DAS JAHR 2020 - VERBRAUCHERZENTRALE KOMPAKT - Wissen, was wirklich Sache ist - Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
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2 | Vorwort LIEBE LESERINNEN, All dies galt es gut und schnell zu organisieren – die Technik wurde vorbereitet, die Mitarbeitenden geschult, LIEBE LESER, neue Kommunikationswege erschlossen und genutzt, um auch in Zeiten des »Homeoffice« im Austausch zu die Corona-Krise hat uns allen viel abverlangt – jedem bleiben. und jeder Einzelnen von uns und auch dem Team der Verbraucherzentrale. Eigentlich waren wir darauf einge- Möglich war dieser Kraftakt dank der großen Flexibili- stellt, im November im Rahmen eines Parlamentarischen tät und eines immensen Engagements des gesamten Abends – und dann auch mit dem gesamten Team der Teams. Das ist nicht selbstverständlich – aber jeder und Verbraucherzentrale – unser 60-jähriges Bestehen zu fei- jede in der Verbraucherzentrale hat seinen maßgebli- ern. Doch dann kam alles ganz anders. chen Anteil dazu geleistet. Ohne diese Offenheit, die Einsatzbereitschaft und das gute Miteinander in dieser Die Pandemie hat nicht nur unser privates Leben mit ei- Zeit hätten wir das nicht in dieser Schnelligkeit und in nem Schlag umgekrempelt, sondern auch den Arbeits dieser Qualität leisten können. alltag in der Verbraucherzentrale. Plötzlich mussten wir uns mit Hygiene-Vorschriften und AHA-Regeln vertraut Ausgewirkt hat sich die Corona-Krise aber nicht nur auf machen, Beratungsstellen abstandskonform ausstatten die Arbeitsweise, sondern auch sehr stark auf die Zahl und zeitweise sogar ganz schließen. Trotzdem war es und Inhalte der Beratungen. Mehr als 20 Prozent zusätz- uns wichtig, immer für die Fragen, Sorgen und Nöte der liche Beratungen haben 2020 stattgefunden, mit einem Menschen da zu sein. Wir haben auch in Lockdown-Zei- deutlichen Schwerpunkt bei den Rechtsberatungen. Dies ten niemanden mit seiner Verunsicherung und seinen ist auch nicht verwunderlich, denn die Pandemie hat die Problemen allein gelassen. Menschen in vielen Bereichen vor ungekannte Proble- me gestellt – so auch im Verbraucheralltag. Fragwürdi- Für die vielen neuen Fragen von Verbraucherinnen und ge Angebote für Alltagsmasken, abgesagte Veranstal- Verbrauchern haben wir sehr schnell eine Corona-Hot- tungen, stornierte Reisen, geschlossene Fitnessstudios, line eingerichtet. Auch die Fach- und Rechtsberatungen aber auch höhere Stromkosten bei gleichzeitig gerin fanden über weite Strecken ausschließlich telefonisch gerem Einkommen durch Kurzarbeit sorgten für Verun oder per Videoschalte statt. Aus Präsenzvorträgen wur- sicherung. den Web-Seminare, aus Pressekonferenzen digitale Pres segespräche, Besprechungen und Teamsitzungen fanden All diesen Fragen haben wir uns schnell gestellt und wa- digital statt. ren für die Ratsuchenden eine stabile und verlässliche Anlaufstelle, die Rat geben und unterstützen konnte.
Vorwort | 3 Dafür waren viele Menschen auch besonders dankbar. Dank Besonders in schwierigen Zeiten kann man nur mit ei- Doch auch zum Ende des Jahres ist die Pandemie längst nem engagierten und tatkräftigen Team ein stabiler An- nicht Geschichte. Viele Fragen und Maßnahmen werden ker und eine unabhängige Anlaufstelle für Verbraucher- uns noch sehr lange beschäftigen. fragen sein. Mein besonderer Dank gilt deshalb an erster Stelle meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ausblick für ihren Einsatz und ihre Tatkraft. Danke sage ich auch 2021 wird auch in anderer Hinsicht ein spannendes Jahr unseren Mitgliedsverbänden und Kooperationspartnern für den Verbraucherschutz – mit Wahlen in Rheinland- für viele Anregungen und gemeinsame Aktivitäten. Bei Pfalz und im Bund. Hoffen wir, dass die neuen Regierun- den anderen Verbraucherzentralen und dem Verbrau- gen auch in puncto Verbraucherschutz die Weichen gut cherzentrale Bundesverband bedanke ich mich für das stellen. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, alle konstruktive und kollegiale Miteinander. Mein Dank gilt Menschen mit ihren Problemen im Verbraucheralltag natürlich auch unseren Geldgebern, allen voran der mitzunehmen. Dies ist einer von vielen Schritten, um ei- Landesregierung und insbesondere dem Ministerium für ner gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken. Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucher- schutz, das eine weitere Mittelerhöhung für 2021 auf den Weg gebracht hat. Durch vielfältige Förderungen zahlreicher Projekte leisten auch andere Ministerien im Land und beim Bund einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg unserer Arbeit. Nun wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre Ihre Ulrike von der Lühe Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
4 | Inhalt UNSERE THEMEN 2020 VORWORT DREI 60 JAHRE FRAGEN VERBRAUCHERZENTRALE AN ANGELIKA RHEINLAND-PFALZ STEGMANN Seite 2 Seite 6 Seite 8 VERBRAUCHER- DIGITALE SMART POLITISCHE VERBRAUCHER- SURFER SCHLAGLICHTER BILDUNG Seite 12 Seite 18 Seite 20 BERATUNGS- DIGITALES ENERGIE- BAU- UND STELLEN UND VERBRAUCHERRECHT UND STÜTZ- BERATUNG PUNKTE Seite 22 Seite 30 Seite 38
Inhalt | 5 LANDESBERATUNGSSTELLE ENERGIE GESUND- BARRIERE- KOSTEN HEIT FREI BAUEN BERATUNG UND WOHNEN UND PFLEGE Seite 42 Seite 46 Seite 50 LEBENS- FINANZ- VERBRAUCHER MITTEL DIENSTLEISTUNGEN STÄRKEN UND ERNÄHRUNG VERSICHE- UND IM QUARTIER RUNGEN Seite 53 Seite 56 Seite 60 KOMMUNI- ORGANISA- > NEU TORISCHES DIGITALER KATION ORGANIGRAMM JAHRESRÜCK- ETAT Created by riyanto r from the Noun Project MITGLIEDSVERBÄNDE BLICK BILDNACHWEIS IMPRESSUM www.verbraucherzentrale-rlp.de/ Created by Ralf Schmitzer Created by John Caserta from the Noun Project Jahresrueckblick-2020-rlp from the Noun Project Seite 62 Seite 65 QR-Code scannen – C mehr erfahren fro rea m ted th b e y No St un art Pr Up oj G ec ra t ph ic De sig n
Grußwort | 7 … ANGELIKA STEGMANN Die Verbraucherzentrale ist jetzt 60 Jahre alt. Wie lange Eine besondere Herausforderung waren 2020 auch für sind Sie schon für den Verbraucherschutz und bei der mich als jemand, die meint, alle Fragen schon einmal be- Verbraucherzentrale aktiv? antwortet zu haben, zahlreiche neue Fragestellungen rund um Corona – von der abgesagten Hochzeitsfeier, Seit rund 30 Jahren – also ein halbes »Verbraucherzen für die bereits 5.000 Euro angezahlt waren, über abge- tralen-Leben« lang. Zunächst war ich Beisitzerin im da- blasene Konzerte bis hin zu Reisen, die nicht stattfinden mals ehrenamtlich tätigen, fünfköpfigen Vorstand, dann konnten oder storniert werden sollten. dessen zweite Vorsitzende. Seit 2004 bin ich Vorsitzen- de des Vorstandes, der durch eine Satzungsänderung Was wünschen Sie der Verbraucherzentrale für die Zu- 2007 zum Verwaltungsrat wurde. kunft? Zudem bin ich seit vielen, vielen Jahren als Rechtsanwäl Der Verbraucherzentrale wünsche ich auch weiterhin ein tin auf Honorarbasis in der Beratungsstelle Ludwigshafen agiles und zugewandtes Team, das sich um die Nöte der tätig und unterstütze das Team bei komplexen rechtli- Menschen kümmert und auch in schwierigen Situatio- chen Verbraucheranfragen. nen niemanden auf der Strecke lässt. Außerdem wün- sche ich der Verbraucherzentrale eine glückliche Hand, In der Beratungsstelle haben Sie viele knifflige Fälle bei dem in den nächsten Jahren anstehenden Generatio- gelöst. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung? nenwechsel in der Belegschaft. Jetzt gilt es, die Weichen wegweisend für die Zukunft zu stellen. Dafür wünsche Vor vielen Jahren war ein älterer Herr aus Ludwigshafen ich der Verbraucherzentrale auch weiterhin eine solide bei mir in der Beratung. Er war mit einer Kaffeefahrt in finanzielle Förderung der öffentlichen Hand, denn die den Pfälzer Wald gefahren. Da er sich standhaft weiger- braucht es, damit die Verbraucherzentrale sich auch wei- te, etwas zu kaufen, hat der Busfahrer ihn nicht mit zu- terhin engagiert den zahlreichen Problemfeldern im Ver- rückgenommen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als mit braucherschutz widmen kann. einem Taxi zurückzufahren.Ich habe mich an den Veran- stalter gewandt und für die Rückerstattung der Kosten gestritten.
