Chance Niederlassung - Das Erfolgsmodell Existenzgründung - apoBank
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Inhalt Editorial von Ulrich Sommer 4 Strukturelle Entwicklung WissensSplitter – Aktuelles vom Gesundheitsmarkt 8 Nachgefragt Selbständigkeit – „Ja, bitte“ oder „Nein, danke“? 10 Chance Niederlassung: Die Studie Wieso? Weshalb? Warum? – Eine Bestandsaufnahme 14 Interview mit Ulrich Sommer Das Comeback der Selbständigkeit 16 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Zu Risiken und Nebenwirkungen ... 19 Betriebswirtschaft 1x1 der Unternehmensführung 20 Facetten der Selbständigkeit Wer die Wahl hat … 24 Zeitmanagement Wenn die Uhr tickt 25 Mit der apoBank in die Selbständigkeit So läuft es rund mit der Existenzgründung 26 Zukunftstrends Gesundheitswesen 2025 30 Die Standorte der apoBank Lust auf Selbständigkeit? Hier erhalten Sie Unterstützung! 2
Liebe Heilberufler, liebe Mitglieder und Kunden, „Die Selbständigkeit ist attraktiv und lohnt sich auch finanziell“, rufen die Verfechter der Niederlassung. „Aber sie ist risikobehaftet und lässt zu wenig Raum für die Familie“, entgegnen die Kritiker. Die Meinungen zur selbständigen Berufsausübung gehen weit auseinander. Doch wir sind überzeugt: Die Selbständigkeit ist besser als ihr Ruf! Sie ist eine Chance – für all diejenigen, die mutig neue Wege gehen wollen. Für die, die sich persönlich entfalten und ihren Arbeitsalltag frei gestalten wollen. Das bestätigt eine Studie der apoBank, in deren Rahmen sich mehr als 400 Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte zu den Vor- und Nachteilen der Selbständigkeit geäußert haben. Keine Frage: Die Studie zeigt deutlich, dass es Vorbehalte gegen die Niederlassung gibt. Und nüchtern betrachtet sind diese Vorbehalte nicht gegenstandslos, sondern durchaus ernst zu nehmen. Sie sollten aber nicht entmutigen. Denn viele Hindernisse erscheinen größer als sie tatsächlich sind. Und sie lassen sich mit der richtigen Unterstüt- zung überwinden. Wie das geht, das zeigen wir Ihnen auf den folgenden Seiten. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und einen neuen Blick auf die Chancen der Niederlassung. Ihr Ulrich Sommer Vorstand der apoBank 3
STRUK TURELLE E N T W I CK LU N G WissensSplitter Aktuelles vom Gesundheitsmarkt Demografie spielt Nachwuchs in die Karten Angestelltenzahlen im Aufwind Die demografische Entwicklung stellt die Versorgungsland- Der Wandel ist unserer Gesellschaft immanent und macht schaft vor eine große Herausforderung. Etwa ein Drittel der auch vor dem Gesundheitswesen nicht Halt: Noch dominiert heute tätigen Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker wird die Selbständigkeit die ambulante Versorgung – doch das Bild voraussichtlich bis 2022 in den Ruhestand gehen. Gleich- ändert sich. Die Zahl der angestellten Heilberufler wächst – zeitig rücken zu wenige Heilberufler nach. Die Konsequenz: und zwar in allen Berufsgruppen: In Apotheken sind traditi- Schon heute stehen viele Praxen und Apotheken zur Abgabe onell mehrheitlich angestellte Apotheker tätig. Bei Ärzten, – und nicht jede findet einen Nachfolger. Auch die Kliniken Zahnärzten und Tierärzten sinkt der Anteil der Niedergelas spüren erste Auswirkungen des Fachärztemangels. Entspre- senen. Parallel zeichnet sich im ambulanten Bereich ein deut- chend hart umworben sind die jungen Heilberufler. licher Trend in Richtung Anstellung ab. Die Weichen hierfür wurden mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz gestellt. Es erlaubt Ärzten und Zahnärzten, auch in Praxen angestellt Altersstruktur Ärzte 2013 Quelle: BÄK tätig zu sein. 2007 war das ein absolutes Novum. Zuvor war die Anstellung nur im stationären Bereich oder in einem Medi- älter als 65 Jahre zinischen Versorgungszentrum (MVZ) möglich. 5% 11% 60 bis 65 Jahre 28% 27% 50 bis 59 Jahre 12% 40 bis 49 Jahre Anteil angestellter und selbständiger Apotheker 18% 35 bis 39 Jahre in Apotheken Quelle: ABDA jünger als 35 Jahre 0 10 20 30 100% 80% Angestellte Altersstruktur Zahnärzte 2012 Quelle: BZÄK 60% 66% 60% Selbständige 40% 6% älter als 64 Jahre 24% 55 bis 64 Jahre 20% 33% 40% 34% 22% 45 bis 54 Jahre 0% 15% 35 bis 44 Jahre 2007 2013 jünger als 35 Jahre 0 10 20 30 Anteil niedergelassener und angestellter Ärzte in Arztpraxen und Kliniken Quelle: BÄK Altersstruktur Tierärzte 2012 Quelle: BTK 100% 2% älter als 69 Jahre 80% In Klinik angestellte Ärzte 10% 60 bis 69 Jahre 52% 55% 26% In Praxis angestellte Ärzte 50 bis 59 Jahre 60% 30% 25% 40 bis 49 Jahre Niedergelassene Ärzte 40% 4% 7% 8% 30 bis 39 Jahre jünger als 29 Jahre 20% 44% 38% 0 10 20 30 0% 2007 2013 4
Trend zu größeren Strukturen Anteil angestellter und niedergelassener Zahnärzte Immer größere Strukturen prägen den Gesundheitsmarkt. Seit in Zahnarztpraxen Quelle: BZÄK/KZBV 2004 steigt die Zahl der MVZ. Auch die Zahl der durchschnittlich in einem MVZ tätigen Ärzte nimmt zu: Bis 2012 ist sie von 3,6 auf 100% 6,1 gestiegen. Zudem nähren MVZ den Trend zur Anstellung: In 3% 11% 80% sieben von zehn MVZ arbeiteten 2012 ausschließlich angestellte Angestellte Ärzte – Tendenz steigend. Parallel geht die Zahl der MVZ, in 60% Selbständige denen ausschließlich selbständige Ärzte praktizieren, zurück. MVZ 97% 40% 89% bieten damit vor allem Ärzten, die angestellt tätig sein wollen, eine 20% Karriereoption. Heute sind bereits mehr als 10.000 Ärzte in MVZ angestellt. Eine ähnliche Entwicklung vollzieht sich im Apotheken- 0% markt. Immer mehr Apotheker entschließen sich, Filialapotheken 2007 2012 zu eröffnen. Die Folge ist, dass auch hier zunehmend Stellen für angestellte Apotheker entstehen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Einzelapotheken. Anteil angestellter und niedergelassener Tierärzte in Tierarztpraxen Quelle: BTK MVZ-Typen nach Art der ärztlichen Berufsausübung Quelle: KBV 100% 1400 1351 80% 29% 35% Angestellte 1093 1200 60% Selbständige 1000 40% 800 699 71% 65% 20% 600 486 396 459 400 298 0% 267 200 111 102 2007 2012 23 27 101 83 0 19 2004 2006 2008 2010 2012 Nur Vertragsärzte Vertragsärzte und Angestellte Nur Angestellte Entwicklung der Apothekenzahl Quelle: ABDA 25000 21602 21548 21441 21238 20921 20662 20000 15000 10000 3478 3661 3853 4001 5000 2851 3224 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Gesamtzahl Apotheken Filialapotheken 5
