Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group

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Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
Urbane Quartiere und
Mixed-Use-Immobilien –
NEUE ELEMENTE UND STR ATEGIEN DER
IMMOBILIENENTWICKLUNG
Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
Inhalt

             1. Vorwort
               Seite 1

     2. Begriffliche Einordnung
               Seite 2

  3. Eigenschaften/Charakteristika
               Seite 4

     a. Verdichtung und Urbanität
               Seite 4

             b. Mobilität
               Seite 5

           c. Konnektivität
               Seite 8

             d. Identität
               Seite 10

  4. Privater vs. öffentlicher Raum
               Seite 13

         5. Beispielprojekte
               Seite 15

     6. Fazit Urbane Quartiere
               Seite 20
Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
1. Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,                  planung und der massiven Re-Urba­               Infrastrukturell werden mit den
                                             nisierungstendenzen in Deutschland,              zumeist innerstädtischen Vorhaben
Die Stadt gilt schon immer als Trend­        nach dem Motto: viele Menschen und               auch die Rahmenparameter der
labor. Sie ist das Ergebnis einer perma­     somit hohe Nachfrage auf einer über­             urbanen Mobilität neu definiert:
nenten Veränderung in den verschie­          schaubaren Grundstücksfläche. Auch               ÖPNV-Struktur bzw. Verkehrs­
densten Bereichen der Wirtschaft,            aus nachhaltigen Gesichtspunkten,                trägerfokussierungen bilden
Be­­völkerung oder Mobilität. Das Leitbild   bspw. Flächenversiegelung, kurze Wege,           die DNA der Lebendigkeit.
der europäischen Stadt lautet in der         zentrale Infrastrukturerschließung
gegenwärtigen Phase: „Stadt der kurzen       findet man mehr Vor- als Nachteile.           Die Menschen erleben die Stadt in einer
Wege“. Hinzu kommen eine sichtbare               Dass sich die beschriebenen Aspekte       neuen Dimension. Sie möchten aktiv
Verdichtung sowie eine größere Varia­        eher im Fluss denn als etablierte Struk­      teilnehmen und das städtische Leben
tion in der Bebauung. Diese Ziele werden     tur darstellen, verdeutlicht das Ringen       in seiner Gesamtheit erfahren. Durch
vor allem durch eine Nutzungsmischung        um die Deutungshoheit: Wie hat ein            das Interesse am urbanen Leben und
erreicht, die zunehmend auch in deut­        Urbanes Quartier letztlich auszusehen?        der Partizipation daran erhöht sich
schen Städten Anklang findet. Dabei          Klar ist, dass sich der „am Markt“ gefor­     zusätzlich die Attraktivität der Stadt
geraten zwei Begriffe immer stärker in       derte Nutzungsmix durch die Änderung          aber auch die damit einhergehenden
die Diskussion: Mixed-Use und Urbane         der Baunutzungsverordnung (BauNVO)            Spannungen zwischen Neu- und Altbe­
Quartiere. Mixed-Use als zukunfts­           mit ihren Nutzungskatalogen und Dich­         wohnern, Besuchern und Pendlern. Das
gewandte, städte­bauliche Blaupause gilt     teobergrenzen allein nur schwer reali­        Resultat hiervon auf einer Mikroebene
offensichtlich bei Investoren, Planern       sieren lässt. Von einer neuen Assetklasse     ist das Urbane Quartier, was in einer
und Nachfragern als Baustein der             kann man gleichwohl noch nicht spre­          kleineren Fläche alle Vorzüge des städ­
zu­künftigen Immobilien­entwicklung auf      chen. Zumal die Frage lautet: Was macht       tischen Lebens verkörpern soll. Doch
der Objektebene. Ihr wird die Basis zuge­    ein Urbanes Quartier eigentlich aus?          trotz aller Überzeugung zum aktuellen
sprochen, eine essenzielle Voraussetzung         Sind es die Immobilien, die Menschen,     städtebaulichen Mantra der „kurzen
und zugleich Grundlage für ein urbanes       oder die Infrastruktur gleichermaßen?         Wege“: die Distanz zwischen Wohnen,
und lebenswertes Quartier zu sein.                                                         Arbeiten und Erholen bleibt weiterhin
Nicht zuletzt deshalb erlebt der Begriff       Auf der Immobilienebene gelten             in der Mehrzahl der aktuellen Projekte
Urbane Quartiere eine Renaissance. Es           Mixed-Use-Projekte dabei zuneh­            gewahrt. Ein völlig neues Denken bei
zeigt sich in vielen deutschen und inter­       mend als der charakteristische             der Immobilienentwicklung, wie es
nationalen Metropolen der Trend hin zu          Objekttypus eines Urbanen Quartiers.       beispielsweise gerade im Bereich der
diesem städtebaulichen Element. Gerade                                                     Möbilität sichtbar wird, sollte gleich­
                                               Klar wird aber auch, dass sich auf
Investoren sehen hierin eine Lösungs­                                                      wohl mehr Chance denn Risiko sein für
                                                der Nutzerebene eine strukturelle
schablone der „städtischen Herausforde­                                                    Investoren.
                                                Neupositionierung der Bewohner und
rungen“, beschrieben u.a. durch Schlag­
                                                Nutzer vollzieht – und mit dieser sich
worte wie bezahlbarer Wohnraum,                                                            Prof. Dr. Thomas Beyerle
                                                all ihre Ansprüche an ein kulturelles,
sozial ausgewogen, lebendig offen und                                                      Head of Group Research
                                                handels- oder konsumkonformes
unmittelbarer Anschluss an den ÖPNV
                                                Angebot verändern. Gentrifizie­
(Öffentlicher Personennahverkehr).
                                                rungseffekte fassen diesen Trend
Dies geschieht unter Beachtung aller
                                                oftmals populistisch zusammen.
Anforderungen der Stadt- bzw. Regional­

                                                                      C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN   1
Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
2. Begriffliche Einordnung

    Das in dieser Studie präsentierte Urbane        von zwei Nutzungsformen in einem             finden, anstatt einer wie bei Vertikalem
    Quartier ist zunächst ein Sammelbegriff         Gebäude zu finden ist. So kann ein           Mixed-Use. Diese Form von Mixed-
    für diverse Formen von innerstädtischen         Geschäftshaus mit vereinzelten Woh­          Use verkörpert schon die Grundzüge
    Mixed-Use-Entwicklungen, welche die             nungen schon als Mixed-Use Block             des Urbanen Quartiers, die in dieser
    städtische Lebensweise durch die Imple­-        angesehen werden, sowie auch bei             Studie vorgestellt werden sollen.
    mentierung und Effekte einer Misch­             der Integration eines Geschäfts in das           Die vier genannten Ausprägungen
    nutzung in den vergangenen Jahren               Erdgeschoss eines Wohngebäudes.              von Mixed-Use-Konzepten sind Grund­
    verändert haben und weiter verändern                Quartiersentwicklung: Bei einer          konzepte, wie das Mixed-Use-Thema
    werden. Catella Research definiert vier         Quartiersentwicklung entsteht zumeist        auch praktisch umgesetzt werden kann.
    grundsätzliche Formen von Mixed-                ein autarkes und eigenständiges Quar­        Innerhalb des Rahmens Urbanes Quar­
    Use, die alle mit dem Begriff Urbanes           tier, welches Wohnraum, ggf. Büro­           tier ist jedoch auch die Entstehung von
    Quartier umschlossen werden.                    raum sowie infrastrukturelle Ein­            Mischformen zwischen den genannten
       Vertikales Mixed-Use: Diese Misch­           richtungen miteinander kombiniert.           Modellen möglich. Es wäre allerdings
    nutzungsform beschreibt Hochhäuser              Hierbei können ganze neue Stadtteile         nicht korrekt, ein Urbanes Quartier als
    und Wolkenkratzer, bei der im Verti­            entwickelt werden, die nachhaltig auch       ein starr definiertes Modell zu sehen,
    kalen verschiedene Nutzungsformen               das Bild der Stadt verändern k­ önnen        bei dem diverse Vorgaben erfüllt wer­
    miteinander kombiniert werden. Sie              (siehe HafenCity in Hamburg).                den müssen, um als Urbanes Quartier
    umfasst meist mehrere Hauptnutzungs­                Campus Mixed-Use: Campus Mixed-          angesehen zu werden. Die Basis wird
    formen wie Büro, Wohnen oder Hotel              Use wurde in der Catella Studie 2018         nicht von Quadratmeterpreisen oder
    mit unterstützender Nutzung wie Ein­            zu diesem Thema als eine Symbiose            bestimmten Mindesthöhenmetern
    zelhandel in den unteren Geschossen.            von Vertikalem Mixed-Use und einer           gebildet. Vielmehr soll dieser Begriff als
    Diese Form ist in den USA relativ weit          Quartiersentwicklung gesehen. Die            ein neues Konzept des urbanen Denkens
    verbreitet, während sie in Europa bis­          Mischnutzung breitet sich sowohl in die      und Lebens verstanden werden, welches
    her nur vereinzelt auftritt (The Shard          Horizontale als auch in die Vertikale aus.   für diverse Mixed-Use-Entwicklungen
    in London, Omniturm in Frankfurt).              Dabei ist die Grundstücksfläche eines        eine Rolle spielen sollte. Das Urbane
       Horizontale Mixed-Use Blocks:                Campus-Mixed-Use-Projektes kleiner           Quartier kann all diese Formen von
    Dies ist die einfachste Form der Misch­         als die einer Quartiersentwicklung und       städtischer Mischnutzung enthalten.
    nutzung, die auch bei der Kombination           zudem sind meist zwei Hochbauten zu