60 JAHRE VERBRAUCHERZENTRALE RHEINLAND-PFALZ Auf 60 bewegte Jahre engagierter und erfolgreicher Verbraucherarbeit blickte die Verbraucherzentrale Rheinland- Pfalz im vergangenen Jahr zurück. Am 18. Oktober 1960 wurde die Verbraucherzentrale von zehn Frauenverbänden und Gewerkschaften gegründet. In den Anfangsjahren drehten sich fast alle Fragen um Haushaltsgeräte, Aussteuer und Vorratshaltung. Erst nach und nach kamen vereinzelt Reklamationen sowie Markt- und Preiserhebungen für Lebensmittel hinzu. Heute reicht das professionelle Informations- und Beratungs- angebot von digitalen Themen über Verbraucherrecht, Versicherungen und Finanzdienstleistungen, Lebensmittel und Ernährung bis hin zu Gesundheit und Pflege sowie Energie und Bauen.
60 Jahre Verbraucherzentrale | 9 JUBILÄUM IN ZEITEN DER PANDEMIE Das Jahr 2020 sollte eigentlich ganz im Zeichen des 60-jährigen Jubiläums stehen und in einem Parlamen- tarischen Abend im November gewürdigt werden. Doch wie feiert man ein Jubiläum in Zeiten einer Pandemie? Jubiläum digital Zum Beispiel mit einer Online-Zeitreise, einer bunten Unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/60-jahre-vzrlp Mischung an Videos und Grußworten sowie einem hu- gibt es einen Rückblick auf 60 Jahre Verbraucherzentrale morvollen 60-Jahre-Booklet … Rheinland-Pfalz. C fro rea m ted th b e yS No t un art Pr Up QR-Code scannen – oj G ec ra t ph ic De mehr erfahren sig n
10 | 60 Jahre Verbraucherzentrale Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigte die wich- tige Arbeit der Verbraucherzentrale in einem digitalen Grußwort: »Besonders in Zeiten von Krisen und Verun sicherung sind die Verbraucherzentralen durch ihre aus- geprägte Fachkenntnis und hohe Glaubwürdigkeit ver- lässliche Partner in der Konsumberatung.« Dies habe die Corona-Krise nur allzu deutlich gezeigt. In einer Videobotschaft beglückwünschte Verbraucher- schutzministerin Anne Spiegel die Verbraucherzent- rale: »Ihre Arbeit war und ist so wichtig, um Verbrau cherinnen und Verbrauchern den Rücken zu stärken. Sie sind für mich der Robin Hood für die Menschen da drau- ßen.« Anekdoten aus der Arbeit bei der Verbraucherzentrale Warum arbeitet ihr gerne bei der Verbraucherzentrale? Welcher dreiste Fall ist euch in Erinnerung geblieben? Wie war deine Anfangszeit in der VZ? Mit Unterstützung des OK:TV Mainz hat die Verbraucher- zentrale ein kurzweiliges Video mit O-Tönen von Mitar- beitenden gedreht.
60 Jahre Verbraucherzentrale | 11 Portrait im SWR Vorstand Ulrike von der Lühe im Interview mit dem SWR. Entstanden ist ein gelungener Beitrag über die Arbeit der Verbraucherzentrale zum Jubiläum. Unter dem Hashtag #60JahreVZRLP wurde das Jubiläum auch auf Twitter gefeiert. 60 Jahre Verbraucherzentrale von A bis Z In einem humorvollen Booklet gibt die Verbraucherzent- rale Einblick in und Rückblick auf die Arbeit der Verbrau- cherzentrale in den vergangenen sechs Jahrzehnten. VON TELEFONISCHER ANSAGEDIENST BIS TWITTER 1980er Jahre Unter (0) 11 606 konnten Interessierte zum Ortstarif wöchentlich wechselnde Verbraucher- und Einkaufstipps anhören. Heute Wissen, was wirklich Sache ist. gibt es täglich neue Themen und politische Positionen EINE ZEITREISE Die Verbraucherzentrale 1960 – 2020 über Twitter. @ VZRLP C fro rea m ted th b e yS QR-Code scannen – No t un art Pr Up oj G ec ra Booklet lesen t ph ic De sig n
VERBRAUCHER- POLITISCHE SCHLAGLICHTER
Verbraucherpolitische Schlaglichter | 13 Unseriöse Schlüsseldienste Dubiose Handwerkernotdienste, vor allem Schlüssel dienste, beschäftigen die Verbraucherzentrale bereits seit vielen Jahren. In Notsituationen kassieren diese an- geblichen »Nothelfer« 1.000 Euro oder mehr für eine Türöffnung. Die Abgeordneten des rheinland-pfälzischen Landtags haben den dringenden Handlungsbedarf er- kannt und die Verbraucherzentrale bereits Ende 2019 im Verbraucherschutzausschuss des Landtags zur Bekämp- fung unseriöser Schlüsselnotdienste angehört. Über den Bundesrat brachte die Landesregierung daraufhin eine Gesetzgebungsinitiative auf den Weg, die mit einer Än- derung von Preisangabengesetz und Preisangabenver- ordnung für mehr Preistransparenz bei Schlüsseldiens- ten sorgen will. Ulrike von der Lühe zu Gast bei Verbraucherschutz ministerin Christine Lambrecht in Berlin Faire Verbraucherverträge Im Januar 2020 war Vorstand Ulrike von der Lühe zu Gast bei Bundesverbraucherschutzministerin Christine Lamb- recht. Thema war unter anderem das Faire-Verbraucher- verträge-Gesetz. Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist ein solches Gesetz längst überfällig, damit Verbraucherin- nen und Verbraucher vor Kostenfallen besser geschützt sind und nicht mehr unnötig lange Vertragslaufzeiten und automatische Vertragsverlängerungen um ein Jahr in Kauf nehmen müssen.
