Blickpunkt Heimzeitschrift des Öffentlichen Betriebes für Pflege- und Betreuungsdienste "Zum Heiligen Geist" - Altersheim Brixen
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Blickpunkt Heimzeitschrift des Öffentlichen Betriebes für Pflege- und Betreuungsdienste “Zum Heiligen Geist” www.altersheim-brixen.it Februar | März | April | Mai 2021 · 105. Ausgabe
BLICKPUNKT · Grußworte Februar - März - April - Mai 2021 Liebe Leserinnen, liebe Leser, älteren Menschen stärker eine der großen Herausforderungen des de- als bisher fördern. Auch mografischen Wandels ist es, die zunehmen- der sozialen Isolation will de Zahl älterer Menschen und ihren wachsen- man so entgegenwirken. den Anteil an der Bevölkerung zu einer Chance Zukunftsweisend in die- zu machen. Auch Südtirols Gesellschaft wird se Richtung ist beispiels- immer älter und zahlreiche Seniorinnen und weise unser Neubauprojekt „Seniorenzentrum Senioren bleiben länger fit, vital und mobil. Vie- Elisabethsiedlung“. Durch die Schaffung von le von ihnen wollen weiterhin sinnvollen Tätig- offenen Begegnungsorten wie z.B. Bar, Biblio- keiten nachgehen und sich in der Gesellschaft thek, Mediathek und Mehrzweckräumen, sollen einbringen. Aktiv zu bleiben bedeutet auch eine vielfältige Möglichkeiten der Begegnungen und gute Lebensqualität aufrechtzuerhalten und der sozialen Kontakte – auch zwischen den Ge- beugt Einsamkeit und Pflegebedürftigkeit vor. nerationen - geschaffen werden. Solche Orte Eine Möglichkeit sich sinnvoll zu betätigen, bieten Menschen jeden Alters eine Möglichkeit kann ein Freiwilligendienst in einem Senioren- zusammen zu kommen, sich auszutauschen wohnheim sein. Unsere Freiwilligen bringen Ab- und gemeinsam aktiv zu werden. Ein nachbar- wechslung ins Haus, fördern den Kontakt zum schaftliches Miteinander fördert Solidarität und sozialen Leben außerhalb und helfen mit, die trägt gegen die Vereinsamung im Alter bei. Lebensqualität und den Lebensraum betreu- Michaela Summerer, Direktorin ungsbedürftiger Menschen zu verbessern. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Schwer- punktmäßig handelt es sich um Tätigkeiten, welche die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner direkt oder indirekt verbessern INHALTSVERZEICHNIS wie etwa Besuchs- und Begleitdienste, Un- Im Focus terstützung bei Angeboten der Alltagsgestal- 3 Das Team der Personalverwaltung stellt sich vor tung u.ä. Aber auch im hauswirtschaftlichen Bereich, wie z.B. beim Transport von Essen, Rund um unsere Bewohner Wäsche usw. stellen Freiwillige eine wertvolle Ressource dar. Umgekehrt erfüllt man als Frei- 6 Aloisia Michaeler erzählt aus ihrem Leben williger eine wichtige Aufgabe, die Freude und 10 Theaterwerkstatt Sinn macht und auch die Gelegenheit bietet, 12 Eine freiwillige Zivildienerin erzählt die eigenen Talente und Fähigkeiten einzubrin- gen und auszubauen. Man kommt mit anderen Wissenswertes Menschen zusammen und tut etwas für das Ge- 13 Aus dem Verwaltungsrat meinwohl. Um „aktives Altern“ in der Gesellschaft zu för- 14 Das halbvolle Glas dern und es zu ermöglichen, dass Menschen 17 Ein Dankeschön ihr Leben so lange wie möglich selbstständig führen und – wenn möglich – einen sinnvollen 18 Rückblick in Bildern Beitrag in der Gesellschaft leisten ist es wichtig und notwendig, günstige Rahmenbedingungen 24 Glückwünsche zu schaffen. Der rechtliche Rahmen hierfür soll nun mit einem neuen Landesgesetz geschaffen werden. Es soll die Weichen für künftige Maß- nahmen in unterschiedlichen Lebensbereichen ACHTUNG: Bitte die Zeitung einfach um stellen, welche selbstbestimmtes und aktives drehen, in der italienischsprachigen Ausgabe Altern und das bürgerliche Engagement von finden Sie zum Teil andere spannende Inhalte! 2
Februar - März - April - Mai 2021 Im Focus · BLICKPUNKT Das Team der Personalverwaltung stellt sich vor Im vergangenen Jahr war die Rubrik „Im rung von rechtlichen Angelegenheiten, der Focus“ den Mitarbeiterinnen und Mitarbei Abwicklung von komplexen Themen und tern in der Betreuung und Pflege gewidmet. Einrichtung bzw. Organisation der Neue- 2021 werden wir den Schwerpunkt auf rungen der Verwaltungssoftware. Im Okto- die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen ber 2018 wurde mir die Führung des Per- der Verwaltung legen. Dieses Mal erfahren sonal- und Buchhaltungsbüros anvertraut wir einiges über das Team der Personal und seit September 2020 bin ich Verwal- verwaltung: An die 280 Mitarbeiterinnen tungsleiter. Ich sorge für die ordnungsge- und Mitarbeiter sind in unserem Betrieb mäße Abwicklung der gesamten Verwal- beschäftigt. Dies stellt die Personalverwal tungstätigkeiten unter Berücksichtigung tung täglich vor große Herausforderungen der gesetzlichen Anforderungen. Im Zent- und die Kolleginnen und Kollegen geben rum unserer Arbeit steht die Zufriedenheit ihr Bestes, um allem gerecht zu werden, unserer Heimbewohner. immer unter Berücksichtigung und Einhal tung der komplexen gesetzlichen Anforde Das schätze ich an meinem Arbeitsplatz: rungen. Ich bin froh, Teil dieses Teams zu sein. Wir arbeiten in einem angenehmen Betriebs- klima und in Anbetracht der gegenseiti- gen Wertschätzung und Zusammenarbeit schaffen wir es, alle täglichen Hürden zu meistern und unsere Arbeit professionell zu erledigen. Michael Mitterrutzner, Verwaltungsleitung Mein persönliches Lebensmotto ist: Sei zufrieden so wie du bist und mit dem was du hast. Sei dankbar jeden Tag und versuche aus jeder Situation, wie immer sie auch ist, das Beste herauszuholen. Martina Bonfanti, Leitung Personalverwaltung So sieht mein Arbeitsalltag aus: Seit September 2009 bin ich Teil der Ver- Mein persönliches Lebensmotto ist: waltung des ÖBPB “Zum Heiligen Geist“. In meinem Leben ist es mir wichtig die Anfangs lag mein Aufgabenbereich in der richtige Haltung zu haben und den rich- Unterstützung der Kollegen bei der Klä- tigen Werten zu folgen. Außerdem will ich 3
