CAPPUCCINO - Hoffnung geben Antonius-Küche Neue Wege in der Seelsorge - Magazin des Pfarrverbands Isarvorstadt - Erzbistum München
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CAPPUCCINO AUSGABE 01 / 2021 Magazin des Pfarrverbands Isarvorstadt Hoffnung geben Antonius-Küche Neue Wege in der Seelsorge
IMPULS EDITORIAL Was fesselt unseren Blick und unsere Ge- macht den Menschen steuerbar. In der danken? In diesem Heft ist es zuerst die in Hoffnung auf eine gute gemeinsame Zu- der Flasche angeschwemmte und einge- kunft aber wird die Sehnsucht nach einer schlossene Hoffnung. Dieses Heft, liebe guten Zukunft befreit. Diese Sehnsucht ist Ob diese Ausgabe zustande kommen wird? Leserinnen und Leser, soll ein Hoffnungs- wahr, wenn sie weiß, dass es dieses Mor- Das haben wir in der Redaktion überlegt. zeichen sein – und Hoffnung wecken. gen nur im Miteinander geben wird – und Dann aber haben wir gemerkt: Der erste Viele Botschaften gibt es, die den Korken wenn Menschen die Kraft dieser Sehn- Anschein trügt. Trotz Lockdown tut sich ei- fest auf der Flasche halten wollen. „Die sucht füreinander fruchtbar machen. In niges. Keineswegs steht alles still und liegt beste Methode, zu herrschen und uneinge- diesem „Füreinander“ liegt der Schlüssel alles brach – auch im Pfarrverband Isarvor- schränkt voranzuschreiten, besteht darin, für alles Zukünftige. In dieser Sehnsucht stadt. Es tun sich Dinge, die berichtet und Hoffnungslosigkeit auszusäen und stän- liegt die Kraft, zugunsten des Ganzen auf bedacht werden müssen und die wir Ihnen diges Misstrauen zu wecken, selbst wenn die kurzfristige Stillung eigener Sehnsüch- mitteilen wollen. Das ist hoffnungsvoll und sie sich mit der Verteidigung einiger Werte te zu verzichten. „Wenn niemand mehr will auch Sie zum Nachdenken anregen. tarnt“, so schreibt Papst Franziskus in sei- verzichten kann, ist die Freiheit gefährdet“, Über den ersten Anschein, über erste und ner jüngsten Enzyklika „Fratelli Tutti“. Der formulierte Papst Pius XII. (gest. 1958) – vorschnelle Meinungen hinauszudenken, hoffnungsvolle Mensch erstarrt nicht in ein aktuelles Wort im Blick auf die Situati- ist an vielen Stellen hilfreich. Das galt bei telegen der aktuellen Fragen und Themen Angst, er handelt frei und mutig! Er blickt on der Welt damals und heute. der Planung dieses kleinen Heftes – und es unseres Lebens und unserer Welt ist nicht über sich hinaus und „weiß über die per- Hoffnung ist Freude am gemeinsamen Le- gilt an vielen Stellen unseres Lebens und die Sache Jesu. Seine Hoffnungsbotschaft sönliche Bequemlichkeit, über die kleinen ben. Zu dieser wahren Sehnsucht sind wir bei manch anderen Ereignissen in dieser lautet: Da ist noch mehr drin! Manches da- Sicherheiten und Kompensationen, die den in der Botschaft Jesu gerufen und befreit. Zeit. Das Laute und Grelle verstellt hier und von zeigt sich auch auf den folgenden Sei- Horizont verengen, hinauszuschauen, um Jesus selbst war frei, sich selbst für ein im- da den Blick. Das aufmerksame und ge- ten. sich großen Idealen zu öffnen, die das Le- mer neues Morgen hinzugeben, bis zuletzt. naue Hinhören und Hinterfragen offenbart ben schöner und würdiger machen“. Er ruft uns zu einem Leben ohne Angst. Er mehr. Hoffnungsvolle Menschen braucht unsere zeigt uns: der Mensch findet Sinn, wenn „Du wirst noch Größeres sehen“, verheißt Zeit, unsere Gesellschaft, unsere Kirche, er die Kühnheit der Liebe entdeckt. Die- Jesus schon in den ersten Versen des brauchen unsere Kinder und Jugendlichen. ser Sprung ins Engagement für Mensch Johannesevangeliums. Ein zu frühes Beisei- Br. Bernd Kober OFMCap Menschen, die nicht bei ihrem kleinen Ich und Schöpfung stiftet Lebendigkeit in ihm stehen bleiben, sondern sich mutig nach selbst und strahlt aus. einer Zukunft ausstrecken, die nicht nur Von dieser Ausstrahlung und Ermutigung ihrem Ego dient, sondern dem Aufblühen wollen die kommenden Seiten berichten. des großen Ganzen, dem Aufblühen auch Von dieser Ermutigung darf unser Leben INHALTSVERZEICHNIS des anderen Menschen, der Schwester, als Christinnen und Christen strahlen. Es des Bruders neben ihm. gilt, den Korken zu ziehen! Impuls 2 Gottesdienste 13 Hoffnungslosigkeit schafft Angst und Br. Bernd Kober Editorial 3 Bildimpressionen aus dem Pfarrverband16 Antonius-Küche 4 Neue Wege in der Seelsorge 18 Das hoffnungsvolle Titelbild hat Claudia Göpperl Kühlschränke in der Kirche 5 Fahnenmeer der Hoffnung 20 (www.claudiagoepperl.de) für uns an der Isar insze- Was macht Dir Hoffnung? 6 Ostern im Kinderhaus St. Anton 22 niert. IMPULS Frauenbilder in der katholischen Welt 8 Gnadenbild Hoffnung 23 Die Fotos von S. 20 und 21 stammen von Robert Ich träume von einer Kirche ... 10 Hoffnung für die Kirchen 25 Kiderle (www. www.fotoagentur-kiderle.de) Spendenprojekt „Hoffnung schenken“ 11 Spendenaufruf Orgel Andreaskirche 26 Das Isar-Bild auf der Rückseite machte Florian Ertl. Ansprechpartner 12 Uhr und Orgel 27 Pfarrchronik 13 Zu guter Letzt 28 2 3
Der Andrang stieg beständig – von anfangs 40 BesucherInnen auf aktuell fast 1.000 Gäste pro Woche an. Jeden Tag erleben wir eine große Dankbarkeit unserer Gäste, dass sie einfach so angenommen werden und auch nichts vorweisen müssen. Das Besondere an diesem Ausgabeort ist der Ort – die Kirche, die eine besondere Ausstrahlung des Miteinanders und der Hoher Besuch in der Antoniusküche: Weihbischof Offenheit sowie auch des geschützten Rupert Graf zu Stolberg (r), zuständig für die Seel- Raumes hat. Mit Bruder Bernd Kober, dem sorgsregion München, informierte sich vor Ort bei Br. Bernd Kober und Projektleiterin Yvonne Möller Pfarrer, und Bruder Jens Kusenberg, dem über das Projekt. Kaplan, besteht eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit. Apotheken und vor allem PrivatbürgerInnen DER TISCH DES MITEINANDER Kardinal Reinhard Marx dankte bei seinem unterstützen uns sehr hilfreich mit vielfälti- persönlichen Besuch gegen Ende 2020 gen Sachspenden und finanziellen Zuwen- Projektleiterin Yvonne Möller stellt die Antonius-Küche vor, ein Bruder Bernd und dem Pfarrverband für dungen. Kooperationsprojekt zwischen der Caritas München Mitte und die Bereitstellung der Kirche und den vielen Ganz besonders bedanken möchte ich mich dem Pfarrverband Isarvorstadt freiwilligen Helferinnen und Helfern. bei Bruder Bernd und Bruder Jens sowie bei Ebenso besuchte bereits Weihbischof Ru- allen Aktiven für Ihr Vertrauen, Ihre Offen- Seit Beginn der Corona Pandemie nahm band Isarvorstadt zu und erlebte eine große pert Graf zu Stolberg die Antonius-Küche. heit, Ihr Miteinander und vor allem Ihr En- der Bedarf an einer warmen Essensversor- Offenheit für dieses Thema. Auch viele