Bohren in die Urge-schichte Hallstatts - KinoSaurier - Die neue Ausstellung
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HERBST 2021 Bohren in die Urge- schichte Hallstatts FORSCHUNG KinoSaurier – Die neue Ausstellung TITELSTORY nhm trainiert Astronautinnen PORTRAIT
2 An alle, die eine neue Perspektive suchen. © Julian Schmidt B E Z A H LT E A N Z E I G E Medieninhaber: Naturhistorisches Museum Wien, w. A. ö. R., Burgring 7, 1010 Wien | Gedruckt nach der Richtlinie »Druckerzeugnisse« Konzept: Capitale Wien | Produktion: Gerin Druck GmbH, 2120 Wolkersdorf | des Österreichischen Umweltzeichens, Gerin Druck Herausgeber: Andreas Kroh & Andrea Krapf | Technische Unterstützung: GmbH, Wolkersdorf, UW-Nr. 756 Josef Muhsil-Schamall | Redaktion: Stefan Eichert, Andreas Hantschk, Christoph Hörweg, Stefanie Jovanovic-Kruspel, Irina Kubadinow PEFC zertifiziert Das Papier dieses Produktes stammt aus nachhaltig Link zur Offenlegung gem. §25 MedienG: www.nhm-wien.ac.at/impressum bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen www.pefc.at Titelbild: Allosaurus fragilis, Abguss des Schädels, 150 Millionen Jahre, Utah, USA, Foto: Alice Schumacher. Foto Rückseite: Christina Rittmannsperger
Liebe Leserin, I N H A LT lieber Leser, 4 »Hätte hätte Fahrradkette…« Hätte vor TITELSTORY 66 Millionen Jahren nicht ein Mete- KinoSaurier – Faszination Dinosaurier orit die Erde getroffen und zu einer Klimakatastrophe geführt, wären die 8 großen Saurier nicht ausgestorben und PORTRAIT NHM trainiert Menschen hätte es nie gegeben. Sie Astronautinnen würden nicht hier stehen und den ers- ten originalen europäischen Dinosaurier 11 des NHM, Plateosaurus, bewundern und ZAHLENSPIELE Dinosaurier denken: ja, warum eigentlich werden die Tiere ohne Federn dargestellt, obwohl 12 sie ja eng mit den Vögeln verwandt sind? EINST & JETZT Die Aussagen des gerade veröffentlich- Zwischen Mythologie & Wissenschaft ten Berichtes des Weltklimarates (IPCC) Von Sauriern und Nixen beinhalten auch ein »hätte«. Wenn wir nicht wollen, dass unsere Enkel*innen 14 sagen: »Hätten unsere Vorfahren nach- AU S ST E L LU N G Die neue Dauerausstellung im haltiger gelebt, dann hätten wir nicht die Narrenturm Häuser an den Küsten und Flüssen ver- lassen, nicht vor Feuer und Dürre fliehen 18 AU S ST E L LU N G müssen«, dann muss jetzt etwas getan Steinsalz bis Rauchquarz: werden. Minerale Österreichs Das NHM hat mit dem Österreichischen 20 Umweltzeichen einen weiteren Schritt FORSCHUNG für mehr Nachhaltigkeit getan, es wird Neues vom Hallstätter See nicht der letzte sein. Gehen Sie mit uns diesen Weg, beteiligen Sie sich an 22 V E R M I T T LU N G den Diskursen und partizipativen For- DinoKino schungsprojekten. 23 KIDS’ CORNER …als die Bilder laufen lernten Katrin Vohland (Generaldirektorin) IMPRESSUM Markus Roboch (wirtschaftlicher Geschäftsführer) gegenüberliegende Seite
Das Bild vom Dinosaurier ken- Zum Beispiel? nen schon Kindergartenkinder. Göhlich: Das Skelett eines Tyrannosaurus rex: zwei lange Beine und zwei kurze Ärm- Es ziert ihre Socken, Hauben und chen. So einen T. rex aufzustellen ist von der Zahnputzbecher. Dinos gibt es als Statik her nicht einfach. Man hat also früher süß-saure Gummi-Nascherei, als den Schwanz känguruartig als Stütze auf Spielzeugfigur … und als Film- den Boden gelegt. Die ersten Stop-Motion- stars. Was uns an diesen Wesen Filme zeigen den Dino immer auf diese Art. Mair: Oder die Langhalssaurier: die waren aus einer fernen Zeit so anzieht, früher giraffenähnlich dargestellt. Inzwi- darüber sprachen wir mit der Mu- schen weiß man, dass das nicht der Realität seumspädagogin Agnes Mair, und entspricht: So hätten sie nämlich ein mas- der Paläontologin Ursula Göhlich: sives Blutdruckproblem gehabt. Die meis- ten Langhalssaurier trugen ihren Hals und Interview: Redaktionsteam »Naturhistorisches« Schwanz horizontal auf Körperhöhe, so dass 5 Fotos: Christina Rittmannsperger Kopf nicht sehr viel höher als der Körper war. Haben die Filmemacher immer den Stand Finden wir Dinos so spannend, weil sie für auf der linken Seite: der Wissenschaft beachtet? etwas stehen, das es nicht mehr gibt? An Agnes Mair (links) Göhlich: Nein, das sieht man bei »Jurassic und Ursula Göhlich der Grenze zu Fabelwesen? Park« gut: Der erste Teil kam 1995 in die Ki- (rechts) im Dinosaal Mair: Die Saurier regen einfach unsere Fan- des NHM nos. Ein Jahr später hat man die Überreste tasie an. Gerade für Kinder ist bei Dinos al- der ersten gefiederten Saurier