Das Magazin der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde Allschwil - Ausgabe 84 Oktober 2018 - Blindenhundeschule
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Das Magazin der Stiftung Ausgabe 84 Schweizerische Schule Oktober 2018 für Blindenführhunde Allschwil
Gérard Guye die blinden oder sehbehinderten Personen Vorsitzender der Geschäftsleitung vom Dunkeln ins Licht. 1997 wurde das Logo ein weiteres Mal überarbeitet und 2012 mit dem Aufbau weiterer Ausbildungssparten (Assistenz- hunde, Autismusbegleithunde und Sozial- hunde) um die sogenannten Spartenlogos ergänzt. In der Praxis hat sich dieses Konzept allerdings nicht bewährt. Zu komplex in der Anwendung und der Realisierung mit den verschiedensten Logos, war das bestehende Design in den verschiedenen Kommunikationsmitteln (Briefpapier, Prospekte, Beschriftung der Autos, Arbeitskleidung, Zelte, Theken usw.) kaum konsequent umsetzbar. Weiter konnten aufgrund der sparten- spezifischen Lösungen jeweils nur geringe Stückzahlen produziert werden, was oft teuer war. Liebe Freunde unserer Schule Aufräumen und entschlacken H erzlich willkommen zur ersten Unter diesem Motto wurde ein nun struk- Ausgabe unseres Magazins turiertes und modulares Corporate Design «Brava», welches unserem entwickelt, in dem das Unternehmen ehemaligen Bulletin nach ausschliesslich mit einem Logo auftritt. 41 Jahren ein neues Gesicht verleiht! Wie Die Dachmarke (unser Stiftungslogo) Sie sehen, wirkt sich unsere neu erarbeitete steht dabei eindeutig im Vordergrund, Strategie auch im äusseren Erscheinungs- die Produktmarken (unsere Ausbildungs- bild (Corporate Design) der Schule aus. sparten) ordnen sich ihr unter und In der Zukunft wird unser Auftritt nun werden lediglich verbal sichtbar. systematisch auf das neue Design adaptiert. Visuell bedeutet dies, dass ein Logo mit Text als zentrales Element aufgebaut wird Die Entwicklung sowie eine gemeinsame Schrift, Farbwelt Seit dem Bestehen der Schule wurde unser und ein Bildstil angewandt werden. Logo bereits drei Mal angepasst. Das erste So entsteht ein einheitliches, visuelles Bild Logo wurde 1972 von der «Vereinigung der unserer Schule. Freunde der Stiftung Schweizerische Schule Dies hat auch den Vorteil, dass bei Ein- für Blindenführhunde» aus der ehemals führung einer neuen Sparte kein grosser privaten Schule von Herrn Walter Rupp Aufwand betrieben werden muss, um übernommen. das neue Produkt im Gesamtkontext In den folgenden Jahren wechselte die zu implementieren. Ebenfalls gilt es zu Schule das Logo. Der Führhund führte nun berücksichtigen, dass in der digitalen Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 3
Blinden- Assistenz- Autismus- Sozialhunde führhunde hunde begleithunde Das erste Logo aus Das Logo aus den 1997 wurde das Logo 2012 wurden die dem Jahre 1972. frühen 70er-Jahren. ein weiteres Mal Spartenlogos überarbeitet. eingeführt. Das Logo der Stiftung ab 2018. Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde Allschwil Blindenführhunde Grundlagen vor und ermöglicht eine Assistenzhunde vereinfachte und günstigere Erstellung Autismusbegleithunde unserer Kommunikationsmittel. Sozialhunde Weiter lassen sich auch Einsparungen bei Beschriftungen, beim Briefpapier usw. realisieren. Schlussendlich ist es eine gute Basis für die Erstellung unserer neuen Homepage. Auch dies ist ein wichtiger Schritt, um unsere Schule in eine gute Zukunft führen zu können. Anwendung das Corporate Design problem- los umgesetzt werden kann. Das neue Logo In den kommenden Monaten und Jahren fokussiert den Hund aus dem bisherigen werden wir zusammen mit den Mitgliedern Logo. Damit reflektiert es den angepassten des Stiftungsrates und unseren Kolleginnen Stiftungszweck und unser Ziel, mit verschie- und Kollegen unsere neue Strategie der denen Ausbildungen möglichst viele unserer Schule umsetzen. Viele Aufgaben und Hunde im Dienste des Menschen einsetzen Projekte sind bereits abgeschlossen, in zu können. Arbeit oder in Planung. Eine grosse Aufgabe, Ausserdem lassen wir den Hund im neuen die wir gerne anpacken und bei der wir Logo «frei» und führen ihn seiner charakter- natürlich auch auf Ihre Unterstützung lich passenden Ausbildung zu. Selbst- angewiesen sind. verständlich bleibt die Ausbildung des Es sind neben der für uns existenziellen Blindenführhundes als unser primärer finanziellen Unterstützung oft auch Stiftungszweck dabei stets im Vordergrund. immaterielle Hilfestellungen, die uns bei unserer täglichen Arbeit sehr helfen. Investition in die Zukunft Die Selbstverständlichkeit, mit der wir diese Unser neues Corporate Design bereinigt Unterstützung Ihrerseits erfahren, berührt die verschiedenen bisher eingesetzten uns immer wieder sehr und erfüllt uns mit Vorlagen. Es gibt einheitlich strukturierte grosser Dankbarkeit! 4 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
EINFACH UND KLAR Geschärfte Positionierung und ein neues trotzdem auch das bisherige Logo und unsere Identität Corporate Design. Gérard Guye, Vorsitzender bewahrt. Das Loslassen der bestehenden Logos und der Geschäftleitung, erklärt die Hintergründe. Farben hat uns schlussendlich trotz der Freude über einen schönen Auftritt Überwindung gekostet. Warum war es Zeit für eine Erneuerung der Marke Welches Ziel wird mit der Modernisierung der Marke Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführ- verfolgt? hunde Allschwil? Mit dem neuen Logo möchten wir unserer Stiftung und Wir hatten unser Logo letztmals vor 21 Jahren moder- der Schule als Ganzes wieder eine einfache und klare nisiert. Mit der neu erarbeiteten Strategie war es somit Erkennbarkeit geben und auf eine Dachmarke mit nur an der Zeit, auch die Marke zu revitalisieren. Dabei einem Logo zurückkommen. galt es, auch die in der Zwischenzeit dazugekommenen Ausbildungssparten zu berücksichtigen und gleichzeitig Was sind die grössten Veränderungen zum in der Anwendung im Alltag einfach zu bleiben. vorherigen Auftritt? Die grösste Veränderung ist sicherlich, dass das Logo Wer war alles im Erneuerungsprozess involviert? nur noch einfarbig in Blau erscheint. Dies hat den Vorteil Im Prozess waren die Geschäftsleitung zusammen der Kosteneinsparung und es eignet sich unter anderem mit unseren Kolleginnen und Kollegen, den Mitgliedern sehr gut im Bereich der digitalen Welt. Im Weiteren ist des Stiftungsrates sowie eine Kommunikationsagentur die Markenstruktur modular aufgebaut, um sich bei involviert. Marktveränderungen problemlos anpassen zu können. Was waren die grössten Herausforderungen Muss nun die Marketingstrategie überarbeitet im ganzen Prozess? werden? Das Konzept mit den verschiedenen Spartenlogos hat Nein, die Modernisierung der Marke ist Bestandteil uns immer wieder vor grosse Herausforderungen unserer strategischen Ausrichtung. gestellt. In der Umsetzung war es äusserst aufwendig, dieses konsequent und strukturiert zu leben. In diesem Wie lange hat dieser Prozess gedauert? Prozess war es jedoch schwierig für uns, ein einziges Von der neuen Strategie bis zur Umsetzung hat der Logo zu finden, welches alle Sparten vereint und Prozess rund acht Monate in Anspruch genommen. Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 5
