Change - Klima- und Energiefonds
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Willkommen, neue KEM: KEM-Projekt des Jahres: Karin Schneider erzählt von ihrer Gerhard Pausch führt Arbeit in der jungen Modellregion durch den preisgekrönten „10 vor Wien“. Klimaladen. Change EIN MAGA ZIN DES KLIMA- UND ENERGIEFONDS 2017 „Der Fortschritt ist auf unserer Seite“ Markus Altenhofer, KEM-Manager des Jahres
Auf einen Blick 1 Vorderwald V 36 Elsbeere Wienerwald NÖ 71 Lungau S 2 Südkärnten K 37 Krems NÖ 72 Gesäuse ST 3 Freistadt OÖ 38 Vösendorf NÖ 73 Joglland West ST 4 Großes Walsertal V 39 Fürstenfeld ST 74 Thermenregion 5 Vöckla-Ager OÖ 40 Lamingtal ST Südoststeiermark ST 6 Ebreichsdorf NÖ 41 Wechselland ST 75 Raabtal ST 7 Traunviertler Alpenvorland OÖ 42 Wiener Neustadt NÖ 76 Leukental T 8 Osttirol T 43 Lavanttal K 77 Hügelland ST 9 Eferding OÖ 44 Mittelburgenland B 78 Anger-Floing ST 10 FEnergiereich K 45 Leithaland B 79 Seewinkel B 11 Güssing B 46 Murau ST 80 GU-Nord ST 12 Donau-Böhmerwald OÖ 47 Inneres Salzkammergut OÖ 81 Carnica Rosental K 13 Kaindorf ST 48 Leiser Energieberge NÖ 82 Mondseeland OÖ 14 Kulmland ST 49 Geschriebenstein B 83 Tullnerfeld OST NÖ 15 Thayaland NÖ 50 Mureck ST 84 10 vor Wien NÖ 16 Lainsitztal NÖ 51 Pulkautal NÖ 85 Bad Gams-Deutschlandsberg- 17 Pyhrn-Priel OÖ 52 SternGartl Gusental OÖ Frauental ST 18 Vorau ST 53 Terra amicitiae Arnoldstein K 86 Mostlandl-Hausruck OÖ 19 NÖ Süd NÖ 54 Gröbming ST 87 Energie-Regatta OÖ 20 uwe (Urfahr West) OÖ 55 Pöllauer Tal ST 88 Althofen Umgebung K 21 Salzburger Seenland S 56 Hohe Tauern S 89 Gnas-St. Peter ST 22 Wagram NÖ 57 Saalachtal S 90 Millstätter See K 23 Amstetten Süd NÖ 58 Wilder Kaiser T 91 Stegersbach B 24 Traunsteinregion OÖ 59 Pinkatal B 25 Amstetten Nord NÖ 60 St. Veit/Glan K 26 Badener Energiekur NÖ 61 Weiz-Gleisdorf ST 27 Bucklige Welt NÖ 62 Karnische Energieregion K 28 Mostviertel Mitte NÖ 63 Stiefingtal ST 29 Lieser- und Maltatal K 64 Nockberge K 30 Zwettler Reize NÖ 65 Schmidatal NÖ 31 Südoststeiermark ST 66 Alpbachtal T 32 Unteres Traisental NÖ 67 Oberpinzgau S 33 Hartberg-Umsetzung ST 68 Imst T 21 82 34 Trins T 69 Pillersee Tal-Leogang T 35 Joglland ST 70 Almenland ST 1 58 69 76 57 66 4 67 56 68 34 8 62 2
Auf einen Blick Modellregionen in Österreich (KEM) 15 51 16 30 48 65 12 52 3 22 37 84 20 83 9 32 86 36 25 38 5 7 26 23 28 6 87 24 45 42 79 19 17 47 27 44 72 44 40 91 35 41 73 18 49 54 70 59 55 33 78 Klima- und Energie-Modellregionen 80 13 811 46 61 14 91 71 56 39 11 77 29 88 63 75 31 Gemeinden 2,3 Mio. 89 64 43 85 90 74 60 50 10 74 EinwohnerInnen 2 53 81 3
Change 2017 Inhalt 6 16 Liebe Leserinnen 10 und Leser, EIN JAHR nach dem Klimagipfel in 12 Paris erfolgte die Ratifizierung des Abkommens. Auch bei der Konfe renz in Marrakesch herrschte Einig keit darüber, dass die Erreichung 22 der nun verbindlichen gemein samen Klimaziele rasches Handeln Manager des Jahres 6 erfordert. Die Erderwärmung muss auf 1,5 Grad begrenzt werden. Markus Altenhofer (Donau-Böhmerwald) Gelingen kann dies nur durch eine rasche Energiewende hin zu er er Pioniere des Wandels 10 neuerbaren Energien. Die Ener- Maria Grübl (Lainsitztal), Gerhard Pausch (Salzburger Seenland), giewende passiert jedoch Fotos: Andreas Scheiblecker, Robert Maybach, KEM Lainsitztal, Andreas Schaad, KHP Karin Hackl Photographie, Markus Kučera Norbert Miesenberger (Freistadt), Stefanie Mayrhauser (Mondseeland) nicht von selbst, sie muss auf allen Ebenen aktiv vor- Willkommen, neue KEM 12 angetrieben und umgesetzt werden. Genau das haben sich Ein Besuch in der jungen Modellregion „10 vor Wien“ die Klima und EnergieModell regionen (KEM) vorgenommen. Schwerpunkt Bauen & Sanieren 14 Mehr als 3000 Projekte werden in Drei Projekte rund um klimaeffizienten Wohnbau den Regionen umgesetzt oder sind bereits fertiggestellt. Dazu zählt Erfolgsprojekte aus ganz Österreich 16 z. B. das in Gaubitsch entwickelte KEM-Projekt des Jahres: der Klimaladen (Salzburger Seenland), ECar Car Sharing, das zu dutzenden Car E-mobiles Erlebnisdorf (Oberpinzgau), Mit Sonnenkraft voraus (Güssing), Nachfolgeprojekten in ganz Öster Öster reich inspirierte: Im Mühlviertel Lichtertausch (Schmidatal), LaRa, dein Lastenrad (Wiener Neustadt), gibt es heute mit dem „MühlFerdl“ Klimaschulen, MühlFerdl (Mühlviertel) sogar ein nahezu flächendeckendes ECar Car SharingAngebot. In den KEM Car greenstart 22 werden nicht nur Elektroautos, Frischer Wind für grüne Ideen sondern auch Ideen, Konzepte und Erfahrungen mit anderen KEM Programmportfolio 24 UWZ_Vermerk_GmbH_4C_Umweltzeichen_Vermerk.qxd 31.05.13 08:02 Seite 1 ManagerInnen geteilt. Das verleiht der Energiewende Schwung. Lassen Ausgewählte Projekte und Initiativen des Klima- und Energiefonds Sie sich von dieser Energie anstecken und lesen Sie in unserem neuen IMPRESSUM Change, wie wir die Klimaziele erer EIGENTÜMER, HERAUSGEBER UND MEDIENINHABER: Klima- und Energiefonds, Gumpendorfer Str. 5/22, reichen können! 1060 Wien, www.klimafonds.gv.at, www.klimaundenergiemodellregionen.at PRODUKTION: Red Bull Media House GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien DRUCK: Druckerei Janetschek GmbH, A-1040 Wien TITELBILDER: Robert Maybach, Markus Kučera, Andreas Schaad Ihr Ingmar Höbarth gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Print kompensiert Geschäftsführer 4 Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. r 637 r. Id-Nr. 1661145 www.druckmedien.at des Klima- und Energiefonds
Change 2017 Kurz & Liebe Leserinnen knapp und Leser, NEUERSCHEINUNG DER WELTKLIMAVERTRAG von Paris ist ein Wendepunkt in der Geschichte Fakten statt des Klimaschutzes: Zum ersten Mal bekennen sich fast alle Staaten der Mythen. Welt vertraglich dazu, dem globalen Unser Energiesystem befindet sich im Umbruch. Doch sind Klimawandel geschlossen entgegen- erneuerbare Energiequellen überhaupt konkurrenzfähig? zutreten. Langfristig müssen wir Können wir uns den Umstieg auch leisten? Nach wie vor ist komplett auf fossile Energieträger die Debatte um die Energiezukunft von scheinbar unlösbaren Fragen und beharr- verzichten. Das bedeutet eine große lichen Mythen geprägt. Die Neuauflage der Publikation „Faktencheck Energiewende Umstellung für die Wirtschaft und 2016/2017“ greift die wichtigsten Argumente der aktuellen klima- und energie- unser Energiesystem. Wir müssen mit politischen Diskussion auf und unterzieht sie einem Realitätscheck. den Energieressourcen sehr sparsam www.faktencheck-energiewende.at umgehen, der Einsatz der Erneuer- baren muss massiv gesteigert werden, ebenso die Energieeffizienz. SPEICHERINITIATIVE Wohin Klimaschutz