Corona-Pandemie: Auswirkungen auf die gesetzliche Rentenversicherung+ - ifo Institut

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CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

                    Axel Börsch-Supan* und Johannes Rausch**

                    Corona-Pandemie: Auswirkungen auf
                    die gesetzliche Rentenversicherung+

IN KÜRZE                                                                                  Geburtenrate; mehr Zeit zu Hause mögen sie erhöhen.
                                                                                          Die vielleicht größte Wirkung der Pandemie mag es
                                                                                          für die dritte große Komponente der Demografie ge-
Die Corona-Pandemie 2020 wird ähnlich wie die Finanzkrise                                 ben, nämlich die Migration. Sollten die Grenzen über
2008 auch deutliche Spuren in der gesetzlichen Rentenversi-                               längere Zeit geschlossen bleiben, wird die Zahl der
cherung hinterlassen. Diese treten aufgrund der Rentenan-                                 Migranten stark sinken. Allerdings ist unklar, ob Migra-
                                                                                          tionsströme dadurch nur aufgeschoben und später
passungsformel mit ein bis zwei Jahren Verzögerung ein und
                                                                                          nachgeholt werden.
sind stark asymmetrisch zugunsten der Rentenempfänger. Die
Rentengarantie bewirkt, dass das Sicherungsniveau der Renten                              ERSTE SCHÄTZUNGEN DER
2021 deutlich ansteigen wird, und zwar umso mehr, je tiefer die                           WIRTSCHAFTSFORSCHUNGSINSTITUTE ZU DEN
Rezession ausfallen wird. Nach altem Recht hätte der Nachhol-                             WIRTSCHAFTLICHEN FOLGEN
faktor dafür gesorgt, dass dieser Effekt sich nach einigen Jah-
                                                                                          Im Gegensatz zur demografischen Entwicklung ist
ren wieder ausgleicht. Dies ist aufgrund des Rentenpakts 2019
                                                                                          die Wirtschaftsentwicklung sehr stark von der Co-
jedoch nicht der Fall. Der Beitragssatz steigt daher in allen Sze-                        rona-Pandemie betroffen. Es liegen nun erste Versu-
narien auf Dauer an. Durch die doppelte Haltelinie wird dieser                            che der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute vor,
Anstieg allerdings bei 20% gedeckelt. Entsprechend werden be-                             diese abzuschätzen. Gestützt werden diese Schätzun-
reits vor 2025 zusätzliche Bundesmittel in großer Höhe benötigt.                          gen von den bisherigen Erfahrungen in China, durch
                                                                                          Extrapolation von Geschäftserwartungen und Verglei-
                                                                                          chen mit früheren Krisen. In China brach die Indust-
                    Die Coronakrise hat in kürzester Zeit die gesellschaft-               rieproduktion zwischen Dezember 2019 und Februar
                    liche, soziale und wirtschaftliche Lage unseres Lan-                  2020 um 30% ein. In Deutschland fiel der (vorläufige)
                    des verändert und alle Prognosen der zukünftigen                      ifo Geschäftsklimaindex im März um 8,3 Indexpunkte,
                    wirtschaftlichen Entwicklung zu Makulatur gemacht.                    und die Geschäftserwartungen brachen um 11,2 In-
                    Dieser Beitrag untersucht, inwieweit dies auch für die                dexpunkte ein. Dies sind fast 5 Punkte mehr als der
                    gesetzliche Rentenversicherung (GRV) und hier vor                     Rückgang im Oktober 2008 aufgrund der Finanzkrise
                    allem für das Sicherungsniveau, den aktuellen Renten-                 (vgl. Wollmershäuser 2020).
                    wert, den Beitragssatz und den Bundeszuschuss gilt.                        Das ifo Institut entwickelt auf dieser Basis zwei
                         Diese Kenngrößen der GRV hängen zum einen                        Szenarien (vgl. Wollmershäuser 2020). Das milde Sze-
                    von der demografischen und zum anderen von der                        nario geht von einem starken Einbruch des Bruttoin-
                    ökonomischen Entwicklung ab. Die demografische                        landsprodukts (BIP) um 4,5% im zweiten Quartal 2020
                    Entwicklung wird von sehr langfristigen Trends domi-                  aus. Danach erholt sich das BIP jedoch schnell und
                    niert. Es ist nicht zu erwarten, dass diese langfristig               erreicht im dritten Quartal 2021 fast wieder den Pfad,
                    und signifikant von der Corona-Pandemie beeinflusst                   den es ohne Corona gegeben hätte. Dies würde eine
                    werden. So gehören zwar gerade ältere Personen, und                   Schrumpfung des BIP im Gesamtjahr 2020 um 1,5%
                    somit insbesondere Rentner, zur Risikogruppen, unter                  implizieren. Das ifo Institut schließt daraus, dass die
                    Berücksichtigung der 2017 in Deutschland beobachte-                   Arbeitslosenquote um 6% steigt, die Arbeitsstunden
                    ten ca. 932 000 Sterbefälle dürfte die Gesamtmortali-                 um 1,4% sinken und auch die Zahl der Erwerbstätigen
                    tät aber durch COVID-19 nicht signifikant beeinflusst                 zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder fällt, und zwar
                    werden. Ob sich die Geburtenrate ändert, ist unklar.                  um etwa 100 000 Menschen. Das ifo Institut betont je-
                    Ängste und Zukunftssorgen senken typischerweise die                   doch, dass dieses erste Szenario erhebliche Abwärts­
                    * Prof. Dr. h.c. Axel Börsch-Supan, Ph.D., ist Direktor des Munich
                                                                                          risiken hat. Jeder weitere Monat, in dem die Produk-
                    Center for the Economics of Aging des Max-Planck-Instituts für So­    tion nur auf 75% der normalen Kapazität läuft, koste
                    zialrecht und Sozialpolitik, München, Inhaber des Lehrstuhls Econo-
                    mics of Aging an der Technischen Universität München (TUM) und
                                                                                          etwas mehr als 2 Prozentpunkte des Wirtschafts-
                    Research Associate beim National Bureau of Economic Research,         wachstums eines Jahres. In einem »Risikoszenario«
                    Cambridge, Mass.
                    ** Dr. Johannes Rausch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am
                                                                                          nimmt das ifo daher an, dass der BIP-Rückgang bis
                    Munich Center for the Economics of Aging des Max-Planck-Instituts     zum Ende des Jahres dauert, was eine Schrumpfung
                    für Sozialrecht und Sozialpolitik, München.
                    +
                       Der Beitrag ist als MEA-Discussion Paper 11/2020, 23. März 2020,
                                                                                          des BIP im Gesamtjahr 2020 um 6% implizieren würde.
                    erschienen.                                                           Erst danach erholt sich das BIP wieder und erreicht

               36    ifo Schnelldienst   4 / 2020   73. Jahrgang   15. April 2020
CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

