuz
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                                     das könnte
                                      euch auch
                                     passieren ...
               Täglich werden in Deutschland etwa 15.000 Blutspenden für kranke und
              verletzte Patientinnen und Patienten benötigt. Menschen wie Miriam oder
               Felix Brunner wären ohne Blutspenden heute nicht mehr am Leben. Sie
              stehen stellvertretend für viele Patienten, die nur dank der Unterstützung
                          von Blutspendern eine Überlebenschance haben.

Miriam kam in der 33. Schwangerschaftswoche zur Welt. Ihre Herztöne
waren kaum zu hören. Daraufhin erhielt sie sofort Bluttransfusionen.
Zwei Tage nach ihrer Geburt diagnostizierten die Ärzte bei ihr einen
Herzfehler. Da sie immer häufiger Bluttransfusionen benötigte, stellten         Einen Film über Miriam findet ihr auf:
die Ärzte nach weiteren Untersuchungen fest, dass das kleine Mäd-               www.gegen-gleichgueltigkeit.de/miriam
chen an der seltenen, aber schwerwiegenden Diamond-Blackfan-Anämie
(schwere chronische Blutarmut) leidet. Um zu überleben, benötigt sie
mittlerweile alle drei Wochen neues Blut.
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Felix Brunner ist 19 Jahre alt, macht eine Ausbildung
zum Krankenpfleger und ist als aktiver Bergretter bei der
Bergwacht Bayern. In seiner Freizeit ist er fast täglich in
den Bergen unterwegs. Doch dann kommt es am 17.
Januar 2009 zu einem schweren Unfall, der sein eigenes
Leben und das seiner Familie komplett verändert.

Auf dem Rückweg von einer Tour in den Tiroler Bergen
verliert Felix auf einem Wanderweg den Halt und stürzt
dreißig Meter tief in ein Bachbett. Die Ärzte der Inten-
sivstation räumen Felix kaum noch Überlebenschancen
ein und bereiten die Eltern auf den Tod ihres Sohnes vor.
Seine Verletzungen sind massiv. „Es hieß, dass bisher         Einen Film über Felix‘ Geschichte findet ihr auf
kein Mensch derartige Verletzungen überlebt hätte und         www.gegen-gleichgueltigkeit.de/felix
dass wir uns auf das Schlimmste einstellen müssen“,
erinnert sich seine Mutter.

Es folgen 13 Monate auf der Intensivstation, davon acht
Monate im künstlichen Koma. Felix wurde mehr als 60
Mal operiert. Dabei mussten ihm über 800 Blutkonserven
zugeführt werden, um ihn am Leben zu erhalten. Trotz
der vielen Komplikationen und der hoffnungslosen Aus-
sichten kämpft sich Felix ins Leben zurück.
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6                                             ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE

                                         Das
                                      Multitalent
                                         Blut
                             Die Aufgaben des Blutes lassen sich im Wesentlichen
                         in vier Bereiche unterteilen: Stofftransport, Abwehrfunktion,
                                       Blutgerinnung, Wärmeverteilung

Blut – der ganz besondere Lebenssaft – galt den Menschen schon           dass sie mittels feinster „Haargefäße” (Kapillaren) jede Zelle im Körper
immer als der Sitz des Lebens. Blut ist eine undurchsichtige rote        versorgen können. Um ein Ausfließen des Blutes bei einer Verletzung
Flüssigkeit, die alle Zellen im menschlichen Körper mit Sauerstoff und   der Gefäße zu verhindern, besitzt das Blut ein kompliziertes, aber
weiteren lebenswichtigen Stoffen versorgt und Abfallstoffe abtrans-      wirksam funktionierendes Abdichtungs- und Reparatursystem.
portiert. Blut hilft bei der Regulierung der Körperwärme und, was        Ein erwachsener Mensch hat etwa fünf bis sechs Liter Blut. Lässt
besonders wichtig ist: Blut ist der Wächter unseres Körpers, der         man ein mit Blut gefülltes Untersuchungsröhrchen länger stehen,
sofort aktiv wird, wenn irgendwo etwas nicht stimmt. Das Blut fließt     sinken durch die Schwerkraft die festen Bestandteile langsam zu
– angetrieben vom Herzschlag – innerhalb geschlossener Blutgefä-         Boden. Das sind die roten (Erythrozyten) und die weißen Blutzellen
ße. Alle Blutgefäße, die Blut vom Herzen weg transportieren, heißen      (Leukozyten) – auch Blutkörperchen genannt – und die Blutplättchen
Arterien (rot). Blutgefäße, die Blut zum Herzen hin transportieren,      (Thrombozyten). Darüber steht im Röhrchen eine leicht bernsteinfar-
heißen Venen (blau). Die Blutgefäße bilden so feine Verzweigungen,       bene Flüssigkeit – das Blutplasma.

                                                                                  100 %

                                                                                  80 %

                                                                                  60 %                  PlasmA

                                                                                                        Thrombozyten
                                                                                  40 %                  Leukozyten

                                                                                                        Erythrozyten
                                                                                   20 %

                                                                                    0%

                                                                                     BLUTPLASMA, der flüssige Anteil des Blutes, besteht
                                                                                     aus Wasser (circa 90 Prozent), dazu finden sich Eiweiße,
                                                                                     Salze, gelöste Nährstoffe und Abwehrstoffe. Auch das
                                                          Rote Blutzellen            Fibrinogen, ein für die Blutgerinnung wichtiger Stoff, ist
                                                          in einem                   im Plasma enthalten. Entfernt man diesen Stoff aus dem
                                                          Blutgefäß                  Plasma, so erhält man das Blutserum.
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                CH3          CH2CH2COOH

CH2=CH                   N               CH2CH2COOH

                   N – Fe – N
     CH3                                 CH3
                                                                                                                           INFO
                         N

