"Das fressen Kuh, Schwein und Co." - Schweizer ...

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«Das fressen Kuh,
Schwein und Co.»
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Zusammenfassung
Nutztierhaltung prägt die Schweizer Landwirt-      und Hülsenfrüchte wichtig. Deshalb bestehen         Importfuttermittel – die Fakten
schaft seit jeher. Vom Tal- bis ins Berggebiet     Schweine- und Hühnerfutter zum grössten Teil        Wie fast alle Wirtschaftszweige importiert
halten die Schweizer Bauernfamilien Kühe,          aus Futtergetreide, Mais, Raps-, Sonnenblu-         auch die Landwirtschaft Vorleistungen für die
Schweine, Hühner, Schafe und Ziegen. Auch          men- oder Sojaschrot. Schweine und Hühner           Produktion im Inland, zum Beispiel Futtermit-
heute ist die Nutztierhaltung aus der Schwei-      sind Allesfresser und benötigen nicht unbe-         tel. Importe machen aber nur einen kleinen Teil
zer Landwirtschaft nicht wegzudenken. Der          dingt pflanzliche Futtermittel. Im Schweinetrog     des gefressenen Futters aus. Bemessen am
Konsum und die Rahmenbedingungen rund              landen deshalb viele Nebenprodukte aus der          Gewicht liegt der Inlandanteil aller Futtermittel
um die Landwirtschaft befinden sich aber in        Lebensmittelindustrie (z. B. aus der Käseher-       bei 84 %. Umgerechnet in Energie liegt er bei
einem stetigen Wandel, weshalb sich auch die       stellung). Schlachtabfälle oder Abfälle aus der     gut 83 %. Schauen wir nur die Proteinversor-
Fütterung unserer Nutztiere verändert hat. Die     Gastronomie hingegen sind in der Schweiz aus        gung an, liegt der Inlandanteil für Futtermittel
Schweizer Landwirtschaft will ihre Verantwor-      Hygienegründen im Futtertrog verboten.              bei 75 %.
tung in allen Bereichen der Fütterung wahrneh-
men und stetig besser werden.                      Woher unser Futter stammt                           Die wichtigsten Importfuttermittel sind ver-
                                                   Rund 30 Millionen Tonnen Futter fressen die         schiedene Futtergetreide sowie Soja-, Raps-
Der Speiseplan unserer Nutztiere                   Nutztiere in der Schweiz pro Jahr. Drei Viertel     und Sonnenblumenschrot. Aber auch Raufutter,
Schweizer Bäuerinnen und Bauern bewirt-            davon sind Raufutter wie Gras oder Heu. Die-        zum Beispiel Luzerne, importieren wir je nach
schaften knapp 1.5 Millionen Hektaren Land.        ses stammt fast zu 100 % von Schweizer Wei-         Versorgung im Inland. Über 80 % der Import-
Auf fast 80 % dieser Flächen wachsen Gras,         den, Wiesen oder aus dem sogenannten Kunst-         futtermittel stammen heute aus Europa. Die
Klee, Kräuter und die unterschiedlichsten Wild-    futterbau im Talgebiet. Dort bauen Schweizer        Anteile aus Südamerika oder Asien sinken von
pflanzen. Auf den restlichen gut 300 000 ha        Bauernfamilien ausserdem Futtergetreide wie         Jahr zu Jahr. So ging beispielsweise der Anteil
gedeihen Ackerkulturen wie Kartoffeln und          Weizen, Gerste und Hafer sowie Hülsenfrüchte        an Sojaschrot aus Brasilien massiv zurück, wäh-
Getreide oder es wird Gemüse-, Obst- und           wie Ackerbohnen oder Eiweisserbsen für die          rend der Europa-Anteil bei Sojaschrot während
Weinbau betrieben. Daher erstaunt nicht, dass      Nutztierfütterung an. Die Ackerfläche in der        den letzten 10 Jahren von 0 auf über 50 % stieg.
rund 75 % der verwendeten Futtermittel in der      Schweiz ist jedoch begrenzt, deshalb müssen
Schweiz sogenanntes «Raufutter» sind, also         wir rund die Hälfte des Futtergetreides und der     Eine verantwortungsvolle Fütterung
hauptsächlich Gras. Den grössten Teil davon        Hülsenfrüchte importieren. Auch Soja-, Raps-        Futtermittel sind für die Landwirtschaft eine
fressen unsere Milchkühe und Rinder, aber          oder Sonnenblumenschrot, Nebenprodukte              wichtige Ressource und ein Kostenfaktor.
auch Schafe oder Ziegen. Nur Wiederkäuer           aus der Herstellung von Speiseöl, werden für        Dementsprechend haushälterisch müssen die
sind in der Lage, Gras und Kräuter in Milch oder   die Nutztierfütterung in die Schweiz impor-         Bauernfamilien damit umgehen. Wann immer
Fleisch zu verwandeln. Der Anteil an Raufutter     tiert. Aber auch in der Schweiz fallen bei der      möglich werden in Schweizer Ställen regiona-
liegt in der Milchviehfütterung bei rund 80 %.     Herstellung von Lebensmitteln Nebenprodukte         le Futtermittel eingesetzt. Importfuttermittel
Ein ausgewogener Speiseplan ist für Milchkühe      an, beispielsweise Zuckerrübenschnitzel oder        als Ergänzung zur inländischen Futtermittel-
wichtig. Darum erhalten die Tiere neben Gras       Reste bei der Mehlherstellung. Auch Milch,          produktion sind ein «notwendiges Übel». Umso
auch sogenanntes Kraftfutter. Dieses besteht       Molke, nicht marktfähige Kartoffeln oder Stroh      mehr steht die Schweizer Landwirtschaft in
hauptsächlich aus Getreide und proteinrei-         sind wichtige Futtermittel, die fast ausschliess-   der Pflicht, ausländische Futtermittel aus ver-
chen Hülsenfrüchten. Auch für die Ernährung        lich aus dem Inland stammen.                        antwortungsvoller Produktion zu beschaffen.
von Schweinen und Hühnern sind Getreide                                                                So gelten für den Import von Futtermitteln in
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    die Schweiz weltweit einzigartige Standards.    te aus Übersee stammen heute aus zertifiziert    zu machen, treibt sie derzeit auf verschiede-
    Beispielsweise verzichten Schweizer Bäue-       nachhaltiger Produktion. Weltweit führende       nen Handlungsachsen Verbesserungen voran.
    rinnen und Bauern bewusst auf gentechnisch      ökologische und soziale Standards müssen da-     Der Inlandanteil bei Futtergetreide soll wieder
    veränderte oder mit Hormonen oder künstli-      bei erfüllt werden.                              steigen. Zudem werden derzeit für mehrere Im-
    chen Leistungsförderern versetzte Futter. Die                                                    portfuttermittel neue Nachhaltigkeitsstandards
    Schweizer Landwirtschaft ist sich der proble-   Wie wir besser werden wollen                     festgelegt. Auch der Einsatz von alternativen
    matischen Regenwaldabholzung beim Import        Die nachhaltige Futtermittelversorgung ist für   Futtermitteln wie beispielsweise Insektenpro-
    von Sojaschrot bewusst und sucht nach Alter-    die Schweizer Landwirtschaft ein wichtiges       teinen bietet ein Potential, von dem die Schwei-
    nativen in Europa. Rund 99 % der Soja-Impor-    Anliegen. Um die Fütterung noch nachhaltiger     zer Landwirtschaft zukünftig profitieren will.
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Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung����������������������������������������������������������������������������������3        WIE NIMMT DIE LANDWIRTSCHAFT
Inhaltsverzeichnis������������������������������������������������������������������������������������5   IHRE VERANTWORTUNG WAHR?                                                                           23

                                                                                                           Nutzung inländischer Futtermittel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
UNSERE TIERE UND IHRE VORLIEBEN                                                                     7     Gentechfreie Importe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
                                                                                                           Keine Hormone & Leistungsförderer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Die Tierbestände in der Schweizer Landwirtschaft ������������������������������7                          Nachhaltige Soja aus dem Netzwerk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Das fressen Kühe, Schweine und Hühner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7                     Label-Standards. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

DIE HERKUNFT UNSERER FUTTERMITTEL                                                                  13     ZU BESUCH BEI STEFAN BURI
                                                                                                           EIN SCHWEINEBETRIEB SPEZIALISIERT
Unsere Futtermittel kurz erklärt ����������������������������������������������������������13             AUF LEBENSMITTELABFÄLLE                                                                             26
Futtermittel aus dem Ausland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Die wichtigsten Importe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
                                                                                                           WO WIR STEHEN UND WOHIN WIR GEHEN                                                                  29

ZU BESUCH BEI SONIA UND ROBERT STEFFEN                                                                     Der Kunde ist König ������������������������������������������������������������������������������29
«HÜHNER SIND SYMPATHISCHE TIERE»                                                                   20     Wie wir noch besser werden möchten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