strukturelle entwicklung Kooperation ist Zukunftsmodell Frauen machen einen Unterschied Die Selbständigkeit ist facettenreicher geworden. Sie bietet Noch ist die Mehrheit der Heilberufler männlich. Doch die heute deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten und lässt sich Umkehr des Kräfteverhältnisses ist in vollem Gange: Schon nach ganz individuellen Vorstellungen ausleben. Der Grund heute sind rund 60 Prozent der Studienanfänger in der Hu- liegt in den vielfältigen Möglichkeiten zur Kooperation. Ganz man- und Zahnmedizin weiblich, bei den Pharmazeuten sind gleich ob Berufsausübungs-, Geräte- oder Einkaufsgemein- es knapp 70 und bei den Veterinärmedizinern sogar über schaft, ob MVZ oder Ärztehaus: Kooperationen erfahren 80 Prozent. Dieser Boom wird dazu führen, dass in naher von allen Seiten Zuspruch, was nicht verwundert. Fast jeder Zukunft mehr Frauen als Männer in den Heilberufen tätig zweite Humanmediziner, der sich 2012 niedergelassen hat, sind. Und das wird den Gesundheitsmarkt verändern. entschied sich für eine Kooperation. Bei den Zahnärzten war es knapp jeder Dritte, ebenso bei den Tierärzten. So werden etwa Teilzeitmodelle von Frauen intensiv genutzt: Im stationären Bereich sind sieben von zehn Teil- Die Kooperation erleichtert es zudem, in Teilzeit tätig zu sein: zeitstellen mit Frauen besetzt. Jedoch ist zu erwarten, dass 2013 übten vier Prozent der niedergelassenen Humanmedizi- der Wunsch nach Teilzeitarbeit künftig auch häufiger von ner ihre Tätigkeit mit einer Teilzulassung aus. Innerhalb eines Männern artikuliert und eingefordert werden wird. Jahres bedeutete dies einen Anstieg von 26 Prozent. Viele davon dürften in Kooperationen tätig sein. Der Selbständigkeit stehen Frauen grundsätzlich aufge- schlossen gegenüber: Zwei Drittel der Veterinärmediziner, die sich selbständig machen, sind Frauen. In den Bereichen Bei Existenzgründung gewählte Praxisform 2012 Human- und Zahnmedizin ist jeder zweite Existenzgründer weiblich – Tendenz steigend. Die Quote bei den Apothekern Ärzte* Zahnärzte** liegt leicht darunter. Hier beläuft sich der Frauenanteil bei den Existenzgründern auf rund 40 Prozent. 27% 49% Frauenanteil unter den Existenzgründern 2012 51% 73% Ärzte* Zahnärzte** Tierärzte*** 50% 50% 49% 51% 30% 70% Tierärzte*** Apotheker*** Kooperation Einzelpraxis 37% 44% Quellen: *apoBank und ZI, **apoBank und IDZ, ***apoBank 63% 56% Frauen Männer Quellen: *apoBank und ZI, **apoBank und IDZ, ***apoBank 6
Nachgefragt Selbständigkeit – „Ja, bitte“ oder „Nein, danke“? Anstellung oder Selbständigkeit – vor dieser Entscheidung steht jeder Heilberufler früher oder später. Wir haben vier Heilberufler eingeladen, ihre persönlichen Sichtweisen miteinander zu diskutieren. Schnell wurde klar: Unterschiedlichste Faktoren entscheiden, welche Form der Berufsausübung die individuell passende ist. „Ich freue mich auf die „Man hört in den Praktika betriebswirtschaftlichen viel Negatives – die Aspekte der Selbständigkeit“ positiven Vorbilder fehlen“ Für mich ist klar: Ich werde mich selbständig Ich möchte lieber angestellt als selbständig machen. Man ist einfach flexibler – schon tätig sein. Da spielen viele Gründe eine Rolle. allein mit Blick auf die Arbeitszeitgestaltung. Ganz wichtig ist mir, dass ich nicht an einen Nur so ist meiner Meinung nach die opti- Ort gebunden bin. Und ich denke, dass ich mit male Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu meiner angestrebten Fachrichtung – Neuge- erreichen. Dazu kommt, dass ich freier in der borenenmedizin – an einem Krankenhaus das Wahl meiner Behandlungsmethoden bin, um spannendere Aufgabenfeld finde. so zum bestmöglichen Behandlungsergebnis zu kommen. Besonders freue ich mich auf die Durch meine Arbeit bei der bvmd bekomme betriebswirtschaftlichen Aspekte der Selbstän- ich mit, dass viele Studierende die Selbstän- digkeit. Viele sehen das anders, aber ich finde digkeit mit einer hohen Arbeitsbelastung und die unternehmerische Herausforderung hoch einem großen finanziellen Risiko verbinden. interessant. Und nicht zuletzt ist die Selbstän- Man hört in den Praktika viel Negatives – die digkeit auch finanziell attraktiv. positiven Vorbilder fehlen einfach. Dies könnte man zum Beispiel durch besser betreute Für den Moment müssen die Pläne aber noch ambulante Praktika, eine longitudinale Einbin- zurückstehen: Meine Frau steckt mitten in dung der Allgemeinmedizin oder Mentoring- der Facharztausbildung und ich will mich erst Programme erreichen. dann fest an einen Ort binden, wenn wir beide konkrete Zukunftspläne schmieden können. Janna-Lina Kerth Medizinstudierende, Bundeskoordinatorin Dr. Kolja Alexander Buchberger für Medizinische Ausbildung bei der Fachzahnarzt für Oralchirurgie Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) 8
„Im Nachhinein „Als Filialleiterin betrachtet, gab es kann ich viele Dinge gar keine Probleme“ frei gestalten“ Ich habe mich vor knapp drei Jahren zusam- Mein Job als Filialleiterin ist vielfältig. Ich men mit einem guten Kollegen selbständig nehme unternehmerische Aufgaben, wie gemacht. Für mich stand von Anfang an fest, Mitarbeiterführung oder Wareneinkauf, wahr dass ich das nicht allein durchziehe. Ich wollte und habe vor einiger Zeit eine Standortverla- jemanden an der Seite haben, mit dem ich gerung vorgeschlagen und umgesetzt. Auch mich austauschen und diskutieren kann. Au- sonst kann ich viele Dinge in der Apotheke frei ßerdem kann sich so jeder auf seine Speziali- gestalten. Zudem bin ich am Umsatz beteiligt. sierung konzentrieren. Das ist das große Plus einer Gemeinschaftspraxis. Natürlich stelle ich mir zwischendurch immer wieder die Frage, ob ich mich nicht vielleicht Vor der Niederlassung habe ich mich aus- doch selbständig machen sollte? Neben span- führlich auf die anstehenden Themen, wie nenden Aufgaben würde dies natürlich auch Finanzierung oder Abrechnung, vorbereitet neue Pflichten und Belastungen bedeuten. und mich immer wieder gefragt, ob alles auch Hinzu kommt, dass der Apothekenmarkt und wie geplant klappen wird. Aber im Nachhinein das gesamte Gesundheitswesen ständigen betrachtet, gab es gar keine Probleme. Und Veränderungen unterliegen, die sich in den auch die unternehmerischen Dinge sind mit vergangenen Jahren stets negativ auf den Roh- Abstand betrachtet weniger schwierig als gewinn ausgewirkt haben. Eine Kooperation angenommen. Natürlich hat es einige Zeit gleich welcher Art, z.B. zur Erlangung besserer gedauert, bis sich der Praxisablauf und das Einkaufskonditionen, ist praktisch unausweich- neue Team eingespielt hatten. Aber nach lich. Insofern bietet das Filialsystem naturge- einer gewissen Zeit läuft es dann so, wie mäß Vorteile. Im Moment bin ich in meiner man es sich vorstellt. Für die Finessen der Position sehr zufrieden. Aber wer weiß, was Abrechnung oder der betriebswirtschaftlichen die Zukunft bringt? Auswertung gibt es zudem von vielen Seiten Unterstützung, sodass der erfolgreichen Über- Ina Schulze-Sfeliniotis nahme am Ende nichts im Wege stand. Filialleiterin einer Apotheke Dr. Alexander Rucker Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie 9
