Biene Mensch Natur Das Magazin von Mellifera e. V - Ausgabe 40 | Sommer 2021
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Inhalt 3 Editorial 4-5 Was uns am Herzen liegt Unser Vereinsname im Wandel der Zeit 6 - 8 Mellifera e. V. Melliferas Firmenkooperationen Starkes Engagement in schwierigen Zeiten Der Einsatz für die Bienen verbindet 9 Bienen & Poesie 10 - 11 Veranstaltungen 12 - 15 Für Imker*innen Wie überleben Bienen trotz Varroa? Varroaregulierung durch Milben-Veraschung Mit den Bienen durchs Jahr oder Bienchen zoomt herum ... Ein wertvolles Enzym in Melliferas Honig 16 - 17 Bienenweide Was sind Wildbienen? 18 - 19 BEE GOOD Starke Unterstützung für unsere summenden Freunde 20 - 21 Bienen machen Schule Bienen statt Bücher Die „Neue“ bei Bienen machen Schule 22 - 25 Netzwerk Blühende Landschaft Von enkeltauglicher Pflanzenvielfalt Dreifache Verstärkung für das NBL 26 - 29 Aurelia-Stiftung Pestizid in Rapsblüten: Gefahr noch nicht gebannt Brandenburger Insektendialog 30 - 31 Interview Im Gespräch mit Dr. Peter Neumann 32 - 34 Impressum / Abo 2 Biene Mensch Natur
Editorial Liebe Leser*innen, das Leben ist geprägt von Veränderung. Die Knospe von gestern blüht heute auf und kann morgen schon verdorrt sein. Für uns gewohnheitsliebende Menschen ist das manchmal schwer. Wie gern würden wir schöne Momente für immer festhalten. Doch das geht nicht. Und beim Blick zurück wird uns bewusst, wie unumgänglich so mancher Wandel war. Nur so können Früchte reifen, kann Neues entstehen. Auch Mellifera e. V. lebt von und mit Veränderungen. Und so erblüht seit der Gründung im Jahr 1986 immer wieder Wunderbares. Daher war es folge- richtig, dass im vergangenen November der Na- menszusatz des Vereins mit „Initiativen für Biene, Mensch, Natur“ ergänzt wurde. Seit genau 20 Jahren informiert die Biene Mensch Natur über solche sowie auch über viele weitere Neu- erungen aus der Welt der Bienen und Blüten. Alexander Hassenstein aus Stuttgart rief die Zeitschrift 2001 ins Leben. Der Bienenfreund und Waldorfpädagoge ist bis heute ein wich- tiger Teil des Redaktionsteams und ein wertvoller Ideengeber. Einige Elemente, wie etwa die Rubrik +Bienenpoesie, gibt es von Beginn an. Die aktuelle Ausgabe zeigt detailliert, was sich in und um unse- ren lebendigen „Bienenstock“ alles tut: neue Mitarbeiter, neue Projekte, neue Veranstaltungsformate. Zudem haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir alle Menschen gleichermaßen an- sprechen können und uns für die Einführung des sogenannten Gendersternchens entschieden. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre und einen schö- nen Sommer mit einem positiven Blick auf all den wunderbaren Wandel der uns begegnet. Summende Grüße 40/Sommer 2021 3
Bienen und Blüten in Harmonie: der Weißenseifer Hängekorb vor dem Mellifera-Gebäude. (© Michèle Brunnmeier) 4 Biene Mensch Natur
was uns am Herzen liegt Unser Vereinsname im Wandel der Zeit „Mellifera e. V. – Initiativen für Biene, Mensch, Natur“: So immer wieder Initiativen für Biene, Mensch und lautet seit der Jahreshauptversammlung im November 2020 Natur ins Leben gerufen, um diesen komplexen unser Vereinsname. Diese Umbenennung nehmen wir zum An- Herausforderungen zu begegnen. lass, auf die Entwicklung unseres Vereins und seiner Benen- nung zurückzublicken. So wurde 2003 das Netzwerk Blühende Land- schaft gegründet, das nahezu alle Akteure Die Vereinsgründung war eine Reaktion auf das erste große der deutschen Naturschutzbewegung, der Bienensterben in Deutschland durch die Einschleppung der ökologischen Anbauverbände und verschiede- Varroamilbe aus Asien. Es galt, die herkömmlichen Wege der ne Imkerverbände zusammenbringt, um das Bienenhaltung zu hinterfragen und nach neuen Wegen zu su- Nahrungsangebot für Insekten zu verbessern chen, um die Bienengesundheit langfristig zu sichern. Ansät- und unsere Kulturlandschaft wieder erblühen ze fanden die Vereinsgründer*innen in den Arbeitervorträgen zu lassen. Neben weiteren Bewegungen und von Rudolf Steiner sowie in der Lehre Ferdinand Gerstungs. Bündnissen, die von Mellifera aus gestartet wurden, kam 2010 die Initiative Bienen ma- Das damalige Problem ist heute aktueller denn je. So schrieb chen Schule hinzu, die Kindern und Jugendli- Thomas Radetzki als erster hauptamtlicher Mitarbeiter und chen die Möglichkeit gibt, von und mit den Bie- langjähriger geschäftsführender Vorstand im Jahr 1986: „Der nen zu lernen. Bien hat ernstlich unter den Auswirkungen der modernen Kul- tur zu leiden. Der generelle Rückgang der Lebenskräfte, die Im vergangenen Jahrzehnt ist der Verein Verarmung des Blütenangebotes und die Umweltverschmut- stark gewachsen. Infolgedessen hat sich zung lasten auf den Bienen. Zu dieser allgemeinen Situation auch das hauptamtliche Team von sieben kommen die Maßnahmen des Imkers hinzu.“ Mitarbeiter*innen in 2010 auf aktuell 34 Per- sonen erweitert. Auch inhaltlich hat sich das Am 6. Januar 1986 wurde unser Verein unter dem Namen Themenspektrum von Mellifera stark vergrö- „Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung e. V.“ mit dem ßert. zentralen Satzungsziel der „Förderung und Arterhaltung des Biens“ gegründet. Dieser Entwicklung trägt der neue Name Rech- nung. Mellifera e. V. bildet das Fundament In den ersten Jahren galt es imkerliche Betriebsweisen zu er- für drei Initiativen, die sich gemeinsam für proben, die den Bienenvölkern die Gelegenheit bieten, ent- das Wohlergehen von Honig- und Wildbiene, sprechend ihrer natürlichen Bedürfnisse zu leben. Gleichzeitig Mensch und Natur einsetzen: das Netzwerk wurden ökologische Behandlungsmethoden gegen Bienen- Blühende Landschaft, die Initiative Bienen ma- krankheiten und die Varroamilbe erforscht sowie eine wesens- chen Schule sowie die Initiative für wesensge- gemäße Bienenhaltung entwickelt, die das ganze Bienenvolk mäße Bienenhaltung. Für letztere ist die Vision einschließlich seiner Waben als Organismus ansieht und als aus dem Gründungsjahr noch immer prägend: ein Ganzes respektiert. „Es müssen möglichst viele Orte entstehen, Im Jahr 2000 wurde ein einprägsamer Name gesucht und der an denen die Bienen frei von Erwerbsgesichts- Verein in „Mellifera e. V.“ umbenannt, abgeleitet vom lateini- punkten gepflegt werden. Geschieht dies mit schen Namen der europäischen Honigbiene – apis mellifera Fachkenntnis, fragender Grundhaltung und der „die honigtragende Biene“. „Vereinigung für wesensgemäße dem Wesen des Biens gerechten Gesinnung, Bienenhaltung“ blieb als Namenszusatz erhalten. so kann auf gesunde Bienenvölker gehofft wer- den“ (Radetzki 1986) – gesunde Biene, gesun- Im Laufe der Jahre verfestigte sich die Erkenntnis, dass die der Mensch, gesunde Natur! Gesundheit der Bienen nicht nur von den Maßnahmen der Imker*innen, sondern von einer Vielzahl gesellschaftlicher und Michael Slaby, Mellifera-Vorstand ökologischer Herausforderungen geprägt ist. Folglich wurden 40/Sommer 2021 5
