Coworking Spaces - Nische oder schon Megatrend? - Büro Lokal
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Trends IMMOBILIEN BUSINESS_04/2016 10 Coworking Spaces – Nische oder schon Megatrend? Büroimmobilien – Nach der Telekommunikation jetzt auch der Arbeitsplatz: Die Welt wird immer mobiler. Firmen verringern ihre Büroflächen und die Mit- arbeitenden zieht es ins Home Office – oder in die Coworking Community. Von Mathias Rinka; Bilder: ZKB, WeWork, The Hub WeWork-Office Space in Soho (NYC) – schon bald auch in Zürich? Sie heissen «Impact Hub», «Citizen zehn Mitarbeiter geben. Auch eine ak- in sogenannten Coworking-Büro- Space», «Voisins» oder «VillageOffice» tuelle nationale Deloitte-Untersuchung gemeinschaften. In der Schweiz gibt es und schiessen wie Pilze aus dem Boden. zeigt: 25 Prozent der Schweizer arbeiten heute 50 solcher Coworking Spaces. In Die Rede ist von Coworking Spaces, die haupt- oder nebenberuflich als Freelan- den nächsten 24 Monaten wollen laut in der Schweiz immer öfter zu finden cer. Ein Drittel der übrigen 75 Prozent Deloitte 42 Prozent ihr Angebot aus- sind. Kein Wunder, dass im März 2015 will dies im nächsten Jahr ebenfalls tun. bauen. hierzulande der erste nationale Verein Schweizer Grossfirmen wie die UBS, die unter dem Namen «Coworking Switzer- Zahl der Coworking Spaces steigt Post oder die SBB sind bereits – nicht land», der sich die Verbreitung der neu- ganz uneigennützig – auf den Co- en flexiblen Arbeitsform auf die Fahnen Haupttreiber dieser Entwicklung ist laut working-Zug aufgesprungen: Die Unter- schreibt, in Zürich gegründet wurde. Deloitte die Sharing Economy, die immer nehmen haben erkannt, dass bei ihren Mitgründerin Jennifer Schäpper-Uster mehr Menschen dazu veranlasst, Mitarbeitenden die Präsenzzeiten in der aus Wil SG ist sich der Dynamik der Be- Dienstleistungen über Onlineplattfor- digitalisierten Arbeitswelt rapide sinken wegung bewusst: «Das klassische Büro men anzubieten. Gleichzeitig werden und Kosten reduziert werden können. stirbt. Bis zum Jahr 2020 werden 89 Pro- wissensintensive Berufe und mobiles Stefan Dürig von der Post Immobilien zent aller Arbeitsformen mobil sein». Arbeiten wichtiger. 28 Prozent der Management und Services AG berichte- Damit zitiert sie die Ergebnisse einer Schweizer arbeiten heute bereits min- te kürzlich auf dem von pom + initiierten Citrix-Studie mit dem Titel «Workplace destens einen halben Tag pro Woche von «2. Digital Real Estate Summit 2016» in of the Future». Demnach werden Unter- zu Hause aus. Diese Zahl dürfte weiter Brugg-Windisch, dass die Schweizeri- nehmen weltweit ihre Büroflächen um steigen – gemäss Deloitte-Studie hätte sche Post eine Auslastung ihrer Büros 14 Prozent reduziert haben und es im die Hälfte aller Beschäftigten das Po- nach eigenen Erhebungen auf maximal Schnitt nur noch 6,7 Schreibtische für tenzial für Arbeiten im Home Office oder 60 Prozent taxiert. Anhand einer soge-
IMMOBILIEN BUSINESS_04/2016 Trends 11 IM TREND Früher «Tele-Arbeit», heute Coworking «Flexible Arbeit im Sinne von Arbeit an verschiedenen Orten gibt es in der Schweiz schon lange», sagt Johann Weichbrodt, Organisationspsychologe von der Fachhoch- schule Nordwestschweiz (FHNW). Den ersten Schub gab es basierend auf neuer Technolo- gie in den 1980er-Jahren. Damals noch unter dem etwas sperrigen Begriff «Tele-Heim- Coworking-Büros: High-Speed-Internet, Schreibtisch und eine Tasse Kaffee. arbeit». Mit den neuen, technischen Möglichkeiten für mobiles Arbeiten durch Breitband-Internetzugänge kamen in den nannten Heat Map habe festgestellt Silicon Valley, und startete dort in den 1990er- und 2000er-Jahren auch virtuelle werden können, wann welcher Büro- Jahren 2006/2007. Sie schwappte da- Formen auf, wie etwa Videokonferenzen. arbeitsplatz frei oder belegt war. Dabei nach rasch über die Weltmeere und er- «Heutzutage