Das Wachküssen der Innenstadt - Wie die Belebung der Ortsmitte gelingt Trofaiach / Steiermark - nonconform
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03 Zukunftsraum Trofaiach Zukunftsraum Trofaiach 04 Kurzstatements von Beteiligten 07 Die Entwicklung des Ortes Auf halbem Weg zwischen Leoben und Am Beginn standen die Vermittlung von Kennt- Eisenerz in der Steiermark liegt die Stadt- nissen zur erfolgreichen Zentrumsbelebung so- 12 Sieben Schritte zur wach geküssten Mitte gemeinde Trofaiach. Sie bietet den hier wie Exkursionen zu gelungenen Beispielen in lebenden rund 11.200 Menschen über das anderen Gemeinden. Es folgte eine umfangreiche 20 Der Krapfen-Effekt gesamte Stadtgebiet verteilt einen vielfäl- siedlungsmorphologische Analyse und ein breit tigen Wohn- und Lebensraum – und eine angelegter Bürgerbeteiligungsprozess markierte 21 Unser Weg zur belebten Mitte belebte Hauptstraße im Zentrum. Doch bis den Auftakt der Öffentlichkeitsbeteiligung. Daraus vor wenigen Jahren war dies nicht der Fall. entwickelten sich kurz-, mittel- und langfristige 30 Neues Leben in der Innenstadt Maßnahmen und die Begleitung ihrer Umsetzung Eine Kombination aus verändertem Mobilitätsver- durch einen Innenstadtkoordinator. 32 Stadtgespräche halten, Abwanderung und städtebaulichen Ent- scheidungen führte ab den 1970er-Jahren zum Die wesentliche Erkenntnis war, dass für die Be- 39 Planen und Leben in Trofaiach Donut-Effekt: Das bedeutet, dass sich Funktio- lebung der Innenstadt eine Strategie notwendig nen der täglichen Versorgung sukzessive von der ist, die die Hauptstraße als Straße der Vielfalt neu 42 Ein Zukunftsbild für die Hauptstraße Hauptstraße an die Peripherie verlagerten. Ent- interpretiert: mit innerstädtischem Wohnen und lang hochrangiger Verkehrsachsen siedelten sich Arbeiten, innovativen Nutzungen von Erdgeschoß- 44 Der Ausblick Betriebe an, das Zentrum verlor sukzessive seine lokalen und durch die Aufwertung des öffentlichen Funktionen und leer stehende Geschäftslokale Raums. Damit ist es gelungen, dass wieder Leben 47 Impressum Trofaiach säumten die Hauptstraße. in die Innenstadt zurückkehrt. Nach fünf bewegten Im Jahr 2014 wurde der Leidensdruck schließlich Jahren ist nun Zeit für eine Zwischenbilanz und so stark, dass die Verantwortlichen der Stadtge- um aufzuzeigen, welche Faktoren Trofaiach zu ei- meinde beschlossen, zusammen mit nonconform ner Vorreitergemeinde im Bereich der Innenstadt- einen Weg in die Zukunft zu gehen, der unter- entwicklung machen. schiedliche Maßnahmen vereint: Linz Wien St. Pölten Auszeichnung der Stadtgemeinde Trofaiach und von nonconform mit dem ÖGUT-Umweltpreis am 27.11.2018 im Kuppelsaal der Technischen Universität Wien. V. l. n. r.: Günter Liebel (Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus), Eisenstadt Salzburg Stefan Spindler (nonconform ideenwerkstatt GmbH), Mario Abl (Bürgermeister von Trofaiach), Erich Biberich (Innenstadtkoordinator Trofaiach), René Alfons Haiden (Präsident der ÖGUT), Monika Auer (Generalsekretärin der ÖGUT) Bregenz Innsbruck Graz Klagenfurt Stadtgemeinde Trofaiach 11.154 EinwohnerInnen (1.1.2019) Bezirk Leoben Bundesland Steiermark Seehöhe: 658 m 10 Katastralgemeinden So weit im Text Personen und Funktionsbezeichnungen nicht ausdrücklich in der weib- lichen und männlichen Form genannt werden, gelten die sprachlichen Bezeichnungen in der männlichen Form sinngemäß auch in der weiblichen Form. 2 3
„Es ist sehr viel passiert, „Als Gemeindebürgerin „Das Zentrum von viele kleine und größere ist es wichtig, an Betei- Trofaiach bot die Möglich- Schritte sind gemacht – „Für uns war es wichtig, ligungsprozessen teil- keit zur Ausarbeitung es ist aber auch noch viel zu erkennen, dass sich in zunehmen – nur so ist eines architektonischen zu tun. Die Belebung der der Innenstadt nicht wie- es möglich, sich aktiv und gesellschaftlichen Innenstadt ist ein langer der große Geschäfte an- einzubringen und mitzu- Zukunftsbildes. Die ent- Weg.“ siedeln werden. Da muss gestalten.“ standenen Entwurfs- Mario Abl, Bürgermeister der Stadtgemeinde Trofaiach man in Alternativen den- Elisabeth Welzel, Architektin und Mitglied der Arbeitsgruppe Innenstadt arbeiten zeigen Zugänge ken, etwa im Dienstleis- zu Bauen im Bestand und tungssektor, in der Gast- geben auch Antworten ronomie und im Bereich zu einem zukünftigen Wohnen.“ Miteinander.“ Uwe Kroneis, Stadtamtsdirektor Trofaiach Hans Gangoly, Institut für Gebäudelehre an der Technischen Universität Graz „Ich arbeite sehr gerne als „Unsere Zentren sind Architektin in und für Tro- identitätsstifttende Orte faiach. Es ist etwas ganz für die Menschen, benöti- Besonderes im eigenen gen eine neue Wertschät- Ort tätig zu sein und zu zung und Trofaiach zeigt sehen, wie er sich positiv „Als Person, die sich um vor, wie das gelingen „Es braucht gewisse verändert, und ich freue die Entwicklung der Innen- kann.“ Vorleistungen, um einen mich, dass ich etwas zur stadt kümmert, hat man Andreas Tropper, Landesbaudirektor Steiermark längerfristigen Mehrwert Verbesserung beitragen ein sehr vielfältiges, span- zu erzielen – das ist wie kann.“ nendes und herausfor- ein Schneeballeffekt.“ Alexandra Stingl-Enge, Architektin derndes Aufgabengebiet Gerhard Ortner-Pitzl, Mitglied der Arbeitsgruppe Innenstadt und Immobilienbesitzer mit viel Gestaltungsspiel- raum, aber auch viel Verantwortung.“ Erich Biberich, Innenstadtkoordinator „Der Trofaiacher Weg zur nachhaltigen Stärkung der Ortsmitte ist gelebte und zukunftsfähige Gemeindeentwicklung.“ Michael Schickhofer, Landeshauptmannstellvertreter Steiermark 4 5
Eisenerz Die Entwicklung des Ortes Trofaiach blickt auf eine lange Siedlungs- geschichte zurück, die in der Bronzezeit mit einer Höhensiedlung am knapp 900 Meter hohen Kulm begonnen hat. Wichtig für die Entwicklung des Ortes war der Ei- senabbau am nördlich gelegenen Erzberg, der ab dem zweiten nachchristlichen Jahr- hundert nachgewiesen ist. Grußkarte aus der Sommerfrische in Trofaiach Der Transport des Eisens nach Süden erfolgte auf Dazwischen siedelten sich Gewerbetreibende einer dem heutigen Straßenverlauf der Hauptstra- sowie Wirte an. 1314 verlor Trofaiach das Han- ße ähnlichen Trasse. Neben dem Handel und Ver- delsrecht für Eisen an Leoben – somit auch das kehr etablierten sich Betriebe zur Eisenverarbei- Marktrecht – und orientierte sich ab dann an den tung und zudem bot die naturräumliche Becken- Bedürfnissen einer stark frequentierten Handels- lage auch gute Voraussetzungen für die Landwirt- straße. Als Trofaiach 1448 wieder das Marktrecht schaft. Den Kern der Siedlung bildete der etwa ein erhielt, war die Bebauungsstruktur entlang der Kilometer lange Straßenabschnitt zwischen den Hauptstraße großteils festgeschrieben, weshalb Einmündungen des Rötzbaches im Norden sowie auch kein Freiraum für den sonst typischen recht- des Gößbaches im Süden in den Vordernberger- eckigen Marktplatz vorhanden war. Über viele bach. Eckpunkte bilden die nördliche Pfarrkirche Jahrhunderte blieb diese Situation weitgehend sowie die südliche Dreifaltigkeitskirche. stabil. Historische Aufnahme der Hauptstraße um 1900 100 0 200 6 7 Leoben