Mellifera e. V. Was Unternehmen bewegen können Melliferas Firmenkooperationen etablieren Bienen- und Insektenschutz in den Lieferketten. Die Kooperation mit Unternehmen ist in den vergangenen Jah- Korridore wurden um 35 Hektar weiterer Blüh- ren zu einem wichtigen Bestandteil unserer Arbeit geworden. streifen und Blühbrachen auf Äckern im Rah- In diesem Beitrag stellen wir ein positives Beispiel einer wirk- men des Projekts BienenBlütenReich ergänzt. samen Kooperation vor. Simple Maßnahmen, großer Erfolg Lebensräume vernetzen Als besonders effektive und gleichzeitig öko- Der Bio-Babynahrungshersteller HiPP aus Pfaffenhofen an nomische Maßnahme hat sich das alternieren- der Ilm gehört zu den weltweit größten Verarbeitern von de Auszäunen von Rändern von Weideflächen Rohstoffen aus biologischem Anbau. Seit 2019 arbeitet das erwiesen, sodass die Rinder das Gras und die Netzwerk Blühende Landschaft mit HiPP zusammen, um auf Blumen dort nicht fressen können. Der Erfolg einem 2.500 Hektar großen Betrieb aus der HiPP-Erzeugung in dieser simplen Maßnahme ist überwältigend: Ribnitz-Damgarten aufzuzeigen, wie Lebensräume für bestäu- Auch ohne Einsaat etablierten sich in kurzer bende Insekten in Agrarsystemen sinnvoll verbunden werden Zeit in den Altgrasstreifen spontan vielfältige können. Während die Honigbiene mit einem Flugradius von Pflanzengesellschaften mit einem beachtli- rund drei Kilometern verhältnismäßig große Distanzen über- chen Arteninventar. In offenen Bodenstellen windet, ist der Bewegungsradius vieler heimischer Wildbienen wurde eine Kolonie einer seltenen Hosenbie- und anderer Insekten mit wenigen hundert Metern deutlich nenart mit mehreren tausend Brutnestern er- kleiner. Große landwirtschaftliche Schläge ohne Blütenange- fasst. Daran erkennen wir: Die Maßnahmen bot können für Wildbienen daher zu unüberwindbaren Hinder- helfen, einen wirksamen Wildbienenschutz in nissen werden. der Agrarlandschaft zu etablieren. Die Infrastruktur blüht auf Die Maßnahmen werden dokumentiert, damit auch die weiteren Betriebe in der HiPP-Lie- Ziel der Kooperation ist es, eine blühende Infrastruktur über ferkette von den Erfahrungen lernen können. ganze Landschaftsteile des großen Betriebs hinweg zu etablie- Und das sind immerhin rund 8.000 Bio-Höfe, ren und diese Agrarlandschaft dadurch „biodiversitätsdurch- die auf mehr als 80.000 Hektar Land Obst und lässiger” zu machen. Dafür wurde der Betrieb vom Netzwerk Gemüse anbauen. Auf diese Weise setzt sich Blühende Landschaft mit lebensraumvernetzenden Maßnah- Mellifera in den Kooperationen dafür ein, dass men überplant. die Förderung der Insektenvielfalt in der Land- wirtschaft zum neuen Standard einer guten Als Maßnahmen wurden unter anderem fünf Hektar Blüh- fachlichen Praxis wird. streifen angelegt, um ein Netz von Ausbreitungskorridoren bzw. „Insekten-Highways“ zu etablieren. Es wurden blühende Michael Slaby, Mellifera-Vorstand, und Saumstrukturen geschaffen, um Kleegrasbestände aufzuwer- Leon Wurtz, Mitarbeiter NBL ten und Gewässerrandstreifen und andere Flächen mit beson- derem Potenzial zu Biodiversitäts-Hotspots aufzuwerten. Die 6 Biene Mensch Natur
Starkes Engagement in schwierigen Zeiten Die Regionalgruppen von Mellifera sind an vielen Orten auf ganz unterschiedliche Art und Weise aktiv. Ein altes afrikanisches Sprichwort besagt: „Einer allein kann Für die Regionalgruppe Augsburg gibt es auch kein Dach tragen“. Und wahrlich, oft ist es nur in einer Ge- „ein Leben nach dem Imkerkurs“. Sie legen gro- meinschaft möglich, wirklich Großes zu bewegen und be- ßen Wert darauf, nach den Kursen im Mellifera- sondere Projekte auf die Beine zu stellen. Dies gilt auch für Ausbildungsverbund mit den Absolvent*innen Melliferas Regionalgruppen. Jahr für Jahr wächst der Kreis an in Kontakt zu bleiben und sich über Erfahrun- begeisterten Bienen- und Blütenfreund*innen bei der Wesens- gen auszutauschen. Dies stand auch 2020 im gemäßen Bienenhaltung (WBH) und dem Netzwerk Blühende Fokus und brachte viele interessante Gesprä- Landschaft (NBL) sowie interessierten Menschen aus einem che mit sich. pädagogischen Kontext bei Bienen machen Schule (BMS). Vom Schulgarten ins Netz Anerkennung für blühende Projekte Schulische Aktivitäten anzubieten, während 1000 Euro Preisgeld erhielt die Tübinger Regionalgruppe des die Schulen geschlossen sind, kann eine echte NBL vom Land Baden-Württemberg im Rahmen des Streu- Herausforderung sein. Dieser haben sich eini- obstwiesen-Preises. Ausgezeichnet wurden die Sensenkurse ge Bienenpädagog*innen inner- und außerhalb der Regionalgruppe und die damit verbundene Sensibilisie- der BMS-Regionalgruppen gestellt und alter- rung und praktische Unterweisung für eine insektenfreundli- native Angebote geschaffen. So konnten die che Wiesenpflege. Kinder zum Beispiel dank eines hübsch gestal- teten Begleitheftchens in Freiburg selbst aktiv Die NBL-Regionalgruppe Melle organisierte 2020 nicht nur werden. über 30 Veranstaltungen und gewann 150 neue Mitwirkende, sie initiierte auch die Schaffung von Deutschlands allerers- Nick Leukhardt, Katrin Sonnleitner und tem Blühwiesenkorridor. Ein 35 Kilometer langer Korridor aus Barbara Heydenreich einzelnen Blühflächen wurde dabei von den Mitgliedern und Unterstützer*innen der Regionalgruppe angelegt. Ein gemeinschaftliches Erlebnis mit ökologischem Nutzen bie- ten die Sensenschwinger der NBL-Regionalgruppe Stuttgart, wofür sie 2020 im Rahmen der UN-Dekade „Biologische Viel- falt“ ausgezeichnet wurden. Das Schwingen der Sense hält da- bei nicht nur fit und ist in der Gemeinschaft ein großer Spaß, sondern schont auch den Lebensraum von Biene, Hummel, Im Netz Schmetterling & Co.. geht‘s weiter Wesensgemäße Vernetzung Dies ist nur ein kleiner Teil der Projekte, Am Oberrhein vernetzt die Initiative Bio-Musterregion Land- die Melliferas Regionalgruppen 2020 wirtschaft, Verbraucher*innen sowie den Umwelt- und Kli- realisiert haben. Einen ausführlicheren Be- maschutz, um ökologisches Wirtschaften in der Region richt gibt es auf www.mellifera.de/blog voranzubringen. Ende 2020 kam von der Landesregierung Einen Überblick über alle Baden-Württembergs die Zusage: „Ihr Antrag wird bewilligt, Regionalgruppen finden Sie auf und Sie sind nun offiziell ‚Bio-Musterregion Mittelbaden+‘“. www.mellifera.de/regionalgruppen Maßgeblich beteiligt am Projekt ist die Demeter-Imkerin An- und auf www.bluehende- drea Joekel, die im Projekt die Imkerschaft der Region vertritt landschaft.de. und auch in unserer Regionalgruppe Oberrhein mitwirkt. 40/Sommer 2021 7
