Budapest festival ORCHestRa - iván fischer dirigent alexander toradze klavier

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meister&kammerkonzerte

budapest
festival
ORCHESTRA
iván fischer dirigent
alexander toradze                     klavier

4. meisterkonzert, mo 20. jänner 14, 20 uhr
congress innsbruck, saal tirol
2                 meister&kammerkonzerte                                                       —notizen—                           3

                                                                        Ein Hauch vom Orient
Aleksandr Borodin (1833–1887)                                           Aleksandr Borodins „Polowetzer Tänze“ treffen
„Polowetzer Tänze“ (1875–79)                                            ins Herz des russischen Heldentums, führen aber auch
aus dem 2. Akt der Oper „Fürst Igor“                                    ins Showbiz der USA. Das mittelalterliche „Igorlied“, ein
Introduzione: Andantino –                                               Epos der Rus, schildert die vernichtende Niederlage des
Tanzlied der Mädchen: Con espressivo e dolce –                          Heeres des russischen Fürsten Igor gegen die ­Mannen
Tanz der Männer: Allegro vivo –                                         der Polowetzer. Die Polowetzer (auch Kiptschaken oder
Lobpreisung des Khans: Allegro –                                        Kurmanen) waren ein turksprachiges Volk, das es im
Tanz der Knaben und Mädchen, allgemeiner Tanz:
                                                                                                 Laufe seiner wechselvollen Ge-
    Presto – Moderato alla breve –
                                                                                                 schichte aus dem orientalischen
    Presto – Allegro con spirito – Più animato
                                                                                                 Süden Russlands und der Nähe
                                                                                                 zu Persien über Gebiete an der
Sergej Prokofjew (1891–1953)
                                                                                                 Wolga und in der Ukraine bis
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur
                                                                                                 nach Ungarn verschlagen hat.
op. 26 (1917/1921)
                                                                                                     Borodin hat den Stoff des
    I Andante – Allegro
                                                                                                 „Igorliedes“ als Oper nach
    II Tema con Variazioni: Andantino
III Allegro ma non troppo
                                                                                                 einem Szenario des russischen
                                                                                                 Historikers und Kunstkritikers
Pause                                                                                            ­Vladimir Stassow gestaltet. In der
                                                                                                  Oper erklingen die „Polowetzer
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893)                                                           Tänze“ als Ballett- und Chor-
Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique“ (1893)                       musik am Ende des zweiten Aktes: Der Khan Kontschak
    I Adagio – Allegro non troppo – Andante –
                                                                        hält im Polowetzer Zeltlager den Fürsten Igor gefangen;
		 Allegro vivo – Andante come prima                                    im Morgengrauen beginnen die Mädchen, Knaben und
    II Allegro con grazia                                               Soldaten der Polowetzer um das verlöschende Lager-
III Allegro molto vivace                                                feuer zu tanzen und feiern schließlich zusammen mit
IV Finale. Adagio lamentoso – Andante – Andante giusto                  dem Khan in wilder Freude den Sieg gegen die Russen.
                                                                            Als reine Orchesterstücke setzten sich die Tänze
                                                                        erfolgreich im Konzertsaal durch. In den Fünfzigerjahren
Verehrtes Publikum,                                                     des 20. Jahrhunderts gingen ihre Melodien und Rhyth-
Wir danken Alexander Toradze, der den Solopart in Prokofjews Klavier-   men auch dem amerikanischen Musicalpublikum ins Ohr.
konzert Nr. 3 von dem ursprünglich für dieses Konzert angekündigten     Robert Wright und George Forrest bedienten sich für das
Pianisten Alexej Lubimov übernommen hat.                                Musical ­„Kismet“ nach einem Theaterstück von Edward
                                                                        Knoblock der Musik von Borodin. Nach dem Erfolg am
                                                                        Broadway­wurde „Kismet“ auch im Londoner West End
19 Uhr, Kristallfoyer, 1. Obergeschoß:                                  zum Kassen­schlager. Die Oboen- und Englischhorn-Weise
Einführungsgespräch zum Konzert                                         aus der Introduktion der Tänze, die im Musical zum „Tanz
                                                                        der Jungfrauen“ erklingt, landete außerdem in einem
                                                                        ­Arrangement als Song „Strangers in Paradise“ einen Hit,
                                                                         gesungen von Stars wie Bing Crosby und Tony Bennett.