                                                                                   Horizontale                        Mixed-use
        Vertikales Mixed-Use                  Campus Mixed-Use
                                                                                 Mixed-Use Blocks                 Quartiersentwicklung

    Unabhängig von der Art des Mixed-Use,           formen und der publikumsbezogenen            Die Hauptnutzungsformen sind:
    welche für das Urbane Q­ uartier aus­           Nutzung unterschieden werden muss.
    gewählt wird, bleibt weiterhin immer               Hauptnutzungsformen nehmen den                Büro
    die Frage nach der Zielgruppe und in            Großteil der Fläche von Mixed-Use-­
                                                                                                     Wohnen
    dem Zusammenhang auch nach der Art              Projekten ein und sind die Grundlage
    des Nutzungsmix, welche im Projekt              der Urbanen Quartiere. Es handelt sich           Hotel
    implementiert wird. Basierend auf eini­         hierbei um Nutzungsformen, für die               Shopping Center
    gen bereits umgesetzten Projekten wird          ein großer Bedarf entsteht und die eine
    deutlich, dass zwischen Hauptnutzungs-          große Quadratmeterzahl einnehmen.                ergänzt durch öffentliche
    formen, unterstützenden Gewerbe-                                                                 Bildungseinrichtungen

2   C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN
Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
Zu diesen vier Nutzungsformen zählen       umliegenden Stadtviertels genutzt              Atmosphäre erzeugt, sondern auch ein
auch alle zugehörigen sog. Nischen­        werden können. Hierzu zählen u. a.:            Strom an Menschen durch das Quartier
assetklassen. So können z. B. aus                                                         generiert, der für einige Nutzungsfor­
dem Bereich Wohnen noch Student              Parken                                       men (Shopping Center, Gastronomie)
Housing sowie Micro- und Co-­Living                                                        auch direkte Vorzüge mit sich bring.
                                             Lebensmittelgeschäfte
genannt werden, zu Büro noch Co-­                                                         Die Dimension des privaten und öffent­
Working und zu Hotel auch ­Serviced          Fitnessstudios und Wellness                  lichen Raumes und die Vereinbarkeit
Apartments. All diese können auch                                                         mit der Wohnnutzung muss jedoch
                                             Entertainment (Theater, Kino)
umfassendere Flächengrößen mit bis                                                        individuell betrachtet werden. Die
zu 50 % der Gesamtnutzungsfläche             Gastronomie                                  publikumsbezogene Nutzung sollte in
­innerhalb des Quartiers einnehmen.          Handwerker und D
                                                             ­ ienstleistungen            allen Formen von Urbanen Quartie­
     Was bei Urbanen Quartieren noch         (Schuster, Reinigung...)                     ren zu finden sein, wenn auch in man­
 nicht als Hauptnutzungsform implemen­                                                    chen Fällen auf kleinerer Flächengröße
 tiert wird, trotz der allgemein hohen                                                    (bspw. starker Fokus auf Wohnen).
 Nachfrage am Markt, ist die Asset­        All diese werden im Alltag von den                 Zu guter Letzt sollten bei U
                                                                                                                         ­ rbanen
 klasse Logistik. Zwar erhält im Zuge      Nutzern der Hauptnutzungs­formen               Quartieren die Synergieeffekte beach­
 der Ü­ berlegungen zum Thema „Letzte      benötigt und haben deshalb einen               tet werden, die zwischen ­verschiedenen
 Meile“ das Thema Citylogistik zuneh­      erheblichen Mehrwert bei der ­direkten         Nutzungen entstehen können. Idealer­-
 mend Auf­merksamkeit, doch wurde          Integration in Urbane Quartiere.               weise sollten bei b
                                                                                                            ­ estimmten Nutzungs-
 noch keine marktgängige Lösung gefun­        Zuletzt ist noch die publikums­             ­kombinationen Mehrwerte für alle
 den, die zur Integration als Haupt­       bezogene Nutzung zu erwähnen. Dabei             Prozessbeteiligten entstehen.
 nutzungsform in ein Urbanes Quartier      handelt es sich um öffentlich zugängliche
 ausreicht. In den kommenden Jahren        Grünflächen, Freiflächen oder Spiel­
 könnte sich dies jedoch noch verändern.   plätze. Ergänzung erfährt diese Auf­
     Weiterhin sind die unterstützen­      zählung durch das Segment „öffentliche
 den Gewerbeformen zu nennen.              Einrichtungen“, wie z. B. Bildungsein­
 Diese sind meist in kleineren Flächen­    richtungen, Kitas, Bibliotheken. Sowohl
 größen in das Quartier eingebaut          von den Bewohnern bzw. Nutzern der
 und beinhalten Dienstleistungen und       Flächen im Urbanen Quartier als auch
 Angebote, die sowohl von den Nut­         von der Bevölkerung der umliegenden
 zern bzw. Bewohnern der Quartiere         Stadt können diese genutzt werden.
 als auch von der Bevölkerung des          Hierdurch wird nicht nur eine belebte

                                                                     C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN   3
Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
3. Eigenschaften/Charakteristika