Mellifera e. V. Der Einsatz für die Bienen verbindet Nick Leukhardt Es war ein langer Weg den Nick Leukhardt zu- rückgelegt hat, um zu Mellifera zu kommen. Und das im wörtlichen Sinne. Denn bevor der 26-Jährige seinen Job als Referent für Kommu- nikation und Öffentlichkeitsarbeit bei den Bie- nen antrat, wirkte er vor allem in den neuen Bundesländern. Vier Jahre lang lebte er in der sächsischen Provinz, bevor es ihn im vergange- nen Herbst wieder in die alte Heimat zog. Tag für Tag kümmert sich Daniele Holweger um Melliferas Mitglieder. Eine besondere Beziehung zu den Bienen hat (© Nick Leukhardt) der gebürtige Balinger nicht. Er ist jedoch als Daniele Holweger langjähriger Pfadfinder schon von Kindesbei- nen an auf Du und Du mit der Natur. Und was Man könnte fast von Schicksal sprechen, dass Daniele Holwe- nicht ist, kann ja noch werden. Nach mittler- ger bei Mellifera gelandet ist. Schließlich heißt die neue Mit- weile sieben Monaten bei Mellifera hat sich der gliederbeauftragte nicht nur mit Mädchennamen „Hummel“, ehemalige Lokalredakteur mit seinen summen- sondern ist auch schon von klein auf mit Bienen verbunden. den Kolleg*innen gut angefreundet, lernt jeden Als Kind und Jugendliche war sie immer mit ihrem Vater, einem Tag etwas Neues dazu und taucht immer weiter Imker auf der Schwäbischen Alb, seine Bienen besuchen. Sie ein in die faszinierende Welt der wesensgemä- half beim Entdeckeln, beim Schleudern und freundete sich so ßen Bienenhaltung. mit den summenden Tierchen an. Heute, mehr als 30 Jahre später, ist die geborene Ratshausenerin Teil des Mellifera- Nick Leukhardt, Referent Öffentlichkeitsarbeit Teams und kümmert sich um Blühpatenschaften, das Dankes- wesen und die Betreuung der über 1300 Mitglieder. „Es ist toll, dass ich hier eine Arbeit machen kann, hinter der ich auch voll stehe. Es macht Spaß, die Kolleginnen und Kolle- gen sind toll und es dient einem guten Zweck. Etwas Besseres kann einem doch nicht passieren.“ Beworben hat sich die zweifache Mutter aus einem einfachen Grund: „Mellifera kennt man hier in der Region.“ Auch wenn ihr für das Halten eigener Bienen „das hintere Ende zu spitz“ ist, will sie bestäubende Insekten so gut es geht unterstützen. Zum einen mit ihrer Arbeit bei Mellifera, zum anderen mit ei- ner blumig-bunten Blühwiese im heimischen Garten. Nick Leukhardt trägt Melliferas Botschaft zu den Menschen. (© Lydia Wania-Dreher) 8 Biene Mensch Natur
Fliege, liebe Biene, fliege Über Berg und Tal Auf die Blumen hin und wiege Dich im Sonnenstrahl. Kehre wieder, kehre wieder, Wenn die Kelche zu; Leg die süße Bürde nieder. Willhelm Busch aus „Schnurrdiburr“ d t) Fü ar rd kh Bi eu ie en L en ck i st Ni (© es e in he n. e Fr eu de a un a sc m Löwenza hn z 40/Sommer 2021 9
was wann wo? Veranstaltungen Wann: 17. - 18. September 2021 Wann: 1 9. - 20. November 2021 28. - 29. Januar 2022 Online-Tagung 25. - 26. März 2022 19. - 21. Mai 2022 Bienen machen Schule 15. - 16. Juli 2022 Wo: Mellifera e. V., Fischermühle 7, Rosenfeld Die Tagung Bienen machen Schule bietet Konzepte zur Integration der Biene in den Schulunterricht und in die Weiterbildung außerschulische Bildung. Sie richtet sich an Lehrkräfte aller Schulformen und Klassenstufen, an Imker*innen, Bienenpädagogik die gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten sowie an alle interessierten Menschen. Sie erhalten Arbeits- Der Schwerpunkt der Weiterbildung liegt auf der Durch- anleitungen und Vorschläge für Unterrichtseinheiten führung von praktischen Aktionen mit Kindern und Ju- rund um das Themenspektrum Bienen, Blüten und gendlichen rund um die Bienen. Die Teilnehmer*innen Biodiversität in der Bildungsarbeit. Die Veranstaltung erhalten Anleitungen zu Übungen, Spielideen und Me- findet als Online-Tagung statt. Weitere Informationen thoden des forschenden und spielerischen Lernens. erhalten Sie auf www.bienen-schule.de/tagung. Ziel der Weiterbildung Bienenpädagogik ist es, die Teil- nehmer für bienenpädagogische Arbeit mit Kindern und Kosten: € 59,00 Jugendlichen zu befähigen. Nach einer erfolgreichen Teilnahme erhalten sämtliche Teilnehmer*innen ein of- fizielles Zertifikat. Wann: 3. - 5. Dezember 2021 Wo: Mellifera e. V., Fischermühle 7, Rosenfeld Kosten: € 875,00 (inkl. Verpflegung) Bienen und Spiritualität Es sind alle Menschen eingeladen, die nach einer spi- rituellen Vertiefung ihrer Beziehung zu den Bienen su- chen. Wir werden den Stimmungen, Eindrücken und Empfindungen nachgehen, die in unserem Inneren auf- Inf Anmelods & treten. Die Arbeit wird mit Meditationsübungen mor- gens und abends umrahmt. ung: Kosten: € 145,00 (inkl. Verpflegung) www.m ellifera .de/ver anstalt oder ungen Tel.: +4 9 7428 945 24 9 24 10 Biene Mensch Natur
Es sind wundersame Zeiten in denen wir uns gerade wege zu einer wesens- befinden. Zahlreiche Veranstaltungen mussten die- ses Jahr abgesagt werden. Langfristige Planungen gemäSSen bienenhaltung sind schwer. Doch sobald es möglich ist, werden un- Einführungsseminar in die wesensgemäße Bienenhal- sere Kurse und Treffen wieder in der üblichen Form tung. Themen sind unter anderem: stattfinden. Wie und wo das sein wird, erfahren Sie im Internet auf www.mellifera.de/veranstaltungen - Vermehrung und Selektion über den Schwarmtrieb und bei unserer Veranstaltungskoordinatorin Car- - Naturwabenbau men Diessner (Tel.: +49 7428/945 249 24 oder E- - Beuten, Fütterung und Varroatose Mail: carmen.diessner@mellifera.de). - Grundlagen einer spirituell orientierten Arbeit mit Bienen und der Natur Regelmäßigen Veranstaltungen: Imkerkurs Bienen halten Mit den Bienen durchs Jahr in der schwarmzeit Einführung in die wesensgemäße Bienenhaltung Dreitägiges Seminar zum Stellenwert des Schwarmge- schehens im Jahreslauf. Behandelt werden die Themen: Diese Imkerkurse geben interessierten Menschen Gelegenheit, sich mit den Bienen vertraut zu machen. - Integration des Schwarmtriebs in Neben theoretischem Wissen steht die praktische moderne Betriebsweisen Arbeit mit den Bienen sowie die Beobachtung des Bie- - Maßnahmen an Muttervölkern nenvolks im Jahreslauf im Mittelpunkt. Themen sind - Behandlung von Schwärmen u. a. Entwicklung und Zusammensetzung des Bienenvolks, - Aufbau der Jungvölker Auswinterung, Wachstum und Wabenbau des Biens, Ver- mehrung über den Schwarmtrieb, Varraotose, Fütterung. Die über 30 Kursorte mit den jeweiligen Terminen fin- den Sie auf www.mellifera.de/imkerkurs. Apitherapie & Honigmassage Bienen sind Alchemistinnen; ihre Produkte sind von Natur aus Heilmittel. Die Apitherapie gibt einen Über- Praxisseminar blick über die Gewinnungs- und Anwendungsmög- lichkeiten der verschiedenen Bienensubstanzen. Wesensgemässe Bienenhaltung Die Honigmassage ist die einfachste und angenehmste Entgiftungsmöglichkeit, die es gibt. Mit den stärkenden Imkern in Einraumbeuten und aufbauenden Kräften des Honigs verbunden, akti- Der Kurs richtet sich an Menschen, die bereits mit der viert die Rückenmassage die Ausscheidungsfunktionen Einraumbeute imkern oder die Absicht haben, es zu des Körpers. tun. Neben einer Einführung in die Praxis der wesens- gemäßen Bienenhaltung beobachten wir detailliert an den Beuten, die mit Jung- und Altvölkern besiedelt sind, Naturbau und Brutnest und stellen alle imkerlichen Sommerforum Praktiken vor. Das Forum bietet Imkern und Bienenfreunden Gelegen- heit für fachlichen Austausch, Fragen und Diskussion rund um die wesensgemäße Bienenhaltung. 40/Sommer 2021 11