Chance Niederlassung: D ie Studie Wieso? Weshalb? Warum? – Eine Bestandsaufnahme Wieso sinkt die Zahl der Niedergelassenen? Warum gehen viele Heilberuf- ler in die Anstellung? Und was spricht trotz allem für die Selbständigkeit? Wer könnte diese Fragen besser beantworten als die Heilberufler selbst! Deswegen haben wir mehr als 400 Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte nach ihrer Meinung und ihren Erfahrungen gefragt. Würden Sie sich auch heute wieder für eine Angestelltentätigkeit/ Vor maximal fünf Jahren haben sich die Stu- Selbständigkeit entscheiden? dienteilnehmer für oder gegen die Niederlas- sung entschieden. Ob sie den eingeschlage- nen Weg noch einmal gehen würden? „Ja!“, 13% 10% votieren 90 Prozent der Selbständigen. Sie sind von der Selbständigkeit überzeugt, sehen darin viele Vorteile. Daumen hoch für die Selbständigkeit 87% 90% Diese Tatsache spiegelt sich in den Studien- ergebnissen wider. Befragt nach den Fakto- Angestellte Selbständige ren, die ihre Entscheidung für die Selbstän- Ja Nein Quelle: apoBank digkeit stark bis sehr stark beeinflusst haben, nannten neun von zehn Teilnehmern die Gestaltungsmöglichkeiten, gefolgt vom Drang zur Selbstverwirklichung (83 Prozent), der Welchen Einfluss hatten die folgenden Kriterien auf Ihre Entscheidung Arbeitszeitgestaltung (72 Prozent) und der für die Selbständigkeit? Einkommenssituation (66 Prozent). Auch das Aufgabenspektrum (65 Prozent) und die Aus- Arbeitszeitgestaltung sicht auf ein enges Verhältnis zum Patienten Gestaltungsmöglichkeiten (64 Prozent) beeinflussen die Entscheidung für die Selbständigkeit positiv. Vereinbarkeit von Beruf und Familie Heilberufler, die sich ganz bewusst für die Aufgabenspektrum Anstellung und damit gegen die eigene Praxis Selbstverwirklichung oder Apotheke entschieden haben, sehen ähnliche Vorteile in der Selbständigkeit: Acht Einkommenssituation von zehn Angestellten sprechen der Selbstän- Enges Arzt-Patienten-Verhältnis digkeit mehr Gestaltungsmöglichkeiten und Freiheitsgrade zu. Zwei Drittel bewerten die Kollegialer Austausch/ Arbeit im Team Einkommenssituation der Selbständigen besser als die der Angestellten und fast jeder Zweite Nutzung moderner Medizintechnik ist der Meinung, dass sich die Arbeitszeit in der 1 2 3 4 5 Niederlassung besser gestalten lässt. 1 – Sehr starker Einfluss 5 – Gar kein Einfluss Humanmediziner Zahnärzte Tierärzte1 Apotheker Quelle: apoBank ( kleine Fallzahl) 1 10
Und trotzdem: Immer weniger Heilberufler Denn nur bei einem geringeren finanziellen Zur Studie „Chance Niederlassung“: gehen in die Selbständigkeit. Woran liegt es? Risiko (77 Prozent), bei einem Abbau von Befragt wurden 414 angestellte und selbständige Apotheker, Ärzte, Auch das hat die Studie untersucht – und die Bürokratie und Regulierungen (70 Prozent), bei Zahnärzte und Tierärzte, die sich in- Angestellten haben offen geantwortet. einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und nerhalb der vergangenen fünf Jahre Familie (56 Prozent) und bei einer besseren für oder gegen die Niederlassung Den Hindernissen auf der Spur Vorbereitung auf die unternehmerischen entschieden haben. Die Umfrage Aspekte der Selbständigkeit (54 Prozent) wür- wurde im Frühjahr 2014 im Auftrag der apoBank durchgeführt. Zum Zeitpunkt der Entscheidung haben in ers- den sich die Angestellten – stünden sie noch ter Linie das finanzielle Risiko (76 Prozent), die einmal vor der Wahl – für die Selbständigkeit Arbeitsbelastung (63 Prozent), die Bürokratie entscheiden. (54 Prozent) und die unternehmerischen As- pekte (46 Prozent) gegen die Selbständigkeit Deutliche Unterschiede treten zwischen den gesprochen. Knapp jeder Vierte gab zudem an, einzelnen Berufsgruppen zu Tage: Während 70 dass er keine geeignete Praxis oder Apotheke Prozent der Zahnärzte eine bessere Vorberei- gefunden habe. tung auf die unternehmerischen Aspekte der Selbständigkeit als wesentliche Voraussetzung Bei den aufgeführten Argumenten handelt es für eine Entscheidung „pro Selbständigkeit“ sich nicht um eine Momentaufnahme. Viel- nennen, sind es bei den Humanmedizinern und mehr sind es ernst zu nehmende Bedenken. Apothekern jeweils knapp unter 50 Prozent. Welche Randbedingungen müssten sich ändern, damit Sie sich für eine Selbständigkeit entscheiden würden? 71 80 Geringeres finanzielles Risiko 100 80 76 73 Abbau von Bürokratie und Regulierungen 50 65 63 58 Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie 63 47 45 Bessere Vorbereitung auf die unternehmerischen Aspekte 70 der Selbständigkeit (z. B. an der Uni oder in Seminaren) 88 49 45 53 Finanzielle Anreize 25 63 25 43 Förderprogramme 38 37 36 Bessere Kenntnis der flexiblen Berufsausübungsmöglich- 23 25 Humanmediziner keiten/Kooperationen 13 Zahnärzte Tierärzte1 29 28 Apotheker Bessere Beratung/mehr Unterstützung von Dritten 25 15 Angestellte, in % Quelle: apoBank (1 kleine Fallzahl) 11