Unternehmen, Gastronomie, gagement! Yvonne Möller gung für arme oder armutsgefährdete äl- So wurde Mitte Dezember 2020 eine kos- tere Münchnerinnen und Münchner in der tenlose warme Essensausgabe, die „Anto- Münchner Innenstadt zu, denn aufgrund nius-Küche“ für Menschen in schwierigen der Maßnahmen zum Schutz vor einer Co- Lebenssituationen, vorrangig für ältere KÜHLSCHRÄNKE GEHÖREN IN DIE KIRCHE rona-Infektion werden einige Einrichtungen Menschen, in der Antoniuskirche eingerich- Für Theologiestudent und Gemeindepraktikant Michael Weweler zur Essensausgabe nicht betrieben oder tet. Ich habe als Projektleitung von Anfang ist gerade der Kirchenraum der richtige Ort für die Antonius-Küche können unter den aktuell geltenden Ab- an ein großes Miteinander und eine große standsregelungen weit weniger Menschen Vertrautheit erlebt. Wir haben es gemein- Morgens um fünf vor elf und die ersten Eine Essensausgabe in der Kirche? Ist das als üblich versorgen. „Das hat zur Folge, sam aufgebaut – viele Mitglieder aus der Gäste stehen – natürlich mit Maske und der richtige Ort? dass in diesem Winter viele von Obdachlo- Gemeinde und Freiwillige aus ganz Mün- Abstand – in einer Reihe und warten be- Mehrere Male hatte ich die Gelegenheit, sigkeit und Armut betroffene oder bedrohte chen unterstützen mich jeden Tag. reits. Die Kekse liegen parat, die Kaffee dabei zu sein: eine warme Mahlzeit, ein Menschen nicht ausreichend mit warmem Die Antonius-Küche versorgt montags bis becher sind vorbereitet und mit jeweils heißer Kaffee und ein gutes Wort – ganz Essen versorgt sind“, sagte Andrea Thiele, freitags zwischen 11 und 14 Uhr alleinste- zwei Zuckerstücken versehen, das Mit- praktisch, ohne große Reden oder Predig- kommissarische Leiterin des Ressorts Ca- hende Menschen und Ehepaare mit einem tagsmenü ist heiß und duftet. Eigentlich ist ten. Nach ein wenig Zeit, in der Routine ritas und Beratung im Erzbischöflichen Or- warmen Mittagessen, mit Tee und Kaffee man andere Aromen gewohnt: Weihrauch der Essensausgabe, war das Gefühl, in ei- dinariat. Zudem bestehe die Gefahr, „dass und etwas Süßem. Neben der Versorgung vielleicht oder auch mal den Duft frisch ge- ner Kirche zu sein, für mich gar nicht mehr Armut und Obdachlosigkeit infolge der spielen Vertrauen sowie ein offenes Ohr schnittener Blumen, die am Altar stehen. vorherrschend. Man hätte es fast verges- Corona-Krise weiter zunehmen könnten“. und Beratung oder Weitervermittlung an Aber wo man sonst allenfalls zum Kommu- sen können, wäre da nicht eine kleine Aufgrund dieser Situation kam die Erzdiöze- entsprechende Dienste und Einrichtungen niongang ansteht, sind nun viele für eine Kerze auf dem Tisch gestanden, über den se München und Freising auf den Pfarrver- eine weitere große Rolle. Mahlzeit in die Antoniuskirche gekommen. an diesem Tag weit über 100 Mahlzeiten 4 5
ANTONIUS-KÜCHE HOFFNUNG gewandert sind. Ein winziges Zeichen, „Auch wenn diese Situation zurzeit ziem- das sich nicht aufdrängt und gar nicht im lich schwer ist, habe ich Zuversicht, da Mittelpunkt stehen möchte, aber doch auf ich weiß, dass ich nicht allein bin und wir denjenigen hinweist, der hier der eigentli- ALLE gemeinsam durch diese Zeit gehen che Gastgeber ist: Jesus Christus. werden.“ Josepha, Schülerin, 14 Jahre Für viele, die an diesem Tag kommen, mag das Kreuz auf der anderen Seite der Kirche in den Augenwinkeln verschwimmen – und das ist vollkommen okay: Es geht nicht um Mission, nicht einmal um ein vielleicht „Ich hoffe, dass die Corona-Pandemie bald Getragen wird das Projekt der Caritas und des Pfarr- gut gemeintes, aber doch manchmal über- verbands auch von dem großen Engagement vieler aufhört, alles wieder normal wird und man griffiges „Gott ist doch die Liebe.“ Für den ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. wieder all das machen kann, was einem ein oder anderen ist das Kreuz aber auch Spaß macht. Hoffnung macht mir, dass ein Impuls, eine Einladung, sich einen klei- der Stille in die Kirche ein. Und während alles ein gutes Ende nimmt, es für alles nen Moment in eine Bank zu setzen, ein ich so in der Bank sitze und auf das Kreuz irgendeine Lösung gibt und es schon viel Gespräch mit Gott zu suchen oder auch schaue, wünsche ich mir, dass auch in an- schlimmere Dinge auf der Welt gab.“ Helena, Schülerin, 12 Jahre einfach nur still zu werden. deren Kirchen neben festlicher Musik und Wenn um 14 Uhr die Essensausgabe be- der Sonntagspredigt im Hintergrund etwas „Meine Hoffnung ist, dass wir bald wieder endet ist, der Duft von Kaffee und Keksen mehr das Brummen von Kühlschränken zu zu unserem alten Alltag zurückkehren kön- allmählich verschwindet und nur noch die hören ist. nen, damit ich meine Freunde wiederse- Öfen und die beiden Kühlschränke in der Michael Weweler hen kann.“ Julia, Abiturientin, 18 Jahre Kreuzweg-Seitenkapelle stehen, kehrt wie- Theologiestudent und Gemeindepraktikant WAS MACHT DIR HOFFNUNG? „Weil es mit dem Impfen so gut voran geht, Für jeden Menschen ist die derzeitige Si- macht, muss verzichtet werden. Und das ist diese Situation hoffentlich bald vorbei! tuation belastend und eine Herausforde- tun die Jugendlichen auch. Mit großem Ich hoffe, dass Schule wieder möglich sein rung. Auch wenn man das Glück hat „pro- Verantwortungsbewusstsein schränken sie wird.“ Emilian, Schüler, 11 Jahre blemlos“ weiterzuarbeiten, regelmäßig die sich ein, passen sich an und leiden trotz- Wohnung verlässt und zumindest im beruf- dem unter der Situation. Gerade jetzt, wo lichen Kontext anderen Menschen begeg- die Impfungen für alle Erwachsenen zu- net, bringt Corona einen an seine Grenzen. gänglich werden und damit Lockerungen Umso mehr gilt das für Kinder und Jugend- möglich sind, bleibt die Frage: Was ist mit „Durch den Lockdown bin ich persön- liche. Die meisten Jugendlichen können an uns? lich eher introvertiert geworden. Deshalb den Händen abzählen, wie viele Tage sie in Aber trotzdem haben die Jugendlichen in macht er mir nicht so viel aus. Allerdings diesem Jahr in der Schule waren. Treffen unserem Pfarrverband nicht aufgegeben. hoffe ich, dass die Leute, die es vermissen, sind kaum möglich, Hobbies und Freizeit- Grund genug einmal nachzufragen, worauf Andere zu sehen, und denen es nicht so gestaltung aufs Digitale beschränkt. Auch sie hoffen und was ihnen Hoffnung gibt. gut geht wie mir, sich bald wieder mit Leu- beim Homeschooling ist die Luft raus. Auf Raoul Rossmy ten treffen dürfen, und die Hoffnung nicht vieles, was diese Lebensphase besonders Verantwortlicher für Jugend- & Ministrantenpastoral verlieren.“ Hemma, Schülerin, 15 Jahre 6 7