ist ein Gemein- schaftsprojekt, für das alle an einem Strang ziehen müssen: die Wirtschaft, die regio- mit dem nalen Verwaltungen und die Bürgerin- nen und Bürger. Für eine erfolgreiche Wind- Energiewende muss Klimaschutz greifbar gemacht und „vor der Haus- strom? türe“ gelebt werden. Energiebewusste PUBLIKATION Seit 2012 unterstützte der STUDIE Bauen Folgen und klimafreundliche Gemeinden Klima- und Energiefonds oder Regionen sind die idealen mit seiner Speicherinitia- Partner für die Durchführung von Klimaschutzprojekten und Energie- für die tive Forschung, Weiter- entwicklung und Demons- von För- sparmaßnahmen. Die Menschen vor Ort wissen selbst am besten, was ihrer Zukunft. trationsprojekte mit bislang 40 Millionen Euro. derungen. Fotos: BMLFUW/Schuil, Klima- und Energiefonds (3) Region den größten Nutzen bringt. Mit dem „Faktencheck Nun liegt der Abschluss- Die vom Klima- und Mit unserem Programm Klima- und Nachhaltiges Bauen“ will bericht zur Startphase der Energiefonds in Auftrag Energie-Modellregionen unterstützen der Klima- und Energie- Speicherinitiative vor. Er gegebene WIFO-Studie wir diesen Transformationsprozess fonds gängige Vorurteile gibt mit anschaulichen „Subventionen und steuersteuer- in eine nachhaltige, ressourcenscho- sachlich aufarbeiten. Grafiken einen umfassen- liche Begünstigungen mit nende Zukunft. Neben der Publikation sind den Überblick über den Umweltrelevanz“ zeigt, Grafiken und Hintergrund- Status quo verschiedener dass Förderungen häufig informationen auf www. Speichertechnologien. Das auch negative Effekte auf faktencheck-energiewende.at Dokument steht Ihnen un- die Umwelt mit sich brin- und www.nachhaltiges-bau- ter www.speicherinitiative.at gen. Die Studie gibt’s auf Ihr Andrä Rupprechter en.jetzt abrufbar. zur Verfügung. www.klimafonds.gv.at Bundesminister für Land- und Forst Forst- wirtschaft, Umwelt und Wasser- wirtschaft 5
Manager des Jahres „Der Fortschritt ist auf unserer Seite“ Wenn man wissen will, was Modellregions- Heruntergestiegen vom Dach der Schule, setzt sich Altenhofer wieder ins Auto, und auf geht es zum nächsten managerInnen so tun, besucht man am besten Termin. Navi braucht er keines, denn er stammt selbst aus „seiner“ KEM. Genau gesagt aus Altenfelden, nur ein paar Markus Altenhofer. Seit sechs Jahren bringt Fahrminuten von seinem jetzigen Büro am Sarleinsbacher Marktplatz entfernt. Dass er als KEM-Manager beruflich er in der Region Donau-Böhmerwald inno- sehr viel hinter dem Lenkrad sitzt, ist übrigens alles ande- re als ein Widerspruch. Eher schon Programm: Es handelt vative Klimaschutz-Projekte in den Alltag sich nämlich um einen Renault ZOE Baujahr 2015, eines der günstigsten Elektroautos am Markt. Und genau dieses Auto einer ländlichen Region. ist das Herzstück von Altenhofers neuester Idee: ein eigenes E-Car-Sharing-System in der Region aufzuziehen. E WANDEL IM MÜHLVIERTEL In der Region Donau-Böhmerwald sind etwa 60.000 Ein- wohnerInnen auf 40 Gemeinden verstreut. Hat Car-Sharing da überhaupt Potenzial? Altenhofer ist davon überzeugt. „Man wird keinen dazu bringen, dem Klima zuliebe aufs igentlich habe ich immer gedacht, ich wer wer-- eigene Auto zu verzichten. Das ist unrealistisch. Aber das de mal einen technischen Beruf ergreifen.“ Zweitauto machen wir damit überflüssig. E-Car-Sharing ist Markus Altenhofer steht auf dem Dach der Neuen Mittel- auch bei uns am Land die Zukunft.“ Altenhofers verblüffend schule von Peilstein und streicht prüfend über die glatte simple Idee: Für eine Jahresgebühr von 360 Euro ist man Oberfläche eines Photovoltaik-Paneels. Sicheren Schrittes dabei, 52 Freistunden sind bereits inkludiert. Vier E-Auto- stapft er bis auf den Dachfirst und schaut in die Hügelland- schaft des oberen Mühlviertels. „Aber irgendwann nach dem Boku-Studium habe ich gemerkt, dass es mich noch mehr interessiert, dort zu arbeiten, wo die Menschen sind. Wo man etwas bewegen kann. Wo Entscheidungen getrof getrof- fen werden.“ Markus Altenhofer, 38 Jahre alt, ist seit 2011 Manager der Klima- und Energie-Modellregion Donau-Böhmerwald in Oberösterreich. Als im Oktober 2016 die 99 Modellregi- onsmanagerInnen Österreichs aufgerufen waren, aus ihrer Mitte den oder die „ManagerIn des Jahres“ zu küren, fiel die Wahl auf ihn. Seine Arbeit der letzten fünf Jahre hat offensichtlich Eindruck hinterlassen. „Ich freue mich über Fotos: Robert Maybach die Anerkennung. Aber warum ich es geworden bin? Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Ich mache im Grunde genommen genau das Gleiche wie meine Kolleginnen und Kollegen: Wir bringen Klimaschutz und Energieeffizienz in den Alltag der Altenhofer setzt auf Elektroautos und geht mit gutem Beispiel voran. Menschen. Mit regional verankerten Projekten.“ Zu Terminen fährt er ausschließlich mit dem E-Auto Renault ZOE. 7
Manager des Jahres Mauracher-Chef Josef Eder ist als innovativer Querdenker für Markus Altenhofer ein wichtiger Impulsgeber für die ganze Region. Vor über 30 Jahren stellte Eder seinen Familienbetrieb zur Gänze auf eine ökologische Bewirtschaftung um. Standorte sind in der Region bereits umgesetzt, weitere drei IN DER BEVÖLKERUNG VERANKERT sind am Start. Und auch die Ladestationen werden immer Genau diese Idee stand hinter der Energiegenossenschaft mehr. Doch Altenhofer weiß, dass das nicht alles ist: „Elek „Elek- Donau-Böhmerwald, Altenhofers großem Leitprojekt. Das troautos sind ja nicht nur klimafreundlich, sondern man hat Prinzip ist so einfach wie überzeugend: Bürgerinnen und da drin auch ein ganz anderes, extrem cooles Fahrgefühl.“ Bürger der Region investieren Geld in die Anschaffung Um derartige Projekte zielstrebig aufzuziehen, brau- von Photovoltaik-Anlagen, die auf den Dächern öffentli- chen KEM-ManagerInnen eine ganze Reihe von Fähig- cher Gebäude angebracht werden. Mit einer Laufzeit von keiten. Klima- und Energiefonds-Geschäftsführer Ingmar 13 Jahren und einer Verzinsung von drei Prozent machte Höbarth fasst sie so zusammen: „Starkes Durchsetzungs- die Energiegenossenschaft über Nacht aus dem Thema Kli- vermögen, große Überzeugungskraft und einen langen maschutz eine für jedermann zugängliche, attraktive Geld- Atem. All das hat Markus Altenhofer, der mit seinem Elan anlage. Der Erfolg des Projekts ist weithin sichtbar. Wer und seiner Dynamik Motor und Drehscheibe seiner Klima- heutzutage durch die Region kurvt, sieht auf den Dächern und Energie-Modellregion geworden ist.