                                                                                                                  Radrennfahrer sind Ausdauer-
                                                                                                                  sportler. Es gibt einen Stoff –
            CH2=CH           CH3
                                                                                                                  EPO genannt –, der die Zahl der
                                                                                                                  roten Blutzellen erhöht, ähnlich,
           Chemische Struktur des                                                                                 wie wenn man länger im Hoch-
           Hämoglobins; in der Mitte                                                                              gebirge ist. Mehr rote Blutzellen
           das Eisenatom                                                                                          bedeuten eine bessere Sauer-
                                                                                                                  stoffversorgung und eine höhere
                                                                                                                  Ausdauer. Steigt aber die Zahl
                                                                                                                  der roten Blutkörperchen, wird
                                                                                                                  das Blut dickflüssiger, und das
WARUM IST BLUT ROT?                    PRIMA KLIMA                                                                kann für den Körper sehr gefähr-
Die rote Farbe rührt vom roten         Eine wichtige Aufgabe des Blu-                                             lich werden, weil es das Herz be-
Blutfarbstoff her, dem Hämoglo-        tes ist die Verteilung der Wärme                                           lastet und die Organe schlechter
bin. Dieser Blutfarbstoff ist in den   im Körper. Der Organismus                                                  durchblutet werden. Aus diesen
roten Blutzellen enthalten. Das        muss seine Temperatur im In-                                               Gründen ist das Doping mit EPO
Hämoglobin bindet den lebens-          nern immer konstant halten, egal                                           auch streng verboten, abgesehen
wichtigen Sauerstoff. Es bindet        ob es kalt ist oder uns heiß wird,                                         davon, dass es Betrug ist an den
aber auch giftiges Kohlenstoff-        weil wir uns anstrengen. Muss                                              Sportlern, die nur mit Training ihre
monoxid, und zwar viel besser          überschüssige Wärme aus dem                                                Leistung erbringen.
als den Sauerstoff. Schon              Körper abgeführt werden, dann
geringste Mengen des geruch-           geschieht dies durch die Verdun-
losen Kohlenstoffmonoxids, das         stung von Schweiß und durch
bei unvollständiger Verbrennung        die Erweiterung der Blutgefäße
(z. B. schlecht ziehende Öfen,         der Haut – die Haut erscheint
Auspuffgase, Zigarettenrauch)          dann gerötet. Bei niedrigen
entsteht, blockieren die Bindung       Außentemperaturen wird die
des Sauerstoffs.                       Hautdurchblutung im Gesicht, an                                                     INFO
                                       den Fingern und den Füßen ge-
                                       drosselt, damit möglichst wenig
Die Transportarbeiter                  Wärme abgegeben wird.                                                      Unter dem Begriff Blutarmut
Die roten Blutzellen – die Ery-                                                                                   (Anämie) versteht man den Man-
throzyten – transportieren den                                                                                    gel an roten Blutzellen bzw. an
lebenswichtigen Sauerstoff von         Bahn frei für Gase!                  geben. Das Kohlenstoffdioxid          rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin).
der Lunge zu den Körperzellen          Sauerstoff und Kohlenstoffdio-       gelangt aus den Zellen in die         Zur Bildung von roten Blutzellen
und einen Teil des Kohlenstoffdi-      xid sind in Wasser nur schlecht      kleinen Blutgefäße und wird dort      braucht der Körper auch Eisen,
oxids aus den Zellen in die Lun-       löslich. Deshalb müssen sie an       zum Teil vom Blut aufgenommen.        das in der Nahrung steckt. Fehlt
ge. Sie ähneln einer oben und          einen „Träger“ gebunden werden,      Die roten Blutzellen transportieren   das Eisen, führt dies zur soge-
unten eingedellten Scheibe. Die        der sie dann durch den Körper        es dann zur Lunge, wo es wieder       nannten Eisenmangelanämie.
große Zelloberfläche ist beson-        befördert. Das übernimmt der         abgegeben und ausgeatmet              Zeichen für eine Anämie sind
ders günstig für den Austausch         rote Blutfarbstoff, das Hämo-        wird. Gelangt zu wenig Sauerstoff     blasse Haut, Müdigkeit, Konzen-
der Gase. Unser Blut enthält           globin. Wenn das Blut durch die      zu den Zellen, z. B. bei einem        trationsschwäche und Atemnot
Billionen von roten Blutzellen. Sie    kleinen Blutgefäße der Lunge         Herzstillstand oder wenn die          bei Belastung. Gegen Eisen-
werden im roten Knochenmark            fließt, wird der eingeatmete         Lungenatmung nicht richtig funk-      mangel verschreibt der Hausarzt
des Beckenknochens und des             Sauerstoff an das Hämoglobin         tioniert, führt das nach wenigen      Eisenpräparate, die über einen
Brustbeins gebildet und leben          gebunden und zu den Zellen           Sekunden zur Ohnmacht und             längeren Zeitraum eingenommen
meist nur 100 bis 120 Tage.            transportiert und dort abge-         nach einigen Minuten zum Tod.         werden müssen.
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8                                           ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE

Stark in der Defensive
Unsere Umwelt enthält unzählige Krankheitserreger,
deshalb braucht der Körper ein gut funktionierendes
Abwehrsystem. Dieses Abwehrsystem – auch als Immun-
system bezeichnet – funktioniert auf zwei Wegen.

Die weißen Blutzellen – die Leukozyten – sind für die Abwehr
von Krankheitserregern zuständig. Erst wenn man sie anfärbt,
kann man sie unter dem Mikroskop erkennen. Sie werden im
Knochenmark, den Lymphknoten und der Milz gebildet. Die
Lebensdauer der Zellen reicht von wenigen Tagen bis zu meh-
reren Monaten. Leukozyten sind beweglich und können aus
dem Blut in die verschiedenen Organe wandern. Es gibt ver-
schiedene Arten von Leukozyten, ihnen allen gemeinsam ist die
Aufgabe, Fremdkörper und Krankheitserreger zu bekämpfen
bzw. zu fressen. Bei einigen Menschen spielt das Immunsys-
tem verrückt. Statt schädliche Krankheitserreger zu bekämpfen,
stürzt sich die Abwehr auch auf harmlose Fremdlinge wie Blüten-
pollen, Hausstaub oder bestimmte Nahrungsmittelbestandteile:
Der Körper reagiert allergisch – was sich in Hautausschlag oder
auch Heuschnupfen äußert.                                                                      Farbige Aufnahmen von
                                                                                               einer weißen Blutzelle

Die erste Abwehrreihe                                                 Die zweite AbwehrreihE
Diese Form der Abwehr, auch unspezifische Abwehr genannt,             Die spezifische Abwehr richtet sich gezielt gegen ganz bestimmte
richtet sich gegen alle „Fremdlinge“ im Körper. Sie ist ange-         Fremdstoffe im Körper und wird von jedem Menschen in seinem
boren und bei allen Menschen gleich. Der Körper reagiert              Leben individuell erworben. Das bedeutet, dass jeder Mensch erst
zunächst mit Fieber, entweder an einer entzündeten Stelle             lernen kann, einen bestimmten Krankheitserreger spezifisch abzu-
oder auch im gesamten Körper. Die Blutgefäße erweitern sich,          wehren, wenn er mit ihm in Kontakt kommt. Bestimmte Abwehr-
damit das Blut schneller durchfließen kann. Hierdurch gelangen        zellen – die Lymphozyten – bilden ein „Gegenmittel“ gegen den
die Abwehrzellen schneller an den Ort der Entzündung. Man             Fremdstoff: einen Antikörper. Mit jeder Teilung der Lymphozyten
bezeichnet sie auch als Fresszellen, weil sie in der Lage sind,       vermehren sich diese Antikörper. Es entstehen so ganz bestimm-
Fremdkörper in sich aufzunehmen.                                      te (spezifische) Antikörper, die nur gegen einen ganz bestimmten
                                                                      Erreger, zum Beispiel ein Virus, wirken, so wie ein Schlüssel nur in
                                                                      ein ganz bestimmtes Schloss passt. Noch jahrelang können einige
                                                                      Lymphozyten (die sogenannten Gedächtniszellen) die passenden
                                                                      Antikörper produzieren. Es wird eine spezifische Unempfindlichkeit
                                                                      (Immunität) gegen den Fremdstoff bzw. Erreger erreicht. Hierauf
                                                                      beruht das Prinzip der Impfung.

                                             INFO         Die Immunschwächekrankheit AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome – eng-
                                                          lisch für „erworbenes Immundefektsyndrom“) wird durch ein Virus ausgelöst. Dieses
                                                          Virus greift ausgerechnet die Lymphozyten an, die der Organismus so dringend für
    HI-Virus
                                                          die Immunabwehr braucht. Die Erkrankten sterben auch nicht an dem Virus selbst,
                                                          sondern daran, dass sie keine Abwehrstoffe gegen Infektionen haben. Durch die
                                                          Behandlung mit neuen Medikamenten ist AIDS in Mitteleuropa seltener geworden.
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Absperren und dicht machen
Ohne Blutgerinnung wäre jede noch so kleine Verletzung
der Blutgefäße lebensbedrohlich. Zum Glück hat unser
Körper ein wunderbares System, das zu verhindern.