BLICKPUNKT · Im Focus Februar - März - April - Mai 2021 jeden Tag nutzen, (jemandem) etwas Gutes zu tun, das Beste aus mir rauszuholen und mich weiterzuentwickeln. So sieht mein Arbeitsalltag aus: Ich bin seit Oktober 2019 im Betrieb und im September 2020 wurde ich mit der Leitung der Personalverwaltung beauf- Laura Bianchi, tragt. Ich habe mich von Anfang ans sehr Vize-Leitung Personalverwaltung wohl gefühlt und ich habe den Schritt zum ÖBPB “Zum Heiligen Geist“ gewechselt zu Seit dem 1. Dezember 1988 arbeite ich haben, nie bereut. Ich bin verantwortlich nun schon als Verwaltungsassistentin im für die ordnungsgemäße Abwicklung der ÖBPB “Zum Heiligen Geist“. Als ich ange- Arbeitsabläufe im Personalbüro sowie für fangen habe, waren wir im Bereich Verwal- die Koordinierung der Mitarbeitenden im tung nur zu zweit. Wir kümmerten uns um Team. Mein typischer Arbeitstag hat eigent- die Heimgästeverwaltung, die Personalver- lich keine festgelegte Struktur, da ich im- waltung und die Buchhaltung. Seit vielen mer mehrere Aktivitäten und Projekte ver- Jahren (ich erinnere mich schon gar nicht folge, die sich im Laufe ihrer Entwicklung mehr wie viele) arbeite ich nun im Perso- und ihres Umfangs verändern. Das macht nalbüro. Meine Arbeit ist sehr abwechs- die Arbeit sehr spannend und herausfor- lungsreich, nicht im mindesten langweilig dernd, zudem lerne ich stets viel dazu und und manchmal auch etwas stressig. kann mich somit weiterentwickeln. Was ich an meinem Arbeitsplatz schätze, ist es Teil eines Teams zu sein. Natürlich Das schätze ich an meinem Arbeitsplatz: läuft nicht immer alles glatt, aber das ist Besonders in dieser schwierigen Zeit des auch normal, denke ich. COVID19 Notstandes wird mir jeden Tag mehr bewusst, wie glücklich man sich schätzen kann, einen fixen Arbeitsplatz zu haben. Darüber hinaus schätze ich es sehr, in einem dynamischen und heraus- fordernden Arbeitsumfeld arbeiten zu dür- fen, Weiterbildungen besuchen zu können, sowie eine abwechslungsreiche Tätigkeit und ein unterstützendes Team zu haben. Der freundliche und offene Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten trägt maßgeb- Cinzia Brunialti, lich dazu bei, dass ich jeden Tag mit viel Mitarbeiterin Freude und Motivation in den Tag starte. Mein persönliches Lebensmotto ist: Carpe diem (auf Deutsch: Nutze den Au- genblick) So sieht mein Arbeitsalltag aus: In meiner täglichen Arbeit im Personalbüro 4
Februar - März - April - Mai 2021 Im Focus · BLICKPUNKT bin ich zuständig für die verwaltungstech- dazu. Ich bin seit 1. Dezember 2020 im nische Abwicklung der internen und exter- Betrieb. nen Weiterbildungsveranstaltungen und für die Ausarbeitung der Lohnstreifen. Ich Das schätze ich an meinem Arbeitsplatz: arbeite im Betrieb seit 1. März 2003. Es herrscht ein sehr angenehmes Arbeits- klima und ich habe nette und hilfsbereite Das schätze ich an meinem Arbeitsplatz: Arbeitskollegen. Es sind viele Aspekte, die ich schätze, ins- besondere aber ist es die Tatsache, dass ich, seit ich hier angefangen habe zu arbei- ten, viele unterschiedliche Tätigkeiten an- vertraut bekommen habe. Dies hat es mir ermöglicht, mich in beruflicher Hinsicht weiter zu entwickeln und ein Gesamtbild der Organisationsabläufe des Betriebes zu bekommen, welche notwendig sind, um ein Seniorenwohnheim zu führen. Katiuscia Fanani, Mitarbeiterin Mein persönliches Lebensmotto ist: Ich habe eigentlich kein richtiges Motto. Bei der Arbeit ist es für mich wichtig, dass es nie langweilig wird und, dass ich nie aufhöre, dazuzulernen. So sieht mein Arbeitsalltag aus: Karin Eisenstecken, Hauptsächlich kümmere ich mich um Mitarbeiterin die Zeiterfassung, d.h. ich überprüfe die Stempelungen und verwalte Kranken- Mein persönliches Lebensmotto ist: stände und Arbeitsunfälle, welche ich LEBE jeden Augenblick. LACHE jeden Tag. in verschiedene Programme eintrage. LIEBE unendlich. Das schätze ich an meinem Arbeitsplatz: So sieht mein Arbeitsalltag aus: Auf alle Fälle das Team, dass ich mit allen Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungs- gut auskomme. Eine meiner Stärken: Ich reich und interessant. Ich bin für die ver- bin ein sehr organisierter Mensch, ich be- waltungstechnische Durchführung von mühe mich immer, keine Aufträge liegen Personaleintritten, Personalaustritten, alle zu lassen. Eine meiner Schwächen: Wenn Formen von Warteständen und Freistel- ich eine Entscheidung treffen muss, brau- lungen, Umwandlung von Arbeitsverhält- che ich manchmal Bestätigung von den nissen, Praktikanteneinstellungen usw. Menschen in meinem Umfeld. Ich arbeite zuständig. Die Führung der Personalakte, seit dem 22. Juli 2019 im Bürgerheim. Verwaltung des Archivs, E-Mail-Korrespon- denz und Telefondienst gehören ebenfalls 5