“ vieler Schulen und Gemeindeämter die schmucken Photo- Als KEM-ManagerIn fliegt man zwischen Politik, Wirt- voltaik-Module. Der dort gewonnene Strom konnte im Jahr schaft, Vereinen und der „ganz normalen“ Bevölkerung hin 2016 im Durchschnitt 190 Haushalte versorgen. So wird und her. Man muss die verschiedensten Leute zusammen- der CO²-Ausstoß um 570 Tonnen pro Jahr gesenkt. Nach bringen und von der Sache überzeugen oder, noch besser: 13 Jahren wird dann jede Anlage der jeweiligen Gemeinde begeistern. Dazu braucht es beides: Idealismus und Prag- übergeben und kommt so auf lange Sicht der Allgemeinheit Fotos: Robert Maybach matismus. Altenhofer bringt es auf den Punkt: „Klimaschutz zugute. „Dieses Projekt ist im besten Sinn des Wortes enkel- kann nur dann gelingen, wenn man den Leuten klarmacht, tauglich“, sagt Altenhofer, der selbst Vater zweier kleiner dass es ihnen monetär etwas bringt. Die großen ökologi- Kinder ist. „Ich mag dieses Wort. ‚Enkeltauglich‘ heißt, dass schen Vorteile verstehen die Menschen dann vielleicht erst wir bei allen unseren Entscheidungen viel weiter in die Zu- später, aber dafür ganz automatisch.“ kunft denken sollten als bis ins nächste Budgetjahr.“ 8
Manager des Jahres MARKUS ALTENHOFER (38) ist seit 2011 Klima- und Ener- gie-Modellregions-Manager in der Region Donau-Böhmerwald. VERNETZUNG AUF VIELEN EBENEN Der gebürtige Altenfeldner hat an der Wiener Universität für Am Rohrbacher Hauptplatz angekommen, wird gleich Bodenkultur studiert und dort im Jahr 2007 im Fach Kultur- mal getankt. Altenhofer holt das Ladekabel aus dem Kof- technik und Wasserwirtschaft diplomiert. Nach seinem Studi- ferraum und lässt seinen Elektro-Flitzer eine halbe Stunde um und vor seiner Karriere als KEM-Manager arbeitete er drei lang Strom saugen. Lange genug, um den Akku wieder auf Jahre lang in einem Planungsbüro für Gewässerökologie. hundert Prozent zu bringen. „Der Fortschritt der Techno- Altenhofers KEM-Projekte sind äußerst vielfältig: die Energie- logie ist auf unserer Seite“, sagt Altenhofer. „E-Mobilität genossenschaft Donau-Böhmerwald (Errichtung von PV-An- und Energieeffizienz entwickeln sich enorm weiter. Als lagen), das regionale E-Car-Sharing (muehlferdl.at, siehe auch KEM-ManagerInnen können wir die Technik schneller und Seite 21), das Projekt Klimaschulen (SchülerInnen erarbeiten einfacher zu den Leuten bringen. Und so alle von den Vor Vor- sich Wissen zum Thema Klimaschutz) und die Unterstützung teilen profitieren lassen.“ von Kleinwasserkraftwerken sind dabei die wichtigsten Mark- Als was sieht er sich eigentlich selbst? Das Wort Ma- steine seiner Arbeit. Mit seiner Frau Christina Altenhofer und nager steht in seiner Berufsbezeichnung, aber ist er nicht den zwei gemeinsamen Söhnen Leo und Max lebt der „Hobby- auch eine Art Politiker? „Ich bin irgendwo dazwischen“, landwirt und Hobbymusiker“ heute in Altenfelden. sagt Altenhofer. „Aber genau das ist eigentlich unsere große Stärke als KEM-ManagerInnen. Ich arbeite viel mit den Bür Bür- germeisterInnen sowie Landtagsabgeordneten der Region wagen wollen. Und je mehr Mutige es gibt, desto mehr zie- zusammen, treffe mich mit Geschäftsleuten, rede viel mit hen dann auch von den anderen mit.“ Was man oft als „Soft Bürgerinnen und Bürgern. Insofern bin ich vielleicht eine Skills“ bezeichnet, ist für KEM-ManagerInnen unerlässlich: Art Politiker, habe aber die Gestaltungsfreiheit eines Ma- Geduld, Empathie und eine nie endende Bereitschaft, zu- nagers. Weil ich ja kein Parteiinteresse verfolge, sondern zuhören. ausschließlich an der Sache arbeiten kann.“ Aber – ist nicht gerade das auch eine Schwierigkeit? BESUCH BEIM ENERGIEPIONIER Diese fehlende politische Vernetzung? Jemand, der an der Einer, dem der KEM-Manager besonders gerne zuhört, ist Wiener Boku Kulturtechnik studiert hat, wird doch nicht Josef Eder, der letzte Gesprächstermin auf Markus Alten- automatisch in den Mühlviertler Gemeindeämtern als Heils- hofers heutigem Kalender. Weit über die Grenzen Ober Ober- bringer empfangen werden. „Natürlich gab es anfangs bei österreichs als „Bio-Hofbäcker Mauracher“ bekannt, gehört manchen eine gewisse Skepsis. Aber das Wichtige ist, immer Eder zu den Pionieren einer ökologischen Lebensmittel- den Menschen hinter dem Amt zu sehen. Denn das grund- erzeugung. Schon im Jahr 1980, als das Wort „Biobauer“ sätzliche Interesse an der Thematik ist bei den meisten noch nicht einmal erfunden war, stellte Eder seinen Familien- LokalpolitikerInnen da.“ betrieb zur Gänze auf ökologische Landwirtschaft um. Viele Altenhofer hat schnell gelernt, dass kein Argument so hießen ihn einen Träumer. überzeugt wie Erfolgsgeschichten, auf die man verweisen Heute beschäftigt Eder 70 Menschen aus der Region kann. „Ich habe große Anerkennung für jene Gemeinde- an seinem Hof in Sarleinsbach und beliefert 300 Verkaufs- politikerInnen, die mit uns neue Schritte in der Klimapolitik stellen zwischen Wien und München. Das Hackgut, das in der Waldpflege ringsum anfällt, befeuert die Backöfen und wärmt in weiterer Folge die Innenräume. Der Kuhmist rutscht aus dem Stall in einen neu errichteten Fermenter, wo er zu Biogas vergärt, mit dem schon bald der ganze Fuhrpark betankt werden kann. Dass auf dem Dach des Hofes eine Photovoltaik-Anlage montiert ist, versteht sich fast von selbst. Altenhofer weiß, dass er sich glücklich schätzen kann, einen Betrieb wie Mauracher in seiner KEM-Region ansäs- sig zu haben. Einen Ort, der genau die Zukunftsdynamik ausstrahlt, die der KEM-Manager des Jahres für die ganze Region im Auge hat. Wenn alle PolitikerInnen und Ge- schäftsleute, alle Bürgerinnen und Bürger in der Region so „enkeltauglich“ eingestellt sein werden wie der Mauracher- Chef – dann wird der KEM-Manager eigentlich arbeitslos Markus Altenhofer auf dem Dach der Europaschule Peilstein: Innerhalb sein, oder? Beide Männer lachen laut auf. „Im Gegenteil“, der letzten Jahre wurden 33 Photovoltaik-Anlagen in der KEM installiert. sagt Altenhofer, „dann geht’s erst richtig los!“ 9