gefunden. les möglich. Aber auch wir Erwachsenen Beim zweiten Teil hätte man das schon be- sind empfänglich für diese geheimnisvollen rücksichtigen können. Aber bis heute hat Wesen und drücken ein Auge zu, wenn die keiner der Film-Saurier Federn. Weil sie das »Dinomania« unserer Kinder scheinbar alle Tier fluffig und niedlich machen würden, Grenzen sprengt. nicht wild und gefährlich. Göhlich: Irgendwie erinnern sie ja an Dra- chen, vor allem die Flugsaurier. Warum Di- Der Zirkusdompteur bei »Gertie the dino- nosaurier so sehr faszinieren, hängt wahr- saur« spielt auf die Vorstellung an, dass der scheinlich auch mit der Größe zusammen. Mensch die Krone der Schöpfung ist. Wie Von gigantisch groß bis ganz klein. spiegelt die Sicht auf Dinos den Wandel unseres Weltbilds wieder? Welche Rolle spielen Filme dabei? Göhlich: Früher sahen wir uns an der Spit- Göhlich: Eine prägende. Wir zeigen in unse- ze der Evolution und alles davor konnte ei- rer Ausstellung Beispiele, die exemplarisch gentlich nur »primitiv« gewesen sein. Aus- für bestimmte Filmepochen stehen. So ent- gestorbene Arten wurden als »Fehlversuche stand etwa 1914 »Gertie the dinosaur« als Zei- der Natur« interpretiert. chentrick, der ersten Möglichkeit die Tiere Die Leute machten und machen sich nicht filmisch darzustellen. Der Illustrator hat sich bewusst, dass die Dinosaurier mehr als 180 eine Handlung ausgedacht, in der er selbst Millionen Jahre existiert haben und wir mitspielt. Er steht verkleidet als Zirkusdirektor Menschen gerade einmal drei Milliönchen vor der Leinwand und interagiert mit dem Tier. auf dem Buckel haben. Dinosaurier waren Mair: Unsere Ausstellung zeigt auch, wie eine enorm erfolgreiche Gruppe. Da kön- sich das Medium Film historisch entwickelt nen wir einpacken. hat. Wie wurden die Knochen zum Leben erweckt? Das beginnt beim Zeichentrick und reicht bis zu Computergeneriertem. Pa- »Die Saurier regen rallel dazu lässt sich vergleichen, wie sich die Erkenntnisse der Forschung erweitert ha- unsere Fantasie an.« ben und Eingang in die künstlerische Um- Mag. Agnes Mair, Museumspädagogin setzung fanden.
TITELSTORY Sieht man das auch im Film? Göhlich: Ja, in frühen Darstellungen wir- »Dinosaurier waren eine ken sie ein bisschen dümmlich und plump. Aber in den jüngeren Filmen werden Dino- enorm erfolgreiche Gruppe. saurier als durchaus intelligente Tiere dar- Da können wir Menschen gestellt, die miteinander interagieren oder sogar strategisch vorgehen. einpacken.« Mair: Dazwischen gab es eine Phase der Dr. Ursula Göhlich, Paläontologin Monsterfilme: Saurier haben auf einer In- sel, in der Wüste oder auf fremden Plane- ten überlebt. Wird ein Exemplar in die Stadt nämlich die Vögel. Sie haben sich im Laufe gebracht, zerstört es selbige in blinder Wut. der Zeit weiterentwickelt. Symbolisch für den Gegensatz von Wildnis 6 und Zivilisation. Die Ausstellung »KinoSaurier« ist in Ko- operation mit dem Landesmuseum Han- Heute wissen wir, dass Evolution ganz an- nover entstanden. Was ist neu? ders funktioniert und zu jeder Zeit perfekt Mair: Wir haben die Ausstellung an unser an die Umwelt angepasste Formen hervor- Haus angepasst. Beispielsweise zeigen wir, gebracht hat. Was war also der Grund für wie sich die Darstellung der Saurier im Na- das Aussterben? turhistorischen Museum über die Jahre ent- Göhlich: Es ist ein Zusammenspiel verschie- wickelt hat. Viele unserer Säle wurden ge- dener Faktoren. Vor 66 Millionen Jahren, am zielt für ihre Ausstellungsobjekte gestaltet. Ende der Kreidezeit, sind die letzten Dino- So hat im Sauriersaal der Bildhauer Rudolf saurier ausgestorben. Seit den 1980er Jah- Weyr entsprechenden Wandschmuck ge- ren mutmaßte man, dass ein Meteoriten- schaffen. Da gibt es Stuckfiguren mit Flug- einschlag dafür verantwortlich gewesen ist. und Fischsauriern (s. S. 12). Den Einschlagkrater in der Karibik, wo heute Göhlich: In der Sammlung haben wir etwa die Halbinsel Yucatán ist, hat man erst 1991 50 Kleinmodelle von ausgestorbenen Tie- gefunden. ren aus Gips und viele Gemälde. Die wur- Neben anderen Tieren, wie Krokodilen, den damals als Auftragsarbeiten von Künst- Schildkröten und gewissen Säugetieren hat lern gemacht – auch zu Unterrichtszwecken eine Gruppe von Dinosauriern ja überlebt, an der Uni. Moderne Dino- Rekonstruktion des Paläoart-Künstlers Joschua Knüppe. Ein Vergleich mit einer älteren Dar- stellung eines Lang- halssauriers (S. 22) zeigt deutlich, wie sich die Vorstellung über die Kopfhal- tung geändert hat.