Jeder hat schon an sich beobachtet, wie rasch die Blutung aus              Das Absperrkommando
einer kleinen Wunde von selbst unter Bildung eines Blutschorfs             Die Blutplättchen – Thrombozyten genannt – sorgen dafür, dass
stoppt. Neben den Blutplättchen sind noch zahlreiche hochspeziali-         eine blutende Wunde sich wieder schließt. Sie werden im Kno-
sierte Eiweißstoffe des Blutplasmas beteiligt. Hat ein Mensch zu we-       chenmark gebildet und in der Leber und der Milz nach etwa sieben
nige davon, kommt es zu einer Verlängerung der Blutungszeit, weil          bis elf Tagen wieder abgebaut. Die Blutplättchen ballen sich leicht
das Blut nicht mehr so schnell gerinnen kann. In diesem Fall müssen        zusammen, besonders bei Kontakt an rauen Flächen, z. B. entzün-
Blutplättchen durch eine Blutübertragung zugeführt werden. Hierbei         deten oder verletzten Innenflächen der Blutgefäße. Spezielle Stoffe,
leisten Blutspender einen lebensrettenden Beitrag, da nur mensch-          die sogenannten Gerinnungsfaktoren, leiten die Gerinnung ein, an
liche Blutplättchen übertragen werden können. Außer den Blutplätt-         deren Ende die Wunde dann verschlossen ist.
chen darf aber auch keine andere der vielen Substanzen fehlen, die
zur Blutgerinnung beitragen. Stoffe, die zur Blutgerinnung beitragen,
nennt man Gerinnungsfaktoren. Von ihnen sind bis heute mehr als
ein Dutzend bekannt. Fehlt nur ein einziger Gerinnungsfaktor, dann
kann es bei der kleinsten Verletzung zu gefährlichen Blutungen kom-
men, die sehr schwer gestillt werden können. Die Blutgerinnung, die
zum Verschluss einer Wunde führt, verläuft in mehreren Schritten:

 1     Gefäßverengung: Die Wände der Blutgefäße ziehen
       sich sofort nach einer Verletzung zusammen.

 2     Anheftung der Blutplättchen: Die Blutplättchen heften
       sich an den Rand der Gefäßöffnungen und verschlie-
       ßen diese innerhalb von zwei bis vier Minuten.

 3     Fibrinbildung: An der Luft zerfallen die Blutplättchen.
       Das Eiweiß Fibrin, eine Art „Klebstoff“, bildet dann ein
       Netz um die Blutplättchen, das die Wunde verschließt.

                                                                                 Farbige Aufnahme von aktivierten
                                                                                 Blutplättchen (Thrombozyten)

       INFO          Bei der Bluterkrankheit (Hämophilie) kann es zu ausgedehnten
                     Blutergüssen und Blutungen in die Muskulatur kommen. Die Bluterkrank-
                     heit wird vererbt und kommt fast ausschließlich bei Männern vor. Wurden Betroffe-
                     ne aufgrund der Verblutungsgefahr früher selten älter als 20 Jahre, so ist man mittlerweile in der Lage,
                     Bluterkranken gezielt zu helfen. Der fehlende Gerinnungsfaktor wird heute aber nicht nur aus dem Blut
                     gesunder Menschen gewonnen, sondern kann auch auf gentechnischem Wege hergestellt werden.
10                                               ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE

                               Blut
                         ist nicht gleich
                               Blut
             Jeder sollte seine Blutgruppe kennen, aber nur jeder Zehnte kennt sie.
                   Bei der Blutspende wird übrigens die Blutgruppe ermittelt.

Vermischt man das Blut von zwei Personen auf einem Objektträger,         tienten Blut übertragen werden soll (Bluttransfusion), müssen deshalb
so lässt sich in den meisten Fällen (nicht in allen) eine Zusammenbal-   die Blutgruppe des Spenders und die Blutgruppe des Empfängers
lung der roten Blutzellen beobachten, häufig werden sie dabei auch       übereinstimmen oder miteinander verträglich sein, sonst kann es mit-
zerstört. Das bedeutet, dass man nicht so ohne weiteres Blut von         unter zu schweren Komplikationen oder gar zu tödlich verlaufenden
einem Menschen auf den anderen übertragen kann. Wenn einem Pa-           Zwischenfällen kommen.

       Blutgruppe                    0                             A                          B                          AB
                          0 = Spender für Alle         A = Spender für A; AB       B = Spender für B; AB         AB = Spender für AB

       Spender
       rote Blutzellen
       mit Antigenen

       Empfänger
       rote Blutzellen
       mit Antigenen

       Blutgruppe                    0                            A                           B                           AB

       Häufigkeit der
       Blutgruppe in              37                           43                          14                           6
       Europa
11

Das A B AB Null
Blutgruppensystem
Schon lange wusste man, dass die Über-
tragung von Blut eines Menschen auf einen
anderen für den Empfänger tödlich enden
kann. Im Jahr 1901 fand der Wiener Arzt                                                  Blutgruppentest im Labor
Karl Landsteiner die Ursache. Er trennte
Blutproben verschiedener Personen in
rote Blutzellen und das Blutserum auf und       Sicherheit zuerst!
vermischte dann diese Proben miteinander.       Bei einer Bluttransfusion muss beachtet        übrigen 15 Prozent besitzen dieses Molekül
In einigen Fällen verklumpten die Blutzellen.   werden, dass der Patient rote Blutzellen       nicht, ihr Blut erhält die Bezeichnung
Durch weiteres Experimentieren konnte           erhält, gegen die er keine Abwehrstof-         Rhesus-negativ (Rh-). Ein Rhesus-negati-
Landsteiner schließlich drei verschiedene       fe (Antikörper) besitzt. Sonst kann es         ver Mensch sollte nach Möglichkeit immer
Blutgruppen erkennen, die untereinander         zu einer Zerstörung der übertragenen           Rhesus-negatives Blut bekommen, da eine
unterschiedlich gut verträglich waren. Kurz     Blutzellen kommen. Vor jeder Blutüber-         Übertragung von Rhesus-positivem Blut
darauf wurde noch eine vierte Blutgruppe        tragung muss zur Sicherheit noch einmal        unter bestimmten Bedingungen gefährlich
entdeckt. So entstand das System der Blut-      überprüft werden, ob alle vorliegenden         werden kann.
gruppen A, B, AB und 0 (Null).                  Angaben richtig sind. Man nennt dies eine
Da diese Merkmale vererbt werden, hat also      Kreuzprobe. Dabei werden Blutserum des         Eine besondere Stellung nimmt die
jeder Mensch von Geburt an eine bestimmte       Empfängerblutes und die roten Blutzellen       Blut-gruppe 0 ein, insbesondere mit dem
Blutgruppe, die er sein Leben lang behält.      des Spenderblutes vermischt; ist dabei         Rhesusfaktor negativ. In Kliniken, in die
Welche Blutgruppe ein Mensch hat, hängt         keine Zusammenballung der roten Blutzel-       schwer kranke Patienten beispielsweise per
davon ab, welche Eigenschaften er auf sei-      len feststellbar, darf eine Blutübertragung    Flugrettung eingeliefert werden, besteht ein
nen roten Blutzellen besitzt. Die Blutgruppen   durchgeführt werden.                           besonders hoher Bedarf an Blutkonserven
unterscheiden sich nämlich dadurch, dass                                                       mit der Blutgruppe 0. Menschen mit dieser
auf den roten Blutzellen jeweils unterschied-   Der Rhesusfaktor                               Blutgruppe gelten nämlich als „Universal-
liche Moleküle vorhanden sind; man nennt        Zusätzlich zu den bereits erwähnten Anti-      spender“, ihr Blut kann im Notfall Personen
diese Moleküle Antigene und unterscheidet       genen gibt es weitere Stoffe auf der Ober-     anderer Blutgruppen transfundiert werden.
dabei, vereinfacht dargestellt, nach Antigen-   fläche der roten Blutzellen. Einer davon ist   Patienten mit der Blutgruppe AB können
A und Antigen-B. Der Besitz der Antigene        der Rhesusfaktor. Der Begriff ist von den      rote Blutzellen jeder anderen Blutgruppe
wird von den Eltern auf die Kinder vererbt.     Rhesusaffen, einer asiatischen Affenart, ab-   bekommen, sie sind „Universalempfänger“,
Menschen mit der Blutgruppe A besitzen das      geleitet. Durch Versuche mit dem Blut der      da das Blutplasma der Blutgruppe AB kei-
Antigen A, Menschen mit der Blutgruppe B        Affen fand Karl Landsteiner dieses wichtige    ne Antikörper gegen die Erythrozyten der
das Antigen B. Träger der Blutgruppe AB         Molekül. Etwa 85 Prozent aller Menschen        anderen Blutgruppen enthält. Die Blutgrup-
besitzen beide Antigene und Träger der Blut-    besitzen diesen Rhesusfaktor, ihr Blut wird    pe AB gehört in allen Regionen der Welt
gruppe 0 keines der beiden Antigene.            als Rhesus-positiv (Rh+) bezeichnet, die       zur seltensten Blutgruppe.
12                                           ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE

                         Der Ablauf
                      einer Blutspende
   Blut spenden kann man jederzeit in den Häusern der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes.
 Aber auch im Blutspendebus des Roten Kreuzes, der häufig vor großen Firmen oder in Fußgängerzonen steht,
    kann man seinen wertvollen Lebenssaft spenden. Man sollte sich gut fühlen und zwei Stunden vor der
   Blutspende gut gegessen und ausreichend getrunken haben, um den Blutverlust ausgleichen zu können.
                  Rauchen und Alkoholgenuss vor der Spende sollte man lieber unterlassen.