BLICKPUNKT · Rund um unsere Bewohner Februar - März - April - Mai 2021 Aloisia Michaeler erzählt aus ihrem Leben Lehrerin erklärte sich bereit, mich für 2 Jahre lang abends zu Hause zu unterrich- ten. Dank ihr und meinem Willen schaffte ich es meine Prüfung ganz gut abzulegen. Mein Vater war Schneider und lehrte mich früh Stoffe zuzuschneiden und mit Nadel und Faden umzugehen. Mit meiner Stief- mutter verstand ich mich nicht. Es zog mich hinaus in die Welt. 1952 bekam ich meinen ersten offiziellen Posten in Brixen beim Gasthof und heuti- gen Hotel Stremitzer. Ich war 18 Jahre alt. Ich arbeitete ein Jahr lang dort. Mein Vater ging damals auf die „Störe“ mit seiner Handnähmaschine (Krumer). Er Mein Name ist Aloisia Michaeler und ich schneiderte bei verschiedensten Leuten wurde am 25. April 1934 in Natz/Schabs zu Hause. Einmal bei einer gewissen Frau geboren, wo ich mit meinen beiden Brü Ida, einer Südtirolerin, die bereits lange in dern aufwuchs. Mailand wohnte und zufällig auf der Suche nach einer Haushaltshilfe für eine reiche Meine Mutter erkrankte leider viel zu früh Mailänder Familie, die gerade erst ihr zwei- schwer und als die Kraft sie verließ, konn- tes Kind bekommen hatten, war. Mein Vater te ich nicht weiter zur Schule gehen. Ich schickte mich 1953 mit ihr mit. So lebte kümmerte mich um sie, meine Brüder und ich zweieinhalb Jahre in Mailand bis mich den Haushalt. Auch meinem Vater muss- dann ein Brief von meinem Vater erreichte te ich zur Hand gehen. Eine hilfsbereite in dem er schrieb, dass er eine Lehrstelle für mich gefunden habe. Und so reiste ich zurück in die Heimat. Es waren gute Jahre in Mailand. Die beiden Kinder waren lieb. Ich lernte italienisch. Ich wohnte also wieder daheim. Ich ging ein Jahr lang bei Frau Ferstel, einer Brixner Schneiderin, in die Lehre. Das bedeutete für mich ein Jahr lang zu Fuß eine ¾ Stun- de Fußmarsch von Natz nach Brixen und retour brauchte ich gut eine Stunde. Bei je- dem Wetter. Damals war das normal, heute unvorstellbar, gell. Bis ich zu meinem Tauf- paten Onkel Josef nach Brixen in die Feld- 6
Februar - März - April - Mai 2021 Rund um unsere Bewohner · BLICKPUNKT thurner Straße zog. Nun hen Sie hier im Wohnzimmer stehen. Die war der Weg zur Lehrstel- habe ich immer noch. le weniger anstrengend. Aber: Frau Ferstel konnte Danach habe ich bei meinem älteren Bruder mich nicht länger behal- Josef, der sich inzwischen in der Tratten- ten. gasse als Schneider selbstständig gemacht Als ich dann hörte, dass hatte, mitgearbeitet. Dann zogen meine bei- man in Italien die gan- den Brüder und ich zusammen in eine Woh- ze Küste hinunter rechts nung. Wir waren wieder vereint. Im „alten und links in den Pen- Museum“, wo sich die heutige Musikschule sionen und Hotels we- befindet ober dem Kreuzgang. Damals wa- gen der deutschen Gäs- ren die ganzen Kostbarkeiten, welche heu- te deutsche „Madlan“ te in der Hofburg sind, dort untergebracht. suchte und ich ja italie- Ich hatte die Aufgabe sie abzustauben und nisch gelernt hatte, zog die Böden zu putzen. Dafür durften wir dort es mich dann für vier 6 Jahre lang wohnen. Mein anderer Bru- Hausmädchen in Monate nach Milano Ma- der arbeitete dort als Portier und kassierte Milano Marittima rittima. Ich wollte Geld den Eintritt für das Museum. Was für eine verdienen, um mir meine tolle Zeit. Ich denke gerne daran. Ich fand eigene Schneiderausrüstung kaufen zu kön- Anschluss bei den Brixner Schuhplattlern, nen, um mich selbstständig zu machen. beim Alpenverein, beim Domchor und beim Das Schneiderhockerle und den Tisch, den Theater. Wir machten mit den Vereinen ich mir mit dem Verdienst gekauft habe, se- mehrere Ausflüge. Was haben wir gelacht. Hier bin ich in Messina. Wir Hier ein „Plattlerauftritt“ in „plattelten“ eine Woche lang München. für die Italiener. Was hatten wir Freude und Spaß! Auf dem Heimweg machten wir Halt in Rom. Hier durfte man noch hinauf auf das Dach des Petersdom. Theaterauftritt Gipfelbesteigung in Matrei oberhalb eines Klosters. 7
BLICKPUNKT · Rund um unsere Bewohner Februar - März - April - Mai 2021 Ja, es war wahrlich eine gute lustige Zeit. Doch ich musste weiterziehen. und sehr schöne Zeit. Ich landete dann schließlich in Welsberg, wo mich eine Schneiderin als Geselle auf- In diesen 6 Jahren hatte ich nahm. Die Gesellenzeit dauerte 1 Jahr mehrere abenteuerreiche Aus- lang. 1962 absolvierte ich in der Schnei- hilfsjobs. Ein Geistlicher, Pfar- derschule Müller & Sohn in München 2 rer Maier UnterderEggen fragte Monate lang mehrere Zuschneidekurse. mich, ob ich ihm nicht als Häu- Und schließlich, noch im selben Jahr, leg- serin aushelfen könnte, denn te ich in Bozen meine Meisterprüfung seine Schwester falle für einige mit Erfolg ab. Ich war nun Schneiderin. Aloisia in den Zeit aus. „Ich kann nicht ko- Als mein älterer Bruder heiratete, zog ich 60iger Jahre chen“, war meine Antwort. Das von unserer gemeinsa- sei kein Problem, meinte er la- men Wohnung aus und chend und so zog ich für 2 Monate in den nahm mir eine eigene. tiefsten Vinschgau nach Hinterkirch in Lang- Mit meinem Ersparten taufers und arbeitete als Häuserin im Vidum. eröffnete ich meine ei- gene kleine Schnei- derei. Gegenüber dem alten Schlachthof und dem Kindergarten in Brixen. Ich hatte auch ein Lehrmädchen. Auf den Tisch legte ich die Zeitschriften hin, wo Das ist mein Schneider die Leute sich Muster spiegel, der Schneider Hinterkirch in Langtaufers aussuchen konnten. hocker und der Tisch, Wenn man viel sitzen den ich mir damals ge Ich wollte einen guten Eindruck machen muss, soll man hart sit- kauft hatte und mit de und kleidete mich mit einem strengen zen, das ist besser für nen ich arbeitete. Dirndl. Das, und vermutlich mein seriöser den Rücken. Und auf Blick und mein Sinn für Ordnung brachten diesem Hocker sitze ich mir anfangs den Ruf ein, ein „herrisches hart. Er hat unter der Frauenbild“ zu sein. Doch als man mich Sitzfläche eine Schubla- kennenlernte und sah, dass ich selber de, in der ich Fäden und putzte, keine Angst hatte mir die Hände die Schere aufbewahre. dreckig zu machen und doch freundlich Die Spiegel des Spiegel- war, löste sich das Gerede in Luft auf. Ich kastens haben drehbare kann mich noch gut erinnern: als meine Elemente - so konnten Zeit im Vinschgau um war, kam ein kleiner sich die Modelle von al- Junge zu mir mit einem Liter Milch und len Seiten betrachten. sagte, wenn ich bleiben würde, würde er mir jeden Tag einen Liter Milch bringen. Eines Tages war ich bei meiner Tante zu Be- Ach, wie ich Kinder gern habe. Dieser liebe such, die einen Hof hatte. Ein Gemüsehänd- Junge. Es war eine gute Zeit. Es war eine ler war gerade dort, um Äpfel bei ihr zu kau- 8
