Verlust-Potenziale mit Kunden bis zum Auftrag mindern - Mercuri ...

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Spektrum Kundenprozesse

         Verlust-Potenziale
         mit Kunden bis zum
         Auftrag mindern
         Zwischen Erstkontakt und Kauf verlieren B-to-B-Unternehmen
         zunehmend Umsatzpotenziale – dieser Artikel zeigt, wie der Kunde
         erfolgreicher begleitet werden kann.

         Prof. Dr. Christian Belz, Holger Dannenberg, Maximilian Pahl

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Spektrum Kundenprozesse

D
         er Kunde bewegt sich nicht zü-          Die vorliegende Auswertung erfasst        Prof. Dr. Christian Belz
         gig zum Kauf: Beschaffungs-         lediglich die durchschnittlichen Ergeb-       Emeritierter Ordinarius
         prozesse ziehen sich zuneh-         nisse. Sie sind eine Referenz für Leser,      für Marketing der
mend in die Länge und Kundenprojekte         um die eigene Situation besser zu beurtei-    Universität St. Gallen
                                                                                           christian.belz@unisg.ch
werden immer häufig unter- oder abge-        len. Die Standardabweichungen der Er-
brochen (Rutschmann/Belz 2014 und            gebnisse waren durchgängig recht hoch.
Rutschmann 2018). Besonders komple-                                                        Holger Dannenberg
xe Beschaffungen überlasten die Betei-       Unternehmen realisieren                       Geschäftsführer von
ligten und kommen oft zum Stehen             weniger als 20 Prozent der                    Mercuri International,
(Virtanen/Parvinen/Rollins 2015). Da-        möglichen Kundenprojekte                      D-Meerbusch
rüber hinaus formalisieren und profes-                                                     holger.dannenberg@mercuri.de
sionalisieren viele Kunden ihren Ein-        Von begonnenen Kundenprojekten bis
kauf erheblich (Grewal et al. 2015).         zu den realisierten Aufträgen verlieren
Durch diese Entwicklungen sind die           B-to-B-Unternehmen gravierend an Bo-          Maximilian Pahl
                                                                                           Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Zusammenarbeit und der Weg des Kun-          den, die groben Ergebnisse unserer Stu-
                                                                                           am Institut für Marketing
den für den Erfolg der Anbieter inzwi-       die zeigt Abbildung 1. Um die Lage zu
                                                                                           und Doktorand zum Thema
schen ausschlaggebender als der eigent-      verbessern, sollten die Unternehmen be-       Interaktionsprozesse im
liche Kaufentscheid.                         stimmen, wo sie mit ihren Massnahmen          B-to-B-Geschäft
    Der vorliegende Beitrag zeigt aktuel-    ansetzen wollen. Geht es darum, Kun-          maximilian.pahl@unisg.ch
le Fakten zum Kundenprozess im Busi-         denprojekte zu initiieren, ihre Transpa-
ness-to-Business-Geschäft und leitet         renz zu steigern, sie aktiv zu fördern oder
Massnahmen für Marketing und Vertrieb        Wettbewerber auszustechen? Dabei sind
ab. Ziel ist es, weniger Aufträge von po-    nicht nur die relativen Verluste wichtig,
tenziellen Kunden auf dem Weg zum An-
gebot zu verlieren.
                                                   Was fördert,
Die Untersuchung                                 erleichtert und
Mit einer eigenen Erhebung setzen sich
                                              bereichert den Weg
das Institut für Marketing der Universität      des Kunden zum
St. Gallen und Mercuri International das
                                               Kauf? Diese Frage
Ziel, den Kundenprozess mit ergiebigen
Fakten abzustützen (vgl. Schaukasten           steht für Marketing
zur Untersuchung). Diese Prozesse erfas-          und Vertrieb
sen die wichtigsten Schritte und Hand-
lungen des Kunden von ersten Erfahrun-
                                                  zunehmend
gen und Abklärungen bis zum Kauf.                im Mittelpunkt.

