"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys

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"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
»Cosmos und Damian«
Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
Ich werde heute versuchen, ei-
nen Zusammenhang darzustel-
len, der auf der Leinwand schon
sozusagen sein Titelbild gefun-
den hat: eine Postkarte, die Jo-
seph Beuys nach seinem ersten
Besuch in New York 1974 ge-
schaffen hat. Im Jahr zuvor,
1973, hatte ja das World Trade
Center [WTC] in den beiden
Türmen, die man auf der Post-
karte sieht und die als die
höchsten Gebäude New Yorks
seit kurzem die Skyline der
Stadt beherrschten, seinen Be-
trieb aufgenommen. Beuys
schrieb auf diese Karte von un-
ten nach oben auf jeden der
Türme einen Namen: Cosmos
auf den einen und Damian auf
den andern. Als ob er der Welt
sagen wollte: Die Botschaft, die
mit diesen beiden Namen ver-
bunden ist, soll das Wesen des-
sen benennen, was der Charak-
                                                  Joseph Beuys, Cosmos und Damian, 1974
ter der Weltwirtschaft, in deren
Dienst die Twin Towers, wie sie auch genannt wurden, jetzt standen, werden
muss, wenn gut sein soll, was dieses Wirtschaftsleben in unserem Zeitalter
für die Menschheit zu leisten hat. Was ist diese Botschaft?
Nicht nur diese Postkarte, auch das abgebildete Motiv, die beiden Türme des
World Trade Centers [WTC], waren ja vergleichsweise wenig bekannt, bis
dann 28 Jahre nachdem es seine Tätigkeit aufgenommen hatte, die Welt-
öffentlichkeit durch den bekannten Terroranschlag vom 11. September 2001
spektakulär damit konfrontiert wurde: über den ganzen Globus hin konnte
man live mitverfolgen, wie zwei entführte Passagierflugzeuge in die Türme
rasten, sie zum Einsturz brachten und annähernd dreitausend Menschen dabei
ums Leben kamen.

Die wesentlichen gesellschaftlichen »Richtkräfte« unserer Epoche
In unserem Programm für dieses Wochenende ist mein Beitrag, mit dem wir
die Arbeit des Vormittags beginnen wollen, mit dem Titel: »Cosmos und Da-
mian – ein apokalyptischer Blick auf den 11. September 2001« angekündigt.
Wilfried Heidt hat ja gestern in seinen Begrüßungsworten von den vielfälti-
gen Spuren gesprochen, die hier am Ort des Internationalen Kulturzentrums
von Joseph Beuys zu finden sind, von den Spuren, die aus der Zusammenar-
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
beit zwischen Beuys und den Mitarbeitern dieses Unternehmens zu finden
sind, und er sagte dazu, dass diese Spuren bis in die Gegenwart reichen, un-
vermindert aktuell sind und sicher auch in der Zukunft noch weiter Früchte
hervorbringen werden.
Und so war es 2001 für mich so, dass ich, der ich ja Joseph Beuys nicht mehr
persönlich kannte und sein Wirken im Hinblick auf die Arbeit, die hier ge-
pflegt wird, auch erst kennen gelernt habe, als ich mich Ende der 90er-Jahre
hier einfand, dann aber durch diese Ereignisse des 11. September 2001 eine
dieser Spuren von Joseph Beuys nicht nur im Sinne einer Erinnerung, im
Sinne einer Befassung mit dem damals bereits 15 Jahre verstorbenen Künst-
ler in Erscheinung trat, sondern wo etwas aus seinem Werk ganz aktuell in
das Zeitgeschehen hereinragte, indem sich eben, wie gesagt, auf diese Türme
plötzlich die Aufmerksamkeit der ganzen Welt richtete.

                                                                      Aber das alleine, dass
                                                                      diese Katastrophe jetzt
                                                                      Wochen und Monate
                                                                      über alle Kanäle trans-
                                                                      portiert wurde, war es
                                                                      ja noch nicht, was Jo-
                                                                      seph Beuys für mich
                                                                      in die Gegenwart tre-
                                                                      ten ließ. Sondern, dass
                                                                      man ja – wenn man
                                                                      sich nicht begnügte mit
                                                                      dem oberflächlichen
                                                                      Gerede vieler Politiker
                                                                      und sog. »Experten« in
Joseph Beuys am 23. 3. 1978 in Achberg: »Wie dieser Wagen läuft ...

den Medien – mit dem ganzen Zusammenhang, den
man entdecken konnte, hingewiesen war auf jenen
Wesenskern, der von Wilfried Heidt gestern schon
angesprochen wurde mit den drei Begriffen
Freiheit, Demokratie, Sozialismus.1 Diese Begriffe
waren für Beuys die sozialen und politischen
»Richtkräfte« unserer Epoche schlechthin. Und
wie jetzt mit den Ereignissen von 2001
hingewiesen wurde auf die mit diesem Wesenskern
verbundene Aufgabe, die sich ja zunächst einmal,
wie wir gestern gesagt haben, explizit im letzten
Drittel des 20. Jahrhunderts stellte, die aber dann,
wie man an den Erkundigungen und Beobach-
tungen rund um den 11. September deutlich sehen                    ...das steht hier«

konnte, auch in das 21. Jahrhundert herüberragt: die Aufgabe der Trans-
formation der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse in der Perspek-
tive eines dritten Weges, wie sie sich zeigte in diesem letzten Drittel des 20.

1   Näheres dazu s. www.medianum.info/pdf/Freiheit-Demokratie-Sozialismus.pdf
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
Jahrhunderts in den insbesondere militärischen Implikationen des sich
immer mehr zuspitzenden Ost-West-Gegensatzes, kulminierend in jenen
Jahren, in denen es von hier aus zur Zusammenarbeit mit Joseph Beuys
gekommen war.
Die Ereignisse der Jahre 1989/91 haben ja diese Aufgabe nicht obsolet werden
lassen, weil dieser Gegensatz durch den Zusammenbruch der staats-
kommunistischen Seite äußerlich betrachtet beendet erscheint.2 So dass wir
die Frage stellen können, inwiefern das Ereignis des 11. Septembers in New
York ein Symptom ist, das uns zu der fortbestehenden Herausforderung
führt?