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     Die verführerischen Melodien, die entfesselte Rhyth-       in St. Petersburg, das damals Petrograd­hieß, im Jahr
mik und viele gewagte harmonische Wendungen erge-               1917 zunächst nicht entziehen. „Die Februar-Revolution
ben ein exotisches Kolorit: Durch kreisende Tonfolgen,          wurde von mir und den Kreisen, in denen ich verkehrte,
verminderte und übermäßige Tonschritte, flimmernde              freudig begrüßt.“ Doch dann schien Prokofjew allmäh-
Akkord­rückungen und ritualische rhythmische Muster             lich zu erkennen, dass ihm die gerade im Entstehen
weht ein Hauch von Orientalik durch die Tänze. Eine             begriffene Sowjetunion keine Basis für eine gesicherte­
faszinierende musikalische Schöpfung. Dabei war Borodin         künstlerische Betätigung zu bieten vermochte.
eigentlich nur ein Freizeitkomponist. Denn der studierte­            In den Vereinigten Staaten fand Prokofjew unein-
Mediziner und Chemiker wurde von seinem natur­                  geschränkte Anerkennung – zunächst als Pianist. Der
wissenschaftlichen Beruf als Professor für organische           Komponist Prokofjew musste quasi­von vorne begin-
Chemie an der medizinisch-chirurgischen Akademie von                                      nen und sich eine Reputation
­St. Peters­burg vollends ausgefüllt. Seine Forschungstätig­                              erkämpfen. „Ich war viel zu
 keit in der Chemie führte zu bedeutenden Ergebnis-                                       früh hingekommen: das Kind
 sen: Die Borodinische Silberdecarboxylierung und die                                     Amerika­war für neue Musik
 Hunsdiecker-Borodin-Reaktion tragen seinen Namen.                                        nicht erwachsen genug. Wieder
     Seine Experimentierfreudigkeit erstreckte sich aber                                  nach Hause? Aber durch wel-
 nicht nur auf die Chemie, sondern auch auf die Musik.                                    che Tore? Von allen Seiten war
 Borodin schloss sich der russischen Künstlergruppe                                       Russland von den weißen Fronten
 des „Mächtigen Häufleins“ rund um Mili Balakirew und                                     eingeschlossen.“­Ein Ausweg war
 Modest Mussorgski an. Er hatte nicht viel Zeit zu kompo-                                 Westeuropa.­Wie viele andere
 nieren, leistete aber mit zwei vollendeten Symphonien,                                   russische Künstler wurde der
 der „Steppenskizze aus Mittelasien“, Liedern und der Oper                                Komponist in Paris mit Begeiste-
 „Fürst Igor“, an der er fast zwei Jahrzehnte lang arbeitete,                             rung aufgenommen. Prokofjew
 kühne und zuhöchst originelle Beiträge zur Ausprägung          sah sich im Mittelpunkt der französischen Kunstwelt.
 einer „nationalen“, eigenständigen russischen Musik.           Henri Matisse zeichnete ein Porträt von ihm. Die Sommer­
                                                                monate 1921 verbrachte ­Prokofjew in der Bretagne, wo
                                                                er auf einen russischen Künstlerfreund, den emigrierten
Nach der Revolution                                             Dichter Konstantin ­Balmont, traf. Prokofjew vertonte
                                                                Verse von ihm und spielte ihm Teile aus seinem neuen
Sergej Prokofjew begann nach erstem Klavierunter-               Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur vor. Den Dichter inspirierte
richt bei seiner Mutter im Alter von 13 Jahren mit dem          die Musik zu einem Sonett unter dem Titel „Troisième­
Musikstudium am St. Petersburger Konservatorium.                Concerto“. Die Uraufführung des neuen Konzerts fand
St. Petersburg war damals der kulturelle und geistige           dann Ende 1921 in den USA statt – und brachte end-
Mittelpunkt Russlands. Aus der Musikwelt trafen sich hier       lich einen heißersehnten Erfolg! Prokofjew spielte
internationale Größen wie Richard Strauss und Max Reger,        selbst den Solopart, begleitet vom Chicago Symphony
Maurice Ravel und Claude Debussy. Parallel zum Klavier          Orchestra unter der Leitung von Leopold Stokowski.
