"Das fressen Kuh, Schwein und Co." - Schweizer ...
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3 Zusammenfassung Nutztierhaltung prägt die Schweizer Landwirt- und Hülsenfrüchte wichtig. Deshalb bestehen Importfuttermittel – die Fakten schaft seit jeher. Vom Tal- bis ins Berggebiet Schweine- und Hühnerfutter zum grössten Teil Wie fast alle Wirtschaftszweige importiert halten die Schweizer Bauernfamilien Kühe, aus Futtergetreide, Mais, Raps-, Sonnenblu- auch die Landwirtschaft Vorleistungen für die Schweine, Hühner, Schafe und Ziegen. Auch men- oder Sojaschrot. Schweine und Hühner Produktion im Inland, zum Beispiel Futtermit- heute ist die Nutztierhaltung aus der Schwei- sind Allesfresser und benötigen nicht unbe- tel. Importe machen aber nur einen kleinen Teil zer Landwirtschaft nicht wegzudenken. Der dingt pflanzliche Futtermittel. Im Schweinetrog des gefressenen Futters aus. Bemessen am Konsum und die Rahmenbedingungen rund landen deshalb viele Nebenprodukte aus der Gewicht liegt der Inlandanteil aller Futtermittel um die Landwirtschaft befinden sich aber in Lebensmittelindustrie (z. B. aus der Käseher- bei 84 %. Umgerechnet in Energie liegt er bei einem stetigen Wandel, weshalb sich auch die stellung). Schlachtabfälle oder Abfälle aus der gut 83 %. Schauen wir nur die Proteinversor- Fütterung unserer Nutztiere verändert hat. Die Gastronomie hingegen sind in der Schweiz aus gung an, liegt der Inlandanteil für Futtermittel Schweizer Landwirtschaft will ihre Verantwor- Hygienegründen im Futtertrog verboten. bei 75 %. tung in allen Bereichen der Fütterung wahrneh- men und stetig besser werden. Woher unser Futter stammt Die wichtigsten Importfuttermittel sind ver- Rund 30 Millionen Tonnen Futter fressen die schiedene Futtergetreide sowie Soja-, Raps- Der Speiseplan unserer Nutztiere Nutztiere in der Schweiz pro Jahr. Drei Viertel und Sonnenblumenschrot. Aber auch Raufutter, Schweizer Bäuerinnen und Bauern bewirt- davon sind Raufutter wie Gras oder Heu. Die- zum Beispiel Luzerne, importieren wir je nach schaften knapp 1.5 Millionen Hektaren Land. ses stammt fast zu 100 % von Schweizer Wei- Versorgung im Inland. Über 80 % der Import- Auf fast 80 % dieser Flächen wachsen Gras, den, Wiesen oder aus dem sogenannten Kunst- futtermittel stammen heute aus Europa. Die Klee, Kräuter und die unterschiedlichsten Wild- futterbau im Talgebiet. Dort bauen Schweizer Anteile aus Südamerika oder Asien sinken von pflanzen. Auf den restlichen gut 300 000 ha Bauernfamilien ausserdem Futtergetreide wie Jahr zu Jahr. So ging beispielsweise der Anteil gedeihen Ackerkulturen wie Kartoffeln und Weizen, Gerste und Hafer sowie Hülsenfrüchte an Sojaschrot aus Brasilien massiv zurück, wäh- Getreide oder es wird Gemüse-, Obst- und wie Ackerbohnen oder Eiweisserbsen für die rend der Europa-Anteil bei Sojaschrot während Weinbau betrieben. Daher erstaunt nicht, dass Nutztierfütterung an. Die Ackerfläche in der den letzten 10 Jahren von 0 auf über 50 % stieg. rund 75 % der verwendeten Futtermittel in der Schweiz ist jedoch begrenzt, deshalb müssen Schweiz sogenanntes «Raufutter» sind, also wir rund die Hälfte des Futtergetreides und der Eine verantwortungsvolle Fütterung hauptsächlich Gras. Den grössten Teil davon Hülsenfrüchte importieren. Auch Soja-, Raps- Futtermittel sind für die Landwirtschaft eine fressen unsere Milchkühe und Rinder, aber oder Sonnenblumenschrot, Nebenprodukte wichtige Ressource und ein Kostenfaktor. auch Schafe oder Ziegen. Nur Wiederkäuer aus der Herstellung von Speiseöl, werden für Dementsprechend haushälterisch müssen die sind in der Lage, Gras und Kräuter in Milch oder die Nutztierfütterung in die Schweiz impor- Bauernfamilien damit umgehen. Wann immer Fleisch zu verwandeln. Der Anteil an Raufutter tiert. Aber auch in der Schweiz fallen bei der möglich werden in Schweizer Ställen regiona- liegt in der Milchviehfütterung bei rund 80 %. Herstellung von Lebensmitteln Nebenprodukte le Futtermittel eingesetzt. Importfuttermittel Ein ausgewogener Speiseplan ist für Milchkühe an, beispielsweise Zuckerrübenschnitzel oder als Ergänzung zur inländischen Futtermittel- wichtig. Darum erhalten die Tiere neben Gras Reste bei der Mehlherstellung. Auch Milch, produktion sind ein «notwendiges Übel». Umso auch sogenanntes Kraftfutter. Dieses besteht Molke, nicht marktfähige Kartoffeln oder Stroh mehr steht die Schweizer Landwirtschaft in hauptsächlich aus Getreide und proteinrei- sind wichtige Futtermittel, die fast ausschliess- der Pflicht, ausländische Futtermittel aus ver- chen Hülsenfrüchten. Auch für die Ernährung lich aus dem Inland stammen. antwortungsvoller Produktion zu beschaffen. von Schweinen und Hühnern sind Getreide So gelten für den Import von Futtermitteln in
4 die Schweiz weltweit einzigartige Standards. te aus Übersee stammen heute aus zertifiziert zu machen, treibt sie derzeit auf verschiede- Beispielsweise verzichten Schweizer Bäue- nachhaltiger Produktion. Weltweit führende nen Handlungsachsen Verbesserungen voran. rinnen und Bauern bewusst auf gentechnisch ökologische und soziale Standards müssen da- Der Inlandanteil bei Futtergetreide soll wieder veränderte oder mit Hormonen oder künstli- bei erfüllt werden. steigen. Zudem werden derzeit für mehrere Im- chen Leistungsförderern versetzte Futter. Die portfuttermittel neue Nachhaltigkeitsstandards Schweizer Landwirtschaft ist sich der proble- Wie wir besser werden wollen festgelegt. Auch der Einsatz von alternativen matischen Regenwaldabholzung beim Import Die nachhaltige Futtermittelversorgung ist für Futtermitteln wie beispielsweise Insektenpro- von Sojaschrot bewusst und sucht nach Alter- die Schweizer Landwirtschaft ein wichtiges teinen bietet ein Potential, von dem die Schwei- nativen in Europa. Rund 99 % der Soja-Impor- Anliegen. Um die Fütterung noch nachhaltiger zer Landwirtschaft zukünftig profitieren will.