   Zusammenfassung
   Die aktuellen Ergebnisse zu Kundenprozessen rütteln auf. Die abgeleiteten
   Massnahmen haben das Potenzial, den Unternehmenserfolg am Engpass
   des Kundenprozesses zu erhöhen. Aufgrund einer hohen Diversität
   der teilnehmenden Unternehmen sind die vorgeschlagenen Hebel für
   Marketing und Vertrieb ebenso vielfältig, jedoch in jedem Fall konkret.

Marketing Review St. Gallen   2 | 2019                                                                                      77
Spektrum Kundenprozesse

            Abb. 1: Verluste vom Potenzial der Kunden zu den Aufträgen des Unternehmens

                                          Kundenprojekte
                                             initiieren

            100
                                        Kunden verfolgen
             90                         32% der sinnvollen
                                      Beschaffungsprojekte             Markttransparenz
             80                       gar nicht und ergreifen              schaffen
                                          keine Initiative
             70                                                                                 Kundenprojekte
                                                                       Unser Unternehmen         aktiv fördern
             60                                                         umfasst 21% der                                    Wettbewerber
             50                                                       Kundenprojekte nicht      20% der Kunden-             übertreffen
                                                                                               projekte versanden
            40
                                                                                                                       62% der Beschaffungs-
             30                                                                                                          projekte gewinnen
                                                                                                                           Konkurrenten
             20

             10

              0
                        Potenzial von                   Effektive                Kundenprojekte mit   Weiterfolgende Projekte        Gewonnene
                      Kundenprojekten                Kundenprojekte                 Beteiligung*           durch Kunden               Projekte*

            * Bezogen auf die Kundenprojekte. Basis: n=212. Quelle: Belz et al. 2018.

            sondern auch der Aufwand und die Er-                 des endgültigen Entscheides auf ein          Fakten zu Kundenprozessen
            folgschancen für Massnahmen. Es                      „Ja“ oder „Nein“ zu saldieren. Jeder
            lohnt sich somit, den Kundenprozess                  Schritt des Kunden ist mit Abwägun-          Die Autoren erfassten rund 50 Kennzah-
            vertieft zu betrachten.                              gen verbunden. Bei jedem Schritt kann        len zum Kundenprozess. Die daraus ent-
                                                                 der Kunde abbrechen oder das Projekt         standenen Ergebnisse erweitern das be-
            Kundenprozesse fordern                               bei einem Wettbewerber fortsetzen.
            Marketing und Vertrieb heraus                            Klare Zahlen zum Prozess des Kun-
                                                                 den sind im Management beliebt, des-
            Was fördert, erleichtert und bereichert              halb werden sie laufend in Fachartikeln,           Kernthesen
            den Weg des Kunden zum Kauf? Diese                   Vorträgen oder Beraterstudien zitiert
            Frage steht für Marketing und Vertrieb               (z.B. Dixon/Adamson 2016; Google                   1. Vom Einkaufspotenzial
            zunehmend im Mittelpunkt. Um geeig-                  2015; Peterson/Riederer 2011; Thull                   bei Kunden bis zu den
            nete Antworten zu finden, wie sich die               (2010); Toman/Adamson/Gomez 2017).                    Aufträgen des eigenen
            Kundenprozesse wirksam begleiten                     Manche plausiblen Zahlen werden so                    Unternehmens sind die
                                                                                                                       Verluste enorm.
            und gestalten lassen, müssen sich An-                häufig wiederholt, dass sie schliesslich
            bieter intensiv mit dem Weg des Kun-                 völlig unbestritten scheinen. Typisch ist          2. Der Weg des Kunden zum
            den zum Kauf befassen (Belz 2016 und                 ein Beispiel, nach dem der Kunde „in-                 Kauf ist heute wichtiger als
            Redemann 2017).                                      zwischen 60 Prozent seines Weges zum                  der Kaufentscheid des
                Der Kaufentscheid ist nämlich nur                Kauf eigenständig und ohne die Liefe-                 Kunden.
            eine Folge der vielen vorausgehenden                 ranten zurücklegt“. Zudem sind solche              3. Besonders bei frühen und
            Schritte des Kunden. Es genügt nicht,                Zahlen auch erst ein Ausgangspunkt,                   unabhängigen Schritten des
            die Vor- und Nachteile eines Angebo-                 wichtig sind die möglichen Folgerungen                Kunden gilt es anzusetzen.
            tes für den Kunden für den Zeitpunkt                 für Marketing und Vertrieb.

