Smartphones und Apps im GW-Unterricht. Ein Test, viele Erfahrungen

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Walter Scheidl

Smartphones und Apps im GW-Unterricht.
Ein Test, viele Erfahrungen

walter.scheidl@univie.ac.at, Zentrum für Lehrer/innenbildung der Uni Wien und GRG 21, Wien 21

1     Einstieg und Motivation                                     Definition „Aus gegebenen Informationen die pas-
                                                                  senden auswählen und markieren ...“ gemeint? Da-
Aus dem alten Handy ist ein mobiler Kleincompu-                   mit sich alle Studierenden aktiv beteiligen und der
ter – ein Smartphone – geworden, der unter Jugend-                Vortragende einen Überblick über den Wissenstand
lichen enorme Verbreitung gefunden hat: Laut JIM-                 bekommt, mussten die Teilnehmenden mit Handzei-
Studie 2014 besitzen 97 % der Jugendlichen (14–19                 chen ihre Meinung anzeigen. Dabei übernimmt die
Jahre, in Deutschland) ein Mobiltelefon bzw. 88 %                 Gruppendynamik schnell das Kommando: Sobald ei-
ein Smartphone mit Touchscreen (berührungssensib-                 nige Mutige ein bis drei Finger hoch strecken, passen
lem Bildschirm) und Internetzugang (MPFS 2014,                    sich Weitere den Trends an und beeinflussen somit die
7f.). Smartphones und Apps (Abkürzung für Appli-                  Meinung der Zögernden erheblich.
kationen d. h. Anwendungsprogramme) erweisen sich                    Die ersten Erkenntnisse aus dem Quizformat fallen
in unserem Alltag als hilfreiche Begleiter. Bloß in der           nüchtern aus:
Schule werden sie primär als Ärgernis und Störquelle              1. Die Operatoren werden von den Studierenden
gesehen. Aus diesem Anlass möchte ich im Folgenden                     sehr unterschiedlich interpretiert. Viele davon
meine ersten Erfahrungen mit Apps und Smartphones                      werden in der österreichischen Umgangssprache
im Unterricht zusammenfassen.                                          gar nicht, sehr unscharf oder mehrdeutig verwen-
   Meine ersten App-Erkenntnisse habe ich mit ei-                      det und die Zuordnung zu den Anforderungsbe-
nem Operatoren-Quiz im Hörsaal an der Universität                      reichen geht ins Beliebige.
Wien gemacht. Die an der Lehrveranstaltung teilneh-               2. Inhaltliche Unsicherheiten verleiten eher dazu,
menden GW-Lehramts-Studierenden sollten über-                          sich der Meinung der Mehrheit anzuschließen
legen, welche Ziele bzw. Anforderungsbereiche mit                      statt rationale Denkarbeit zu leisten und eigene
den gängigen Operatoren des kompetenzorientierten                      Positionen zu beziehen.
Unterrichts anvisiert werden. Im konkreten Beispiel
(vgl. Abb. 1) lautete die Frage: Welcher Operator (1              Während für die erste Erkenntnis die systematische
nennen, 2 protokollieren, 3 ankreuzen) ist mit der                Erarbeitung eines Katalogs österreichischer Operato-
                                                                  ren aus der Alltagssprache notwendig erscheint (oder
                                                                  wollen wir eine spezielle Kompetenzsprache für die
                                                                  Schule erfinden?), gibt es für die zweite Problematik
                                                                  eine technische „App-Hilfe“, die ich kurz vorstellen
                                                                  möchte – die Online-Quiz-Erstellung mit Socrative
                                                                  (www.socrative.com).

                                                                  1.1 Die App-Hilfe: Socrative

                                                                  Das Operatoren-Quiz wurde in der Folge auf „Han-
                                                                  dy-Betrieb“ umgestellt: Die Fragen wurden auf der
                                                                  Homepage von Socrative.com in einen Room mit ei-
                                                                  ner einmalig vergebenen Raumnummer angelegt und
                                                                  im Hörsaal für die Lerngruppe auf die Leinwand ge-
                                                                  beamt. Die Studierenden luden m.socrative als Gra-
        Abb. 1: Operatorenquiz mit Lehramtsstudierenden           tis-App auf ihre Smartphones oder loggten sich über
                      (eigene Darstellung)                        ihre Notebook-Browser in diesen Raum ein. Dort