Panoramaaufnahme des Stadtgebietes Die Hauptstraße im Jahre 1979 Eine Veränderung brachte der Aufschwung der Ei- Auch in der Nachkriegszeit hielt das Bevölke- Eine Entwicklung, an der auch die Gemeinde mit sengewinnung und -verarbeitung im 19. Jahrhun- rungswachstum an, dem mit dem Bau weiterer einigen Entscheidungen ihren Anteil hatte: dem dert. In diesem Kontext steht auch die Eröffnung Siedlungen (u. a. Trofaiach West) sowie von Einfa- Bau der Umfahrungsstraße, die 1985 eröffnet der Erzbergbahn, der Eisenbahnlinie Leoben- milienhäusern in allen Ortsteilen begegnet wurde. wurde, der Ansiedlung von Fachmarktzentren, der Vordernberg, im Jahr 1872. Neben dem Güterver- Wie in zahlreichen Regionen führten die zuneh- Errichtung eines neuen Bankgebäudes sowie der kehr und dem Bau von Arbeiterwohnungen links mende Motorisierung und die Veränderung von Musikschule fern der alten Hauptstraße. Diese und rechts der Bahn, bewirkte die Eisenbahn wie Lebensgewohnheiten auch in Trofaiach schlei- verlor so sukzessive viele ihrer zentralen Funkti- vielerorts auch in Trofaiach einen Schub für den chend zu einem Rückgang von öffentlichen Funk- onen und wurde zunehmend von Leerstand und Fremdenverkehr, speziell zur Sommerfrische, als tionen im alten Zentrum, dem über Jahrhunderte Verödung bestimmt. sich in der Hochsaison die Zahl an EinwohnerIn- wichtigen Bereich der Hauptstraße. nen und Gästen etwa die Waage hielt. Der neue Hauptplatz wird großteils als Parkplatz genutzt Mit dem Ersten Weltkrieg und der Etablierung von kriegswichtigen Industriebetrieben veränderte sich die Struktur entscheidend: Die Zahl an Be- schäftigten zur Errichtung und zum Betrieb der Fabriken stieg an und der industrielle Charak- ter sowie die gesellschaftlichen Verwerfungen mit dem Ende der Monarchie brachten auch den Fremdenverkehr zum Erliegen. Trofaiach war nun primär eine Wohnstadt für die Beschäftigten der Schwerindustrie. Durch die Rüstungsproduktion im Nationalsozialismus wurde diese Entwicklung weiter verstärkt und der Bau von Wohnungen (u. a. Gladensiedlung) stark ausgeweitet. 1971 1991 2011 1951 1981 2001 3.930 EinwohnerInnen 1869 1961 2019 1934 1890 1910 11.154 EinwohnerInnen 1923 1939 1880 1900 Bevölkerungsentwicklung 8 9
Als auch die letzte Bank die Innenstadt Blick Richtung Norden: Das verließ Leben war weitgehend aus der Als 2014 auch die letzte Bank die Hauptstraße ver- Hauptstraße ließ, verlor die bis dahin schon stark geschwächte verschwunden. ehemalige Lebensader den letzten Frequenzbrin- ger an den erst einige Jahre davor errichteten Hauptplatz, der zwar aufgrund umgebender Kons- umflächen als Parkplatz, jedoch nur eingeschränkt als Treffpunkt genutzt wird. Das historische Zen- trum war ausgeblutet – der Donut-Effekt schlug mit aller Härte zu! In einer Krise wie dieser bedarf es eines radika- len Umdenkens: der Abkehr von bestehenden Mustern der Stadtentwicklung und einer neuen Haltung zur Innenstadtstärkung. Damit diese Ver- änderung stattfinden kann, braucht es wiederum ein breites Bekenntnis zur neuen Haltung und ei- nen kraftvollen Impuls, der ein gemeinsames Bild der Zukunft generiert. Das Bekenntnis zur Innen- stadtstärkung entstand im Zuge der Erstellung Leerstand und mangelnde Sanierung der Häuser boten des Entwicklungsleitbildes im Vorfeld der anste- einen trostlosen Anblick Das lange leer stehende ehemalige Bankgebäude in der Hauptstraße wurde 2018 zur Musikschule umgebaut. Für die Rückkehr von Leben henden Fusion der Gemeinden Gai, Hafning und und Frequenz war dies ein wichtiger Meilenstein Trofaiach. Dabei wurden Ziele und Strategien zu den The- men Stadtentwicklung, Wohnen, Lebensqualität und Mobilität definiert. Wie hingegen ein Impuls gesetzt werden kann, der ein breit getragenes Bild der Zukunft aufzeigt, entdeckten die Verantwort- lichen der Stadtgemeinde Trofaiach beim ersten Kontakt mit nonconform während des 64. öster- reichischen Städtetages 2014 in Graz, wo Roland Gruber in seinem Vortrag aufzeigte, wie aus einem Donut wieder ein Krapfen werden kann. Die bisherige negative Entwicklung im Hinterkopf sowie Beispiele von Vorreitergemeinden und eine positive Haltung zu weitreichenden Veränderun- gen vor Augen, veranlassten die Verantwortlichen der Stadtgemeinde 2015 zu handeln. Seither un- terstützte das Architekturbüro nonconform Tro- faiach bei der partizipativen Entwicklung einer gemeinsamen Vision, bei der Erarbeitung von Maßnahmen und Werkzeugen zur Belebung der Innenstadt und in der konkreten Umsetzung. Im Jahr 2015 gab es circa 40 leer stehende Immobilien in Trofaiach – 30 davon befanden sich unmittelbar in der Innenstadt 10 11
Sieben Schritte zur wach geküssten Mitte 2. Schritt: Lernreisen zu Vorreiter- gemeinden – Trofaiach muss das Rad nicht neu erfinden! Der Prozess der Wiederbelebung einst- 1. Schritt: Das politische Bekenntnis Trotz des Entwicklungsleitbildes änderte sich wenig in der Hauptstraße – das Leben orientierte sich weiterhin „Ganz wichtig ist eine be- mals vitaler Orts- oder Stadtkerne bedarf zur Innenentwicklung vor Außen- großer Anstrengungen und erfordert die entwicklung an der Peripherie und 2014 säumten rund 40 Leerstände das historische Zentrum von Trofaiach. Diese Tristesse zahlte Person, die sich ausschließlich um die führte schlussendlich zur ersten Kontaktaufnahme der Zusammenarbeit vieler AkteurInnen. Stadtgemeinde mit nonconform und der Empfehlung einer Unterschiedliche Maßnahmen – parallel Im Vorfeld der 2013 durchgeführten Gemeindefusion breit angelegten Lernreise zu Vorreitergemeinden der sowie aufeinander aufbauend – sind er- von Trofaiach mit den Nachbargemeinden Hafning und Gai – und der explosionsartigen Ausdehnung des Innenstadtbelebung. Daraufhin reisten rund 15 Personen Agenden der Innenstadt- forderlich, um wieder Leben in die Zentren aus Trofaiach nach Waidhofen/Ybbs, Ottensheim und in belebung kümmert. Wenn Gemeindegebiets von 5 auf 143 km² – standen eine die Stadt Haag. Dabei wurde eine essenzielle Erkenntnis zu bringen. Analyse der Siedlungsstruktur und die Festschreibung gewonnen: Trofaiach ist nicht die erste Gemeinde, von Eckpfeilern der zukünftigen Gemeindeentwicklung. Dabei wurde festgestellt, dass der Fokus der Siedlungsentwicklung in den letzten Jahrzehnten die sich mit der leeren Innenstadt beschäftigt. Und eine Idee aus Waidhofen/Ybbs fand sofort Anklang: die man da nur auf freiwilliger verstärkt in der Peripherie lag und über einen langen Zeitraum hinweg die Zersiedelung forciert wurde. Damit Einstellung einer Person, die sich um die Innenstadt kümmert! Basis agiert, ist die Luft sich die fusionierte Stadtgemeinde in Richtung einer lebenswerteren Zukunft weiterentwickelt, erarbeiteten sehr schnell draußen.