Wirtschafts-standort - Aachen Nr. 37, 10/2012 - Technologie-Transfer - Stadt Aachen
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Schwerpunkt Techno- logie- Transfer Wirtschafts- standort Aachen Nr. 37, 10/2012 Der Fachbereich Wirtschaftsförderung/ Europäische Angelegenheiten informiert GenderMed AC SWITCH „reloaded“ Newcomerservice www.aachen.de
Inhalt MiniMax Aachener Unternehmen im Portrait – von XS bis XXL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4 Kurz notiert Tipps, Termine, Neuigkeiten – kurz und bündig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8 Schwerpunkt Technologietransfer – S. 04 Wissenschaft trifft Wirtschaft trifft Wissenschaft trifft Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10 3 T – HighTEXtiles aus Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12 TTC: Technologietransfer mal anders – grenzüberschreitende Innovation. . . . . . . . . Seite 13 Innovationen Wettbewerbsfaktor Nr. 1 in der Region Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16 Rückblick: Technologietransfer-Veranstaltung in der FH Aachen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17 S. 10 Von Aachen in die Welt – Technologietransfer International . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18 Campus RoadShow. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 21 Mixed Zone EUniverCities – Kooperationsstrukturen zwischen Städten und Hochschulen . . . . Seite 22 Preisgekrönt – NRW INVEST AWARD für Aachener Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23 S. 13 GenderMed AC – Innovative Unternehmen in der Gesundheitsregion Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 24 SWITCH ‚reloaded‘ – ein erfolgreiches Projekt wird fortgesetzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 25 Albert Heijn to go in Aachen eröffnet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 25 2. Deutsch-Türkischer Wirtschaftstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 26 Rubrik Gewerbeimmobilien-Angebote. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 27 S. 22 Newcomer-Service erfolgreich gestartet/Impressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 28 „Die Träume von gestern sind die Hoffnungen von heute und die Realität von morgen.“ (Robert Hutchins Goddard, amerik. Physiker und Raketeningenieur) 2 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Vorsprung durch Technik“ – so lautet ein bekannter Wer- bespruch einer ebenso bekannten deutschen Automarke. Inwieweit ein Vorteil durch Technologie auch für eine Stadt wie Aachen entscheidend sein kann, werden wir in dieser Ausgabe beleuchten, denn wir haben diese Ausgabe unserer Broschüre dem Thema Technologietransfer, dem Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, gewidmet. Im Leitartikel (S. 10) betrachten wir bereits Möglichkeiten und Ziele des Technologietransfers im Allgemeinen. In unse- rer Rubrik „MiniMax – Unternehmen aus Aachen von XS bis XXL“ stellen wir Ihnen diesmal die Experten für Thermo- prozesstechnik von wsp und den Reifenspezialisten und jüngsten DAX-Aufsteiger Continental vor. Beiden Firmen ist trotz der unterschiedlichen Größe eines gemeinsam: beide haben Technologien entwickelt, die sich weltweit durchgesetzt haben (S. 4 – 7). Eine Informationsveranstaltung in der Fachhochschule Aachen machte anhand von Beispielen deutlich, wie Technologietransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Praxis und in der Region Aachen funktionieren kann (S. 17). Wie die intensive Zusammenarbeit mit dem Institut für Textiltechnik Aachen ITA dem Unternehmen ‚3 T‘ ermöglicht, ein umfangreiches Serviceangebot anzubieten, schildern wir auf S. 12. Im Artikel über das Projekt TTC „Top Technologie Cluster“ berichten wir, wie Unternehmen aus der Euregio Maas-Rhein grenzüberschreitende Innovation leben (S. 13). Wir informieren Sie, wie Technologietransfer im Technologiezentrum Aachen funktioniert und die AGIT als Drehscheibe für Innovatoren aktiv ist (S. 16). Auch die internationalen Aktivitäten des städtischen Fachbereichs Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten in der Türkei und China sind stark von einem großen Interesse am Technologietransfer geprägt (S. 18). Und um der den RWTH-Campus national und international noch bekannter zu machen, wird demnächst eine RoadShow durch 10 Städte erfolgen (S. 20). Weitere Berichte befassen sich mit dem kürzlich bewilligten EU-Projekt ‚EUniverCities‘ (S. 22), dem Fortgang des erfolgreichen Projektes SWITCH (S. 25), der Förderung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen in der Pflege- und Gesundheitswirtschaft im Projekt ‚GenderMed‘ (S. 24) sowie dem 2. Deutsch-Türkischen Wirtschaftstag (S. 26) und weiteren interessanten Themen. Wer Zukunftsfragen rechtzeitig beantwortet, wer den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirt- schaft vorantreibt, der forciert auch seine eigene Weiterentwicklung. Mit dieser neuen Ausgabe des Wirtschaftsstandort Aachen möchten wir hierzu einen Beitrag leisten. Ihr Dieter M. Begaß Leiter des Fachbereichs Wirtschaftsförderung/ Europäische Angelegenheiten Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 3
Bei „Minimax“ stellen wir Ihnen kleinere und größere Aachener Unterneh- Mini men vor, die durch innovative Ideen, besondere Konzepte, pragmatische Max Strukturen oder auch durch große Tradition in der Kaiserstadt von beson- derer Bedeutung sind oder aber auf dem Weg dorthin. WSP GmbH Heiße Ware am laufenden Band WSP – dieses Kürzel steht für Wärme-, Strömungs- und einer Entfettungs-, Glüh- und Beizlinie für die Behandlung Prozesstechnik und bildet den Unternehmensnamen für von Bändern aus Kupfer mit einem Auftragsvolumen von 7,5 einen „Hidden Champion“ aus Aachen im Bereich des Millionen Euro erteilt hatte, konnte im März d. J. mit dem Anlagenbaus. Mit Firmensitz „An der Glashütte“ produziert ebenfalls chinesischen Unternehmen Henan QuanShun Cop- WSP Bandanlagen für die Thermoprozesstechnik der Kupfer-, per ein weitere Kunde im Reich der Mitte gewonnen werden. Stahl- und Aluminiumverarbeitung sowie innovative und technisch ausgereifte Anlagen zur Glasveredelung. Nach einem erfolgreichen Generationenwechsel hat der Sohn des Firmengründers, Dr.-Ing. Thomas Kramer, die erfolgrei- Gegründet im Jahr 1989 von Prof. Dr.-Ing. Carl Kramer, hat che Firmengeschichte fortgesetzt. Hierzu zählt insbesondere sich das Unternehmen zu einem Marktführer der Thermopro- der konsequente Ausbau des eigenen Fertigungsbetriebes zesstechnik mit rd. 60 Mitarbeitern im Bereich Engineering am Standort Aachen sowie Gründung eines eigenen An-Ins- und Anlagenbau am Standort Aachen gemausert. titus an der FH Aachens, dem ITP Institut für Thermoprozess- Grund für den Erfolg bildet die Firmenphilosophie, welche technik im Jahr 2009 unter der Leitung von Dr.