Bulletin Unfälle und Störungen beim Betrieb ziviler Luftfahrzeuge Oktober 2021 - Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung
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Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung Bulletin Unfälle und Störungen beim Betrieb ziviler Luftfahrzeuge Oktober 2021 Bundesstelle für box@bfu-web.de Flugunfalluntersuchung www.bfu-web.de Hermann-Blenk-Str. 16 Telefon 0 531 35 48-0 38108 Braunschweig Telefax 0 531 35 48-246
Bulletin Inhaltsverzeichnis Seite Allgemeine Hinweise................................................................................................... 3 Aufbau des Dokumentes............................................................................................. 4 Begriffsbestimmungen ................................................................................................ 5 Unfall ....................................................................................................................... 5 Schwere Störung ..................................................................................................... 6 Tödliche Verletzung................................................................................................. 6 Schwere Verletzung ................................................................................................ 6 Teil 1 : Übersicht der Ereignisse im Oktober 2021 ...................................................... 7 Teil 2 : Zwischenberichte .......................................................................................... 15 Teil 3 : Neu veröffentlichte Untersuchungsberichte .................................................. 50 -2-
Bulletin Allgemeine Hinweise Das Bulletin der Flugunfälle und Störungen hat zum Ziel, den interessierten Perso- nenkreis über Ereignisse zu informieren, die der Bundesstelle für Flugunfalluntersu- chung (BFU) gemäß § 7 LuftVO im Berichtszeitraum gemeldet worden sind. Es han- delt sich um Ereignisse mit in Deutschland zugelassenen Luftfahrzeugen im In- und Ausland sowie um Ereignisse ausländischer Luftfahrzeuge in Deutschland. Sie ba- sieren auf Angaben, die der BFU im Rahmen der ersten Meldung übermittelt wurden. Darüber hinaus werden Ereignisse dargestellt, bei denen die BFU aufgrund der Ver- pflichtung nach ICAO Annex 13 tätig werden musste. Darin enthaltene Angaben können unvollständig und/oder fehlerhaft sein. Ergänzungen und Änderungen sind im Rahmen dieser Information nicht vorgesehen. Analysen und Ursachen der Unfälle werden im Untersuchungsbericht nach Ab- schluss der Untersuchung veröffentlicht. Untersuchungen werden in Übereinstimmung mit der Verordnung (EU) Nr. 996/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Oktober 2010 über die Untersuchung und Verhütung von Unfällen und Störungen in der Zivilluft- fahrt und dem Gesetz über die Untersuchung von Unfällen und Störungen beim Be- trieb ziviler Luftfahrzeuge (Flugunfall-Untersuchungs-Gesetz - FlUUG) vom 26. Au- gust 1998 durchgeführt. Danach ist das alleinige Ziel der Untersuchung die Verhütung künftiger Unfälle und Störungen. Die Untersuchung dient nicht der Fest- stellung des Verschuldens, der Haftung oder von Ansprüchen. Untersuchungsberichte im Internet: http://www.bfu-web.de/Berichte -3-
Bulletin Aufbau des Dokumentes Das Bulletin ist in drei Abschnitte unterteilt. Teil 1 enthält die Übersicht aller der BFU im Berichtszeitraum angezeigten Unfälle und Schweren Störungen. Angaben können unvollständig und/oder fehlerhaft sein. Teil 2 beinhaltet Zwischenberichte von Ereignissen, bei denen eine Untersuchung vor Ort eingeleitet wurde. Im Teil 3 sind die neuesten veröffentlichten Untersuchungsberichte aufgelistet. Diese sind über die BFU erhältlich oder können im Internet unter www.bfu-web.de/Berichte abgerufen werden. -4-
Bulletin Begriffsbestimmungen Unfall Ein Ereignis beim Betrieb eines Luftfahrzeugs vom Beginn des Anbordgehens von Personen mit Flugabsicht bis zu dem Zeitpunkt, zu dem diese Personen das Luft- fahrzeug wieder verlassen haben, wenn hierbei: 1. eine Person tödlich oder schwer verletzt worden ist - an Bord eines Luftfahrzeugs oder - durch unmittelbare Berührung mit dem Luftfahrzeug oder einem seiner Tei- le, auch wenn sich dieser Teil vom Luftfahrzeug gelöst hat, oder - durch unmittelbare Einwirkung des Turbinen- oder Propellerstrahls eines Luftfahrzeugs, es sei denn, dass der Geschädigte sich diese Verletzungen selbst zugefügt hat oder diese ihm von einer anderen Person zugefügt worden sind oder eine andere von dem Unfall unabhängige Ursache haben, oder dass es sich um Verletzungen von unbefugt mitfliegenden Personen handelt, die sich außerhalb der den Fluggästen und Besatzungsmitgliedern normalerweise zugänglichen Räume verborgen hatten, oder 2. das Luftfahrzeug oder die Luftfahrzeugzelle einen Schaden erlitten hat und - dadurch der Festigkeitsverband der Luftfahrzeugzelle, die Flugleistungen oder die Flugeigenschaften beeinträchtigt sind und - die Behebung dieses Schadens in aller Regel eine große Reparatur oder einen Austausch des beschädigten Luftfahrzeugbauteils erfordern würde; es sei denn, dass nach einem Triebwerkschaden oder Triebwerkausfall die Beschä- digung des Luftfahrzeugs begrenzt ist auf das betroffene Triebwerk, seine Verklei- dung oder sein Zubehör, oder dass der Schaden an einem Luftfahrzeug begrenzt ist auf Schäden an Propellern, Flügelspitzen, Funkantennen, Bereifung, Bremsen, Be- plankung oder auf kleinere Einbeulungen oder Löcher in der Außenhaut, oder 3. das Luftfahrzeug vermisst wird oder nicht zugänglich ist. -5-
Bulletin Schwere Störung Ein Ereignis beim Betrieb eines Luftfahrzeugs, dessen Umstände darauf hindeuten, dass sich beinahe ein Unfall ereignet hätte. Tödliche Verletzung Eine Verletzung, die eine Person bei einem Unfall erlitten hat und die unmittelbar bei dem Unfall oder innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfall ihren Tod zur Folge hat. Schwere Verletzung Eine Verletzung, die eine Person bei einem Unfall erlitten hat und die 1. einen Krankenhausaufenthalt von mehr als 48 Stunden innerhalb von 7 Tagen nach der Verletzung erfordert oder 2. Knochenbrüche zur Folge hat (mit Ausnahme einfacher Brüche von Fingern, Zehen oder der Nase) oder 3. Risswunden mit schweren Blutungen oder Verletzungen von Nerven, Mus- keln- oder Sehnensträngen zur Folge hat oder 4. Schäden an inneren Organen verursacht hat oder 5. Verbrennungen zweiten oder dritten Grades oder von mehr als fünf Prozent der Körperoberfläche zur Folge hat oder 6. Folge einer nachgewiesenen Aussetzung gegenüber infektiösen Stoffen oder schädlicher Strahlung ist. -6-