Menschen und Regionen Pioniere des Wandels MARIA GRÜBL GERHARD PAUSCH REGION: Lainsitztal, Niederösterreich (17) REGION: Salzburger Seenland, Salzburg (22) Wissen in die Gemeinden tragen. „Energie muss leistbar bleiben“, sagt Gerhard Pausch. „Und das ist eher gewährleistet, wenn sie aus der Gegend kommt.“ An dieser Vision arbeitet der KEM-Manager der Region Salz- burger Seenland seit vielen Jahren: Seit 2011 kümmert sich Pausch um die Agenden der Klima- und Energie-Modellregi- on und arbeitet außerdem als Energiekoordinator rund um die größten Seen Salzburgs. Damit Energie auch leistbar bleibt, setzt Pausch auf Weiter-, Aus- und Bewusstseinsbildung: So organisierte der KEM-Manager bereits zum dritten Mal eine auf Gemeinde- Kleine Region mitarbeiterInnen zugeschnittene Energieausbildung. In- nerhalb von neun Tagen wird im Rahmen von Seminaren mit großen Zielen. Basiswissen rund um die Themen energieeffizientes Bauen, thermisches Sanieren, Photovoltaik-Anlagen und Klima- schutz vermittelt. „Wir müssen das Wissen in die Gemein- Auch kleine Modellregionen können einen großen Unter- den tragen. Es nützt nichts, wenn einer dasitzt und viel schied machen. So wie jene sechs Gemeinden mit nur rund weiß“, sagt Pausch. Aber nicht nur für Gemeindemitarbei- 8.000 EinwohnerInnen, die sich 2010 zur Klima- und Ener Ener- terInnen wird hier in der KEM Aufklärungsarbeit geleistet: gie-Modellregion Lainsitztal zusammengeschlossen haben: Die preisgekrönte Wanderausstellung „Klimaladen – Was Bereits seit einigen Jahren setzen sie in den Bereichen Nach- hat mein Konsum mit dem Klima zu tun?“ (siehe „KEM-Pro- haltigkeit und Energieeffizienz Projekte um, die im ganzen jekt des Jahres“, Seite 17) gibt SchülerInnen Informationen Land Beachtung finden: Zum Beispiel lockt Österreichs mit auf den Weg, wie sich das persönliche Konsumverhal- älteste Biomesse, die BIOEM, jährlich über 20.000 Besu- ten und der Energieverbrauch im Sinne des Klimaschutzes cherInnen in die Region. 2007 wurde außerdem in der Ge- ändern lassen. meinde Großschönau das erste europäische Passivhausdorf zum Probewohnen errichtet. Und 2013 öffnete die „Sonnen- welt“ ihre Tore – eine Erlebnisausstellung zu den Themen Energie und Nachhaltigkeit, die mit dem Österreichischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet wurde. Fotos: KEM Lainsitztal, Klimafonds/Ringhofer In der zweiten Weiterführungsphase liegt der Fokus der KEM nun auf dem Thema Mobilität, erzählt Maria Grübl, die seit Anfang 2016 die KEM leitet. So werden etwa in der ganzen Region Testveranstaltungen mit E-Cars organisiert. Außerdem wurden ein E-Bike-Verleih ins Leben gerufen, das Radwegnetz ausgebaut und über 100 neue Radständer aufgestellt. Auch wenn diese Maßnahmen im Vergleich zu den großen Pionierprojekten der Region bescheiden wirken mögen, sind es doch wichtige Schritte zu mehr Unabhängig- keit. Und von denen zählt bekanntlich jeder. 10
Menschen und Regionen Vier KEM-ManagerInnen erzählen, wie sie Klimaschutz und Umweltbewusstsein in ihren Regionen vorantreiben. NORBERT MIESENBERGER STEFANIE MAYRHAUSER REGION: Freistadt, Oberösterreich (3) REGION: Mondseeland, Oberösterreich (85) Auf zu neuen Ufern. Das Mondseeland zählt zu den schönsten und mächtigsten Tourismusregionen im Salzkammergut – und nun auch zu den jüngsten Klima- und Energie-Modellregionen Öster Öster- reichs. Seit Februar 2016 laufen die Fäden der neuen KEM bei Stefanie Mayrhauser zusammen. Zwischen den sechs KEM- und 17 LEADER-Gemeinden an der Grenze zwischen Salzburg und Oberösterreich würden hervorragende Syner Syner- gien entstehen, erzählt Mayrhauser. Das fange schon bei der Bürogemeinschaft an, die die KEM Mondseeland mit der LEADER-Region eingegangen ist. Mit der Kraft Tatsächlich war es höchste Zeit, dass man im Mondsee- land die Kräfte für den Klimaschutz bündelt. Denn die The- des Widerstands. men Klimaschutz und erneuerbare Energien haben hier noch nicht so stark Fuß gefasst. Das habe auch damit zu tun, dass die Schwerpunkte der stark touristisch und landwirtschaft- Manchmal entsteht Bewusstsein für die Umwelt aus Pro- lich angehauchten Region woanders lägen, sagt Mayrhauser. test: Die Modellregion Freistadt liegt nah an der Grenze zu Deshalb wolle man sich in den nächsten Monaten stärker Tschechien, wo rund um die Jahrtausendwende gegen das gemeindeübergreifend vernetzen. Zum Beispiel, um Projek Projek- Atomkraftwerk Temelín demonstriert wurde. Doch wenn te wie das „FUMObil“ – einen Masterplan für die zukünftige man schon gegen etwas ist, fand Norbert Miesenberger Mobilität in der Region – auszubauen. Dafür braucht es viel damals, muss man auch für etwas sein. Und so riefen er Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung, weiß Mayr Mayr- und andere Klimapioniere in der Region vor elf Jahren den hauser: „Gerade in einer Region, wo sich das Thema noch Verein „Energie Bezirk Freistadt“ ins Leben. Als der Kli- im Anfangsstadium befindet, ist es wichtig, dass man eine Fotos: Energie Bezirk Freistadt (EBF), Fotostudio Költringer & Vitzthum OG ma- und Energiefonds 2008 die Modellregionen initiierte, Grundlage für die Projekte der KEM schafft.“ gehörte die Region zu den ersten, die am Programm teil- nahmen. Seitdem hat sich in den 27 beteiligten Gemein- den im Mühlviertel viel getan: Rund 200 Veranstaltungen, Exkursionen und Beratungsworkshops rund um die The- men Solarenergie, Biomasse und Hausbauen wurden vom KEM-Team Freistadt initiiert. Zu den größten Meilensteinen der Modellregion zählt sicherlich die Gründung der HELIOS Sonnenstrom GmbH – ein Tochterunternehmen des Ener Ener- giebezirks, das eines der größten Solarkraftwerke Öster- reichs betreibt. In den nächsten Monaten will man in der KEM vor allem die Elektromobilität noch stärker themati- sieren, erzählt Miesenberger: Parallel zu E-Car-Testwochen und Beratungsangeboten werde die Ladeinfrastruktur aus- gebaut. Und auch am E-Car-Sharing-Projekt „MühlFerdl“ (siehe Seite 21) werde ständig nachjustiert. 11
Willkommen, neue KEM Maßgeschneidert für die Region Die Region „10 vor Wien“ ist eine von 15 Modellregionen, die seit 2015 am Programm teilnehmen. Ein Besuch in der neuen KEM, in der man sich viele Fragen stellt. Blick vom Bisamberg (oben): In der ländlich und industriell geprägten Region ist man noch stark von Trägern fossiler Energie abhängig. Highlights der Region: das Kunstfeld Hetzmanns- dorf (oben) und die Burg Kreuzenstein (rechts) 12