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können die Fragen individuell und zeitlich autonom           alle Lernenden die volle Punktezahl. Die Wiederho-
oder frontal gesteuert abgearbeitet werden. So ist mit       lung stieß wegen des spielerischen Charakters (Stich-
Socrative selbst in großen Lehrsälen ein gewisses Maß        wort: Gamifizierung) auf hohe Akzeptanz.
an Individualisierung, aktiver Beteiligung und unmit-
telbarer Lernzielkontrolle möglich. Die Studierenden         1.3 Eine Sammlung von Geo-Apps in „Praxis
setzen sich in dieser Phase individuell mit den Fragen           Geographie“
auseinander und klicken die ihrer Meinung nach rich-
tige Variante (A, B oder C) an. Sie bekommen unmit-          Auf der Suche nach weiteren Apps für den GW-Un-
telbares Feedback (richtig oder falsch – fakultativ mit      terricht stieß ich auf das Themenheft „Mobiles Ler-
Erklärungen – und orientieren sich weniger an den            nen“ der Fachzeitschrift „Praxis Geographie“ (Heft
Reaktion ihrer Kolleg/innen. Die Lehrenden sehen             7/8 2014). Dort wirft Dietmar Steinbach in der
die Ergebnisse sofort (individuell und aggregiert) und       Einleitung zu seinem Artikel „Apps für den Geogra-
können diese bei Bedarf mit ihrem Publikum reflek-           phieunterricht“ die Frage auf, ob Smartphones und
tieren.                                                      Geo-Apps sinnvolle Ergänzungen für unseren Unter-
   Für weiterführende Erklärungen und Anwendun-              richt darstellen oder bloß Spielereien sind (Steinbach
gen von Socrative verweise ich medienkonsequent              2014). Er listet nach Kategorien geordnet (Naturka-
auf Tutorials auf Youtube, die nicht nur schrittweise        tastrophen, GIS, Geocaching, Geotagging, Astrono-
Anleitungen zum Erstellen eigener Quizze, sondern            mie, Küste, Karten, Wetter, Quiz etc.) drei Dutzend
auch zusätzliche didaktische Anwendungen (z. B. exit         Programme für Smartphones auf, die aus dem Inter-
ticket, space race) vorstellen. Mit diesem technisch nie-    net kostenlos herunterzuladen sind. Weiterführende
derschwelligen und kostenlosen Angebot ist Socrative         Erklärungen und Empfehlungen bleiben offen, sodass
unter die 100 besten Learning-Tools 2014 gewählt             jede interessierte Lehrkraft selbst herausfinden muss,
worden (Platz 72): „Socrative is a smart student response    welches App für welche Altersstufe und welche Ziel-
system that empowers teachers to engage their classrooms     setzung geeignet erscheint. Eine zeitliche und techni-
through a series of educational exercises and games via      sche Herausforderung.
smartphones, laptops, and tablets.” (http://c4lpt.co.uk/
top100tools).
   Weiterführender Tipp: 99 weitere hilfreiche Tools         2     Der praktische App-Test
von Twitter, Google Docs und Youtube bis Schoolo-
gy, Blendspace und Softchalk (Plätze 1, 2 und 3 bis          Diese Herausforderung und die Frage nach der Sinn-
98, 99 und 100) werden auf dieser Homepage (http://          haftigkeit dieser mobilen Unterrichtsmittel wur-
c4lpt.co.uk/top100tools) übersichtlich vorgestellt           de (auch für diesen Artikel) an eine Gruppe von
und verlinkt.                                                15–17-jährigen Schüler/innen des „Wahlpflichtfaches
                                                             Geographie und Wirtschaftskunde“ eines Wiener
1.2 Ein eigenes Quiz erstellen                               Gymnasiums weitergeleitet. Zunächst durften diese
                                                             nach ihren persönlichen Wünschen aus der vorge-
Aufgrund dieser positiven Erfahrungen entschied ich          stellten Liste jene Apps auswählen, die ihnen von der
mich, Socrative auch im Schulunterricht zu nutzen.           Kurzbeschreibung her am interessantesten erschienen.
Die Schüler/innen – die beliebte Quiz-Apps wie z. B.         Danach wurden Beschreibungen und Bewertungen
„Quizduell“ auch in der Freizeit nutzen – konnten            im Internet recherchiert und Apps mit geringer fach-
ihre eigenen Quizze anfertigen und ihrer Klasse zur          licher oder fachdidaktischer Relevanz (z. B. Sternenat-
Verfügung zu stellen. Zum Beispiel brachten als Ab-          las, Fischratgeber, Länderquiz) ausgeschieden.
schluss einer Projektarbeit zum Thema „Besonder-                Schließlich wollten wir aus jeder Kategorie mög-
heiten der japanischen Kultur“ alle Schüler/innen            lichst ein nützliches Beispiel untersuchen und dabei
schriftlich ihre Vorschläge für Quizfragen beim Lehrer       die individuellen Interessen der Testenden berück-
ein. Gemeinsam wurden diese besprochen, verbessert           sichtigen. In Absprache zwischen den Lernenden und
und selektiert. Die interessantesten (Single-Choice-         dem GW-Lehrer wurden schließlich acht Apps einer
oder Multiple Choice-) Fragen wurden schließlich zu          praktischen und kritischen Analyse unterzogen. Die
einem umfangreichen Quiz-Paket zusammengeführt               Schüler/innen haben die gewählten Apps auf ihre
und auf Socrative hochgeladen. Damit konnten die             eigenen Handys heruntergeladen, installiert und ge-
Schüler/innen ihr eigenes Quiz am Handy oder am              testet. Es wurden alle Funktionalitäten ausprobiert,
Computer erstellen und durchspielen. Während beim            die subjektiv relevanten herausgefiltert und in einem
ersten Durchgang bei vielen Fragen, vor allem aus den        Handout dokumentiert. Schließlich wurden die Pro-
anderen Gruppen, noch große Unsicherheiten zu er-            gramme auf den eigenen Smartphones im Sesselkreis
kennen waren, schafften beim zweiten Durchgang fast          vorgestellt, kritisch hinterfragt und bewertet. Im vor-