IMPULS HOFFNUNG kirchliche Strukturen zum Ausdruck und nischen Theologie der Befreiung besonders zu Gehör zu bringen2. wertvoll geworden. Dort wird sie dargestellt als eine kämpferische Frau, die sich gegen Dann gibt es wiederum Frauen, die nicht Leid und Unterdrückung stellt und für die für Veränderungen kämpfen, sondern für Armen eintritt. den Erhalt von Traditionen – und dies nicht Aber nicht nur die Figur Marias in ihren weniger entschlossen. Die Anhängerinnen Lesarten prägt das Bild der gläubigen Frau, von Maria 1.0 zum Beispiel, von denen vie- auch zahlreiche Frauen, die sich für die Kir- le aus neueren geistlichen Bewegungen che und für drängende Fragen der Gesell- kommen und für die die Treue zur Lehre der schaft engagiert haben – wie die Beginen, Kirche ein entscheidendes Kriterium ist, die Mystikerin und Reformerin Teresa von Christin zu sein, pflegen das Motto „Maria Ávila oder die Sozialaktivistin Dorothy Day... FRAUENBILDER IN braucht kein Update“3. und viele gläubige Frauen heute. DER KATHOLISCHEN KIRCHE IST BUNT Zweifelsohne kann man sagen, die Kirche NEUE BILDER PRÄGEN Wenn ich als katholische Theologin zur Rol- WELT war noch nie so bunt wie heute – und dies gilt besonders für die Frauen, die sich ihr le der Frau in der Kirche heute befragt wer- de, kann ich sagen, dass ich mir wünschte, Gastbeitrag von Prof. Katharina Karl zugehörig fühlen und sich mit ganzem Her- dass wir neue Bilder prägen können, dass Die Autorin ist Inhaberin der Professur für Pastoraltheo- zen für sie einsetzen, aber auch für die, die alle ihre Form der Spiritualität leben dürfen, Prägende Frauengestalten und -bewegun- logie an der Theologischen Fakultät der Katholischen ihr den Rücken kehren, weil sie keinen Ort dass sich Strukturen so ändern und weiten, Universität Eichstätt-Ingolstadt und leitet seit 2017 das gen gab es immer wieder in der Geschichte Jugendpastoralinstitut Don Bosco in Benediktbeuern. und keine Wertschätzung gefunden haben, dass Frauen alle Ämter einnehmen könn- der Kirche. Man denke an die Beginen im die sich mit keinem der vorherrschenden ten, weil alle durch ihre Gotteskindschaft Spätmittelalter, eine Gruppe von vornehm- Vor allem fallen sie ins Auge, weil sie Ver- Bilder identifizieren konnten oder wollten. über das Geschlecht hinaus Anerkennung lich Frauen, die sich zusammenfanden, um änderungen einfordern und an die Öffent- Wenn ich in diesem Beitrag über die Rolle finden und gebraucht sind. Dazu ist sicher außerhalb von Klöstern in Städten oder auf lichkeit gehen – Maria 2.0 begann mit ei- der Frau in der Kirche nachdenke, scheint noch viel Veränderung nötig, um kulturell Höfen autonom und fromm zusammen zu nem Kirchenstreik. Frauen sammelten sich es mir wichtig, solchen Frauenbildern überbrachte und religiös fundierte Muster leben. Ihre Lebensform und Spiritualität zu Gebetsformen nicht in, sondern vor den nachzugehen. Bilder haben eine kulturell zu überwinden und theologisch fundiert war damals so ungewohnt, dass sie An- Kirchen, um zu demonstrieren, was es für und gesellschaftlich prägende Kraft. Sie und nicht biblizistisch enggeführt über Amt stoß erregten und der Ketzerei verdächtigt das gemeindliche Leben bedeuten würde, werfen Fragen auf: Was verkörpert eine und Aufgaben zu sprechen. Vielleicht lässt wurden1. wenn Frauen wegblieben. In der Schweiz Frau in der Kirche, welche Eigenschaften, sich hier und jetzt kein „neuer Himmel und entstand mit „Frauen*KirchenStreik“ eine Aufgaben werden ihr zugeschrieben? keine neue Erde“ erschaffen, aber doch ein DIE FRAUEN WERDEN LAUT ganz ähnliche Bewegung. Aber auch in Schritt in die Richtung des Gottesreichs ge- Aktuell machen hierzulande Gruppen wie anderen, als wesentlich traditioneller FIGUR MARIA ALS VORBILD hen, das Gegensätze überwindet und Bilder Maria 2.0, aber auch die Katholischen geltenden Ländern, finden sich Frauen Die Figur Marias als Mutter Jesu und der übersteigen lehrt. Frauen Deutschlands (kfd) von sich reden, zusammen, um für die Rechte von Frau- Kirche dient häufig als Vorbild für Vorstel- denen es darum geht, die Rolle der Frau in en in der Kirche einzutreten. In Chile z. lungen von Frausein und die Rolle von (1) Vgl. Wehrli-Johns, Martina. Fromme Frauen oder Ketzerinnen?: Leben und Verfolgung der Beginen im der Kirche gewürdigt und gestärkt zu wis- B. verfolgt die Bewegung „Mujeres – Ig- Frauen in der Kirche – und reicht von Über- Mittelalter, Freiburg i.Br., 1998 sen. Sie bilden keine eigene Lebensform lesia“ das Anliegen, die Geschichten von höhung und Idealisierung der Demut bis (2) Vgl. Del Villar, Maria Soledad, Mujeres-Igelsia Chile: evangelization, feminism, and faith in a Church in aus, sondern wollen ihren Glauben in der engagierten, gläubigen Frauen in ihrem zur Stilisierung der Frau als Befreierin. Mir crisis, in: ZPTh 41 (2021-1) im Erscheinen, (https:// Gemeinde aktiv leben. Aber auch ihre Ak- Kampf um Gleichberechtigung und ge- selbst ist – über meine bayrischen Wurzeln www.uni-muenster.de/Ejournals/index.php/zpth) (3) Vgl. https://www.katholisch.de/artikel/29369-wir- tionen erregen bei so manchem Anstoß. gen paternalistische gesellschaftliche wie hinaus – das Marienbild der lateinamerika- geben-das-bild-eines-zerstrittenen-haufens-ab 8 9
HOFFNUNG HOFFNUNG Mein Auslandsaufenthalt in Kenia hat Mich trägt mein Glaube und mein Ver- ICH TRÄUME VON EINER KIRCHE... mich bestärkt, meinen Weg in der Kirche ständnis des Evangeliums als Gute Bot- zu gehen. Ich durfte an einem Sonntag schaft, eine Botschaft, die niemanden Pia Heinrichsmeier hat eine Ausbildung zur Pastoralreferentin begonnen eine katholische Messe besuchen und ausschließt und meine Hoffnung von einer Die katholische Kirche befindet sich in ei- den, die Ausbildung zur Pastoralreferentin obwohl ich die Sprache nicht verstanden Kirche: ner Krise: Aus Rom kommt ein Schreiben, zu beginnen und an der Ludwig-Maximili- habe, war mir doch die Liturgie, wie ich sie ... in der sich Strukturen nicht über den dass eine homosexuelle Liebe offiziell nicht ans-Universität in München Theologie zu von Deutschland her kannte, sehr vertraut. Glauben stellen gesegnet werden darf; die Aufarbeitung studieren. Ein Stück Heimat in der Fremde. Dieses ... in der wir offen sein dürfen der Missbrauchsfälle an Kindern und Ju- Das Theologiestudium durfte ich als ei- Gefühl des „Heimatgebens“ möchte ich ... in der alle Menschen willkommen sind gendlichen durch katholische Amtsträger nen sehr breit gefächerten Studiengang gerne weitergeben. Egal ob in der Jugend- ... in der alle die gleichen Chancen und ist sehr umstritten; die Sexualmoral der kennenlernen: Die Inhalte gehen von arbeit, bei der Erstkommunionsvorberei- Rechte haben Kirche steht stark in der Kritik und die