                                                                                                           Quellenangaben������������������������������������������������������������������������������������33
                                                                                                           Impressum ��������������������������������������������������������������������������������������������34
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Unsere Tiere und ihre Vorlieben
Die Schweizer Bäuerinnen und Bauern halten          DAS FRESSEN KÜHE, SCHWEINE                          den ackerbaulich genutzten Flächen regelmäs-
verschiedenste Nutztierarten, die zur Ver-          UND HÜHNER                                          sig Gras, sogenannte Kunstwiesen, angebaut.
sorgung der Bevölkerung mit tierischen Le-                                                              So wachsen jedes Jahr auf rund 120 000 ha der
bensmitteln dienen. Eine bedürfnisgerechte          GRASL AND SCHWEIZ                                   ackerbaulich genutzten Flächen Gras und Klee.
Fütterung ist dabei ein Hauptanliegen der Tier-     Aufgrund der Topografie und der Höhenlage           Ein grosser Teil der landwirtschaftlichen Nutz-
halterinnen und Tierhalter und für das Tierwohl     ist die Schweiz ein typisches Grasland. Knapp       fläche eignet sich nicht für die Produktion von
äusserst wichtig. Aufgrund der unterschied-         1.5 Mio. ha werden in der Schweiz «landwirt-        Getreide, Kartoffeln oder Gemüse. Auf diesen
lichen Anatomie der Tiere und ihrer Nutzung         schaftlich» genutzt (Abb. 2). Zieht man von         Flächen gedeihen Gras, Klee, Kräuter und Wild-
benötigen Kuh, Schwein oder Huhn unter-             dieser Fläche die saisonal genutzten Alp- und       blumen. Dauerwiesen- und Weiden machen
schiedliches Futter. Aus einer Vielfalt an Fut-     Juraweiden ab, verbleiben rund 1 Mio. ha so-        mit gut 500 000 ha rund die Hälfte der land-
termitteln produzieren die Schweizer Bäuerin-       genannte landwirtschaftliche Nutzfläche. Da-        wirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz aus.
nen und Bauern Milch, Fleisch und Eier für die      von lassen sich ungefähr 400 000 ha für den         Weitere 100 000 ha, quer durch die Schweiz
Schweizer Konsumenten. Die Tierbestände der         Ackerbau nutzen. In der Schweiz unterliegt der      verteilt, bewirtschaften die Bauernfamilien im
Schweiz haben sich während den letzten Jahr-        Ackerbau strengen Fruchtfolgeregelungen. Um         Rahmen der Biodiversitätsförderung als exten-
zehnten stetig der Nachfrage nach tierischen        die Bodenqualität zu erhalten, wird auch auf        sive und wenig intensive Wiesen und Weiden.
Produkten im Inland angepasst.

                                                    Abbildung 1: Vieh- und Geflügelbestände seit 1978 in GVE
DIE TIERBESTÄNDE IN DER                             Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019
SCHWEIZER L ANDWIRTSCHAFT
                                                                 Total       Rindvieh        Geflügel          Schweine         Schafe, Ziegen, Equiden
Um eine Aussage über die Zu- und Abnahme der        1 800 000
Nutztierbestände machen zu können, müssen
                                                    1 600 000
diese in eine vergleichbare Grösse umgerechnet
werden. Die Umrechnung der Tierbestände in          1 400 000
«Anzahl Kühe» (= Grossvieheinheiten oder GVE)
ermöglicht eine differenziertere Betrachtung.       1 200 000
Eine 650 kg schwere Kuh entspricht einer GVE.
                                                    1 000 000
Ein Mastschwein sowie Schafe und Ziegen über
ein Jahr alt entsprechen 0.17 GVE. Ein Mast-         800 000
huhn entspricht 0.004 GVE und eine Legehenne
                                                     600 000
0.01 GVE1. Umgerechnet sind die Tierbestände
in der Schweiz seit den 90er Jahren ziemlich         400 000
konstant (Abb. 1) und langfristig betrachtet klar
rückläufig. Während im Jahr 1973 insgesamt           200 000

knapp 1.7 Mio. GVE gehalten wurden, waren es                0
im Jahr 2019 noch knapp 1.3 Mio. GVE.                           1978     1983      1988     1995        2000      2005     2010      2015      2019
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    Von den knapp 1.5 Mio. ha landwirtschaftlich      WIEDERKÄUER VEREDELN DAS GRAS                       rangewachsenen Mikrobenkulturen statt. Aus
    genutzten Flächen werden also gut 77 % als        Wiederkäuer haben sich in ihrer Evolution an        dem minderwertigen Rohprotein des Grases
    Temporär- oder Dauergrünland bewirtschaftet2 .    Gras als Futtermittel angepasst. Sie haben ein      ist in den Vormägen dank den Mikrobenkultu-
                                                      Magensystem mit drei Vormägen und einem             ren hochwertiges Mikrobeneiweiss entstanden.
    Was auf diesen Grünlandflächen wächst, lässt      Labmagen. Menschen haben nur einen Lab-             Die mikrobielle Verdauung in den Vormägen
    sich nicht direkt für die menschliche Ernährung   magen. In den Vormägen bauen Mikroben das           richtet sich nach dem zur Verfügung stehen-
    nutzen. Dieses Wiesenfutter muss durch wie-       Gras ab. Sie können auch schwer verdauliche         den Rohprotein, das hauptsächlich aus dem
    derkäuende Pflanzenfresser wie Kühe, Schafe       Nahrungsbestandteile wie Zellulose «knacken».       Gras kommt und der verfügbaren Energie aus
    oder Ziegen zu Milch und Fleisch veredelt wer-    Nach dem Wiederkauen wird die Nahrung in            Kohlenhydraten. Das mikrobielle Verdauungs-
    den. Diese landwirtschaftlichen Produkte kann     den Labmagen geleitet und dort findet die che-      system der Vormägen verlangt eine möglichst
    dann der Mensch konsumieren.                      mische oder enzymatische Verdauung des Nah-         gleichbleibende tägliche Nahrungszufuhr. Jeder
                                                      rungsbreis und auch der in den Vormägen he-         Futterwechsel stört das mikrobielle Gefüge.

    Abbildung 2: Zusammensetzung der landwirtschaftlich genutzten Fläche (ha) der Schweiz
    Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019; BFS, Arealstatistik 2004-2009
                                                           Kunstwiese (126 738)

                              Heimweiden
                               (168 107)                       Alpwiesen (27 980)

      Naturwiesen (341 659)                                                         Ackerland (280 330)
                                                     anderes als
                                                  Grünland (331 300)                                                                Obstbauflächen
                                                                                                                                    (30 737)

                                                                                                                                  Rebbauflächen (15 708)

              Alp- und Juraweiden (485 873)                                                                                   Gartenbauflächen (4 525)
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Sowohl die gute landwirtschaftliche Praxis als    handenen Bakterien können die in der Käse-             ausgewogene Rationen gefährden die Tier-
auch das Tierschutzgesetz verlangen, dass die     verarbeitung zum Zuge kommenden Bakterien              gesundheit und führen zu Leistungs- und Ef-
Nutztiere ausgewogen d. h. entsprechend ih-       stören. In diesem Fall erhalten die Milchkühe          fizienzverlusten und somit zu vermeidbaren
rem Bedarf aufgrund der erbrachten Leistung,      Gras, Heu, Emd, Futterrüben, frisch oder ge-           Umweltbelastungen. Der Raufutteranteil beim
zu füttern sind. Alle Wiederkäuer sind Säuge-     trocknet, Kartoffeln oder getrocknete Mais-            Milchvieh liegt bei rund 80 % der Trockenmasse
tiere und werden in den ersten Lebenswochen       pflanzen. Je nach Milchleistung und Qualität           der Ration3. In der Schweiz werden im inter-
mit Muttermilch ernährt. Erst mit dem schritt-    des Raufutters, wird die Ration einer Milchkuh         nationalen Vergleich bescheidene Mengen an
weisen Entwöhnen beginnt die eigentliche          mit Kraftfutter ausgeglichen, also an den Nähr-        Kraftfutter für die Milchproduktion verwendet.
Wiederkäuerverdauung in den Vormägen. In          stoffbedarf des Tieres angepasst. Produziert           Pro Jahr erhält eine Milchkuh in der Schweiz
dieser Zeit fördern die Bauern die Entwicklung    ein Betrieb Molkereimilch, setzt er neben den          614 kg Kraftfutter, während in der EU der
der Vormägen mit der Beigabe von Heu oder         erwähnten Futtermitteln auch Silagen als Rau-          Kraftfuttereinsatz pro Kuh und Jahr teilweise
Gras und etwas Kraftfutter. Beide Futtermittel    futtermittel ein. Die Ration einer Milchkuh wird       bei über 1500 kg liegt. Heruntergebrochen auf
fördern die Ausbildung der Vormägen für eine      auch in diesem Fall mit individuellen Kraftfut-        das Kilo Milch wird in der Schweiz 92 g Kraft-
spätere Verdauung möglichst grosser Raufut-       tergaben ausgeglichen, so dass der Energie-            futter eingesetzt, in der EU sind die Mengen
termengen.                                        und Proteingehalt der Gesamtration möglichst           deutlich höher (Abb. 3)4 . Das hat zwei wichtige
                                                  genau dem Bedarf der Tiere entspricht. Un-             Gründe: Erstens ist in der Schweiz die Raufut-
FUTTERMITTEL DER WIEDERKÄUER
Für Wiederkäuer eignen sich somit alle Arten
von Wiesenfutter in frischer oder konservierter   Abbildung 3: Internationaler Vergleich des durchschnittlichen Kraftfuttereinsatzes
Form: Weidegras, Grassilage, Heu und Emd.         pro Kilo Milch im Jahr 2016
Weiter fressen sie Pflanzen wie Mais, frisch      Quelle: BO-Milch, 2018
und konserviert, aber auch Futterrüben, Zu-                   250
ckerrübenschnitzel oder Kartoffeln (z. B. Sor-
                                                                                               220
tierabgang) und Ähnliches mehr. Neben diesen
                                                                       202
Raufuttermitteln ergänzen viele Betriebe die                  200
Ration ihrer Wiederkäuer mit begrenzten Men-
                                                                                                                                 165
gen an Kraftfuttermitteln. Damit lassen sich
                                                              150
                                                  Menge (g)