STIFTUNGSRAT JAHRE IM STIFTUNGSRAT DER SCHULE Ich wurde in eine Familie geboren, die immer einen Hund verschiedener Rassen besass. Nach meiner Heirat begann die «hundelose» Zeit. Da mein Schwiegervater als Knabe von einem Hund gebissen wurde, war in seiner Familie kein Platz für einen Vierbeiner. Von Alfred Hosch 6 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
˝ IM JAHR 1995 BEGANN IN DER SCHULE EIN WICHTIGER REORGANISATIONSPROZESS, WELCHER IM JAHR DARAUF IN DER EINFÜHRUNG EINER NEUEN, DREIKÖPFIGEN GESCHÄFTSLEITUNG MÜNDETE. Alfred Hosch Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 7
M eine Töchter äusserten den und einem sehbehinderten Herrn zugeteilt. Wunsch nach einem Hund. Wir übernahmen sofort eine zweite Paten- Am Radio hörte meine hündin. Diese war etwas ängstlich und Frau einen Vortrag von Frau erfüllte deshalb nicht alle Kriterien. Sie Christine Rüedi von der 1972 gegründeten wurde uns angeboten und wir durften sie Stiftung für Blindenführhunde. Sie sprach damals noch kaufen. Gute zehn Jahre lang auch über die Abgabe von jungen Hunden bereicherte sie unser Familienleben. Dank an Patenfamilien. Meine Frau dachte, die ihres angenehmen Charakters gewann Aufnahme eines Hundes «auf Zeit» wäre sie sogar die Zuneigung meines Schwieger- für unseren Fall die Lösung. Frau Rüedi vaters. besuchte uns, um alles abzuklären. Meine Im Frühjahr 1987 wurde ich als Präsident Frau und ich mit unseren vier Töchtern des Stiftungsrats-Ausschusses der Stiftung wohnten in einem Haus mit Garten. Schweizerische Schule für Blindenführ- Bald darauf erhielten wir 1972 eine junge hunde gewählt. Diesem gehörten fünf Labradordame. Die lebte sich bei uns Personen an, die in enger Zusammenarbeit sehr gut ein und wir spürten ihre rasche mit dem Präsidenten des Stiftungsrates, Auffassungsgabe. Sie war der Liebling Herrn Dr. med. vet. Jean-Pierre Siegfried, unserer Familie. Nach einem knappen Jahr die Tagesgeschäfte erledigten. Im Jahr 1995 wurde sie zur Führhündin ausgebildet begann in der Schule ein wichtiger Reor- 8 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
˝ DEM SEHR GROSSEN KREIS DER SPENDERINNEN UND SPENDER DANKE ICH VON HERZEN. IHRE GROSS- ZÜGIGKEIT ERMÖGLICHT ES, UNSERE WICHTIGE ARBEIT FÜR UNSERE BENACH- TEILIGTEN MITMENSCHEN AUSZUÜBEN. Alfred Hosch ganisationsprozess, welcher im Jahr darauf wurde Mitglied des Stiftungsrates bis zum in der Einführung einer neuen, dreiköpfigen Herbst 2018. Geschäftsleitung mündete. In der Folge Meinen Einsatz für die Stiftung habe ich davon tauschten 1998 die Vizepräsidentin, immer sehr gerne geleistet. Es ist mir ein Frau Margrit Locher, und ich unsere grosses Bedürfnis, meinen Kolleginnen und Chargen. Noch im selben Jahr wurde Kollegen im Stiftungsrats-Ausschuss und von der neuen Geschäftsleitung zusammen den Mitgliedern des Stiftungsrates sowie mit dem damaligen Ausschuss die Planung der Geschäftsleitung und allen Mitarbeite- des Neubaus unserer Schule initiiert, rinnen und Mitarbeitern der Schule meinen welcher dann im Herbst 2002 fertiggestellt allerbesten Dank für die angenehme wurde. Voller Stolz und Freude konnten wir Zusammenarbeit auszusprechen. den Neubau im Frühjahr 2003 mit einem Auch dem sehr grossen Kreis der Spende- grossen Fest einweihen. Nach ihrem rinnen und Spender danke ich von Herzen. tödlichen Reitunfall 2003 übernahm ich Ihre Grosszügigkeit ermöglicht es, unsere ad interim wieder das Präsidium von Frau wichtige Arbeit für unsere benachteiligten Locher, um es im Jahr 2004 an den noch Mitmenschen auszuüben. heute amtierenden Präsidenten Roman Meury abzugeben. Nach 21 Jahren Tätigkeit im Ausschuss trat ich 2008 zurück und Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 9
FREUDI Hunde dürfen frei sein, um zu spielen und zu schnüffeln. 10 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
BLINDENFÜHRHUNDE GES WIEDERSEHEN Regelmässig bietet die Schule Weiterbildungskurse (WK) für ihre Führhundegespanne an, im März 2018 war es wieder soweit. Von Marianne Stadler Fotos vom Weiterbildungskurs September 2018 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 11
D ie Planung beginnt bereits 1½ die nicht die ganze Wanderung mitmachen Jahre im Voraus: Wie viele Kurse können, müssen eingeholt werden. für wie viele Teilnehmer bieten Zwei Instruktoren arbeiten einen Postenlauf wir an? Wann und wo sollen die zum Üben von schwierigen Alltagssitua- Kurse stattfinden? Wie lange dauert ein tionen aus. Es gibt sechs Posten, die die Kurs und wie soll das Programm aussehen? Teilnehmer jeweils im Zweierteam mit Für dieses Jahr entscheiden wir uns für ihren Hunden absolvieren: 1) korrektes sieben Kurse à zwölf Teilnehmer, jeweils Aus- und Einsteigen in ein Transportmittel zwei Tage lang, blockweise vier Kurse im unter Ablenkung durch Futter oder Per- Frühling und drei im Herbst. Es soll eine sonen, die den Hund locken; 2) korrektes, Mischung aus Arbeit im Führgeschirr und ungefährliches Passieren einer Tür, auch Übungen für den Alltag mit dem Hund als mit Ablenkung; 3) eine Person, die an die Begleiter an der Leine sein. Das Gesellige Zimmertüre klopft, begrüssen, ohne dass und Freizeit für die Hunde sollen auch nicht der Hund mit zur Türe kommt; 4) an der zu kurz kommen. Bewährt hat sich die Leine gehen, ohne zu ziehen, auch wenn Unterkunft des Coop-Tagungszentrums in am Boden ein feines Sandwich liegt; Muttenz. Dort sind unsere Führhundehalter 5) korrektes Überqueren einer Kreuzung mit ihren Hunden sowohl im Hotel wie auch mit dem Hund im Führgeschirr; 6) Rückruf im Restaurant willkommen. Für uns Instruk- des Hundes im Freilauf, auf die linke Seite, toren ist die Anreise am Morgen und die wenn möglich mit Kontaktaufnahme. Rückkehr spätabends auch nicht allzu weit. Zwei weitere Instruktoren bereiten einen Zudem gibt es dort wunderbare Möglich- Hindernisparcours mit «natürlichen» keiten für kurze Spaziergänge, aber auch Hindernissen (Treppen, Barrieren, Verkehrs- für schöne, ausgedehnte Wanderungen. schilder etc.) und von uns hinzugefügten Schon bald fassen wir eine für alle Teilneh- Hindernissen (Stange auf Kopfhöhe, mer und alle Hunde machbare Wanderung Schlauch über das Trottoir etc.) vor. Dieser von 2,5 Std. auf die Sulzkopfhütte ins Auge. Parcours wird von