Was meint apokalyptisches Verstehen geschichtlicher Ereignisse?
Was sind nun die tieferen Zusammenhänge, die man erkennen konnte, rund
um diesen 11. September, die auf diese Aufgabe mit ihrem genannten We-
senskern hinweisen? Da kommt jetzt der Begriff des Apokalyptischen ins
Spiel. Also der apokalyptische Blick auf dieses Ereignis. Das weist auf ein wei-
teres Arbeits- oder ein Übungsfeld dieses Ortes hin, an dem wir jetzt ver-
sammelt sind, wo wir versuchen, uns in einer neuen Kunst zu üben, eine neue
Kunstdisziplin zu pflegen, die auch ein bisher viel zu wenig erkannter Aspekt
ist des »erweiterten Kunstbegriffes«, den Beuys entwickelt hat: nämlich die
Kunst des Lesens im Buch der Geschichte, wo wir es damit zu tun haben, dass
im Zeitenstrom »Zeitensterne«, wie Rudolf Steiner das einmal nannte, [s.
Fußnote (FN) 9] auf- und niedersteigen und im Medium bestimmter Gesetz-
mäßigkeiten der »Zeit als Realität« [Steiner] an bestimmten Ereignissen eine
zunächst verhüllte Botschaft mitteilen.
Wobei – das ist auch für die jetzige Betrachtung wichtig – dann nicht nur die
Zeit, sondern – wie in der alten Astrologie, so in einer neuen – auch der Ort
eines Geschehens sowie die meditativ tätigen Bewusstseinskräfte zu berück-
sichtigen sind, die sich auf das Erforschen solcher Zusammenhänge richten,
wenn man eine bestimmte Konstellation in den geschichtlichen und gesell-
schaftlichen Verhältnissen tiefer als nur an der Oberfläche der Äußerungen
verstehen will.
Nur so wird das zunächst im äußeren Ereignis an sich Verhüllte sich offenba-
ren können – im Sinne einer »neuen Astrologie« [Steiner, FN 9] als einer Syn-
these aus Zeitgeschichte und Sozialwissenschaft, deren Erfahrungsfeld nicht
die Gestirne am Himmel, sondern die »Zeitensterne« mit ihrem Ereignismate-
rial und den sie durchdringenden und leitenden Gesetzmäßigkeiten sind.
Also Zeit und Raum in Gesetzmäßigkeiten der Geschichte zu betrachten, wo
die Geschichte nicht einfach ein lineares Geschehen ist, sondern wo wir, von
Rudolf Steiner als erstem mit der von ihm begründeten Geisteswissenschaft
auf dieses »apokalyptische« Feld verwiesen, lernen müssen, auf das Geheim-
nis der Zahl – wie in der Musik auf das Geheimnis des Tones – zu »hören«.
Und zwar müssen wir da – wie in der Musik – die Aufmerksamkeit immer
auch lenken auf das, was motivisch in Erscheinung tritt.

2 Zum Kern dieses zeitgeschichtlichen Zusammenhanges siehe im XIII. Kapitel des Lesebu-

ches [»Memorandum«, Teil II, »Was ist die (wahre) soziale Frage der Gegenwart?«] S. 234 ff
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
Wir dürfen die Zahl nicht nur dazu verwenden, dass wir dann mit irgendwel-
chen Zahlenverhältnissen wie Jongleure hantieren, sondern wir müssen –
durchaus auch »spielerisch« im Sinne Schillers, d. h. im Element in sich
selbst ruhender, freier Erkenntnistaten – immer aufmerksam sein auf das,
was motivisch da und dort an zeitlich auseinanderliegenden Ereignissen zu-
sammenklingt und wie sich diese Ereignisse solchem »Hören« quasi gegen-
seitig »erläutern«, dass man das aus dieser Fragestellung heraus erörtert.
Das ist der Begriff des apokalyptischen Blickes, der eigentlich ein geistiges
»Hören« ist – wo die Zeit zum Raume und der Raum zur Zeit wird.
Und eine zweite Seite dieses Begriffs des Apokalyptischen ist immer auch,
dass sich ja dem Apokalyptiker dadurch Impulse für das eigene gegenwärti-
ge Handeln eröffnen sollen. Also dass man diese neue Kunst nicht nur aus
einem rein historischen, bloß betrachtenden Interesse betreibt, sondern dass
man diese Zusammenhänge erkundet in Bezug auf die Aufgabenstellung, die
sich dann daraus – gesellschaftlich, menschheitlich gesehen – für die Gegen-
wart und für die Zukunft ergibt. Ich werde diesen Gesichtspunkt am Schluss
meiner Darlegungen nochmals aufgreifen.

Motivische Einzelheiten im Blick auf den 11. September
Bevor ich dann wieder auf Cosmos und Damian, also auf die von Beuys den
»Twin-Towers« hinzugefügten Namen, zurückkomme, möchte ich ein paar
einzelne Linien dieser apokalyptischen Betrachtung verfolgen, damit wir noch
deutlicher erkennen können, worauf Joseph Beuys mit dieser Namensgebung
eigentlich hinweist.

Intervalle der Zeit und Elemente aus der Formensprache des Ortes
● 1973 – 2001: Am 11. September 2001, und das führt uns sozusagen zu der
ersten deutlichen Verbindung mit der Fragestellung des Dritten Weges, jähr-
te sich ja zum 28. mal ein anderes Ereignis, das am 11. September 1973 statt-
fand. Interessanterweise ist in diesem Fall das
zeitliche Zusammenklingen erstaunlich genau –
obwohl das ja in diesen apokalyptischen Betrach-
tungen oder in diesem die apokalyptischen Ge-
setzmäßigkeiten berücksichtigenden historischen
Betrachten nie oder oft nicht ganz exakt zutrifft.
In diesem Fall verhält es sich so, dass nämlich
zur selben Stunde des 11. Septembers, als 2001
die beiden von den Terroristen gesteuerten Flug-
zeuge in die Zwillingstürme krachten und ein
Drittes in Washington auf einen Flügel des Pen-
tagons stürzte, 1973 in Chile Flugzeuge putschen-
der Militärs – unterstützt von US-Geheimdiensten,
-Konzernen, -Militärs und -Regierungskreisen –
den Palast des gewählten chilenischen Präsiden-
ten Salvador Allende bombardierten [da ist ja
ein richtiger Dschungel von letztlich nicht er-     Bombardierter Präsidentenpalast »La
gründbaren Verstrickungen der USA in diese Er-             Moneda« - Santiago de Chile
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
eignisse von 1973 in Chile], und wie in der Folge dieses Putsches mit dem
Bombardement des Regierungspalastes auch Salvador Allende und schließ-
lich Tausende Chilenen zu Tode kamen, eine Regierung, eine demokratisch
gewählte Regierung ihrer gesellschaftspolitischen Ziele wegen beseitigt wur-
de, weil sie es sich fünf Jahre nach dem Prager Frühling zur Aufgabe gemacht
hatte, einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« zu verwirklichen, wie
man es sowohl 1968 als auch dann 1973 in Chile nannte.
Damit taucht jetzt schon der eine Begriff aus der erwähnten Trias auf: Sozia-
lismus. Der Zusatz: »mit menschlichem Antlitz« meint, dass der Mensch als
Freiheitswesen und mit seinen demokratischen Rechten Berücksichtigung
finden soll. – Da sind wir also mit dieser Zeitspanne von 28 Jahren am 11.
September 1973 in Verbindung mit dem Ereignis vom 11. September 2001.
                                                Wenn wir auf diese Zusammenhänge
                                                näher eingehen, dann fällt uns auf,
                                                dass Beuys 1974 die Postkarte »Cos-
                                                mos und Damian« veröffentlicht hat.
                                                Und im Jahr zuvor, also 1973, hatte
                                                Beuys anlässlich seiner Mitwirkung
                                                beim I. Achberger Jahreskongress
                                                »Dritter Weg« vom 9. bis 19. August
                                                seine erste Begegnung mit Wilhelm
                                                Schmundt, was sich als ein Zentraler-
                                                eignis seiner Biographie erweisen soll-
                                                te. Durch diese Begegnung hat er sein
Abb x die Twintower                             Verständnis von der Idee des sozialen
                                                Organismus auf ein neues Niveau ge-
                                                hoben. Er konnte dadurch die Aufga-
                                                benstellung der Transformation der
                                                bestehenden Verhältnisse nochmal
                                                ganz neu greifen. »Cosmos und Dami-
                                                an« ist be-
                                                reits ein Do-
                                                kument die-
W. Schmundt und J. Beuys bei der Gründungsver-  ser Entwick-
sammlung des »Ständigen Kongresses Dritter Weg«
                                                lung. Denn
mit den Namen der Zwillings-Brüder, die er mit
den Zwillings-Türmen verbindet, ist auf grundle-
gende Erkenntnisse des Wirtschaftslebens hinge-
wiesen, wie Wilhelm Schmundt sie im Anschluss
an Steiner in seiner »Elementarlehre« darstellte.3
Über das Wirken von Cosmas, wie er der Überlie-
ferung nach hieß, und Damian wissen wir vor allem
aus der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine.
Sie waren arabische Märtyrer, Ärzte von Beruf, die                Einladung zur Internationalen
das Ideal der Brüderlichkeit dadurch verwirklich-                Sommertagung 1973 in Achberg