Willkommen, neue KEM M braucht anchmal beginnt eine Revolution mit ein paar einfachen Fragen: Was braucht ihr? Wozu wärt ihr bereit? Was könnt ihr euch vor vor- stellen? Wie die Bevölkerung tickt und welche Bedürfnisse sie hat, fragen sich wohl alle KEM-ManagerInnen in Öster- reich. Doch eine Person beschäftigt das Stimmungsbild in „ihrer“ Modellregion ganz besonders: Karin Schneider sitzt in ihrem Büro am Bankmannring 19 im niederösterreichi- schen Korneuburg und liest ein paar Zahlen von ihrem Com- puterbildschirm vor: Rund 900 EinwohnerInnen aus der Region würden sich zu bestimmten Konditionen ein E-Car Karin Schneider managt seit Ende 2016 die KEM anschaffen, und mehr als 800 können sich vorstellen, eine „10 vor Wien“ im südwestlichen Weinviertel. Photovoltaik-Anlage auf ihrem Dach zu installieren. Für Schneider sind das nicht irgendwelche Umfragewerte. Es sind Ergebnisse einer Fragebogenaktion, die in der jungen tät und E-Energieversorgung. Frei nach dem Motto „Zuerst KEM „10 vor Wien“ bis Ende November 2016 lief. Und diese fragen, dann starten“. Zahlen, das hat man sich im südwestlichen Weinviertel vor- Für Schneider zeigen die Ergebnisse der Befragung das genommen, werden die Zukunft der Modellregion prägen. Potenzial der Region auf. In den nächsten Monaten will sie zusammen mit Projektleiter Dieter Kandlhofer das Umset- EINE REGION IM UMBRUCH zungskonzept der KEM an die Bedürfnisse der Bevölkerung Hier, zwischen den Auenlandschaften der Donau und dem anpassen. Und auch wenn es Themen geben wird, die weni- Korneuburger Becken im Norden Wiens, ist der Klimaschutz ger gut abschneiden, werden diese nicht einfach links liegen schon länger ein Thema: Bereits vor zehn Jahren wurde der gelassen, sagt Schneider: „Aber wenn wir merken, wo Prio- Regionalentwicklungsverein „10 vor Wien“ (siehe Infobox) ritäten liegen, werden wir dort besondere Schwerpunkte gegründet, die erste Mobilitätszentrale Niederösterreichs ins setzen.“ Auch in Zukunft will die KEM-Managerin die Ein- Leben gerufen und einige Projekte in Sachen Klimaschutz wohner der Region zum Mitdenken und Mitreden einladen: initiiert. Aber das, sagt Schneider, reiche noch lange nicht: Derzeit tourt sie durch die „10 vor Wien“-Gemeinden – und „Wir haben gesehen, dass wir uns auf regionaler Ebene ver ver- stellt, natürlich, eine Menge Fragen. stärkt zusammenschließen müssen.“ Und so wurde die KEM „10 vor Wien“ gegründet, eine von insgesamt 15 Modell- regionen, die 2015 neu dazukamen. Ursprünglich waren mit „10 vor Wien“ zehn Gemeinden Dafür war es höchste Zeit: Schließlich erfolgt in den ins- gemeint, die sich 2006 zu einem Regionalentwicklungsverein gesamt zwölf KEM-Gemeinden die Energieversorgung nach im südwestlichen Weinviertel zusammengeschlossen haben. wie vor bis zu 90 Prozent durch Träger fossiler Energie. Zu- Der Name hat sich trotz steigender Mitgliederzahl auch bei der dem stellt das Bevölkerungswachstum die Region vor immer neuen Klima- und Energie-Modellregion durchgesetzt. Denn größere Herausforderungen: Bis 2030 soll sie, gemäß einer alle zwölf KEM-Gemeinden liegen – zufällig passend Prognose, um bis zu 30 Prozent wachsen. Schon jetzt sind zum Namen – maximal zehn die Straßen und Parkplätze in und rund um die großen Be- Minuten mit dem Großrußbach zirksstädte Korneuburg und Stockerau chronisch verstopft. Auto von der Sierndorf Fotos: Markus Kučera (3), Franz Kreiner Der Drang zu mehr Unabhängigkeit und Energieautarkie Stadtgrenze sei in der Region deshalb besonders groß, sagt Schneider. Wiens entfernt. Harmannsdorf Seit zehn Jahren ist die 49-Jährige im Regionalmanagement tätig und weiß aus Erfahrung: „Wir können Projekte nicht Leobendorf Stockerau einfach auf die Bevölkerung herunterstülpen. Selbst wenn Spillern Stetten Enzersfeld wir uns das großartigste E-Car-Sharing-Modell ausdenken, Korneuburg nutzt es nichts, wenn es bei der Bevölkerung nicht an- Bisamberg kommt.“ Deshalb startete die KEM in ihrem ersten Jahr eine Hagenbrunn umfangreiche Basisanalyse rund um die Themen E-Mobili- Die Ergebnisse der Umfrage Langenzersdorf können Sie unter www.kem10.at abrufen 13
Mustersanierung Von Grund auf neu denken Gebäude sind nach wie vor einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen. Dabei liegen die Lösungen für den Gebäudebereich schon seit längerer Zeit auf dem Tisch. Relativ einfach können neue oder umfassend sanierte Gebäude den Energieverbrauch auf ein Minimum reduzieren und sogar selbst zum Kraftwerk werden. Drei Beispiele, die zeigen, wie in den Klima- und Energie-Modellregionen nachhaltiges Bauen und Sanieren funktioniert. MYTHOS Hohe Energiestandards verhindern leistbares Wohnen. Wir müssen die Energiestandards nun wieder senken. Klimagerechter FAKT Energieeffizientes Bauen heißt leistbares Wohnen. Ambitionierte Energiestandards im Neubau sind eine Inves- Wohnbau tition – wer jetzt auf entsprechende Qualität setzt, vermei- det Kosten für die Zukunft. Wer sich frühzeitig beraten lässt, kann schon vor dem Bau Kosten sparen. Allerdings werden Beratungsangebote von zukünftigen BauherrInnen nur selten in Anspruch genom- men. Um die Hemmschwelle vor Workshops und Semina- ren rund um die Themen Sanieren und Bauen zu senken, 4–6 % bauliche Mehrkosten gegenüber Mindeststandard führen unter spezifischen Voraussetzungen zu hat die Klima- und Energie-Modellregion Freistadt den Be- –75 % ratungsscheck ins Leben gerufen. Dieser Scheck deckt die Kosten für Workshops, Seminare oder Einzelberatungen in Höhe von 100 Euro ab. Das Angebot der KEM Freistadt in Kooperation mit dort ansässigen Bankinstituten ist firmen- unabhängig. beim Primärenergiebedarf. etwa wurde der Beratungsscheck in den 300 letzten Jahren ausgestellt, das entspricht Beratungsleistungen im Wert von 30.000 Euro. Mal 14
Mustersanierung Einsparungspotenzial bei Sanierungen 10 – 25 % 10 – 25 % Ausgewählte Richtwerte Dach/Decke Heizung zeigen das jeweilige Einsparungspotenzial pro Bauteilsanierung. Auch die Sanierung der Kellerdecke und eine Komfortlüftung 20 – 30 % 10 – 30 % haben entsprechendes Außenwände Fenstertausch Potenzial. MYTHOS Im Gebäudebereich wurde ohnehin schon viel MYTHOS Die thermische Sanierung ist teuer und bringt Energie gespart. Weitere Maßnahmen bringen nichts. nichts. FAKT Der Gebäudebereich ist in Österreich noch lange FAKT Gerade jetzt ist es wichtig, zu investieren. Durch nicht „klimaneutral“: Der energetische Endenergiebedarf Investitionen in thermische Sanierung können rund 30.000 ist immer noch höher als in den 1990er Jahren. Vollzeitbeschäftigungen geschaffen bzw. gesichert werden. Wer jetzt in die nachhaltige und energetische Qualität von Der Nutzen von Thermographie, also der Messung der Ober Gebäuden investiert, lenkt Finanzströme in Richtung Zu flächentemperatur von Gebäuden mit Infrarotkameras, ist kunft. Ein Beispiel dafür ist die Volksschule in Arnoldstein, vielen nicht bekannt. Deshalb werden darauf aufbauende die in wenigen Wochen zu einem modernen Bildungszen Energieberatungen oft nicht in Anspruch genommen. In trum und zur ersten Naturparkschule Kärntens umgestal einem aktuellen KEMLeitprojekt wollen fünf Modellregio tet wurde. Die ganzheitliche Sanierung des teilweise über nen in der Steiermark dies ändern. Und zwar, indem sie 100 Jahre alten Gebäudes sei dabei alles andere als einfach eine thermographische Erhebung ganzer Straßenzüge, gewesen, erzählt Kurt Bürger, Umwelt und Energieberater Siedlungen oder Gewerbegebiete in einem Schritt organi in Arnoldstein. Die