Chance Niederlassung: D ie Studie Als wie hinderlich haben Sie im Vorfeld die folgenden Themen gesehen/haben sich die einzelnen Themen im Nachhinein herausgestellt? Vor der Entscheidung Nach der Entscheidung Auffinden der passenden Kooperationspartner Erstellung des Praxiskonzepts/ Apothekenkonzepts Auffinden der passenden Praxis/ Apotheke Praxisfinanzierung/Finanzierung der Apotheke Mitarbeiterverantwortung Abrechnung 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 1– Sehr große Hürde 5 – Überhaupt keine Hürde 1– Sehr große Hürde 5 – Überhaupt keine Hürde Humanmediziner Zahnärzte Tierärzte1 Apotheker ( kleine Fallzahl) 1 Aber ist die Hürde „Unternehmertum“ Auch die Suche nach der geeigneten Praxis tatsächlich so schwer zu nehmen? Und ist oder Apotheke sowie die Themen Abrechnung das finanzielle Risiko in der Tat so hoch wie und Mitarbeiterverantwortung stellten sich im angenommen? Nachhinein deutlich weniger komplex dar als anfangs gedacht. Vieles ist leichter als gedacht Mit Hilfe schneller ans Ziel Eine klare Antwort darauf haben die selb- ständigen Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Dennoch besteht in einzelnen Aufgabenfeldern Tierärzte gegeben: Alle Hürden – von der auch nach dem Schritt in die Selbständigkeit Finanzierung über die Suche nach der passen- Beratungsbedarf. Das bestätigen die Stu- den Praxis oder Apotheke bis hin zur Abrech- dienteilnehmer. Insbesondere ist das dann nung – haben sich im Nachhinein als weniger der Fall, wenn es darum geht, Transparenz hoch herausgestellt als zuvor angenommen. über die wirtschaftliche Situation der Praxis Am stärksten überschätzt wurde die Heraus- oder Apotheke herzustellen: Ein Jahr nach forderung der Finanzierung. Während 33 Pro- der Existenzgründung hätte sich gut jeder zent der Apotheker und 30 Prozent der Ärzte, zweite Niedergelassene in diesem Punkt mehr Zahnärzte und Tierärzte hierin im Vorfeld der Unterstützung gewünscht. 43 Prozent hät- Existenzgründung eine große bis sehr große ten gerne Hilfestellung rund um das Thema Hürde sahen, waren es im Nachhinein nur Mitarbeiterführung und 41 Prozent im Bereich noch 15 bzw. 13 Prozent. der Abrechnung gehabt. Letzteres gilt insbeson- 12
dere für Humanmediziner und Zahnärzte. Auch Mit diesem Wissen im Hinterkopf sollten alle, Zeitmanagement ist für viele Selbständige ein die noch vor der Wahl stehen, in den Ent- Themenkomplex, für den sie sich ein Jahr nach scheidungsprozess einsteigen, die verschie- dem Schritt in die Selbständigkeit kompetente denen Optionen abwägen und mit anderen Begleitung gewünscht hätten (38 Prozent). diskutieren. Es folgen Patientengewinnung (29 Prozent), Apothekenführung (28 Prozent), Praxisführung Heute beziehen die Heilberufler vor allem (27 Prozent) sowie die Vereinbarkeit von Beruf Familie, Freunde und Kollegen in ihre Ent- und Familie (23 Prozent). Zehn Prozent der scheidungsfindung ein. Die Unterstützung, die Selbständigen gaben an, keine weitere Unter- Spezialisten, wie etwa Niederlassungsberater stützung benötigt zu haben. der Standesorganisationen und Verbände oder Bankberater, bieten können, wird nur verein- Unter dem Strich zeigen die Studienergeb- zelt gekannt und in Anspruch genommen. nisse, dass sich viele Vorbehalte und Beden- Dabei wäre gerade hier spezifisches Know- ken im Prozess der Existenzgründung auflösen how zu finden, könnten gerade hier Vorbehalte oder zumindest relativieren. entkräftet und Erfahrungen geteilt werden. In welchen Bereichen hätten Sie sich ein Jahr, nachdem Sie sich selbständig gemacht haben, mehr Unterstützung gewünscht? 52 Schaffung von Transparenz über die 46 wirtschaftliche Situation 67 47 38 Mitarbeiterführung 65 11 48 61 Abrechnung 54 30 15 38 Zeitmanagement 32 33 45 11 43 Patientengewinnung 37 38 36 54 Praxisführung 30 – 14 19 Vereinbarkeit von Beruf und Familie 44 27 – – Apothekenführung – Humanmediziner 28 Zahnärzte Tierärzte1 9 Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Unterstützung 8 Apotheker benötigt. 7 13 Selbständige, in % (1 kleine Fallzahl) 13
interview Mit ulrich sommer Das Comeback der Selbständigkeit Vorbehalte gegen die Selbständigkeit sind maßgeblich dafür, dass immer weniger Heilberufler den Weg in die eigene Praxis oder Apotheke finden. Im Gespräch erklärt Ulrich Sommer, Mitglied des Vorstands der apoBank, welche Vorbehalte entkräftet werden können und warum er sich mehr positive Schlagzeilen über die Selbständigkeit wünscht. Die Zahl der Existenzgründer geht zurück, die der ange- Sie sagen, die Selbständigkeit sei attraktiv, biete viele stellten Heilberufler nimmt zu. Die Anstellung scheint Chancen. Ist das nicht Schönfärberei? deutlich attraktiver zu sein als die Niederlassung … Auf keinen Fall. Noch einmal: Die Selbständigkeit ist – ganz Das würde ich so nicht unterschreiben. Richtig ist, dass die realistisch betrachtet – eine gute Entscheidung! Das untermau- Existenzgründungszahlen für sich betrachtet gegen die Nieder- ert auch unsere Studie: 90 Prozent der Selbständigen würden lassung sprechen. Aber: Die Selbständigkeit ist attraktiv. Sie hat den Schritt in die Niederlassung noch einmal gehen. Das allein – ebenso wie die Anstellung – ihre ganz eigenen Vorzüge. Über spricht für sich. Und sowohl Angestellte als auch Selbständige die wird nur weniger gesprochen. Das, was die Niederlassung sehen die Vorteile der Selbständigkeit in den Gestaltungsmög- im Positiven ausmacht, ist in der öffentlichen Diskussion in den lichkeiten, der Selbstverwirklichung, der Arbeitszeitgestaltung. Hintergrund geraten. Wenn jemand heute das Wort Selbstän- Das ist ein Pfund. Denn das heißt: Ich kann meine Praxis, digkeit in den Mund nimmt, folgen in der Regel negativ besetzte Aussagen – vom finanziellen Risiko bis zur Bürokratie. Das wollen wir ändern und mit unserer Diskussion die Chancen der Selb- „Die Selbständigkeit ist eine gute Entscheidung“ ständigkeit wieder in den Fokus rücken. meine Apotheke so führen wie ich das möchte. Ich kann so ar- beiten, wie ich es für richtig befinde. Ich bin nicht weisungsge- bunden, kann die Materialien und Geräte einsetzen, von denen ich überzeugt bin. Und auch unter wirtschaftlichen Gesichts- punkten ist die Selbständigkeit attraktiv. In der Öffentlichkeit wird das oft anders dargestellt. Hier muss man differenzieren. Trotz der berechtigten Forderun- gen nach einer angemesseneren Vergütung: Die wirtschaftliche Situation der Niedergelassenen ist sehr solide. Und in der Regel ist sie sogar deutlich besser als die der angestellten Heilberufler. Woran hapert es dann, dass gerade junge Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte nicht in die Selbständigkeit gehen wollen? Es gibt viele Vorbehalte, eventuell auch Unsicher heiten. Uns begegnen im Gespräch mit den jungen Heilberuflern vor allem vier Argumente – und die sind: finanzielles Risiko, schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie, hohe Bürokratie und Respekt vor den unterneh- merischen Herausforderungen. Ulrich Sommer, Mitglied des Vorstands der apoBank
