Bodenschutz und Hochlagenbegrünung in einem hochalpinen Skigebiet (Zermatt) - buweg
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FACHBEITRÄGE Bodenschutz und Hochlagenbegrünung in einem hochalpinen Skigebiet (Zermatt) Stefan Julen / Remo Wenger Zusammenfassung Keywords traste moins fortement avec le milieu na- Der folgende Artikel fasst die Erfahrun- Hochlagenbegrünung, wintersportbe- turel, car les plaques de gazon et la cou- gen der Zermatt Bergbahnen AG im dingte Landschaftseingriffe, Erosions- che superficielle aménagées servent de Bereich Hochlagenbegrünung in einem schutz, standortgerechtes Saatgut points de départ pour la multiplication hochalpinen Skigebiet zusammen. Seit végétative et la propagation des plan- der Fusion der Zermatter Bahnbetriebe tes pionnières. L’ensemencement avec 2002 wurden grosse Anstrengungen des mélanges indigènes adaptés à la unternommen, um die Eingriffe bei Protection des sols et végétali- station permet une végétalisation rapide neuen Projekten zu minimieren und frü- sation en altitude dans une et empêche ainsi les processus érosifs here Schäden zu beheben. Damit sollen station alpine de ski (Zermatt) ayant lieu avec d’autres mesures. Basée die äusserst wertvolle Flora und der he- sur les expériences des ZBAG, la res- rausragende landschaftliche Wert der Résumé tauration des petites formes scéniques Region erhalten bleiben. L’article suivant résume les expériences et la conservation des sols avec des Um diese Ziele zu erreichen, wurde des Zermatt Bergbahnen AG dans le plaques de gazon viennent au premier ein Gesamtkonzept erarbeitet und eine domaine de la végétalisation en altitude plan dans de tels projets. Reihe von Massnahmen definiert, die dans une station alpine de ski. Depuis la bei allen Ausbauprojekten (Beschnei- fusion des compagnies de chemin de fer Mots-clés ungsanlagen, Transportanlagen, Pisten de Zermatt en 2002, de grands efforts Végétalisation en altitude, interventions usw.) der Bahngesellschaft angewendet ont été entrepris afin de minimiser les sur le paysage liées au sport d’hiver, werden. Dazu gehören z.B. die pro- interventions lors de nouveaux projets protection contre l’érosion, semence jektintegrierte Umweltbaubegleitung, et pour remédier aux premiers dégâts. adaptée à la station. die Behebung früherer Schäden, die Il s’agit ainsi de préserver une flore de Separierung, Zwischenlagerung und grande valeur et la valeur scénique ex- der Auftrag des Oberbodens mit den ceptionnelle de la région. Rasensoden und die Ansaat einzelner Protezione del suolo e rinverdi- Abschnitte mit standortgerechten Sa- Pour atteindre ces objectifs, un concept mento ad alta quota in una menmischungen. Mit diesen Methoden global a été élaboré et une série de me- regione sciistica alpina (Zermatt) wurden mehr als 40 km Beschneiungs- sures a été définie. Ces éléments sont ap- leitungen verlegt und 8 neue Transport- pliqués dans tous les projets de dévelop- Riassunto anlagen gebaut. pement (canons à neige, installation de Il seguente articolo riassume l’esperienza Die Resultate zeigen, dass dadurch die transport, pistes, etc.) de la compagnie acquisita dalla società degli impianti neuen Bauwerke viel besser in die hoch- de chemin de fer. Il s’agit par exemple di risalita della regione di Zermatt alpine Landschaft integriert sind. Die Ve- de projet intégré d’accompagnement nell’ambito dei lavori di rinverdimento getation der Eingriffsflächen hebt sich des travaux environnementaux, de della stazione sciistica di alta quota. weniger stark von der natürlichen Umge- réparation des dommages antérieurs, la Dalla fusione nel 2002 delle «Zer- bung ab, da die eingebauten Rasenso- séparation, le stockage temporaire et le matter Bahnbetriebe» (ZBAG) è stata den und der Oberboden als Ausgangs- prélèvement de la couche superficielle data grande importanza alla riduzione punkte für die vegetative Vermehrung avec des plaque de gazon ainsi que dell’impatto ambientale di nuovi pro- und die Ausbreitung von Pionierpflanzen l’ensemencement des sections individu- getti e alla correzione di danni prece- dienen. Die Ansaat mit standortgerech- elles avec des mélanges de semences denti in modo da preservare la flora lo- ten Mischungen einheimischer Proveni- adaptés à la station. Plus de 40 km de cale di particolare valore e conservare enz erlaubt eine rasche Begrünung und conduites d’enneigement ont été posés il paesaggio della regione. verhindert zusammen mit weiteren Mass- et 8 nouvelles installations ont été cons- Sono stati definiti un piano globale e nahmen erosive Prozesse. truites selon ces méthodes. una serie di misure specifiche per essere Aufgrund der Erfahrungen der ZBAG applicati a tutti i progetti della società stehen bei solchen Projekten die Wieder- Les résultats montrent que les nouveaux (impianti d’innevamento artificiale e ri- herstellung der landschaftlichen Klein- ouvrages sont bien mieux intégrés dans salita, piste da sci, ecc.) tra cui vale la formen und die Erhaltung des Bodens le paysage de haute montagne. La vé- pena citare: la supervisione ambientale mit den Rasensoden im Vordergrund. gétation des surfaces d’intervention con- in fase di cantiere integrata dei pro- 10 INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13