Ende 2021 einen Pfad, der dann parallel zu dem Pfad        Kenngrößen der GRV. Basis für die Projektionen ist die
verläuft, den es ohne Corona gegeben hätte, aller-         Bevölkerungsstruktur nach Alter und Geschlecht im
dings auf einem um 2,4% niedrigeren Niveau.                Jahr 2018. Unsere Annahmen zur künftigen Entwick-
     Dem Institut für Weltwirtschaft (IfW, vgl. Kooths     lung von Geburtenrate, Lebenserwartung und Ein­
2020) zufolge fällt das deutsche BIP in diesem Jahr um     wanderung richten sich nach den mittleren Annahmen
4,5%, sofern die derzeitige Stresssituation bis Ende       der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
April andauert und sich dann ab Mai allmählich ent-        des Statistischen Bundesamtes (»G2-L2-W2«; Statis­
spannt. Setzt die Erholung erst drei Monate später im      tisches Bundesamt 2019). Die Geburtenziffer wird sich
August ein, würde das deutsche BIP um 8,7% fallen.         dementsprechend bei einem Wert von 1,55 Kindern
Aufgrund der weltweiten Belastung der Konjunktur           im Leben einer Frau einpendeln. Die Lebenserwartung
gehen beide Szenarien von keinen nennenswerten             wird weiter ansteigen, etwas langsamer für Frauen als
Nachholeffekten im weiteren Jahresverlauf aus, auch        für Männer, wobei die Zunahme der Lebenserwartung
wenn dafür freie Kapazitäten – vor allem in der Indust­    in Zukunft geringer ausfallen wird als in den vergan-
rie – verfügbar wären. Allerdings geht das IfW davon       genen Jahren. In den 20 Jahren zwischen 2025 und
aus, dass das BIP im Jahr 2021 aufgrund der Aufhol­        2045 wird die Lebenserwartung um etwa 2,8 Jahre für
effekte in den zwei Szenarien um 7,2% bzw. 10,9%           Männer und 2,3 Jahre für Frauen ansteigen; sie wird
wieder kräftig zulegt.                                     2060 84,4 Jahre für Jungen und 88,1 Jahre für Mäd-
     Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung        chen betragen. Der jährliche Wanderungssaldo wird
(DIW, vgl. Michelsen et al. 2020) prognostiziert da­       schließlich mit 221 000 Personen im Durchschnitt bis
gegen lediglich einen milden Einbruch von zwischen         zum Jahr 2060 angenommen.
0,1 und 0,8% im Jahr 2020.                                      Diese Annahmen implizieren, dass die Gesamtbe-
     Aufgrund dieser ungewöhnlich großen Unsicher-         völkerung Deutschlands bis etwa 2027 weiter anstei-
heit gehen wir in diesem Beitrag von sechs verschie-       gen, dann allmählich fallen wird, bis sie etwa 2040
denen Szenarien der Wirtschaftsentwicklung aus, die        wieder den heutigen Stand erreichen wird. Erst im
in der Spannbreite dieser Schätzungen liegen, aber         Jahr 2053 wird sie in diesem Basisszenario die 80 Mil-
nicht auf empirische Daten gestützt sind. Zusätzlich       lionengrenze unterschreiten. Gleichzeitig findet eine
zeigen wir als von der Corona-Pandemie noch unbe-          dramatische Verschiebung der Altersstruktur statt.
einflusstes Vergleichsszenario das für die Kommission      Diese Strukturverschiebung lässt sich am einfachsten
»Verlässlicher Generationenvertrag« berechnete Basis-      durch die Zahl der Menschen im Alter von 65 Jahren
szenario (vgl. Börsch-Supan et al. 2020).                  und darüber im Verhältnis zu der Zahl der Menschen
     Wir verwenden das MEA-PENSIM Modell, um die           zwischen 20 und 64 Jahren ausdrücken, dem »Al-
Entwicklung des Sicherungsniveaus, des Beitragssat-        tersquotienten«. Dieser liegt heute bei etwa 36% und
zes und zusätzlicher Deckungsbeiträge durch Bundes-        wird bis 2035 auf 54% ansteigen, bis 2060 auf 58%.
mittel zu berechnen. Diese Berechnungen beruhen            Der demografische Wandel bedeutet daher weniger
auf den Basisprojektionen der demografischen und           eine Schrumpfung der Wohnbevölkerung als eine Ver-
ökonomischen Entwicklung von Börsch-Supan et al.           schiebung der Altersstruktur.
(2020). Der nächste Abschnitt stellt deren Annahmen
und Methodik zusammengefasst vor. Der darauf fol-          Beschäftigungsannahmen vor der Coronakrise
gende Abschnitt beschreibt dann die davon abwei-
chenden Szenarien der Wirtschaftsentwicklung unter         Um Beitragssatz und Sicherungsniveau zu berechnen,
Einfluss der Corona-Pandemie. Im Anschluss werden          muss zusätzlich zur Demografie auch die Beschäf-
die grundlegenden rentenrechtlichen Vorschriften und       tigung projiziert werden. Für diese Beschäftigungs-
Zusammenhänge zwischen Rentenanwartschaften,               vorausberechnung werden für die Bevölkerung nach
Rentenanpassung und Rentenhöhe zusammengefasst,            Altersklassen – getrennt nach Frauen und Männern
soweit sie für die Interpretation einiger vielleicht zu-   sowie nach Ost und West – einerseits die Anzahl der
nächst nicht intuitiv verständlicher Ergebnisse nötig      rentenversicherungspflichtig abhängig Beschäftigten,
sind. Letztere werden anschließend vorgestellt. Der        geringfügig Beschäftigten, Arbeitslosen – getrennt
Schlussabschnitt fasst zusammen.                           nach ALG-I und ALG-II – und andererseits die Anzahl
                                                           der Leistungsempfänger (Altersrenten, Erwerbsminde-
MODELLANNAHMEN                                             rungsrenten, Hinterbliebenenrenten) ermittelt. Dabei
                                                           folgen wir im Basisszenario für die Jahre von 2019
Grundlage für die folgenden Berechnungen ist das           bis 2028 den Beschäftigungsannahmen des im No-
MEA-PENSIM Modell des Munich Center of the Eco-            vember 2019 veröffentlichten Rentenversicherungsbe-
nomics of Aging (MEA) des Max-Planck-Instituts für         richts 2019. Für die Folgejahre ab 2029 wenden wir das
So­zialrecht und Sozialpolitik in München (vgl. Wilke      Basisszenario von Börsch-Supan et al. (2020) an. Diese
2004; Holthausen, Rausch und Wilke 2012; Rausch und        nehmen an, dass sich die Erwerbsquoten der Männer
Gasche 2016). Das Modell projiziert aus Annahmen und       in Zukunft nicht verändern werden. Für Frauen beob-
Setzungen in mehreren Schritten die Entwicklung der        achtet man jedoch einen starken Jahrgangstrend, d.h.,
Demografie und Beschäftigung sowie der wichtigsten         Frauen späterer Jahrgänge haben ihr ganzes Leben

                                                                        ifo Schnelldienst   4 / 2020   73. Jahrgang   15. April 2020   37
CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

