KFW-MITTELSTANDSPANEL 2021 MITTELSTAND BEWEIST ANPASSUNGS-FÄHIGKEIT IN DER CORONA-KRISE - FUNDAMENT DER KLEINEN ALLERDINGS MIT SICHTBAREN RISSEN ...

 
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KFW-MITTELSTANDSPANEL 2021 MITTELSTAND BEWEIST ANPASSUNGS-FÄHIGKEIT IN DER CORONA-KRISE - FUNDAMENT DER KLEINEN ALLERDINGS MIT SICHTBAREN RISSEN ...
KfW Research

    KfW-Mittelstandspanel 2021
 Mittelstand beweist Anpassungs-
 fähigkeit in der Corona-Krise
 – Fundament der Kleinen allerdings
 mit sichtbaren Rissen
Jährliche Analyse zur Struktur und Entwicklung
des Mittelstands in Deutschland

Impressum

Herausgeber

KfW Bankengruppe
Abteilung Volkswirtschaft
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60325 Frankfurt am Main
Telefon 069 7431-0, Telefax 069 7431-2944
www.kfw.de

Redaktion
KfW Bankengruppe
Abteilung Volkswirtschaft
research@kfw.de

Dr. Michael Schwartz
Telefon 069 7431-8695

Dr. Juliane Gerstenberger
Telefon 069 7431-4420

ISSN 1867-1470

Copyright Titelbild
Quelle: Getty Images / Fotograf: YouraPechkin

Frankfurt am Main, Oktober 2021
Mittelstand beweist Anpassungsfähigkeit in der Corona-Krise
– Fundament der Kleinen allerdings mit sichtbaren Rissen

Die Corona-Pandemie hat den Mittelstand massiv            nehmen waren auch die durchschnittlichen Umsatz-
getroffen. Die Umsatzverluste der kleinen und mittle-     verluste am größten.
ren Unternehmen (KMU) im vergangenen Jahr in
Höhe von 277 Mrd. EUR spiegeln das deutlich wider.        Auch in diesem Jahr dürfte sich die Corona-Krise als
Die Einschnitte sind heftig, aber im Vergleich zur        Belastung für die Kapitalstruktur einiger Unterneh-
Wirtschafts- und Finanzkrise überschaubar. Ähnli-         men herausstellen. Eine rasche Erholung der Eigen-
ches gilt für die Beschäftigung, der Stellenabbau im      kapitalquoten im Mittelstand ist nicht zu erwarten.
Mittelstand blieb moderat. Das zeigt das KfW-Mittel-      Rund jedes vierte KMU rechnet sogar noch mit ei-
standspanel 2021 und gibt ein detailliertes Lagebild      nem Rückgang der Eigenkapitalquote im Vergleich
zur Situation der mittelständischen Unternehmen in        zu Ende 2020.
der Krise.
                                                          Deutlich sind die Einschnitte bei den Investitionen.
Danach spürt der Mittelstand die Lasten der Pande-        Die Corona-Krise hat die Investitionslaune des Mit-
mie – scheint in der Gesamtsicht allerdings noch          telstands im Jahr 2020 gedämpft. Noch nie haben so
glimpflich durch das Krisenjahr gekommen zu sein.         viele Unternehmen ihre Pläne nicht umgesetzt.
Rasche Anpassungen bei Geschäftsmodellen und              61 Mrd. EUR wurden dadurch nicht mehr investiert.
vor allem starkes Wachstum im digitalen Vertrieb          Für 2021 deutet sich eine ähnliche Größenordnung
von Produkten und Dienstleistungen haben sich viel-       an. Dadurch erhalten die Investitionen insgesamt
fach als Rettungsanker erwiesen und Schlimmeres           den absehbaren Dämpfer. Die Neuinvestitionen sin-
verhindert. Umsatzeinbrüche konnten dadurch abge-         ken um 7 %, der Rückgang zieht sich durch alle
dämpft werden. Im Jahr 2021 ist Ähnliches zu erwar-       Segmente. Da zudem Großunternehmen insgesamt
ten. Jedes dritte Unternehmen erwartet aktuell wei-       weniger stark betroffen waren, fällt auch die Bedeu-
tere Umsatzrückgänge. Allerdings pendeln sich die         tung der KMU für das gesamte Investitionsgesche-
mittelfristigen Erwartungen bereits auf Normalniveau      hen im deutschen Unternehmenssektor auf einen
ein. Das macht Hoffnung. Zumal die Unternehmen            Tiefstand.
aktuell einen Aufwärtstrend konstatieren: Die Betrof-
fenheit von Umsatzeinbußen geht nach Eigenanga-           Dabei zeigt sich: Die Notwendigkeiten zur Anpas-
ben zuletzt deutlich zurück. Allerdings haben Störun-     sung bzw. Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs
gen in den Lieferketten zuletzt merklich zugenom-         lassen die Investorenzahl nach oben schnellen. Pa-
men.                                                      rallel dazu wird aber die Projektgröße auf Talfahrt
                                                          geschickt – kleinere Investitionsvorhaben zur Krisen-
Trotz harter Einschnitte beim Umsatz konnten die          anpassung dominieren. Dies kommt auch in der Kre-
KMU weiter profitabel agieren. Die Umsatzrendite          ditfinanzierung zum Ausdruck: Einer sprunghaft ge-
sinkt nur leicht und erweist sich als krisenfest. Im      stiegenen Anzahl an Kreditnehmern (+25 %) stehen
Handel nahm sie sogar zu. Insgesamt dürfte sich die       drastisch reduzierte Ticketgrößen gegenüber
Vielzahl an wirtschaftspolitischen Stabilisierungs-       (-41 %). Drei Viertel aller aufgenommenen Investiti-
und Unterstützungsmaßnahmen zum Ausgleich von             onskredite lagen bei maximal 50.000 EUR. Der „Erd-
Umsatzverlusten als wirksam erwiesen haben.               rutsch“ bei den Kreditvolumen, wie auch der deutli-
                                                          che Zuwachs der Zahl der Kreditnehmer, ist dabei
Die Belastungen der Ertragslage sind sichtbar, aber       ganz überwiegend dem Verhalten der kleinen Mittel-
geringer ausgefallen als erwartet. Der oftmals be-        ständler zuzuschreiben.
fürchtete massive Einbruch der Eigenkapitalausstat-
tung in der Breite des Mittelstands ist daher (vorerst)   Das Gesamtvolumen mittelständischer Bankkredite
ausgeblieben. Im Aggregat gibt die Eigenkapital-          gibt in der Folge mit einem Minus von 22 % deutlich
quote nur moderat nach – im Detail zeigt sich aller-      nach. Vor allem die Nachfrage nach langfristigen Fi-
dings eine starke Ungleichverteilung: Große KMU           nanzierungen bricht ein. Dabei sahen sich die KMU
verzeichnen kaum sichtbare Rückgänge, wohinge-            einem schwierigeren Finanzierungsklima gegenüber,
gen kleine Unternehmen herbe Einschnitte hinneh-          die Erfolgsquote bei Kreditverhandlungen ist aber
men mussten. Ihre Eigenkapitalquote bricht ein und        nur leicht eingetrübt. Erwartbar hat im vergangenen
sinkt auf ein 15-Jahrestief. Die Gefahr einer Über-       Jahr auch die Aufnahme öffentlicher Fördermittel zur
schuldung ist für diese KMU höher. Bei Kleinstunter-      Investitionsfinanzierung angezogen (+5 %). Zudem
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 wurde über verstärkten Eigenmitteleinsatz die gerin-      stärksten von der Aufhebung vieler Einschränkungen
 gere Kreditaufnahme im Finanzierungsmix kompen-           profitieren. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Rück-
 siert.                                                    gang der Corona-Betroffenheit dagegen weniger aus-
                                                           geprägt (-8 PP.) KMU dieses Wirtschaftszweigs haben
Die Corona-Krise traf Deutschland und die Welt Anfang      damit im Branchenvergleich noch am häufigsten mit
des Jahres 2020 unerwartet und heftig. Rasches staat-      der Corona-Pandemie zu kämpfen (67 %).
liches Handeln hat die Krisenfolgen für den Unterneh-
menssektor in Deutschland jedoch abgefedert. Im Jah-       Grafik 1: Corona-Betroffenheit im Mittelstand
resdurchschnitt 2020 ist das Bruttoinlandsprodukt letzt-   Anteil der Unternehmen in Prozent
lich „nur“ um 4,8 % geschrumpft, womit Deutschland
                                                            Mittelstand insgesamt             49
besser dasteht als die meisten anderen G7-Volkswirt-                                                         64
schaften.                                                                                                         68
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Generell machen Impffortschritte und die risikoorien-
                                                                                                                             80
tierte Rücknahme der Eindämmungsmaßnahmen Hoff-
                                                            Dienstleistungen                  48
nung, dass Deutschland die Corona-Pandemie in ab-
                                                                                                             65
sehbarer Zeit in den Griff bekommt und den zurücklie-                                                         67
genden konjunkturellen Einbruch nachhaltig überwin-                                                          65
det.                                                                                                                   73
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Das deutsche BIP wird im Gesamtjahr 2021 um vo-             Verarbeitendes Gewerbe                            67
raussichtlich 3 % wachsen und so schon vor Jahres-                                                                      75
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ende das Vorkrisenniveau wieder überschreiten. Dank
                                                                                                         63
anziehender Konsumfreude genießen die bislang be-                                                                       76
sonders pandemiebetroffenen Branchen, wie das Gast-                                                                               84
gewerbe, die ersehnte Erholung. Industrie und Bauge-        Handel                                      60
werbe haben zwar mit Materialengpässen zu kämpfen,                                                                     74
aber die Aussichten sind dank einer ausgesprochen                                                                                83
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guten Auftragslage sehr gut.
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KfW Research begleitet die Folgen der Corona-Krise
                                                            Bau           27
für den deutschen Mittelstand seit deren Ausbruch kon-                         33
tinuierlich mit repräsentativen Sonderbefragungen im                                               55
Rahmen des KfW-Mittelstandspanels.1 Der hier vorge-                                      44
legte Bericht zur Lage im Mittelstand stützt sich neben                             39
                                                                                                                        75
der Haupterhebung zum KfW-Mittelstandspanel 2021
ebenso auf die jüngsten Erkenntnisse der 6. Corona-           September '21         Mai '21                        Januar '21
Sondererhebung vom September 2021 und gibt somit              September '20         Juni '20                       April '20