“ Politik und Verwaltung ein breit getragenes Entwicklungsleitbild. In diesem wurden Strategien Uwe Kroneis, Stadtamtsdirektor Trofaiach 20 13 und Maßnahmen zu Themen wie Wohnen, Mobilität, Familie, Freizeit, Kultur und Wirtschaft festgelegt. Ganz konkret wurde die Konzentration auf die langfristige Stärkung der Hauptstraße in Kombination mit der Aufwertung des öffentlichen Verkehrs und der Verhinderung einer weiteren Zersiedelung beschrieben ©Freisinger – damit war das Grundrezept für den Krapfen-Effekt vorhanden: das breite Bekenntnis der Politik und der Verwaltung zu Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Entwicklungsleitbild der Stadt Trofaiach Lernreise nach Waidhofen/ Eine umfassende Analyse zur Entwicklungsgeschichte Trofaiachs von nonconform (René Mayr und Carina Sacher) Ybbs, und das Entwicklungsleitbild der Stadt dienen als fundierte Basis für die Innenentwicklung Ottensheim und hier im Bild Stadt Haag 12 13
4. Schritt: Ein Masterplan für die nächsten „Der Masterplan ist auf 10 Jahre – eine starke Haltung zur Innen- 3. Schritt: Miteinander weiter denken – entwicklung die nächsten zehn Jahre eine gemeinsam getragene Vision für die Innenstadt Die Ergebnisse der nonconform ideenwerkstatt wurden angelegt und wird konti- nuierlich abgearbeitet.“ in einem umfangreichen Masterplan ausgearbeitet und zur Umsetzung aufbereitet – mit dem Fokus Um die besten Ideen und eine breite Akzeptanz – also auf der Verwandlung der Hauptstraße in eine Straße die „Marmeladenfüllung“ – für eine belebte Innenstadt der Vielfalt! Damit die Realisierung in geregelten Thomas Hammer, Stadtamtsdirektor-Stellvertreter zu erhalten, benötigt es die Einbindung der gesamten Bahnen verläuft, definierte nonconform kurz-, mittel- Bürgerschaft. Im Zuge der nonconform ideenwerkstatt und langfristige Maßnahmen: Zuerst sollten die konnten sich Anfang Juli 2015 alle Interessierten – von Trofaiacherinnen und Trofaiacher die Hauptstraße durch Schulkindern bis zu SeniorInnen – an der Entwicklung kleine Eingriffe wieder als Zukunftsraum wahrnehmen. einer gemeinsam getragenen Vision beteiligen. Rund Anschließend begann die Vernetzung der Hauptstraße mit 1.000 Menschen nahmen teil und erarbeiteten innerhalb der Stadt und die Aufwertung des öffentlichen Raums. von drei intensiven Tagen in der stillgelegten Als Basis dafür wurde im Frühjahr und Sommer 2018 Simon-Mühle bei anregender Arbeitsatmosphäre ein gemeinsam mit VertreterInnen der Stadtgemeinde sowie gemeinsam getragenes Bild der Zukunft: aus der tristen langjährigen Begleitern der Innenstadtbelebung der Hauptstraße wird eine Straße der Vielfalt! Masterplan für den öffentlichen Raum entwickelt. Alle Maßnahmen ermöglichen, dass sich neue zukunftsweisende Nutzungen in der Hauptstraße ansiedeln können, die kombiniert mit einem verstärkten innerstädtischen Wohnangebot dazu führen, dass das Zentrum von Trofaiach wieder als attraktiver Alltags- und Lebensraum wahrgenommen wird! 5 201 „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Involvierung der Bürgerin- nen und Bürger gemacht, sodass wir sie immer wie- der nach ihren Ideen fra- gen und sie einbinden.“ Mario Abl, Bürgermeister von Trofaiach Die obere Darstellung zeigt das Bild der Hauptstraße bis 2015 als Ort des Handels. Diese Vorstellung war stark in den Köpfen der Menschen verankert. Eine neue Vision für die Innenstadt entstand Die nonconform ideenwerkstatt hatte zum Ziel, im Rahmen des breiten Beteiligungsprozesses – die gemeinsam mit den BürgerInnen Ideen zur Hauptstraße wird zum Impulsgeber für neue Wiederbelebung der Hauptstraße zu entwickeln Aktivitäten und Projekte! 14 15
Das Projekt stoßt national und international auf großes 5. Schritt: Jemand muss sich um die Interesse: Gespräch mit der deutschen Wochenzeitschrift Innenstadt kümmern – ein neues Tätig- „Die Zeit“ keitsfeld entsteht! Für gelungene, interdisziplinäre und langfristige Innenstadtentwicklung braucht es Menschen, die sich um die Belebung kümmern. Sie sind dafür zuständig, das 6. Schritt: Die Umsetzung von Maß- breite politische Bekenntnis in greifbare Aktivitäten nahmen – viele Beteiligte arbeiten umzusetzen. Diese Person stellt nicht nur das Gesicht des Veränderungsprozesses dar, sondern hat auch die gemeinsam an der Belebung der Aufgabe, die richtigen Menschen in den richtigen Innenstadt! Situationen zusammenzubringen, offen zu sein für neue Ideen und Vorschläge, nützliche Netzwerke aufzubauen Der Innenstadtkoordinator ist die Drehscheibe des sowie Wissen sichtbar zu machen, im Hintergrund gesamten Vorhabens: Er vernetzt die lokalen Akteure die Fäden zu ziehen und die Entwicklung zu managen. (Politik, Verwaltung, EigentümerInnen, Gewerbetreibende Diese eierlegende Wollmilchsau ist notwendig, um und Bevölkerung) und ermöglicht dadurch die Belebung die Marmeladenfüllung für den Krapfen-Effekt in die der Innenstadt. Rückblickend lässt sich die bisherige Innenstadt zu bringen. In Form von Erich Biberich wurde Umsetzung in fünf Phasen gliedern: diese Person gefunden und aus einem anderen Bereich dafür vollzeitlich eingesetzt. Die Stadtgemeinde setzt erste Akzente Aufgrund neuer Parkplätze, neuer öffentlicher Veranstaltungen und stadtinterner Nutzungen in der Hauptstraße findet ein positiver Wandel der Wahrnehmung, gekoppelt mit einer erhöhten BesucherInnen- und PassantInnenfrequenz, statt. „Sehr wichtig ist die lau- Neue Nutzungen in der Innenstadt fende Kommunikation, Die positive Entwicklung der Innenstadt führt zu gezielten Investitionen privater Immobilienbesitzer in der Hauptstraße – es entstehen neue Nutzungen dabei geht es vor al- und dadurch eine weitere Steigerung der Zahl an BesucherInnen und PassantInnen. lem um Bewusstseins- bildung, aber auch um Jahrelange Vorarbeit trägt Früchte Information.“ Das jahrelange innerstädtische Engagement der Stadtgemeinde und die beharrliche Arbeit des Innenstadtkoordinators führen zu weiteren Nutzungen in Erich Biberich, Innenstadtkoordinator von Trofaiach der Hauptstraße – mit der Musikschule und einem neuen Gasthaus kehrt immer mehr Leben ein. Investitionen in die Infrastruktur Die Stadtgemeinde Trofaiach sorgt mit weiteren Investitionen in den öffentlichen Verkehr, mit dem Mobilitätsknotenpunkt und der Aufwertung des öffentlichen Raums für eine zusätzliche Attraktivierung. Die neue Begegnungszone mit der kreativen Markierung und einer an die NutzerInnen angepassten Möblierung findet über die Stadtgrenzen hinweg Beachtung. Neue Gesichter in der Hauptstraße Damit sich weitere neue Nutzungen sowie neue aktive Menschen in der Hauptstraße breit machen, lobt die Stadtgemeinde gemeinsam mit dem Unternehmen CIMA den Gründerwettbewerb „Stadt UP“ aus. Noch vor Abschluss des Wettbewerbs bespielen schon erste Unternehmen die Innenstadt und sorgen für frischen Wind. Seit Frühjahr 2017 findet zweimal jährlich ein Flohmarkt entlang der Hauptstraße statt 16 17