Volksschule besteht nämlich aus drei sehr sieren. Die dabei entstehenden Infrarotbilder werden an unterschiedlichen Teilen aus den Jahren 1910 und 1969, der schließend den Verbraucherinnen und Verbrauchern kos Turnsaal kam Anfang der 1990er Jahre hinzu. Nun besitzt tenlos zur Verfügung gestellt. Das Projekt läuft eine ganze die Schule eine Dämmung aus Hanf und neue Fenster aus Heizperiode lang, bis Anfang 2018, und soll das Interesse Holz und Aluminium. Das Gebäude wurde außerdem mit für eine darauf folgende Gruppenberatung steigern. In einer Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung dieser findet dann ein Selbstreview durch die Teilnehmen ausgestattet und erzeugt selbst Energie über eine Photo den statt, wobei Best sowie WorstPracticeBeispiele im voltaik Anlage. Und nicht zuletzt kamen durch die Sanie voltaik betrachteten ThermographieGebiet aufgezeigt werden. rung neue Nutzungsmöglichkeiten hinzu: Da die Belegung Mittels des Wettbewerbsgedankens soll die Motivation für der Räume organisatorisch optimiert wurde, hat in der Energieberatungen und Sanierungsmaßnahmen innerhalb Schule nun auch eine Nachmittagsbetreuung Platz. der Gruppe erhöht werden. Modellregionen in der Steiermark organisieren So groß ist die Photovoltaik-Anlage gemeinsam Gruppenthermographien. Das Pro- 132 m 2 am Dach der Volksschule Arnoldstein. Ihre Spitzenleistung beträgt 20 kW. 5 jekt soll in weiterer Folge 100 individuelle Ener- gieberatungen initiieren. WEITERE FAKTEN rund um die Themen nachhaltiges Bauen und klimaeffiziente Energieversorgung finden Sie unter www.faktencheck-energiewende.at oder auf Anfrage bei dem bzw. der KEMManagerIn in Ihrer Region. 15
Ideen mit Zukunft Seit Beginn der Klima- und Energie-Modellregionen im Jahr 2009 wurden etwa 3.000 innovative Projekte ins Leben Energiee≈ziente gerufen. Sie alle haben ein hohes Nachahmungspotenzial Straßenbeleuchtung in der KEM Schmidatal und eine hohe Signalwirkung – so wie diese sieben Projekte, die bereits Realität geworden sind. LaRa, dein Lastenrad Fotos: AE Schreder GmbH, Marcel Billaudet, EEE GmbH, Maria Eder, Tourismusverband Wald/Königsleiten, Andreas Schaad, Klimafonds/Ringhofer „Klimaladen – Was hat mein Konsum mit Mühlvierte-mobi-l dem Klima zu tun?“ E-mobiles Erlebnisdorf Klimaschulen Optimierung der PV-Eigen- PV-Eigen stromnutzung auf Kläranlagen mittels Lastverschiebungen 16
Das Projekt des Jahres* Shoppen für die Gerhard Pausch ist einer der Initiatoren des „Klimaladens“, der 2016 zum „KEM-Projekt Umwelt. des Jahres“ gekürt wurde. W as hat unser Konsum mit dem Klima zu tun? Jede Menge, wenn man sich den vollgepackten Kombi samt EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein. Der Grund für die länderübergreifende Initiative liegt für Pausch Anhänger von Gerhard Pausch, KEM-Manager der Regi- auf der Hand: „Wir sollten alle mehr darauf achten, wo all on Salzburger Seenland, ansieht. Darin befinden sich fein das, was wir konsumieren, eigentlich herkommt.“ säuberlich verpackt diverse Plakate, Aufhänger und Koffer Der „Klimaladen“ ist wie ein Supermarkt mit Lebensmitteln, Bekleidung, Verpackungen, Stiften und konzipiert, in dem SchülerInnen erfahren, Papier. Wenig später verwandeln sie einen einfachen Schul- welche ökologischen Auswirkungen ein all- raum in eine kleine Erlebniswelt rund um das Thema Ein- täglicher Einkauf haben kann. Wie im echten kaufen: „Klimaladen – Was hat mein Konsum mit dem Klima Leben werden die BesucherInnen der Ausstellung mit einer zu tun?“ heißt die Wanderausstellung, die seit vier Jahren Einkaufsliste und einem fixen Budget in den „Klimaladen“ durch Schulen in Salzburg und Bayern tourt. geschickt, wo sie die Qual der Wahl haben: Im fiktiven Die Ausstellung soll ein Bewusstsein für die Zusammen- Milchregal gilt es etwa zwischen Milch vom Diskonter aus hänge zwischen Konsum und Klimaschutz schaffen, erklärt Holland, regionaler Milch und Bio-Milch vom Bauernhof Fotos: Andreas Schaad Pausch, einer der Initiatoren des Projekts, das 2016 von den nebenan zu wählen. An einer anderen Stelle macht der „Kli- 99 Klima- und Energie-Modellregionen zum „KEM-Projekt maladen“ auf die ökologischen Auswirkungen von Müll und des Jahres“ gewählt wurde. Die Idee dazu kommt aus Bay- Verpackungen aufmerksam: Beim Einkauf kann etwa zwi- ern, realisiert wurde sie in Zusammenarbeit mit den Landes- schen Recycling- oder Frischfaserprodukten gewählt wer wer- ratsämtern Traunstein und Berchtesgadener Land und der den. Dabei werden die jungen KonsumentInnen auch über 17
Das Projekt des Jahres* PROJEKT: „Klimaladen – Was hat mein Konsum mit dem Klima zu tun?“ START: 2012 BETEILIGTE MODELLREGION: Salzburger Seenland (21) Die interaktive Ausstellung will Schülerinnen und Schülern vermitteln, wie sich ihr persönliches Konsumverhalten auf die Umwelt und das Klima auswirkt. die Inhaltsstoffe verschiedener Verpackungen aufgeklärt. Bei einem der „Wer hätte gedacht, dass man für eine Aludose etwa einen neuesten Abschnitte Liter Rohöl braucht?“, sagt Pausch. „Da wissen die Schüle dreht sich alles rinnen und Schüler aber oft mehr als die Erwachsenen.“ rund ums Handy. Damit man sich mehr unter den Zahlen und Daten vor vor stellen kann, werden die Faktoren, die den ökologischen Fußabdruck eines Produkts beeinflussen, möglichst an schaulich dargestellt: An der Leine, an der eine Erdbeere der Klimaladen wächst ständig weiter. Gerade kam ein neu aus Südafrika hängt, müssen die jungen EinkäuferInnen er Ausstellungsteil hinzu, der die junge Generation beson zum Beispiel viel länger ziehen als an der Leine mit der ders interessieren wird: ein Abschnitt über die ökologischen Erdbeere aus der Region. Auswirkungen von Handys und Smartphones. Am Ende des Einkaufs geht es dann aber nicht zur Kasse, sondern zur „Auswertungsabteilung“, wo man die *Seit 2009 zeichnen die KEM-ManagerInnen herausragende „Klimarechnung“ präsentiert bekommt. Die schlüsselt über Leistungen aus den Regionen aus. Gekürt werden der KEM-Ma- ein simples Ampelsystem auf, welcher ökologische Fuß nager oder die KEM-Managerin des Jahres (siehe Seite 6) und abdruck mit den gekauften Produkten hinterlassen wurde. das KEM-Projekt des Jahres. Für die DiskonterMilch aus Holland gibt es etwa einen roten Punkt, für die Milch aus der Region einen orangen und für die BioMilch vom Bauernhof einen grünen. „Wir sagen nicht: Dieses oder jenes Produkt ist böse, und das dürft ihr nicht mehr kaufen“, sagt Pausch. Statt zu verteufeln, soll der „Klimaladen“ zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Und das Konzept geht auf: Ein paar tausend Schü lerInnen aus rund 60 Schulen konnten sich im „Klima laden“ mit den ökologischen Auswirkungen ihres Konsums bereits auseinandersetzen. Bildungseinrichtungen können Fotos: Andreas Schaad die Ausstellung übrigens gratis ausborgen und über ein OnlineAnmeldesystem buchen. „Ich hätte mir am Anfang selbst nicht gedacht, dass der ‚Klimaladen‘ so einschlägt“, sagt Pausch. Bald könnte selbst sein Kombi samt Anhänger Woher kommt die Energie für Produkte, die wir kaufen? Im „Klima zu klein sein, um die Ausstellung zu transportieren. Denn laden“ liegen die Antworten auf solche Fragen zum Anfassen am Tisch. 18