ein umfassendes und aktuelles Gesamtbild.                  Quellen: 1. bis 6. Corona-Sondererhebung zum KfW-Mittelstands-
                                                           panel.
Corona-Betroffenheit geht merklich zurück
Die im Mai gestartete schrittweise Lockerung zahlrei-      Dies hängt vor allem damit zusammen, welche Folgen
cher Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen hat die                 der Pandemie aktuell dominieren (Grafik 2). Aufgrund
Corona-Betroffenheit im Mittelstand merklich zurückge-     der Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen in
hen lassen. Dennoch ist die Krise für viele Unterneh-      Deutschland sind deutlich weniger hiesige KMU von
men weiterhin deutlich spürbar. Anfang September hat-      Nachfragerückgängen betroffen – insbesondere im
ten rund 1,9 Mio. KMU (49 %, Grafik 1, grüne Balken)       Dienstleistungssektor und Handel. Aktuell klagen dar-
mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Dies sind          über nur noch 29 % der Mittelständler – im Juni ver-
rund 560.000 Unternehmen weniger als noch im Mai.          gangenen Jahres lag dieser Anteil noch bei 61 %.
                                                           Dementsprechend hat sich auch die Liquiditätslage vie-
Die kräftigste Erholung ist bei den Dienstleistungsun-     ler KMU weiter merklich entspannt. Nur noch rund je-
ternehmen (-17 Prozentpunkte) und im Handel (-14           des fünfte Unternehmen (19 %) meldet einen pande-
PP.) zu beobachten. Diese Unternehmen konnten am           miebedingten Rückgang der liquiden Mittel.

Seite 2
KfW-Mittelstandspanel 2021

Grafik 2: Aktuelle Betroffenheit im Mittelstand durch Corona-Krise (Stand: 9. September 2021)
Anteil der Unternehmen in Prozent

                                                                                                 29
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          Nachfragerückgang führt zu Umsatzeinbußen
                                                                                                                            50
                                                                                                                                       61
                                                                                                                                  58
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   Störungen in der Lieferkette beeinflussen Produktion
                                                                 9
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                                                                                            27
                                                                                                        34
                                    Reduzierte Liquidität
                                                                                                 31
                                                                                                       33
                                                                                                                       44
                                                                      14
                                                                       15
                                                                         16
Störungen im Geschäftsbetrieb (wg. Mitarbeiterausfall)
                                                                 9
                                                                       14
                                                                                       25
                                                               8
                                                              7
                                                                9
     Schwierigkeiten, Hygienevorschriften umzusetzen
                                                                 10
                                                                 10

     September '21       Mai '21       Januar '21      September '20             Juni '20             April '20

Quellen: 1. bis 6. Corona-Sondererhebung zum KfW-Mittelstandspanel.

Dagegen haben Störungen in den Lieferketten noch                      Umsatzverluste: Es hätte schlimmer kommen
einmal deutlich zugenommen. Aktuell ist davon jedes                   können …
vierte mittelständische Unternehmen betroffen – im                    Die Corona-Krise und die damit verbundenen Eindäm-
Verarbeitenden Gewerbe sogar jedes zweite. Hier spie-                 mungsmaßnahmen haben den Mittelstand im Jahr
geln sich neben Einschränkungen im grenzüberschrei-                   2020 spürbar getroffen: Geschäftsschließungen, Kon-
tenden Waren- und Dienstleistungsverkehr auch schär-                  taktverbote, Hygienevorschriften oder Reisebeschrän-
fere Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen in anderen                         kungen haben die zu erwartende Wirkung entfaltet. Da-
Ländern wider.2                                                       bei spiegelt vor allem der Schwund der Umsätze die
                                                                      ganze Kraft wider, mit der die Corona-Pandemie den
Kaum rückläufig sind dagegen gemeldete Probleme im                    Mittelstand im Griff hatte: Die mittelständischen Unter-
Geschäftsbetrieb aufgrund von Mitarbeiterausfällen.                   nehmen haben im Jahr 2020 insgesamt Umsatzver-
Rund 14 % der KMU sind hiervon weiterhin betroffen.                   luste in Höhe von 277 Mrd. EUR aufzuweisen. Dies
Bei der letztmaligen Befragung im Mai waren es 15 %.                  entspricht einem Minus von rund 6 %. Die Gesamtum-
Quarantäne- sowie Krankheitsfälle als auch Mitarbei-                  sätze der kleinen und mittleren Unternehmen in
terausfälle aufgrund der Schließung von Schulen oder                  Deutschland gingen im vergangenen Jahr auf
Kinderbetreuungseinrichtungen dürften hier eine aus-                  4.349 Mrd. EUR zurück.
schlaggebende Rolle spielen. Insbesondere Branchen,
in denen Homeoffice nur schwer möglich ist, melden in                 Ein großer Teil dieser Umsatzverluste dürfte insbeson-
diesem Zusammenhang überdurchschnittlich häufig                       dere auf den ersten Lockdown in den Frühjahrsmona-
Probleme (VG: 22 %, Bau: 21 %).                                       ten 2020 zurückgehen. Mit der schrittweisen Aufhe-
                                                                      bung der Eindämmungsmaßnahmen folgte zwar eine
Mit Schwierigkeiten geltende Hygienevorschriften bzw.                 kräftige Erholung über den Sommer. Aber trotz dieser
Abstandsregeln umzusetzen, sahen sich im September                    Aufholjagd haben sich die hohen Umsatzverluste der
noch ähnlich viele Unternehmen konfrontiert wie in den                ersten Jahreshälfte für die kleinen und mittleren
Monaten zuvor (8 versus 7 % im Mai).

                                                                                                                                            Seite 3
KfW Research

Grafik 3: Jährliches Umsatzwachstum im Mittelstand nach Branchen 2016 bis 2020
Angaben in Prozent
8%
                                                                                                                                          7,4
6%

4%

                                                                                                                                                          1,9
2%
                                                                        0,9

0%

                                                      -0,5
-2 %                -1,3
                                                                                       -1,8                                                                                 -1,7
-4 %
                                     -3,7
                                                                                                                             -4,1
-6 %
                                                                                                           -5,8
          Gesamter           Unter 5          5 bis 9         10 bis 49       50 und mehr       FuE-intensives      Sonstiges       Bau         Wissensint.     Sonstige Dienst-
          Mittelstand      Beschäftigte     Beschäftigte     Beschäftigte     Beschäftigte      Verarbeitendes    Verarbeitendes                Dienstleis-       leistungen
                                                                                                  Gewerbe           Gewerbe                      tungen

Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2017–2021.

