WEITBLICK magazin - Die Entdeckung der Achtsamkeit Warum Stress kein Statussymbol ist - m:con - mannheim:congress GmbH

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magazin                                            Ausgabe 1|19

WEITBLICK

    Die Entdeckung der Achtsamkeit
    Warum Stress kein Statussymbol ist    ab Seite 6

    Digital Detox
    Leben Unplugged                      ab Seite 12

    Dieses Kribbeln im Kopf
    Umdenken für ein besseres Leben      ab Seite 18
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2019

4.
MI 29.05. NENA
DO 30.05. ANDREAS BOURANI
              + BENGIO

SA 01.06. SKA-P ++ SONDASCHULE
                   MAL ÉLEVÉ + JAYA THE CAT

SO 02.06. EULE FINDET
          DEN BEAT HEIDELBERG
MI 05.06. STATUS QUO
FR 07.06. NAMIKA & JORIS
FR 14.06. 9. MAIFELD DERBY
    -     THE STREETS › HOT CHIP › FABER
          VON WEGEN LISBETH › TOCOTRONIC
SO 16.06. MADRUGADA › PARCELS › UVM.
DI 18.06. POWERWOLF MAJESTY   AMARANTHE
                                  +
                                  +

MI 19.06. CYPRESS HILL
FR 21.06. MIDNIGHT OIL
MANNHEIM - MAIMARKTGELÄNDE
TICKETS: WWW.DELTA-KONZERTE.DE
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Mit dem "Ministerium für Glück und Wohlbefinden" rief Gina Schöler ein inter-
aktives Kunstprojekt ins Leben, das die Deutschen dazu bewegen will, wieder
mehr darüber nachzudenken, was sie glücklich macht. Wohlbefinden statt
Wohlstand. Seinen Ursprung hat das Ministerium für Glück an der Hochschule

                                                                                                                       Vorwort
Mannheim, wo Gina Schöler sich an der Fakultät für Gestaltung im Master-
studiengang Kommunikationsdesign mit dem Zweig Marken-Management,
Kampagnenbildung und Brand Identity befasste. In Schölers Workshops geht
es im Wesentlichen um drei Fragen: Was macht uns glücklich? Was muss sich
ändern? Was können wir dafür tun? www.ministeriumfuerglueck.de

Macht man halt so.
Kennen Sie diesen Satz? Vielleicht aus Ihrer Kindheit, dem Arbeitsumfeld oder ist es sogar ein eigener Glaubenssatz?

Seit ich denken kann, bin ich gegen diese Einstellung in gewisser Weise allergisch. Immer wenn ich diese oder
andere Aussagen wie „Das war schon immer so“ höre, macht es bei mir Klick und ich denke mir: Jetzt erst recht!
Wie kann es anders gehen? Welche Möglichkeiten, Verrücktheiten und vermeintliche Utopien gibt es noch, die
genau dieses festgefahrene Denken auf den Kopf stellen? Das kann durchaus provozieren, aus dem Konzept brin-
gen und zum Nachdenken anregen – aber genau das brauchen wir heutzutage mehr denn je! Menschen, die mit
neuen Gedanken raus in die Welt gehen, Werte vertreten, Haltung zeigen, lösungsorientiert agieren und andere
damit mitreißen, motivieren, begeistern und dazu anstiften, ebenso etwas zum Positiven hin zu verändern.

Und denken Sie an das so treffende Zitat von Mark Twain: „Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als
Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“
Schon von der Evolution her sind wir so geprägt, immer wieder Neues auszuprobieren, mutig zu sein, neue Wege
zu gehen, Probleme zu lösen und um die Ecke zu denken. Sonst wäre die Menschheit schließlich nicht dort, wo
sie heute ist. Nur scheinen wir etwas festzustecken in unserem Daily Business und uns zu oft um uns selbst zu
drehen. So bekommen wir im Hamsterrad eher einen Drehwurm als wirkliche Fortschritte zu machen und diese
sind dringend nötig! Klar kann man auf den ausgetretenen Pfaden bleiben, es ist ja auch sicher dort – in unserer
Komfortzone – nur wird man dort nichts Neues entdecken, kein Abenteuer erleben und die Welt nicht verändern.

Umdenken kann so viel Spaß machen! Probieren Sie es doch einfach mal aus! Wie? Da sind der Fantasie keine
Grenzen gesetzt und es ist jeden Tag möglich, die eigenen Scheuklappen abzulegen, den Autopiloten ausschal-
ten und etwas auszuprobieren!
Widersetzen Sie sich frech der „Ja, aber“-Fraktion und lassen Sie keine Ausreden gelten, warum etwas nicht
funktionieren kann. Veränderung beginnt immer bei einem selbst und am besten in kleinen Babysteps. Seien
Sie kreativ und starten Sie Experimente und Abenteuer im Alltag – mit einem Funkeln in den Augen und einem
Lächeln im Gesicht. Sie werden sehen, wie nachhaltig das etwas mit Ihnen und den Menschen in Ihrem Umfeld
macht – vor allem glücklich.

Und Glück hat ja vermeintlich Nebenwirkungen. Lassen Sie sich überraschen und denken Sie an die Worte von
Astrid Lindgren: „Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!“

Gina Schöler, Glücksministerin

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Umdenken.
                                                Als wir, die Redaktion, sich Gedanken zum Kernthema der neuen Ausgabe
                                                unseres Kundenmagazins „Weitblick“ machten, kamen wir alle überein-
                                                stimmend sehr schnell zum Thema „neu denken“. Es fielen Schlagworte
                                                wie „umdenken“, „Komfortzone verlassen“, „über den Tellerrand schauen“
                                                oder „Horizont erweitern“. Mitten in dieser Diskussion musste ich an ein
                                                Buch denken, das ich seit vielen Jahren im Regal habe und in regelmäßigen
                                                Abständen immer wieder hervorhole.

                                                „Das hier ist Wasser“ von David Foster Wallace. Das Buch hat gerade mal
                                                knapp 40 Seiten und der Autor nannte es „eine Anstiftung zum Denken“.
                                                Der Text war eine Rede vor Absolventen des Kenyon College. Er befasst sich
                                                nicht mit Karriere oder Aufstiegschancen, mit Geld oder beruflichen Struk-
                                                turen. Sondern damit, wie man Gewohnheiten und Einstellungen durchbre-
                                                chen kann. Wie man Dinge sinnvoll hinterfragt und wie man aufhört ständig
                                                um sich selbst zu kreisen. Es ist ein Aufruf zu mehr Empathie.

    Inhalt                                      Wir haben mit dieser Ausgabe des Weitblicks sicher nicht versucht, Foster
                                                Wallace nachzuahmen oder zu übertreffen. Aber es ist eine ähnliche Idee,
                                                die dahintersteht: Bestehendes nicht einfach hinzunehmen und wieder
                                                lernen zu denken und zu hinterfragen.
    Vorwort                                 3
    Die Entdeckung der Langsamkeit          6   Wir wünschen Ihnen, unseren Lesern, viel Vergnügen bei der Lektüre, einige
    Dieses Kribbeln im Kopf                12   Denkanstöße und vielleicht die ein oder andere Idee.
    Ein Land denkt um.
    Innovationsstandort Deutschland.       18   Marion Treu • Leiterin Unternehmenskommunikation
    Jetzt retten wir die Welt              20
    Digital Detox                          26
    News und Events                        30
    In der Garderobe mit Jan Ammann        36
    Hier zwitschert das Team / Impressum   38

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Die Entdeckung                                                                                                         Grob lassen sich
                                                                                                                       die Stressoren in folgende

der Achtsamkeit
                                                                                                                       Kategorien unterteilen:
                                                                                                                       •   Krisen/ Katastrophen
                                                                                                                           (traumatischer Stress)
                                                                                                                       •   Einschneidende Lebensereignisse
                                                                                                                           (z.B. Heirat, Scheidung)

    Warum Stress kein Statussymbol ist                                                                                 •   Mikrostressoren im Alltag
                                                                                                                           (Daily hassles)
                                                                                                                       •   Umweltstressoren (z.B. Lärm)
                                                                                                                       •   Arbeitsstressoren (z.B. Zeitdruck)