auch höhere Nährstoffbedürfnisse z. B. von                                           136
Milchkühen, die besonders viel Milch geben,                                                                      119
abdecken.
                                                              100                                                                               92

MILCHKÜHE
Die Grundration einer Milchkuh besteht immer
                                                              50
aus Raufutter. Entsteht aus der Milch Roh-
milchkäse, kann keine Silage verfüttert wer-
den. Bei der Silage erfolgt die Haltbarmachung
                                                               0
über eine Gärung mit Bakterien. Die dort vor-                       Deutschland   Frankreich   Italien        Österreich     Niederlande      Schweiz
"Das fressen Kuh, Schwein und Co." - Schweizer ...
10

     terqualität besser, weil an die schweizerischen    Mix der verschiedenen Haltungs- und Mastver-       produkte aus der Lebensmittelindustrie, wie
     Verhältnisse angepasste besondere Kunstwie-        fahren (Mutterkuhhaltung, intensive Munimast       beispielsweise Molke, sinnvoll weiterveredeln.
     senmischungen zur Verfügung stehen. Mit die-       und extensive Weidemast von Rindern und            Über ein Drittel der in der Schweiz anfallenden
     sen Gras-, Klee- und Kräutermischungen kann        Ochsen) deckt den Bedarf des Marktes nach          Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie
     Raufutter von bester Qualität produziert wer-      unterschiedlichen Rindfleischstandards ab.         landen in der Schweinefütterung6. Rund 45 %
     den. Zweitens ist das Kraftfutter in der Schweiz                                                      von den rund 1.3 Mio. Tonnen Molke, die jähr-
     deutlich teurer als im Ausland, was einen ver-     MASTKÄLBER FÜR KALBFLEISCH                         lich bei der Käseherstellung in der Schweiz an-
     schwenderischen Einsatz unattraktiv macht . 5      Mastkälber erhalten hauptsächlich Milch oder       fallen, landen im Schweinetrog7. Auch das Fut-
                                                        Milchpulver und Milchnebenprodukte also            ter der Schweine muss ausgewogen sein und
     MUTTERKÜHE                                         Schotte (= Molke), Mager- oder Buttermilch.        ihrem Bedarf entsprechen.
     Mutterkühe erbringen eine geringere Leistung       Als Ergänzung erhalten Kälber oftmals kleine
     als Milchkühe. Sie haben eine bescheidenere        Mengen Kraftfutter sowie Raufutter.                MUTTERSCHWEINE
     Milchproduktion, die nur den Bedarf des Kal-                                                          Die Mutterschweine sind unterschiedlich zu
     bes decken muss. Daher können Mutterkühe           SCHAFE & ZIEGEN                                    füttern, je nachdem ob sie einen Wurf Ferkel
     weitgehend mit Gras und Klee gefüttert wer-        Schafe und Ziegen sind genügsam und eignen         säugen oder nicht. Beim Säugen haben sie ei-
     den. Das Kalb der Mutterkühe wird entweder         sich daher gut für die Nutzung von minderwer-      nen sehr hohen Nährstoffbedarf und brauchen
     mit knapp 10 Monaten geschlachtet und als          tigem Grünland. Sie wurden über Jahrhunderte       ein konzentriertes, qualitativ hochwertiges Fut-
     Labelfleisch (z. B. NaturaBeef) vermarktet oder    auf eher kargen Flächen gehalten und darum         ter in relativ grosser Menge. Nur so können sie
     als Mastremonte ausgemästet. Auch die Kälber       sind sie sparsame Futterverwerter. Die Ration      zwölf oder mehr Ferkel mit ihrer Milch ernäh-
     fressen, ergänzend zur Muttermilch, Gras und       von Schafen und Ziegen besteht daher fast aus-     ren. Das geschieht mit einem Kraftfutter. In der
     anderes Raufutter.                                 schliesslich aus Raufutter. Ein grosser Teil der   Zeit, wo sie keine Ferkel säugen und während
                                                        Schafe wird im Sommer gealpt und wenn nötig,       der nächsten Trächtigkeit, sind sie auf deutlich
     GROSSVIEHMAST                                      im Winter in Wanderherden ausgemästet.             ballaststoffreicheres Futter angewiesen. Wäh-
     In der Grossviehmast zur Rindfleischproduk-                                                           rend dieser Phase wird der Kraftfutteranteil
     tion gibt es unterschiedliche Ausrichtungen. In    Milchschafe und Milchziegen hingegen haben         der Ration reduziert und mit Raufutter wie Gras
     der intensiven Munimast bekommen die Tiere         einen höheren Bedarf. Die Fütterung ist an-        oder Stroh ersetzt.
     neben einer Grundfutterration aus Mais- und        spruchsvoller als für Schafe zur Fleischpro-
     Grassilage ergänzend Kraftfutter. Dieses Er-       duktion und daher ähnlich wie jene der Milch-      MASTSCHWEINE
     gänzungsfutter ist auf das Alter der Tiere und     kühe. Neben der Grundration aus Raufutter          Ab dem Absetzen der Ferkel bis zur Schlach-
     den Zuwachs abgestimmt, damit zum Zeitpunkt        (Gras, Heu, Gras- und Maissilage), braucht es      tung erhalten Mastschweine eine auf den Be-
     der Schlachtung der Schlachtkörper des Tieres      oft auch einen Ausgleich der Ration mit einem      darf für das Wachstum abgestimmten Ration
     und dessen Gewicht den Marktanforderungen          Kraftfutter.                                       aus Nebenprodukten der Lebensmittelverar-
     entsprechen. Bei einer extensiven Weidemast                                                           beitung und Kraftfutter. In den vergangenen
     sind die Rinder oder Ochsen während der Vege-      SCHWEINE                                           Jahrzehnten ist das benötigte Futter für die
     tationszeit auf der Weide. Gegen Ende kommt        Schweine sind Allesfresser mit nur einem Ma-       gleiche Gewichtszunahme dank züchterischen
     zum Erreichen der marktkonformen Schlacht-         gen. Ihr Verdauungssystem ist jenem des Men-       Massnahmen und Verbesserungen in Haltung
     körperqualität oft noch Maissilage dazu. Der       schen sehr ähnlich. Sie können daher Neben-        und Fütterung um ca. einen Drittel gesunken.
11

Diese Effizienzsteigerung hat die Nachhaltig-        wendet, für ein Kilogramm Pouletfleisch rund
keit der Schweinehaltung stark verbessert.           zweimal weniger8. Sowohl Legehennen als
Die Kraftfuttermittel enthalten verschiedene         auch Mastpoulets bekommen ein angepasstes
Getreidearten aber auch Enzyme. Letztere             Mischfutter (Alleinfutter). Dieses besteht zu
machen den sonst unverdaulichen Phytinphos-          rund ¾ aus Energieträgern wie Getreide, Müh-
phor für die Tiere verfügbar. Das erlaubt es, den    lennebenprodukten und Ölen oder Fetten und
Phosphorgehalt im Futter stark zu reduzieren,        zu ¼ aus Proteinträgern wie Soja-, Raps- und
ohne dass die Tiere einen Mangel an diesem           anderen Ölschroten, Maiskleber und weiteren
für den Knochenaufbau wichtigen Mineralstoff         pflanzlichen Eiweissen. Zudem enthält moder-
erleiden. Mit der Zugabe von Aminosäuren ist         nes Geflügelfutter Enzyme und reine Amino-
es gelungen, die Stickstoffgehalte (Rohprotein)      säuren, um die Stickstoff- und Phosphorgehal-
in den Futterrationen deutlich zu senken und         te zur Ressourcenschonung zu reduzieren.
damit den Stoffwechsel der Tiere sowie die
Umwelt zu entlasten. Der Einsatz von Enzymen
und Aminosäuren verbesserte so die Ressour-
ceneffizienz bei der Schweinefütterung.