    Das hier definierte Urbane Quartier             sehr wichtig. Um diese Mobilität bereit­
                                                                                                    GEBIETSK ATEGORIE
    bildet einen Rahmen für die weitere             zustellen, ist eine Anbindung an den
                                                                                                    „­U RBANES GEBIET“:
    städtebauliche Entwicklung von inner­           ÖPNV notwendig. Die Konnektivität
    städtischen Mixed-Use-Gebäuden. Das             zwischen den Menschen und Nutzun­                Urbane Gebiete dienen dem Woh-
    Urbane Quartier lässt sich von einer            gen rückt besonders im Zeitalter der             nen sowie der Unterbringung von
    Vielzahl an Beispielen in verschiedenen         Globalisierung immer weiter in den               Gewerbebetrieben und sozialen,
    Ländern Europas ableiten. Daraus                Fokus. Für eine gute Kommunikation               kulturellen und anderen Einrichtun-
    wurden vier Elemente bzw. Faktoren              und Integration in die Gemeinschaft              gen, die die Wohnnutzung nicht
    identifiziert, die sich aus Investoren­         muss es jedem Bürger gestattet sein,             wesentlich stören. Die Nutzungs-
    sicht als maßgeblich definieren lassen:         sich schnell mit anderen zu vernetzen.           mischung muss nicht gleichgewich-
                                                    Als letzter Punkt ist die Identität zu           tig sein (§ 6a BauNVO). Das Urbane
                                                    nennen. Dieser Punkt beschreibt die              Gebiet bildet die rechtliche Grund-
    1. Verdichtung und Urbanität
                                                    Relevanz der Marke und des Namens                lage für den Ausbau des Urbanen
    2. Mobilität                                    des Objektes für den Bewohner. Wenn              Quartiers. Es werden hierdurch
    3. Konnektivität und                            der Nutzer hinter dem Quartier steht,            Rahmenbedingungen festgelegt,
                                                    sich gerne hier aufhält, wohnt bzw.              die bei der Baugenehmigung nach
    4. Identität.                                                                                    der BauNVO in Betracht gezogen
                                                    arbeitet, dann wird dadurch ein grö­
                                                    ßeres Wohlbefinden und Engagement               ­werden.
    Um eine hohe Lebensqualität im Quartier         erreicht und dadurch eine gesteigerte
    zu gewährleisten, sind diese Faktoren           Attraktivität des Projektes bzw. „seines
    unabdingbar, weswegen sie als grund­            Kiezes“. Dies muss vor allem auch bei
    legende Charakteristika ange­sehen              der Implementierung von Projekten auf        ben umfassen Wohn- und Bürogebäude,
    werden können. Bei der P  ­ lanung und          der Eigentümerseite beachtet werden.         Einzelhandelsbetriebe, Betriebe des
    Konstruktion von Urbanen ­Quartieren                                                         Beherbergungswesens sowie weitere.
    müssen diese Faktoren deshalb zwin­                                                              Doch was bedeutet in diesem Zusam­
    gend beachtet werden. Dies bildet nicht         a) Verdichtung und Urbanität                 menhang der Begriff Urbanität? Urbani­
    nur für die interne Funktionalität des                                                       tät ist das Ergebnis eines langfristigen
    Gebäudes die Grundlage, sondern                 Da sich Mixed-Use-Konzepte b  ­ isher vor­   Entwicklungsprozesses. Unter diesen
    auch für die äußere Akzeptanz des               wiegend im innenstadtnahen Bereich           Prozess fallen historische, soziale wie
    Projektes in der Stadt und der Region.          befinden, spielen vor allem die Aspekte      auch architektonische Abläufe: die hohe
       Die Wanderung bzw. der Umzug                 der Verdichtung sowie Urbanität eine         Verdichtung, das Konzept der Nutzungs­
    vieler Menschen in die Innenstädte              wesentliche Rolle (auch im Hinblick auf      mischung und das belebte Quartier
    Europas sorgt für einen hohen Druck             die Vermarktung der Flächen). Dass sich      durch seine in ihm lebenden Menschen.
    auf die jeweiligen städtischen Woh­             in den letzten Jahren ein U
                                                                              ­ mdenken der      Der letzte Punkt findet sich vor allem
    nungsmärkte. Die weitere Verdichtung            Planungskultur bzw. der Verdich­tung         heutzutage verstärkt wieder – Wohnen
    ermöglicht deshalb einerseits, dass mehr        im Allgemeinen bemerkbar macht, zeigt        und Arbeiten mit Infrastruktursystemen
    Menschen auf enger werdendem Raum               sich auch auf der planungsrechtlichen        in einer kompakten Stadt, in der das
    wohnen können, andererseits auch, dass          Ebene. Die neue Gebietskategorie „Urba­      Lebenswertgefühl an erster Stelle steht.
    das Bedürfnis vieler städtischer Ein­           nes Gebiet“, welche 2017 in die Baunut­      Urban bedeutet offen, tolerant und
    wohner nach Urbanität gesättigt wird.           zungsverordnung (BauNVO) aufgenom­           humanitär. Urbanität ist die Lebensform
    Für die Bewohner eines Quartiers ist es         men wurde, soll speziell in städtischen      der Menschen in der Stadt. Die Anony­
    wichtig, mobil zu sein und den Wohn­            Lagen eine hohe bauliche Dichte sowie        mität der Stadt bietet dabei die Grund­-
    ort, Arbeitsplatz, Freizeiteinrichtungen        eine hohe Nutzungsmischung ermög­            voraussetzung einer ­solchen Ent­fal­tungs-
    und andere Ziele in der Stadt schnell           lichen, wodurch sie zugleich als Schnitt­    möglichkeit.
    und einfach zu erreichen. Auch für die          punkt bzw. Verbin­dungselement fun­              Zugleich muss sich die urbane Stadt
    Nutzer von Gewerbe ist eine Erreichbar­         giert. Diese Planungsgrundlage scheint       aber auch als multitaskingfähig erweisen
    keit des Arbeitsplatzes bzw. des Einzel­        also fast perfekt zugeschnitten auf Mixed-   – zum einen soll sie ein Ort der Anony­
    handels oder der sonstigen Nutzungen            Use-­Konzepte, denn zulässige Bauvorha­      mi­tät sowie der Freiheit von sozialer

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Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
Kontrolle sein. Gleichzeitig wird sie aber    Bewohnern die Freiheit, selbst zu wäh­        Dienstleistungen und Funktionen
auch als Ort der Identifikation, der Ver­     len, wie sie leben möchten, mit welchen       bestmöglich aufrechterhalten werden,
trautheit oder als Heimat bezeichnet. Ein     Eindrücken und Einflüssen der Stadt           damit trotz der Zunahme der Bevölke­
Mixed-Use-Projekt kann durch seine            und des Quartiers sie leben möchten und       rung eine funktionelle Infrastruktur
Flexibilität eine Vielzahl dieser Funk­       dementsprechend auch, wie sie Urbani­         geschaffen werden kann. Vor allem
tionen erfüllen und parallel von einem        tät für sich selbst verstehen wollen.         für die Vorstellung von Urbanität und
anonymen Ort (z. B. Büro- oder Hotel­                                                       dem zugehörigen Lifestyle bildet die
gebäude) zu einem Ort der Vertrautheit                                                      städtische Infrastruktur die Grundlage.
(Wohngebäude) werden. Mixed-Use-­             b) Mobilität
Gebäude als Teil der ­urbanen Stadt gel­                                                    1. ÖPNV und Mobilität
ten dabei als der gelebte „Urban Style“.      Mit zunehmender Urbanität und Ver­            Als eines der zentralen Elemente hier­
Die Menschen sehen vor allem eine urbane      dichtung von innerstädtischen B­ ereichen     von wird der ÖPNV angesehen und
und bunte Mischung, eine funktionie­          wird das Thema der städtischen Infra­-        somit auch das Konzept der Mobilität.
rende Nahversorgung, die Verfügbar­           struktur immer relevanter für zukünftige      Letzteres wird in Städten als ein kom­
keit entsprechender ­Mobilitätsangebote,      Stadtentwicklungsprojekte. Bei einer          plexer Sachverhalt angesehen, da durch
das Vorhandensein von Grün- und               Verdichtung der Stadt müssen alle             weitere Verdichtung die Erreichbarkeit
Freizeit­flächen und das alles v­ erbun­den
mit einer gewissen Dichte als Grund­
elemente einer lebenswerten Stadt bzw.
                                                       EXKURS QUARTIERSGAR AGEN:
Quartiers. Dichte lässt sich dabei jedoch
durch mehrere Begriffe sowie verschie­                 Quartiersgaragen bezeichnen Einrichtungen, die auf Bewohner bestimmter,
dene Wahrnehmungen des Einzelnen                       genau abgegrenzter Stadtbereiche und ihre Stellplatznachfrage abgestimmt sind.
definieren. In Deutschlands Städten                    Es handelt sich also um Parkplätze für potenzielle Dauerparker. Eine weitere
taucht heutzutage immer wieder der                     Form stellen jedoch so genannte Gemeinschaftsgaragen dar, die von Bewoh-
Begriff der „Nachverdichtung“ auf.                     nern, aber auch gleichzeitig von Besuchern genutzt werden können. Der Unter-
Doch ist dies wirklich die Lösung der                  schied liegt jedoch darin, dass diese Form von Quartiersgaragen in der Regel
Wohnungsknappheit? Ein erster Schritt                  nicht in ein einheitliches Verkehrskonzept integriert sind. Im Allgemeinen liegen
in die richtige Richtung vielleicht, aber              die Quartiersgaragen maximal 200 bis 300 m Luftlinie von den Wohngebieten
diese Maßnahme allein reicht nicht aus,                entfernt. Der Vorteil dieser Garagen ist die Versorgung von mehreren Immobi-
um das Wohnungsangebot zu erhöhen                      lien gleichzeitig.
und vor allem auf Dauer zu gewähr­
leisten. Eine weitere ­Maßnahme zeigt                  Sie können dabei entweder als Tiefgarage errichtet werden oder aber ober­
sich in der vertikalen Verdichtung                     irdisch (was im Hinblick auf die zukünftige Stadtentwicklung in den meisten
(vgl. Vertikales Mixed-Use). B ­ esonders              Fällen lukrativer ist). Bei zweitem
Frankfurt zeigt sich als liberal, was                  Fall lassen sich darüber hinaus meist
diese Entwicklungsform angeht.                         auf den Dächern zusätzliche Nut-
    Der urbane Lebensstil ist heutzutage               zungen finden sowie Klimaschutz-
vielfältig und individuell auslegbar. Er               maßnahmen (wie Solaranlagen)
gibt der städtischen Bevölkerung die                   integrieren. Die Planung, Finanzie-
Freiheit, selbst zu interpretieren, was                rung sowie Errichtung erfolgt dabei
Urbanität für sie bedeutet. Vor allem in               meist durch private I­nvestoren.
Zeiten des großen Wohnungsmangels in
deutschen Großstädten und starker Ver­                 Beispiel: Park ‘n‘ Play, Kopenhagen:
dichtung der Innenstädte ist jedoch in                 Mit einem Spielplatz auf dem Dach
Urbanen Quartieren die funktionale und                 und einer abwechslungsreichen, lebendigen Fassade zeigt das Beispiel Park ‘n‘
soziale Vielfalt, wie sie durch die Leipzi­            Play in Kopenhagen eine Quartiersgarage als Mixed-Use-Gebäude.
ger Charta 2007 auch definiert wird, ent­
                                                                                                              Quelle: Catella Research 2019
scheidend. Diese Vielfalt überlässt den