                                                             1

                                                                                       2

     1
Formalien
Bei der Anmeldung zur Blutspende erhält man ein An-

                                                                    2
meldeformular, das man sehr sorgfältig ausfüllen muss.
Es wird nach wichtigen Dingen gefragt, zum Beispiel ob
man gerade erkältet ist oder kürzlich ein Piercing oder
ein Tattoo erhalten hat oder im letzten halben Jahr in den
Tropen war. Zur Anmeldung braucht man auch seinen
Personalausweis oder den Führerschein und, wenn man              Ärztliche Untersuchung
ihn schon hat, den Blutspendeausweis. Spendet man zum            Vor der Spende entnimmt der Arzt aus dem Ohrläppchen oder der
ersten Mal, wird vor der Spende die Blutgruppe bestimmt.         Fingekuppe einen Blutstropfen. So kann er feststellen, ob der Eisen-
Danach erhält man seinen Spenderausweis.                         gehalt im Blut, der Hämoglobinwert, ausreichend hoch genug ist für
                                                                 eine Spende. Dann wird noch die Temperatur gemessen.
13

    4   Nach der Blutspende
        Nach einer kurzen Ruhepause kann man
        sich mit einem kleinen Imbiss stärken. Wich-
        tig ist vor allem, ausreichend zu trinken, um
        den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Man
        sollte auch mindestens eine halbe Stunde
        warten, bevor man wieder am Straßenver-
        kehr teilnimmt oder Maschinen bedient. Den
        Verband kann man nach ca. drei Stunden
        abnehmen; den Spenderarm sollte man aber
                                                            3   Die Blutspende
                                                                Für die Blutspende wird nur steriles Einweg-
                                                                material benutzt, sodass keine Gefahr einer
        noch einige Stunden schonen.
                                                                möglichen Ansteckung besteht. Zuerst wird
                                                                die Armbeuge desinfiziert und dann nach
                                                                einer Vene in der Armbeuge gesucht. Mit
                                                                einer sterilen Einwegnadeln wird die Vene
                                                                angestochen und dann werden über ca.
                                                                zehn Minuten ungefähr 500 Milliliter für die
                                                                Spende und einige Probenröhrchen für ver-
                                                                schiedene Tests im Labor, zum Beispiel auf
                                                                AIDS oder Hepatitis, entnommen. Wenn die
                                                                Nadel entfernt ist, wird die Punktionsstelle
                                                                mit einem Verband umwickelt.

4

                                                        3

                                                                Ein Video über das Blutspenden
                                                                findet ihr auf:
                                                                www.youtube.com/watch?v=sescy14n57g
14                                             ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE

                                                                                                           Test
                                                                                                           Nach der Spende wird zuerst
                                                                                                           die Blutgruppe bestimmt und
                                                                                                           untersucht, ob die Spende auch
                                                                                                           frei von Krankheiten ist.

      Spender                                                                                              Aufbereitung
                                                                                                           Das Blut im Blutbeutel wird
                                                                                                           durch Zentrifugieren in seine ein-
                                                                                                           zelnen Bestandteile aufgetrennt:
                                                                                                           die Erythrozyten, die Thrombo-
                                                                                                           zyten und das Plasma.

                                                                                                                 Frischplasma
                                                                                                            A
                                                                                                                 tiefgefroren, 2 Jahre haltbar
                                                                              A          B       C
                                                                                                            B Erythrozytenkonzentrat
                                                                                                                 bis zu 6 Wochen haltbar

                                                                                                            C Thrombozytenkonzentrat
                                                                                                                 bis zu 120 Stunden haltbar

                                                                                                           Lieferung
                                                                                                           Wenn im Labor alles in Ordnung
                                                                                                           war, kann die Blutspende auf die
                                                                                                           Reise gehen zum Empfänger im
                                                                                                           Krankenhaus. Vor allem die ro-
                                                                                                           ten Blutzellen sind sehr wichtig.
                                                                                                           Sie sind nur bis ca. 6 Wochen
                                                                                                           nach der Spende haltbar und
Der weg einer blutspende:                                                                                  müssen deshalb ständig frisch
                                                                                                           vorrätig sein. Meist werden sie
Vom Spender zum Empfänger
                                                                                                           bei Operationen gebraucht, zum
                                                                                                           Beispiel für Unfallopfer.

Sicherheit und Qualität stehen an erster Stelle
Blut ist ein sehr verderbliches Gut. Deshalb ist es so wichtig, dass die
Blutspenden rasch und sehr sorgfältig weiterverarbeitet werden.

Nach einem Blutspendetermin werden die          Untersuchungen des Spenderblutes dienen        Mit diesen Untersuchungen und durch die
Blutkonserven noch am selben Tag zur            nicht nur dem Schutz des Blutempfängers        intensive Aufklärung der Blutspender haben
Untersuchung gebracht, um die Blutgrup-         vor ansteckenden Krankheiten, sondern          die DRK-Blutspendedienste das Risiko einer
pe und den Rhesusfaktor in einem Labor          liegen auch im Interesse des Blutspenders.     solchen Infizierung auf ein Minimum reduziert.
zu bestimmen. Ein zusätzlicher Suchtest         Das Blut wird auf die Anwesenheit der          Erst wenn alle Untersuchungsergebnisse den
spürt Substanzen auf, die bei Bluttransfusi-    Gelbsuchterreger Hepatitis B und Hepatitis     strengen Anforderungen genügen, werden
onen gefährliche Zwischenfälle verursachen      C (virusbedingte Leberentzündung) getes-       die Blutkonserven zur Verwendung freigege-
können – eine Bestimmung von Antikörpern,       tet und untersucht, ob es Hinweise auf die     ben. Ist etwas nicht in Ordnung, teilt das der
die gegen körperfremde Blutzellen gerichtet     Geschlechtskrankheit Syphilis gibt. Auch ein   Blutspendedienst dem Spender über seinen
sind und bei Bluttransfusionen gefährliche      HIV-Test auf eine Infektion mit der Immun-     Hausarzt mit. Die Blutspende wird deshalb
Zwischenfälle verursachen könnten. Weitere      schwächekrankheit AIDS wird durchgeführt.      auch zu einer Gesundheitskontrolle.
15

                                                                                      Blutspende – was passiert
                                                                                      mit meinem Blut?
                                                                                      www.youtube.com/watch?v=_L_hfP5FDJI

          Kreuzprobe                             Bedside-Test
          Im Krankenhaus wird als erstes         Zur Sicherheit wird am Patien-
          eine Kreuzprobe gemacht. Dazu          tenbett noch einmal ein Bed-
          wird die Blutspende in einem           side-Test gemacht. So soll jede
          Teströhrchen mit dem Blut des          Möglichkeit einer Verwechslung
          Empfängers vermischt, um zu            von Blutkonserven ausgeschlos-
          prüfen, ob sie zum Blut des            sen werden. Dabei wird die
          Spenders passt. Das ist sehr           Blutgruppe des Patienten mit
          wichtig, sonst kann es lebens-         der Blutgruppe der verwende-
          gefährlich werden. Vertragen           ten Blutkonserve verglichen. Es
          sich Blutspende und Blut des           könnte ja sein, dass ein Bote aus                                Empfänger
          Empfängers, so passiert bei            Versehen eine falsche Blutkon-
          dem Test nichts. Sollte es wider       serve zum Patienten gebracht
          erwarten nicht passen, würde           hat. Erst wenn dieser Test in
          die Probe verklumpen oder              Ordnung ist, darf die Konserve
          sogar zerstört werden.                 zum Patienten.