FACHBEITRÄGE getti, la correzione di danni causati in Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG) hat Pistenrand zeilenförmig aufgeschichtet. precedenza, la separazione, deposito ein Antragsdossier für den Preis 2013 Lokale Geländeformen wie Moränen- temporaneo e reimpianto di zolle della eingereicht. Der folgende Artikel fasst wälle, Mulden, kleine Bachläufe, Schutt- parte superiore del terreno o la semina die Erfahrungen der ZBAG im Bereich halden usw. wurden ausgeebnet und di aree specifiche con combinazioni di des Bodenschutzes und der Hochlagen- zerstört. Im Waldareal wurden 20–30 sementi adatte all’habitat. Oltre 40 km begrünung zusammen. m breite Pistenschneisen gerodet. Am di condotte per l’innevamento artificiale Die Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG) hat Ende wurde die so planierten Pisten e otto nuovi impianti di risalita sono stati sich seit ihrer Gründung am 15.2.2002 mit Samenmischungen angesät, welche costruiti seguendo queste misure. sehr intensiv mit Fragen der Hochlagen- standortfremde und nicht angepasste I risultati dimostrano che in questo modo begrünung auseinandergesetzt; auch Pflanzenarten in die Region brachten. le nuove costruzioni s’integrano molto als Folge früherer Eingriffe, die wenig Resultat dieser Eingriffe waren flächige meglio nel paesaggio alpino. La nuova bodenschonend ausgeführt wurden. Planien ohne oder mit artenarmen Pflan- vegetazione si sviluppa dalle zolle o 1991 hatte eine der Vorgängergesell- zenbeständen, Rillenerosion und irre- dalle parti di terreno superiore trapian- schaften der Zermatt Bergbahnen AG versible landschaftliche Schäden. tate e non si lascia più distinguere così die zweifelhafte Ehre, auf dem Titelfoto facilmente. Il trasferimento diretto fa da der Wegleitung «Eingriffe für den Ski- 2.2 Hohe Natur- und Landschaftswerte punto di partenza per lo sviluppo della sport» als Beispiel für einen irreversiblen Die Region Zermatt zeichnet sich durch vegetazione e delle piante pioniere. La Eingriff zu figurieren. Im vorliegenden hohe Natur- und Landschaftswerte aus. semina con sementi adatte all'habitat Artikel wird nicht ein Einzelprojekt vor- Bei skisportlichen Eingriffen, die scho- locale permette di raggiungere rapi- gestellt, sondern die Gesamtheit der nender als oben beschrieben ausgeführt damente buoni risultati e proteggere il Arbeiten der letzten 10 Jahre. Dabei werden sollen, sind diese regionsspe- suolo dall’erosione. L’esperienza delle werden die Aspekte des Bodenschutzes zifischen Besonderheiten zu beachten. ZBAG mostra come la reintegrazione und der Hochlagenbegrünung im Spe- di piccole forme di vegetazione e il ziellen berücksichtigt. Beide sind Teil Die Region Zermatt ist sowohl tektonisch rinforzo con zolle di terreno siano molto des Umweltmanagements der Zermatt wie auch geologisch sehr vielfältig. Der importanti per questo tipo di progetti. Bergbahnen AG. Bodenuntergrund besteht aus Kalk-, Si- likat- und Ophiolithgesteinen und kann Parole chiave 2 Ausgangslage kleinräumig ändern. Der anstehende Ge- rinverdimento ad alta quota, interventi 2.1 Vorgehen bei früheren Eingriffen steinsuntergrund wurde vielfach durch a causa di lavori per sport invernali, Bei früheren skisportbedingten Eingrif- die Gletscher während der Eiszeiten protezione dall’erosione, sementi fen wie den flächenhaften Pistenplanien oder durch bis heute andauernde Er- adatte all’habitat locale in den 60/70er Jahren wurden Aspekte eignisse (Bergsturz, Murgänge usw.) mit des Bodenschutzes nicht beachtet. Der Sedimenten überlagert. Die Verwitterung Boden, der sich auf der alpinen Stufe seit des Bodenuntergrundes wird wesentlich 1 Einleitung der letzten Eiszeit entwickelt hat, wurde durch die Frostwechselprozesse geprägt, Die Arbeitsgruppe Hochlagenbegrü- mit grossen Baumaschinen beiseite ge- die in der alpinen und nivalen Stufe im nung (AGHB) des Vereins für Ingenieur- schoben und mit dem mineralischen Un- Sommer fast täglich ablaufen. Speziell biologie schreibt alle 2 Jahre den tergrund durchmischt. Grössere Steine die Solifluktion ist ein Vorgang, der bei sogenannten Begrünerpreis aus. Die wurden aus der Piste entfernt und am skisportlichen Eingriffen zu beachten ist. Foto 1: Titelbild Wegleitung 1991, die Abb. zeigt den heutigen Zustand. Foto 2: Gerodete Skipiste im Waldareal, Zustand 2013. Photo 1 : Image de titre Lignes directrices 1991, les figures montrent l’état Photo 2 : Piste de ski effacé dans une forêt, état 2013. actuel. INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13 11
FACHBEITRÄGE Aufgrund der Abschirmung durch die Kanton Wallis Gemeinde Zermatt umliegenden Gebirgsketten herrscht ein Zermatt Bergbahnen AG inneralpines Trockenklima vor, mit tro- Übersichtsplan 1 : 20'000 Sektion 11.1 Standard C Sektion 15.1 2005 Blauherd-Tuftern 2009 Gebiet Nord ckenen, heissen Sommern und grossen Sektion 8.3 Stand Ende 2012 Sektion 14.4 Col-Rothorn tages- und jahreszeitlichen Temperatur- 2003 Sunnegga-Patrullarve 2009 Beschneiungsanlage Sektion 9.2 schwankungen. Rotweng-Col Sektion 14.7 Sektion 15.1 2003 Eisfluh Blauherd-Tuftern Sektion 8.2 Gebaut 2009 2010 Fluhalp-Rotweng 2002-2012 2004 Die häufigen Frostwechsel fördern die Beschneiungsanlage Sektion 14.1 Sunnegga-Furggegg 2008 Sektion 14.5 Sunnegga-Blauherd 2006 Leisee Sektion 8.2 Verwitterung des mineralischen Unter- Pistentraverse 2008 Fluhalp-Rotweng inkl. Beschneiung Sektion 14.4 2003 Wildi Sektion S.2 2008 grundes. Hingegen verlangsamt die