Bulletin Teil 1 : Übersicht der Ereignisse im Oktober 2021 Flugzeuge MTOM über 5,7 t 10.10.2021 : Schwere Störung ohne Verletzte mit BOEING 787-800 in Montevideo, Uruguay AZ: BFU21-0964-FX 17.10.2021 : Schwere Störung ohne Verletzte mit CESSNA - 525 CITATIONJET in Belgrad, Serbia and Montenegro AZ: BFU21-0968-FX Flugzeuge MTOM zwischen 2,0 und 5,7 t Flugzeuge MTOM unter 2,0 t 04.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit PIPER - PA-32R CHEROKEE in Zell am See, Austria AZ: BFU21-0906-DX 09.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit ROCKWELL - COMMANDER 100 in St. Andre, Austria AZ: BFU21-0955-4X 09.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit DIAMOND - DA 40 in Aalter, Belgium AZ: BFU21-0928-DX 11.10.2021 : Unfall mit tödlich Verletzten mit PIPER - PA-34 SENECA in Königswinter AZ: BFU21-0926-3X 20.10.2021 : Schwere Störung ohne Verletzte mit PIPER - PA-34 SENECA in Augsburg AZ: BFU21-0988-7X 20.10.2021 : Schwere Störung ohne Verletzte mit SOCATA - TB 10 (TOBAGO) in Augsburg AZ: BFU21-0988-7X 28.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit OMF Flugzeugwerke GmbH in Rotenburg Wümme AZ: BFU21-1008-3X 30.10.2021 : Schwere Störung ohne Verletzte mit DIAMOND - DA 40 in Gold Coast, Australia AZ: BFU21-1012-HX Ultraleichtflugzeuge und Tragschrauber 03.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit COMCO IKARUS - C 42 in North Wealid, Essex, United Kingdom AZ: BFU21-0914-DX 10.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit Flight Design / CTLS in Greenville, United States AZ: BFU21-0940-DX 21.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit COMCO IKARUS - C 42 in Ghimbav, Romania AZ: BFU21-0994-DX 20.10.2021 : Unfall mit tödlich Verletzten mit AutoGyro GmbH - Cavalon in Stroud, United States AZ: BFU21-0961-DX 29.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit Autogyro, MTO in Volantis, Uruguay AZ: BFU21-1017-DX Hubschrauber 17.10.2021 : Unfall mit tödlich Verletzten mit ROBINSON - R44 in Buchen AZ: BFU21-0949-3X Segelflugzeuge und Motorsegler 10.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit SCHLEICHER - ASK-13 in Aso-City, Japan AZ: BFU21-0930-DX 16.10.2021 : Unfall mit schwer Verletzten mit GLASER-DIRKS - DG-200 in Santa Cilia, Spain AZ: BFU21-0974-DX 16.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit SCHLEICHER - ASK-13 in Bad Gandersheim AZ: BFU21-0962-3X 17.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit SCHEIBE - SF-25C (FALKE 88) in Dierdorf AZ: BFU21-0950-3X 20.10.2021 : Unfall mit leicht Verletzten mit SCHEMPP-HIRTH - CIRRUS in Sunshine Coast, Australia AZ: BFU21-1007-DX 20.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit GLASFLUGEL - 205 CLUB LIBELLE in Hellenhagen AZ: BFU21-0970-3X 24.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit Schempp-Hirth SHK 1 in Milfield borders, United Kingdom AZ: BFU21-0998-DX 30.10.2021 : Unfall ohne Verletzte mit GROB - G-102 ASTIR 77 CS in Mikulovice, Czech Republic AZ: BFU21-1019-4X Freiballone 03.10.2021 : Unfall mit schwer Verletzten mit HB-LBL150A in Dangelsdorf AZ: BFU21-0904-3X 10.10.2021 : Unfall mit schwer Verletzten mit Ultramagic N-210 in Bergfeld AZ: BFU21-0929-3X -7-
Bulletin Ereignisse chronologisch Ereignis: Unfall mit schwer Verletzten Datum, Uhrzeit: 03.10.2021, Uhr (lokal) Ort, Staat: Dangelsdorf Schaden am LFZ: Ohne Beschädigung Quelle: Untersuchung durch die BFU Aktenzeichen: BFU21-0904-3X Bei der Landeanfahrt des Ballons setzte der Korb hart auf und gewann wieder an Höhe. In ca. 5 Metern Höhe wurde die Schnellentleerung durchgeführt und der Ballon setzte erneut hart auf. Luftfahrzeug: Heißluftballon Verletzte tödlich schwer leicht Muster: HB-LBL150A Besatzung 0 0 1 Kommerzielle Luftfahrt - Sonstiger Flug - Passagiere 0 1 3 Betriebsart: Ausflugsverkehr Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 03.10.2021, 11:27:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: North Wealid, Essex, United Kingdom Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0914-DX Bei der Landung brach das Bugrad. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland ent- worfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Ultraleichtflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: COMCO IKARUS - C 42 Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Überlandflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 04.10.2021, 10:40:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Zell am See, Austria Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0906-DX Beim Start verlor das Luftfahrzeug einen Reifen und Teile einer Felge. Bei der Landung am Zielort war das Flugzeug nicht steuerbar und kam von der Piste ab. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da sie von der untersuchungsfüh- renden Behörde darum gebeten wurde. Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: PIPER - PA-32R CHEROKEE Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Überlandflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 09.10.2021, 13:36:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: St. Andre, Austria Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch die ausländische Be- Aktenzeichen: BFU21-0955-4X hörde Im Reiseflug kam es zu einer Triebwerksstörung. Der Pilot führte eine Notlandung in einem Kornfeld durch. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland zum Verkehr zugelassen ist. Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: ROCKWELL - COMMANDER 100 Besatzung 0 0 0 Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug Andere - - - -8-
Bulletin Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 09.10.2021, 14:25:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Aalter, Belgium Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0928-DX Bei einem Ausbildungsflug kam es zu Triebwerksstörungen. Bei der anschließenden Notlandung wurde das Luftfahr- zeug schwer beschädigt. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Triebwerk in Deutschland entwor- fen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: DIAMOND - DA 40 Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Ausbildung - Ausbil- Passagiere 0 0 0 Betriebsart: dung am Doppelsteuer Andere - - - Ereignis: Schwere Störung ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 10.10.2021, 10:12:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Montevideo, Uruguay Schaden am LFZ: Unbekannt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0964-FX Im Anfangssteigflug kam es zu Triebwerksproblemen und das Triebwerk wurde abgeschaltet. Das Luftfahrzeug setzte den Flug mit einem Triebwerk fort. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Triebwerk in Deutschland entwor- fen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Flugzeug 27.001 bis 272.000 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: BOEING 787-800 Besatzung 0 0 0 Kommerzielle Luftfahrt - Linienflug - Interna- Passagiere 0 0 0 Betriebsart: tional - Passagierflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 10.10.2021, 10:48:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Aso-City, Japan Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0930-DX Bei der Landung kam das Luftfahrzeug von der Piste ab und kollidierte mit Büschen und Bäumen. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Segelflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: SCHLEICHER - ASK-13 Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 10.10.2021, 12:10:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Greenville, United States Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0940-DX Im Flug kam es zum Leistungsverlust des Triebwerks. Der Pilot löste das Rettungssystem aus und landete in Bäu- men. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Flugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: Flight Design / CTLS Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - -9-
Bulletin Ereignis: Unfall mit schwer Verletzten Datum, Uhrzeit: 10.10.2021, 18:05:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Bergfeld Schaden am LFZ: Ohne Beschädigung Quelle: Untersuchung durch BFU Aktenzeichen: BFU21-0929-3X Bei der Landung brach sich ein Passagier den Arm. Luftfahrzeug: Heißluftballon Verletzte tödlich schwer leicht Muster: Ultramagic N-210 Besatzung 0 0 0 Kommerzielle Luftfahrt - Charter - Charter In- Passagiere 0 1 0 Betriebsart: landsflug - Passagier Andere - - - Ereignis: Unfall mit tödlich Verletzten Datum, Uhrzeit: 11.10.2021, 08:20:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Königswinter Schaden am LFZ: Zerstört Quelle: Untersuchung durch die BFU Aktenzeichen: BFU21-0926-3X Das Flugzeug kollidierte ca. 3 Minuten nach dem Start zu einem privaten Flug von Bonn-Hangelar nach Hamburg mit ansteigendem Gelände. Dieser Abschnitt des Fluges war nach VFR durchgeführt worden. An der Unfallstelle herrsch- ten Instrumentenwetterbedingungen. Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: PIPER - PA-34 SENECA Besatzung 1 0 0 Passagiere 1 0 0 Betriebsart: Allgemeine Luftfahrt - Geschäftlicher Flug Andere - - - Ereignis: Unfall mit schwer Verletzten Datum, Uhrzeit: 16.10.2021, 14:20:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Santa Cilia, Spain Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-974-DX Im Landeanflug kam es zu einem Strömungsabriss und das Segelflugzeug prallte auf die Piste. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Segelflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: GLASER-DIRKS - DG-200 Besatzung 0 1 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 16.10.2021, 16:29:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Bad Gandersheim Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch die BFU Aktenzeichen: BFU21-0962-3X Beim Windenstart löste die Flugschülerin das Seil in ca. 80 Metern Höhe, da die Schleppgeschwindigkeit zu gering war. Bei der anschließenden Landung geradeaus kam das Segelflugzeug von der Bahn ab und landete in einem Mais- feld. Luftfahrzeug: Segelflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: SCHLEICHER - ASK-13 Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Ausbildung - Ausbil- Passagiere 0 0 0 Betriebsart: dung - Alleinflüge unter Aufsicht Andere - - - - 10 -
Bulletin Ereignis: Unfall mit tödlich Verletzten Datum, Uhrzeit: 17.10.2021, 12:55:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Buchen Schaden am LFZ: Zerstört Quelle: Untersuchung durch die BFU Aktenzeichen: BFU21-0949-3X Bei einem Flugmanöver mit verringertem Lastvielfachen schlug der Rotorkopf an den Rotormast. Ein Hauptrotorblatt schlug auf die Rumpfzelle und dann der Rotor durch das Cockpit. Der Hubschrauber stürzte unkontrolliert in einen Wald. Luftfahrzeug: Hubschrauber 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: ROBINSON - R44 Besatzung 1 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 2 0 0 Betriebsart: Überlandflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 17.10.2021, 13:22:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Dierdorf Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch die ausländische Be- Aktenzeichen: BFU21-0950-3X hörde. Beim Startlauf brach das Rudergestänge. Der Motorsegler brach nach rechts aus und kollidierte mit einem Baum. Um eine eventuelle Besorgnis der Befangenheit zu vermeiden, übertrug die BFU die Untersuchung dieses Falles an die Schweizerische Untersuchungsstelle (SUST). Luftfahrzeug: Reisemotorsegler Verletzte tödlich schwer leicht Muster: SCHEIBE - SF-25C (FALKE 88) Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - Ereignis: Schwere Störung ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 17.10.2021, 18:27:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Belgrad, Serbia and Montenegro Schaden am LFZ: Leicht beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0968-FX Während des Startlaufs kam es zu einer Triebwerksstörung. Der Start wurde abgebrochen. Beim Verlassen der Piste rollte das Luftfahrzeug in den Grasbereich daneben. Dabei wurde das Hauptfahrwerk beschädigt. Die BFU hat einen Accredited Representative nominiert und unterstützt die Untersuchung. Luftfahrzeug: Flugzeug 5.701 bis 27.000 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: CESSNA - 525 CITATIONJET Besatzung 0 0 0 Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Allgemeine Luftfahrt - Geschäftlicher Flug Andere - - - Ereignis: Unfall mit leicht Verletzten Datum, Uhrzeit: 20.10.2021, 13:30:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Sunshine Coast, Australia Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-1007-DX Bei einer Außenlandung setzte das Luftfahrzeug hart auf. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Segelflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: SCHEMPP-HIRTH - CIRRUS Besatzung 0 0 1 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - - 11 -
