Wir sind Klimaschutz - ÖBB Klimaschutzstrategie 2030 - ÖBB-Presse

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Wir sind Klimaschutz - ÖBB Klimaschutzstrategie 2030 - ÖBB-Presse
Wir sind
Klimaschutz.
ÖBB Klimaschutzstrategie 2030
Wir sind Klimaschutz - ÖBB Klimaschutzstrategie 2030 - ÖBB-Presse
Klimaschutz. Die ÖBB
 ersparen dem Klima
 durch den Güterverkehr
 per ­Schiene 1,1 Millionen
 Tonnen CO2 und durch
 den Personen­verkehr per
 Schiene 2,4 Millionen
 Tonnen CO2 pro Jahr.
 In Summe sind das
 3,5 Millionen Tonnen
 CO2. Um diese Menge
 zu binden, müsste man
 einen Wald in der Größe                  3,5
­Vor­arlbergs ­pflanzen.                  Mio. t

   CO2             O2

         1,1                  2,4   Mio. t
                                    CO2-Emissionen
                                    eingespart
                                    durch den ÖBB
                                    Schienenverkehr
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ÖBB  KLIMASCHUTZSTRATEGIE 2030
Kommentar des Vorstands

ÖBB-HOLDING-VORSTAND. Ing. Mag. (FH) Andreas Matthä (CEO), Mag. Arnold Schiefer (CFO)

Die Bahn ist Teil der Lösung. Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine der
größten Herausforderungen unserer Zeit. Eine der zentralen Fragen dabei lautet: Wie ist
die Klima­wende im Verkehrsbereich zu schaffen? Klar ist: Der Verkehrssektor muss einen
substanziellen Beitrag leisten, damit Österreich seine Klimaschutzziele erreichen kann.
Aktuell ver­ursacht dieser – exklusive internationalem Luftverkehr – nämlich rund 29  Prozent
der gesamten hei­mischen Treib­haus­gas­emissionen (THG). Etwa 99  Prozent davon kommen
aus dem Straßenverkehr. Der Hebel ist also groß: Mit den richtigen Maßnahmen können
die Emissionen im Verkehrssektor aber auch rasch und deutlich reduziert werden.

Alleine die ÖBB ersparen der Umwelt mit ihren Schienenverkehrsleistungen aktuell rund 3,5  Millionen
Tonnen THG-Emissionen pro Jahr. Eine Verdoppelung der Leistung der ÖBB und der a­ nderen heimischen
Bahnunternehmen würde knapp 50  Prozent der derzeit fehlenden Differenz von rund 8 Millionen Tonnen
zur Erreichung der österreichischen Einsparungs­verpflichtung im Sektor Verkehr ergeben. Um diese –
visionäre, aber machbare – Verkehrs­verlagerung hin zur Schiene auch tatsächlich zu ­schaffen, brauchen
die Bahnunternehmen jedoch bessere Rahmen­bedingungen. Denn zur Zeit ist der Wettbewerb zwischen
den einzelnen Verkehrsträgern häufig nicht fair. Das beginnt bei steuerlicher Ungleichbehandlung,
führt über große Unterstützung für fossile Mobilitätsformen und endet bei der fehlenden verkehrsträger­
übergreifenden Kostenwahrheit. In diesen ­Bereichen ist die Politik gefordert.                            >
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2   ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

                                                           Derzeit ist der Wettbewerb
                                                           zwischen den einzelnen
    Klimafreundliche Mobilität für die Zukunft
    Natürlich haben auch die Bahnunternehmen
                                                           Verkehrsträgern häufig nicht
    einen Beitrag zur Erreichung der österreichischen      fair. In diesem Bereich ist
    Klima­ziele zu leisten. Die ÖBB tun dies mit
    einer ambitionierten Klimaschutzstrategie. Mit
                                                           die Politik gefordert.
    neuen Technologien im Bereich Steuerung und
    Betriebsführung sowie leistungsfähigeren Fahrzeugen wollen und werden wir dabei die Kapazität
    deutlich steigern. Und die rasche Elektrifizierung weiterer Bahnstrecken, der verstärkte Einsatz
    erneuer­barer Energien, die Steigerung der Energieeffizienz und der Einsatz von alternativen Antriebs­
    technologien werden das System Bahn und auch den Busverkehr zusätzlich attraktivieren. Zwei weitere
    wichtige Hebel zur Verkehrsverlagerung des Straßen- und Flugverkehrs auf die Schiene sind Qualitäts­
    steigerungen und die Vereinfachung des Zugangs zu Bahn und Bus. Gut ausgebildete und motivierte
    Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter sind dafür eine der wichtigsten Voraussetzungen. Wir investieren
    deshalb massiv in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und bieten interessierten Menschen die
    Möglichkeit, die klimafreundliche Mobilität der Zukunft aktiv mitzugestalten.

    Österreich ist seit Jahrzehnten ein führendes Bahnland
    Bereits zu Zeiten der Monarchie hat der Ausbau der Bahn Menschen zusammengeführt und erfolg­reiches
    Wirtschaften ermöglicht. Bahnbrechende Strecken wie die Semmeringbahn als erste alpenquerende
    Bahn­ver­bindung haben Österreich vor vielen Jahrzehnten zu einem führenden Bahnland gemacht.
    Eine Position, die wir bis heute gehalten haben. Ähnliches sollte auch unser Anspruch für die vor uns
    liegenden Jahre sein. Klimaschutz ist – und das gilt natürlich auch für den Verkehrssektor – nämlich auch
    eine enorme Wachstumschance. Schon heute zählt die österreichische Bahnindustrie in vielen Bereichen
    zur Welt­spitze. Durch Innovationen und durch die Weiterentwicklung von Technologien im Bahnsektor
    könnten österreichische Unter­nehmen die starke Position im Zukunftsbereich Bahn weiter ausbauen.
    Die öster­reichischen Bahnunternehmen – allen voran die ÖBB – stehen dafür wie bisher als starke Partner
    bereit und sorgen für den Heimmarkt, auf dem künftige Patente für den Weltmarkt gemeinsam
    entwickelt und getestet werden können.

    Die ÖBB als eines der größten Unternehmen der Republik Österreich werden jedenfalls alles daran­setzen,
    dass Österreich seine Klimaschutzverpflichtungen erreichen wird. Wir sind dabei Partner der P
                                                                                                ­ olitik und
    Partner der Wirtschaft. Vor allem aber sind wir Partner der Menschen in unserem Land, denen wir als
    größtes Klimaschutzunternehmen Österreichs verpflichtet sind.

      Ing. Mag. (FH) Andreas Matthä              Mag. Arnold Schiefer
                Vorstandsvorsitzender              Mitglied des Vorstands
                  ÖBB-Holding AG                      ÖBB-Holding AG
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                                                                          TRATEGIE 2030
                                                                               UTZS
                                                                  ÖBB KLIMASCH
   Inhalt
                                                                                      Wir sind

                                                        AG
                                                    ÖBB-HOLDING
 1 Kommentar des Vorstands                                                            Klimaschutz
                                                                                      ÖBB Klimasch.utzstrat   egie 2030
 4 Einleitung zum Thema Klimaschutz
10 ÖBB  Klimaschutzstrategie 2030