Februar - März - April - Mai 2021 Rund um unsere Bewohner · BLICKPUNKT fen. Dieser Gemüsehändler hieß Toni. Er be- ich wohne seit dem Sommer 2020 neben gann mir den Hof zu machen und schenkte dem Bürgerheim in einer Mietwohnung in mir oft Blumen und ließ nicht locker. 1966 der Villa Lumen im Betreuten und Beglei- heirateten wir. teten Wohnen, wo es mir sehr gut geht. Ich glaube, ich habe die schönste Wohnung er- wischt. Sie ist hell und leicht groß genug für mich. Sie ist warm und es ist immer jemand da, der sich um mich kümmert und immer nach mir sieht. Essen darf ich im Bürger- heim. Alle sind nett und höflich zu mir. Die Frauen in der Waschküche, die für mich waschen, der Herr der zum Putzen kommt, das Küchenpersonal, die Pfleger, die sich um meinen Mann kümmern und meine 4. Juni 1966: Hochzeit in Zinggen Bezugsperson. Und mit den zwei anderen Nutzern sind wir sogar zu einem echt tollen Mein Mann und ich zogen in die Feldthur- Gespann zusammengewachsen. Wir lachen nerstraße in eine gemeinsame Mietwoh- und scherzen und unternehmen gemeinsa- nung. Die Schneiderei löste ich noch im me Spaziergänge. selben Jahr auf und schneiderte nur noch Das Einzige was mich traurig macht ist, dass nebenbei. Man fragte mich beim Stremitzer, ich meinen Mann wegen diesem Coronavirus wo ich damals 1952 meinen ersten Posten eine Zeit lang gar nicht, und auch jetzt nur hatte, ob ich als Bedienung aushelfen wür- selten sehen darf. Aber auch das Leben mit de. Ich nahm an. Und dort blieb ich dann dem Virus wird mich nicht in die Knie zwin- auch bis zu meiner Pensionierung. gen. Ich bin dankbar für die Richtung, in die sich mein Leben gewendet hat. Es wird alles Mein Mann und ich bauten ein Haus in gut. Neustift in der Nähe von einem der ältesten Iris Manfredi, Mitarbeiterin Weinhöfen in Südtirol, dem Strasserhof. Ge- Das ist mein wertvollstes naugenommen ist der Teil von Unterrain auf Möbelstück. Es gehörte dem unser Haus steht, der Gemeinde Raas meiner Mutter. Sie hat es zugeordnet, die Grenze zu Neustift liegt 1931 als Hochzeitsge knapp unter dem Haus. Wir hatten sehr nette schenk bekommen. Wir Nachbarn. Unsere Ehe blieb kinderlos. Das Kinder wurden im Februar Haus war groß und so richteten wir ein paar 1932, März 1933 und Ap Ferienwohnungen ein. Gerne denke ich an ril 1934 geboren. Wir wur die Zeit zurück und an die langen Plauderei- den alle darauf gewickelt. en mit unseren Gästen aus Deutschland, der Schweiz und Italien. Ich habe sogar noch ei- nige Geschenke, nette Erinnerungen, die sie uns damals mitgebracht haben. In Raas traf meinen Mann zwei Mal der Schlag. Er kam ins Sanatorium, dann ins Hartmannsheim und jetzt lebt er im Bürger- Anton und Aloisia heu heim. Das Haus mussten wir verkauften und te nach 54 Jahren Ehe. 9
BLICKPUNKT · Rund um unsere Bewohner Februar - März - April - Mai 2021 Theaterwerkstatt Blickkontakt aufbauen und halten • Timing- Pausen abwar ten und richtig einsetzen • Textinhalt verstehen • Abgrenzungsfähigkeit • Aufmerksamkeit/ Konzentration/ Merkfähigkeit • Sprache • Kreativität • Vorstellungsver mögen • Identität - Biografie • Verbaler und nonverbaler Ausdruck von Gefühlen • Orientierung/ Kommunikation • Mimik und Gestik • Formales Denken • Lob ausdrücken/Lob annehmen • Selbstvertrauen Dies waren einige der wichtigsten Ziel- Frau 1: Schaug amol, do enten geat oaner setzungen unserer Theaterwerkstatt im 3. mit an Baum hoam! und 4. Wohnbereich im Bürgerheim. Eine Initiative, die zum Thema „Weihnachten“ Frau 2: Wo? Aja schaug un… der Bam isch entstanden ist, das kurz vor der Tür stand. ober groaß (huhu) Nachdem wir noch nicht wussten, wie wir dieses Jahr feiern würden, haben wir ver- Frau 1: Volle... Hoben Sie an Bam schun sucht, von unseren Bewohnern zu erfra- dahoam? gen, wie früher Weihnachten gefeiert wur- de. Wir haben die schönsten Erinnerungen Frau 2: I? Na nia kop, sai „i miei vecci gesammelt und daraus einige Sketches er- sono stati poveri“. arbeitet, welche die Senioren dann selbst gespielt haben: melancholische, nostalgi- Frau 1: Aso, und ihr Mann? sche und humorvolle Geschichten voller Emotionen und Erinnerungen... Frau 2: I bin LEDIG! (mit Gehstock schwenken) 10
Februar - März - April - Mai 2021 Rund um unsere Bewohner · BLICKPUNKT Frau 1: Hoben sie net Geschwister oder Wir haben herausgefunden, dass sich Men- Kinder? schen mit Dysarthrie oder Dysphonie am besten mit Mimik und Gestik ausdrücken Frau 2: I will mi do net zuviel einmischen, können. Während des Workshops fühlten mein Bruader feiert olm getrennt und i fei- sie sich wohl und waren in der Lage, auf er alloan und dann isch bollamol olls vor- ihre eigene Art und Weise mit anderen zu bei. (kurze Pause, Rollstuhl oder Auto fah- interagieren. ren vorbei) Während der gemeinsam verbrachten Frau 2: Sie sein gor awian neigierig. Da- Stunden haben sich unsere Senioren bes- zehln sie amol! ser kennengelernt, Freundschaften wurden gestärkt, es wurden gemeinsame Tränen Wir haben unter unseren Bewohnern eini- geweint und zusammen gelacht. ge echte Talente entdeckt, die beim Lesen des Textes ganz eins mit der Rolle wurden. Viviana Felahi, Mitarbeiterin Nonsens-Reim Zu meiner Jugendzeit war folgender Finster war’s – der Mond schien hell Reim in aller Kinder Munde. Bekanntlich Grün war die beschneite Flur vergisst der Mensch Schlimmes schnel- Als ein Wagen blitzesschnell ler als Gutes. Ein Geschenk Gottes zum Langsam um die runde Ecke fuhr. Wohlleben der Menschen. Ich überzeuge Drinnen saßen stehend Leute mich stets selbst, dass „Späße der Ju- Schweigend ins Gespräch vertieft: gendzeit“ einem am längsten in Erinne- Von einem totgeschossenen Hasen rung bleiben. Der auf dem Sande Schlittschuh lief. Wer erinnert sich an den von uns Kinder Werner Rizzi-Ladinser, damals gern zitierten „Nonsens-Reim“ ? Freiwilliger 11