jedem Führgespann Es gibt einen schönen Weg über Wiesen und einzeln begangen, jeweils in Begleitung Wald und weil von April bis Juli Leinenpflicht eines dem Hund unbekannten Instruktors. gilt, legen wir die Frühlingskurse auf Ende Der Parcours soll dem Führhundehalter eine März. Wir möchten die Hunde, wenn mög- kleine Standortbestimmung sein: Worauf lich, frei laufen und miteinander spielen soll wieder vermehrt Acht gegeben werden? lassen, damit auch sie ihren Spass haben Welche «Mödeli» im Alltag haben sich und während des Kurses nicht nur geistig eingeschlichen und wie können kleinere gefordert werden, sondern auch körperlich Probleme behoben werden? Aber natürlich ihren Ausgleich haben. Damit wir alle, wird auch bestärkt, dass die Führgespanne Führhundehalter und Instruktoren, gesellig gut und sicher zusammen unterwegs sind. zusammensitzen und plaudern können, Auch wenn nicht immer alles nach Schul- dürfen wir uns am Abend in der Hütte von buch läuft, es ist doch immer wieder schön, einem Caterer verwöhnen lassen. Es gibt zu sehen, wie eingespielt und harmonisch Wurst und Fleisch vom Grill, dazu eine ein Team nach der anfänglichen, manchmal Auswahl an feinen Salaten. schwierigen Eingewöhnungszeit zusammen unterwegs ist. Mitte 2017: Die Hotelzimmer, die Hütte und der «Grillmeister» sind reserviert, die Im März 2018 ist es so weit: Morgens um Anmeldungen sind verschickt. Nun geht es acht Uhr treffen wir Instruktoren uns in der in die Feinplanung: Die Teilnehmer sollen Schule. Es findet ein kleines Briefing statt: möglichst den gewünschten Kursen zuge- Hat sich ein Teilnehmer kurzfristig abge- teilt werden, und auch die Instruktoren meldet oder kommt er mit einem anderen werden je nach Arbeitspensum und teil- Zug an? Gibt es Änderungen betreffend nehmenden «eigenen» Führgespannen Hotel? Welcher Instruktor fährt mit wel- eingeteilt. chem Fahrzeug? Sobald alle Fragen geklärt Parkbewilligungen zum Abholen der Teil- sind, fahren wir zum Bahnhof und gönnen nehmer und Fahrbewilligungen für den uns einen Kaffee. Nach und nach gehen Anzeigen eines «Taxidienst» für Menschen und Hunde, wir zum Perron, holen Halter und Hund Bodenhindernisses. 12 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
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ab und begleiten sie zu den Fahrzeugen. In der Hütte angekommen, steht bereits Aufgeregte, glückliche Hunde begrüssen das Futter für die Hunde bereit. die anderen Vierbeiner, aber vor allem Nach der Arbeit, nach dem Austoben und die altbekannten Instruktoren. Gemeinsam nach dem Fressen sind unsere Labradore fahren wir nach Muttenz, dort werden als einfach nur zufrieden und verschlafen Erstes die Hunde versäubert, anschliessend den Rest des Abends. werden die Hotelzimmer bezogen. Eine Das Essen für uns Menschen lässt auch kurze Begrüssungsrunde findet statt, damit nicht lange auf sich warten und das Grill- alle wissen, wer am Kurs dabei ist und wer fleisch und die Salate schmecken wunder- wen begleitet. bar. Gemütlich haben wir es in der Hütte, Nach dem Mittagessen findet der Posten- der Ofen ist schon seit mehreren Stunden lauf statt. Die Instruktoren geben dabei eingeheizt und es gibt viele lustige, interes- Tipps, weisen darauf hin, welche Alltags- sante Gespräche. Wichtig ist es für uns, fehler sich eingeschlichen haben. Dieses dass die Führhundehalter sich untereinan- frühzeitige Erkennen kann schwerwiegen- der austauschen können, oft entstehen dere, spätere Probleme verhindern. an solchen Kursen sogar Freundschaften. Nach einer kurzen Pause für Hunde und Zwischen 21 und 22 Uhr fahren wir zurück Teilnehmer machen wir uns auf die Wande- Richtung Muttenz. Diesen Frühling hatten rung Richtung Hütte. Die Hunde geniessen wir in einem Kurs Stau, im nächsten waren den Kontakt untereinander und können abends die Frösche am Wandern und wir sich in ihrem Rhythmus bewegen. Die Zwei- mussten um sie herum Slalom fahren und beiner haben Zeit zum Plaudern und können an einem Kurs war Schnee gefallen, sodass die Natur geniessen. wir im Schritttempo den Berg hinunter- fahren mussten. Circa eine halbe Gehstunde vom Hotel entfernt, steigen wir aus und gehen zu Fuss 02 zur Unterkunft. Die Hunde sollen nochmals Zeit haben, sich zu versäubern. Alle sind nun bettreif, wir Instruktoren fahren zu uns nach Hause, ein Instruktor übernachtet für Notfälle auch im Hotel. Bereits um sieben Uhr gehen wir am nächs- ten Morgen auf die erste Versäuberungs- runde, gefolgt von einem gemütlichen Morgenessen. Zwei Instruktoren sind schon unterwegs und stellen die Hindernisse für den Parcours auf. Diesen Parcours zu 01 meistern, dauert etwa eine Stunde. Überall gibt es Hindernisse zum Repetieren. Viele Führhundehalter sind nach dem Absolvieren sehr zufrieden mit sich und ihrem Hund: «Ich bin so stolz, dass mein Hund das immer noch so gut kann!» Solche Sätze hören wir oft und dieses Gefühl gibt Sicherheit und 03 Selbstbewusstsein für den Alltag, und uns ˝ Instruktoren gibt dies ebenfalls eine innere ZU SEHEN, WIE DIE KURSE Zufriedenheit. GESCHÄTZT WERDEN, Vor oder nach dem Parcours führen wir WIE DIE HUNDE UND einen kleinen Gesundheitscheck durch: FÜHRHUNDEHALTER Der Hund wird gewogen, wir kontrollieren ZUSAMMEN GLÜCKLICH SIND, die Ohren, Augen und Zähne und beraten ERFÜLLT UNS ABER JEDES bei kleineren Unsicherheiten betreffend MAL MIT GROSSER FREUDE Gesundheit. Bei einigen Hunden müssen UND GIBT UNS ENERGIE. zudem die Krallen geschnitten werden. 14 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
04 Eine Feedback-Runde vor dem Mittagessen auf den Grillabend. Nur gab es an diesem 01 gibt uns Rückmeldung, ob der Kurs gefallen Nachmittag einen Unfall mit einem Gefah- Korrektes Über- queren der Strasse. hat und welche Anregungen oder Wünsche rentransporter in der Region Basel. Innert für folgende Kurse bestehen. Anschliessend kurzer Zeit war die ganze Region voller Stau, 02 ist es wieder Zeit, zum Bahnhof zu fahren es gab kein Durchkommen mehr, auch nicht Begrüssung an der und Halter und Hunde zu den Zügen zu für unseren Caterer. Auf der Hütte wurden Tür, der Hund hat gelernt zu warten begleiten. Bei den Hunden ist die riesige wir nervös, ein Telefon nach dem anderen bis er begrüssen darf. Aufregung vom Anfang einer grossen wurde getätigt, bis es schliesslich hiess, dass Zufriedenheit gewichen. es für den Caterer keine Chance gab, auch 03 Korrektes Passieren nur einen Meter vorwärtszufahren! Was einer Tür, es muss Wir Instruktoren sind ebenfalls zufrieden, machen wir nun? Die Aufregung bei uns sichergestellt werden, aber auch müde. Zu sehen, wie die Kurse Organisatorinnen war riesig. Alle Instruk- dass der Hund geschätzt werden, wie die Hunde und toren berieten sich: Gibt es ein