Tro- Furi-Zermatt Transportanlagen 2007 Sektion 14.2 Furggegg-Findeln 2008 Sektion 8.1 Sektion 14.3 Gant-Fluhalp Grünsee-Findeln ckenheit den Abbau der organischen 2003 2009 Furi-Zermatt Sektion 7.2 2002 Grünsee-Gant Sunnegga-Breitboden 2007 Substanz und damit die Bodenbildung, 2003 Sektion R.2 Bielti-Furi 2011 Sektion R.1 Sektion 3.2 in Abhängigkeit von Höhenlage, Ge- Furi Riffelboden-Schweigmatte Sektion 7.3 2011 2005 Breitenboden Sektion 7.1 Richtung Findelbach Breitenboden-Grünsee 2005 2003 stein, Exposition, Neigung usw. Die Bö- Sektion 5.1 den sind heterogen, mehrheitlich haben Kelle see 2005 Sektion 3.1 Riffelberg-Riffelboden sich flachgründige Böden mit hohem 2009 Furi-Riffelberg 2007 Sektion 5.2 Sektion L.2 Sektion 4.2 Kelle Furi-Furggbach Gifthittli-Riffelberg 2005 2009 2011 Sektion 6.1 Skelettanteil ohne eigentlichen Unterbo- Sektion 5.5 Hohtälli Umfahrung Kelle 2008 2010 den (B-Horizont) gebildet. Sektion 2 Kellensee-Riffelberg Sektion 5.3 Kelle 2005 bach 2010 Riffelberg-Gifthittli 2005 Sektion 6.3 Sektion 6.3 Die Region Zermatt besitzt eine äusserst Höhtälli - Kelle Höhtälli - Kelle 2009 2009 Sektion 1 Kellensee-Gornergrat vielfältige Flora mit mehr als 1000 Arten 2009 PLAN-NR.: 512-1 GEZEICHNET: 09.01.2013 GEÄNDERT: NAME: LB PLANGRÖSSE: A3 auf dem Gemeindegebiet. Einige der Abb. 1: Gesamtkonzept Gebiet Nord. Fig. 1 : Concept global région nord. von Steiner kartierten Einheitsflächen der Vegetation besitzen nationale oder internationale Bedeutung. Dazu kom- Alpplanung ausreichend und würde die 4 Material und Methoden men 7 welt- und 17 schweizweit seltene Aufnahme der 2–3fachen Anzahl ge- Seit den 70er/80er Jahren ist das Be- Arten, mehrheitlich sog. Endemiten, sömmerter Tiere erlauben. wusstsein um die Empfindlichkeit der die hier die Eiszeiten überlebt und sich hochalpinen Lebensräume stark gestie- nachher nicht weiterverbreitet haben. 3 Begrünungsziele gen. Parallel dazu wurden auch Tech- Die alpinen Pflanzen zeichnen sich Abgeleitet von der oben beschriebenen niken der Hochlagenbegrünung entwi- durch spezifische Anpassungen an die Ausgangslage wurden folgende Begrü- ckelt, welche eine naturschonende Aus- Extrembedingungen ihrer Umwelt aus. nungsziele formuliert: führung nicht a priori in Frage stellen. Für die Hochlagenbegrünung relevant Die wichtigsten Methoden und Vorge- sind vor allem der Zwergwuchs, das 3.1 Landschaftliche Integration hensweisen der ZBAG zur Erreichung grosse Wurzelsystem und die vegeta- Landschaftliche Integration der Bau- der oben formulierten Begrünungsziele tive Vermehrung (Horstpflanzen). Zahl- werke in die natürliche Gebirgsland- sind hier kurz vorgestellt: reiche Pflanzen sind auf die Besiedlung schaft. Deshalb kommt der Minimierung von Pionierstandorten (z.B. Schutthal- der Eingriffe und der standortangepass- 4.1 Ausarbeiten eines Gesamtkonzeptes den, Felsen) spezialisiert. ten Oberflächengestaltung nach einem Die Zermatt Bergbahnen AG verfügt seit Eingriff besondere Bedeutung zu. der Fusion von 4 Vorgängergesellschaf- Der Sommertourismus bildet ein wesent- ten 2002 über ein Gesamtkonzept zum liches Standbein der ZBAG, die hoch- 3.2 Erhaltung der natürlichen Ausbau ihres Skigebietes. Darin sind alpine Landschaft wird auch im Som- Vegetation alle Ausbauschritte der nächsten 15 mer sehr stark von Touristen besucht. Ziel ist die Herstellung der natürlichen Jahre festgehalten. Das Gesamtkonzept Landschaftsschäden durch skisportliche Umgebungsvegetation, primär durch ist breit abgestützt und auch Bestandteil Eingriffe werden im Sommer von vielen Vermehrung und natürliche Sukzession. von Vereinbarungen mit den Umwelt- Gästen wahrgenommen. Deshalb wird besonderer Wert auf den organisationen. Die wesentlichen Ele- Bodenschutz und die Erhaltung und den mente dieses Gesamtkonzeptes sind: Die Bodenfruchtbarkeit und der land- Einbau von Rasensoden gelegt. • Erneuerung bestehender Transport- wirtschaftliche Ertrag sind aufgrund der Der Erosionsschutz bildet eine unabding- anlagen / Ersatz von Skiliften durch Höhenlage und der Niederschlagsar- bare Voraussetzung zur Erreichung die- Sesselbahnen mut beschränkt. Die landwirtschaftli- ser Ziele, steht aber nur bei Einzelfällen • Bau neuer Transportanlagen zur bes- che Nutzung der Alpweiden ist sehr im Vordergrund. Ebenso sind andere Nut- seren Verbindung der Teilskigebiete extensiv, heute erfolgt sie vorwiegend zungsansprüche wie die Alpwirtschaft • Ausbau der technischen Beschneiung, mit Schafen, früher mit Rindvieh. Viele nur in wenigen Fällen ausschlaggebend. so dass zu jeder Transportanlage min- magere Rasen blieben so erhalten. Das destens eine Piste beschneit und die Flächenangebot ist gemäss kantonaler Dorfrückfahrten gesichert sind 12 INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13