                                                                       C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN     5
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der Innenstadt mit dem PKW vielerorts           b) eine Anbindung an ÖPNV in                sinnvoll sein und auch eine Verbindung
    eingeschränkt wird und der Mangel                   das Gebäude/den Gebäude­                 dieser untereinander gewährleisten.
    an Parkplätzen und Verkehrsprobleme                 komplex integriert werden.                   Darüber hinaus kann mehr Fläche
    die Situation weiterhin erschweren.                                                          für Begegnungen und Kommunikation
    Darüber hinaus dominiert vor allem                                                           geschaffen werden und somit den absolu­
    der Autoverkehr den öffentlichen Raum           Bei Möglichkeit b) geht die Integration      ten Mehrwert dieses „Konstrukts“ för­
    und schränkt dessen Aufenthaltsqualität         weiter als eine Bushaltestelle oder          dern. Eine gute Erschließung ist natür­
    somit ein (siehe Kapitel 4). Deswegen           Straßenbahnstation. Gar die Integration      lich die wichtigste Voraussetzung. Eine
    entstehen vermehrt autofreie Quartiere.         von U-Bahn oder S-Bahn-Linien ist            zentrale Mobilitätsstation sollte in die­
    Für viele Städte scheint der Umstieg auf        möglich. Beim Campus Mixed-Use-              sem Zusammenhang eine wichtige Maß­
    ÖPNV als zentrales Mobilitätskonzept            Projekt „REDI“ in Helsinki wird dies         nahme sein, um das Funktionieren der
    die logische Konsequenz. Vor allem              bereits umgesetzt. Dabei handelt es          Mobilität zu gewährleisten. Hier kom­
    für die Erreichbarkeit der Innenstadt           sich um das Schaffen eines urbanen           men vor allem Sharing-Modelle (sowohl
    vom Umland außerhalb der Stadt bietet           Raums, der in einer zentralen Lage           für Auto als auch für Fahrrad) in
    der ÖPNV beste Voraussetzungen,                 außerhalb der Innenstadt liegt.              Betracht. Vor allem in Zusammenhang
    doch auch die Verknüpfung von inner­                Möglichkeit a) ist weniger aufwendig     mit dem Bild der fahrradfreundlichen
    städtischen Orten miteinander wird              als Möglichkeit b), da Bahn- bzw. Bus­       Stadt, welches von vielen Stadtplanungs­
    hierdurch ermöglicht. Hinzu kommen              linien nicht ausgeweitet werden ­müssen,     büros eines der Hauptleitsätze der letz­
    Parkhäuser und Tiefgaragen, die den             sondern eine Anpassung an bereits            ten Jahre war, bietet das Urbane Quartier
    ruhenden Verkehr aufnehmen und                  vorhandene Strukturen erfolgen kann.         gute Möglichkeiten. Nicht nur durch
    somit für eine hohe Aufenthaltsquali­           Durch die Kombination eines neuen            Sharing-Modelle, sondern auch durch
    tät im Urbanen Quartier sorgen.                 Projektes mit bereits vorhandener Infra­     die nahtlose Eingliederung in die städti­
        Für Urbane Quartiere spielt Mobi­           struktur am Standort – in diesem Fall        sche Verkehrsstruktur für Fahrradfahrer
    lität ebenfalls eine große Rolle. Dies          an Bahnhöfen – besteht eine bessere          wird durch den öffentlich zugänglichen
    hängt vor allem damit zusammen, dass            Integration des Mixed-Use-Konzepts in        Freiraum bzw. durch die Grünflächen
    Mixed-Use-Konzepte wichtige Posi­               die städtische Infrastruktur und erfor­      möglich gemacht. Gerade bei diesem
    tionen und Standorte im Raum ein­               dert keine komplette Neuausrichtung          Objekttypus stellt sich die Frage, welchen
    nehmen, da sie als „urbane Räume“               der bereits vorhandenen Infrastruktur.       Mobilitätsbedarf diese Siedlungsform
    fungieren. Die Kombination verschie­                Weiterhin besteht die Frage, inwiefern   eigentlich hat – und die Entwicklung
    dener Nutzungsformen sorgt für endo­            eine Verbindung von Urbanen Quar­            geht klar in Richtung autofrei. E-­­Scooter
    gene und exogene Wirkungen, weshalb             tieren untereinander notwendig ist.          können dabei den Wirkungsgrad erwei­
    die Relevanz von innerstädtischem               Wenn innerhalb einer Stadt oder auch in      tern, gleichwohl ist dieser Mobilitätsbau­
    Mixed-Use nicht zu unterschätzen ist.           benachbarten Städten mehrere Mixed-          stein noch in seiner marktwirtschaft­
        Die endogenen und exogenen Effekte          Use-Konzepte stehen, so wird die Stadt­      lich evolutionären Anfangsphase.
    sorgen dafür, dass Mixed-Use-Projekte           struktur durch den neu geschaffenen
    als wesentlicher Teil von städtischer           urbanen Raum zu einem gewissen Grad          2. Positionierung von Urbanen
    Infra­­struktur angesehen werden ­können.       verändert. Dabei bilden die neuen Urba­      Quartieren nach Erreichbarkeit
    Dementsprechend muss eine Integra­              nen Quartiere eine Art „Hotspot“ in          und Mobilität
    tion mit Elementen der v­ orhandenen            der Stadt, wodurch ein Fokus der Stadt           Neben der Anbindung des U   ­ rbanen
    Infrastruktur erfolgen.                         darauf entsteht. Dieser zeigt sich auch      Quartiers an das ÖPNV-Netz hat das
        Die Integration von ÖPNV kann               außerhalb der Innenstadt, da Urbane          Thema Mobilität auch im Zusammen­
    dabei eine der effektivsten Möglich­            Quartiere sowohl für Bewohner als auch       hang mit der Positionie­rung eines Projek­
    keiten sein. Hierbei kann                       für Besucher, Pendler und Touristen          tes innerhalb einer Stadt eine Relevanz.
                                                    zentrale Anziehungspunkte sind. Aus          Das Thema E  ­ rreichbarkeit des Projektes
    a) ein Standort in der Nähe von                diesem Grund kann die Ausrichtung            spielt für Fußgänger, Fahrradfahrer,
        Transport Hubs – Fernbahnhof,               von innerstädtischen Mobilitätskon­          PKW-Fahrer, LKW-Fahrer, ÖPNV-Nut­
        Hauptbahnhof, Zentralbahn­                  zepten auf die neuen urbanen Räume           zer und Fernzugfahrer eine Rolle.
        hof – gewählt werden oder