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liegenden Artikel werden diese Erfahrungen (s. Zitate)       Urteil einer Lehrperson:
mit denen des Geographielehrers (Autor des Artikels)            „Geohazard ist eine umfassende, georeferenzierte und
zusammengefasst, um App-Interessierten bei der Aus-          seriöse Informationsplattform zur Visualisierung der re-
wahl behilflich zu sein.                                     gionalen Verteilung von Naturkatastrophen. Aktueller
                                                             geht nicht.“
Die Liste der ausgewählten Geo-Apps:
                                                             2.2 Open Caching
1.   Geohazard
2.   OpenCaching                                             Allgemein:
3.   Satellite AR-App                                            Bevor Apps zum Geocaching besprochen werden,
4.   MapCam                                                  sollte das Phänomen Geocaching erklärt werden. Vi-
5.   My Tide Times                                           deos auf Youtube zeigen Berichte in Medien (z. B. von
6.   Weltzähler                                              ORF oder ZDF), praktische Erfahrungen im Gelän-
7.   Wetter                                                  de, die Spielregeln und auch den Umgang mit den
8.   CIA World Factbook                                      notwendigen GPS-Geräten bzw. GPS-Apps für diver-
                                                             se Handys. „Geocaching ist ein Spiel, bei dem ein klei-
2.1 Geohazard                                                ner Schatz (= Cache) irgendwo im Freien versteckt wird.
                                                             Die Koordinaten der Cache werden ins Internet gestellt,
Allgemein:                                                   damit interessierte Geocacher (Schatzjäger) sie finden,
   Die App Geohazard wird vom Deutschen Geo-                 kommentieren oder austauschen können. Opencaching
forschungszentrum GFZ in Potsdam angeboten. Sie              ist eine Online-Plattform für Geocaching, bei der man
sammelt von frei verfügbaren, wissenschaftlichen und         sich nicht anmelden muss, nichts zahlen muss und die für
amtlichen Online-Quellen wie dem US Geological               alle zugänglich ist.“ (Florian Seiz, Schüler)
Survey hoch aktuelle Informationen zu weltweiten Na-
turkatastrophen: Erdbeben, Tsunamis, Überschwem-             In der Praxis:
mungen, Wirbelstürme und Vulkanaktivitäten. Sie                 Am besten wird gleich mit einer Cache-Suche ge-
gibt die Lage, den Zeitpunkt und Stärke der aktuells-        startet. Auf einer Google-Karte sind die Caches der
ten Naturkatastrophen übersichtlich und anschaulich          nächsten Umgebung verortet. Im „Logbuch“ tragen
an. Wer die GPS-Funktion einschaltet, kann auch die          die Geocacher ihre Erfahrungen ein. Bei den Einstel-
Entfernung zu den nächsten Katastrophenorten able-           lungen können z. B. Schwierigkeitsgrade, das Gelände
sen. Mit speziellen Filtern lässt sich einstellen, welche    oder Entfernungen ausgewählt werden.
Katastrophen (z. B. welche Art und welche Stärke)
angezeigt werden. Die App ist kostenlos, werbefrei           Urteil eines Schülers:
und Open Source (freier Quellcode, zum Weiterent-               „OpenCaching.com ist die perfekte Adresse für jeden
wickeln), sie findet auch im Katastrophenschutz und          Geocacher, für Anfänger und Erfahrene. Die Apps sind
-management praktische Anwendung. Nutzer/innen               sehr einfach zu bedienen und benutzerfreundlich.“ (Flo-
können auch eigene Reports (z. B. Augenzeugenbe-             rian Seiz)
richte) einbringen.
                                                             Meinung einer Lehrperson:
In der Praxis:                                                  „Beim Geocaching kann man neue Plätze und einen
   Wenn die App geöffnet wird, werden die Naturka-           Extra-Grund zum Wandern entdecken. Meine Schüler/
tastrophen der letzten Minuten bis Stunden aufgelis-         innen waren schon zufrieden, virtuelle Entdeckungen
tet. Icons und Zahlen zeigen die Art und die Stärke          am Handy zu machen. Ich selbst verwende die App c:geo,
an, die Entfernung und die Uhrzeit stehen gleich un-         aber auch nur in der warmen Stube.“
ter der geographischen Lagebezeichnung. In der Hilfe
gibt es die nötigen Erklärungen, z. B. zu den einzelnen      2.3 Satellite AR
Messskalen. Klickt man auf einen der Katastrophen-
einträge, gelangt man zu weiteren Details, zu einem          Allgemein:
Link zu Google News und zu zoombaren Google-                    AR steht für augmented reality, d. h. der Compu-
Karten.                                                      ter bzw. das Handy erweitert die Wahrnehmung der
                                                             Realität. Die App Satellite AR blendet auf dem Han-
Urteil einer Schülerin:                                      dybildschirm Satelliten ein, die mit freiem Auge am
   „Geohazard ist für richtige Geographiefreaks, die Na-     Himmel nicht zu sehen sind.
turkatastrophen lieben. Wie für mich.“ (Tamara Böhm)