KinoSaurier Mair: Diese Bilder haben wiederum Filme Wenn Sie mehr über beeinflusst. die Dinos im Film und den Wandel Göhlich: Wir zeigen zum Beispiel ein Ge- ihrer Darstellung mälde vom Tyrannosaurus rex mit Leguan- erfahren wollen, Fantasie & Forschung Kopf und einen Cowboyfilm mit einer Sze- besuchen Sie die ne, wo ein Dinosaurier genauso aussieht wie Ausstellung oder erwerben sie unsere auf einem der Bilder. Broschüre. Mit welchen Fragen beschäftigen sich Pa- läontologen heute? Göhlich: Dinosaurier galten ja lange als kalt- blütige Tiere, weil sie Reptilien sind. Aber bis so ein T. rex einmal aufgewärmt wäre, stün- de der einen halben Tag in der Sonne und wär’ schon halb verhungert. Verschiedens- 7 te Faktoren deuten mittlerweile darauf hin, naturhistorisches dass Saurier eine Art von Warmblütigkeit museum wien hatten. Aktuell wird auch viel an der Körperfarbe geforscht. Es gibt zwar Hautabdrucke und oft ist Struktur gut erhalten. Wir wissen von Federn und Schuppen, kleinen Pusteln, gro- ße Platten, Stacheln und Höckern, aber bei der Farbe wird es schwierig. zuständig für alle ausgestorbenen Wirbel- tiere, mein Spezialgebiet sind aber fossile Woher rührt ihre persönliche Begeiste- Elefanten. rung für Saurier? Göhlich: Ich war gerade mit dem Paläon- Was macht das Thema aus Sicht der Ver- tologiestudium fertig, da kam 1995 der ers- mittlung besonders spannend? te Teil von »Jurassic Park« ins Kino. Ich war Mair: Was mich bei dieser Ausstellung total hingerissen und dachte mir: Ja genau, so ha- fasziniert, ist die Tricktechnik. Wie simpel, ben die ausgeschaut! Das war damals schon aber handwerklich geschickt und durch- wahnsinnig gut animiert. Jetzt habe ich ge- dacht diese Spezialeffekte sind. Etwa die lernt, dass nur vier Minuten computerani- Minitaturstädte bei »King Kong« oder die mierte Dinos zu sehen sind. Die meiste Zeit Stop-Motion-Figuren bei »Reise in die Ur- über sieht man Modelle. Zum Beispiel, wenn zeit«. Wie man so Welten entstehen lassen der T. rex ins Auto reinschaut. kann – das imponiert mir. Oder wie alte Fil- me die neuen beeinflussen. Und Ihre erste wissenschaftliche Begeg- Göhlich: Im Film Jurassic Park sieht man nung? einmal in einem Labor einen Erklärfilm, Göhlich: Ich habe mit einem Kollegen in wie sie die Tiere klonen. Der einfache Zei- einem Projekt tatsächlich einen Dinosau- chentrickfilm, der dort läuft, ist ein Verweis rier beschrieben und benannt. Ein kleiner auf »Gertie«. Diese Hommage sieht nur ein Raubsaurier, der nennt sich Juravenator, Filmwissenschaftler. Oder man lernt es im der Jura-Jäger. Hier im NHM Wien bin ich NHM Wien. »Was mich bei dieser Aus stellung total fasziniert, Informationen zur Sonderausstellung »KinoSaurier« ist die Tricktechnik.« geöffnet ab 20. Oktober Mag. Agnes Mair, Museumspädagogin
Wochenlang isoliert in einer dunklen Höhle forschen? Das kannte die NHM-Höh- lenforscherin Pauline Ober- ender schon. Jetzt half ihre Erfahrung zwei angehen- den Astronautinnen. Vier Tage, sechs Menschen und eine Flusshöhle in der Ober- pfalz. Text: Redaktionsteam »Naturhistorisches« Fotos: Oliver Heil 9 Es ist dunkel und man ist isoliert, Pauline Oberender wir uns nur in virtuellen Treffen abgeschnitten von der Außenwelt. (Mitte) mit den an- vorbereiten«, erklärt sie den Un- gehenden Astro- Keinerlei Privatsphäre, kein Tag- terschied. Erst drei Tage vor der nautinnen Suzanna Nacht-Gefühl. Das kennen Astro- Randall (links) und Expedition lernte sie Insa Thie- naut*innen und das wissen Höh- Insa Thiele-Eich le-Eich und Suzanna Randall per- lenforscher*innen, wie Pauline (rechts). sönlich kennen. Die beiden wollen Oberender. Sie wusste auch, dass die ersten Frauen aus Deutschland die Europäische Weltraumorga- im Weltraum sein. Bei der ESA wa- nisation (ESA) ihre Astronaut*in- ren bisher überhaupt erst zwei nen unter anderem in Höhlen auf Frauen im Einsatz: 1996 absolvier- ihre Weltraummissionen und die te die Französin Claudie Haigneré schwierigen Lebens- und Arbeits- als Forschungskosmonautin ihren bedingungen in einem Raumschiff ersten Flug zur MIR-Station. Fünf vorbereitet. Als ihr Forscherkol- Jahre danach betrat sie als ers- lege Oliver Heil sie kontaktier- te Europäerin die Internationale te, sagte sie spontan zu, vier Tage Raumstation ISS. Die Italienerin mit Mitgliedern der Karstgruppe Samatha Cristoforetti, Rekordhal- Mühlbach in der Mühlbachquell- terin für Langzeitflüge von Frauen höhle im bayrischen Dietfurt zu im Weltall, wird im Frühjahr 2022 verbringen. sogar zum zweiten Mal als Vertre- Ganz neu war die Situation terin Europas zur ISS aufbrechen. für die Geografin am Naturhisto- Diesmal übernimmt sie das Kom- rischen Museum Wien ohnehin links: Astro mando. Und natürlich hoffen Insa nicht. Drei Wochen lang war sie naut*innen müssen Thiele-Eich und Suzanna Randall viele Fähigkeiten zum Beispiel schon in der vierttief- darauf, in solch ein Team berufen beherrschen – in der sten Höhle der Welt im Kaukasus. Höhle auch die Ein- zu werden. Dafür heißt es erst ein- »Aber in Corona-Zeiten konnten seiltechnik. mal Erfahrung sammeln. Zu den Vorbereitungen auf den Flug ins All gibt es für die ange- henden Astronautinnen einige »Die Bedingungen in der Höhle Forschungsaufgaben: Gemeinsam sind hart. Neun Grad, dazu kommt mit den Wissenschaftler*innen su- chen sie kryogene, also durch Eis eine hohe Luftfeuchtigkeit.« gebildete, Kalzit-Kristalle, die ent- standen sind, als in den Eiszeiten Dipl.-Geogr. Pauline Oberender Wasser in der Höhle gefror. Sie