14 | Verbraucherpolitische Schlaglichter Verbraucherpolitik in Zeiten von Corona politischen Handlungsbedarf auf und machte sich für verbraucherfreundliche Lösungen bei Themen wie Gut- Im Corona-Bündnis der Landesregierung thematisierte scheinlösung für abgesagte Reisen und Veranstaltungen die Verbraucherzentrale die Sorgen und Nöte von Ver sowie das Kreditmoratorium und Energieversorgungs braucher*innen. Gemeinsam mit vielen Partner*innen sperren stark. aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen unter zeichnete sie das Corona-Memorandum. Ein beständiger In einem Online-Talk diskutierte die Bundestagsabge- konstruktiver Austausch von Akteur*innen aus allen Tei- ordnete Tabea Rösner (Bündnis 90/Die Grünen) gemein- len der Gesellschaft hat einen hohen Stellenwert für den sam mit Ulrike von der Lühe und Klaus Müller, Vorstand Zusammenhalt aller – auch um den Herausforderungen des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), über der Pandemie erfolgreich begegnen zu können. die vielfältigen Verbraucherprobleme in der Corona-Pan- demie. Die Verbraucherzentrale informierte den Landtag und die Ministerien fortlaufend über die vielen neuen Fragen und Probleme von Verbraucher*innen. Sie zeigte den
Verbraucherpolitische Schlaglichter | 15 Austausch mit Politikern der Lühe über die vielfältigen Probleme und Fragen von Verbraucher*innen in der Corona-Pandemie aus. Der Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog (SPD) und der Landtagsabgeordnete Thomas Wansch (SPD) infor- Bürgermeister Peter Klöckner und die erste Beigeordne- mierten sich in der Beratungsstelle Kaiserslautern über te der Verbandsgemeinde Hachenburg Gabriele Greis in- die aktuellen Themen in Coronazeiten. formierten sich im dortigen Stützpunkt über die aktuel- len Anfragen in der Corona-Krise. Ein digitaler Austausch fand zwischen dem Landtagsab- geordneten Alexander Fuhr, dem Leiter der Beratungs- stelle Primasens und dem Vorstand der Verbraucherzen- Politik und Positionen: trale statt. Unsere verbraucherpolitischen Forderungen und Papiere unter: Auch mit Dr. Bernhard Braun, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen im Landtag Rheinland-Pfalz, so- https://www.verbraucherzentrale-rlp.de/ C fro rea wie mit den SPD-Landtagsabgeordneten im Ausschuss verbraucherpolitik-rlp m ted th b e y No St un art für Verbraucherschutz tauschte sich Vorstand Ulrike von Pr Up oj G ec ra t ph ic De sig n
16 | Verbraucherpolitische Schlaglichter +++ WEITERE THEMEN Verbraucher*innen einklagen können. Damit geht das EU-Parlament deutlich über die in Deutschland einge- IN KÜRZE +++ führte Musterfeststellungsklage hinaus und ergänzt die- se sinnvoll. > Nutriscore erlaubt aber freiwillig > Mobilität: Mindesterreichbarkeitsstandards Das Bundeskabinett hat 2020 die rechtliche Grundlage erforderlich dafür geschaffen, das Nährwertkennzeichen Nutri-Score in Deutschland freiwillig zu verwenden. Das ist ein er- Der vzbv hat 2020 gemeinsam mit etlichen Verbraucher- freulicher erster Schritt. Aus Sicht der Verbraucherzen zentralen, Mitgliedsorganisationen und Fördermitglie- trale muss die Verwendung des Nutri-Score nicht nur in dern Forderungen für einen attraktiveren öffentlichen Deutschland, sondern darüber hinaus in der gesamten Personenverkehr entwickelt. Dazu zählt unter anderem EU verbindlich eingeführt werden. eine bundeseinheitliche Gewährleistungspflicht zur Si- cherstellung von Mindesterreichbarkeitsstandards im > EU-Verbandsklage kommt öffentlichen Personenverkehr. Dabei soll nicht nur der klassische Linienverkehr einbezogen werden, sondern Das Europäische Parlament hat im November die neue auch neue Mobilitätsformen wie zum Beispiel On-De- EU-Verbandsklagen-Richtlinie verabschiedet. Sie sieht mand-Verkehre. weitreichende Sammelklagen vor, mit denen Verbrau- cherverbände Schadenersatz und andere Leistungen für » Gerade im Corona-Jahr 2020 war es wichtig, den politischen Handlungsbedarf bei verbraucherrelevanten Themen ins Blickfeld zu rücken. Ich freue mich, in meiner neuen Position die politische Arbeit der Verbraucherzentrale zu stärken. « Manfred Schwarzenberg Referent Verbraucherpolitik
DIE VERBRAUCHERZENTRALE IN ZAHLEN 19 6 MITGLIEDSVERBÄNDE BERATUNGS- STELLEN 8 STÜTZ- PUNKTE 104 BESCHÄFTIGTE DRITTMITTEL- PROJEKTE 72 in Teilzeit 32 in Vollzeit GESAMTHAUSHALT 5,9 k 30 Created by rivercon from the Noun Project 90.500 Millionen Euro KONTAKTE 73.000 Beratungs- und Infokontakte davon 12.500 Teilnehmende an Veranstaltungen
DIGITALE VERBRAUCHER- BILDUNG 4,2 von 5 65 Zufriedenheitssterne Web-Seminare 98,6 % 48 Weiterempfehlungsrate Themen 247 2.178 Teilnehmende Videoberatungen
Digitale Verbraucherbildung | 19 » Seit Beginn der Pandemie ist die Nachfrage nach unseren digitalen Angeboten stark gestiegen.« » Verbraucherbildung stärkt die gesellschaftliche Jana Frydrychowski Projekt Digitale Verbraucherbildung Teilhabe aller.« Jeanine Wein Projekt Digitale Verbraucherbildung Web-Seminare und Videoberatung Web-Seminare haben sich ebenso wie die Videoberatung mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Angebots Diese neuen digitalen Angebote sind bequem und kom- der Verbraucherzentrale entwickelt. Mit Kooperations fortabel. Interessierte können sie flexibel in Anspruch partnern wie dem Landeskrimimalamt, den Digitalbot nehmen – unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder schafter*innen oder den Klimaschutzmanager*innen set- auf dem Land leben; ob sie bereits erfahrene Internet zen wir bei den digitalen Informationsveranstaltungen nutzernutzer*innen sind oder erst an die digitalen Ange- neue Maßstäbe. Die Themen reichen von Kinder sicher bote herangeführt, in der Nutzung begleitet und unter- im Netz bis Videotelefonie in Pflegeeinrichtungen, von stützt werden müssen. Superfood bis Gesunde Ernährung im Pflegefall, von Wärmedämmung bis Solaranlagen.
SMART SURFER 5 beteiligte Bundesländer 6 Förderer 4 Kooperationspartner rund 83.000 EURO Fördersumme über 2.000 Downloads des ersten Moduls im November 2020
Smart Surfer | 21 AUS SILVER SURFER WIRD SMART SURFER Im Jahr 2011 hat die Verbraucherzentrale in enger Zusam- menarbeit mit der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und weiteren Partnern wie den Volkshochschulen in Rhein- land-Pfalz das bundesweit einmalige Projekt »Silver Surfer – Sicher online im Alter« aus der Taufe gehoben. Entstanden ist ein überaus erfolgreiches Lernbuch, das zwischenzeitlich mehrfach aktualisiert und von weiteren » Lebenslanges Lernen und Bundesländern übernommen wurde. Entwickelt wurde zudem eine Seminarreihe, die landesweit unter anderem digitales Wissen sichert in Volkshochschulen angeboten wurde. gesellschaftliche Teilhabe.« 2020 wurde das Material unter Federführung der Ver- Laura Muth braucherzentrale Rheinland-Pfalz grundlegend überar- Projektleiterin Smart Surfer beitet und um aktuelle Inhalte erweitert. Zudem wurden die Inhalte auf die Zielgruppe 50plus ausgedehnt. Ent- standen sind neun unabhängig voneinander nutzbare Module, die online abrufbar und auf Wunsch auch in ge- > Umfangreiches Nachschlagewerk zu Fragen druckter Form erhältlich sind. rund um das Internet > Länderübergreifendes Kooperationsprojekt Das Projekt wurde zu einem großen Teil gefördert > Partner aus verschiedenen Institutionen. vom rheinland-pfälzischen Verbraucherschutzministeri- um. Weitere finanzielle Unterstützung gab es von den Lernhilfen sind online abrufbar: Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Branden- www.verbraucherzentrale-rlp.de/smart-surfer burg und Nordrhein-Westfalen sowie der Landesmedien- anstalt Baden-Württemberg.