BLICKPUNKT · Rund um unsere Bewohner Februar - März - April - Mai 2021 Ich möchte mit älteren Menschen arbeiten… Eine Freiwillige Zivildienerin erzählt Mein Name ist Thea Hinteregger, ich bin neunzehn Jahre alt und komme aus Lüsen. Vor meinem Freiwilligen Zivildienst schloss ich die Fachoberschule für Hauswirtschaft und Ernährung in Dietenheim ab. Ich be gann meinen Zivildienst dann am ersten Oktober 2020 im Hartmannsheim. Ein Grund für meine Entscheidung war es he rauszufinden zu wollen, welchen berufli chen Weg ich einschlagen möchte und was ich mir für meine berufliche Zukunft vor stelle. Im Hartmannsheim sind meine Aufgaben unter anderem das Servieren des Früh- stücks, die Unterstützung der Bewohner bei verschiedenen Tätigkeiten, sie zu un- terhalten und zu beschäftigen. Manchmal Thea Hinteregger geht es dabei einfach nur darum ein net- tes Gespräch zu führen, manchmal auch um etwas Ablenkung. Auch Spiele zu spie- Die Mitarbeiter im Hartmannsheim sind len gehört zu meinen Aufgaben, wobei sehr freundlich und hilfsbereit. Ich kann „Mensch ärgere dich nicht“, „Tombola“ mich mit meinen Fragen und Herausfor- oder „Memory“ zu den beliebtesten ge derungen an sie wenden, sie helfen mir, hören. wenn ich nicht mehr weiter weiß und ich darf immer nachfragen, wenn ich etwas Für mich war die Entscheidung für einen genauer wissen möchte oder mich etwas Freiwilligen Zivildienst die richtige, weil es interessiert. mir auf der einen Seite wirklich gut gefällt und ich mir auf der anderen Seite jetzt si- Durch die Erfahrungen, die ich bisher sam- cher bin, was ich in meinem Leben machen meln durfte, bin ich mir nun sicher, dass möchte. Ich möchte mit älteren Menschen ich die Landesfachschule für Sozialberufe arbeiten! Ich habe gemerkt, dass sich die Hannah Arendt besuchen möchte, um dort Bewohner mit mir wohlfühlen und mir geht eine fundierte Ausbildung für meinen zu- es genauso. künftigen Beruf zu erhalten. Thea Hinteregger, Freiwillige Zivildienerin 12
Februar - März - April - Mai 2021 Wissenswertes · BLICKPUNKT Aus dem Verwaltungsrat Liebe Leserinnen und Leser Unser Konzept für das des „Blickpunkt“, „Seniorenzentrum Eli- sabethsiedlung“ als am Beginn meines Berichtes steht ein Verspre- „Multifunktionshaus“ chen: Kein Wort über Corona! Es wäre sinnlos wurde, zu unserer Ge- in einem Land wie Südtirol, das doppelt so viele nugtuung, von den 3 selbsternannte „Virologen“ hat wie Ärzte, einem Gemeinden Brixen, Land, das einst im März 2020 „Covid-Mus- Vahrn und Lüsen angenommen und übernom- terknabe“ war, nun aber sogar weitaus an der men. Wir haben noch am 21. März 2021 das Spitze Italiens der „Corona-Infizierten“ steht, wichtigste Treffen mit der technischen Unter- in einem Land, in dem jeder weiß, warum er kommission (TUK) des Landes, die nach allen selbst sicher nicht das PROBLEM ist, ohne zu erhaltenen positiven Gutachten der diversen merken, dass er damit Teil des Problems wird. Abteilungen des Landes, als letzte Kommission Denn was ist wirklich wesentlich für mich: mei- entscheidet, ob unser Projekt in allen „Fragen“ ne Freunde, meine Familie? Dazu braucht es der Gesetzgebung des Landes entspricht!! ACHTSAMKEIT für sich selbst und die anderen. Hier möchte ich ein großes und herzliches Eigentlich sollten unsere sozialen Gefüge wie DANKESCHÖN unserer Direktion, unseren Familie, Freundeskreis und Vereine die Felsen „Ratgebern“, den Herren Helmut Pranter und in der Pandemie-Brandung sein. In der heu- Martin Schönauer und dem von uns beauftrag- tigen Zeit wird es viel Achtsamkeit brauchen! ten Techniker, Herrn Ing. Robert Vieider, für Wir werden sorgfältig darauf achten müssen, ihre intensive und großartige Arbeit ausspre- was Oma und Opa, was Mutter und Vater, was chen. Ohne sie hätten wir niemals so ein gutes Söhne und Töchter, Geschwister usw. nach un- und zukunftweisendes Projekt bzw. Raumpro- serer Meinung brauchen und was sie wirklich gramm erstellen können! wollen. Dies als meine philosophische Einlei- tung und jetzt zu uns bzw. zum ÖBPB “Zum Nach dem hoffentlich positiven Gutachten der Heiligen Geist“! TUK ist unsere „Arbeit“ mit der Übergabe des „Vorprojektes“ an die 3 Gemeinden zu Ende. Was haben wir im Jahr 2020 erreicht und was Ab diesem Zeitpunkt sind die 3 Gemeinden für wollen wir im neuen Jahr 2021 erreichen? die weiteren Schritte und den Bau zuständig. Es ist uns 2020 endlich gelungen, nach vie- Wir sind dann aufgerufen, während des Baues len Jahren schwierigster Verhandlungen, im zu hinterfragen, ob unser vorgegebenes Raum- Tauschverfahren mit dem WOBI das Haus programm auch realisiert wird. neben unserem Bürgerheim im Eigentum zu übernehmen. Wir haben das Haus „Villa Lu- Was erwartet uns noch im Jahre 2021? Noch men“ getauft; es besteht aus 21 Kleinwohnun- jede Menge Arbeit! Werde dann in der nächs- gen für „Betreutes bzw. Begleitetes Wohnen“, ten Ausgabe des „Blickpunktes“ weiter berich- wobei bis heute 5 Wohnungen, welche frei wa- ten. Es ist über ein „Gesamtkonzept“ Hart- ren, behindertengerecht adaptiert wurden und mannsheim, über die Hl. Geist-Kirche, über fast alle schon weitervermietet sind. „Götschelehof“, über den Stand des „Kurhau- ses Dr. von Guggenberg“ und natürlich – ganz Auch für unsere zwei Stöcke im Sanatorium, wichtig – über den „Neubau“ des Bürgerhei- wo der bestehende 5jährige Mietvertrag mit mes nachzudenken. dem Gesundheitsbezirk Brixen im Juni 2020 auslief, konnten wir wieder, nach anfänglichen Es grüßt Euch herzlichst Schwierigkeiten und diversen Sitzungen, einen neuen 5jährigen Mietvertrag abschließen. Euer Präsident Hansjörg Bergmeister 13