-Ing. Thomas die die exakte Umsetzung der individuellen Kundenwünsche Berrenberg. Diese enge Verzahnung zur Wissenschaft stellt direkt aus dem Engineering in die Fertigung der Anlagen einen ständigen Austausch zwischen Theorie und Praxis vorsieht. Kurze Wege sind hier nicht nur sprichwörtlich zu sicher und eröffnet die Möglichkeit, die „besten Köpfe“ verstehen, sondern Realität. Von der ingenieurstechnischen frühzeitig durch Praktika, Studien- & Abschlussarbeiten an Planungsabteilung in die zwei 2500 qm großen, rund 12 m das Unternehmen zu binden. Schwerpunkte des ITP sind die hohen Fertigungshallen sind es nur ein paar Schritte. Entwicklung energieeffizienter Wärmebehandlungsanlagen und modernster Software zur Prozesssteuerung. Bereits in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts forschte der Firmengründer an der RWTH Aachen im Bereich der Strömungslehre. Mehr als 200 wissenschaftliche Publika- tionen sowie zahlreiche Erfindungen und Patente zeugen von Steckbrief der Innovationskraft. Nach der Gründung des zunächst rein auf Ingenieursdienstleistungen konzentrierten Unterneh- n Geschäftsführung: Dr.-Ing. Thomas Kramer (Vorsitz), mens, führte der Erfolg der Engineeringkonzepte bald zur Dipl.-Ing. Martin Hansen praktischen Umsetzung. Ausgehend vom Bau von Prototypen nZahl der Mitarbeiter: ca. 60 und Sonderanlagen entwickelte sich WSP zum weltweiten nGründungsdatum: 1989 Anbieter maßgeschneiderter Komplettanlagen. Insbesondere nKerngeschäft: Anlagen zur Thermoprozesstechnik die von WSP entwickelte Hochkonvektionsofentechnologie nJahresumsatz: 15 Mio. Euro sowie die Erwärmungsanlagen mit schwebendem Gut- nMeilensteine der Unternehmensgeschichte: transport haben sich, ausgehend vom Standort Aachen, als 1989 Gründung der WSP GmbH Standardtechnologie weltweit durchgesetzt. 1994 Bezug des Büro- und Werkstattgebäudes „An der Glashütte 10“ Dass diese Schlüsseltechnologie „Made in Germany“ 1999 Lieferung der ersten horizontalen Band- weltweit gefragt ist, belegen die letzten Auftragseingänge: schwebeofenanlage an die Fa. S&T Copper Nachdem bereits im Oktober 2011 die Firma Tonling Non- 2008 Neubau einer weiteren Fertigungshalle ferrous Metals Group aus China den Auftrag zur Lieferung 2009 Gründung des An-Instituts ITP an der FH Aachen 4 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
8 Fragen an: Dr.-Ing. Thomas Kramer Geschäftsführer WSP 1. Was sind die wichtigsten Faktoren für den Erfolg Ihres Unternehmens? immer wieder, junge Absolventen zu finden, die bei uns ihren Zum einen die sehr gute Versorgung mit an den Aachener Hochschulen hervorragend Einstieg in das Berufsleben finden und dann viele Jahre für ausgebildetem Personal – alle unsere wissenschaftlich-technischen Mitarbeiter sind uns tätig sind. Für Ausbildungsstellen hatten wir immer eine Absolventen der Aachener Hochschulen – und das daraus resultierende überdurch- Vielzahl qualifizierter Bewerber. schnittliche Engagement in Forschung und Entwicklung, zum anderen der konse- quente Ausbau unserer lokalen Fertigung in Aachen. Alle Schlüsselkomponenten der 5. Warum ist Aachen für Sie ein optimaler Standort? von uns erstellten Anlagen werden in der eigenen Werkstatt gefertigt. Durch diese Wegen der Nähe zu den Aachener Hochschulen, der geogra- Kombination können wir sehr flexibel auf Kundenwünsche eingehen und zugleich phisch günstigen und zudem sehr attraktiven Lage im Herzen einen technologisch ausgereiften und fertigungstechnisch hohen Qualitätsstandard Europas sowie der Vielzahl von hervorragenden Zulieferbe- garantieren. trieben in der Euregio. 2. Wie gut sind Ihre Hochschulkontakte (FH/RWTH)? 6. Was war Ihre bisher größte Herausforderung? Wir verfügen über sehr gute Kontakte zu den Aachener Hochschulen. Einige derzeitig Aus beruflicher Sicht die Bewältigung der Auswirkungen an der FH-Aachen unterrichtende Professoren waren ehemalige Mitarbeiter von WSP. der Weltwirtschaftskrise 2009. Wir hatten in 2008 mit dem Über unsere Forschungseinrichtung, das Institut für Thermoprozesstechnik, das als Bau einer neuen Fertigungshalle am Standort Aachen die An-Institut an der FH Aachen anerkannt ist, haben wir einen direkten Draht zu Stu- größte Investition unserer Firmengeschichte getätigt. Mit denten, die bei uns auch ihre Bachelor- oder Masterarbeiten anfertigen können. Mein der Fertigstellung der Halle wurde ein Großauftrag storniert, Kollege Dr. Berrenberg, der Geschäftsführer des ITP, hat zudem einen Lehrauftrag an was uns hart getroffen hat. Durch die Loyalität unserer Mit- der FH Aachen. arbeiter und Kunden sind wir glücklicherweise gestärkt aus der Krise herausgekommen. 3. Was bedeutet die Campus-Entwicklung für Sie? Durch den Campus und die damit verbundene Ansiedlung von hochschulnahen 7. Was ist Ihr Lieblingsort in Aachen? Technologieunternehmen wird der bereits auch international sehr gute Ruf Aachens Der Aachener Stadtwald rund um Sieben Wege und der als High-Tech-Standort ausgebaut. Dies kann für uns im weltweiten Wettbewerb nur Tivoli. von Vorteil sein. Außerdem ist es nützlich, insbesondere bei technisch anspruchsvollen Fragestellungen, kompetente Unternehmen in der unmittelbaren Nachbarschaft zu 8. Was ist Ihr persönliches Lebensmotto? haben. Als gebürtiger Rheinländer halte ich es mit dem „Rheini- schen Grundgesetz“ insbesondere mit den Artikeln 1 „Et 4. Gab es in der letzten Zeit Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen/Aus- es, wie et es“ (Sieh den Tatsachen ins Auge), 2 „Et kütt, wie bildungsstellen? et kütt“ (Habe keine Angst vor der Zukunft) und 3 „Et hätt Eigentlich nicht. Durch unsere guten Kontakte zu den Hochschulen gelingt es uns noch immer jot jejange“ (Lerne aus der Vergangenheit). Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 5
Mini Max CONTINENTAL – immer auf allen Vieren nach Hause In Aachen werden Reifen mit SSR- Pannenlauftechnologie produziert Das Aachener Reifenwerk des deutschen Automobilzu- Um weiterhin erfolgreich in einem sich verändernden lieferers Continental fertigt aktuell etwa 9,50 Millionen Marktumfeld agieren zu können, schloss sich die Englebert- Pkw-Reifen pro Jahr, davon etwa ein Drittel in SSR-Pannen- Gruppe im Jahre 1958 mit dem amerikanischen Reifengigan- lauftechnologie (Self Supporting Runflat). Die maximale ten US-Rubber zusammen; 1967 entstand der Markenname Tageskapazität liegt bei 30.000 Reifen, etwa 30 % der gefer- Uniroyal. Gegen den Trend wurde Anfang der sechziger tigten Reifen werden direkt an die Bänder der Automobilher- Jahre die Aachener Produktion vom bisherigen Textil- auf steller geliefert, die beiden wichtigsten Kunden sind BMW den technologisch überlegenen Stahlgürtelreifen umgestellt. und Mercedes. Damit sicherte sich die deutsche Uniroyal-Englebert den Begonnen hat die Reifenfertigung in Aachen im Jahre 1931. Sprung von einem relativ kleinen zu einem der wichtigsten Der aus Liège/Belgien stammende Baron Georges Englebert Reifenhersteller im europäischen Markt. wollte mit einer Fertigungsstätte in Deutschland, seinem sei- nerzeit wichtigsten Markt, die hohen Einfuhrzölle umgehen. Die nächste große Veränderung kam 1979 mit dem Verkauf Er erwarb für einen symbolischen Betrag von der Stadt einen der europäischen Uniroyal-Aktivitäten an die deutsche Con- Teil des brachliegenden ehemaligen Hüttengeländes in Rothe tinental Gummiwerke Hannover. Zwar behielt das Aachener Erde unter der Maßgabe, für mindestens 10 Jahre mindes- Reifenwerk in den folgenden Jahren noch eine gewisse tens 500 Arbeitskräfte zu beschäftigen. Eigenständigkeit, letztendlich fiel aber Anfang der Neunziger Während des zweiten Weltkrieges verlor Georges Englebert Jahre die strategische Entscheidung, alle Geschäftsaktivitä- die Hausmacht in seinem deutschen Werk, nach dem Krieg ten der Uniroyal-Englebert zur Continental Konzernzentrale lag es dann in Schutt und Asche. Gegen den Willen der nach Hannover zu transferieren. Die in Aachen verbliebene britischen Besatzer begann aber der junge Albert Englebert reine Produktionsstätte wurde in der Folge 1995 zur Con- gemeinsam mit den zurückkehrenden Mitarbeitern den tinental AG und 2009 zur Continental Reifen Deutschland Wiederaufbau. GmbH umfirmiert. 6 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