Deadlinedruck. Überbelastung. Zeitmangel.                  Wenn uns die Aufgaben, die vor uns liegen aber wie ein
Verantwortung. Konkurrenzkampf. Fühlen Sie                 unüberwindbarer Berg vorkommen, setzt er ein – der
sich schon gestresst? Oder laufen Sie jetzt erst auf       negative Stress: „Wenn wir die Anforderung als nicht
Hochtouren? Jeder geht anders mit Stress um,               bewältigbar interpretieren, Zeitdruck bei der Arbeit
entgehen können wir ihm dabei alle nicht.                   oder ein Schicksalsschlag, lösen die Stressoren Gefühle
                                                           wie Angst und Hilflosigkeit aus.“, so Vonderlin. „Zudem
„Zunächst können alle Anforderungen in unserer             ist die Intensität der Stressoren ganz unterschiedlich,
Umwelt als potentielle Stressoren wirken – wir             so kann es sehr starke Stressoren geben, die eine Gefahr
sind daher in unserem Alltag ständig mit ihnen             für Leib und Leben darstellen, wie ein Verkehrsunfall,
konfrontiert.“, weiß Ruben Vonderlin. Er ist Psycho-       oder eben kleine, zu Hauf auftretende Alltagsstressoren.“
loge am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in
Mannheim und arbeitet dort als wissenschaftlicher Mit-     Wenn wir Stress empfinden, laufen in unserem Körper
arbeiter am Institut für Psychiatrische und Psychoso-      die gleichen Mechanismen ab wie schon bei unseren
matische Psychotherapie an seiner Promotionsarbeit         Vorfahren: „Stress ist eine sehr hilfreiche Anpassung un-
zum Thema Prävention und Resilienz.                        seres Körpers auf äußerliche Bedrohungen - er bereitet
                                                           sich darauf vor, auf diese Bedrohung zu reagieren. Dies
„Welche dieser potentiellen Stressoren jedoch eine         ist im Kern eine sehr hilfreiche Schutzfunktion, die uns
Stressreaktion bei uns auslöst, ist abhängig von unse-     in unserer evolutionären Vergangenheit das Überleben
rer subjektiven Interpretation. So können Stressoren       gesichert hat und auch heute noch eine wichtige Funk-
durchaus auch positiven Stress auslösen, wenn wir          tion erfüllt – stellen Sie sich vor, sie begegnen einem
diese Anforderung als positive Herausforderung und         wilden Tier. Im Körper werden dann Stresshormone -
als bewältigbar interpretieren, zum Beispiel eine Rede      vor allem Kortisol und Adrenalin - ausgeschüttet, die
 halten oder familiäre Verantwortung übernehmen.           zu einer Aktivierung von Körperfunktionen - zum Beispiel
                                                            erhöhter Puls und stärkere Muskelspannung - führen,
Die Stressoren wirken dann anregend, motivierend           die uns auf Kampf- oder Fluchtverhalten vorbereiten.
und verleihen uns Sinn und Bedeutung.“                     Gleichzeitig werden Körperfunktionen, die in dieser
                                                           Situation nicht benötigt werden, zum Beispiel Appetit
                                                            und Sexualtrieb , heruntergefahren.“

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Stress führt also zu einer Aktivierung des gesamten        Zudem sei die positive Entwicklung zu verzeichnen,
    Körpers, was kurzfristig sogar sehr gesund wirkt.          dass psychische Belastungen ernster genommen
    „Problematisch wird es, wenn die Stressreaktion            werden, psychische Erkrankungen besser und früher
    chronisch anhält, wenn wir also über eine lange Zeit       erkannt werden und die gesellschaftliche Stigmatisie-
    hinweg dauerhaft gestresst sind und keine Pausen zur       rung psychisch Erkrankter abgenommen haben.
    Erholung und Regeneration haben. Langfristiger Stress
    kann dann zu psychosomatischen Beschwerden wie             Hier sind mehr und mehr auch die Arbeitgeber
    Schlafproblemen und Verspannungen führen und das           gefragt, die ihre MitarbeiterInnen bei der Stressbe-
    Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen.“               wältigung unterstützen können. Ruben Vonderlin,
                                                               der Unternehmen zur Burnout Prävention berät,
    Burn-Out ist heute längst keine Managerkrankheit           empfiehlt zwei unterschiedliche Arten der Prävention,
    mehr, auch Berufseinsteiger leiden häufig unter            die Arbeitgeber fördern sollten: Die Verhaltens- und
    Stress und Überforderung. Auf die Frage, ob die „neue      Verhältnisprävention.
    Generation“ weniger belastbar ist, antwortet Von-
    derlin allerdings mit einem klaren „Nein diese Meinung     „Die Verhaltensprävention zielt darauf ab, Personen
    teile ich nicht - Medienberichte und die öffentliche       in einem förderlichen Umgang mit Stress zu schulen.
    Meinung zu solchen Themen sind oft wissenschaft-           Sie ist äußerst effektiv, es gibt gute und wissenschaft-
    lich unbegründet und irreführend. Laut diesen wird         lich abgesicherte Interventionen, um den Umgang
    der Generation Y zum Beispiel oft nachgesagt, dass die     mit Stress zu verbessern. Die klassischen Stressbe-
    Ansprüche und Wünsche, sowie das Streben nach Sinn         wältigungstrainings unterscheiden zwischen drei
    bei der Arbeit stärker ausgeprägt wären als bei vorhe-     verschiedenen Stresskompetenzen: Die instrumen-
    rigen Generationen, was letztlich auch Stress auslösen     telle Stresskompetenz, wirksames Handeln und
    kann. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass diese          evidenzbasiertes Problemlösen, mentale Stress-
    jedoch nicht ausgeprägter sind, als bei anderen Gene-      kompetenz, eigene stressverschärfende Gedanken
    rationen vorher auch.“                                      und Interpretationen erkennen und hinterfragen,
                                                               sowie die regenerative Stresskompetenz, wirksame
    Er führt aus: „Wenn wir uns wissenschaftliche Zahlen        Erholung in längeren Stressphasen, um das Stress-
    zu psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitstagen             level zu senken . In den letzten Jahren haben sich
    anschauen, sehen wir, dass diese in den letzten Jahren     neben den klassischen Interventionsmethoden vor
    stetig zugenommen haben - seit 2007 um 67,5%. Die          allem achtsamkeitsbasierte Verfahren mehr und
    Prävalenzrate von Burnout hat sich in diesem Zeitraum      mehr etabliert – auch am Arbeitsplatz. Stress entsteht
    verdreifacht und mittlerweile geht fast jede zweite        oft daraus, dass wir mit der Vergangenheit hadern
    Frühberentung 42% auf eine psychisch bedingte              oder uns um die Zukunft Sorgen machen, zum Beispiel
    Erwerbsminderung zurück. Die Zahlen haben sich in           die Sorge, wie viel Arbeit an einem Tag auf uns zu-
    der jüngeren und älteren Generation gleich entwickelt,      kommt . Durch Achtsamkeit können wir es schaffen,
    wobei die Arbeitsunfähigkeitstage mit höherem Alter        einen Schritt zurück zu treten und im jetzigen Moment
    zunehmen. Hauptgründe für den Anstieg dieser Statis-       zu sein, um diesen Moment - so wie er ist - anneh-
    tiken sind unter anderem die massive Zunahme von           mend und nicht bewertend wahrzunehmen.“
    Stressoren in der Arbeitswelt in den letzten Jahren:
    Durch Digitalisierung und Globalisierung haben sich        Es gilt also, „auch in stressigen Phasen unserem
    die Arbeitsprozesse stärker verdichtet, sind komple-       Kopf eine Pause gönnen, Zugang zu unseren eigenen
    xer und schneller geworden, Arbeit erfordert immer         Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen und Be-
    größere zeitliche und örtliche Flexibilität und auch die   dürfnissen zu bekommen und aus dem Hier und Jetzt
    Tätigkeitsprofile ändern sich immer schneller.“            heraus effektive Bewältigungsstrategien zu wählen,
                                                               um mit dem Stress umzugehen. Menschen, die Acht-
                                                               samkeit regelmäßig üben – dies haben mittlerweile