5 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung����������������������������������������������������������������������������������3 WIE NIMMT DIE LANDWIRTSCHAFT Inhaltsverzeichnis������������������������������������������������������������������������������������5 IHRE VERANTWORTUNG WAHR? 23 Nutzung inländischer Futtermittel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 UNSERE TIERE UND IHRE VORLIEBEN 7 Gentechfreie Importe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Keine Hormone & Leistungsförderer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Die Tierbestände in der Schweizer Landwirtschaft ������������������������������7 Nachhaltige Soja aus dem Netzwerk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Das fressen Kühe, Schweine und Hühner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Label-Standards. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 DIE HERKUNFT UNSERER FUTTERMITTEL 13 ZU BESUCH BEI STEFAN BURI EIN SCHWEINEBETRIEB SPEZIALISIERT Unsere Futtermittel kurz erklärt ����������������������������������������������������������13 AUF LEBENSMITTELABFÄLLE 26 Futtermittel aus dem Ausland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die wichtigsten Importe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 WO WIR STEHEN UND WOHIN WIR GEHEN 29 ZU BESUCH BEI SONIA UND ROBERT STEFFEN Der Kunde ist König ������������������������������������������������������������������������������29 «HÜHNER SIND SYMPATHISCHE TIERE» 20 Wie wir noch besser werden möchten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Quellenangaben������������������������������������������������������������������������������������33 Impressum ��������������������������������������������������������������������������������������������34
7 Unsere Tiere und ihre Vorlieben Die Schweizer Bäuerinnen und Bauern halten DAS FRESSEN KÜHE, SCHWEINE den ackerbaulich genutzten Flächen regelmäs- verschiedenste Nutztierarten, die zur Ver- UND HÜHNER sig Gras, sogenannte Kunstwiesen, angebaut. sorgung der Bevölkerung mit tierischen Le- So wachsen jedes Jahr auf rund 120 000 ha der bensmitteln dienen. Eine bedürfnisgerechte GRASL AND SCHWEIZ ackerbaulich genutzten Flächen Gras und Klee. Fütterung ist dabei ein Hauptanliegen der Tier- Aufgrund der Topografie und der Höhenlage Ein grosser Teil der landwirtschaftlichen Nutz- halterinnen und Tierhalter und für das Tierwohl ist die Schweiz ein typisches Grasland. Knapp fläche eignet sich nicht für die Produktion von äusserst wichtig. Aufgrund der unterschied- 1.5 Mio. ha werden in der Schweiz «landwirt- Getreide, Kartoffeln oder Gemüse. Auf diesen lichen Anatomie der Tiere und ihrer Nutzung schaftlich» genutzt (Abb. 2). Zieht man von Flächen gedeihen Gras, Klee, Kräuter und Wild- benötigen Kuh, Schwein oder Huhn unter- dieser Fläche die saisonal genutzten Alp- und blumen. Dauerwiesen- und Weiden machen schiedliches Futter. Aus einer Vielfalt an Fut- Juraweiden ab, verbleiben rund 1 Mio. ha so- mit gut 500 000 ha rund die Hälfte der land- termitteln produzieren die Schweizer Bäuerin- genannte landwirtschaftliche Nutzfläche. Da- wirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz aus. nen und Bauern Milch, Fleisch und Eier für die von lassen sich ungefähr 400 000 ha für den Weitere 100 000 ha, quer durch die Schweiz Schweizer Konsumenten. Die Tierbestände der Ackerbau nutzen. In der Schweiz unterliegt der verteilt, bewirtschaften die Bauernfamilien im Schweiz haben sich während den letzten Jahr- Ackerbau strengen Fruchtfolgeregelungen. Um Rahmen der Biodiversitätsförderung als exten- zehnten stetig der Nachfrage nach tierischen die Bodenqualität zu erhalten, wird auch auf sive und wenig intensive Wiesen und Weiden. Produkten im Inland angepasst. Abbildung 1: Vieh- und Geflügelbestände seit 1978 in GVE DIE TIERBESTÄNDE IN DER Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019 SCHWEIZER L ANDWIRTSCHAFT Total Rindvieh Geflügel Schweine Schafe, Ziegen, Equiden Um eine Aussage über die Zu- und Abnahme der 1 800 000 Nutztierbestände machen zu können, müssen 1 600 000 diese in eine vergleichbare Grösse umgerechnet werden. Die Umrechnung der Tierbestände in 1 400 000 «Anzahl Kühe» (= Grossvieheinheiten oder GVE) ermöglicht eine differenziertere Betrachtung. 1 200 000 Eine 650 kg schwere Kuh entspricht einer GVE. 1 000 000 Ein Mastschwein sowie Schafe und Ziegen über ein Jahr alt entsprechen 0.17 GVE. Ein Mast- 800 000 huhn entspricht 0.004 GVE und eine Legehenne 600 000 0.01 GVE1. Umgerechnet sind die Tierbestände in der Schweiz seit den 90er Jahren ziemlich 400 000 konstant (Abb. 1) und langfristig betrachtet klar rückläufig. Während im Jahr 1973 insgesamt 200 000 knapp 1.7 Mio. GVE gehalten wurden, waren es 0 im Jahr 2019 noch knapp 1.3 Mio. GVE. 1978 1983 1988 1995 2000 2005 2010 2015 2019
8 Von den knapp 1.5 Mio. ha landwirtschaftlich WIEDERKÄUER VEREDELN DAS GRAS rangewachsenen Mikrobenkulturen statt. Aus genutzten Flächen werden also gut 77 % als Wiederkäuer haben sich in ihrer Evolution an dem minderwertigen Rohprotein des Grases Temporär- oder Dauergrünland bewirtschaftet2 . Gras als Futtermittel angepasst. Sie haben ein ist in den Vormägen dank den Mikrobenkultu- Magensystem mit drei Vormägen und einem ren hochwertiges Mikrobeneiweiss entstanden. Was auf diesen Grünlandflächen wächst, lässt Labmagen. Menschen haben nur einen Lab- Die mikrobielle Verdauung in den Vormägen sich nicht direkt für die menschliche Ernährung magen. In den Vormägen bauen Mikroben das richtet sich nach dem zur Verfügung stehen- nutzen. Dieses Wiesenfutter muss durch wie- Gras ab. Sie können auch schwer verdauliche den Rohprotein, das hauptsächlich aus dem derkäuende Pflanzenfresser wie Kühe, Schafe Nahrungsbestandteile wie Zellulose «knacken». Gras kommt und der verfügbaren Energie aus oder Ziegen zu Milch und Fleisch veredelt wer- Nach dem Wiederkauen wird die Nahrung in Kohlenhydraten. Das mikrobielle Verdauungs- den. Diese landwirtschaftlichen Produkte kann den Labmagen geleitet und dort findet die che- system der Vormägen verlangt eine möglichst dann der Mensch konsumieren. mische oder enzymatische Verdauung des Nah- gleichbleibende tägliche Nahrungszufuhr. Jeder rungsbreis und auch der in den Vormägen he- Futterwechsel stört das mikrobielle Gefüge. Abbildung 2: Zusammensetzung der landwirtschaftlich genutzten Fläche (ha) der Schweiz Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019; BFS, Arealstatistik 2004-2009 Kunstwiese (126 738) Heimweiden (168 107) Alpwiesen (27 980) Naturwiesen (341 659) Ackerland (280 330) anderes als Grünland (331 300) Obstbauflächen (30 737) Rebbauflächen (15 708) Alp- und Juraweiden (485 873) Gartenbauflächen (4 525)