Best Practice Mit Sonnenkraft voraus. Kläranlagen mit Solarpaneelen am Dach sind heutzu- tage keine Seltenheit mehr – auch nicht in der Klima- und Energie-Modellregion ökoEnergieland. Dort stehen fünf Kläranlagen mit Photovoltaik-Anlagen, die innerhalb der letzten drei Jahre installiert worden sind. Die dadurch ge- wonnene Energie wird bereits zur Abdeckung des Eigen- bedarfs genutzt oder als Ökostrom in das öffentliche Netz eingespeist. Doch nun will die aus 17 Gemeinden bestehende Mo- dellregion einen Schritt weiter gehen: In einem Leitprojekt Ein Dorf macht wird untersucht, wie Lastverschiebungen der Kläranlage möglichst nachhaltig genützt werden können und wo Aus- e-mobil. baupotenzial für die PV-Anlagen besteht. Bis März 2017 werden deshalb die Lastprofile der Klär Klär- Dass die Tourismusbranche in vielen Regionen einer der anlagen energietechnisch genauestens studiert, erklärt Hauptenergieverbraucher ist, ist bekannt. Um genau dem KEM-Managerin Andrea Moser. Wann treten Spitzen auf? entgegenzuwirken, hat sich die Tourismusregion Wald- Und können diese auf den Tag verschoben werden? In ei- Königsleiten der Elektromobilität verschrieben. Zusammen nem zweiten Schritt wird durch eine abwassertechnische mit heimischen Tourismusbetrieben arbeitet die Gemein- Analyse sichergestellt, dass bei Lastverschiebungen die de Wald im Pinzgau an der Realisierung eines e-mobilen Grenzwerte eingehalten werden. Langfristig sollen Erlebnisdorfs. die Kläranlagen weniger Strom vom Netz In der gesamten Region wird gerade eine Infrastruk Infrastruk- beziehen und noch nachhaltiger und klima- tur für Elektrofahrzeuge aufgebaut, damit Gäste ebenso freundlicher wirtschaften, erklärt Moser. Doch wie Einheimische künftig vermehrt auf E-Bikes und in E- das ist nicht der einzige Grund, warum das Leitprojekt für Autos die Gegend erkunden können. Das Ziel: Bis 2020 die Modellregion ökoEnergieland ein Meilenstein ist: Am sollen 20 E-Automobile im Ort Gästen und Ende soll nämlich ein Praxisleitfaden für andere Regionen Einheimischen zur Verfügung stehen. Derzeit entstehen. sind es zwei E-Autos und immerhin 120 E-Bikes, die an 15 Ladestationen in der Nationalparkgemeinde aufgeladen werden können. Dadurch sollen Gäste und Einheimische animiert wer wer- den, vermehrt auf klimafreundliche Fortbewegungsmittel umzusteigen. „Die Emissionen müssen einfach runter“, sagt der Vorsitzende des Tourismusverbands Wald-Königsleiten, Peter Hofer. „Wir müssen unsere Kultur- und Naturland- schaft nützen und schützen, damit unsere Nachkommen die Chance haben, sie so zu genießen wie wir.“ Insgesamt Fotos: Tourismusverband Wald/Königsleiten, EEE GmbH sollen über die Elektromobilität pro Jahr in der gesamten Region 300 Tonnen CO² eingespart werden. Dabei versteht sich das Erlebnisdorf nur als Ort der Initialzündung. „Wir wollen keine Insel der Seligen sein, sondern ein Impulsgeber für die ganze Region“, sagt Hofer. LEITPROJEKT: Optimierung der PV-Eigenstromnutzung auf Kläranlagen mittels Lastverschiebungen LEITPROJEKT: E-mobiles Erlebnisdorf START: Jänner 2016 START: Jänner 2016 FERTIGSTELLUNG: März 2017 FERTIGSTELLUNG: Dezember 2017 BETEILIGTE MODELLREGION: Güssing (11) BETEILIGTE MODELLREGION: Oberpinzgau (67) www.oekoenergieland.at 19
Best Practice Der „Wir haben uns alle an einen Tisch gesetzt und gesehen: Gemeinsam können wir mehr Lichtertausch. bewegen“, sagt KEM-Managerin Silvia Köllner. So kam es zu einer gemeinsamen Abwicklung des Projekts, inklu- „Gemeinsam sind wir stark“, sagten sich die sechs Gemein- sive Bestandsaufnahme, Projektierung, Ausschreibung und den der Klima- und Energie-Modellregion Schmidatal, als es Umsetzung. Insgesamt wurden über 4.000 Lichtpunkte aus- darum ging, die Straßenbeleuchtungsanlagen der Region auf getauscht. den neuesten Stand zu bringen. Also schlossen sich die Ge- Das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen spricht meinden zusammen, um die Umstellung der teils veralteten für sich: Der Stromverbrauch in den Gemeinden konnte Lichtquellen auf LED-Beleuchtung und andere klimafreund- reduziert werden, gleichzeitig wurde die Beleuchtungs- liche Lichtquellen so effizient wie möglich zu gestalten. qualität verbessert – bei einer CO²-Einsparung von rund 140 Tonnen pro Jahr. Höhere Energieeffizienz in den Ge- meinden, große Wirtschaftlichkeit und eine Stärkung der gesamten Region – für Köllner wurde bei diesem Projekt das „bestmögliche Ergebnis“ erreicht: „Wir haben gesehen, das funktioniert.“ In Zukunft will man in der KEM Schmidatal deshalb auch im Rahmen von anderen Projekten verstärkt zusammenarbeiten. PROJEKT: Energieeffiziente Straßenbeleuchtung in der KEM Schmidatal START: April 2015 BETEILIGTE MODELLREGION: Schmidatal (65) www.kem-schmidatal.at Das Rad neu erfinden. Was sich in Großstädten bereits etabliert hat, ist in kleineren Städten noch ein Novum: das Lastenrad als umweltscho- nende Alternative zum Autofahren. Mit LaRa, dem ersten kostenlos entlehnbaren Elektro-Lastenrad Niederöster- reichs, wird klimafreundliche Mobilität nun auch in Wie- ner Neustadt ein Stück weit mehr Realität. Mit Erfolg: 2016 wurde LaRa mit dem VCÖ-Mobilitätspreis Niederösterreich ausgezeichnet. Das Projekt der Klima- und Energie-Modellregion Wie- ner Neustadt wurde von KEM-Manager Martin Hesik ini- tiiert. Als Träger fungiert der Wiener Neustädter Verein porte. „Mit dem Lastenrad wollen wir klimafreundliche „Die Teilbaren – nutzen statt besitzen“ unter der Leitung Mobilität und Teilen unter einen Hut bringen“, so Höller. von Dietmar Eisinger und Hannes Höller. „Uns war es Das scheint gelungen zu sein: Seit LaRas Ankunft in Wiener Fotos: Barbara Witzany, Michael Weller wichtig, das Lastenrad als Alternative zum Neustadt haben sich einige Familien ein eigenes Lastenfahr- Autotransport ins Bewusstsein der Menschen rad zugelegt. zu rücken“, sagt Höller. LaRa kann online gebucht und an verschiedenen Statio- nen abgeholt werden, durch den Standortwechsel sollen PROJEKT: LaRa, dein Lastenrad alle StadtbewohnerInnen LaRa kennenlernen. Derzeit hält START: April 2016 LaRa bei über 60 NutzerInnen. Jungfamilien nützen LaRa BETEILIGTE MODELLREGION: Wiener Neustadt (42) für Ausflüge ins Grüne, andere für Einkäufe oder Trans- www.deinlastenrad.at 20