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über 100 wissenschaftliche Studien ergeben – fühlen       angehen, um ziel- und werteorientiert zu handeln.
sich selbstbewusster und emotional ausgeglichener,        Des Weiteren sind ein intaktes soziales Netz und die
weniger ängstlich, weniger gestresst. Ihre Konzentrati-   soziale Kompetenz - Fähigkeit, sich variabel soziale
onsfähigkeit ist besser, und auch ihr Immunsystem.“       Unterstützung zu holen oder auch abzugrenzen - sehr       Was tut ein Stressforscher
                                                          wichtig. Nicht zuletzt sollte ich in Stressphasen immer   eigentlich, wenn er selbst gestresst ist?
Die Verhältnisprävention soll äußerliche Stresso-         auch bewusst Raum für Pausen und Erholung
ren bei der Arbeit reduzieren und abbauen und ist         schaffen.“                                                Er bestätigt sich seine Forschungsergebnisse
ebenso wichtig wie die Verhaltensprävention: „Hierzu                                                                im Selbstexperiment:
sollten im Rahmen des betrieblichen Gesundheits-          „Im Stress sein“ kommuniziert zwischen den Zeilen         „Durch meine Forschungsarbeit zum Thema Prävention
managements regelmäßig Gefährdungsanalysen                auch stets Aktivität, Dynamik und Bedeutsamkeit. Ist      habe ich auch begonnen regelmäßig Achtsamkeit zu
durchgeführt und wirksame Maßnahmen abgeleitet            Stress ein Statussymbol, ohne das wir gar nicht mehr      üben. Dadurch habe ich gelernt, mit mehr Gelassenheit
werden, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.“,        leben wollen? Vonderlin mahnt zur differenzierten         durchs Leben zu gehen, eigene automatisierte und kriti-
so Vonderlin.                                             Betrachtung: „Ich denke, es ist wichtig, zwischen einer   sche Gedanken und Gefühle zu bemerken, wohlwollend
                                                          erfüllenden und herausfordernden Arbeit, die pha-         distanziert zu betrachten und komplexe Herausforde-
Er ist überzeugt: „Es gibt zahlreiche Vorteile einer      senweise Stress auslöst, und chronischem Stress, der      rungen Schritt für Schritt anzugehen. Natürlich gibt es
zielgerichteten Gesundheitsförderung für Arbeitgeber.     gesundheitsschädlich wirkt, zu unterscheiden. Erstere     immer wieder Phasen, in denen ich in Stress gerate. Beim
Neben dem Vorbeugen individuellen Leidens der Be-         stellt in vielen Fällen auch ein Statussymbol dar, das    Abschalten und Erholen helfen mir dann vor allem gute
schäftigten lassen sich so aus betriebswirtschaftlicher   ist richtig aber auch nicht neu – das war in vorherigen   Freunde, die Familie und sportliche Aktivität. Ebenso
Sicht auch die Arbeitsunfähigkeitstage und Frühberen-     Generationen auch schon der Fall. Chronischer Stress      sind die Möglichkeit, allein zu sein und Ruhe in der Natur
tungen aufgrund psychischer Belastungen reduzieren        bei der Arbeit, der gesundheitsschädlich wirkt, gehört    zu finden wichtige Faktoren"
und die Produktivität steigern. Außerdem können           aus meiner Sicht nicht zu diesem Statussymbol. Als
dadurch Arbeitsmotivation und Arbeitszufrieden-           Konsequenz daraus sollten wir meiner Meinung nach
heit gefördert werden und auch die Arbeitgeberattrak-     nicht daran arbeiten, die gesellschaftliche Einstellung
tivität nimmt zu.“                                        zur Arbeit zu ändern oder aufbrechen zu wollen, son-
                                                          dern daran, dass die Arbeit gesundheitserhaltend
Wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen                 ausgeführt werden kann und nicht krank macht.“
geschaffen wurden, gilt nach wie vor, dass jeder auch
selbst in der Verantwortung steht, die Stressbelastung
bestmöglich zu bewältigen. Dabei ist nach Vonderlin
vor allem die Förderung der Selbstreflexion und
Selbstwahrnehmung entscheidend:

„Das heißt, die Wahrnehmung zu schulen, welche
Anforderungen speziell für mich besonders belastend
sind und die Fähigkeit, seine eigenen automatisierten          Stressbewältigungs-
Gedanken und Gefühle wohlwollend distanziert zu                seminare …
betrachten. Auch die Fähigkeit, flexibel mit variablen
Anforderungen umgehen zu können, ist wichtig. Dabei            … werden nicht nur über Arbeitgeber
kann es hilfreich sein, den eigenen Handlungsspiel-            angeboten. Es gibt auch ein breites
raum zu analysieren – also was kann ich verändern,             Angebot von Präventionskonzepten
was kann ich nicht verändern. Es gibt immer auch               (nicht nur Stressbewältigung), das von
Dinge, die ich nicht verändern kann, zum Beispiel die          den Krankenkassen angeboten wird.
 Verspätung der Bahn . Sich dies bewusst zu machen             Wer an solchen Schulungsmaßnahmen
und diese Dinge aktiv anzunehmen, kann den                     interessiert ist, sollte sich zunächst bei
Umgang mit ihnen erleichtern und ermöglicht, mich              seiner Krankenkasse erkundigen.
auf die Dinge zu fokussieren, die ich verändern kann.
Diese sollte ich mit einem konkreten Lösungsplan

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Nicola Fritze gilt als eine
                                                                      der auffälligsten Rednerinnen in
                                                                  Deutschland, Österreich und der Schweiz.
                                                              Mit einem unverwechselbar mitreißenden und
                                                           interaktiven Stil gehört sie seit über 10 Jahren zu den
                                                        Top 100 Excellence Speakers. Sie übernahm bereits mit 27
                                                      Jahren als Führungskraft Verantwortung für ihr Team in einem
                                                       Dialogmarketing-Unternehmen. Ihre Erfahrungen im Verkauf
                                                     und als Führungskraft ergänzte sie durch ein berufsbegleitendes
                                                      Aufbaustudium in Organisationspsychologie. 2005 hat sie das
                                                      „Trainer-Casting“ der Bayerischen Akademie für Werbung und
                                                        Marketing gewonnen. Für ihre herausragende Bühnenper-
                                                         formance und ihre dauerhaft guten Feedbacks über ihre
                                                            Vorträge erhielt sie 2010 den 5 Sterne Rednerpreis in
                                                             der Kategorie „Best Performer“, eine der höchsten
                                                                 Auszeichnungen der Rednerbranche. www.
                                                                                 nicolafritze.de

     DIESES KRIBBELN
     IM KOPF Umdenken für ein besseres Leben
             Nicola Fritze sagt, wir Menschen scheuen
             den Wandel. Einerseits ist das menschlich.
             Andererseits zeichnet das Leben Wan-
             del aus – und ist ein Erfolgskonzept. Wie
             motiviert man sich, diesen Wandel aktiv
                                                                Warum und wie müssen Arbeitgeber heute um-
                                                                denken, um auch morgen noch mit ihrer Firma
                                                                erfolgreich zu sein?
                                                                Rasante Technologiesprünge, sich ständig wandelnde
                                                                Ansprüche an die Arbeitswelt und agile Unternehmens-
             anzugehen und zu gestalten? Wie schafft            strukturen fordern nicht nur Umdenken, sondern auch
             man, was man sich vorgenommen hat, an-             die Bereitschaft, kritisch zu hinterfragen, was für das
             statt sich von den guten Vorsätzen schaffen        Unternehmen, seine Produkte bzw. Dienstleistungen
             zu lassen?                                         und für Kunden wirklich sinnvoll ist.
             Sie ermutig dazu, der Mensch zu werden,            Man sollte nicht jeden Hasen jagen, der gerade über
             der man sein möchte – sowohl beruflich als         das Feld getrieben wird. Und bevor etwas Neues an-
             auch privat. Im Interview spricht sie darü-        gepackt wird, heißt es erstmal Kopf und Hände frei be-
             ber, wie dies gelingen kann.                       kommen, indem auch losgelassen wird. Das bewusste

