DAVID ROBERTSON - Mi 05.06. Debussy Symphonie aus der Oper Pelléas et Mélisande Mahler Das Lied von der Erde - Deutsches Symphonie-Orchester ...
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Debussy Symphonie aus der Oper ›Pelléas et Mélisande‹ Mahler ›Das Lied von der Erde‹ Mi 05.06. 20 Uhr | Philharmonie DAVID ROBERTSON Karen Cargill Mezzosopran Simon O’Neill Tenor
Programm 2 3 Introduktion Mi 05 06 | 20 Uhr —– Musik nach Wagner Uraufführung im Mai 1983 in der Claude Debussy (1862–1918) Opéra National de Paris durch das ›Pelléas et Mélisande Symphonie‹, Am 13. Februar 1883 starb Richard Wagner, ein gutes halbes Jahr nach der dortige Orchester unter der Leitung aus der gleichnamigen Oper (1893–1899 |1902 | rev. 1907), von Marius Constant. Premiere seines ›Parsifal‹. Mit seinem letzten Musikdrama und mit ›Tristan z usammengestellt von Marius Constant (1983) und Isolde‹ hatte er zu einer Atmosphäre beigetragen, der sich keine Kunst Pause und kein Künstler um die vorletzte Jahrhundertwende ganz entziehen Gustav Mahler (1860 –1911) konnte, im deutschsprachigen Gebiet nicht, aber auch nicht in Frankreich. Uraufführung am 20. November 1911 in ›Das Lied von der Erde‹ Dass sich ein Universaltalent wie Léon Leclère (1874–1966) das Pseudonym der Tonhalle München im Rahmen einer Gedächtnis-Feier für Gustav Mahler. Eine Symphonie für eine Tenor- und eine Alt-Stimme und Orchester »Tristan Klingsor« zulegte, spricht Bände. Der Symbolismus ist vom Wag- Bruno Walter dirigierte das Konzert (1907|08) nérisme nicht zu trennen, und der Jugendstil ist wiederum ohne Symbolis- vereins-Orchester (heute: Münchner Philharmoniker), Solisten waren mit I. ›Das Trinklied vom Jammer der Erde‹. Allegro pesante mus nicht zu denken. Im gemeinsamen Bereich dieser beiden Kunstrichtun- William Miller und Mme Charles Cahier II. ›Der Einsame im Herbst‹. Etwas schleichend, ermüdet gen bewegt sich das heutige Programm mit Werken, in denen sich zwei zwei amerikanische Künstler. I II. ›Von der Jugend‹. Behaglich, heiter grundverschiedene Zeitgenossen einmal nahekamen. I V. ›Von der Schönheit‹. Comodo. Dolcissimo V. ›Der Trunkene im Frühling‹. Allegro. Keck, aber nicht zu schnell V I. ›Der Abschied‹. Schwer Claude Debussy komponierte seine Oper ›Pelléas et Mélisande‹ nach dem gleichnamigen Schauspiel von Maurice Maeterlinck (1862–1949); der Stoff – eine fatale Dreiecksbeziehung – ist mit der Tristan-Sage eng verwandt, die DAVID ROBERTSON Kunst des Ahnens verfeinerte der belgische Dichter gegenüber dem Wagner- Karen Cargill Mezzosopran Simon O’Neill Tenor schen Drama erheblich: Worte umkreisen bei ihm das innere Leben, sie benennen es nicht; ihre »sensiblen Nuancen« können, so Debussy, in die Musik weitergeführt werden, und diese kann sich für kurze Zeit von ihnen lösen. Musik dringe in die Sprache und forme deren Gestalt, stellte Theodor W. Adorno für Mahlers Gesangswerke fest. Die Sprache verändere und erneuere sich aus dem Geist der Musik, meinte Stéphane Mallarmé, ein Exponent des Wagnérisme in Frankreich und ästhetischer Impulsgeber des jungen Debussy. ›Pelléas et Mélisande‹ und ›Das Lied von der Erde‹ versetzen ihr Auditorium in eine ferne Welt, in die der Sagen aus dem flämischen Mittelalter und in die der mehr als tausend Jahre alten chinesischen Poesie. Für beide gilt, was Debussy über Maeterlincks Drama sagte: Trotz »ihrer traum[- und märchen]haften Atmosphäre enthalten sie bei weitem mehr Robin Ticciati musste die Leitung des heutigen Konzertes aus Krankheitsgründen bedauerlicher- Menschlichkeit als sogenannte ›lebensnahe Stoffe‹«. Sie kümmern sich um die weise absagen. Wir danken David Robertson herzlich dafür, dass er kurzfristig eingesprungen ist »Vie intérieure«, um Seelen-, Wunsch- und Sehnsuchtsleben, um die schwer und das geplante Konzertprogramm ohne Veränderung übernimmt. zugängliche Gegend, in der das Ich und die Würde ihr Zentrum haben. Dauer der Werke Debussy|Constant ca. 25 min | Mahler ca. 60 min Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und am 6. Juni 2019 ab 20.03 Uhr gesendet. UKW 89,6 | DAB+ | online | App