9 Sowohl die gute landwirtschaftliche Praxis als handenen Bakterien können die in der Käse- ausgewogene Rationen gefährden die Tier- auch das Tierschutzgesetz verlangen, dass die verarbeitung zum Zuge kommenden Bakterien gesundheit und führen zu Leistungs- und Ef- Nutztiere ausgewogen d. h. entsprechend ih- stören. In diesem Fall erhalten die Milchkühe fizienzverlusten und somit zu vermeidbaren rem Bedarf aufgrund der erbrachten Leistung, Gras, Heu, Emd, Futterrüben, frisch oder ge- Umweltbelastungen. Der Raufutteranteil beim zu füttern sind. Alle Wiederkäuer sind Säuge- trocknet, Kartoffeln oder getrocknete Mais- Milchvieh liegt bei rund 80 % der Trockenmasse tiere und werden in den ersten Lebenswochen pflanzen. Je nach Milchleistung und Qualität der Ration3. In der Schweiz werden im inter- mit Muttermilch ernährt. Erst mit dem schritt- des Raufutters, wird die Ration einer Milchkuh nationalen Vergleich bescheidene Mengen an weisen Entwöhnen beginnt die eigentliche mit Kraftfutter ausgeglichen, also an den Nähr- Kraftfutter für die Milchproduktion verwendet. Wiederkäuerverdauung in den Vormägen. In stoffbedarf des Tieres angepasst. Produziert Pro Jahr erhält eine Milchkuh in der Schweiz dieser Zeit fördern die Bauern die Entwicklung ein Betrieb Molkereimilch, setzt er neben den 614 kg Kraftfutter, während in der EU der der Vormägen mit der Beigabe von Heu oder erwähnten Futtermitteln auch Silagen als Rau- Kraftfuttereinsatz pro Kuh und Jahr teilweise Gras und etwas Kraftfutter. Beide Futtermittel futtermittel ein. Die Ration einer Milchkuh wird bei über 1500 kg liegt. Heruntergebrochen auf fördern die Ausbildung der Vormägen für eine auch in diesem Fall mit individuellen Kraftfut- das Kilo Milch wird in der Schweiz 92 g Kraft- spätere Verdauung möglichst grosser Raufut- tergaben ausgeglichen, so dass der Energie- futter eingesetzt, in der EU sind die Mengen termengen. und Proteingehalt der Gesamtration möglichst deutlich höher (Abb. 3)4 . Das hat zwei wichtige genau dem Bedarf der Tiere entspricht. Un- Gründe: Erstens ist in der Schweiz die Raufut- FUTTERMITTEL DER WIEDERKÄUER Für Wiederkäuer eignen sich somit alle Arten von Wiesenfutter in frischer oder konservierter Abbildung 3: Internationaler Vergleich des durchschnittlichen Kraftfuttereinsatzes Form: Weidegras, Grassilage, Heu und Emd. pro Kilo Milch im Jahr 2016 Weiter fressen sie Pflanzen wie Mais, frisch Quelle: BO-Milch, 2018 und konserviert, aber auch Futterrüben, Zu- 250 ckerrübenschnitzel oder Kartoffeln (z. B. Sor- 220 tierabgang) und Ähnliches mehr. Neben diesen 202 Raufuttermitteln ergänzen viele Betriebe die 200 Ration ihrer Wiederkäuer mit begrenzten Men- 165 gen an Kraftfuttermitteln. Damit lassen sich 150 Menge (g) auch höhere Nährstoffbedürfnisse z. B. von 136 Milchkühen, die besonders viel Milch geben, 119 abdecken. 100 92 MILCHKÜHE Die Grundration einer Milchkuh besteht immer 50 aus Raufutter. Entsteht aus der Milch Roh- milchkäse, kann keine Silage verfüttert wer- den. Bei der Silage erfolgt die Haltbarmachung 0 über eine Gärung mit Bakterien. Die dort vor- Deutschland Frankreich Italien Österreich Niederlande Schweiz
10 terqualität besser, weil an die schweizerischen Mix der verschiedenen Haltungs- und Mastver- produkte aus der Lebensmittelindustrie, wie Verhältnisse angepasste besondere Kunstwie- fahren (Mutterkuhhaltung, intensive Munimast beispielsweise Molke, sinnvoll weiterveredeln. senmischungen zur Verfügung stehen. Mit die- und extensive Weidemast von Rindern und Über ein Drittel der in der Schweiz anfallenden sen Gras-, Klee- und Kräutermischungen kann Ochsen) deckt den Bedarf des Marktes nach Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie Raufutter von bester Qualität produziert wer- unterschiedlichen Rindfleischstandards ab. landen in der Schweinefütterung6. Rund 45 % den. Zweitens ist das Kraftfutter in der Schweiz von den rund 1.3 Mio. Tonnen Molke, die jähr- deutlich teurer als im Ausland, was einen ver- MASTKÄLBER FÜR KALBFLEISCH lich bei der Käseherstellung in der Schweiz an- schwenderischen Einsatz unattraktiv macht . 5 Mastkälber erhalten hauptsächlich Milch oder fallen, landen im Schweinetrog7. Auch das Fut- Milchpulver und Milchnebenprodukte also ter der Schweine muss ausgewogen sein und MUTTERKÜHE Schotte (= Molke), Mager- oder Buttermilch. ihrem Bedarf entsprechen. Mutterkühe erbringen eine geringere Leistung Als Ergänzung erhalten Kälber oftmals kleine als Milchkühe. Sie haben eine bescheidenere Mengen Kraftfutter sowie Raufutter. MUTTERSCHWEINE Milchproduktion, die nur den Bedarf des Kal- Die Mutterschweine sind unterschiedlich zu bes decken muss. Daher können Mutterkühe SCHAFE & ZIEGEN füttern, je nachdem ob sie einen Wurf Ferkel weitgehend mit Gras und Klee gefüttert wer- Schafe und Ziegen sind genügsam und eignen säugen oder nicht. Beim Säugen haben sie ei- den. Das Kalb der Mutterkühe wird entweder sich daher gut für die Nutzung von minderwer- nen sehr hohen Nährstoffbedarf und brauchen mit knapp 10 Monaten geschlachtet und als tigem Grünland. Sie wurden über Jahrhunderte ein konzentriertes, qualitativ hochwertiges Fut- Labelfleisch (z. B. NaturaBeef) vermarktet oder auf eher kargen Flächen gehalten und darum ter in relativ grosser Menge. Nur so können sie als Mastremonte ausgemästet. Auch die Kälber sind sie sparsame Futterverwerter. Die Ration zwölf oder mehr Ferkel mit ihrer Milch ernäh- fressen, ergänzend zur Muttermilch, Gras und von Schafen und Ziegen besteht daher fast aus- ren. Das geschieht mit einem Kraftfutter. In der anderes Raufutter. schliesslich aus Raufutter. Ein grosser Teil der Zeit, wo sie keine Ferkel säugen und während Schafe wird im Sommer gealpt und wenn nötig, der nächsten Trächtigkeit, sind sie auf deutlich GROSSVIEHMAST im Winter in Wanderherden ausgemästet. ballaststoffreicheres Futter angewiesen. Wäh- In der Grossviehmast zur Rindfleischproduk- rend dieser Phase wird der Kraftfutteranteil tion gibt es unterschiedliche Ausrichtungen. In Milchschafe und Milchziegen hingegen haben der Ration reduziert und mit Raufutter wie Gras der intensiven Munimast bekommen die Tiere einen höheren Bedarf. Die Fütterung ist an- oder Stroh ersetzt. neben einer Grundfutterration aus Mais- und spruchsvoller als für Schafe zur Fleischpro- Grassilage ergänzend Kraftfutter. Dieses Er- duktion und daher ähnlich wie jene der Milch- MASTSCHWEINE gänzungsfutter ist auf das Alter der Tiere und kühe. Neben der Grundration aus Raufutter Ab dem Absetzen der Ferkel bis zur Schlach- den Zuwachs abgestimmt, damit zum Zeitpunkt (Gras, Heu, Gras- und Maissilage), braucht es tung erhalten Mastschweine eine auf den Be- der Schlachtung der Schlachtkörper des Tieres oft auch einen Ausgleich der Ration mit einem darf für das Wachstum abgestimmten Ration und dessen Gewicht den Marktanforderungen Kraftfutter. aus Nebenprodukten der Lebensmittelverar- entsprechen. Bei einer extensiven Weidemast beitung und Kraftfutter. In den vergangenen sind die Rinder oder Ochsen während der Vege- SCHWEINE Jahrzehnten ist das benötigte Futter für die tationszeit auf der Weide. Gegen Ende kommt Schweine sind Allesfresser mit nur einem Ma- gleiche Gewichtszunahme dank züchterischen zum Erreichen der marktkonformen Schlacht- gen. Ihr Verdauungssystem ist jenem des Men- Massnahmen und Verbesserungen in Haltung körperqualität oft noch Maissilage dazu. Der schen sehr ähnlich. Sie können daher Neben- und Fütterung um ca. einen Drittel gesunken.