Abb. 1                                                                                                           Finanztechnische Annahmen
Vor der Corona-Pandemie erwartete Entwicklung
                            Beitragssatz                              Sicherungsniveau                           Um die finanzielle Situation der gesetzlichen Ren-
      %                                                                                            %
25                                                                                                        49     tenversicherung abzubilden, müssen noch weitere
24                                                                                                        48     finanztechnische Annahmen getroffen werden. So
23                                                                                                        47     wird im Basisszenario unterstellt, dass die Brut-
22                                                                                                        46     tolöhne pro Arbeitsstunde über den ganzen Projek-
21                                                                                                        45
                                                                                                                 tionszeitraum pro Jahr um 3% nominal ansteigen.
20                                                                                                        44
                                                                                                                 Zudem wird eine Inflationsrate von 1,8% angesetzt.
                                                                                                                 Die realen Bruttostundenlöhne steigen demgemäß
19                                                                                                        43
                                                                                                                 um 1,2%. Die Beitragssätze zur GKV und SPV steigen
18                                                                                                        42
                                                                                                                 annahmegemäß in dem Maße an, wie es die Modell-
17                                                                                                        41
                                                                                                                 rechnungen des Bundesministeriums der Finanzen
                                                                                                                 implizieren. Demnach wird eine Zunahme von der-
Quelle: Darstellung der Autoren aus den Berechnungen von Börsch-Supan et al. (2020).            © ifo Institut   zeit (2019) 14,6% + 0,9% auf 14,6% + 2,36% (2060)
                                                                                                                 für die GKV und von 3,05 + 0,25% auf 5,16% + 0,25%
                                 lang tendenziell höhere Erwerbsquoten als Frauen                                (2060) für die SPV angenommen. Die Beitragssätze zur
                                 früherer Jahrgänge. Daher gehen Börsch-Supan et                                 ALV werden bis 2023 auf 2,5% und anschließend auf
                                 al. (2020) davon aus, dass Frauen auch in Zukunft ihr                           2,6% festgesetzt. Schließlich werden die Ausgaben
                                 jahrgangstypisches Niveau beibehalten werden, so                                für die KV der Rentner unter Berücksichtigung der
                                 dass die Erwerbsquote für Frauen im Zeitverlauf an-                             Entwicklung des GKV-Beitragssatzes proportional zu
                                 steigen wird, allerdings dem typischen Altersverlauf                            den Rentenausgaben, die Ausgaben für Rehabilita-
                                 folgend.                                                                        tionsleistungen proportional zum Bruttolohnwachs-
                                      Für das Renteneintrittsverhalten wird im Basis­                            tum und einem Demografiefaktor und die administra-
                                 szenario annähernd das folgende Verhalten abgebil-                              tiven Kosten mit der Inflation fortgeschrieben.
                                 det: Ein Drittel der Versicherten legt ihren Rentenein-
                                 tritt auf das jeweils gültige gesetzliche Rentenalter                           Sicherungsniveau und Beitragssatz vor der
                                 (»Rente mit 67«); ein weiteres Drittel ändert das bis-                          Coronakrise
                                 lang bei einem niedrigeren gesetzlichen Rentenal-
                                 ter beobachtete Renteneintrittsverhalten nicht und                              Aus diesen Annahmen folgt die in Abbildung 1 ge-
                                 nimmt dementsprechende Abschläge in Kauf; ein                                   zeigte Entwicklung des Beitragssatzes und des Si-
                                 weiteres Drittel nimmt Erwerbsminderungsrenten                                  cherungsniveaus der gesetzlichen Rentenversiche-
                                 und ähnliche alternative Zugangswege in Anspruch.                               rung. Bis 2025 wird das Sicherungsniveau aufgrund
                                 Im Ergebnis führt diese Annahme zu einer Erhöhung                               der Niveauschutzklausel von 2019 bei 48% konstant
                                 des durchschnittlichen Rentenalters um ein Jahr                                 gehalten. Der Beitragssatz muss erst 2024 leicht an-
                                 bis 2030 und anschließender Stagnation. Die im Jahr                             gehoben werden und steigt bis 2025 auf 20%, die
                                 2016 beobachtete Teilzeitquote für verschiedene Al-                             2019 festgelegte Beitragssatzobergrenze bis 2025.
                                 tersgruppen – getrennt nach Männern und Frauen so-                              Die Beitragssatzgarantie kann nach den Annahmen
                                 wie Ost und West – wird im Basisszenario konstant                               des Basisszenarios gänzlich ohne zusätzliche Bun-
                                 gehalten.                                                                       desmittel aus den Reserven der Rentenversicherung
                                      Die Kombination der demografischen und Be-                                 finanziert werden. Im Jahr 2039 wird das Sicherungs-
                                 schäftigungsentwicklung führt dazu, dass die An-                                niveau das Niveau von 43% unterschreiten, während
                                 zahl der inländischen Rentnerinnen und Rentner                                  der Beitragssatz bereits im Jahr 2033 die Grenze von
                                 von 2019 bis ca. 2035 sehr stark ansteigen wird.                                22% überschreiten wird. Diese beiden Prozentsätze
                                 Gleichzeitig wird die Anzahl der beitragspflichtigen                            sind insofern wichtige Wegmarken, als sie nach dem
                                 Erwerbstätigen und Arbeitslosen sinken. Die Zahl                                2005 beschlossenen Recht die Bundesregierung dazu
                                 der beitragspflichtigen Erwerbstätigen und Arbeitslo-                           zwingen, »den gesetzgebenden Körperschaften geeig-
                                 sen wird im Jahr 2025 etwa 34,7 Millionen, 20 Jahre                             nete Maßnahmen vorzuschlagen«, wenn sie vor 2030
                                 später nur noch 32,2 Millionen betragen, während                                unter- bzw. überschritten werden.
                                 die Zahl der inländischen Rentnerinnen und Rentner                                  Gegenüber früheren Projektionen des MEA (vgl.
                                 von etwa 21,2 auf 24,3 Millionen steigen wird. Das                              Börsch-Supan und Rausch 2018) und alternativen
                                 zahlenmäßige Verhältnis der Rentnerinnen und Rent-                              derzeitigen Vorausberechnungen (vgl. z.B. Deutsche
                                 ner zu den beitragspflichtigen Erwerbstätigen und                               Bundesbank 2019) sind diese Vorausberechnungen
                                 Arbeitslosen wird im Basisszenario in dieser Zeit-                              bereits relativ optimistisch, d.h., sie projizieren einen
                                 spanne also von 61,1% auf 75,4% ansteigen, bis 2060                             niedrigeren Beitragssatz und ein höheres Sicherungs-
                                 auf über 81%. Diese Entwicklung wäre daher auch                                 niveau als diese. Im Licht der Corona-Pandemie und
                                 ohne die Coronakrise eine große Herausforderung                                 ihrer wirtschaftlichen Auswirkung ist vor allem die
                                 für die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenver-                                zugrunde gelegte weitere Fortsetzung des Beschäf-
                                 sicherung.                                                                      tigungszuwachses viel zu optimistisch. Aber auch