Der gesungene Text 4 5 Der gesungene Text —–– Gustav Mahler II. Der Einsame im Herbst Alles auf dem Kopfe stehend Goldne Sonne webt um die Gestalten, ›Das Lied von der Erde‹ In dem Pavillon aus grünem Spiegelt sie im blanken Wasser wider. Herbstnebel wallen bläulich überm See; Und aus weißem Porzellan; Und die schönste von den Jungfraun sendet Vom Reif bezogen stehen alle Gräser; Lange Blicke ihm der Sehnsucht nach. Man meint, ein Künstler habe Staub vom Jade Wie ein Halbmond steht die Brücke, Ihre stolze Haltung ist nur Verstellung. Über die feinen Blüten ausgestreut. Umgekehrt der Bogen. Freunde, In dem Funkeln ihrer großen Augen, I. Das Trinklied vom Jammer der Erde Schön gekleidet, trinken, plaudern. In dem Dunkel ihres heißen Blicks Der süße Duft der Blumen ist verflogen; Schwingt klagend noch die Erregung Schon winkt der Wein im goldnen Pokale, Ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder. Ihres Herzens nach. Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch ein Lied! Bald werden die verwelkten, goldnen Blätter IV. Von der Schönheit Das Lied vom Kummer Der Lotosblüten auf dem Wasser ziehn. Soll auflachend in die Seele euch klingen. Junge Mädchen pflücken Blumen, V. Der Trunkene im Frühling Wenn der Kummer naht, Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe Pflücken Lotosblumen an dem Uferrande. Liegen wüst die Gärten der Seele, Erlosch mit Knistern, es gemahnt mich an den Schlaf. Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie, Wenn nur ein Traum das Leben ist, Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang. Ich komm zu dir, traute Ruhestätte! Sammeln Blüten in den Schoß und rufen Warum denn Müh und Plag!? Dunkel ist das Leben, ist der Tod. Ja, gib mir Ruh, ich hab Erquickung not! Sich einander Neckereien zu. Ich trinke, bis ich nicht mehr kann, Den ganzen, lieben Tag! Herr dieses Hauses! Ich weine viel in meinen Einsamkeiten. Goldne Sonne webt um die Gestalten, Dein Keller birgt die Fülle des goldenen Weins! Der Herbst in meinem Herzen währt zu lange. Spiegelt sie im blanken Wasser wider. Und wenn ich nicht mehr trinken kann, Hier, diese Laute nenn ich mein! Sonne der Liebe willst du nie mehr scheinen, Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder, Weil Kehl und Seele voll, Die Laute schlagen und die Gläser leeren, Um meine bittern Tränen mild aufzutrocknen? Ihre süßen Augen wider, So tauml’ ich bis zu meiner Tür Das sind die Dinge, die zusammenpassen. Und der Zephir hebt mit Schmeichelkosen Und schlafe wundervoll! Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit Das Gewebe ihrer Ärmel auf, Ist mehr wert, als alle Reiche dieser Erde! III. Von der Jugend Führt den Zauber Was hör ich beim Erwachen? Horch! Dunkel ist das Leben, ist der Tod. Ihrer Wohlgerüche durch die Luft. Ein Vogel singt im Baum. Mitten in dem kleinen Teiche Ich frag ihn, ob schon Frühling sei, Das Firmament blaut ewig und die Erde Steht ein Pavillon aus grünem O sieh, was tummeln sich für schöne Knaben Mir ist als wie im Traum. Wird lange fest stehn und aufblühn im Lenz. Und aus weißem Porzellan. Dort an dem Uferrand auf mutgen Rossen, Du aber, Mensch, wie lange lebst denn du? Weithin glänzend wie die Sonnenstrahlen; Der Vogel zwitschert: Ja! Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen Wie der Rücken eines Tigers Schon zwischen dem Geäst der grünen Weiden Der Lenz ist da, sei kommen über Nacht! An all dem morschen Tande dieser Erde! Wölbt die Brücke sich aus Jade Trabt das jungfrische Volk einher! Aus tiefstem Schauen lauscht’ ich auf, Zu dem Pavillon hinüber. Der Vogel singt und lacht! Seht dort hinab! Im Mondschein auf den Gräbern Das Ross des einen wiehert fröhlich auf Hockt eine wildgespenstische Gestalt In dem Häuschen sitzen Freunde, Und scheut und saust dahin, Ich fülle mir den Becher neu Ein Aff ist’s! Hört ihr, wie sein Heulen Schön gekleidet, trinken, plaudern, Über Blumen, Gräser wanken hin die Hufe, Und leer ihn bis zum Grund Hinausgeht in den süßen Duft des Lebens! Manche schreiben Verse nieder. Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunknen Und singe, bis der Mond erglänzt Blüten. Am schwarzen Firmament! Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen! Ihre seidnen Ärmel gleiten Hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen, Leert eure goldnen Becher zu Grund! Rückwärts, ihre seidnen Mützen Dampfen heiß die Nüstern! Und wenn ich nicht mehr singen kann, Dunkel ist das Leben, ist der Tod! Hocken lustig tief im Nacken. So schlaf ich wieder ein, Was geht mich denn der Frühling an!? Auf des kleinen Teiches stiller Lasst mich betrunken sein! Wasserfläche zeigt sich alles Wunderlich im Spiegelbilde.