3 Siehe z. B. sein 1968 (!) erschienenes Buch »Der soziale Organismus in seiner Freiheitsge-

stalt«
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
ten, dass sie für ihre Tätigkeit kein Entgelt annahmen. Sie stellten ihre Fähig-
keiten den Bedürftigen »frei« zur Verfügung. Und jetzt benennt Joseph
Beuys gerade mit diesen Namen die Türme des WTC, des World Trade Cen-
ters, die ja, äußerlich betrachtet – was die bestehenden gesellschaftlichen
Verhältnisse betrifft, um deren Transformation es geht – aus dem geradezu
entgegengesetzten Geist hervorgekommen sind: dem Geist des Egoismus und
Mammonismus, der das kapitalistisch organisierte Wirtschaftsleben im Pro-
fit-, Lohn- und Eigentumsinteresse beherrscht.
Das heißt: durch die Namen Cosmos und Damian, durch diesen Taufakt, ist
auf die Aufgabe der Transformation des bestehenden Systems der nach
den liberalistischen Prinzipien funktionierenden Weltwirtschaft urbildhaft
hingewiesen. Es geht bei der Tranformation nicht darum, dass wir die beste-
henden Dinge revolutionär abreißen, weil wir vielleicht einen Hass auf sie
haben, sondern dass wir sie umwandeln, zum Wesensgemäßen hin wandeln.
● Ortsgeschichte und Gestaltungsmotive am Bauwerk: Indem
                                      Beuys diesem Ort der Weltwirtschaft,
                                      wie er durch die Zwillingstürme des
                                      World Trade Centers repräsentiert
                                      war, die Namen dieses speziellen Brü-
                                      derpaares hinzufügt, also den jeweili-
                                      gen Baukörper von unten bis oben mit
                                      diesen beiden Namen markiert, ist ob-
                                      jektiv gesagt: Die Weltwirtschaft soll
                                      in Zukunft dem Geist von Cosmos und
                                      Damian folgen, auch wenn sich mit
Der dreigliedrige Bau der Twin Tower  der äußeren Architektur der Skyscra-
pers und ihrer himmelstürmenden, triumphalischen Geste der entgegenge-
setzte Geist der Macht des Geldes durchgesetzt zu haben schien. Aber ist das
wirklich so? Was zeigt sich, wenn man andere Elemente der Formensprache
der Türme, von denen weniger als eine Ruine übrig blieb, einmal genauer un-
ter die Lupe nimmt?
Dann sieht man, wie die Türme insgesamt in drei Abschnitte gegliedert wa-
ren. Also die Sache optisch eine Dreigliederung zur Erscheinung bringt. Man
hatte unten eine hohe Eingangshalle, oben zwei Ebenen, wo man die Lifte
wechseln konnte, die sogenannten »sky lounges« und ganz oben jeweils die
Aussichtsterrasse. Es gliederten sich die Zwil-
lingstürme also horizontal dreifach. Aber
auch bei der Fassadengestaltung spielte die
Drei eine wichtige Rolle, indem nämlich die
rippenartigen Stränge, die von unten bis o-
ben die Wolkenkratzer überzogen, immer in
Bündeln zu je drei zusammengefasst waren.
Diese Dreier-Bündel laufen auf der Ebene
der Eingangshalle so auseinander, dass da-
zwischen die Form von gotischen Spitzbö-
gen entsteht, als hätte der Architekt, der Ja-      Zwischen den rippenartigen Strängen
paner Yamasaki, damit ein Motiv aus der            entsteht die Form gotischer Spitzbögen
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
Nachbarschaft des WTC aufgegriffen, wo es die nahestehende Kirche »Trinity
Church« stark charakterisiert. So kann man ja vielleicht sehen, wie Joseph
Beuys hier durch diese Türme, einfach dadurch, dass es Brüder, Zwillinge
sind und auch dadurch, dass sie ja selbst schon einiges zum Ausdruck brin-
gen, was in ihrer Formensprache – und ein
Künstler achtet ja vielleicht besonders auch auf
die Formensprache – hinausweist über das, was
da zunächst eigentlich zum Ausdruck kommt o-
der zum Ausdruck gebracht werden wollte in den
Intentionen, die aus den bestehenden gesell-
schaftlichen Verhältnissen herrühren.
Man hat ja – auch das ist eine zu beobachtende
Gesetzmäßigkeit – in diesen Dingen oft eine Dop-
pelheit: In dem von den bestehenden gesellschaft-
lichen Verhältnissen Geprägten äußert sich
schon etwas, was auf die Transformationsauf-
gabe hinweist. Dem können wir im Sinne des
Übens jener Kunstfertigkeit des apokalyptischen
                                                             Die Trinity Church in Manhattan
Lesens auf die Spur kommen.
● Weitere Motive aus der Zeit: Also wenn man jetzt schaut, was die be-
stehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind, dann werden wir ja wieder in
diese Zeit der 70er-Jahre oder eigentlich noch der 60er-Jahre geführt, denn
die Türme, die am 11. September 2001 zerstört wurden, wurden ja schon am
Anfang der 60er-Jahre für West-Manhattan geplant und der eigentliche Bau-
beginn ist dann der August des Jahres 1968, also jener Monat, wo in Prag der
Prager Frühling niedergeschlagen wurde. Also da ist der Baubeginn und die
Eröffnung findet dann, nachdem schon einige Zeit vorher die Bauarbeiten
abgeschlossen waren und man den Platz zwischen den Türmen noch künstle-
risch zu gestalten hatte, im April 1973 statt. Und noch im selben Jahr fand
dann am 11. September der vorhin genauer betrachtete Putsch in Chile statt,
21 Tage nachdem in Achberg der erste Jahreskongreß »Dritter Weg« zum
Thema »An der Schwelle einer neuen Gesellschaft – 5 Jahre Prager Früh-
lung« zu Ende gegangen war. Dieser Putsch in Chile entstand ja auch aus der
                                                  Situation, dass man aus dem kapita-
                                                  listischen System heraus eigentlich
                                                  Macht und Stärke in der Welt de-
                                                  monstrieren wollte, wie ja durch all
                                                  die Jahrzehnte hindurch im Kalten
                                                  Krieg die beiden Gesellschaftssysteme
                                                  konkurrierten: Wer ist als Erster auf
                                                  dem Mond, wer hat die beste Technik:
                                                  ein Wettstreit, welches System das
                                                  leistungsfähigere ist. In diesem Zu-
 Die Skyline von Manhattan mit den herausragenden sammenhang stellt sich das kapitalis-
 Zwillingstürmen des Word Trade Centers
                                                  tische System auch dadurch dar, dass
es die damals höchsten Gebäude der Welt errichtet: Die Zwillingstürme des
World Trade Centers.
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
Interessant ist ja auch, wann beschlossen wurde, dieses Gebäude zu bauen.
Das habe ich erst vor kurzem erfahren, als ich nachrecherchiert habe. 33 Jah-
re – auch so eine Zahl, die uns immer besonders aufmerksam machen muss
– nach der Fertigstellung des bisher höchsten Gebäudes, des Empire State
Building, wollte man das jetzt toppen, wollte ein noch höheres errichten.4