Wie problematisch stufen Sie diese Aspekte ein? Team führen, abrechnen. Hier kann man gar nicht von heute auf Die Einwände sind ernst zu nehmen. Denn sie fallen bei der morgen ein Experte in allen Gebieten sein. Deshalb unterstützen Entscheidung stark ins Gewicht. Wie schaffe ich es, Familie und wir auch nach der Existenzgründung bei allen Fragen und ken- Beruf unter einen Hut zu bekommen? Wie gelingt es mir, meine nen die richtigen Ansprechpartner. Das allein reicht aber nicht. Praxis oder Apotheke wirtschaftlich erfolgreich zu führen? Wie Das Thema Unternehmensführung sollte schon frühzeitig in der kann ich die Finanzierung stemmen – insbesondere auch mit Ausbildung behandelt werden. Bei den medizinischen Berufen Blick auf die Familienplanung? Wenn man keine Antworten auf vielleicht nicht schon im Studium, sondern erst während der Facharztausbildung. Aber spätestens dann sollten die Grund- steine gelegt werden, damit eine Basis vorhanden ist, auf der „Viele Vorbehalte relativieren sich“ man sein Wissen Schritt für Schritt weiter aufbauen kann. diese Fragen findet, wird man den Weg in die Selbständigkeit Ist die Selbständigkeit DAS Modell der Zukunft? kaum einschlagen. Umso wichtiger ist das Wissen, dass es für Wie schon gesagt: 90 Prozent der Selbständigen würden sich alle diese Punkte Lösungen gibt. erneut für die Selbständigkeit entscheiden. Das ist eine beein- druckende Zahl. Natürlich geht es nicht darum, jeden Apothe- Was genau würden Sie einem Existenzgründer sagen, der ker, jeden Arzt, Zahnarzt oder Tierarzt für die Niederlassung zu Sie mit diesen Vorbehalten konfrontiert? gewinnen. Nicht jeder findet sein Glück in der Selbständigkeit. Ich würde ihm ein realistisches Bild der Selbständigkeit zeich- Und für viele ist die Anstellung die passendere Form der Berufs- nen, die Chancen und Möglichkeiten aufzeigen und ihm auch ausübung. Aber: Ich plädiere dafür, diejenigen an die Hand zu aus unserer Erfahrung mit auf den Weg geben, dass sich viele nehmen, die der Selbständigkeit offen gegenüber stehen – die Vorbehalte im Nachhinein relativieren. den Weg in die Niederlassung aber aus den gerade skizzierten Gründen scheuen. Woran denken Sie konkret? Nehmen wir das Thema Work-Life-Balance: Nach unserer Erfah- Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft? rung lassen sich Beruf und Familie auch in der Niederlassung Mein Wunsch ist, dass wir in naher Zukunft die Schlagzeile le- miteinander vereinbaren. Der Schlüssel kann eine Kooperation, sen: „Existenzgründungen bei Heilberuflern wieder im Aufwind.“ eine Teilzulassung oder Jobsharing sein. Bedauerlich ist, dass jeder vierte Heilberufler diese Optionen der Berufsausübung gar nicht im Detail kennt und sie damit auch nicht bei der „Wir wollen für die Selbständigkeit begeistern“ Entscheidung berücksichtigt. Auch das finanzielle Risiko ist nüchtern betrachtet – und hier spreche ich aus der Erfahrung Denn ich hoffe, dass es uns gelingt, die jungen Heilberufler für einer Bank, die jede zweite Existenzgründung in Deutschland die Selbständigkeit zu begeistern, und dass wir es schaffen, begleitet – gering. Die Ausfallrate der Finanzierungen unserer die Heilberufler schon viel eher in ihrem Entscheidungspro- Bank ist sehr gering. Von 1.000 Finanzierungen können 998 zess zu begleiten. Gemeinsam mit den Standesorganisationen problemlos bedient werden. Mit der richtigen Planung lässt sich haben wir uns darauf verständigt, dass wir dies künftig in noch diese Hürde also leicht nehmen. Und auch das vermeintliche engerer Abstimmung miteinander tun wollen. Denn ich bin Hindernis „Unternehmerische Verantwortung“ lässt sich meiner überzeugt, dass wir gemeinsam viel bewegen können – unser Meinung nach überwinden. Ich denke hierbei an entsprechende Ziel ist das Comeback der Selbständigkeit! Fort- und Weiterbildungen. Hier unterstützen wir die Heilbe- rufler nach Kräften und bieten zum Beispiel Seminare rund um Themen wie Mitarbeiterführung, Zeitmanagement oder Praxis- und Apothekenführung an. Sie haben das unternehmerische Know-how angespro- chen. Ihre Studie zeigt, dass viele Existenzgründer sich hierzu auch ein Jahr nach der Niederlassung noch Unter- stützung wünschen. Richtig. Man muss sich vorstellen, dass mit der Selbständigkeit natürlich viele – wenn auch spannende – Themengebiete auf die Heilberufler einprasseln. Von einem Tag auf den anderen muss man sich um wirtschaftliche Kennzahlen kümmern, ein 15
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Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Zu Risiken und Nebenwirkungen ... Ein hohes finanzielles Risiko und schlechte Honoraraussichten – stehen diese Punkte tatsächlich auf dem Beipackzettel der Niederlassung? Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank Wer eine eigene Praxis oder Apotheke eröffnen will, setzt für den Erfolg des Projekts „Selbständigkeit“ ist, ob das Vorha- sich unweigerlich damit auseinander, welche Auswirkungen ben wirtschaftlich tragfähig ist. Wer den Schritt in die Selbstän- die Entscheidung mit sich bringt. Während auf der Plus-Seite digkeit auch unter finanziellen Gesichtspunkten genauestens Dinge wie Selbstverwirklichung, Gestaltungsfreiraum und plant, minimiert das wirtschaftliche Risiko und kann auch bei Selbstbestimmung stehen, werden auf der Minus-Seite oft einer Finanzierungssumme von mehreren 100.000 Euro noch hohe Investitionsrisiken und schlechte Verdienstmöglichkeiten ruhig schlafen. genannt. Doch wie immer gilt: Man sollte den Beipackzettel der Niederlassung sorgfältig lesen. Entsprechend wichtig ist es, zu Beginn alle geplanten Investi- tionen und Kosten – von Personal- und Materialkosten bis hin Das finanzielle Risiko: Gute Planung als Antidot zu Raummieten und privaten Ausgaben – aufzuschlüsseln und auf dieser Basis zu ermitteln, welcher Mindestumsatz dauerhaft Egal ob eine Praxis oder Apotheke neu gegründet oder über- erzielt werden muss, damit die Praxis oder Apotheke rentabel nommen wird, ob man sich allein oder in einer Kooperation ist. Möglicherweise muss in dieser Phase an der einen oder an- selbständig macht: Die Existenzgründung ist mit hohen Investi- deren Stellschraube gedreht oder eine Investition zurückgestellt tionen verbunden. Diese variieren je nach Heilberufsgruppe und werden, damit das Vorhaben wirtschaftlich auf gesunden Füßen Gründungsform und hängen zudem stark von den individuellen steht. Wenn der Plan aber erstellt und betriebswirtschaftlich Vorstellungen des Existenzgründers ab. fundiert ist, ist das wirtschaftliche Risiko überschaubar. Doch unsere Erfahrung zeigt: Hohe Investitionen sind nicht mit Der beste Beweis dafür: 998 von 1.000 Existenzgründungsfi- einem hohen Risiko gleichzusetzen. Im Gegenteil. Entscheidend nanzierungen können problemlos bedient werden. Apotheker* Zahnärzte*** Für die Übernahme einer Filialapotheke investierten Pharmazeuten 2012 im Existenzgründer in der Zahnmedizin investierten je nach Niederlassungsart zwi- Schnitt 408.000 Euro. Das Investitionsvolumen für die Übernahme einer schen 241.000 Euro und 338.000 Euro. Das geringste Investitionsvolumen fiel für Einzel- bzw. Hauptapotheke belief sich durchschnittlich auf 440.000 Euro. den Beitritt in eine BAG an, das höchste für die Neugründung einer Einzelpraxis. Davon entfielen 68 Prozent auf den Apothekenkaufpreis. 