In den vergangenen 15 Jahren hat sich das Aachener Reifenwerk technologisch enorm weiterentwickelt, das Produktionsvolumen wurde fast verdoppelt, die Fertigungs- kosten drastisch gesenkt. Nur so konnte das Überleben des Standortes im harten globalen Wettbewerb gesichert und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt werden. Eine Spezialität der Aachener Reifenbauer sind die schon erwähnten Self Supporting Runflat Reifen. Diese werden seit 2004 in ständig wachsender Stückzahl in Aachen exklusiv für Continental gefertigt. Es handelt sich um Reifen mit verstärkten Seitenwänden, die im Falle eines Druckverlustes das auf dem Rad lastende Fahrzeuggewicht aufnehmen und so eine Restmobilität gewährleisten. Der Autofahrer kann bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h noch 80 Kilometer zurücklegen und die nächste Werkstatt erreichen. 8 Fragen an: Steckbrief Dirk Weber, Werksleiter n Werksleitung: Dirk Weber n Zahl der Mitarbeiter in Aachen: 1.600 1. Was sind die wichtigsten Faktoren für den Erfolg Ihres Unternehmens? n Gründungsdatum: 1931 Engagierte, zuverlässige und erfahrene Mitarbeiter begründen den Erfolg des n Kerngeschäft: Fertigung von Pkw-Reifen Aachener Reifenwerkes. n Jahresumsatz: keine Angaben n Meilensteine der Unternehmensgeschichte: 2. Wie gut sind Ihre Hochschulkontakte? 1931 Start der Reifenfertigung unter dem Gut und regelmäßig unter Nutzung diverser Möglichkeiten (direkte Kontakte zu Markennamen Englebert Lehrstühlen, Bonding, Formula Student, …), aber durchaus noch ausbaufähig. 1958 Zusammenschluss mit dem amerikani- schen Reifenhersteller US-Rubber 3. Was bedeutet die Campus-Entwicklung für Sie? 1959 Fertigung des ersten Stahlgürtel- Für einen reinen Fertigungsstandort ist ein eher forschungsorientierter Campus von Reifens nicht so hoher Bedeutung. 1967 Entstehung des neuen Markennamens Uniroyal 4. Gab es in der letzten Zeit Schwierigkeiten bei der Besetzung von 1979 Verkauf der europäischen Uniroyal- Stellen/Ausbildungsstellen? Aktivitäten an die Continental Gummi Ja, sowohl Fachkräfte mit akademischer Ausbildung als auch mit guter technischer werke Hannover oder handwerklicher Ausbildung sind zurzeit schwer zu finden. 1995 Zentralisierung und Umfirmierung in Continental AG 5. Warum ist Aachen für Sie ein optimaler Standort? 2004 Einführung der SSR-Pannenlauftech- Es gibt aus meiner Sicht mehrere gute Standortfaktoren: nologie (Self Supporting Runflat) • die zentrale Lage im Herzen Europas mit hervorragender logistischer Anbindung 2009 Umfirmierung in Continental Reifen • die multikulturelle Vergangenheit und Gegenwart der Stadt und der Region Deutschland GmbH • die zupackende Art und die Improvisationsgabe der hier lebenden Menschen. 2011 Rekordinvestition 25 Mio EUR zur Stei- gerung der Fertigungskapazität von 6. Was war bisher Ihre größte Herausforderung? 8,50 auf 9,50 Mio Reifen Die halbwegs schadlose Bewältigung der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2012 Umstellung eines Großteils unserer 2009. Produktpalette auf die neuen Anforde- rungen des EU-Labels 7. Was ist Ihr Lieblingsort in Aachen? Der Aachener Dom und die umliegenden Altstadtgassen und Plätze. 8. Was ist Ihr persönliches Lebensmotto? Irgendwie geht’s immer … Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 7
Attraktive Neuansiedlungen kurz notiert Dass Aachen nach wie vor ein reizvoller Stand- ort für den Einzelhandel ist, zeigen die zahlrei- chen Neuansiedlungen der letzten Monate. Die In der Trendmeile Holz- und Dahmengraben Zahl der Leerstände in der Innenstadt bleibt spiegelt sich schon seit ihrer aufwändigen Neu- glücklicherweise gering, denn oftmals können gestaltung der modemäßige „Zeitgeist“ wider. – auch unter Mitwirkung der städtischen Wirt- Gleichnamige Boutique hat dort nun im Juni schaftsförderung – sehr zügig Anschlussvermie- dieses Jahres – von der Würselener Kaiserstraße tungen vermittelt werden… kommend – eröffnet. Am Entree zur Elisengalerie am Friedrich-Wil- Für den süßen Gaumen präsentiert seit Anfang helm-Platz hat sich das nicht zuletzt durch seine August das CUPERELLA-Café in der Pontstr. 42 Werbefigur Dieter Bohlen bekannt geworde- handgearbeitete Köstlichkeiten: Frisch gebacke- ne Modelabel CAMP DAVID angesiedelt. Die Hemden, Polos und Blusen mit den markanten Stickereien liegen voll im Trend. Im früheren Ladenlokal eines Mobilfunkanbie- ters in der Rethelstr. 1 ist nun die Fa. RITUALS zu finden. Unter dem Motto „Your body, Your soul, You!“ findet man hier nicht nur hochwerti- ge Produkte für die Körper- und Gesichtspflege, (Bild: H. Gatzweiler) sondern auch Duftkerzen, Parfüms, Make-up und edle Teesorten. Auch das ehemalige Café Lambertz am Markt ne Cupcakes, kleine Kuchen mit einer individu- hat eine attraktive Neunutzung: hier haben sich ellen Cremeverzierung in vielerlei Variationen, Geschäftsinhaber Sonja und Michael Halbreiter sind eine tolle Alternative zum klassischen Stück Torte. Der Barista braut dazu Heißgetränke aus Fair-Trade-Produkten der feinsten Art. Und weil sich die Cupcakes-Gestaltung auf Firmenfarben, -Logos und -Produkte abstimmen lassen, bietet das Cuperella-Team auch Candy-Buffets und viele andere Leckereien für Unternehmen sowie alle anderen Arten von Feiern an. 1a-Fachhändler Bereits zum fünften Mal in Folge wurde Ralph’s Hobby-Laden, Adalbertsteinweg 130, mit dem Titel „1a-Fachhändler“ des Branchen- dienstes „markt intern“ ausgezeichnet.. Mit dem Qualitätssiegel bekommen inhaberge- führte Unternehmen, die sich zu spezifischen Fachhandelskriterien wie einem umfassenden Dienstleistungsspektrum, exklusivem Service, einer gehobenen Außendarstellung sowie einen lang gehegten Wunsch verwirklicht und qualifizierter Beratung bekennen und über ein präsentieren in ihrem AIRFIELD-Store hochwerti- aussagefähiges Produktangebot der Markenher- ge und stylishe Damenmode. Die Eröffnungsmo- steller verfügen, die 1a-Urkunde und –Aufkleber denschau Anfang August 2012 sorgte für echte verliehen und können sich als 1a-Fachhändler „Hingucker“ ausweisen. Voraussetzung ist das erfolgreiche Bestehen des 5-stufigen Bewerbungsverfahrens. 8 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