Bulletin Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 20.10.2021, 14:05:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Hellenhagen Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch BFU Aktenzeichen: BFU21-0970-3X Bei der Landung berührte das Luftfahrzeug eine Bodenwelle. Das Luftfahrzeug sprang in die Höhe und setzte dann sehr hart auf. Luftfahrzeug: Segelflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: GLASFLUGEL - 205 CLUB LIBELLE Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - Ereignis: Unfall mit tödlich Verletzten Datum, Uhrzeit: 20.10.2021, 14:43:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Stroud, United States Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0961-DX Beim Start konnte keine Höhe gewonnen werden. Der Tragschrauber kollidierte mit einem Zaun und prallte auf den Boden. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Tragschrauber Verletzte tödlich schwer leicht Muster: AutoGyro GmbH - Cavalon Besatzung 1 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - Ereignis: Schwere Störung ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 20.10.2021, 15:15:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Augsburg Schaden am LFZ: Ohne Beschädigung Quelle: Untersuchung durch die BFU Aktenzeichen: BFU21-0988-7X In der Kontrollzone kam es zu einer Annäherung zwischen einer TB 10 (IFR) und einer PA-34 (VFR). Der geringste er- mittelte Abstand betrug 0,06 NM horizontal und 100 ft vertikal. Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: PIPER - PA-34 SENECA Besatzung 0 0 0 Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Allgemeine Luftfahrt Andere - - - Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: SOCATA - TB 10 (TOBAGO) Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Ausbildung - Ausbil- Passagiere 0 0 0 Betriebsart: dung - Sonstiger Flug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 21.10.2021, 18:10:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Ghimbav, Romania Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0994-DX Bei der Landung wurde das Luftfahrzeug vom Flugschüler zu hoch abgefangen und setzte dann hart auf der Bahn auf. Hierbei brach das Bugrad. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entwor- fen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Ultraleichtflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: COMCO IKARUS - C 42 Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Ausbildung - Ausbil- Passagiere 0 0 0 Betriebsart: dung am Doppelsteuer Andere - - - - 12 -
Bulletin Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 24.10.2021, 11:30:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Milfield borders, United Kingdom Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-0998-DX Bei einer Außenlandung kam es zur Kollision mit einer Freileitung. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luft- fahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Segelflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: Schempp-Hirth SHK 1 Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 28.10.2021, 16:15:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Rotenburg Wümme Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch die BFU Aktenzeichen: BFU21-1008-3X Im Anfangssteigflug kam es zu Leistungsverlust. Bei der anschließenden Landung setzte das Luftfahrzeug hart auf und es kam zum Bruch des Bugfahrwerks. Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: OMF Flugzeugwerke GmbH Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 29.10.2021, 18:00:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Volantis, Uruguay Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-1017-DX Der Gyrocopter kollidierte mit einem Zaun. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Autogyro Verletzte tödlich schwer leicht Muster: Autogyro, MTO Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Überlandflug Andere - - - Ereignis: Schwere Störung ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 30.10.2021, 08:40:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Gold Coast, Australia Schaden am LFZ: Ohne Beschädigung Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-1012-HX Bei einem Ausbildungsflug kam es zu Triebwerksstörungen. Die Besatzung flog zum Startflugplatz zurück. Bei der anschließenden Landung wurde Rauch im Motorraum gesichtet. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Trieb- werk in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Flugzeug 0 bis 2.250 kg Verletzte tödlich schwer leicht Muster: DIAMOND - DA 40 Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Ausbildung - Ausbil- Passagiere 0 0 0 Betriebsart: dung am Doppelsteuer Andere - - - - 13 -
Bulletin Ereignis: Unfall ohne Verletzte Datum, Uhrzeit: 30.10.2021, 17:18:00 Uhr (lokal) Ort, Staat: Mikulovice, Czech Republic Schaden am LFZ: Schwer beschädigt Quelle: Untersuchung durch ausländische Behörde Aktenzeichen: BFU21-1019-4X Das Segelflugzeug setzte bei der Landung hart auf. Die BFU unterstützt die Untersuchung, da das Luftfahrzeug in Deutschland entworfen/hergestellt wurde. Luftfahrzeug: Segelflugzeug Verletzte tödlich schwer leicht Muster: GROB - G-102 ASTIR 77 CS Besatzung 0 0 0 Allgemeine Luftfahrt - Privater Rundflug - Passagiere 0 0 0 Betriebsart: Lokaler Rundflug Andere - - - - 14 -
Bulletin Teil 2 : Zwischenberichte Zwischenbericht Identifikation Art des Ereignisses: Unfall Datum: 11.10.2021 Ort: Nahe Löwenburg (Siebengebirge) Luftfahrzeug: Flugzeug Hersteller: Piper Aircraft Inc. Muster: PA-34-220T (Seneca V) Personenschaden: Pilot und Fluggast tödlich verletzt Sachschaden: Luftfahrzeug zerstört Drittschaden: Forst-/Flurschaden Aktenzeichen: BFU21-0926-3X Kurzdarstellung Das Flugzeug kollidierte ca. 3 Minuten nach dem Start zu einem privaten Flug von Bonn-Hangelar nach Hamburg mit ansteigendem Gelände. Dieser Abschnitt des Flu- ges war nach VFR durchgeführt worden. An der Unfallstelle herrschten Instrumen- tenwetterbedingungen. - 15 -
Bulletin Sachverhalt Ereignisse und Flugverlauf Nach Angaben des Flugleiters am Flugplatz Bonn-Hangelar meldete sich der Pilot der Piper PA-34-220T über Funk auf der Frequenz von Bonn-Hangelar Info und bat um Rollinformationen. Der Pilot informierte den Flugleiter darüber, dass er einen Z- Flugplan (Beginn nach VFR mit Wechsel zu IFR) für seinen geplanten Flug nach Hamburg aufgegeben habe. Der Flugleiter übermittelte die Betriebspiste und das QNH. Das Flugzeug startete um 08:17 Uhr1 auf der Piste 29 des Flugplatzes Bonn- Hangelar. An Bord befanden sich der Pilot und ein Passagier, die beide Geschäfts- termine in Hamburg hatten. Der Flugplan sah vor, am ca. 27 NM nordöstlich des Startflugplatzes gelegenen Wegpunkt BAMSU den Flugregelwechsel von VFR zu IFR durchzuführen. Nach dem Abheben flog das Luftfahrzeug in einer Linkskurve in südöstliche Rich- tung, auf einem Kurs über Grund von ca. 140°. Um 08:17:59 Uhr nahm der Pilot Funkkontakt mit Langen-Radar auf mit den Worten: „Langen Radar good morning […] we have eight zero zero feet climbing one thousand two hundred.