Restaurant seine Pfoten nicht einklemmt. Führhundehalter zusammen glücklich sind, in der Nähe, das kurzfristig 25 Menschen erfüllt uns aber jedes Mal mit grosser bekochen kann? Dürfen da die Hunde mit 04 Freude und gibt uns Energie. rein? Nein, keine Chance! Sollen wir im Dorf Besprechung und Beratung zur Gesund- Immer wieder grossartig ist es auch, zu einkaufen und in der Hütte Pasta kochen? heit des Hundes. erfahren, wie wir als Team bei solchen Schwierig! Pizza bestellen? Gibt es einen Kursen harmonieren. Im Ausbildungsalltag Lieferservice, der in kurzer Zeit 25 Pizzen sind wir oft alleine für uns, für unsere liefert, die vor allem noch warm sind? Wir Hunde in Ausbildung und unsere Gespanne hatten Glück und konnten diesen Vorschlag zuständig. An den Kursen hilft jeder jedem. tatsächlich in die Tat umsetzen. Zwei Gibt es irgendwo Schwierigkeiten, sind Instruktoren fuhren kurzerhand noch sofort alle zur Stelle und helfen. Dazu eine ins Dorf, kauften Salat und Getränke ein. kleine Geschichte aus unserem März-Kurs: So konnten wir schliesslich, dank der Hilfe Wie gewohnt nahmen wir gegen Abend die aller, ein nicht geplantes, aber doch feines Wanderung unter die Füsse und freuten uns Abendessen servieren. > Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 15
Nachgefragt DANI MIT UNIQUE «Wieder einmal durfte ich einen interes- santen Kurs besuchen und wieder darf ich euch dazu nur gratulieren. Die Dauer, das Programm und der ganze Ablauf waren optimal. Obwohl es ja eigentlich immer um die Führarbeit und darum, verschiedene Hindernisse zu bewältigen, geht, ist jeder Kurs immer ein bisschen anders gestaltet. Besuche ich doch seit rund 20 Jahren solche Kurse … Kulinarisch wurden wir sehr verwöhnt, und für mich ist es immer wieder eine Freude, mit euren Instruktoren zusammenzusein MARTINA MIT PASCHA und zu arbeiten. Das fachliche Wissen, aber «Am letzten Donnerstag reisten Pascha und auch das menschliche Auftreten von ihnen ich in aller Frühe nach Basel. Ich freute mich schätze ich wirklich sehr! Unter den Kurs- sehr auf die zwei Tage WK bei euch. Aus teilnehmern alte Bekannte treffen und neue langjähriger Erfahrung wusste ich, dass die Personen kennenlernen sorgt für Abwechs- WK immer interessant und auch lustig sind. lung und die Diskussionen untereinander Meine Vorstellungen wurden wieder total sind immer amüsant, sodass der Kurs leider übertroffen. Das Programm war sehr immer etwas zu schnell zu Ende geht. Völlig abwechslungsreich und vor allem fand ich neu für mich war dieser Kurs in Muttenz es sehr entspannt und auch lehrreich. Was mit Schnee – gute Idee, vielleicht wieder für mich aber immer am eindrücklichsten anzuwenden bei einem nächsten Kurs.» ist, mit welcher Freude und Liebe zum Beruf und auch zu den Hunden und uns die Instruktoren ans Werk gehen. Vielen, vielen herzlichen Dank euch allen! Dieses Gefühl spüren zu dürfen, ist so schön. Ich fühle mich sehr wohl und perfekt aufgehoben bei euch. Eure Arbeit mit den Hunden ist eh einfach nur der absolute Hammer. Wie ich immer sage, mit Pascha vergesse ich, dass ich blind bin!» WOLFGANG MIT XORAS «Für uns ist es immer sehr wichtig, uns mit anderen Führhundehaltern auszutauschen und neue Menschen kennenzulernen. Der Programmablauf am ersten Tag mit Alltagsproblemen war genauso wichtig wie am zweiten Tag der Hindernisparcours, der über das ganze Gebiet mit Strassen und Querungen aufgebaut war.» 16 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
JÜRG MIT MYSTIC «Mystic und ich bedanken uns herzlich für die zwei WK-Tage. Es war alles sehr gut organisiert von A bis Z. Mystic und ich fühlten uns in sicheren Händen/Pfoten. An diesen zwei Tagen konnten ich und Mystic wieder vieles lernen. Es schleichen sich immer wieder Fehler ein und da könnt THERESA MIT MAGIC ihr Instruktoren uns aufzeigen, was man «Für mich sind diese Tage jeweils wie ein besser machen kann, sodass wir noch schöner Kurzurlaub. Ihr ‹Allschwiler› gebt sicherer unterwegs sein können. In der euch so viel Mühe, uns und den Hunden heutigen Zeit ist es nicht immer einfach, ein vielseitiges, lehrreiches Programm zu da alles hektisch zu und her geht und wir bieten, bei dem auch der Spass nicht zu kurz als Team mit dem Strom mitschwimmen kommt. Alles ist mit viel Liebe zum Detail müssen, damit wir auch an unsere ange- vorbereitet und organisiert. Ich fühle mich strebten Ziele kommen. Am ersten Tag in erster Linie als Mensch und nicht als des WK fand ich den Parcours mit den Behinderte wahrgenommen; die nötige verschiedenen Posten sehr gut. Es waren Hilfe wird unaufdringlich geleistet, ohne alles Alltagssituationen, die jeder immer dass man je darum bitten müsste. Das tut wieder in einer Form erlebt, und wir einfach gut!» versuchen, darauf richtig zu reagieren.» HANS-PETER MIT PAT «Als sehr schön habe ich die lange Wande- rung zur Hütte empfunden. Ich schätzte MONIKA MIT XIMAR diese Bewegung, die auch Raum zu ent- «Ich fand es sehr interessant, mit verschie- spannten Gesprächen bot und uns durch denen Instruktoren zu arbeiten. Ich bekam ein schönes Gebiet führte.» viele Tipps und Hinweise und ich hatte immer das Gefühl, dass sich die Instruktoren auf das Gespann konzentrieren. Die Zusam- menarbeit zwischen Tier und Mensch steht hier im Vordergrund und das gefällt mir wirklich gut.» Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 17
FRAGEN AN . . . Lorenz Casparis 1 Wie lange arbeitest du schon bei uns? Seit dem 1. Mai 1982, also gut 36 Jahre. 2 In welcher Funktion bist du tätig? Als Blindenführhundeinstruktor. 3 Was ist für dich das Schönste an deiner Arbeit? Die Kombination von Arbeiten mit dem Hund und den Menschen, zu sehen, wie sich die Beziehung zwischen einem Hund und einem Menschen bildet und was daraus für wunderbare Leistungen und Freundschaften entstehen. 4 Was sind die Herausforderungen deiner Arbeit? Am Anfang war es die Komplexität unseres Berufes und das sehr selbstständige Arbeiten. Das ist aber dank der langen Erfahrung heute nicht mehr so. Jetzt sind es mehr die körperlichen Herausforderungen, die bedingt durch mein Alter sehr hoch sind. 5 Was war für dich ein besonderes Ereignis? In den 36 Jahren gab es natürlich sehr viele besondere Ereignisse und Geschichten. Aber ein ganz besonderes Ereignis war die Einweihung der neuen Schule. Einerseits war es ein wehmütiges Abschiednehmen von der sehr familiären, kleinen Schule, andererseits eine grosse Freude über das Erreichte und über die neuen tollen Verhältnisse für Mensch und Hund. 18 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