Geschichte über Recht bis hin zur Ethik. tung, langen Gesprächen am Lagerfeuer ... in der alle gleich behandelt werden Gleichberechtigung zwischen Frauen und Dabei treffen viele verschiedenen Meinun- oder bei caritativen Projekten, wie wir sie ... in der man so angenommen wird, wie Männern geht nur langsam voran. gen und Standpunkte aufeinander und der auch im Pfarrverband Isarvorstadt in Form man ist Trotz all dieser negativen Aspekte habe ich gemeinsame Diskurs ist ein großer Teil des der Antonius-Küche haben. ... in der wir auch mal gegen den Strom mich nach dem Abitur und einem zweimo- Studiums. Leider geht aufgrund der On- Um aber die Hoffnung nicht zu verlieren schwimmen dürfen natigen Aufenthalt in Kenia dazu entschie- line-Lehre aktuell dieser Diskurs verloren. und nicht nur die anfangs genannten ... in der sich der Segen Gottes keiner Per- negativen Aspekte zu sehen, muss man son und keiner Liebe entzieht. meiner Meinung nach stark zwischen Ich träume von einer Kirche! Weltkirche und Kirche in der eigenen Pfar- Ich und Du, WIR sind Kirche! (1) rei unterscheiden. Besonders in Fragen Pia Heinrichsmeier zur Sexualmoral oder der Rolle der Frau in (1) Text frei nach dem Impuls „Ich träume von einer der Kirche kann ich nur etwas verändern, Kirche“ von Dorothee Hammschmitt. wenn ich selbst ein Teil der Kirche bin. HOFFNUNG SCHENKEN Spendenprojekt des Pfarrverbands Anfang des Jahres erzählten wir in den Nun geht es mit dem Hausbau voran. Der Gottesdiensten von einer zehnköpfigen April war ungewöhnlich kalt und es lag so- Familie in Albanien. Ihr Haus war in einer gar Schnee, so dass die Arbeiten etwas ins Nacht abgebrannt. Glücklicherweise ist Stocken gerieten. Aber nun sind die Vorbe- niemand zu Schaden gekommen. Die Pfarr- reitungen getroffen und die Fundamente gemeinde war sehr großzügig. Insgesamt gelegt. So kann die Familie hoffentlich in sind 2.500 Euro Spenden zusammenge- den nächsten Monaten in ihr neues Zu- kommen, die wir an die beiden Kapuziner hause einziehen, das auch Dank der groß- und Missionare Br. Andreas Waltermann zügigen Spende aus dem Pfarrverband und Br. Christian Albert im albanischen Isarvorstadt gebaut werden kann. Danke! Fushë Arrez überweisen konnten. Br. Jens Kusenberg 10 11
Legende: AT = St. Anton AS = St. Andreas ANSPRECHPARTNER SK = Schmerzhafte Kapelle PFARRCHRONIK Pfarramt St. Andreas Pfarramt St. Anton Zenettistraße 46, 80337 München Kapuzinerstraße 36 a, 80469 München Taufen Verstorbene Tel: 089 / 77 41 84 Tel: 089 / 77 79 39 Sophia Josey Karottu Barbara Bencker Fax: 089 / 76 18 15 Fax: 089 / 721 28 86 Jonas Öllinger Hildegard Hackl St-Andreas.Muenchen@ebmuc.de St-Anton.Muenchen@ebmuc.de Paul Schröder August Hofner Elisabeth Lang Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag Montag, Friedrich Bezdicek 09.00 Uhr – 12.00 Uhr 09.00 Uhr – 12.00 Uhr und 15.00 Uhr – 17.00 Uhr Magdalena Striegel Dienstag Mittwoch bis Freitag Maria Reisacher 14.00 Uhr – 17.00 Uhr 09.00 Uhr – 12.00 Uhr Maria Kindermann Johann Rinauer Gemeinsame Internetseite: www.pfarrverband-isarvorstadt.de Maria Westermayer Angela Seewald GOTTESDIENSTE IM PFARRVERBAND *Bei allen Gottesdiensten gelten die aktuell vorgegebenen Hygiene- IHRE ANSPRECHPARTNER IM PFARRVERBAND ISARVORSTADT beschränkungen. Diese finden Sie auf der Homepage und in unseren Kirchen. Bitte beachten Sie, dass dadurch auch die Teilnehmerzahl SEELSORGER PFARRBÜROS begrenzt ist! Br. Bernd Kober OFMCap, Pfarrer Andrea Albrecht, St. Anton Legende: AT = Antoniuskirche; AS = Andreaskirche Tel. 089 / 72 01 80 76 Gertraud Schraufstetter, St. Anton BKober@ebmuc.de Carolin Ertl, St. Andreas Brigitte Déméerelére, St. Andreas Juni Fr., 11.06. 19.00 Uhr AS Br. Jens Kusenberg OFMCap, Kaplan Mi., 02.06. 19.00 Uhr AT Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Tel.: 089 / 72 01 80 72; HAUSHALTSVERBUNDSLEITUNG Wortgottesfeier Sa., 12.06. 16.00 Uhr AT JKusenberg@ebmuc.de Anke Biendl Do., 03.06. 10.00 Uhr AS „Samstags um Vier“ – Familiengottesdienst ABiendl@ebmuc.de Eucharistiefeier zu Fronleichnam So., 13.06. 10.00 Uhr AS Raoul Rossmy, Pastoralreferent Do., 03.06. 19.00 Uhr AT So., 13.06. 12.00 Uhr AT Tel.: 089 / 77 41 84; RRossmy@ebmuc.de KIRCHENMUSIKER Feierliche Vesper Eucharistiefeier zum Patrozinium Stefan Rohrmeier Fr., 04.06. 19.00 Uhr AS Mo., 14.06. 19.00 Uhr AT Alexandra Schiedeck, Pastoralreferentin Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Tel.: 089/ 77 41 84; ASchiedeck@ebmuc.de So., 06.06. 10.00 Uhr AS Mi., 16.06. 19.00 Uhr AT KINDERGARTEN ST. ANDREAS So., 06.06. 12.00 Uhr AT Wortgottesfeier P. Christian Hien OFMCap Leitung: Stephanie Suvari; Tel.: 089 / 76773580 Mo., 07.06. 19.00 Uhr AT Fr., 18.06. 19.00 Uhr AS Kontakt über Pfarrbüro St. Anton st-andreas.muenchen@kita.ebmuc.de Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Mi., 09.06. 09.00 Uhr AS So., 20.06. 10.00 Uhr AS MESNER KINDERHAUS ST. ANTON Hl. Messe So., 20.06. 12.00 Uhr AT Pasquale Colella, St. Andreas Leitung: Alexandra Keppeler Mi., 09.06. 19.00 Uhr AT Mo., 21.06. 19.00 Uhr AT Winfried Bethke, St. Anton Tel.: 089 / 512 66 39 – 0 Wortgottesfeier Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper St-Anton.Muenchen@kita.ebmuc.de 12 13
GOTTESDIENSTORDNUNG GOTTESDIENSTORDNUNG Mi., 23.06. 19.00 Uhr AT So., 25.07. 10.00 Uhr AS Mi., 25.08. 19.00 Uhr AT Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Wortgottesfeier So., 25.07. 12.00 Uhr AT Wortgottesfeier Mi., 22.09. 19.00 Uhr AT Fr., 25.06. 19.00 Uhr AS Mo., 26.07. 19.00 Uhr AT Fr., 27.08. 19.00 Uhr AS Wortgottesfeier Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Fr., 24.09. 19.00 Uhr AS So., 27.06. 10.00 Uhr AS Mi., 28.07. 19.00 Uhr AT So., 29.08. 10.00 Uhr AS Raum der Stille – Eucharistische Anbetung So., 27.06. 12.00 Uhr AT Wortgottesfeier So., 29.08. 12.00 Uhr AT So., 26.09. 10.00 Uhr AS Mo., 28.06. 19.00 Uhr AT Fr., 30.07. 19.00 Uhr AS Mo., 30.08. 19.00 Uhr AT So., 26.09. 12.00 Uhr AT Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Mo., 27.09. 19.00 Uhr AT Mi., 30.06. 19.00 Uhr AT Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Wortgottesfeier August September Mi., 29.09. 19.00 Uhr AT So., 01.08. 10.00 Uhr AS Mi, 01.09. 19.00 Uhr AT Wortgottesfeier Juli So., 01.08. 12.00 Uhr AT Wortgottesfeier Fr., 02.07. 19.00 Uhr AS Mo., 02.08. 19.00 Uhr AT Fr., 03.09. 19.00 Uhr AS Oktober Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Fr., 01.10. 19.00 Uhr AS So., 04.07. 10.00 Uhr AS Mi., 04.08. 19.00 Uhr AT So., 05.09. 10.00 Uhr AS Raum der Stille – Eucharistische Anbetung So., 04.07. 12.00 Uhr AT Wortgottesfeier So., 05.09. 12.00 Uhr AT So., 03.10. 10.00 Uhr AS Mo., 05.07. 19.00 Uhr AT Fr., 06.08. 19.00 Uhr AS Mo., 06.09. 