Unternehmen nur begrenzt wieder aufholen lassen. Vor                                          eingetroffen ist, dürfte u. a. auch daran liegen, dass es
allem aufgrund der im Herbst wieder gestiegenen In-                                           eben nicht nur „Krisenverlierer“ gab. Durch die Verlage-
fektionszahlen und der damit einhergehenden neuerli-                                          rung von Konsum konnten auch einige Mittelstands-
chen Eindämmungsmaßnahmen ab November. Im Un-                                                 segmente von der Krise profitieren. Dies betraf insbe-
terschied zum Frühjahr war der gesamtwirtschaftliche                                          sondere den Lebensmitteleinzelhandel, Drogerien, den
Schaden dieses Mal aber geringer. Zwar gab es wiede-                                          Onlinehandel, Lieferdienste und Logistikdienste, die
rum Geschäftsschließungen im Gastgewerbe, bei                                                 Pharmaindustrie aber auch Onlinedienste und Soft-
Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie bei den meis-                                          wareunternehmen. Ebenso haben sich rasche Anpas-
ten persönlichen Dienstleistungen. Der Einzelhandel                                           sungen bei Geschäftsmodellen und vor allem ein star-
blieb dagegen geöffnet und die Industrieproduktion                                            kes Wachstum von digitalen Vertriebskanälen vielfach
nahm vor dem Hintergrund der globalen Erholung ohne                                           als Rettungsanker erwiesen und Schlimmeres verhin-
nennenswerte Störung in den Lieferketten weiter zu.                                           dert (siehe Abschnitt unten).
An einen „Normalbetrieb“ war für sehr viele Unterneh-
men – insbesondere solche mit einem engen Kontakt                                             Auf Sonstige Dienstleistungen entfallen die meis-
zu Endkunden – nahezu das ganze Jahr über aller-                                              ten Einbußen
dings nicht zu denken. Aufgrund der Abstands- und Hy-                                         Wenn auch das Gesamtbild auf das berühmte „blaue
gieneregeln konnten Kapazitäten häufig nicht voll aus-                                        Auge“ hindeutet: Die Betroffenheit ist im Detail doch
geschöpft werden. In der Folge entschieden sich sogar                                         sehr unterschiedlich ausgeprägt. Der weitaus größte
einige Unternehmen trotz einer Möglichkeit zu öffnen,                                         Anteil an den aggregierten Umsatzverlusten im Mittel-
dies nicht zu tun.                                                                            stand entfällt auf Unternehmen der Sonstigen Dienst-
                                                                                              leistungen. In diesem Segment (darunter fallen insge-
Die durchschnittliche Wachstumsrate der Umsätze mit-                                          samt 1,35 Mio. KMU bzw. 35 % aller Mittelständler) gibt
telständischer Unternehmen lag daher im Jahr 2020                                             es nicht nur zahlreiche Überschneidungen mit dem sta-
mit -1,3 % im negativen Bereich (Grafik 3). Nur wenige                                        tionären Einzelhandel. Zudem zählen beispielsweise
Segmente im Mittelstand blieben von Umsatzverlusten                                           Unternehmen der körpernahen Dienstleistungen, Gast-
verschont. Zwar sind die Umsätze damit in der Ge-                                             ronomie und Gastgewerbe, weite Teile des Tourismus,
samtsicht merklich zurückgegangen, gemessen am                                                die Bereiche Pflege, Aus- und Weiterbildung sowie Kul-
Vergleichswert der Wirtschafts- und Finanzkrise von                                           tur und Sport dazu – allesamt Wirtschaftszweige, die in
-6,2 % im Jahr 2009 sowie an der grundsätzlich breiten                                        hohem Maß von Corona-Eindämmungsmaßnahmen
Corona-Betroffenheit im Mittelstand scheinen die Ver-                                         betroffen waren. Dort summieren sich die Verluste auf
luste allerdings überschaubar.                                                                Jahressicht auf rund 161 Mrd. EUR. Die Rückgänge
                                                                                              belaufen sich im Mittel auf 1,7 % je Unternehmen (Gra-
Der Mittelstand in seiner Gesamtheit scheint damit                                            fik 3).
noch glimpflich durch das Krisenjahr gekommen zu
sein. Frühere Erwartungsbilder hatten auf höhere Ein-                                         Dass es in diesem stark von den Corona-Einschrän-
bußen hingedeutet. Dass dies in der Gesamtsicht nicht                                         kungen betroffenen Segment nicht noch zu höheren

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KfW-Mittelstandspanel 2021

Umsatzrückgängen kam, dürfte u. a. an dem oben ge-         allem die Umstellung auf bzw. die zusätzliche Verwen-
nannten Umstand liegen, dass es auch Unternehmen           dung digitaler Vertriebskanäle könnte sich für viele Un-
gab, die einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach       ternehmen als Rettungsanker im letzten Jahr erwiesen
ihren Produkten und Dienstleistungen erfahren haben.       haben.
Mit absoluten Verlusten von 36 Mrd. EUR, 26 Mrd.
EUR sowie 54 Mrd. EUR im Jahr 2020 bewegt sich das         Kurzübersicht über Eckdaten der Corona-Krise
Umsatzminus für KMU des FuE-intensiven Verarbei-
                                                                                                    Erste bestätigte Sars-CoV-2-
tenden Gewerbes 3, des Sonstigen Verarbeitenden Ge-                                   27. Januar
                                                                                                      Infektion in Deutschland
werbes4 und der Wissensintensiven Dienstleistungen 5
                                                               Bund und Länder vereinbaren
auf niedrigerem Niveau.                                        Leitlinien zur Eindämmung des         12. März
                                                                          Coronavirus
Bemerkenswert ist, dass kein Teilsegment auf Bran-                                                  BuReg erlässt umfassende
                                                                                       16. März
chenebene an die weitaus höheren negativen Wachs-                                                  Kontrollen und Einreiseverbote

tumsraten der Finanzkrise heranreicht. Denn ein erheb-          Lockdow n: Bund und Länder
licher Teil der Unternehmen konnte unter Einhaltung             beschließen Erw eiterung der         22. März
                                                                     Beschränkungen
von Hygienekonzepten trotz Corona-Krise weit gehend
unbehindert weiter agieren. Manche Teilbranchen                                                    Verlängerung der bundesw eiten
                                                                                        1. April
                                                                                                    Beschränkungen bis 19. April
konnten sogar in der Krise Umsatzzugewinne verbu-
chen.6 Auch KMU im Umfeld der Informations- und              Bund und Länder fassen weitere
                                                                                                     15. April
Kommunikationsanwendungen konnten profitieren. Das           Beschlüsse (inkl. „Exit-Strategie“)
hat dazu beigetragen, die aggregierten Umsatzverluste
                                                                                                   Bund und Länder vereinbaren
im Mittelstand zu begrenzen.                                                            6. Mai
                                                                                                      w eitere Lockerungen

Zudem konnten Unternehmen des Baugewerbes die                Öffnung der Gastronomie unter
                                                                                                     11. Mai
Umsätze erhöhen (+20 Mrd. EUR absolut bzw. durch-            Abstands- und Hygieneauflagen
schnittliches Umsatzwachstum von 7,4 %). Die hohe
Wachstumsrate der KMU aus dem Baugewerbe kann                                           3. Juni
                                                                                                    BuReg: Konjunkturpaket über
                                                                                                           130 Mrd. EUR
angesichts des – ungeachtet der Corona-Krise – anhal-
tenden Booms im Wohnungsbau nicht überraschen.
                                                               „Lockdow n light“ tritt in Kraft    2. Nov ember

Im Größenklassenvergleich entfällt das „verloren ge-
gangene“ Volumen zu einem großen Teil auf die gro-                                  16. Dezember
                                                                                                   Verschärfung des Lockdowns
                                                                                                    bis 10. Januar tritt in Kraft
ßen Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten
(-224 Mrd. EUR bzw. mit einer durchschnittlichen
                                                                 Verlängerung des „harten
Wachstumsrate von -1,8 %). Weitere 46 Mrd. EUR gin-             Lockdow ns“ bis Ende Januar
                                                                                                    5. Januar

gen im Segment der Kleinstunternehmen mit weniger
als fünf Beschäftigten verloren. Die durchschnittlichen                               19. Januar
                                                                                                    Verlängerung der Maßnahmen
                                                                                                           bis 14. Februar
Umsatzverluste waren dort mit -3,7 % zwar deutlich hö-
her, da aber die Gesamtumsätze je Unternehmen auf-
                                                               Verlängerung des Lockdow ns
grund der geringen Unternehmensgröße recht niedrig                     bis 7. März
                                                                                                   11. Februar

sind, fällt der höhere Durchschnittsverlust in absoluten
Werten weniger ins Gewicht.                                                             4. März
                                                                                                    Verlängerung der Maßnahmen bis
                                                                                                    28. März und Vorlage Stufenplan

Wachstum beim Onlineumsatz dürfte noch Schlim-
                                                                       Beschluss der
meres verhindert haben: 200.000 KMU zusätzlich                      "Bundes-Notbremse"
                                                                                                     21. April

nutzen digitale Wege in der Corona-Krise
Die Krise hat die Unternehmen erfinderisch gemacht:                                     9. Mai
                                                                                                      Aufhebung der w esentlichen
                                                                                                     bundesw eiten Beschränkungen
Bereits im Frühjahr 2020 hatten insgesamt 43 % der                                                     für Geimpfte und Genesene
mittelständischen Unternehmen aufgrund der Corona-
                                                              Aufhebung der Impfpriorisierung
Krise Anpassungen am Produkt- / Dienstleistungsange-                                                  7. Juni

bot, am Geschäftsmodell sowie insbesondere an ihrem
Vertrieb vorgenommen.7 Weitere 14 % planten solche         Die Ausweitung bzw. die Neuaufnahme von E-Com-
Anpassungen zum damaligen Zeitpunkt. Mit fortschrei-       merce-Aktivitäten8 haben das Potenzial, vielen KMU
tender Pandemiedauer dürfte ein noch höherer Anteil        dabei zu helfen, Umsatzausfälle – zumindest teilwei-
an Unternehmen entsprechend reagiert haben. Vor            se – zu kompensieren oder auch zusätzliche Umsätze