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Auf Mikroebene kann hier die fußläufige      Stadtgrenzen, positioniert werden.                handel kann außerdem ein zusätzlicher
Erreichbarkeit von lokalen Haltestellen      Dort sind oftmals größere Freiflächen             Kundenstrom durch die gute Erreichbar­
des ÖPNV erwähnt werden. In Über­            verfügbar, die noch Potenzial für Ent­            keit von der Autobahn erwartet werden.
legungen dazu taucht das Stichwort           wicklungen aufweisen. Auch bestehende
Walkability auf (siehe dazu Kapitel 3.3).    Viertel, die durch ein größeres Projekt           2 Eine weitere Option ist die Situie­
Die fußläufige Erreichbarkeit muss bei       in der unmittelbaren Umgebung eine                rung in der Nähe von Hauptbahnhöfen
Urbanen Quartieren gewährleistet sein,       Aufwertung erfahren können, sind                  bzw. Fernbahnhöfen. Dies hat den
sei es durch die Nähe des Quartiers zur      für Urbane Quartiere geeignet. Bei                Vorteil, dass das Urbane Quartier noch
Innenstadt, oder zu anderen größeren         dieser Positionierung muss vor allem              mehr in die städtische Infrastruktur
Anhaltspunkten in der Stadtstruktur.         bei der Integration von Wohnnutzung               integriert wird, da viele Besucher
    Auf Makroebene lassen sich vier          der Verkehrslärm beachtet und eine                auch aus anderen Städten das Urbane
wesentliche Positionierungen unter­          Lösung hierfür gefunden werden. Bei der           Quartier als Anhaltspunkt verstehen
scheiden (siehe Abbildung 1):                Integration von Büros kann diese Posi­            werden. Dieser Effekt kann nochmal
                                             tionierung für Arbeitnehmer von Vorteil           verstärkt werden, wenn das Quartier in
1 Urbane Quartiere können in un-             sein, wenn diese aus dem Umland                   unmittelbarer Nähe zu den Bahngleisen
mittelbarer Nähe zu Autobahnabfahrten        kommen. So muss der Arbeitsweg mit                in der Nähe des Fernbahnhofs konzipiert
und -kreuzen in den Außenbezirken            PKW/ÖPNV nicht in den Verkehr der                 wird. In vielen Städten befinden sich
einer Stadt, aber noch innerhalb der         Innenstadt hineinragen. Bei Einzel­               um Bahngleise noch Freiflächen bzw.
                                                                                               Brachflächen, die Entwicklungspotenzial

ABBILDUNG 1: POSITIONIERUNG NACH URBANEN VERKEHRSACHSEN

                                                              Hauptverkehrs-              4
                       Autobahn                               straßen ins Umland
                                                                                      4
                                   1
                                                                                  4            Peripherie
                                        Fern- &                               4
                                                                                          Cityrand
                                        Regionalverkehr
                                                     2 2     Stadtmitte            Äußeres
                                                                                   Stadtzentrum
                                                                    S
                                                                          3
                                                                          3
                                                                          3
                                                          Verkehrsweg
                                                          zum Flughafen    3
                                                          (PKW/ÖPNV)

                                                                                                                 Quelle: Catella Research 2019

                                                                          C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN     7
Urbane Quartiere und Mixed-Use-Immobilien- NEUE ELEMENTE UND STRATEGIEN DER IMMOBILIENENTWICKLUNG - Catella Group
aufweisen und somit als Konversions­            4 Die Positionierung in der Nähe von       c) Konnektivität
    flächen dienen. Oftmals sind dies einige        Hauptverkehrsachsen kann ebenfalls
    der wenigen Freiflächen in innenstadt­          ausschlaggebend sein. Hauptstraßen,        Einhergehend mit dem Faktor Mobilität
    naher Lage, die noch verfügbar sind bzw.        die aus der Stadt führen, werden von       ist auch die Konnektivität – das heißt
    zu einem angemessenen Preis erworben            Pendlern und Besuchern mit dem PKW         der Zugang bzw. die Einbindung der
    werden können. Die gemischte Nutzung            bzw. LKW für die Ein- und Ausfahrt in      Mixed-Use-Projekte im Rahmen der
    der Urbanen Quartiere kann auch den             die bzw. aus der Stadt verwendet. Ein      modernen globalen Bevölkerung – von
    Vorteil haben, dass Wohnnutzungen               Urbanes Quartier kann hier von der         zentraler Bedeutung. Das Thema
    so positioniert werden können, dass             Aufmerksamkeit profitieren, aber auch      Konnektivität kann bereits als ein
    die Anwohner von Verkehrslärm                   einen direkten Anhaltspunkt bei der        Megatrend bezeichnet werden, der die
    unbelästigt bleiben. Außerdem bieten            Einfahrt in die Stadt bieten. Es muss      Kommunikation, Medien, Innovations­
    diese Flächen mehr Freiraum für archi­          nicht in das Straßennetz der Innenstadt    mechanismen, Arbeitswelt, den privaten
    tektonische Gestaltung, da zumindest            und den damit verbundenen Verkehr          Bereich und vieles mehr verändert.
    auf einer Seite nicht auf umliegende            vorgedrungen werden, um die ersten             Konnektivität kann dabei auf zwei
    oder benachbarte Gebäude geachtet               Versorgungshotspots der Stadt zu           verschiedenen Ebenen verstanden wer­
    werden muss. Zudem können hier                  erreichen. Für die Nutzer der Urbanen      den. Zum einen geht es um die physische
    architektonisch aufwändig gestaltete            Quartiere hat zudem die erleichterte       Komponente, wie z. B. den Ausbau des
    Projekte zu einem positiven Eindruck            Ein- und Ausfahrt diverse Vorteile.        Stromnetzes oder die Installation intel­
    bei der Ankunft in den Bahnhof führen.          Pendler können ihre Arbeitsstätte leich­   ligenter Beleuchtungsanlagen. Diese
                                                    ter erreichen und Wochenendpendler         bildet die technische Grundlage für die
    3 In vielen Städten ist der Verkehrsweg         sogar im Rahmen von Micro-Housing          Vernetzung innerhalb des Mixed-Use-
    zum Flughafen ein komplexes Thema.              bzw. Co-Living moderne Wohnungen           Areals. Diese technische Dimension der
    Für Touristen und Geschäftsreisende ist         in innenstadtnaher Lage, aber auch mit     Konnektivität ermöglicht den Zugang zu
    vor allem der Weg von der Innenstadt            leichten Ausfahrtmöglichkeiten finden.     Infrastrukturnetzwerken. Zum anderen
    zum Flughafen, der meist am Cityrand                Diese vier Dimensionen in der Makro­   beinhaltet der Begriff Konnektivität auch
    bzw. in der Peripherie liegt, von großer        ebene geben einen Anstoß für die           eine wichtige soziale Funktion, denn
    Bedeutung. Diese hohe Relevanz gilt             Umsetzung in einer Stadt. Selbstver­       er stellt die Grundlage für die Bildung
    sowohl für die Verbindung mit PKW als           ständlich sind hierbei die stadtspezifi­   neuer Netzwerke und Konsumgewohn­
    auch mit ÖPNV. Mit dem PKW kann auf             schen Bedingungen zu beachten, die         heiten dar. Die soziale Integration des
    dem Weg zum Flughafen in den meisten            sich aufgrund von natürlichen Gegeben­     Quartiers in das Stadtgefüge ermöglicht
    Städten mit langen Anfahrtszeiten und           heiten, Infrastruktur, Wirtschafts-,       den Zugang von Bewohnern, Ange­
    Verkehrsproblemen gerechnet werden.             Stadt- oder Bevölkerungsstruktur           stellten etc. zu diesem Objekttypus.
    Mit dem ÖPNV sind in vielen Städten             unterscheiden können. Allgemein hat            Die Dimension der K ­ onnektivität
    trotz des zentralen Knotenpunktes für           Erreich­barkeit vor diesem Hintergrund     wird in der Praxis vor allem mit
    S-Bahnen bzw. Regionalbahnen in der             mehrere Hintergründe: die Erreich­         „Smart“-Konzepten in Verbindung
    Innenstadt mit hohen Anfahrtszeiten zu          barkeit zur Innenstadt und anderen         gebracht. Dabei deutet vor allem der
    rechnen. Zudem sind in der Nähe vom             städtischen Versorgungshotspots,           Begriff Smart auf eine intelligente,
    Flughafen aufgrund des Fluglärms nicht          aller­dings auch die schnelle Erreich­     technisch-versierte Lösung hinsicht­
    die beliebtesten Wohngegenden der               barkeit der Stadt aus dem Umland.          lich einer Problemstellung. In der
    Stadt zu finden. Ein Urbanes Quartier               Mit Blick auf das Urbane Quar­         geografischen Ausprägung kann
    an diesem Verkehrsweg kann für einen            tier und seiner intrinsischen Funktion     dabei Smart im Zusammenhang mit
    Versorgungspunkt außerhalb der Innen­           als Wohn- und Erholungsort werden          Urbanen Quartieren in fünf Dimen­
    stadt sorgen und umgekehrt auch von             stärker denn je verkehrliche Beschrän­     sionen verstanden werden: Smart
    der Erreichbarkeit des Flughafens profi­        kungen bis hin zu Zufahrtsverboten         Home, Smart Building, Smart Quar-
    tieren. Nichtsdestotrotz ist aufgrund des       Dritter zu erwarten sein – siehe hier      tier, Smart Grid und Smart City.
    Fluglärmes die Integration von Wohn­            Verweis auf Quartiersgaragen S. 5.
    nutzung abzuwägen bzw. eine flexiblere
    Wohnnutzung in Betracht zu ziehen.