19.00 Uhr AT So., 03.10. 12.00 Uhr AT Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper So., 03.10. 19.00 Uhr AT Mi., 07.07. 19.00 Uhr AT So., 08.08. 10.00 Uhr AS Mi., 08.09. 09.00 Uhr AS Transitus des hl. Franziskus Wortgottesfeier So., 08.08. 12.00 Uhr AT Mi., 08.09. 19.00 Uhr AT Mo., 04.10. 19.00 Uhr AT Fr., 09.07. 19.00 Uhr AS Mo., 09.08. 19.00 Uhr AT Wortgottesfeier Eucharistiefeier zum Fest des hl. Franziskus Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Fr., 10.09. 19.00 Uhr AS So., 11.07. 10.00 Uhr AS Mi., 11.08. 09.00 Uhr AS Raum der Stille – Eucharistische Anbetung So., 11.07. 12.00 Uhr AT Hl. Messe So., 12.09. 10.00 Uhr AS Mo,. 12.07. 19.00 Uhr AT Mi., 11.08. 19.00 Uhr AT So., 12.09. 12.00 Uhr AT Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Wortgottesfeier Mo., 13.09. 19.00 Uhr AT Mi., 14.07. 09.00 Uhr AS Fr., 13.08. 19.00 Uhr AS Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Hausbesuche und Hl. Messe Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Mi., 15.09. 19.00 Uhr Wortgottesfeier AT Krankenkommunion Mi., 14.07. 19.00 Uhr AT So., 15.08. 10.00 Uhr AS Wortgottesfeier Eucharistiefeier zu Mariä Himmelfahrt Fr., 17.09. 19.00 Uhr AS Wenn Sie den Weg in die Kirche nicht Fr., 16.07. 19.00 Uhr AS So., 15.08. 12.00 Uhr AT Raum der Stille – Eucharistische Anbetung mehr schaffen, dann melden Sie sich bitte Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Eucharistiefeier zu Mariä Himmelfahrt So., 19.09. 10.00 Uhr AS in einem unserer Pfarrbüros. Gerne werden So., 18.07. 10.00 Uhr AS Mo., 16.08. 19.00 Uhr AT So., 19.09. 12.00 Uhr AT wir Sie monatlich besuchen und mit Ihnen So., 18.07. 12.00 Uhr AT Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Mo., 20.09. 19.00 Uhr AT Haus- und Krankenkommunion feiern. Mo., 19.07. 19.00 Uhr AT Mi., 18.08. 19.00 Uhr AT Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Wortgottesfeier Mi., 21.07. 19.00 Uhr AT Fr., 20.08. 19.00 Uhr AS Wortgottesfeier Raum der Stille – Eucharistische Anbetung Werktagsgottesdienste Fr., 23.07. 19.00 Uhr AS So., 22.08. 10.00 Uhr AS Raum der Stille – Eucharistische Anbetung So., 22.08. 12.00 Uhr AT Montag 19.00 Uhr Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper in AT Sa., 24.07. 16.00 Uhr AT Mo., 23.08. 19.00 Uhr AT Mittwoch 19.00 Uhr Wortgottesfeier in AT „Samstags um Vier“ – Familiengottesdienst Abendliche Eucharistiefeier mit Vesper Freitag 19.00 Uhr Raum der Stille – Eucharistische Anbetung in AS 14 15
BILDIMPRESSIONEN AUS DEM PFARRVERBAND Wegen der Corona-Pandemie konnten die Ostergot- Mitte März hatte die römische Glaubenskongrega- tesdienste nicht wie gewohnt stattfinden. Stattdes- tion erklärt, die katholische Kirche habe nicht die sen war Br. Bernd zu Gast im Kinderhaus St. Anton, Vollmacht, gleichgeschlechtliche Verbindungen zu wo er die Palmbuschen segnete und mit Kindern segnen. Viele Katholiken, auch bei uns im Pfarrver- eine kurze Andacht feierte (s. S. 22) band, sehen das anders. Nach dem vatikanischen Verdikt machten wir mit der Regenbogenfahne in Schaukästen und im Pfarrbürofenster deutlich, dass bei uns jeder willkommen ist. Einige Elemente der Liturgie der Karwoche fanden für Familien in diesem Jahr rund um die Andreas kirche im „To-Go-Format“ statt. An verschiedenen Stationen konnten die Kinder und Eltern am Kar freitag das Sterben Jesu und am Ostersonntag die Auferstehung augenfällig miterleben. „Lieder zur Befreiung und Heilung“ war das Thema der KAB-Andacht in der Antoniuskirche. Die impo- sante Ziegelmauer soll das Eingesperrtsein während der Corona-Zeit symbolisieren. Aber – und das war viel beeindruckender – durch das Licht in der Mauer und dem darüber schwebenden Kreuz war Jesus zu sehen, der uns in dieser schwierigen Zeit begleitet. Im Osterfeuer am Ostermorgen wurden die am Karfreitag gestalteten Kreuze verbrannt, am be- nachbarten leeren Grab verkündeten Maria und der Engel die frohe Botschaft der Auferstehung. 16 17
HOFFNUNG wesentlich in Gemeinschaft, in der Ver- entgegen – ein gewisses Übergewicht der bindung mit anderen und im Spüren des Eucharistie: für die Familien gibt es in Ab- Miteinanders. Dazu dient die öffentliche ständen mit „Samstag um vier“ eine Fami- Liturgie, die wir im gemeinsamen Gottes- lienmesse, der Marienverein feiert einmal dienstraum feiern. Und diese Liturgie hat im Monat mittwochs Eucharistie, die Kapu- ihre eigene, gewachsene Sprache; sie hat ziner feiern gemeinsam mit der Gemeinde viele Ausdrucksmöglichkeiten und Formen. jeden Montagabend die Eucharistie, ver- In der öffentlichen Liturgie der Kirche nun bunden mit dem Gebet der Psalmen aus begegnen wir der Sprache der Liturgie und der Vesper. ihrer Formen. Und „wir“, das sind viele Darüber hinaus aber gibt es mittwochs unterschiedliche Menschen, Jung und abends jeweils einen Wortgottesdienst, Alt, Kinder, Jugendliche, Familien, reife etwas freier in der Form als die Eucha- Menschen und alte, gesunde und kranke, ristiefeier, die die Hochform kirchlicher frohe und trauernde. Vielleicht merken Liturgie verkörpert. Wir feiern das Wort, Sie an dieser Stelle: das kann kompliziert das uns in der Bibel geschenkt ist. Es ist werden, wenn die alle eine gemeinsame Zeugnis der Erfahrung von Generationen Sprache finden sollen. Nicht alles spricht von Menschen, dass Gott ihrem Leben Halt jeden an, nicht alles und jedes spricht zu und Hoffnung geben konnte. Wir feiern jedem – und das muss es auch nicht. Seit diese Ermutigung für uns. Bei dieser Feier einem Jahr etwa versuchen wir, Nischen soll die Stille nicht zu kurz kommen – wer SPRACHE FINDEN zu schaffen. Genau aus diesem Grund. auf ein Wort hören will, muss schweigen Vielleicht haben Sie unser Gottesdienst- können. Seelsorge auf der Suche programm schon einmal durchgeblättert. In der vergangenen Fastenzeit haben wir Sprache verändert sich. Hören Sie einem Beginn des Weges zu mehr Lebendigkeit – Manche sagt zuerst: da wird gar nicht in diesem Wortgottesdienst der Sprache deutschsprachigen 14-Jährigen zu, wie er und den Weg dorthin zu bereiten, ist Ziel mehr täglich die Heilige Messe gefeiert. der Musik besonders Raum gegeben. Der seine Sätze bildet – und kommen Sie mit aller Seelsorge. Sowas! Ja, sowas! Es gibt viele Sprachen gute Besuch der sechswöchigen Gottes- einer 74-jährigen deutschprachigen Frau Neben der Einzelseelsorge in persönlichen und es gibt viele Arten zu beten. Die Eu- dienstreihe „Mit Bach auf dem Weg“ hat ins Gespräch. Zwei Sprachwelten begeg- Gesprächen ist ein großer Teil unseres charistiefeier ist „Quelle und Höhepunkt“ auf diesen „Sprechversuch“ geantwortet: nen uns da trotz gleicher Muttersprache. seelsorgerlichen Tuns die Feier der Got- allen