FACHBEITRÄGE • Punktueller Pistenausbau zur Behe- bung einzelner Gefahrenstellen und Engpässe • Sicherung der Dorfrückfahrten durch neue Linienführung ausserhalb der Bauzone und Fahrwege mit Erschlies- sungsfunktion • Schutz der Vorranggebiete Flora/ Fauna vor neuen Eingriffen • Behebung früherer Schäden • Projektintegrierte Umwelt-Baubeglei- tung Insgesamt wurden seit 2002 8 Transport- anlagen, > 40 km technische Beschnei- ung und 3 km Pistentraversen nach dem Vorgehen realisiert, das nachfolgend beschrieben wird. In der Planbeilage Abb. 2: Objektblatt Schadeninventar. (Übersichtsplan 1:20 000) sind alle seit Fig. 2 : Inventaire des dégâts. 2002 gebauten Anlagen im Gebiet Nord dargestellt. In der Gesamtplanung sind auch die hier nicht eingezeichneten Vor- Umweltverträglichkeitsbericht oder Kurzbericht zu den Raum- und Umweltauswirkungen mit ranggebiete Flora/Fauna enthalten, bei Schwerpunkt auf Vegetation und Massnahmen zur Minimierung der Eingriffe. denen keine neuen Eingriffe erfolgen. Die Gesamtplanung ist ein Steuerungs- instrument, das die Koordination der Bauprojekte und damit die Minimierung Zusammenstellung der umweltrelevanten Auflagen der Bewilligung in einem der Eingriffe erlaubt. separaten Dokument Dieses Dokument gilt gleichzeitig auch als Pflichtenheft der UBB 4.2 Schadeninventar Ausgehend von den vorhandenen Grundlagen wurde im Sommer und Integration dieser Auflagen in die Umweltdatenbank und in die Ausschreibung Herbst 2002 der gesamte Projektpe- Bodenrelevante Leistungen sind z.B. der getrennte Abtrag des Oberbodens, die Abdeckung des Untergrundes mit Geotextilien. rimeter flächendeckend inventarisiert. Dabei wurden Schadensobjekte proto- kolliert, fotografisch festgehalten und auf aktuellen Orthofotos eingezeichnet. Unterzeichnung separates Dokument (Bedingungen und Auflagen für den Bau) Dazu gehören vor allem: durch die Unternehmung vor Baubeginn Die Unternehmung verpflichtet sich darin zur Einhaltung der umweltrelevanten Auflagen. • nicht kanalisierte Wanderwege • Fahrwege/Fahrspuren ausserhalb der nicht rückgebauten Baustrassen Teilnahme an der Startsitzung bzw -begehung, laufende Baustellenkontrolle, • Erosionsschäden aufgrund früherer Ein- Kontrollblätter, Umweltabnahme griffe • Böschungsanrisse, Hanganschnitte • Planien, Aufschüttungen, Pisten • Bauten, Anlagen ohne aktuelle Funktion Schlussbericht UBB Für jedes Objekt wurde ein Objektblatt Die Schlussberichte enthalten alle Informationen zum Bauablauf und betreffend Einhaltung der Auflagen. Seit kurzem verfügt die Zermatt Bergbahnen AG über eine Umweltdatenbank, in welcher angelegt, das auch eine Priorisierung alle Projekte und der Stand des Verfahrens bzw. der Umsetzung aufgeführt sind. Damit wird der Informationsfluss unter allen Akteuren sichergestellt. enthält. Abb. 3: Ablauf Umweltmanagement Projekte. Aufgrund der vorgefundenen Schäden Fig. 3 : Procédure projets de gestion environnementale. wurden spezifische und allgemeine Massnahmen formuliert. Während die allgemeinen Massnahmen unabhän- gig vom Objekt für den gesamten Pe- INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13 13
FACHBEITRÄGE rimeter Gültigkeit haben, nehmen die halb bietet die Bodenbedeckung mit aus dem Grundsortiment zusammen. spezifischen Massnahmen jeweils auf Rasensoden als Ausgangspunkten die Die Zusammensetzung wird vom Bota- ein bestimmtes Objekt Bezug. Für alle besten Voraussetzungen für die Wie- niker validiert. inventarisierten Schadensbilder wurden derinstandstellung einer Eingriffsfläche. Im Vordergrund steht aber auch hier Ablaufschemas entwickelt, die aufzei- In Übereinstimmung mit den beiden die Erhaltung des (spärlichen) Oberbo- gen, was bei einer jeweiligen Beein- Hauptbegrünungszielen (Erhaltung der dens mit den Rasensoden, welche als trächtigung konkret zu unternehmen ist. Vegetation und der Landschaft) wurde Ausgangspunkte für die Vermehrung Folgende Module stehen für die Mass- folgendes Begrünungskonzept erarbei- dienen. Bei allen Anlagen erfolgt nach nahmenformulierung zur Verfügung: tet, das den Schwerpunkt auf die Erhal- Abschluss der Arbeiten eine laufende tung des Bodens und der Rasensoden Erfolgskontrolle. Bei ungenügendem • Modul Wanderwege/Fahrwege legt. Boden und Rasensoden dienen als Begrünungserfolg ohne Ansaat wird • Modul Erosion Ausgangspunkte für die Renaturierung die Fläche im laufenden Jahr angesät, • Modul Böschungsanrisse, Hangan- der Eingriffsflächen. sofern der Erosionsschutz und die land- schnitte schaftliche Integration nicht zufrieden- • Modul Planien, Aufschüttungen, Pis- Unter Abwägung von Kosten und Nut- stellend sind. Dies ist vor allem bei frü- ten zen und unter Berücksichtigung der heren Planien notwendig. • Modul Bauten, Anlagen wertvollen Umgebungsvegetation wer- Als weitere Grundlage wurde ein Ar- Bis 2012 konnte ein grosser Teil der den landschaftlich exponierte, erosions- beitspapier zur Regenerierbarkeit der Schäden 1. und 2. Priorität behoben gefährdete und/oder ehemals planierte im Skigebiet vorkommenden mehr als werden. Die Schäden 3. Priorität sind Flächen ohne Bodenausbildung zusätz- 50 Vegetationstypen erstellt. Diese wer- in den meisten Fällen irreversible land- lich mit einer speziellen Samenmischung den in 3 Klassen eingeteilt. Bei leicht schaftliche Eingriffe. Die Ausführung Schutz-Filisur angesät. Die verwendeten regenerierbaren Vegetationstypen wird erfolgte grösstenteils durch die spezia- Arten sind einheimischer Provenienz, auf eine Ansaat verzichtet, da diese lisierte Baugruppe der Zermatt Bergbah- d.h., das Samenmaterial wurde in der Flächen wieder von Pioniervegetation nen unter Anleitung der UBB, die sich Umgebung gewonnen und nachher besiedelt werden. Bei schwer wieder- ein entsprechendes Know-how erarbei- vermehrt. Die Mischungen werden für herstellbaren Vegetationstypen ist die tet hat. jede Anlage an die umgebende Ve- Erhaltung der Rasensoden, die Knos- getation angepasst. Dazu werden der pen enthalten und als Ausgangspunkte 4.3 