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In der Praxis:                                               die App GeoCam nicht richtig funktioniert, gut lief die
   Die App wird gestartet und der Horizont kann am           App PhotoMap. Als fotografierender Geograph empfehle
Handybildschirm durch die Kamera betrachtet wer-             ich als professionelle Alternative eine gute Kamera mit
den. Dann werden in einer Liste jene Satelliten aus-         GPS-Chip und das Programm Geosetter: Nie mehr Fotos
gewählt, deren Position gesucht wird (z. B. auch die         beschriften – das macht die Kamera.“
Raumkapsel ISS) und das Programm legt über die
reale Landschaft farbige Symbole, die anzeigen, wo           2.5 My Tide Times
die Satelliten gerade fliegen. Im Hintergrund werden
zudem die hellsten Himmelskörper eingeblendet. Um            Allgemein:
diesen Head-up-Display-Effekt zu erleben, reicht ein            Die App My Tide Times zeigt einfach und schnell
Blick auf Youtube: http://youtu.be/Ls5owo3x2_U.              den Gezeitenstand der Weltmeere an. Wer baden,
                                                             fischen, surfen oder nur am Strand spazieren gehen
Urteil eines Schülers:                                       will, sollte wissen, wann die nächste Flut kommt und
   „Ich sehe die App eher als unnötig, weil man sie nicht    wie hoch sie ausfallen wird.
im Alltag brauchen kann. Es ist aber interessant, was
sich eigentlich über unseren Köpfen befindet.“ (Simon        In der Praxis:
Killian)                                                        Die App startet mit einer Suchmaske und einer
                                                             Kartenansicht, in der über 7 000 Orte in über 25
Urteil einer Lehrperson:                                     Ländern mit Fähnchen markiert sind. Wird ein Ort
  „Technisch ein Blick in die augmented reality Zu-          ausgewählt, zoomt die Karte dort hinein und die
kunft, aber für die GW-Praxis sehe ich keine Anwendung.“     nächsten Hoch- und Niedrigstände des Meeresspie-
                                                             gels werden mit Uhrzeit und Meterangaben angezeigt.
2.4 MapCam                                                   Auch die Uhrzeiten von Sonnenauf und -untergang
                                                             werden eingeblendet. Für viele Messstellen lassen sich
Allgemein:                                                   die Daten für die nächsten 7–30 Tage herunterladen,
   Die App MapCam verknüpft Fotoaufnahmen der                damit die App auch ohne Internetverbindung (off-
Handykamera mit genauen Ortsangaben vom GPS-                 line) genutzt werden kann.
Chip. So werden in den Fotodaten (EXIF-Daten)
auch die Koordinaten des Standorts (geografische             Urteil einer Schülerin:
Länge, Breite und Höhe) gespeichert (= Geotagging              „Ich persönlich bewerte die App sehr gut. Ich habe es
der Fotos). Auf digitalen Weltkarten werden diese            nämlich schon erlebt, wie wir am Atlantischen Ozean
geo­referenzierten Fotos am Aufnahmeort angezeigt,           von der Flut überrascht wurden. Mit dieser App hätten
sodass man immer weiß, wo die Bilder aufgenommen             wir keinen Stress zum Aufbrechen gehabt.“ (Marlies
wurden.                                                      Machold)

In der Praxis:                                               Urteil einer Lehrperson:
   Die App wird geöffnet und in der Mitte des Han-              „Im Binnenland Österreich fehlt uns der Bezug zu den
dy-Bildschirms erscheint ein großer Button zum Foto          Gezeiten. Die App hilft Interesse dafür zu wecken. Die
schießen. Sobald das Handy-GPS ausreichend Sa-               Schüler/innen stellen dann automatisch Fragen zu den
tellitensignale empfängt und die Kamera bereit ist,          Ursachen und Folgen. Dieses Wissen kann sogar Leben
wird der Druckknopf grün und ist zum Fotografieren           retten. My Tide Times ist inhaltlich und regional noch
bereit. Wenn man mehrere Fotos auf Ausflügen oder            ausbaufähig.
Reisen macht, kann man zuhause die Routen auf digi-             Eine interessante, kompetenzorientierte Arbeitsaufga-
talen Karten wie Google Maps (oder mit Programmen            be dazu wäre z. B.: ‚Vergleicht den Tidenhub östlich und
wie GeoSetter) nachvollziehen.                               westlich von Gibraltar. Stellt Hypothesen zur Erklärung
                                                             der Unterschiede auf. Diskutiert, welche Konsequenzen
Urteil eines Schülers:                                       für Surfer oder Badegäste zu überlegen sind.’“
   „Auf meinem Handy hat das nicht geklappt. Es wurde
immer nur das letzte Foto gespeichert und mit der Karte      2.6 Welt-Zähler / World Counter
verbunden. Meiner Erfahrung nach ist diese App nicht
empfehlenswert.“ (Philip Zaczek)                             Allgemein:
                                                                Diese App fasst statistische Daten zu diversen glo-
Urteil einer Lehrperson:                                     balen Themen anschaulich bis dramatisch zusammen.
   „Geotagging ist eine gute Idee, die gegenwärtige Um-      Große und schwer vorstellbare Datenmengen zur Be-
setzung aber mangelhaft. Auch auf meinem Handy hat           völkerung, zum Umweltschutz, zum Klima und zum

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Smartphones und Apps im GW-Unterricht. Ein Test, viele Erfahrungen

Ressourcenverbrauch (z. B. von Wasser, Erdöl, Kohle          gen erweitern werden kann. Mit der Lupe lassen sich
oder Gas) werden auf kleine Zeitspannen umgerech-            grafisch und inhaltlich anspruchsvolle Prognosen von
net und damit leichter verständlich. Zum Beispiel            Standorten rund um die Welt aufrufen. News, Ticker,
kann man „live“ mitverfolgen, wie stark die Welt-            Einstellungen ... diese App bietet eine Menge Zusatz-
bevölkerung im Sekundentakt wächst oder die Zahl             funktionen.
der ausgerotteten Tierarten zunimmt. Dafür werden
Durchschnittswerte und Schätzgrößen von amtlichen            Urteil eines Schülers:
und privaten Quellen (z. B. FAO oder BP) auf über-              „Ich finde die App gut. Die Wetterprognosen sind
schaubare Zeiteinheiten heruntergerechnet.                   ziemlich genau, die App ist sehr einfach zu bedienen und
                                                             kostenlos. Es wäre gut, wenn der Regenradar nicht nur
In der Praxis:                                               für Deutschland, Österreich und die Schweiz verfügbar
   Ein simples, nüchternes Programm. Man öffnet              wäre.“ (Marko Marjanovic)
die App und sieht die Zahlen laufen: Gerodete Wald-
fläche seit dem Öffnen der App: 5 ha–6 ha–7 ha …             Urteil einer Lehrperson:
An Hunger verstorbene Menschen: 23–24–25 ... usw.                „Die WetterApp stellt Wetterprognosen nicht nur mit
Die App bietet eine einzige Einstellungsmöglichkeit:         einfachen Symbolen dar, sondern gibt auch Minima- und
Möchte ich die Veränderung der Werte im laufenden            Maxima-Werte, Prozentziffern für die Regenwahrschein-
Jahr, am heutigen Tag oder seit dem Öffnen der App           lichkeit und die Sonnenscheindauer an. Im integrierten
anzeigen lassen?                                             Regenradar geben mehrfärbige Bewölkungsschichten eine
                                                             gute Vorstellung vom aktuellen Wettergeschehen. Die po-
Meinung eines Schülers:                                      sitiven Bewertungen im Internet sind berechtigt. Auch
   „Jeder kann mit dem Welt-Zähler ein gewisses Gefühl       im Unterricht zum Auswerten von Wettersignaturen und
für die Geschwindigkeit und Dimension von Verände-           -karten einsetzbar.“
rungen bekommen, z. B. wie viel Erdöl wir innerhalb so
kurzer Zeit verbrauchen.“ (Pierre Gadeceau)                  2.8 CIA World Factbook