Der gesungene Text 6 VI. Der Abschied Das Konzert Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge. Ich suche Ruhe für mein einsam Herz! In alle Täler steigt der Abend nieder Ich wandle nach der Heimat, meiner Stätte! Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind. Ich werde niemals in die Ferne schweifen. O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt Still ist mein Herz und harret seiner Stunde! im Radio Der Mond am blauen Himmelssee herauf. Die liebe Erde allüberall Ich spüre eines feinen Windes Weh’n Blüht auf im Lenz und grünt aufs neu! Hinter den dunklen Fichten! Allüberall und ewig blauen licht die Fernen, Ewig, ewig …! Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel. Die Blumen blassen im Dämmerschein. Aus: Hans Bethge, ›Die chinesische Flöte‹ Die Erde atmet voll von Ruh’ und Schlaf. Alle Sehnsucht will nun träumen, Die müden Menschen geh’n heimwärts, Um im Schlaf vergess’nes Glück Und Jugend neu zu lernen! Die Vögel hocken still in ihren Zweigen. Die Welt schläft ein! Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten. Ich stehe hier und harre meines Freundes. Ich harre sein zum letzten Lebewohl. Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite Die Schönheit dieses Abends zu genießen. Wo bleibst du? Du lässt mich lang allein! Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute Auf Wegen, die vom weichen Grase schwellen. O Schönheit, o ewigen Liebens, Lebens trunk’ne Konzert Welt! Sonntag bis Freitag, 20.03 Uhr Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk Oper Des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin er führe Samstag, 19.05 Uhr Und auch warum es müsste sein. Er sprach, seine Stimme war umflort: Du, mein Freund, Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold! Wohin ich geh’? Ich geh’, ich wandre in die Berge. Aus Opernhäusern, Philharmonien und Konzertsälen. bundesweit und werbefrei Jeden Abend. DAB+, Kabel, Satellit, Online, App deutschlandfunkkultur.de
Zu den Werken 8 9 Zu den Werken und Vincent d’Indy; der Pianist Ricardo Viñes, Maurice Ravel und sein heute nahezu vergessener Kollege Florent Schmitt besuchten alle 14 Vorstellungen, die in einer ersten Serie ab der Premiere gegeben wur- Liebe, Abschied den. Am 25. Januar 1913 feierte die Opéra Comique die 100. Auffüh- rung von ›Pelléas et Mélisande‹. Das Stück war eine sichere Bank. von Habakuk Traber Immer wieder arbeitete der Komponist an seiner Partitur, besserte, fügte ein, strich. Dieser Prozess begann während der Premierenpro- ben. Regie und Theaterleitung erbaten mehr Orchesterzwischenspiele für Bühnenumbauten. Diese oft eilig geschriebenen Erweiterungen fügten schließlich dem Werk eine zusätzliche Dimension hinzu, denn sie wirkten als Komplement zu den gesungenen Szenen. In diesen ach- tete Debussy auf Textverständlichkeit und ein angemessenes Theater- tempo, das nicht durch Arien mit viel Gesang zu wenig Text gebremst Claude Debussy, um 1895 werden sollte. Kurz vor der Premiere erklärte er: »Seit Langem schon war es meine Absicht gewesen, Musik für das Theater zu schreiben«, ihm fehlte nur das rechte Stück. »Das ›Pelléas‹-Drama, das trotz seiner traumhaften Atmosphäre bei weitem mehr Menschlichkeit enthält als all die sogenannten ›lebensnahen Stoffe‹, schien mir auf wunderbare Weise dem zu entsprechen, was ich wollte. Es herrscht hier eine zaube- risch beschwörende Sprache, deren sensible Nuancen ihre Weiterfüh- rung in der Musik und im orchestralen Klangkolorit finden konnten. Debussy komponierte seine Oper nach Auch habe ich versucht, einem Schönheitsgesetz zu gehorchen, das dem gleichnamigen Drama des belgischen Dichters Maurice Maeterlinck, der dem man seltsamerweise zu vergessen scheint, sobald es sich um Musik für Symbolismus zugerechnet wird. Das Schau- das Theater handelt. Die Personen des ›Pelléas‹-Dramas versuchen spiel erschien 1892 erstmals im Druck, am ganz natürlich zu singen und nicht in einem willkürlichen Tonfall, der 17. Mai 1893 wurde es im Théâtre des aus veralteten Traditionen stammt.