● Weitere Motive des Ortes: Das kapitalistische Prinzip wird auch durch
den folgenden Zusammenhang charakterisiert: Was sozusagen seit 1973
sichtbar geworden war in der Skyline von New York, vom Atlantik aus sozu-
sagen ins Auge stechend, wenn man mit dem Schiff ankommt, das kann man
ja auch als das Wallstreet-Prinzip verstehen, also mit dem Namen der Straße,
an der die New Yorker Börse liegt. Was hat es mit dieser Geschichte sympto-
matologisch auf sich?
Die Wallstreet mit der Börse liegt ja nur einen
Steinwurf weit vom Standort des WTC, wie auch
die genannte Trinity-Church in unmittelbarer
Nachbarschaft. Wie kommt es in Manhattan zu
diesem Straßennamen »Wallstreet«, unter dem
heute synonym das kapitalistische Wirtschafts-
system verstanden wird?
Geht man den Spuren nach, führen diese zurück Die Wallstreet in früheren Jahren mit
                                                            Blick auf die Trinity Church
bis ins 17. Jahrhundert, in die Zeit, als in Manhat-
tan die niederländischen Eroberer, Kaufleute waren sie, mit den dort leben-
den Indianern zusammenstießen und ihnen die Halbinsel für die mittlerwei-
le legendär gewordene Summe von 60 Gulden abkauften. Man weiß ja nicht
recht, wie viel das heute ist, aber gewiss nichts im Vergleich zu dem, was die
Indianer mit dem Verkauf verloren hatten. Aber unabhängig von der Frage,
wie hoch der Preis war, ist ja zu bemerken, dass hier gleich am Ausgangs-
punkt einer Entwicklung, die zu dem geführt hat, was wir hier bedenken, das
Eigentumsprinzip eingreift, indem hier Grund und Boden, Lebens- und
Wirtschaftsgrundlage, gekauft wird.
Nun hatten aber die Indianer einen solchen Eigentumsbegriff überhaupt
nicht. Sie bekamen ja auch nicht 60 Gulden in Geld, sondern Glasperlen, die
sie zwar angenommen haben, aber nicht verstanden, dass sie jetzt ihr Land
verlassen müssen, weil sie es verkauft hatten. Das war gar nicht in ihrem
Weltbild vorhanden, also musste man sie vertreiben, nachdem man diesen
Kauf getätigt hatte, und hat dann, um sie sozusagen fern zu halten von dem
Erworbenen, einen Schutzwall gebaut. An diesem Schutzwall, der zunächst
aus Holz errichtet wurde, ist eine Straße entstanden, die dann eben Wall-
street genannt wurde. Und weil sie zum Hafen führte, wo die Handelsschiffe
ankamen, siedelten sich an dieser Straße die Banken an und irgendwann
auch die Börse, deren Adresse der Name der Sache wurde: Wallstreet.
Mit dem Bau der WTC-Türme ragte dann dieses »Mauer-Phänomen« sozu-
sagen in den Himmel. So dass man sagen kann, da ist eigentlich der Sache

4   Auf die Bedeutung der 33 Jahre wird weiter unten noch eingegangen.
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
nach 1973 eine »Turm gewordene Mauer« in Funktion getreten und das Prin-
zip, das am Ausgangspunkt der europäischen Besiedelung Manhattans stand,
ist immer mehr zum weltwirtschaftlichen Prinzip geworden. 28 Jahre später
wird die Turm gewordene Mauer beseitigt – 28 Jahre nachdem der Versuch
eines Dritten Weges in Chile beseitigt wurde.

Das Mauer-Prinzip in Manhattan und die Berliner Mauer
Weitere Motive in der Zeit: 1956 – 1961 – 1968 – 1973 – 1989 –
2001: Es ist interessant, dass auch eine andere Mauer, über die Dauer von
28 Jahren bestand, 1961 nicht in den USA, sondern in Deutschland, in Berlin
errichtet. Aus Sicht seiner Erbauer war diese Mauer ein »antifaschistischer
Schutzwall«, der nicht gebaut wurde, um den Eigentumsbegriff zu verteidi-
gen, sondern um seine Auswirkungen draußen zu halten. Mit seiner Beseiti-
gung blicken wir auf das Datum des 9. November 1989. Der 9. November und
der 11. September hängen so motivisch zusammen, indem hier wie da ein
»Mauer-Phänomen« abgeräumt wurde. So klingen der 9.11. und der 11.9., der
ja in den USA als »nine eleven«, also auch 9.11. geschrieben wird, weil man
dort das Tagesdatum hinter das des Monats stellt, zusammen.
Es geht dabei aber nicht um ein »Zahlenspiel«. Das Entscheidende ist, die
Motivik dahinter zu erkennen. Sie bildet das Fundament, das geistig-begriff-
liche Fundament für die Feststellung des Zusammenhanges der beiden Er-
eignisse: In beiden Fällen wird etwas beseitigt im Zusammenhang mit dem
Versäumen einer eigentlich gestellten Aufgabe. Das eine Mal geschieht es
durch ein tragisches Ereignis, durch einen Terrorakt, beim anderen Mal wird
es als etwas erlebt, was die Menschen euphorisierte. In verschiedenen Publi-
kationen der anthroposophischen Bewegung wurde es gar als »Wink des
Zeitgeistes« gedeutet und zum Teil hält man bis heute an diesem Verständnis
fest.5
Bei dieser Sicht auf die Ereignisse von 1989 wird oft übersehen, dass mit dem
Abräumen der Berliner Mauer ja auch die Konstellation des Ost-West-
Gegensatzes abgeräumt wurde, aus der heraus die Aufforderung entstanden
war, aus Mitteleuropa heraus die Brücke zu bilden: Also aus der Kraft der
Demokratie die Synthese von Freiheit und Sozialismus zu schaffen, wie dies
der »Prager Frühling« 1968 versucht hatte und durch die »brüderliche Hilfe«