16	Elektrifizierung                                          Über diesen Bericht
    Weitgehend flächendeckende                                Der Klimaschutz ist ein zentrales Thema
    ­Elektrifizierung des ÖBB Streckennetzes                  der aktuellen gesellschaftspolitischen
                                                              Diskus­sionen – weltweit, in Europa und
                                                              in Österreich. Es wird vielfach über ein
24	Alternative Antriebe Schiene
                                                              neues Denken und Handeln diskutiert, über
    Neue Technologien bei den                                 Heraus­­forderungen und Wachstumschancen,
    alternativen Antrieben für die Schiene                    über strategische Ziel­setzungen für
                                                              eine dekarbo­nisierte Gesell­­schaft, über
32	Alternative Antriebe Straße                               die Thematik der Erreichung gesetzter
                                                              beziehungs­weise über neue CO2-Ziele
    Alternative Antriebstechnologien
                                                              und über mögliche ­Potenziale zu deren
    auf der Straße haben großes Potenzial                     Erreichung.
                                                               Die ÖBB als Österreichs größtes Klima­schutz­
40	Erneuerbare Energie
                                                               unternehmen gehen einen Schritt weiter.
    Die Eigenerzeugung von Strom aus                           Der vorliegende Bericht zur ÖBB  Klima­
    ­erneuerbaren Energieträgern forcieren                     schutz­­strategie beschreibt erstmals die
                                                               ambitio­nierten Zielsetzungen zur Reduktion
48	Energieeffizienz                                           der Treib­haus­gas­emissionen (THG) der
                                                               ÖBB bis 2030 und 2040 bis 2050 und vor
    Nichts ist umweltschonender als Energie,
                                                               allem das Engagement für klima­neutrale
    die nicht benötigt wird                                    Mobilität entlang sechs zentraler Hebel. Die
                                                               ÖBB wollen auf ein zusätzliches THG-
56	Verkehrsverlagerung                                        Einsparungspotenzial von Bahn und Bus
    Jeder  Kilometer mehr auf der Schiene                      aufmerksam machen – sozusagen ein
                                                              ­Angebot unterbreiten.
    ist gut für die Umwelt
                                                               Zu jedem Hebel der ÖBB  Klimaschutzstrategie
                                                               2030 ist ein maximales Potenzial zur
70 Expertenstatements                                          THG-Einsparung angegeben, entsprechende
   Treib­haus­gas-Einsparungspotenziale
72	                                                           Maß­­nahmen der ÖBB und auch Forderungen
                                                               werden beschrieben. Denn zur Hebung dieser
                                                               gesamten Potenziale sind geeignete Rahmen­­
                                                               bedingungen notwendig.
                                                              Über die weiteren Entwicklungen zur
                                                              ÖBB  Klima­schutz­strategie wird in ÖBB  Klima-
   DAS COVER. Zwölf Lehrlinge aus der ÖBB  Lehr-
                                                              schutzberichten regelmäßig informiert.
   werkstätte Wien haben am 29. November 2019
   an der „Fridays for Future“-Demonstration
   in Wien teilgenommen. Wir haben sie begleitet.             DIGITAL. Den Bericht zur Klimaschutz­
   Bei dieser Gelegenheit ist das Foto für das                strategie 2030 als PDF finden Sie unter:
   Cover entstanden.                                          konzern.oebb.at/ksb2019
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4           ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

Das Klima ändert sich
            ZUKUNFT.  Dass wir Menschen den aktuellen Klimawandel verursachen,
            steht mittlerweile außer Zweifel. Jetzt haben wir die große
            Herausforderung und Verantwortung diesem entgegenzuwirken.

D
        as Klima auf unserem Planeten hat sich immer     verändern sich. Der Winter beginnt später und endet
        schon geändert. Doch das Ausmaß und die          früher. Mancherorts werden Hitzewellen im Sommer
        Geschwindigkeit des Klimawandels seit der        häufiger. Das Eis an den Polen schmilzt, Gletscher
Industrialisierung machen nachdenklich.                  werden verschwinden – der Meeresspiegel steigt. Die
Rund um die Welt werden seit gut 200 Jahren fossile      Ozeane erwärmen sich, mehr Wasser verdampft. Der
Rohstoffe wie Kohle, Gas und Erdöl als Energieträger     Treib­hauseffekt wird dadurch weiter verstärkt. Zudem
genutzt. Die Folge: Die Treib­haus­gase in der Atmo­     nimmt wärmere Luft mehr Feuchtigkeit auf. Es wird
sphäre sind seitdem drastisch angestiegen und damit      mehr regnen und Extremwetterereignisse wie Stark­
auch die Temperatur der Erdoberfläche – derzeit um       regen, Dürreperioden, Stürme etc. werden zunehmen.
durchschnittlich 0,8 Grad Celsius. Das ist mehr als
genug, um das sensible Gleichgewicht auf der Erde        Neues Denken, neues Handeln
aus der Balance zu bringen. Schnelles und engagiertes    Kann man den durch den Menschen verursachten
Handeln ist gefragt, auch damit die Erwärmung nicht      Klima­wandel verlangsamen, aufhalten oder gar
noch weiter ansteigt.                                    um­kehren? Grundvoraussetzung dafür ist ein neues
Was uns genau erwartet, kann niemand mit Sicherheit      ­Denken und Handeln in verschiedensten Bereichen
vorhersagen. Klimaforscher treffen anhand von Daten       unseres Lebens. Es geht um unseren gemeinsamen
aus der Vergangenheit Prognosen. Folgende Szena­          Planeten, das erfordert ein weltweites, einvernehmli-
rien sind möglich und wahrscheinlich: Die Jahreszeiten    ches Vorgehen – eine zusätzliche große Herausforde-
                                                                              rung. Die Vereinten Nationen sind
                                                                              seit vielen Jahrzehnten um unser
Schnelles und engagiertes Handeln                                             Klima bemüht. Auf Klimakon­
                                                                              ferenzen haben Politiker deshalb
ist gefragt, auch damit die Erwärmung                                         eine deutliche Begrenzung der       >
nicht noch weiter ansteigt.
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6           ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

menschen­gemachten globalen Erderwärmung disku-
tiert. Auf der Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 ist
das sogenannte „2-Grad-Ziel“ beschlossen worden.
Mittler­weile ist man sich jedoch darüber im Klaren,
dass eine durchschnittliche Erwärmung von 1,5 Grad
Celsius nicht überstiegen werden sollte. Jedes Land
soll seinen Beitrag dazu leisten und zum Beispiel mehr
erneuer­bare Energien wie Solarenergie, Wind- und
Wasserkraft nutzen. Ob diese Maßnahmen ausreichen,
bleibt dahin­gestellt. Einige Forscher befürchten sogar,
dass die Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100          GRÜN. Zur Erreichung der ambitionierten EU- und nationalen Ziele hat die
um 5 Grad Celsius oder mehr steigen wird!
                                                            dest 40  Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert,
Die österreichischen                                        der Anteil erneuerbarer Energien auf 32  Prozent des
Verpflichtungen                                             Endverbrauchs erhöht und die Energieeffizienz um
Für die zweite Kyoto-Verpflichtungsperiode 2013             32,5  Prozent verbessert werden.
bis 2020 trägt Österreich im Rahmen des Klima- und          Das Klimaziel von minus 40  Prozent wird wiederum auf
Energie­paketes der Union die Zielsetzung mit, die Treib­   die Bereiche Emissionshandel und Nichtemissionshandel
haus­gas­emissionen um insgesamt 20  Prozent gegen-         aufgeteilt. Im Emissionshandel sind die Treib­haus­gas­
über dem Niveau des Jahres 1990 zu senken. Österreich       emissionen bis 2030 um 43  Prozent gegenüber 2005
ist verpflichtet, die von den nicht im Emissionshandel      zu reduzieren, in anderen Sektoren um 30  Prozent. Im
befindlichen Sektoren (z. B. Verkehr, Gebäude, Land-        Sinne des „Effort Sharing“ (der Lastenteilung in der EU)
wirtschaft) verursachten Treib­haus­gas­emissionen bis      gilt Österreich als Land mit hohem Einkommensniveau
zum Jahr 2020 um 16  Prozent gegenüber dem Jahr             und hat deswegen ein Ziel von minus 36  Prozent
2005 zu reduzieren. Die auf dieses Ziel ausgerichteten      zu erfüllen.
Maßnahmenpläne werden gemäß Klimaschutzgesetz               Zur Erreichung der ambitionierten EU- und nationalen
(KSG) erstellt. In diesem Gesetz sind auch die Zielpfade    Ziele hat die Bundesregierung eine österreichische
für die Höchstmengen an Emissionen von Treib­haus­          Klima- und Energiestrategie (#mission2030) erstellt, die
gasen je Sektor im Zeitraum 2013 bis 2020 festgelegt.       Ende Mai 2018 beschlossen wurde. In dieser ­Strategie
Die Europäische Union hat nun auch bereits die nächste      sind die Zielfestlegungen für Österreich sowie die
Zieletappe bis zum Jahr 2030 definiert. Die von Treib­      korres­pondierenden Maßnahmen zur Erreichung der
haus­gasen verursachten Emissionen sollen um zumin-         Ziele enthalten. In den nächsten Jahren sollen gemein-
                                                                                 sam mit den Bundesländern unter
                                                                                 anderem zwölf „Leuchtturmpro-
                                                                                 jekte“ in den Bereichen Mobilität,
Es geht um unseren gemeinsamen                                                   Gebäude und Wärme, Energiewirt-
Planeten, das erfordert ein weltweites,                                          schaft, Forschung und Innovation,
                                                                                 Bioökonomie und „Green Finance“
einvernehmliches Vorgehen –                                                      sowie im Bereich Kommunikation
eine zusätzliche große Herausforderung.
Wir sind Klimaschutz - ÖBB Klimaschutzstrategie 2030 - ÖBB-Presse
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                                                                           Die wesentlichsten weltweiten
                                                                           ­Klimaschutzabkommen im Überblick
                                                                           VERTRÄGE. Das Klima ändert sich. Seit Jahrzehnten
                                                                           wird daran gearbeitet, einen weltweiten Konsens zu finden.
                                                                           Die wichtigsten Abkommen
                                                                           Klimarahmenkonvention
                                                                           Als ein internationales Klimaschutzabkommen wurde 1992 die
                                                                           Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention
                                                                           on Climate Change, UNFCCC) von nahezu allen Staaten der Welt
                                                                           unterzeichnet.