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Loslassen von Strukturen, Glaubenssätzen, Prozessen           gut zuzureden. Sie brauchen Erfahrungen, die ihnen
und Verhaltensweisen ist der erste Schritt im Verände-        Schritt für Schritt ihre Ängste und Unsicherheiten neh-
rungsprozess. Doch das ist einfacher gesagt als getan,        men. Nur wenn Menschen sich verHALTEN, gewinnen
denn da sind auch viele Emotionen im Spiel. Zum Bei-          sie langsam HALT und dann auch eine neue HALTUNG.
spiel Angst, Wut und Unsicherheit, aber auch Neid oder        Hat man dann eine Haltung, die Kreativität ermöglicht,
Revierverteidigung spielen in Veränderungsprozessen           braucht es Zeit, Mut und Neugier, um dann auch auf
eine wichtige Rolle und es müssen Wege gefunden               neue Ideen zu kommen.
werden, damit gut umzugehen. Und zwar nicht nur mit
guten Argumenten auf der sachlichen Ebene, sondern            „Das haben wir schon immer so gemacht.“ – Rou-
besonders auf der emotionalen Ebene. Dabei hilft unter        tine hat viele Vorteile kann manchmal aber auch
anderem eine klare und aufrichtige Kommunikation,             Bremse sein. Wann sollten eingeübte Abläufe neu
aber auch der Mut, sich ehrliches Feedback einzuholen         hinterfragt werden?
und gut zuzuhören.                                            Ja, das stimmt. Routinen machen uns effektiv, geben
                                                              uns Sicherheit und das Gefühl von Kontrolle. In Zeiten
Wie kann jeder einzelne Arbeitnehmer seinen Teil              wie diesen sehnen wir uns genau danach, denn die vie-
dazu beitragen, eine offene Arbeitswelt zu schaffen?          len rasanten Entwicklungen kosten uns auch Kraft und
Verstehen, dass die Arbeitswelt sich in manchen As-           machen uns unsicher. Deshalb ist es nur zu verständ-
pekten verändern muss ist das Eine – Verhalten ist das        lich, dass Menschen sich zuweilen schwertun, Routinen
Andere. Wenn die Chefetage – von der obersten Spitze          aufzugeben. Ich bin auch kein Freund von „immer raus
an – Tag für Tag vorlebt, dass ein anderes Verhalten, ein     aus den Routinen“! Ich halte es für wichtig, Routinen zu
anderes Miteinander möglich sind, dann passiert etwas.        hinterfragen, wenn sie entweder nicht mehr zieldien-
Dann kapieren alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:          lich sind, oder sie uns nicht (mehr) gut tun. Und dann
„Das war nicht nur leeres Gerede. Es bewegt sich              gilt es, neue Routinen zu entwickeln, mit denen wir die
wirklich etwas. Und ich kann mich an meinen Führungs-         alten überschreiben, d.h. die alten Routinen zu verler-
kräften orientieren. Die machen nämlich schon vor,            nen und die neuen zu erlernen. Wichtig ist hierbei, sich
wie es gehen kann“. Das klingt selbstverständlich. Ist es     nicht zu viel auf einmal vorzunehmen, sondern Schritt
aber in den meisten Unternehmen nicht. Da beten die           für Schritt vorzugehen. So verhindern wir Frust. Hören
Vorstandsetagen zwar immer wieder den Wandel vor.             wir von den Beteiligten dann ein „das haben wir aber
Sie glauben auf intellektueller Ebene auch, dass es das       immer so gemacht“, dann gilt es, dies auch zu würdigen,
braucht. Aber es fehlt eben an der praktischen Umset-         dass es eine Zeitlang genau so auch gut und richtig war
zung im Alltag. Verstehen ist nur der erste Schritt. Viel     und dass sich nun die Zeiten geändert haben und es
wichtiger ist das Verhalten im Alltag: sichtbar, erlebbar,    sinnvoll ist, zu überlegen, wie es besser gehen könnte.
eindeutig. Und unser Verhalten wird eben auch maß-
geblich durch unsere Emotionen angetrieben. Wenn              Wie kann man als Arbeitgeber seine Mitarbeiter-
das „neue“ Verhalten erlebt wird, ist ein wichtiger Schritt   Innen aber auch als Arbeitnehmer seine Kolleg-
hin zum nachhaltigen Wandel getan! Und jeder einzelne         Innen motivieren, über Prozesse neu nachzudenken
wird ermutigt, seinen Teil dazu beizutragen.                  und bewusst aus der Routine auszubrechen?
                                                              Wir sind motiviert, wenn wir wissen wofür es gut sein
Wie können auch vermeintlich Unkreative dazu                  soll. Wenn wir eine überzeugende Antwort auf die Frage
ermutigt werden, ihre Komfortzone zu verlassen                „WARUM?“ bekommen. Wenn wir einen Sinn erkennen,
und den Impuls zum Kreativsein zu finden?                     der für uns auch einen Wert hat, können wir Verände-
Wichtig ist, jedem so viel wie möglich Gestaltungs-           rungen akzeptieren und uns dann auch dafür engagie-
möglichkeiten zu geben. Je mehr jeder einzelne spürt,         ren. Wie eben schon gesagt, ist es immer sinnvoll eine
dass er nicht nur gehört wird, sondern mitgestalten           Routine kritisch zu hinterfragen, wenn wir nicht zum
kann, stärkt das seine Selbstwirksamkeit. Das ist eine        gewünschten Ergebnis kommen oder sie uns Kraft und
wichtige Voraussetzung für das Selbstvertrauen, das es        Nerven kostet. Manchmal hilft auch erst der Blick von
braucht, um die Komfortzone zu verlassen. Wir müssen          außen oder ein Feedback, das dazu einlädt, bestimmte
die Menschen ins Handeln bringen, anstatt ihnen nur           Routinen kritisch zu hinterfragen.

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WEITBLICK magazin - Die Entdeckung der Achtsamkeit Warum Stress kein Statussymbol ist - m:con - mannheim:congress GmbH
m con
                                                                                                                             VISION INTO CONVENTIONS
                                                                                                                                                                       ANZEIGE

Wie können wir uns selbst motivieren,                       nehmen, sich mit ihnen konstruktiv auseinanderzuset-

                                                                                                                             EINMAL MIT
offen zu sein für Neues?                                    zen, sie als nützlichen Kompass anzunehmen und auch
In meinen Vorträgen stelle ich immer mein sehr einfa-       über ihre Gefühle zu sprechen – das wiederum fällt
ches aber wirkungsvolles Modell zur Selbstmotivation        Männern tendenziell schwerer.
vor. Dabei geht es darum, sein Denken, sein Handeln

                                                                                                                             PROFIS ARBEITEN
und seine Wahrnehmung bewusst zu steuern. Denn              Wenden Sie Ihre Motivations-Tipps auch bei
die emotionale und mentale Stimmung hängt davon             sich selbst an? Klappt es jedes Mal?
ab, was wir denken, wie wir uns verhalten und wie wir       Ja, ich bin eine Frau der Praxis. Ich spreche und
uns und unsere Umgebung wahrnehmen. Während                 schreibe nur über das, was ich selbst ausprobiert und
meines Vortrags macht das Publikum Erfahrungen, wie         für nützlich befunden habe. Wenn etwas nicht klappt,
man in jedem der drei Bereiche etwas verändern kann.        liegt es entweder daran, dass ich zu große Schritte bzw.
Das ist immer sehr spaßig. Und so soll es sein, denn        zu viel auf einmal gemacht habe, oder es nicht der Weg
mit Humor packen wir alles leichter an. Wichtig ist, zu     meines Herzens war.
verstehen: Verändern wir etwas an unserem Verhalten,
verändert sich automatisch auch unser Denken und            Was ist der Schlüssel zum Glück?
unsere Wahrnehmung. Oder verändern wir unsere               Es gibt einen ganzen Schlüsselbund zum Glück. Die
Wahrnehmung, verändert sich unser Denken und Han-           Schlüssel, die für mich am besten funktionieren sind
deln. Und verändert sich unser Denken, verändert sich       Dankbarkeit, Bewegung und anderen Gutes tun. Bei
auch unser Handeln und unsere Wahrnehmung. Die              der Dankbarkeit ist es wichtig, dass sie aufrichtig vom     C

drei Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Die Kunst      Herzen kommt und ich auch für die „kleinen“ Dinge           M

besteht darin, in kleinen Schritten die Veränderungen       des Lebens dankbar bin. Aber natürlich auch für die
anzupacken, die man sich für sich wünscht.                  großen Geschenke, die ich vom Leben bekomme.
                                                                                                                        Y

                                                            Bewegung macht mich glücklich, weil es mir einfach         CM

Wie geht man konstruktiv mit Selbstzweifel und              guttut. Ich praktiziere schon sehr lange Yoga, was für     MY

Unsicherheiten um?                                          mich viel mehr ist, als Bewegung. Es ist eine Lebensphi-   CY

Indem man an aller erste Stelle sich selbst nicht dafür     losophie. Manchmal powere ich mich aber auch gerne
verurteilt, dass man Selbstzweifel und Unsicherheiten       auf meinem Indoor-Bike aus. Und ich gehe regelmäßig
                                                                                                                       CMY

hat, sondern sich fragt, was das Gute daran ist, dass wir   morgens spazieren – daraus ist auch mein YouTube-Ka-        K

Selbstzweifel und Unsicherheiten haben. Denn unsere         nal mit den Morgenspaziergängen zum Thema „Wage
Gefühle sind ein wichtiger Kompass für uns, der uns         Deinen Wandel“ entstanden. Es macht glücklich, in der
zeigt, in welche Richtung wir gehen sollten, was gut für    Natur zu sein. Anderen etwas Gutes tun, ist im Großen
uns ist. Und auch in den sogenannten negativen Gefüh-       wie im Kleinen sehr wirksam. Das beginnt in der eige-
len stecken für uns wichtige Impulse: Wir bereiten uns      nen Familie, über die Freunde, Nachbarn, Kindergarten,
besser vor, prüfen nochmals unser Vorhaben, holen           Schule… bis hin zum Ehrenamt. Ich bin der Überzeu-