Best Practice Ein Elektroauto startet durch. Klimafreundliche Alternativen zu Pkw & Co sind im länd- lichen Raum bekanntlich spärlich gesät: Öffentliche Ver Ver- kehrsanbindungen gibt es im Regelfall nur entlang der Hauptrouten, oft bleibt einem nichts anderes übrig, als in das Auto, aufs Motorrad oder Mofa zu steigen. Dem soll im Mühlviertel der „MühlFerdl“ entgegenwirken: Der Name steht für ein Mobilitätsangebot, das in Österreich seines- gleichen sucht. Seit Sommer 2016 sind im Mühlviertel zehn E-Autos unterwegs, die allen in der Re- Von gion zu gleichen Konditionen zur Verfügung stehen. Über eine eigens programmierte Smartphone-App Kindesbeinen an. können sich bis zu 20 Nutzer in ein E-Auto einbuchen. War War- tung, Reparatur, Versicherung, Vignette und das Aufladen Mit dem Klimaschutz kann man nicht früh genug beginnen, an einer der Ladestationen in der Umgebung ist im Preis von dachten sich die InitiatorInnen des Klimaschulen-Projekts 360 Euro pro Jahr inbegriffen. Außerdem sind die ersten der Klima- und Energiemodellregion Netzwerk Südost. Und 52 Stunden Nutzung inklusive, jede weitere Stunde kostet so geht hier, in der südlichen Steiermark, das Projekt mit 3,90 Euro. Herbst 2016 bereits in die dritte Runde. Diesmal sind die Das E-Car-Sharing-Modell ist bereits wenige Wochen Volksschulen Hatzendorf und St. Anna am Aigen sowie die nach Einführung derart beliebt, dass in den kommenden Fachschule Schloss Stein mit dabei. Monaten die Fahrzeugflotte laufend ausgebaut werden Die „Klimaschulen“ haben ein ambitioniertes Ziel: den soll. Und schon bald könnte der „MühlFerdl“ außerhalb des VerbraucherInnen von morgen zu zeigen, wie jede und je- Mühlviertels die effiziente Nutzung von Autos in der Region der von ihnen einen Beitrag zu einer klimafreundlicheren fördern, CO²-Emissionen reduzieren und für klimafreundli- Welt leisten kann. Im Rahmen von Exkursionen, ches Autofahren ein ausgeprägteres Bewusstsein schaffen, Energiewandertagen und Workshops soll ins- sagt der Manager der Modellregion Urfahr West, Herwig besondere der Bezug zur Region und den er- Kolar: „Unsere Hoffnung ist, dass sich in ganz Österreich neuerbaren Energien in den Heimatgemein- Nachahmer für das Projekt finden.“ den vermittelt werden. „Kinder können sich mehr darunter vorstellen, wenn es um die Photovoltaik-Anlage des Nachbarn oder die Bio- gasanlage vom Bauern nebenan geht“, sagt Maria Eder, Pro- jektkoordinatorin Klimaschulen. Außerdem sei gerade der spielerische Zugang den Pädagoginnen und Pädagogen ein wichtiges Anliegen: So suchen die SchülerInnen als „Ener „Ener- giedetektive“ an ihren Schulen nach Möglichkeiten zum Energiesparen. Das Klimaschulen-Projekt sei dabei nur der erste Schritt, um die Kinder in das Thema Klimaschutz und erneuerbare Energien einzuführen, erklärt Eder. „Von den Eltern hören Fotos: Maria Eder, Klimafonds/Ringhofer wir, dass die Kinder das Erlebte nach Hause nehmen und davon erzählen.“ PROJEKT: Klimaschulen LEITPROJEKT: Mühlvierte-mobi-l In der Projektphase 2016/17 sind insgesamt 20 Klima- START: Sommer 2016 und Energie-Modellregionen am Klimaschulen- BETEILIGTE MODELLREGIONEN: Donau-Böhmerwald (12), programm beteiligt. Freistadt (3), uwe (Urfahr West, 20), SternGartl Gusental (52) www.klimaschulen.at www.muehlferdl.at 21
greenstart Frischer Wind für grüne Ideen Essbares Mit der Initiative „greenstart“ sucht der Klima- und Energiefonds nach aus dem den besten ökologischen Geschäfts- Keller. ideen für die Zukunft. Manuel Bornbaum und Florian Hofer holen mit E ihrer Idee die Land- wirtschaft in die Stadt: Die beiden züchten in einem Wiener Altbau- keller Speisepilze auf Kaffeesud, der via Lastenfahrrad von Wiener ine Pilzzucht auf Kaffeesud, ein Kaffeehäusern oder Restaurants eingesammelt und zu Pilzsubstrat Wohnwagen aus Holz und ein weiterverarbeitet wird. Die frisch geernteten Pilze werden dann mit Vermittlungsportal für Bio-Schweinefleisch haben dem Rad ausgeliefert und auf Märkten verkauft, das Pilzsubstrat auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Was wiederum wird kompostiert und zu Dünger verarbeitet. Das Duo die jungen Geschäftsideen allerdings verbindet, will damit zeigen, welches Potenzial in Abfallprodukten steckt und ist nicht nur das Ziel, erfolgreich am Markt zu be- wie einfach eine ökologische Lebensmittelproduktion in Städten stehen. Sie alle wollen auf die eine oder andere funktionieren kann. Dafür wurden die beiden zu den „greenstars“ Art Energie sparen, die Umwelt schonen oder so- 2016 gekürt. www.hutundstiel.at gar ein bisschen die Gesellschaft verändern. Nicht Autarkie umsonst gehören sie deshalb zu den Gewinnern des „greenstart“-Wettbewerbs 2016. Die Initiative, die Mitte 2014 vom Klima- und Energiefonds gestartet wurde, konnte in den letz- leben. ten Jahren bereits einige innovative und nachhal- Wie können wir in Zu- tige Projekte vor den Vorhang holen. Dabei geht kunft möglichst selbst- es nicht nur darum, guten und vor allem ökologi- bestimmt, unabhängig schen Ideen eine Plattform zu bieten: „greenstart“ und ökologisch woh- will nachhaltige Impulse setzen. Denn auch viel- nen? Diese Frage stell- versprechende Konzepte brauchen eine kleine ten sich Theresa Stei- Anschubhilfe. ninger und Christian Fotos: KHP Karin Hackl Photographie, Buero SF Deshalb erhalten die besten zehn Einreichun- Frantal vor einigen Jah- gen je 6.000 Euro und werden mit Coachings und ren, und seitdem basteln sie an einer Antwort, die „Wohnwagon“ Workshops über mehrere Monate unterstützt, heißt. Der Name steht für einen natürlichen, mobilen Raum auf damit aus Ideen marktreife und vor allem nach- 25 Quadratmetern, der dank Bio-Toilette, Wasser-Kreislaufsystem, haltige Businesskonzepte entstehen. Die drei bes- Holz-Solar-Zentralheizung und Photovoltaik-Inselanlage völlig ten Projekte erhalten außerdem ein Preisgeld in autark funktioniert. Bereits ein gutes Dutzend „Wohnwagons“ wurwur- der Höhe von je 15.000 Euro. den seit 2013 produziert und verkauft, im nächsten Schritt will das „greenstart“ sucht immer wieder Nach neuen junge Team, das zu den Siegern des „greenstart“-Wettbewerbs 2016 Ideen: einfach auf www.greenstart.at schauen, ob gehört, die Autarkiesysteme modularisieren und für andere Anwen- ein call offen ist. dungen zur Verfügung stellen. www.wohnwagon.at 22
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