BERATUNGS- STELLEN UND STÜTZ- PUNKTE Auch in Coronazeiten für Ratsuchende da TOP 5 der Beschwerdegründe • Probleme bei der Kündigung von Verträgen • Probleme beim Rücktritt von Verträgen • Probleme bei der Rückabwicklung von Verträgen • Probleme mit Rechnungen • Untergeschobene Verträge
Beratungsstellen und Stützpunkte | 23 BLICK IN DEN ALLTAG DER BERATERINNEN UND BERATER > BAD KREUZNACH > BETZDORF Daniela Plehn, Stützpunkt Bad Kreuznach, Martina Röttig, Beraterin in Betzdorf, stoppte führte viele Beratungen telefonisch durch regelmäßig unseriöse Inkassoverfahren » Trotz oder wegen Corona waren wir ge- Frau T. aus Betzdorf erhielt einen Anruf, der an- fragt wie nie. Mit den neuen Angeboten der geblich von ihrer Bank kam. Die Botschaft: die telefonischen Rückrufberatung und der Gültigkeit ihrer MasterCard liefe aus. Die windige Firma Videoberatung hat die Verbraucherzentrale schob ihr am Telefon eine Kreditkartenbestellung unter. einen Nerv getroffen. Auch in den Zeiten Frau T. verweigerte wenige Tage später die Annahme der Nachnahmesendung über 98 Euro. Kurz später folgte ein nach Corona werden wir diese weiter nutzen, Mahnverfahren durch ein Inkassobüro. denn diese Angebote bieten viele Vorteile.« Martina Röttig konnte bewirken, dass das Inkassover- fahren eingestellt wurde. » Es kommt schon mal vor, dass ich einen dicken Umschlag mit Inkassorechnungen und Kontoauszügen erhalte. Dann müssen wir erst gemeinsam mit den Ratsuchenden Licht in den Dschungel bringen.«
24 | Beratungsstellen und Stützpunkte > COCHEM Kirsten Thul-Kunsmann war das ganze Jahr über ausgebucht > GERMERSHEIM Nicole Schrank ist seit Juni neue Beraterin in Germersheim und wurde persönlich von Landrat Dr. Fritz Brechtel begrüßt. Gleich am ihrem ersten Beratungstag kam Herr T. aus Germersheim ganz spontan mit einem defek- ten Fahrradmantel in die Beratung, den sie in Augen- schein nehmen sollte. Nicole Schrank informierte ihn über seine Rechte. » Nicht nur wir Beraterinnen, auch die Ratsuchenden haben schnell und flexibel auf die veränderte Situation reagiert. Das neue Angebot der telefonischen Rückrufberatung wurde gerne angenommen.« » Es kommen auch schon mal Anfragen zu Birkenhackschnitzeln, Hundeabmeldungen und Mietspiegel bei mir an. Gut, dass die Wege zur richtigen Stelle in der Kreis verwaltung nicht weit sind.«
Beratungsstellen und Stützpunkte | 25 > HACHENBURG > KOBLENZ Martina Röttig stand Ratsuchenden Uschi Schwippert unterstützte bei Problemen bei Reklamationen zur Seite mit Vodafone Herr B. aus Hachenburg wollte seinem Enkel zu Gegen Ende des Jahres häuften sich in der Beratungs- Weihnachten ein Tischfussballspiel schenken.We stelle Koblenz Anfragen und Reklamationen zu Vodafo- gen des Lockdowns bestellte er zum ersten Mal im Inter- ne. net. Das Spiel kam beschädigt an. Deshalb schickte er es zurück, widerrief vorsorglich den Vertrag und bezahlte Die Ratsuchenden beklagten sich über umfang auch nicht. Der Zahlungsdienstleister mahnte ihn mehr- reiche und wochenlange Störungen sowohl im fach an, weshalb er schließlich bezahlte, um über Weih- Kabelfernsehen als auch bei den Telefon- und Internet- nachten keine Probleme zu bekommen. Mit Unterstüt- anschlüssen des Anbieters, die nicht behoben wurden. zung von Martina Röttig bekam Herr B. sein Geld zurück. Viele Menschen waren insbesondere über das Verhalten des Kundenservices verärgert, der die Verbraucherpro > KAISERSLAUTERN bleme größtenteils nicht ernst genommen hatte. Melanie Kaminski ist seit März neue Leiterin » Wir informierten zahlreiche der Beratungsstelle Kaiserslautern. Betroffene über ihre Rechte und unterstützen sie dabei, » Die Offenheit und Begeisterung, mit der diese auch durchzusetzen.« das Team mich aufgenommen hat, haben es mir leichtgemacht, trotz der Pandemie- Einschränkungen schnell Fuß zu fassen.«
26 | Beratungsstellen und Stützpunkte > LANDAU > LUDWIGSHAFEN Stephan Holst ist neuer Berater in Landau Tamina Barth hatte viel mit Telefon- und Internetverträgen zu tun Für viel Verdruss sorgte der Wechsel einer Lud- wigshafener Immobiliengesellschaft vom Kabel anbieter Vodafone zur Telekom. Betroffen waren tausen- de Wohnungseigentümer*innen und Mieter*innen, die ihren Telefon- und Internetanschluss bei Vodafone hat- ten. Der Wechsel sorgte für viel Verunsicherung bei den Betroffenen und führte zu einer Vielzahl von Anfragen bei der Beratungsstelle Ludwigshafen. » Trotz widriger Umstände durch Corona habe ich mich in der Kreisverwaltung Landau schnell eingelebt. An Arbeit mangelt es hier nicht.« Weil der Stützpunkt coronabedingt geschlossen war, nahm er Unterlagen für die Beratung auch schon mal durchs Fenster entgegen und führte die Bera- » Als Präsenzveranstaltungen tung später telefonisch durch. noch möglich waren, informierten wir Betroffene in zwei gut aus- gebuchten Vorträgen über die Konsequenzen des Wechsels und ihre rechtlichen Möglichkeiten. Außerdem führten wir viele individuelle Beratungen durch.«
Beratungsstellen und Stützpunkte | 27 > MAINZ Sonja Guettat unterstützte zahlreiche Geflüchtete Herr M. aus Afghanistan lebt seit 2015 in Deutschland. Mit Unterstützung seiner ehrenamt- lichen Betreuerin kündigte er seinen Mobilfunkvertrag fristgerecht und schloss einen Neuvertrag bei einem Mitbewerber ab. Herr M. erhielt jedoch keine Kündi- gungsbestätigung. Stattdessen rief ihn der Anbieter mehrfach an, um ihn zurückzugewinnen. Obwohl Herr M. am Telefon mehrfach betonte, kein Interesse an einer » Wenn Geflüchtete mit Sprach Vertragsverlängerung zu haben, wurden nach Laufzeit problemen unseren Rat suchen, ende weiter Beträge von seinem Konto abgebucht. Diese schalten wir Sprachmittler ein. holte er zurück. Daraufhin drohte der Anbieter Schaden- ersatzforderungen an. Dafür sind die Ratsuchenden sehr dankbar.« Sonja Guettat unterstützte Herrn M. dabei, den Vertrag endgültig zu beenden. Sie sorgte dafür, dass er sein Geld zurückerhielt. Positive Bewertung im Internet
28 | Beratungsstellen und Stützpunkte > PIRMASENS > PRÜM Claudia Jäger war Lotse und Kummerkasten Monika Hecken hatte es mit grenzüberschreitenden Problemem zu tun » In Coronazeiten war Hilfe- stellung mehr denn je gefragt. » Die Grenzlage zu Belgien und Die Menschen waren sehr Luxemburg verursacht vor allem dankbar, dass wir ihnen am bei Telekommunikationsverträgen Servicetelefon bei vielen Fragen immer wieder Probleme.« weiterhelfen oder sie an andere kompetente Stellen verweisen Liegt der Wohnort der Ratsuchenden unmittelbar konnten.« an der Grenze, wählt sich der Mobilfunk auto matisch und überwiegend in das stärkere ausländische Netz ein. Dadurch kommt es bei Verträgen mit Flatrates dazu, dass die Verbindungen nicht kostenfrei sind, son- dern teure Auslandsverbindungen entstehen.