                                                                                                                             Jetzt
uns Unterstützung, sammeln noch mehr Informati-             gung, dass viele Menschen sehr viel glücklicher wären,
onen… all das ist doch durchaus sinnvoll. Wenn die          wenn sie sich mehr sozial engagieren würden. Und
Selbstzweifel und Unsicherheiten allerdings ein gesun-      unsere Gesellschaft wird in Zukunft noch viel mehr von

                                                                                                                             bewerben.
des Maß überschreiten und uns auf Dauer ausbremsen,         unserem ehrenamtlichen Engagement abhängig sein.
dann ist es manchmal ratsam, sich einen Coach oder          Letztendlich nutzen all die Schlüssel jedoch nichts,
Therapeuten zu suchen.                                      wenn man nicht tief in seinem Herzen weiß, dass man
                                                            es verdient hat, glücklich zu sein.
Gibt es hier Unterschiede zwischen Mann und Frau?
Frauen neigen eher zu Selbstzweifeln und sind oft           Das Interview führte Sarah Gröhbühl
sehr kritisch sich selbst gegenüber. Warum das so ist,
sprengt hier den Rahmen – da gibt es unterschiedli-
                                                                                                                             m:con – mannheim:congress GmbH
che Theorien. Ich kann nur alle Menschen – Frauen
UND Männer – dazu ermutigen, ihre Gefühle ernst zu

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EIN LAND DENKT UM.                                                                                                                  1,64 MILLIONEN PHOTOVOLTAIKANLAGEN
                                                                                                                                         wurden bis Ende 2017 in Deutschland installiert.
                                                                                                                                         [BSW Solar 2018]

Deutschland belegt den 1. Platz in der Kategorie Innovati-
onsfähigkeit des Global Competitiveness Report 2018.                                                                 NUMMER 1 GRUND
                                                                                                                     FÜR KRANKMELDUNGEN weiblicher Erwerbstätiger 2017
                                                                                                                     waren „psychische Erkrankungen“ (Platz 2 bei Männern)
                                                                                                                     [Quelle: Gesundheitsreport 2018 der Technikerkrankenkasse]

                                    75,5 % DER DEUTSCHEN haben die Möglichkeit
                                    vom Home Office aus zu arbeiten.
                                    [Quelle: statista]

                        67 707 angemeldete
      Nur  ⅓            PatenteStromerzeugung
                 der deutschen  im Jahr 2017 2017
                                                                                                     Schätzungsweise 400 000 MENSCHEN
                        [Deutsches Energieträgern.
      stammte aus erneuerbaren     Patent- und
                                                                                                     fallen jährlich dem Klimawandel zum Opfer.
                        Markenamt]
      [Quelle: Fraunhofer]
                                                                                                     [Quelle: Umweltschutz.de]

4 DEUTSCHE STARTUPS
haben es bisher in den „UNICORN CLUB“
(Internet Startups mit einer Bewertung über 1 Milliarde Dollar)
                                                                                                        ❝                    Noch drei solche Hitzesommer wie
                                                                                                                             im Jahr 2018 und wir werden den
geschafft, damit belegt Deutschland Platz 3 in Europa. (2015)                                                                Schwarzwald nicht wiedererkennen.
                                                                                                                             – Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer
[Magazin Internet World Business, Ausgabe 14/15]
                                                                                                                                                                     ❞
Die Energie, die durch den Treibhauseffekt auf der Erde gespeichert
wird, entspricht ca. 250 Trillionen Joule pro Sekunde.
Das entspricht der Energie von 5 Hiroshima Bomben pro Sekunde.
[Quelle: Umweltschutz.de]

                                                                                                                               KIEL IST DEUTSCHLANDS YOGA-HAUPTSTADT mit

                                                                                                         YOGA-TREND
                                                                                                         Work-Life-Balance
                                                                                                                               11,7 verzeichneten Yogaschulen auf 100 000 Einwohner
                                                                                                                               [Quelle: ZEITmagazin 2014]

                                                                                                                               11,3 MILLIONEN DEUTSCHE haben bereits einmal
                                                                                                                               Yoga praktiziert oder praktizieren es aktiv
                                                                                                                               [Quelle: BYD]

DURCH AUTOMATISIERUNG WERDEN:
22,7 Millionen bestehende Jobs bis 2025 in den USA verloren gehen.               Um 0,9°C ist die globale Durchschnittstemperatur seit 1950 gestiegen. [Quelle: Umweltschutz.de]
13,6 Millionen neue Jobs bis 2025 in den USA entstehen.
[Prognose von Informlio DLD, Stand: 2015]

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Nur noch kurz
                                                      die Welt retten
     Den ökologischen Fußabdruck so klein wie
     möglich zu halten, empfinden immer mehr
     Menschen als unverzichtbar für ein positives
     Lebensgefühl. Wie sich Nachhaltigkeit mit
     spielerischer Leichtigkeit in den Alltag inte-
     grieren lässt, dafür haben Ilona Koglin und
     Marek Rohde spannende Tipps und viele
     neue Ideen – angefangen von Ernährung            Selbst zum Wandel werden,
     und Wohnen bis zu Reisen in die weite Welt.
                                                      den man sich wünscht

                                                      Wie kam es zu der Idee, die Initiative                       interaktives Pendant geben muss. Und so entwickelten
                                                      „Jetzt retten wir die Welt“ ins Leben zu rufen?              wir die Website www.jetztrettenwirdiewelt.de – eine Art
                                                      2015 schrieb uns der Kosmos Verlag eine E-Mail, ob wir       Online-Akademie für alle, die ihr Leben öko-sozialer ge-
                                                      nicht Lust hätten, ein Buch für sie zu schreiben. Sie hat-   stalten wollen. Hier findet man nicht nur die Aktionen
                                                      ten unseren Blog www.fuereinebesserewelt.info ent-           von uns, sondern auch von vielen anderen Menschen
                                                      deckt und stellten sich vor, dass wir ähnliche Themen        und Organisationen.
                                                      in einem Buch zusammenfassen könnten. Gemeinsam
                                                      mit unserer Lektorin setzten wir uns zusammen und            Kann jeder zum Weltretter werden?
                                                      entwickelten ein Konzept für das Buch. Dabei fragten         Ja. Einfach das Buch kaufen oder auf die Website
                                                      wir uns, wie das Buch aussehen müsste, damit es die          gehen. Dort kann man sich das Themengebiet aussu-
                                                      Menschen gerne lesen. Was wäre wirklich hilfreich? Da-       chen, wo einem die Veränderungen am einfachsten,
                                                      bei erkannten wir, dass es ja eigentlich gar nicht darum     dringendsten oder schönsten erscheinen – Aktion
                                                      geht, dass die Menschen ein Buch kaufen und lesen.           aussuchen und los geht’s. Schritt für Schritt kann man
                                                      Es geht darum, dass sie ihr Leben verändern. Dass sie        hier der Anleitung folgen und die Welt wieder ein Stück-
                                                      anders und vor allem auch weniger konsumieren. Dazu          chen besser machen. Alle, die etwas bewegen wollen,
                                                      müssen sie Gewohnheiten verändern – und wie jeder            stecken ja in so einem Dilemma: Auf der einen Seite
                                                      weiß, ist das gar nicht so leicht. Deshalb haben wir         ist es wirklich dringend. Was wir zurzeit als Einzelner,
                                                      viel darüber nachgedacht, wie wir die Menschen bei           als Unternehmen und als Gesellschaft tun, ist weit
                                                      ihren Veränderungen motivieren können. Und da kam            davon entfernt, genug zu sein. Die Klimakrise und das
                                                      uns die Idee, das Ganze spielerisch anzugehen: Wir           weltweite Artensterben sind zum Beispiel wirklich sehr
                                                      entwickelten lauter kleine Experimente und Anleitun-         reale Bedrohungen. Es muss uns klar sein, dass wir aus
                                                      gen für konkrete Aktivitäten, von uns Aktionen genannt.      Bequemlichkeit gerade die Existenz unserer Enkel und
                                                      Jeder kann sich so seinen Bereich aussuchen – Essen,         Urenkel, aber auch Mitgeschöpfe aufs Spiel setzen.
                                                      Kleidung, Mobilität oder etwas anderes – und hier mit        Gleichzeitig ist es so, dass wir nicht in diese Selbstop-
                                                      kleinen Schritten nach und nach immer wieder ein             timierungsfalle hineingeraten. In unserer sogenannten
                                                      Stückchen mehr verändern. Als wir bei diesem Konzept         Leistungsgesellschaft soll ja jeder ständig immer besser
                                                      angelangt waren, war klar, dass es zum Buch auch ein         werden. Das ist mit ein Grund für krankmachende

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Konkurrenz, Kampf und Konflikte. Deshalb müssen
wir bei aller Dringlichkeit, die geboten ist, gleichzeitig
lernen, uns selbst auch dann anzunehmen, wenn wir
etwas nicht hinkriegen. Wir sagen deshalb gerne, dass
unsere Aktionen Experimente sind: Wir probieren aus,
wie es besser gehen kann. Aber es gibt auch Variablen,
an denen jeder drehen kann. Und Scheitern und Fehler
machen sind ja per Definition Teil von Experimenten.
Wir müssen also nicht alles immer perfekt hinkriegen.
Auch wenn das angesichts des Zustands unseres Pla-
neten wirklich dringend notwendig wäre. Es ist genau
dieses Dilemma, das wir aushalten müssen.