« Die orchestralen Zwischenspiele Bouffes-Parisiens uraufgeführt. Debussy aber folgen dem symphonischen Ideal motivisch-thematischer Reflexi- saß im Publikum. Er sah und hörte das Drama, nach dem er als Opernstoff suchte. on. Im Kontext des Ganzen bilden sie nicht nur bühnentechnisch erfor- Im Sommer 1893 begann er mit der Kom- derte Brücken, sondern auch Spiegel, Strecken des Nachdenkens au- position. Das Libretto erarbeitete er selbst, —–– Ferne Zeit, seelische Präsenz: Debussys ›Pelléas et Mélisande‹ ßerhalb der Handlung und doch eng auf sie bezogen. indem er Maeterlincks Text unter anderem Claude Debussy|Marius Constant Für die einen war sie Kult, für die anderen ein Ärgernis. Claude durch Auslassung einiger Szenen opernge- ›Pelléas et Mélisande Symphonie‹ Debussys Oper ›Pelléas et Mélisande‹ erzielte am 30. April 1902 bei Marius Constant, aus Rumänien stammender Komponist und Dirigent, recht kürzte. Er erhielt dafür die Zustim- mung des Dichters. Den Prosacharakter Besetzung ihrer Uraufführung in der Pariser Opéra Comique einen Skandalerfolg. der 1946 als 21-Jähriger Paris zu seiner Wahlheimat machte und dort von Maeterlincks Sprache ließ er bewusst 3 Flöten (3. auch Piccolo), Empört reagierten große Teile des hauptstädtischen Opernpublikums; unter anderem bei Olivier Messiaen und Arthur Honegger studierte, bestehen. 2 Oboen, Englischhorn, Mélisandes traurigem Bekenntnis: »Ich bin nicht glücklich!« beschie- setzte sich mit Debussys Oper mehrfach auseinander. 1992 erarbeitete 2 Klarinetten, 3 Fagotte, 4 Hörner, H. T. den sie johlend: »Wir auch nicht!«. Kritiker spotteten, einige hatten er mit dem Regisseur Peter Brook die ›Impressions de Pelléas‹, die auf 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Glocke, 2 Harfen, Streicher bereits bei Probenbesuchen polemische Munition gesammelt; ›Le Figa- eine feinzeichnende theatralische Wirkung abzielten, deshalb ver- ro‹ gab am Premierentag die Heirat von »P. Léas und Méli Zandt« be- gleichsweise kleine Bühnen bevorzugten und die Koloristik des Or- kannt. Komponistenkollegen wie Richard Strauss, Camille Saint-Saëns chesters dem Schwarzweiß des Klavierklangs überließen. Die Produk- und Nikolai Rimsky-Korsakow fanden die Musik gestaltlos und blut- tion wurde 1993 auch im Rahmen der Berliner Festspiele gezeigt. Ihr leer. Hingerissen und begeistert waren dagegen junge Leute, überwie- stellten die Künstler folgende Inhaltsangabe voran: gend Conservatoire-Studenten, die der Schriftsteller-Dandy Jean Lor- rain »Pelléastres« nannte. Sie gingen in die Oper, sooft sie konnten, und »Prinz Golaud verirrt sich bei der Jagd. In der Nähe einer Quelle trifft Bild oben: ›Am Brunnen im Park‹, Bühnen dekoration zu ›Pelléas et Mélisande‹ (Ent- stylten sich nach dem Outfit der Bühnenhelden. Rückhalt fanden sie er auf eine geheimnisvolle Frau, die von anderswo kommt. Sie scheint wurf) von Georg Daubner, 1922 bei namhaften Komponisten und Gelegenheitskritikern wie Paul Dukas sehr erschrocken, sie heißt Mélisande. Sogleich bezaubert, heiratet