HÜHNER
Hühner sind Allesfresser. Das Verdauungs-
system eines Huhns unterscheidet sich grund-
legend von dem eines Säugetieres. Die mo-
dernen Hybrid-Rassen sind auf energie- und
proteinreiche Futtermittel angewiesen. Auch
tierische Futtermittel gehören natürlicher-
weise auf den Speiseplan von Hühnern. Der
Einsatz von Tiermehl ist heute in der Schweiz
jedoch verboten. Als landwirtschaftliche Nutz-
tiere haben heute nur wenige Lege- und Mastli-
nien eine Bedeutung. In der Schweiz findet kei-
ne Basiszucht dieser Hybriden mehr statt. Die
Legehennen und die Mastpoulets sind, die am
meisten vereinheitlichten oder «standardisier-
ten» Nutztiere, da sie mit der Brut einfach ver-
mehrt werden können. Der Zuchtfortschritt bei
den Hühnern war in den letzten Jahrzehnten
enorm. Im Vergleich zu den 1970er Jahren wird
heute für ein Ei nur noch halb so viel Futter ver-
12
13

Die Herkunft unserer Futtermittel
UNSERE FUTTERMITTEL                                 Tiergesundheit und vermeidet unnötige Nähr-        wichtigsten Futtermittel der Schweizer Betriebe
KURZ ERKL ÄRT                                       stoffverluste. Zusätzlich werden Mineralstoffe,    aufgeführt und beschrieben.
                                                    Spurenelemente, Aminosäuren, Kartoffeln oder
Die Schweizer Landwirtschaft verfüttert jedes       Zuckerrübenschnitzel verfüttert.                   FUTTERMITTEL AUS MEHRJÄHRI-
Jahr knapp 30 Mio. Tonnen Futter an die Nutz-                                                          GEM FUTTERBAU
tiere. Sämtliche Futtermittel stammen aus GVO-      Etwas detaillierter lassen sich die Futtermittel   Wiesen und Weiden prägen das Landschafts-
freier Produktion. In den 30 Mio. Tonnen sind       nach ihrem Ursprung zusammenfassen (Abb. 5).       bild der Schweiz. Klee, Gras und Kräuter haben
sowohl inländische wie importierte Futtermittel     Den absolut grössten Anteil hat Grünfutter aus     mit 66 % den grössten Anteil an den gesamthaft
enthalten. Die Menge entspricht der sogenann-       dem mehrjährigen Futterbau. Sprich: Klee, Gras     verwendeten Futtermitteln. Gut 5.1 Mio. Ton-
ten Frischsubstanz (FS). Wasser, das in den Fut-    und Kräuter von den Wiesen und Weiden. Aber        nen (TS) Wiesen- oder Raufutter, die zu über
termitteln enthalten ist, wird dem Gewicht ange-    auch einjährige Futterpflanzen (Mais), Futterge-   95 % aus der Schweiz stammen, fressen Wie-
rechnet. Zieht man das Wasser ab, spricht man       treide oder Nebenerzeugnisse aus der Lebens-       derkäuer wie Kühe, Ziegen oder Schafe jährlich
von der Trockensubstanz (TS). Die Umrechnung        mittelherstellung sind für die Nutztierfütterung   direkt als Weidefutter oder konserviert in Form
in Trockensubstanz ermöglicht einen mengen-         in der Schweiz wichtig. Nachfolgend sind die       von Heu, Emd oder Grassilage9.
mässigen Vergleich der einzelnen Futtermittel.
Die Angaben in den nachfolgenden Kapiteln er-
folgen daher in Trockensubstanz. Umgerechnet        Abbildung 4: Anteile der wichtigsten Futtermittelgruppen am gesamten Futtermittelver-
in Trockensubstanz fressen die Schweizer Nutz-      brauch in % der Trockensubstanz
tiere jährlich knapp 8 Mio. Tonnen Futter.          Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019

RAUFUTTER, KRAFTFUTTER UND                                                                                                 Raufutter
                                                                              5%
ERGÄNZUNGSFUTTER
Futtermittel lassen sich in drei Hauptkategorien                                                                           Kraftfutter
aufteilen (Abb. 4). Unter Raufutter fallen sämt-
                                                           20%                                                             Andere
liche Wiesen- und Weidefutter, Mais, als ganze
Pflanze und direkt vom Feld verfüttert, sowie
Stroh. Als Kraftfutter bezeichnet man energie-
und proteinreiche Futtermittel jeglicher Art, die
einzeln oder als vorgefertigte Futtermischung
den Rationen beigemischt werden. Getreide-
körner wie Mais, Weizen, Gerste, Hafer oder
Triticale fallen unter Kraftfutter. Kraftfutter
kann als Alleinfutter oder zum Ausgleich des
Energie- und Proteingehaltes von Mischratio-                                                           75%
nen eingesetzt werden. Eine ausgeglichene, be-
darfsgerechte Ration ermöglicht eine effiziente
Nutzung der Futtermittel, ist wichtig für die
14

     GETREIDE UND                                      nen, haben pflanzliche Nebenerzeugnisse           schnitzel stammen grösstenteils aus dem In-
     HÜLSENFRÜCHTE                                     aus   der   Nahrungsmittelherstellung    einen    land. Auch Nebenprodukte aus der Stärke-
     Futtergetreide und verschiedene Hülsenfrüch-      wichtigen Anteil an der Nutztierfütterung.        gewinnung oder aus Brauereien finden in der
     te machen rund 11 % des Speiseplans von           Die mengenmässig wichtigsten Futtermittel         Nutztierfütterung Verwendung11.
     Schweizer Nutztieren aus. Rund 800 000 Ton-       dieser Kategorie sind die Nebenerzeugnisse
     nen (TS) Futterweizen, Gerste, Maiskörner         der Ölherstellung, wie die Pressrückstände        FUTTERMITTEL AUS
     oder Hafer sind für die Tiere bestimmt. Etwa      aus der Herstellung von Soja-, Sonnenblu-         EINJÄHRIGEM FUTTERBAU
     die Hälfte dieses Futtergetreides stammt aus      men- oder Rapsöl. Etwa 350 000 Tonnen so-         Wie eingangs erläutert, lässt sich nur rund ein
     der Schweiz. Auch 25 000 Tonnen (TS) Futter-      genannter Ölkuchen oder Extraktionsschrote        Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche
     erbsen oder Ackerbohnen als wertvolle Prote-      fressen die einheimischen Nutztiere jährlich.     der Schweiz als Ackerfläche nutzen. Auch Fut-
     inträger werden speziell für die Nutztierfütte-   Ein grosser Teil dieser Ölkuchen stammt aus       terpflanzen sind Bestandteil der vielfältigen
     rung angebaut. 10                                 dem Ausland. Ebenfalls bedeutend sind die         Schweizer Fruchtfolge. Die wichtigste Futter-
                                                       etwa 150 000 Tonnen (TS) Nebenerzeugnis-          pflanze aus dem einjährigen Futterbau ist der
     FUTTERMITTEL AUS PFL ANZLICHEN                    se aus den Mühlen und die 200 000 Tonnen          Mais. Dieser wird entweder direkt vom Feld
     NEBENERZEUGNISSEN                                 (TS) Zuckerrübenschnitzel aus der Zuckerver-      oder in konservierter Form verfüttert. Nebst
     Mit gut 10 % der verfütterten Trockenmas-         arbeitung. Müllereinebenprodukte stammen          dem Nutzen in der Nutztierfütterung erweitert
     se oder umgerechnet knapp 800 000 Ton-            zu etwa 50 % aus der Schweiz. Zuckerrüben-        der Anbau von Futterpflanzen die Fruchtfolge

     Abbildung 5: Anteile der verschiedenen Futtermittel am Futtermitteltotal in % der Trockensubstanz
     Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019

                         Getreide und
                         Hülsenfrüchte                                                                                Lebensmittel-Abfälle
                           (Körner)    pflanzliche
                                    Nebenerzeugnisse    einjähriger Futterbau

                                                                                               Übrige                      Abgang aus der Kartoffel-,
                                                                                                                           Obst- und Gemüseproduktion