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CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

andere Annahmen, z.B. zum nominalen Lohnwachs-                  Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Be-
tum, dürften für die nächsten Jahre zu hoch angesetzt      schäftigten fiel von Oktober 2008 von 28,2 Millionen
sein. Wir ersetzen sie daher im folgenden Abschnitt        auf 27,5 Millionen im Februar 2009, einem Rückgang
durch von der Corona-Pandemie gekennzeichnete              von 700 000 Menschen, gleichzeitig stieg die Arbeits-
Szenarien.                                                 losenzahl von 2,99 Millionen auf 3,47 Millionen (vgl.
     Nicht variieren werden wir hingegen die Annah-        Bundesagentur für Arbeit 2020; vgl. Abb. 2).
men bzgl. der Bevölkerungsentwicklung. Wie in der               Bereinigt man um die typischen saisonalen Ef-
Einleitung dargelegt, dürften die Corona-Pandemie          fekte, sind die so gemessenen krisenbedingten Ef-
nur marginale Auswirkungen auf die Gesamtbevölke-          fekte jedoch deutlich geringer. Saisonbereinigt fiel
rung haben. Auch die Auswirkungen auf den Altersquo-       die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von
tienten sollten nicht erheblich ausfallen, obgleich auf-   Oktober 2008 von 27,9 Millionen auf 27,6 Millionen im
grund der höheren Gefahr von COVID-19 für die ältere       Februar 2009, ein Rückgang von 300 000 Menschen,
Bevölkerung der Effekt auf dem Altersquotienten wohl       gleichzeitig stieg die saisonbereinigte Arbeitslosen-
höher ausfallen dürfte als auf die Bevölkerungszahl.       zahl von 3,19 Millionen auf 3,47 Millionen, also um
Zudem erfolgen keine Anpassungen der Beitragssätze         280 000 Menschen. Im Februar 2010 ergab sich die
zu den restlichen Sozialversicherungssystemen.             größte Differenz zwischen den saisonbereinigten Wer-
                                                           ten und dem mittelfristigen Beschäftigungstrend; der
BESCHÄFTIGUNGSSZENARIEN AUFGRUND DER                       Unterschied betrug ca. 650 000 sozialversicherungs-
CORONA-PANDEMIE                                            pflichtig Beschäftigte.
                                                                Da die Bundesregierung derzeit ähnliche be-
Wir berechnen sechs verschiedene Szenarien der Wirt-       schäftigungspolitische Maßnahmen ergreift wie in
schaftsentwicklung, die die Spannbreite der in der         der Finanzkrise 2008, gehen wir einem ähnlichen
Einleitung zusammengefassten Schätzungen der drei          Übersetzungsverhältnis von BIP-Rückgang und Be-
Wirtschaftsforschungsinstitute widerspiegeln, was          schäftigungsrückgang aus. Dieser betrug pro 1%
den Rückgang des BIP betrifft, nämlich einen Rück-         BIP-Rückgang 75 000 Menschen auf einer Basis von
gang um 1,5% (mild gemäß ifo), 6% (stark gemäß ifo)        damals ca. 28 Mio. sozialversicherungspflichtig Be-
und 9% (stark gemäß IfW). Wir bezeichnen diese drei        schäftigten. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit
Szenarien als »BIP-Szenarien«.                             um 70 000 Menschen pro 1% BIP-Rückgang an. Der
     Unklar ist, wie lange die Pandemie dauern wird        Beschäftigungsrückgang teilte sich also damals auf
und vor allem, wie lange diese die wirtschaftliche         93% Arbeitslosigkeit und 7% Eintritt in die stille Re-
Entwicklung einschränkt. Hier nehmen wir zwei Sze-         serve auf.
narien an: eine sehr schnelle Rückkehr auf den ur-              Da die Beschäftigung seit 2008 um über 20% ge-
sprünglichen Pfad bereits 2021 sowie eine deutlich         stiegen ist, nehmen wir an, dass in der jetzigen Krise
langsamere Rückkehr, bei der das erste Halbjahr 2021       ein Rückgang des BIP um 1 Prozentpunkt einen Be-
noch vom BIP-Rückgang betroffen ist, die Erholung          schäftigungsrückgang von 95 000 Menschen und ei-
im zweiten Halbjahr 2021 einsetzt und erst 2023 der        nen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 88 000 Menschen
ursprüngliche Wachstumspfad des BIP wieder er-             bewirken wird. Diese Annahmen liegen höher als die
reicht wird. Wir bezeichnen diese beiden Szenarien         Annahmen des ifo Instituts gemäß Wollmershäuser
als »Erholungsszenarien«. Die Kombination der drei         (2020), das bei einem BIP-Rückgang von 1,5% einen
BIP-Szenarien mit den beiden Erholungsszenarien er-        Rückgang der Beschäftigung von 100 000 Menschen
geben sechs Szenarien der Wirtschaftsentwicklung           zugrunde legt. Dem liegt unsere Einschätzung zu-
2020–2023.                                                 grunde, dass die durch die Corona-Pandemie ausge-
     Die Schätzungen der drei Wirtschaftsforschungs-       löste Schließung von Betrieben eine deutlich stärkere
institute konzentrieren sich auf die Wirkung der
Corona-Pandemie auf das BIP. Für die GRV ist das           Abb. 2
BIP jedoch nur indirekt relevant, während die Be-          Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, 2008–2020
schäftigung direkt in die Berechnungsgrößen der GRV              Mio
                                                                                    Saisonbereinigte Werte               Ursprungswerte                 Trendlinie 2008–2013
eingeht. Wie die Beschäftigung in einer Krise auf den       34
Rückgang des BIP reagiert, hängt stark von den ge-
troffenen Stützungsmaßnahmen der Bundesregierung            32
ab. In der Finanzkrise 2008 griff der Bund mit großzü-                  Feb. 2009
                                                                 Okt. 2008     Feb. 2010
gigen Kurzarbeitsregelungen ein und vermied damit           30
einen größeren Beschäftigungsrückgang. Das BIP fiel
damals von 2 546 Mrd. Euro 2008 auf 2 446 Mrd. Euro         28
2009 (nominal), dies war ein Rückgang um knapp 4%
(vgl. Statistisches Bundesamt 2012). Ein Jahr später        26
hatte das BIP den in etwa gleichen Wert wie 2008,
und 2011 war der ursprüngliche Wachstumspfad wie-                 2008    2009     2010    2011      2012   2013     2014      2015   2016       2017    2018   2019   2020
der erreicht.                                              Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2020) mit Ergänzungen der Autoren.                                    © ifo Institut

                                                                                 ifo Schnelldienst   4 / 2020   73. Jahrgang    15. April 2020      39
CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