Kurz notiert .– 20’000 VIELEN DANK rekturbrille CHF 2.– gesammelt und Fr. für Visilab engagiert sich für die aner- an die vier Schweizer Blindenführ- Schweiz Schule erische il Stiftung rhunde, Allsc hw füh Blinden direktor kannten Blindenführhundeschulen hundeschulen gespendet. So durfte nt Präside Préside ri Mo nt Roger General r général Directeu halm Will Daniel in der Schweiz. Bis Mitte Juli 2018 unsere Schule am 9. Oktober 2018 Allschw il, 09.1 0.2018 hat Visilab für jede verkaufte Kor- einen Check entgegennehmen. ASSESSMENT DURCH IGDF SOWIE ADI Der internationale Dachverband «International Guide Dog Fede- ration» (IGDF) besteht aus über 90 Blindenführhundeschulen auf der ganzen Welt und überprüft alle fünf Jahre die Ausbildungsstandards der Hunde ihrer Mitgliederorgani- sationen. So wurde auch unsere Schule in der Ausbildungssparte Blindenführhunde im Mai 2018 während drei Tagen durch einen Assessor einer Überprüfung unter- zogen und beurteilt. Ebenso hat durch die internationale Dachorganisation für Assistenz- hunde «Assistance Dogs Internatio- nal» (ADI) bei uns in den Sparten RÜCKBLICK AUF UNSEREN Assistenzhunde und Autismus- TAG DER OFFENEN TÜR begleithunde im Juni 2018 erst- malig ein dreitägiges Assessment Auch dieses Jahr durften wir uns nahen Ausland schauten rein und stattgefunden. Als Mitgliedorgani- wieder über zahlreiche Besucher an hatten Spass. Schöne Begegnungen, sation von ADI muss unsere unserem beliebten Tag der offenen strahlende Gesichter und gute Akkreditierung ebenfalls alle Tür freuen! Zwei- und Vierbeiner aus Stimmung – hier ein paar Eindrücke fünf Jahre durch eine Überprüfung der ganzen Schweiz und dem grenz- davon. erneuert werden (bisher wurden die Mitgliederorganisationen der Weitere Fotos sind auf unserer Website IGDF nicht geprüft). www.blindenhundeschule.ch zu finden. Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 19
ASSISTENZHUNDE HOOK UND ICH ENTDECKEN EINE NEUE WELT ASSISTENZHUNDE Auf dem Weg zur Assistenzhundeinstruktorin. Von Roswita De Pretto 20 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
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S eit 17 Jahren arbeite ich mit Freude als Blindenführhundeinstruktorin. Mit der Möglichkeit, die Weiter- bildung als Assistenzhundeinstruk- Mein Praktikum in der Reha Rheinfelden 01 torin zu beginnen, eröffnete sich für mich machte mir bewusst, wie facettenreich der Die technischen Hilfs- mittel werden fürs im Frühling 2018 eine neue Perspektive. Weg des Patienten ist, wenn er durch einen Training in der Stadt Es gefällt mir, mit Simone Ruscher in einem Unfall oder eine Krankheit aus seinem ausgeladen. Zweierteam zu arbeiten, neue Ausbildungs- Alltag herausgerissen wird. Ein Patient 02 methoden mit meinem Hund Hook zu sagte: «Ich konnte ein Leben lang machen, Das Apportieren von lernen und mit Simone zusammen weiter- was ich wollte. Ich hatte eine Firma mit Gegenständen wird zuentwickeln. Obwohl es wie vorher um Angestellten. Ich machte gerne Bergtouren. zuerst am Boden Hunde und Menschen geht, entdecke ich Jetzt sitze ich in der Reha, bin im Rollstuhl sitzend geübt. eine neue Welt. und muss warten, dass mich jemand abholt 03 zur nächsten Therapie. Ein Unfall hat mein Training mit dem Meine Ausbildung hat damit angefangen, Leben vollkommen verändert: Es gibt ein Swiss-Trac. dass ich mit dem Rollstuhl vertraut werde, Leben vorher und ein Leben nachher.» 04 in dem ich mich hineinsetzte und erste Gleichwohl berichteten mir Leute, wie sie in Versäubern an Erfahrungen in der Stadt machte. Da wurde Momenten grosser Verzweiflung neue Kraft der Leine und mit mir bewusst, wie viel Kraft der Arme es gefunden haben, um in ihrem Leben weiter- Rollstuhl muss geübt werden. jeweils braucht, um die abgeflachten zugehen. Das hat mich beeindruckt. Trottoirränder oder Garageeinfahrten Nebst den Begegnungen habe ich diverse 05 auszugleichen und nicht vom Weg abzu- praktische Hilfsmittel und Hilfestellungen Gemeinsam spielen kommen. Wegsteigungen, die für Fuss- kennengelernt, zum Beispiel beim Transfer macht Spass! gänger eher geringfügig sind, waren für vom Bett in den Rollstuhl. Ein ganz wich- 06 mich im Handrollstuhl ein regelrechter tiger Punkt ist auch, sich für ein Gespräch Kaffeepause und Aus- Kraftakt! mit einem Rollstuhlfahrer hinzusetzen, tausch mit Simone. Welche Erleichterung, als ich das nächste um auf Augenhöhe miteinander reden zu 07 Mal mit Rollstuhl und Swiss-Trac (ein kleiner können. Hook lernt, ohne Zug Motor, der an den Rollstuhl gekoppelt wird) auf der Leine neben unterwegs war. Das brauchte zwar keine Die Ausbildung mit einem Assistenzhund dem Rollstuhl zu gehen. Kraft, andererseits war es nicht einfach, mit wird in zahlreichen, präzisen, kleinen der linken Hand Gas zu geben und zugleich Schritten aufgebaut. Das Apportieren zu steuern. Das nötige Feingefühl für die von Gegenständen wird zuerst am Boden Geschwindigkeit hatte ich auch unterschätzt sitzend geübt und gesteigert, indem mir und so war ich beim ersten Versuch ziemlich Hook den Gegenstand bringt, wenn ich im ruckelnd unterwegs. Wie komme ich am Rollstuhl sitze. Angefangen haben wir mit besten über unebene Stellen und kleine einer Plastikhantel, die er leicht greifen Ränder? Mit zunehmender Sicherheit im kann. Unterdessen lernt er, schwierigere Rollstuhl nahm ich meinen Hund Hook mit Dinge zu bringen wie zum Beispiel Telefon, ins Stadttraining. Hui, da kommt ein Eng- Kugelschreiber, Schlüsselbund, Sonnenbrille pass: Eine Werbetafel steht auf dem Trottoir und vieles mehr. und eine Frau, die ins Handy schaut, kommt Viele Rollstuhlfahrer sind in der Bewegung mir entgegen. Sofort abbremsen. Die Leine im Oberkörper eingeschränkt oder haben darf sich nicht in den Rädern vom Rollstuhl Schmerzen dabei und können sich nicht verheddern. Hat Hook genug Platz? Hook zum Hund hinunterbeugen. Ziel ist, dass der muss erst noch lernen, bei Engpässen hinter Hund lernt, den Gegenstand in den Schoss mir zu gehen. Ich war froh um die prakti- zu legen. schen Tipps von Simone. Sie halfen mir, Türen öffnen und zustossen, Bellen auf ein Strategien zu finden, um in solchen Alltags- Hör- oder Handzeichen, Helfen beim situationen Sicherheit zu bekommen und Ausziehen eines Kleidungstücks und viele geben zu können. weitere Hilfestellungen sind wir am aufbauen. Hook und ich lernen Schritt für Schritt weiter. Manchmal schaut er mich an, als wolle er sagen: Und, was machen wir als Nächstes? 22 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
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AUTISMUSBEGLEITHUNDE CAMPING URLAUB UNSER ERSTER RICHTIGER URLAUB NACH ETLICHEN JAHREN BEGINNT MIT EINER FAST FÜNFSTÜNDIGEN FAHRT INS TESSIN! ICH KANN ES NOCH IMMER NICHT RICHTIG GLAUBEN, DASS WIR VOR KURZEM DAS GROSSE GLÜCK HATTEN UND DURCH EINE BEKANNTE SENDUNG IM SCHWEIZER FERNSEHEN EINEN SO TOLLEN CAMPER GESCHENKT BEKOMMEN HABEN. Von Nicole Albori, Mutter von Livio und Halterin eines Autismusbegleithundes 24 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