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Spektrum Kundenprozesse

Abb. 2: Thesen und Fakten zu Kundenprozessen
These zum                                           Fakten zum Kundenverhalten
Kundenverhalten                                     (aus Sicht der befragten Unternehmen)
1. Prozesse ohne Lieferanten –   ŸGHV:HJHVPDFKHQ.XQGHQDOOHLQHŮGDYRQLP,QWHUQHWXQG
der Kunde bewegt sich unabhängig   37% mit Kollegen.
2. Kunden bewegen sich nicht                        ŸGHU.XQGHQQXW]HQXQVHUH7RXFKSRLQWVYRQ0HVVHQ(YHQWVELV]X
systematisch und linear zum Kauf                      Beratungsgesprächen, setzen aber ihre Kaufprozesse nicht fort.
3. Fehlende                                         ŸGHU.XQGHQYHUIROJHQZLFKWLJH%HVFKDIIXQJVSURMHNWHLQXQVHUHP
Beschaffungsinitiative                                Angebotsbereich nicht, obschon diese durch kurzes Pay Back, Kostenvorteile,
                                                      Qualitätsvorteile oder Innovationen sinnvoll sind.
                                                    ŸGHU.XQGHQNRQ]HQWULHUHQVLFKDXI(LQNDXIVSUHLVHXQGYLHOZHQLJHUDXI
                                                      Wirtschaftlichkeit und Nutzen.
0DQJHOQGH4XDOLƖNDWLRQ                          Ÿ'DVVHOEVWVW¦QGLJH9RUJHKHQYHUEHVVHUWQXUEHLGHU.XQGHQHLQHIƖ]LHQWHV
des Kunden                                            Vorgehen auf beiden Seiten und führt zu guten Einkaufsentscheiden.
                                                    ŸGHU.XQGHQPDFKHQJUREH%HVFKDIIXQJVIHKOHUJHJHQLKUHHLJHQHQ
                                                      Interessen.
5. Alles geht zu langsam                            Ÿ'LH=HLWYRPHUVWHQ/LHIHUDQWHQNRQWDNWELV]XP.XQGHQHQWVFKHLGVWLHJLQ
                                                      GHQOHW]WHQ-DKUHQXP
                                                    Ÿ1XUGHU2IIHUWHQZHUGHQYRP.XQGHQ=XJXP=XJDEJHZLFNHOW
6. Kunden sind ungeduldig                           Ÿ,QGHU)¦OOHVHW]HQXQV.XQGHQN¾U]HUH)ULVWHQDOVVLHI¾UXQVP¸JOLFKVLQG
und fordernd                                        Ÿ8QVHU$NTXLVLWLRQVDXIZDQGVWLHJLQGHQOHW]WHQ-DKUHQXP
7. Kunden formalisieren die                         ŸXQVHUHU.XQGHQIRUPDOLVLHUHQGLH%HVFKDIIXQJ]XQHKPHQG
Zusammenarbeit zunehmend                            ŸXQVHUHV$XIWUDJVYROXPHQVZLFNHOQZLULQ$XVVFKUHLEXQJHQDE