kirchlichen Tuns. So formulierte es Menschen lassen sich in der Musik mit- Sprache entwickelt sich und verändert tesdienste in unserem Pfarrverband. Auch das Zweite Vatikanische Konzil. Und diese nehmen. Musik kann das eigene Leben sich, wie sich auch unsere Erfahrungswel- hier begegnet uns Sprache: die Sprache Eucharistie gehört zuallererst zum Höhe- wie auch den Weg in die Nähe Gottes ten wandeln. der Worte, der Farben, der Symbole, die punkt und zur Kraftquelle der Woche, zum erschließen. Wir werden überlegen, was Eine grundlegende Tätigkeit der Seelsorge Sprache der Musik, der Gesten und Be- Sonntag, zum Herrentag. Die Eucharis- dieses eindeutige Votum für zukünftige ist es, Sprache zu finden. Wo ich Worte wegungen und schließlich auch die Spra- tiefeier hat ihre eigene Form und Sprache Gottesdienstangebote bedeuten kann. höre, die ich verstehen kann, dort fühle ich che der Stille. Ja, auch die Stille spricht. – am Sonntag für die ganze Gemeinde, Sprache suchen, dem Menschen Raum mich aufgenommen und vielleicht sogar Seelsorge möchte dem Menschen einen nicht nur für einen besonderen Teil. geben kann auch heißen, einfach einmal zuhause. Seelsorge will Räume schaffen, Sprachraum öffnen, für die Begegnung Jeden Tag ein Höhepunkt, jeden Tag ein den Mund zu halten. Schweigen üben. Am in denen Menschen ankommen können mit Gott. Freilich gibt es da die persönliche Fünf-Gänge-Menü – da vergeht dem Gie- Ende jeder Woche machen wir miteinan- und sich zuhause fühlen. Denn wo das Begleitung hin zum persönlichen Beten rigsten irgendwann der Appetit. Darum der diesen Versuch. Es gibt den „Raum der geschieht, kann der Mensch sich zeigen „im Verborgenen“, wie das Evangelium versuchen wir, in ganz verschiedenen Stille“, um die vielen Worte, die die Woche – voreinander und vor Gott. Er oder sie es nennt – zuhause oder überall ist das Formen miteinander zu beten. Freilich gibt und uns selbst angefüllt haben, ausklingen öffnet sich und fasst Vertrauen. Das ist der möglich. Christsein aber vollzieht sich es – so kommt es uns aus der Tradition zu lassen. Wir werden still vor Gott, der 18 19
HOFFNUNG HOFFNUNG gegenwärtig ist. Wir schweigen. Hören in Alle Dialekte werden wir nie beherrschen, schen sichtbar machen, was sie in diesen Netzwerk Junge Erwachsene uns hinein. Hören zu ihm hinüber. Beruhi- und alles muss auch ein kleiner Pfarrver- schwierigen Zeiten antreibt und was ihnen Das Netzwerk junge Erwachsene ist ein gen uns in seinem Blick, sammeln uns vor band inmitten der Großstadt nicht. Akzente Kraft gibt, erklärt Hubl. Zusammenschluss von Kolleginnen und dem im Eucharistischen Brot gegenwärti- können wir setzen – und beweglich blei- Leni und Sophie haben ein Gesicht mit Kollegen aus dem Erzbischöflichen Ju- gen Christus. ben und hinhören auf die Sprache unseres Sommersprossen gemalt. Und dabei auf gendamt München und Freising sowie Sprechversuche im Dienst an den Men- Umfelds und unserer Zeit. Vielleicht ent- Details geachtet: So hat jede Sprosse eine aus den Pfarrgemeinden der Erzdiözese. schen gibt es natürlich noch mehr als die decken wir dann, dass Menschen schon andere Farbe. Die beiden Mädchen hof- Das Erzbischöfliche Jugendamt ist eine genannten. Gottesdienste zur Taufe, zur längst in ihrer Weise zu oder von Gott spre- fen auf einen „wunderschönen Sommer, Einrichtung der katholischen Kirche in der Eheschließung und zur Verabschiedung ei- chen – ganz anders als gewohnt. Um als bei dem man viele Sommersprossen be- Erzdiözese München und Freising. Ziel des nes lieben Menschen sind sehr intime, per- Gemeinde einen Weg in die Zukunft zu fin- kommt“, und dass sie gemeinsam Zeit mit Netzwerks ist es, jungen Erwachsenen die sönliche Sprachmomente in der gemeinsa- den, dürfen wir von neuen Sprachformen ihren Freunden verbringen können. Möglichkeit zu bieten, sich mit Gleichge- men Suche nach Gott. Gottesdienste mit lernen. Schwierig ist das allemal, denn Ein paar Meter entfernt von ihnen sitzt sinnten zu treffen, auszutauschen und den einzelnen Gemeindegruppen, zum Beispiel gewohnte Worte gehen schneller über die Verena am Klapptisch. Die 25-Jährige hat Glauben zu leben. Die Angebote richten mit den Ministranten, sind gemeinschafts- Lippen, als wenn wir uns bemühen müs- sich entschieden, mit kräftigen Acrylfarben sich an junge Erwachsene im Alter von stiftend und motivierend auf das Ganze sen, Bekanntes noch einmal ganz neu zu zu arbeiten. Sie gestaltet gleich zwei Fah- 18 bis 35 Jahren. In der gesamten Diöze- hin. formulieren. Br. Bernd Kober nen. Dafür hat sie zwei Stoffreste in blau se werden laufend neue Formate für und und gelb gewählt: Sie will den Himmel und mit jungen Erwachsenen entwickelt. Zahl- die Sonne darstellen. Denn Hoffnung gibt reiche Angebote finden sich im Großraum ihr das gute Wetter. Sie findet die Aktion München und Rosenheim. EIN FAHNENMEER DER HOFFNUNG „cool“. Da sie den ganzen Tag von negati- ven Nachrichten „zugespamt“ wird, findet www.junge-erwachsene-muenchen.de Aktion des „Netzwerks Junge Erwachsene“ beim Bahnwärter Thiel sie es wichtig, an das Positive zu denken und auch zu visualisieren. So könnten es Bunte Seefahrt-Container, Graffitis, La- sene München“ mit. Jugendseelsorger gerfeuerstellen – das ist der „Bahnwärter Stefan Hubl hat diese mitorganisiert. Thiel“ auf dem ehemaligen Viehhof-Ge- Auf dem Gelände vom Bahnwärter Thiel lände bei den Gleisen. Am Rande eines vor der container.Kirche „2teu“ haben sie Fußweges knien Leni und Sophie vor einer einen Klapptisch aufgebaut. Mit großen umgedrehten Box, auf der ein gelbes Stück Buchstaben hängt dort ein Zettel mit der Stoff liegt. Die beiden 17-Jährigen halten Frage: „Was ist Deine Hoffnung?“ Stoff- Stifte in den verschiedensten Farben in den reste und verschiedene Materialien liegen Händen. Sie machen bei der Aktion #him- bereit, und jeder ist eingeladen, eine Fah- melsfahnen vom Netzwerk „Junge Erwach- ne zu gestalten. Ziel sei es, dass viele Men- 20 21