“ Die zuständige Fluglotsin erwiderte die Begrüßung und for- derte den Piloten auf, zur Identifizierung der Flugzeugposition die Ident-Taste zu drü- cken. Der Pilot bestätigte um 08:18:20 Uhr diese Aufforderung. Laut Aufzeichnungen der Flugsicherung wurde das Ident-Signal ab 08:18:36 Uhr für etwa 14 Sekunden empfangen und auf dem Radarbildschirm dargestellt. Auf die Frage der Lotsin, ob er von Bonn-Hangelar aus gestartet sei, antwortete der Pilot mit einer Bestätigung. Daraufhin fragte die Lotsin: „and, eh your intensions you, eh do you have an IFR flight plan?” Das Flugzeug hatte bei einer Geschwindigkeit über Grund von ca. 130 kt die Flughöhe von 1 200 ft AMSL erreicht, als der Pilot um 08:18:37 Uhr antwortete: „ja, request pick up an IFR flight plan to Hamburg.“ Die Lotsin antwortete um 08:18:41 Uhr „call you back.“ Die Geschwindigkeit über Grund des Flugzeuges er- höhte sich innerhalb der darauffolgenden 40 Sekunden auf 150 kt. Um 08:19:34 Uhr sagte die Lotsin: „and […] squawk five zero four two.“ Der Pilot be- stätigte den Transponder-Code, ab 08:19:52 Uhr wurde dieser Code abgestrahlt. Um 08:20:11 Uhr sprach die Lotsin den Piloten an: „[…] identified eh suggest a left turn 1 Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit - 16 -
Bulletin heading zero eight zero, climb altitude three thousand feet and maintain VFR VMC crossing Charlie approved.” Der Pilot antwortete um 08:20:23 Uhr: „[…] left heading zero, zero nine zero and eh, maintaining VFR, climbing three thousand feet.“ Um 08:20:32 Uhr sagte die Lotsin: „you are suggested already zero seven zero the head- ing.“ Dieser Funkspruch blieb unbeantwortet. Die Lotsin rief den Piloten über Funk mehrere Male erfolglos. Um 08:21:19 Uhr sprach die Lotsin die Besatzung eines Verkehrsflugzuges an und bat diese, den Pilo- ten der PA-34-220T über Funk zu rufen. Auch diese Versuche der Kontaktaufnahme blieben ohne Erfolg. Das Flugzeug wurde vom Radar zuletzt um 08:20:20 Uhr in einer Flughöhe von ca. 1 200 ft AMSL erfasst (Abb. 1). Es kollidierte kurze Zeit später ca. 0,5 NM südöst- lich des letzten Radarpunktes in ca. 1 200 ft AMSL mit dem Gelände. Bei dem Auf- prall an einem bewaldeten Hang erlitten die Insassen tödliche Verletzungen, das Flugzeug wurde zerstört. Abb. 1: Flugverlauf anhand von Radardaten Quelle: Google Earth/BFU Mehrere Zeuginnen, die in dem Waldgebiet nahe der Löwenburg unterwegs waren, wurden durch das Triebwerksgeräusch auf das Luftfahrzeug aufmerksam. Sie hörten dann Aufprallgeräusche, bemerkten ein Feuer und alarmierten die Feuerwehr. - 17 -
Bulletin Angaben zu Personen Verantwortlicher Luftfahrzeugführer Der 51-jährige verantwortliche Luftfahrzeugführer (PIC) war im Besitz einer Lizenz für Privatpiloten PPL(A) gemäß Teil-FCL, erstmalig ausgestellt am 30.09.1991. In die Li- zenz waren die Berechtigungen als PIC auf mehrmotorigen kolbenmotorgetriebenen Landflugzeugen (MEP), die Berechtigungen als PIC auf einmotorigen kolbenmotor- getriebenen Landflugzeugen (SEP) jeweils mit Instrumentenflugberechtigung (IR), sämtlich gültig bis 30.09.2022, sowie die jeweils unbefristet gültige Kunstflug- bzw. Nachtflugberechtigung eingetragen. Zudem waren in seine Lizenz Sprachkenntnisse Englisch Sprachlevel 5, gültig bis Mai 2024, und Deutsch Level 6 eingetragen. Er verfügte zudem über eine Lizenz für Berufspiloten (CPL) ausgestellt am 10.11.1996 durch die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA mit der Berechtigung SEP sowie der Instrumentenflugberechtigung. Im Juni 2020 hatte das Luftfahrt- Bundesamt die Berechtigung IR (SEP) in seine deutsche Lizenz eingetragen. Die Be- rechtigung als PIC auf MEP erwarb der Pilot im September 2020, die für IR (MEP) im November 2020. Der Pilot besaß seit 1992 das Allgemeine Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst (AZF). Der Pilot hatte ein flugmedizinisches Tauglichkeitszeugnis Klasse 2 gemäß Teil- MED, zuletzt ausgestellt am 17.03.2021, gültig bis 17.03.2022, mit der Auflage Kor- rektur für eine eingeschränkte Sehschärfe in der Ferne, der Zwischendistanz und der Nähe (VML). Der BFU lagen vier Flugbücher des Piloten zur Auswertung vor. Das erste Flugbuch beginnt mit Eintragungen am 04.05.1991, das letzte endet am 03.11.1999 mit dem Hinweis auf den Übertrag einer Gesamtflugerfahrung von ca. 981 Stunden, davon 32 Stunden bei Nacht, 115 Stunden IFR, ca. 10 Stunden Kunstflug sowie etwa 369 Stunden als Fluglehrer in ein neues Flugbuch. In den Flugbüchern war der Be- ginn der IFR-Ausbildung auf US registrierten Flugzeugen im Sommer 1994 und de- ren Abschluss im Mai 1995 vermerkt. Das aktuelle Flugbuch des Piloten stand der BFU nicht zur Verfügung. In dem Antragsformular für die flugmedizinische Tauglich- keitsuntersuchung im März 2021 hatte der Pilot seine Gesamtflugerfahrung mit 1 580 Stunden angegeben. - 18 -
Bulletin Aus den Eintragungen im Bordbuch der PA-34-220T ging hervor, dass der Pilot seit Ende des Jahres 2020 bis zum Unfall 49:43 Flugstunden auf dem Muster absolviert hatte. Nach den Angaben der Ehefrau des Piloten war dieser am Morgen des Unfalltages um 06:10 Uhr aufgestanden. Er habe eine Tasse Kaffee getrunken und sich mit ihr über die geschäftlichen Termine des Tages ausgetauscht. Nebenbei sei er seinen aktualisierten Flugplan durchgegangen und habe ihr kurz die Flugroute erklärt. Er habe auf sie wie immer gewirkt, sei voller Tatendrang und Elan gewesen und habe sich auf den bevorstehenden Flug gefreut. Dann sei der Fluggast, ein Mitarbeiter seiner Firma, eingetroffen und beide seien zum Flugplatz Bonn-Hangelar gefahren. Radarlotsin Die 51-jährige Lotsin besaß eine Fluglotsenlizenz gemäß Verordnung (EU) Nr. 2015/340, ausgestellt durch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF). In die Lizenz waren Berechtigungen für fünf verschiedene Sektoren des Fluginformati- onsgebietes Langen (EDGG) jeweils mit der Gültigkeit bis 01.11.2023 eingetragen. Die Lotsin hatte die Berechtigungen Anflugkontrolle mit elektronischer Luftverkehrs- darstellung (Approach Control Surveillance, (APS)) und Bezirkskontrolle mit elektro- nischer Luftverkehrsdarstellung (Area Control Surveillance, (ACS)). Das medizinische Tauglichkeitszeugnis Klasse 3 gemäß Teil-MED für die Fluglotsen- lizenz war zuletzt ausgestellt am 20.09.2021 mit der Gültigkeit bis 01.11.2022. Als Einschränkung war eine Korrektur für eine eingeschränkte Sehschärfe in der Ferne, der Zwischendistanz und der Nähe (VML) eingetragen. Am Unfalltag hatte die Lotsin um 07:45 Uhr ihren Dienst angetreten. Am Vortag hatte sie von 00:00 Uhr bis 06:15 Uhr gearbeitet. Davor hatte sie 3 Tage frei. Koordinationslotse Der 23-jährige Koordinationslotse besaß eine Fluglotsenlizenz gemäß Verordnung (EU) Nr. 2015/340, ausgestellt durch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF). In die Lizenz waren Berechtigungen für vier verschiedene Sektoren des Fluginformationsgebietes Langen (EDGG) jeweils mit der Gültigkeit bis 29.10.2022 und für einen Sektor mit der Gültigkeit bis 28.01.2024 eingetragen. Der Lotse hatte die Berechtigungen Anflugkontrolle mit elektronischer Luftverkehrsdarstellung (Ap- proach Control Surveillance, (APS)) und Bezirkskontrolle mit elektronischer Luftver- kehrsdarstellung (Area Control Surveillance, (ACS)). - 19 -