8. Zu viele Parteien mischen                        Ÿ'DV%X\LQJ&HQWHUGHV.XQGHQXPIDVVWGXUFKVFKQLWWOLFK3HUVRQHQ
bei Kundenentscheiden mit                           Ÿ%HLJU¸VVHUHQ%X\LQJ&HQWHUVVLQNWGLH:DKUVFKHLQOLFKNHLWI¾UHLQHQ
                                                      %HVFKDIIXQJVHQWVFKHLGXPYHUJOLFKHQPLWDOOHLQLJHQ(QWVFKHLGHUQ
                                                    Ÿ'HU(LQNDXISU¦JWGHV.DXIHQWVFKHLGHVYRQ.XQGHQ
                                                    Ÿ1XUPLWGHUZLFKWLJHQ(QWVFKHLGHUXQG%HHLQƗXVVHUDUEHLWHQZLUDXFK
                                                      direkt zusammen.
9. Kunden schlüpfen mit                             Ÿ.XQGHQYHUJOHLFKHQUHJHOP¦VVLJ.RQNXUUHQ]RIIHUWHQ8QVHUH7UHIIHUTXRWH
allen Lieferanten „ins Bett”                          liegt bei 38%.
                                                    Ÿ%HLGHUDNWXHOOHQXQGSRWHQ]LHOOHQ.XQGHQVWRVVHQZLULPPHUZLHGHU
                                                      auf die gleichen Wettbewerber.
10. Misstrauische Kunden                            Ÿ,QGHU.XQGHQNRQWDNWH=ZLVFKHQVFKULWWHRGHU$ENO¦UXQJHQUHDJLHUW
wehren Lieferanten ab                                  der Kunde nur, wenn wir laufend nachfassen und Druck ausüben.
                                                    Ÿ$XIGHU$QUXIH0DLOVRGHU9RUVFKO¦JHUHDJLHUWGHU.XQGHXQJHQ¾JHQG
                                                       zu langsam oder gar nicht.
                                                    ŸXQVHUHU.XQGHQZHKUHQ9HUN¦XIHUEHVXFKHHKHUDE
                                                    Ÿ8QVHUH.XQGHQOLHIHUQXQVQXUGHUUHOHYDQWHQ,QIRUPDWLRQHQGLUHNW
                                                       damit wir Angebot und Zusammenarbeit optimieren können.
11. Kunden sind unentschlossen                      ŸGHU%HVFKDIIXQJVSURMHNWHLQZHOFKHQZLUDOV/LHIHUDQWLQYROYLHUWVLQG
und wechseln ihre Anforderungen                       entscheidet der Kunde nicht, er bricht ab oder verschiebt sie um längere Zeit.
                                                    Ÿ8QVHUH2IIHUWHQYHU¦QGHUQVLFKEHLGHU.XQGHQYRUGHP.DXIVWDUN
                                                      und 16% der gewonnenen Aufträge verändern sich nach dem Kaufentscheid
                                                      grundlegend.
Basis: n= 212. Quelle: Belz / Dannenberg / Pahl 2018.