entwickelte Prokofjew ein immer stärkeres Interesse am               Im 3. Klavierkonzert hat Prokofjew seinen avancierten
Komponieren. Mit seinen ersten beiden Klavierkonzerten          Stil in ein adrettes Gewand gekleidet, dessen pianistischer
setzte der junge Stürmer und Dränger das Publikum nicht         Stoff es aber in sich hat: Toccata-gleiche Abschnitte
nur in Erstaunen, sondern schockierte es. Dann brachte          mit einer Ballung an Akkordreihen und Oktavgriffen,
die Politik die Welt, in der Prokofjew lebte, durcheinander.    ­dynamische Motorik, expressive melodische Bögen und
Der Musiker konnte sich den umwälzenden Ereignissen              zwischendurch extrem schwierige Fingersätze für un-
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gewöhnliche Akkordstellungen. Vom Orchester werden             J­uristen zum Selbstmord aufgefordert worden, um einen
rhythmische Raketen gezündet und schillernde und                Skandal­zu vermeiden. Beide Varianten bauen aber nur auf
funkelnde Klangfarbenteppiche ausgelegt. Der Großteil           ­Vermutungen auf. Der Musikwissenschaftler Alexander
des Werkes entstand im bretonischen Sommer 1921, aber            ­Poznansky widerlegt in einer Abhandlung unter dem Titel
Ideen reichen in die revolutionären Jahre zurück, so das          „Geschichte und Revision einer Legende“ alle Theorien
Gavotte-Thema des Mittelsatzes und das scherzo­artige             von einem „Selbstmord“ und einem „Ehrengericht“ und
Hauptthema des Finales, das dem Entwurf zu einem                  kommt zu dem Schluss, dass Tschaikowski wohl eines
dann nicht ausgeführten Streichquartett mit vorzeichen-           ­natürlichen Todes an den Folgen der Cholera gestorben ist.
losen Tönen entstammt und im Klavierkonzert auch                                                 Der 6. Symphonie in der
ausschließlich auf den weißen Tasten gespielt wird.                                          „Todestonart“ h-Moll liegt laut
    Gleichzeitig griff Prokofjew auf Elemente der musi-                                      eigener Aussage Tschaikowskis ein
kalischen Geschichte zurück: Schön perlende Skalen im                                        „Programm“ zugrunde, das „für
Geiste Domenico Scarlattis finden Eingang in den mo-                                         alle ein Rätsel bleiben soll und
dernen Klaviersatz; Etüdenläufe im Stile des Franzosen­                                      das durch und durch von meinem
Charles-Louis Hanon werden im ersten Satz nach der                                           eigensten Sein erfüllt ist, so dass
elegischen Klarinetten-Einleitung als Starthilfe für rasante                                 ich unterwegs in Gedanken kompo-
Motorik genützt; das Gavotte-Thema im zweiten Satz                                           nierend oft heftig weinte“.­Als der
gerät aus der klassischen Epoche in mondänes Ambiente,                                       Komponist von dem Großfürsten
in poetische Zirkel und macht einen Abstecher ins freche                                     Konstantin gebeten wurde, für
Paris der Zwanzigerjahre; die barock anmutende Bass-                                         den verstorbenen Dichterfreund