Beratungsstellen und Stützpunkte | 29 > TRIER Renate Schröder arbeitete sehr erfolgreich mit > SIMMERN dem Trierischen Volksfreund zusammen. Daniela Plehn übernahm den neuen Stützpunkt Seit Oktober ist die Verbraucherzentrale mit einem Stütz- punkt in Simmern vertreten. Der Kreistag des Rhein-Hunsrück-Kreises hatte sich ei- nen Stützpunkt der Verbraucherzentrale in Simmern ge- wünscht. Landrat Dr. Marlon Bröhr zögerte nicht lange und wandte sich an die Verbraucherzentrale, die diesem Wunsch gerne nachkam. Die finanzielle Förderung über- nimmt der Kreis. » Mit regelmäßigen Presse- aktionen sorgen wir dafür, dass Verbraucherinnen und Verbraucher gut über Verbraucherthemen informiert sind.« Die Mehrwertseite des Trierischen Volksfreunds greift SIMMERN regelmäßig aktuelle Verbraucherthemen auf und alle zwei Wochen erscheint eine Ernährungskolumne der Verbraucherzentrale. Zu den Themen schnelles Internet, Heizungstausch und Barrierefrei Bauen hat die Verbrau- cherzentrale außerdem drei Telefonaktionen gemeinsam mit dem Trierischen Volksfreund durchgeführt.
DIGITALES UND VERBRAUCHERRECHT Das Feuerwerk an neuen Fragen war groß. Veranstaltungen, Konzerte und private Feiern konnten nicht stattfinden, das Fitnessstudio hatte geschlossen, Reisebeschränkungen machten den geplanten oder bereits gebuchten Urlaub unmöglich. Es gab Fragen zu Stornierungen, Umbuchungen und Kosten bei Nichtantritt von Reisen oder den monatlichen Beiträgen zu Fitnessstudios. Corona-Hotline neu eingerichtet im März 7.300 telefonische Erstberatungen 900 Beratungsstunden
Digitales und Verbraucherrecht | 31 TYPISCHE FÄLLE Teure Südafrika-Rundreise fiel aus Eine für April und Mai 2020 gebuchte Rundreise durch Südafrika wurde coronabedingt vom Anbie- ter storniert, aber der Reisepreis von fast 18.000 Euro nicht erstattet. Da der Veranstalter anwaltlich vertreten war, hätte die Familie sich ohne die Verbraucherzentrale auf einen Gutschein oder die teure Abgabe an einen Inkassodienst eingelassen. Mit Unterstützung der Ver- braucherzentrale konnte ein Ratenplan vereinbart wer- » Die neuartige Situation der den, nach dem der Veranstalter sechs Raten à 3.000 Euro zurückzahlte. Corona-Krise wirft viele neue Rechtsfragen auf.« Hochzeitsfeier musste abgesagt werden Dr. Julia Gerhards Referentin Verbraucherrecht und Datenschutz Ein junges Paar hatte für Juni 2020 seine Hoch- zeitsfeier mit rund 70 Personen geplant und für die Miete der Räumlichkeiten eine Vorauszahlung von 1.500 Euro bezahlt. An der Corona-Hotline der Verbrau- cherzentrale erhielten sie Informationen über die Rechte bei einer Stornierung und die Möglichkeiten, die Voraus- zahlung zurückzufordern. Fitnessstudios waren geschlossen Eine junge Frau konnte wegen des Lockdown wo- chenlang nicht in ihrem Fitnessstudio trainieren. Sie ließ sich bei der Verbraucherzentrale beraten, ob sie trotzdem den Beitrag weiterzahlen musste. Ein Mann wollte wissen, ob er wegen des eingeschränk- ten Zugangs zum Fitnessstudio seinen Vertrag außeror- dentlich kündigen kann.
32 | Digitales und Verbraucherrecht Konzerte wurden abgesagt Vier Freunde hatten Tickets für ein Konzert in Ber- lin gekauft, das kurzfristig abgesagt wurde. Daher wollten sie ihr Geld zurückhaben. Telefonisch war die Hot- line des Anbieters nicht zu erreichen und auch E-Mails wurden nur mit einer Standardmail beantwortet. Abgesagte Konzerte, Fußballspiele oder andere Veran- staltungen führten oft zu der Frage, ob ein Gutschein ak- zeptiert werden muss. » Fake-Shops nutzten den Bestellboom Mit Fake-Shops über den Tisch gezogen im Internet, um mit Vorkasse abzukassieren und danach nichts zu liefern. In solchen Eine Familie bestellte im Internet einen Pool für Fällen raten wir, Anzeige bei der Polizei rund 500 Euro und musste den Kaufpreis vorab zu erstatten.« überweisen. Im (gefälschten) Impressum war der Sitz der Firma in Saarbrücken angegeben. Eine Internetrecher- Jenny Kaiser che der Verbraucherzentrale ergab, dass die Firma dort Fachberaterin Digitales und Verbraucherrecht nicht bekannt war, sondern eine andere Firma unter die- ser Adresse ansässig ist. Eine Rentnerin bestellte ein E-Bike für fast 1.000 Euro. Häufige Beschwerdethemen Der E-Mail Austausch mit dem Anbieter lief reibungslos, bis das Fahrrad bezahlt war. Danach wurde das E-Bike • Online-Buchung von Reiseleistungen jedoch nicht geliefert und auf E-Mails nicht mehr rea • Kostenfallen im Internet: Fake-Shops, giert. Telefonisch war der Verkäufer nicht mehr zu errei- Streamingdienste chen. • Abzocke durch falsche Microsoft-Anrufe • langsamer bzw. gestörter Internetzugang • Partnervermittlungen und Singlebörsen • Ticketmarkt • Probleme mit der Mobilfunkrechnung
Digitales und Verbraucherrecht | 33 MARKTCHECK BREITBAND > Ärger mit der Internetgeschwindigkeit In Zeiten der Corona-Pandemie sind Millionen Menschen auf eine stabile und leistungsfähige Internetverbindung für Homeoffice, Videokonferenzen und Homeschooling angewiesen. Niemand muss es hinnehmen, wenn der Internetanbieter nicht die Internetgeschwindigkeit er- bringt, die er vertraglich zugesichert hat. Die Verbraucherzentrale hat sich im Frühjahr 2020 die Realität angeschaut und zu einer Messaktion aufgeru- fen. 185 Menschen beteiligten sich an diesem Marktcheck und führten mit dem Messtool der Bundesnetzagentur Stichprobenmessungen durch. Ein wichtiges Ergebnis dieser nicht repräsentativen Stichprobe: Auf ihrer Internetseite bietet die Verbraucherzentrale Musterformulierungshilfen für Anschreiben an den Tele- Bei 80 Prozent der Beteiligten kam weniger als 90 Pro- kommunikationsanbieter an. zent der vertraglich geschuldeten Bandbreite an, bei knapp der Hälfte sogar weniger als 50 Prozent. Der komplette Marktcheck ist zu finden unter Die Verbraucherzentrale informierte Verbraucher*innen www.verbraucherzentrale-rlp.de/Bericht- über ihre Rechte und wie sie diese durchsetzen können. Breitbandmessung-rlp Gerichte sprechen Kund*innen ein Kündigungsrecht zu, wenn die maximale Übertragungsgeschwindigkeit we sentlich unterschritten wird.