anspruchsvolles Programm be- wältigen müsse, meint Pauline Oberender. Das habe aber sehr gut funktioniert, erinnert sie sich. »In vertrauten, eingespielten Teams weiß man, wer ein Morgenmuf- 10 fel ist und wer regelmäßige Mahl- zeiten braucht, damit die Stim- mung nicht kippt«, fügt sie hinzu. »Aber wenn man vier Tage auf- nehmen Proben zur Datierung, Die Mühlbachquell- einander hockt, lernt man sich messen die Leitfähigkeit des Was- höhle bietet ideale rasch kennen.« Manchmal halfen Bedingungen, um sers und die Temperatur. Außer- dabei kleine Rituale, die sie sich die von der Außen- dem wurden vor einigen Jahren in welt abgeschnittene ausdachten: »Am Abend haben einem Schlot Saurierknochen ge- Situation bei Welt- wir uns eine Tafel Schokolade ge- funden. Die saubere Dokumenta- raummissionen zu teilt und jede*r hat gesagt, was sie simulieren. tion der Fundstelle führten nun oder er an dem Tag gut fand und die zukünftigen Astronautin- was herausfordernd oder unange- nen unter der Anleitung der For- nehm war. Auch für mich waren scher*innen durch. so ein offenes Gespräch und Resü- Die Bedingungen in der Höhle mee des Tages neu. Aber es hilft, sind hart. Es herrscht eine Tempe- um sich bei der Teamarbeit besser ratur von neun Grad, dazu kommt einschätzen zu können.« eine hohe Luftfeuchtigkeit. Klei- Die Höhlensituation ist eine dung aus Merino-Wolle und was- Herausforderung. Die ewige Dun- serdichte Spezialanzüge halten kelheit strengt die Augen an. Stän- warm. Vom Biwakplatz, etwa ein- dige hohe Konzentration wird ver- einhalb Stunden vom Höhlen- langt. Darin ähneln sich Weltraum eingang entfernt, starten die täg- wie Flusshöhle. Dennoch möch- lichen Touren – schwimmend, te Pauline Oberender ihre Arbeit kriechend und manchmal mit dem nicht missen: »Es gibt nur wenige Schlauchboot. Institutionen, die sich mit Karst- Es sei eine spannende Erfah- und Höhlenforschung wissen- rung, wenn man mit bislang un- schaftlich beschäftigen. Das ist bekannten Menschen vier Tage ein Alleinstellungsmerkmal hier unter die Erde gehe und dabei ein am NHM Wien und für mich als Wissenschaftlerin wie ein Lotto- Sechser!«. »Wenn man vier Tage aufeinander hockt, lernt In ihrer Dissertation an der Uni Wien und der TU Wien beschäftigt sich Pauline Oberender man sich rasch kennen.« mit Frostverwitterung als Höhlenbildungspro- zess. Sie untersucht, wie Frostsprengung das Gestein lockert, zum Herausbrechen bringt Dipl.-Geogr. Pauline Oberender und sich dadurch ein Hohlraum bildet.
ZAHLENSPIELE Text: Ursula B. Göhlich & Mathias Harzhauser Grafik: Josef Muhsil-Schamall 30,5 cm misst der längste bekannte Zahn eines Tyrannosaurus rex – zwei Drittel davon steckten im Kieferknochen. Mit nur 39 cm Länge von der Schnauze T. rex hatte bis zu 60 Zähne mit geriffelten Schneidekanten. Sie konnten mit einem einzigen bis zur Schwanzspitze und weniger als 200 Gramm Bissen ca. 250 kg Fleisch aus der war der Raubsaurier Parvicursor remotus der kleinste Beute reißen und bei Verlust ausgewachsene Dinosaurier. Anchiornis huxleyi war nachwachsen! mit rund 35 cm Länge sogar noch kleiner, wird aber von manchen Forscher*innen als Vogel gedeutet. 11 Der zweibeinig rennende und befiederte Ornithomimus velox konnte dank seiner langen und schlanken Hinterbeine ziemlich schnell laufen, ähnlich einem heutigen Strauß. Computermodelle errechneten Spitzengeschwindigkeiten von 60 80 bis km/h. Der lateinische Artname velox Drei bis zu 100 cm bedeutet »schnell«. lange Krallen zierten die Hände des gefiederten Therizinosaurus cheloniformis. Trotz dieser furchteinflößenden Klauen war er vermutlich ein Pflanzenfresser. Er konnte sich auf seine Hinterbeine aufrichten und Der Pflanzenfresser Giraffatitan brancai aus dem späten nutze seine langen Arme und Krallen Jura Afrikas ist mit seinen rund 22 Metern Länge zwar deutlich wohl dazu, hochgelegene Zweige kürzer als Argentinosaurus, aber wegen seiner langen zu erreichen. Vorderbeine und seines giraffenartig aufrechten Halses, der höchste Dinosaurier. Sein Kopf befand sich in ca. 13 m Höhe. Mit ca. 36 m Länge und 70–88 Tonnen Gewicht ist der Pflanzenfresser Argentinosaurus huinculensis der bis heute längste Dinosaurier. Er stammt aus der späten Kreide von Argentinien. Da jedoch nur Einzel- knochen, aber keine ganzen Skelette erhalten blieben, sind die Maßangaben Hochrechnungen.