stimmenführung im Finale wächst sich zu einer klangge-                                       Alexander Apuchtin ein Requiem
waltigen Steigerung aus, die in dieser­Art erst im 20. Jahr-       zu schreiben, antwortete Tschaikowski:­„Mich verwirrt der
hundert möglich wurde. Nach einem letzten großen­                  Umstand, dass meine letzte Symphonie, welche soeben
melodischen Aufschwung klingt das Konzert mit einem                fertig geworden ist, von einer Stimmung durchdrungen ist,
Perpetuum mobile und rasend schnellen Figurationen aus.            welche derjenigen des Requiems nahe kommt. Ich fürchte,
                                                                   mich selbst zu wiederholen, wenn ich sofort ein seinem
                                                                   Charakter und seinem Wesen nach ähnliches Werk in Arbeit
Wie ein Requiem                                                    nehme.“ Tatsächlich finden sich starke Hinweise auf einen
                                                                   trauermusikalischen Hintergrund. Die Themen des ersten,
Pjotr Iljitsch Tschaikowski starb nur neun Tage nach               zweiten und vierten Satzes enthalten musikalische Seufzer­
der von ihm selbst dirigierten Uraufführung seiner                 motive und Trauerzeichen. Ein typisches Klagemotiv, das
Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 in St. Petersburg. Sein              Intervall der fallenden Sekund, wird von Tschaikowski bis hin
Tod so kurz nach der Uraufführung einer im klanglichen             zu Kulminationen eingesetzt. Im dramatischen Mittelteil des
Nirwana endenden Symphonie führte zu Gerüchten. Zwei               ersten Satzes zitiert Tschaikowski inmitten orchestraler Auf-
verschiedene Varianten kursierten: Tschaikowski habe               schreie eine Melodie aus dem russisch-orthodoxen Toten-
in der 1893 von einer Choleraepidemie erfassten Stadt              offizium: den Vers „Mit den Heiligen lasse ruhen, Christus,­
in selbstmörderischer Absicht ein Glas ungekochten                 die Seelen Deiner Diener“. Am Ende des ersten Satzes
Wassers getrunken und eine Erkrankung an der Cholera               stimmt Tschaikowski dann einen tröstlichen Choral an.
riskiert, der Krankheit, an der auch seine Mutter gestor-              Die ganze Symphonie, der Tschaikowskis Bruder
ben war; Tschaikowski sei wegen einer sexuellen „Ver-              Modest­den Titel „Pathétique“ verlieh, wirkt wie ein Ab-
fehlung“ mit dem Sohn eines ehemaligen Mitschülers­                gesang auf eine versinkende Epoche. Es ist ein typisches
an der Rechtsschule von einem „Ehrengericht“ der                   Werk des Fin de Siècle, in dem vieles von dem verklingt,
8           meister&kammerkonzerte                                                   —biograf ien—                         9

wovon die Musik in den Jahrzehnten zuvor geprägt                Alexander Toradze, Sohn des Komponisten David
wurde. Das lässt sich auch an rein kompositionstech-            Toradze,­erhielt seinen ersten Musikunterricht in der
nischen Vorgängen des Werkes nachvollziehen. Verzwei-           Zentralen Musikschule seiner Heimatstadt Tiflis in Geor-
felt versucht sich der erste Satz gegen den drohenden           gien. Mit neun Jahren trat er bereits als Klaviersolist auf.