Neue Regelung für verkaufsoffene Sonntage Offenbar einig ist sich die Regierungskoaliti- on in Düsseldorf, wie man die Auswüchse im Sonntagsverkauf eindämmen will. Künftig sollen die Städte pro Jahr höchsten 13 verkaufsoffene Sonntage (vkoSo) genehmigen dürfen. Bislang sind vier vkoSo pro Stadtteil erlaubt, so dass in einigen großen Städten mit vielen Bezirken der Sonntagsverkauf fast zur Regel wurde. In „Wir neigen dazu, Dinge Aachen wird es hierdurch jedoch vermutlich zu keinen großen Veränderungen kommen für unmöglich zu hal- müssen. Ebenfalls will die Landesregierung auch die umstrittene Feiertagsregel wieder ändern: ten, nur weil wir sie noch an Ostern, Pfingsten und Weihnachten sollen Bäcker und Blumenhändler bald wieder am nicht entdeckt haben“ ersten Feiertag öffnen dürfen, da dies eher den (Mister Spock, Raumschiff Enterprise) Lebensgewohnheiten der Bürger entspricht. Passantenfrequenz in Aachen Konsumklima weiter konstant in den TOP 5 Wenn auch die Krise im Euroraum mehr und Jones Lang Lasalle, Finanz-, Dienstleistungs- mehr zur Belastung für die deutsche Wirtschaft und Beratungsunternehmen im Immobilienbe- wird, das Konjunkturbarometer des Deutschen reich, misst jedes Jahr zum gleichen Zeitpunkt Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in 170 deutschen Städten die Passantenfre- für das laufende dritte Vierteljahr mit einem quenz der jeweiligen Haupteinkaufstraßen. Im Plus von 0,2 Prozent ein etwas schwächeres Wettbewerb der mittleren Großstädten (250 bis Wachstum an als noch im Juli anzeigt – das 500 Tsd. Einwohner) in Deutschland belegte die Konsumklima in Deutschland kann laut Mit- Aachener Adalbertstraße in diesem Jahr einen teilung der Gesellschaft für Konsumforschung sehr guten fünften Platz! (GfK) am 28.08.2012 seine stabile Entwicklung fortsetzen. Es bleibt dank der deutlich rückläufi- gen Sparneigung auf hohem Niveau. Der private Konsum ist demnach auch weiterhin eine wich- DEHOGA-Seminare „Existenzgrün- tige Stütze der Konjunktur in Deutschland. Dies dung im Gastgewerbe“ belegt auch die Entwicklung des Bruttoinlands- produktes (BIP) im zweiten Quartal. Der DEHOGA Nord- Nach Angaben des Statistischen Bun- rhein e.V. bietet auch desamtes stieg der private Konsum im zweiten Halbjahr gegenüber dem Vorquartal um 0,4 2012 für jedermann zugängliche und kostenlose Prozent und leistete damit einen Existenzgründungsseminare an, in denen die überproportionalen Beitrag zum Möglichkeit geboten wird, ein individuelles und Anstieg des BIP in Höhe von professionelles Unternehmenskonzept unter 0,3 Prozent. fachlicher Anleitung zu erstellen und die Her- ausforderung ‚Existenzgründung‘ zu meistern. Die nächsten Termine: 24.09., 29.10., 26.11. und 17.12.2012. Anmeldung unter 02131-75180. Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 9
Schwer- punkt Technologietransfer Wissenschaft trifft Wirtschaft trifft „Kontakte schaden nur dem, der keine hat“ sagt ein Sprich- regional, national, weltweit. So fördert z.B. „car e.V.“, das wort. Und Kontakte sind es, die auch in unserem aktuel- competence center automotive region aachen/euregio maas- len Leitthema ‚Technologietransfer‘ von entscheidender rhein als unabhängiges Kompetenznetzwerk im Bereich der Bedeutung sein können. Transfer, das heißt Übertragung, Automobilbranche Kooperationen und Netzwerkaktivitäten; Umwandlung, Weitergabe: Und eben dieser Transfer wissen- das Aachener Kompetenzzentrum Medizintechnik (AKM) bin- schaftlicher Ergebnisse fördert die Umwandlung der Ideen det Partner aus Forschung, Klinik und Industrie und fördert aus Forschung und Entwicklung in Produkte der Praxis. intelligente Kooperationen. Und auch REGINA e.V. (REGio- naler INdustrieclub Informatik Aachen) als unabhängiges Die Wissenschaft sucht hierfür Kooperationspartner in der Netzwerk für den Bereich ICT bietet eine regionale Plattform Industrie – aber auch umgekehrt sind findige innovative für den gelebten Dialog. Durch die enge Verzahnung mit den Unternehmen immer auf der Suche nach neuen Ideen, die Aachener Hochschulen und Bildungseinrichtungen gelingt an Hochschulen ersonnen werden. Die RWTH Aachen z. B. es, die immer mehr zur Mangelware werdenden Fachkräfte unterstützt mit ihrem Dezernat 4.0 – „Technologietransfer, zu vermitteln. Forschungsförderung und Karriereentwicklung“ – den inten- siven Austausch. Das Team stellt für interessierte Unterneh- Vom ‚start-up‘ über die mittelständischen Betriebe bis zum men Kontakte zu den jeweils thematisch passenden Insti- Großkonzern profitieren Unternehmen davon, neugierig auf tuten und Forschungsgruppen her. Hier werden bei Bedarf neue Entwicklungen, moderne Technologien und innovative Kooperationsveranstaltungen organisiert und durchgeführt, Produktionsmöglichkeiten zu sein. Und gerade Aachen mit Erstgespräche, Workshops oder Tagesveranstaltungen zur seinem qualitativ und quantitativ hochwertigen Hochschul- Anbahnung neuer Kooperationen initiiert; bereits existie- angebot bietet vielfältige Möglichkeiten, Technologietransfer rende Forschungs- & Entwicklungs-Kooperationen können als maßgeblichen Standortvorteil zu nutzen. intensiviert werden. Seitens der städtischen Wirtschaftsförderung wird dieser Wissenstransfer im besten Sinne – er wird auf Technologie- Standortvorteil dahingehend genutzt, dass immer wieder messen ebenso beworben wie in einschlägigen Netzwerken, Initiativen und Projektideen initiiert und entwickelt werden, 10 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
Wissenschaft trifft Wirtschaft … die genau diese Möglichkeiten des Austausches von Wissen- chen regionalen Institutionen, unterstützt als transparentes Weitere Informationen schaft und Wirtschaft sowie die Kommunikation der gegen- Netzwerk bei der Existenzgründung. Stadt Aachen Fachbereich Wirtschafts- seitigen Interessenlagen fördern; bei Netzwerkveranstaltun- Bei technologieorientierten Gründungen spielt oftmals auch förderung/Europäische gen mit Akteursgruppen aus Wissenschaft und Wirtschaft der Schutz des geistigen Eigentums eine große Rolle. In Angelegenheiten entsteht so Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen. Dies soll diesem Fall stehen z.B. PatentScouts der RWTH Aachen für www.aachen.de/wirtschaft insbesondere den eher noch unterrepräsentierten kleinen Fragen zum geistigen Eigentum den Forschenden zur Seite. und mittleren Unternehmen („KMUs“) Chancen bieten, in Forschung und Entwicklung „Made in Aachen“ – ein Gü- einen regen Austausch einzusteigen. tesiegel, das mehr und mehr auch weltweit auf Interesse stößt und in Wachstumsländern wie China und der Türkei Die Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologie- überzeugt. Diesen Trend unterstütz die städtische Wirt- transfer (AGITmbH) unterstützt seit nahezu 30 Jahren den schaftsförderung mit entsprechender Ansiedlungswerbung. Transfer von technischem Wissen zwischen den Aachener Die Möglichkeiten zum Technologie- und Innovationstransfer Hochschulen und der Wirtschaft und Industrie- und Han- sind ein Alleinstellungsmerkmal Aachens und ein überzeu- delskammer (IHK) sowie Handwerkskammer (HWK) sind gendes Argument für ausländische Unternehmen, um in ebenfalls aktiv in der Vermittlung zwischen Unternehmen Aachen zu investieren. und Bildungsträgern. In den letzten 25 Jahren wurden über 1.000 technologieori- Fazit: Wie passen Unternehmen und Wissen- entierte Firmen in der Region Aachen gegründet. Mehr als die Hälfte sind Spin-Offs der RWTH Aachen, die Technologi- schaft, Handwerk und Hochschule, Forschung en und Forschungsergebnisse aus der RWTH erfolgreich in und Praxis zusammen? Ausgesprochen gut! Produkten und Dienstleistungen umsetzen. Umfangreiche Unterstützung bei der Realisierung der Gründungsidee ist hierbei eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ent- wicklung. Die GründerRegion Aachen, getragen von zahlrei- Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 11