Abb. 3                                                                                                               RENTENRECHTLICHE MECHANISMEN
Anzahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig entlohnten Beschäftigten,
sechs Szenarien bezüglich des BIP-Rückgangs                                                                          Das deutsche Rentenrecht weist den sozialversiche-
                                            Basis                    "-1,5% 1 Jahr"            "-6% 1 Jahr"
                                            "-1,5% 2,5 Jahr"         "-6% 2,5 Jahr"            "-9% 1 Jahr"
                                                                                                                     rungspflichtig Beschäftigten Rentenanwartschaften
         Mio. Euro
35,5                                        "-9% 2,5 Jahr"                                                           in Form von Entgeltpunkten zu. Ein volles Jahr sozial­
                                                                                                                     versicherungspflichtiger Beschäftigung zum Durch-
35,0
                                                                                                                     schnittslohn ergibt einen Entgeltpunkt; der Standard­
34,5                                                                                                                 rentner erwirbt im Laufe seines hypothetischen Er-
34,0                                                                                                                 werbslebens 45 Entgeltpunkte. Beim Rentenzugang
                                                                                                                     werden diese Entgeltpunkte mit dem aktuellen Ren-
33,5
                                                                                                                     tenwert multipliziert, um die Rentenleistungen zu be-
33,0                                                                                                                 rechnen. Letztere werden oft mit dem Sicherungs-
32,5                                                                                                                 niveau gemessen und verglichen. Es teilt die Rente
         2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032                                  des Standardrentners durch das Durchschnittsentgelt
Quelle: Berechnungen der Autoren.                                                                   © ifo Institut   der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Mit
                                                                                                                     dem Sicherungsniveau wird also nicht die Kaufkraft
                                Auswirkung auf die Beschäftigung haben wird als wäh-                                 der Rente beschrieben, sondern ihre Relation zum
                                rend der Finanzkrise. In einer neueren Abschätzung                                   Durchschnittslohn.
                                des ifo Instituts wird von einem möglicherweise hö-                                       Der aktuelle Rentenwert ergibt sich aus einer
                                heren Rückgang der sozialversicherungspflichtigen                                    komplizierten Kombination von Rentenanpassungs­
                                Beschäftigung ausgegangen (»bis zu 1,35 Millionen«,                                  formel, Rentengarantie und Haltelinien (vgl. Börsch-
                                vgl. Dorn et al. 2020, S. 9). Dennoch wird der Beschäf-                              Supan und Rausch 2020).
                                tigungsrückgang deutlich gedämpfter als der Rück-
                                gang des BIP ausfallen, nicht zuletzt wegen Kurzar-                                  Nachhaltigkeitsfaktor
                                beits- und ähnlichen Regelungen.
                                     Gleichzeitig fielen als Folge der Finanzkrise auch                              Im einfachsten Fall müssen letztere nicht greifen.
                                die geleisteten Arbeitsstunden pro Arbeitnehmer von                                  Dann erhöht sich der aktuelle Rentenwert zunächst
                                1 430 auf 1 390 Stunden, also um 2.8%. Daher san-                                    proportional zur Erhöhung der Bruttolöhne, wird
                                ken nach 2008 auch die Jahreslöhne. Wir modellieren                                  dann aber durch den Beitragssatzfaktor gedämpft,
                                dies nicht explizit. Vielmehr ergibt sich aus der Ent-                               wenn die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversi-
                                wicklung des BIP zusammen mit dem angenomme-                                         cherung sowie die hypothetischen Beiträge zur
                                nen Beschäftigungsrückgang implizit ein Rückgang                                     zusätzlichen Altersvorsorge steigen, sowie durch
                                der Jahreslöhne in den drei BIP-Szenarien um 1,5%,                                   den Nachhaltigkeitsfaktor, wenn der Rentnerquo-
                                5% bzw. 7,5% nominal. Wir nehmen kein Nachholen                                      tient (vereinfacht: die Anzahl der Rentnerinnen und
                                dieser Jahreslohnrückgänge auf den Verlauf ohne die                                  Rentner geteilt durch die Anzahl der sozialversi­
                                Pandemiekrise an. In den Szenarien einer langsamen                                   cherungspflichtig Beschäftigten) ansteigt, wie es im
                                Erholung unterstellen wir für die Jahre 2021 und 2022                                Laufe des demografischen Wandels der Fall ist. We-
                                wieder eine nominale Jahreslohnsteigerung, die 2021                                  gen der Verfügbarkeit entsprechender Daten mes-
                                0,4% und 2022 2,3% beträgt.                                                          sen die Bruttolohn- und Beitragsfaktoren die Netto-
                                     Abbildung 3 zeigt den von uns angenommen                                        lohnentwicklung des vergangenen Jahres, wäh-
                                Beschäftigungsrückgang in den sechs Szenarien,                                       rend der Nachhaltigkeitsfaktor die Entwicklung des
                                Abbildung 4 die entsprechende Entwicklung der                                        Rentnerquo­tienten des vorvergangenen Jahres
                                Arbeitslosigkeit.                                                                    misst. Dementsprechend reagiert die Rentenanpas-
                                                                                                                     sungsformel mit einer ein- bzw. zweijährigen Ver-
Abb. 4                                                                                                               zögerung auf Än­derungen des Nettolohns bzw. des
Anzahl der Arbeitslosen, sechs Szenarien bezüglich des BIP-Rückgangs                                                 Rentnerquotienten.
                                            Basis                    "-1,5% 1 Jahr"            "-6% 1 Jahr"
                                            "-1,5% 2,5 Jahr"         "-6% 2,5 Jahr"            "-9% 1 Jahr"
       Mio. Euro                            "-9% 2,5 Jahr"
                                                                                                                     Rentengarantie und Nachholfaktor
3,2

3,0                                                                                                                  Diese durch Beitragssatz- und Nachhaltigkeitsfaktor
                                                                                                                     gedämpfte Bruttolohnanpassung wird durch die Ren-
2,8
                                                                                                                     tengarantie außer Kraft gesetzt, wenn die Rentenzahl-
2,6                                                                                                                  beträge sinken sollten, z.B. unter dem Einfluss einer
                                                                                                                     massiven Wirtschaftskrise, wie es 2010 in Folge der
2,4
                                                                                                                     Finanzkrise geschah und unter Umständen aufgrund
2,2                                                                                                                  der Corona-Pandemie wieder geschehen könnte. Es
2,0
                                                                                                                     wird dann solange der nominale Bestand der Renten
       2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032                                    gesichert, bis diese wieder steigen. Allerdings werden
Quelle: Berechnungen der Autoren.                                                                   © ifo Institut   die Steigerungen nach Anwendung der Rentengarantie

                        40      ifo Schnelldienst   4 / 2020   73. Jahrgang   15. April 2020
CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

– vereinfacht beschrieben – durch den Nachholfak-         Abb. 5
tor solange halbiert, bis der ursprüngliche Pfad der      Aktueller Rentenwert, sechs Szenarien bezüglich des BIP-Rückgangs (Euro nominal)
Rentenleistungen wieder erreicht wurde. Nach der                                                        Basis                   "-1,5% 1 Jahr"     "-6% 1 Jahr"
                                                                Euro                                    "-9% 1 Jahr"            "-1,5% 2,5 Jahr"   "-6% 2,5 Jahr"
Finanzkrise wurde der ursprüngliche Pfad erst 2013        46                                            "-9% 2,5 Jahr"
wieder erreicht.                                          44
                                                          42
Rentenpakt 2019: Haltelinien und Aufhebung des
                                                          40
Nachholfaktors
                                                          38