5 Der anthroposophische Begriff des Zeitgeistes ist nicht derselbe wie der übliche. Im an-
throposophischen Verständnis sind die Zeitgeister Wesenheiten, die, wie die Volksgeister,
zum Kreis der Erzengel gehören, von denen sich sieben in einer bestimmten Reihenfolge
während jeweils ca. 3oo bis 350 Jahren in einer Art »Regentschaft« ablösen und dabei die
Menschheit mit unterschiedlichen Impulsen befruchten. So repräsentiert jeder »Zeitgeist« für
die Menschheit gewissermaßen ein kosmisches »Erziehungsprogramm«, während dessen
Durchführung sich aber noch zahlreiche andere Wesenheiten mit teils ganz entgegengesetz-
ten Intentionen, die Menschen und Völker irritierend, einmischen.
Nach diesem Verständnis beginnt die »michaelische« Epoche am Ende der siebziger Jahre
des 19. Jahrhunderts. Sie steht im Zeichen alles dessen, was die Welt und die Menschheit auf
die Stufe einer globalen Ganzheit heben möchte und sie löst damit jene Einflüsse ab, die im
vorausgehenden »gabrielischen« Zeitalter z. B. durch die Nationalismen und andere Gegen-
sätze sich auslebten. Interessierte finden im Internet z.B. auf der Seite www.anthroposo-
phie.net/peter/michaels_wirken.htm weitere Informationen.
"Cosmos und Damian" Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys
der Sowjetunion und ihrer damaligen Verbündeten daran gehindert wurde.6
Dennoch kann man ja, dialektisch gedacht, auch diese Dekonstruktions- und
Destruktionsvorgänge als Symptome, als Aufforderung verstehen, sich
spätestens jetzt der eigentlichen Aufgabenstellung, in Mitteleuropa den
Systemgegensatz zu transzendieren, bewusst zu werden.
Wenn man sich, wie das bei mir der Fall war, hier einfindet und die Dinge
Schritt für Schritt kennenlernt, ergibt sich die Notwendigkeit, dass man auf
die Frage stößt, die wir auch bei Beuys finden.
In seiner Münchner »Rede über das eigene Land« am 20. November 1985,
also wenige Wochen vor seinem Tod, berichtet er, wie es ihm wie ein Aufruf
im Bewusstsein gestanden habe, dass es seine Lebensaufgabe sei, »einen um-
fassenden Anstoß« zu geben für die Aufgabe, die das deutsche Volk, in das er
hineingeboren war, als mitteleuropäisches eigentlich hätte, das aber in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so katastrophal versagte gegenüber dieser
Aufgabe der Transformation der bestehenden Verhältnisse in der Perspektive
eines Dritten Weges mit den Idealen der Freiheit, der Demokratie und des
Sozialismus als dessen Wesenskern. Was ja, wie Beuys betont, eine Gestal-
tungsaufgabe ist, die nicht ein Einzelner erfüllen kann oder viele Einzelne,
sondern die alle gemeinsam haben: das Volk als der zeitgemäße Souverän des
staatlich-politischen Rechtslebens einer Gesellschaft.
Das kristallisierte sich durch die historischen Entwicklungen in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts als der zeitgeschichtliche Focus heraus und ma-
nifestierte sich in der Teilung der Nation und Europas mit dem Zeichen der
Mauer in Berlin.
Das drängte dann – drei Jahre nachdem Beuys »durch die Pforte des Todes«
geschritten war, wie er es in einem anderen seiner letzten Vorträge7 vielleicht
schon in einer Vorahnung seines nahen Sterbens ansprach – als die eigentli-
che Fragestellung von 1989 zur definitiven Entscheidung, zur Entscheidung,
Kommunismus und Kapitalismus zu überwinden.
Nahm man, tiefer blickend, die Mauer in Berlin als Metapher für die Konklu-
sio der deutschen Geschichte seit der gescheiterten Revolution von 1848,
dann konnte sie einem erscheinen wie die durch den Marxismus-Leninismus
und den rheinischen Kapitalismus äußerlich ins Absurde verkommene, stein-
gewordene Philosophie Hegels, These und Antithese, doch ohne die versöh-
nende, den Gegensatz »aufhebende« Synthese. Sie im Denken zu entwickeln,
um die bestehende miserable Wirklichkeit zur »guten« zu verwandeln, das
wäre die Aufgabe gewesen, die das Volk gehabt hätte und dazu wollte Beuys
mit seinem Wirken einen »umfassenden Anstoß« geben.
Diese Frage stellte sich am 9. 11. 89 sozusagen ultimativ und wie sich zeigte
war es, als die Mauer fiel, schon zu spät, weil das, was mit dem »Weimarer
Memorandum« als Projekt seit 1986 vorbereitet worden war 8 und dann im
6Näheres dazu siehe FN 1.
7»Aktive Neutralität – Die Überwindung von Kapitalismus und Kommunismus« am 20. Ja-
nuar 1985 in Rorschach/Schweiz [FIU-Verlag, Wangen 1989]
8 Näheres dazu auf der Internetseite www.wirsinddeutschland.org/dokumentation.htm.
Frühjahr bzw. Frühsommer 89 auch zur Ver-
fügung stand, in der Zeit der Euphorie und des
»Wahnsinns« der Emotionen von den Menschen
im Denken nicht genügend ergriffen wurde und
deshalb nicht wirksam werden konnte. Diese
Mauer wurde abgeräumt, ehe in ihrer zeichen-
haften Bedeutung erkannt gewesen zu sein und
konnte daher nicht zur »Brücke« umgebaut wer-
den. Ihr Fall wurde zur Falle: Der neoliberale
Kapitalismus trat die Weltherrschaft an, und wie
es scheint, kann sich ihm niemand entziehen.
Am 11. September 2001 dann der Anschlag auf
die andere »Mauer«, die späte Erbschaft jenes
ersten »Schutzwalls« aus dem 17. Jahrhundert
und Unterabteilung der New Yorker Börse, de-
ren Adresse »Wallstreet« längst als Synonym für       Das Weimarer Memorandum vom
das System des globalen Finanzkapitalismus steht.                      17. Juni 1989