Bundesregierung eine Klima- und Energiestrategie (#mission2030) erstellt   Kyoto-Protokoll
                                                                           2005 trat das Kyoto-Protokoll in Kraft, das erstmals völkerrechtlich
          und Bildung zur Umsetzung gebracht werden.                       verbindliche Treib­haus­gas-Reduktionsziele für die Industriestaaten
                                                                           festlegte. Das entsprechende Ziel der EU: Reduktion der Treib­
          Im Sommer 2018 wurde in Zusammenarbeit mit den
                                                                           haus­gas­emissionen um 8  Prozent. Die erste Kyoto-Verpflichtungs­
          Bundesländern ein umfassender Diskussionsprozess                 periode endete mit dem 31. Dezember 2012, eine Einigung über
          zur Erstellung des österreichischen Nationalen ­Energie-         eine zweite Kyoto-Periode wurde bei der 8. Vertragsstaaten­
          und Klimaplans (NEKP) eingeleitet. Dieser wurde                  konferenz in Doha 2012 erzielt (Laufzeit 2013–2020). Die
          zunächst als Entwurf Ende 2018 an die Europäische                vereinbarte Reduktion für die EU und ihre Mitgliedstaaten beträgt
                                                                           20  Prozent gegenüber 1990. Diese Verpflichtung steht im Einklang
          ­Kommission übermittelt. Bis Ende 2019 erfolgt die
                                                                           mit dem bereits gültigen Klima- und Energiepaket 2020.
           ­politische Abstimmung des finalen Planes im Rahmen
                                                                           Paris Agreement 2015
          der ­Governance-Verordnung zur Energieunion.
                                                                           Im Pariser Abkommen, das im Dezember 2015 bei der 21.  Vertrags­
                                                                           staatenkonferenz in Paris beschlossen wurde, ist das langfristige
          Österreichische Klima- und                                       2-Grad-Ziel erstmals in einem völkerrechtlichen Vertrag festgelegt.
          Energie­strategie (#mission2030) und                             Es trat am 4. November 2016 in Kraft, da es mehr als 55 Vertrags-
          die Ziele für den Verkehrssektor                                 parteien, die zumindest 55  Prozent der globalen Emissionen von
                                                                           Treib­haus­gasen verursachen, ratifiziert haben. Im Gegensatz zum
          Österreich hat sich in Sachen Klima- und Umweltschutz
                                                                           Kyoto-Protokoll umfasst dieser neue Vertrag nicht nur Industrie-,
          ambitionierte Ziele gesetzt: Man will inter­nationaler           sondern auch Schwellen- und Entwicklungsländer, um der Verände-
          Vorreiter auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft           rung der globalen Verteilung des Treib­haus­gasausstoßes Rechnung
          sein. Die #mission2030, die österreichische Klima-               zu tragen. Bis zur zweiten Hälfte dieses Jahr­hunderts sollen die
          und Energiestrategie, ist der Startschuss für das Ende           globalen Anstrengungen zur Dekarbonisierung zu „Netto-Null­
                                                                           emissionen“ führen.
          des fossilen Zeitalters. Zentrales Ziel ist es, die Treib­
          haus­gas­emissionen bis 2030 um 36  Prozent gegen­               Katowice Rulebook 2018
          über 2005 zu reduzieren und 100  Prozent des öster­              Zur weiteren Ausgestaltung des Pariser Abkommens wurde
                                                                           bei der 24. Vertragsstaatenkonferenz im polnischen Katowice
          reichischen Stromes aus erneuerbaren Energie­trägern
                                                                           (2.–15. Dezember 2018) das sogenannte Regelbuch für die
          zu erzeugen. Das Erfolgsrezept: eine nach­haltige                Umsetzung (ein von allen Mitgliedstaaten getragenes Regelwerk)
          Kombination aus bewusstseinsbildenden Maßnahmen,                 beschlossen.
          der effizienten Nutzung von erneuerbaren Energien
          und der gezielten Unterstützung innovativer Umwelt­
          technologien.                                                                                                                           >
Wir sind Klimaschutz - ÖBB Klimaschutzstrategie 2030 - ÖBB-Presse
8           ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

                                                           Anteile Treib­haus­gas­emissionen 2017
                                                                      Abfallwirtschaft   Fluorierte Gase
                                                                                  3%     3%

                                                            Landwirtschaft
                                                                     10 %
                                                                                                                 Energie und
                                                                                                                 Industrie – EH
                                                           Gebäude                                               37 %
                                                              10 %
Die Zielsetzung im Detail: Österreich will seine Treib­
haus­gas­emissionen bis 2030 um 36  Prozent gegenüber
2005 reduzieren. Im Jahr 2016 lag der österreichische
Ausstoß von Treib­haus­gasen im Bereich außerhalb des
EU-Emissionshandels bei rund 50,6  Millionen Ton-
nen CO2-Äquivalent. Das Ziel für 2030 liegt bei etwa
                                                                     Verkehr
36,4  Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, das bedeutet                    29 %
                                                                                                       Energie und Industrie
eine Abnahme um rund 28  Prozent. Alle Sektoren                                                        – Nicht-EH
                                                                                                       8%
außerhalb des EU-Emissionshandels sollen einen Beitrag
zur Zielerreichung leisten. Der Schwerpunkt liegt auf
den Sektoren Verkehr und Gebäude, in denen das größ-       DER VERKEHR ist mit einem Anteil von 29  Prozent der Gesamt­
te Reduktionspotenzial besteht. Diese Verringerung soll    emissionen derzeit einer der emissionsstärksten Sektoren
durch Maßnahmen in Österreich erreicht werden und          (Quelle: Umweltbundesamt 2019)
damit einen wichtigen Schritt in Richtung Dekarbonisie-
rung darstellen.                                           Straßenverkehr, der etwa 99  Prozent der Emissionen
Der Verkehr ist mit einem Anteil von 29  Prozent der       von Treib­haus­gasen des gesamten Verkehrssektors
Gesamtemissionen (inkl. Emissionshandel) derzeit einer     ausmacht. Die nationalen Treib­haus­gas­emissionen im
der emissionsstärksten Sektoren. Zur Erreichung des        Verkehr in der Höhe von circa 29  Prozent setzen sich
Gesamtziels bis 2030 ist eine Verminderung der Emis-       wie folgt zusammen: rund 18  Prozentpunkte davon
sionen auf rund 15,7  Millionen CO2-Äquivalent (aktuell    verursacht der Personenverkehr auf der Straße (Pkws,
fehlen rund 8  Millionen Tonnen CO2) notwendig. so         Busse, Mofas, Motorräder), rund 10  Prozentpunkte
könnte sich Österreich als Vorreiter in der Elektromobi-   davon der Straßengüterverkehr. Der restliche  Prozent-
lität sowie bei den alternativen Antrieben positionieren   punkt der Treib­haus­gas­emissionen des Verkehrssektors
und starke Impulse auf Bundes- und Landesebene für         verteilt sich auf Bahn-, Schiff- und nationalen Flugver-
einen weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs set-       kehr (Achtung: nur Start und Landung in Österreich) so-
zen. Zudem wird ein Pfad eingeschlagen, der mit dem        wie auf mobile militärische Geräte. Wichtiger Hinweis:
im Regierungsprogramm verankerten Ziel einer fossil-       Die Emissionen des internationalen Flugverkehrs sind in
freien Mobilität kompatibel ist.                           diesen Berechnungen nicht einmal enthalten.