Marketing Review St. Gallen          2 | 2019                                                                                               79
Spektrum Kundenprozesse

                                                 kannte Bild vor allem durch ihren Grad         Grundsätzlich ist es nicht beson-
            Eckpunkte der                        an Vollständigkeit und Differenzierung.     ders wichtig, ob beispielsweise die
            Untersuchung                         Abbildung 2 zeigt links die fundamenta-     Kundenautonomie oder der Druck zu-
                                                 len Thesen der Studie. Sie verdichten die   genommen haben. Entscheidend ist nur,
            Thema: Kennzahlen zu                 ausgewählten Fakten auf der rechten Sei-    ob Unternehmen mit ihren Leistungs-
            Kundenprozessen im Business-         te. Die Thesen zum Kundenverhalten sind     angeboten und Zusammenarbeitsfor-
            to-Business-Geschäft.                dabei kontrastscharf formuliert. Es han-    men modernen Kundenanforderungen
                                                 delt sich jedoch nicht um Vorwürfe an die   weiterhin gerecht werden können.
            Methodik: Sekundäranalyse
                                                 Beschaffung – oft bewirken nämlich erst
            zur Auswertung vorhandener
            Quellen, um zu vergleichen           das angebotsseitige Marketing und der       Kundenprozesse fordern
            (Belz 2018). Online-Befragung im     Vertrieb das Verhalten der Einkäufer.       Marketing und Vertrieb heraus
            Februar und März 2018                     Im Vergleich zu den verfügbaren
                                                 Zahlen von Beratern sind unsere Ergeb-      Bereits kleine Veränderungen können
            Grundgesamtheit und
            Stichprobe: Grundgesamtheit          nisse oft moderater, decken sich aber       Marketing und Vertrieb wirksamer
            sind Führungskräfte in Geschäfts-    mit den wichtigen Trends (eine Auswer-      ausrichten. Aus den Thesen in Abbil-
            leitung, Marketing und Vertrieb      tung dazu gibt Belz 2018). Zwei Ein-        dung 2 lässt sich ein effektives Mass-
            von Unternehmen mit einem            schränkungen sind dabei wichtig:            nahmenpaket für Anbieter aus ver-
            erheblichen B-to-B-Anteil im                                                     schiedenen Branchen in der folgenden
            deutschsprachigen Raum; die           1. Nur die Sicht der Anbieter ist er-      Abbildung 3 schnüren.
            6WLFKSUREHGHUTXDOLƖ]LHUWHQ            fasst. Ebenso ergiebig wäre es, den         Massnahmen in Marketing und
            Teilnehmenden betrug 212.                Blick der Beschaffer spezifisch zu      Vertrieb sind in jedem Feld vielfältig
            Ÿ%HVRQGHUVHUIROJUHLFKH               erheben. Nur 36 Prozent der Teil-       und branchenabhängig. Auch hier ist es
              Unternehmen wurden in der              nehmenden stützen sich bei den          sinnvoll zu wählen.
              Stichprobe über ihre Umsatz-
                                                     Angaben auf präzise Informationen
              und Ertragskennzahlen
                                                     (beispielsweise aus dem CRM), 64
              GHƖQLHUWKDWWHQHLQ
              überdurchschnittliches                 Prozent schätzen die Prozentzahlen         Entscheidend ist,
              Wachstum im Umsatz und                 und Zeiteinheiten.                         ob Unternehmen
              HLQH¾EHUGXUFKVFKQLWW          2. Die Durchschnittszahlen geben
              liche Rendite.                         einen ersten Anhaltspunkt. Die
                                                                                              mit ihren Leistungs-
            ŸYHUWUHLEHQ,QGXVWULHJ¾WHU       Unterschiede zwischen Branchen,            angeboten und
               32% Dienstleistungen und              Unternehmen und sogar Kunden-
                                                                                              Zusammenarbeits-
               12% Gebrauchsgüter; 72%               projekten sind allerdings gross.
               YHUNDXIHQNRPSOH[H/HLVWXQ-                                                     formen modernen
               JHQVWDQGDUGLVLHUWHXQG
               HLQIDFKHVRZLHHLQH
                                                 Bei den Ergebnissen geht es nicht um        Kundenanforderungen
                                                 kleine Nuancen, sondern meistens um
               Kombination aus standardisier-
                                                 Grössen von 20 bis 50 Prozent. Die
                                                                                                weiterhin gerecht
               WHQXQGNRPSOH[HQ/HLVWXQJHQ
                                                 Auswertung kann als grobe Grundlage            werden können.
            Ÿ'HU*HVFK¦IWVDQWHLO%XVLQHVV
                                                 verstanden werden, um wichtige Kenn-
               to-Business beträgt bei den
                                                 zahlen auszuwählen. Im Anschluss gilt
               Befragten durchschnittlich 88%.
                                                 es, ergiebige Hebel für den eigenen             In der Aufstellung von Abbildung
            Ÿ.OHLQH8QWHUQHKPHQEHWHLOLJ-
                                                 Bereich abzuschätzen und Marketing          3 dominieren besonders Massnahmen
              WHQVLFK]XPLWWOHUH]X
              XQG.RQ]HUQH]X           sowie Vertrieb daran auszurichten.          in den frühen Phasen des Kaufprozes-
                                                     Manche Informationen zu Kunden-         ses. Die Initiative der Anbieter fördert
            Ausführliche Dokumentation:          prozessen finden sich bereits in den        ein Engagement der Kunden. Dabei ist
            Ergebnisse und Folgerungen
                                                 CRM-Systemen von Unternehmen und            es notwendig, den Kunden an seinem
            sind ausführlich dokumentiert in
                                                 lassen sich besser auswerten. In der Re-    Standort abzuholen. Die Ansätze, um
            Belz/Dannenberg/Pahl 2018.
                                                 gel müssen sie aber durch fundierte         Kundenimpulse aufzunehmen oder zu
                                                 Prozessanalysen ergänzt werden.             setzen, sind vielseitig und umfassen:

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Spektrum Kundenprozesse

Abb. 3: Folgerungen für Marketing und Vertrieb
These zum                                Massnahmen in Marketing und Vertrieb
Kundenverhalten
1. Prozesse ohne Lieferanten Ÿ8QDEK¦QJLJH:HJHGHV.XQGHQSURDNWLYEHJOHLWHQ
– der Kunde bewegt sich      Ÿ.XQGHQ]XJ¦QJHRQXQGRIƗLQHJHVFKLFNWYHUELQGHQ
unabhängig                   Ÿ6R]LDOH)DFKYHUQHW]XQJGHV.XQGHQI¸UGHUQXQGQXW]HQ
2. Kunden bewegen sich                   Ÿ.DXISUR]HVVHGHV.XQGHQGHWDLOOLHUWHUIDVVHQGLH+HEHOEHVWLPPHQXQGGHQ3UR]HVV
nicht systematisch und                     strukturieren.
linear zum Kauf                          Ÿ&RQQHFWLYLW\I¸UGHUQŮ7RXFKSRLQWVXQG,QVWUXPHQWHDXIGHQ*HVDPWSUR]HVV
                                           ausrichten und den Schwung des Kunden fördern.
3. Fehlende                              Ÿ%HVFKDIIXQJHQI¾UGHQ.XQGHQDXIZHUWHQ
Beschaffungsinitiative                   ŸKunden für Beschaffungen anstossen und attraktive Ergebnisse sowie Nutzen belegen.
                                         Ÿ.XQGHQYRUDXVJHKHQXQGI¾KUHQ
0DQJHOQGH4XDOLƖNDWLRQ               Ÿ.XQGHQLQLKUHQ3UR]HVVHQTXDOLƖ]LHUHQ
des Kunden                               Ÿ0¸JOLFKH)HKOHUGHU.XQGHQYRUKHUVHKHQXQGYHUKLQGHUQ
                                         Ÿ(LJHQH/HLVWXQJVI¦KLJNHLWGHV8QWHUQHKPHQVI¾U.XQGHQYHUPLWWHOQ
                                         Ÿ)U¾KLP3UR]HVVGHV.XQGHQHLQVWHLJHQXQG.XQGHQJXWEHUDWHQ
5. Alles geht zu langsam                 Ÿ3UR]HVVHPLW.XQGHQEHVFKOHXQLJHQXQGGLIIHUHQ]LHUHQ
                                         Ÿ,QWHUQH3UR]HVVHEHVFKOHXQLJHQXQGGLIIHUHQ]LHUHQ
6. Kunden sind ungeduldig                Ÿ0LW=HLWGUXFNGHU.XQGHQSURIHVVLRQHOOXPJHKHQ
und fordernd                             Ÿ5HVVRXUFHQGHU.XQGHQEHDUEHLWXQJVWUDWHJLVFKDXIGLH3URMHNWSKDVHDXVULFKWHQ
                                         Ÿ$XIZDQGVWHXHUQHWDSSLHUHQXQGLQ5HFKQXQJVWHOOHQ
                                         Ÿ$XVVLFKWVORVH.XQGHQSURMHNWHHUNHQQHQXQGUHFKW]HLWLJDEEUHFKHQ
                                         Ÿ/HLVWXQJVXQG3UHLVGUXFNPLW9DULDELOLW¦WEHJHJQHQ