Das geschah 33 Jahre nach 1968. Von diesen 33 Jahren als einer wichtige Ge-
setzmäßigkeit in diesen apokalyptischen Zusammenhängen haben wir ja
schon gehört. Kurz gesagt, findet sich der erste Hinweis darauf in einem Vor-
trag Rudolf Steiners vom 23. Dezember 1917 in Basel, wo er diese Gesetzmä-
ßigkeit in Verbindung bringt mit dem Begriff der »Umlaufzeit geschichtlicher
Ereignisse«.9 Darunter ist zu verstehen, dass ein in das historische Gesche-
hen hineingebrachter Impuls nach 33 Jahren in verwandelter Gestalt aufer-
steht, was zusammenhängt mit dem Ereignis des Todes und der Auferste-
hung des Christus vor 2000 Jahren [als dem zentralen Mysterium in der
christlichen Religion]. So lagen die Ereignisse von 1989 in dieser Zeitspanne
entfernt zu den Ereignissen von 1956, als im Aufstand der Ungarn gegen die
Abhängigkeit von der Sowjetunion und von der Diktatur ihrer nationalen
kommunistischen Machthaber der Impuls des dritten Weges zum ersten Mal
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer speziellen Gestalt kraft-
voll in Erscheinung trat. Und wenn wir vom 11. September 2001 33 Jahre zu-
rückgehen, kommen wir zu 1968. In beiden Zusammenhängen haben wir es
mit einem Mauer-Phänomen zu tun, und in beiden Fällen existierte das Phä-
nomen 28 Jahre lang.
So können wir – in ihren gesetzmäßigen Zusammenhängen – den Motiven
nach sehen, wie da Phänomene sind, die objektiv auf bestimmte geschichtli-
che Aufgabenstellungen hinweisen und die uns gleichzeitig auf das Versäum-
nis aufmerksam machen, das bisher damit verbunden war und zugleich auch
auf die Pflicht, die ihnen gegenüber noch immer besteht.
Wenn nun Joseph Beuys – und damit komme ich wieder auf den Anfang zu-
rück – die Twin Towers des WTC nach diesen beiden Heiligen benannte und
damit auf das Brüderlichkeitsprinzip hinwies, das für die Weltwirtschaft Gel-
tung erlangen müsse, und wenn man die damit exemplarisch erkennbar wer-
dende volkspädagogische Dimension seines Wirkens und seine Zusammen-
9 In GA [GesamtAusgabe] 180 [Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse, Dornach

1966], »Et incarnatus est – Die Umlaufzeit geschichtlicher Ereignisse«
arbeit mit dem Achberger Unternehmen und was von ihm ausging betrachtet,
dann ist ja damit die gesellschaftliche Transformationsaufgabe ins Licht ge-
rückt.
Diese Zusammenhänge, wenn sie von genügend vielen Köpfen verstanden
worden wären und wenn sich genügend viele Herzen für diese Dinge erwärmt
hätten, wenn in der Welt Verständnis genug dafür leben würde, dass es dar-
um geht, das Bestehende richtig zu verstehen und zu transformieren – ich
glaube, wir haben gestern in den Worten von Beuys von der Aufgabe der
Transformation gehört: dass das Transformationsgeschehen an die Stelle des
revolutionären Geschehens zu treten habe – also dass es nicht darum geht,
das Falsche einfach abzureißen oder mit einem politischen Voluntarismus zu
bekämpfen. Wenn das rechtzeitig verstanden worden wäre, dann hätten auch
diese Türme eine solche geistig-moralische Statik gehabt bzw. bekommen,
dass jeder terroristischen Absicht der Boden entzogen gewesen wäre, weil es
in einer Welt nach dem Maß des Menschen, in der Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit die Maßstäbe sind, keinen Terrorismus geben kann, weil dann
den destruktiven Kräften keine Angriffsfläche mehr geboten wird.

Die Heilung der Wunde aus der Quellkraft der Idee: Die Entdek-
kung eines neuen baukünstlerischen Repräsentanten [Typus] für
das Gestaltprinzip des sozialen Organismus in der gegenwärtigen
Epoche
Aber gleichzeitig muss
sich der apokalyptische
Blick auch im Falle von
»Ground Zero«, dieser
unsäglichen Wunde, der
Aufgabe der Heilung
dieser Situation zuwen-
den. Es muss die Frage
gestellt werden, was aus
dem in der Gesamt-
konstellation von Zeit
und Ort des Geschehens
in all den historischen
Zusammenhängen we-
senhaft Veranlagten –
»Cosmos und Damian«                                Die klaffende Wunde am Ground Zero
eingeschlossen – als die
Heilung der Wunde verlangt wäre. Und da können wir hinweisen auf einen
Vorschlag, den Wilfried Heidt ins Gespräch brachte und wie er mit den Fä-
higkeiten einiger seiner Mitarbeiter in einem architektonischen Modell er-
fahrbar machen konnte, dass der neue, aus unserer Projektarbeit zur Verfas-
sung der EU bereits ein Jahr vor den Ereignissen in New York hervorgetrete-
ne architektonische Typus eines mit dem Namen MEDIANUM am treffendsten
zu charakterisierenden Zweckbaues diese Heilung der Wunde vor Ort in
Manhattan bringen könnte: Es entstand der Plan eines WORLD COMMUNICATI-
ON CENTERS, eines Gebäude-Ensembles, das sich zusammensetzt aus drei
schlanken, 300 m hochragenden Türmen mit einem vierten verbindenden
Tower in der Mitte, dessen Abschluss oben die vier sich durchdringenden
MEDIANUM-Kuppeln10 bilden, die baukünstlerische Verkörperung des sozialen
                                                   Organismus auf der
                                                   heutigen Stufe seiner
                                                   Entwicklung.
                                                       Bei der Konstrukti-
                                                       onsweise der Kuppeln
                                                       spielt ja das Dreieck,
                                                       das Fünfeck und das
                                                       Sechseck eine zentrale
                                                       Rolle. – Genaueres
                                                       kann dazu jetzt nicht
                                                       darlegt werden. Aber
                                                       in der Symbolik, der
                                                       wir in der Geschichte
                                                       der USA begegnen,
                                                       stoßen wir auch auf
                                                       das Dreieck – auf der
                                                       Dollarnote [s.u.] –
Die Medianum-Architektur in einem Modell für Manhattan und auf das Fünfeck
im Grundriss des zwischen 1941 und 1943 gebauten Verteidigungsministeri-
ums in Washington, das am 11. September 2001
außer dem WTC auch ein Ziel des Terroraktes
war, bei dem 125 Menschen ums Leben kamen.
Beide Institutionen – der Dollar und das Penta-
gon steht ja in der Welt für die USA als dasjeni-
ge, was diesen Staat als Machtsystem im Sinne
der Ausübung von globaler Herrschaft und Un-
terdrückung in wirtschaftlicher und militäri-
scher Hinsicht unter der propagandistischen
Flagge von »Freiheit« und »Demokratie« kenn-
zeichnet.
In der MEDIANUM-Architektur, die aus einem
geisteswissenschaftlich-humanistischen Ansatz
hervorgeht, sind mit diesen Begriffen und Sym-
bolen die genau entgegengesetzten Sinngehalte
verbunden:                                                        Blick auf das Kuppel-Ensemble