241.000 € 408.000 € 338.000 € 440.000 € Kleintierärzte* Allgemeinmediziner** Die Investitionen für eine Kleintierpraxis bewegten sich im Schnitt zwischen Deutlich moderater fielen die Investitionsvolumina für eine hausärztliche Praxis 120.000 Euro für eine Einzelpraxisneugründung und 173.000 Euro für eine aus. Wer zusammen mit einem bereits niedergelassenen Arzt eine Berufsaus- Einzelpraxisübernahme. übungsgemeinschaft (BAG) gründete, investierte 103.000 Euro. Wer gemeinsam mit anderen Ärzten eine BAG übernahm, kalkulierte 126.000 Euro ein. 120.000 € 173.000 € 103.000 € 126.000 € Niederlassungsform mit niedrigstem Investitionsvolumen Orthopäden** Niederlassungsform mit höchstem Investitionsvolumen Geräteintensive Fachgruppen mussten höhere Investitionen einplanen. Für die Details unter www.apobank.de/existenzgruendung Gründung einer BAG mit einem bereits Niedergelassenen investierten Orthopäden im Schnitt 223.000 Euro, für die Übernahme einer Einzelpraxis 334.000 Euro. 223.000 € 334.000 € Quellen: *apoBank, **apoBank und ZI, ***apoBank und IDZ 17
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Die Honorarsituation: Nebenwirkung positiv Kleintierärzte Kleintierärzte in Einzelpraxen erzielten Einnahmen von knapp 356.000 Euro Schlechte Honoraraussichten machen immer wieder Schlagzei- aus ihrer Praxistätigkeit. Nach Abzug der Praxiskosten und der tierärztlichen len. Dennoch ist die wirtschaftliche Situation der Niedergelas- Hausapotheke belief sich der Praxisüberschuss auf knapp 89.000 Euro. senen insgesamt, bei allen berechtigten Forderungen nach einer 356.000 € besseren Honorierung, solide (s. Grafik) und deutlich attraktiver 89.000 € als die der Angestellten. Umsatz Betriebsergebnis/Praxisüberschuss Zudem gehen aktuelle Prognosen davon aus, dass die Honorare der Vertragsärzte in den kommenden fünf Jahren um deutlich Quelle: apoBank mehr als zehn Prozent steigen werden. Auch für die Zahnärzte ist eine positive Entwicklung zu erwarten. Schätzungen zufolge ist eine jährliche Steigerung von rund zwei Prozent realistisch. Im Apothekenmarkt führt die sinkende Zahl der Apotheken Praxisüberschuss nach Praxisform (Zahnärzte) dazu, dass der Umsatz pro Apotheke steigen wird. Zugleich wirkt sich die Umstellung der Nacht- und Notdienstvergütung 500.000 € 486.000 € positiv aus. 400.000 € 429.000 € 300.000 € 334.000 € Apotheker 280.000 € Nach Auswertungen der apoBank betrug der Gesamtumsatz einer Einzel- bzw. Hauptapotheke 2012 durchschnittlich knapp 2,1 Mio. Euro. Dies führte zu 200.000 € einem Betriebsergebnis von 122.000 Euro. 149.000 € 152.000 € 100.000 € 2,1 Mio € 122.000 € 0€ Einzelpraxis BAG (pro Inhaber) Allgemeinmediziner In einer Einzelpraxis tätige Allgemeinmediziner verzeichneten Gesamteinnah- Umsatz Kosten Überschuss Quelle: apoBank men von 295.000 Euro und einen Praxisüberschuss von 148.000 Euro. 295.000 € Die Einkommenssituation lässt sich zudem aktiv gestalten. 148.000 € Schon die Niederlassungsform entscheidet mit über spätere Verdienstmöglichkeiten. Kooperationen etwa bieten einen interessanten Hebel, um Kosten zu senken und den Über- Orthopäden schussanteil der Praxis zu steigern. So liegt etwa der Umsatz In einer Einzelpraxis niedergelassene Orthopäden erzielten im Schnitt einen einer zahnärztlichen 2-er BAG 11,7 Prozent unter dem einer Umsatz von 423.000 Euro. Der Praxisüberschuss lag bei 183.000 Euro. Einzelpraxis, der Überschussanteil jedoch nur 2,0 Prozent. Mit anderen Worten: Trotz des niedrigeren Umsatzes, der sich 423.000 € 183.000 € vermutlich aus einer geringeren Arbeitszeit in der Kooperation ergibt, ist annähernd der gleiche Überschuss erzielbar. Zahnärzte Bei niedergelassenen Zahnärzten lagen die Praxiseinahmen in einer Einzelpra- Süße Pille „Niederlassung“ xis bei 486.000 Euro. Nach Abzug der Praxis- und Laborkosten belief sich der Praxisüberschuss auf 152.000 Euro. Die Niederlassung in eigener Apotheke bzw. Praxis ist und bleibt wirtschaftlich attraktiv. Vorausgesetzt, die Selbständigkeit wird 486.000 € optimal vorbereitet: angefangen bei einer genauen Analyse der 152.000 € Investitionen und fortlaufenden Kosten über das Finanzierungs- konzept bis hin zur Praxis- bzw. Apothekenstruktur. So werden Umsatz Betriebsergebnis/Praxisüberschuss potenzielle Risiken von Beginn an eingegrenzt und die süße Pille „Niederlassung“ kann ihre volle Wirkung entfalten. 18
Betriebswirtschaft 1x1 der Unternehmensführung Die Praxis oder Apotheke wirtschaftlich erfolgreich zu führen, ist für viele Heilberufler eine Herausforderung. Worauf kommt es an? Thomas Voeste, Geschäftsführer der voeste+kollegen GmbH Marketing werden dürfen. Die erbrachten Leistungen sollten genau erfasst und die KV- bzw. KZV-Abrechnungen nach Eingang auf Plausibi- Die Außendarstellung ist elementar für den Erfolg einer Praxis lität geprüft werden. Zudem empfiehlt es sich, das Angebot an oder Apotheke. Entsprechend sollte jeder Existenzgründer außerbudgetären bzw. Selbstzahlerleistungen auszubauen. Hier- ein Marketingkonzept erstellen (lassen). Eckpfeiler sind eine unter fallen u. a. Prävention, Impfungen, ambulante Operationen. professionell gestaltete und stets aktuelle Internetseite, Anzei- genschaltungen in der Lokalpresse und eine Imagebroschüre. Da approbierte Heilberufler keine frei kalkulierten Preise aus- Zudem helfen Mund-zu-Mund-Propaganda und Empfehlungen in handeln dürfen, werden sowohl Leistungen für Privatversicherte Bewertungsportalen. Bei allen Aktivitäten müssen die Vorgaben als auch Privatleistungen für Kassenversicherte nach der GOÄ des Berufsrechts sowie die Landesberufsordnung, das Heilmit- bzw. GOZ abgerechnet. Bei der Privatabrechnung unterstützen telwerbegesetz und das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb private Verrechnungsstellen. Diese bevorschussen häufig auch berücksichtigt werden. die Abrechnungssumme. So