EINST & JETZT Zwischen Mythologie & Wissenschaft Von Sauriern und Nixen Die Paläontologie ent- rätselt eigentlich Mythen 12 und Märchen der Erdge- schichte. Doch bei der De- koration des Sauriersaales verschwimmt die Grenze zwischen Mythologie und Wissenschaft ganz be- wusst. So öffnen sich Räu- me für noch Unbekanntes. Text: Stefanie Jovanovic-Kruspel Fotos: Alice Schumacher Als das Naturhistorische Museum In künstlerischer Wien 1889 seine Tore öffnete, war Freiheit stellte Weyr einen Fischsaurier die Paläontologie noch immer ein als einen kämpferi- junges Fachgebiet. Direktor Ferdi- schen Drachen dar. nand von Hochstetter (1829–1884) richtete erstmals eine eigene Ab- teilung dafür ein und widmete ihr insgesamt fünf Schausäle. Der Figurenschmuck des heu- tigen Sauriersaales stammt vom österreichischen Bildhauer Ru- dolf Weyr (1847–1914). 1884 erhielt er den Auftrag für 24 Stuckfiguren, die die Entwicklung von Pflanzen und Tieren während der Erdge- schichte veranschaulichen sollten. Drei Figuren zeigen die Rekonst- ruktionen mesozoischer Tiere, also von Tieren des geologischen Erdmittelalters, das vor etwa 251,9 Fest im Griff der Millionen Jahren begann und vor Figur im Saal 10 scheint sich der etwa 66 Millionen Jahren ende- Flugsaurier dem te: einen Rhamphorhynchus, einen Zugriff entziehen Plesiosaurus und einen Ichthyosau- zu wollen.
»Weyr schuf eine rus. Weyr stellte diese Kreaturen als lebende und atmende Tiere dar. Mischung aus Die Idee dazu kam aus England, wo solche 3D-Rekonstruktionen Wissenschaft bereits 30 Jahre zuvor von Benja- min Waterhouse Hawkins (1807– und Fantasie.« 1894) in Kooperation mit Richard Owen (1804–1892) für den Londo- ner Crystal Palace geschaffen wor- den waren. Weyr hielt sich keineswegs streng an wissenschaftliche Vor- gaben. Er schuf eine Mischung aus Wissenschaft und Fantasie. Die 13 Ichthyosaurier-Figur zeigt dies eindrücklich: In den 1880er Jah- ren glaubte man fälschlicherwei- se, dass Skleralringe, eine ringför- mige, knöcherne Verstärkung in den Augenhöhlen, am lebenden Tier von außen sichtbar gewesen seien. Und obwohl man wusste, dass der Schwanz des Ichthyosau- riers eine Art Flosse besaß – die ge- naue Form wurde erst 1892 durch einen Fund bekannt – stellte Weyr sein Exemplar mit einem spitzen Echsenschwanz dar. Dadurch äh- nelte es eher einem Drachen als ei- nem Saurier. Andere Figuren entstammen gänzlich der Mythologie – vor al- lem jene, die Meeresorganismen darstellen, also Hybridwesen zwi- schen Natur und Mensch: Meer- jungfrauen, Wassermänner oder so genannte »Green men«. Die- se mythologischen Kreaturen be- dienten nicht nur ein romantisches Bedürfnis in der Kunst, sondern bevölkerten auch die Fehlstellen und Zwischenräume naturwis- senschaftlichen Wissens. Spezi- ell die Meeresmischwesen stehen symbolhaft als fehlendes Binde- glied für den damals noch wenig erforschten Prozess, als Fische aus dem Wasser kamen und zu Säuge- tieren wurden. Weyr spielte damit auf mythologische Weise auf die Idee an, wie sich die Arten im Zuge der Evolution verändern.