34 | Digitales und Verbraucherrecht > Nebenkostenprivileg – Verbraucherzentrale > Digitaltag 2020 unterstützt Forderung nach Abschaffung 2020 fand bundesweit der erste Digitaltag statt. Mit da- Durch eine Änderung im Telekommunikationsgesetz soll bei auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Pas- das sogenannte Nebenkostenprivileg der Kabelnetzbe- send zur konsequent digitalen Ausrichtung des Aktions- treiber abgeschafft werden. Bislang können Anbieter die tages führte die Verbraucherzentrale zwei Web-Semina- Kosten eines Breitbandanschlusses in Mehrfamilienhäu re und ein Online-Spiel durch. sern über die Betriebskosten abrechnen. Auch wer gar kein Kabelfernsehen nutzt, muss zahlen. Das soll sich zu Bei der erstmals angebotenen digitalen »Smartphone künftig ändern. Sprechstunde« zeigte die Verbraucherzentrale in einer Live-Vorführung, wie Smartphones etwa gegen Schnüf- Die Verbraucherzentrale unterstützt dieses Vorhaben fel-Apps geschützt werden können. In einem weiteren der Bundesregierung. Verbraucher*innen können in Zu- Web-Seminar konnten Lehrer*innen und Eltern Jugend- kunft wählen, ob sie Kabelfernsehen empfangen möch- schutzeinstellungen auf dem Smartphone kennen lernen. ten oder sich für eine andere, möglicherweise kosten- günstigere Empfangsart, zum Beispiel DVB-T2 HD oder Fernsehen über das Internet, entscheiden. Die Verbrau- cherzentrale ist der Meinung, dass es mit der Wahlfrei- heit auch mehr Wettbewerb geben wird, was wiederum zu sinkenden Verbraucherpreisen führen kann. Weitere Informationen unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/ nebenkostenprivileg
Digitales und Verbraucherrecht | 35 Eine Smartphone-Rallye bot Jugendlichen die Möglich- VERBRAUCHERRECHTE DURCHSETZEN keit, mittels einer App spielerisch zu lernen, wie man »erste Schritte geht«, wenn man bei den Eltern auszieht > Musterfeststellungsklage gegen VW und unter anderem die eigenen Finanzen selbstständig zu regeln hat. In der ersten Musterfeststellungsklage einigten sich der Verbraucherzentrale Bundesverband und die VW AG auf > Woche der Medienkompetenz einen Vergleich. Für die Woche der Medienkompetenz 2020 hatte die Verbraucherzentrale eine Veranstaltung für Grundschul- kinder, einen Elternabend in einer Kita sowie einen Vor- trag vor Senior*innen geplant. Corona machte jedoch ei- nen Strich durch die Rechnung. Die digitale Alternativ lösung war ein Web-Seminar zum »Digitalen Nachlass«. Die zahlreichen Teilnehmenden erfuhren, wie wichtig ein digitaler Nachlass ist, wie sie ihre Zugangsdaten für die Nachkommen am besten festhalten und den Datenaus- Bilanz: tausch regeln können. • Rund eine Viertelmillion betroffener Dieselbe sitzer*innen erhielt ein Angebot für eine schnelle, transparente und sichere Entschädigung, darunter etliche aus Rheinland-Pfalz. • VW musste Entschädigungen von geschätzt bis zu 830 Millionen Euro zahlen. • Die Entschädigungszahlungen betrugen zwischen 1.350 und 6.257 Euro – je nach Modell und Alter des Fahrzeugs. Die VW-Klage hat bewiesen: Gemeinsam mit Betroffe- nen können Verbraucherzentralen Verbraucherinteres- sen auch gegen eine starke Unternehmens-Lobby erfolg- reich durchsetzen.
36 | Digitales und Verbraucherrecht Von der Verbraucherbeschwerde bis zur Abmahnung Auch die Verbraucherzentrale ging 2020 im Rahmen der kollektiven Rechtsdurchsetzung gegen etliche Rechts- verstöße vor. Die Verbraucherzentrale prüft Verbraucherbeschwerden auf mögliche wettbewerbsrechtliche Rechtsverstöße. Liegt ein Verstoß vor, kann sie eine Abmahnung ausspre- chen. Voraussetzung: Es existiert eine ladungsfähige An- » Am meisten hat mich schrift und der Firmensitz ist in einem Land, in dem ein späteres Urteil auch vollstreckt werden kann. Zudem gefreut, dass wir 2020 unsere muss der Verstoß ausreichend dokumentiert sein. erste Klage gegen einen Mobilfunk-Anbieter gewonnen Sind diese Voraussetzungen erfüllt, prüft die Verbrau- cherzentrale die Relevanz des Sachverhalts. haben.« • Wie viele Betroffene gibt es? Jenny Häußer • Ist die Materie für Verbraucher*innen Referentin Kollektive Rechtsdurchsetzung unverständlich? • Wie stark wird geltendes Recht verletzt? • Wie hoch ist der Bedarf, einen Sachverhalt gerichtlich klären zu lassen. > Unverhältnismäßige Mahnkosten bei Stromversorgern Die Verbraucherzentrale überprüfte 2020 die Mahnkos- tenpauschalen von 57 rheinland-pfälzischen Energiever- sorgern. Mehrere Anbieter verlangten deutlich höhere
Digitales und Verbraucherrecht | 37 Pauschalen als der Bundesgerichtshof für zulässig hält. > Unzulässige Bearbeitungsgebühren In seinem Urteil aus Juni 2019 hat der BGH eine Pau- bei Reisestornierung schale von 2,50 Euro für unzulässig erklärt. Die Verbrau- cherzentrale mahnte sechs Anbieter ab, die für eine Viele Verbraucher*innen mussten ihren Urlaub für das Mahnung zwischen 4,85 bis 6,00 Euro berechnet hatten. Jahr 2020 stornieren. Das lief oft nicht reibungslos. Die Alle sechs Unternehmen gaben eine Unterlassungser- Verbraucherzentrale mahnte einen Reisevermittler ab, klärung ab. der bei coronabedingter Stornierung zusätzlich zu den Stornierungspauschalen des Reiseveranstalters pro Per- > Unkonkrete Lieferzeiten son 60 Euro verlangte. Der Mobilfunk-Discounter klarmobil hatte auf seiner Erst nach Einreichung der Klage gab das Unternehmen Webseite freenetmobile.de Smartphones und Zubehör nach und unterschrieb eine Unterlassungserklärung und mit dem Hinweis »online bald lieferbar« oder »wenige strich die beanstandete AGB-Klausel aus ihren Verträ- Stücke verfügbar« angeboten. Das hatte die Verbrau- gen. cherzentrale bereits 2019 abgemahnt, aber keine Unter- lassungserklärung erhalten. Anfang 2020 reichte die Verbraucherzentrale deshalb Klage ein und erhielt vom Landgericht Kiel Recht. klarmobil muss zukünftig ange- ben, bis zu welchem Zeitpunkt die Lieferung spätestens erfolgt. > Unzulängliche Cookie-Banner 2020 entschied der Bundesgerichtshof, dass Webseiten- betreiber für das Setzen technisch nicht notwendiger Cookies eine Einwilligung der Nutzer*innen einholen müssen. Dennoch finden sich im Netz noch immer Web- seiten mit unzureichenden Cookie-Bannern. Die Verbrau- cherzentrale mahnte vier Unternehmen ab, unter ande- rem Doodle und Chefkoch. Beide gaben eine Unterlas- sungserklärung ab. Die anderen Verfahren laufen noch.