Projektintegrierte Lieferfirma Artenlisten aus Vegetations- der Vermehrung dienen, zentral. Bei Umweltbaubegleitung aufnahmen der näheren Umgebung ab- der Wahl der Begrünungsmethode wird 2002 betraute die Zermatt Bergbahnen gegeben. Diese stellt anschliessend eine die Regenerierbarkeit der Vegetation AG eine Arbeitsgemeinschaft aus Um- standortangepasste Samenmischung entsprechend berücksichtigt. Die Ein- welt- und Planungsbüros (ArGe Nach- haltige Skigebiete Zermatt, bestehend aus den Büros Raumplanung + Umwelt AG, buweg, WRU) mit der Aufgabe, alle Projekte, von der Projektierung bis zur Abnahme, zu begleiten (UVB, Bewil- ligung, UBB, Auflagenkontrolle, Schluss- bericht UBB). Bei allen Projekten sollen die einheitlichen Standards gelten. Bei der Wahl der Linienführung oder der Eingriffsstandorte wird auf ökologisch wertvolle Flächen Rücksicht genommen. Bei jedem Projekt werden folgende Do- kumente erarbeitet: (siehe Abb. 3) 4.4 Begrünungskonzept In der Gebirgsflora ist es für einjährige Arten schwierig, in einem Sommer den ganzen Wachstumszyklus vom Keimen bis zur Samenverbreitung erfolgreich abzuschliessen. Viele Arten sind mehr- jährig, überwintern bodennah oder im Boden oder vermehren sich vegetativ Abb. 4: Begrünungskonzept. durch Ausläufer, ab Horsten usw. Des- Fig. 4 : Concept de végétalisation. 14 INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13
FACHBEITRÄGE Gute Vegetationstypen auf Felsen und Gletschervor- stufung der Regenerationsfähigkeit lässt Regenerationsfähigkeit felder weisen eine generell gute Regenerations- sich grob gemäss Abbildung 5 zusam- (Regenerationsklasse 1): fähigkeit auf. Sie besiedeln vor allem konkurrenz- menfassen. arme Standorte mit geringer Vegetationsdeckung, vergleichsweise frühem Zeitpunkt der Schnee- Bei Rückbauarbeiten von Bauprojekten schmelze wegen guten (Wärme-)Strahlungsverhält- stellt sich immer wieder die Frage nach nissen bei knapper Wasserversorgung. Ebenfalls gute Regenerationsfähigkeit kann den montanen dem optimalen Umgang mit Boden und Felsplatten- und Felsgrusfluren, den Hecken, Rasensoden. Die zwischengelagerten Gebüschsäumen, Schlagfluren bescheinigt wer- Rasenziegel trockneten oftmals wäh- den, die wegen ihrer tieferen Höhenlage einen rend der Lagerung oder nach dem Rück- Vorteil in der Geschwindigkeit der Regeneration bau in die Pflanzendecke aus. Folgende haben. Massnahmen wurden umgesetzt: Mittlere Schuttfluren und Schneeböden sind grösstenteils Regenerationsfähigkeit alpin, auch bis nival verbreitet, was wegen den 4.5 Versuchsflächen (Regenerationsklasse 2): durch die tieferen Temperaturen verlangsamten Bei der Mittelstation der GB Furi- Wachstumsprozesse nur noch mittlere Regenera- Schwarzsee wurde 2003 auf einer tionsfähigkeit ermöglicht. Zwergstrauchheiden ha- Eingriffsfläche eine Versuchsanordnung ben durch ihren mehrschichtigen Vertikalaufbau mit verschiedenen Begrünungsmethoden eine komplexe Struktur und sind deswegen auch (nur Abdeckung mit Jute, Ansaat, Einbau hier eingestuft. Das landwirtschaftliche Nutzland Rasensoden, Vermehrung mit Setzlin- ist auch nur mit mittlerer Regenerationsfähigkeit gen) gemacht. Die Begrünungsresultate eingestuft, weil die Goldhaferwiesen und Halb- trockenrasen viele konkurrenzschwache Arten wurden erfasst und ausgewertet. Bei An- enthalten saat mit Samenmischung Schutz wurde bereits 2004 ein hoher Deckungsgrad Geringe Quellfluren weisen eine geringe Regenerations- erreicht. Die Pflanzen sind alle etwa glei- Regenerationsfähigkeit fähigkeit auf, weil sie an die kalten Wassertempera- chen Alters und bilden einen homogenen (Regenerationsklasse 3): turen und damit ein generell langsames Wachstum «Teppich». Im Gegensatz dazu wach- aufweisen. Die Bindung an eine bestimmte Was- sen auf den anderen Flächen sehr un- serqualität ist oft sehr eng. Die Moore stehen hier, weil die Torfmoosbulten durch sehr langsames terschiedlich entwickelte Pflanzen, meist Wachstum bekannt sind. Alpine Rasen, Trocken- unregelmässig über die Fläche verteilt. rasen und die Serpentinvegetation beherbergen Der Deckungsgrad der anderen, nicht Rasentypen, welche als klassische, reife, End- angesäten Versuchsflächen ist zu Beginn oder Klimaxstadien der jeweiligen Entwicklungs- deutlich geringer. 2008 und 2013 hat serie gelten. Die Einstufung Wälder fällt so aus, sich der Deckungsgrad der Versuchsflä- weil die Lärchen-Arvenwälder im Perimeter ein chen angeglichen und beträgt auf allen hohes Altersstadium erreicht haben. 4 Flächen mindestens 50%. Am tiefsten Abb. 5: Klassen der Regenerierbarkeit. ist die Deckung weiterhin bei der Fläche Fig. 5 : Classes d’aptitude régénérative. mit Rasensoden, was auf die geringe Anzahl Soden pro m², die eingesetzt wurden, zurückzuführen ist. Foto 3: Bodenabtrag. Foto 4: Zwischenlager Rasensoden, von Geotextil umhüllt. Photo 3 : Prélèvement de sol. Photo 4 : Gazon en stockage provisoire, enveloppé dans un géotextile. INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13 15