Zu den Werken 10 11 Zu den Werken Maeterlinck entnahm seine Stoffe entweder Golaud Mélisande und führt sie in das Schloss seiner Familie. Seine dem Märchen oder den Geschichten, Sagen Mutter, Geneviève, und sein Großvater, der weise Arkel, stimmen der Ehe und Erzählungen des alten Flandern. […] zu. Im Schloss trifft Mélisande auf Pelléas, den Halbbruder von Golaud. Es fällt auf, dass in jedes dieser Stücke hauptsächlich ein einziges Grundgefühl Bei einem Spiel mit dem Ehering, den ihr Golaud schenkte, fällt dieser hineinkomponiert ist. Es geht um Liebe, in das tiefe Wasser des Brunnens. Als Golaud dies erfährt, ist er empört Tod, menschliche Gebrechen oder gar Le- und verlangt, dass sie den Ring wiederfinde. Der Ring ist unauffindbar. bensangst im existenziellen Sinne, wobei Mélisande gesteht ihre Not: Sie ist nicht glücklich. Ihr einziges Glück der Dialog die feinen Schattierungen des ist Pelléas, den sie mit ihren langen Haaren spielen lässt. Golaud über- Grundgefühls mehr auf impressionistische Weise andeutet als realistisch ausmalt. Hier rascht sie bei ihren Spielen. Golaud wird eifersüchtig. Indem er vor- hat das erzeugen einer Stimmung Vorrang gibt, sie wie Kinder zu behandeln, nimmt er Pelléas mit und enthüllt vor der oft spärlichen Handlung, denn es ist ihm die Existenz eines unheimlichen Abgrunds, dem der Geruch des das unsichtbare Leben, die »vie intérieure«, Todes entsteigt. Die Schatten des Verdachts umhüllen mehr und mehr die hier transparent wird. die Personen mit Ausnahme Arkels, der sich immer eine Hoffnung be- Hans W. Panthel, 1972 wahrt. Zwischen Dunkelheit und Taghelle gestehen sich Pelléas und Mélisande ihre Liebe. Golaud tritt auf und schlägt, von Gewalt über- mannt, Pelléas tot. Kurz darauf stirbt Mélisande. Sie wird ihre Her- ›Apfelbaum mit roten Früchten‹, Gemälde kunft nicht enthüllen, noch warum sie gekommen war, sie, die ›nicht von Paul Elie Ranson, 1902 von hier war‹.« – Zu ergänzen wäre, dass Golaud und Mélisande sechs Monate warten, ehe sie sich zu seiner Familie ins Schloss Allemonde Akts, in der sich die finale Katastrophe in Ahnungen und Andeutungen Wenn dieses Werk [die Oper ›Pelléas et wagen, dass Mélisande kurz vor ihrem Tod ein zartes Mädchen zur abzeichnet. In allen Fällen gibt es inhaltliche und musikalische An- Mélisande‹] irgendwelche Verdienste hat, dann ist dies vor allem die Verbindung Welt bringt, und dass zeichenhafte Ereignisse nicht auf den Verlust des knüpfungspunkte. Die Suite endet mit dem Schluss der Oper in Méli- zwischen musikalischer und szenischer Eherings begrenzt sind: Als Golaud und Mélisande sich an der Wald- sandes (Sterbe-)Gemach. Einmal wird hier der Gesang in den Orches- Bewegung. quelle zum ersten Mal begegnen, fällt ihr eine kleine Krone ins Wasser. tersatz eingezogen: Das Horn, das Instrument des Waldes, »singt« Claude Debussy, 1900 Als sie ihren Ehering verliert, stürzt Golaud im Wald vom Pferd. gleichsam Arkels Worte: »Ich habe nichts gehört.« Leise, zu Glocken- und Harfenklang, geht Mélisande aus der Welt, die nicht die ihre war. Bei den ›Impressions‹ stand das Theatralische im Vordergrund. Ein Jahrzehnt vorher dachte Constant in die Gegenrichtung. Aus Debussys Erstaunen lässt, dass Constant die Auszüge aus Debussys Partitur fast Oper stellte er eine Orchestersuite zusammen, die er ihrer Verlaufs unverändert aneinander montierte, nur eine kurze Passage transpo- logik wegen als Symphonie bezeichnete. An der Zwiegesichtigkeit von nierte und einzelne gesangsbezogene Takte wegließ, und dass sich den- ›Pelléas‹ hob er die andere Seite, die des Klangprozesses, hervor. Er noch alles zu einem folgerichtigen und überzeugenden Verlauf zusam- wählte vor allem Orchesterzwischenspiele aus und fügte sie aneinan- menfügt. Er verdeutlichte damit, dass Debussy die Zwischenspiele Mary Garden, die erste Mélisande, in der der. Das Resultat lässt erstaunen. Vordergründig bewegt sich Constant nicht einfach nach Bedarf einfügte, sondern