EINE BLUTSPENDE HILFT VIELEN
Täglich werden in Deutschland Tausende Blutpräparate für die
verschiedensten Patientinnen und Patienten benötigt.

Alle Blutspenden werden vollständig verar-       getrennt und anschließend in einen anderen       lange haltbar. Weiße Blutzellen und Blutplätt-
beitet. Der Empfänger erhält nur noch jene       Beutel übergeleitet. Aus den Blutzellen wer-     chen sind kurzlebig. Sie müssen innerhalb
Blutbestandteile, die er zur Heilung benötigt.   den dann Konzentrate von roten Blutzellen        weniger Stunden oder Tage nach der Spende
Damit lassen sich unerwünschte Nebenwir-         (Erythrozyten), weißen Blutzellen (Leukozyten)   übertragen werden. Blutplättchen z. B. sind
kungen weitgehend vermeiden. Vor allem           und Blutplättchen (Thrombozyten) hergestellt.    nur bis zu 120 Stunden lagerbar – bei Raum-
aber wird so eine bessere Ausnutzung des         Das Blutplasma wird tiefgefroren und später      temperatur und unter ständiger gleichmäßi-
kostbaren Spenderblutes erreicht. Eine ein-      weiterverarbeitet. Aus dem Plasma gewinnt        ger Bewegung. Konzentrate von roten Blut-
zige Blutspende hilft in der Regel mehre-        man verschiedene Bestandteile, vor allem         zellen können wenige Wochen im Kühlraum
ren Menschen. Zuerst wird durch Zentri-          wertvolle Eiweiße, Stoffe zur Blutgerinnung      bei vier Grad Celsius aufbewahrt werden. Die
fugieren die leichtere Blutflüssigkeit – das     und Abwehrstoffe gegen Krankheitserreger.        Bestandteile aus dem Blutplasma dagegen
Blutplasma – von den schwereren Blutzellen       Nicht alle dieser Blutbestandteile sind gleich   sind sehr viel länger haltbar.
16                                                    ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE

            Ohne die
         Helfer geht
         gar nichts
Blut spenden ist ohne die
 vielen freiwilligen Helfer
überhaupt nicht denkbar.
    Sie sorgen dafür, dass
  uns allen im Notfall das
  lebensrettende Blut zur
          Verfügung steht.

                                                                                                                                               Auch der Blut-
                                                                                                                                               spendedienst
                                                                                                                                               des DRK macht
                                                                                                                                               Werbung, um die
                                                                                                                                               Versorgung mit
                                                                                                                                               Spenderblut zu
                                                                                                                                               sichern.

In der Bundesrepublik Deutschland                      des Roten Kreuzes darf mit Blut kein                        ärztliches Hilfspersonal, Laborkräfte, Kaufleu-
wurde der erste Blutspendedienst des                   finanzieller Gewinn gemacht werden und                      te, Techniker und Verwaltungsfachleute) sind
Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im                       Blut darf nicht zur Handelsware wer-                        im Deutschen Roten Kreuz für die Blutver-
Jahr 1952 gegründet. Heute gibt es ein                 den. Jährlich werden mehr als 40.000                        sorgung der Bevölkerung in Deutschland
flächendeckendes Netz von Blutspen-                    Blutspendeaktionen, überwiegend durch                       hauptberuflich tätig. Unterstützt werden die
dediensten, das die Krankenhäuser rund                 mobile Teams, durchgeführt. Dabei sind                      Blutspendedienste durch Bereitstellung von
um die Uhr mit Blut versorgt. Das Rote                 über 200.000 ehrenamtliche Helferinnen                      Räumlichkeiten und Organisationshilfen von
Kreuz unterstützt weltweit das Prinzip der             und Helfer im Einsatz. Mehrere tausend                      Betrieben, Schulen, Verwaltung sowie kos-
unentgeltlichen Blutspende. Nach Ansicht               Mitarbeiter (Ärzte, Chemiker, Biologen,                     tenlose Spendenaufrufe in den Medien.

Motive für soziales Engagement                                                                                     Mehr junges Blut!
Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11012, 2013                                                               Blut spenden kann man von 18 bis 72
                                                                                                                   Jahren. Weil sich der Altersaufbau der Be-
                                                 Angaben in Prozent                                                völkerung verändert, bereitet das Probleme.
Ich engagiere mich …
                                                  Das steht für mich Das spielt auch      Das spielt     Keine
                                                                                                         Angabe
                                                                                                                   Immer mehr Menschen scheiden aufgrund
                                                  im Vordergrund     eine Rolle           keine Rolle
                                                                                                                   ihres Alters aus, immer weniger junge Blut-
…weil es mir
 Freude macht.                                   73                                           22             4 1   spender wachsen nach. Seit Jahren nimmt
                                                                                                                   die Zahl der 18-Jährigen in Deutschland
…weil ich etwas für andere tun,
                                                 54                                  32                 13     1   erheblich ab; dagegen steigt der Anteil
 ihnen helfen möchte.
                                                                                                                   der älteren Menschen und damit auch der
… weil mir der Bereich bzw. die Gruppe, um die
  ich mich kümmere, besonders am Herzen liegt,   49                             33                  18             Blutbedarf. Denn ein Großteil des Blutes wird
 z.B. die Umwelt, Kinder oder ältere Menschen.                                                                     im Rahmen der Behandlung von Krankheiten
… weil ich das Gefühl habe, mit meiner
                                                 44                        39                       16         1   gebraucht, die im Alter zunehmen, wie z. B.
 Tätigkeit etwas zu bewegen.
                                                                                                                   Krebs oder Herz- und Kreislauferkrankun-
… um Leute zu treffen, Kontakte zu                                                                                 gen. Die Blutspendedienste sehen diese
  anderen zu haben.                              41                     41                          17         1
                                                                                                                   Entwicklung mit Sorge. Jeder, der alt genug
…weil in diesem Bereich meine Stärken liegen,
                                                 38                   40                         20            2   und gesund ist, sollte deshalb Blut spenden,
 weil ich das gut kann.
                                                                                                                   für andere, letztlich aber auch für sich selbst.
… weil ich dort gebraucht werde.                 38                   44                            17         2
                                                                                                                   Schließlich kann jeder sehr schnell durch
                                                                                                                   Unfall oder Krankheit selbst betroffen sein!
17