Warum waren die Chancen, die Welt zu retten,
noch nie so gut wie heute?
Es gibt ja nicht gerade wenige Menschen, die sagen
„ach, ich als Einzelner kann ohnehin nichts ausrichten“
oder „Es gibt so viel Schlechtes in der Welt, wie soll man
                                                                                                                                                                                                               Ilona Koglin und Marek Rohde
da etwas tun?“ Aber wir müssen uns bewusst machen,
dass das alles Ausreden sind. Es ist natürlich sehr viel
bequemer, die Verantwortung wegzuschieben, als zu
sagen: „Ich bin Teil der Zerstörung unserer Erde!“ Diese
Erkenntnis tut weh. Zumal, wie in der Antwort vorher
beschrieben, wir uns eingestehen müssen, dass wir            recht durcharbeiten und dass das ihr Leben komplett        Momentan wenden wir uns nun eher der Frage zu, wie         wir nicht auf die Politiker oder Wirtschaftsbosse warten,
nicht perfekt sind, also immer auch Teil des Problems        verändert. Auch bei der Konferenz für eine bessere Welt    sich Menschen gemeinsam in Projekten organisieren          dass sie etwas für uns verändern, sondern können es
sind. Das erfordert Mut. Deshalb sagen wir lieber „Ach,      – die wir 2018 organisiert haben und die 2020 wieder in    können, um zusammen bessere Alternativen auf die           selbst tun. Und es gibt so unglaublich viel, was wir tun
da kann ich eh nichts tun“ und machen weiter wie             Hamburg stattfinden soll – haben wir sehr viel positives   Beine zu stellen. Wenn Menschen zum Beispiel eine          können, wenn wir uns mit diesem selbstehrlichen Blick
bisher. Dabei steht uns hier in Deutschland so viel zur      Feedback auf die Initiative bekommen.                      Verbrauchergemeinschaft gründen, einen Gemein-             betrachten. Wohlgemerkt, ohne uns deshalb selbst
Verfügung: Wir sind im Schnitt so wohlhabend wie                                                                        schaftsgarten, eine Bürgerinitiative oder ein öko-faires   zu verurteilen. Sobald wir uns selbst dafür verurteilen
kaum andere Menschen auf der Erde. Wir haben so viel         Welche Veränderungen konnten bereits realisiert            Unternehmen. Dazu erscheint im Mai unser nächstes          steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht mehr
Wissen, wie es das noch nie zuvor in der Menschheits-        werden, welche Projekte sind aktuell in Arbeit?            Buch mit dem Titel „Faironomics“.                          hinsehen und unsere Handlungsspielräume, die Welt
geschichte gab. Wir haben das Internet und kommen            Wir selbst haben nach Erscheinen des Buches eine                                                                      zu verändern, schrumpfen dramatisch.
ganz einfach an alles Wissen heran und können uns mit        Expedition gestartet, wie wir das genannt haben. Das       Der Wunsch nach Wandel ist groß in der Gesell-
anderen vernetzen und organisieren. Wir leben – wenn         heißt, wir haben uns Monat für Monat andere Aktionen       schaft. Wie kann man in den Köpfen verankern,              „Ich würde ja gerne etwas verändern, aber mir
wir uns trauen – in einer recht großen gesellschaftlichen    vorgenommen, diese umgesetzt und das per Videoka-          dass Wandel nur dann funktioniert, wenn wir alle           fehlt einfach die Zeit.“ oder „Veränderung ist
Freiheit. Also fragen wir uns beide: Was müsste denn         mera dokumentiert. Das Video-Tagebuch findet man           Teil der Lösung werden?                                    Aufgabe der Politik.“ – Argumente, die Sie sicher
noch geschehen, dass die Menschen in diesem Land             auch auf der Website www.jetztrettenwirdiewelt.de.         Wir müssen vor allem akzeptieren, dass wir beides sind.    häufig hören. Wie können Sie hier vom Gegenteil
sagen: „Ja, wir können die bessere Welt erschaffen!“         Dabei haben wir manche Aktionen selbst das erste Mal       Wir hören zum Beispiel engagierte Menschen sagen:          überzeugen?
                                                             gemacht. Zum Beispiel die Aktion „Klamottenkur“ von        „Ich fahr doch schon kein Auto. Da kann ich es mir doch    Ja, das hören wir oft und das sind natürlich Ausreden.
Wie ist die Resonanz?                                        der Organisation „Modeprotest“. Dabei lebt man einen       gönnen für mein einwöchiges Retreat nach Indien zu         Es ist der Versuch, die Verantwortung wegzuschieben,
Die Resonanz ist sehr viel größer, als wir uns das           Monat lang mit nur 50 Kleidungsstücken (oder weniger,      fliegen“. Das ist natürlich Selbstbetrug, denn man tut     um nicht erkennen zu müssen, wie schrecklich wir
gedacht hätten. Auf der Website zählen wir aus               wenn man möchte). Anderes haben wir schon zuvor            so, als könnte man das gegeneinander aufwiegen –           uns oft selbst verhalten. Das ist verständlich, denn wir
Datenschutzgründen keine Zugriffszahlen. Deshalb             gemacht. Aber es war dennoch gut, sich das ein oder        man schadet der Umwelt ganz erheblich, bildet sich         leben in einer Welt, in der alle perfekt sein sollen und
können wir nicht genau sagen, wie viele Menschen             andere Thema noch einmal bewusst vorzunehmen.              aber ein, dennoch Teil der Lösung zu sein. Doch wir alle   wollen. Sich selbst so ein eklatantes Fehlverhalten
hier teilnehmen. Aber das Buch ist bereits im fünften        So reduzieren wir unseren Plastikkonsum schon seit         sind immer beides. Erst wenn wir das akzeptieren, auch     einzugestehen, wie aus Bequemlichkeit die Überle-
Nachdruck und wir kriegen immer wieder Zuschriften           Jahren. Aber angespornt durch die Aktion sind wir          wenn das schmerzhaft sein kann, können wir sehen,          benschancen unserer Kinder, Enkel und Urenkel aufs
von Menschen, die uns berichten, dass sie es regel-          hier nochmal einen echten Schritt weitergekommen.          wo unsere Handlungsspielräume sind. Dann brauchen          Spiel zu setzen, ist natürlich eine echte emotionale