sind wir endgültig in einem stellte sich heraus, dass die höchste reichte auch Europa. «Das Coworking mobilen und zugleich flexiblen Arbeitszeit- Quote am Dienstag und die geringste am wurde gerade 2008 mit den Folgen der alter angekommen», wie Weichbrodt in einer Freitag erreicht wurde. Dürigs Fazit: Die Finanzkrise richtig hip, gerade in Gross- Studie herausfand. Seine repräsentative Nutzung von Büroflächen wird sich wei- britannien oder in Spanien», erklärte Erhebung zeigt, dass mobiles Arbeiten in der ter reduzieren dank mobiler Arbeitsfor- Jennifer Schäpper-Uster im März beim Schweiz heute in rund 18 Prozent der men und zunehmend flexibler Arbeits- SPG Intercity Talk in Zürich, der sich mit dienstleistungs- und wissensorientierten welten. «Wir könnten uns sogar dem Thema auseinandersetzte. Sie sieht Unternehmen sowie in der Verwaltung ein vorstellen, in den Sommermonaten gan- als Coworking-Zielgruppen nicht mehr fester Bestandteil der Arbeitskultur ist – und ze Büroetagen stillzulegen und somit nur die klassischen «Digital nomads» noch grosses Wachstumspotenzial besitzt. Kosten für Heizung, Strom und Reini- und Selbständige, sondern auch Start- Die FHNW-Studie zeigt auch, dass es insge- gung zu sparen», warf Dürig einen Blick ups, KMUs, Jungunternehmer, Studie- samt fünf verschiedene Phasen der Entwick- in die Kristallkugel. rende und mit steigender Tendenz auch lung gibt, von der Einsteiger- bis hin zur Pendler und Angestellte. Fortgeschrittenen- und Profi-Phase. «Eine Basis-Angebot: «Zur Grundausstattung eines Co- fördernde Unternehmenskultur zu schaffen Internet und Kaffee working-Büros gehören zunächst ein- und die Unterstützung des Managements mal High-Speed-Internet für den mitge- sind jedoch die zentralen Herausforderungen Flexible Arbeitsplätze werden heute mit brachten Laptop und eine Tasse Kaffee», für alle befragten Unternehmen», sagt stark steigender Tendenz gesucht. Der sagt Schäpper-Uster. Die sogenannten Weichbrodt. Darüber hinaus müssten «Home Office»-Trend wird dabei durch Coworker zahlen für ihren temporären Führungskräfte ihr Führungsverständnis die Coworking-Bewegung ergänzt bzw. Arbeitsplatz und die Nutzung des Inter- überdenken. In Unternehmen, die sich noch fortgeführt. Sie stammt ursprünglich nets. Dazu kommen Möglichkeiten zu in der Einstiegsphase befinden, müssten aus den USA, genauer gesagt aus dem kopieren, zu drucken oder zu scannen Führungskräfte die flexible Arbeitsweise stärker regulieren und kontrollieren. Bei den ANZEIGE Fortgeschrittenen hingegen sei mehr Freiraum und Vertrauen möglich und somit ein Führungsstil gefragt, der sich noch stärker ziel- und ergebnisorientiert zeigt. Für eine funktionierende Zusammenarbeit brauche es jedoch auch später klare Rahmenbedingun- gen, so Weisbrodt weiter. Die gemeinsame physische Präsenz sollte organisiert sein und Regeln für die Erreichbarkeit, insbesondere zu unüblichen Arbeitszeiten, sollten definiert werden. «Je flexibler die Arbeitsbedingungen sind, desto wichtiger wird es, die Auslastung der Mitarbeitenden nicht aus dem Blick zu Anlageprofil: www.hig.ch/gesucht verlieren und desto stärker müssen sich Teams auch selbst regulieren können.» (mr)
Trends IMMOBILIEN BUSINESS_04/2016 12 und die Benutzung von Flipchart, Tafel Gryffenberg» (erbaut 1883 – 1885), jüngst Schweizer Work Smart oder Beamer und einer gemeinsamen frisch sanierte. Von der reinen Domizil- Initiative Küche. Fällig wird eine standortabhän- Adresse bis zum eigenen Büro ist dort gige Tagespauschale – meist zwischen alles buchbar, wahlweise auch mit Se- Sieben Schweizer Unternehmen 25 und 50 Franken. Zusätzlich können kretariats- und Telefonservice. Aber auch haben im Juni 2015 eine Charta für auch Konferenzräume gebucht werden. die «Coworker» sind nun im Blickfeld eine flexible und smarte Wirtschaft Fragt man Nutzer von Coworking Spaces von