7. Kunden formalisieren                  Ÿ)RUPDOLVLHUXQJGHV.XQGHQ XQGHLJHQH)RUPDOLVLHUXQJ DEEDXHQXQG=XVDPPHQ
die Zusammenarbeit                         arbeit vereinfachen.
zunehmend                                Ÿ3URIHVVLRQHOODQ$XVVFKUHLEXQJHQWHLOQHKPHQ
8. Zu viele Parteien                     Ÿ$QJHVWUHEWH%X\LQJ&HQWHUVZLUNVDPLP3UR]HVVEHJOHLWHQ
mischen bei Kunden-                      Ÿ6FKO¾VVHOSHUVRQHQVHOHNWLHUHQXQGSURDNWLYDQJHKHQGHQ=XJDQJ]XGHQ
entscheiden mit                            „Endentscheidern“ gewinnen.
9. Kunden schlüpfen                      Ÿ7UHIIHUTXRWHEHL=ZLVFKHQVFKULWWHQNULWLVFKYHUIROJHQXQGRSWLPLHUHQ
mit allen Lieferanten                    Ÿ8QWHUQHKPHQJHJHQ¾EHUZLHGHUNHKUHQGHQ:HWWEHZHUEHUQNODUSRVLWLRQLHUHQ
„ins Bett”                               Ÿ7UDQVSDUHQ]¾EHUGHQ0DUNWVWHLJHUQ
                                         Ÿ3U¦VHQ]EHL.XQGHQVWHLJHUQ
10. Misstrauische Kunden                 Ÿ9RUELOGI¾U.XQGHQLQ&RPPLWPHQW=XYHUO¦VVLJNHLW6FKQHOOLJNHLW*URVV]¾JLJNHLW
wehren Lieferanten ab                       usw. sein.
                                         Ÿ0LVVWUDXLVFKH(QWVFKHLGHULGHQWLƖ]LHUHQXQGEHZXVVWEHDUEHLWHQ
                                         Ÿ0LW.RPSHWHQ]XQG6\PSDWKLHGDV9HUWUDXHQDXIEDXHQ
                                         Ÿ=XVDPPHQVSLHOYRQ,QQHQXQG$XVVHQGLHQVWI¾U.XQGHQYHUEHVVHUQ
                                         Ÿ.XQGHQGLUHNWIUDJHQXQGVLFKRIIHQDXVWDXVFKHQXQSURGXNWLYH9HUVWHFNVSLHOH
                                            vermeiden.
                                         Ÿ,QERXQG0DUNHWLQJI¸UGHUQ
11. Kunden sind unent-                   Ÿ.DXISUR]HVVH=XJXP=XJPLWGHP.XQGHQIRUWVHW]HQ
schlossen und wechseln                     (rasch vorgehen, damit Änderungen des Kunden vermindert werden).
ihre Anforderungen                       Ÿ8UVDFKHQI¾UYHUVDQGHWH3URMHNWHHUIDVVHQXQGDQJHKHQ
                                         Ÿ%HLPHUVWHQ0DOULFKWLJOHLVWHQŮXQG/¸VXQJHQSURIHVVLRQHOODQ.XQGHQDQSDVVHQ
Basis: n= 212. Quelle: Belz / Dannenberg / Pahl 2018.