Bulletin Sein medizinisches Tauglichkeitszeugnis Klasse 3 gemäß Teil-MED für die Fluglot- senlizenz war zuletzt am 19.08.2020 ausgestellt worden und ohne Einschränkungen bis 21.09.2022 gültig. Der Lotse hatte am Unfalltag um 07:19 Uhr seinen Dienst begonnen. Zuvor hatte er 5 freie Tage. Angaben zum Luftfahrzeug Bei dem Flugzeug PA-34-220T handelt es ich um einen sechssitzigen, von zwei Kol- benmotoren angetriebenen Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit einziehbarem Fahrwerk in Bugfahrwerksanordnung. Hersteller: Piper Aircraft Muster: PA-34-220T Werknummer: 3449348 Baujahr: 2006 Gesamtbetriebszeit: 2 101:24 Stunden, 738 Landungen Triebwerke: Teledyne Continental (L) TSIO-360-RB Propeller: McCauley 3AF32C522/()82NJA-6.0 Das Flugzeug war in Deutschland zum Verkehr zugelassen. Halter des Luftfahrzeu- ges war eine GmbH, die dem Piloten gehörte. Die Bescheinigung über die Prüfung der Lufttüchtigkeit (ARC) wurde für das Flug- zeug zuletzt am 10.06.2021 bei einer Betriebszeit von 2 072:43 ausgestellt und war bis 23.06.2022 gültig. Das Flugzeug war für Flüge nach Sicht- und Instrumentenflugregeln ausgerüstet. Es verfügte unter anderem über einen Autopiloten S-Tec System 55x, ein Avidyne Envi- sion EXP5000 Primary Flight Display (PFD) und ein EX5000 Multifunction Display (MFD), ein GPS GTN750 und ein GTN650 sowie einen Radarhöhenmesser King KRA10A. - 20 -
Bulletin Angaben im Pilot’s Operating Handbook Im Pilot’s Operating Handbook (POH) waren unter anderem die folgenden Ge- schwindigkeitswerte vorgegeben: Maximum Flap Extend Speed, vFE 113 KIAS Maximum Landing Gear Extended Speed, vLE 128 KIAS Unter der Überschrift „Maximum Performance Climb“ waren die folgenden Werte an- gegeben: Best Rate (Flaps Up) 88 KIAS Best Angle (Flaps Up) 83 KIAS Meteorologische Informationen Laut Zeugenaussagen war es im Bereich der Unfallstelle neblig mit Sichtweiten zwi- schen 50 und 100 m. Laut der Routinewettermeldung (METAR) am ca. 25 km nordnordwestlich der Unfall- stelle in einer Höhe von 302 ft AMSL gelegenen Flughafen Köln-Bonn von 08:20 Uhr herrschten dort die folgenden Wetterbedingungen: Wind: variabel 1 kt Sicht: 3 000 m Wettererscheinungen: feuchter Dunst Bedeckungsgrad: 3-4 Achtel in 300 ft AAL, 5-7 Achtel in 600 ft AAL, zeitweilig 5-7 Achtel in 300 ft AAL Temperatur: 8 °C Taupunkt: 8 °C Luftdruck (QNH): 1 026 hPa An der etwa 9 km nordnordwestlich der Unfallstelle in 522 ft AMSL gelegenen Wet- terstation Bonn-Roleber wurden um 08:30 Uhr die folgenden Werte gemessen: Wind: 300°/3 kt Bewölkung: 7 Achtel in 200 ft über Grund Sicht: 1 780 m Temperatur: 8,9 °C Taupunkt: 8,5 °C - 21 -
Bulletin Die BFU hat beim Deutschen Wetterdienst (DWD) ein meteorologisches Gutachten in Auftrag gegeben. Navigationshilfen In der AIP war für den Bereich von 15 NM südlich des VOR/DME Köln-Bonn die Mi- nimum Sector Altitude (MSA) für IFR-Flüge mit 2 800 ft angegeben. Der Flugplatz Bonn-Hangelar und die Unfallstelle befanden sich innerhalb dieses Radius. Die Sichtflugkarte des Flughafens Köln-Bonn in der AIP-VFR wies einen nahe der Unfallstelle befindlichen Sendemast mit 1 716 ft AMSL als höchstes Hindernis auf der Karte aus. Abb. 2: Auszug Sichtflugkarte Köln-Bonn mit Unfallstelle und höchstem Hindernis (rot markiert) Quelle: AIP/BFU Die auf der ICAO 1:500 000-Sichtflugkarte eingetragene Maximum Elevation Figure im Bereich der Unfallstelle betrug 2 100 ft AMSL. - 22 -
Bulletin Funkverkehr Der Funkverkehr zwischen dem Piloten und dem Flugleiter am Flugplatz Bonn- Hangelar wurde nicht aufgezeichnet. Der Funkverkehr im Zeitraum von 08:17 Uhr und 08:23 Uhr auf der Frequenz 135,350 MHz zwischen dem Piloten und Langen-Radar wurde aufgezeichnet und stand der BFU als Tonaufzeichnung und Umschrift zur Verfügung. Angaben zum Flugplatz Der Verkehrslandeplatz Bonn-Hangelar (EDKB) liegt ca. 3 NM nordöstlich der Stadt Bonn. Der Flugplatz liegt in einer Höhe von 197 ft AMSL und verfügt über eine 800 m lange asphaltierte Start- und Landebahn mit der Ausrichtung 109°/289°. Zum Unfall- zeitpunkt war die Piste 29 in Betrieb. Luftraumstruktur Der Verkehrslandeplatz Bonn-Hangelar war nördlich und östlich umgeben von der vom Boden bis in eine Höhe von 2 500 ft AMSL reichenden Kontrollzone des Flugha- fens Köln-Bonn. Oberhalb des Flugplatzes Bonn-Hangelar erstreckte sich Luftraum E mit einer Unter- grenze von 1 000 ft GND bzw. ab einer Höhe von 2 500 ft AMSL bis FL100 Luft- raum C. Der Flugplatz Bonn-Hangelar verfügte über 2 Platzrunden, nördlich der Piste für Se- gelflugzeuge und südlich der Piste für motorgetriebene Luftfahrzeuge. Die Platzrun- denhöhe betrug 1 150 ft AMSL. Flugdatenaufzeichnung Das Flugzeug war weder mit einem Cockpit Voice Recorder noch mit einem Flugda- tenschreiber ausgerüstet. Der Einbau solcher Geräte war nicht vorgeschrieben. Der Flugweg des Luftfahrzeuges wurde von den Radaranlagen der Flugsicherungs- organisation aufgezeichnet und stand der BFU für die Untersuchung zur Verfügung. - 23 -
Bulletin Abb. 3: Flugweg laut Radardaten mit Höhen- und Geländeprofil Quelle: BFU - 24 -
Bulletin Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug Die Unfallstelle befand sich ca. 7 NM südöstlich des Flugplatzes Bonn-Hangelar an einem bewaldeten, in südwestliche Richtung abfallenden Steilhang (Abb. 4). Die Un- fallstelle befand sich in einer Höhe von ca. 1 190 ft AMSL. Abb. 4: Unfallstelle Blickrichtung Südost Quelle: Polizei/BFU Das Flugzeug war mit den Wipfeln mehrerer etwa 20 m hoher Buchen kollidiert und dann in Einzelteilen auf den Boden geprallt. Die Unfallstelle hatte eine Länge von et- wa 120 m und eine Breite von ca. 50 m. Teile des Leitwerks und der Tragflächenenden hingen im Geäst der Bäume. Das Wrack wies einen hohen Zerstörungsgrad auf. Beide Tragflächen des Flugzeu- ges waren an den Wurzeln vom Rumpf abgetrennt (Abb. 5). - 25 -