Das Dreieck steht für die soziale Statik, die der Arbeitszusammenhang des
dritten Weges im Zusammenwirken der drei »Richtkräfte« [Beuys] der Fran-
zösischen Revolution erkennt.
Das Sechseck steht als Urbild für dasjenige, was das Produkt des menschheit-
lichen Zusammenwirkens dieser Kräfte sein kann: Ein gesundes soziales Le-
ben, das allen das Gut der Menschenwürde beschert im »Gefäß« eines ge-

10 Übrigens eine baugeschichtlich originäre, zuvor noch nie versuchte Konzpetion, baukünst-

lerisch dergestalt mit dem Element der Kuppel zu verfahren.
waltfreien Rechtsstaates – wie die Bienen den süßen Honig, den kostbarsten
aller Naturwerte, im Gefäß der Wabe sammeln als Resultat ihres Zusam-
menwirkens als Volk.
Das Fünfeck schließlich kann für den
zunächst viergliedrigen Menschen ste-
hen, der sich als ein Wesen, das die
Evolution auf der Erde mit einem phy-
sischen Leib, einem Lebensleib, einem
Seelenleib und einem geistigen Ich
ausgestattet hat, nun anschicken kann,
diese Entwicklung in Freiheit selbsttä-
tig mit seinen herangereiften Fähigkei-
ten und Kräften eigenen Schöpfertums
weiterzuführen, um sich so zur Fünf-
gliedrigkeit zu erheben, indem er im Die von innen beleuchtete Medianum-Kuppel auf dem
aktiven Denken seine alten Wesens- Austrian Social Forum [Juni 2006 in Graz] zeigt die
                                                  Struktur der Drei-, Fünf- und Sechsecke.
glieder, diese verwandelnd, ergreift
und als Frucht dieser »esoterischen« Arbeit in sich ein höheres Selbst als ein
neues Wesensglied erzeugt und aus dieser Quelle die Heilung der Wunde aus
Liebe zur Natur der Sache – und nicht mehr aus dem Trieb, z. B. ein noch
höheres Gebäude, als die Twin Towers es waren, oder eine andere, vielleicht
technisch-ästhetisch spektakuläre Architektur in Manhattan errichten zu
wollen – realisiert. Die Wirkung dieser spirituell-mystischen »Heil-Quelle«
kommt in der Geste und in den Gesetzmäßigkeiten der Formensprache dieser
Architektur, wie sie von Achberg aus vorgeschlagen wurde, zum Ausdruck.
Hier konnte man sich auf die durch die Terroranschläge vor Ort entstandene
Situation baukünsterisch deshalb wie beschrieben einstellen, weil man sich in
der Arbeit fast ein Jahr lang im Speziellen mit der Frage nach einem architek-
tonischen Typus befasst hatte, der für den sozialen Organismus heute das
sein könnte, was die Pyramide im alten Ägypten, der Tempel im alten Juden-
tum und in der Antike und die gotische Kathedrale im christlichen Mittelalter
gewesen ist: Die maßgebende geistige Instanz für die sozialen Ordnungen der
jeweiligen Epoche.
                                 Nun war durch die Terroranschläge auf diese
                                 Frage eine im Wesen der Sache begründete neue
                                 Antwort gefordert, die man aus dem Vorbereite-
                                 ten meinte erkennen zu können. Weder aus dem
                                 zeitgenössischen Materialismus mit seinem sub-
                                 jektivistischen Individualismus oder Ästhetizis-
                                 mus, der fürs Private reichen und hier auch sei-
                                 nen legitimen Platz haben mag, noch [wie bei
                             einigen wenigen nebenstehend ausgewählten
Historische Reminiszenzen: Das
Nationaltheater in Weimar    Beispielen, die sich beliebig vermehren ließen]
aus historisierenden Reminiszensen vergangener Bauformen, wie sie in den
letzten zweihundert Jahren als sog. Neo-Klassik, Neo-Gotik usw. das Feld des
öffentlichen Zweckbaues besetzt haben und schon gar nicht durch jene Ab-
wege, die staatstotalitären Architekturen von Hitler und Stalin bis zum ru-
mänischen Conducator Nicolae Ceauşescu
                                               beschritten haben, ist das darzustellen, was
                                               wir einerseits im Hinblick auf die Bewusst-
                                               einsentwicklung nach dem Maß des Men-
                                               schen und anderer-
                                               seits im Hinblick auf
                                               die erreichten Funk-
                                               tionsverhältnisse des
                                               sozialen Organismus
Das Haus des Volkes in Bukarest                schaffen müssen, um
                                               in den Gesetzmäßig-
                                         keiten der Baukunst das
                                         alte hermetische Prinzip
                                         »oben wie unten«, das im
                                         1. Satz auf der »tabula sma-
                                         ragdina«11 festgehalten ist,
                                         ergänzen zu können durch den neuen Grundsatz
                                         »innen wie außen«.
Poseidon-Tempel in Paestum

Werden wir dann - nach einem Gedanken Steiners - Bauten haben, durch de-
                                  ren Formen »sich Friede und Harmo-
                                  nie in die Herzen ergießen wird«? »Ge-
                                  setzgeber«, sagt Steiner, »werden solche
                                  Bauten sein. Und dasjenige, was nicht
                                  erreichen können äußerliche Veranstal-
                                  tungen, das werden erreichen die For-
                                  men dieser unserer Gebäude. […]
Auch der Berliner Reichstag [seit 2000 wieder Sitz des Deutschen Bun-
destages] wie das Österreichische Parlament in Wien [rechts] und die
Börse in New York [unten] sind Beispiele für Rückgriffe auf die antike
Formensprache

                       Wahre Heilung vom Bö-
                       sen zum Guten wird in
                       der Zukunft für die Men-
                       schenseelen darin liegen,
                       dass die wahre Kunst je-
                       nes geistige Fluidum in die menschlichen Seelen und in
                       die menschlichen Herzen senden wird, so dass diese
                       Menschenseelen und -herzen – wenn sie das Fluidum
                       auf sich wirken lassen von dem, was geworden ist in ar-
                       chitektonischer Skulptur und anderen Formen – dann,
                       wenn sie lügnerisch veranlagt sind, aufhören zu lügen;
                       dass, wenn sie friedensstörerisch veranlagt sind, aufhö-
ren, den Frieden ihrer Mitmenschen zu stören. Baulichkeiten werden zu spre-
chen beginnen.»12 Was zu prüfen wäre – und wir wollen es prüfen!