Untergang aufzulehnen, aber alle Versuche müssen in             Am Tschaikowski-Konservatorium Moskau studierte er
einem fatalen Zusammenbruch enden, da das aus dem               bei den angesehenen Klavierpädagogen Jakov Zak, Boris
Dunkel aufsteigende Hauptthema keinen Anfang und                Zemlianski­und Lev Naumov. 1977 gewann er den zweiten
kein Ende kennt, also gar keinen Halt finden kann. Im           Preis des renommierten Van-Cliburn-Klavierwettbewerbs
Seitenthema des Kopfsatzes, in dem schon ein wenig die          in Texas. 1983 suchte Toradze während einer Tournee
Trauer des Finales anklingt, erinnert sich Tschaikowski­                                     mit dem Bolschoi-Symphonie­
wehmütig an vergangene romantische Zeiten.                                                   orchester in der US-Botschaft
     Die beiden Mittelsätze wiederum sind Tanzsätze, aber                                    von Madrid um Asyl in den
nicht mehr nur von ursprünglicher Kraft erfüllt, sondern                                     Vereinigten Staaten an. Der
zur Auflösung tendierend. Den Walzer im zweiten Satz                                         bedeutende Repräsentant
verschleiert Tschaikowski durch eine Ausweitung des                                          der russischen Klavierschule
­Metrums vom 3/4- zum 5/4-Takt, was den Tanz unwirk-                                         setzte seine Solistenlaufbahn
 lich erscheinen lässt. Durch den Mittelteil zieht sich in                                   im Westen fort und erhielt
 Moll das Klagemotiv. Im dritten Satz, dem Scherzo, kom-                                     1991 eine Klavier-Professur
biniert Tschaikowski eine Tarantella mit einem Marsch,                                       an der Indiana University
dessen anfänglich frohgemute Stimmung während einer                                          South Bend, wo er ein einma-
unerbittlichen Steigerung in Bedrohlichkeit übergeht. Je                                     liges Projekt entwickelte. Die
mehr die im Marsch vereinten Instrumente auftrumpfen,­                                       Studenten sind als Mitglieder
desto stärker kommt der Eindruck auf, sie übertönen­                                         des Toradze Piano Studio in
bloß die wahren Verhältnisse. Ein Potemkinsches­                ein Tour-­Ensemble eingebunden, das mit Kammer- und
Dorf: hinter der Fassade des Jubels offenbart sich die          Klaviermusik in den Zentren der Musik wie den Salzburger
Tragik.­Über vier Oktaven abwärts rast das Orchester            Festspielen, den Londoner Proms, den Weißen Nächten
schließlich dem Boden der Wirklichkeit entgegen.                St. Petersburg, dem Edinburgh International Festival, der
     Im Finale offenbart sich das ganze Ausmaß der              Mailänder Scala und in der Hollywood Boyl auftritt. Als
Tragik. Ein erschütterndes Lamento, ein Trauergesang            Klaviersolist konzertiert Alexander Toradze mit den füh-
ohne Worte, dessen schmerzliche Melodik von zer-                renden Orchestern der USA sowie den Berliner Philharmo-
klüfteten Akkorden getragen wird. Im Mittelteil des             nikern, dem London Symphony Orchestra, dem Orchestre
Satzes wechselt Tschaikowski zwar vom schwermütigen             National de France, den St. Petersburger Philharmonikern
Adagio in ein bewegteres Andante und zwischenzeit-              und dem Kirov-­Orchester, mit dem er unter der Leitung
lich von Moll nach Dur, aber die Musik steigert sich zu         von Valery ­Gergiev auch alle fünf Klavierkonzerte von
höchster Verzweiflung und stürzt regelrecht ab. Noch            ­Prokofjew für das Label Philips einspielte. Das Konzert
einmal stimmt Tschaikowski­das Lamento an, das sich              Nr. 3 von ­Prokofjew mit Toradze wurde vom International
zu einer gewaltigen Klage aufbaut. Dann öffnet ein               Piano Quarterly zur „historisch besten Plattenaufnahme
leiser Tamtam-Schlag unmissverständlich das Tor in               dieses Werkes“ gewählt. Auch seine Interpretationen
ein anderes Reich. Die Posaunen und die Tuba spielen­            und CD-Aufnahmen (u. a. für EMI) von Werken Ravels,
einen Choral. Über dumpfen Kontrabass-Schritten                  ­Strawinskis, Mussorgskis und Skrjabins ernten hohe
verschwindet die Symphonie langsam im Nichts.                     Anerkennung.