                                                                                                   €
                                                                                                 Kein Geschäft mit Blut!
                                                                                                 Die Blutspendedienste des Roten Kreu-
Die tägliche Lebensrettung                                                                       zes erhalten keine staatlichen Zuschüs-
Tausende von Menschen spenden jährlich ihr wertvolles                                            se, sondern arbeiten gemeinnützig.
                                                                                                 Gewinne dürfen die DRK-Blutspende-
Blut – und retten damit zahlreichen Menschen das Leben.
                                                                                                 dienste als gemeinnützige Einrichtungen
                                                                                                 nicht erzielen. Trotz des unentgeltlichen
Täglich spenden in Deutschland rund 15.000 Menschen Blut, das ergibt jährlich mehr als fünf
                                                                                                 Einsatzes der ehrenamtlichen Helferin-
Millionen Blutspenden! Experten rechnen mit einem steigenden Bedarf aufgrund des medizinischen
                                                                                                 nen und Helfer entstehen Kosten für die
Fortschritts und der steigenden Zahl älterer Menschen, für deren medizinische Behandlung
                                                                                                 Durchführung der Blutspendeaktionen,
Blutpräparate benötigt werden.
                                                                                                 Laboruntersuchungen, Verarbeitung
                                                                                                 und Aufbereitung der Blutspenden zu
Wofür wird mein Blut benötigt?                                                                   Blut- und Blutbestandteilkonserven,
Auch das perfekte medizinische Versorgungssystem ist bei schweren Verletzungen und               Lagerung und Verteilung sowie für For-
lebensbedrohlichen Krankheiten ohne Blut nicht funktionsfähig.                                   schung und Entwicklung. Diese Kosten
                                                                                                 müssen gedeckt und daher den be-
                                                                                                 lieferten Krankenhäusern in Rechnung
Bei Krebserkrankungen                                                                19 %        gestellt werden. Das Rote Kreuz leistet
                                                                                                 mit dem Blutspendedienst eine wichtige
Bei Herzerkrankungen                                                                 16 %
                                                                                                 Aufgabe zur Erhaltung der Gesundheit
                                                                                                 der Bevölkerung, deren Wert mehrere
Bei Magen- und Darmkrankheiten                                                       16 %
                                                                                                 hundert Millionen Euro jährlich beträgt.
Bei Verletzungen aus Straßen-, Sport-,
                                                                                     12 %
Berufs- und Haushaltsunfällen
                                                                                                 Eine Blutspende muss immer freiwillig
Bei Leber- und Nierenkrankheiten                                                     6%
                                                                                                 sein. Auf den Spender darf kein Druck
                                                                                                 ausgeübt werden. Es muss über alle
Bei Blutarmut und Blutkrankheiten                                                    5%
                                                                                                 Risiken aufgeklärt werden, die mit der
Bei Komplikationen bei Geburten                                                      4%          Blutentnahme zusammenhängen;
                                                                                                 Gesundheit und Sicherheit müssen
Bei Knochen- und Gelenkkrankheiten                                                   4%          ständig im Auge behalten werden. Ein
                                                                                                 finanzieller Nutzen darf weder für den
Weitere Einsatzgebiete                                                               18 %        Spender noch für denjenigen ein Be-
                                                                                                 weggrund sein, der für die Blutentnah-
                                                                                                 me zuständig ist. Bei der Blutspende
                                                                                                 darf keine nachteilige Unterscheidung
Blutversorgung in Deutschland                                                                    aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Staats-
                                                                                                 angehörigkeit oder Religion gemacht
                                                                                                 werden.
                                                       Das Blutspendewesen in der
                                                       Bundesrepublik Deutschland
                                                       besteht im Wesentlichen aus
                                                                                                    §

                75
                                                       den Blutspendediensten des
                                                       Deutschen Roten Kreuzes.
                                                                                                 Streng kontrolliert
                                                                                                 Sämtliche Produkte, die aus den
         ca.                                                                                     Blutspenden hergestellt werden, sind
   Das Blutspendewesen                                                                           Arzneimittel und unterliegen dem
   des DRK deckt drei Viertel                                                                    Arzneimittelgesetz. Ein Gesetz regelt
   des Gesamtbedarfs an Blut-                                                                    seit 1998 genau, wie die Blutspende,
   spenden in Deutschland.                             Berlin              Hamburg               die Aufarbeitung des Blutes und auch
                                                                                                 eine Bluttransfusion ablaufen müssen.
                                                                                                 Oberstes Gebot ist die Sicherheit, alle
                In Deutschland sind knapp 5 Millionen                                            Vorgänge werden genau dokumen-
                                                                                                 tiert und es muss immer nach den
                Blutspenden pro Jahr erforderlich.                                               modernsten Qualitätsstandards gear-
                Dies entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Berlin und Hamburg zusammen.      beitet werden.
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           Die Blutspendedienste als Arbeitgeber

           Blutspendetermine (wie dieser in Schweinfurt) bringen viele Bewerber auf den
           Gedanken, die Blutspendedienste auch als Arbeitgeber in Betracht zu ziehen.
           Hier ist die Auswahl der Berufsfelder groß.

        Medizinische                                      Service und                                  Produktion und
           Berufe                                        Organisation                                     Logistik

Arbeitgeber für die Zukunft

Die Blutspendedienste des Roten Kreuzes sind vielseitige Arbeit-          zu ermöglichen, verstehen sie sich dementsprechend als Organisa-
geber und Ausbildungsbetriebe. Neben den klassischen medizini-            toren, medizinisches Großlabor, pharmazeutisches Unternehmen,
schen Berufen werden ebenso Menschen mit einem kaufmänni-                 Logistiker und Dienstleister. Bundesweit organisiert das Deutsche
schen oder logistischen Hintergrund benötigt. Konkret beschäftigen        Rote Kreuz jährlich bis zu 40.000 Blutspendetermine. Insgesamt
die Dienste Ärztinnen und Ärzte, medizinische Fachkräfte, Kraft-          beschäftigen die Blutspendedienste in ganz Deutschland zur Zeit
fahrpersonal sowie kaufmännische Angestellte. Um Blutspenden              etwa 5.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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                       AB 01
                       Ethischer Kodex für Blutspende
                       und Bluttransfusion

                       Die Blutspende soll unter allen Umständen freiwillig und unbezahlt erfolgen. Gutscheine von
                       geringem Wert, Erfrischungen und die Erstattung der angefallenen Reisekosten sind mit der
                       Definition der freiwilligen unbezahlten Blutspende vereinbar. Der Spender sollte sein Einver-
                       ständnis zur Spende von Blut und Blutkomponenten und deren anschließende Verwendung
                       durch den Blutspendedienst geben. Auf den Spender soll kein Zwang ausgeübt werden.

                       Ethischer Kodex der Internationalen Gesellschaft für Blutspende und Bluttransfusion:

                           1   Profitstreben soll nicht die Grundlage für die Errichtung und den Betrieb
                               eines Blutspendedienstes sein.

                           2   Der Spender soll auf die Risiken, die im Zusammenhang mit der Blutspende
                               auftreten, hingewiesen werden. Die Gesundheit des Spenders und seine
                               Sicherheit müssen geschützt werden.

                           3   Die Anonymität zwischen Spender und Empfänger ist, außer in besonderen
                               Situationen, zu gewährleisten und die Vertraulichkeit der Spender-
                               informationen zu garantieren.

                           4   Der Spender soll verstehen, welche Risiken anderen durch die Spende
                               infektiösen Blutes entstehen, und sich seiner ethischen Verantwortung
                               gegenüber dem Empfänger bewusst sein.

                           5   Die Blutspende darf keine Diskriminierung jeglicher Art, einschließlich
                               Geschlecht, Rasse, Nationalität oder Religion beinhalten. Weder der
                               Spender noch der potenzielle Empfänger hat das Recht, die
                               Durchführung solch diskriminierender Handlungen zu fordern.

                           6   Das Blut muss unter der Gesamtverantwortung eines entsprechend
                               qualifizierten, registrierten Arztes gesammelt werden.

                           7   Die gesamte Vollblutspende soll in Übereinstimmung mit den sachgerecht
                               festgelegten und international akzeptierten Standards erfolgen.

                           8   Spender und Empfänger sollen informiert werden, wenn auffällige Befunde
                               erhoben wurden.

                           9   Blut ist öffentlicher Besitz und der Zugang soll nicht beschränkt sein.

                       10      Verschwendung soll vermieden werden, um die Interessen aller potenziellen
                               Empfänger und der Spender zu sichern.

                       AB 01       //   Aufgabenstellung             // Schreibe aus dem Kodex drei Forderungen
                                                                        auf, die dir besonders wichtig erscheinen!
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     AB 02
     Die Aufgaben des Blutes

     Schon in der Antike wusste man, dass das Blut eine           Blutplättchen (Thrombozyten) und einer flüssigen Phase,
     äußerst wichtige Funktion für den Körper hat, ohne aber      dem Plasma mit den Plasmaeiweißen, zusammen. Die
     seine genaue Bedeutung zu kennen. Heute werden               Blutzellen werden im Knochenmark produziert. Jede
     die Entstehung sowie die Bestandteile und Funktionen         Sekunde werden dort etwa zwei Millionen neuer Zellen
     des Blutes wesentlich besser verstanden. Blut setzt          gebildet. Diese sogenannten Stammzellen teilen sich und
     sich aus festen Bestandteilen, wie den roten Blutzellen      entwickeln sich dann zu Blutplättchen und zu roten und
     (Erythrozyten), den weißen Blutzellen (Leukozyten), den      weißen Blutzellen mit ihren Unterformen.