ihnen einen inneren, fort- ersten Szene des dritten Akts, 1908 teilweise in großen Sprüngen durch Debussys Partitur. Aus dem – ver- schreitenden Zusammenhang verlieh. Ohne Brüche entstand so eine gleichsweise kurzen – Vorspiel blendet er unmittelbar auf das Ende der fließende Musik, in der die emotionalen, mythischen Kräfte des Dra- ersten Szene (Begegnung Mélisandes und Golauds im Wald) und die mas wie in einem Film in der Distanz vorüberziehen. In der Fernan- Überleitung in die zweite (Geneviève, Golauds Mutter, liest Arkel, sei- sicht entfaltet die Handlung ihre musikalische Kraft. nem Großvater, einen Brief des Verschwundenen an seinen Halbbruder Die Premiere war gewiss kein Triumph für Pelléas vor). Constant belässt zwar die Auszüge aus der Oper in ihrer Ferne und Ich: Mahlers ›Lied von der Erde‹ Debussy. Doch von der zweiten Aufführung ›Amour‹, Lithographie von Maurice Denis, ursprünglichen Reihenfolge, aber er überspringt dabei oft mehrere Debussy wird in ›Pelléas‹ symphonisch, wenn die Singstimmen schwei- an blieb das Publikum ruhig und vor allem 1899 Szenen. An die Überleitung aus der ersten Szene im zweiten Akt, in der gen. Mahler drängt im ›Lied von der Erde‹ das Symphonische zum Ge- neugierig, alles zu hören, was das Werk zu sagen hatte. Die kleine Gruppe von Bewun- Mélisande beim Rendezvous mit Pelléas der Ehering in den Brunnen sang. Die Texte dafür fand er in Hans Bethges Band ›Die chinesische derern, zum großen Teil Studenten und fällt, schließt er den Beginn des dritten Akts an (Mélisande lässt ihr Flöte‹, Nachdichtungen fernöstlicher Poesie aus dem achten Jahrhun- Schüler des Konservatoriums, nahm von Tag langes Haar aus dem Fenster ihres Turmzimmers über Pelléas fallen); dert. Es handelt sich dabei um Lyrik aus dritter Hand. Bethge veredelte zu Tag zu. vom Nachspiel zur zweiten Szene des dritten Akts, in der Golaud sei- Übertragungen von Hans Heilmann, der seinerseits nicht chinesische André Messager, Dirigent der Uraufführung nen Halbbruder in eine finstere Grotte unter der Burg führt und dieser Originale, sondern französische Übersetzungen verdeutscht hatte. beinahe in einen Abgrund stürzt, geht er zur zweiten Szene des vierten Mahler wiederum veränderte Bethges Vorlage teilweise erheblich. Er
Zu den Werken 12 13 Zu den Werken —–– verdeutlichte und versinnlichte Bilder, welche die Gedichte entwerfen, Gustav Mahler schärfte Aussagen, Symbole und Gegensätze, passte die Sprache der ›Das Lied von der Erde‹ Musik und ihrer Diktion an. Bei Letzterem ist die Einwirkung der Ton- Besetzung kunst auf die Wortgestalt offenkundig. Bei den anderen Revisionsfor- Tenor solo men erschließt sie sich auf höherer Ebene: Das, wonach der Komponist Alt solo mit seinem Werk strebt und worin es sich erfüllen soll, braucht eine Piccoloflöte, 3 Flöten (3. auch geräumigere, intensivere Bildlichkeit und eine deutlichere Polarität, als Piccolo), 3 Oboen (3. auch Eng- lischhorn), 3 Klarinetten, Kleine Bethge sie bietet. Nicht der Text sucht sich seine Musik, sondern die Klarinette, Bassklarinette, Musik sucht sich ihren Text und formt ihn zurecht. Bei Debussy ver- 3 Fagotte (3. auch Kontrafagott), hielt es sich ähnlich. Für sein Musiktheater brauchte er eine Vorlage 4 Hörner, 3 Trompeten, wie Maeterlincks Drama, und er bearbeitete sie entsprechend seiner 3 Posaunen, Basstuba, Pauken, kompositorischen Vorstellung, gleichsam nach dem Willen seiner Musik. Schlagwerk (Glockenspiel, ›Septemberabend‹, Gemälde von Maurice Triangel, Becken, Tamtam, Als vollen Titel wählte Mahler: ›Das Lied von der Erde. Eine Symphonie Denis, 1891 Tamburin,Große Trommel), 2 Harfen, Celesta, für eine Tenor- und eine Alt-(oder