Meinung einer Lehrperson:                                    Allgemein:
   „Die Zahlen wachsen beängstigend und machen Ver-             Im World Factbook stellt die CIA, der Geheim-
änderungen sichtbar, die herkömmliche („statische“)          dienst der USA, detaillierte und aktuelle statistische
Statistiken nicht erleben lassen. Dass die Werbung von       Daten zu allen Ländern der Welt (ca. 270) aus den
„Echtzeit“ spricht und direkte Verlinkungen für Spen-        Bereichen Geschichte (background), Demographie,
denaktionen an der grafische Oberfläche liegen, halte ich    Politik, Wirtschaft, Energieversorgung, Kommunika-
für überzogen. Ein weiterer Anlass, über die Qualität        tion und Militär öffentlich und frei zur Verfügung.
von Daten und die Finanzierung von Gratis-Apps zu
diskutieren.“                                                In der Praxis:
                                                                Die App ist sehr einfach aufgebaut und ganz auf
2.7 WetterApp                                                die trockene Vermittlung von Daten und Zahlen aus-
                                                             gerichtet. Es kann ein Land und ein Thema ausge-
Allgemein:                                                   sucht werden und man findet weiß auf schwarz (oder
   WetterOnline bietet vier Apps an, die sich ergän-         alternativ: schwarz auf weiß) nichts als Zahlen und
zen: WetterApp zeigt das Wetter und den Regenradar           Buchstaben (Sprache: englisch). Natürlich werden die
für den Handy-Standort an und liefert europaweite            Fakten aus amerikanischer Sicht dargestellt, z. B. wird
Wetterprognosen bis zu acht Tagen.                           der Kosovo als eigener Staat anerkannt.
   WetterMaps legt die Wetter- und Radardaten in
Echtzeit auf Karten und Satellitenbilder um, der Re-         Urteil einer Schülerin:
genradar konzentriert sich auf die Veränderung der             „Die App ist sehr empfehlenswert und wirklich ein
(Regen-)Bewölkung und der WetterTicker verschickt            „Must“ für alle Geographie-Geeks. Man kann sie als
aktuelle Meldungen zum Wettergeschehen.                      amerikanisches Lexikon für die Länder der Welt bezeich-
                                                             nen.“ (Anh Nguyen)
In der Praxis:
   Die WetterApp startet mit einer bunten Wetterkar-         Urteil einer Lehrperson:
te vom Handy-Standort mit der Wetterprognose für                 „Das World Factbook ist keine englischsprachige Gra-
die nächsten drei Tage. Mit einem Fingertipp auf die         tis-Alternative zum Fischer Weltalmanach, aber eine
Karte öffnet sich die Wetterradar-Ansicht, die zu einer      mobile, praktische, gemeinfreie (Public Domain) Er-
Stop-Motion-Animation der Niederschlagserwartun-             gänzung. Eine unerschöpfliche Datenquelle, wenn man