FACHBEITRÄGE Allgemein -Rasenziegel möglichst grossflächig aus- besondere Maschinenführer, wird inst- heben ruiert und das Vorgehen festgelegt. Der -Viel Wurzelwerk Maschineneinsatz (Schreitbagger, Rau- -Möglichst kurze Lagerungszeit der penbagger) wird angepasst an Hang- Ziegel neigung, Empfindlichkeit des Bodens Lagerung -Mehrere Ziegel an einem Haufen lagern < 1 Woche usw. Die Materialtransporte werden Lagerung -Ziegel in Vlies einschlagen, Aushub- mit Helikopter ab den festgelegten In- > 1 Woche material darüberhäufen stallationsplätzen ausgeführt. Ebenfalls -Bedingt sehr sorgfältiges Arbeiten werden kleine Maschinen eingeflogen, um zusätzliche Zufahrten zu vermeiden. Rückbau in -Wiedereinsetzen in unmittelbarer Nähe Die Flächen neben dem Graben wer- Vegetations- zur Stelle wo Ziegel ausgehoben wurde decke -Richtige Seite oben den mit einem Geotextil (3 m breite -Nicht bloss auflegen, sondern leicht in Rollen) abgedeckt. Damit wird die dar- die umgebende Erdschicht einbetten unterliegende Vegetation geschützt und -Mehrere Ziegel dicht nebeneinander kann sich nach Abschluss der Arbeiten rasch wieder erholen. Der Einsatz der Geotextilien ist vorteilhaft bei ebenem Optimierungs -Bewässerung nach Rückbau -möglichkeit -schutz mittels Jute- oder Kokosnetz Untergrund (z.B. frühere Planien). Hin- gegen ist die Verwendung bei steiniger Oberfläche, in Zwergstrauchheiden usw. schwierig, da die Folien beim Abb. 6: Vorgehen Rasensoden. Rückbau zerschnitten werden. Mit dem Fig. 6 : Procédure des plaques de gazon. Geotextil wird die effektive Eingriffs- Erfahrungen aus den Versuchsflächen bei Aroleit (September 2004) breite auf die Grabenbreite (3 m) redu- ziert. Bei kurzer Bauzeit erholt sich die Versuchsanordnung: Jute Samenmischung Schutz + Vegetationsziegel + Jute Setzlinge + Jute unter dem Vlies geschützte Vegetation Jute anschliessend rasch wieder. Die Rasen- Deckung 15% 95% 15% 20% Anz. Arten 25 22 20 25 soden werden mit dem Oberboden auf Wurzellänge 11 12 16 11 dem Grabentrassee als Erstes abgetra- je 3 Phleum 10 7 12 15 (in cm) 8 7.5 8 14 gen. Die Mächtigkeit des Oberbodens Verteilung unregelmässig regelmässig geklumpt regelmässig übersteigt auf früheren Planien in der Erosion keine keine keine keine Bemerkung Nur ca. 0.7 Soden / m2 Regel 5–10 cm nicht. In der nivalen Hö- Abb. 7: Versuchsflächen Aroleit. henstufe hat die Rohbodenbildung erst Fig. 7 : Parcelles expérimentales Aroleit. eingesetzt. Weiter unten auf der alpi- nen Höhenstufe beträgt die Mächtigkeit 4.6 Ausführung methoden festzulegen. Anlässlich der des abgetragenen Oberbodens durch- Bei der Ausführung wird auf folgende Startbegehung wird die Linienführung schnittlich 20–30 cm. Die Trennung Punkte geachtet: Die Startsitzung dient im Gelände abgesteckt. Besonders Oberboden/Unterboden/Ausgangsge- dazu, die Unternehmung speziell auf sensible Standorte werden nach Mög- stein wird visuell durch die UBB zusam- die Auflagen hinzuweisen und Arbeits- lichkeit umgangen. Das Personal, ins- men mit dem Maschinisten festgelegt. Foto 5: Offener Leitungsgraben. Foto 6: Versuchsflächen Aroleit. Photo 5 : Tranchée de direction ouverte. Photo 6 : Parcelles expérimentales Aroleit. 16 INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13
FACHBEITRÄGE Foto 7: Seitliche Wasserableitung. Foto 8: Böschung, mit Jutenetzen stabilisiert. Photo 7 : Drainage d’eau latéral. Photo 8 : Remblai stabilisé avec des filets de jute. Die Direktumlagerung des Oberbodens Nach Beendigung der Arbeiten wird Mit den gewählten Methoden ist nur dort möglich, wo gleichzeitig mit eine Umweltabnahme durchgeführt, und einer laufenden Über- dem Abtrag bereits eine frühere Bau- an der eventuelle Mängel festgehalten wachung der kritischen Stellen etappe fertiggestellt wird. Dies kann werden. Die Ansaat dient zur Unterstüt- wird im Skigebiet der ZBAG der z.B. beim Bau einer Pistentraverse so er- zung des natürlichen Einwuchses und Erosionsschutz weitgehend folgen. Bei Leitungsgräben werden die als Erosionsschutz. Zum Erosionsschutz gewährleistet. Rasensoden mit Oberboden seitlich des werden zusätzliche Massnahmen wie Grabens zwischengelagert. Dabei wird seitliche Wasserableitung durch Rigo- 5.2 Vegetationsbedeckung die darunterliegende Vegetation zuerst len, Abdeckung mit Jutenetzen, Einbau Wie schon erwähnt, ist ein hoher De- mit Vlies abgedeckt. Je nach Dauer der von Holzkästen usw. getroffen. ckungsgrad (> 75%) in dieser Region Zwischenlagerung ist ein Abdecken des nicht das primäre Begrünungsziel, da Bodendepots mit Vlies erforderlich. Das 5 Resultate/Erfolgskontrolle sich viele der wertvolleren Vegetations- seitliche Zwischenlager von Aushubma- Die folgenden Resultate stützen sich auf typen, speziell die Trockenrasen, durch terial wird als Baupiste benutzt. Die Bau- Begehungen und visuelle Kontrollen von eine lückige Vegetationsdecke aus- maschinen verschieben sich auf diesen zeichnen, welche Platz für konkurrenz- früheren Baustellen und sind noch durch Pisten. Neue Zufahrten werden keine schwache Spezialisten lässt. Zudem Artenaufnahmen der Vegetation und Bo- erstellt. Für Rohre, Schächte und zu weisen spezialisierte Vegetationstypen denprofile zu belegen. Maststandorten werden die Transporte mit Pionierpflanzen, welche Flächen in mit Helikopter ab den festgelegten Ins- Gletschervorfeldern, auf Schutthalden 5.1 Erosionsschutz usw. besiedeln können, natürlicher- tallationsplätzen durchgeführt. Für das Bei den seit 2002 erstellten Anlagen weise einen geringen bis mittleren De- gesamte Gebiet wurde ein Netz von bestehenden Baustrassen festgelegt. sind keine grösseren Hangbewegun- ckungsgrad auf. Auf der anderen Seite Das Feinmaterial zur Rohrummantelung gen, Murgänge usw. zu beobachten, ist ein minimaler Deckungsgrad Voraus- wird an Ort und