hat der Praxisgründer deutlich höhere Sicherheit und schnelleren Zahlungsfluss. Personalführung Steuerungsinstrument Betriebswirtschaftliche Ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen dem Selbstän- Auswertung digen und seinem Team ist das Erfolgsgeheimnis einer gut laufenden Praxis oder Apotheke. Entsprechend sollten die Die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) ist das wich- Mitarbeiter nach ihrer Leistungsbereitschaft und ihren Fähig- tigste Steuerungsinstrument der Praxis oder Apotheke. Sie gibt keiten eingesetzt werden. In der Regel kann man drei Typen Aufschluss über den erwirtschafteten Umsatz, die angefallenen von Mitarbeitern unterscheiden: Mitarbeiter des ersten Typs Betriebsausgaben und das erzielte Betriebsergebnis. In der übernehmen Verantwortung, leiten die Kollegen, übernehmen Regel umfasst die BWA eine kurzfristige Erfolgsrechnung, einen eigenständig Aufgaben und denken vorausschauend. Mitarbei- Vorjahresvergleich und eine Liquiditätsbetrachtung. ter des zweiten Typs benötigen klar definierte Aufgabenberei- che und Strukturen. In einem solchen Umfeld können sie sich Bei der kurzfristigen Erfolgsrechnung werden Umsätze und am besten entfalten und optimal zum Unternehmenserfolg bei- Kosten gegenübergestellt. Das Ergebnis zeigt, wie finanzkräftig tragen. Die Mitarbeiter des dritten Typs benötigen in der Regel die Praxis oder Apotheke ist. Für den Arzt oder Apotheker ist eine genaue Anleitung, um eine Aufgabe zufriedenstellend zu dabei zunächst wichtig, die Höhe des Umsatzes mit seiner erledigen. Die Aufgaben sollten daher den jeweiligen Fähigkei- Planung abzugleichen und eventuelle Abweichungen zur Fach- ten entsprechend verteilt werden. Darüber hinaus muss es das gruppe zu erkennen. Der Vorjahresvergleich ermöglicht zudem, Ziel des Praxis- bzw. Apothekeninhabers sein, die individuellen Veränderungen aufzudecken und entsprechende Rückschlüsse Stärken der Mitarbeiter zu fördern. zu ziehen. Bei den Liquiditätsbetrachtungen werden neben den Praxisdaten auch private Ausgaben wie Steuern, Vorsorgen, Abrechnung Tilgungen und private Entnahmen berücksichtigt. Ist der Saldo positiv, haben sich Bankkonten und Kasse verbessert, im umge- Bei der Abrechnung ist zwischen der Abrechnung von Kassen- kehrten Fall verschlechtert. leistungen und Privatleistungen nach der Gebührenordnung für Ärzte, Zahnärzte oder Tierärzte (GOÄ, GOZ und GOT) zu unterscheiden. Lesen Sie online weiter unter: Bei der Kassenabrechnung sollten Ärzte und Zahnärzte www.apobank.de/unternehmensfuehrung zwingend die Honorarverteilungsmaßstäbe kennenlernen und wissen, welche Leistungen ins Budget fallen und abgerechnet 19
Facetten der Selbständigkeit Wer die Wahl hat … Die Selbständigkeit ist vielseitiger geworden. Neben der klassischen Einzelpraxis können junge Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte heute alternative Wege in die eigene Praxis gehen. Auch Pharmazeuten können ihre Selbständigkeit freier gestalten. Eine ständige Verfügbarkeit ist damit nicht mehr zwingend – wer sich eine flexible Arbeitszeitgestaltung, fachlichen Austausch und Synergieeffekte wünscht, muss lediglich die richtige Wahl treffen. Theo Sander, Geschäftsführer des Instituts für Wirtschaft und Praxis Bicanski GmbH Voll- oder Teilzeit: Wie viel Versorgung passt zu mir? So kann die Leitung der Apotheke gemäß § 1 Abs. 2 ApoG etwa in Teilzeit erbracht werden. Die fehlenden Stunden werden Die freiberufliche Tätigkeit ist für Ärzte und Zahnärzte seit 2007 durch einen angestellten Apotheker ergänzt. Zudem ist der nicht mehr nur in Vollzeit möglich. Die Alternative ist die halbe angestellte Apotheker nach § 2 ApoBetrO befugt, den Apothe- Zulassung, der sogenannte beschränkte Versorgungsauftrag kenleiter für bis zu drei Monate zu vertreten. Bis zu vier Wochen nach § 19a ZV-Ä. kann sich der Apotheker durch einen Apothekerassistenten oder Pharmazieingenieur vertreten lassen. Vertragsärzte mit halber Zulassung müssen anstelle von 20 nur zehn Mindestsprechstunden in der Woche anbieten. Auch der Allein oder gemeinsam: Bereitschaftsdienst verringert sich um die Hälfte. Entsprechend Was sind die Voraussetzungen? lässt sich mit einer halben Zulassung die Arbeitszeit deutlich reduzieren. Eine grundlegende Frage ist, ob man die Praxis oder Apotheke allein betreiben oder eine Kooperation mit Kollegen eingehen Interessant ist dieses Modell unter anderem für Ärzte, die sich möchte. Die Kooperation bringt nicht nur eine gewisse Flexibi- eine Zulassung teilen wollen, z.B. in einer Berufsausübungsge- lität in puncto Arbeitszeitgestaltung mit sich. Sie fördert auch meinschaft (BAG) mit zwei halben Zulassungen. Nicht selten ist den fachlichen Austausch und ermöglicht Kosteneinsparungen. auch der Wunsch maßgebend, neben der Niederlassung in be- schränkten Umfang weiter in der Klinik zu arbeiten oder schlicht- Wer eine Kooperation ins Auge fasst, sollte zunächst seine eigene weg Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren. Kooperationsfähigkeit prüfen. Denn nur wer teamfähig und kom- promissbereit ist, wird auf Dauer mit einer Kooperation glücklich Da die halbe Zulassung je nach Versorgungslage nicht ohne werden. Insbesondere Ärzte, die in der Ausbildung bereits längere Weiteres wieder in eine volle Zulassung umgewandelt werden Zeit in einer Klinik tätig waren, tun sich hier oft leicht. kann, eignet sie sich nur bedingt als Zwischenlösung. Mit ande- ren Worten: Man sollte sich nur dann dafür entscheiden, wenn Darüber hinaus braucht es ein gemeinsames Konzept, eine man seinen Versorgungsauftrag dauerhaft reduzieren will. „Idee“. Ein unabgestimmtes Nebeneinander würde die Poten- ziale der Kooperation nicht ausschöpfen. Deshalb sollte zu Be- Auch Tierärzte können ihre Selbständigkeit flexibel gestalten. ginn geklärt werden, wie man die Praxis positionieren möchte, Die Einbindung von Assistenten und Vertretern verschafft wie sich die Partner fachlich ergänzen und welche Spezialisie- unternehmerische Spielräume und hilft, die Work-Life-Balance rungen sinnvoll sind. zu verbessern. Eine enge Abstimmung sollte auch in Sachen Kosten erfolgen. Für Apotheker besteht ebenfalls die Möglichkeit, in der eigenen Denn eine Doppelpraxis benötigt im Vergleich zur Einzelpraxis Apotheke flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen und eine nicht das Doppelte an Geräten, Personal und Räumen. Vielmehr familienbewusste Personalpolitik zu betreiben. sind Einsparpotenziale von bis zu 30 Prozent möglich. Eine mit Leben gefüllte Kooperation ist daher das Gebot der Stunde. 20