                                                                                                                                    Seite 5
KfW Research

zu generieren, die sich auf herkömmlichen Vertriebs-      allein, weil nachrückende Unternehmergenerationen
wegen (beispielsweise stationärer Handel, Außen-          die Geschäftsmodelle häufiger und stärker auf E-Com-
dienst, Messeauftritte) aufgrund der im Jahr 2020 be-     merce ausrichten. Diese Prozesse scheinen nicht um-
stehenden Beschränkungen nicht realisieren ließen.        kehrbar. Bei jüngeren Unternehmen, die weniger als
Dies trifft auch auf Dienstleistungsunternehmen zu, die   zehn Jahre am Markt aktiv sind, liegt der Umsatzbei-
digitale Vertriebskanäle bisher vergleichsweise selten    trag im Mittel bereits bei 46 %.
nutzen.
                                                          Verhaltene Aussichten im laufenden Jahr: Umsatz-
Hier zeigt das KfW-Mittelstandspanel deutlich: In der     einbußen auf ähnlich hohem Niveau erwartet
aktuellen Krise konnten viele Unternehmen das Poten-      Noch immer blicken die Unternehmen verhalten auf
zial von E-Commerce nutzen, um Umsatzeinbrüche ab-        ihre Geschäftsentwicklung. Auch im Jahr 2021 sind die
zudämpfen: Im Jahr 2020 wurden 302 Mrd. EUR über          Umsatzverluste, ausgelöst durch die Folgen der Ein-
E-Commerce erlöst. Dazu zählen bspw. digitale Markt-      dämmungsmaßnahmen, kaum mehr aufzuholen. Zu-
plätze, Onlineshops, Beschaffungsplattformen und der      dem bestehen weiterhin Hygieneauflagen, die bei vie-
automatisierte Datenaustausch zwischen Unterneh-          len Unternehmen noch immer keinen Normalbetrieb
men. Das entspricht einem enormen Zuwachs im digi-        zulassen. Hinzu kommt – als ständiger Begleiter – die
talen Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen von     hohe Unsicherheit über die weitere Entwicklung der
24 % bzw. einem Plus von 59 Mrd. EUR (zum Ver-            Pandemie. Die im Rahmen der 6. Corona-Sonderbefra-
gleich, 2019: 243 Mrd. EUR / 2015: 153 Mrd. EUR).         gung im September 2021 geäußerten Umsatzerwartun-
Damit haben die KMU rund 7 % ihrer Gesamtumsätze          gen der Mittelständler für das Gesamtjahr 2021 sind
im letzten Jahr online erwirtschaftet.                    daher eher pessimistisch – wenn auch positiver als
                                                          zum selben Zeitpunkt des Vorjahres (Grafik 4).
Der Zuwachs im Volumen kommt dabei aber nicht un-
bedingt daher, dass die onlineaktiven Unternehmen         Jedes dritte mittelständische Unternehmen geht dem-
ihre entsprechenden Umsätze ausgeweitet haben. Der        nach davon aus, dass seine Umsätze im laufenden Ge-
Beitrag, den E-Commerce zum Gesamtumsatz eines            schäftsjahr unter dem Vorjahresniveau liegen werden
Unternehmens beisteuert, liegt im Jahr 2020 bei 26 %      (36 %), immerhin 19 % weniger KMU als vor Jahres-
– sofern ein Unternehmen Onlineumsätze generiert          frist. Im Durchschnitt erwarten diese Unternehmen ei-
(2019: 27 %). Vielmehr hat die Anzahl der KMU mit         nen Umsatzrückgang von rund einem Fünftel. Auch
E-Commerce Aktivitäten erheblich zugenommen: Rund         dies ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Den-
853.000 mittelständische Unternehmen haben Um-            noch sind die Werte bei Betroffenheit und erwarteten
sätze über E-Commerce erzielt. Das entspricht 22 %        Einbußen weiterhin auf hohem Niveau. Weitere 11 %
aller mittelständischen Unternehmen, ein Zuwachs von      gehen von steigenden Umsätzen aus (2020: 6 %), und
5 Prozentpunkten oder knapp über 200.000 Unterneh-        41 % der Unternehmen erwarten eine stabile Umsatz-
men im Vergleich zum Vorjahr. Der Bedeutungszu-           entwicklung (2020: 26 %). Über alle Unternehmen be-
wachs des Onlineumsatzes zieht sich durch sämtliche       trachtet erwarten die Mittelständler eine durchschnittli-
Segmente, die Anteile der Online-Aktiven nehmen zwi-      che Umsatzwachstumsrate für das Jahr 2021 von
schen 4 und 9 Prozentpunkten zu.                          -0,9 %. Dies entspräche in etwa dem Wert des Vorjah-
                                                          res. Es wäre das erste Mal seit Erhebung des KfW-Mit-
Der Großteil der zusätzlichen E-Commerce-Aktivitäten      telstandspanels, dass die Umsätze zwei Jahre in Folge
spielt sich dabei in einer eher überschaubaren Größen-    sinken. Nicht einmal die Wirtschafts- und Finanzkrise
ordnung ab – so sind es vor allem mehr Unternehmen        hatte derartige Auswirkungen.
geworden, die maximal 10 % des Gesamtumsatzes per
Onlineumsatz erzielen (von 5 auf 8 % aller KMU). Be-      Die dennoch positive Tendenz zeigt sich in allen Teil-
deutende Onlineumsätze, d. h. zwischen 10 und weni-       segmenten des Mittelstands. Das Ausmaß unterschei-
ger als 50 % des Gesamtumsatzes, erzielten 10 % der       det sich dabei allerdings. Auffallend erwarten dabei
KMU (+2 Prozentpunkte ggü. 2019). Das lässt sich wie-     KMU der Sonstigen Dienstleistungen fast genauso
derum als starkes Indiz schneller und eher geringfügi-    häufig Umsatzverluste im Gesamtjahr 2021 wie im Jahr
ger Anpassungsprozesse interpretieren.                    zuvor. Die größte Entspannung geben größere Unter-
                                                          nehmen, KMU der Wissensintensiven Dienstleistungen
Selbst ungeachtet der Dynamiken infolge der Corona-       sowie das Sonstige Verarbeitende Gewerbe zu Proto-
Krise ist mit einem weiteren Bedeutungszuwachs digi-      koll.
taler Vertriebskanäle im Mittelstand zu rechnen. Schon

Seite 6
KfW-Mittelstandspanel 2021

Grafik 4: Umsatzerwartungen für das Jahr 2021
Angaben in Prozent
                                           Anteil Unternehmen                               Durchschnittlicher Umsatzrückgang
                                           mit erwartetem Umsatzrückgang                    (wenn betroffen)

                     Mittelstand gesamt                          36                                                      -21
                                                                                 55                                             -25
 FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe                       34                                       -11
                                                                             53                                -16
      Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe                       33                                       -11
                                                                                  57                              -17
                                    Bau        12                                                            -15
                                                             33                                                      -19
                                 Handel                                45                                                     -23
                                                                                  56                                                         -32
      Wissensintensive Dienstleistungen                     32                                                                 -24
                                                                                       61                                                   -31
               Sonstige Dienstleistungen                                    50                                                 -24
                                                                                 54                                                   -28
             Weniger als 10 Beschäftigte                          38                                                                        -31
                                                                                 55                                                          -32
                               10 bis 49               25                                                               -20
                                                                            51                                                      -26
               50 und mehr Beschäftigte              22                                                     -14
                                                                                  56                                     -21

                                           Erwartungen für Gesamtjahr 2021 (aus September 2021)
                                           Erwartungen für Gesamtjahr 2020 (aus September 2020)

Hinweis: Abgebildet ist der erwartete Rückgang des Umsatzes im jeweiligen Gesamtjahr im Vergleich zum Umsatz des Vorjahres.

Quellen: 5 und 6. Corona-Sondererhebung KfW-Mittelstandspanel (September 2020 und September 2021).