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W ir sind eine fünfköpfige treuen Begleithund Tate, welcher seit Familie, mein Mann und letztem November bei uns für Ruhe und ich sind seit fast zwanzig Zufriedenheit sorgt, trauen wir uns dies zu! Jahren zusammen. Zu uns Nach mehreren kurzen Aufenthalten auf zählen noch Ilario, er ist vier Jahre jung, einigen Campingplätzen ist sich unser dann Danira, sie ist sechsjährig und Livio. autistischer Sohn das Reisen im Camper Für Livio, welcher acht Jahre jung ist, wurde langsam gewohnt und auch Tate hat seinen Tate, unser Autismusbegleithund, seit «Lieblingsplatz» eingenommen. Alles ist November letzten Jahres zu einem treuen sicher verstaut und wir kommen gut ans Freund und Begleiter. Livio bekam vor gut Ziel. fünf Jahren die Diagnose frühkindlicher Die grosse Herausforderung war das Durch- Autismus gestellt, da er, unter anderem, mit queren des Gotthard-Tunnels. Tate lag dicht neuen und veränderten Situationen sehr an den Füssen von Livio, blieb seelenruhig grosse Bewältigungsprobleme hat. und übertrug diese Tiefenentspannung auf Nun ist es so weit, wir starten unser mein Kind. Auf dem Campingplatz ange- Abenteuer. Bisher waren Reisen ins «Unbe- kommen, wurde als Erstes alles an seinen kannte» immer sehr schwierig oder gar Platz gebracht und danach als Familie mit undenkbar in dieser Länge, doch mit unse- dem Hund ans kühle Nass gegangen. Unser rem «Schneckenhaus» und dank unserem Standort lag nur zwei Gehminuten von der 26 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
traumhaften Maggia entfernt. Tate war sehr danach die Fahrt sehr genossen. Auch nach ˝ übermütig, konnte seine Freude nicht mehr diesem abenteuerlichen Tag freuten wir uns TATE LAG DICHT zurückhalten und sprang voller Elan ins alle auf eine Abkühlung in der Maggia und AN DEN FÜSSEN Wasser, was zu viel Gelächter und staunen- auch im Pool! VON LIVIO, BLIEB den Blicken führte von den anderen Bade- Es waren tolle Ferien mit meiner Familie SEELENRUHIG gästen. In den Ferien machten wir jeden Tag und mit unserem neuen Familienmitglied! UND ÜBERTRUG Ausflüge ans Wasser, es war zu heiss, um zu Wir können spontan sein, «bedrohliche» DIESE TIEFEN- wandern. Wir reisten mit den öffentlichen Momente gemeinsam durchstehen und ENTSPANNUNG Verkehrsmitteln, was für meine drei Kinder auch einfach mal die «Sau rauslassen»! Wir AUF MEIN KIND. sehr ungewöhnlich ist, da wir diese zu Hause reisen gleich weiter ins nächste Abenteuer: nicht nutzen. Livio war Tate sehr dankbar, Morgen geht es nach Rust, in den Europa- dass er mit ihm zusammen diese für ihn park, wo wir auch campieren werden! neuen Situationen souverän meisterte. Wir freuen uns auf zahlreiche Abenteuer Nach so vielen tollen Erfahrungen wollten und sind überaus dankbar wie auch stolz, mein Mann und ich noch mit dem Schiff dass wir es als Familie zusammen schaffen über den Lago Maggiore fahren, wobei Livio und das Leben geniessen. anfänglich gar nicht einverstanden war. Tate reiste kostenlos mit, wir konnten sogar noch den Führerstand anschauen und haben Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 27
SOZIALHUNDE Jojo IM KINDERGARTEN Seit elf Jahren arbeite ich als Kindergartenlehrperson in der Gemeinde Kaiseraugst. Schon seit Beginn meiner Ausbil- dung als Kindergartenlehrperson war es ein Traum von mir, Kinder mit Hunden vertraut zu machen. Ich selbst bin mit einem Hund gross geworden und habe damit sehr viele wertvolle Erfahrungen gemacht. Von Sabine Fischli, Sozialhundehalterin 28 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
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N ach drei Jahren Kindergarten- alltag und arbeiten ohne Hund habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt, mir einen Welpen gezielt auszusuchen. Plötzlich ging es schnell und ein aufgestellter, freundlicher Hundewelpe namens Jojo der Rasse Australian Shepherd zog ins Haus ein. Jojo erfüllt alle meine Wünsche und Vor- stellungen. Er war schon als Welpe extrem auf Menschen bezogen, sucht immer von sich aus den Kontakt und geniesst alle Zuwendungen, ob von Kindern oder Erwachsenen. Er wurde gezielt darauf vorbereitet, dass er einmal regelmässig als Kindergartenhund in den Kindergarten- alltag integriert werden kann. An all die Geräusche und Situationen wurde er gewöhnt und zeigt enorme Gelassenheit. Natürlich haben wir durch die Sozialhunde- ausbildung profitiert und vieles für die Praxis gelernt. Die Unterstützung von der Schulleitung, den Eltern und der Gemeinde sowie im Klassenteam hatte ich immer. Jojo ist nun seit acht Jahren täglicher Begleiter im Kindergarten in Kaiseraugst. Er ist oft ein wertvoller Vermittler, Eisbrecher oder ˝ Brückenbauer zwischen Erwachsenen und Kindern. An unserer Schule kann man sich Ein anderes Kind sprach kein Wort und JOJO IST FÜR Jojo kaum mehr wegdenken, denn er gehört hatte sehr autistische Züge. Keine Lehr- VIELE KINDER sozusagen zu den «Alteingesessenen». person konnte sich dem Kind nähern. Durch EIN WICHTIGER Jojo geniesst es, ständig im Mittelpunkt zu Jojo hat das Kind erste Worte gesprochen BESTANDTEIL sein, liegt sehr oft in der Mitte des Kreises und bekam Vertrauen zu uns. Die ersten WÄHREND DES der Kinder, wo er die Aufmerksamkeit Interaktionen waren das Bürsten des UNTERRICHTS intensiv sucht. Er hat mehrere Ruheecken Hundes, die Leine zu halten oder sogar UND ICH HOFFE, in den mehr als 300 Quadratmeter um- Hundeleckerli zu geben. Dadurch sprach DASS JOJO NOCH fassenden Räumen sowie ein Hundebett das Kind erste Hundekommandos wie EINIGE JAHRE im Büro, wo er sich zurückziehen kann. zum Beispiel «Jojo chumm, warte, luege». DABEI SEIN KANN. Das kommt aber kaum vor. Anschliessend war Jojo für das Kind Jedes Jahr sucht sich Jojo aus der Klasse eine Brücke zu den anderen Kindern und ein bis zwei Kinder aus, die er von sich aus Sozialkontakte sind dadurch entstanden. immer wieder sucht, ohne dass ihm dies Einmal hatte ein Kind so grosse Angst vor antrainiert wurde. Spannend ist auch, dass Hunden, dass es den Kindergarten nicht Jojo alle Schüler und Schülerinnen kennt. betreten wollte. In solchen Situationen ist Sogar nach einigen Jahren noch, obwohl es ratsam, dem Kind Vertrauen zu geben es mittlerweile schon eine hohe Anzahl an und ihm transparent zu machen, wenn Jojo Kindern ist. Zum Beispiel gab es ein Kind, den Raum betritt. So können für das Kind welches während des Unterrichts immer auf unvorhergesehene Situationen vermieden dem Stuhl unruhig war und kaum sitzen werden. Nach einem Monat hatte dieses bleiben wollte. Bei diesem Jungen lag Jojo Kind Jojo berührt und sogar gestreichelt. von sich aus auf seine Füsse. Durch den Die Ängste schwinden oft sehr schnell und engen Körperkontakt konnte sich das die Kinder werden dadurch selbstsicherer. Kind besser spüren und am Unterricht Ängste können überwunden, Nähe und teilnehmen. Distanz sowie nötiger Respekt erlernt 30 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