11 Diese Effizienzsteigerung hat die Nachhaltig- wendet, für ein Kilogramm Pouletfleisch rund keit der Schweinehaltung stark verbessert. zweimal weniger8. Sowohl Legehennen als Die Kraftfuttermittel enthalten verschiedene auch Mastpoulets bekommen ein angepasstes Getreidearten aber auch Enzyme. Letztere Mischfutter (Alleinfutter). Dieses besteht zu machen den sonst unverdaulichen Phytinphos- rund ¾ aus Energieträgern wie Getreide, Müh- phor für die Tiere verfügbar. Das erlaubt es, den lennebenprodukten und Ölen oder Fetten und Phosphorgehalt im Futter stark zu reduzieren, zu ¼ aus Proteinträgern wie Soja-, Raps- und ohne dass die Tiere einen Mangel an diesem anderen Ölschroten, Maiskleber und weiteren für den Knochenaufbau wichtigen Mineralstoff pflanzlichen Eiweissen. Zudem enthält moder- erleiden. Mit der Zugabe von Aminosäuren ist nes Geflügelfutter Enzyme und reine Amino- es gelungen, die Stickstoffgehalte (Rohprotein) säuren, um die Stickstoff- und Phosphorgehal- in den Futterrationen deutlich zu senken und te zur Ressourcenschonung zu reduzieren. damit den Stoffwechsel der Tiere sowie die Umwelt zu entlasten. Der Einsatz von Enzymen und Aminosäuren verbesserte so die Ressour- ceneffizienz bei der Schweinefütterung. HÜHNER Hühner sind Allesfresser. Das Verdauungs- system eines Huhns unterscheidet sich grund- legend von dem eines Säugetieres. Die mo- dernen Hybrid-Rassen sind auf energie- und proteinreiche Futtermittel angewiesen. Auch tierische Futtermittel gehören natürlicher- weise auf den Speiseplan von Hühnern. Der Einsatz von Tiermehl ist heute in der Schweiz jedoch verboten. Als landwirtschaftliche Nutz- tiere haben heute nur wenige Lege- und Mastli- nien eine Bedeutung. In der Schweiz findet kei- ne Basiszucht dieser Hybriden mehr statt. Die Legehennen und die Mastpoulets sind, die am meisten vereinheitlichten oder «standardisier- ten» Nutztiere, da sie mit der Brut einfach ver- mehrt werden können. Der Zuchtfortschritt bei den Hühnern war in den letzten Jahrzehnten enorm. Im Vergleich zu den 1970er Jahren wird heute für ein Ei nur noch halb so viel Futter ver-
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13 Die Herkunft unserer Futtermittel UNSERE FUTTERMITTEL Tiergesundheit und vermeidet unnötige Nähr- wichtigsten Futtermittel der Schweizer Betriebe KURZ ERKL ÄRT stoffverluste. Zusätzlich werden Mineralstoffe, aufgeführt und beschrieben. Spurenelemente, Aminosäuren, Kartoffeln oder Die Schweizer Landwirtschaft verfüttert jedes Zuckerrübenschnitzel verfüttert. FUTTERMITTEL AUS MEHRJÄHRI- Jahr knapp 30 Mio. Tonnen Futter an die Nutz- GEM FUTTERBAU tiere. Sämtliche Futtermittel stammen aus GVO- Etwas detaillierter lassen sich die Futtermittel Wiesen und Weiden prägen das Landschafts- freier Produktion. In den 30 Mio. Tonnen sind nach ihrem Ursprung zusammenfassen (Abb. 5). bild der Schweiz. Klee, Gras und Kräuter haben sowohl inländische wie importierte Futtermittel Den absolut grössten Anteil hat Grünfutter aus mit 66 % den grössten Anteil an den gesamthaft enthalten. Die Menge entspricht der sogenann- dem mehrjährigen Futterbau. Sprich: Klee, Gras verwendeten Futtermitteln. Gut 5.1 Mio. Ton- ten Frischsubstanz (FS). Wasser, das in den Fut- und Kräuter von den Wiesen und Weiden. Aber nen (TS) Wiesen- oder Raufutter, die zu über termitteln enthalten ist, wird dem Gewicht ange- auch einjährige Futterpflanzen (Mais), Futterge- 95 % aus der Schweiz stammen, fressen Wie- rechnet. Zieht man das Wasser ab, spricht man treide oder Nebenerzeugnisse aus der Lebens- derkäuer wie Kühe, Ziegen oder Schafe jährlich von der Trockensubstanz (TS). Die Umrechnung mittelherstellung sind für die Nutztierfütterung direkt als Weidefutter oder konserviert in Form in Trockensubstanz ermöglicht einen mengen- in der Schweiz wichtig. Nachfolgend sind die von Heu, Emd oder Grassilage9. mässigen Vergleich der einzelnen Futtermittel. Die Angaben in den nachfolgenden Kapiteln er- folgen daher in Trockensubstanz. Umgerechnet Abbildung 4: Anteile der wichtigsten Futtermittelgruppen am gesamten Futtermittelver- in Trockensubstanz fressen die Schweizer Nutz- brauch in % der Trockensubstanz tiere jährlich knapp 8 Mio. Tonnen Futter. Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019 RAUFUTTER, KRAFTFUTTER UND Raufutter 5% ERGÄNZUNGSFUTTER Futtermittel lassen sich in drei Hauptkategorien Kraftfutter aufteilen (Abb. 4). Unter Raufutter fallen sämt- 20% Andere liche Wiesen- und Weidefutter, Mais, als ganze Pflanze und direkt vom Feld verfüttert, sowie Stroh. Als Kraftfutter bezeichnet man energie- und proteinreiche Futtermittel jeglicher Art, die einzeln oder als vorgefertigte Futtermischung den Rationen beigemischt werden. Getreide- körner wie Mais, Weizen, Gerste, Hafer oder Triticale fallen unter Kraftfutter. Kraftfutter kann als Alleinfutter oder zum Ausgleich des Energie- und Proteingehaltes von Mischratio- 75% nen eingesetzt werden. Eine ausgeglichene, be- darfsgerechte Ration ermöglicht eine effiziente Nutzung der Futtermittel, ist wichtig für die
14 GETREIDE UND nen, haben pflanzliche Nebenerzeugnisse schnitzel stammen grösstenteils aus dem In- HÜLSENFRÜCHTE aus der Nahrungsmittelherstellung einen land. Auch Nebenprodukte aus der Stärke- Futtergetreide und verschiedene Hülsenfrüch- wichtigen Anteil an der Nutztierfütterung. gewinnung oder aus Brauereien finden in der te machen rund 11 % des Speiseplans von Die mengenmässig wichtigsten Futtermittel Nutztierfütterung Verwendung11. Schweizer Nutztieren aus. Rund 800 000 Ton- dieser Kategorie sind die Nebenerzeugnisse nen (TS) Futterweizen, Gerste, Maiskörner der Ölherstellung, wie die Pressrückstände FUTTERMITTEL AUS oder Hafer sind für die Tiere bestimmt. Etwa aus der Herstellung von Soja-, Sonnenblu- EINJÄHRIGEM FUTTERBAU die Hälfte dieses Futtergetreides stammt aus men- oder Rapsöl. Etwa 350 000 Tonnen so- Wie eingangs erläutert, lässt sich nur rund ein der Schweiz. Auch 25 000 Tonnen (TS) Futter- genannter Ölkuchen oder Extraktionsschrote Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche erbsen oder Ackerbohnen als wertvolle Prote- fressen die einheimischen Nutztiere jährlich. der Schweiz als Ackerfläche nutzen. Auch Fut- inträger werden speziell für die Nutztierfütte- Ein grosser Teil dieser Ölkuchen stammt aus terpflanzen sind Bestandteil der vielfältigen rung angebaut. 10 dem Ausland. Ebenfalls bedeutend sind die Schweizer Fruchtfolge. Die wichtigste Futter- etwa 150 000 Tonnen (TS) Nebenerzeugnis- pflanze aus dem einjährigen Futterbau ist der FUTTERMITTEL AUS PFL ANZLICHEN se aus den Mühlen und die 200 000 Tonnen Mais. Dieser wird entweder direkt vom Feld NEBENERZEUGNISSEN (TS) Zuckerrübenschnitzel aus der Zuckerver- oder in konservierter Form verfüttert. Nebst Mit gut 10 % der verfütterten Trockenmas- arbeitung. Müllereinebenprodukte stammen dem Nutzen in der Nutztierfütterung erweitert se oder umgerechnet knapp 800 000 Ton- zu etwa 50 % aus der Schweiz. Zuckerrüben- der Anbau von Futterpflanzen die Fruchtfolge Abbildung 5: Anteile der verschiedenen Futtermittel am Futtermitteltotal in % der Trockensubstanz Quelle: Agristat, 2020. Statistische Schätzungen und Erhebungen 2019 Getreide und Hülsenfrüchte Lebensmittel-Abfälle (Körner) pflanzliche Nebenerzeugnisse einjähriger Futterbau Übrige Abgang aus der Kartoffel-, Obst- und Gemüseproduktion Andere Kuppelprodukte aus dem Ackerbau mehrjähriger Futterbau Futtermitttel tierischen Ursprungs