Bariton)stimme und Orchester‹. Lied Mandoline, Streicher – Erde – Symphonie: In diesen drei Begriffen sind die formalen und sprechen im Vergleich zur Umgebung in Erinnerungen, dem einwärts Die meisten Gedichte, die Mahler aus inhaltlichen Eigenheiten des Werkes komprimiert. Als Symphonie ent- gewandten Spiegel von Leben und Sehnsucht. Mitten in diesen Genre- Bethges Sammlung ›Die chinesische Flöte‹ auswählte, stammen von Li Bai, der früher Nach Almas Erinnerungen wurde Mahler hält es alle herkömmlichen Satzcharaktere der Gattung: einen Kopf- bildern von Jugend und Schönheit verbirgt sich der Künstler, dem laut unter dem Namen Li Tai Po geführt wurde. das Büchlein mit dem Titel ›Die chinesische satz, der den musikalischen Sprachraum und sein Material, Fallhöhe Mahler nichts Schlimmeres widerfahren kann, als dass »ihm Leben und Er war, wie nicht wenige Künstler nach ihm, Flöte‹ von dem befreundeten Hofrat Dr. und Urspannung der Affekte vorzeichnet (›Das Trinklied vom Jammer Träumen einmal zusammenfließen, so dass er die Gesetze der einen ein Trinker, und er genoss zumindest zeit- Theobald Pollak, einem alten Freund von Almas Vater Emil Schindler, geschenkt – der Erde‹), einen langsamen Satz (›Der Einsame im Herbst‹), Scherzo Welt in der anderen schauerlich büßen müsste«. weise den Sonder- und Schutzstatus, den (›Von der Jugend‹, ›Von der Schönheit‹, ›Der Trunkene im Frühling‹) Joseph Roth in seiner ›Legende vom wann dies geschah, ist unklar. Auf jeden Heiligen Trinker‹ für die Hellsichtigen und Fall erschien die Erstausgabe im Leipziger und Finale. Die Maßgaben der Tradition sind erfüllt. Die sechs Stücke Um »Lieder« handelt es sich in ganz direktem Sinn: Alle sechs Sätze Genialen unter dieser Spezies Mensch Insel-Verlag 1907, Verfasser war Hans lassen sich außerdem in zwei Abteilungen gliedern: Das letzte, das fast bewegen sich in Strophen. Mahler variiert sie besonders in den Außen- beanspruchte. Bethge. Bethge (1876–1946) war promo- die halbe Aufführungszeit beansprucht, bildet die eine, die restlichen stücken so stark, dass sie wie Themenexposition, -durchführung und vierter Romanist und Schriftsteller, aus H. T. Dessau gebürtig, später in Berlin lebend fünf die andere. Die Form erscheint wie eine Spiegelung der Dritten -reprise wirken. Dennoch scheint die Gliederung in Strophen durch, im und mit Heinrich Vogeler und Wilhelm Symphonie, die Mahler in Skizzen mit »Das irdische Leben« über- Finale als Verhältnis »breit entworfener, einander entsprechender [Er- Lehmbruck befreundet. schrieb. Auch sie besteht aus sechs Sätzen, von denen einer die halbe eignis-]Felder« (Adorno), die allmählich das Zeitgefühl aufheben. Im Jens Malte Fischer, 2003 Werkdauer einnimmt; hier ist es der erste. eröffnenden ›Trinklied‹ wird der Strophenanfang durch den Über- schwang des Hornsignals, das Ende durch einen Refrain markiert Spiegelung scheint im ›Lied von der Erde‹ ein Prinzip zu sein, das Form (»Dunkel ist das Leben, ist der Tod«). Das aufstrebende Signal sinkt und Inhalt auf verschiedenen Ebenen verknüpft. Im dritten, dem Stück von Mal zu Mal einen Ton nach unten, der fallende Refrain setzt dage- vom Porzellan-Pavillon, wird es genannt: Vergnügte junge Leute sehen gen immer einen Halbton höher an; dass er in der dritten Strophe weg- ihr Spiegelbild im Wasser. In der ersten Abteilung, den Sätzen eins bis gelassen wird, verstärkt seine Wirkung. Besonders deutlich tritt die fünf, prägt es die Struktur: Das fünfte ist wie das erste ein Trinklied, Strophengliederung im dritten und fünften Lied, dem ›Trunkenen im das eine blickt auf die Welt, das andere auf deren Gegenpol, das Ich. Frühling‹, hervor. Die Stelle des eröffnenden