                                                   Andere                                                                  Kuppelprodukte aus dem
                                                                                                                                  Ackerbau
       mehrjähriger Futterbau
                                                                                       Futtermitttel tierischen
                                                                                             Ursprungs
15

und senkt somit den Schädlings- und Unkraut-       und 40 000 Tonnen (TS) gelangen jedes Jahr          (TS) Kartoffeln verfüttert. Nebst Kartoffeln
druck im Ackerbau. Futterpflanzen aus dem          in die Nutztierfütterung. Der Inlandanteil der      erhalten die Nutztiere auch kleinere Mengen
einjährigen Futterbau stammen praktisch zu         Lebensmittel-Resten in der Fütterung liegt bei      Obst- und Gemüsereste. Kartoffeln, Obst oder
100 % aus der Schweiz und machen mit etwa          etwa 20 %. Früher wurden auch Abfälle aus der       Gemüse werden nur dann verfüttert, wenn die
700 000 Tonnen (TS) knapp 10 % aller Futter-       Gastronomie als «Schweinesuppe» verwertet.          sonstige Vermarktung nicht möglich ist. Impor-
mittel aus.12                                      Seit 2006 ist das aus hygienischen Gründen          tiert werden solche Futtermittel nicht, weshalb
                                                   verboten14 .                                        der Inlandanteil bei 100 % liegt15.
FUTTERMITTEL MIT
TIERISCHER HERKUNFT                                ABGANG AUS DER KARTOFFEL-,                          KUPPELPRODUKTE
Die Verfütterung von Futtermitteln tierischer      GEMÜSE- UND OBSTPRODUKTION                          AUS DEM ACKERBAU
Herkunft an Nutztiere hat vor allem in der         Die Erträge in der Kartoffelproduktion schwan-      Stroh oder die Blätter der Zuckerrüben sind
Schweine- und Kälbermast eine Bedeutung.           ken bedingt durch zahlreiche Umwelteinflüsse        sogenannte Kuppelprodukte und damit Neben-
Gesamthaft setzten die Schweizer Bäuerinnen        von Jahr zu Jahr. In Jahren mit Überschüssen        produkte, die im Ackerbau zwangsläufig an-
und Bauern jährlich etwa 150 000 Tonnen (TS)       gelangt ein Teil der geernteten Kartoffeln in die   fallen. Gut 10 000 Tonnen (TS) solcher Kuppel-
tierische Futtermittel ein. Über 80 % der tieri-   Nutztierfütterung. Auch nicht marktkonforme         produkte gelangen jedes Jahr als Futtermittel
schen Futtermittel stammen aus der Milchpro-       Kartoffeln finden in der Nutztierfütterung Ver-     in Schweizer Ställe. Auch hier liegt der Inland-
duktion. Das weitaus bekannteste Futtermittel      wendung. 2018 wurden knapp 17 000 Tonnen            anteil bei 100 %16.
ist die Milch selbst. In der Kälberaufzucht ist
Milch während den ersten Monaten essenziell.
                                                    Verwertung von Nebenprodukten in Futtermitteln:
Auch von grosser Bedeutung ist Molke, die als
                                                    Überblick über die Zuckerrübenbranche
Nebenprodukt aus der Käseherstellung in der
                                                    Ob in der Viehwirtschaft (Molke, Fett) oder im Pflanzenbau (Stroh, Gründünger), Nebenpro-
Schweinehaltung verwendet wird. Aber auch
                                                    dukte oder andere Reste aus der Landwirtschaft werden wenn möglich verwertet. Bei gewis-
tierische Fette oder Fischmehl kommen in der
                                                    sen Nebenprodukten ist dies in Form von Futtermitteln möglich. Schlüsselbeispiel: die Zucker-
Nutztierfütterung, teils mit Einschränkungen,
                                                    rübenkultur. Auf einer Hektare Zuckerrübenfeld wird im Durchschnitt produziert: 11 000 kg
zum Einsatz. Der Einsatz von Tiermehl in der
                                                    Zucker, 11 733 kg melassierte Pressschnitzel, 3887 kg Trockenschnitzel und 2200 kg Melasse.
Nutztierfütterung ist in der Schweiz verboten.
                                                    Diese wertvollen Nebenprodukte aus der einheimischen Zuckerproduktion erlauben es jedes
Rund 90 % der tierischen Futtermittel stammen
                                                    Jahr, Rinder, Schweine und Pferde zu füttern. Die entzuckerten Rübenschnitzel sind hochver-
aus der Schweiz13.
                                                    daulich und haben einen Energiewert, der mit Kraftfutter vergleichbar ist. Als Energieträger
                                                    sind sie für Rinder und Milchkühe eine ideale Ergänzung zu proteinreichen Grundfuttermitteln.
LEBENSMITTEL-RESTE
                                                    Die Zuckerrübenpflanzer haben die Möglichkeit, die Schnitzel aus der Verarbeitung ihrer Lie-
An vielen Stellen der Lebensmittel-Wertschöp-
                                                    ferungen zurückzunehmen, was einen kurzen landwirtschaftlichen Kreislauf garantiert. Eine
fungskette fallen Reste an. So beispielsweise
                                                    Zuckerrübe besteht nämlich aus rund drei Vierteln Wasser, die wiederverwertet werden, um
in der Verarbeitung, im Gross- und Detailhan-
                                                    die Zuckerrüben zu entladen und zu reinigen. Was die Elemente betrifft, die nicht in der Ver-
del und bei den Konsumenten selbst. Unpro-
                                                    fütterung eingesetzt werden, so gelangen sie dennoch in die Landwirtschaft zurück: Die Erde
blematische Abfälle aus der Nahrungsmittel-
                                                    in Form von Gartenerde, die Kalksteine in Form von Kalk, einem natürlichen und wichtigen
verarbeitung, beispielsweise unverkäufliches
                                                    Nährstoff für die Landwirtschaft.
Brot, in der Grössenordnung zwischen 30 000
16

     Abbildung 6: Gesamte Futtermittelimporte ab 2000 nach Herkunft, in % der Tonnen TS        ÜBRIGE FUTTERMITTEL
     Quelle: Agristat, 2020                                                                    Nebst den bereits genannten Futtermitteln
                                                                                               finden auch pflanzliche Öle und Fette, Zucker,
                % Inland          % Ausland
                                                                                               unverarbeitete Ölsaaten oder Kartoffelflocken
     100.0
                                                                                               in der Nutztierfütterung Verwendung. Dazu
                                                                                               kommen Mineralstoffe, Vitamine oder Amino-
      80.0                                                                                     säuren als wichtige Komponenten für eine aus-
                                                                                               gewogene Nutztierfütterung. Mineralstoffe und
      60.0                                                                                     Aminosäuren stammen meist aus dem Ausland.

      40.0
                                                                                               FUTTERMITTEL AUS DEM AUSL AND

      20.0
                                                                                               Die Schweizer Wirtschaft importiert jährlich
                                                                                               die verschiedensten Rohstoffe, um diese in
       0.0                                                                                     der Schweiz zu veredeln. Auch die Landwirt-
         2000      2002    2004    2006       2008   2010   2012   2014   2016   2018   2019
                                                                                               schaft importiert Rohstoffe für die Veredelung
                                                                                               - beispielsweise Futtermittel. Rund 84 % der
                                                                                               eingesetzten Futtermittel stammen jedoch
                                                                                               aus inländischer Produktion (Abb. 6). 16 % der
     Abbildung 7: Herkunft der Proteine in den Futtermitteln in % Rohprotein                   Futtermittel sind importiert oder fallen als
     Quelle: Agristat, 2020                                                                    Nebenprodukt von importierten Rohstoffen
                                                                                               an. Von den jährlich knapp 8 Mio. Tonnen (TS)
                % Inland          % Ausland                                                    verfütterten Futtermitteln stammen also etwa
     100.0                                                                                     1.3 Mio. Tonnen aus dem Ausland. Die Inland-
                                                                                               anteile unterscheiden sich stark, je nach Tier-
      80.0                                                                                     und Futtermittelkategorie. Dank über 1 Mio. ha
                                                                                               Grünland ist es möglich, den Bedarf an Grün-
                                                                                               futter fast komplett zu decken. Der Inlandan-
      60.0
                                                                                               teil der Raufutter liegt daher, je nach Jahr, zwi-
                                                                                               schen 95 und fast 100 %. Anders sieht es beim
      40.0
                                                                                               Kraftfutter aus. Rund 40 % des Kraftfutters
                                                                                               stammt aus dem Inland17. Bei den Futtermit-
      20.0                                                                                     telimporten wird wegen den Transportdistan-
                                                                                               zen solches aus der Europäischen Union und
       0.0                                                                                     damit der näheren Umgebung, hauptsächlich
        2000      2002     2004    2006       2008   2010   2012   2014   2016   2018   2019   Deutschland und Frankreich, bevorzugt. Heute
17