Bulletin Abb. 5: Teile der linken (links) und rechten Tragfläche (rechts) Quelle: BFU Die Triebwerke waren mit dem Motorträger abgerissen, die Kurbelgehäuse waren zerstört. Zwei der drei Propellerblätter des linken Triebwerks waren jeweils am Fuß abgerissen. Die obere Cowling des linken Triebwerks und die linke Tragfläche wiesen Brandspu- ren auf. Rumpf und Cockpitbereich des Flugzeuges waren zerstört. Die beiden Insassen wa- ren aus dem Wrack geschleudert worden. Medizinische und pathologische Angaben Die Leichen des Piloten und des Passagiers wurden obduziert. Die Obduktionsgut- achten und die Ergebnisse der chemisch-toxikologischen Untersuchungen liegen der BFU noch nicht vor. Brand Beim Aufprall des Flugzeuges waren mehrere Einzelteile des Wracks in Brand gera- ten, die durch die Feuerwehr gelöscht wurden. Zusätzliche Informationen Eine vom Piloten mit der Flugplanung betraute Firma hatte die Flugplanung über- nommen und erstellte die entsprechende Dokumentation. Dazu zählten unter ande- rem ATC-Flugplandaten, NOTAM sowie Wetterinformationen. Die Firma stellte der BFU für die Untersuchung die Flugplanungsunterlagen zur Ver- fügung. - 26 -
Bulletin Untersuchungsführer: Jens Friedemann Untersuchung vor Ort: Uwe Berndt, Klaus-Uwe Fuchs, Norman Kretschmer Die Untersuchung wird in Übereinstimmung mit der Verordnung (EU) Nr. 996/2010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Okto- ber 2010 über die Untersuchung und Verhütung von Unfällen und Störun- gen in der Zivilluftfahrt und dem Gesetz über die Untersuchung von Unfäl- len und Störungen beim Betrieb ziviler Luftfahrzeuge (Flugunfall-Unter- suchungs-Gesetz - FlUUG) vom 26. August 1998 durchgeführt. Danach ist das alleinige Ziel der Untersuchung die Verhütung künftiger Unfälle und Störungen. Die Untersuchung dient nicht der Feststellung des Verschuldens, der Haftung oder von Ansprüchen. Herausgeber Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung Hermann-Blenk-Str. 16 38108 Braunschweig Telefon 0 531 35 48 - 0 Telefax 0 531 35 48 - 246 Mail box@bfu-web.de Internet www.bfu-web.de - 27 -
Bulletin Zwischenbericht Identifikation Art des Ereignisses: Unfall Datum: 17.10.2021 Ort: nahe Buchen (Odenwald) Luftfahrzeug: Hubschrauber Hersteller: Robinson Helicopter Company Muster: R44 Raven II Personenschaden: Drei Personen tödlich verletzt Sachschaden: Luftfahrzeug zerstört Drittschaden: Forstschaden Aktenzeichen: BFU21-0949-3X Kurzdarstellung Bei einem Flugmanöver mit verringertem Lastvielfachen schlug der Rotorkopf an den Rotormast. Ein Hauptrotorblatt schlug auf die Rumpfzelle und dann der Rotor durch das Cockpit. Der Hubschrauber stürzte unkontrolliert in einen Wald. - 28 -
Bulletin Sachverhalt Ereignisse und Flugverlauf Laut der Eintragung im Hauptflugbuch des Verkehrslandeplatzes Herzogenaurach startete der Pilot um 12:06 Uhr1 zu einem privaten Flug mit seinem Robinson R44 II Hubschrauber. Er war in Begleitung seines Sohnes und eines Bekannten. Nach An- gaben der Flugleitung gab der Pilot an, zu einem Lokalflug starten zu wollen. Laut der vorgefundenen Flugplanung auf dem iPad des Piloten war ein Flug von Herzo- genaurach nach Speyer geplant. Vor dem Flug betankte der Pilot den Hubschrauber mit 74,45 Liter AvGas. Anhand des vom Radar und von zwei der GPS-Navigationsgeräte an Bord aufge- zeichneten Flugweges, ließ sich feststellen, dass der Flug in Richtung Westen führte, hierbei Flugplätze, Kontrollzonen und Fallschirmsprunggebiete umfliegend, grob ent- lang der geplanten Route nach Speyer. Abb. 1: Geplante Flugroute (magenta) Herzogenaurach nach Speyer und tatsächlicher Flugweg (blau) Quelle: BFU/SkyDemon Während des Fluges machte der im Hubschrauber hinten rechts sitzende Sohn ein- zelne Fotos und kurze Filmaufnahmen mit seinem Mobiltelefon. Im Bereich der Ortschaft Schweinberg umkreiste der Hubschrauber um ca. 12:48 Uhr, in Form einer Acht, eine Ackerfläche, auf der Figuren am Boden, ver- mutlich eines abgeernteten Mais-Labyrinths, zu sehen waren. Um ca. 12:55 Uhr, etwa 5 km nordwestlich der Stadt Buchen, zwischen den Ort- schaften Stürzenhardt und Steinbach, beobachtete eine Familie den Hubschrauber, der geradlinig auf sie zuflog. Sie beschrieben einen unauffälligen Flugverlauf, mit ei- nem für sie normal klingendem Triebwerksgeräusch. Plötzlich habe es einen mecha- nisch klingenden Knall gegeben und die Rotorblätter seien nach oben gefaltet. Der 1 Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit - 29 -
Bulletin Hubschrauber habe ab diesem Moment deformiert, irgendwie in sich verdreht, aus- gesehen. Er sei dann trudelnd, ca. zweimal sich um die Hochachse drehend, wie ein Stein heruntergefallen, in einen nahegelegenen Wald. Mehrere Zeugen wurden aufgrund des lauten Knalles, der wie ein Zuschlagen einer Autotür geklungen habe, auf den Hubschrauber aufmerksam. Sie beschrieben eben- falls die nach oben geklappten Rotorblätter und zusätzlich, ein Teil oder das Heck des Hubschraubers herunterfallen gesehen zu haben. Auch haben sie oberhalb des herabstürzenden Hubschraubers eine sinkende glitzernde Wolke von Cockpitschei- benstücken, die Sonnenstrahlen reflektierten, beobachtet. Unmittelbar suchten mehrere Zeugen die Aufschlagstelle des Hubschraubers im Wald und fanden diese aufgrund einer dunklen Rauchwolke nach wenigen Minuten. Das Hubschrauberwrack brannte im Bereich der Kabine. Mit in der Nähe liegenden Pulver-Feuerlöschern konnten sie den Brand löschen. Zwei der drei tödlich verletzten Insassen des Hubschraubers befanden sich direkt im bzw. am Wrack des zerstörten Hubschraubers. Der vorne links gesessene Passagier lag ca. 24 m entfernt. Er war noch in der Luft aus dem Hubschrauber geschleudert worden. Angaben zu Personen Der 61-jährige Pilot war im Besitz einer Privatpilotenlizenz für Hubschrauber (PPL(H)) gemäß Teil-FCL, erstmalig erteilt am 17.10.2018. In der Lizenz war die Musterberechtigung für R44, gültig bis 31.10.2022, eingetragen. Die letztmalige Be- fähigungsüberprüfung erfolgte am 08.10.2021 auf dem betroffenen Hubschrauber, beim letzten Flug vor dem Unfallflug. Er verfügte über ein Flugtauglichkeitszeugnis Klasse 2 mit der Auflage, eine Brille zu tragen (VML), gültig bis 08.06.2022. Der Pilot hatte seine Flugausbildung zum Erwerb der Pilotenlizenz für Hubschrauber auf dem Muster R44 im Jahr 2018 gemacht. Laut den Eintragungen in seinem per- sönlichen Flugbuch betrug seine Gesamtflugerfahrung mit Hubschraubern ca. 200 Stunden, davon ca. 186 Stunden auf dem betroffenen Muster. Weiterhin war der Pilot seit dem Jahr 2003 im Besitz einer Privatpilotenlizenz für Flugzeuge (PPL(A)). Laut seinem persönlichen Flugbuch hatte er eine Flugerfahrung mit Flugzeugen von ca. 340 Stunden. - 30 -