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Walter Scheidl

nicht vergisst, dass der US-Geheimdienst nicht als Ga-      3.1 Warum Handys und Apps im Unterricht
rant für objektive Informationen gelten kann. Vergleiche        einsetzen?
mit alternativen Quellen sind angebracht und regen im
Unterricht zur Datenkritik an.“                             Smartphones sind unter Jugendlichen weit verbreitet
                                                            und sehr geschätzt. Diese Mobiltelefone mit Compu-
                                                            terfunktionalitäten werden heute privat und beruflich
3    Ein mediendidaktisches Resümee                         vielfältig eingesetzt, bloß in den Schulen stoßen sie
                                                            (noch) auf Ablehnung und Verbote. Dabei könnten
Die getesteten Geo-Apps wurden alle nicht für den           sie nach dem Motto „BYOD – bring your own device“
Unterricht geschaffen. Sie wurden nicht für päd-            (das auch in viele Unternehmen Eingang gefunden
agogisch-didaktische Zwecke, sondern für die tat-           hat), eine kostengünstige Lösung für das permanente
sächliche Nutzung seitens einer möglichst breiten           schulische Nachhinken hinter den technischen Ent-
Kundschaft programmiert. Das heißt, es wurden re-           wicklungen darstellen und als mächtige Lern- und
ale, praktische und hochaktuelle Anwendungen für            Motivationshilfe genutzt werden.
die Lebenswirklichkeit getestet und angewandt. Das             Die oben aufgelisteten, im GW-Unterricht geteste-
schließt aber den Nachteil ein, dass solche Apps ein        ten und in Schüler/innen-Lehrer/innen-Kooperation
aufbauendes, didaktisch überlegtes, lehrplankonfor-         rezensierten Apps repräsentieren nur eine sehr schma-
mes, motivierendes und reflektiertes Lernen (z. B.          le Auswahl aus tausenden kleinen Programmen, die
mit Übungen, Arbeitsaufgaben, Reflektionsschleifen,         unkompliziert, schnell, kostenlos (oder preisgünstig)
Rückmeldungen etc.) weder beabsichtigen noch um-            aus dem Internet herunterzuladen sind. Der techni-
setzen. Folglich ändert sich das Aufgabenprofil für die     sche Installations- und Wartungsaufwand ist minimal
organisierenden Lehrpersonen: Es gilt, interessante         und stellt keine Hürde weder für Kinder noch für we-
und motivierende Lerngelegenheiten zu schaffen, be-         nig versierte Erwachsene bzw. Lehrkräfte dar. Im Ver-
deutende Anwendungen aus einem Überangebot an               gleich zu behäbigen, störanfälligen Schulnetzen in iso-
irrelevanten Materialien herauszuschälen, kritische         lierten und schnell veraltenden Computersälen bieten
und reflektierende Zugänge zu ermöglichen. Lö-              Handys-Apps einen unkomplizierten, räumlich und
sungsorientierte Apps aus den diversen Apps-Stores          zeitlich flexiblen und individualisierten Zugang zur
(wie Google Play oder iTunes) auswählen, testen,            modernen IKT-Welt. Nachdem die Jugendlichen mit
beschreiben und präsentieren zu lassen, stellt so ein       der Bedienung ihrer eigenen Handys vertraut sind, ist
Szenario dar, das für alle Seiten ergebnisoffen und         auch kein zusätzlicher Einschulungsaufwand nötig.
spannend ausfallen kann.                                       Bei der Kostenrechnung kann berücksichtigt wer-
   Beim Einsatz dieser Apps geht es nicht um                den, dass moderne Mobiltelefone eine Reihe weite-
E-Learning („Lernen mit elektronischen Medien“),            rer Anschaffungen überflüssig machen. Sie verfügen
sondern um das Entdecken, Auswählen, Anwenden               über Bild- und Tonaufnahmefunktionen und erspa-
und kritische Reflektieren von – weitgehend epheme-         ren den Kauf von Kameras, Aufnahmegeräten, Ipods
ren – Computerprogrammen, also mehr um Medien-              und E-Readern, sie haben GPS-Chips integriert, die
pädagogik („Lernen über Medien“) als um Mediendi-           auch Navigationsgeräte ersetzen und sie lassen ma-
daktik („Lernen mithilfe von Medien“). Da sich Apps         thematisch-technische Software installieren, die teure
in Inhalt und Aufmachung schneller verändern als            Taschenrechner simulieren. Für diverse Unterrichtsfä-
herkömmliche Lerninhalte in analogen Medien (z. B.          cher stehen hard- und softwareseitige Erweiterungen
in Schulbüchern), macht es wenig Sinn, die konkrete         zur Verfügung, die Handys z. B. als Musikinstrument,
Bedienung der Apps zu trainieren (die „instrumen-           als physikalische Messgeräte, als Wörterbuch oder
tellen Fähigkeiten“) – diese wird sich schon bis zur        Wetterstationen einsetzen lassen.
Reifeprüfung verändert haben – als generellere und             Die Geräte sind so handlich und leicht, dass sie
kritische Überlegungen zum sinnvollen und verant-           ständig verfügbar sind und sowohl in den Klassensälen
wortungsbewussten Einsatz mobiler Kommunikati-              als auch außerhalb der Schule wie bei den Hausübun-
onsinstrumente anzustellen. Der Kompetenzerwerb             gen im vollen Umfang zur Verfügung stehen (mobi-
im Unterricht mit Apps wird sich per se weniger auf         ler, ubiquitärer Einsatz). Damit ermöglichen sie auch
den Anforderungsbereich 1 (Reproduzieren), vielmehr         neue methodische Lernszenarien wie flipped classroom
auf den Kompetenzbereich 2 (Transfer, Reorganisati-         (inverser Unterricht), bei dem die schulischen Inst-
on) und 3 (Reflexion, Problemlösung) konzentrieren.         ruktionen (z. B. in Form von Erklärvideos) als Haus-
                                                            übung gegeben werden und die Anwendungs- und
                                                            Übungsphase in den Unterricht verlegt wird.
                                                               Der didaktische Mehrwert der Apps liegt in der
                                                            Alltags-, Aktualitäts-, Aktivierungs- und Schüler/in-

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Smartphones und Apps im GW-Unterricht. Ein Test, viele Erfahrungen