7. Schritt: Kontinuierliche externe Begleitung – die Aufgaben von nonconform als Prozesscoaches Da die Innenstadtbelebung einen langen, aber nicht Bei Veranstaltungen helfen kontinuierlichen Prozess darstellt, benötigt die Koordination, Organisation und Stadtgemeinde Trofaiach einen dauerhaften Partner Moderation von Spezialaktivitäten als Begleiter und Korrektiv. Zum einen, um aus den vielen Maßnahmenpaketen des Masterplans und den dahinterliegenden Ideen konkrete Projekte zu entwickeln – und deren Umsetzung zu ermöglichen. Zum anderen, um in diesem langfristigen Entwicklungsprozess nicht das große Ziel aus den Augen zu verlieren: die Innenstadt wird wieder zum Alltagsraum und die Hauptstraße zur Straße der Vielfalt! Aufgrund dieser beiden Aufgaben entwickelten sich in den letzten Jahren unterschiedliche ergänzende Werkzeuge für das Coaching und die Evaluierung im Zuge des Belebungsprozesses: Auf den Punkt bringen Konkretisierung der geplanten Öffentliches Kommunizieren unterstützen Projekte und Maßnahmen Vortrags- & Präsentationscoaching Für gute Gestaltung sorgen Inhaltliche, gestalterische und organisatorische Qualitätssicherung Den Prozess in Bewegung halten Regelmäßige Skype- und Telefonberatung Wesentliches sichtbar machen Supervision und Fokussierung Voneinander Lernen ermöglichen Vernetzung mit anderen Personen, die sich um ihre Innenstädte und Ortskerne kümmern Erfolge sichtbar machen Kontinuierliche Medienbegleitung Neue Impulse initiieren Projekte und Maßnahmen auf Basis der Vision anregen Arbeitsbesuche vor Ort Regelmäßige Jours fixes 18 19
Der Krapfen-Effekt Unser Weg zur belebten Mitte So wird aus einem Donut wieder ein Im Vorfeld der Gemeindezusammenle- ren, wobei aufgrund der geringen Größe unserer Krapfen! ?? ? ? gung (1.1.2013) wurde das Entwicklungs- Kernstadt das Fachmarktzentrum am Kreisver- ?? ? ?? leitbild der Stadt Trofaiach erarbeitet. kehr immer noch fußläufig zu erreichen ist. Trotz- Seit nunmehr fünf Jahren beschäftigen sich alle Der Donut-Effekt Diesem folgte im Sommer 2015 die dem hat sich das Leben von der Hauptstraße in Beteiligten – Politik, Verwaltung, der Innenstadt- Im 20. Jahrhundert nonconform Ideenwerkstatt mit hoher der Innenstadt weg orientiert. wird die Nutzungs- koordinator und die interessierte Bevölkerung – und Funktionstrennung Beteiligung der Bevölkerung. Die daraus Der „Todesstoß“ war dann, als die beiden Ban- mit der Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten zur Realität und abgeleiteten Maßnahmen zur Attraktivie- ken (die Raiffeisenbank und die Sparkasse) die Maßnahmen. Viele davon sind schon realisiert, die Straße sowohl ?? ? rung der Innenstadt wurden und werden Hauptstraße verlassen haben und damit die letz- verbindendes als ? ? einige befinden sich gerade in Bearbeitung, wei- auch trennendes ?? ? seither sukzessive umgesetzt. ten größeren Frequenzbringer verschwanden. ? ? tere sind zukünftig vorgesehen. Trofaiach ist damit Element. Auch Zeit für eine Zwischenbilanz in einem Darauf haben wir mit unterschiedlichen Initiativen auf dem Weg zu einer belebten Innenstadt. Das Trofaiach wird auto- Gespräch von Barbara Feller mit Bürger- reagiert, die aber leider nichts gebracht haben, und einkaufsgerecht zeigt unter anderem das öffentliche Interesse an geplant und wichtige meister Mario Abl, Stadtamtsdirektor Uwe und schließlich hat es ca. 40 leere Geschäfte oder der Innenentwicklung in Form von Artikeln in di- Funktionen verlagern Kroneis und Innenstadtkoordinator Erich Gebäude gegeben und eine gewisse Tristesse ist versen Medien sowie die Würdigung mit Preisen sich an den Ortsrand Biberich. eingezogen. Und in dieser Situation hat uns die und Auszeichnungen. Das Wichtigste ist jedoch Methode von nonconform mit der Befragung und das spürbare Mehr an Leben in der Hauptstraße Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger einen und die objektive Reduktion von Leerständen im ? Seit einigen Jahren beschäftigen Sie sich neuen Weg aufgezeigt – weg von den klassischen ? ? historischen Zentrum um die Hälfte. ? ? nun schon intensiv mit der Entwicklung Stakeholdern wie Gemeindeverwaltung und Wirt- ? ? ? ? ?? ? Ihres Stadtzentrums. Was war der Aus- schaft, hin zu den Menschen vor Ort. ? ? ? ?? gangspunkt für diesen innovativen Zu- ? ? ? kunftsprozess? Uwe Kroneis: Und so haben wir im Juni 2015 den ? ? ? ? riesengroßen Bürgerbeteiligungsprozess gestar- ? ? Mario Abl: Ein wichtiger Ausgangspunkt war die tet – wobei anfangs viele sehr skeptisch waren, ob ?? ? ? Gemeindefusion im Jahr 2013, die unsere Fläche sich überhaupt jemand beteiligen wird. Aber das enorm vergrößert hat – von 5 auf 143 km². Neben Interesse war überwältigend mit weit über 1.000 der räumlichen Ausdehnung war dies auch mit ei- Leuten, die von nonconform mit ungewöhnlichen nem größeren finanziellen Spielraum verbunden. Methoden, die man in Trofaiach so nicht gewohnt Und dann haben wir 2014 beim Städtetag in Graz war, abgeholt wurden. Für mich war überraschend, Roland Gruber von nonconform kennengelernt dass die Leute gar nicht so große „Luftblasen- Der Krapfen-Effekt und dort gesehen, was man alles machen kann. Wünsche“ hatten, sondern recht realistisch heran- In den vormals entleerten Und uns ist bewusst geworden, dass auch wir in gegangen sind und formuliert haben: „Wir wollen Zentren findet durch große Trofaiach über viele Jahre jene Entwicklungen mit- uns auf der Hauptstraße wieder treffen, wir brau- Anstrengung wieder eine Verdichtung von Nutzungen vollzogen haben, wie auch zahlreiche andere Ge- chen Begegnungsflächen, Plätze, Lokale – ein- und Funktionen des meinden: das Zentrum schwer zu vernachlässigen fach, dass das örtliche Leben wieder besser funk- alltäglichen Lebens statt und sich mehr auf die Randgebiete zu konzentrie- tioniert.“ „In Trofaiach ist wieder Alle sechs Jahre wird Leben in der Innenstadt. der Friedrich-Moser- Würdigungspreis der Die Stadtgemeinde wur- Technischen Universität Wien an initiative und innovative Gemeinden de in den letzten Jahren und ihre PlanerInnen vergeben. Heuer stand zum Vorzeigeort für den das Thema Innenent- wicklung im Fokus – Krapfen-Effekt und inspi- Trofaiach gewann dabei den Hauptpreis. V. l. riert dadurch auch andere n. r.: Roland Gruber (nonconform), Erich Orte, neue Wege zu ge- Biberich und Mario Abl (Stadtgemeinde Trofaiach), Architekt, hen!“ Raumplaner und Namensgeber Friedrich Stefan Spindler, nonconform ideenwerkstatt Moser, Helena Linzer (TU Wien) 20 21