Mittelfristige Umsatzerwartungen pendeln sich                          Parallel ist der Anteil an Unternehmen zurückgegan-
Richtung Normalniveau ein                                              gen, die davon ausgehen, dass die Umsätze in den
Die von den KMU mit Blick auf die kommenden Jahre                      kommenden drei Jahren (2021–2023) unter dem Ni-
(2021 bis 2023) geäußerten Umsatzerwartungen ge-                       veau von 2020 liegen werden (22 % bzw. -4 Prozent-
ben ein etwas entspannteres Bild ab als noch vor Jah-        -21       punkte). Zwar markiert dies noch immer den zweit-
                                                                     -25
resfrist (Grafik 5). Zwar wird die -11 Corona-Krise die Um-            höchsten Anteil an Pessimisten seit Erhebung des
                                                 -16
satzsituation weiterhin belasten,  -11 das Ausmaß scheint
                                                   -17                 KfW-Mittelstandspanels – vor Corona lag das langfris-
nach Ansicht der Unternehmen allerdings       -15 geringer zu          tige Mittel der KMU mit pessimistischen Erwartungen
                                                        -19
werden. Mehr als jedes dritte mittelständische Unter-            -23   bei 17 %. Der-32 Saldo aus positiven abzüglich negativen
nehmen (36 % bzw. +9 Prozentpunkte) zeigt sich da- -24 Umsatzerwartungen            -31       lag im Jahr 2020 mit 14 Punkten
nach optimistischer und erwartet mittelfristig anzie-              -24 jedoch wieder nahe am Durchschnitt der Vergangen-
                                                                             -28
hende Umsätze (im Vergleich zum Corona-Jahr 2020).                                  -31
                                                                       heit (2004–2019:
                                                                                      -32 19 %). Im letzten Jahr war dieser
Der Wert liegt damit bereits wieder auf bzw. sogar         -20         noch
                                                                         -26 auf einen Prozentpunkt eingebrochen. Der Mittel-
leicht über dem Vor-Corona-Niveau.-14                        -21       stand blickt also wieder erheblich optimistischer in die
                                                                       Zukunft.
Grafik 5: Mittelfristige Umsatzerwartungen im
Mittelstand bis 2023                                                   Nicht wenige KMU erwarten jedoch langfristige
Angaben in Prozent                                                     Folgen der Krise für die Produktnachfrage
          Umsatzentw icklung
                                                                       Nichtsdestoweniger gehen viele KMU davon aus, dass
                              22          42              36
              2021–2023                                                die Krise nachhaltige Folgen für die Nachfrage nach ih-
          Umsatzentw icklung
                                                                       ren wichtigsten Produkten und Dienstleistungen haben
                               26            46             27
              2020–2022                                                wird.9 Denn die Corona-Pandemie und die damit ein-
                                                                       hergehenden Eindämmungsmaßnahmen haben unser
 3 Jahres-Umsatzerwartungen
                             17          47               36
    Durchschnitt 2010–2019                                             Konsum- und Bewegungsverhalten stark verändert. Ei-
                             Sinken Gleich bleiben Steigen
                                                                       nige diese Veränderungen sind so tief greifend, dass
                                                                       sie wohl auch nach einem Ende der Pandemie bleiben
Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2010–2021
                                                                       werden.

                                                                                                                                                   Seite 7
KfW Research

Grafik 6: Erwartete langfristige Folgen der Krise für Produktnachfrage der KMU
Angaben in Prozent

          Mittelstand gesamt             17                         40                      14                    29

                     Handel               20                                      53                         15             11
   Verarbeitendes Gewerbe                 19                                 50                        11              20
            Dienstleistungen             17                        39                      15                     29
                         Bau         9           16           12                                 63

          Bis 10 Beschäftigte            17                        39                      18                     29
  11 und mehr Beschäftigte               16                             48                       12                25

  Nachfrage wird sinken         Nachfrage wie vor der Krise   Nachfrage wird steigen   Nachfrage war nicht von Krise beeinflusst

Anmerkungen: Die Frage lautete: „Nach Ihrer Einschätzung, werden die Veränderungen des Konsumverhaltens die Nachfrage nach den wich-
tigsten Produkten oder Dienstleistungen Ihres Unternehmens auch nach der Krise beeinflussen?“

Quelle: 5. Corona-Sondererhebung zum KfW-Mittelstandspanel.

Rund 17 % der Mittelständler – ca. 650.000 Unterneh-                         rendite10 sank jedoch nur leicht von 5,6 auf 5,1 % und
men – rechnen damit, dass sie mit ihrer bisherigen Pro-                      der Anteil an KMU mit Verlusten war sogar rückläufig
dukt- bzw. Dienstleistungspalette in der Post-Corona-                        (2008: 15 %, 2009: 13 %). Ähnliches lässt sich nun
Welt nicht mehr so gut aufgestellt sind und die Nach-                        auch für die Corona-Krise im Jahr 2020 konstatieren:
frage nach dieser dauerhaft unter dem Vorkrisenniveau                        Die durchschnittliche Umsatzrendite im Mittelstand
bleibt (Grafik 6). Es blicken insbesondere solche Unter-                     nahm in der Gesamtsicht leicht von 7,5 auf 7,3 % ab
nehmen eher pessimistisch in die Zukunft, die stark                          (Grafik 7).
von den Einschränkungen der Corona-Krise betroffen
waren. Rund jedes zweite Unternehmen, was sich im                            Erneut erweist sich die Umsatzrendite der KMU in Kri-
Frühjahr 2021 durch die Krise in seiner Existenz ge-                         senzeiten als relativ krisenfest. Ein stärkeres Absinken
fährdet sah, rechnet damit, dass seine Produkte auch                         der Profitabilität wäre durchaus denkbar gewesen. Hier
nach der Krise weniger stark nachgefragt werden. Al-                         dürfte sich aber die Vielzahl an wirtschaftspolitischen
lerdings zeigen unsere Befragungsergebnisse auch:                            Stabilisierungs- und Unterstützmaßnahmen als wirk-
Die Erwartungen zur Post-Corona-Nachfragesituation                           sam erwiesen haben. So konnten betroffene Unterneh-
sind nicht ausschließlich negativ. Rund 14 % der Mittel-                     men Zuschüsse erhalten, um Umsatzverluste auszu-
ständler erwarten, dass ihre Produkte / Dienstleistungen                     gleichen und Fixkosten zu decken. Diese im Rahmen
nach der Krise stärker gefragt sind als vor der Krise.                       der Soforthilfe und Überbrückungshilfe I und II im Jahr
Jedes siebte KMU rechnet demnach damit, von den                              2020 ausgezahlten Mittel beliefen sich auf rund 18 Mrd.
krisenbedingten Veränderungen profitieren zu können.                         EUR. Für viele Unternehmen dürfte dies jedoch nur ei-
                                                                             nen Teil der Umsatzverluste kompensiert haben. Kom-
Fasst man die positiven und die negativen Erwartun-                          plementiert wurden die Unternehmenshilfen daher
gen zusammen, geht rund jedes dritte KMU (31 %) da-                          auch mit Unterstützungsmaßnahmen, die halfen die
von aus, dass das durch die Krise veränderte Konsum-                         Fixkostenbelastung der betroffenen Unternehmen zu
verhalten die Nachfrage nach den wichtigsten Produk-                         reduzieren – dazu zählen insbesondere das Kurzarbei-
ten oder Dienstleistungen ihrer Unternehmen auch                             tergeld aber auch erweiterte Möglichkeiten zur Stun-
nach der Krise beeinflussen wird. Etwas mehr Unter-                          dung von Mieten, Kreditzahlungen o. ä. Zusätzlich ist
nehmen erwarten jedoch keine nachhaltigen Auswir-                            es vielen Unternehmen auch gut gelungen, ihre Kos-
kungen der Krise. Rund vier von zehn Mittelständlern                         tenstruktur an die schwächere Umsatzentwicklung an-
erwarten, dass sich die Nachfrage nach ihren Produk-                         zupassen. In Summe ist die Profitabilität im Mittelstand
ten wieder auf dem Vorkrisenniveau einpendeln wird.                          damit zwar im Zuge der Pandemie gesunken. Aller-
                                                                             dings sind die Verluste in historischer Perspektive
Umsatzrendite erweist sich erneut als krisenfest                             überschaubar. Im Jahr 2006 lag die mittlere Umsatz-
Die mittelständischen Unternehmen haben bereits in                           rendite beispielsweise nur bei 4,4 %. Sie hat damit trotz
der letzten Krise bewiesen, dass sie trotz harter Ein-                       Rückgang am aktuellen Rand in den letzten 15 Jahren
schnitte beim Umsatz weiterhin profitabel agieren und                        noch immer um zwei Drittel bzw. um fast 3 Prozent-
Gewinne erzielen können. So gingen 2009 die Um-                              punkte zugenommen.
sätze der KMU zwar um 6,2 % zurück, die Umsatz-

Seite 8
KfW-Mittelstandspanel 2021

Grafik 7: Umsatzrenditen im Mittelstand nach Größenklassen (links) und Branchen (rechts)
Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten, Angaben in Prozent

                                                                     14,6                                                                                14,6
                                                        14,6                                                                 12,8         12,8
                                                13,8                        14,0                                                                                  12,3
                                                                                                                                                                         12,2

 9,9         9,7                                                                     9,2                                                                         9,6
                                  11,4                                                                                                                                   9,4
                                                                                                                                           7,9
                                                7,3            7,5          7,3                                     6,6                            7,1
                                                       7,2
              5,6                                                           6,4
  5,4                                           5,4            5,7                    4,6                                           5,3
                         5,1          4,9              6,1                                                                    4,8                                        4,9
                                                                                   4,3                                                     5,2
              3,9                                                           4,2    4,1                                                                                   4,2
3,6                                   4,2       4,5    4,2       4,3                                                                       4,0                    3,8
                                                                                                                                                    3,9
  3,3                    3,1                                                         3,2                  3,0

                                                                                            FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe         Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe
        Weniger als 10         10 bis 49
                                                                                            Bau                                           Wissensintensive Dienstleistungen
        50 und mehr            Gesamter Mittelstand
                                                                                            Sonstige Dienstleistungen                     Handel

Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2006–2021.