11 Siehe dazu die deutsche Übersetzung der Tabula Smaragdina des Hermes Trismegistos
auf: de.wikisource.org/wiki/Smaragdtafel
12 Rudolf Steiner am 17. Juni 1914; Wege zu einem neuen Baustil [»Und der Bau wird

Mensch«], GA 286, S. 64
Man darf aber bei dem, was man dann dergestalt in relativ kurzer Zeit kon-
kret ausarbeiten und vorschlagen konnte, nicht vergessen, dass einige Zeit-
genossen zuvor Jahrzehnte mit einer neuen Sozialwissenschaft am Erkennen
der Idee des sozialen Organismus gearbeitet und produktive Ergebnisse er-
reicht hatten, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, das zu finden, was,
durch die Ereignisse im Zeitgeschehen herausgefordert, als Projekt mit dem
Titel »Die Heilung der Wunde« für New York und als Projekt für die Europä-
ische Union im Rahmen des Konstitutionsprozesses unter dem Namen MEDI-
ANUM vorgeschlagen werden konnte. Was im konkreten Forschungszusammen-
hang auch zu der Entdeckung führte, dass beide Motive, auf die wir beim Er-
eignis »Nine-eleven« stoßen, auch schon bei Richard Wagner zu finden sind:
                                                          Zum einen die Wandlung des Geld-
                                                          begriffes, wie es die Legende von
                                                          »Kosmas und Damian« impliziert,
                                                          in einem Vortrag, den der junge
                                                          Wagner am 14. Juni 1848 im revo-
                                                          lutionären Dresden gehalten hat13
                                                          und zum andern die »Heilung der
Wunde« in seinem letzten großen Werk, dem »Parsi-
fal«. Beides hat etwas mit dem fünfgliedrigen Freiheits-
wesen des Menschen zu tun, mit seiner Ich-Entwicklung
vom im Triebhaften versklavten Ego, dem Kult des
Egoismus aller Art, was das Leid auf der Welt erst her-
                                                           vorgebracht
                                                          hat, hin zum
                                                          wahren, selbst-
                                                          los handeln-
                                                          den Ich, das in der Welt seinen Bei-
                                                          trag im Ganzen und für das Ganze
                                                          leistet: »Die Wunde schließt der Speer
 Beispiele von architektonischen Reminiszenzen auf den     nur, der sie schlug«, lässt Wagner
 US-Dollar-Noten: Die Pyramide auf dem 1-Dollar-Schein     Parsifal sagen. Und Steiner formu-
 [der die Pyraminde umrahmende Text lautet: »Unser
 Projekt wird erfolgreich sein – Die neue Weltordnung]     liert ein »Motto für Sozialethik« mit
 Auf der 10-Dollar-Note ist das am 11. September (!) 1789  den Worten: »Heilsam ist nur, wenn
 eröffnete Finanzministerium abgebildet.
                                                           im Spiegel der Menschenseele sich
bildet die ganze Gemeinschaft und in der Gemeinschaft lebet der Einzelseele
Kraft.« [GA 40, S. 256]
13 »Wie verhalten sich republikanische Bestrebungen dem Königtume gegenüber?« Dort

heißt es: »Wir werden erkennen, dass es der sündhafteste Zustand in einer menschlichen
Gesellschaft ist, wenn die Tätigkeit Einzelner entschieden gehemmt ist, wenn die vorhande-
nen Kräfte sich nicht frei rühren und nicht vollkommen sich verwenden können [...] Wir
werden erkennen, das die menschliche Gesellschaft durch die Tätigkeit ihrer Glieder, nicht
aber durch die vermeinte Tätigkeit des Geldes erhalten wird [...] Gott wird uns erleuchten,
das richtige Gesetz zu finden, durch das dieser Grundsatz in das Leben geführt wird, und wie
ein böser nächtlicher Alp wird dieser dämonische Begriff des Geldes von uns weichen mit all
seinem scheußlichen Gefolge [...] Das wird die volle Emanzipation des Menschengeschlech-
tes, das wird die Erfüllung der reinen Christuslehre sein, die sie uns neidisch verbergen hin-
ter prunkenden Dogmen, einst erfunden, um die rohe Welt einfältiger Barbaren zu binden
und für eine Entwickelung vorzubereiten, deren höherer Vollendung wir nun mit klarem Be-
wußtsein zuschreiten sollen.« in: C. F. Glasenapp, Das Leben Richard Wagners, 2. Band, S. 534
W     ir stehen vor einer apokalyptischen Alternative: Die Menschheit droht
      im Strudel des egozentrischen Individualismus unterzugehen, wenn
nicht bald eine »Weltauffassung« sich globalisiert, die den Erfordernissen
des sozialen Organismus nicht weniger Aufmerksamkeit schenkt als heute
der zwar berechtigten, aber seit langem einseitig dominanten Tendenz zur
Individualisierung.14
Dafür kann auch ein aus dieser Einsicht gewonnener, neuer baukünstleri-
scher Impuls ein volkspädagogischer Ansporn sein. Joseph Beuys ist zu früh
verstorben, um diese Aufgabe als eine Disziplin des »erweiterten Kunstbegrif-
fes« explizit benennen zu können. Man kann aber Beuys nicht nur erst dann
verstehen, »wenn man ihn schon verstanden hat«, wie Ulrich Rösch es in sei-
nem Beitrag sinnig formulierte,15 sondern auch erst dann, wenn man seine
Begrifflichkeiten offen hält für wesensgemäße »Erweiterungen.«
Auch wenn, wegen unserer begrenzten materiellen Möglichkeiten, das Pro-
jekt »Die Heilung der Wunde« in New York im Prozess der Urteilsbildung,
was auf dem Gelände von Ground Zero an die Stelle treten sollte, von wo aus
»Kosmos« und «Damian«, die Twin Towers, 28 Jahre lang die Skyline Man-
hattans beherrschten, zunächst keine Rolle spielen konnte: Die Aufgabe be-
steht noch immer, und sie besteht überall.
Ich möchte meine fragmentarischen Anregungen, aus gewiss ungewöhnli-
chen Perspektiven heraus gewisse Zusammenhänge mit dem einschneiden-
den Ereignis vom 11. September 2001 in Beziehung zu setzen, mit einem Ge-
danken abschließen, den ich bei Rudolf Steiner gefunden habe und der dem
Sinn nach in unserer Besinnung zum Ausdruck gebracht wurde. Gegenüber
den Priestern der gerade erst von diesen gebildeten »Bewegung für religiöse
Erneuerung«, der »Christengemeinschaft«, sagte er in einem Vortrag über
Fragen der Apokalypse des Johannes: »Es hat einzig und allein einen Sinn,
wenn man an der Apokalypse selbst zum Apokalyptiker wird und aus diesem
Apokalyptiker-Werden seine Zeit so verstehen lernt, dass man die Impulse
dieser Zeit zu Impulsen des eigenen Wirkens machen kann.« [GA 346 S.125]

14Siehe auch Rudolf Steiner, in »Geisteswissenschaft und soziale Frage«, GA 34, S. 217 ff
15Siehe auch Ulrich Rösch, "Man kann Joseph Beuys erst verstehen, wenn man ihn schon
verstanden hat« - Erläuterungen zum Geld- und Kapitalbegriff von Joseph Beuys, in: Jo-
seph Beuys u.a.: Was ist Geld? Eine Podiumsdiskussion, FIU-Verlag, Wangen, , 1991. S. 81 ff
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