Schwer- punkt (K)Eine Spinnerei – High TEXtiles aus Aachen Neue Wege im Technologietransfer geht die 3T GmbH aus Aachen! Mehr Marktnähe, mehr Internationalität, mehr Blick auf globale Trends, mehr Fokus auf Wirtschaftlichkeit, mehr Kundennutzen, neue Innovationsfelder – das sind Ziele und Aufgaben zugleich. Globale Trends wie z. B. Textiles Bauen (Erdbebenschutz, Industrieunternehmen die Chance neue Wege zu gehen. Weitere Informationen Gewichtseinsparung, Funktionalisierungsmöglichkeiten) 3D- Professionell moderierte Innovationsworkshops sind der 3T TextilTechologieTransfer Strukturen, Kohlenstofffasern für den Leichtbau oder aber Einstieg zu neuen Lösungen oder sogar Geschäftsmodellen. GmbH Funktionalisierung von textilen Strukturen gehören ebenso Dipl.-Ing. Uwe Merklein zu den Technologietransfer-relevanten Forschungsfeldern, Erfolgreiche Aktivitäten über vier Kontinente mit erfreuli- Otto-Blumenthal-Str. 1 52074 Aachen wie Biopolymere für medizinische Anwendungen (Tissue En- chen Kontakten zu Universitäten, Verbänden und Industrie gineering), Carbonentwicklung für Leichtbauentwicklungen unterstützen das Bestreben eine umfassende Kenntnis von Tel.: 0241-8 0 23 430 für Automobil, Schiene und Flugzeug oder mehr Energieeffi- Markt- und Forschungstrends für Innovationsprozesse zum Mail: info@3t-gmbh.de zienz in Industrieunternehmen. Wohle unserer Kunden zu nutzen. Zusammen mit den Länderbeauftragten des ITA wurden the- In Zusammenarbeit mit dem Institut für Textiltechnik Aachen menbezogene Reisen in die Türkei, Japan, Korea, Russland, ITA bietet die 3T GmbH – speziell in den Feldern Mobilität, Canada, USA und Mitteleuropa unternommen. Energie, Health Care Und Bauen+Wohnen ein umfangreiches 3T als Bindeglied zwischen Forschung und Industrie erhöht Serviceangebot. den Fokus auf die Belange der Industrie Schnelligkeit, Wirt- Der Innovationsprozess ‚Von der Idee bis zum Markt‘ gibt schaftlichkeit, Marktrelevanz. 12 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
Moderatorin Simone van Trier mit den Gewinnern des TTC-Innovation-Gutscheins Dr. Stefan Bergfeld (4jet Technologies, 2. v.l.) und Dr. Lokurlu (Solitem, re.) sowie Projektleiter Ralf P. Meyer (2. v. re.) Technologietransfer mal anders Unternehmen aus der Euregio Maas-Rhein leben grenzüberschreitende Innovation Niedrigschwelliges Angebot zur Finanzierung Unternehmen, sich durch „offene“ Innovationsstrategien grenzüberschreitender Aktivitäten von KMU besser für die Herausforderungen des globalen Wettbewerbs im Bereich industrieller Forschung und expe- aufzustellen. rimenteller Entwicklung in den Bereichen Life Sciences, Energie, Informations- und Kommu- Während der Veranstaltung, die im Rahmen des grenzüber- schreitenden Projektes „Top Technologie-Cluster“ (TTC) nikationstechnik, Automotive, Maschinenbau stattfand, kamen auch bereits grenzüberschreitend aktive sowie Neue Werkstoffe/Chemie Unternehmen, darunter Pulseform BV und Kriya Materials BV aus Limburg, Niederlande, AnSem NV aus Flämisch-Brabant, Region Aachen/Euregio Belgien, sowie WSE Ltd./Pyrotop AG und Irmato Industrial Solutions GmbH aus der Region Aachen zu Wort, die über Mehr als 150 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und ihre konkreten Erfahrungen und praktischen Möglichkeiten öffentlicher Hand der gesamten Grenzregion trafen sich am mit diesem Innovationsansatz in der Euregio Maas-Rhein Donnerstag, dem 28. Juni 2012 im Forum M in Aachen zur berichteten. Veranstaltung „Open Innovation – Ein Weg zu erfolgrei- Im Rahmen des nunmehr 18 Monate andauernden Projektes cher grenzüberschreitender Kooperation von kleinen und TTC, das darauf ausgerichtet ist, die grenzüberschreiten- mittelständischen Hightech-Unternehmen“. Hochkarätige de Zusammenarbeit von kleinen und mittelständischen Experten aus der Innovationsforschung, darunter Professor Unternehmen (KMU) in der erweiterten Euregio Maas-Rhein Joel West vom Keck Graduate Institute of Applied Sciences, auszubauen, konnten erste Erfolge ver- bzw. Unternehmen Claremont, USA, und Professor Dr. Frank Piller, Direktor ausgezeichnet werden. Dr. Ahmet Lokurlu, Geschäftsfüh- für Technologie- und Innovationsmanagement an der rer der Solitem GmbH in Aachen, und Dr. Stefan Bergfeld, RWTH Aachen, beleuchteten die besonderen Chancen für Prokurist der 4Jet Technologies GmbH aus Alsdorf, wurde Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 13
Schwer- punkt Großes Interesse an der Veranstaltung „Open Innovation“ jeweils ein Innovationsgutschein in Höhe von 5.000 Euro für Zwischenzeitlich wurden weitere grenzüberschreitende die Durchführung von grenzüberschreitenden Machbarkeits- Konsortien mit einem Innovationsgutschein in Höhe von studien überreicht. 5.000 Euro ausgezeichnet: Nibotechnics NV aus Harmont- Nach erfolgreichem Abschluss der Machbarkeitsstudien Achel, Belgien wird in enger Kooperation mit Inno-tec BV aus wollen beide Konsortien größere Projekte realisieren. Solitem Nordbrabant, Niederlande, einem Innovator auf dem Gebiet strebt gemeinsam mit dem niederländischen Unternehmen der Metallfertigung, ein modulares Batteriepaket für den Thermoflor die Integration solarthermischer Anlagen in Glas- flexiblen Einsatz in medizinischen Apparaturen entwerfen. und Gewächshäuser für unterschiedliche Anwendungen Nibotechnics gibt mit der erworbenen Anschubfinanzierung an. 4Jet Technologies will gemeinsam mit dem belgischen eine vorbereitende Studie beim belgischen Unternehmen Zelthersteller Veldeman eine Innovation in der Photovol- Hegge ID in Auftrag. taikanwendung voranbringen, bei der die Flexibilität von Die MeteoViva GmbH aus Jülich – Gewinner des Wettbe- Textilien mit hocheffizienten silizium-basierten Solarmodulen werbs um die beste Projektidee auf der Midterm-Veranstal- verbunden wird. Beide Unternehmer betonten den enormen tung – wurde ebenfalls mit einen Gutschein in Höhe von Nutzen, den sie aus ihren neu aufgebauten euregionalen 5.000 Euro ausgezeichnet. MeteoViva hat eine Wetter- Beziehungen für ihr Business ziehen werden und begrüßten vorhersage-Steuerung (WVS) entwickelt und patentieren diese Möglichkeiten, die mit dem Projekt TTC geschaffen lassen, um die Energieeffizienz in Gebäuden zu steigern worden sind. Beide Unternehmen hätten deshalb guten und gleichzeitig die Raumklimaqualität zu erhöhen., „Nach Grund, hohe Erwartungen an die euregionalen Initiativen erfolgreicher Einführung der WVS in Büro- und Verwaltungs- TTC und GCS zu stellen. gebäuden möchten das Unternehmen mit seinem Produkt „MeteoViva Home Edition“ jetzt auf dem Wohnungsmarkt Auch Dieter Begaß, Leiter des Fachbereichs „Wirtschafts- bei Ein- und Zweifamilienhäusern Fuß fassen“, verriet förderung und Europäische Angelegenheiten“ der Stadt Geschäftsführer Markus Werner. Dazu muss die bereits Aachen, zeigte sich optimistisch angesichts der ersten existierende Technologie an die spezifischen Gegebenheiten konkreten Erfolge des Projektes: „Kooperation über die von kleineren Gebäuden angepasst werden. Hierbei setzt Grenzen hinweg sehen wir als große Chance zur Stärkung die Geschäftsführung auf die Unterstützung des belgischen der Wirtschaft in der Region. Die TTC-Initiative bestätigt uns Unternehmens AnSem aus Heverlee in der Nähe von Leuven darin, dass Unternehmen die Herausforderungen der grenz- sowie der Aachener Devolo AG. überschreitenden Zusammenarbeit überwinden und einen Nutzen für ihre tägliche Praxis hieraus ziehen können.“ Alle Gewinner der Innovationsgutscheine betonten gleicher- maßen die Entwicklungsmöglichkeiten, die sich durch den grenzüberschreitenden Technologietransfer für ihr Business innerhalb der Euregio Maas-Rhein ergeben. 14 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