„Wenn ich es mit einem „Am Anfang war uns nicht Bild beschreiben soll, klar, dass die Innenstadt- dann würde ich sagen, koordination ein Fulltime- alle unsere Gliedmaßen job ist. Dazu muss man (Hände, Füße, Kopf etc.) sich als Stadt dann aber funktionieren super – bekennen. Wir alle brau- aber wir brauchen einen chen einen langen Atem Herzschrittmacher einge- in diesem Prozess.“ baut, damit das Zentrum, Uwe Kroneis, Stadtamtsdirektor von Trofaiach das Herz wieder funktio- niert.“ Mario Abl, Bürgermeister von Trofaiach Mario Abl: Und das versuchen wir seither mit vie- Uwe Kroneis: Wichtig war es, die Bürger einzu- len kleineren und größeren Schritten, mit viel Dis- Die Stadtverantwortlichen im gemeinsamen Gespräch über binden und ihre Wünsche abzuholen und sie zu die Innenstadtentwicklung kurs, mit vielen Gesprächen mit den Leuten und begeistern. Aber dann den langen Atem zu haben auch mit viel Geld. Und ich würde sagen, dass es und vielleicht auf zehn, zwölf, 15 Jahre wirklich da- in die richtige Richtung geht, und man sieht und hinter zu sein, da braucht es schon einen Mitarbei- spürt auch schon positive Veränderungen. Für so einen großen Prozess braucht es bereitstellen und bei der Suche nach Partnern ter, der sich ausschließlich um diese Angelegen- Wobei uns nonconform immer wieder gesagt hat, Verbündete, wer sind Ihre wichtigsten helfen. Wir möchten für die kreativen neuen Un- heit kümmert und für das auch bezahlt wird. Wenn dass es dafür einen langen Atem braucht und der Partner? ternehmen so richtig gute Verbündete aus dem man da nur auf freiwilliger Basis agiert, ist die Luft Prozess auf mindestens zehn Jahre zu denken ist. Ort suchen, damit eine bessere Gemeinschaft sehr schnell draußen. Und das haben wir auch den Leuten vermittelt, da- Erich Biberich: Am Anfang hatten wir eine große unter den Gewerbetreibenden entsteht und wir mit sie sich nicht erwarten, dass nach einem hal- Gruppe von Motivierten, rund 80 Personen, das in Zukunft Geschäftsleute haben, die Schulter an Mario Abl: Das Paket Innenstadtbüro und In- ben Jahr schon der Teufel los sein wird. Und jetzt war der harte Kern, mit denen wir auch die Ar- Schulter stehen – solche haben wir bisher nicht. nenstadtkümmerer – also eine Person und eine sind wir ca. im Jahr fünf, also in der Hälfte der zehn beitsgruppen organisiert haben, um die 840 Ideen Location, wo man auf Augenhöhe miteinander Jahre, und es ist vieles geschehen und – für mich der Bürger aus der Ideenwerkstatt strukturiert zu Erich Biberich: Ich würde es aus meiner Erfahrung kommunizieren kann, das war der ganz entschei- persönlich – viel mehr, als wir uns eigentlich ge- bearbeiten. Das war eine sehr wichtige Dynamik so beschreiben, dass wir sogenannte Inseln ha- dende Punkt. Und ich glaube, wenn wir nicht im- dacht haben. Allerdings sind wir noch lange nicht für den Beginn der Umsetzungsarbeit nach dem ben, auch bei den Hauseigentümern: Wir haben mer pushen würden und schauen, dass die Ideen am Ziel, sondern da heißt es noch ordentlich in die Beteiligungsprozess. Im Lauf der Zeit hat sich da- welche, denen ist dieser Prozess egal, dann haben der Bürger umgesetzt werden, dass neue Ideen Hände zu spucken. raus aber ein neues Verständnis abgeleitet, dass wir ein paar abwartende Zaungäste und schluss- entstehen, dass wir selbst investieren und Sachen es nicht um die schnellen Erfolge und die großen endlich eine Handvoll, die sagen: „Also okay, wenn umsetzen, dann wäre es schon wieder relativ ruhig. ehrenamtlichen, sich regelmäßig treffenden Grup- ihr eine Idee habt, dann stelle ich mich zur Verfü- Das ist auch für andere wichtig zu wissen – mitt- pen geht, sondern punktgenauere Ressourcen gung, also tun wir miteinander.“ Es hängt ganz viel lerweile gibt es ja schon eigene österreichweite braucht. Erst durch das Schaffen nachhaltiger und vom Engagement von Einzelpersonen ab. Treffen von Menschen, die sich um die Innenstadt fundierter Lösungen kann die Innenstadt für die kümmern, wo wir auch immer wieder als Beispiel Herausforderungen der nächsten Jahre gerüstet Mario Abl: Dazu muss man auch ergänzen, dass genannt werden, wie es ein Erfolg werden könn- werden. Und jetzt arbeiten wir sehr projektbezo- viele der klassischen Geschäftsleute schon ältere te. Und das ist schon ein sehr wesentlicher Punkt, gen und laden gezielt jene ein, die es betrifft, und Herrschaften sind, und da kann man oft nicht mehr dass man sich als Gemeinde bewusst ist, dass es die arbeiten dann auch gerne und sehr konstruktiv erwarten, dass die in die Hände spucken und neu nicht reicht, sich einmal drei Tage nonconform zu mit. durchstarten. Aber es ist gelungen, dass wir da und leisten, und dann wird alles gut, sondern dass die dort mit mühsamer Kleinarbeit auch eine Nachfol- drei Entwicklungstage mit den Bürgerinnen und Mario Abl: Ja, wir haben sehr gute Erfahrungen ge gefunden haben – denn manche Geschäfte Bürgern enorm wichtig als Auftaktfeuerwerk für mit der Involvierung der Bürgerinnen und Bürger sind einfach strategisch total wichtig. Oft ist eine die Begeisterung und die Leitplanken der Zu- gemacht, sodass wir sie immer wieder nach ihren einzige Entscheidung wesentlich. Und dass der kunftsarbeit sind, aber der darauf folgende lange Ideen fragen und sie einbinden. Aktuell haben Prozess nicht immer nur bergauf geht, sondern Umsetzungsprozess viele Ressourcen braucht, die Trofaiach im ORF wir das Projekt Stadt UP ausgeschrieben, wo wir so in Wellen und drehenden Kreisen sich langsam meist unterschätzt werden. JungunternehmerInnen mit guten Ideen suchen aufwärts schlängelt, das war uns bewusst, und da und ihnen dann einen Rahmen zur Realisierung müssen wir jetzt einfach dranbleiben. ihres Traums bieten, die notwendigen Coachings 22 23