Treib­haus­gas­emissionen im Verkehr
Der Sektor Verkehr verursacht rund 24  Millionen
Tonnen Treib­haus­gas­emissionen. Hauptemittent ist der

Der Sektor Verkehr verursacht
rund 24 Millionen Tonnen Treibhausgas­­­
emissionen. Hauptemittent ist der
Straßenverkehr mit etwa 99 Prozent.
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                                                                                             Aber auch in anderen Sektoren des
                                                                                             täglichen Lebens wird der CO2-
                                                                                             Fußabdruck zusehends hinterfragt
                                                                                             – egal, ob im Lebensmittelhandel,
                                                                                             bei Verpackungen, bei Produktions-
                                                                                             prozessen oder Dienstleistungen.

                                                                                             Klimaschutz ist Thema
                                                                                             Auch die Bewusstseinsbildung und
                                                                                             der Meinungsaustausch rund um
                                                                                             den Klimawandel haben bemer-
GRETA THUNBERG nach der „Fridays for Future“-Demonstration vor der Abfahrt mit dem Railjet   kenswerte Ausmaße erreicht. Neben
                                                                                             den weltweiten Klimakonferenzen
                                                                                             boomen Diskussions- und Auszeich-
       Klimaschutz definiert einen                                                           nungsveranstaltungen, Tagungen
                                                                                             und Events. Österreichs größte inter-
       neuen Zeitgeist                                                                       nationale Klimaschutzkonferenz ist
       DIE VERÄNDERUNG kommt – ob ihr es wollt oder nicht. Klare Worte                       der „R20 Austrian World Summit“.
       von Greta Thunberg beim UN-Klimatreffen in New York.                                  Führende Politiker und Politkerinnen,
                                                                                             Unternehmen, Vertreter und Vertre-
                                                                                             terinnen der Zivilgesellschaft, Start-
        Die von Greta Thunberg initiierten         Eigenes Handeln                           ups, Akteure und Akteurinnen aus
        „Fridays for Future“-Demonstra-            wird hinterfragt                          Regionen und Städten sowie Exper-
        tionen haben sich zu weltweiten            Ob beruflich oder privat – Klima-         ten und Expertinnen kommen dabei
        Bewegungen formiert.                       schutz ist Thema. Vor allem auch          zusammen, um Partnerschaften zu
        Viele Wissenschaftler sowie auch           im Sektor Verkehr, und das nicht          stärken, Erfahrungen und Ideen aus-
        Künstler und Schauspieler – allen          nur bei der täglichen Mobilität,          zutauschen und um auf diese Weise
        voran Arnold Schwarzenegger –              sondern auch bei der Fahrt in den         nachhaltige Klimaschutzprojekte
        unterstützen den Kampf gegen               wohlverdienten Urlaub. Plötzlich          schneller auf Schiene zu bringen.
        den Klimawandel. Auch wenn es              ist es interessant, wie man von A         Apropos „Schiene“: Die ÖBB sind
        manche vielleicht noch nicht wahr-         nach B kommt. Da und dort wird            natürlich schon jahrelang Partner
        haben wollen – aber Klimaschutz            klimaschädliches Verhalten sogar          des „Austrian World Summit“ und
        ist ein wichtiges Thema gewor-             im Freundeskreis oder in der Familie      werben für die klimafreundliche
        den und entwickelt gerade auch             thematisiert. „Flugscham“ ist ein         Bahn. Selbst Greta Thunberg und
        einen neuen Zeitgeist. Frei nach           Verhalten, das sich vor allem schon       ihr Team sind 2019 klimafreundlich
       ­Arnold Schwarzeneggers Ausspruch           in den skandinavischen Ländern            mit der Bahn angereist und wurden
        „­Action“ geht es darum, selbst            zusehends etabliert. Der Trend geht       mit Elektroautos der ÖBB Rail&Drive-
        etwas zu tun, sich jetzt auch zu           klar in Richtung nachhaltiges Reisen      Flotte vom Wiener Hauptbahnhof
        engagieren.                                – die Bahn hat hier die Nase vorn.        ins Hotel gebracht.
10   ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

     CO2-NEUTRALER ÖBB MOBILITÄTSSEKTOR ALS ERSTER SCHRITT

Die ÖBB Klimaschutzst

                                     ~2,4 Mio. t
                                     maximales zusätzliches
                                     Treib­haus­gas-Einsparungs­­
                                     potenzial jährlich ab 2030
                                     durch die ÖBB  Klimaschutzstrategie
rategie 2030

  Unsere Ambitionen
  KLIMANEUTRALITÄT. Die ÖBB haben sich mit ihrer Klima-
  schutzstrategie große Ziele gesetzt:

  • CO2-neutraler ÖBB Mobilitätssektor bis 2030
     (Scope 1 & 2 – ohne Gebäude)
  •V
    ollständige CO2-Neutralität 2040 bis 2050
   (Scope 1, 2 & 3 vollständig)
  • Verkehrsverlagerung durch Attraktivierung des Systems
     und mehr Kapazität (Innovation / Technologie)
12         ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

Mobilität mit
Verantwortung
GRÜNE ÖBB.   Schon heute leisten die ÖBB
einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Den wollen sie weiter massiv erhöhen.
Die ÖBB  Klimaschutzstrategie 2030 defi-
niert sechs zentrale Hebel um das möglich
zu machen.

                                                       GRÜN. Um das CO2, das durch die Mobilitätsdienste der ÖBB eingespart wird,

D
         ie ÖBB sind Österreichs größtes Klima­        cherten Klimaschutzziele erreichen kann, müssen bis
         schutz­­unternehmen. Durch ihre Verkehrs-     zum Jahr 2030 alleine im Verkehrssektor weitere rund
         leistungen mit Bahn und Bus haben sie         8  ­Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
im Jahr 2017 Österreichs Umwelt Treib­haus­gas­        Würden die ÖBB also ihre Verkehrsleistungen bis 2030
emissionen in der Höhe von rund 4,1  Millionen         verdoppeln, wäre die Hälfte der Differenz zur Errei-
Tonnen erspart. Hätten alle Personen und Güter,        chung der Zielsetzung im österreichischen Mobilitäts-
die 2017 mit den ÖBB unterwegs gewesen sind, ihre      sektor abgedeckt. Was auf den ersten Blick so einfach
Wege mit Pkw und Lkw auf der Straße zurückgelegt,      klingt, erfordert eine Vielzahl von Maß­nahmen und
dann hätte das zusätzliche 4,1  Millionen Tonnen CO2   selbstverständlich auch Investitionen – zum Beispiel in
für Österreichs Umwelt bedeutet. Nur zum Vergleich:    Infrastruktur, Wagenmaterial, Techno­logie und
Um diese Menge an CO2 wieder zu binden, würde man      vieles mehr.
einen Wald so groß wie Vorarlberg ­benö­tigen.
Damit wird klar: Die ÖBB erbringen mit ihren Mobi-     Besser investieren
litätsleistungen einen nicht unbeachtlichen Beitrag    als kompensieren
für den Klimaschutz in Österreich. Und doch ist das    Es wird also etwas kosten. Allerdings: Wird nicht
noch lange nicht genug. Damit Österreich die zugesi-   investiert, kostet es wahrscheinlich noch erheblich
                                                                            mehr, denn bei Nichterreichung der
                                                                            CO2-Zielsetzungen drohen Öster-
                                                                            reich laut Meinung vieler Experten
»Es ist besser, in den Ausbau der Bahn                                     wahrscheinlich Kompensations-
  und des öffentlichen Verkehrs zu                                          zahlungen in Höhe von mehreren
  investieren, als hohe Kompensations­                                      Milliarden Euro. Legen wir nun die
  zahlungen zu leisten.«                                                    Hände in den Schoß, werden die
HERBERT MINARIK, ÖBB-HOLDING AG
13