     Der Blutkreislauf
     Als Blutkreislauf bezeichnet man den Weg, den das            Gefäßsystem (Arterien, Venen, Kapillaren) und steht über
     Blut im Körper zurücklegt. Der Blutkreislauf ist ein ge-     das Kapillarsystem mit allen Organen in Verbindung. Blut
     schlossenes System. Von entscheidender Bedeutung             erfüllt unzählige, lebenswichtige Funktionen im menschli-
     für das Funktionieren des Blutkreislaufes ist das Herz,      chen Körper, wobei der Transport von Sauerstoff und an-
     es pumpt bis zu 15.000 Liter Blut pro Tag durch das          deren lebenswichtigen Stoffen die Hauptfunktion darstellt.

     Gastransport (Atmungsfunktion)                               Pufferfunktion
     In den Lungen nimmt das Blut Sauerstoff auf und trans-       Durch das Blut wird das lebensnotwendige Säure-Base-
     portiert ihn über die Arterien zu den Zellen des Körpers;    Gleichgewicht aufrechterhalten und eine Übersäuerung
     gleichzeitig wird im venösen Kreislauf das Abbauprodukt      des Körpers verhindert. Der pH-Wert des Blutes beträgt
     der Atmung – das Kohlenstoffdioxid – durch das Blut zu       im Mittel 7,38 bis 7,41; Werte unter 7,0 (Azidose) oder
     den Lungen transportiert, von wo es den Körper über die      über 7,8 (Alkalose) führen rasch zum Tod durch Atem-
     Atemluft wieder verlässt.                                    oder Kreislaufstillstand.

     Nährstofftransport                                           Temperaturregelung
     Das Blut transportiert wichtige Nährstoffe wie Eiweiße,      Das Blut transportiert die Wärme durch den Körper und
     Kohlenhydrate, Vitamine und Fette zu den einzelnen           schafft so einen Wärmeausgleich. Durch seine große Wär-
     Zellen und versorgt diese mit den notwendigen Stoffen.       mekapazität trägt es zur Aufrechterhaltung der Körper-
                                                                  temperatur bei und hält alle lebenswichtigen Organe auf
     Informationsfunktion                                         einer konstanten Temperatur von ca. 37 Grad.
     Besonders wichtig ist auch der Transport von Hormonen
     durch das Blut. Sie dienen als Botenstoffe (wie beispiels-   Abwehrfunktion
     weise das Adrenalin), durch die wichtige Informationen       Mit den weißen Blutzellen wehrt das Blut Krankheitserre-
     im Körper übermittelt werden und zum Beispiel eine           ger ab. Die weißen Blutzellen produzieren spezifische
     Alarmbereitschaft ausgelöst werden kann.                     Antikörper, um den Körper gegen Erreger zu immunisieren.

     Spülfunktion                                                 Schutzfunktion (Blutgerinnung)
     Zur Reinigung des Körpers werden Schad- und Abfall-          Die im Plasma zirkulierenden Eiweißstoffe und die Blut-
     stoffe von den einzelnen Organen zu den verschiedenen        plättchen sind in der Lage, Verletzungen der Gefäßwand
     Ausscheidungsorganen, wie z. B. den Nieren, befördert.       sehr schnell und zuverlässig zu reparieren.
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AB 02     //   Aufgabenstellung          // Notiere die zugehörige Funktion!

Aufgabe des Blutes                          Funktion

        Verteilung von Nährstoffen
  1
        und Hormonen im Körper

        Transport von Sauerstoff
  2
        und Kohlenstoffdioxid

  3     Säure-Base-Gleichgewicht

  4     Inaktivierung von Fremdkörpern

  5     Gerinnung von Blut

  6     Ausscheidung von Abfallstoffen

        Aufrechterhaltung der
  7
        Körpertemperatur
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     AB 03
     Aufbau und Inhaltsstoffe

     Fünf bis sechs Liter Blut fließen durch den Körper        Unser Blut enthält wesentlich mehr Bestandteile als
     eines erwachsenen Menschen. Das sind etwa sieben          nur die roten Blutzellen, deren scheibenartige Form
     bis acht Prozent des Gesamtgewichts. Das Blut             jeder von uns schon einmal auf irgendeiner Abbildung
     erreicht jede noch so entlegene Region des Körpers,       gesehen hat und die dem Blut seine charakteristische
     von den Haarwurzeln auf dem Kopf bis hinab zu den         Farbe verleihen. Schon der griechische Arzt Hippokra-
     Zehenspitzen. Es transportiert Gase wie Sauerstoff        tes beobachtete im 4. Jahrhundert vor Christus, dass
     und Kohlenstoffdioxid sowie Nährstoffe und Abfall-        sich Blut durch Senkung in drei Schichten trennt, wenn
     stoffe. Die Blutgefäße ziehen sich wie ein riesiges       man es im Messkolben stehen lässt. Die unterste und
     Straßennetz durch den ganzen Körper; alle mensch-         schwerste Schicht macht etwa 45 Prozent des Gesamt-
     lichen Blutgefäße zusammen sind über 100.000              volumens des Blutes aus. Sie enthält die roten Blutzellen,
     Kilometer lang. Motor des Systems ist das Herz; es        die auch Erythrozyten genannt werden. Darauf folgt eine
     pumpt das Blut durch den ganzen Körper. Die Blutge-       dünne Mittelschicht, die aus den weißen Blutzellen, den
     fäße, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen wegfüh-       Leukozyten, und den Blutplättchen, den Thrombozyten,
     ren, heißen Arterien. Venen führen das sauerstoffarme     besteht. Darüber steht die klare wässrige, blassgelbe
     Blut zum Herzen zurück.                                   Oberschicht, das sogenannte Blutplasma.

     Die roten Blutzellen, auch Erythrozyten genannt, ent-     Die Blutplättchen, auch als Thrombozyten bezeich-
     halten den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, mit            net, sind eher Zellbruchstücke als ganze Zellen. Sie
     dessen Hilfe sie Sauerstoff von der Lunge zu allen        besitzen keinen Zellkern, sind flach und unregelmäßig
     Körpergeweben (z. B. den Muskeln oder den Organen)        rundlich geformt und viel kleiner als die roten und weißen
     transportieren. In den Körpergeweben wird der Sauer-      Blutzellen. Sie haben aber eine sehr wichtige Aufgabe:
     stoff zur Energiegewinnung verbraucht. Dabei entsteht     Nach Verletzungen tragen sie wesentlich dazu bei, dass
     Kohlenstoffdioxid als Abfallprodukt. Es wird von den      die Blutungen gestoppt werden. Die Lebensdauer der
     roten Blutzellen wieder zurück zur Lunge transportiert    Thrombozyten beträgt zwischen fünf und zwölf Tagen.
     und dort mit der Atmung ausgeschieden.                    Ihr Abbau erfolgt in Milz, Leber und Lunge.

     Die weißen Blutzellen sind in weitaus geringerer Zahl     Das Blutplasma, das mehr als die Hälfte des Blutvolu-
     enthalten. Sie werden unterteilt in Lymphozyten, Mono-    mens ausmacht, besteht zu über 90 Prozent aus Was-
     zyten und neutrophile, eosinophile und basophile Leuko-   ser. Darin vorhanden sind eine Vielzahl weiterer Substan-
     zyten. Als ein Teil unseres Immunsystems haben sie die    zen wie zum Beispiel Salze, Eiweißstoffe, Fette, Zucker,
     Hauptaufgabe, unseren Körper vor Krankheitskeimen         Mineralstoffe oder Vitamine, Hormone oder Gerinnungs-
     und Schadstoffen zu schützen.                             faktoren, die allesamt lebenswichtige Aufgaben haben.
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 AB 03    //   Aufgabenstellung // Notiere die Bestandteile des Blutes und deren Aufgabe!