15 und senkt somit den Schädlings- und Unkraut- und 40 000 Tonnen (TS) gelangen jedes Jahr (TS) Kartoffeln verfüttert. Nebst Kartoffeln druck im Ackerbau. Futterpflanzen aus dem in die Nutztierfütterung. Der Inlandanteil der erhalten die Nutztiere auch kleinere Mengen einjährigen Futterbau stammen praktisch zu Lebensmittel-Resten in der Fütterung liegt bei Obst- und Gemüsereste. Kartoffeln, Obst oder 100 % aus der Schweiz und machen mit etwa etwa 20 %. Früher wurden auch Abfälle aus der Gemüse werden nur dann verfüttert, wenn die 700 000 Tonnen (TS) knapp 10 % aller Futter- Gastronomie als «Schweinesuppe» verwertet. sonstige Vermarktung nicht möglich ist. Impor- mittel aus.12 Seit 2006 ist das aus hygienischen Gründen tiert werden solche Futtermittel nicht, weshalb verboten14 . der Inlandanteil bei 100 % liegt15. FUTTERMITTEL MIT TIERISCHER HERKUNFT ABGANG AUS DER KARTOFFEL-, KUPPELPRODUKTE Die Verfütterung von Futtermitteln tierischer GEMÜSE- UND OBSTPRODUKTION AUS DEM ACKERBAU Herkunft an Nutztiere hat vor allem in der Die Erträge in der Kartoffelproduktion schwan- Stroh oder die Blätter der Zuckerrüben sind Schweine- und Kälbermast eine Bedeutung. ken bedingt durch zahlreiche Umwelteinflüsse sogenannte Kuppelprodukte und damit Neben- Gesamthaft setzten die Schweizer Bäuerinnen von Jahr zu Jahr. In Jahren mit Überschüssen produkte, die im Ackerbau zwangsläufig an- und Bauern jährlich etwa 150 000 Tonnen (TS) gelangt ein Teil der geernteten Kartoffeln in die fallen. Gut 10 000 Tonnen (TS) solcher Kuppel- tierische Futtermittel ein. Über 80 % der tieri- Nutztierfütterung. Auch nicht marktkonforme produkte gelangen jedes Jahr als Futtermittel schen Futtermittel stammen aus der Milchpro- Kartoffeln finden in der Nutztierfütterung Ver- in Schweizer Ställe. Auch hier liegt der Inland- duktion. Das weitaus bekannteste Futtermittel wendung. 2018 wurden knapp 17 000 Tonnen anteil bei 100 %16. ist die Milch selbst. In der Kälberaufzucht ist Milch während den ersten Monaten essenziell. Verwertung von Nebenprodukten in Futtermitteln: Auch von grosser Bedeutung ist Molke, die als Überblick über die Zuckerrübenbranche Nebenprodukt aus der Käseherstellung in der Ob in der Viehwirtschaft (Molke, Fett) oder im Pflanzenbau (Stroh, Gründünger), Nebenpro- Schweinehaltung verwendet wird. Aber auch dukte oder andere Reste aus der Landwirtschaft werden wenn möglich verwertet. Bei gewis- tierische Fette oder Fischmehl kommen in der sen Nebenprodukten ist dies in Form von Futtermitteln möglich. Schlüsselbeispiel: die Zucker- Nutztierfütterung, teils mit Einschränkungen, rübenkultur. Auf einer Hektare Zuckerrübenfeld wird im Durchschnitt produziert: 11 000 kg zum Einsatz. Der Einsatz von Tiermehl in der Zucker, 11 733 kg melassierte Pressschnitzel, 3887 kg Trockenschnitzel und 2200 kg Melasse. Nutztierfütterung ist in der Schweiz verboten. Diese wertvollen Nebenprodukte aus der einheimischen Zuckerproduktion erlauben es jedes Rund 90 % der tierischen Futtermittel stammen Jahr, Rinder, Schweine und Pferde zu füttern. Die entzuckerten Rübenschnitzel sind hochver- aus der Schweiz13. daulich und haben einen Energiewert, der mit Kraftfutter vergleichbar ist. Als Energieträger sind sie für Rinder und Milchkühe eine ideale Ergänzung zu proteinreichen Grundfuttermitteln. LEBENSMITTEL-RESTE Die Zuckerrübenpflanzer haben die Möglichkeit, die Schnitzel aus der Verarbeitung ihrer Lie- An vielen Stellen der Lebensmittel-Wertschöp- ferungen zurückzunehmen, was einen kurzen landwirtschaftlichen Kreislauf garantiert. Eine fungskette fallen Reste an. So beispielsweise Zuckerrübe besteht nämlich aus rund drei Vierteln Wasser, die wiederverwertet werden, um in der Verarbeitung, im Gross- und Detailhan- die Zuckerrüben zu entladen und zu reinigen. Was die Elemente betrifft, die nicht in der Ver- del und bei den Konsumenten selbst. Unpro- fütterung eingesetzt werden, so gelangen sie dennoch in die Landwirtschaft zurück: Die Erde blematische Abfälle aus der Nahrungsmittel- in Form von Gartenerde, die Kalksteine in Form von Kalk, einem natürlichen und wichtigen verarbeitung, beispielsweise unverkäufliches Nährstoff für die Landwirtschaft. Brot, in der Grössenordnung zwischen 30 000
16 Abbildung 6: Gesamte Futtermittelimporte ab 2000 nach Herkunft, in % der Tonnen TS ÜBRIGE FUTTERMITTEL Quelle: Agristat, 2020 Nebst den bereits genannten Futtermitteln finden auch pflanzliche Öle und Fette, Zucker, % Inland % Ausland unverarbeitete Ölsaaten oder Kartoffelflocken 100.0 in der Nutztierfütterung Verwendung. Dazu kommen Mineralstoffe, Vitamine oder Amino- 80.0 säuren als wichtige Komponenten für eine aus- gewogene Nutztierfütterung. Mineralstoffe und 60.0 Aminosäuren stammen meist aus dem Ausland. 40.0 FUTTERMITTEL AUS DEM AUSL AND 20.0 Die Schweizer Wirtschaft importiert jährlich die verschiedensten Rohstoffe, um diese in 0.0 der Schweiz zu veredeln. Auch die Landwirt- 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2019 schaft importiert Rohstoffe für die Veredelung - beispielsweise Futtermittel. Rund 84 % der eingesetzten Futtermittel stammen jedoch aus inländischer Produktion (Abb. 6). 16 % der Abbildung 7: Herkunft der Proteine in den Futtermitteln in % Rohprotein Futtermittel sind importiert oder fallen als Quelle: Agristat, 2020 Nebenprodukt von importierten Rohstoffen an. Von den jährlich knapp 8 Mio. Tonnen (TS) % Inland % Ausland verfütterten Futtermitteln stammen also etwa 100.0 1.3 Mio. Tonnen aus dem Ausland. Die Inland- anteile unterscheiden sich stark, je nach Tier- 80.0 und Futtermittelkategorie. Dank über 1 Mio. ha Grünland ist es möglich, den Bedarf an Grün- futter fast komplett zu decken. Der Inlandan- 60.0 teil der Raufutter liegt daher, je nach Jahr, zwi- schen 95 und fast 100 %. Anders sieht es beim 40.0 Kraftfutter aus. Rund 40 % des Kraftfutters stammt aus dem Inland17. Bei den Futtermit- 20.0 telimporten wird wegen den Transportdistan- zen solches aus der Europäischen Union und 0.0 damit der näheren Umgebung, hauptsächlich 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2019 Deutschland und Frankreich, bevorzugt. Heute