nenorientierung: Die Lernenden beginnen sich ak-               Die eingebauten Prozessoren, Chips und Daten-
tiv und kritisch mit bedeutenden Medienprodukten            speicher der Handys sind im Vergleich zu Standcom-
ihres Alltages auseinanderzusetzen. Diese Lernarbeit        putern und Laptops weniger leistungsfähig. Komplexe
endet nicht beim Kennenlernen und Verstehen, son-           Berechnungen im grafischen Bereich (z. B. bei Spielen,
dern setzt sich im Anwenden, Analysieren und letzt-         Simulationen oder Videos) brauchen mehr Zeit oder
lich im Bewerten (also den höheren Lernzielen in der        die Bilder beginnen zu ruckeln. Hier werden fallende
Bloom’schen Lerntaxonomie) fort. Sie bereitet somit         Preise und technische Entwicklungen noch Abhilfe
sowohl auf die Kompetenzorientierung der Reifeprü-          schaffen. Von Herstellerseite wird wenig unternom-
fung als auch – und das ist viel wichtiger – auf einen      men, Handys langlebig und nachhaltig zu gestalten
reflektierten Umgang mit modernen Medienproduk-             oder sie erweitern, modernisieren und aufrüsten zu
ten vor.                                                    können. Auch die Kompatibilität und Konnektivität,
                                                            d. h. die Zahl und Art von Schnittstellen wie USB-
3.2 Mit welchen Schwierigkeiten und Problemen               oder HDMI-Anschlüssen (um Peripheriegeräte wie
    ist zu rechnen?                                         Drucker, Beamer oder externe Speicher anstecken zu
                                                            können) ist unbedingt ausbauwürdig.
Es gibt für Mobiltelefone mehrere proprietäre Be-              Da leistungsfähige Smartphones der letzten Ge-
triebssysteme (Android von Google, Apple iOS,               neration in die Preisklasse gängiger Notebooks und
Windows Mobile bzw. Phone etc.) in mannigfachen             Tablets fallen (400–700 Euro), müssen schulseitig
Versionen, die selbst bei gleichen Programmen un-           Überlegungen angestellt werden, welche Anschaffun-
terschiedlich zu bedienen sind. Dieses Problem der          gen empfohlen bzw. welche Präferenzen gesetzt wer-
technischen Heterogenität (der sog. mobile device           den und wie für sozial Schwächere der Zugang zur
fragmentation) stellt die Lehrenden vor zusätzliche         Technik geschaffen wird (z. B. mit einem Gerätepool).
Herausforderungen. Lehrende wären völlig überfor-           Momentan ist die Arbeit mit Apps auch deswegen
dert, die wachsende Vielfalt der Apps auf den unter-        eingeschränkt, weil bei weitem nicht alle Schüler/in-
schiedlichen technischen Plattformen zu überblicken         nen (und Lehrer/innen) über moderne Smartphones
oder gar auf ihre technische, pädagogisch-didaktische       bzw. einen permanenten Internetzugang (mit günsti-
und fachliche Qualität vorbereitend zu testen. Auf          gen Flatrates) verfügen. Auch das Konzept des BYOD
konkrete Fragen der Schüler/innen spontane und              ist umstritten, da die Verantwortung (z. B. der War-
kompetente Antworten zu finden, wird selbst für             tung oder Sicherheit) und die Kosten für die Lernma-
technikaffine Lehrende eine gewaltige Herausforde-          terialien auf die Kinder bzw. deren Eltern verschoben
rung, der mit wirklichkeitsnahen Lösungsstrategi-           werden.
en („Nutze die Hilfefunktion“, „read the manual“,              Bei häufiger Nutzung von Computern und Smart-
„Schau in die einschlägigen Foren“, „Frag mal in der        phones besteht natürlich die Gefahr, Abhängigkeiten
Klasse“, „Was gibt’s auf youtube“ ...) zu begegnen ist.     zu schaffen, sowohl technischer Art (von Strom, Inter-
Die Schulen müssen erst lernen, mit dieser Hetero-          net etc.) als auch in menschlicher Hinsicht (Suchtver-
genität umzugehen (und z. B. in WLAN investieren),          halten, Missbrauch, mangelnde Selbständigkeit etc.).
das Unterrichten verschiebt sich gezwungenermaßen           Diesen Gefahren kann aber nicht durch Ignoranz oder
vom behavioristischen „Belehren“ zum konstruktivis-         Bewahrpädagogik, sondern nur durch kritische, meta-
tischen „Begleiten“.                                        kognitive und reflektierte – am besten aktive – Aus-
   Die Bildschirme der Smartphones sind klein (ca.          einandersetzung mit den Medien begegnet werden.
4–5 Zoll), das bedeutet, dass Darstellungen und Texte       Wir erleben, dass unsere Kinder (auch in den Schu-
klein erscheinen und trotz hoher Auflösung schlecht         len) mithilfe ihrer mobile devices auf Informationen,
lesbar sind. Sie eignen sich nicht für umfangreiche         Daten und Programme zugreifen, damit spielen und
Arbeiten mit Bürosoftware (Textverarbeitung, Tabel-         kommunizieren. Wir hören von missbräuchlichen
len, Präsentationen etc.), Bild- oder Videobearbeitung      Verwendungen (wie Mobbing, Sexting, Phishing,
und bieten keine Übersicht und Zusammenhänge,               Überwachung etc.) und überlegen, wie wir die neuen
z. B. bei Karten. Etwas größere Bildschirme (Phab-          Medien möglichst gewinnbringend in unsere Unter-
lets = Kofferwort aus Phone und Tablet, ca. 6–7 Zoll)       richtsarbeit einbringen können. Da es praktisch un-
machen die Geräte teurer und weniger handlich. Sie          möglich geworden ist, die Kinder davon fernzuhalten,
kommen in die Nähe von Tablets, die ebenfalls mit           muss im Rahmen des Unterrichtsprinzips „Medien-
berührungssensiblen Bildschirmen und Apps arbei-            bildung“ in allen Fächern ein sicherer, kritischer und
ten, aber wegen ihrer Größe nicht mehr überall und          selbstbewusster Umgang angeleitet werden.
jederzeit als Mobiltelefon und Kleincomputer zur               Eines der Hauptargumente gegen den Einsatz von
Verfügung stehen.                                           internetbasierten elektronischen Geräten liegt in ih-