BLICKPUNKT · Wissenswertes Februar - März - April - Mai 2021 Das halbvolle Glas Die Kunst mit sich selbst freundlicher zu sein und über Unstimmigkeiten hinauszuschauen Gemahlin verboten, für ihn Todesopfer zu halten. Sisyphos überredete den Herrscher der Unterwelt Hades und seine Gemahlin Persephone ihn freizulassen, um seine Gat- tin an die Todesopfer zu erinnern. So konnte er in die Menschenwelt zurückkommen. Er dachte aber nicht daran, in die Unterwelt zurückzugehen, sondern genoss das Leben mit seiner Gattin und Freunden in Trinkge- Foto: pixabay lagen und Gastmählern und lachte über Ha- „Ist das Glas halb voll oder halb leer?“ fragt des, der sich überlisten ließ. der Kopf. „Jeden Schluck genießen!“ sagt das Herz“.1 Der Todesgott überraschte ihn ein zweites- mal und zerrte ihn in die Unterwelt. Für Im vergangenen Herbst habe ich ein Buch diesen Ungehorsam und Frevel hatte sich mit den Nacherzählungen der schönsten Zeus eine schreckliche Strafe für Sisyphos Sagen des klassischen Altertums in die ausgedacht: Sisyphos muss ewig einen Hand genommen und mich gefragt, ob sie Felsblock den Berg hinaufwälzen, aber uns auch heute noch etwas zu sagen ha- kurz vor dem Gipfel entgleitet er ihm und ben. Ich bin dabei auf den schlauen und rollt wieder hinunter. skrupellosen König von Korinth Sisyphos (lateinisch Sisyphus) gestoßen. Homer, der früheste Dichter des Abendlan- Sisyphos, der Gründer, Erbauer und König von Korinth, soll um 1400 v. Chr. gelebt ha- ben. Er genoss das Leben, nahm aber weder die Menschen noch die Götter ernst. Er ver- riet dem traurigen Flussgott Asopos, dass es Zeus war, der seine Tochter entführt hatte. Für diese Brüskierung bestrafte ihn Zeus mit dem Tod. Als plötzlich der Gott des To- des Thanatos vor Sisyphos stand, überwäl- tigte er ihn und legte ihn in Fesseln, sodass auf der Welt niemand mehr sterben konnte. Der Kriegsgott Ares befreite Thanatos, dar- aufhin war wieder Ordnung unter dem Him- mel. Ares gelang es dann auch, Sisyphos ins Totenreich zu entführen. Der listige Kö- Foto: pixabay nig hatte aber vorgesorgt und hatte seiner Sysyphos, attische Amphora um 530 v.Chr. 14
Februar - März - April - Mai 2021 Wissenswertes · BLICKPUNKT des, hat gegen Ende des 7. Jahrhunderts nicht ändern aber er besiegt es, indem er v.Ch. die Strafe, die Sisyphos der Sage anerkennt, was ist. Vielleicht freut er sich nach in der Unterwelt abzubüßen hat, mit jedesmal wie ein Kind, wenn er sieht, wie diesen Worten beschrieben: der Stein den Berg hinunterpurzelt. „Auch den Sisyphos sah ich, von schreck- licher Müh gefoltert, Einen schweren Mar- Es gibt kein Schicksal, das wir nicht an mor mit großer Gewalt fortheben. nehmen können, statt zu hadern. Wer nicht Angestemmt, arbeitet er stark mit Händen aufgibt und JA sagt zu seinem Schicksal und Füßen, Ihn von der Au aufwälzend und „immer strebend sich bemüht …“, zum Berge. Doch glaubt er ihn jetzo Auf wie J. W. Goethe die Engel am Ende des den Gipfel zu drehn, da mit einmal stürzte Faust verkünden lasst, findet Wege und die Last um; Umwege lebensfroh zu bleiben. Das heißt, Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tü- er bewältigt Tag für Tag die Last des Alltags ckische Marmor. Und von vorn arbeitet er, und lässt sich heimliche Freuden nicht angestemmt, dass der Angstschweiß nehmen. Sisyphos ist gescheitert, weil er Seinen Gliedern entfloss und Staub sein sich selbst überschätzt hat und über den Antlitz umwölkte. in der griechischen Antike gültigen ethi- schen Rahmen für gutes, ausgeglichenes In der Antike sollte der Mythos von Sisy- Leben4 hinausgegangen ist. phos den Menschen bewusst machen, dass jeder die Endlichkeit seines Lebens akzep- Für mich ist die Sage des Sisyphos eine tieren muss und sich sonst gegen die Ord- Einladung an den Leser, sich nicht von He nung der Götter stellt und bestraft wird. Si- rausforderungen und Ungewissheiten ent syphos ist bis heute ein Beispiel für sinn- mutigen zu lassen, das Leben mit Augen lose Mühe und für die harten Strafen der maß erfinderisch zu würzen, die eigenen Götter. Außerdem wurde er zum Symbol Werte zu leben, die guten Seiten des Alltags für die Bürde der Arbeit und des Lebens. zu sehen und sich auf die Forderungen des Tages zu konzentrieren. Augenmaß bedeu- Der französische Nobelpreisträger, Schrift- tet, dass wir im Gegensatz zu Sisyphos die steller und Philosoph Albert Camus regte eigenen Stärken und Schwächen kennen, im Buch „Der Mythos des Sisyphus“ 2 an, den ethischen Rahmen für gelingendes Le- wir sollten uns Sisyphus als glücklichen ben berücksichtigen und anerkennen, dass Menschen vorstellen, den Mythos spieleri- wir zerbrechliche Wesen sind. scher interpretieren und von Sisyphos ler- nen. Die Forderungen des Alltags und die „Es sind nicht die Dinge, die uns Ausrichtung auf eine neue Lebensphase, beunruhigen, sondern die Meinungen, besonders auf das Alter, mögen manchmal die wir von den Dingen haben“ wie eine „Sisyphusaufgabe“ erscheinen. Epiktet, späte Stoa, 50–135 n. Chr. Hier zeigt uns Camus, was wir von Sisy- phos lernen können: Sisyphos verzweifelt Jeder wünscht sich verstehbare und sinnvol- nicht an seiner unlösbaren Aufgabe. Er le Umstände. Besonders wir Senioren brau- weiß zwar, dass seine Situation hoffnungs- chen bewältigbare Herausforderungen im los ist, dass der Stein immer wieder hinun- Alltag, passende Tätigkeiten und ein stimmi- terrollen wird und er die Aufgabe als Qual ges Wohnumfeld, um längerfristig gesund zu empfinden sollte. Er kann sein Schicksal bleiben. Bei der Konzentration auf das, was 15