Satellite Office, einem deutschen unterzeichnet. Microsoft Switzer- nach den Gründen für ihren Schritt in Unternehmen, das bislang Standorte in land, Die Mobiliar, die Schweizeri- das «moderne temporäre Grossraum- Hamburg, Berlin und München eröffnete. sche Post, die SBB, Swisscom, die büro», ist es zunächst vor allem ein «Ar- Ein sogenanntes Coworking Desk in Zü- SRG SSR und Witzig, Anbieter von beitsplatz mit Community-Anschluss». rich kostet für einen Tag ab 69 Franken, Arbeitsplatzlösungen, wollen Wichtig sei vor allem die Möglichkeit zum im 10er-Tages-Ticket ab 349 Franken Unternehmen dabei unterstützen, Austausch mit Gleichgesinnten und das und im ganzen Monat ab 698 Franken. flexible Arbeitsformen einzuführen Vermeiden von «Isolation im Home Of- Nur einen Steinwurf entfernt, bietet die und zu fördern. Gestützt auf eine fice». Im Zentrum steht daher für die Firma Office Business Center (OBC) Studie der Fachhochschule Nord- Betreiber von Coworking Spaces auch Swiss in der Bahnhofstrasse 52 ähnlich westschweiz wurde ein Leitfaden der Erfahrungs- und Ideenaustausch, flexible Büroarbeitsplätze, aber mit ei- entwickelt mit Tipps für die Ein- wie Schäpper-Uster ergänzt. ner ausgeprägten und weitreichenden führung flexibler Arbeitsformen. Dienstleistungspalette an: Möblierte Die Work Smart Initiative für flexible Business-Center mischen mit Räume, Einzel- oder Team-Büros plus Arbeitsmodelle ist aus dem Home Empfang, Post- und Telefonservice sind Office Day entstanden. Mit der Auf den neuen Coworking-Trend stellen dort im Paket ab 2.500 Franken im Monat Unterzeichnung der gemeinsamen sich zunehmend auch die Anbieter der zu haben und richten sich damit an eine Charta bekennen sich inzwischen klassischen Business Center ein. So er- finanzkräftigere Klientel. Auch die Regus 55 Unternehmen zu drei Hauptzie- öffnete im März an der Zürcher Bahn- Business Center, nach eigenen Angaben len: motivierende Rahmenbedin- hofstrasse 10 das Unternehmen Satel- «Anbieter von flexiblen Bürolösungen», gungen für die Mitarbeitenden lite Office seine erste Dependance in der will vom Coworking-Trend profitieren schaffen, den Arbeitsmarkt zur Schweiz. Es bietet dort in einem Eck- und hat weitreichende Expansionspläne. Rekrutierung von Fachkräften gebäude zur Börsenstrasse hin in 1A- Weltweit soll die Zahl der Standorte von besser erschliessen sowie Energie, Lage auf 646 Quadratmetern insgesamt heute 1.500 auf 20.000 steigen. Die Pla- Gebäude und Verkehrsinfrastruk- 14 Büros, zwei Konferenzräume und nungen für die Schweiz sehen ein Wachs- turen smarter nutzen und diese «Open Spaces» für eine flexible Arbeits- tum von heute 22 auf 150 Business Cen- gleichmässiger im Tagesverlauf platznutzung. Den Mietvertrag über die ter vor. Zusätzlich zu den traditionellen auslasten. (mr) drei Ebenen schloss Satellite Office mit Business Centern mit einer Grösse von www.work-smart-initiative.ch der PSP Swiss Property AG ab, die das 1.000 Quadratmetern sind aber auch Objekt, das denkmalgeschützte «Haus neue Formate, wie beispielsweise «Büro Züri» ZKB-Filiale mit Coworking Space In den vergangenen vier Jahren hat die Raum für bis zu sechs Personen. Gebucht keit suchen, um in professioneller und Zürcher Kantonalbank (ZKB) ihren Hauptsitz werden kann der Coworking-Arbeitsplatz bis entspannter Atmosphäre ihre Projekte und mit einem Investitionsvolumen von rund zu acht Wochen im Voraus oder spontan vor Arbeitspläne voranzutreiben». 