Für Imker*innen Wie überleben Bienen trotz Varroa? Das Forscherteam von Mellifera verglich Völker in der Schweiz und in Baden-Württemberg. In den gemäßigten Breiten ist in den meisten Völkern der euro- Bereits im ersten Winter hat sich die Anzahl päischen Honigbiene Apis mellifera eine regelmäßige Bekämp- der 40 Versuchsvölker varroabedingt um über fung der Varroamilbe notwendig, um Schäden oder Verluste 50 Prozent reduziert. Im Frühjahr 2021 waren der Völker zu vermeiden. Ein aktuell viel diskutierter und un- noch fünf Völker in der Schweiz am Leben so- tersuchter Ansatz im Umgang mit der Varroose kann jedoch wie drei Völker, die im Laufe des Versuchs um- auch eine Selektion von Völkern sein, die Abwehrmechanis- geweiselt haben. Dieser Verlauf entspricht der men gegenüber der Milbe zeigen. Längerfristig wäre es ein erwarteten Lebensdauer von Bienenvölkern in großer Fortschritt und Zugewinn, den Arzneimitteleinsatz und den gemäßigten Breiten, wenn diese ohne Var- die Behandlungshäufigkeit durch die Arbeit mit widerstands- roabehandlung gehalten werden. fähigeren Bienen reduzieren oder sogar ganz weglassen zu können. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die zum Überleben Was sind die Faktoren? von A. mellifera-Völkern beitragen können, zum Beispiel eine Da wir in den Versuchsvölkern sowie den Ori- unterdrückte Fortpflanzung der Milben sowie ein gesteigertes ginalvölkern im Emmental keine Reduktion der Hygieneverhalten der Bienen gegenüber der Milbe. Milbenfortpflanzung, kein gesteigertes Aus- Große Verluste räumen von befallenen Brutzellen sowie kein Lernverhalten der Bienen im Umgang mit der In unserem, von der Roha Arzneimittel GmbH unterstützten, Milbe zeigen konnten, bleibt die Frage, welche Versuch zur Varroatoleranz wurden Nachkommen einer Völ- Faktoren das Überleben der Originalvölker- kergruppe der Dunklen Biene im Emmental in der Schweiz, die gruppe erklären können. Unsere Daten legen seit zehn Jahren behandlungsfrei mit geringen Verlusten über- nahe, in der Populationsdynamik der dunklen lebt haben, an vier Standorten in Baden-Württemberg und der Biene Apis mellifera mellifera im alpinen Raum Schweiz von Juni 2018 bis Frühjahr 2021 mit folgenden Frage- sowie der Standortanpassung der Völker unter stellungen untersucht: anderem die Gründe für die Überlebensfähig- keit zu sehen. - Was sind die Gründe für das Überleben der Bienenvölker? - Können Nachkommen der Originalpopulation auch außer- Dr. Eva Frey und Dr. Johannes Wirz, Mitglieder halb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes überleben? des Mellifera-Forschungsteams - Sind genetische und/oder Standortfaktoren und eventuell sogar Lernverhalten der Bienen im Umgang mit der Varroamil- be entscheidend für das Überleben der Völker? Melliferas Versuchsstand in der Schweiz. (© Eva Frey) 12 Biene Mensch Natur
Versuche mit Aschepräparaten Einblicke in die Forschung Von Juni 2020 bis ins Frühjahr 2021 wurde in einem For- schungsprojekt an der Fischermühle die Wirkung und Ver- träglichkeit von Varroa Aschepräparaten untersucht. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden ob sich die Reprodukti- Ausführ li on von Varroamilben durch den Einsatz von Aschepräparaten in die Fo che Einblicke beeinflussen lässt. Mellifera-Vorstand Dr. Johannes Wirz und rschung von Mell sprojek Melliferas wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Eva Frey leite- ifera e. te erhalten V. ten den Versuch und gewannen dabei allerhand Erkenntnisse. www.m Sie a Gefördert wurde das Projekt von der Software AG-Stiftung. ellifera.d uf e/blog. Präparate ohne Auswirkung auf den Honig Zum Projekt kam es durch eine Anfrage von Benjamin Epp- ler, dem Geschäftsführer der Agroto GmbH. Neben der Erfor- schung der biodynamischen Präparate, die von Rudolf Steiner angegeben wurden und seit vielen Jahren in der Demeter- Landwirtschaft erfolgreich zur Anwendung kommen, hat er Die Beobachtung geht weiter auch begonnen, über die Veraschung von Parasiten nachzu- Es wurden vier Versuchsgruppen mit je drei denken, über die Steiner ebenfalls gesprochen hatte. Bislang Völkern gebildet – einer Kontrollgruppe ohne hatte sich deren Einsatz in der Vergangenheit jedoch nicht Zusatz, einer zweiten nur mit Mandelöl und mit bewährt, obwohl sie in verschiedenen Instituten untersucht zwei Versuchsgruppen mit einer D8-, respekti- worden sind. Zuletzt auch in der Forschungsgruppe von Philip- ve D22-Potenz der Asche in Mandelöl. In den pe Matile, Professor an der ETH Zürich und Mitbegründer des Völkern, die auf Mittelwänden mit der D8-Po- Forschungsinstituts für biologischen Landbau in Frick. tenz der Asche gebildet worden waren, war der Als Arbeitshypothese gingen wir davon aus, dass sich Ver- Reproduktionserfolg der Milben etwas geringer aschungspräparate negativ auf die Reproduktionsfähigkeit der als in allen anderen Gruppen. Zielorganismen, hier also der Varroa, auswirken. Der Einsatz Die tendenziell geringere Reproduktionsrate von Varroa-Aschepräparaten könnte aus zwei Gründen vielver- hatte jedoch keinen negativen Einfluss auf die sprechend sein. Populationsdynamik der Milben. In Bezug auf Würde die Anwendung die Vermehrungsrate der Milben in Bie- die Wirkung der Aschepräparate wäre es denk- nenvölkern um circa 30 Prozent verringern, so wäre die expo- bar, dass sich ein ausgewogenes Wirt-Parasit- nentielle Vermehrung des Parasiten gestoppt. Darüber hinaus Verhältnis erst nach ein paar Jahren einstellt, sind vom Präparat selbst keine Rückstände in Wachs und Ho- wie es von Rudolf Steiner für die Anwendung nig zu erwarten. der Präparate bei tierischen Schädlingen be- schrieben wurde. Aber es kann nicht ausge- schlossen werden, dass sich seine Angaben nicht auf die Varroamilbe übertragen lassen, da sie ein neuer Parasit der Honigbiene ist. Deshalb ist geplant, die überlebenden Völker in den Versuchsgruppen weiter zu beobachten und zu beproben, um eine mögliche, zeitverzö- gerte Wirkung der Aschepräparate in den Po- tenzen D8 und D22 zu erfassen. Dr. Eva Frey und Dr. Johannes Wirz, Mitglieder des Mellifera-Forschungsteams 40/Sommer 2021 13