Weniger KMU mit Verlusten als 2008/2009                                               gleichbedeutend mit einem Allzeithoch. Noch nie
Die grundsätzlich hohe und über die Jahre gewach-                                     verzeichneten KMU des Einzel- und Großhandels im
sene Profitabilität hat vielen Unternehmen einen Puffer                               KfW-Mittelstandspanel eine höhere Profitabilität als im
geschaffen, der in der aktuellen Krise hilft, Umsatzver-                              Jahr 2020 – wenn auch im Segmentvergleich noch im-
luste abzufedern, ohne in die Verlustzone zu rutschen.                                mer auf unterdurchschnittlichem Niveau. Dies dürfte
Der Anteil von Unternehmen mit einer negativen Um-                                    zum einen an den oben skizzierten Unterstützungs-
satzrendite ist dennoch auf 12 % gestiegen (+3 Pro-                                   maßnahmen liegen. Zum anderen zeigt sich hier noch
zentpunkte von vormals 9 % im Jahr 2019). Etwas                                       einmal, dass der Einzel- und Großhandel nicht in sei-
mehr als jedes zehnte Unternehmen hat damit Verluste                                  ner gesamten Breite negativ von der Krise betroffen
gemacht. Schwierigkeiten, einen positiven Jahresge-                                   war – auch wenn dies in der Öffentlichkeit so wahrge-
winn zu erzielen, dürften vor allem solche Unterneh-                                  nommen wurde. Frühere Daten hatten bereits auf eine
men erfahren haben, die bereits vor der Krise eine ver-                               im Aggregat positive Entwicklung im Handel hingedeu-
gleichsweise niedrige Umsatzrendite aufgewiesen ha-                                   tet: Gemäß Destatis-Daten wuchs trotz vielfältiger und
ben. Dort ist auch der Kostendruck ausgeprägter.                                      anhaltender Eindämmungsmaßnahmen der Umsatz im
                                                                                      Einzelhandel nominal um 5,4 % gegenüber dem Vor-
Aber auch hier gilt: Mit Blick in die Vergangenheit ist                               jahr. Diese positive Entwicklung kommt nun auch offen-
dieser Wert keineswegs unnormal oder außerordentlich                                  bar in der Umsatzrendite mittelständischer Handelsun-
hoch. Im Krisenjahr 2009 beispielsweise mussten noch                                  ternehmen zum Ausdruck.
16 % der KMU Verluste hinnehmen, und im Jahr 2006
waren es sogar 21 %. Eine ähnliche Aussage kann für                                   Dagegen spiegeln sich die im Vergleich hohen Umsatz-
den Anteil der Unternehmen getroffen werden, die eine                                 rückgänge der Kleinstunternehmen im Jahr 2020 auch
vergleichsweise hohe Profitabilität von 10 % und dar-                                 wenig überraschend in sinkenden Renditen wider. Die
über aufweisen. Im Jahr 2020 traf das auf 59 % der                                    Profitabilität dieser KMU geht auf 14 % zurück (-0,6 %
KMU zu (-1 Prozentpunkt von vormals 60 % im Jahr                                      ggü. Vorjahr). In ähnlicher Größenordnung verlieren
2019). Im Krisenjahr 2009 lag dieser Anteil bei 53 %,                                 Unternehmen der Sonstigen Dienstleistungen an Profi-
im Jahr 2006 sogar bei nur 43 %. Diese Rahmendaten                                    tabilität (-0,7 % ggü. Vorjahr). Diese Unternehmen ha-
helfen, den aktuellen Wert bzw. die Dynamik unter                                     ben allerdings bereits zu Beginn der Krise eine im
Corona einzuordnen.                                                                   Durchschnitt sehr geringe Rendite vorzuweisen. Dort
                                                                                      schlägt der coronabedingte Rückgang stärker durch
Handel gewinnt unter Corona an Profitabilität,                                        (2020: 4,7 %). Hier ist zu erwähnen, dass in diesem
Kleinstunternehmen und Sonstige Dienstleistungen                                      breit gefassten Segment KMU des Handels inbegriffen
mit höchsten Renditeverlusten                                                         sind, welche eine positive Renditeentwicklung gezeigt
Der Handel – traditionell das Segment im Mittelstand                                  haben. Mit anderen Worten: Würde man diese Entwick-
mit der geringsten Rendite (Durchschnitt der Jahre                                    lung herausrechnen, wäre das Minus an Profitabilität
2005–2019 von 3,5 %) – konnte im vergangenen Jahr                                     im Segment der Sonstigen Dienstleistungen noch weit-
sogar an Profitabilität zulegen. Nicht nur das. Der Zu-                               aus größer (Sonstige Dienstleistungen ohne Handel
wachs von 0,4 Prozentpunkten auf 4,2 % ist auch                                       2020: 6,2 % ggü. 2019 7,8 %). Das kann nicht

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KfW Research

Grafik 8: Grundlegende Kennzahlen zur Eigenkapitalquote im Mittelstand
Angaben jeweils in Prozent
                                                                           31,8                                                                        46,0
                                                                    31,2
                                                     29,7    30,0                 30,1                                               46,4
                                                                                                        42,3
                                                                                                                                                               43,3
                                              27,4                                                                                                                       41,5
                                       26,6                                              39,1
                                25,4                                                                                  38,1
                                                                            25,0                                                                                      38,8      40,8
                      23,9                    26,2          24,1
            22,5                                                                                                                                                      34,5

  18,4                20,5                                                   22,3
                                                                                                               28,7          30,0                                        28,2
                                       19,3                         19,6                                                                    30,1            28,9                28,0
                                                     19,2
                                17,0                                                            23,0
  15,6                15,3
            14,3

         Mittelwert          Median                                                              Eigenkapitalquote unter 10 % (gesamter Mittelstand)
                                                                                                 Eigenkapitalquote mindestens 30 % (gesamter Mittelstand)

Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2003–2021.

überraschen, führt man sich die Zusammensetzung                                          Die Folgen der Corona-Pandemie haben die durch-
dieses Segments nochmals vor Augen (körpernahe                                           schnittliche Eigenkapitalquote auf 30,1 % sinken lassen
Dienstleistungen, Gastronomie, Gastgewerbe, Touris-                                      (Grafik 8, links). Die „Trendwende“ ist damit vergleichs-
mus, Kultur und Sport, etc.).                                                            weise weich verlaufen, der Rückgang von 1,7 Prozent-
                                                                                         punkten im Mittel lässt sich als moderat bezeichnen
Im Unternehmensgrößenvergleich ist überdies auffal-                                      (2019: 31,8 %). Die Kapitalstruktur der KMU zeigt sich
lend, dass mittelgroße Unternehmen (10 bis 49 Be-                                        im Aggregat somit stabil. Die Gefahr einer Überschul-
schäftigte) im zurückliegenden Jahr ihre Profitabilität                                  dung in der Breite des Mittelstands ist daher noch im-
erheblich steigern konnten. Zudem bleibt auch trotz der                                  mer überschaubar.
jüngsten Verschiebungen die Kluft zwischen kleinen
und großen KMU bestehen: Kleine Mittelständler waren                                     Das zeigt sich auch in weiteren Kennzahlen: Der Anteil
im Jahr 2020 rund 3,3-mal profitabler als große KMU.                                     von Unternehmen mit relativ niedriger Eigenkapital-
Dies ist allerdings auch betriebswirtschaftlich notwen-                                  quote von unter 10 % verbleibt bei etwa 28 % (2020:
dig, da kleinere Unternehmen aufgrund kleinerer Los-                                     28,0 % ggü. 2019: 28,2 %). Ebenso geht der Anteil von
größen und häufigerer Spezialfertigungen bzw. einma-                                     Unternehmen mit einer relativ hohen Eigenkapitalquote
lig ausgeführter Leistungen nicht oder kaum von Ska-                                     von mindestens 30 % nur geringfügig zurück (2020:
lenerträgen profitieren können.                                                          40,8 % ggü. 2019: 41,5 %). Beide Entwicklungen zei-
                                                                                         gen sich zudem für alle Unternehmensgrößenklassen
Aufwärtstrend beendet: Eigenkapitalquoten geben                                          (Grafik 9). Hinzu kommt ein weiterhin sehr geringer An-
moderat nach                                                                             teil von Unternehmen mit einer negativen Eigenkapital-
Auch wenn die Umsatzeinbrüche und Gewinnrück-                                            quote. Der entsprechende Wert liegt wie im Vorjahr bei
gänge bei vielen Unternehmen geringer ausgefallen                                        4 %.
sind als zunächst vermutet – eine grundsätzliche Be-
lastung der Ertragslage ist dennoch sichtbar. Dies hat                                   Vehementer Eigenkapitalaufbau hat Widerstands-
Folgen für die Kapitalstruktur vieler Unternehmen –                                      kraft der KMU hochgehalten
denn Verluste zehren am Eigenkapital. Auch wenn die                                      In der Gesamtsicht ist die Eigenmittelausstattung der
Kreditaufnahme zur Finanzierung von Investitionen im                                     kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland
vergangenen Jahr merklich gesunken ist (siehe Ab-                                        trotz des Ausbruchs der Corona-Krise in der Gesamt-
schnitt unten), so haben nicht wenige KMU im Lauf der                                    sicht weiterhin komfortabel. Um die Jahrtausendwende
Krise dennoch Kredite aufnehmen müssen, um Liquidi-                                      lag die Eigenkapitalquote12 noch bei rund 18 %. Seit-
tätsengpässe zu überbrücken.11 Durch das in der Folge                                    dem wurden massive Verbesserungen in der Breite
steigende Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital wurde                                    des Mittelstands erreicht und die durchschnittliche Ei-
die Eigenkapitalquote der Unternehmen unter Druck                                        genkapitalquote im Mittelstand hat trotz der aktuellen
gesetzt. Dies zeigt sich nun.                                                            Belastungen um rund 12 Prozentpunkte zugelegt
                                                                                         (2002–2020). Der Mittelstand erzielte dies insbeson-
Der vielfach befürchtete massive Einbruch der Eigen-                                     dere durch das Einbehalten von Gewinnen. Aber auch
mittelausstattung ist aber (vorerst) ausgeblieben. Trotz-                                die zurückhaltende Investitionstätigkeit in den vergan-
dem hat sich der seit der Jahrtausendwende im Mittel-                                    genen Jahren hat dazu beigetragen, die Eigenkapital-
stand anhaltende Trend stetig steigender Eigenkapital-                                   quoten zu erhöhen.
quoten im vergangenen Geschäftsjahr nicht fortgesetzt.