Was macht eine Person, die sich um die Wie war Ihr konkreter Prozessablauf? Sie Das hört sich nach einer richtigen Er- sind mit nonconform in Kontakt gekom- folgsstory an. Es gibt aber bestimmt auch Belebung der Innenstadt kümmert? men und dann haben Sie sich ein paar Widerstände. Wo nehmen Sie die wahr? andere Gemeinden angesehen und sich von dort auch Inspiration geholt. Mario Abl: Große Widerstände nehme ich nicht wahr. Es sind eher so die kleinen, die aber zermür- Mario Abl: Wir – also Personen aus dem Gemein- bend sein können. Es hat eine lange Zeit gege- Ist das Gesicht des Veränderungsprozesses und ... derat und auch Wirtschaftstreibende, ca. 15, 20 ben, wo die Leute gesagt haben: „Die Gemeinde Leute – haben auf Empfehlung von nonconform soll einmal etwas machen, die soll die Hauptstraße ... kommt mit allen ins Gespräch. am Beginn der Arbeit die Gemeinden Waidhofen wieder beleben – das kann doch nicht so schwer ... ist für alle ansprechbar. ... ist Prozesstreiber. an der Ybbs, Stadt Haag und Ottensheim besucht sein.“ Wir haben dann das Innenstadtbüro eröff- und von den dortigen Kollegen sehr coole Tipps net, wo man auf Augenhöhe miteinander spricht, Ermöglicht den Veränderungsprozess und ... bekommen. Die konkrete Idee zur Installierung ei- und ein paar weitere Initiativen gesetzt – wie ner Person, die sich um die Innenstadt kümmert, z. B. das Stadtfest, den Tandler oder die Errichtung ... weckt Eigenmotivation der BewohnerInnen, ImmobilienbesitzerInnen und Geschäftsleute. haben wir uns von Waidhofen abgeschaut, die et- des Mobilitätsterminals. Die größte Sache war ... fördert Engagement motiviert zu Eigeninitiative. ... kümmert sich um die Ermöglichung auch von kleinen Veränderungen. was Ähnliches seit vielen Jahren mit Erfolg um- aber sicher die Ansiedlung der Musikschule in der ... ist für Ideen und Vorschläge offen. setzen. Hauptstraße mitten im Zentrum in dem ehemali- gen Leerstand der Sparkasse. Und dann haben Vernetzt die AkteurInnen des Veränderungsprozesses und ... Uwe Kroneis: Das Aufgabenfeld hat sich natürlich die Leute gemerkt, dass die Gemeinde schon viel im Lauf der Zeit erst entwickelt, es war nicht von gemacht hatte und sie nun dran sind. Und dieses ... bringt die richtigen Menschen in den richtigen Situationen zusammen. Anfang an klar, dass das ein Fulltimejob wird. Und operative Handeln, also wirklich die Gebäude zu ... baut zielgerichtet nützliche Netzwerke auf und hält sie lebendig. ... sucht und hält Kontakt zu allen Beteiligten. da muss man sich dann auch als Stadt dazu be- beleben, das muss jetzt auch von den Leuten und ... löst Konflikte und offenbart verborgene Motive. kennen und sagen: „Das ist es uns wert.“ von der Wirtschaft kommen, weil es soll ja nicht so ... initiiert neue Allianzen. sein, dass in jedem zweiten Gebäude die Stadt- ... bindet interne und externe Fachleute ein. Erich Biberich: Ich bin in der Planungsphase der gemeinde Trofaiach der Mieter ist. Es geht schön ... holt externe Beratung ein. ... ist Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung, AkteurInnen und BürgerInnen. Ideenwerkstatt, also des großen Bürgerbetei- langsam genau in diese Richtung und wir sind ligungsprozesses, dazugekommen und meine sehr froh darüber. erste Aufgabe war, die dort entstandenen kurz-, Entwickelt Projekte und Maßnahmen, die den Veränderungsprozess voranbringen, und ... mittel- und langfristigen Maßnahmen, die sich aus Erich Biberich: Die größte Herausforderung ist die ... arbeitet gemeinsam mit der Bevölkerung und den Stakeholdern. den über 800 Ideen ergeben haben, weiter zu be- Kommunikation mit den Hausbesitzern. Von allen ... begleitet und koordiniert unterschiedliche Projekte, Initiativen und Umsetzungen. arbeiten und die 80 Bürgerinnen und Bürger, die Gebäuden, die hier in der Hauptstraße sind, gehört ... führt Fachbereiche, wie z.B. Standortentwicklung. ... verfolgt kurz-, mittel- und langfristige Vorhaben. sich zum weiteren Mitarbeiten in der Umsetzung nur ein einziges der Gemeinde, die anderen sind in gemeldet haben, zu koordinieren. Das war mein Privatbesitz. Rahmen, an den ich mich am Beginn orientiert Koordiniert den Veränderungsprozess und ... habe. Und so bin ich in diese Rolle hineingewach- sen und lerne auch heute noch täglich dazu. Es ist ... ... beobachtet, was läuft. lanciert die richtigen Themen zur richtigen Zeit. eine Aufgabe an der Schnittstelle von Öffentlich- „Nachhaltige Stadtent- Tätigkeitsprofil – ein neuer Beruf ... ... hat das Ganze im Blick und verzahnt Einzelaktivitäten. arbeitet visionär, aber auch am Detail und in kleinen Schritten. keit und Verwaltung mit großer Entscheidungs- kompetenz. Zur Abstimmung der großen Linien wicklung, das kann ich ... denkt strategisch und hat aktuelle Entwicklungen im Blick. ... akquiriert InteressentInnen für temporäre und langfristige Projekte. gibt es laufende Jours fixes mit dem Bürgermeis- heute sagen und war mir ... ist BeraterIn und IdeengeberIn. ter und dem Stadtamtsdirektor und den wichtigen ... ... schaut auf Qualität und Nachhaltigkeit in der Umsetzung. achtet auf Konformität zum Leitbild der Stadt und den Ideen der BürgerInnen. Austausch mit nonconform als Input von außen, vorher nicht so klar, hat die den Umsetzungsprozess als regelmäßige stra- tegische und inhaltliche Coaches begleiten. Das einerseits mit der Verän- Bringt den Veränderungsprozess auf den Punkt und ... Aufgabenfeld ist sehr breit und vielfältig und wir derung des öffentlichen erstellten anlässlich eines Vernetzungstreffens Raums, aber vor allem ... bereitet Unterlagen auf. ... kümmert sich um Administration, Förderungen, Budgets sowie Evaluierung und Controlling. einmal eine Stellenbeschreibung, damit sich auch ... erstellt Berichte und Dokumentationen. andere ein Bild von dieser Arbeit machen können. ... ... präsentiert die Prozesse und Ergebnisse nach außen. informiert über unterschiedliche Kanäle laufend über den Prozess und die Ergebnisse. mit der Veränderung der ... sorgt für die Verständlichkeit der Thematik. Objekte zu tun, und dafür Ist eine eierlegende Wollmilchsau, der/die ... braucht es den Willen und ... dennoch vorwiegend im Hintergrund agiert und kein/e Selbstdarsteller/in ist. die Bereitschaft der priva- ... auf die positive Imageentwicklung der Stadt und der Verwaltung achtet. ten Hausbesitzer.“ Erich Biberich, Innenstadtkoordinator von Trofaiach 24 25
Wie sieht dieser Widerstand aus? Die erledigt. Aber leider siedeln sich dann bestimmte Hausbesitzer müssten ja auch daran inte- Betriebe nicht hier an, was manchmal natürlich Erich Biberich: Ich bin sehr glücklich mit diesem Nur auf dem Alten zu beharren, das hilft auch ressiert sein, dass die Innenstadt vital ist, auch gut für uns wäre. Projekt. Es zeigt Visionen für die Zukunft unter nicht. Auch wenn das noch so ein tolles Haus ist, weil das ja den Wert Ihrer Immobilien stei- Beachtung von aktuellen Entwicklungen wie Digi- muss man sich vielleicht davon trennen, um neue gert. Mario Abl: Es macht aber keinen Sinn, dem nach- talisierung und Mobilität und ist in meinen Augen Funktionen zu ermöglichen. Etwa die alte Spar- zutrauern. Ich denke, dass es uns mittelfristig noch ein wirklich großer Wurf. kasse neu zu denken als viergeschoßige Musik- Erich Biberich: Ja, rational. Aber da ist ja auch viel ganz, ganz viel helfen wird, eine Lebensmittel- schule mit einem Durchgang zum Wasser, das ist Emotion dabei, z. B.: „Da haben wir schon so viel punktgemeinde zu sein. Denn ich glaube, es wird Gab es auch jemals die Überlegung, be- auch so eine Spontanidee gewesen, bei der kein probiert, das bringt eh alles nichts.