AU S ST E L LU N G Die neue Dauer- ausstellung im 14 Narrenturm Ausstellungsgestaltung in Zeiten einer Pandemie
Bis jetzt nur theoretisch und durch Sammlungspräparate belegtes Wissen um Pandemien erleben wir nun direkt vor Ort. Seit Juli 2020 ist die neugestaltete Dauerausstellung der pathologisch-anatomischen Sammlung im Narrenturm fertig. Aber die Eröffnungsfeierlichkei- ten mussten bereits zweimal pan- demiebedingt verschoben werden, am 7. September war es dann aber endlich soweit! 15 Text: Eduard Winter Fotos: Alice Schumacher & Wolfgang Reichmann Der Begriff »pathologikós« findet sich be- Nach mehr als Mit mehr als 50.000 Präparaten ist die- reits in der antiken Heilkunde beim römi- 230 Jahren ist se pathologisch-anatomische Sammlung eine Renovierung schen Arzt Cornelius Celsus (25 v. Chr.–50 eine der größten weltweit. Sie war immer auf dringend nötig. n. Chr.). Er bezeichnete damit eine »Per- dem Spitalsgelände aufgestellt. Nach der son, die kundig im wissenschaftlichen Um- Schließung des Institutsmuseums 1971 wur- gang mit Krankheit ist«. Allerdings dauerte den – sehr pragmatisch – die freistehenden es bis ins 18. Jahrhundert, bis in Padua der Räume im benachbarten Gebäude, dem Arzt Giovanni Battista Morgagni (1682–1771) Narrenturm, genutzt. Er war ursprünglich mit seinem fünfbändigen Werk »De sedibus als eine damals sogenannte »Irrenanstalt« et causis morborum« (»Vom Sitz und den konzipiert. Hier wurden erstmals psychisch Ursachen der Krankheiten«) die pathologi- Kranke als Patienten behandelt. sche Anatomie begründete. In mehr als 700 Seit 2012 zum NHM Wien gehörig, be- Obduktionen zeigte er den Zusammenhang gann die Generalsanierung des Gebäudes von klinischen Symptomen und Erkenntnis- und später die Neugestaltung der Schau- sen bei der Sektion. Im Vordergrund stand sammlung. 2019 konnte bereits der erste dabei die Beziehung zwischen Organen und fertige Ausstellungsraum der Öffentlich- dem Verlauf von Krankheiten. keit präsentiert werden. Interessierte Besu- Im Zuge der Aufklärung wurde ab 1796 cher*innen verfolgten den Baufortschritt vor auch in Wien eine pathologisch-anatomi- Ort mit. sche Sammlung angelegt. Diese Dokumen- tation der Krankheiten des Menschen war ursprünglich für Ärzte und Studenten der Medizin gedacht. 1974 wurde die Sammlung links: Der Narren- aus dem universitären Betrieb ausgegliedert turm in neuem Gewand – frisch »Mit mehr als 50.000 und eine Schausammlung eingerichtet, die auch Schüler*innen oder dem interessierten renoviert wartet die Präparaten ist diese Ausstellung auf den Laienpublikum offensteht. Besucheransturm. pathologisch-anato mische Sammlung eine der größten weltweit.«
Die pandemiebedingten Einschränkun- gen verlangten nach einer neuen Strate- gie für die weiteren Arbeiten an der Dauer- ausstellung. Das gemeinsame Ziel und die »Pandemie-bedingt wurden digitalen Möglichkeiten führten zu einer intensiven, wenn auch ungewöhnlichen Zu- die Vorbereitungen mit dem sammenarbeit: vor dem Bildschirm im Home Kind am Schoß, der Katze office, mit dem Kind am Schoß, der Katze auf der Tastatur und einer Person vor Ort im Mu- auf der Tastatur und einer seum. So wurden die Texte, die graphische Person vor Ort ohne physi- und architektonische Gestaltung sowie die Umsetzung der interaktiven Stationen ohne sches Treffen finalisiert.« physisches Treffen finalisiert. Zum Glück konnten die Bauarbeiten wei- 16 tergeführt werden. Einzelne historische Bo- denbeläge wurden erst im Frühjahr 2020 restauriert. Die Ausstellungseinrichtungen
wurden parallel dazu Stück für Stück mon- Mehr zum Thema tiert. Alles war für eine große Eröffnungsfei- erfahren sie in der Ausstellung und der er im Mai 2020 vorbereitet! Doch die verlän- Eduard Winter, Walter Feigl & Karin Wiltschke-Schrotta 1. Auflage neuen Broschüre. gerten Einschränkungen ließen dies leider Krankheitsbilder SAMMLUNGSFÜHRER nicht zu. In der Hoffnung auf ein Abklingen der Pandemie wurde ein neuer Termin für einen Festakt am 3. November 2020 festgelegt. Neuerlich machte die Pandemie diese Plä- ne zunichte: Genau an diesem Tag begann der zweite Lockdown. Aber aller guten Din- ge sind drei – der dritte Termin am 7. Sep- tember konnte eingehalten werden und die Ausstellung über die Krankheiten des Men- schen ohne gesundheitliches Risiko eröffnet 17 werden. naturhistorisches museum wien DIE PATHOLOGISCH-ANATOMISCHE SAMMLUNG IM NARRENTURM Information und Kontakt: www.nhm-wien.ac.at/narrenturm Tel.: +43 1 521 77-606 pas@nhm-wien.ac.at Eingeschränkte Öffnungszeiten: Mittwoch 10–18 Uhr Ein Blick in eine der frisch renovierten »Zellen« im Narren turm. Sie beherber gen nun die Aus- stellung der patho- logisch-anatomi- schen Sammlung.