Nicht nur meine eigene Klasse, sondern alle weiteren vier Kindergartenklassen in Kaiseraugst kommen ein bis zwei Mal im Jahr zu einem Präventionskurs «Kind und Hund». Das Kind lernt im rund zweistündi- gen Kurs anhand von praktischen Übungen einige elementare Regeln, wie es sich in Alltagssituationen gegenüber Hunden verhalten soll, damit es nicht zu Bissver- letzungen kommt. Wie muss sich ein Kind verhalten, wenn ihm ein freilaufender Hund entgegenrennt? Wann und wie darf es einen werden. Denn viele Kinder gehen im Gegen- Hund streicheln? Ein gut eingeübtes und satz zu den Ängsten unbedarft auf einen richtiges Verhalten gibt Sicherheit, fördert Hund zu und wollen ihn sofort streicheln, den Respekt und mindert die Angst vor ohne den Besitzer zu fragen. Die Kinder Hunden. lernen bei uns im Kindergarten wichtige Es ist nur ein kleiner Teil, den ich den Regeln und Bedürfnisse des Hundes Kindern mitgeben kann auf ihrem Lebens- kennen. Zum Beispiel, dass ein Hund oder weg – ein wichtiger und schöner Teil, für den allgemein ein Tier auch Gefühle hat. Viele ich viele wertschätzende Rückmeldungen Kinder bekommen ein gutes Gefühl in den von den Eltern erhalte. Einige frühere zwei Jahren im Kindergarten, um die Signale Schüler, welche nun schon aus der Primar- des Hundes sogar deuten zu können. schule kamen, haben mir freudig von den Durch die vielen positiven Erfahrungen damaligen Erlebnissen mit Jojo erzählt. Jojo wurde es mir an der Schule Kaiseraugst ist für viele Kinder ein wichtiger Bestandteil möglich gemacht, weiteren Kindern Verhal- während des Unterrichts und ich hoffe, dass tensweisen über Hunde näherzubringen. Jojo noch einige Jahre dabei sein kann. Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 31
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ZUCHT A I KO U N D DA S NE UE L E BEN Heute bekam ich Bilder und Videos von Kalisha. sequenz meiner Eltern gerechnet. Geprägt hat sie mich Sie ist das 38. «Kind» von Aiko. Aiko ist stolzer Vater aber sehr lange. Der Wunsch nach einem Hund kam von 42 wundervollen Hunden (26 Hündinnen und später in meinem Leben oftmals wieder. Doch fragte 16 Rüden aus 5 Würfen). ich mich jeweils, ob ich wohl die nötige Zeit aufbringen könnte und ob ich diszipliniert genug wäre, um einen Hund artgerecht zu erziehen und zu halten. Rascal ändert alles Als ich am 10. April 2010 bei einem guten Bekannten Rascal kennenlernte, bekam ich eine neue Sichtweise. Rascal ist ein ausgebildeter Blindenführhund aus Allschwil, der die Schlussprüfung nicht bestand, weil er ausnahmslos alles, was ihm vor die Schnauze kam, fressen wollte. Ich schloss Rascal sofort ins Herz. Noch auf der Heimreise im Zug informierte ich mich online unter www.blindenhundeschule.ch. Es folgte ein Jahr des Abwägens und des Austauschs mit meinen Eltern, Von Gregor Loser Freunden und Hundebesitzern. Nach sehr reiflicher Abwägung meldete ich mich bei der Blindenführhunde- schule. Nebst Sozialhunden, welche eben die Schluss- D ass er Zuchtrüde ist, kommt nicht von prüfung aus irgendeinem Grund nicht bestanden, ungefähr: Wenn es bei Hunden eine Schule gab es auch die Möglichkeit, eine Zuchthündin oder für Hochbegabte gäbe, Aiko hätte sie ganz einen Zuchtrüden zu übernehmen. Ich entschied mich bestimmt besucht und wäre inzwischen für Letzteres und war gespannt, was mir das Leben deren Schulleiter. Das heisst, eigentlich ist er ja bereits bringen würde. Es folgten ausführliche Gespräche in im Einsatz für eine Hochbegabtenschule: die Stiftung Allschwil. Diese endeten mit dem Hinweis, dass man Schweizerische Schule für Blindenführhunde. In den sich melden würde, sobald es einen Hund gäbe, der sieben Jahren unseres bisherigen gemeinsamen Lebens optimal zu mir und meinen Berufs- und Lebensumstän- zeigte mir Aiko jeden Tag, wie sensationell intelligent den passen würde, was bis zu zwei Jahre dauern könne. und lernwillig er auch mit mehr als acht Lebensjahren So reiste ich zurück an den Zürichsee im Vertrauen, noch ist. Sobald es eine Aufgabe zu lösen gibt, ist er dass – wenn es denn sein soll – auch der richtige Hund konzentriert wie am ersten Tag. Natürlich lernt er für mich kommen würde. Und wenn es nicht sein sollte, auch a immer wieder gerne Neues dazu. Mehr dazu dann eben nicht. dann d aber später. «Willkommen Aiko Basel!» «Ich « will einen Hund!» Das ist noch heute der Eintrag vom 10. Juni 2011 in Einen E Hund wollte ich, schon seit ich denken kann. In meiner Agenda. Offenbar sollte es so sein, denn alles der d ersten Primarklasse bot sich dann zum ersten Mal ging viel schneller als geplant und ich durfte den eine konkrete Gelegenheit. Eine Mitschülerin von mir Haltervertrag für Aiko unterschreiben. Juristisch hatte zu Hause eine Zucht. Meine Eltern waren natürlich gesehen bin ich nämlich nicht der Besitzer von Aiko, dagegen. Aber ich war wohl sehr hartnäckig. Nach lan- sondern ausschliesslich der verantwortliche Halter gem Hin und Her sagten meine Eltern Ja, stellten aber im Auftrag der Stiftung Schweizerische Schule für klare Bedingungen. Zum Beispiel, dass ich eben jeden Blindenführhunde Allschwil. Das bedeutet, dass ich Morgen vor der Schule mit dem Hund rausgehe. Was mich bereit erklärt habe, für Deckeinsätze drei bis ich natürlich schon am dritten Tag nicht machte. Meine viermal hintereinander pro Einsatz nach Allschwil zu Eltern waren konsequent und ehe ich mich versah, fahren. Ebenso habe ich mich verpflichtet, Aiko sinnvoll war für meinen Hund ein wunderbarer Platz auf einem zu beschäftigen, sodass er ein glückliches, gesundes Bauernhof gefunden und er hatte dort ein glückliches und artgerechtes Hundeleben hat. Für das Futter und Hundeleben. Natürlich hatte ich nicht mit dieser Kon- die Tierarztbesuche komme ich finanziell selbst auf. Alle Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018 33