Seite 10
KfW-Mittelstandspanel 2021

Grafik 9: Unternehmen mit niedriger Eigenkapitalquote (links) und hoher Eigenkapitalquote (rechts)
Unternehmensanteile in Prozent; Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten
        48,0
                                                                                                                                                                      54,1

 37,8                                                                                                                                                                 47,6

                                                                                                                                                                      38,7
                                                                             28,8

                                                                             27,9
                                                                                    23,7
                                                                                    21,9
                                                                             18,4             19,4

  2002    2004   2006   2008   2010     2012    2014     2016      2018   2020        2002      2004        2006     2008   2010   2012     2014     2016   2018   2020

         Weniger als 10 Beschäftigte            10 bis 49            50 und mehr              Weniger als 10 Beschäftigte                 10 bis 49           50 und mehr

Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2003–2021

Grafik 10: Eigenkapitalquoten im Mittelstand nach Größenklassen (links) und Branchen (rechts)
Unternehmensanteile in Prozent; Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten

                                                                             36,4                                                                                   39,2

                                                                                                                                                                          34,4
                                                                             31,3                                                                                         32,8

                                                                                     26,4
                                                                            22,2
21,8                                                                                                                                                                      24,9
                                                                                    23,3
                                                                                    20,6
                                                                                                                                                                          18,7
                                                                                      19,3
  15,0                                                                       17,4
14,9

 2002     2004   2006   2008    2010     2012     2014      2016     2018    2020      2006          2008          2010     2012     2014          2016     2018     2020

                                                                                                               FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe
          Weniger als 10 Beschäftigte           10 bis 49             50 und mehr                              Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe
                                                                                                               Bau
                                                                                                               Wissensintensive Dienstleistungen
                                                                                                               Sonstige Dienstleistungen
                                                                                                               Handel

Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2003–2021.

Auslöser für das in der Vergangenheit stark gestiegene                                 Eigenkapitalpolster hat die Resilienz der Unternehmen
Bewusstsein des Mittelstands für die Bedeutung einer                                   gegenüber unerwarteten Ereignissen – und hierunter
adäquaten Eigenmittelausstattung waren Änderungen                                      ist die Corona-Krise zu fassen – stark steigen lassen.
in der Bankenregulatorik (Basel II) zu Beginn der                                      Das scheint sich im vergangenen Jahr ausgezahlt zu
2000er-Jahre. Diese zwangen KMU sich stärker mit ih-                                   haben.
ren eigenen Risiken und ihrer Bonität auseinanderzu-
setzen, wollten sie ihren Kreditzugang nicht gefährden.                                Eigenkapitalausstattung der Kleinstunternehmen
Neben strategischen Überlegungen zur Bonitätsver-                                      bricht ein
besserung waren in den letzten Jahren aber auch die                                    Die – im Aggregat moderat – negativen Auswirkungen
Wahrung der Unabhängigkeit des Unternehmens, der                                       der Corona-Pandemie auf die Eigenkapitalsituation der
Wunsch nach höherer Widerstandsfähigkeit gegenüber                                     mittelständischen Unternehmen sind allerdings nicht
Krisenzeiten sowie der Erhalt von Flexibilität wichtige                                gleich verteilt. Das zeigen Detailauswertungen. So
Motive der KMU ihre Eigenmittel aufzustocken. Die Er-                                  mussten vor allem kleine Unternehmen mit weniger als
innerungen an Kreditrestriktionen während der Finanz-                                  zehn Beschäftigten herbe Einschnitte hinnehmen: Ihre
krise waren vielen mittelständischen Unternehmen                                       Eigenkapitalquote gibt im Jahr 2020 um fast 5 Prozent-
noch lange präsent.13 Dieser Fokus der mittelständi-                                   punkte auf nur mehr durchschnittlich niedrige 17,4 %
schen Unternehmen in Deutschland auf kraftvolle                                        nach (Grafik 10, links). Niedriger lag die Eigenkapital-

                                                                                                                                                                           Seite 11
KfW Research

quote dieses Segments zuletzt vor 15 Jahren (2005:         Dies trifft insbesondere auf solche Unternehmen zu,
16,1 %). Die größten Einschnitte erfahren demnach ge-      die für dieses Jahr Umsatzverluste erwarten – in dieser
rade diejenigen Unternehmen, die bereits ohnehin eher      Gruppe befürchtet etwa jedes zweite Unternehmen ein
schwächer kapitalisiert sind. Zu vermuten ist hier, dass   Abschmelzen seiner Eigenkapitalreserven.
viele der kleinen KMU im Lauf der Krise Kredite auf-
nehmen mussten, um etwaige Liquiditätsengpässe zu          Gleichzeitig ist aber auch mehr als die Hälfte der KMU
überbrücken. Ein weiterer Rückgang der Eigenkapital-       optimistisch, die Eigenkapitalquote in diesem Jahr
mittel könnte problematisch werden. Denn er belastet       stabil halten zu können. Rund 13 % hoffen sogar auf
nicht nur die Bonität der betroffenen Unternehmen und      eine Steigerung ihrer Eigenkapitalquote. Vor allem
somit deren Kapitalzugang. Auch die Gefahr einer           KMU mit positiven Umsatzerwartungen für 2021 haben
Überschuldung und daraus resultierend einer Insolvenz      die Hoffnung, ihre Eigenkapitalausstattung aufstocken
nimmt für Unternehmen mit dünnem Eigenkapitalpols-         zu können.
ter zu.
                                                           Grafik 11: Erwartete Entwicklung der Eigenkapital-
Im Gegensatz dazu konnten KMU der beiden größeren          quote im Jahr 2021
Größenklassen die Belastungen deutlich besser abfe-        Anteile in Prozent
dern und verzeichnen lediglich kaum sichtbare Rück-
gänge. Hier verblieb die Eigenkapitalausstattung im                    Sinkt               24
Durchschnitt nahezu stabil. Folglich öffnet sich die
Schere der Eigenkapitalquoten zwischen kleinen und              Bleibt gleich                                   52
großen KMU im Jahr 2020 noch einmal deutlich. Die
Eigenkapitalquote der Unternehmen mit 50 und mehr                     Steigt      13
Beschäftigten übersteigt die der kleinen Unternehmen
zuletzt um mehr als das Doppelte.                               Noch unklar     11