Für Imker*innen Mit den Bienen durchs Jahr oder Bienchen zoom herum … Unsere Kursleiter*innen des Ausbildungsverbundes Wesens- ser, damit auch ihre Blüten nicht nur lieblich gemäße Bienenhaltung entwickeln seit vielen Jahren als So- duften, sondern auch Nektar spenden? lidargemeinschaft den Imkerkurs „Mit den Bienen durchs Jahr“. Bundesweit verknüpft der Kurs Bienenbegeisterte mit Erstmals luden wir in diesem Jahr die Teilneh- den kleinen Insekten. Er ist gleichermaßen eine praktische menden zu Online-Vorträgen ein: Unser Imker- Einführung in die Welt der Bienen wie eine Übung in Achtsam- meister Norbert Poeplau teilte im März darin keit und Demut, wenn wir uns auf ihren Rhythmus einlassen. seine Leidenschaft für die Phänomenologie Durch den reichen Erfahrungsschatz der Kursleiter*innen und der Honigbiene und seinen ganz persönlichen ihren tiefen Respekt vor dem Lebewesen Bien schafft er die Zugang, das Bienenwesen als Ganzes wahrzu- Basis, um nach den Grundsätzen der Demeter Imkerei selbst nehmen. Dr. Johannes Wirz sprach im April aus in die Bienenhaltung einzusteigen oder entsprechende Ansät- anthroposophischer Sicht über die Beziehung ze zu integrieren. zwischen Biene und Mensch, und Dr. Matthias Wucherer zeigt im Juli, was eine vielfältig blü- Mit ihrer Bienenhaltung verbinden Menschen unterschiedli- hende Landschaft für unsere Bienen bedeutet, ches: Während eine meiner Kursteilnehmerinnen sich freute, und wie alle dazu beitragen können. Wir spüren bereits im Herbst 80 Kilogramm Honig ihrer beiden Völker hinein in die inneren Beziehungen im Bienen- verkauft zu haben und dieses Jahr aus „Effizienzgründen“ auf- volk sowie in seine äußeren Beziehungen zur stocken möchte, spricht Berufsimker Günter Friedmann in sei- Umgebung, mit der es untrennbar verwoben nem Buch „Bienengemäß Imkern“ vom „emotionalen Ertrag“ ist. Wenn wir Bienen in unsere Obhut nehmen, seiner Arbeit mit den Bienen. fügen wir uns ein in dieses Beziehungsgeflecht. Wer Bienen hält, schützt damit zwar nicht au- Aus eigener Erfahrung und aus vielen Gesprächen mit Freun- tomatisch die Natur, doch wenn wir an den Be- den weiß ich: Wer Bienen in seiner Obhut hat, nimmt die dürfnissen und Lebensäußerungen der Bienen Zusammenhänge seiner Umgebung mit neuen Augen wahr. im Jahreslauf teilhaben, können wir lernen, die- Während ich lange Jahre als Heuschnupfen-Geplagte einen se Zusammenhänge wahrzunehmen und wert- gewissen Hass auf die Hasel kultivierte, empfinde ich das zuschätzen. Wenn wir dann eine artenreiche frühjährliche Kitzeln in der Nase nun – den Bienen sei Dank und vielfältige Landschaft nachhaltig mitge- – als Vorbote der Bienensaison. Ich frage mich: Wo blüht was stalten, treffen sich Apikultur und Artenschutz. wann? Finden unsere Bienen dort Pollen oder Nektar? Wird die Robinie in einer trockenen Phase zur Blüte kommen, so dass Katrin Sonnleitner, die Bienen ihre üppige Blütenpracht voll auskosten können? Koordinatorin wesensgemäße Bienenhaltung Und wenn der Regen ihre Blüten dann tatsächlich verschont hat, gönnt der Himmel dann der Linde noch ausreichend Was- Die Beobachtung von Bienen hat eine ganz besondere Wirkung auf uns Menschen. (© Nick Leukhardt) 14 Biene Mensch Natur
Ein wertvolles Enzym in Melliferas Honig Honig ist nicht nur ein leckeres und natürlich süßes Lebens- Schonender Umgang mitteil – er kann auch eine heilende Wirkung haben. Während diese bis vor wenigen Jahren lediglich bei Wundheilungen Dem Verzicht auf eine Erwärmung des Honigs, durch klinische Studien belegt war, zeigen zahlreiche wissen- welcher bei der Imkerei Fischermühle eine zen- schaftliche Untersuchungen heute, dass manche Honige an- trale Rolle spielt, ist es zu verdanken, dass der tibakteriell, antiviral und fungizid wirken können. Der Grund GOX-Honig seine antibakterielle Wirkung ent- hierfür ist das Enzym Glucose-Oxidase, kurz GOX, welches faltet. Wie Professor Kamp bestätigt, sei dies in auch im vergangenen Jahr wieder im Mellifera-Honig nachge- zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen wiesen wurde. belegt. „Neben der GOX können weitere Kom- ponenten (z.B. Defensine) zur antibakteriellen Honig mit bemerkenswerten Eigenschaften Wirkung des Honigs beitragen“, sagt er. Bei industriellen Honigen gehe dies jedoch meist Einer der führenden Köpfe hinter den Untersuchungen rund verloren, da sie vor dem Abfüllen erhitzt wer- um GOX ist Professor Dr. Günter Kamp. Der Gründer des un- den. abhängigen Labors für Angewandte Molekulare Physiologie hat einen GOX-Test und ein entsprechendes Gütesiegel entwi- Daher sollte enzymaktiver Honig auch zwi- ckelt. Das GOX-Siegel gibt die Aktivität des Enzyms Glucose- schen 10 und 20 °C gelagert und nicht dem Oxidase an, welches das antibakteriell wirksame Wasserstoff- Tageslicht ausgesetzt werden, da die wertvol- peroxid produziert. Je höher der Wert ist, desto schneller wird len Enzyme lichtempfindlich sind und verloren Wasserstoffperoxid in verdünntem Honig produziert und die gehen, wenn der Honig erhitzt wird. antibakterielle Wirkung erreicht. Nick Leukhardt, Referent Öffentlichkeitsarbeit Während bislang vor allem der ausschließlich in Neuseeland gewonnene Manuka-Honig für seine antibakterielle Wirkung bekannt ist, zeigt Professor Kamp mit seinen Studien, dass auch heimischer Honig eine solche Wirkung entwickeln kann. GOX-Werte von 50+ und 100+ konnten in einigen Chargen des Frühjahrsblüten-Honigs sowie des Sommerblüte mit Wald- Honigs von Mellifera nachgewiesen werden. In Laboruntersu- chungen aus dem Jahr 2018 wurde die antibakterielle Wirk- samkeit von Mellifera-Honigen mit dem GOX-Wert 100+ gegen zwei Bakterienstämme nachgewiesen, die ursächlich bei Er- kältungskrankheiten, Lungenentzündungen und Blutstromin- fektionen (Sepsis) beteiligt sind. Neue Erkenntnisse aus der Virenforschung zeigen außerdem, dass Wasserstoffperoxid (H2O2) bei der Immunabwehr im Mundraum eine zentrale Rolle spielt. Das sogenannte LPO- System (LPO = Lactoperoxidase) der Speicheldrüsen benötigt H2O2, um Stoffe zu erstellen, die Viren inaktivieren. Es kann somit vermutet werden, dass GOX-Honig durch die H2O2-Pro- duktion auch prophylaktisch gegen Virusinfektionen hilft. Ab sofort zieren wieder GOX-Siegel Melliferas Honige (© Nick Leukhardt) 38/Sommer 2020 15