BLICKPUNKT · Wissenswertes Februar - März - April - Mai 2021 wir gerade tun, kann jedes Tun mit dem Be- wir vor einer unangenehmen Situation wusstsein verschmelzen und die Außenwelt stehen, spielt die Kraft des Herzens eine versinken. Dann erleben wir ein Hochge- entscheidende Rolle. Von der Herzintelli fühl und vergessen Raum und Zeit und uns genz kommt Klarheit, Mut und innere Si selbst. In diesem Hochgefühl wird die Be- cherheit. Die emotionalen Prozesse sind schäftigung gewissermaßen zur Meditation. schneller und stärker als der Verstand. Der Widerstreit zwischen Kopf und Herz engt Wir finden bessere Antworten auf die Fra- uns manchmal ein. Öffnen wir das Herz gen, die das Leben stellt als Sisyphos, 360 Grad und lassen die Gefühle und Ge wenn wir die fühlend-ahnende spirituelle danken zusammenschwingen, dann wer Ebene, das Selbstbild, die Fähigkeiten, den wir ausgeglichener und steigern das das Verhalten und die folgenden von dem Selbstbewusstsein, die Motivation, die amerikanischen Forscher, Trainer und Be- Freude für Andere da zu sein, die Gesund rater Robert Dilts5 empfohlenen Überzeu- heit und die Qualität unseres Lebens. gungen im Blick behalten: • „Einen dauerhaften spirituellen Bezug zu Hans Niederkofler pflegen hilft mir, mich auf dieser Welt ge- (Begleiter in Veränderungsprozessen) borgen zu fühlen. • Meine persönliche, familiäre Geschichte und Identität gibt mir Heimat. • Ich bin überzeugt, dass Gesundheit, Vita- lität, Arbeit und gute Beziehungen wich- tig sind und dass ich für Andere Nutzen bieten kann und damit Freude in mein Leben bringe. • Ich kann die positiven und negativen Sei- ten sehen, ich kann Ja und Nein sagen, Negatives positiv umdeuten, Neues und Hans Niederkofler (geboren 1941) ist Altes zusammenfügen und habe Humor. Begleiter in nachberuflichen Verände- • Ich erhalte die geistige Beweglichkeit, rungsprozessen und Strategieberater, schau auf die heiteren Seiten des Le- davor war er Lehrer für Tourismusma- bens, baue meine Stärken aus, lerne von nagement und Leiter der Bildungs- Anderen, pflege Beziehungen, bleibe in agentur eines Handels- und Dienstleis- Bewegung, gehe zuversichtlich in die Zu- tungsverbandes. Seit der Pensionie- kunft ohne dabei unnötige Lasten mitzu- rung begleitet er öffentliche und priva- schleppen.“ te Gremien in strategischen Projekten und Einzelpersonen beim Ausweiten Schwierige Zeiten wie jetzt machen viel- der Lebensoptionen. leicht unsicher. Wenn wir merken, dass Quellen: 1 www.spruch-archiv.com 2 Homer: Odyssee, XI. Gesang, Z. 593-600 (aus: Homer, Ilias. Odyssee. Insel Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1990, S.659) 3 Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos, S.16o, Rowohlt Verlag, Reinbek, 2001 4 Diesen Rahmen für gute ausgeglichene Lebensführung bezeichnen Philosophen von der Antike bis heute als Eudaimonia. Die wichtigste Quelle dafür ist das Buch von Aristoteles: Nikomachische Ethik. Rowohlt Verlag, Reinbek, 2006 5 Robert Dilts: Die Veränderung von Glaubenssystemen, Verlag Junfermann, Paderborn 2010 16
Februar - März - April - Mai 2021 Wissenswertes · BLICKPUNKT Ein Dankeschön... 17
BLICKPUNKT · Rückblick in Bildern Februar - März - April - Mai 2021 Rückblick in Bildern NOVEMBER „Gemeinsam gegen Einsamkeit“, Bürgerheim Diesen Aufruf der Caritas ließ die Kin- dergruppe des Oratoriums Don Bosco nicht ungehört. Die heurige Caritas Woche vom 7. bis 15. November 2020 stellte in die- sem Jahr die Senioren in den Mittelpunkt. “Wir müssen für sie da sein, sie trotz der Abstandsregeln unsere Nähe spüren las- sen“, so Caritasdirektor Paolo Valente in seinem Appell an die Gesellschaft. Bereits in den Vorjahren hatte die Kindergruppe Motiven. Eine Gelegenheit auch für die den Kontakt zu den Heimbewohnern ge- Kinder, das Martinsfest aus einer neuen pflegt, aber singen und tanzen war heuer Perspektive zu sehen. Dem Beispiel Mar- nicht möglich. So nahmen die Kinder und tins folgend, werden sie selbst zu Geben- ihre Familien die Anregung der Caritas auf den, die mit ihren kleinen Gaben Freude und bemalten Mandalas mit St. Martins- und Licht in die Herzen bringen. Töpfern als Medizin, Haus Eiseck Kreatives Arbeiten ist die beste Medi- zin gegen Resignation, Vereinsamung und Langeweile. Unter Anleitung von Mitarbei- terin Elsa wird im Haus Eiseck getöpfert. 18
Februar - März - April - Mai 2021 Rückblick in Bildern · BLICKPUNKT DEZEMBER Besuch des Nikolaus, Sanatorium Adventsbasar, Bürgerheim Bereits seit mehreren Jahren findet im Eingangsbereich des Bürgerheims ein klei- ner Adventsbasar statt. Auch heuer erfuhr diese Tradition keinen Abbruch, wenn auch in kleinerem Rahmen und selbstverständ- lich unter Einhaltung aller Sicherheitsvor- kehrungen. Es wurden gegen eine freiwilli- beit hergestellte Produkte angeboten. Mit ge Spende von den Bewohnern in Handar- dem Erlös werden Ausflüge und gesellige Aktivitäten finanziert. Externe Personen er- hielten die Möglichkeit, die Produkte tele- fonisch zu bestellen und diese dann gegen eine Spende abholen zu kommen 19