                                                           Quelle: 6. Corona-Sondererhebung zum KfW-Mittelstandspanel
In der Branchenbetrachtung zeigt trotz leicht rückläufi-
                                                           (September 2021).
ger Umsatzrenditen das Segment der Sonstigen
Dienstleistungen etwas überraschend sogar eine im          Moderater Beschäftigungsabbau im Mittelstand
Durchschnitt zunehmende Eigenkapitalquote (+1,5 Pro-       Die Folgen der Pandemie lasten natürlich auch auf der
zentpunkte auf 34,4 %). Dies deutet darauf hin, dass       Beschäftigungssituation der deutschen Unternehmen.
die KMU in diesem Segment, die im vergangenen Jahr         Gesamtwirtschaftlich lag nach vorläufigen Berechnun-
erwirtschafteten Mittel vermutlich stärker im Unterneh-    gen von Destatis die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr
men belassen haben. Die Kapitalstruktur der KMU des        2020 um 1,1 % niedriger als 2019 (2019: +0,9 %).14
Einzel- und Großhandels – ein Teilsegment der Sonsti-      Damit beendet die Corona-Krise einen über 14 Jahre
gen Dienstleistungen – dürfte zusätzlich von der leicht    anhaltenden Anstieg der Erwerbstätigkeit in Deutsch-
gestiegenen Profitabilität dieser Unternehmen profitiert   land. Dennoch hat sich der deutsche Arbeitsmarkt in
haben (+0,9 Prozentpunkte auf 32,8 %). Leichte Rück-       dieser Krise als vergleichsweise robust erwiesen. Als
gänge bei ihrer durchschnittlichen Eigenkapitalquote       Beschäftigungsstabilisator wirkte hierbei insbesondere
verzeichneten die Unternehmen beider Teilsegmente          das Kurzarbeitergeld. Allein im April des vergangenen
des Verarbeitendes Gewerbes mit einem Minus im             Jahres bezogen dies rund 6 Mio. Beschäftigte. Über
Jahresvergleich von jeweils etwas unter 2 Prozent-         die Hälfte entfiel auf das Verarbeitende Gewerbe
punkten. Am stärksten ging die Eigenkapitalquote von       (31 %), den Handel (17 %) und das Gastgewerbe
Unternehmen des mittelständischen Baugewerbes zu-          (11 %).15 Angesichts zunehmender Fachkräfteeng-
rück. Dort steht im Jahr 2020 im Mittel ein Minus von      pässe gibt das Kurzarbeitergeld vielen Arbeitgebern
5,6 Prozentpunkten zu Buche (2020: 18,7 %).                eine Möglichkeit ihre Beschäftigten zu halten. Davon
                                                           profitieren insbesondere auch kleine und mittlere Un-
Keine breite Erholung der Eigenkapitalquoten               ternehmen. Der erleichterte Zugang zum Kurzarbeiter-
erwartet                                                   geld wird jedoch nach aktuellem Stand Ende 2021 aus-
Auch in diesem Jahr dürfte sich die Corona-Krise als       laufen.
Belastung für die Kapitalstruktur einiger Unternehmen
herausstellen. Eine rasche Erholung der Eigenkapital-      Die positive Dynamik der Beschäftigungsentwicklung
quoten im Mittelstand ist daher aus Sicht vieler Unter-    im Mittelstand konnte im vergangenen Jahr trotz dieser
nehmen nicht zu erwarten. Rund jedes vierte KMU            Unterstützung nicht gehalten werden. Die Wachstums-
(24 %) rechnet sogar mit einem Rückgang der Eigen-         rate der Vollzeitäquivalent-Beschäftigten (VZÄ)16 dreht
kapitalquote im Vergleich zu Ende 2020 (Grafik 11).        von einem stets positiven Vorzeichen erstmals seit

Seite 12
KfW-Mittelstandspanel 2021

Grafik 12: Jährliches Beschäftigungswachstum im Mittelstand nach Segmenten 2016 bis 2020
Größenklassen nach Vollzeitäquivalent-Beschäftigten

5%
                                                                                                                                                              5%

4%
                                                                                                                                                              4%

3%                                                                                                                                                            3%

2%                                                                                                                                                            2%
                                                                                                                        1,1%          1,1%
1%                                                                                                                                                            1%
                                                                          0,0%
0%                                                                                                                                                            0%
                                                                                           -0,1%          -1,0%
               -0,3%
-1 %                                                       -0,5%                                                                                              -1 %
                             -0,7%          -0,7%
                                                                                                                                                      -0,9%
       Gesamter        Unter 5        5 bis 9       10 bis 49   50 und mehr      FuE-intensives   Sonstiges       Bau     Wissensintensive    Sonstige
       Mittelstand   Beschäftigte   Beschäftigte   Beschäftigte Beschäftigte     Verarbeitendes Verarbeitendes            Dienstleistungen Dienstleistungen
                                                                                   Gewerbe        Gewerbe

Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2017–2021.

16 Jahren ins Minus. Selbst in den Jahren der Wirt-                                   Teilsegmente weiteten ihre Beschäftigung aus, mit ei-
schafts- und Finanzkrise stieg die Zahl der Arbeits-                                  ner Wachstumsrate der VZÄ-Beschäftigten von jeweils
plätze. Der Beschäftigungsabbau lag im Jahr 2020 bei                                  +1,1 % im Jahresvergleich. Nahezu von Beschäfti-
durchschnittlich -0,3 % über alle Unternehmen hinweg                                  gungsverlusten verschont blieben zudem Unternehmen
(2019: +1,9 %). Gemessen an den aktuell vorliegenden                                  des FuE-intensiven Verarbeiten Gewerbes (-0,1 %).
gesamtwirtschaftlichen Zahlen zur Entwicklung der Er-                                 Große KMU haben ihre Beschäftigung im Jahresver-
werbstätigkeit in Deutschland ist die Schrumpfung der                                 gleich stabil gehalten
Beschäftigten im Mittelstand jedoch moderat. Noch vor
Jahresfrist waren die KMU deutlich pessimistischer,                                   Die Corona-Krise lässt Investitionspläne im Mittel-
was ihre Beschäftigungserwartungen betraf.17 Aufgrund                                 stand 2020 platzen
einer in der Folge zurückgehenden Corona-Betroffen-                                   Die Abschätzung von KfW Research im Zuge der
heit und vielfältiger politischer Unterstützungsmaßnah-                               Corona-Sonderbefragungen im Mittelstand hatten es
men – insbesondere der Verlängerung des Kurzarbei-                                    bereits angedeutet. Die hohe Unsicherheit hat die In-
tergeldes – haben sich diese Erwartungen allerdings                                   vestitionslaune des Mittelstands im Jahr 2020 ge-
glücklicherweise nicht zur Gänze bewahrheitet.                                        dämpft. Die Corona-Krise hat die Investitionspläne vie-
                                                                                      ler KMU platzen lassen. Noch nie haben so viele Unter-
Dabei waren KMU der kleineren Größenklassen ver-                                      nehmen ihre zu Jahresbeginn ursprünglich angedach-
gleichsweise gravierender betroffen (Grafik 12). Dort                                 ten Investitionsprojekte abgebrochen, verschoben oder
nahm die Zahl der VZÄ-Beschäftigten durchschnittlich                                  in geringerem Umfang umgesetzt (Grafik 13). Ursache
zwischen 0,5 und 0,7 % ab. Etwas höher lag der Rück-                                  dafür war allerdings nicht allein die hohe Unsicherheit
gang in Branchensicht bei Unternehmen des Sonstigen                                   über die generelle wirtschaftliche Entwicklung. Zahlrei-
Verarbeitenden Gewerbes (-1,0 %) und den Sonstigen                                    che Unternehmen haben zur Deckung ihrer Liquiditäts-
Dienstleistungen (-0,9 %). Für die aggregierten Be-                                   lücke – insbesondere im Frühjahr des Jahres 2020 –
schäftigungsrückgänge sind allerdings aufgrund ihrer                                  auch auf Mittel zurückgegriffen, die eigentlich für Inves-
sehr hohen Anzahl die KMU der Sonstigen Dienstleis-                                   titionen eingeplant waren.18
tungen entscheidend. Diese waren zudem härter von
den Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen betroffen                                           Von denjenigen Unternehmen, die für das Jahr 2020
(beispielsweise Handel, Gastgewerbe). Der Stellenab-                                  Investitionen zu Jahresbeginn angedacht hatten, haben
bau betraf allerdings nicht alle Branchen oder Größen-                                nur 59 % diese wie geplant durchgeführt. Zum Ver-
klassen (Grafik 12). Hervorstechend war diesbezüglich                                 gleich: Zwischen 2012 und 2019 lag dieser Anteil bei
vor allem das Segment der Wissensintensiven Dienst-                                   durchschnittlich 75 %. Etwa doppelt so viele KMU wie
leistungen und KMU des Baugewerbes. Wie auch                                          in den vergangenen Jahren üblich, haben mindestens
schon zuvor anhand der Umsatzentwicklungen ersicht-                                   ein Investitionsvorhaben komplett aufgegeben (12 ver-
lich, blieben Unternehmen dieser Segmente im Durch-                                   sus 6 % im Jahr 2019). Weitere 28 % der Investitions-
schnitt – ungeachtet der Corona-Krise – im Jahr 2020                                  planer unter den KMU haben ein Vorhaben auf einen
auf Wachstumskurs und lassen sich daher durchaus                                      späteren Zeitpunkt verschoben oder ein Vorhaben in
als Stabilitätsanker des Mittelstands in der aktuellen                                geringerem Umfang umgesetzt (+10 Prozentpunkte).
Krisensituation bezeichnen. Beide mittelständischen                                   Nur in den Krisenjahren 2008/2009 verlief die krisen-

                                                                                                                                                        Seite 13
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