Kooperationsformen Kooperation ist nicht gleich Kooperation: Was ist die geeignete Form? Wer sich mit Kooperationen beschäftigt, stößt zunächst auf eine verwirrende Vielzahl von Begriffen. Diese umschreiben zwar alle eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit, variieren aber in den Details. Ärzte und Zahnärzte* Teilgemeinschaftspraxis *Soweit nicht anders vermerkt, Zur Wahl steht auch der Zusammenschluss „be- gelten die Ausführungen für Ärzte und Zahnärzte gleichermaßen. zogen auf einzelne Leistungen“ in Form einer Berufsausübungsgemeinschaft Teilgemeinschaftspraxis. Hierbei handelt es sich um eine weniger enge Form der Kooperation, Die BAG, auch Gemeinschaftspraxis genannt, da nur Teilbereiche des ärztlichen Spektrums ist die am weitesten verbreitete Form der gemeinsam erbracht werden. Denkbar wäre Kooperation. Die beteiligten Ärzte bilden etwa eine Teilgemeinschaftspraxis von Internis- gem. § 33 II ZV-Ä eine Einheit, sie arbeiten ten und Urologen zur Betreuung multimorbider miteinander und unterstützen sich gegenseitig. Diabetespatienten. Die Ärzte würden Patienten Der Behandlungsvertrag wird gemeinsam ge- ausschließlich diesbezüglich behandeln und schlossen, die Abrechnung erfolgt unter einer diese Leistungen gemeinsam abrechnen. Abrechnungsnummer und der Gewinn wird untereinander individuell geteilt. Job-Sharing Soweit ein Partner nicht über eine KV-Zulas- Die BAG bietet neben fachlichem Austausch sung verfügt, kommt die BAG als Job-Sharing und der Möglichkeit, ein erweitertes Leistungs- in Betracht. Dabei arbeitet man quasi auf der spektrum anzubieten, auch mehr Freiräume Zulassung des bereits zugelassenen Praxisin- für die teilnehmenden Ärzte: Vertretungszeiten habers. Allerdings ist beim Job-Sharing eine können besser geregelt, Sprechstunden flexi- Obergrenze der gemeinsamen Leistungsmenge bler gehandhabt und Urlaubszeiten einfacher festgelegt. Aus dem Job-Sharing kann in be- überbrückt werden. Zudem bietet die BAG stimmten Fällen eine zusätzliche, eigenständige Kosteneinsparpotenzial. Zulassung entstehen – dies etwa, wenn der Planungsbereich entsperrt wird oder wenn man Wichtig ist jedoch, dass jeder Partner in mehr als zehn Jahre gemeinsam tätig war. sogenannter „freier Praxis“ tätig ist. Dies wird u. a. durch eine Gewinn- und Verlustbeteili- gung, Mitwirkungsrechte und eine Beteiligung Praxisgemeinschaft zumindest am immateriellen Praxiswert gewährleistet. Schließen sich Ärzte nicht zur gemeinsamen Überörtliche BAG Behandlung, sondern nur zur gemeinschaftli- Seit dem 1.1.2007 können Vertragsärzte auch chen Nutzung von Praxisräumen, Personal so- in einer überörtlichen BAG tätig werden. Wie wie apparativer und sonstiger Einrichtung gem. der Name impliziert, werden die Praxen hierbei § 33 I ZV-Ä zusammen, spricht man von einer nicht zusammengelegt; vielmehr können Praxisgemeinschaft. Einfacher ausgedrückt die beteiligten Ärzte und Zahnärzte in einer handelt es sich um mehrere Einzelpraxen, die solchen Kooperation sowohl in ihrer eigenen aus Gründen der Kostenersparnis unter einem Praxis als auch am Praxisstandort der Partner Dach tätig werden. zeitlich reduziert praktizieren. 21
Facetten der Selbständigkeit – Kooperationsformen Behandlungsverträge werden daher nicht Seit 2012 besteht die Mög- Filiale mit der Praxisgemeinschaft geschlossen, lichkeit, einen Sicherstellungs assistenten anzustellen. Dieser sondern mit dem behandelnden Arzt, der auch kann bis zu 36 Monate in der gegenüber der KV bzw. KZV mit seiner eigenen Grundsätzlich ist ein Vertragsarzt gehalten, Praxis tätig sein – Vollzeit oder Abrechnungsnummer abrechnet. seine Sprechstunden, mit Ausnahme von Teilzeit. So kann die Praxis Hausbesuchen etc., am Vertragsarztsitz, also trotz Elternzeit, Pflege von An- Unbedingt zu vereinbaren ist bei dieser Form der postalischen Praxisadresse, zu erbringen. gehörigen oder eines längeren krankheitsbedingten Ausfalls der Kooperation, wie die Kosten für den ge- Jeder Ort einer weiteren nachhaltigen vertrags- weitergeführt werden. meinschaftlich organisierten Teil – z.B. Geräte, ärztlichen Tätigkeit wird daher gem. § 24 Abs. Einkauf oder Personalpool - aufgeteilt werden. 3 ZV-Ä als Nebenbetriebsstätte bezeichnet. Die KV bzw. KZV kann derartige Anträge genehmi- gen, wenn am Filialstandort die Versorgung der Versicherten verbessert und die ordnungsge- Medizinische Versorgungszentren mäße Versorgung am Ort des Vertragsarztsitzes nicht beeinträchtigt wird. Dies ist möglich, auch MVZ sind eine besondere Art der Kooperation. wenn der weitere Filialstandort für Zulassungen Hier gründen zugelassene Ärzte, Zahnärzte, gesperrt ist. Damit bietet die Filiale insbeson- Kliniken oder bestimmte Organisationen dere Gestaltungsmöglichkeiten mit Blick auf gem. § 95 I S. 2 SGB V einen eigenständigen die Ausweitung des Praxisbetriebs. Dies kann Rechtsträger, das MVZ, und nehmen so an der den positiven Nebeneffekt haben, dass durch vertragsärztlichen Versorgung teil. die Anstellung eines Arztes Vertretungszeiten besser geregelt und Arbeitszeiten flexibler Die Abrechnung der Behandlung erfolgt durch gehandhabt werden können. das MVZ, die Behandlung der Patienten über dort angestellte oder selbständige Ärzte. Die Patientenbehandlung muss mindestens schwerpunktübergreifend erfolgen, quasi Tierärzte aus einer Hand. Laut Koalitionsvertrag soll diese Voraussetzung der fachübergreifenden Berufsausübungsgemeinschaft Tätigkeit entfallen. Dann wären auch reine Zahnärzte- oder Hausärzte-MVZ möglich. Tierärzte können sich gemeinschaftlich in einer MVZ bieten insbesondere für selbständige BAG organisieren. Die berufsrechtlichen Rege- Heilberufler, die in größerem Umfang mit lungen führen zu ähnlichen Organisations- und angestellten Ärzten arbeiten möchten, Chan- Synergieeffekten wie im ärztlichen Bereich. cen. Denn die grundsätzliche Regel, wonach ein Vertragsarzt nur drei angestellte Ärzte beschäftigen darf, gilt im MVZ nicht. Praxisgemeinschaft/Gruppenpraxis Die Gruppenpraxis ist im Innenverhältnis ein Zusammenschluss mehrerer Praxisinhaber zum Zweck der fachlichen Zusammenarbeit, gegenseitiger Vertretung, gemeinsamer Nutzung von Praxiseinrichtungen und Instru- menten sowie des gemeinsamen Einkaufs. 22
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