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Herausforderung. Deswegen sehen so viele Menschen             Krise genannt. Die Solidarität zwischen den Menschen      unserem Leben Sinn geben? Das kann etwas Privates           Leben gebracht. Sie hat unsere tragenden, sozialen
weg. Deswegen gehen die Schüler derzeit weltweit auf          geht verloren. Wir nehmen in Kauf, dass das Mittelmeer    oder Berufliches sein. Daraus entwickeln wir einen ganz     Institutionen so sehr verändert, dass wir als Individu-
die Straße. Doch es ist offensichtlich, dass das so nicht     ein Massengrab wird – Hauptsache, wir müssen nichts       groben Plan von Dingen, die wir tun wollen. Jeweils         en kaum noch hinterherkommen. Während wir, um
weiter geht. Wir müssen den Mut fassen, uns dem zu            abgeben. Wir bekämpfen und bekriegen uns gegen-           am Monatswechsel kommen wir dann zusammen, um               gesund und glücklich sein zu können, funktionierende,
stellen. Eine gute Übung, um Ausreden zu entlarven ist        seitig. Aber echte ökologische und soziale Lösungen       uns zu fragen: Was haben wir im letzten Monat getan,        kooperierende Gemeinschaften benötigen, gewähren
das „Warum-Monster“. Wer sagt, dass er nicht genug            können wir nur gemeinsam finden. Die dritte Krise         um unsere Träume und Ideen zu verfolgen? Was hat gut        wir einem System, welches das Gegenteil hervorruft
Zeit oder Geld oder beides hat, der kann sich fünfmal         ist die ökologische Krise: Das ist die Kluft zwischen     geklappt und was nicht? Warum ist das so? Und was           und honoriert so viel Raum, dass es droht, uns unserer
hintereinander fragen „Warum?“. Also etwa „Warum              uns Menschen und der Natur, die immer größer wird.        wollen wir im kommenden Monat tun? Wer möchte,              ureigenen Bedürfnisse als Menschen zu berauben. Wir
habe ich keine Zeit?“. Die Antwort ist vielleicht „Weil ich   Viele Umweltschäden können nur deshalb entstehen,         kann das auch in jeder Woche und an jedem Tag tun.          verlieren den Boden unter den Füßen, hasten dem
so viel arbeiten muss, um meinen Lebensunterhalt zu           weil viele gar nicht wahrnehmen, dass sie geschehen.      Auf diese Weise verliert man seine Träume nicht so          Machbaren hinterher, lassen Algorithmen entscheiden,
verdienen“. Die nächste Frage wäre vielleicht „Warum          Wären die Menschen mit der Natur wirklich verbunden,      leicht in der Hektik des Alltags aus dem Blick. Man übt     setzen auf Geschwindigkeit und Effizienz und merken
muss ich denn so viel dafür arbeiten?“ Und die Antwort        könnten Sie zum Beispiel das gewaltige weltweite          sich darin, zwar in kleinen Schritten, aber beharrlich      nicht, wie krank uns das als Weltgesellschaft macht.
könnte sein „Weil ich einen gewissen Lebensstandard           Artensterben, das wir zurzeit erleben, nicht einfach so   Lebensträume zu verfolgen. Die Glücksforschung hat          Der erste und wichtigste Schritt wäre also, sich wieder
haben möchte – etwa um einmal im Jahr in den Urlaub           achselzuckend hinnehmen. Wir sind Teil dieser Natur,      gezeigt, dass diese am glücklichsten machen, wenn sie       an den grundsätzlichen Fragen des Lebens auszurich-
zu fliegen“. Dann könnte man fragen „Warum will ich in        nicht nur Beobachter. Teil eines großen Ökosystems.       dem eigenen Leben Sinn verleihen. Und am meisten            ten. Nicht zu fragen, wie wir das größtmögliche äußere
Urlaub fliegen?“ Und darauf könnte man vielleicht ant-        Sobald uns diese drei Krisen bewusst sind, sind wir       Sinn verleihen sie, wenn man dabei über sich selbst         Wachstum oder den schnellsten Effekt bekommen,
worten „Um mich von meinem stressigen Arbeitsalltag           aber auch schon auf dem Weg der Besserung. Das            hinausdenkt. Wie eben schon skizziert. Also weniger:        sondern das größtmögliche innere Wachstum und den
zu erholen“. Und so weiter. Wenn man sich das                 geschieht ganz von alleine. Denn je mehr wir darüber      „Was kann ich mir Gutes tun?“ Sondern vielmehr: „Was        nachhaltigsten Effekt. Mit anderen Worten, wir müssen
unvoreingenommen ansieht, kann man ganz schön                 nachdenken, je mehr es uns berührt, desto aktiver         kann ich anderen Gutes tun?“ Die anderen können an-         die sich ständig beschleunigende Megamaschine, die
viel über sich selbst herausfinden. Und wer den Mumm          werden wir. Das Tolle daran ist, dass dies ein Weg hin    dere Menschen sein, Tiere, Pflanzen. Heute oder auch        uns immer weiter fordert, verlangsamen. Wir müssen
aufbringt, verändert dann Stück für Stück sein Leben.         zu Zufriedenheit und echtem, inneren Glück ist. Auch      Generationen nach uns. Auf diese Weise bekommt un-          uns das Menschsein bewahren und an manchen Stel-
                                                              wenn es also zunächst schwierig ist, sich diesen Krisen   ser Leben eine größere Bedeutung und das erfüllt uns        len womöglich zurückerobern. Wir sollten uns überle-
Warum steckt in jeder Krise auch Potenzial                    zu stellen und sie wahrzunehmen, so beginnt damit ein     wiederum mit Zufriedenheit und einem tieferen Glück.        gen, in welcher Welt die Menschen in hundert Jahren
für einen positiven Wandel?                                   Weg in ein besseres und Sinn erfüllteres Leben.                                                                       leben wollen und dann zehn Jahre daran arbeiten,
Wir haben im Laufe unserer Recherche drei wesentliche                                                                   Was wünschen Sie sich für die Weltgesellschaft in           eine Weiche dorthin zu stellen. Unsere Generation, die
Kernkrisen entdeckt: Erstens die individuelle Krise. Wir      Wie kann jedes Jahr zum besten                            den nächsten zehn Jahren? Wie können wir das                Menschen von heute sind womöglich die letzten, die
Menschen verlieren zunehmend die Verbindung zu uns            unseres Lebens werden?                                    gemeinsam erreichen?                                        dies noch können, bevor der Tipping Point erreicht ist.
selbst. Ohne darüber nachzudenken, leben wir unser            Wir haben mittlerweile ein kleines Ritual: An jedem       Wir leben in einer Zeit, in der sich die Dinge einerseits
Leben so wie alle anderen auch und wie es von uns             Silvester nehmen wir uns Zeit, um das vergangene Jahr     sehr schnell verändern – wenn wir zum Beispiel mal
erwartet wird. Doch macht uns das glücklich? Ist es           auszuwerten. Was lief gut, was nicht? Wovon wollen        die Technik nehmen. Auf der anderen Seite treten viele
wirklich das, was unserem Leben Sinn gibt? Viele Men-         wir mehr, wovon weniger? Welche Träume und Ideen          wichtige Prozesse auf der Stelle. Im Grunde sind wir
schen sehen ihre Arbeit als eine Art notwendiges Übel         sind offen geblieben oder dazu gekommen? Was sind         Menschen seit Jahrtausenden gleichgeblieben, nicht
an. Doch wenn wir sie fragen, was sie wirklich gerne tun      unsere Erkenntnisse und Erfahrungen, die wir gewon-       nur in unseren ureigenen, archaischen Verhaltenswei-
würden, dann wissen das die meisten überhaupt nicht.          nen haben? Und am Neujahrstag nehmen wir uns Zeit,        sen, sondern auch darin, was unsere tiefen Wünsche
Nur wenn wir uns selbst noch nicht mal gut kennen,            um das nächste Jahr zu überdenken: Welche Träume          und Sehnsüchte, Bedürfnisse und Vorstellungen von
wie sollen wir da eine gute Verbindung zu anderen             und Ideen wollen wir in den kommenden 12 Mona-            einem glücklichen Leben betrifft. Die Technologie hat
aufbauen? Diese zweite Krise haben wir die soziale            ten verwirklichen? Was braucht die Welt? Was würde        jedoch eine unnatürliche Geschwindigkeit in unser           Das Interview führte Sarah Gröhbühl

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© Cosmopop
     Digital Detox
     Leben unplugged

     Es ist unser ständiger Begleiter. Von Wecker, Zeitung, Kalender, Uhr,
     Adressbuch, Navi und Taschenrechner über Emails und Messenger bis hin
     zu MP3-Player, Konsole und Fitnesstracker – unser Smartphone verwaltet
     unseren gesamten Alltag. Unser digitales Leben passt in knapp 90cm². Doch
     was passiert, wenn wir den Stecker ziehen? Droht uns der soziale Exitus
     oder birgt die Akustikversion unseres Alltags etwa ungeahnte Vorteile?
     Für Ulrike Stöckle liegen diese auf der Hand. Sie ist als Gründerin von THE
     DIGITAL DETOX® Anlaufstelle zu Themen im Kontext der Veränderungen von
     digitalen und medialen Nutzungsverhalten. Die Diplom-Betriebswirtin und
     geschäftsführende Inhaberin der Agentur für nachhaltige Kommunikation
     bietet Seminare, Workshops und Vorträge rund um die digitale Entgiftung
     an und ist Organisator der ersten Digital Detox Camps in Deutschland.

     Warum sollten wir uns alle mit dem Thema Digital Detox
     auseinandersetzen?
     Wir erleben eine drastische Veränderung der Arbeitswelt, neues Arbeiten
     oder auch NEW WORK genannt, ermöglicht es uns, von überall und wann
     wir wollen zu arbeiten. Somit hat sich auch die Art der Kommunikation und
     vor allem die Geschwindigkeit in den letzten Jahren völlig verändert. Mitt-
     lerweile arbeiten 54% der Festangestellten mobil. Sie erledigen ihre Arbeit
     von wechselnden Orten aus oder auf Reisen und nutzen dabei Laptops,
     Smartphone und Tablets. Always on oder ständige Erreichbarkeit hat Vor-
     teile, in der Tat, doch die Kehrseite der Medaille sind Konzentrationsmangel
     durch Unterbrechungen, Schlafstörungen bis hin zu digitaler Erschöpfung.
     Wer nicht mehr abschaltet und sich Pausen im Offline-Modus gönnt, ist
     besonders exponiert. Ich empfehle, mindestens einen Tag das Smartphone
     wegzulegen und dem Gehirn mal eine Ruhepause zu gönnen. Die wenigsten
     können dies jedoch, da sie völlig auf das Gerät konditioniert sind. Wer es
     jedoch ausprobiert, wird schnell entdecken, wie erholsam solche Digital
     Detox Tage sein können.