AU S ST E L LU N G Steinsalz bis Rauchquarz: 18 Minerale Österreichs
Das kleine Österreich ist verhält- nismäßig reich an verschiedenen Erzen und Mineralen. Die neu ge- staltete Dauerausstellung zeigt die bedeutendsten, schönsten und in- teressantesten Mineralschätze un- seres Landes. Vom Salzabbau, der Goldsuche und modernen Rohstof- fen wie Lithium oder Wolfram. Text: Vera M. F. Hammer Fotos: Alice Schumacher 19 Steine sammeln ist kein neuer Splen, son- Die bekanntesten aufgrund seines Mangangehaltes jenen be- dern offenbar ein menschliches Grundbe- Mineralien Öster- sonders harten Stahl lieferte, der als »Nori- reichs dürfnis. Ursprünglich ging es schließlich sches Eisen« begehrt war. Und das silber- darum, ein geeignetes Material für Werk- haltige Fahlerz von Schwaz in Tirol verhalf zeug und zum Feuermachen zu finden. In den Fuggern und Habsburgern im Mittelal- weiterer Folge gab es gezielten Abbau – etwa ter zu enormem Aufstieg. von Steinsalz zur Konservierung von Spei- Bereits der römische Gelehrte Plini- sen. Ein Beispiel dafür ist Hallstatt. Dort us berichtete von Bergkristallfunden aus bestimmt der Salzabbau schon seit mehr als hochalpinen Regionen. Das gezielte Mine- 7.000 Jahren das Leben der Region. raliensammeln setzte jedoch erst in der Re- Auch für die Fähigkeit, aus bestimmten naissancezeit ein. Davon zeugt ein Rauch- Erzen spezielle Metalle zu gewinnen, gibt es quarz aus dem Tiroler Zillertal. Es sind in in Österreich sehr frühe Belege. So war das den folgenden Jahrhunderten einheimische Bergbaugebiet Mitterberg bei Mühlbach am Sammler, Händler und Bergleute, die ihre Hochkönig bereits in der Bronzezeit ein eu- besonderen Funde an das NHM Wien sen- ropäisches Zentrum der Kupfergewinnung den. Die geplante Ausstellung zeigt nicht mit weit verzweigten Handelsbeziehungen. nur diese historischen Schätze, sondern be- Der komplexe geologische Aufbau Öster- schäftigt sich auch mit modernen Rohstof- reichs begünstigt die Bildung unterschied- fen, wie Lithium, welches im Spodumen auf licher Gesteine und der darin gebildeten der Koralpe vorkommt, oder Wolfram, das Mineralen. Der Reichtum an verschieden aus Scheelit im Felbertal abgebaut und ge- Mineralen und Erzen ist für ein flächenmä- wonnen wird. ßig so kleines Land wie Österreich bemer- Die neu gestaltete Dauerausstellung soll links: Wulfenit, ein kenswert. Die Goldgewinnung in den Ho- typisch österrei- den Besuchern die bedeutendsten, schöns- hen Tauern, etwa im Gasteinertal oder in chisches Mineral, ten und interessantesten Mineralschät- Rauris gab es schon in der Römerzeit. Sie benannt nach dem ze unseres Landes zeigen und erklären. So österreichischen bescherte bis ins Mittelalter den Landesher- wird zum Beispiel eine spezielle Infostation Naturforscher Franz ren großen Reichtum. Auch in Hüttenberg Xaver von Wulfen zum Thema »Geologie von Österreich« ein- bauten bereits die Römer Eisenerz ab, das (1728 –1805). gerichtet. Bei einer weiteren Station kön- nen sich die Besucher*innen über typisch »österreichische« Minerale wie z.B. Wul- »Der Reichtum an verschieden fenit informieren. Und es wird es auch die Mineralen und Erzen ist für ein Möglichkeit geben, Infos über bedeutende Fundpunkte und Lagerstätten abzurufen. flächenmäßig so kleines Land Die neue Dauerausstellung kann ab wie Österreich bemerkenswert.« 17. November in den Schausälen 2 und 3 des NHM besichtigt werden.
FORSCHUNG 20 Neues vom Hallstätter See
Die Entnahme von Sedi- mentbohrkernen in Re- kordlänge im Hallstätter See verspricht tiefe Ein- blicke in die Entwicklung einer der ältesten Kultur- landschaften der Welt. Ein neues Bohrsystem macht es möglich. Text: Kerstin Kowarik, Hans Reschreiter & Michael Strasser Fotos: Daniel Brandner & Hans Reschreiter 21 400 Meter über dem Hallstätter oben: Um die Boh- folgen und die Wechselwirkungen See liegt eine der wichtigsten ar- rung mitten im See zwischen Mensch und Umwelt durchführen zu chäologischen Fundlandschaf- über zumindest die vergangenen können, nutzten ten Europas. Bereits vor mehr als die Forscher*innen 7.000 Jahre zu analysieren. 3.500 Jahren bauten Bergleute eine schwimmende Die Forschungen sind für das am Hallstätter Salzberg Steinsalz Plattform. Verständnis der durch Klimawan- in nahezu industriellem Ausmaß del versursachten gegenwärtigen ab. Archäologische Funde im Um- und zukünftigen Herausforderun- feld der Bergwerke und neueste gen von besonderer Bedeutung. Forschungen deuten jedoch an, Der Raum Hallstatt-Dachstein ist dass die Präsenz des Menschen eine Modellregion für die Untersu- und wohl auch die Salzproduktion chung der Auswirkungen von Um- deutlich weiter – nämlich bis in die »Bereits vor mehr weltveränderung. Durch die lange, Jungsteinzeit – zurückreicht. intensive menschliche Nutzungs- Mit modernsten Methoden hat als 3.500 Jahren geschichte und die außergewöhn- nun ein Forscher*innen-Team der bauten Bergleu- lich gute Quellenlage kann hier die Universität Innsbruck, des Naturhis- Entwicklung des Mensch-Umwelt- torischen Museums Wien, des Geo- te am Hallstätter systems genau erforscht werden. forschungszentrums Potsdam und Salzberg Steinsalz Das Projekt wurde finanziell der Universität Bern im Mai 2021 und organisatorisch durch eine Bohrkerne mit einer Gesamtlänge in nahezu indus- Vielzahl von weiteren Institutionen von 92 Metern aus dem Hallstät- triellem Ausmaß unterstützt: Österreichische Bun- ter See entnommen. Zweck dieser desforste, Österreichische Akade- Bohrkampagne war es, die kom- ab.« mie der Wissenschaften, Freunde plette Sedimentabfolge, die sich des NHM Wien, Salinen Austria AG, seit dem Rückzug des Traun-Glet- Salzwelten GmbH, Gemeinden schers abgelagert hat, zu erbohren. Hallstatt und Obertraun, Frauen- Wann siedelte sich der Mensch hofer IEG und die Firma Uwitec. das erste Mal im Inneren des Salz- kammerguts an? Wann begann er, links: Damit man hier Einfluss auf seine Umwelt zu den Bohrkernen nehmen? Mit diesen Fragen kann ihre Geheimnis- Mit finanzieller Mitglied werden: man sich jetzt dank dieser Bohr- se entlocken kann, Unterstützung der ist es notwendig, kerne beschäftigen. Ziel ist es, die sie akribisch zu be- Entstehung der Kulturlandschaft schriften und peni- Hallstatt-Dachstein nachzuver- bel zu versiegeln.