Durch den Rentenpakt 2019 wurde mit zwei weiteren         36
Mechanismen in die Rentenanpassungsformel ein­            34
gegriffen. Zum einen darf das Sicherungsniveau nicht      32
unter 48% fallen und der Beitragssatz die 20% nicht       30
übersteigen (doppelte Haltelinie). Sollte dies dro-             2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032
hen, etwa wiederum infolge der Corona-Pandemie,           Quelle: Berechnungen der Autoren.                                                             © ifo Institut

muss der Bund der Rentenversicherung zusätzliche
Bundesmittel zur Verfügung stellen. Zum zweiten           daher fällt der Wiederanstieg des aktuellen Renten-
wurde der Nachholfaktor ausgesetzt, d.h., sollte die      werts je nach BIP-Szenario unterschiedlich aus.
Rentengarantie greifen, erhöht diese permanent und             Auffällig ist zudem, dass insbesondere nach 2022
nicht nur temporär das Sicherungsniveau. Beide Ele-       der aktuelle Rentenwert im vergleichsweise milden
mente, doppelte Haltelinie und Aufhebung des Nach-        Szenario eines um 1,5% geringeren BIP mit Erho-
holfaktors, gelten jedoch nur bis 2025. Danach gilt       lungsphase am geringsten ausfällt. Intuitiv sollten die
wieder das alte Recht, d.h., die oben beschriebene        pessimistischeren Szenarien die geringsten aktuellen
durch die demografische Entwicklung gedämpfte             Rentenwerte beinhalten. Dass der aktuelle Renten-
Rentenanpassungsformel mit Rentengarantie und             wert des milden Szenarios dennoch geringer ausfällt,
Nachholfaktor tritt ab 2026 wieder in Kraft.              ist damit zu begründen, dass in den beiden anderen
                                                          Szenarien der Beitragssatz bereits 2021 angehoben
Beitragssatz, Nachhaltigkeitsreserve und                  werden muss (vgl. Abb. 7) sowie dass 2022 die Ren-
Bundeszuschüsse                                           tengarantie ein weiteres Mal greift. Als Folge dämpft
                                                          der Beitragssatzanstieg 2022 nicht die Rentenanpas-
Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversiche-         sung mittels des Beitragssatzfaktors. Im milden Sze-
rung ergibt sich schließlich dadurch, dass Ausgaben       nario steigt der Beitragssatz hingegen erst 2022 an,
und Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung         wodurch der Beitragssatzfaktor im folgenden Jahr,
übereinstimmen müssen, wobei kurz- und mittelfris-        wenn die Rentengarantie nicht mehr greift, die Ren-
tige Schwankungen durch die Nachhaltigkeitsreserve        tenanpassung dämpft.
aufgefangen werden, um allzu häufige Beitragssatz­
änderungen zu vermeiden. Zudem gibt es diverse            Das Sicherungsniveau steigt aufgrund der
Bundeszuschüsse, die zumindest im Prinzip nicht           Coronakrise, die Beitragszahler finanzieren dies
beitragsgedeckte Ausgaben der Rentenversicherung
ausgleichen.                                              Die Garantie, dass der aktuelle Rentenwert nicht sin-
                                                          ken darf, bedeutet bei sinkenden Jahreslöhnen, dass
ERGEBNISSE DER SZENARIENBERECHNUNGEN                      das Sicherungsniveau der Renten 2021 deutlich anstei-
                                                          gen wird, und zwar umso mehr, je tiefer die Rezession
Zunächst fallen, wie im Abschnitt »Beschäftigungs­
szenarien aufgrund der Corona-Pandemie« beschrie-         Abb. 6
ben, die Jahreslöhne je nach Szenario im Jahr 2020        Sicherungsniveau, sechs Szenarien bezüglich des BIP-Rückgangs
um 1,5%, 5% bzw. 7,5% nominal. Dies würde, wenn                                                         Basis                   "-1,5% 1 Jahr"     "-1,5% 2,5 Jahr"
                                                                %                                       "-6% 1 Jahr"            "-6% 2,5 Jahr"     "-9% 1 Jahr"
die Rentenanpassungsformel eingesetzt würde, eine         53                                            "-9% 2,5 Jahr"
Senkung der Renten implizieren. Diese wird jedoch
durch die Rentengarantie verhindert. 2021 bleibt da-      51
her der aktuelle Rentenwert auf dem Wert von 2020
                                                          49
(vgl. Abb. 5). Im Szenario einer schnellen Erholung
steigt ab 2022 der aktuelle Rentenwert wieder an. Dies    47
gilt nicht für die Szenarien einer länger andauernden
Krise. In diesen Fällen muss die Rentengarantie ein       45
zweites Mal auch 2022 eingreifen. Mit zweijähriger Ver-
                                                          43
zögerung reagiert die Rentenanpassungsformel, wenn
sie nach dem Eingreifen der Rentengarantie wieder in
Kraft ist, auch auf den Beschäftigungsrückgang. Auch      Quelle: Berechnungen der Autoren.                                                              © ifo Institut

                                                                              ifo Schnelldienst   4 / 2020   73. Jahrgang   15. April 2020   41
CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