BLICKPUNKT · Rückblick in Bildern Februar - März - April - Mai 2021 DEZEMBER Besuch der Kindergartenkinder, Bürgerheim Eine besondere Freude hat uns die Kindergartengruppe „Orange“ des Mozartkinder- gartens gemacht, die auf der Terrasse des Bürgerheimes ein paar weihnachtliche Lieder gesungen haben. Danke Digitaler Adventskalender Den Leitern des Kulturvereins ACLI ist es gelungen, die Mitglieder, vor allem die Kin- der und Jugendlichen in alternative Akti- vitäten einzubinden, die strikt auf Distanz und unter Einhaltung der geltenden Vor- schriften durchgeführt werden. Entstan- den ist dabei auch der Adventskalender ACLI 2020, der Lieder, Geschichten und Weihnachtsgedanken sammelt. Ab dem 1. Dezember konnten die Bewohner der Seniorenwohnheime jeden Tag ein Fenster des Online-Kalenders öffnen. 20
Februar - März - April - Mai 2021 Rückblick in Bildern · BLICKPUNKT Wertschätzung für Mitarbeiter Ein Zeichen der Wertschätzung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kam von Seiten der Gewerkschaft CGIL- AGB Rent- ner. Mit einem Panettone wurde für deren Engagement in dieser schwierigen Zeit der Pandemie gedankt. Ein Danke von Herzen auch der Immobi- lienwerkstatt Renato D’Alberto, die mit ihrer Weihnachtsaktion an die Bewohner und Mitarbeiter unserer Heime gedacht haben. Für die Senioren gab es ein Shampoo, für die Mitarbei- ter ein hausgemachtes Lebkuchenherz. Besonders schön auch die von Südtiroler Kindern liebevoll gestalteten Weihnachts- karten, die Leuchtsterne enthalten, welche man im Zimmer anbringen kann. Ein tolles Zeichen der Anerkennung… Blühende Grüße Einen blühenden Gruß, der Bewohnern und Mitarbeitern viel Freude gemacht hat, ließen uns die Gärtnerei Auer, das Blumen- fachgeschäft Werdegrün und die Landwirt- schaftliche Hauptgenossenschaft Vahrn zukommen. Danke… 21
BLICKPUNKT · Rückblick in Bildern Februar - März - April - Mai 2021 DEZEMBER Jugendliche für Senioren Auf Initiative des Jugenddienst Unteres Eisacktal haben Jugendliche Weihnachtsgrü- ße in Form von Kärtchen gestaltet und damit den Heimbewohnern eine kleine Freude bereitet. Vom Jugenddienst Dekanat Taufers erreichte uns ein Video aus Liedern und Gedichten, Bildern und Geschichten. Bilder aus den vergangenen Monaten 22
Februar - März - April - Mai 2021 Rückblick in Bildern · BLICKPUNKT 23
BLICKPUNKT · Glückwünsche Februar - März - April - Mai 2021 Pensionierungen 2020 Was immer du tun kannst oder wovon du träumst – fang damit an. Johann Wolfgang von Goethe Pichler Maria Pernpruner Melitta Saltuari Gerda Krankenpflegerin Sozialhilfekraft Pflegehelferin Berger Paul Vonmetz Maria Hasler Notburga Krankenpfleger Pflegehelferin Krankenpflegerin Überbacher Monika Altenpflegerin Foto: freepik 24
Februar - März - April - Mai 2021 Glückwünsche · BLICKPUNKT Hochzeiten und Babyglück von Juli bis Oktober 2020 Mitarbeiterin Maria Mantinger hat am Am 2. August 2020 wurde BEATRICE, die 12. September 2020 ihren Daniel geheiratet. Tochter von Mitarbeiterin Martina Berti geboren. Mitarbeiterin Natalie Aquila freute sich über PAUL, der Sohn von Mitarbeiterin Michaela die Geburt von EMILIA ROSA am 23. Septem Überwasserer, kam am 24. Juli 2020 zur Welt, ber 2020. hier im Bild mit seinem großen Bruder Leon. Dienstjubiläen unserer Freiwilligen Unsere traditionelle Weihnachtsfeier der Freiwilligen konnte im Jahr 2020 leider nicht stattfinden und somit fielen auch die offiziellen Ehrungen aus. Alle Freiwil ligen, die dieses Jahr ein Dienstjubiläum feiern, haben wir persönlich kontaktiert DANKE! und ihnen das wohlverdiente Präsent zukommen lassen. Danke euch allen! 5 Jahre: Faustini Annmaria, Gagliardi Rina, 15 Jahre: Faller Rudi, Kerschbaumer Karl, Gaiola Giuliana, Mahlknecht Anton, Mihai Ladurner Ranalter Erika, Steinegger Erna, Romeo, Schlechtleitner Luise, Zingerle Imelda; Untermarzoner Lotte; 10 Jahre: Daporta Franz, De Carne Denicolò 20 Jahre: Costanzo Rosa, Granuzzo Alma; Sabina, Dekassian Paula, Gruber Hilda Maria, 35 Jahre: Gschnitzer Klara; Kerschbaumer Theresia, Kerschbaumer Josefa, Lechner Frieda, Lechner Erika, Mitterrutzner Beendet haben ihren Freiwilligendienst: Georg, Mitterrutzner Albin, Pastore Chiochetti Lechner Karl, Röden Agnes, Zingerle Imelda, Bruna, Steiner Bodner Gertraud; Gasser Franz Friedrich, Hofer Georg; 25
BLICKPUNKT Februar - März - April - Mai 2021 Am 13. Jänner 2021 ist der emeritierte Dom- dekan Kan. Dr. Johannes Messner verstorben. Über viele Jahre - bis Anfang 2020 - wirkte er als Seelsorger im Sanatorium, wo er jeden Dienstag die Heilige Messe hielt. Er war mit seiner achtsamen Art bei den Bewohnern sehr beliebt und nahm sich auch immer wieder ger- ne Zeit für ein „Ratscherle“. Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung be- halten. IMPRESSUM: Redaktionsteam: Sylvia Dapunt, Theresia Dorfmann, Bürgerheim Martha Kofler, Dorina Licu, Karin Rastner, Monika Unterberger, Verwaltungssitz Manuela Unterfrauner, Sonja Wiedenhofer Mozartallee 28 · 39042 Brixen Verantwortliche: Michaela Summerer Tel. 0472 255 000 · Fax 0472 255 001 E-mail: info@altersheim-brixen.it Redaktionelle Leitung: Magdalena Ralser Sanatorium Übersetzung: Doris Fabbian, Magdalena Ralser Dante-Straße 51 · 39042 Brixen Titelbilder: Theresia Dorfmann Hartmannsheim Herausgeber: ÖBPB “Zum Heiligen Geist” Stadelgasse 1 · 39042 Brixen mit Sitz in Brixen, Mozartallee 28 Villa Lumen Gestaltung und Druck: Kraler Druck, Brixen/Vahrn Fischzuchtweg 1 · 39042 Brixen Kostenlose Verteilung Haus Eiseck Die digitale Version der Blickpunkt ist aufrufbar unter Seebegg 19 · 39043 Klausen www.altersheim-brixen.it. HINWEIS: Die gewählte männliche Form schließt selbstverständlich die weibliche Form mit ein. Der ÖBPB “Zum Heiligen Geist“ ist jetzt unter den Top-Arbeitgebern auf www.karriere-suedtirol.com 26
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