                                                                            Das Umfeld zur
                                                                            ÖBB  Klimaschutzstrategie
                                                                            UNTERSTÜTZEND. Begleitende Aspekte fördern
                                                                            den Beitrag der ÖBB zum Klimaschutz.
                                                                            Um eine optimale Wirkung der ÖBB  Klimaschutzstrategie zu
                                                                            erreichen, sind neben den generellen Zielsetzungen und den sechs
                                                                            zentralen Hebeln auch begleitende Aspekte wesentlich. Folgende
                                                                            mitbetroffene Themenfelder wirken – optimal aufeinander abge-
                                                                            stimmt – unterstützend zur weiteren Umsetzung der Klimaschutz-
                                                                            strategie:
                                                                            Rechtliche Entwicklungen / Rahmenbedingungen
                                                                            Finanzierungen / Förderungen
                                                                            Forschung und Entwicklung (Innovation)
                                                                            Beschaffung / Einkauf
wieder zu binden, würde man einen Wald so groß wie Vorarlberg b
                                                              ­ enö­tigen
                                                                            Lobbying
                                                                            Kooperationen (z. B. mit NGOs)
         CO2-Emissionen bis 2030 sicher nicht weniger werden.
         „Also ist es besser, in den Ausbau der Bahn und des                Kommunikation (intern und extern) / Marketing

         öffentlichen Verkehrs zu investieren als hohe Kompen­              Anpassungen an den Klimawandel (v. a. Infrastruktur, Fahrzeuge)
         sationszahlungen zu leisten“, so Herbert Minarik,
         Klimaschutzbeauftragter der ÖBB.
         Investitionen in Bahn und Bus eröffnen die realistische            der klima­freundlichen Mobilität ihrer besonderen
         Chance, eine große Menge an CO2-Emissionen am                      Verantwortung für zukünftige Generationen bewusst.
         Mobilitätssektor einzusparen. Und: Eine Investition in             Nachhaltige Werte schaffen sowie Umwelt und Wirt-
         die Bahn hat noch den positiven Zusatzeffekt, dass                 schaftlichkeit „zusammen denken“ lautet der zentrale
         es zugleich eine in Österreichs Volkswirtschaft ist.               Ansatz.
         Das haben fachlich anerkannte Studien mittlerweile                 Dafür haben sich die ÖBB mit ihrer Klimaschutzstrate-
         eindrucksvoll gezeigt. Bereits heute entstehen von den             gie sehr ambitionierte Ziele gesetzt: Der Mobilitäts-
         jährlich 8 Milliarden Euro Wertschöpfung im Bereich                sektor der ÖBB soll bis 2030 und das gesamte
         des öffentlichen Verkehrs (Bahn und Verkehrsbetriebe)              Unternehmen bis 2040/50 CO2-neutral sein. Die
         rund 5 Milliarden durch die Leistungen und Investitio-             Klimaschutzstrategie definiert die Schwerpunkte als
         nen der ÖBB.                                                       erste Phase auf dem Weg bis 2040/50 und setzt bei
                                                                            sechs zentralen Hebeln an:
         Investitionen in die Bahn sind
         ein Gewinn für den Klimaschutz                                     Elektrifizierung. Aktuell sind 73  Prozent der Bahn­
         Doch abgesehen von dem zusätzlichen Mehrwert ist                   strecken elektrifiziert. Mittels einer mehrstufigen
         das zentrale Thema: Jede Investition in den Ausbau                 Elektrifizierungsstrategie soll der Elektrifizierungsgrad
         der Bahn und des öffentlichen Verkehrs ist ein Ge-                 bis 2030 auf 85  Prozent und bis 2035 auf 89  Prozent
         winn für unser Klima. Die ÖBB sind sich als Rückgrat               angehoben werden.                                                  >
14          ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

                                                          ÖBB Treib­haus­gas­emissionen sinken
                                                          Geplante Entwicklung der gesamten Treib­haus­gas­emissionen
                                                          des ÖBB Verkehrssektors in AT (Werte in Tonnen CO2eq)*

                                                          400.000
                                                          350.000
                                                          300.000
                                                          250.000
                                                                                                      Scope 1 & 2 ohne Gebäude
                                                          200.000
Alternative Antriebe Schiene. Schon heute werden
                                                          150.000
über 90  Prozent der ÖBB Verkehrsleistungen auf der
                                                          100.000
Schiene mit Elektrotraktion durchgeführt. Für Neben-
strecken, deren Elektrifizierung aus wirtschaftlichen      50.000
Gründen keinen Sinn macht, soll die Dieselflotte                0
ersetzt werden. Dafür wird die Entwicklung alternativer         2016     2018      2020     2022      2024       2026      2028   2030
Antriebs­technologien vorangetrieben.
                                                                  Bahnstrom: 100%                     Elektrifizierung
                                                                 erneuerbare Energie      + alternative Antriebe Schiene/Straße
Alternative Antriebe Straße. Alternative Antriebs-
technologien werden auch am ÖBB Straßenverkehrs­
sektor forciert, bei der ÖBB-Postbus GmbH wie auch        Verkehrsverlagerung. Die Verlagerung des Verkehrs
beim innerbetrieblichen Verkehr. So soll die ÖBB          ist der zentrale Treiber und auch Hebel der ÖBB  Klima-
Postbus­f lotte Schritt für Schritt auf Elektro- und      schutzstrategie. Die Aufgabenstellung lautet: Wie kann
Wasser­­stoffbusse umgestellt werden.                     man den Verkehr von Luft und Straße auf die Schiene
                                                          bringen? Was muss man tun, um den Umstieg attraktiv
Erneuerbare Energien. Der Strom für die Züge der          zu gestalten, und was sind die Voraussetzungen, um
ÖBB stammt schon seit Juli 2018 zur Gänze aus erneu-      die zukünftigen Kapazitäten bewältigen zu können?
erbaren Energiequellen – seit 2019 auch der Dreh-
strom für Betriebsanlagen wie Gebäude, Werkstätten        Zusätzliche CO2-Einsparungspotenziale
oder Weichenheizungen. Der Strom aus erneuerbaren         durch die ÖBB  Klimaschutzstrategie
Energien ist die zentrale Säule für die Klimavorteile     Wie oben beschrieben, ersparen die ÖBB mit ihren
der ÖBB. Allerdings ist damit zu ­rechnen, dass die       aktuellen Verkehrsleistungen Österreich pro Jahr etwa
Kosten für erneuerbare Energien steigen werden. Um        4,1   Millionen Tonnen an Treib­haus­gas­emissionen.
in Zukunft noch unabhängiger vom Markt agieren zu         Mit den sechs Hebeln der ÖBB  Klimaschutzstrategie
können, soll die ÖBB Eigenproduktion von Strom aus        tun sich neue zusätzliche und vom Umweltbundesamt
erneuerbaren Energieträgern weiter erhöht werden.         unterstützend berechnete CO2-Einsparungspotenziale
                                                          auf. Doch wie hoch sind diese?
Energieeffizienz. Energie, die nicht verbraucht wird,     Sollten die Maßnahmen der sechs Hebel voll wirk-
spart Kosten und CO2. Neben der Optimierung der           sam werden und die geplanten Effekte zeigen,
Betriebs­führung von Zügen liegt ein Schwerpunkt bei      könnte sich durch die ÖBB  Klimaschutzstrategie
der Einsparung von Energie auch auf den österreich­       ein zusätzliches Einsparpotenzial an Treib­haus­
weiten Standorten der ÖBB. Stichworte sind hier:          gasen von bis zu 2,4  Millionen Tonnen ergeben.
Gebäudesanierung, LED-Beleuchtung etc.                    Auf den folgenden Seiten ­werden die zentralen Hebel
                                                                               der ÖBB  Klimaschutzstrategie
                                                                               detailliert beschrieben, mit Angabe
Die ÖBB können ihr Ziel nicht alleine                                          des jeweiligen Einsparungspoten-
schaffen. Geeignete Rahmenbedingungen                                          zials an Treib­haus­gas­emissionen
                                                                               sowie mit wichtigen begleitenden
sind maßgeblich für den Erfolg                                                 Initiativen und Maßnahmen.
der ÖBB Klimaschutzstrategie 2030.
15

Das Einsparungspotenzial steigt
Treib­haus­gaseinsparpotenzial durch Verkehrs­verlagerung
(Bahn & Bus, Werte in Mio. Tonnen CO2eq)*