8   C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN
ABBILDUNG 2: SMART QUARTIER

       Smart Home        Smart           Smart Quartier           Smart Grid             Smart City
                         Building

                                                                                                         Quelle: Catella Research 2019

Auf der kleinsten Ebene gibt es die        zusammenwirken, um das Quartiers­             Die größte geografische Dimension ist
Dimension des Smart Home mit               gefüge zu ermöglichen. Besonders das          die Smart City. Hiermit werden diverse
diversen Smart-Home-Technologien.          Netzwerk über verschiedene Nutzungs­          Smart Grids zusammengefasst, die die
Hier findet man innerhalb der eigenen      arten hinweg ist dabei interessant.           Verbindung aller Bürger und Unter­
vier Wände eine Vielzahl an Techno­            Das Smart Quartier ist Teil des           nehmen einer Stadt b ­ eschreiben. Typisch
logien, mit denen das Leben bzw.           Smart Grid, welches an jedem Stand­           ist die Datensammlung im Zusammen­
Arbeiten erleichtert werden soll. Bei­     ort vorhanden ist. Das Grid verkörpert        hang mit Big Data und das Einsetzen
spiele dafür können die Steuerung von      die Infrastruktur, die auch in einzel­        von diversen digitalen Technologien
Zimmertemperatur oder Beleuchtung          nen Stadtteilen implementiert werden          zur besseren Versorgung von Städten.
per App sein. Damit wird eine rein         kann und von allen Gebäuden und               Weiterhin kann auch die Online-Be­
interne Perspektive beschrieben.           öffentlichen Plätzen gebildet wird. Ziel      teiligung von Bürgern gemeint werden,
    Danach folgt die Dimension             ist es beim Smart Grid, einen effizien­       die durch Apps und Foren an der Stadt­
des Smart Building, was mit der            ten Verbrauch durch die Optimierung           planung teilhaben können. Über allem
­Position der Fläche in dem Gebäude        der Energiesätze und eine Senkung der         gilt gleichwohl, dass Fragen nach der
 zu tun hat. Einlasssysteme, einge­        Betriebskosten von Gebäuden zu errei­         Netzssicherheit bzw. Cyber Security in
 baute digitale Kommunikation mit          chen. Es können Sensoren installiert          diese Diskussion zwingend einfließen
 der Hausverwaltung und intelli­           werden, die die Luftqualität, Intensität          Ein weiterer wichtiger Aspekt der
 gente Parksysteme können prakti­          der künstlichen Beleuchtung, den Nie­         Konnektivität stellt die sog. Walkability
 sche Ausprägungen davon sein.             derschlag, Wind, Lärmpegel und Ver­           dar. Diese beschreibt im Grunde, inwie­
    Ein Smart Quartier in Verbindung       kehr überwachen. Hierzu zählen auch           fern die Einwohner durch fußgänger­
 mit Urbanen Quartieren bezeichnet         smarte Stromnetze, die mittlerweile           freundliche Stadtstrukturen und -räume
 die Einbindung verschiedener Flächen      auf Quartiersebene geplant werden und         zum Gehen oder zur aktiven Mobilität
 in das Quartier. Dies ist eine Erwei­     z. B. den Austausch von erneuerbarem          im weiteren Sinne animiert werden.
 terung des Smart Buildings, da im         Strom zwischen Nachbarn beinhalten.           Wenn alle wichtigen alltäglichen Ein­
 Smart Quartier mehrere Einzelgebäude                                                    richtungen von der eigenen Wohnung

                                                                    C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN   9
aus fußläufig zu erreichen sind, stei­         Somit kann das Smart Quartier als der      d) Identität
      gert das die Lebensqualität enorm und          Mittelpunkt zwischen Smart Building
      schafft somit ein Gefühl von Urbanität.        und Home einerseits und Smart City und     Für die Lebensqualität in einem Quartier
           Generell ist für den Nutzen einer         Grid andererseits verstanden werden.       oder Stadtviertel ist es von zentraler
      Immobilie ausschlaggebend, wie groß            Die internen und externen Dimensionen      Bedeutung, wie die Bewohner die
      das Maß der Konnektivität ist, also die        werden im Smart Quartier zusammen­         Atmosphäre innerhalb des Areals wahr­
      Chance, Aktivitäten zu verknüpfen,             gebracht und sind für die erfolgreiche     nehmen, aber auch welchen Eindruck
      im Verhältnis zur ­Zeitersparnis. Eine         Implementierung von Urbanen Quar­          das Quartier auf Außenstehende hat.
      Zeitersparnis für Bewohner eines Mixed-­       tieren gleichermaßen wichtig. Vor allem    Durch die Entwicklung einer lokalen
      Use-Gebäudes oder ­Quartiers ­entsteht         die Angebotsvielfalt, die durch die        Identität wird erreicht, dass sich Bewoh­
     dann, wenn die Konzeption der Immo-             Digi­talisierung vorangetrieben wird,      ner für ihren Lebensraum einsetzen
     ­bi­lien durch eine ­Vielzahl von V
                                       ­ er-         lässt sich in einem kompakten, kompri­     oder ihn ggf. aufwerten wollen, wodurch
     knüpfungs­­angeboten ­über­zeugt, wie z. B.:    mierten Quartier gut anwenden. Durch       das Projekt zunehmend Aufmerksam­
                                                     die verschiedenen Mobilitätsformen         keit von der Öffentlichkeit erlangt.
       die Lage an Verkehrsknotenpunkten             kann sich der Bewohner die Arten der       Die „Gestalt“ eines Urbanen Quartiers
                                                     Fortbewegung individuell konfigurieren.    ergibt sich aus einem Zusammenspiel
       die Bündelung von ­A ktivitäten
                                                     Das Urbane Quartier zeigt sich als beste   mehrerer Faktoren, die gemeinsam eine
       an einem Ort
                                                     räumliche Voraussetzung, um moderne        lokale Identität aufbauen können:
       die Entwicklung von Standort­                Konnektivität umsetzen zu können.
       gemeinschaften                                                                           a) Baulich-räumliche Aspekte
       das Angebot von Gütern und Dienst­                                                      b) Soziales Gefüge
       leistungen des täglichen Bedarfs
                                                                                                c) Branding
       die digitale Vernetzung