“, „Das sollen wieder eine Bewegung aus den Städten raus ge- stimmte Funktionen aufzugeben? Man Mensch gedacht hat, dass das geht. die Kinder erben und dann schauen, wie es wei- ben – unter anderem weil dort die Mieten nicht denkt ja meistens in die Richtung: „Was tergeht.“ Der Nächste hat kein Geld für notwendi- mehr leistbar sein werden. Und wenn wir dann eine wollen wir tun, was wollen wir noch tun?“ Weil alle gesagt haben, eine Musikschule braucht ge Investitionen, dem anderen mangelt es an Mut, Infrastruktur bieten können, die von der Bildung Haben Sie irgendwann auch mal überlegt: einen Parkplatz für 100 Autos davor, und wir ha- und so scheitern Dinge oft an den Rahmenbedin- (Kindergärten, Schulen) passt, von der Natur und „Was wollen wir nicht mehr tun?“ Was ist ben aber gar keinen, nur drei zum Ein- und Aus- gungen. Mobilität sowie der Lebensqualität passt, und zu- „Kein-Ziel“? steigen in der Begegnungszone. Die Leute haben sätzlich ein Zentrum mit Aufenthaltsqualität haben, gedacht, es wird einen Stau bis vor die Stadttore Uwe Kroneis: Ein Beispiel dafür ist etwa unser das sich an den neuen Gegebenheiten orientiert, Mario Abl: Kein-Ziel war irgendwann einmal, dass geben aber es funktioniert spitze. Dabei ist auch Wirtshaus „Der Trofaiachwirt“. Das war lange im wird das sehr positiv sein. Wir haben kürzlich ein man auf jedes Haus in der Hauptstraße beharrt, mir klargeworden, dass in Zukunft den Fußgän- Besitz von drei Familien und da hat es ein Kud- Projekt mit Studenten der TU Graz gemacht, die nur weil es schon ewig dort steht. Das ist eine mu- gern und Radfahrern mehr Platz gegeben werden delmuddel gegeben mit den Stromanschlüssen sich intensiv mit der Zukunft von Trofaiachs Zent- tige Entscheidung gewesen, „Zähne zu ziehen“ (© muss und nicht immer die heilige Kuh Auto im – was im Familienverbund kein Problem war. Als rum beschäftigt haben, und in diesem Zusammen- Roland Gruber), weil manchmal muss man einen Vordergrund stehen darf mit ihrem enormen Flä- es dann geschlossen wurde, stand es längere Zeit hang hat Professor Hans Gangoly so plastisch ge- Zahn ziehen, damit dort etwas Neues wachsen chenverbrauch. leer auf der Suche nach einem Nachfolger und sagt: „Vergesst das mit der Handelsstraße – das kann und die anderen rundherum sich besser ent- alle Interessenten sind an diesen Rahmenbedin- wird nie mehr.“ So konkret hat das schon lange falten können. So ist es uns nach sehr langwie- Uwe Kroneis: Ein weiterer Lernprozess war, sich gungen gescheitert. In langen Gesprächen ist es niemand mehr gesagt. Und wenn man schaut, was rigen Verhandlungen gelungen, zwei Häuser zu von dem Gedanken zu verabschieden, dass sich gelungen, dass einerseits die Besitzer jetzt ein die Studenten sich denken von so einer Stadt der kaufen und sie abzureißen. Anfangs war dort „nur“ hier große Geschäfte ansiedeln werden. Auch da wenig Geld in die Hand genommen haben und Zukunft, einer Ortschaft der Zukunft, wo sie even- ein Parkplatz, heute ist es der Standort unseres haben die Studenten sehr gut aufgezeigt, dass andererseits eine Mieterin diesen langen Atem tuell leben würden, dann hat das gar nichts mehr extrem coolen Busterminals, dem Einfahrtstor in man in Alternativen denken muss, etwa im Dienst- hatte. Und so gibt es fast zu jedem freien Lokal mit reinem Handel zu tun, sondern nur mit Leben, das Zentrum. Das ist für mich der „Zeigefinger des leistungssektor, in der Gastronomie und im Be- eine Geschichte. Dienstleistung, Regionalität und Gemeinschaft. modernen Trofaiach“. reich Wohnen. Dass man andere Funktionen wie- Ich bezeichne das gerne als „Smart Land“. der im Zentrum ansiedelt, die man früher draußen Mario Abl: Wichtig ist es, sich die Struktur unse- Der Prozess in Trofaiach wird von nationalen und platziert hat, wie eben unsere Musikschule, aber rer Gemeinde klarzumachen: Wir haben heute internationalen Medien intensiv wahrgenommen auch Ärzte, Anwälte sowie Angebote für Kinder, mehr als 11.000 Einwohner und sind – aufgrund Jugend, Senioren und Kultur. Ein großer Super- der Nähe zu Leoben – keine Bezirkshauptstadt. markt wird mangels Flächen und Parkplätzen Daher fehlen uns viele Funktionen, die andere nicht mehr ins Zentrum gehen. Aber da sind wir eh Gemeinden dieser Größe haben: Bundesschulen, draußen gut abgedeckt. Bezirkshauptmannschaft, Gericht etc. Wir waren und sind eine Wohnsitzgemeinde für die Mitarbei- Mario Abl: In Wahrheit haben wir uns damit ge- ter der Stahlindustrie, aber auch für Menschen von danklich von der reinen Handelsstraße verab- der Montanuniversität oder dem Krankenhaus, die schiedet und wollen einen attraktiven Lebens- sehr gerne bei uns wohnen. Das geht bis zu Leu- raum entwickeln. Denn Arbeitsplätze gibt es in un- ten, die hier leben und in Graz oder Wien arbeiten. serer Region extrem viele – für alle, Mädchen und Trofaiach ist eine „Lebensmittelpunktgemeinde“. Burschen, mit dem höchsten Medianeinkommen in der Steiermark. Das ist unsere Grundstrategie: Uwe Kroneis: In dem Zusammenhang ist auch Die Leute sollen hier eine coole Familienstruktur wichtig zu beachten, dass sich keine Filialisten in haben, eine lässige Kindheit, dann gehen sie in die Trofaiach ansiedeln. Weil z. B. ein Deichmann oder Ausbildung, lernen einen Beruf oder gehen stu- C&A oder H&M sagen, das braucht es hier nicht, dieren, und wenn sie dann selber Kinder haben, weil das gibt es alles in Leoben und das ist nur dann sollen sie sich denken: „Ah, da war’s cool, da zehn Kilometer entfernt, und jene, die etwas von gehe ich wieder zurück, da habe ich alles, damit es uns wollen, kommen eh dahin. Den Grundnah- meine Familie so gut hat, wie ich es selber hatte.“ rungsmittelbereich, Supermärkte, haben wir sehr Und damit gelingt es uns, die Bevölkerungszahl gut abgedeckt. Und damit ist die Nähe gleichzeitig stabil zu halten. Und das hängt ganz viel mit den ein Vor- und ein Nachteil. Jetzt haben wir eine tol- Bildungseinrichtungen – also Kinderbetreuung le öffentliche Verkehrserschließung mit dem Bus und Schule – zusammen, das ist das Um und Auf. im Viertelstundentakt, da fährt man runter nach Weil es trifft zu 80 Prozent die Frau die Entschei- Leoben einkaufen und hat das alles ruck, zuck dung, wo man hingeht, wo die Familie wohnt. 26 27