 7

 6

 5

 4                                     Abhängig von
                                       • Regulierung                        Unsere Forderungen
 3
                                       • zusätzlichen Investitionen
                                       • Technologie                        WEITREICHEND. Was getan werden sollte um die CO2-
 2                                                                          Einsparungen im Verkehrssektor weiter steigern zu können
 1                                                                          Subventionen im Mobilitätssektor ökologisieren – wie z. B.
                                                                            die Pendlerpauschale
 0
                                                                             Externe Kosten von Straßen- und Flugverkehr transparent
 2016     2018     2020     2022      2024       2026      2028      2030
                                                                             machen – als erster Schritt hin zu einer Internalisierung der
                     Zusätzliches Treibhausgas-Einsparungspotenzial durch   ­externen Kosten
                     Verkehrsverlagerung bis 2030: 0,9–1,9 Mio. Tonnen
                                                                            Engere Verzahnung von Ausschreibungen / Vergaben für
                                                                            Verkehrs­d iensteverträge im Busbereich mit Fördermaßnahmen
        Doch die ÖBB können das nicht alleine schaffen. Daher               zum Klimaschutz im Bussektor (z. B. Umstellung auf alternative
        werden je Hebel auch Forderungen für jene wichtigen                 Antriebe, innovative Zubringerkonzepte)
        Voraussetzungen / Notwendigkeiten angeführt, die                    Vereinheitlichung der technischen und rechtlichen Normen
        maßgeblich dafür sein werden, dass die ambitionierten               und Standards im Mobilitätssektor in Europa – um Zulassungs­
                                                                            verfahren, Rollouts von umweltfreundlichen Mobilitätstechnologien
        Einsparungen an Treib­haus­gas­emissionen auch tatsäch-
                                                                            zu harmonisieren sowie Forschung und ­Entwicklung zu fokussieren
        lich erreicht werden können – und vielleicht sogar noch
                                                                            Priorität der Lebenszykluskosten vor den Herstellungskosten
        mehr.
                                                                            bei der Vergabe von Förderungen
                                                                            Einbeziehung von Umwelt-, Klima- und Mobilitätsthemen
        Diese Publikation zur ÖBB  Klimaschutzstrategie ist der
                                                                            in die Raumplanung und Kompetenzen für Raumordnung auf
        Startschuss für weitere regelmäßige Berichterstattun-               Landes- und Bundes­ebene konzentrieren
        gen zum Klimathema. In Zukunft werden die ÖBB alle
                                                                            Verhaltensänderungen von Einzelpersonen und Unternehmen
        zwei Jahre einen Klimaschutzbericht veröffentlichen,                fördern: verbindliche Produkt- bzw. Dienstleistungsinformationen
        um über Fortschritte und Entwicklungen zur ÖBB  Klima-              über CO2-Impact auch im Verkehrssektor
        schutzstrategie zu informieren.                                     EU-Finanzmittel effizienter nutzen und für die Erhaltung beste-
                                                                            hender Bahninfrastruktur freimachen – beispielsweise Öffnung
        * CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit zur Vereinheit­             der EU-Fonds (CEF)
           lichung der Klimawirkung der unterschiedlichen                   Gesamthafte, europaweite Ausbaustrategie für ein hoch­
           Treib­haus­gase. Neben dem bekannten Treib­haus­gas              rangiges Schienennetz
           Kohlendioxid (CO2) gibt es weitere Treib­haus­gase               Hochgeschwindigkeitsbahnverbindungen in Europa forcieren
           wie beispielsweise Methan oder Lachgas.                          Interoperabilität / Harmonisierung fördern: Beseitigung betrieb-
                                                                            licher und technischer Barrieren zwischen nationalen Schienen­
                                                                            netzen in Europa
16             ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

               ÖBB  KLIMASCHUTZSTRATEGIE 2030 HEBEL

Elektrifizierung
                44.200 t
                 maximales Treib­haus­gas-
                 Einsparungs­potenzial jährlich
                 ab 2030 durch den Hebel
                ­Elektrifizierung                                                  89 %
                                                                                   elektrifizierte Strecke
                                                                                   für das ÖBB Bahnnetz ist das
                                                                                   Ziel bis 2035, aktuell sind 73 %
                                                                                   elektrifiziert.

100 %
elektrifiziert: 2019 erfolgte der
Lückenschluss in Tirol.
Alle ÖBB Bahnstrecken des
Bundeslandes in der Gesamt-                                                                    >90 %
länge von 459  Kilometern sind
                                                                                               der ÖBB Schienenver-
nun elektrifiziert.
                                                                                               kehrsleistungen werden
                                                                                               bereits heute auf elektrifizierten
                                                                                               Strecken durchgeführt.

               3 Phasen
               bis zum Ziel 2035: Um
               eine erfolgreiche Umsetzung zu
               schaffen, wird die Elektrifizie-
                                                  ~50 km
               rung unserer Strecken in drei      Bahnstrecken werden j­ ährlich
               Phasen durchgeführt.               elektrifiziert.
Grüner Bahnstrom
ELEKTRIFIZIERUNG.Die ÖBB wollen ihr Streckennetz bis 2035
weitgehend flächendeckend elektrifizieren.

Ob elektrobetriebene Züge ihren Tank im Kraftwerk haben oder
einfach unter Dauerbetankung fahren, ist eine Frage der Sicht­
weise. Auf jeden Fall können Züge weite Strecken unter Strom
ohne Tankstopps oder Ähnliches zurücklegen. Voraussetzung
dafür ist, dass die befahrenen Strecken elektrifiziert sind.
Daher werden die ÖBB um den Klimaschutz weiter voranzutrei-
ben, die Elektri­f izierung ihres Streckennetzes weiter ausbauen –
von ­heute 73  Prozent auf 89  Prozent bis 2035.
18          ÖBB Klimaschutzstrategie 2030

Unter Strom
ELEKTRIFIZIERUNG.   Wenn die ÖBB Ihre
CO2-Bilanz weiter verbessern wollen, dann
müssen Dieselloks bald Geschichte sein.
Grundlegende Voraussetzung dafür ist die
Elektrifizierung des Streckennetzes weiter
voranzutreiben.

                                                           NEBENSTRECKEN. Schritt für Schritt werden in den nächsten Jahren Neben-

B
       ei der Eisenbahn kommt der Strom von oben.            Umwelt CO2-Emissionen in der Höhe von 3,5  Millionen
       Wie man aktuell am Beispiel Autoindustrie sehen       Tonnen. Wollen die ÖBB ihre positive CO2-Bilanz weiter
       kann, besteht das größte Problem darin, wie man       steigern, müssen die Wege unter Diesel reduziert und
ausreichend Strom für längere Strecken speichern kann        die Elektrifizierung der Bahnstrecken vorangetrieben
und ihn schnell in den „Tank“ bekommt. Ein Problem,          werden.
das die Bahn nicht hat. Der Strom befindet sich über         Schon heute sind 73  Prozent des österreichischen
dem Zug, in der sogenannten Oberleitung. Und das ist         Schienen­­netzes mit einer Gesamtlänge von rund
eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Eisen-        5.000  Ki­lo­metern elektrifiziert. Damit liegt Österreich
bahn – in Österreich streckenweise schon seit mehr als     ­absolut im euro­päischen Spitzenfeld. Aber die ÖBB
100 Jahren – stromgetrieben fahren kann.                    ­wollen noch mehr. Schrittweise soll dieser Anteil ange-
Heute legen die ÖBB mehr als 90  Prozent ihrer Zug­          hoben werden – bis 2030 auf 85  Prozent und schluss-
fahrten mit Elektrotraktion zurück – und seit Mitte 2018     endlich bis 2035 auf 89  Prozent.
mit Strom aus 100  Prozent erneuerbaren Ener­gien.           Rund 50  Kilometer an Bahnstrecken sollen nun pro
Das Ergebnis ist bekannt, die ÖBB ersparen durch ihre        Jahr elektrifiziert werden, um die gewünschten Aus-
Mobilitätstdienstleistungen auf der Schiene Österreichs      baustufen zu erreichen. Es verbleiben etwa 11  Prozent
                                                                                   des Streckennetzes, das sind rund
                                                                                   500  Kilometer, deren Elektrifizierung
Schon heute sind 73 Prozent des öster­­­                                           aus wirtschaftlichen Gründen nicht
                                                                                   sinnvoll ist. Hier sollen in Zukunft
reichischen Schienen­netzes mit einer                                              umweltfreundliche Antriebstechno-
Gesamt­länge von rund 5.000 Kilometern                                             logien wie etwa batteriebetriebene
                                                                                   Züge statt der Dieselfahrzeuge zum
elektrifiziert. Damit liegt Österreich                                             Einsatz kommen (siehe Seite 24 ff.).
absolut im europäischen Spitzenfeld.
Elektrifizierung