200 Millionen Franken umfassend umgebaut. Ort für ein paar Stunden oder einen ganzen Der Erfolg des Konzepts zeigt sich in den Der sanierte Gebäudekomplex umfasst nun Tag. Geöffnet ist das «Büro Züri» Montag bis Nutzerzahlen: Seit Eröffnung des «Büro neben der Bankfiliale das Coworking-Projekt Freitag jeweils von 9 Uhr bis 19 Uhr sowie am Züri» im August 2015, also in circa acht «Büro Züri» und eine angrenzende Gastrono- Samstag von 9 Uhr bis 17 Uhr. «Mit unserem Monaten, nahmen rund 11.000 Menschen das mie mit Namen «Kafi Züri». Die Lokale sind neuen, aussergewöhnlichen Angebot Angebot an. Die durchschnittliche Nutzungs- öffentlich zugänglich und haben einen eigen- engagieren wir uns für einen nachhaltig zeit beträgt dreieinhalb Stunden. Die ständigen, von der Bank unabhängigen prosperierenden Wirtschaftsraum Zürich», Auslastung bei den 16 im Voraus buchbaren Marktauftritt. sagt ZKB-CEO Martin Scholl. Angesprochen Coworking-Plätzen betrage nahezu 100 Das «Büro Züri» bietet 20 kostenfreie, multi- werden sollen «Start-ups, Studierende, Prozent, erklärte die ZKB-Medienstelle auf funktionale Arbeitsplätze zur temporären Unternehmerinnen und Unternehmer oder Nachfrage von IMMOBILIEN Business . (mr) Nutzung sowie einen separaten Workshop- Geschäftsleute, welche nach einer Möglich- www.buero-zueri.ch
IMMOBILIEN BUSINESS_04/2016 Trends 13 Ein Coworking Space in Zürich: das «Büro Züri» im neuen ZKB-Hauptsitz. «Express»-Standorte mit nur 300 Qua- AGs zunehmend interessanter. Laut dung unter anderem auch Räume für dratmeter Fläche sowie auch Einzellie- Schäpper-Uster sind hier erzielbare Forschung und Entwicklung sowie auch genschaften von 3.000 Quadratmetern, Mieteinnahmen für Vermieter von Büro- Coworking Spaces bieten. Die in Schlie- in Vorbereitung. gebäuden – je nach Standort und Lage ren geplanten Umbauten mit einem avi- – im niedrigen dreistelligen Bereich in sierten Investitionsvolumen von circa Büro-Investoren zeigen Interesse Franken pro Quadratmeter und Jahr 28 Millionen Franken sollen 2018 und durchaus im realistischen Bereich. 2019 realisiert werden. Wehrli erwartet Coworking-Switzerland-Mitgründerin Hans Peter Wehrli, Verwaltungsratsprä- eine zunehmende Professionalisierung Jennifer Schäpper-Uster sieht als ide- sident der SPS Swiss Prime Site AG, be- im Segment Coworking Spaces und in ale Einstiegsgrösse Büroräume ab 200 tonte kürzlich bei der Präsentation der diesem Zusammenhang auch bald einen Quadratmeter mit einer Mindestarbeits- Geschäftszahlen, dass man auf dem «Bereinigungseffekt» in dem Markt. Zu- platzzahl von etwa 20 an. Sobald eine Büromarkt auch explizit diese Modelle dem scheint auch der Gigant WeWork Community wächst, kann es auch grös- für flexible und mobile Arbeitsplätze ge- aus den USA ein Blick auf die Schweiz sere Räume vertragen wie bei Citizen nauestens beobachte. Für das 2015 er- geworfen zu haben. Der Grossanbieter Space oder Impact Hub. Vielerorts kom- worbene Druckzentrum der NZZ in von Coworking Spaces in zahlreichen me das Coworking-Konzept auch als Schlieren wird gar ein innovatives Kon- Millionenstädten dieser Welt soll Ge- Interimsnutzung für eine leerstehende zept für ein «Urban Education Center» rüchten zufolge bereits Makler beauf- Büroimmobilie in Frage. Andererseits mit 24.700 Quadratmeter Nutzfläche tragt haben, um geeignete Standorte wird das Modell aber anscheinend auch entwickelt. Es soll laut SPS neben der und Immobilien in Zürich und Genf aus- für Projektentwickler und Immobilien- Infrastruktur für Aus- und Weiterbil- findig zu machen. ANZEIGE Ihr Vertrauenspartner für die Mietkaution ohne Bankdepot SwissCaution wurde 1991 gegründet und ist die 1. Schweizer Versicherungsgesellschaft für die Mietkaution ohne Bankdepot für Privat- und Geschäfts-mietverträge. Mit einem Mietkautionsvolumen von mehr als CHF 750 Millionen und mehr als 180’000 zugehörigen Kunden, welche einen Mietwert von CHF 3 Milliarden repräsentieren, ist SwissCaution der Marktführer für die Mietkaution in der Schweiz. Die Mietkaution von SwissCaution bietet dem Vermieter den gleichen Wert und die gleiche Funktion wie ein Bankdepot und noch dazu einen qualitativ hohen wie zügigen Service. T. 0848 001 848 - www.swisscaution.ch
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