Abb. 7                                                                                                                Generationenvertrag« angenommen Voraussetzungen
Beitragssatz, sechs Szenarien bezüglich des BIP-Rückgangs                                                             erst 2025 eingetreten wäre.
                                            Basis                    "-1,5% 1 Jahr"            "-1,5% 2,5 Jahr"            Da nach jetzigem Stand ab 2025 wieder das alte
      %                                     "-6% 1 Jahr"             "-6% 2,5 Jahr"            "-9% 1 Jahr"
25                                          "-9% 2,5 Jahr"
                                                                                                                      Recht ohne die doppelte Haltelinie gelten würde,
24
                                                                                                                      steigt der Beitragssatz in fast allen Fällen dann noch-
                                                                                                                      mals sehr stark an; hier werden die durch die doppelte
23
                                                                                                                      Haltelinie temporär unterdrückten Beitragsanpassun-
22                                                                                                                    gen nachgeholt. Da das Sicherungsniveau, wie in Ab-
21                                                                                                                    bildung 6 gezeigt, permanent höher liegt als ohne die
20                                                                                                                    Coronakrise, liegt auch der Beitragssatz permanent
                                                                                                                      höher und kehrt nicht zum Basisszenario zurück.
19
                                                                                                                           Das Erreichen der 20%-Haltelinie beim Beitrags-
18
                                                                                                                      satz führt zu einem Anstieg der benötigten Bundes-
                                                                                                                      mittel. Abbildung 8 zeigt dies wiederum im Vergleich
Quelle: Berechnungen der Autoren.                                                                    © ifo Institut   zum Basisszenario. Diese Grafik weist die Bundesmit-
                                                                                                                      tel als Anteil des BIP aus. Derzeit beträgt die Summe
Abb. 8                                                                                                                der Bundeszuschüsse knapp unter 2,5% des BIP.3 Ein
Benötige Bundesmittel, sechs Szenarien bezüglich des BIP-Rückgangs                                                    Rückgang des BIP bewirkt zunächst rein rechnerisch
                                            Basis                    "-1,5% 1 Jahr"            "-1,5% 2,5 Jahr"       einen Anstieg der prozentualen Bundesmittel, da das
                                            "-6% 1 Jahr"             "-6% 2,5 Jahr"            "-9% 1 Jahr"
         Anteil des BIP in %                "-9% 2,5 Jahr"                                                            BIP sinkt, während die Bundesmittel 2020 noch auf der
3,4                                                                                                                   Basis der Zeit vor der Coronakrise berechnet werden.
3,2
                                                                                                                      Auch die Bundesmittel steigen
3,0
                                                                                                                      Zusätzlich muss der Bund jedoch die Differenz zwi-
2,8
                                                                                                                      schen 20% und demjenigen Beitragssatz ersetzen, der
2,6                                                                                                                   nach der ursprünglichen Berechnungsformel gegolten
                                                                                                                      hätte. Daher steigen die Mittel, die der Bund der Ren-
2,4
                                                                                                                      tenversicherung überweisen muss, in den Szenarien
                                                                                                                      eines starken Konjunktureinbruchs ab dem Jahr 2021
Quelle: Berechnungen der Autoren.                                                                    © ifo Institut   stark an. Im Szenario eines starken und lang andau-
                                                                                                                      ernden Konjunktureinbruchs betrügen die zusätzli-
                                ausfallen wird. Dies zeigt Abbildung 6. Bei einer mil-                                chen Bundesmittel im Jahr 2021 5,6 Mrd. Euro, dann
                                den Rezession steigt das Sicherungsniveau auf knapp                                   ansteigend bis auf knapp 19 Mrd. Euro im Jahr 2025
                                48,5%, einer mittleren auf fast 51%, und bei einer tie-                               (real, also in Euro der Kaufkraft 2020). In den übrigen
                                fen Rezession auf über 52%.1 Da der Nachholfaktor bis                                 Szenarien eines starken Konjunktureinbruchs lägen
                                2025 durch den Rentenpakt 2019 außer Kraft gesetzt                                    die zusätzlichen Bundesmittel im Jahr 2025 zwischen
                                wurde, ist diese Erhöhung permanent, d.h., das Siche-                                 6,8 und 13,6 Mrd. Euro (real).
                                rungsniveau bleibt auch langfristig höher, als es ohne                                     Nach Auslaufen der doppelten Haltelinie im Jahr
                                die Coronakrise gewesen wäre.2                                                        2025 zeigt sich wiederum der permanente Effekt der
                                     Gleichzeitig steigt der Beitragssatz, wiederum                                   Erhöhung des Sicherungsniveaus und der daraus fol-
                                umso mehr, je tiefer die Rezession ausfallen wird                                     genden Erhöhung des Beitragssatzes, an den ein gro-
                                (vgl. Abb. 7).                                                                        ßer Teil der Bundeszuschüsse gekoppelt ist.
                                     Außer in den Fällen einer relativ milden bzw. kur-
                                zen Rezession wird schon 2021 die Haltelinie von 20%                                  FAZIT: EFFEKTE STARK ASYMMETRISCH
                                erreicht, was im Basisszenario (d.h. ohne die Corona­                                 ZUGUNSTEN DER RENTENEMPFÄNGER
                                krise) unter den von der Kommission »Verlässlicher
                                1
                                   Im Sicherungsniveau vor Steuern werden die Beiträge zu den restli-
                                                                                                                      Die Corona-Pandemie 2020 wird ähnlich wie die Fi-
                                chen Sozialversicherungssystemen berücksichtigt. Als Folge der höhe-                  nanzkrise 2008 auch deutliche Spuren in der gesetz-
                                ren Arbeitslosigkeit dürfte der Beitragssatz zur Arbeitslosenversiche-
                                rung zumindest temporär höher ausfallen als im Basisszenario. Da die-
                                                                                                                      lichen Rentenversicherung hinterlassen. Zunächst
                                sen nur die Erwerbstätigen zahlen, würde dies zu einem nochmals hö-                   verursacht die Pandemie einen Beschäftigungsrück-
                                heren Sicherungsniveau führen. Ebenfalls die Beiträge zur Pflege- und
                                Krankenversicherung dürften zumindest temporär hoch ausfallen. Da
                                                                                                                      gang, der zwar durch arbeitsmarktpolitische Maß-
                                diese allerdings sowohl von Rentnern als auch von den Erwerbtätigen                   nahmen abgefedert werden wird (z.B. Kurzarbeit),
                                gezahlt werden, ist ihre Wirkung auf das Sicherungsniveau geringer.
                                2                                                                                     3
                                   Der permanente Effekt im milden Szenario ist allerdings nicht di-                      Enthalten sind der allgemeine Bundeszuschuss, der zusätzliche
                                rekt auf die Rentengarantie zurückzuführen, sondern auf den frühe-                    Bundeszuschuss, der Erhöhungsbetrag sowie Einnahmen aus den
                                ren Anstieg des Beitragssatzes und der Haltelinie des Sicherungsni-                   Kinderzuschüssen des Bundes. Nicht enthalten sind die in den Jah-
                                veaus. Während im Basisszenario der Beitragssatz erst 2025 auf 20%                    ren 2022 bis 2025 jeweils 500 Mio. Euro an die Rentenversicherung zu
                                ansteigt und somit 2026 dieser Beitragssatzanstieg in die Rentenan-                   zahlenden zusätzlichen Bundesmittel (wobei dieser Betrag analog
                                passung mittels des Beitragssatzfaktors einfließt, ist dies nun im mil-               zum allgemeinen Bundeszuschuss angehoben wird). Diese Zahlun-
                                den Szenario aufgrund des früheren Beitragssatzanstieges nicht mehr                   gen sollten bis 2026 nicht in die Bestimmung des Beitragssatzes ein-
                                der Fall, und die Rentenanpassung wird 2026 weniger stark gedämpft.                   fließen und zur Sicherung der Haltelinie dienen.

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CORONAKRISE: AUSWIRKUNGEN AUF DIE GRV

aber dennoch zu einem Rückgang der Lohn- und Ge-          doppelten Haltelinie oder anderer angedachter aus-
haltssumme führen wird, die Finanzierungsbasis der        gabenwirksamer Reformen erschweren wird.
Rentenversicherung. Da es unklar ist, wie tief und             Schließlich sei angemerkt, dass die kapitalge-
lange die Pandemie die wirtschaftliche Entwicklung        deckten Altersvorsorgesysteme von der Krise ebenso
einschränken wird, modellieren wir drei BIP-Szena-        betroffen sind, vor allem durch den Einbruch der Ak­
rien (Rückgang um 1,5%, 6% und 9%), die sich an den       tienkurse. Der DAX brauchte nach der Finanzkrise 2008
aktuellen Prognosen führender Wirtschaftsfor-             sechs Jahre, um wieder seinen Ausgangswert zu errei-
schungsinstitute orientieren, sowie Szenarien, wie        chen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Altersvorsorgepro-
lange es dauert, bis die Wirtschaft wieder auf den        dukte nicht mit einer Stichtagsgarantie auszustatten,
ursprünglichen Pfad zurückkehren kann (ein bzw.           sondern den Großteil als Leibrente auszuzahlen, die
2,5 Jahre).                                               über den gesamten Bezugszeitraum garantiert ist, so
     Die Effekte der Corona-Pandemie auf die gesetzli-    dass die Anbieter Kriseneinbrüche wieder ausgleichen
che Rentenversicherung treten mit ein bis zwei Jahren     können.
Verzögerung ein, da die Rentenanpassungsformel erst
mit einer ein- bzw. zweijährigen Verzögerung auf Än-      LITERATUR
derungen des Nettolohns bzw. des Rentnerquotienten        Börsch-Supan, A. (2007), »Rational Pension Reform«, Geneva Papers on
reagiert. Die in diesem Jahr anstehende Rentenerhö-       Risk and Insurance: Issues and Practice 4, 430–446.