                                                                    Erste Maßnahmen:
                                                                    Elektrifizierung
                                                                    AUSBAU. Maßnahmen zum Hebel Elektrifizierung
                                                                    (unter Berücksichtigung aktuell gegebener Voraussetzungen)
                                                                    Programm Elektrifizierung, Phase 0 –
                                                                    im Rahmenplan 2018–2023
                                                                    Koralmbahn (Regionalabschnitte in Kärnten), 28 km, bis 2023
                                                                    Marchegger Ast (Wien – Staatsgrenze Slowakei), 38 km, bis 2022
                                                                    Gänserndorf – Marchegg, 18 km, bis 2020
                                                                    Herzogenburg – Krems, 20 km, bis 2025
                                                                    Arnoldstein – Hermagor, 31 km, bis 2019
                                                                    Steindorf bei Straßwalchen – Friedburg, 4 km, bis 2022
                                                                    Klagenfurt – Weizelsdorf, 12 km, bis 2024
                                                                    Steirische Ostbahn (Graz nach Szentgotthárd), 75 km, bis 2027
                                                                    Wiener Neustadt – Loipersbach, 25 km, bis 2026
strecken im ÖBB Netz elektrifiziert – rund 50 Kilometer pro Jahr    Reutte – Staatsgrenze nach Schönbichl, 16 km, bis 2019
                                                                    Linz Stadthafen, 10 km, bis 2021

          Von Kohle und Dampf                                       Geplant:
          zu Strom aus regenerativen Quellen                        Programm Elektrifizierung, Phase 1
                                                                    Bis circa 2028 sollen noch zusätzliche 200 bis 250 ­K ilo­meter
          Mit Strom angetriebene Züge haben in Österreich eine
                                                                    elektrifiziert werden. Dazu finden aktuell Abstimmungen
          lange Tradition. Bereits vor 1900 – also zu einer Zeit,   mit Bund und Ländern sowie sonstigen Stakeholdern statt.
          als Kohle und Dampf die Hauptantriebstechnologien         Dabei wird speziell auf gut frequentierte Strecken für
          waren – sind in Österreich bereits erste Züge mit elek­   den ­Personen- und Güterverkehr sowie auf ­verbindende
          trischem Antrieb unterwegs gewesen.                       Strecken­abschnitte („Lückenschlüsse“) Rücksicht ­genommen.
          Im Jahr 1883 wurde zwischen Mödling und Hinterbrühl       Programm Elektrifizierung, Phase 2
          die erste für den Dauerbetrieb bestimmte Elektrobahn      Zusätzlich sind rund 285 Kilometer zwischen 2027 und
                                                                    2035 geplant. Eine exakte Evaluierung der Strecken soll
          eingeweiht. Die Elektrifizierungen der Hauptstrecken
                                                                    ab 2020 erfolgen.
          im großen Stil hat dann in der Zwischenkriegszeit
          begonnen. Die Tauernbahn wurde 1935 vollständig           Restbestand und alternative Lösungen (z. B. alternative
                                                                    ­Antriebskonzepte), bis 2035
          elektrifiziert, 1940 wurden die ersten Teilab­schnitte
          auf der Westbahn mit Oberleitungen überspannt
          und 1959 folgte dann die Semmeringbahn. Mitte der         Was bringt Elektrifizierung?
          Achtzigerjahre war rund die Hälfte des österreichischen   Sukzessive werden in Zukunft Dieselfahrzeuge durch
          Schienen­netzes elektrifiziert.                           Elektroloks ersetzt werden. Damit sinken die Emissionen
          In  Kilometern ausgedrückt waren 1918 gerade ­einmal      von Treib­haus­gasen (CO2 und Stickoxide) und die
          215  Kilometer im österreichischen Streckennetz           Luftverschmutzung durch Feinstaub nimmt ab.
          ­elek­trisch befahrbar, 1945 waren dann schon bereits     Aber das ist nicht alles. Die Bahnstrecken werden da-
           über 1.000  Kilometer mit Strom versorgt und heute       durch nicht nur nachhaltiger, sondern auch e­ ffizienter:
           sind es 3.560  Kilometer oder 73  Prozent des Gesamt­    Die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten der Fahr-
           streckennetzes.                                          zeuge sind geringer, die Fahrzeuge sind besser verfüg- >
Elektrifizierung

                                                                                  44.200 t
                                                                                  maximales Treib­haus­gas-
                                                                                  Einsparungs­potenzial
                                                                                  jährlich ab 2030 durch den
                                                                                  Hebel ­Elektrifizierung

                                                          Unsere Forderungen:
                                                          Elektrifizierung
                                                          EINE WEITGEHEND FLÄCHENDECKENDE Elektrifi­
                                                          zierung der Bahnstrecken ist eine wichtige Voraussetzung
                                                          für weitere C02-Einsparungen im Bahnverkehr.
                                                          Beschleunigte Elektrifizierung: Fortsetzung des Programmes
                                                          zur beschleunigten Elektrifizierung bestehender Strecken, dies gilt
                                                          insbesondere für einzelne Strecken, die für den Güterverkehr auf-
                                                          grund hoher Transportmengen besonders bedeutend sind

TOP AUSGERÜSTET. In den neuen Tunneln auf den Hoch­       EU-weite Streckenelektrifizierungen vorantreiben und erneuer-
leistungsstrecken sind Oberleitungen natürlich Standard   bare Energien im europäischen Bahnsektor nutzen

 bar und können auf mehreren Strecken im ÖBB  Netz        Der weitere Plan
 eingesetzt werden. So werden etwa auch längere Auf-      Bevor weitere Strecken elektrifiziert werden, ­sondiert
 enthalte zum Wechsel von Fahrzeugen entfallen. Und       die dafür zuständige ÖBB-Infrastruktur AG nach
 speziell im Güterkehr sind höhere Traktions­leistungen   genauen Kriterien, welche Reihenfolge am besten ist.
 machbar.Bei gleichem Gewicht der Fahrzeuge ist die       Zum Beispiel werden TEN- und Hochleistungsstrecken,
 doppelte Leistung möglich – schon allein deshalb, weil   vorrangig elektrifiziert. Ein Entscheidungskriterium
 kein Dieseltreibstoff mitgeführt werden muss.            ist auch, ob damit Fahrplanzeiten optimiert werden
 Und es geht noch weiter. Es können höhere Geschwin-      ­können beziehungsweise die Fahrplanstabilität
 digkeiten erreicht werden, die Fahrzeuge beschleuni-      erhöht wird.
 gen ­schneller, generell wird dadurch Fahrzeit gewon-     Es wird aber auch geprüft, welche aktuellen und
 nen. Zugleich sind E-Fahrzeuge energieeffizienter:        zukünftigen Markterfordernisse Personen- und Güter­
 Sie speisen beim Bremsen Energie zurück ins Netz          verkehr auf den einzelnen Strecken haben. Und
 und es gibt Synergie­effekte bei der Stromversorgung      anstehende Re-Investitionen und sonstige Strecken-
 der Klimaanlage und der Heizung. „Elektrifizierung        maßnahmen werden auf dem Weg zum Ausbau der
 bringt zusätzlich zum positiven Klimaeffekt auch          Elektrifizierung des österreichischen Streckennetzes
 einen Mehrwert für das gesamte Bahnsystem und den         ebenfalls berücksichtigt.
 Fahrzeugumlauf“, fasst Viktor Plank, Asset Manage-
 ment und Strategische ­Planung, ÖBB-Infrastruktur AG,
­zusammen.