Die Angebote von TTC und GCS giefeldern stattfinden, auf denen Unternehmen Akteure aus den benachbarten Regionen kennen lernen und Kontakte Firmenkonsortien, an denen mindestens zwei KMU aus zwei zu potentiellen künftigen Partnern aufbauen können. Hinzu verschiedenen Ländern der Euregio Maas-Rhein einschließ- kommt eine individuelle Betreuung und Unterstützung der lich der Regionen Leuven (B) und Eindhoven (NL) beteiligt Firmen, der so genannte Business Development Support sind, können eine Förderung ihrer grenzüberschreitenden (BDS). Interessierten Unternehmen stehen hierbei in allen Innovationsprojekte im Rahmen des „Grenzüberschreitenden Regionen erfahrene BDS-Manager zur Seite, die maßge- ClusterStimulus“ (GCS) (Gesamtvolumen: 4,7 Millionen Euro) schneiderte Hilfe bei der Partnersuche bzw. dem Aufbau von erhalten. Großunternehmen, Hochschulen oder Forschungs- Kooperationsverbünden anbieten. einrichtungen, dürfen sich dem Innovationsprojekt anschlie- Darüber hinaus bietet TTC Innovationsgutscheine im Rah- ßen. Die möglichen Fördersummen je Projekt liegen zwischen men eines Wettbewerbs an. Ziel ist es, den entstehenden 100.000 und 250.000 Euro und die Mittel werden auf der grenzüberschreitenden Kooperationsverbünden gerade in Grundlage eines Wettbewerbs in Form von nicht-rückzahlba- der Frühphase auf einfachem und schnellem Wege eine auf ren Zuschüssen den Unternehmen mit den besten Projekt- KMU-Bedürfnisse zugeschnittene Unterstützung an die Hand ideen bereitgestellt. Bedingung ist, dass von den beteiligten zu geben. Mit dem Innovationsgutschein erhalten diese bis Partnern mindestens ein gleich hoher Betrag als Eigenmittel zu einer Höhe von 5.000 Euro (nicht-rückzahlbarer Zuschuss) aufgebracht wird. Besonders innovative Vorhaben, deren beispielsweise die Möglichkeit, kleinere Machbarkeitsstudien Produkte oder Dienstleistungen in den kommenden Jahren oder Patentrecherchen zu finanzieren. Marktreife erlangen können, haben gute Chancen, gefördert zu werden. KMU mit innovativen Ideen für Projekte können sich gerne mit uns in Verbindung setzen, wenn sie grenzüberschreitend Die Förderungen werden im Rahmen von zwei offenen Wett- aktiv werden möchten. Die Kontaktaufnahme lohnt sich bewerbsverfahren vergeben: Das erste Wettbewerbsverfah- auch für Unternehmen, die lediglich eine erste Idee für ein ren startete bereits am 15. Mai. Die Frist für die Einreichung innovatives Vorhaben haben: Wir helfen bei der Spezifizie- der Projektanträge endet am 15. September. Ein weiteres rung Ihrer Projektideen, der Vermittlung geeigneter Partner Verfahren ist für Anfang des Jahres 2013 geplant. Aktuali- für grenzüberschreitende Innovationsvorhaben sowie der sierte Informationen bezüglich des Startschusses zur zweiten Antragsstellung. Bewerbungsrunde entnehmen sie bitte der unten genannten Webseite. Der euregionale Kontext Die notwendigen Rahmenbedingungen für den neuen Inno- Im Mai 2004 vereinbarten die Bürgermeister der drei vationsfonds wurden mit dem Projekt „TOP TECHNOLOGY Wissensstandorte Aachen, Leuven (B) und Eindhoven (NL), CLUSTER“ (TTC) geschaffen, welches Unternehmen eine auf gemeinsam in den Wettbewerb der Regionen zu gehen und ihre Bedürfnisse zugeschnittene Kontakt- und Kooperations- die Nachteile ihrer jeweiligen Grenzlagen im nationalen anbahnung über Grenzen hinweg ermöglicht. Kontext zu überwinden. Dies war die Geburtsstunde des Weitere Informationen Ausgehend von den individuellen Firmenbedürfnissen INTERREG III B geförderten Städtenetzwerks Eindhoven – Nora Robertz offeriert TTC eine ganze Bandbreite von Unterstützungsleis- Leuven – Aachen Technology Triangle (ELAt). Das Städte- Tel.: 0241-432-7647 tungen, um grenzüberschreitende Kooperationsverbünde netzwerk setzte im Rahmen der gemeinsam entwickelten Mail: nora.robertz@ mail.aachen.de bzw. Innovationsprojekte von KMU zu initiieren. Dazu zählen Innovationsstrategie zahlreiche Wissenschaftsprojekte zur über 50 Netzwerkveranstaltungen, die bis Ende 2013 in allen Stärkung der Wirtschaft zwischen den Universitäten RWTH www.ttc-innovation.eu sieben Regionen in verschiedenen Business- und Technolo- Aachen, KU Leuven und Eindhoven erfolgreich um, beriet www.gcs-innovation.eu junge Unternehmen und sorgte für die Verbesserung des Zuganges zu Investoren. 2008 erhielt das Netzwerk neue Impulse aus der Politik: Vertreter der beteiligten Regionen legten durch eine ge- meinsame Erklärung den Grundstein für den Aufbau einer grenzüberschreitenden technologischen Spitzenregion und erweiterten das Bündnis um die Universitätsstädte Maas- tricht, Lüttich und Hasselt. Der neue strategische Ansatz besteht einerseits darin, grenzübergreifende Projekte voran- zutreiben, um die derzeit noch unzureichend verbundenen wirtschaftlich-technologischen Potenziale dieses Raumes zu entwickeln. Andererseits geht es seitdem darum, die insti- tutionellen Rahmenbedingungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu verbessern und die neu entstehende Technologieregion auf der europäischen Landkarte zu positionieren. TTC und GCS sind die ersten INTERREG IV A Projekte, die die gemeinsame Initiative mit Leben füllen. Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 15
Schwer- punkt © alphaspirit - Fotolia.com Innovationen Wettbewerbsfaktor Nr. 1 in der Region Aachen Innovationen sind bekanntlich ein sehr wichtiger, wenn lung „Beratung technologieorientierter Unternehmen“ seit nicht sogar der wichtigste, Wettbewerbsvorteil, nicht nur 1995 Innovatoren bei der Patentierung und wirtschaftli- von Unternehmen, sondern auch der Regionen. In einem roh- chen Umsetzung von Schutzrechten. Seit dieser Zeit sind stoffarmen Land wie der Bundesrepublik Deutschland ist die jährlich sind dies im Durchschnitt rund 60 Unternehmen Bedeutung von Innovationen umso größer. zu Patentförderung betreut worden. Die sog. SIGNO-KMU- Patentaktion kann bei der AGIT beantragt werden und In der Region Aachen gibt es genügend Innovationspo- unterstützt Patentanmeldungen der KMU mit bis zu 8.000 tentiale. Denn neben einer sehr starken Hochschul- und Euro Zuschussförderung. Daneben berät die AGIT seit 2006 Forschungslandschaft sind es die innovativen Unternehmen, im Rahmen eines neuen Förderbausteins die Erfinder mit der die sehr stark wissensbasiert sind und von der ausgeprägten sog. Erfinderfachauskunft. Die Anzahl der durchschnittlichen Hochschullandschaft profitieren können. jährlichen Beratungs- und Förderfälle liegt mittlerweile bei 160 Personen/Unternehmen. Im Rahmen der Patentsprechta- Weitere Informationen Die AGIT mbH, in deren Namen das Wort „Innovation“ ver- ge oder der