10   C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN
Der erste Punkt, baulich-räumliche                Der zweite Punkt, das soziale Gefüge,                einer Eigentumswohnung eine längere
Aspekte, umfasst die städtebaulichen              bezieht sich auf die Bewohner und Nut­               Zeit ihres Lebens in diesem Viertel
Elemente innerhalb des Quartiers,                 zer des Areals und manifestiert sich in              verbringen, wodurch das Engagement
das heißt den Stadtgrundriss oder die             gemeinsamen Erfahrungen, Erlebnissen                 gefördert wird und engere Kontakte
Anbindung an den ÖPNV. Diese sind                 und Bräuchen. Trotz des Megatrends                   mit der Nachbarschaft entstehen.
nämlich entscheidend für die Nutzung              der Individualisierung und der darauf­                  Der dritte Punkt, das Branding,
des Areals. Auch eine besondere archi­            folgenden steigenden Vielfalt an Lebens­             beinhaltet die beiden vorher genann­
tektonische Gestaltung von Gebäuden               stilen und Konsummustern kann diese                  ten Aspekte und befasst sich mit der
gehört dazu, denn somit bleibt das                Entwicklung in neue Gemeinschaften,                  Namensgebung eines Projektes. Es
Gebäude im Gedächtnis der Außen­                  Arbeitsformen und Lebensmodelle mün­                 wird ein eigenes Kommunikations­
stehenden und gleichzeitig können                 den. Die lokale Identität kann zusätzlich            mittel bzw. Corporate Design geschaf­
sich die Bewohner des Viertels mit                durch Nachbarschaftsfeste gefördert                  fen, was den Wiedererkennungswert
dem besonderen Design identifizieren.             werden. Der letzte Aspekt, der hierbei               des Viertels für die Bewohner und die
Ein weiterer Faktor ist die Einrichtung           noch Beachtung finden sollte, ist die                Öffentlichkeit steigert. Ein Logo kann
von Grünflächen, die zur Erholung                 Verteilungsstruktur von Eigentums- und               die visuelle Identität stärken und ver­
oder für gemeinschaftliche Aktivitäten            Mietwohnungen im U    ­ rbanen Quartier.             bindend wirken. Weiterhin kann auch
genutzt werden können (weitere Infos              Eine Eigentumswohnung trägt mehr                     ein Slogan ergänzt werden, um noch
zu öffentlichen Räumen in Kapitel 4).             zum Aufbau einer lokalen Identität bei               mehr Aufmerksamkeit auf das Projekt
                                                  als eine Mietwohnung, da die Bewohner                zu lenken. Das Branding kann auch dazu

   ABBILDUNG 3: BILDUNG EINER IDENTITÄT

                                                                     Hohe
                                                                ­Qualität der
                                                                  ­gebauten
                                                                    Umwelt
                                                                                             ­Steigende
                                                                                           positive Wahr-
                                    Etablierung
                                                                                            nehmung von
                                    einer Orts­
                                                                                               Nutzern
                                      identität

                                                           Bildung einer Identität
                                                                                                     Steigende
                               Belebung der                                                        Akzeptanz der
                                 gebauten                                                             Nutzer
                                  Umwelt

                                                                                    Aneignung
                                                                                  und Personali-
                                                     Stärkung der                  sierung der
                                                     Ortsbindung                  Umwelt durch
                                                                                      Nutzer

                                                                                                                     Quelle: Catella Research 2019

                                                                                C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN   11
genutzt werden, das steigende Bedürf­           der architektonische Rahmen ist, desto       Willen, sich die Umwelt anzueignen oder
     nis der Bevölkerung, sich auf Social            mehr Veränderungen kann ein Viertel          sie zu personalisieren, was wiederum
     Media zu präsentieren, zu stillen.              vertragen, ohne seine Identität zu verlie­   die Ortsbindung der Bewohner steigert.
        Eine starke Identität eines Quartiers        ren. Ein gewisser Wandel der baulichen       Dadurch wird die Umwelt belebt und
     muss allerdings nicht zwangsläufig einen        Gestaltung findet jedoch automatisch         es entsteht eine individuelle Identität.
     positiven Effekt haben. Ein spezielles          statt, da sich die Menschen und ihre             Die soziale Infrastruktur ist die
     Stadtviertel kann als gefährlich oder           Umwelt im Laufe der Zeit verändern:          Grundvoraussetzung, um eine hohe
     bedrohlich empfunden werden, sodass             die Gebäude und Grünflächen nutzen           Lebensqualität im Quartier zu ermög­
     eine negative Wahrnehmung durch die             sich ab und die Bevölkerung wird älter.      lichen. Ein Quartier braucht einen
     Nutzer entsteht. Dadurch kann die Acht­         Die Gebäude und Außenräume müssen            un­ver­kennbaren „Charakter“, damit sich
     samkeit der Bewohner in Bezug auf das           sich den neuen Ansprüchen anpassen.          eine Identität herausbilden kann und
     Wohnumfeld abnehmen und zu erhöhter                Der Prozess der Entstehung einer          die Identifikation mit dem Ort erfolgt.
     Abnutzung oder Vandalismus führen.              Identität kann als Kreislauf ­dargestellt    Nur so kann ein „Wir-Gefühl“ ent­
     Außerdem ist auch ein Identitätsverlust         werden. Je höher die Qualität der gebau­     stehen und können nachhaltige Struk­
     möglich, indem eine zu umfangreiche             ten Umwelt ist, desto positiver wird sie     turen mit einem andauernden Engage­
     bauliche Restrukturierung vorgenom­             von den Bewohnern der Stadt wahr­            ment der Bürger etabliert werden.
     men wird. Allgemein gilt, dass je stärker       genommen. Dies erhöht auch die Akzep­
                                                     tanz und die Bereitschaft bzw. den

12   C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN
4. P
    rivater vs. öffentlicher Raum

Bei der Betrachtung von U  ­ rbanen Quar­    ten Raum, also Innenhöfe, Spielplätze           eine Überwachung der Menschen
tieren muss zusätzlich die Dimension         etc., die nur von den Bewohnern des             im Quartier erwünscht, was mit
des privaten und öffentlichen Raumes         ­Gebäudes genutzt werden können.                dem öffentlichen Raum nicht verein­
bedacht werden. Diese unterscheiden               Als öffentlicher Raum können dabei         bar ist. Urbane Quartiere, vor allem
sich fundamental und haben eine Aus­          alle Flächen betrachtet werden, die dem        Campus und Vertikales Mixed-Use,
wirkung auf den Aufbau des Quartiers.         Staat, der Stadt oder einer Körperschaft       sind eng bebaut, weshalb eine Über­
     Privater Raum basiert einerseits auf     des öffentlichen Rechts gehören. Hierzu        wachung prinzipiell möglich ist.
dem Eigentum und dem Besitz einer             zählen Straßen oder viele Grünflächen              Für Shopping Center und Gated
­Fläche, bzw. die Nutzung hiervon im          und an Gebäuden bspw. Stadtbüche­              Communities ist es typisch, ein Center­­
 Rahmen eines Mietvertrags. Vor allem        reien oder Bahnstationen. Diese Räume           management zu implementieren oder
 der Wohnraum wird als privater Raum         sind öffentlich zugänglich und jeder            Security-Unternehmen zu implemen­
 gesehen, doch auch Büro- und Hotel­         hat hier das Recht, sich aufzuhalten.           tieren, die die physische ­Ü berwachung
 flächen sind per Definition als p
                                 ­ rivater        Als Grenzfall werden Einzelhandels­        des Raumes vornehmen. Dies kann
 Raum positioniert. Diese können             flächen oder Shopping Center ange­sehen.        auch für Teilbereiche des Urbanen
 allesamt als nicht oder nur begrenzt        Diese sind öffentlich zugänglich, doch          Quartiers erfolgen, sodass dennoch
 ­öffentlich zugänglich angesehen wer­       hat nicht jeder hier das Recht, sich            ein Zugang zu öffentlichen R  ­ äumen
  den. Bei Wohnen umschließt diese           auf­zu­halten.                                  gewährleistet werden kann.
  ­Definition auch den erweiterten priva­         Ein weiteres Beispiel für einen Grenz­         Um Lebhaftigkeit aufrechtzuerhalten,
                                             fall sind Gated Communities. Hier wird          muss dieser von verschiedenen Nutzern
                                             der öffentliche Raum um viele einzelne          weiterhin be- und erlebbar sein. Eine
                                             Wohnungen oder Häuser eingezäunt                lebendige Stadt signalisiert Offenheit
                                             und durch Überwachungssysteme kon­              und Interaktion. Dabei liegt der Fokus
                                             trolliert. So sind Straßenzüge um die           nicht unbedingt auf den Menschen im
                                             Wohnhäuser herum abgezäunt und                  Raum, entscheidend ist der Eindruck,
                                             ein Einlass in das Wohngebiet erfolgt           dass ein Ort einladend erscheint. Soziale
                                             durch ein überwachtes Eingangstor.              Kontakte sowie vielfältige Nutzungen
                                             Hier hat jeder prinzipiell das Recht, sich      sind Aspekte, die eine urbane Lebens­
                                             aufzu­halten, da die Straßenzüge öffent­        fülle entstehen lassen. Öffentliche
                                             lichen Raum darstellen, allerdings ist          Räume, die zu vielfältiger, häufiger und
                                             der Raum nicht für jeden zugänglich.            längerer Nutzung einladen, sind damit
                                                  Für Urbane Quartiere muss d    ­ eshalb    ein unabdingbarer Bestandteil von
                                              auch überlegt werden, wie man sich             lebendigen und lebenswerten Städten.
                                              anordnen möchte. Um als zentralen
                                              Fokuspunkt einer Stadt eine starke
                                              Relevanz zu gewährleisten, muss der
                                              Raum für jeden zugänglich sein. Es
                                              muss deshalb ein offeneres Modell
                                              als ein Einkaufszentrum angestrebt
                                              werden, da die Dynamik des R    ­ aumes
                                              noch mehr gewährleistet werden soll.
                                              Doch aufgrund der vielen P  ­ rivaträume,
                                              durch die Nutzungsformen wie Büro,
                                              Wohnungen etc. wird vielerorts auch