»Die Elektrifizierung bringt zusätzlich
  zum positiven Klimaeffekt auch einen
  Mehrwert für das gesamte Bahn­
 system und den Fahrzeugumlauf.«
VIKTOR PLANK, ASSET MANAGEMENT UND
STRATEGISCHE PLANUNG, ÖBB-INFRASTRUKTUR AG
BAHNLAND TIROL. Zwischen den Gebirgsketten Tirols hat das Streckennetz der ÖBB seinen Weg gefunden – mittlerweile vollständig elektrifiziert

       Tirol fährt 100 % elektrisch                                                                und anschließend die Masten
                                                                                                   aufgestellt. Im Anschluss ­konnten
       LÜCKENSCHLUSS.  Knapp 15  Kilometer haben gefehlt, dass das gesamte                         die rund 15.900  Meter lange soge-
       ÖBB Netz in Tirol elektrifiziert ist. Dieser Steckenabschnitt konnte                        nannte „Oberleitungskette“ sowie
       nun im Laufe des Jahres 2019 geschlossen werden.                                            rund 1.000  Isolatoren montiert
                                                                                                   werden. Der Streckenabschnitt von
       In Tirol ist nun das gesamte                  14.390  Meter auf der Außerfern-              der Staatsgrenze bei Schönbichl
       Strecken­­netz der ÖBB ­elektrifi­ziert.      bahn zwischen dem Bahnhof Reutte              bis zum Bahnhof Pfronten-Steinach
       2019 wurden dafür die ­letzten                in Tirol und der Staatsgrenze bei             wird nun durch die Deutsche Bahn
       ­Lücken geschlossen und alle                  Schönbichl gefehlt.                           elektrifiziert. Und es geht weiter:
        421   Kilo­­meter zwischen Pass              Im Laufe des Frühsommers 2019                 Aktuell wird etwa die Gailtalbahn
        Thurn und Arlberg werden nun mit             wurden im gesamten Streckenab-                von Arnoldstein bis nach Hermagor
        100  Prozent klima­freundlichem              schnitt zwischen Bahnhof Reutte und           in Kärnten elektrifiziert und moderni-
        Bahn­strom betrieben. Für den                der Staatsgrenze rund 300  Oberlei­           siert – dann wird auch Kärnten bald
        letzten Lückenschluss ­haben noch            tungsmastfundamente hergestellt               fast zur Gänze unter Strom stehen.
Elektrifizierung

                                                                                   in das ÖBB-eigene Netz fließt, wird
                                                                                   er in den sieben Frequenzumformer-
                                                                                   werken in Bahnstrom umgewandelt.
                                                                                   Um es noch etwas komplizierter zu
                                                                                   machen: Auch die ÖBB benötigen
                                                                                   Drehstrom – beispielsweise für ihre
                                                                                   Gebäude und Betriebsanlagen. Und
                                                                                   auch dafür wird ein geringer Anteil in
                                                                                   zwei eigenen Kraftwerken erzeugt.

                                                                                   Österreichweit vernetzt
WEISSENSEE. Ein Drittel des Bahnstroms kommt aus ÖBB Kraftwerken                   Aber wieder zurück zum Bahnstrom.
                                                                                   Am Beginn der Elektrifizierung wurde
                                                                                   für jede Strecke isoliert für sich ein
Vom Kraftwerk zum Netz                                                             eigenes Netz mit einem eigenen
                                                                                   Wasserkraftwerk errichtet. Mit dem
VERNETZT. Damit die Verkehrsverbindungen einwandfrei funktionieren,
                                                                                   Voranschreiten der Elektrifizierung
brauchen elektrifizierte Strecken eines unbedingt: nämlich eine eigene             wurden auch die Hauptstrecken auf
„Stromwelt“, passend für die spezielle Frequenz des Bahnstroms.                    Strom umgestellt. Damit sind die
                                                                                   Strecken zusammengewachsen. Der
Strom kann man nicht sehen, daher         bis zu Umspannstationen muss das         nächste logische Schritt war, die
sind wir uns nicht richtig bewusst,       gesamte Bahnstromsystem auf diese        Übertragungsleitungen zu verbinden
dass er ganz unterschiedliche             16,7  Hertz aus­gerichtet sein.          und die Kraftwerke weiter auszubau-
„­Formen“ hat. Bei uns zu Hause           Rund ein Drittel des Bahnstroms, den     en. So ist sukzessive das ÖBB-eigene
kommen 50 Hertz aus der Steckdose.        die ÖBB für den Antrieb ihrer Züge       Stromnetz entstanden, das sich
In dieser Taktung könnte allerdings       benötigen, produzieren sie selbst        heute über ganz Österreich zieht.
im österreichischen Netz keine Lok        – in acht eigenen Kraftwerken. Die       110.000  Volt (110  kV) Spannung und
bewegt werden. Bahnstrom ist mit          weiteren zwei Drittel werden aus         2.000  Kilometer lang.
16,7 Hertz getaktet. Was nach zwei        Partnerkraftwerken sowie aus dem         Das Netz verläuft großteils frei,
einfachen Zahlen aussieht, macht          öffentlichen Netz gespeist. Damit hier   sprich oberirdisch. Doch auch hier
einen großen Unterschied. Vom             die Frequenz wieder stimmt, bevor        birgt die Topografie Österreichs Hin-
Kraftwerk über das Verteilungsnetz        der sogenannte Drehstrom                 dernisse. Beispielsweise unter dem
                                                                                   Alpenmassiv oder wo es sonst noch
                                                                                   Berge queren muss, taucht das Bahn-
                                                                                   stromnetz für 85  Kilometer unter
Rund ein Drittel des Bahnstroms, den die                                           die Erde ab.
ÖBB für den Antrieb ihrer Züge benötigen,                                          Die 110  kV wären allerdings etwas
                                                                                   zu stark für den Vortrieb von Zügen.
produzieren sie selbst – in acht eigenen                                           Mit 15  kV hat der Bahnstrom Fahr-
Kraftwerken.
leitungsspannung und kann so in
die Oberleitung eingespeist werden.
Dafür wird zuvor in Bahnunterwer-
ken heruntertransformiert. Von dort
fließt die Energie über den Abneh-
mer zum Zug und gegebenenfalls
Rückstrom über die Schienen und
das Erdreich zum Bahnunterwerk.
Ein Stromnetz ist ein sensibles Ge-
bilde, das ständig im Gleichgewicht
gehalten werden muss. Die zentrale
Leitstelle in Innsbruck ist für den     OBERLEITUNGSMASTEN werden mit maschineller Hilfe in den Boden gerammt
störungsfreien, effizienten Betrieb
des Netzes zuständig und sorgt für
die Steuerung, Regelung und Über-       Der Plan steht
wachung der Bahnstromversorgung.
Von hier aus wird der Maschinenein-
                                        AUSBAU.    Bis 2035 sollen 89  Prozent aller Bahnstrecken der ÖBB elek­
satz der Kraft- und Umformerwerke
                                        trifiziert sein. Als nächster Schritt sollen bis 2027 weitere 277  Kilo­meter
zentral geleitet und der Belastungs-
                                        Bahnstrecken mit einer Bahnstromversorgung ausgerüstet werden.
situation im Bahnnetz permanent
angepasst und optimiert. Weitere        Die ÖBB nehmen ihre Rolle als             der Streckenabschnitt Arnoldstein –
zwei Energieleitstellen gewährleisten   Öster­reichs größtes Klimaschutzun-       Hermagor in Kärnten auf 31  Kilo-
die Betriebsführung der Energiever-     ternehmen ernst. Daher wollen sie         metern Länge fertig umgestellt sein.
sorgungsnetze für 15-kV-Bahnstrom       ihre CO2-Bilanz weiter verbessern.        „Aus“ für Dieselfahrzeuge heißt es
und die 50-Hz-Stromversorgung.          Eine wichtige Maßnahme dafür ist          auch auf folgenden Abschnitten des
                                        der Ausbau der Elektrifizierung. In       heimischen Bahnnetzes bis 2027:
                                        den kommenden Jahren stehen wei-          • Koralmbahn-Regionalabschnitte
                                        tere wichtige Bahnstrecken auf dem           in Kärnten
                                        Plan der ÖBB. Insgesamt 277  Kilo-        • Marchegger Ast von Wien zur
                                        meter sollen auf Stromversorgung             slowakischen Staatsgrenze
                                        umgestellt werden. Damit wird der         • Herzogenburg – Krems
                                        Anteil an elektrifizierten Strecken bis   • Steindorf bei Straßwalchen –
                                        2027 auf 79  Prozent steigen.                Friedburg
                                                                                  • Klagenfurt – Weizelsdorf
                                        Aus für den Diesel                        • Steirische Ostbahn
                                        Schon bis 2020 soll etwa die 18  Kilo-       (Graz nach Szentgotthárd)
                                        meter lange Verbindung Gänsern­dorf       • W iener Neustadt – Loipersbach
                                        – Marchegg in Niederösterreich elek-      • Linz Stadthafen
                                        trifiziert sein, bereits Ende 2019 wird   • Zeltweg – Pöls
POWERBANK. Ein Blick in den Turbinen-
raum des ÖBB Kraftwerks Enzingerboden
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