                                            Bezeichnung & Aufgabe

                                             1

ANTEIL im Blut

100 %

                                             2

80 %

60 %

40 %
                                             3

20 %

  0%

                                             4
24   Experimente auf YouTube:           ZEITBILD WISSEN . BLUT & BLUTSPENDE
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     AB 04
     Hämoglobin und DIE O2                              CO2 Affinität

     Als Hämoglobin (Hb) bezeichnet man den eisenhaltigen          an. Den Vorgang bezeichnet man als Oxygenierung. Die
     roten Blutfarbstoff in den roten Blutzellen (Erythrozyten).   Neigung des Hb-Moleküls, Sauerstoff zu binden, wird
     In 100 ml Blut befinden sich zirka 15 g Hämoglobin. Rote      als O2-Affinität bezeichnet. Die Affinität des Hb-Moleküls
     Blutzellen benötigen das Hämoglobin hauptsächlich für         zum giftigen Kohlenstoffmonoxid (CO) ist 200- bis
     den Transport von Sauerstoff (O2) und Kohlenstoffdioxid       300-mal höher als zum Sauerstoff. Der lebensnotwen-
     (CO2). Die Hämoglobin-Konzentration in einer roten Blut-      dige Sauerstoff wird verdrängt, die Zellen erhalten dann
     zelle beträgt ca. 35 Prozent und ist somit die höchste        keinen oder viel zu wenig Sauerstoff und sterben ab.
     Konzentration eines Eiweißmoleküls in einer Zelle des
     menschlichen Organismus.                                      Bei nur 0,1 Prozent Kohlenstoffmonoxid in der Atemluft
                                                                   ist das Hämoglobin bereits zur Hälfte mit diesem ge-
     Das Hämoglobin besteht aus vier Untereinheiten. Es            ruchlosen Gas beladen. Kohlenstoffmonoxid entsteht bei
     setzt sich zusammen aus vier Eiweißketten (Globin) und        unvollständigen Verbrennungsprozessen, zum Beispiel
     vier Häm-Molekülen. Jede Untereinheit kann ein O2-            bei schlecht ziehenden Öfen. Auch Auspuffgase enthal-
     Molekül binden. In den Bindestellen lagert sich O2 lose       ten Kohlenstoffmonoxid. Eine Erhöhung des Anteils von
     an ein zweiwertiges Eisenion (Fe2+) der Häm-Gruppe            Kohlenstoffmonoxid auf 70-80 Prozent im Blut ist tödlich.

              Zellart/Umschreibung		                     Normwert Männer		                       Normwert Frauen

             Hämoglobin (Hb)
         1   roter Blutfarbstoff, bindet                       14 -18 g/dl                            12-16 g/dl
             Sauerstoff und Kohlendioxid

             Hämatokrit (HK, HKT)
         2   Anteil der Blutzellen am 		                0,38 - 0,52 (= 38-52 %)		                 0,36 -0,46 (= 36 - 46 %)
             Gesamtblut, die Blutdicke

     Ein erniedrigter Hämoglobin- oder auch Hämatokritwert kann hinweisen auf:

     •   Blutarmut (Anämie)
     •   Eisenmangel
     •   Blutung (z. B. Menstruation)
     •   Mechanische Zerstörung der roten Blutzellen (z. B. bei künstlichen Herzklappen)
     •   Zu viel Flüssigkeitszufuhr (z. B. durch Infusionen)

     Ein erhöhter Hämoglobin- oder auch Hämatokritwert kann hinweisen auf:

     • Flüssigkeitsverlust
     •  Vermehrung der roten Blutzellen, z. B. durch Sauerstoffmangel
     • Überschießende Bildung von Blutzellen im Knochenmark
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AB 04    //   Aufgabenstellung      // Beantworte die Fragen.

 1   Erkläre O2- Affinität!

 2   Wozu braucht der Mensch Eisenionen?

 3   Warum ist Kohlenstoffmonoxid in der Atemluft gefährlich?
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     AB 05
     UNSPEZIFISCHE Immunabwehr: Die erste Abwehrreihe

     Hunderte von Bakterien finden sich in einem Kubikmeter       in den Körper, geben die infizierten Zellen des Körpers
     Stadtluft, ein Kubikmeter Straßenstaub enthält etwa zwei     Botenstoffe ins Blut ab. Hierdurch werden die Leukozyten
     Millionen Mikroorganismen und Zehntausende Bakterien         (weiße Blutzellen) alarmiert. Die Fremdkörper tragen auf
     befinden sich auf der menschlichen Haut – zum Beispiel       ihrer Oberfläche bestimmte Substanzen – die Antigene.
     auf den Fingerspitzen. In einer Umwelt, die unzählige        Anhand dieser Antigene erkennen die Leukozyten, dass
     mögliche Krankheitserreger enthält, braucht der mensch-      sie es mit körperfremden Eindringlingen zu tun haben, und
     liche Organismus ein gut funktionierendes Abwehrsys-         beginnen gezielt, diese Eindringlinge zu bekämpfen.
     tem. Wie wehrt sich der Körper erfolgreich gegen dieses
     tagtägliche Bombardement von Krankheitserregern?             Eine besondere Form der Leukozyten sind die Riesen-
     Einen ersten Schutz gegen das Eindringen in den Körper       fresszellen (Makrophagen). Es sind bewegliche Zellen,
     bildet die unverletzte Haut. Abwehrfunktion haben aber       die lediglich einen Zellkern besitzen. Sie verlassen die
     auch die Schleimhäute im Körperinneren: Der Nasen-           Blutbahn, umschlingen die Fremdkörper und verdauen
     schleim zum Beispiel enthält ein Enzym, das Bakte-           sie anschließend. Der Vorgang wird als Phagozytose (alt-
     rienwände zerstört. Die Magensäure im Magen tötet            griechisch phagein „fressen“ und cýtos „Zelle“) bezeich-
     eingedrungene Mikroorganismen ab. Diese natürlichen          net. Dabei werden Antigene der Krankheitserreger in die
     Schranken können normalerweise nur schwer von                Oberfläche der Riesenfresszellen eingebaut und somit
     Krankheitserregern überwunden werden. Man bezeich-           die Information, um welche Krankheitserreger es sich
     net diese Schranken auch als erste Abwehrfront des           handelt, an weitere, spezielle Abwehrzellen, die T-Zellen,
     Körpers.                                                     weitergegeben. Diese T-Zellen aktivieren dann das ge-
                                                                  samte Abwehrsystem des Körpers, man nennt sie daher
     Gelangen Krankheitserreger in den Körper, wird sofort eine   auch T-Helferzellen. An der Bekämpfung der Fremdkör-
     Reihe von angeborenen Abwehrmechanismen in Gang              per sind außerdem noch weitere Abwehrzellen beteiligt,
     gesetzt – die unspezifischen und die spezifischen Abwehr-    wie die neutrophilen Granulozyten und die Monozyten.
     reaktionen. In der Fachsprache bezeichnet man dies als
     Immunabwehr. Die unspezifische Abwehrreaktion richtet        Die hier beschriebenen Vorgänge der Immunabwehr sind
     sich gegen alle „Fremdlinge“ im Körper. Sie ist angeboren    die erste Abwehrreaktion des Körpers. Weil dieses Ab-
     und tritt bei Infektionen als Erstes in Aktion. Gelangen     wehrsystem auf alle körperfremden Stoffe reagiert, wird
     Krankheitserreger wie zum Beispiel Viren oder Bakterien      es auch als unspezifisches Abwehrsystem bezeichnet.

     AB 05    //   Aufgabenstellung              // Beantworte die Fragen.

      1    Was bedeutet die unspezifische Abwehrreaktion?

      2    Erkläre den Begriff „Antigen“!

      3    Zu welcher Form der Blutzellen gehören die Makrophagen?

      4    Wie wirken die Makrophagen?
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