Marketing Review St. Gallen          2 | 2019                                                                                          81
Spektrum Kundenprozesse

                                                                                                                    Die frühen Prozesse der Beteiligten im
                Handlungsempfehlungen                                                                               Buying Center unterscheiden sich bei
                                                                                                                    den untersuchten Unternehmen durch
                1. %HIDVVH'LFKLQWHQVLYPLWGHP.XQGHQSUR]HVVLQVSH]LƖVFKHQ                                    ihre Diversität massgeblich und bieten
                     Geschäftsbereichen.                                                                            daher ebenso vielfältige Gestaltungs-
                                                                                                                    möglichkeiten.
                2.:¦KOHDXVGHUJURVVHQ/LVWHYRQ3UR]HQW]DKOHQ]XP.XQGHQSUR]HVV
                    ZDVI¾U'HLQ*HVFK¦IWZLFKWLJLVW6FK¦W]HRGHUHUKHEHGLHVSH]LƖ-
                    schen Zahlen im eigenen Unternehmen.                                                            Fazit
                3.2ULHQWLHUH0DUNHWLQJXQG9HUWULHENRQVHTXHQWDP.XQGHQSUR]HVV                                  Unternehmen sind herausgefordert, ihr
                4. Gewichte besonders die Initialphase des Kunden. Kunden wollen                                    Marketing und den Vertrieb an den
                   GDEHLXQDEK¦QJLJEOHLEHQXQGVLFKQLFKWDOV2SIHUGHV/HDG                                      wirksamen Hebeln im Kundenprozess
                   managements von Unternehmen fühlen.                                                              auszurichten. Alle Anstrengungen ha-
                                                                                                                    ben dabei ein Ziel: Den Kunden zum
                                                                                                                    Kauf zu führen. Die aufgezeigten Lö-
                                                                                                                    sungen versprechen keinen leichten
             Í$JHQGD6HWWLQJLQGHU.XQGHQ-                  Í.XQGHQ(YHQWVXQG.XQGHQI£OOH                    Erfolg und sind auch nicht revolutio-
               branche (z.B. mit White Papers)                   (mit erfolgreichen Kundenprojekten)                när. Selbst bei klassischen Empfehlun-
             Í3URIHVVLRQHOOH6HUYLFHVYRU                   Í6FKULWWZHLVH4XDOLILNDWLRQYRQ                   gen, etwa den Kundennutzen konse-
               dem Kauf (z.B. Evaluation,                        Leads                                              quent einzubeziehen, besteht „viel Luft
               Beratung)                                       Í'UDPDWLVLHUXQJHQHLQHU%HVFKDI-                   nach oben“. Es genügt nicht, über ver-
             Í9HU]DKQWH2IIXQG2QOLQH                      fung (z.B. mit Risikoanalysen,                     schiedene Aspekte des Kundenprozes-
               Prozesse (Li et al. 2018)                         Wirtschaftlichkeitsberechnungen,                   ses zu reden. Nur fokussierte und pro-
             Í%HVVHUH1XW]XQJYRQ6RFLDO0HGLD                Nutzenbelegen)                                     fessionelle Teillösungen bewirken
               (Agnihotri/Dingus/Krush 2016),                  Í/REE\LQJLP.XQGHQXQWHUQHKPHQ                    echte Fortschritte.
             Í,QIOXHQFHU0DUNHWLQJ                            (Anderson/Martin/Lee 2018).

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            Management, 53, pp. 172–180.          herausfordern und erfolgreich         Support Systems, 109, pp. 50–60.        complicated, you need to make it
                                                  ¾berzeugen, 2. aktualisierte                                                  easy for your customers to buy,
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            Excellence, Nr. 1–2, S. 43–45.                                              Marketing: Stop Branding,               in business-to-business
                                                  Grewal, R., Lilien, G. L.,            Start Selling!, Wiesbaden:              company. Industrial Marketing
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