     Wie bringt uns die Digitale Entgiftung persönlich und beruflich weiter?
     Es ist schwierig, konkrete wissenschaftliche Aussagen zu den Langzeitfolgen
     exzessiver Smartphone-Nutzung und ständiger Erreichbarkeit zu machen.
     Welche Auswirkungen es auf unsere Gesundheit und unseren Geist haben
     kann, zeigt sich am Multitasking.

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Multitasker entwickeln chronische Aufmerksamkeits-          helfen dabei, mindestens 30 Prozent der Emails oder        Unternehmenskommunikation sollte den digitalen           Wie begegnen Sie Kritikern, die sowohl privat als auch
störungen. Abgelenktheit, innere Unruhe, schlechtes         Benachrichtigungen zu reduzieren. Auch das The-            Wandel anstoßen, die Voraussetzungen im Unterneh-        beruflich ständige Erreichbarkeit voraussetzen?
Zeitmanagement und Ungeduld sind nur ein paar der           ma Urlaubsvertretung wird anders strukturiert. Kein        men hierfür schaffen und kommunizieren. Die größte       Jeder Mensch empfindet Belastung und Stress ganz
Anzeichen der täglichen Reizüberflutung. Hier hilft         Arbeitnehmer sollte sich verpflichtet fühlen, Mails und    Herausforderung für Führungskräfte besteht darin, sich   unterschiedlich. So auch permanent „on“ und rund
es, gezielt Offline-Zeiten zu vereinbaren und digitale      Anrufe in den Ferien zu beantworten. Auch keine nach       einerseits selbst auf den Wandel einzulassen, diesen     um die Uhr erreichbar zu sein. Im Urlaub täglich Ge-
Geräte auszuschalten. Nur dann kann das Gehirn sich         seiner Rückkehr, denn eine gut strukturierte Vertretung    mit und durch die interne Kommunikation vorzuleben.      schäftsnachrichten zu beantworten, gehört zur Regel
vom Information Overflow regenerieren. Persönlich           erledigt das. Ein Mitarbeiter sollte durch „Ruhestunden“   Dafür bedarf es eines grundlegenden Kulturwandels        und nach dem Aufwachen geht der erste Handgriff
ermöglicht Digital Detox, endlich wieder Dinge zu tun,      und „Bitte nicht stören“ frei entscheiden können, wann     im Unternehmen. Mit neuen Technologien ändern sich       zum Smartphone. Für die einen stellt dies überhaupt
die man schon sehr lange vor sich herschiebt. Oder          er im so genannten Deep Work Modus ist, also über          nicht nur die Medien, über die kommuniziert wird. Der    keine Belastung da, andere dagegen wünschen sich
einfach mal gar nichts zu tun. Dies fördert enorm das       einen längeren Zeitraum konzentriert und ohne äußere       digitale Veränderungsprozess muss auch kompensie-        einen Feierabend und genießen die Auszeit. Die
Glücksgefühl und die Zufriedenheit.                         Störungen arbeiten kann. Denkerzellen, ruhige Ecken im     ren, was den Mitarbeitern an gelernten Abläufen oder     digitale Arbeitswelt mit flexiblen Arbeitszeiten und
                                                            Büro und die Möglichkeit, sich für ein Powernapping zu-    jahrzehntelang entwickelten Strukturen wegbricht.        Home-Office verspricht Freiheit, da wir von überall
Warum sollte es auch im Interesse des Arbeitgebers          rückzuziehen, wären räumliche Hilfestellungen, die sich    Entwickelte Resonanzräume innerhalb der Unter-           arbeiten können. Doch statt freier zu sein stehen
sein, dass seine MitarbeiterInnen nicht permanent           bereits in vielen modernen Büros durchgesetzt haben.       nehmen bieten hierbei die Möglichkeit zum Dialog         wir immer unter Strom und schalten nicht mehr
erreichbar sind?                                                                                                       zwischen Führungskräften und Mitarbeitern – Basis        ab. Ständige Erreichbarkeit ist bereits im Arbeits-
Unternehmen, die von ihren Mitarbeitern ständige Er-        „Jedes Unternehmen benötigt eine Digitalstrategie          einer nachhaltigen Personalpolitik. Jeder Mitarbeiter    schutzgesetz als psychische Belastung eingestuft. Es
reichbarkeit und Aktivität verlangen, laufen Gefahr, ihre   als Basis für eine nachhaltige Personalpolitik und         wird von Anfang an in alle Veränderungsprozesse mit-     gibt bereits den Begriff „Digitaler Burnout“ und die
wichtigste Ressource – kreative Mitarbeiterinnen und        Unternehmenskultur.“, so Ihr Zitat auf Ihrer Website.      einbezogen, zum Beispiel mit agilen Arbeitsmodellen      Anzahl an Menschen, die massiv unter Stress und
Mitarbeiter – zu überfordern und gegebenenfalls auch        Wie kann eine solche Digitalstrategie aussehen und         und innovativen Methoden. Im Gegensatz zur bloßen        Schlafstörungen leiden, steigt ständig. Irgendwann
zu verlieren. Für alle Beteiligten sollte klar sein, wann   wie kann sie nachhaltig implementiert werden?              Weiterbildung sollten Mitarbeiter begeistert werden,     ist dann „Game-Over“. Arbeitgeber sollten also genau
Mitarbeiter erreichbar sein sollten. Ständige Erreichbar-   Damit eine digitale Transformation im Unterneh-            um Prozesse neu zu erfinden und die klassischen          überlegen, wie sie mit dem Thema im Unternehmen
keit stellt heute das Hindernis Nummer eins für effizi-     men gelingt, muss die Führungsebene handeln. Die           Strukturen bereitwillig auf den Kopf zu stellen.         umgehen. Einige Konzerne schalten zum Beispiel die
entes Arbeiten dar. Laute Büros, parallele Kommunika-                                                                                                                           Server für Geschäftsemails ab 18 Uhr ab, bei SAP gibt
tionskanäle, ein steter Strom an neuen Informationen                                                                                                                            es mittlerweile einen Direktor für Achtsamkeit.
und die Schwierigkeit zu entscheiden, was unsere Auf-
merksamkeit am meisten benötigt. Sich ganz auf eine                                                                                                                             Das Interview führte Sarah Gröhbühl
Sache fokussieren können, ist zu einer ebenso raren
wie entscheidenden Fähigkeit im Arbeitsalltag gewor-
den. Wenige Unternehmen haben bereits dahingehend                Digitales Fasten
eine digitale Unternehmenskultur entwickelt, die den
neuen Arbeitsformen Rechnung trägt. Andere haben                 Von 1010 Befragten ab 14 Jahren
sich von Großraumbüros sowie Kollaboration-Tools                 in Deutschland, 2017…
wieder verabschiedet und organisieren Meetings ohne
Smartphone und Co. oder reduzieren gezielt Email-Auf-            … haben 11% die digitale Pause noch
kommen und Chat-Benachrichtigungen.                                nicht ausprobiert, haben es aber vor.
                                                                 … verzichten 9% regelmäßig
Die Kommunikation im Arbeitsalltag der meisten                     für eine Stunde auf digitale Medien.
spielt sich auf digitalen Kanälen ab. Welche                     … haben 38% kein Interesse
Weichen sollte ein Arbeitgeber stellen, um                         an Digitaler Entgiftung.
seine MitarbeiterInnen beim digitalen Fasten zu                  … waren 20% schon mal über einen
unterstützen?                                                      oder mehrere Tage nicht per Mail,
Das Thema zum Thema im Unternehmen machen,                         Social Media oder Handy erreichbar.
gemeinsam diskutieren und entscheiden, wie wollen                … haben 15% versucht zu verzichten,
wir überhaupt intern und extern kommunizieren. Wenn                aber sind gescheitert.
ein Arbeitnehmer alle acht Minuten bei seiner Tätigkeit          … haben 44% den bewussten Verzicht
gestört wird, dann muss man sich nicht wundern, dass               auf digitale Medien schon einmal
er verlernt hat, konzentriert arbeiten zu können. Hier             ausprobiert.
setzen wir mit unserer Beratung in Unternehmen an,
                                                                 Quelle: Bitkom via Statista
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