Bienenweide Was sind Wildbienen? Ein Exkurs in die wunderbare Welt der summenden Alleskönner Wer „Biene“ hört, denkt zumeist an die Honigbiene, die große ai-Langhornbiene an Rot d er M klee Staaten bildet. Doch betrachtet man die gesamte Überfamilie h en . (© ib c Be der Bienen (Apoidea), dann wird deutlich, dass Staatenbildung We rnh E in ar d hier eher die Ausnahme als die Regel ist. In Deutschland gibt Ja es 585 Bienenarten, von denen der überwiegende Teil solitär co bi ) lebt, wo also ein Weibchen alleine für das Anlegen des Nestes und die Versorgung der Brut zuständig ist. Zwischen dieser Stufe des Sozialverhaltens, den so genannten „Solitärbie- nen“, und der hoch eusozialen Lebensweise der Honigbiene gibt es viele Abstufungen. Die meisten Bienenarten leben tatsächlich solitär, aber es gibt etliche Arten, bei denen sich zwei oder mehrere Weibchen ein gemeinsames Nest teilen, jedes Weibchen aber innerhalb des Nestes nur seine eigenen Brutzellen versorgt. Einige Schmal- und Furchen- bienen bilden ebenso wie die Hummeln primitiv eusoziale Gemeinschaften. Warum sind sie wichtig? Seit einigen Jahren befasst sich die Forschung intensiver mit den komplizierten Beziehungen innerhalb natürlicher Lebens- gemeinschaften. Dabei stellte sich heraus, dass solche Ge- meinschaften wichtige Funktionen für den Erhalt ihrer Lebens- räume haben, die mit dem Rückgang der Glieder geschwächt wird und abrupt ganz erlöschen kann. Solche Leistungen werden heute als Ökosystem-Dienstleistungen bezeichnet. Zu ten (z.B. tiefkelchige Blüten oder Kraftblumen) ihnen zählt auch die wichtige Bestäubung der auf Insekten- oder mit besonderem Ressourcenangebot (z.B. bestäubung angewiesenen Wild- und Kulturpflanzen. Studien Öl statt Nektar) bestäuben. Und diese gesam- haben gezeigt, dass Pflanzen besonders viele Früchte und te Palette der Wildpflanzen benötigen wir, um Samen hervorbringen, wenn möglichst viele unterschiedliche unsere Kulturlandschaft funktionsfähig zu er- Arten frei lebender Bestäuber vorhanden sind. Honigbienen halten. können diese wilden Bestäuber nicht ersetzen, sondern höchs- tens unterstützen: Forscher*innen konnten nachweisen, dass Warum sind sie gefährdet? der Blütenbesuch insbesondere von Wildbienen hinsichtlich Wildbienen sind in ihrem Vorkommen auf das der Bestäubungsleistung doppelt so effektiv ist wie der der Vorhandensein bestimmter Lebensraumele- Honigbienen. mente (so genannter Requisiten) innerhalb ihres Aktionsradius angewiesen. Die klima- Nur ein kleiner Teil der insektenblütigen einheimischen Wild- tischen Bedingungen müssen stimmen, der pflanzen wird effektiv von Honigbienen bestäubt. Ohne diese geeignete Platz zum Nisten ebenso vorhanden Bestäubung käme es selbst bei einem (utopischen) Stillstand sein wie das passende Baumaterial für die Brut- der Habitatentwertung und -zerstörung zum Rückgang der Ar- zellen und den Nestverschluss. Und der Nah- tenvielfalt bei den heimischen Blütenpflanzen. Wildbienen er- rungsraum muss Trachtpflanzen aufweisen. halten die natürliche Artenvielfalt der Wildpflanzen, für die die Während die Honigbiene auf Massentracht Honigbienen eine deutlich geringere Rolle spielen. Teilweise fliegt, gibt es unter den Wildbienen einige Ar- können nur Wildbienen Pflanzen mit besonders gebauten Blü- 16 Biene Mensch Natur
ten, die zur Versorgung ihrer Brut auf den Pollen einer einzel- als Brummeln. Der Hinterleib trägt milchweiße nen Pflanzengattung, bisweilen sogar einer einzigen Art, an- Binden aus winzigen Härchen, die Zunge (Pro- gewiesen sind. Diese Spezialisierung wird den oligolektischen boscis) ist fast körperlang, sodass sie den tief- Bienenarten in unserer zunehmend intensiv bewirtschafteten liegenden Nektar des Rotklees erreichen kön- Landschaft zum Verhängnis. Denn blütenreiche Grünlandflä- nen. Honigbienen kommen da nicht dran und chen sind besonders gefährdet und von starken Rückgängen sind daher kaum zur Rotkleebestäubung in der betroffen, was sowohl ihre Flächenausdehnung als auch ihr Lage bzw. motiviert. Arteninventar betrifft. Mit dem Erhalt und der Wiederherstel- Mit dem Rückgang der artenreichen Wiesen auf lung artenreicher Wiesen ist den wildlebenden Bestäubern mäßig nährstoffreichen Böden ist die Mai-Lang- nachhaltig geholfen. hornbiene (Eucera nigrescens) selten gewor- Magerrasen und Glatthafer-Talwiesen zählen zu den blumen- den. Im Zeitalter der Intensiv-Landwirtschaft und damit auch bienenreichen Offenlandgesellschaften, die kommt sie vielfach nur noch in Schutzgebieten für ihren Erhalt auf eine extensive Nutzung angewiesen sind. vor, während sie früher fester Bestandteil der Artenreiche Ausprägungen der Glatthafer-Talwiesen können bäuerlichen Kulturlandschaft war, welche aus bis zu 70 Pflanzenarten enthalten, von denen viele wichti- einem Mosaik aus Mähwiesen, Weiden, Streu- ge Trachtpflanzen für Wildbienen sind. Die Nutzungsaufga- obstwiesen, kleinen Feldschlägen, Hecken, be solcher Flächen führt ebenso zu Feldgehölzen, Waldrändern, unbefestigten s Männchens geb ü h le r d e en d einem Verlust an Pflanzenarten Wegen und kleinen Sandentnahmestellen be- F er D ie Ma wie eine zu intensive Nutzung stand. Hier waren alle Lebensraumansprüche i-L an mit Düngung und hoher dieser Art – Nistplätze mit schütter bewachse- gh Schnittfrequenz. Beispiele nem sandig-lehmigen Boden, reichlich Schmet- or nb für naturschutzfachlich terlingsblütler wie Rotklee und Zaunwicke – zur ie n e ih sinnvolle Maßnahmen eigenen Nektarversorgung und zur Brutfutter- re n N im Grünland sind Aus- gewinnung erfüllt. Diese Kombination trifft a m en. (© B e r n h a r d zäunungen an Weiden man heute kaum noch an und wenn, dann so oder das Stehenlas- kurzlebig und/oder kleinräumig und zusätz- sen von Wieseninseln lich oft weit entfernt von der nächsten klei- beim Mähen. Artenar- nen Restpopulation der Art, sodass auch eine me Grünlandbestände Wiederbesiedlung stark erschwert ist. Mit der Mai-Langhornbiene ist auch ihre Kuckucksbie- Ja können durch Ansaat c ob oder Mahdgutübertra- ne, die Langkopf-Wespenbiene (Nomada sex- i) gung wieder artenreicher fasciata) fast ausgestorben und auf allen Roten werden. Listen zu finden. Die Biene des Jahres: die Dr. Linda Trein, Mitarbeiterin NBL, und Bernhard Jacobi, Biologielehrer im Unruhe- Mai-Langhornbiene stand, Wildbienenfreund und Makrofotograf Nur die Männchen dieser Art tragen die fast körperlangen An- tennen (Fühler), die der Art den Namen eingebracht haben. Die Männchen haben zudem ein gelb gefärbtes Untergesicht. Die Weibchen sind etwa honigbienengroß, nur in der Figur et- was pummeliger. Sie können vielleicht für eine kleine sandfar- bene Hummel gehalten werden, wenn sie die Köpfchen des Rotklees besuchen. Sie sind allerdings deutlich fluggewandter als diese und ihr Flugton ist wesentlich höher, mehr Singen 40/Sommer 2021 17