                                            Rainer Lepuschitz
10          meister&kammerkonzerte                                                         —biograf ien—                                   11

Iván Fischer studierte Klavier, Violine und Violoncello in     Das Budapest Festival Orchestra wurde 1983 von dem
 Budapest, eher er in Wien die legendäre Dirigierklasse von    Dirigenten Iván Fischer und dem Pianisten Zoltán Kocsis
 Hans Swarowsky besuchte. Nach einer Assistenzzeit bei         gegründet, die damals die besten ungarischen Instrumen-
 Nikolaus Harnoncourt startete Fischer seine Karriere mit      talisten zu einem Klangkörper um sich scharten. Das unga-
 dem Sieg beim Dirigentenwettbewerb der Rupert Foun-           rische Ensemble entwickelte sich zu einem der besten Or-
dation in London. 1983 gründete Iván Fischer gemeinsam         chester der Welt, gefeiert bei mehreren Abonnementzyklen
mit dem Pianisten Zoltán Kocsis das Budapest Festival          und dem Festival „Bridging Europe“ im Palast der Künste
­Orchester, dem er bis heute als Musikdirektor vorsteht. Die   in Budapest und auf seinen internationalen Tourneen. Das
 künstlerische Partnerschaft zwischen ihm und dem Or-          Orchester konzertiert regelmäßig bei den Salzburger Fest-
                            chester stellt eine der größten    spielen, im Wiener Musikverein und Konzerthaus, in Berlin,
                            Erfolgsgeschichten in der Welt     beim Lucerne Festival, bei den Londoner­Proms, in Paris,
                            der Klassik der letzten 30 Jahre   in der Carnegie Hall und beim „Mostly Mozart Festival“ in
                            dar. Eng verbunden ist Iván        New York. Musikerpersönlichkeiten wie Sir Georg Solti, Kurt
                            Fischer außerdem mit dem           Sanderling, Charles Dutoit, Gidon Kremer, Yehudi Menuhin,­
                            Konzerthausorchester Berlin,       Sándor Végh, Martha Argerich, András Schiff, Radu Lupu,
                            dessen Chefdirigent er seit        Yuri Bashmet, Heinz Holliger, Pinchas Zukerman und
                            2012 ist, und mit der ­Wiener      Agnes Baltsa konzertierten mit dem ungarischen Orches­
                            Staatsoper. Er steht auch          ter. Neben der vielfältigen Konzerttätigkeit verwirklicht
                            regelmäßig an den Opern-           das Budapest Festival Orchestra regelmäßig Opernpro-
                            häusern von Zürich, London,        jekte (u. a. „Die Zauberflöte“ in Budapest, „Don Giovanni“
                            Paris und Brüssel am Pult und      und „Le nozze di Figaro“ in New York). Inzwischen liegen
                            gastiert als Konzertdirigent bei   mehr als 50 CD-Aufnahmen mit dem Orchester vor, das
                            bedeutenden Orchestern wie         für seine Einspielungen von Bartóks „Der Wunderbare
den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest          Mandarin“ und Mahlers „Auferstehungssymphonie“
Amsterdam, dem Cleveland Orchestra, New York Philhar-          mit dem Grammophone Award ausgezeichnet wurde.
monic, dem Orchestre de Paris, den Münchner Philharmo-
nikern und dem Israel Philharmonic Orchestra. Zahlreiche
                                                                1. Violine: Giovanni Guzzo, Violetta Eckhardt, Ágnes Bíró, Mária Gál-Tamási,
CD-Aufnahmen bei den Labels Philips und Channel                Radu Hrib, Erika Illési, István Kádár, Péter Kostyál, Eszter Lesták Bedó´,
Classics weisen Iván Fischer als visionären Dirigenten und     Gyöngyvér Oláh, Gábor Sipos, Emese Gulyás, Csaba Czenke, Balázs Bujtor,
                                                               Gábor Selmeczi, Zsuzsa Berentés; 2. Violine: Tímea Iván, Györgyi Czirók,
exzellenten Orchesterleiter aus. Der auch als Komponist        Tibor Gátay, Krisztina Haják, Zsófia Lezsák, Levente Szabó, Zsolt Szefcsik,