V E R M I T T LU N G DinoKino – mit dem Film- programm »in ein Land vor unserer Zeit« reisen Kreative und spektakuläre Spezial- effekte erwecken Dinosaurier im 22 Film zum Leben. Das »KinoSaurier« Film-Programm zeigt sowohl histo rische Klassiker als auch zeitgenös- sische Arbeiten, zwischen Fantasie und Forschung. Text: Marija Milovanovic Fotos: Karel Zeman Museum & Liesbeth Eeckman Vier Filmprogramme begleiten an zwei Auf ihrer »Reise in Neben dem Klassiker »Reise in die Ur- Tagen die »KinoSaurier« Ausstellung. Wir die Urzeit«, einem zeit« des tschechischen Regisseurs Karel Film von Karel bewegen uns an der Schnittstelle zwischen Zeman werden auch zeitgenössische Ani- Zeman, treffen vier Fantasie und Forschung. Schon seit mehr als Kinder unter ande- mationsarbeiten wie zum Beispiel »Kitten 100 Jahre prägen Filme unsere Vorstellung rem auf einen Bron- Instinct« der belgischen Regisseurin Lies- von Dinosauriern. »Gertie the Dinosaur«, tosaurier. beth Eeckman oder der humorvolle Film »Jurassic Park« und viele andere Filme ver- »How Dinosaurs Learned to Fly« des ame- mitteln gewollt oder ungewollt »Wissen«. rikanischen Animationskünstler Munro Wieviel davon der Realität entspricht oder Ferguson auf der Leinwand im hauseigenen der Fantasie zuzuordnen ist, möchten wir Kino zu sehen sein. mit den Programmen und einer Diskussi- on zwischen Filmschaffenden, Filmhistori- DinoKino im Rahmen der Ausstellung ker*innen und Naturwissenschaftler*innen »KinoSaurier. Faszination & Forschung« in einem interdisziplinären Dialog auf den Sa, 30. 10. 2021 und 19. 2. 2022, ab 11 Uhr Grund gehen. Imaginäres und Fantastisches Eintritt in das Museum: € 10 (ermäßigt) soll auf Realität und Fakten treffen. In »Kitten Instinct« zuzüglich € 5 | € 3 (Unter 19) pro Film von Liesbeth Eeck- Besonders schauen wir dabei auf die Dar- Tickets sind im Vorverkauf erhältlich. man begibt sich ein stellung von Tieren und Pflanzen in den aus- Tyrannosaurus rex gewählten Filmen. Diese leistet oft subtil auf die Suche nach einen wichtigen Beitrag bei der Wissensver- einem kleinen Kätz- chen. mittlung. Naturhistorischer und biologischer Kontext trifft hier auf die Vielfalt der Genres und Techniken in den ausgewählten Filmen. Durch spektakuläre Spezialeffekte und kre- ative Lösungen der Regisseur*innen werden Dinosaurier wieder zum Leben erweckt.
Zeichentrick-Filme haben mich schon als Kind fas- ziniert und tun es noch heute. Waren es früher die DAS BRAUCHT IHR: wunderschönen Zeichnungen, die Geschichten le- — Block oder Blatt Papier und Schere bendig werden ließen, ist es nun eher Bewunderung — Zeichenstifte für die Technik, die dahintersteckt: Wo heute die — ein Fenster Filme aufwändig im Computer animiert werden, musste damals jedes Bild von Hand gezeichnet und — Heftklammern koloriert werden. Um einzelne Bilder als Bewegung wahrzunehmen, müssen wir Men- Kids’ schen ca. 24 Bilder pro Sekunde sehen. Bei einem Film wie »In ei- 23 nem Land vor unserer Zeit« mit Corner 102 Minuten Länge sind das un- vorstellbare 146.880 Bilder! Wer selbst einmal einen kleinen Film zeichnen möchte, braucht aber gar nicht so viele Bilder: Nehmt euch einen kleinen Block …als die Bilder laufen lernten oder schneidet Zeichenpapier in gleich große Stücke. Dann denkt Text: Andrea Krapf euch eine Geschichte aus, die ihr Bilder: Alice Schumacher zeichnen wollt! Meine Kollegin Viola hat sich dazu unseren be- wegten Allosaurus ausgesucht. Und schon kann es losgehen: Zum Schluss könnt ihr eure Zeich- zeln wahrnehmen - Trickfilme wä- Zeichnet das erste Bild auf ein nungen noch farbig gestalten, be- ren dann wesentlich aufwändiger... Blatt! Das haltet ihr gegen eine vor ihr sie an einer Seite zusam- Fensterscheibe und legt ein zwei- menheftet. Blättert mit Hilfe eures Hier könnt ihr Violas tes darüber. Jetzt könnt ihr das Bild Daumens die Bilder rasch durch. Daumenkino abpausen und dabei leicht verän- So könnt ihr dann zum ersten Mal herunterladen dern. Mit jedem Blatt wird der Film euren eigenen Film abspielen. vollständiger. Wer nicht so gut PS: glücklicherweise sind wir kei- Ein 3D-Modell eines zeichnen kann, lässt Punkte über’s ne Falken , denn diese können Allosaurier-Skelettes Papier wandern. bis zu 130 Bilder pro Sekunde ein- findet ihr hier
Erleben Sie unseren neuen Raum für Wissenschafts- kommunikation. 24 Jedes Wochenende Dinoshow & Science Quiz! www.nhm-wien.ac.at/deck50 Naturhistorisches, Ausgabe 3/2021 Österreichische Post AG S P 20Z042008 S Naturhistorisches Museum, Burgring 7, 1010 Wien Retouren an Postfach 555, 1008 Wien
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