BEE good 17 Jahre BeeGood – starke Unterstützung für unsere summenden Freunde Eine schlichte braune Schachtel und eine Banderole mit vielen Die Zwecke, für die die Einnahmen aus Bee- bunten Waben darauf, darin eine liebevoll gestaltete Urkun- Good eingesetzt werden, sind dabei so vielfäl- de und ein Gläschen süßer Honig. Schon auf den ersten Blick tig wie die Arbeit Melliferas selbst. Das Geld sieht man einem Paket von BeeGood an: Es ist etwas ganz Be- fließt in den Betrieb der Lehr- und Versuchs- sonderes. Und dabei ist es nicht einmal der eigentliche Inhalt, imkerei, in die Forschung, die Ausbildung und der die Pakete zu etwas so Besonderem macht. Vielmehr ist es in viele andere Bereiche rund um die wesens- die Tatsache, dass hinter jedem Paket eine Bienenpatenschaft gemäße Bienenhaltung. In verschiedenen steckt, die unseren summenden Freunden die Unterstützung Projekten gehen wir der Frage nach, wie die zukommen lässt, die sie benötigen. Bienengesundheit so gestärkt werden kann, dass die Bienen ein Zusammenleben mit der Stark bedrohte Summer Varroamilbe schaffen und nicht an ihr zugrun- Denn obwohl die Bienen für die Artenvielfalt unserer Erde de gehen. Die Initiative Bienen machen Schule unerlässlich sind, ist ihre Existenz stark bedroht. Ohne Be- bringt Lehrkräfte und Imker*innen zusammen, handlung und Fütterung durch die Imker*innen könnten Ho- bildet Bienenpädagog*innen aus, bietet Bie- nigbienen nicht überleben. Ein zu geringes und einseitiges nen-Erlebnistage an und ist in der Fortbildung Nahrungsangebot, Pestizide, Milben, Krankheiten, aber auch von Lehrkräften aktiv. ein oftmals rücksichtsloser Umgang mit ihnen trägt außerdem Interessanter Blick über die Schulter zu ihrer Gefährdung bei. Kein Wunder, dass es immer wieder zu hohen Verlusten von Bienenvölkern kommt. Wir von Mel- In der Vergangenheit gab es für die lifera haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, die Bienen Bienenpat*innen immer wieder die Gelegen- und ihren Lebensraum zu schützen und mit einer BeeGood- heit „ihre“ Bienen an der Fischermühle zu be- Patenschaft können auch Sie dabei mithelfen. suchen. Denn auch wenn sie nur symbolisch ein Volk adoptieren, ist es ein wundervolles Die BeeGood-Bienenpatenschaften gibt es bereits seit 17 Jah- Erlebnis, die kleinen Lebewesen an ihren Stän- ren. 2005 als reine Finanzierungs-Möglichkeit für eine weitere den zu besuchen, sie summen zu hören und Imkerstelle ins Leben gerufen, entwickelten sie sich schnell zu eine Weile zu beobachten. einem echten Renner und stellen mittlerweile einen wesentli- chen Teil des Mellifera-Budgets dar. Über 4000 Pat*innen sind zur Zeit Teil der BeeGood-Familie, jedes Jahr kommen hunder- te neuer Mitglieder hinzu. Mit dem Bienenta- gebuch erhalten alle BeeGood-Paten einen exklusiven Einblick in das Leben der Bienen. (© Nick Leukhardt/ 18 Biene Mensch Natur videezy.com)
Oft waren solche Besuche jedoch nicht möglich. Sei es durch Übertragung direkt vom Flugloch die reine Entfernung zur Fischermühle oder die Corona-Pan- demie. Daher hat Mellifera in diesem Jahr Abhilfe geschaffen Wem dieser Blick über die Schulter nicht ge- und „Das Bienentagebuch“ ins Leben gerufen. Die Videoreihe nügt, der kann ab sofort digital und trotz- begleitet die Imker*innen bei ihrer Arbeit und gibt einen Ein- dem live am Flugloch dabei sein. Dank einer blick in das Leben der Bienen. auf eine Beute gerichteten Webcam inklusive Livestream direkt ins Internet kann einem Mel- Die neue Videoreihe scheint gut bei ihrem Publikum anzukom- lifera-Bienenvolk zu jeder Zeit im Bienenjahr men. Allein zum ersten Video wurden uns mehrere Dutzend zugesehen werden. Ein Klick auf www.mellife- positive und konstruktive Feedback-Mails zugesandt. Darin ra.de/livestream genügt und schon wird der heißt es unter anderem: „Ich bin begeistert, dass ich hiermit Blick auf die Bienen gewährt. live einen Ausschnitt über das Bienenleben und die praktische wesensgemäße Haltung erfahren und miterleben kann.“ „Ein Besonders jetzt, in der warmen Jahreszeit, sehr interessantes Video. So bekommt man als Laie ein we- summt und brummt es rund um die Fischer- nig Einblick und ist ein bisschen dichter dran an den Bienen. mühle. Und dementsprechend viel gibt es auch Ich staune, bewundere und freue mich sehr auf das nächste im Livestream zu sehen: Seien es Bienen, die Video.“ „Als Bienenpatin spüre ich eine Verbindung zu Euch Propolis und Pollen in den Stock tragen, Wäch- und den Bienen und freue mich darüber, wenn ich auf diese terbienen die am Flugloch sitzen und dieses Art ein bisschen mehr teilhaben kann und Einblicke bekomme, bewachen oder Jungtiere, die sich unbeholfen was mit ‚meinen‘ Bienen passiert.“ Die Rückmeldungen der einfliegen. Zuschauer*innen sind unerlässlich dafür, das Format weiter- Während „Das Bienentagebuch“ ausschließlich zuentwickeln und auch in den kommenden Episoden interes- den BeeGood-Pat*innen zur Verfügung steht, sant zu gestalten. ist der Livestream für alle Interessierten frei Drei Folgen des Bienentagebuchs wurden in den vergangenen auf der Mellifera-Website zugänglich. Schauen Monaten veröffentlicht. Hier konnten unter anderem Einbli- Sie einfach mal rein, lassen Sie sich von den cke in die Futterteigkontrolle zu Beginn der Saison gewonnen Bienen bezaubern und lernen Sie ganz viel und das Team der Imkerei Fischermühle bei der Bienen-Wan- Neues über diese kleinen, fleißigen Tiere. derung ins Rheintal begleitet werden. Die Imker*innen sind, Nick Leukhardt, Referent Öffentlichkeitsarbeit neben den Bienen natürlich, die Protagonisten der Videos des Bienentagebuchs. Auf lockere Weise vermitteln sie Inhalte, die sowohl für angehende und erfahrene Imker*innen als auch für absolute Laien interessant und verständlich sind. Schauen Sie mal rein! Wir laden Sie herzlic h ein, einen Blick in unseren Bienen-Live stream zu werfen. Scannen Sie infach den QR-Code oder besuchen Sie uns auf www.mellifera.de/ livestream. 40/Sommer 2021 19
Bienen machen Schule Bienen mache n S c hu l e Bienen statt Bücher Wir bringen bezaubernde Bienen, bienenstarke Bestäuber und blühende Landschaft dorthin, wo sie ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Umwelt leisten. Die Mitarbeiter*innen von Bienen machen Schule (BmS) haben sind in dem Set enthalten. Mit ihnen tauchen die vergangenen Monate genutzt und ein Erlebnis-Set, das Er- die kleinen Entdecker*innen in den Bienen- lebnis Bienenwunder, mit verschiedenen Aktivitäten rund um stock ein, sehen die Welt mit den Augen der die Welt der Bienen entwickelt. Bienen, werden zu Honig-Sommeliers und lernen die wilden Schwestern der Honigbiene Die Idee und Vision dahinter kennen. Eine bienenfreundliche Umwelt beginnt bereits in den Köpfen Wir wollen unser Erlebnis Bienenwunder allen der Kleinen. Umwelt- und Insektenschutz sind aktuelle The- naturliebhabenden, interessierten Menschen men, die überall präsent sein sollten. Und so ist die Honigbie- zugänglich machen und die Chance geben, ne die Inspiration für das Erlebnis Bienenwunder. Wir möch- sich durch die Honigbiene von der Natur be- ten Umweltbeziehungen verständlich erlebbar werden lassen. zaubern zu lassen und eine Beziehung zu ihr Denn die Kinder sind es, die unsere Welt nachhaltig weiter aufzubauen. gestalten werden. Durch selbstständiges Erleben werden die Kleinen begeistert und motiviert, die Natur nicht als selbstver- Zu kaufen gibt es das Set im Moment noch ständlich anzusehen. nicht. Im ersten Schritt werden 30 Sets an Grundschulen im Zollernalbkreis verteilt, 100 Die drei Themenfelder des Sets „Bezaubernde Bienen“, „Bie- weitere Sets wurden jüngst bei einem Krea- nenstarke Bestäuber“ und „Blühende Landschaft“ verknüpfen tivwettbewerb verlost. Wie, wann und für wen Umweltzusammenhänge miteinander. weitere Sets produziert werden, das befindet sich aktuell noch in der Planung. Jede Menge Materialien Alica Kipp, Mitarbeiterin BmS Fokus der für das Set angewandten Bienenpädagogik ist es, Kinder die Zusammenhänge zwischen Bienen, Mensch und Natur spielerisch und kreativ erfahren und erleben zu lassen. Materialien wie eine Modell-Einraumbeute, Fingerpuppen, Fa- cettenaugen, ein Nistkasten und noch weitere Bestandteile Das Erlebnis Bienenwunder enthält jede Menge Materialien. (© Eda Aslan) 20 Biene Mensch Natur