Bulletin Angaben zum Luftfahrzeug Der einmotorige Hubschrauber R44 Raven II des Herstellers Robinson Helicopter Company ist ein leichter Mehrzweckhubschrauber für bis zu vier Insassen. Das Grundmodell R44 wurde 1992 nach FAR Part 27 von der amerikanischen Luftfahrt- behörde musterzugelassen. Die Variante R44 II wurde im Jahr 2002 zugelassen. Der R44 II verfügt über ein Kolbentriebwerk Lycoming O-540-AE1A5 mit Einspritzanlage, einen Zweiblatthauptrotor, ein Kufenlandegestell und einen Heckrotor für den Dreh- momentausgleich um die Hochachse. Die Steuerung wird hydraulisch unterstützt. Die maximal zulässige Abflugmasse beträgt 1 134 kg. Abb. 2: Dreiseitenansicht des R44-Modells Quelle: Hersteller RHC Der verunfallte Hubschrauber, Baujahr 2008, hatte die Werknummer 12468. Die Be- triebsleermasse betrug ca. 716 kg. Mit den Massen der drei betroffenen Personen an Bord, 66 kg, 78 kg und 88 kg lag der Schwerpunkt sowohl bei vollem als auch leerem Tank innerhalb des zulässigen Bereichs sowie unterhalb der maximal zulässigen Ab- flugmasse. Die letztmalige Bescheinigung über die Prüfung der Lufttüchtigkeit (ARC) wurde am 31.05.2021 ausgestellt. Der Hubschrauber wurde im Jahr 2020 grund- überholt. Die letzte 100-Stunden-Kontrolle wurde am 17.02.2021 bei ca. 1 893 Betriebsstunden durchgeführt. Das letztmalige Release to Service erfolgte am 30.09.2021 nach dem Wechsel der Antriebsriemen und dem Austausch der Batterie. Zum Unfallzeitpunkt hatte der Hubschrauber eine Gesamtbetriebszeit von ca. 1 924 Stunden. - 31 -
Bulletin Die Instanthaltungsmaßnahmen an dem Hubschrauber wurden von einem geneh- migten Part 145-Betrieb in Mannheim durchgeführt. Der betroffene Pilot war der Eigentümer und Halter des Hubschraubers. Meteorologische Informationen Zeugen beschrieben das Wetter im Bereich der Unfallstelle als schönen Herbsttag mit leichter hoher Bewölkung und nur schwachem Wind. Auf einzelnen Fotos aus dem Hubschrauber war zu sehen, dass leichte Bewölkung mit Sonnenschein und Flugsichtweiten von weit über 10 km, trotz leichtem Dunst, vorlagen. Der Deutsche Wetterdienst erstellte eine amtliche Auskunft. Die umliegenden Wet- terstationen Michelstadt-Vielbrunn (ca. 25 km nordwestlich), Würzburg (ca. 55 km nordöstlich), Niederstetten (ca. 50 km südöstlich), Waibstadt (ca. 40 km südwestlich) und Mannheim (ca. 55 km west-südwestlich) wurden jeweils um 12:30 Uhr und 13:00 Uhr betrachtet. Es war schwachwindig. Die Temperatur lag zwischen 8 °C und 10 °C und die Bewölkung wechselte zwischen bedeckt in 200 ft AGL bis 1 100 ft AGL westlich und 5 200 ft AGL und wolkenlos östlich der Unfallstelle. Im Bereich der Unfallstelle herrschte nur geringe Bewölkung. Auf der Westseite des Odenwaldes und im Rheintal gab es dagegen kompakte Bewölkung mit niedrigeren Wolkenuntergrenzen. Unfallstelle Abb. 3: RGB-Satellitenbild, Verteilung der Bewölkung um 13:00 Uhr Quelle: DWD Navigationshilfen An Bord des Hubschraubers befanden sich zur navigatorischen Unterstützung drei GPS-basierte Navigationssysteme, ein fest installiertes Garmin 430, ein iPad mit der VFR Flugplanungs- und Navigations-Software SkyDemon, das in einem Halter im - 32 -
Bulletin Cockpit vor dem Piloten befestigt war, sowie ein Moving Terrain MT-VisionAir X, be- festigt auf dem Instrumentenpilz. Die Geräte waren im Flug eingeschaltet. Funkverkehr Über etwaigen Funkverkehr nach dem Abflug von Herzogenaurach liegen der BFU keine Informationen vor. Mit dem örtlich zuständigen Fluginformationsdienst hatte der Pilot nicht Kontakt aufgenommen. Angaben zum Flugplatz Der Hubschrauber war vom Verkehrslandeplatz Herzogenaurach (EDQH) gestartet. Hier war der Hubschrauber stationiert, in einem Hangar abgestellt und wurde in der Regel auch an diesem Flugplatz betankt. Laut Auskunft von Zeugen tankte der Pilot in der Regel die Tanks des Hubschraubers voll. Flugdatenaufzeichnung Der Hubschrauber war nicht mit einem Flight Data Recorder (FDR) oder Cockpit Voice Recorder (CVR) ausgestattet. Diese Aufzeichnungsgeräte waren nicht vorge- schrieben. Der Flugweg des Hubschraubers wurde vom Flugsicherungsradar zwischen 12:17:04 Uhr und 12:54:49 Uhr, bis auf drei kurzzeitige Unterbrechungen, nahezu durchgehend erfasst. Die Transpondersignalerfassung beinhaltete jedoch keine Hö- heninformation. Der Hersteller des MT-VisionAir X prüfte im Auftrag der BFU, ob Flugdaten des Er- eignisfluges auf dem Navigationsgerät gespeichert waren. Daten des Fluges waren vom Start bis 12:46:13 Uhr aufgezeichnet worden. Die letzten Minuten des Fluges waren nicht auf dem Datenträger gespeichert, da laut Hersteller das Gerät immer Da- tenpakete aus dem flüchtigen Speicher abspeichert und die Stromunterbrechung durch den Unfall die nächste anstehende Speicherung wahrscheinlich verhinderte. Der Flugverlauf wurde vom Start bis zum Unfall durchgehend von der Flugplanungs- und Navigations-Software SkyDemon auf dem iPad des Piloten aufgezeichnet. Die Daten konnten gesichert werden und standen für die Untersuchung zur Verfügung. - 33 -
Bulletin Unmittelbar vor dem Unfall zeigten die Daten, beginnend aus dem schnellen Reise- flug mit konstantem Kurs über Grund, einen Steigflug mit gleichzeitig rücklaufender Geschwindigkeit. Zeitgleich zum oberen Scheitelpunkt des Flughöhenverlaufs änder- te sich der Kurs über Grund wenige Grad in Flugrichtung nach rechts. Abb. 4: Flugdaten (zeitlich von rechts nach links laufend), Geschwindigkeit über Grund (blau), Flug- (rot) und Bo- denhöhe (grün) Quelle: BFU Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug Die Unfallstelle lag ca. 3 NM nordwestlich (305°) der Stadt Buchen (Odenwald), zwi- schen den Ortschaften Stürzenhardt und Steinbach, in einem Waldstück auf einer Höhe von ca. 485 m (1 590 ft) AMSL. Das Hauptwrack lag auf der Position 49°33'8.90"N 009°15'39.39"E. In unmittelbarer Nähe des Hauptwracks stand ein Bauwagen im Wald, bei dem mehrere Feuerlöscher lagen. Vom Hauptwrack ausge- hend in nordöstlicher Richtung lagen bis zu einer Entfernung von 110 m einzelne Wrackstücke, im Wesentlichen Stücke der Cockpitverglasung und Cockpitgegen- stände. Entfernt vom Hauptwrack wurden das iPad des Piloten, das Moving Terrain- Navigationsgerät, Dokumente aus dem Hubschrauber und ein Heckrotor- Steuerungspedal des linken Sitzplatzes gefunden. Der Hubschrauber lag aufrecht auf dem Boden auf. Das Rumpfgerüst war zusam- mengestaucht. Einzelne Gerüstrohre waren gebrochen. Die Rotormasthülle war nach hinten geneigt. Das Hauptrotorgetriebe war vorne links aufgebrochen. Der Rotormast war unterhalb der Taumelscheibe abgebrochen. Der Rotorkopf mitsamt Taumel- scheibe, oberem Mastlager und Restmast lag vor dem Hauptgetriebe im Bereich der Kabine. Die Kufen waren abgebrochen. Diese lagen rechts und links neben dem Rumpf. Die beiden Kraftstofftanks (flexible bladder tanks) lagen mitsamt Metallver- kleidung losgerissen mehrere Meter vom Wrack entfernt. - 34 -
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