                                           GW-Unterricht 137, 2015, 61–68                                      67
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rem Stör- und Ablenkungspotenzial. Viele Unterrich-         180 Apps für einzelne Schulfächer (inkl. Preis,
tende in Laptop- und Computerklassen berichten,             Altersstufe und Bewertung): http://www.schule-apps.
dass (nicht nur minderjährige) Schüler/innen den            de/datenbank
vielfältigen Versuchungen des Internets und der Tech-       10 Apps für Lehrer, die den Unterricht verändern:
nik schwer widerstehen können und zu beliebten und          https://www.examtime.com/de/blog/diese-10-apps-
auch zweifelhaften Online-Angeboten abdriften. Bei          fuer-lehrer-veraendern-deinen-unterricht/
Schulgeräten kann hier softwaremäßig der Internetzu-        Top 100 Tools for Learning: http://c4lpt.co.uk/
gang eingeschränkt oder gesperrt werden, bei privaten       top100tools/socrative
Handys (BYOD) sind solche Eingriffe noch bedenkli-          Was Apple zum Thema „Apps im Unterricht“ bietet:
cher und schwieriger. Ob es bei Allen ausreicht, auf Ei-    https://www.apple.com/at/.../L523172A_EDU_
genverantwortung und Vernunft zu plädieren, bezwei-         App_Guide_FF_DE.pdf
feln erfahrene Eltern und Lehrende. Letztlich könnte        Viele gesammelte Ideen zum Einsatz von Handys und
neben dem Aufwand und den Sicherheitsbedenken               Apps: http://wikis.zum.de/zum/Apps_f%C3%BCr_
auch dieses missbräuchliche Verhalten dazu führen,          die_Schule
dass sich enttäuschte Lehrende vom Einsatz von Han-         Ein grundlegendes Dossier zu „Apps im Unterricht“
dys und Apps im Unterricht wieder abwenden.                 aus Schweizer Sicht: http://www.zebis.ch/Startseite/
                                                            themazeigen.php?mat_id=5gpM8DHmhb2PaY6TV
                                                            V7gdUNstT8Nee
4    Resümee

Aus heutiger Sicht lässt sich keine eindeutige Empfeh-      6     Zitierte und weiterführende Literatur
lung für den Einsatz von Apps auf Smartphones im
Unterricht aussprechen. Dieser Gerätetyp hat sich in-       Friedrich, K., B. Bachmair & M. Risch (Hrsg.) (2011):
nerhalb kurzer Zeit am Markt durchgesetzt und dessen          Mobiles Lernen mit dem Handy. Herausforderung und
vielfältige Nutzung im Alltag kann im pädagogischen           Chance für den Unterricht. Weinheim/Basel: Beltz.
Umfeld nicht länger ignoriert werden. Die Verbrei-          Gatterer, C. (2013): Mobile learning: Smartphones im
tung nimmt tendenziell weiter zu und die Bildschirme          Unterricht. Eine Studie über die effektive Nutzung von
sind in den letzten Jahren immer größer und besser            Smartphones im Unterricht in der Sekundarstufe I. Saar-
                                                              brücken: Akademikerverlag.
geworden. Für wesentliche schulische Arbeiten (z. B.
                                                            MPFS (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest)
im Sprach- oder Mathematikunterricht, aber auch bei
                                                              (2014): JIM 2014. Jugend, Information, (Multi-) Media.
Karten-, Bild- und Textarbeit im GW-Unterricht) eig-          Basisstudie zum Medienumgang 12–19-Jähriger in
nen sich die größeren Bildschirme von Tablets wesent-         Deutschland. Stuttgart. http://www.mpfs.de/fileadmin/
lich besser. Letztlich vor die Wahl gestellt, Apps im         JIM-pdf14/JIM-Studie_2014.pdf (12.02.2015)
Unterricht auf den vorhandenen privaten Smartpho-           Spary, C. (Hrsg.) (2014): E-Learning: Bildung 2.0? Anfor-
nes zu nutzen oder mangels Alternativen mit größeren          derungen auf dem elektronischen Weg der individuali-
Bildschirmen ganz darauf verzichten zu müssen, habe           sierten Lernumgebungen (= Transfer 9). Berlin: Raben-
ich beschlossen, diese Lerneinheit durchzuführen und          stück Verlag.
die Apps zu testen, um die beschriebenen Erfahrun-          Steinbach, D. (2014): Apps für den Geographieunterricht.
gen machen zu können. Vielleicht liefert der nächste          In: Praxis Geographie 7–8, 10–14.
Trend zu smart watches (das Handy als Armbanduhr)           Teichmann, L. (2013): Das Handy in der Schule. Nutzen
                                                              und Risiken im Unterricht. Norderstedt: Grin Verlag.
und Wearables (am Körper getragene IKT) eine zu-
                                                            Zeitschrift „Praxis Geographie“ (2014): Mobiles Lernen.
künftige Lösung: In der Klasse und zuhause nutzt
                                                              Smartphones, Tablets und GPS-Geräte im Unterricht.
man das größere Tablet, das neben diversen Geräten            Heft 7/8.
auch gedruckte Schulbücher und schwere Schulta-             Zeitschrift „Lehren & Lernen” (2013): Lernen mit Tablet-
schen ersetzen kann, und unterwegs greift man auf             Computern: Forschungsbericht und Praxisbeispiele. Heft
tragbare Kleingeräte am Körper zu. Jedenfalls hat die         8/9.
Digitalisierung der Schule erst begonnen.

5    Weiterführende Links

Die besten Android-Apps für die Schule: http://
www.24android.com/de/apps/die-besten-apps/die-
besten-android-apps-fuer-die-schule

68                                         GW-Unterricht 137, 2015, 61–68
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