ENERGIE- BAU- UND BERATUNG 73 Beratungsorte 3 neue Beratungsorte 5.800 Beratungen 44 Honorar-Beraterinnen und Berater
Energie- und Bauberatung | 39 > DATENSAMMELWUT STOPPEN Strom vom Balkon Die beiden Auskunfteien Schufa und CRIF Bürgel wollten Balkonmodule sind kleine Solarstromanlagen, die Mie Daten von Strom- und Gaskunden in einer zentralen Da- ter*innen und Wohnungseigentümer*innen an ihrem Bal tenbank speichern und Energieanbietern zur Verfügung kon installieren können. Welche Stromerträge und da- stellen. Wechselwillige Kund*innen könnten es dann mit verbundene Einsparungen sich mit diesen Modulen schwer haben, einen neuen Anbieter zu finden. Dieses individuell erzielen lassen, ermittelten die Energiebera Ansinnen verstößt gegen die Datenschutzgrundverord- ter*innen in dieser Aktion. Sie erstellten für Ratsuchende nung. Die Verbraucherzentralen forderten die Landes eine fundierte Prognose des zu erwartenden Stromer- datenschutzbeauftragten auf, diesem Vorhaben einen trags und zeigten auf, wie schnell sich die Anschaffung Riegel vorzuschieben. eines Moduls rechnet. Für eine solche Datensammlung fehlt die rechtliche Der Hit: Unter allen Haushalten aus Rheinland-Pfalz, die Grundlage und es gibt dafür auch keine wirtschaftliche sich an der Aktion beteiligten, verloste die Verbraucher- Rechtfertigung. Stromkund*innen zahlen in laufenden zentrale fünf Gutscheine à maximal 500 Euro für Balkon- Verträgen in der Regel monatliche Abschläge, Energie- module, die das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernäh- unternehmen gehen keine Kreditrisiken ein. Daher gibt rung und Forsten im Rahmen der Projektförderung zur es keine Notwendigkeit, Daten vertragstreuer Kunden Verfügung stellte. zu sammeln und auszuwerten. Weitere Infos unter Die geplante Datenbank konterkariert außerdem die www.verbraucherzentrale-rlp.de/ Wechselmöglichkeit. Die Verbraucherzentrale erhielt et- strom-vom-balkon liche Beschwerden von Verbraucher*innen, deren Wech- sel zu einem neuen Versorger ohne Angabe von Gründen von diesem abgelehnt wurde. Diese Balkonmodule schaffte ein Gewinner der Aktion mit dem Preisgeld an.
40 | Energie- und Bauberatung > AKTIONEN Heizung mit Zukunft Alternativen zur alten Heizung gesucht? In der Aktion »Heizung mit Zukunft« zeigte die Energieberatung mög- liche Alternativen zur bisherigen Heizung mit allen Ge- samtkosten auf. Auf Basis eines von den Ratsuchenden ausgefüllten Datenbogens werteten die Energiebera ter*innen die Daten der Ratsuchenden mit Hilfe eines eigens erstellten Excel-Tools aus und erläuterten den Rat- » Vor allem wegen der neu suchenden telefonisch die Ergebnisse. Darüber hinaus erstellte die Verbraucherzentrale ein Info-Paket mit Bro- aufgestellten Förderland- schüren rund um das Thema Heizung. schaft rund um Heizung und Modernisierung ist die Mehr als 500 Hausbesitzer machten von diesem Ange- bot Gebrauch. Beratungsnachfrage stark Positive Resonanz in der anschließenden Evaluation: angestiegen.« 80 Prozent sahen ihre Erwartungen als erfüllt an Laura Vorbeck 90 Prozent fanden die Informationen voll und ganz oder Referentin für Anlagentechnik überwiegend verständlich. 75 Prozent fanden die Informationen für die eigene Ent- scheidungsfindung hilfreich. Weitere Infos unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/ heizung-mit-zukunft
Energie- und Bauberatung | 41 > DANK AN DIE ENERGIEBERATUNG BAUBERATUNG Hallo, > TOP 5 DER BAUBERATUNG ich hatte im Januar einen Heiz- und Gebäude- Altbau 40% check, welcher über die Verbraucherzentrale vermittelt wurde. Bau- und Leistungs- 32% beschreibung Herr Unnath hat diesen super durchgeführt und mir alle meine Fragen beantwortet. Jetzt fühle Neubau 10% ich mich deutlich schlauer was die Heizung im Schadstoffe in neuen Haus angeht. Und auch welche Änderungen 6% Innenräumen ich noch vornehmen sollte ist mir jetzt klar. Bauberatung allgemein 4% Ich empfehle gerade allen Freunden & Bekannten die Checks der Verbraucherzentrale! Weitere Infos finden Sie im Verlauf der Mail. Grüße, Hallo Herr Unnath, vor zwei Wochen kamen die Berichte von ihnen an! Vielen Dank nochmal dafür!! Ich habe sehr viel gelernt und werde nächste Woche mal mit meinem Klempner über ihre Berichte reden. Ich bin wirklich begeistert von ihrer tollen Beratung! Grüße, Auszug aus einem E-Mailverkehr
ENERGIE- KOSTEN- BERATUNG
Energiekostenberatung | 43 HÖHERE NACHFRAGE IM CORONA JAHR Nachfrageentwicklung bei der Energiekostenberatung im Jahr 2020 NACHFRAGEENTWICKLUNG BEI DER Stromsperren ENERGIEKOSTENBERATUNG IM JAHR 2020 132 128 Zu Beginn der Kontaktbeschränkungen hatte sich die Verbraucherzentrale für das Aussetzen von Stromsper- 115 ren stark gemacht und die rheinland-pfälzischen Ener- 106 101 gieversorger aufgefordert, auf Strom- und Gassperren zu 88 verzichten. Sie hielt die Unterbrechung der Strom- oder 86 85 Gasversorgung angesichts geschlossener Hilfseinrich- 73 75 73 tungen und größerer Anforderungen an die Hygiene für 66 unverhältnismäßig. Fast alle rheinland-pfälzischen Ver- 48 sorger verschoben ihre Mahn- und Sperrvorgänge auf das 44 45 41 38 38 zweite Halbjahr. Auch die Sozialbehörden leisteten im 33 32 ersten Halbjahr öfter schnell und unbürokratische Hilfe. 22 24 17 18 Zahlungsmoratorium JAN FEB MÄRZ APR MAI JUNI JULI AUG SEP OKT NOV DEZ Durch das Corona-Zahlungmoratorium wurden Verbrau cher*innen im Jahr 2020 für einige Monate per Gesetz Fälle Beratungen Linear (Fälle) Linear (Beratungen) von laufenden finanziellen Verpflichtungen aus Dauer- schuldverhältnissen wie Miete oder Energiezahlungen entlastet (Leistungsverweigerungsrecht), wenn sie durch finanzielle Einbußen aufgrund der Corona-Pandemie zahlungsunfähig waren. Am 30. Juni lief dieses Zah- lungsmoratorium aus. Ab Sommer stieg die Nachfrage dann deutlich an. Mehr als 200 zusätzliche Beratungen führten die Berater*in nen im Jahr 2020 durch