speziellen Fachveranstaltungen rund um das Havva Coskun ankert ist, bietet in erster Linie kleinen und mittleren Unter- Thema „Intellectual Property Rights“ (Geistige Schutzrechte) Tel.: 0241-963 1028 nehmen (KMU) in unserer Region viele Dienstleistungen im werden Unternehmen und Erfinder sensibilisiert und qualifi- Mail: h.coskun@agit.de Themenfeld Innovation. Auch Privaterfinder, Wissenschaftler ziert. Auch alle anderen Förder- und Finanzierungsprogram- www.agit.de und andere Institutionen können die Dienstleistungen der me für Innovationen sind ein wichtiger Schwerpunkt der AGIT in Anspruch nehmen. Die Beratung und Betreuung Gründungs- und Wachstumsberatungen. Bei einem Ranking erfolgt hauptsächlich in der betriebswirtschaftlichen Umset- unter den bundesweit 35 SIGNO-Partnern steht die AGIT zung und natürlich nicht ohne Partner. Gerade die RWTH, die an 3. Stelle. An den sog. SIGNO-Veranstaltungen nehmen FH, das FZJ, die Fraunhofer Institute, das Helmholtzinstitut, pro Jahr rund 500 Personen/Unternehmen teil. Der jährliche das Deutsche Wollforschungszentrum und viele andere regi- Innovationstag ist zu einer gefragten Fachplattform für onale Einrichtungen helfen diese Dienstleistung zu ermög- Innovatoren geworden. Dieses Jahr wird der „Unternehmer- lichen. Durch den klassischen Technologietransfer, in dem tag“ mit dem Schwerpunkt Innovationsforum am 27.09.2012 Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre Forschungs- im Technologiezentrum am Europaplatz stattfinden. Der und Entwicklungsergebnisse an Unternehmen heranbrin- „Innovationspreis der Region Aachen“, der seit 2006 von gen möchten, kann die AGIT bei der Suche und Ansprache der AGIT organisiert und durchgeführt wird, wurde in der regionaler Unternehmen unterstützen. Umgekehrt beteiligt Wettbewerbsphase 2011/2012 mit den AC²-Maßnahmen sich die AGIT aktiv an der Ansprache der wissenschaftlichen „Gründungswettbewerb“ und „Wachstumsinitiative“ der Partner für die Unternehmen. GründerRegion zusammengelegt. So können die Dienstleis- tungen beider Initiativen nun noch effektiver und effizienter Als Gründungsmitglied und Partner der SIGNO-Initiative gestaltet werden. (ehemals INSTI) berät und betreut die AGIT in ihrer Abtei- 16 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
Wirtschaft trifft Wissenschaft Informationsveranstaltung in der Fachhochschule Aachen Wie passen Unternehmen und Wissenschaft, der gut besuchten Veranstaltung in den FH-Räumlichkeiten Handwerk und Hochschule, Forschung und Pra- an der Eupener Straße. Ein weiteres Beispiel für eine gut xis zusammen? funktionierende Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft ist die Kooperation der 3win Maschinenbau GmbH mit der Fachhochschule Aachen. Gemeinsam haben Im Frühjahr dieses Jahres konnten sich Unternehmen der beide Partner ein sogenanntes An-Institut, das „Institut für Region auf Einladung der städtischen Wirtschaftsförderung, innovativen Maschinenbau“ (IfiM), gegründet, das sich im der Sparkasse Aachen, der Städteregion, der agit und der FH nächsten Jahr im Hochschulerweiterungsgebiet Campus Me- Aachen davon überzeugen, welche Vorteile die Zusammen- laten im Cluster ‚Integrative Produktionstechnik‘ ansiedeln arbeit mit den ansässigen Hochschulen bringen kann. Neben wird. Hier geht es um Forschung zu anwendungsorientierten der frühzeitigen Sicherung von Fachkräften sind es nämlich Technologien – entwickelt wurde beispielsweise ein Plasma- auch ganz praktische inhaltliche Lösungen, die solche Kanülenstrahler. Kooperationen bieten, wie Martin Dohmen, Geschäfts- führer des Traditionsunternehmens Waagenbau Dohmen „Die Fachhochschule Aachen bemüht sich, viel in der Region Weitere Informationen Yvonne Debald GmbH aus Würselen, in deutlichen Worten berichtete. Sein bei den Unternehmen unterwegs zu sein. Denn auch für Tel.: 0241-432 7653 Unternehmen hatte in den 1990er Jahren mit der beginnen- Studierende ist es wichtig, Kontakt zu den Betrieben zu Mail: yvonne.debald@ den Digitalisierung der Technik zu kämpfen und geriet so in erhalten. Wir geben ihnen das fachliche Rüstzeug, das sie mail.aachen.de ernste Schwierigkeiten. „Es war ein Desaster“, so Dohmen. dafür brauchen“, erläuterte Prof. Dr. Christiane Vaeßen, In seiner Not wandte sich der Unternehmer an die Fachhoch- Prorektorin der FH. Dieter Begaß, Leiter des Fachbereichs schule Aachen. Dort konnte ihm bei seiner Suche nach einer Wirtschaftsförderung /Europäische Angelegenheiten der geeigneten Software geholfen werden. „Wir haben jetzt ein Stadt Aachen, machte deutlich, dass die Überlebensfähigkeit kompetentes Entwicklerteam und stehen wieder fest auf von Unternehmen durch den Technologietransfer gesichert eigenen Füßen“, berichtete Dohmen. werde. „Auch zur Beseitigung des Fachkräftemangels kann Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie der Technologie- es beitragen“, so Begaß – zum Beispiel, wenn Studierende transfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Praxis nach Abschluss ihres Studiums bei einem Aachener Unter- und in der Region Aachen funktionieren kann. Der Fachbe- nehmen eine Beschäftigung finden können. reich Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten Beim anschließenden „get-together“ gab es für die zahlreich der Stadt Aachen wollte mit der Veranstaltung, die durch erschienen Besucher noch die Möglichkeit, direkt mit den Oberbürgermeister Marcel Philipp eröffnet wurde, Unterneh- jeweiligen Professoren in Kontakt zu treten und eventuell men dazu motivieren, eine ähnliche Richtung einzuschlagen. mögliche Zusammenarbeiten abzustimmen. „Aachen ist eine Wirtschafts- und Wissenschaftsstadt. Bei Interesse an einer Kooperation mit einer Hochschule Wir bringen diese beiden Bereich zusammen, denn in ihrer hilft die städtische Wirtschaftsförderung gerne, Kontakte zu Verknüpfung liegt ein großes Potenzial“, sagte Philipp bei knüpfen. Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 17
Schwer- punkt © N-Media-Images - Fotolia.com Aachen ganz vorne bei internationalen Aktivitäten und Technologietransfer Die Region Aachen – mit einer Forschungs- und Entwick- können zielgerichtet im Unternehmen einsetzt werden – z.B. in lungslandschaft, wie sie in dieser Form maximal zehn einer chinesischen Dependance. Regionen weltweit aufweisen können – ist nicht nur der ideale Standort für technologieorientierte Unternehmen und Der städtische Fachbereich Wirtschaftsförderung/ Europäische FuE-Zentren großer Global Player, sondern auch Top im Rah- Angelegenheiten konzentriert sich in seinen internationalen men seiner internationalen Aktivitäten und Kooperationen. Aktivitäten dabei insbesondere auf die Volksrepublik China Die Themen Innovation und Technologietransfer gehören hier und die Türkei. genauso zur Tradition wie Karl der Große. China Dabei spielen die Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit ihrer interdisziplinäreren und internationalen Ausrich- Die stetig wachsende chinesische Volkswirtschaft hat sich tung eine zentrale Rolle. Von einfachen Gutachtertätigkeiten längst maßgeblich in die Weltwirtschaft eingefügt. Chinesische bis hin zur mehrjährigen gemeinsamen Grundlagenfor- Unternehmen sind inzwischen global tätig und investieren auf schung, von der Aus- und Weiterbildung bis hin zum Recrui- dem internationalen Parkett – verstärkt auch in Deutschland. ting. Die hiesige Infrastruktur und das vorhandene KnowHow Damit Unternehmen der Volksrepublik China in Zukunft inter- schaffen Mehrwerte für ansässige Unternehmen und sind national konkurrenzfähig bleiben, benötigen sie innovative echte Exportschlager der Region. Denn auch Ingenieure Produkte, Verfahren oder technische Dienstleistungen, kurzum besetzen immer häufiger Schnittstellen, die neben fachlichen Innovationsfähigkeit. Um diese betriebliche Innovationsfä- Fertigkeiten auch interkulturelle Kompetenz und Fremdspra- higkeit in Leit- und Zukunftsmärkten effizient einzusetzen zu chenkenntnisse erfordern. Die Aachener Hochschulen bilden können, zieht es chinesische Unternehmen zwangsläufig auf diese Ingenieure für den internationalen Markt aus. Davon den westlichen Markt. profitiert die Wirtschaft schon heute, denn Mitarbeiter Dies war auch Leitgedanke des Projekts „Aachen China Of- 18 | Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012