stammen knapp 80 % aller Futtermittelimporte        Hauptlieferanten für die Schweiz sind Frank-        nen gelangten davon aus Frankreich, Deutsch-
von dort. Etwa 12 % gelangen aus Nord-, Mittel-     reich und Deutschland. 2018 und 2019 stamm-         land, Rumänien, der Ukraine und Serbien in die
und Südamerika, 5 % aus Osteuropa und 4 %           ten rund 80 % der Einfuhren aus diesen beiden       Schweiz. Bruchreis, ein Nebenprodukt aus der
aus Asien in die Schweiz .
                         18                         Ländern. Weitere, kleinere Mengen kamen aus         Speisereisgewinnung, stammt hauptsächlich
                                                    Italien, Österreich oder der Slowakei19.            aus Brasilien und Indien. 2019 wurden rund
Der Auslandanteil in der Proteinversorgung                                                              66 000 Tonnen Bruchreis verfüttert. Daneben
liegt bei knapp 25 % (Abb. 7). Anteilsmässig an     FUTTERGETREIDE                                      importieren wir jährlich etwa 30 000 Tonnen
der verfütterten Energie machen Importe heu-        Rund 500 000 Tonnen verschiedene Getreide-          Hafer und knappe 40 000 Tonnen Gerste. Hafer
te knapp 17 % aus (Abb. 8).                         arten gelangten im Schnitt der letzten Jahre für    stammt fast ausschliesslich aus Deutschland,
                                                    die Nutztierfütterung in die Schweiz. Darunter      Frankreich und Teilen Nordeuropas, ein kleiner
                                                    fallen hauptsächlich Weichweizen, Gerste,           Teil kam 2019 aus Russland. Gerste stammt zu
DIE WICHTIGSTEN IMPORTE                             Hafer, Körnermais und Reis. Mengenmässig            fast 100 % aus Deutschland und Frankreich20.
                                                    wichtigstes Import-Futtergetreide ist Weich-
Das Thema Importfuttermittel wird oft kontro-       weizen. 2019 wurden knapp 220 000 Tonnen,           SOJA
vers diskutiert. Gerade beim Soja sorgen sie        hauptsächlich aus Frankreich und Deutsch-           Die Schweiz weist einen Rohprotein-Selbst-
regelmässig für Negativ-Schlagzeilen. Um die        land aber auch Serbien und der Ukraine, ein-        versorgungsgrad von 78 % auf. Der grösste Teil
Diskussion zu versachlichen, beschreiben die        geführt. Am zweithäufigsten wurde im selben         der verbleibenden 22 % wird durch Soja-Im-
nachfolgenden Abschnitte die wichtigsten Im-        Jahr Körnermais importiert. Rund 130 000 Ton-       porte abgedeckt. Die Import-Menge von Soja
portfuttermittel, die jährlichen Importmengen
und die Herkunftsländer.
                                                    Abbildung 8: Herkunft der Energie in den Futtermitteln in % Bruttoenergie
HEU, EMD UND LUZERNE                                Quelle: Agristat, 2020
Der Importanteil bei Raufutter ist mit 2-3 % sehr
gering, jedoch leicht zunehmend. Im Schnitt                    % Inland          % Ausland
der Jahre werden etwa 135 000 Tonnen Raufut-        100.0
ter, hauptsächlich Heu, Emd oder Luzerne in die
Schweiz importiert. 2018 und 2019 haben die          80.0
Importe jedoch zugenommen. In beiden Jahren
wurden weit über 200 000 Tonnen Raufutter im
                                                     60.0
Ausland eingekauft. Zurückzuführen ist die Ten-
denz hauptsächlich auf die Trockenheit in den
                                                     40.0
vergangenen Jahren, wodurch die Wiesenerträ-
ge in der Schweiz teilweise stark abnahmen.
Vor allem für die Fütterung der Tiere während        20.0
den Wintermonaten musste in der Folge impor-
tiert werden. Raufutter wird fast ausschliess-        0.0
lich aus unseren Nachbarländern bezogen. Die            2000     2002     2004     2006        2008    2010   2012    2014     2016     2018    2019
18

     hat sich nach dem Verfütterungsverbot von            aus der Ölgewinnung. Als sogenanntes Extrak-    50 % aus. Die restlichen 50 % stammen aus
     Schlachtnebenprodukten/Tiermehlen verdrei-           tionsschrot oder Ölkuchen gelangen davon        Europa (Abb. 9). Importiert wird ausschliess-
     facht. Soja ist damit mengenmässig das be-           pro Jahr rund 270 000 Tonnen als Futtermit-     lich GVO-freies Soja. Fast 100 % der Importe
     deutendste Importfuttermittel der Schweizer          tel in die Schweiz . Weltweit ist Südamerika,
                                                                             22                           stammen heute aus kontrollierter und zerti-
     Landwirtschaft. Soja ist hauptsächlich wegen         hauptsächlich Brasilien, der mit Abstand be-    fizierter Produktion. Hauptherkunftsländer in
     ihrem hohen Proteingehalt und der günstigen          deutendste Sojaproduzent. Bis vor 10 Jahren     Europa sind Deutschland, Italien, Österreich
     Zusammensetzung von essenziellen Amino-              stammten praktisch alle Soja-Importe in der     und Frankreich. Ein kleiner Teil stammt zudem
     säuren für die Nutztierfütterung, hauptsäch-         Schweiz aus Brasilien. Dies hat sich in den     aus der Ukraine23. Eine weitere Verschiebung
     lich für die Schweine- und Geflügelfütterung,        letzten Jahren massgeblich verändert. Der       hin zu europäischer Soja ist zu erwarten.
     gefragt. Bei der Verarbeitung von Soja ent-          Anteil Soja aus Übersee nahm wegen der zu-
     stehen zu 20 % Sojaöl und zu 80 % proteinhal-        nehmenden Verwendung von gentechnisch           RAPS UND SONNENBLUMEN
     tige Rückstände, die als Futter dienen . Da
                                              21          veränderten Sorten und den Richtlinien der      Als Nebenprodukt aus der Raps- und Son-
     für Sojaöl in der Schweiz kein Markt besteht,        Branche für die Beschaffung von nachhalti-      nenblumenölgewinnung fällt Raps- und Son-
     wird Soja nicht als ganze Bohne importiert,          gem Soja in den letzten Jahren kontinuierlich   nenblumenkuchen an. Etwa 60 000 Tonnen
     sondern fast immer nur die Nebenprodukte             ab. Heute macht die Herkunft Brasilien noch     Rapskuchen und 20 000 Tonnen Sonnenblu-
                                                                                                          menkuchen gelangen jedes Jahr in die Schweiz.
                                                                                                          Die wichtigsten Herkunftsländer sind Deutsch-
                                                                                                          land, Frankreich, Österreich und Ungarn24 .
     Abbildung 9: Sojaimporte in die Schweiz nach Herkunft und Jahr in Tonnen
     Quelle: Sojanetzwerk Schweiz, 2020                                                                   MAISKLEBER
                                                                                                          Maiskleber ist ein sehr proteinreiches Neben-
                  Europa        Brasilien           Andere                                                produkt aus der Stärkeherstellung. Etwa
     350 000                                                                                              40 000 bis 50 000 Tonnen Maiskleber kommen
                                                                                                          pro Jahr als Futtermittel in die Schweiz. Mais-
     300 000                                                                                              kleber wird derzeit fast ausschliesslich aus
                                                                                                          China importiert25.
     250 000
                                                                                                          MINERALSTOFFE, VITAMINE &
     200 000                                                                                              AMINOSÄUREN
                                                                                                          Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren sind
     150 000
                                                                                                          in der Nutztierfütterung essenziell. Mineral-
                                                                                                          stoffe wie Natriumbicarbonat, Calciumphos-
     100 000
                                                                                                          phat und Magnesiumoxid oder vorgefertigte
                                                                                                          Zubereitungen aus Mineralstoffen, stammen
      50 000
                                                                                                          hauptsächlich aus der EU. Dazu kommen kleine
           0                                                                                              Mengen aus Osteuropa und Asien. Aminosäu-
           2010      2011    2012      2013        2014      2015     2016        2017   2018    2019     ren wie Lysin, Methionin und Threonin stam-
19

men oftmals aus Asien, hauptsächlich China.
Vitamine (A, B, C, D) stammen sowohl aus der
EU wie auch aus Asien26.
20   Zu Besuch bei Sonia und Robert Steffen