Spieletipp „Honigtöpfchen“ von Wolfgang Dirscherl und Michael Menzel Ein kooperatives Kinderspiel, bei dem ge- meinsam Nektar gesammelt wird und Ho- nigtöpfchen befüllt werden. Das Begleitheft entstand in Zusammenarbeit mit Bienen machen Schule. Das Kinderspiel „Honigtöpfchen“. (© Amigo Verlag) Amigo-Verlag, 13,99 Euro Die Neue bei Bienen machen Schule Pünktlich zur Adventszeit Anfang Dezember begann Alica geistern. Kinder sollen erfahren, dass wir alle Kipp bei Mellifera e. V. als Referentin für die Initiative Bie- Teil eines funktionierenden Ökosystems sind, nen machen Schule zu arbeiten. Hier stellt sich die 28-jäh- welches wir gemeinsam bewahren möchten. rige Ökolandbau-Absolventin aus dem Schwarzwald vor. Deshalb fühle ich mich im Team von Bienen machen Schule sehr gut aufgehoben und habe Eine meiner liebsten Beschäftigungen ist es, in der Natur zu das Gefühl einen positiven Beitrag zu leisten. verweilen und zu genießen – am allerliebsten in Verbindung mit Leckereien, die uns die Natur so bietet. Mein Wunsch ist, dass dies noch vielen weiteren Generationen nach mir mög- lich ist. Meine Lebensmission ist es, eine enkeltaugliche, wert- schätzende Welt mitzugestalten und natürliche Kreisläufe und Beziehungen den Menschen wieder nahe zu bringen. Mit mei- nem Studium Ökolandbau und Vermarktung an der Hochschu- le für nachhaltige Entwicklung Eberswalde habe ich meine persönlichen Grundsteine verfestigt, mit dem Ziel auch beruf- lich meiner Lebensmission nachzugehen. Der rote Faden, der sich durch mein bisheriges Leben gezogen hat, war beruflich und privat immer sehr feinmaschig verstrickt mit Essen - un- sere Grundlage für ein gesundes, glückliches, und überhaupt, Alic für ein Leben. De a Kip z ma emb p arb er Da bestäubende Insekten essenziell für viele unserer köstli- (© ch e b eite Nic n Sch ei „Bi t seit kL u e chen Lebensmittel sind, ist es wichtig, dieses Gemeingut zu euk le“. nen har schützen und ihre Bedeutung präsent zu machen. Und wo dt) Bienen machen Schule setzt man damit am besten an? Bei den Kindern natürlich. – eine Initiative von Mellifera e. V. Wenn sie selbst erleben, sehen, fühlen, hören und riechen, mail@bienen-schule.de lernen sie unglaublich schnell und lassen sich wundervoll be- Tel.: +49 7428 945 249-27 www.bienen-schule.de
Netzwerk blühende Landschaft Von enkeltauglicher Pflanzenvielfalt Kennen Sie das Gefühl im Frühjahr, wenn man die ersten Vö- Ökosysteme basieren auf Wechselbeziehungen gel nach ihrer langen Rückreise nach Deutschland wieder im verschiedener Lebewesen innerhalb derselben Garten singen hört? oder unterschiedlicher sogenannter trophi- scher Ebenen. Das bedeutet, dass zwischen Dass es sich dabei um wahres Lebensglück handelt, konnten diesen Lebewesen ein permanenter stofflicher deutsche Wissenschaftler*innen im vergangenen Jahr bestäti- Austausch stattfindet. Pflanzen nehmen in die- gen: Die Zufriedenheit von Menschen korreliert mit der Arten- sem Zusammenhang eine wichtige Rolle ein, vielfalt in ihrem Lebensumfeld. So schön solche Erkenntnisse da sie in Vergleich zu Tieren einen besonderen sind, so traurig machen uns gleichzeitig andere Veröffentli- Stoffwechsel haben. Sie besitzen die Fähigkeit, chungen aus der Forschung zur biologischen Vielfalt. Im ver- die Energie der Sonne zu binden und sie dem gangenen Jahr erschien eine Publikation, welche dramatische System in stofflicher Form von Biomasse ver- Entwicklungen in unserer heimischen Pflanzenvielfalt doku- fügbar zu machen. Die Lebewesen höherer tro- mentierte. Nach der Krefeld Studie zu dem Rückgang der In- phischer Ebenen, hierzu gehören die Insekten sektenbiomasse, eine weitere Hiobsbotschaft aus dem Fach- und alle anderen Tiere, besitzen diese Eigen- bereich Biodiversität. schaft nicht. Sie müssen sich von pflanzlicher und tierischer Biomasse ernähren und sind Neue Studie daher direkt von den Pflanzen als Primärpro- Die besagte Studie des Vorhabens „sMon – Biodiversi- duzenten abhängig. Pflanzen stellen somit in tätstrends in Deutschland“ des Deutschen Zentrums für in- Ökosystemen eine Basis dar, auf der sich das tegrative Biodiversitätsforschung beschäftigte sich mit dem Leben aller Nahrungsketten aufbaut. Zustand der Pflanzenvielfalt über ganz Deutschland zwischen Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen den Jahren 1960 und 2017. Hierfür wurden Verbreitungsda- und Tieren haben sich evolutionär aneinander ten von über 2000 in Deutschland vorkommenden Pflanzen- angepasst und sind teilweise hoch speziali- arten verglichen. Die Ergebnisse sind alarmierend: Bei über siert. Eines unter vielen Beispielen findet sich 70 Prozent der untersuchten Arten konnte eine signifikante bei der Bestäubung von Pflanzen durch Wild- Abnahme bezüglich ihres Vorkommens festgestellt werden. bienen. Etwa ein Drittel der insgesamt 585 in Zwar konnten sich in diesem Zeitraum auch einige Pflanzen- Deutschland heimischen Wildbienenarten sind arten wie beispielsweise das Drüsige Springkraut (Impatiens wahre Nahrungsspezialisten und sammeln Pol- glandulifera) oder das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio len von nur ganz bestimmten Pflanzenfamilien, inaequidens) ausbreiten, allerdings konnten diese Zunahmen Gattungen oder einzelnen Arten. Solch eine den insgesamten Negativtrend nicht ausgleichen. Spezialistin ist zum Beispiel die diesjährige Beziehungen in Ökosystemen Wildbiene des Jahres, die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens), welche ausschließlich Um die Dramatik dieser Erkenntnisse zu verstehen, müssen Schmetterlingsblütler und mit Vorzug die Zaun- wir sie in Bezug auf die Funktionsweise und Stabilität von Wicke (Vicia sepium) besucht. In diesem Fall Ökosystemen setzen. Hierfür ist die Vielfalt von Arten ein ent- stellt das Vorhandensein der Nahrungspflan- scheidender Faktor. zen die Lebensgrundlage der Biene dar. 22 Biene Mensch Natur
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