fice“. Mit der Durchführung setzen die Projektpartner – riyer und Bursa, um die langjährig bestehenden wirtschaft- bestehend aus Stadt Aachen, IHK Aachen und AGIT – wich- lichen und wissenschaftlichen Kooperationen auszubauen tige Impulse zur Stärkung des Standortes als Zukunftsmarkt. bzw. zu verstärken. Ziel ist es, den Aufstieg Chinas zur wirtschaftlichen Groß- Die meisten Unternehmen mit deutscher Beteiligung be- macht auf der Basis der seit mehr als 25 Jahren bestehenden finden sich in Istanbul und rund um das Marmara-Meer. In Städtepartnerschaft Aachen-Ningbo regional nutzbar zu Sariyer befinden sich sechs große Universitäten, die Stadt machen und nachhaltige und tragfähige Geschäftsideen fungiert als Brückenkopf in die dynamische Wirtschaftsmet- bereits vor Ort professionell zu begleiten. Dabei sind die ropole Istanbul. Bursa ist ein bedeutender Industriestandort Projektpartner mit ihren Aktivitäten im Reich der Mitte nichtin der Türkei mit Schwerpunkt im Automobilbereich, der alleine, RWTH Aachen und FH Aachen verfügen ebenfalls Maschinenbau- und Metallverarbeitenden Industrie, im Bau- über Verbindungsbüros in China. gewerbe sowie in der Textil- und Lebensmittelindustrie. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen vermittelt bei Apropos Hochschulen: Die Zahl der chinesischen Studieren- Bedarf direkte Kontakte zu den dortigen Vertretern aus den liegt in Aachen – alle vier Hochschulen zusammen ge- Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. nommen – bei rund 2.000! Sie bilden mit Abstand die größte Im November 2011 wurde in Zusammenarbeit mit dem Busi- Gruppe ausländischer Studierenden in Aachen. Nach ihrem ness Network Aachen, der IHK Aachen und der AGIT mbH Aufenthalt in der Kaiserstadt werden diese jungen Nach- der erste Deutsch-Türkische Wirtschaftstag in Aachen veran- wuchskräfte irgendwann in China und in der ganzen Welt staltet. Der mehrtätigen Veranstaltung folgten Wirtschafts- Karriere machen. Auch aus diesem Grund sollen sie sich in vertreter aus der Türkei sowie 140 Teilnehmer aus der Region ihrer „Heimat auf Zeit“ wohl fühlen. Über die Jahre erwächst Aachen zum gegenseitigen Austausch und zum Ausbau der daraus eine ungeheuere Chance für ein globales Netzwerk wirtschaftlichen Beziehungen. Im September 2012 findet mit guten Beziehungen zu Aachen. Einmal wegen Aachens nun die zweite Veranstaltung im türkischen Wirtschaftsraum Ruf als hervorragende Ingenieursschmiede, aber letztlich statt. auch im Sinne einer Wissenschaftsplattform, die über die (siehe auch http://aachen.de/DE/wirtschaft_technologie/ vielen Alumni in der ganzen Welt ein Gesicht bekommt und aktuelles/2_dt_turk_wirtschaftstag.html). personell besetzt ist. Firmen aus der Region Aachen erhalten hier die Möglichkeit, sich in der Türkei ein Bild von der wirtschaftlichen Entwick- lung zu machen, sich intensiv über den Wirtschaftsstandort Türkei Türkei zu informieren und mit ansässigen Unternehmen aus ausgewählten Branchen in Kontakt zu treten. In Workshops Die Türkei hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes werden Sie Gelegenheit erhalten, sich mit Vertretern aus der Wirtschaftswachstum realisiert und eine zunehmend starke Türkei primär mit den Themenschwerpunkten Automotive, Position in internationalen Märkten eingenommen. Dieses Textil und Bauwirtschaft/neue Materialien auszutauschen. kräftige Wirtschaftswachstum hat vor allem den Außenhan- del der Türkei stark zunehmen und zu einem erstklassigen International (Business Network Aachen) Weitere Informationen internationalen Produktions- und Technologiestandort Sven Pennings werden lassen. Mit der Gründung des Business Network Aachen im April Tel.: 0241-432-76 13 Dieses schnelle Wachstum der türkischen Wirtschaft bietet 2011 ist erstmals ein starker Verbund hier ansässiger Mail: sven.pennings@ zahlreiche Expansionschancen gerade für deutsche Unter- ausländischer Unternehmen geschaffen worden, der den mail.aachen.de nehmen, denn deutsche Firmen genießen in der Türkei den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort stärken und den besten Ruf. Schon in 2011 wiesen rund 4.700 der insgesamt Außenhandel der Unternehmen fördern soll. Das Netzwerk 28.500 angemeldeten Firmen mit ausländischer Kapitalbetei- besteht bereits jetzt aus über 70 Mitgliedern aus Wirtschaft, ligung eine deutsche Beteiligung auf. Wissenschaft und Politik. In Zusammenarbeit mit der Stadt Aachen sowie namhaften Firmen, Instituten Stabile Expansionsraten von jährlich 6 bis 8 Prozent, hohes und Behörden aus der Region dient das Business Network Absatzpotenzial durch eine wachsende Mittelschicht mit Aachen als dynamische Plattform zur Intensivierung der per- hoher Kaufkraft, boomende Branchen im Bereich Maschi- sönlichen Kontakte, für den internationalen Erfahrungsaus- nenbau, Metall, Automotive und Bau sowie die fachlich tausch und nicht zuletzt zur Bildung von Synergien unter den qualifizierte, vorwiegend junge Bevölkerung sind nur einige Beteiligten in ihren Außenwirtschaftsaktivitäten. Innerhalb überzeugende Anreize für technologieorientierte Aachener dieses lebendigen Pools von technologischen Kompetenzen Unternehmen, über Investitionen in der Türkei nachzuden- bündeln sich die branchenübergreifenden Ressourcen, wirt- ken. schaftlichen Stärken und internationalen Beziehungen der Mitglieder. Somit lassen sich die Potenziale der Mitglieder- Service der Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen für vielfalt zur gemeinsamen Stärkung des Wirtschaftsstandorts interessierte Unternehmen Aachen auf dem nationalen und internationalen Wirtschafts- Nach einer Delegationsreise im Juli 2011 unter Führung von markt optimal nutzen. Kerntätigkeit des Netzwerks sind re- Oberbürgermeister Marcel Philipp (siehe Wirtschaftsstandort gelmäßige Veranstaltungen zu praktisch relevanten Themen Aachen – Ausgabe 35) beschloss der Rat der Stadt Aachen rund um die Internationalisierung sowie zur Vorstellung der die Zusammenarbeit mit den türkischen Städten Istanbul-Sa- Potenziale und Möglichkeiten in ausgewählten Zielländern. Wirtschaftsstandort Aachen | Oktober 2012 | 19
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