     «Hühner sind sympathische Tiere»
     Insgesamt 4000 Biolegehennen leben auf dem        Ebenfalls 2012 begannen sie mit den ersten
     Betrieb von Sonia und Robert Steffen im Neu-      Aufzucht-Hennen in einem alten Pouletmasts-          Betriebsspiegel
     enburger Jura. Das Betriebsleiterpaar legt viel   tall. Später wurde die Hühnerhaltung mit 2x          33 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche,
     Wert auf inländisches Futter von guter Qualität   2000 Legehennen erweitert. Sonia und Robert          davon 17 ha Grünland, Biobetrieb
     und aufs Tierwohl: «Nur gesunde Hühner legen      Steffen gefällt die Arbeit mit den Hühnern. «Es      Ackerkulturen: Brot- und Futtergetreide,
     gute Eier», sagen sie.                            sind sympathische Tiere», sagt Sonia Steffen.        Raps, Mais, Kartoffeln
                                                       «Ausserdem sind Bioeier gefragt und es ist           2x2000 Legehennen und eigene Lege-
                                                                                                            hennen-Aufzucht, 120 Milchziegen,
     Der Betrieb von Sonia und Robert Steffen liegt    schön etwas zu produzieren, das am Markt ge-
                                                                                                            10 Mutterkühe
     in Lignières NE zwischen Bielersee und Chas-      fragt und nachgefragt wird.»
                                                                                                            Eigene Käserei zur Verarbeitung der
     seral im Jura. Neben den Legehennen halten
                                                                                                            Ziegenmilch. Der Ziegenkäse wird in der
     sie Milchziegen und Mutterkühe und bauen Ge-      Ältere Hennen benötigen                              angrenzenden Region vermarktet.
     treide, Raps, Mais und Kartoffeln an. Seit 2012   mehr Kalzium
                                                                                                            Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, 1 An-
     wirtschaften Steffens nach den Richtlinien von    Die Legehennen bekommen drei verschiede-             gestellter und 2 Lernende oder Prakti-
     Bio Suisse.                                       ne Futtermittel. Eines für die Phase, in der sie     kant/-innen

                                                                                                          noch keine Eier legen, eines für die erste Lege-
                                                                                                          phase und eines für die zweite Legephase.

                                                                                                          Als Energieträger enthalten die Futtermittel
                                                                                                          Futtergetreide und Mais. Um den Proteinbedarf
                                                                                                          der Hühner zu decken ist zusätzlich Sojaschrot,
                                                                                                          Sonnenblumen- und Sesampresskuchen (Über-
                                                                                                          reste der Ölproduktion) drin. «Wichtig sind
                                                                                                          ausserdem Mineralstoffe, Spurenelemente und
                                                                                                          Vitamine. Und für eine gute Eierschale natürlich
                                                                                                          genügend Kalzium», erklärt Robert Steffen.

                                                                                                          Das Verhältnis der Inhaltsstoffe ist an das Alter
                                                                                                          der Hühner angepasst. Junge Hennen befinden
                                                                                                          sich im Wachstum und benötigen mehr Energie
                                                                                                          und Protein. Ältere Hennen brauchen höhere
                                                                                                          Kalzium-Mengen in ihrem Futter, damit die Ei-
                                                                                                          erschalen stabil bleiben. Vor allem in der zwei-
                                                                                                          ten Legephase sinkt die Legeleistung etwas
                                                                                                          und der Nährstoffbedarf nimmt ab, während
                                                                                                          der Futterkonsum gleichbleibt oder sogar noch
     Robert und Sonia Steffen halten seit fast zehn Jahren Legehennen nach Knospe-Richtlinien.            zunimmt. Um der Henne nicht unnötig Protein
21

zu füttern, wird der Anteil im Futter reduziert.   Betrieb produzieren. Mit den hohen Anteilen an       jedoch alles aus Europa», erklärt Sonia Steffen.
Ebenso bekommen sie weniger Phosphor.              Getreide und Ölpflanzen könnten Steffens keine       Das Futter ist biozertifiziert und muss frei von
«Ausserdem erhalten unsere Hühner Getreide-        geregelte Fruchtfolge mehr einhalten. Die Aufei-     Pilzgiften sein. Bei Mischfuttermitteln könne
körner und sie haben die Möglichkeit, auf der      nanderfolge der Kulturen auf einem bestimmten        das schon mal vorkommen. Deshalb beziehen
Weide Gras zu fressen», erzählt Sonia Steffen.     Feld über die Jahre ist wichtig für die Boden-       Steffens das Futter immer vom gleichen Händ-
                                                   fruchtbarkeit und um Krankheiten oder Unkraut        ler. «Tierwohl und Tiergesundheit stehen an
Alles Futter selbst herstellen                     unter Kontrolle zu halten. «Ausserdem sind wir       erster Stelle», sagt Robert Steffen. «Nur gesun-
würde nicht funktionieren                          nicht eingerichtet, um die Komponenten zu rei-       de Hühner legen gute Eier.»
Ein Teil dieser Körner stammt aus der eigenen      nigen, zu mahlen, zu mischen und die fertigen
Futtergetreideproduktion. Der Rest des Futter-     Futtermittel zu lagern», erläutert Robert Steffen.   Die Ackerfläche in der Schweiz nimmt ab. Den-
getreides wird an eine Biofuttermühle geliefert    Das können Futtermühlen effizient, in grossen        noch ist es wichtig, die inländische Produktion
– von der Steffens auch ihre drei Legehennen-      Mengen und daher wirtschaftlich erledigen.           zu erhalten – und damit die Wertschöpfung
futter beziehen. Damit steckt möglicherweise,                                                           und das Know-how in der Schweiz zu behalten.
aber nicht unbedingt das eigene Getreide im        Grossteil des Futters kommt                          «Das ist wichtig für die Ernährungssicherheit»,
bezogenen Futter.                                  aus der Schweiz                                      sagt Sonia Steffen. «Ganz ohne Importe geht
                                                   Drei Viertel ihres Legehennenfutters stammt          es nicht. Unser Ziel ist aber, dass ein möglichst
Die verschiedenen Komponenten für die Lege-        aus der Schweiz. «Ein Teil des Sojaschrots und       hoher Anteil der Futtermittel aus der Schweiz
hennenfuttermittel können sie nicht auf dem        des Futtergetreides kommt aus dem Ausland,           stammt.»

Drei Viertel des Legehennenfutters, das Steffens einsetzen, kommt aus der Schweiz. Neben dem Mischfutter erhalten die Hühner Getreidekörner.
Ausserdem können sie auf der Weide Gras fressen.
22
23

Wie nimmt die Landwirtschaft
ihre Verantwortung wahr?
Der Einsatz von Futtermittel in der Landwirt-      GENTECHFREIE IMPORTE                                  Seither wurde das Moratorium mehrfach ver-
schaft ist gleichzeitig ein Verbrauch von Res-                                                           längert. Das Moratorium untersagt den Anbau
sourcen. Die Landwirtschaft hat einerseits ein     Viele global wichtige Kulturpflanzen sind meist       von gentechnisch veränderten Pflanzen in der
ureigenes Interesse, diese Ausgaben so tief wie    GVO-Pflanzen (GVO: gentechnisch veränderte            Schweiz. Die Schweizer Landwirtschaft geht
möglich zu halten und steht anderseits auch in     Organismen). Dazu gehören Soja, Mais, Baum-           hier noch einen Schritt weiter: Die Schweizer
der Pflicht, Futtermittel verantwortungsvoll       wolle oder Raps. Bezeichnenderweise ist der           Bauern verzichten freiwillig darauf, ihre Tiere
und ressourcenschonend zu beschaffen und           Grossteil davon nicht für die menschliche Er-         mit GVO-Futtermitteln zu füttern. Im Wissen,
einzusetzen.                                       nährung bestimmt, sondern findet als Viehfut-         dass KonsumentInnen in der Schweiz keine
                                                   ter Verwendung (Soja, Mais) oder geht in die          GVO-Produkte wollen, hat die Schweizer Land-
                                                   Textilindustrie (Baumwolle). Trotz der weiten         wirtschaft auch mit der Zulassung des ersten
NUTZUNG INL ÄNDISCHER                              Verbreitung von GVO-Pflanzen haben sich die-          GVO-Futtermittels 1997 gar nie auf GVO-Fut-
FUTTERMITTEL                                       se für die menschliche Ernährung bisher nicht         termittel umgestellt. Aktuell wären in der
                                                   breit durchgesetzt.                                   Schweiz vier GVO als Futtermittel zugelassen
Wenn immer möglich werden in der Schweizer                                                               (eine Sojasorte, drei Maissorten), die aber
Landwirtschaft inländische Futtermittel ver-       Der Anteil an gentechnisch veränderter Soja           nicht eingesetzt werden.
wendet. Knapp 84 % aller verwendeten Futter-       am globalen Soja-Anbau liegt bei 78 %, Mais
mittel stammen aus der Schweiz und somit aus       bei 30 %, Raps bei 29 % und Baumwolle bei 76 %        Beanstandungen: in den vergangenen 5 Jahren
einem kontrollierten Anbau. Die jährliche Ver-     (alle Angaben von 2018). USA, Brasilien und           (2015–2019) wurden von der amtlichen Futter-
fütterung von gut 5.6 Mio. Tonnen Schweizer        Argentinien zusammen bauen 90,7 % der globa-          mittelkontrolle insgesamt zweimal Spuren von
Raufutter, also Gras, Heu und Emd von Schwei-      len Soja-Anbaufläche an, diese Länder haben           GVO über dem Grenzwert 0,9 % GVO nachge-
zer Wiesen und Weiden, ist ein wichtiger Bei-      einen GVO-Anteil beim Soja zwischen 94 % und          wiesen, einmal in einem Futter für Wachteln
trag zur Ernährungssicherheit der Schweiz.         100 %27.                                              (2017), einmal in einem Mischfutter für Milch-
Zudem wird durch die Raufutterproduktion in                                                              vieh (2015). Nicht zugelassene GVO wurde in
der Schweiz die Landschaft gepflegt und die        GVO-freie Soja wird somit global gesehen auf          diesem Zeitraum nie gefunden29.
Biodiversität gefördert. Auch die Produktion       wenig Flächen angebaut, entsprechend ist
von Mais und diversen Futtergetreidearten ist      GVO-Soja nur beschränkt verfügbar. In Euro-
ein wichtiger Bestandteil der landwirtschaft-      pa steigt die Nachfrage nach Futtermitteln für        KEINE HORMONE &
lichen Produktion der Schweiz. Lokale und          eine GVO-freie Fütterung laufend. Während             LEISTUNGSFÖRDERER
qualitativ hochwertige Futtermittel können so      beispielsweise in Deutschland der gentech-
in der Nutztierfütterung veredelt werden und       freie Anteil bei Milch 2011 bei 3 % lag, ist dieser   Seit 1999 setzt die Schweizer Landwirtschaft
schaffen gleichzeitig eine Vielfalt in Schweizer   inzwischen auf rund 65 % angestiegen28.               keine Hormone und keine Leistungsförderer
Fruchtfolgen, wodurch der Hilfsstoffeinsatz re-                                                          mehr in der Nutztierfütterung ein. Durch den
duziert werden kann. Gleichzeitig führt die Ver-   Für den Anbau von GVO gibt es in der Schweiz          Einsatz von Hormonen und Leistungsförderern
wertung von inländischen Nebenerzeugnissen         seit 2005 ein Moratorium. In einer Volksab-           kann die Nährstoffaufnahme und somit die
aus der Nahrungsmittelindustrie und Lebens-        stimmung haben sich 55 % der Schweizerin-             Leistung des Tieres gesteigert werden. Sprich:
mittelabfällen zur Schliessung von Nährstoff-      nen und Schweizer für Lebensmittel aus gen-           Eine Kuh gibt mehr Milch oder ein Mastschwein
kreisläufen und Vermeidung von Food-Waste.         technikfreier Landwirtschaft ausgesprochen.           setzt schneller Fleisch an. Viele tierische Im-
24