17 stammen knapp 80 % aller Futtermittelimporte Hauptlieferanten für die Schweiz sind Frank- nen gelangten davon aus Frankreich, Deutsch- von dort. Etwa 12 % gelangen aus Nord-, Mittel- reich und Deutschland. 2018 und 2019 stamm- land, Rumänien, der Ukraine und Serbien in die und Südamerika, 5 % aus Osteuropa und 4 % ten rund 80 % der Einfuhren aus diesen beiden Schweiz. Bruchreis, ein Nebenprodukt aus der aus Asien in die Schweiz . 18 Ländern. Weitere, kleinere Mengen kamen aus Speisereisgewinnung, stammt hauptsächlich Italien, Österreich oder der Slowakei19. aus Brasilien und Indien. 2019 wurden rund Der Auslandanteil in der Proteinversorgung 66 000 Tonnen Bruchreis verfüttert. Daneben liegt bei knapp 25 % (Abb. 7). Anteilsmässig an FUTTERGETREIDE importieren wir jährlich etwa 30 000 Tonnen der verfütterten Energie machen Importe heu- Rund 500 000 Tonnen verschiedene Getreide- Hafer und knappe 40 000 Tonnen Gerste. Hafer te knapp 17 % aus (Abb. 8). arten gelangten im Schnitt der letzten Jahre für stammt fast ausschliesslich aus Deutschland, die Nutztierfütterung in die Schweiz. Darunter Frankreich und Teilen Nordeuropas, ein kleiner fallen hauptsächlich Weichweizen, Gerste, Teil kam 2019 aus Russland. Gerste stammt zu DIE WICHTIGSTEN IMPORTE Hafer, Körnermais und Reis. Mengenmässig fast 100 % aus Deutschland und Frankreich20. wichtigstes Import-Futtergetreide ist Weich- Das Thema Importfuttermittel wird oft kontro- weizen. 2019 wurden knapp 220 000 Tonnen, SOJA vers diskutiert. Gerade beim Soja sorgen sie hauptsächlich aus Frankreich und Deutsch- Die Schweiz weist einen Rohprotein-Selbst- regelmässig für Negativ-Schlagzeilen. Um die land aber auch Serbien und der Ukraine, ein- versorgungsgrad von 78 % auf. Der grösste Teil Diskussion zu versachlichen, beschreiben die geführt. Am zweithäufigsten wurde im selben der verbleibenden 22 % wird durch Soja-Im- nachfolgenden Abschnitte die wichtigsten Im- Jahr Körnermais importiert. Rund 130 000 Ton- porte abgedeckt. Die Import-Menge von Soja portfuttermittel, die jährlichen Importmengen und die Herkunftsländer. Abbildung 8: Herkunft der Energie in den Futtermitteln in % Bruttoenergie HEU, EMD UND LUZERNE Quelle: Agristat, 2020 Der Importanteil bei Raufutter ist mit 2-3 % sehr gering, jedoch leicht zunehmend. Im Schnitt % Inland % Ausland der Jahre werden etwa 135 000 Tonnen Raufut- 100.0 ter, hauptsächlich Heu, Emd oder Luzerne in die Schweiz importiert. 2018 und 2019 haben die 80.0 Importe jedoch zugenommen. In beiden Jahren wurden weit über 200 000 Tonnen Raufutter im 60.0 Ausland eingekauft. Zurückzuführen ist die Ten- denz hauptsächlich auf die Trockenheit in den 40.0 vergangenen Jahren, wodurch die Wiesenerträ- ge in der Schweiz teilweise stark abnahmen. Vor allem für die Fütterung der Tiere während 20.0 den Wintermonaten musste in der Folge impor- tiert werden. Raufutter wird fast ausschliess- 0.0 lich aus unseren Nachbarländern bezogen. Die 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2019
18 hat sich nach dem Verfütterungsverbot von aus der Ölgewinnung. Als sogenanntes Extrak- 50 % aus. Die restlichen 50 % stammen aus Schlachtnebenprodukten/Tiermehlen verdrei- tionsschrot oder Ölkuchen gelangen davon Europa (Abb. 9). Importiert wird ausschliess- facht. Soja ist damit mengenmässig das be- pro Jahr rund 270 000 Tonnen als Futtermit- lich GVO-freies Soja. Fast 100 % der Importe deutendste Importfuttermittel der Schweizer tel in die Schweiz . Weltweit ist Südamerika, 22 stammen heute aus kontrollierter und zerti- Landwirtschaft. Soja ist hauptsächlich wegen hauptsächlich Brasilien, der mit Abstand be- fizierter Produktion. Hauptherkunftsländer in ihrem hohen Proteingehalt und der günstigen deutendste Sojaproduzent. Bis vor 10 Jahren Europa sind Deutschland, Italien, Österreich Zusammensetzung von essenziellen Amino- stammten praktisch alle Soja-Importe in der und Frankreich. Ein kleiner Teil stammt zudem säuren für die Nutztierfütterung, hauptsäch- Schweiz aus Brasilien. Dies hat sich in den aus der Ukraine23. Eine weitere Verschiebung lich für die Schweine- und Geflügelfütterung, letzten Jahren massgeblich verändert. Der hin zu europäischer Soja ist zu erwarten. gefragt. Bei der Verarbeitung von Soja ent- Anteil Soja aus Übersee nahm wegen der zu- stehen zu 20 % Sojaöl und zu 80 % proteinhal- nehmenden Verwendung von gentechnisch RAPS UND SONNENBLUMEN tige Rückstände, die als Futter dienen . Da 21 veränderten Sorten und den Richtlinien der Als Nebenprodukt aus der Raps- und Son- für Sojaöl in der Schweiz kein Markt besteht, Branche für die Beschaffung von nachhalti- nenblumenölgewinnung fällt Raps- und Son- wird Soja nicht als ganze Bohne importiert, gem Soja in den letzten Jahren kontinuierlich nenblumenkuchen an. Etwa 60 000 Tonnen sondern fast immer nur die Nebenprodukte ab. Heute macht die Herkunft Brasilien noch Rapskuchen und 20 000 Tonnen Sonnenblu- menkuchen gelangen jedes Jahr in die Schweiz. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Deutsch- land, Frankreich, Österreich und Ungarn24 . Abbildung 9: Sojaimporte in die Schweiz nach Herkunft und Jahr in Tonnen Quelle: Sojanetzwerk Schweiz, 2020 MAISKLEBER Maiskleber ist ein sehr proteinreiches Neben- Europa Brasilien Andere produkt aus der Stärkeherstellung. Etwa 350 000 40 000 bis 50 000 Tonnen Maiskleber kommen pro Jahr als Futtermittel in die Schweiz. Mais- 300 000 kleber wird derzeit fast ausschliesslich aus China importiert25. 250 000 MINERALSTOFFE, VITAMINE & 200 000 AMINOSÄUREN Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren sind 150 000 in der Nutztierfütterung essenziell. Mineral- stoffe wie Natriumbicarbonat, Calciumphos- 100 000 phat und Magnesiumoxid oder vorgefertigte Zubereitungen aus Mineralstoffen, stammen 50 000 hauptsächlich aus der EU. Dazu kommen kleine 0 Mengen aus Osteuropa und Asien. Aminosäu- 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 ren wie Lysin, Methionin und Threonin stam-
19 men oftmals aus Asien, hauptsächlich China. Vitamine (A, B, C, D) stammen sowohl aus der EU wie auch aus Asien26.