KINDERGÄRTEN ÖKUMENE auch andere sehen. Wenn die Farben auf den Stoffresten Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt getrocknet sind, werden sie wie eine ti- HOFFNUNG FÜR DIE KIRCHE(N) Ob mit Stiften oder Acrylfarben: Jeder betische Gebetsfahne nebeneinander ge- kann die Fahne ganz nach den eigenen hängt. Auf einem der Stoffe ist ein Baum Keiner kommt in Europa an Kirchen vorbei. und geistliche Ressourcen noch reichen. In Vorstellungen gestalten. Der Kreativität und ein Vogel zu sehen, auf einem anderen Sie prägen die Silhouette einer Stadt. Sie jeder Kirche stoße ich auf solche Ankerfigu- sind keine Grenzen gesetzt. So hat Anne ist ein Stück Seil befestigt und das Wort sind ihr Wahrzeichen. In England macht ren der Hoffnung. Sie zeigen und leben es: zum Beispiel einen Stoffrest bestickt. Auf „Zusammenhalt“ zu lesen, und auf einem erst eine bischöfliche Kathedrale die Town Der Glaube verbindet und bewegt, er bringt dem sind Gesichter mit Masken zu sehen, Stoffstück ist mehrmals das Wort „Liebe“ zur City. Aber wir geben zu: Kirche verliert etwas im Guten voran. Echt. die für ihre Freunde stehen: „Die Kontakte geschrieben. Letztendlich soll so ein „Fah- an Strahlkraft, an Bedeutung. Universitäten, Bei einem Besuch in St. Anton sah ich im zu meinen Freunden lassen mich einfach nenmeer der Hoffnung“ entstehen, sagt Theater, Kultur, die Verwaltung, der Handel, Gottesdienst zwölf Kerzen für die Apostel durchhalten. Sei es per Telefon, Videocall Stefan Hubl. Katharina Sichla eine gute Regierung machen eine brennen. Bevor eine Kirche anfängt die oder auch mal bei einem Treffen“. Auch Metropole aus. Kirchen stehen Silhouette einer Stadt oder eines ihre Familie gibt ihr Hoffnung, daher ist Die Autorin ist Teamleitung der Internet-Seite mk-on- mittendrin vor gewaltigen Viertels zu prägen, sind in ihr Men- das ihr Thema für die nächste Fahne. line, wo der Beitrag erstmals am 27.4.2021 erschien. Fragen. Wie geht es wei- schen von diesem Ensemble ge- ter? Wer und was nährt da prägt. Die Apostel mussten alle noch die Hoffnung? ihre Hoffnungen begraben. Für mich Paulus zuerst. Aber mit dem Tod Jesu hör- Von ihm habe ich ge- te ihre Geschichte nicht auf. lernt: Das Große habe Sie fing erst an. In einer Zeit, OSTERN IM KINDERHAUS ST. ANTON ich nicht in der Hand. in der Vieles auseinander Wenn aber Gott will, läuft, geben mir die Apostel tig, das Osterfest und dessen besondere kann es selbst unter Hoffnung. Trotz mancher Bedeutung mit den Kindern zu besprechen Dickschädeln gesche- Konflikte fanden sie im Licht und gemeinsam zu feiern. Besonders freu- hen. Aus dem Saulus des Auferstandenen zuei- ten wir uns, dass Bruder Bernd zu den wurde Paulus. Gott wuss- nander. Unter ihnen regiert Kindergartenkindern kam, um die Palm- te ihn zu nehmen, zu be- ein Geist, ein Herr, ein Anwalt buschen zu segnen. Neben einigen klei- kehren. Alte Kirchen zeigen von zwangloser Freiheit und tie- neren Einheiten in den Gruppen durch die mitunter in ihrer Konstruktion fer, fester Verbundenheit. Diesen Erzieher wie z. B. zum Thema „Der Einzug „Dienste“, darunter Fratzen, Pulsschlag brauche ich, braucht die nach Jerusalem“ oder „Das letzte Abend- Gnome, Unwesen. Sie sollen das eine Kirche, die eine Welt, unsere Zeit. mahl“ gab es dann noch eine ausführliche anzeigen: Gott nimmt selbst das Un- Was macht Hoffnung? In München begeg- Katechese mit mir. Wir gestalteten ge- heimliche noch in seinen Dienst. Er hat im- nen sich Jünger Jesu aus allen Kirchen und Gemeinsam mit den Kindern im Kinderhaus St. Anton bereitete Alexandra Schiedeck Ostern vor. meinsam in einem Kreis mit den Kindern mer und überall seine Hand verheißungsvoll Kulturen. Das ist großartig! Hier im Land der die Erzählung vom Palmsonntag bis hin im Spiel. großen Kirchenspaltung glauben wir: Wir Ostern ist – ähnlich wie Weihnachten – für zur Auferstehung. Natürlich gab es dann Nach Paulus nenne ich eine Frau. Lydia sind gemeinsam zur Hoffnung berufen! Im Kinder ein ganz besonderes Fest im Jah- im Kindergarten sowie im Hort eine kleine ließ sich in Philippi als die erste Europäerin Licht des Auferstandenen haben wir viel reskreis. Auch wenn größere Veranstaltun- gruppeninterne Osterfeier mit Körbchen- taufen. Mit Kind und Kegel! Eine Unterneh- hinter uns und immer noch viel mehr vor gen und Aktionen durch die Corona-Re- suche, leckerem Osterzopf- und Eieressen merin nahm da die Ihren in ihren Glauben uns! geln derzeit nicht möglich sind, versuchen sowie ein paar Eier-Geschicklichkeitsspiele mit hinein. Glaube hat für andere etwas üb- Guter Dinge grüßt Sie in Jesu Namen wir im Kinderhaus St. Anton für die Kinder für die größeren Kindern draußen im Hof. rig, gibt ihnen Raum. Er eröffnet nicht ein Ihr Nachbar aus der Matthäuskirche einen „normalen“ Alltag und Jahreskreis- Alexandra Schiedeck, Pastoralreferentin Spielfeld für Individualisten. Lydia macht Gottfried von Segnitz lauf zu gestalten. Daher war es uns wich- Mut, wenn wir fragen, wie weit irdische evang. Gemeindepfarrer St. Matthäus 22 23
GESTERN UND HEUTE Brindisi (1559 – 1610), übrigens der zwei- mes Opfer“. Auf dem Bild ist „die heilige te Patron der Antoniuskirche. Ein Reliquiar Sippe“ zu sehen: Maria mit dem Jesuskind mit seinem halben Herzen (!) befindet sich auf dem Schoß bei einer Begegnung mit ih- bis heute im Besitz der Kapuziner von St. rer Verwandten Elisabeth und dem kleinen Anton. Johannes den Täufer. Dieser wird Jesus Maximilian erhoffte sich von den Ordens- später als „das Lamm Gottes“ bezeich- männern vor allem die Stärkung des katho- nen, was in dem Lämmchen zum Ausdruck lischen Glaubens in Stadt und Land – es kommt. Im dunklen Hintergrund ist Josef war die Zeit der Gegenre- zu erkennen. formation. Das erste Klos- Im halbdunklen ter lag nördlich des Neu- Kerzenschein hauser Tores, außerhalb muss das Bild der Stadtmauer am heu- einen enormen tigen Lenbachplatz. Von Eindruck auf 1601 bis 1605 entstand den frommen hier die Münchner Kapu- Betrachter ge- zinerkirche, ein einfacher macht haben. und strenger Bau mit ei- Das verdeutlicht nem für eine Bettelordens- eine legendäre Das Seelsorgeteam vor dem kirche typischen kleinen Begebenheit: Am Portal der Antoniuskirche mit Dachreiter, ganz ähnlich 17. Mai 1632 fiel dem Banner des Candid-Bilds wie dem auf der Antoni- München wäh- uskirche. Die Baukosten rend des Dreißig- GNADENBILD HOFFNUNG übernahm die Hofkammer. jährigen Krieges Der Freisinger Weihbischof in die Hände der In der Pandemie kam ein kunsthistorischer Schatz zu neuem Glanz Bartholomäus Scholl weih- Schweden. König Im Frühjahrs-Lockdown 2020 hing am verdichtet vor Augen führen: Gott wird te das Gotteshaus bereits Gustav Adolf zog Torgitter zur Vorhalle der Antoniuskirche Mensch, ein kleines Kind auf dem Schoß am 21. November 1602 zu In zahlreichen Stichen und Gebetsbildchen wurde das Gnadenbild vervielfältigt und erfreute sich gro- mit den Truppen lange ein Plakat mit einem Bildnis des hei- der Mutter stellt die Hoffnung aller Men- Ehren der Wundmale des ßer Beliebtheit, nicht zuletzt durch die ungeheure in die Stadt, ver- ligen Antonius, vor dem viele Passanten schen dar. Aber auch: Gottes Hoffnung ist heiligen Franziskus. 