     portprodukte, beispielsweise Rindfleisch und    mit nachhaltiger zu machen. Das Sojanetzwerk      ƒ Kein Einsatz von gentechnisch veränderten
     Poulet aus Brasilien, werden jedoch nach wie    setzt sich zum Ziel, möglichst alle Soja-Impor-     Organismen (GVO)
     vor mit solchen Hilfsstoffen hergestellt.       te für die Schweiz aus einer verantwortungs-      ƒ Keine Rodung von Primärwald und artenrei-
                                                     vollen Produktion zu beschaffen und somit die       chen Lebensräumen
                                                     ökologischen und sozialen Bedingungen in den      ƒ Schutz von Boden und Gewässer
     NACHHALTIGE SOJA                                Ursprungsländern zu verbessern. Fast 100 %        ƒ Anwendung von Methoden der integrierten
     AUS DEM NETZWERK                                der Import-Soja in der Schweiz stammt heu-          Produktion zur Reduktion des Pflanzen-
                                                     te aus einem zertifiziert nachhaltigen Anbau        schutzmittel-Einsatzes
     Futtermittelimporte und im Speziellen Soja      (Abb. 10) und 50 % der Import-Soja stammt         ƒ Respektierung    des     Arbeitnehmerrechts,
     aus Südamerika, stehen seit Jahren im Fokus     heute aus Europa.                                   Mindestlöhne, keine Kinder- und Sklaven-
     der Öffentlichkeit. 2011 gründete die Branche                                                       arbeit sowie faire Arbeitsbedingungen
     als Antwort darauf das Sojanetzwerk. 29 Or-     Um Soja nach den Standards des Sojanetz-          ƒ Kontrolle des Anbaus und des Warenflusses
     ganisationen aus der Land- und Ernährungs-      werks zertifizieren zu lassen, muss eine Viel-      durch unabhängige Kontrollstellen
     wirtschaft, aber auch Umweltorganisationen      zahl an Vorgaben eingehalten werden. Dar-
     beteiligten sich am Vorhaben, Sojaimporte aus   unter fallen Sozial- und Umweltanforderungen      Die Standards des Sojanetzwerks werden
     Nicht-Regenwaldabholzung zu nutzen und da-      wie beispielsweise:                               stetig weiterentwickelt. Der Glyphosateinsatz
                                                                                                       zur Beschleunigung der Abreife oder die Wa-
                                                                                                       renflusstrennung ist ein aktuelles Thema, an
     Abbildung 10: Anteil der Soja-Importe in die Schweiz mit Nachhaltigkeitszertifizierung            welchem das Netzwerk derzeit aktiv dran ist.
     Quelle: Sojanetzwerk, 2020                                                                        Bis heute ist das Sojanetzwerk eine Erfolgs-
                                                                                                       geschichte, die weltweit eine Vorreiterrolle
                                  1%                                                                   einnimmt. So hat unlängst eine Studie der
                                                               zertifiziert                            HAFL bestätigt, dass für Soja-Importe in die
                                                               nicht zertifiziert                      Schweiz, in Brasilien kein Regenwald mehr ab-
                                                                                                       geholzt wird30. Mittlerweile sind zahlreche EU-
                                                                                                       Staaten dem positiven Beispiel der Schweiz ge-
                                                                                                       folgt und haben ähnliche Programme lanciert.
                                                                                                       Der Marktanteil von zertifiziert nachhaltigem
                                                                                                       Soja nimmt seither zu.

                                                                                                       L ABEL-STANDARDS

                                                                                                       In der Schweiz gibt es heute unzählige Labels.
                           99%                                                                         Im Labelsalat den Überblick zu behalten, ist
                                                                                                       eine Herausforderung für Konsumentinnen und
                                                                                                       Konsumenten. Gemäss einer Marktanalyse des
25

Schweizer Tierschutz STS31 hat Labelfleisch in             he Kapitel «Soja aus dem Netzwerk», teilwei-
der Schweiz einen Marktanteil von 32 %. Bei                se Sojaverbot für einzelne Tierkategorien
Milch liegt der Labelanteil bei gut 12 %.                ƒ Grünlandbasierte Milch- und Fleischproduk-
                                                           tion
Neben der Herkunftsmarke Suisse Garantie                 ƒ Verzicht auf Palmöl/Palmfett
sind Bio und IP Suisse die zwei wichtigsten La-
bels in der Schweiz. Beispielsweise ist für das          In Tabelle 1 wird dargestellt, welche Labels
Label Weidebeef der Firma Migros die Erfüllung           welche zusätzlichen Anforderungen an die
der IP-Suisse Kriterien die Basis. Die Anforde-          Futtermittel stellen mit dem Ziel, eine nach-
rungen der Labels gehen in Richtung nachhal-             haltigere Fütterung der Tiere gewährleisten zu
tigere Produktion. Die Anforderungen an die              können.
Fütterung sind beispielweise:
ƒ Soja/Soja-Nebenprodukte          ausschliesslich
  aus zertifiziertem nachhaltigem Anbau, sie-

Tabelle 1: Darstellung der Anforderungen ausgewählter Standards und Label betreffend Futtermittelwahl.
Alle übrigen Anforderungen, welche nicht die Fütterung betreffen, werden nicht berücksichtigt. Stand November 2020.
Quelle: Richtlinien der jeweiligen Organisationen

Label/Marke                       GVO frei     Nachhaltige Soja        Sojaverbot             GMF                         Verzicht auf           Begrenzung
                                                                                              (Wiederkäuer)               Palmöl/Palmfett        Importe
Suisse Garantie/QM                                                                                                      
Schweizer Fleisch
IP Suisse                                                                             (nicht alle Wieder-             
                                                                       (nur Weidemast   käuerkategorien)
                                                                       und Wiesenmilch)
Bio Suisse a                                                                                                                                  (ab 1.1.2022 für
                                                                                                                                                 Wiederkäuer)
Natura Beef                                                                                                            
Branchenstandard nachhal-                                                                                               
tige Schweizer Milch BNSM
(grüner Teppich)
a Knospe-Produkte sind bei Coop unter dem Label Naturaplan, bei Migros als Bio-Produkte mit Schweizerkreuz, bei Lidl unter dem Label Bio Organic mit Schweizer Kreuz,
bei Aldi unter dem Label Bio Nature-Suisse und auch in der Direktvermarktung erhältlich
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