hung ist angenehm für die Rentner, hat aber nichts        Börsch-Supan, A. und J. Rausch (2018), »Die Kosten der doppelten Hal-
                                                          telinie«, ifo Schnelldienst 71(9), 23–30.
mit der Stabilität der Rentenversicherung während
                                                          Börsch-Supan, A. und J. Rausch (2020), »Lassen sich Haltelinien, finan-
der Pandemie zu tun.                                      zielle Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit miteinander verbin-
     Diese Effekte sind stark asymmetrisch zugunsten      den?«, MEA Discussion Paper 03-2020.

der Rentenempfänger. Die seit 2005 bestehende Ga-         Börsch-Supan, A., J. Rausch, H. Buslei und J. Geyer (2020), »Entwicklung
                                                          der Demographie, der Erwerbstätigkeit, sowie des Leistungsniveaus und
rantie, dass der aktuelle Rentenwert nicht sinken darf,   der Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung«, MEA Discussion
bedeutet bei sinkenden Jahreslöhnen, dass das Siche-      Paper 02-2020.

rungsniveau der Renten 2021 deutlich ansteigen wird,      Börsch-Supan, A., A. Reil-Held und C. B. Wilke (2003), »Der Nachhaltig-
                                                          keitsfaktor und andere Formelmodifikationen zur langfristigen Stabilisie-
und zwar umso mehr, je tiefer die Rezession ausfallen     rung des Beitragssatzes zur GRV« MEA Discussion Paper, 30-2003.
wird. Rentenempfänger werden also weniger von der         Bundesagentur für Arbeit (2020), »Beschäftigung – Zeitreihengraphik
Coronakrise betroffen als die Erwerbsbevölkerung,         2008–2020«, verfügbar unter: https://statistik.arbeitsagentur.de/Na-
                                                          vigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Beschaeftigung/Beschaefti-
deren Nettojahreslöhne auch nominal sinken werden,        gung-Nav.html.
da erstens bei einem starken Rückgang des BIP die         Deutsche Bundesbank (2019), »Langfristige Perspektiven der gesetzli-
Bruttolöhne sinken und zweitens die Rentenversiche-       chen Rentenversicherung« Monatsbericht, Oktober, 55–78.
rungsbeiträge steigen werden.                             Dorn, F., C. Fuest, M. Göttert, C. Krolage, S. Lautenbacher, S. Link,
                                                          A. Peichl, S. Sauer, M. Stöckli, K. Wohlrabe und T. Wollmershäuser
     Nach altem Recht hätte der Nachholfaktor dafür       (2020), »Die volkswirtschaftlichen Kosten des Corona-Shutdown für
gesorgt, dass sich dieser Effekt sich nach einigen Jah-   Deutschland: Eine Szenarienrechnung«, ifo Institut, München, ifo Schnell-
                                                          dienst 73(4), 29–35.
ren wieder ausgleicht. Dies ist jedoch nicht der Fall.
                                                          Gasche, M. und S. Kluth (2011), »Auf der Suche nach der besten Ren-
Durch das Ausschalten des Nachholfaktors im Zuge          tenanpassungsformel«, MEA Discussion Paper 241-2011.
des Rentenpakts 2019 ist dieser Effekt permanent,         Holthausen, A., J. Rausch und C. B. Wilke (2012), »MEA-PENSIM 2.0: Wei-
also für die gesamte Rentenbezugszeit aller derzeiti-     terentwicklung eines Rentensimulationsmodells, Konzeption und ausge-
                                                          wählte Anwendungen«, MEA Discussion Paper 03-2012.
gen Rentenempfänger.
                                                          Kooths, S. (2020): »Update Konjunkturbericht: Deutsches BIP dürfte 2020
     Durch die doppelte Haltelinie wird der Anstieg des   zwischen 4,5 und 9 Prozent einbrechen«, Institut für Weltwirtschaft,
Beitragssatzes allerdings bei 20% gedeckelt. Dies tritt   Kiel, verfügbar unter: https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/me-
                                                          dieninformationen/2020/update-konjunkturbericht-deutsches-bip-duerf-
in allen außer den milden bzw. kurzen Verlaufsszena-      te-2020-zwischen-45-und-9-prozent-einbrechen/.
rien ein. Entsprechend fallen höhere Bundesmittel         Krupp, H.-J. (2003), »Zur Interpretation des Nachhaltigkeitsfaktors«, Wirt-
an, die zwischen anfänglich 3,3 und 10 Mrd. Euro pro      schaftsdienst, (11), 705–710.
Jahr betragen. Aus den genannten Gründen ist auch         Michelsen, C., M. Clemens, M. Hanisch, S. Junker, K. A. Kholodilin und
                                                          T. Schlaak (2020): »Deutsche Wirtschaft: Corona-Virus stürzt deutsche
die Erhöhung der zusätzlich benötigten Bundesmit-
                                                          Wirtschaft in eine Rezession: Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung im
tel kein temporärer, sondern ein permanenter Effekt.      Frühjahr 2020«, DIW Wochenbericht (12), 206–229.
     Welches der Szenarien am wahrscheinlichsten ist,     Rausch, J. und M. Gasche (2016), »Beitragsentwicklung in der Gesetzli-
kann man derzeit nicht sagen, da es stark vom Verlauf     chen Krankenversicherung und der Sozialen Pflegeversicherung – Pro-
                                                          jektionen und Determinanten«, Zeitschrift für Wirtschaftspolitik 65(3),
der Pandemie abhängt, wie schnell ein Impfstoff zur       195–238.
Verfügung steht und wie schnell eine weitgehende          Statistisches Bundesamt (2012), Statistisches Jahrbuch 2012, Statisti-
Immunität erreicht sein wird. Bei einer Verflachung       sches Bundesamt, Wiesbaden.

der Infektionskurve sind die wirtschaftlichen Effekte     Statistisches Bundesamt (2019), 14. koordinierten Bevölkerungsvorausbe-
                                                          rechnung, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden.
in diesem Jahr milder, dauern aber länger an.
                                                          Wilke, C. B. (2004), »Ein Simulationsmodell des Rentenversicherungssys-
     Indirekte Effekte auf die gesetzliche Rentenver-     tems: Konzeption und ausgewählte Anwendungen von MEA-PENSIM«,
sicherung mag es geben, wenn der Schuldenstand            MEA-Discussionpaper 048-04.

des Bundes stark ansteigt und damit ein genereller        Wollmershäuser, T. (2020), »ifo Konjunkturprognose Frühjahr 2020:
                                                          Konjunktur bricht ein«, ifo Schnelldienst digital, 19. März, 1/2020.
Druck auf den zukünftigen Bundeshaushalten lasten
wird, der die Finanzierung z.B. einer Fortführung der

                                                                             ifo Schnelldienst   4 / 2020   73. Jahrgang   15. April 2020   43
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