20 Zu Besuch bei Sonia und Robert Steffen «Hühner sind sympathische Tiere» Insgesamt 4000 Biolegehennen leben auf dem Ebenfalls 2012 begannen sie mit den ersten Betrieb von Sonia und Robert Steffen im Neu- Aufzucht-Hennen in einem alten Pouletmasts- Betriebsspiegel enburger Jura. Das Betriebsleiterpaar legt viel tall. Später wurde die Hühnerhaltung mit 2x 33 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche, Wert auf inländisches Futter von guter Qualität 2000 Legehennen erweitert. Sonia und Robert davon 17 ha Grünland, Biobetrieb und aufs Tierwohl: «Nur gesunde Hühner legen Steffen gefällt die Arbeit mit den Hühnern. «Es Ackerkulturen: Brot- und Futtergetreide, gute Eier», sagen sie. sind sympathische Tiere», sagt Sonia Steffen. Raps, Mais, Kartoffeln «Ausserdem sind Bioeier gefragt und es ist 2x2000 Legehennen und eigene Lege- hennen-Aufzucht, 120 Milchziegen, Der Betrieb von Sonia und Robert Steffen liegt schön etwas zu produzieren, das am Markt ge- 10 Mutterkühe in Lignières NE zwischen Bielersee und Chas- fragt und nachgefragt wird.» Eigene Käserei zur Verarbeitung der seral im Jura. Neben den Legehennen halten Ziegenmilch. Der Ziegenkäse wird in der sie Milchziegen und Mutterkühe und bauen Ge- Ältere Hennen benötigen angrenzenden Region vermarktet. treide, Raps, Mais und Kartoffeln an. Seit 2012 mehr Kalzium Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, 1 An- wirtschaften Steffens nach den Richtlinien von Die Legehennen bekommen drei verschiede- gestellter und 2 Lernende oder Prakti- Bio Suisse. ne Futtermittel. Eines für die Phase, in der sie kant/-innen noch keine Eier legen, eines für die erste Lege- phase und eines für die zweite Legephase. Als Energieträger enthalten die Futtermittel Futtergetreide und Mais. Um den Proteinbedarf der Hühner zu decken ist zusätzlich Sojaschrot, Sonnenblumen- und Sesampresskuchen (Über- reste der Ölproduktion) drin. «Wichtig sind ausserdem Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Und für eine gute Eierschale natürlich genügend Kalzium», erklärt Robert Steffen. Das Verhältnis der Inhaltsstoffe ist an das Alter der Hühner angepasst. Junge Hennen befinden sich im Wachstum und benötigen mehr Energie und Protein. Ältere Hennen brauchen höhere Kalzium-Mengen in ihrem Futter, damit die Ei- erschalen stabil bleiben. Vor allem in der zwei- ten Legephase sinkt die Legeleistung etwas und der Nährstoffbedarf nimmt ab, während der Futterkonsum gleichbleibt oder sogar noch Robert und Sonia Steffen halten seit fast zehn Jahren Legehennen nach Knospe-Richtlinien. zunimmt. Um der Henne nicht unnötig Protein
21 zu füttern, wird der Anteil im Futter reduziert. Betrieb produzieren. Mit den hohen Anteilen an jedoch alles aus Europa», erklärt Sonia Steffen. Ebenso bekommen sie weniger Phosphor. Getreide und Ölpflanzen könnten Steffens keine Das Futter ist biozertifiziert und muss frei von «Ausserdem erhalten unsere Hühner Getreide- geregelte Fruchtfolge mehr einhalten. Die Aufei- Pilzgiften sein. Bei Mischfuttermitteln könne körner und sie haben die Möglichkeit, auf der nanderfolge der Kulturen auf einem bestimmten das schon mal vorkommen. Deshalb beziehen Weide Gras zu fressen», erzählt Sonia Steffen. Feld über die Jahre ist wichtig für die Boden- Steffens das Futter immer vom gleichen Händ- fruchtbarkeit und um Krankheiten oder Unkraut ler. «Tierwohl und Tiergesundheit stehen an Alles Futter selbst herstellen unter Kontrolle zu halten. «Ausserdem sind wir erster Stelle», sagt Robert Steffen. «Nur gesun- würde nicht funktionieren nicht eingerichtet, um die Komponenten zu rei- de Hühner legen gute Eier.» Ein Teil dieser Körner stammt aus der eigenen nigen, zu mahlen, zu mischen und die fertigen Futtergetreideproduktion. Der Rest des Futter- Futtermittel zu lagern», erläutert Robert Steffen. Die Ackerfläche in der Schweiz nimmt ab. Den- getreides wird an eine Biofuttermühle geliefert Das können Futtermühlen effizient, in grossen noch ist es wichtig, die inländische Produktion – von der Steffens auch ihre drei Legehennen- Mengen und daher wirtschaftlich erledigen. zu erhalten – und damit die Wertschöpfung futter beziehen. Damit steckt möglicherweise, und das Know-how in der Schweiz zu behalten. aber nicht unbedingt das eigene Getreide im Grossteil des Futters kommt «Das ist wichtig für die Ernährungssicherheit», bezogenen Futter. aus der Schweiz sagt Sonia Steffen. «Ganz ohne Importe geht Drei Viertel ihres Legehennenfutters stammt es nicht. Unser Ziel ist aber, dass ein möglichst Die verschiedenen Komponenten für die Lege- aus der Schweiz. «Ein Teil des Sojaschrots und hoher Anteil der Futtermittel aus der Schweiz hennenfuttermittel können sie nicht auf dem des Futtergetreides kommt aus dem Ausland, stammt.» Drei Viertel des Legehennenfutters, das Steffens einsetzen, kommt aus der Schweiz. Neben dem Mischfutter erhalten die Hühner Getreidekörner. Ausserdem können sie auf der Weide Gras fressen.
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23 Wie nimmt die Landwirtschaft ihre Verantwortung wahr? Der Einsatz von Futtermittel in der Landwirt- GENTECHFREIE IMPORTE Seither wurde das Moratorium mehrfach ver- schaft ist gleichzeitig ein Verbrauch von Res- längert. Das Moratorium untersagt den Anbau sourcen. Die Landwirtschaft hat einerseits ein Viele global wichtige Kulturpflanzen sind meist von gentechnisch veränderten Pflanzen in der ureigenes Interesse, diese Ausgaben so tief wie GVO-Pflanzen (GVO: gentechnisch veränderte Schweiz. Die Schweizer Landwirtschaft geht möglich zu halten und steht anderseits auch in Organismen). Dazu gehören Soja, Mais, Baum- hier noch einen Schritt weiter: Die Schweizer der Pflicht, Futtermittel verantwortungsvoll wolle oder Raps. Bezeichnenderweise ist der Bauern verzichten freiwillig darauf, ihre Tiere und ressourcenschonend zu beschaffen und Grossteil davon nicht für die menschliche Er- mit GVO-Futtermitteln zu füttern. Im Wissen, einzusetzen. nährung bestimmt, sondern findet als Viehfut- dass KonsumentInnen in der Schweiz keine ter Verwendung (Soja, Mais) oder geht in die GVO-Produkte wollen, hat die Schweizer Land- Textilindustrie (Baumwolle). Trotz der weiten wirtschaft auch mit der Zulassung des ersten NUTZUNG INL ÄNDISCHER Verbreitung von GVO-Pflanzen haben sich die- GVO-Futtermittels 1997 gar nie auf GVO-Fut- FUTTERMITTEL se für die menschliche Ernährung bisher nicht termittel umgestellt. Aktuell wären in der breit durchgesetzt. Schweiz vier GVO als Futtermittel zugelassen Wenn immer möglich werden in der Schweizer (eine Sojasorte, drei Maissorten), die aber Landwirtschaft inländische Futtermittel ver- Der Anteil an gentechnisch veränderter Soja nicht eingesetzt werden. wendet. Knapp 84 % aller verwendeten Futter- am globalen Soja-Anbau liegt bei 78 %, Mais mittel stammen aus der Schweiz und somit aus bei 30 %, Raps bei 29 % und Baumwolle bei 76 % Beanstandungen: in den vergangenen 5 Jahren einem kontrollierten Anbau. Die jährliche Ver- (alle Angaben von 2018). USA, Brasilien und (2015–2019) wurden von der amtlichen Futter- fütterung von gut 5.6 Mio. Tonnen Schweizer Argentinien zusammen bauen 90,7 % der globa- mittelkontrolle insgesamt zweimal Spuren von Raufutter, also Gras, Heu und Emd von Schwei- len Soja-Anbaufläche an, diese Länder haben GVO über dem Grenzwert 0,9 % GVO nachge- zer Wiesen und Weiden, ist ein wichtiger Bei- einen GVO-Anteil beim Soja zwischen 94 % und wiesen, einmal in einem Futter für Wachteln trag zur Ernährungssicherheit der Schweiz. 