                                                                        C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN   13
5

       atella Baukasten –
      C                                                                                       AUSWAHL
                                                                                     PUBLIKUMSBEZOGENE NUTZUNG

      DNA-Urbanes                                                                a ) Grünflächen                 b ) Kitas

      Quartier                                                                       c) Arztpraxen           d ) Veranstaltungsräume

                                                                                            e ) Gemeinschaftsflächen
                                    1
                            MAKROL AGE:
                                                                                    f ) Schulen             g ) Kulturell genutzte Flächen
     STÄDTE MIT VERKEHRSKNOTENPUNKTEN , STARK
     ­B ESIEDELT, BEDEUTUNGSVOLLE INNENSTÄDTE
           Definition Bedarf anhand Verdichtungsgrad & Druck auf
                         dem ­Wohnungsmarkt
        Identifikation der möglichen urbanen Lebensweisen in der Stadt

                                                                                                           6
                                                                                     AUSWAHL FORM VON MIXED - USE

                                    2
                                                                                                     a) Campus Mixed-Use
                            MIKROL AGE:

       BR ACHFL ÄCHEN , GRÖSSERE FREIFL ÄCHEN
                                                                              b) vertikales Mixed-Use                c) Quartiersentwicklung
           Erreichbarkeit innerhalb der Stadt, Positionierung unter
          Berücksichtigung der Verkehrsknotenpunkte der Stadt
       Entwicklung eines Konzeptes zur Integration in die Infrastruktur &                   d) Horizontale Mixed-Use Blocks
                        Konnektivität in der Stadt

                                                                                       e) Hybridformen & Sonstiges

                                    3
          AUSWAHL HAUPTNUTZUNGSFORMEN

                           a ) Büro
                                                                                                           7
                                                                                  ENT WICKLUNG EINES KONZEPTES ZUR
                                                                            FUNDAMENTALEN ARCHITEKTONISCHEN GESTALTUNG
                  c ) Hotel               b ) Wohnen

                            d ) Shopping Center

                                                                                                           8
                                                                              L ANDMARK: ARCHITEKTONISCHE GESTALTUNG
                                    4
                       AUSWAHL                                                              a) Form/Architektur/Baustil
               UNTERSTÜTZENDES GEWERBE

                                                                                              b) Außenfassade
                        a) Lebens­mittelgeschäfte

                                                                                c) Höhe              d) Waterfront            e) Sonstiges
                                 b) Gastronomie

                                                                                    Entwicklung eines Konzeptes zur Vermarktung und Einbindung der
         c) Fitness & Leisure                d) Entertainment                           Nutzer, die sich mit dem Projekt identifizieren sollen.

                 e) Handwerker und Dienstleistungen
14                                                                                                                  Quelle: Catella Research 2019
5. Beispielprojekte

Im Folgenden soll ein Überblick über einige Projekte in euro­päischen                                                   Büro

Ländern gegeben werden, die als Urbane Quartiere                                                                        Wohnen

eingeordnet werden können.                                                                                              Handel

                                                                                                                        Hotel

                                                                                                                        Gastronomie

                          MÖNCHENGL ADBACH                                                                              Publikumsbezogene
Seestadt mg+,                   Seestadt mg+
                                                                                                                        Nutzung

Mönchengladbach
                                                   DÜSSELDORF
  Fertigstellung ab 2021                            Grand Central
  Catella Project Management
                                          KÖLN

In Mönchengladbach entsteht auf dem Deutz Quartiere                                         Deutz Quartiere, Köln
ehemaligen Güterbahnhofsgelände                           FR ANKFURT

das Projekt Seestadt mg+. Das neue                          Omniturm                           Fertigstellung ab 2023
Stadtviertel liegt an den Bahnschienen                                                         Gerch Group
unweit des Hauptbahnhofes und ver­
                                                               Four
fügt über einen künstlich angelegten                                                        Auf dem Gelände der Deutz AG in
See. Angestrebt wurde die Schaffung                                                         Köln-Mühlheim realisiert die Gerch
eines Urbanen Quartiers mit einem                                                           Group ein Urbanes-Quartier-Projekt,
starken Fokus auf publikumsbezogene                                                         welches einen starken Fokus auf
Nutzung in Form von Kitas, Car-­                                                            Wohnen haben soll. Auf dem noch
Sharing und E-Bike-Stationen, die das                                                       in Planung stehenden Areal sollen
Angebot von Wohn- und ergänzenden                                                           zusätzlich noch Büro, Handel und
gewerblichen Flächen ergänzen.                                                              öffentliche Einrichtungen Platz finden.

Grand Central, Düsseldorf                  Omniturm, Frankfurt am Main                      FOUR, Frankfurt am Main

  Fertigstellung ab 2021                       Fertigstellung Q3/2019                          Fertigstellung 2023
  Catella Project Management                   Tishman Speyer Properties Deutschland           Groß & Partner

In der Nähe des Düsseldorfer Haupt­        Als eines der ersten Vertikalen Mixed-           Das Hochhausprojekt FOUR mit vier
bahnhofes und der Königsallee entsteht     Use-Projekte Deutschlands bietet der             Hochhäusern bildet eines der bemer­
auf einer Fläche von 40.000 m² das         Omniturm eine einzigartige Kombi­                kenswertesten Projekte Frankfurts in
Grand Central Düsseldorf. Dieses           nation aus Büro- und Wohnflächen.                den kommenden Jahren. Unweit der
Urbane Quartier hat einen starken Fokus    Die Wohnnutzung ist hierbei in den               Frankfurter Innenstadt entsteht eine
auf Wohnen und kombiniert mit Senio­       Stockwerken 15–22 eingebaut und ver­             Mischnutzung aus Büroflächen, Hotel
rengerechtem Wohnen, gefördertem           leiht dem Gebäude seinen unverwechsel­           und Serviced Apartments, Miet- und
Wohnen, preisgedämpftem Wohnen             baren Hüftschwung. Auch durch die                Eigentumswohnungen, sowie ein
sowie Wohnen im Hochhaus mehrere           Mikrolage im CBD Frankfurts konnten              Sockelbau, der die Türme miteinander
Wohntypen innerhalb des Quartiers.         schon vor Fertigstellung einige namhafte         verbindet. Das FOUR möchte als
Unterstützt wird diese Wohnform von        Mieter für die Büroflächen gewonnen              Urbanes Quartier vor allem der ein­
Gastronomie und Einzelhandel, einem        werden, wie u. a. Morgan Stanley,                heimischen Bevölkerung Platz zum
Hotel sowie mehreren Grünflächen, die      Hogan Lovells , CBRE oder Spaces.                Wohnen, Arbeiten und Leben anbieten.
das Quartier zusätzlich bereichern.

                                                                       C ATELL A RESE ARCH | URBANE QUARTIERE UND MIXED - USE- IMMOBILIEN   15
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