Welche Kompetenzen braucht eine Person, Wenn Sie für diese Zwischenbilanz Anstrengungen gewürdigt, z. B. im aktuellen Ma- zurückblicken: Was würden Sie mit Ihrem gazin GAM 15 über Architektur und Stadtentwick- die sich um die Belebung der Innenstadt kümmert? heutigen Wissen anders machen? lung der TU Graz oder anderen österreichischen Best-Practice-Veröffentlichungen. Stolz können Is Mario Abl: Vielleicht hätten wir es selber etwas wir weiter auf renommierte österreichweite Aus- t früher in Hand nehmen sollen. Aber es haben da- zeichnungen sein, so erhielten wir Ende 2018 für da .. s Er mö .. . d Ge si mals die personellen und finanziellen Ressourcen den partizipativen Innenstadtprozess den presti- gl . i ch .. ic ht Id e e Wa t de gefehlt, die hatten wir erst mit der Gemeindefusi- geträchtigen ÖGUT Preis und durften im Frühjahr . d al hr .. . ei ge en V ism eh n s Ve on. Und wenn ich an einzelne Maßnahmen denke, 2019 auf der TU Wien den Friedrich-Moser-Wür- .. ho n er us mu rä . he ini än . n nd dann haben wir z. B. sehr viel Energie in die Etab- digungspreis für unsere besonderen innovativen .. ke E ti de g . in in at run d er er .. . ei ne e s Sc atz ves he be i gs p Tä un gs lierung eines Bauernmarktes gesteckt und dabei Maßnahmen im Zuge der Innenstadtentwicklung Sa n re Agi roz ti pr ch li po s ch iti or u v it sc ren e es s gk oz übersehen, dass es schon jemanden mit einem entgegennehmen. Ve ha . du eit es ke it ve n rä ft rc h ni se s kleinen Bauernladen gibt, der sich super weiter- un Umg nde , E . . . c du d da an g ru ng ig en ht nu rc entwickelt hat. Wir waren aber so fokussiert, et- Erich Biberich: Sehr wichtig ist die laufende Kom- s mi en ve h St re t Fr und ant us r w r al ... was Eigenes zu machen – das waren viele leere munikation, hier geht es vor allem um Bewusst- be s n tr Mut ort Jo Kilometer. seinsbildung, aber auch um Information – wir be- na a un Ve ch tio zu g, b, rne tzt de nen Neu m , em Du rc so nd richten etwa in jeder Gemeindezeitung über die die Be S . hs ... st elb et er n Erich Biberich: Ich musste auch erst lernen, mei- Innenstadtprojekte und die lokalen Medien be- A kte en s t zun ... neut u fü mot gs au ... d ie ral es r In ne r di iv at ve rm ch nen Fokus auf jene Projekte zu legen, die ziel- richten kontinuierlich über unsere Maßnahmen. Es L n d e i ö al ... das Z iebe u nd v es V St a o ns k g en u s Mi führend erscheinen, bzw. solche Projekte auch zu folgt immer ein Schritt nach dem anderen: Zuerst ... die usa zur e rbi erä dt. r äf nd ss d Sch mm e n K o m n den n d e r t e, G e io entwickeln. Anfangs habe ich sehr viel Energie waren die nonconforms mit ihrer Ideenwerkstatt ... as aff füh mun des un k n a n. g u ... K enn Auf u rec ng e r en u ik ati Agi e s pro z ei ne igk ei investiert, die Leute zu erreichen, viele eingeladen und die ersten Umsetzungen wie dem Innenstadt- den tn h i ne nter o n r en. e ss Eit t. is te Ein se s rhal r Ge sc . es du el und war dann enttäuscht, dass bei 50 Einladun- büro, dem Tandler oder der Musikschule. Parallel sat owo ten spr hied rch ke it z v on hl in des ä chs b l ich e ... en . gen nur fünf gekommen sind. Dann habe ich noch gab es viele Veranstaltungen. Dann kam der Mas- der Netz asis r Ak Wer kze Ver werk all t eur mehr motiviert, damit mehr kommen, und habe terplan Öffentlicher Raum mit Umsetzungen wie uge w s er In n w altu . ie ng Akt nen. eur mir einfach zu viel angetan. Das würde ich heute der Begegnungszone und aktuell laufen unsere al Ent wic Pro jek s au Inn en. nicht mehr so machen. Lieber mit denen arbeiten, Projekte mit der TU Graz, die Gründerinitiative kel tma ch ... t P roj nag eme in Wi die interessiert und motiviert sind, da geht vieles Stadt UP und als Nächstes kommen die soge- ekt nt, rtsc ein en e, die Bez haft schneller weiter. Aber dies zu lernen ist in so ei- nannten Zukunftswerkstätten mit den Hauseigen- lan den ieh sb gen Ate Ver ung elan nem Prozess ja auch normal. tümern. Dabei definieren wir drei, vier Häuser, wo m u ä n der s- o gen. nd Dur ung der sich dann ein Fachgremium (Baumeister, Immo- chh s pro Kon alt eve zes s v flik tma Uwe Kroneis: Die großen, wesentlichen Schritte bilienspezialist, Architekt, Gemeinde) zusammen- rmö ora nag Koo gen . nbr i nge eme nt. würden wir nicht anders machen. Sehr wichtig ist, setzt und mit den Eigentümern und Experten kon- rdin n d iert urc das will ich nochmals betonen, dass man jeman- krete Visionen entwickelt: Was kann die Immobilie h . Aufgabenprofil – eine neue Berufung den .. ... hoh Ver änd den hat, der sich wirklich vollinhaltlich der Sache und wie könnte man in die Umsetzung kommen? ... e s eru Ged ozia n gsp annimmt, eben der Innenstadtkoordinator, und Von diesen Pilotprojekten erhoffe ich mir sehr viel: uld le roz ... und ess und es d ... Int e res se V erm eid e mo t i o nal urc h .. auch weiterhin den Blick von außen, also in unse- Denn jetzt ist die Zeit, wo die Eigentümer tatsäch- zie a u e . ... Ver l- und lös n A dmi nis ng agg res Kom p e ten rem Fall nonconform, als Begleitung und Korrektiv lich aktiv werden müssen, die Stadt ist schon sehr ... han ung t rat s ive z das Gem dlu ngs ges sor ien ion und r K omm . hat. Weil, wenn es das nicht gibt, kocht man nur viel in Vorlage getreten und kann nicht alles allein ein chi tie uni sam e, das ck und r tes Han C o ntr oll kat ion . im eigenen Sumpf, und dann ist das bald wieder machen. Übe d e ing vor Ein zel rze ugu n l n. . verkocht. gsk int raf „Es ist sehr viel passiert, ere t. sse n g Brin est ell Mario Abl: Manchmal muss man etwas machen, gt d t w en V viele kleine und größere ird erän deru . das mutig erscheint. So war das etwa mit der Ge- ... ngsp lauf ende roze sses staltung unserer Begegnungszone. Denn vor fünf ... Orga nisa Beri tion chte von rsta t t ung i auf den Punk t du rch . oder sechs Jahren hat die Hälfte der Leute über- Schritte sind gemacht – unte n lo .. haupt nicht mehr gewusst, dass es eine Haupt- rsch iedl iche k alen n Ve und rans über regi straße gibt. Dann haben wir das Glück, eine sehr es ist aber auch noch viel talt onal engagierte Architektin, Alexandra Stingl-Enge, im zu tun. So eine Geschich- unge en M n. edie n. Ist eine eierlege Ort zu haben, und so ist die außergewöhnliche ... die nde Woll milchsa u durch ... Gestaltung entwickelt worden. Eigentlich haben te ist ein langer Weg, wir Zusammen wir nur ein paar Kübel Farbe „etwas anders“ ver- Eigensch reichen aften in und ford führung aller einem ab wechslun wendet und waren mit dieser Maßnahme in allen sind aber wild entschlos- gs- Zeitungen. Die Anerkennung von außen tut auch sen, ihn zu Ende zu ge- ernden Au fgabenge biet. gut, wenn z. B. der ORF, die ZEIT, der Falter oder Die Presse berichten, das ist richtig lässig, da freut hen, auch wenn es ab und man sich schon auch und es kommen neue Leute hinzu. Auch in Fachpublikationen werden unsere zu steinig sein wird!“ Mario Abl, Bürgermeister von Trofaiach 28 29
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