100 %27. (2017), einmal in einem Mischfutter für Milch- Zudem wird durch die Raufutterproduktion in vieh (2015). Nicht zugelassene GVO wurde in der Schweiz die Landschaft gepflegt und die GVO-freie Soja wird somit global gesehen auf diesem Zeitraum nie gefunden29. Biodiversität gefördert. Auch die Produktion wenig Flächen angebaut, entsprechend ist von Mais und diversen Futtergetreidearten ist GVO-Soja nur beschränkt verfügbar. In Euro- ein wichtiger Bestandteil der landwirtschaft- pa steigt die Nachfrage nach Futtermitteln für KEINE HORMONE & lichen Produktion der Schweiz. Lokale und eine GVO-freie Fütterung laufend. Während LEISTUNGSFÖRDERER qualitativ hochwertige Futtermittel können so beispielsweise in Deutschland der gentech- in der Nutztierfütterung veredelt werden und freie Anteil bei Milch 2011 bei 3 % lag, ist dieser Seit 1999 setzt die Schweizer Landwirtschaft schaffen gleichzeitig eine Vielfalt in Schweizer inzwischen auf rund 65 % angestiegen28. keine Hormone und keine Leistungsförderer Fruchtfolgen, wodurch der Hilfsstoffeinsatz re- mehr in der Nutztierfütterung ein. Durch den duziert werden kann. Gleichzeitig führt die Ver- Für den Anbau von GVO gibt es in der Schweiz Einsatz von Hormonen und Leistungsförderern wertung von inländischen Nebenerzeugnissen seit 2005 ein Moratorium. In einer Volksab- kann die Nährstoffaufnahme und somit die aus der Nahrungsmittelindustrie und Lebens- stimmung haben sich 55 % der Schweizerin- Leistung des Tieres gesteigert werden. Sprich: mittelabfällen zur Schliessung von Nährstoff- nen und Schweizer für Lebensmittel aus gen- Eine Kuh gibt mehr Milch oder ein Mastschwein kreisläufen und Vermeidung von Food-Waste. technikfreier Landwirtschaft ausgesprochen. setzt schneller Fleisch an. Viele tierische Im-
24 portprodukte, beispielsweise Rindfleisch und mit nachhaltiger zu machen. Das Sojanetzwerk Kein Einsatz von gentechnisch veränderten Poulet aus Brasilien, werden jedoch nach wie setzt sich zum Ziel, möglichst alle Soja-Impor- Organismen (GVO) vor mit solchen Hilfsstoffen hergestellt. te für die Schweiz aus einer verantwortungs- Keine Rodung von Primärwald und artenrei- vollen Produktion zu beschaffen und somit die chen Lebensräumen ökologischen und sozialen Bedingungen in den Schutz von Boden und Gewässer NACHHALTIGE SOJA Ursprungsländern zu verbessern. Fast 100 % Anwendung von Methoden der integrierten AUS DEM NETZWERK der Import-Soja in der Schweiz stammt heu- Produktion zur Reduktion des Pflanzen- te aus einem zertifiziert nachhaltigen Anbau schutzmittel-Einsatzes Futtermittelimporte und im Speziellen Soja (Abb. 10) und 50 % der Import-Soja stammt Respektierung des Arbeitnehmerrechts, aus Südamerika, stehen seit Jahren im Fokus heute aus Europa. Mindestlöhne, keine Kinder- und Sklaven- der Öffentlichkeit. 2011 gründete die Branche arbeit sowie faire Arbeitsbedingungen als Antwort darauf das Sojanetzwerk. 29 Or- Um Soja nach den Standards des Sojanetz- Kontrolle des Anbaus und des Warenflusses ganisationen aus der Land- und Ernährungs- werks zertifizieren zu lassen, muss eine Viel- durch unabhängige Kontrollstellen wirtschaft, aber auch Umweltorganisationen zahl an Vorgaben eingehalten werden. Dar- beteiligten sich am Vorhaben, Sojaimporte aus unter fallen Sozial- und Umweltanforderungen Die Standards des Sojanetzwerks werden Nicht-Regenwaldabholzung zu nutzen und da- wie beispielsweise: stetig weiterentwickelt. Der Glyphosateinsatz zur Beschleunigung der Abreife oder die Wa- renflusstrennung ist ein aktuelles Thema, an Abbildung 10: Anteil der Soja-Importe in die Schweiz mit Nachhaltigkeitszertifizierung welchem das Netzwerk derzeit aktiv dran ist. Quelle: Sojanetzwerk, 2020 Bis heute ist das Sojanetzwerk eine Erfolgs- geschichte, die weltweit eine Vorreiterrolle 1% einnimmt. So hat unlängst eine Studie der zertifiziert HAFL bestätigt, dass für Soja-Importe in die nicht zertifiziert Schweiz, in Brasilien kein Regenwald mehr ab- geholzt wird30. Mittlerweile sind zahlreche EU- Staaten dem positiven Beispiel der Schweiz ge- folgt und haben ähnliche Programme lanciert. Der Marktanteil von zertifiziert nachhaltigem Soja nimmt seither zu. L ABEL-STANDARDS In der Schweiz gibt es heute unzählige Labels. 99% Im Labelsalat den Überblick zu behalten, ist eine Herausforderung für Konsumentinnen und Konsumenten. Gemäss einer Marktanalyse des
25 Schweizer Tierschutz STS31 hat Labelfleisch in he Kapitel «Soja aus dem Netzwerk», teilwei- der Schweiz einen Marktanteil von 32 %. Bei se Sojaverbot für einzelne Tierkategorien Milch liegt der Labelanteil bei gut 12 %. Grünlandbasierte Milch- und Fleischproduk- tion Neben der Herkunftsmarke Suisse Garantie Verzicht auf Palmöl/Palmfett sind Bio und IP Suisse die zwei wichtigsten La- bels in der Schweiz. Beispielsweise ist für das In Tabelle 1 wird dargestellt, welche Labels Label Weidebeef der Firma Migros die Erfüllung welche zusätzlichen Anforderungen an die der IP-Suisse Kriterien die Basis. Die Anforde- Futtermittel stellen mit dem Ziel, eine nach- rungen der Labels gehen in Richtung nachhal- haltigere Fütterung der Tiere gewährleisten zu tigere Produktion. Die Anforderungen an die können. Fütterung sind beispielweise: Soja/Soja-Nebenprodukte ausschliesslich aus zertifiziertem nachhaltigem Anbau, sie- Tabelle 1: Darstellung der Anforderungen ausgewählter Standards und Label betreffend Futtermittelwahl. Alle übrigen Anforderungen, welche nicht die Fütterung betreffen, werden nicht berücksichtigt. Stand November 2020. Quelle: Richtlinien der jeweiligen Organisationen Label/Marke GVO frei Nachhaltige Soja Sojaverbot GMF Verzicht auf Begrenzung (Wiederkäuer) Palmöl/Palmfett Importe Suisse Garantie/QM Schweizer Fleisch IP Suisse (nicht alle Wieder- (nur Weidemast käuerkategorien) und Wiesenmilch) Bio Suisse a (ab 1.1.2022 für Wiederkäuer) Natura Beef Branchenstandard nachhal- tige Schweizer Milch BNSM (grüner Teppich) a Knospe-Produkte sind bei Coop unter dem Label Naturaplan, bei Migros als Bio-Produkte mit Schweizerkreuz, bei Lidl unter dem Label Bio Organic mit Schweizer Kreuz, bei Aldi unter dem Label Bio Nature-Suisse und auch in der Direktvermarktung erhältlich
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