Stelle aufbereitet, d.h. auch nicht nach starken Niederschlägen setzung für den Erosionsschutz. mit einer Siebkelle aussortiert oder aus oder bei der Schneeschmelze. Ausnah- Steinen mit einem Brechereinsatz zer- men bilden seit langem bestehende Pro- Je nach Ausführung (sorgfälti- kleinert. Damit werden einerseits Trans- blemstellen auf der nivalen Höhenstufe. ges Anlegen der Rasensoden, portfahrten vermieden und andererseits Dort gibt es auch ausserhalb des Ein- Bodenmächtigkeit, Höhenlage) die Deponierung des überschüssigen griffsperimeters in der naturbelassenen und Ansaat wird ein unter- Materials reduziert. Überschüssiges Umgebung erosive Vorgänge. Durch schiedlicher Deckungsgrad er- Material wird vor Ort landschaftsscho- die im Rahmen des Schadeninventars reicht, was aber nicht im Wider- nend deponiert. Der Graben wird mit getroffenen Massnahmen konnte ein spruch zur Zielvegetation steht. dem Aushubmaterial zugeschüttet. Das grosser Teil der Böschungen saniert, Vlies unter dem Zwischenlager wird d.h. stabilisiert werden. Zur langfristi- 5.3 Artenzahl und Vegetationstyp sorgfältig abgezogen und entsorgt. Als gen Sicherung werden die kritischen Die Zielvegetation orientiert sich an den Letztes wird der Oberboden mit den Stellen laufend überwacht und bei Be- in der näheren Umgebung vorkommen- Rasensoden wieder eingesetzt. Dabei darf zusätzliche Rigolen zur seitlichen den Vegetationstypen, unter Berücksich- wird speziell darauf geachtet, dass die Wasserableitung eingebaut. tigung der Regenerierbarkeit und der zu Rasensoden nach oben gekehrt sind. erwartenden Sukzession. So wird z.B. INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13 17
FACHBEITRÄGE Foto 9: Tufternalp Bauphase. Foto 10: Tufternalp nach Rückbau. Photo 9 : Phase de construction Tufternalp. Photo 10 : Tufternalp après démontage. Foto 11: Tufternalp 2013. Foto 12: Blauherd-Tufternalp 2013. Photo 11 : Tufternalp 2013. Photo 12 : Blauherd Tufternalp 2013. eine Zwergstrauchheide kurzfristig nicht 5.4 Ansaaten 5.5 Landschaft wiederherstellbar sein, entwickelt sich Die alten Planien wurden noch mit we- Die Wiederherstellung des Landschafts- aber mittelfristig ohne Düngung und nig spezifischen Einsaaten begrünt. bildes ist ein wichtiges Begrünungsziel. Beweidung oberhalb der Waldgrenze Noch heute ist dies anhand der Arten- Dabei wird in naturbelassenen Eingriffs- aus einem wiederhergestellten Rasen. zusammensetzung gut erkennbar. Bei flächen das ursprüngliche Kleinrelief Die Herstellung der ursprünglichen Ar- den neueren Ansaaten wird durch wiederhergestellt, z.B. bei der Querung tenzusammensetzung erfordert je nach Verwendung standortangepasster ein- von Schutthalden, Moränenwällen usw. Höhenlage und Vegetationstyp entspre- heimischer Ökotypen (Schutz Filisur) Viele der neuen Eingriffe erfolgen auf chend Zeit. Dieser Prozess der Regene- diesem Aspekt Rechnung getragen. Die bereits früher planierten Flächen. So- rierung dauert oft mehrere Jahre und zu genauen Mischungen werden projekt- weit möglich wird versucht, frühere Beginn sind Lücken sichtbar. Die Vegeta- bezogen an die Vegetation der natürli- Schäden zu beheben, z.B. die zeilenför- tion durchläuft dabei verschiedene Suk- chen Umgebung angepasst. Mittelfristig mige Aufreihung überschüssiger Blöcke zessionsstadien, bis der ursprüngliche wird ein Teil der angesäten Arten durch entlang der Piste. Überschüssiges Aus- Zustand erreicht wird. Arten der Umgebung ersetzt. hubmaterial wird nun auf Anweisung der UBB so lokal deponiert, dass es kein Die Resultate zeigen, dass die Ansaaten mit standortgerechten landschaftsfremdes Element darstellt. Erhaltung des Bodens und der Mischungen erlauben eine Rasensoden während der Bau- rasche Erstbegrünung auf früher Die Schaffung und Erhaltung der zeit die besten Voraussetzungen planierten Flächen mit ungenü- landschaftlichen Kleinformen ist für die langfristige Wieder- gendem Bodenaufbau. Mittels bei der Wiederinstandstellung herstellung der ursprünglichen Nachsaaten kann die Vegeta- einer Eingriffsfläche zentral. Vegetation bietet. tionsbedeckung gezielt erhöht werden. 18 INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13
FACHBEITRÄGE Ort: zum Holz, 2’060 m ü.M. Lebensraum: subalpine Mähwiesen, Ort: Tällinen, 2’500 m ü. M. Lebensraum: Nacktriedrasen, kalkreiche steppenartige Halbtrocken- und Schneetälchen, saure Kleinseggenrieder Trockenrasen, z.T. Grasbrachen Elynion 4.3.4; NHV1 Mesobromion 4.2.4; NHV1 / S2 Arabidion caeruleae 4.4.1; NHV1 Stipo-Poion 4.2.1.1; NHV1 / S2 Caricion fuscae 2.2.2; NHV1 Bau der Leitung: Bau der Leitung: 2008 2003 Halbtrocken- und Trockenrasen, die sich auf Tällinen: bisher von Eingriffen verschonte ehemaligen Mähwiesen entwickelt haben. TWW- Landschaftskammer mit je nach Exposition Objekt, praktisch keine Nutzung. unterschiedlicher Vegetation, Trockenrasen auf der südexponierten Seite, kleine Feuchtgebiete in Ansaat: der Talmulde. Mehrere Moränenwälle, welche keine verschiedene Stadien des Findelgletschers während den Eiszeiten wiedergeben. Massnahmen: Wiederverwendung des Oberbodens. Ablegen von Ansaat: Foto: Bauphase Foto: Schnittgut auf den Graben keine aktuelle Nutzung: Massnahmen: Weide, Brache Wiederverwendung des Oberbodens Erhalt der Geländeformen (alte Moränenzüge). Regeneration Vegetation: Umgehung Feuchtgebiet Ruderalarten, Deckung Vegetation: 50-75% aktuelle Nutzung: Erosion: Schafweide - Regeneration Vegetation: Störungen: Deckung Vegetation: 60 – 80% Foto: Steile, nur noch periodisch genutzte Wiesen und Weiden Ruderalarten in den steppenartigen Trocken- und nach dem Bau; mit abgelegtem Schnittgut. Foto: Halbtrockenrasen. Erosion: keine Kommentar: Die Bauspuren sind weitgehend verwachsen. Die Störungen: südexponierten, steilen Böschungen sind erst lückig Die humusarmen Böden werden von seltenen wiederbesiedelt. Im TWW-Objekt hat sich die Pionierarten wie dem Steinklee besiedelt. Vegetation wieder angesiedelt, auch ohne Ansaat. Kommentar: Die Bauspuren der Schneeleitung sind kaum mehr erkennbar. Foto: Foto: In den steilen Halbtrocken- und Trockenrasen sind die Störungszeiger noch dominant. Die Wiederbesiedlung ist noch lückig. (2012) Abb. 9: Objektblatt Tällinen. Fig. 9 : Fiche d’objet Tällinen. Foto: Bodenaufschluss, zeigt schwach ausgebildeter Oberboden Abb. 8: Objektblatt Findeln zum Holz (TWW-Objekt). Fig. 8 : Fiche d’objet Findeln zum Holz (objet TWW). Speziallandschaftsbau Rekultivierungen Bodenlockerungen bis 1.1m Bodenmischungen bis 1m Entsteinen Trockensaaten Begrünungen Anspritzbegrünungen Trockensaaten Erosionschutzmassnahmen Baumtransplantationen *URVVEDXPYHUSÀDQ]XQJHQ Vor-/Nachbehandlung Kontaktieren Sie uns unverbindlich: Zurbuchen Bodenschutz GmbH, Holzmannshaus 2, 8566 Lippoldswilen Tel: 071 697 04 22 / Fax: 071 697 04 24 Nachhaltige Bodenbearbeitung für die erfolgreiche Zukunft! Foto 13: Tällinen 2013. www.zurbuchen-bodenschutz.ch Photo 13 : Tällinen 2013. INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13 19
FACHBEITRÄGE Ort: Bine, 2’060 m ü. M. Lebensraum: Halbtrocken- und Verdankungen: Trockenrasen, z.T. Trockenwarme Wir danken den Mitarbeitern Fabian Ruderalflur Mesobromion 4.2.4; NHV1 / S2 Pfammatter und Dr. Robert Brügger, der Stipo-Poion 4.2.1.1; NHV1 / S2 Onopordion 7.1.5 Firma Raumplanung + Umwelt, Aufder- eggen, Julen + Zenzünen AG für die Bau der Leitung: 2008 aktive Mitarbeit beim Verfassen dieses Der Graben quert landschaftlich reizvolle Artikels. Ebenso allen Mitarbeitern der Geländekammern. Steilhang mit einzelnen Findlingen, Schutthalden. Vegetation natürlich ArGe Nachhaltige Skigebiete Zermatt, lückig. die verschiedene Grundlagendoku- Ansaat: mente zusammengestellt haben. keine Massnahmen: Foto: Bau der Leitung im Bereich Eya, in heterogenem, Literaturverzeichnis: Wiederverwendung des Oberbodens Anlegen Steine, Anpassung an Umgebung skelettreichem Boden (alte Seitenmoräne). • BUWAL (1991): Landschaftseingriffe für den Skisport, Wegleitung zur Be- aktuelle Nutzung: Weide, Brache rücksichtigung des Natur- und Land- Regeneration Vegetation: schaftsschutzes gut • C. Käsermann, F. Meyer, A. Steiner Erosion: (2003): Die Pflanzenwelt von Zermatt - • Steiner, A.J. (2002): Die Vegetation Störungen: der Gemeinde Zermatt, Beiträge zur Foto: Zustand 2012, Pionier- resp. Ruderalarten sind häufig Die Ruderalarten in den steppenartigen Trocken- und Wiederbesiedlung ist teilweise noch lückig. geobotanischen Landesaufnahme der Halbtrockenrasen. Schweiz Kommentar: Die Bauspuren sind verwachsen. Die • AGHB (2008): Richtlinien Hochlagen- südexponierten, steilen Böschungen sind erst lückig begrünung wiederbesiedelt, was aber der natürlichen Umgebung entspricht. Landschaftliche Integration ist gut. Kontaktadressen: Stefan Julen, Dr. phil. II, Geograph Raumplanung + Umwelt, Aufdereggen, Foto: Zustand 2012, Graben wurde an Umgebung angepasst, mit Einbau Schutthalde, Trockenrasen usw.. Julen + Zenzünen AG Sebastianplatz 1 Abb. 10: Objektblatt Findeln. Fig. 10 : Fiche d’objet Findeln. 3900 Brig E-Mail: info@raum-umwelt.ch Remo Wenger, Dr. phil. nat., Biologe buweg, büro für umwelt und energie 6 Schlussfolgerungen • Erhaltung und Schaffung landschaft- Napoleonstrasse 9 Folgende Punkte sind wegweisend für licher Kleinformen, angepasst an die 3930 Visp die naturschonende Ausführung touris- Umgebung. E-Mail: remo.wenger@buweg.ch tischer Erschliessungsprojekte durch die Die Umsetzung ist erfolgreich, wenn fol- ZBAG: gende Bedingungen erfüllt sind: Ein besonderer Dank geht an Franziska • Kombination mit Schadeninventar, da- • flächendeckende Anwendung im ge- Witschi, buweg, die federführend für mit werden gleichzeitig frühere Schä- samten Skigebiet, nicht nur einzelne die Erarbeitung und Umsetzung des den behoben. Vorzeigeprojekte. Grundlagenkonzept verantwortlich war • Minimierung der Eingriffsflächen, Ver- • 10 Jahre Erfahrung haben die lau- und sämtliche Grafiken und Entscheid- meiden von Eingriffen in Vorrangge- fende Optimierung der Verfahren er- schemas des Konzeptes entworfen hat. bieten Flora/Fauna. möglicht. • Priorität Bodenschutz, damit wird der • Alle Akteure sind inzwischen mit der gewachsene Boden mit der natürli- UBB/BBB vertraut und kennen die An- chen Vegetation erhalten. Dies ist in forderungen. Hochgebirgslagen zentral, fördert die • Unterstützung durch den Bauherrn. Vermehrung und den natürlichen Ein- • eigene Baugruppe, die speziell für wuchs aus der Umgebung. Sanierungen, kleinere Projekte einge- • Falls Ansaat, mit standortgerechter setzt wird und betreffend landschaftli- Mischung einheimischer Provenienz. che Integration sensibilisiert ist. • Berücksichtigung der Regenerierbar- keit der Vegetation. 20 INGENIEURBIOLOGIE / GENIE BIOLOGIQUE 3/13
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