1623 Popularität des heiligen Laurentius von Brindisi, der davor gebetet hatte bot aber jegliche beteten, Kerzen entzündeten und Blumen der Mensch. wurden Kirche und Kloster Brandschatzung. niederlegten. Für die Weihnachtszeit bis Das originale, vor über 400 Jahren ange- bei einer Erweiterung der Die Kapuziner- Lichtmess hatte sich unser Seelsorge-Team fertigte Gemälde, wurde zu allen Zeiten damaligen Schanzanlagen in den Schutz niederlassung wurde von Feldmarschall um (von rechts) Pfarrer Bernd Kober, Pasto- sehr verehrt und hängt in der ersten rech- der Stadtbastion genommen. Gustav Horn inspiziert. Als er in die Gruft- ralreferent Raoul Rossmy und Kaplan Jens ten Seitenkapelle in der Kirche. Seitwärts vom Hochaltar lag wenige Stu- kapelle trat und das Bild erblickte, soll er Kusenberg nun das berühmte „Gnaden- Die Geschichte des Bildes reicht bis in die fen tiefer eine kleine abgeschlossene Ka- tief bewegt zum Pater Guardian gesagt ha- bild der Heiligen Familie“ des Münchner Anfänge des Kapuzinerordens in München pelle, die „Gruftkapelle“, weil sich hier die ben: „Oh lieber Vater. Zeit meines Lebens Hofmalers Peter Candid (1548 – 1628) als zurück: Im Jahr 1600 holte Herzog Maximi- Grablegen der Ordensmänner befanden. habe ich nichts dergleichen gesehen und Plakat reproduzieren lassen. Zusammen lian (1597 – 1651), ab 1623 Kurfürst Ma- Den einfachen Altar schmückte ein Gemäl- empfunden. Ich meine nicht, mich davon mit den zwei zusätzlichen Wort-Bannern ximilian I. von Bayern, die Kapuziner nach de des Hofmalers Peter von Candid, das die trennen zu können.“ „Hoffnung“ und „Mensch“ sollte es die München. Generalminister wurde der heilige Familie darstellt. Maximilian stiftete Vor dem Bild feierte Laurentius von Brindisi Weihnachtsbotschaft eindrucksvoll und später heilig gesprochene Laurentius von das Bild persönlich als „ein Gott angeneh- oft nächtliche Messen, während Maximili- 24 25
ORGELRENOVIERUNG ORGELRENOVIERUNG an ministrierte. Die Feier zog sich wegen gebrochen, das Gnadenbild kam in die häufiger Ekstasen des Ordensmannes mit- Schleißheimer Gemäldesammlung. Erst UHR UND ORGEL unter über Stunden dahin. Eines Nachts 1826 gestattete König Ludwig I. das Fort- soll während der Wandlung der gesamte bestehen des Kapuzinerordens in Bay- Was eine Orgel in der Kirche macht, das ist für jeden und jede von uns irgendwann Raum plötzlich von überirdischem Licht er- ern. Der Neuanfang in München erfolgte wohl ziemlich eindeutig. Sie macht Musik. einmal die letzte Stunde geschlagen hat, füllt gewesen und das Christkind dem Lau- 1846/47 an der Schmerzhaften Kapelle. Zumindest solange sie nicht renoviert wird und man sich daran bei jedem Gang an rentius erschienen sein. Im Freskenzyklus 1852 kam auch das Gnadenbild zurück zu wie in St. Andreas. Die Renovie- der Uhr vorbei erinnern kann, an den Hochschiffwänden der Antonius- den Kapuzinern. Nachdem 1893 -1895 die rung wird nicht zum angedach- das hat nichts mit Schrecken zu kirche ist die Szene in der Laurentius-Vita Antoniuskirche erbaut worden war, fand ten Zeitpunkt beendet sein. Bei tun, oder mit Verzweiflung und dargestellt. das Bild hier einen würdigen Platz, ehe- den Arbeiten zeigte sich an der Angst. Sondern ist eine Lebens- Wahrheit oder Legende? Wer vermag das dem am damaligen „Laurentiusaltar“ in einen und anderen Stelle doch nüchternheit. Denn das Einzige, zu sagen? Fakt ist, dass diese Erzählung der heutigen Taufkapelle, nach der Reno- Bedarf, gründlicher in die Tiefe was gewiss in unserem Leben dem Candid-Bild zu unerhörter Populari- vierung 1966/67 an seinem heutigen Platz. zu gehen. Nicht nur die Pfeifen ist, ist, dass uns einmal die letz- tät verhalf. Es wurde zum „Gnadenbild“, Bis heute lädt es die Gläubigen zum stillen der Orgel werden grundlegend te Stunde schlägt. Una ultima das die Münchner hochverehrten und in Gebet und zur persönlichen Andacht ein gereinigt und in Stand gesetzt. steht nun, umrahmt von Sonne zahlreichen Stichen und Gebetsbildchen und führt vor Augen, dass Gottes Hoffnung, Auch ein neuer Spieltisch wird und Mond, den kosmischen vervielfältigten. 1802 wurden Kirche und einst wie heute, der Mensch ist, da er selbst vom Orgelbauer gezimmert. Der Uhren, da sie ja auch die Zeit Kloster in Folge der Säkularisation ab- ein Menschenkind wurde. Florian Ertl Alte hat endgültig ausgedient. anzeigen, auch an der Uhr in St. Die renovierte Orgel ist dann ab dem Som- Anton. Und nach dem Gottesdienst werden mer wieder einsatzbereit. alle Gottesdienstbesucher und -besucherin- Was macht aber eine Uhr in der Kirche? Soll nen an dieser Uhr vorbeigehen. der Gottesdienst nicht teilweise zumindest Die Uhr unter der Orgelempore wird also dem Regelbetrieb enthoben sein, weil wir wieder in Betrieb genommen. Nicht um Orgelsanierung in St. Andreas im Gottesdienst Ewigkeit, nicht Zeit feiern? unsere Ungeduld zu schüren, dass der Got- Oder ist die Uhr dafür da, dass der Prediger tesdienst zu lange dauert, sondern um uns Die Sanierung der Orgel schreitet gut vo- weiß, dass er dann nach zehn Minuten end- daran zu erinnern, dass wir der Zeit unter- ran. Dennoch ist der Aufwand höher als lich aufhören sollte? worfen sind. Einmal wird die letzte Stunde gedacht. Nach wie vor gibt es eine Finan- In den Kapuzinerklöstern gab es in früheren kommen. Aber wir vertrauen auf den, der zierungslücke, die die Pfarrei selbst tragen Zeiten, in denen Uhren noch teuer waren, je- zeitlos ist und uns in seine Ewigkeit holen muss. Deshalb freuen wir uns, wenn Sie weils eine große Standuhr im Erdgeschoss. möchte. Und in der Ewigkeit, so hört man sich an der Renovierung beteiligen möch- Auf dieser Uhr stand: una ultima – eine wird immer wieder, wird auch Musik gespielt. ten. die Letzte sein. Dieses Bewusstsein, dass Vielleicht mit der Orgel. Br. Jens Kusenberg CAPPUCCINO, Magazin des Pfarrverbandes Isarvorstadt Ausgabe Nr. 1, 2021 Spenden Sie jetzt für die IMPRESSUM Herausgeber: Pfarrgemeinderäte St. Anton und St. Andreas, c/o Pfarramt St. Anton, Orgelrenovierung der Andreaskirche Kapuzinerstraße 36 a, 80469 München, E-Mail: cappuccino@pfarrverband-isarvorstadt.de Kath. Kirchenstiftung St. Andreas Auflage: 2.000 Exemplare IBAN DE41 7509 0300 0002 1419 22 Redaktion: Br. Bernd Kober, Florian Ertl, Tobias Utters, Hubert Ströhle, Raoul Rossmy, Carolin Ertl, Br. Jens Kusenberg BIC GENODEF1M05 Fotos: Titelseite, S. 2, 3, 18, , Claudia Göpperl, S. 20/21 Robert Kiderle, 24,25, Rückseite Florian Ertl, Rest privat, Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder, alle Autoren sind der Verwendungszweck: Spende Orgelsanie- Redaktion bekannt. Redaktionsschluss für die Ausgabe Cappuccino 2021-02 ist der 15. September 2021 rung 26 27
Auf dich, o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt. In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden. Aus dem „Te deum“
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