44 | Energiekostenberatung > ERFOLGE UNSERER BERATERINNEN Bettina Kusserow konnte mit dem Stromversorger einen UND BERATER Ratenplan für Frau X. aushandeln, den auch die Ver mieterin anteilig bediente. Sie überprüfte den Mehrver- brauch und die Wohnsituation und setzte sich mit der Vermieterin in Verbindung. Die Heizung soll nun wieder auf Gas umgestellt werden. Bettina Kusserow, Beraterin in Kaiserslautern und Pirmasens, half hohe Schulden durch Stromheizung zu regulieren Frau X. aus der Nähe von Ludwigshafen hatte sich Sandra Kuchel, Beraterin in Mainz, verhandelte hart vor einem Jahr von ihrem Mann getrennt und war in eine kleine Souterrainwohnung gezogen. Diese war Herr T. aus Speyer verlor als Selbständiger im Ein- gerade mit Infrarotheizgeräten ausgestattet worden. zelhandel während der Pandemie seine Einkünfte. Der Anbieter hatte die Vermieterin beim Austausch der Aufgrund des Lockdowns konnte er seine Abschläge bei alten Gasetagenheizung nicht darüber informiert, dass den Stadtwerken Speyer nicht bezahlen. Die offene For- mit hohen Heizkosten zu rechnen ist. derung belief sich auf knapp 600 Euro. Die Stadtwerke ließen sich trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen Während der Coronakrise musste die Gastronomie-An- durch die Coronakrise und die Verhandlungen mit Frau gestellte Kurzarbeit anmelden. Durch die kostenintensi- Kuchel nicht auf eine Ratenzahlungsvereinbarung mit ve Infrarotheizung wurde eine Nachzahlung von 1.800 längerer Laufzeit ein. Sie verwiesen auf das Leistungs- Euro fällig. Diese konnte sie mit ihrem geringen Einkom- verweigerungsrecht für Verbraucher. men nicht bezahlen. Herr T. erhielt von der Energiekostenberatung einen Musterbrief, um von seinem Leistungsverweigerungs-
Energiekostenberatung | 45 recht Gebrauch zu machen. Da der Brief aber eine Woche Aktion Zählercheck nach Ende des Zahlungsmoratoriums bei den Stadtwer- ken einging, lehnten diese einen Zahlungsaufschub er- Der längere Aufenthalt im eigenen Zuhause während neut ab. Sie verwiesen ihn an die Wohnraumsicherung, des Lockdowns verursachte in vielen Haushalten einen die letztendlich die Stromschulden übernahm. höheren Stromverbrauch und es drohen teilweise hohe Nachzahlungen. Vor allem Menschen mit niedrigem Ein- kommen kommen dadurch in Zahlungsschwierigkeiten. Mit der »Zählercheck-Aktion« sensibilisierte die Verbrau cherzentrale für die Problematik höherer Stromkosten. Sie rief dazu auf, den Stromzähler in Zeiten des »Zu- Hause-Bleibens« stärker im Blick zu behalten und Spar- potenziale zu nutzen. Gemeinsam mit der Energiekostenberatung beobachte- ten viele Haushalte den Sommer über ihren Stromver- brauch und erhielten individuelle Empfehlungen zu Ein- Daniel Ollinger, Berater aus Trier, konnte Strom- sparpotenzialen und Möglichkeiten, die Kosten zu redu- sperren abwenden zieren. Die Leistungsempfängerin Frau S. aus Trier muss- te in der Coronakrise zeitweise mit Mehrkosten zurechtkommen. Wegen der Schulschließungen aßen ihre Kinder zu Hause statt in der Schule. Durch die zu- sätzlichen Kosten für Lebensmittel und den erhöhten Stromverbrauch fürs Kochen geriet sie bei den Stromab- schlägen mit 500 Euro in Zahlungsrückstand. Mit Hilfe der Verbraucherzentrale konnte eine einfache Stundung bis zur Auszahlung des während Corona ge- währten Extra-Kindergeldes erwirkt werden. Eine Strom- sperre konnte dadurch verhindert werden.
GESUND- HEIT UND PFLEGE MASKEN, DESINFEKTIONSSPRAYS, BESUCHSRECHTE IM HEIM … Wann zahlt die Krankenkasse für FFP2-Masken? Kann ich mich telefonisch krankschreiben lassen? Wann sollte ich mich testen lassen? Woran erkenne ich, ob es sich bei einem Desinfektions- mittel um eine Fälschung handelt? Wie funktioniert die Pflegebegutachtung in der Corona-Pandemie? Wann darf ein Pflegeheim Besuche verbieten? Die Berater*innen hatten Antworten.
Gesundheit und Pflege | 47 Marktcheck Alltagsmasken Seit April 2020 besteht in Rheinland-Pfalz Maskenpflicht beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr. Ein nicht-repräsentativer Marktcheck der Verbraucherzentra- le in 58 Apotheken in Rheinland-Pfalz und bei 25 Online- Shops zu Preisen und Informationen zu Mund-Nasen- Schutzmasken (OP-Masken) brachte drastische Preisun- terschiede ans Licht. Die Preisspanne lag zwischen 0,57 Euro und 3,95 Euro pro Maske. Weitere Ergebnisse: Die Beratung und Information in den »Dass die meisten Begutachtungen nur Apotheken zu Fremd- und Eigenschutz sowie zur Wieder- telefonisch stattfinden konnten, war eine verwertung war nicht immer korrekt. Außerdem verstie- Notlösung und dem Infektionsschutz geschul- ßen Online-Shops teilweise gegen verbraucherrechtliche det. Es fehlt aber einfach der persönliche Bestimmungen. Die Verbraucherzentrale mahnte darauf- Eindruck des Gutachters, der durch ein Tele hin Internethändler wegen Verstößen gegen das Wider- rufsrecht ab. fonat nur sehr schwer ersetzt werden kann.« Gisela Rohmann Fachberaterin Gesundheit und Pflege
48 | Gesundheit und Pflege Pflegegrad: Begutachtungen telefonisch Besuchsrechte in Pflegeheimen und per Fragebogen Die Einschränkung der Besuchs- und Ausgangsrechte in Wer einen Pflegegrad oder eine Höherstufung des Pfle- Pflegeheimen war am Informations- und Beschwerde gegrades beantragt, erhält normalerweise Besuch vom telefon Pflege und Wohnen in Einrichtungen ein häufi- Medizinischen Dienst der Krankenkasse, um die indivi- ges Thema. Angehörige beschwerten sich über einge- duelle Situation zu begutachten. Pandemiebedingt er- schränkte Besuchsrechte, bevor es hierzu eine recht folgten Begutachtungen statt bei üblichen Hausbesuchen liche Regelung gab. In weiteren Fällen wurden die mit Hilfe von Fragebögen und Telefonaten. Bei einem Besuchsregelungen wesentlich enger ausgelegt, als die Hausbesuch sind Einschränkungen von Pflegebedürftigen Verordnungen es vorsahen. Andere Angehörige bean- meist gut zu ermitteln, bei einer Abfrage per Fragebogen standeten, dass Einrichtungen das Einhalten der Hygie- oder in einem Telefoninterview ist dies schwieriger. Ins- neregelungen so eng fassten, dass sie für die komplet- besondere bei den Modulen 2 und 3 des Fragebogens te Dauer des Besuchs Mitarbeitende abstellten, um kam es immer wieder zu unzureichenden Auskünften. die Einhaltung der Hygieneregeln zu überprüfen. Dies Denn besondere Verhaltensweisen und psychische Pro- machte ein vertrauliches Gespräch zwischen Bewoh blemlagen werden nur ganz allgemein erfragt, so dass ner*innen und ihren Angehörigen unmöglich. Vereinzelt von den Pflegebedürftigen bzw. ihren Angehörigen kei- versuchten Einrichtungen, ihre Kosten für den zusätzli- ne Beispiele genannt werden. Wichtig wäre es, dass an chen Hygieneaufwand als Komfortleistungen auf Heim- dieser Stelle gegebenenfalls aggressives Verhalten, Ängste, Antrieblosigkeit bei depressiver Stimmungslage oder Wahnvorstellungen eingetragen werden. Pflegebedürftige und ihre Angehörige Die Nachfrage sollten am Informations- sich daher nicht scheuen, solche und Beschwerdetelefon Verhaltensweisen auch inPflege dem Telefonin- erreichte in 2020 mit – auch dann, wenn terview anzusprechen der Gutachter nicht ausdrücklich danach 2.544 Anfragen fragen sollte“ einen neuen Höhepunkt und lag um etwa 60 Anfragen höher als im den Vorjahr.
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