erfolgreiche Musiker ist Gründer der Ungarischen Mahler-       Antónia Bodó, Noémi Molnár, Anikó Mózes, Erika Kovács, Gabriella Nagy, Pál
Gesellschaft und Schirmherr der British Kodály Academy.        Jász, Bence Asztalos; Viola: Ferenc Gábor, Ágnes Csoma, Miklós Bányai, Judit
                                                               Bende, Cecília Bodolai, Zoltán Fekete, Barna Juhász, Nikoletta Reinhardt, Nao
In Budapest­rief er wichtige musikalische Einrichtungen        Yamamoto, Csaba Gálfi, István Polónyi, László Bolyki; Violoncello: Antoaneta
wie ein Barockmusik-Festival, das Budapester Mahler-Fest,      Emanuilova, Lajos Dvorák, Éva Eckhardt, György Kertész, Kousay Mahdi, György
                                                               Markó, Rita Sovány, Orsolya Mód, László Bánk, Péter Háry; Kontrabass: Zsolt
Open-Air-Konzerte für Zehntausende Menschen, „Mid-             Fejérvári, Károly Kaszás, Géza Lajhó, László Lévai, Attila Martos, Csaba Sipos,
night Music Concerts“ für Studenten und „cocoa concerts“       Csaba Magyar, Alajos H. Zováthy; Flöte: Erika Sebó´k, Anett Jóföldi, Bernadett
für Kinder ins Leben. Im Web ist Iván Fischer mit einem        Nagy; Oboe: Victor Aviat, Clement Noel; Klarinette: Ákos Ács, Rudolf Szitka;
                                                                Fagott: Dániel Tallián, Sándor Patkós; Horn: Péter Dávida, András Szabó, Dávid
polemischen Blog über nicht nur musikalische Themen             Bereczky, Zsombor Nagy; Trompete: Zsolt Czeglédi, Tamás Póti; Posaune:
und mit der Video-Serie „frag-fischer“ aus Berlin präsent.     Balázs Szakszon, Péter I. Bálint, Mariann Krasznai; Tuba: József Bazsinka;
                                                               ­Pauken: Roland Dénes; Schlagwerk: László Herboly, István Kurcsák, Gáspár
                                                                Szente, ­Boglárka Fábry, Gábor Pusztai; Harfe: Ágnes Polónyi; Orchesterdirek-
                                                                tor: Stefan Englert; Tournee-Manager: Bence Pócs; Tournee-Assistentin:
                                                               Christina Schonk; Orchesterwart: Róbert Zentai; Techniker: Sándor Kathi;
                                                               Persönliche Referentin des Chefdirigenten: Rita Szabó
Vorschau
     4. kammerkonzert
     liederabend
     daniel behle tenor sveinung bjelland klavier
     schubert: die winterreise
     mo 27. jänner 14, 20 uhr
     tiroler landeskonservatorium
     einführungsgespräch 19 uhr

     5. meisterkonzert
     klavier-rezital
     grigorij sokolow klavier
     chopin
     do 6. februar 14, 20 uhr
     congress innsbruck, saal tirol
     einführungsgespräch 19 uhr

     tiroler landestheater
     PARSIFAL
     bühnenweihfestspiel
     premiere so 16. februar 14, 16 uhr
     großes haus

     4. symphoniekonzert
     tiroler Symphonieorchester innsbruck
     benjamin shwartz dirigent
     f. p. huber, strawinski, haydn, ravel
     do 20. und fr 21. februar 14, 20 uhr
     congress innsbruck, saal tirol

tickets meister&kammerkonzerte:
innsbruck information t +43 (0)512 53 56-0
e-mail: ibk.ticket@utanet.at, infos: www.meisterkammerkonzerte.at

tickets tiroler landestheater und symphoniekonzerte:
tiroler landestheater, t +43 (0)512 52 074-4
e-mail: kassa@landestheater.at, infos: www.landestheater.at

Impressum: Für den Inhalt verantwortlich: Meister&Kammerkonzerte, Innsbrucker Fest-
 wochen der Alten Musik GmbH, H    ­ erzog-Friedrich-Straße 21/1, 6020 Innsbruck; E-mail:
 meisterkammer@altemusik.at; Tel.: +43 (0)512 571032-19; Redak­­             tion &­Texte: Rainer
­Lepuschitz; © Fotos: Marco Borggreve (S. 10); Kon­zep­tion & Design:­citygrafic .at, ­Innsbruck;
 Druck- und Satzfehler vor­b ehalten; Druck: Alpina,­ ­Inns­­bruck; ­B esetzungs- und Programm­
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