Untersuchungen im Zusammenhang mit seiner Funk- tion als Zuchtrüde hingegen werden von der Stiftung ftung übernommen. Der Alltag mit Aiko hen Mein Alltag beginnt in der Regel recht früh. Zwischen 4.30 und 5.30 Uhr stehe ich auf. Für Aiko ist das manch- anch- mal noch etwas zu früh und er döst etwas weiter. Dann ann gehts an den See auf die erste kurze Versäuberungs-- runde. Während Aiko nach dem Frühstück auf seinem m Posto (Liegeplatz) den Verdauungsschlaf beginnt, startearte ich mit meiner Arbeit. Da ich geschäftlich mit meinen führhundeschule profitieren. p ofitieren DDoch ich brachte es bisher Workshops und Vorträgen oft unterwegs bin, ist es noch ch nicht üb über mich, Aiko für eine oder zwei Wochen sehr hilfreich, dass sich Aiko immer perfekt anpasst. Er wegzugeben. Das wäre allenfalls etwas, was ich noch bestimmt nicht meinen Tagesplan, sondern er integriert lernen sollte. Aber er ist doch so ein pflegeleichter sich in meinen Tagesplan. Das ist ein wichtiger Unter- Begleiter, dass es irgendwie gar nicht nötig ist. Zudem schied. Trotzdem kommt er immer wieder auf seine ist Aiko auch zweifacher Assistent, sodass seine Anwe- Kosten. Sei dies mit kleinen Übungen zwischendurch senheit fast erwartet wird. In meinen Referaten kommt oder dann aber mit den ausgedehnten Spaziergängen er als «Lehrer» vor, da er mich unter anderem tägliches oder Trainingseinheiten im Wald, am oder im See. Da Bewusstsein lehrt. Das ist zugleich das, was ich Schüle- Aiko so lernwillig und arbeitsfreudig ist, besuche ich rinnen, Schülern, Lernenden und Berufsbildungs- zusammen mit Aiko auch immer wieder Einzeltrainings personen vermittle. Sowohl die Jugendlichen als auch bei einer Hundeschule in Wil. Da lernen wir beide immer die Erwachsenen schätzen seine Anwesenheit in den wieder dazu und es macht Mensch und Tier riesig Spass. Workshops jeweils sehr und das Klima ist stets ein ganz anderes, wenn Aiko mit dabei ist. So begleitet er mich «Wie viele Male hast du das schon mit Aiko geübt?» auf meinen Workshop-Touren, die auch zwei bis drei Da ich weiss, dass Aikos Halbschwester Brandy (von der Wochen dauern können, treu, pflichtbewusst und gleichen Mama, einer Rotkreuz-Trümmersuchhündin) absolut dankbar. Auch bei meiner neuen Teilzeitstelle über exzellente Nasenfähigkeiten verfügt, wollte ich als Schulleiter einer kleinen Oberstufe hat Aiko schon das auch ausprobieren. So besuchte ich bei Steve eine seine Funktion als Schulleiterassistent bestens über- Lektion zum Thema «Einführung in die Fährtenarbeit». nommen und geniesst ab und zu Streicheleinheiten Nachdem wir die erste Fährte gelegt hatten, holte ich oder Spielsequenzen mit Schülerinnen, Schülern oder Aiko aus dem Auto und tat mit ihm, was Hundetrainer auch Lehrpersonen. Steve mir vorgab. Ich setzte ihn auf die Spur an, gab ihm den Befehl «Such» und Aiko düste los. Wie eine Rakete Wasser, enorm viel Energie und stets gute Laune folgte er exakt der Fährte und gelangte zum Ziel. Ich In den letzten Jahren konnte ich feststellen, dass Aiko höre Steve noch heute sagen: «Wie viele Male hast du und ich seit Anbeginn ganz viele Gemeinsamkeiten das mit dem schon trainiert? Gibs zu!» «Nie!», sagte hatten und haben. Wir lieben beide das Wasser über ich zum Ausbilder, der mir natürlich glaubte, denn er alles. Egal, wo wir sind, wenn Wasser in der Nähe ist, kannte ja die Fähigkeiten von Aiko schon. Mittlerweile dann gehen wir auch rein. Er das ganze Jahr, ich in der beherrscht Aiko etwas mehr als 30 Befehle in Worten Regel je nach Wetterlage zwischen Mai und September. und knapp zehn Befehle in Zeichensprache. Innert Ebenso sind wir beide mit schier unermesslichen Ener- kürzester Zeit hat er sie jeweils gelernt und ich staune giereserven ausgestattet und geniessen das Hier und noch heute, wie clever dieses Tier ist, wenn es gilt, Jetzt stets in vollen Zügen. Als Referent und Fachautor mal wieder etwas Neues dazuzulernen. im Berufs- und Bildungswesen für die Themenbereiche Motivation, Freude und gute Laune ist es gewisser- Unzertrennlich zusammengewachsen massen meine berufliche und vorbildliche Pflicht, In den letzten sieben Jahren sind Aiko und ich zu einem das zu leben, was ich lehre. Also Motivation, Freude unzertrennlichen Team zusammengewachsen. Wir und gute Laune. Das tut auch Aiko. Er ist immer gut erleben fast alles gemeinsam und die längste Zeit, die drauf, allzeit zu allem bereit und wenn ich mir vorstelle, wir nicht zusammen verbrachten, waren vier Tage am dass er seit mehr als sieben Jahren jeden Morgen mit Stück. Da war er – wie immer mal wieder zwischendurch der genau gleichen Freude ans Bett kommt und mich – bei meinen Eltern zu Gast, wenn meine Tätigkeit die freudig begrüsst, so bin ich doch sehr dankbar, einen Begleitung eines Hundes nicht zulässt. Selbstverständ- derart wundervollen treuen Begleiter, intelligenten lich könnte ich auch von den Ferienplätzen der Blinden- Lehrer und Freund haben zu dürfen. 34 Brava // Ausgabe 84 // Oktober 2018
DER STIFTUNGSRAT Stand am 1. Oktober 2018 Mitglieder des Ausschusses Roman Meury Allschwil, Präsident des Stiftungsrates und des Ausschusses Gabriela Spinnler Samedan, Vizepräsidentin des Ausschusses Beat Herzog Biel-Benken Dr. David Thiel Basel Beat Wagner Basel Weitere Stiftungsräte Corinne Aeberhard Sils im Domleschg, Delegierte Schweiz. Blinden- und Sehbehindertenverband Dr. med. vet. Men Bischoff Sent Frank Buchter Roggwil, Delegierter Schweiz. Blindenbund Markus Feer Basel Dr. Alfred Hosch Basel Dr. med. Josef Jeker Basel Dr. iur. Anton Lauber Allschwil Thomas Pfaff Allschwil Jörg Schild Basel Revisionsstelle BDO AG Liestal NEUANMLEDUNG / ÄNDERUNGEN Name und Adresse 씲 Ich möchte «Brava», das Magazin der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde Allschwil, regelmässig erhalten (2 × jährlich, kostenlos) 씲 Ich möchte «Brava», das Magazin der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde Allschwil, nicht mehr erhalten 씲 Adressänderung Alte Adresse (bitte bei Adressänderungen auch angeben) Perforation Abonnent-Nummer (siehe Adress-Etikette)
Adressierung P.P. 4153 Reinach BL Post CH AG IMPRESSUM Herausgeber/Copyright Sprachen Druck und Versand Mitgliedschaften Stiftung Schweizerische Deutsch, Französisch, Wohn- und Bürozentrum Brava Schule für Blindenführhunde Italienisch für Körperbehinderte (WBZ) Das Magazin der Stiftung Markstallstrasse 6 4153 Reinach 1 / Schweiz Konzeption, Design Schweizerische Schule für 4123 Allschwil/Schweiz und Druckvorstufe Nachdruck Blindenführhunde Allschwil Telefon +41 61 487 95 95 Brandl & Schärer AG, Olten Nachdruck, auch auszugs- Ausgabe 84, Oktober 2018 www.blindenhundeschule.ch weise, nur mit Genehmigung 42. Jahrgang info@blindenhundeschule.ch Auflage der Stiftung gestattet Erscheint zweimal jährlich Postkonto 40-1275-0 48 800 Exemplare Redaktion Übersetzungen Gérard Guye, Manuela Arlati FR: Pierre-Philippe Oriet, Belleydoux, F IT: Clipper Übersetzungen AG, Zürich Perforation B Nicht frankieren Ne pas affranchir Non affrancare Geschäftsantwortsendung Invio commerciale risposta Envoi commercial-réponse Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde Markstallstrasse 6 4123 Allschwil
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