Signals nimmt hier eine Wie das zweite spricht das fünfte von einem, der sich aus der Welt Anleihe aus dem Vergnügungsviertel der Kunst, aus einem Brettl-Lied begibt, entweder durch das Alter oder durch die Existenzform. Die Sät- des Oscar Straus, ein (so wie im ersten Lied die Gesangspassagen mit ze drei und vier behandeln zwei Aspekte des Rückblicks: das Vergan- einem »Schunkel«-Auftakt beginnen). gene als starke Stilisierung (Jugend) und das Ideal als Leitbild (Schön- heit). Im Finale wirkt das Spiegelprinzip im Sinne einer Verkehrung »Erde« bedeutet für Mahler dreierlei: das irdische Leben (im Gegensatz der Verhältnisse: Dieses Hauptstück führt nicht wie gewöhnlich in die zum himmlischen), die aufblühende und absterbende, sich beständig Symphonie, sondern aus ihr heraus – mit einem langen Abschied. erneuernde Natur und die letzte Ruhestätte. Entsprechend ziehen sich Schließlich reflektiert sich in den Texten aus ferner Zeit und Gegend durch diese Gesangssymphonie ein lebens- und ein todessymbolischer das komponierende Subjekt merkwürdig verfremdet und zugleich »Grundton« (Hermann Danuser), die vor allem im ersten Stück inein- ›Einsamkeit‹, handkolorierte Zinkografie Gustav Mahler, 1909 pointiert. Die beiden Sätze, die der Zählung nach die Werkmitte bilden, ander verwoben sind, in den Mittelsätzen aber einzeln hervortreten, von Emile Bernard, 1892
Zu den Werken 14 15 Zu den Werken Alle Werke bis dahin waren aus dem Ge- allerdings nicht ohne Kontrasthintergrund. »Kein zweites Werk Mah- fühl des Lebens entstanden; im Wissen lers ist so polar angelegt wie ›Das Lied von der Erde‹. Es darf angenom- aber um die schwere Herzkrankheit, die men werden, dass sich Mahler in der Beschäftigung mit Bethge Grund- ihn befallen, hatte er, wie der verwundete Fürst Andrej in Tolstois ›Krieg und Frieden‹ züge chinesischer Philosophie angeeignet hatte. Zwei widerstreitende begonnen, sich von der Sphäre des Lebens und sich zugleich ergänzende Prinzipien bestimmen das Denken, das seelisch zu lösen – eine Lockerung aller sich in Begriffen wie Himmel und Erde, männlich und weiblich, gebend bisherigen Bindungen veränderte sein und nehmend, aktiv und passiv, Licht und Dunkel, schöpferisch und Gesamtgefühl, das »Lied von der Erde« ist, empfangend, also im Paar Yang und Yin spiegelt. Das kam dem philo- wie ich es schon einmal in Anlehnung an ein Wort Spinozas ausgedrückt habe, eine sophischen Denken Mahlers durchaus nahe.« (Reinhard Schulz) Schöpfung sub specie mortis. Die Erde ist im Entschwinden, eine andere Luft weht Die Dialektik der Gegensätze beeinflusst die musikalische Disposition herein, ein anderes Licht leuchtet darüber bis ins Detail: Mahler verlangt zwei Singstimmen, eine hohe und eine und so ist es ein völlig neues Werk Mah- tiefe, vorzugsweise eine Männer- und eine Frauenstimme; sie singen lers, hat einen neuen Kompositionsstil, eine neue Art der Erfindung, der Instru- nie gemeinsam. Das musikalische Material lässt er aus zwei Urmotiven mentation, der Satztechnik. Und es ist ein hervorgehen: dem Hornsignal des Anfangs und der Antwort darauf. »lchwerk«, wie Mahler noch keines, auch Das Hornsignal ist der halbtonlos pentatonischen Skala entnommen, nicht in seiner Ersten, geschaffen. aus der Mahler fernöstliches Kolorit gewinnt. Die meckernd-groteske Bruno Walter, 1936 Replik spaltet er in zwei Gestalten: Aus der halbtönigen Ausstufung bilden sich chromatische Linien, die absteigend zu Klage- und Jammer- figuren werden, aufsteigend aber nach Größerem streben; aus der mä- andernden Bewegung entsteht eine charakteristische Figur, der Dop- pelschlag: Er umwickelt einen Zentralton von oben und unten, ist ›Der Spaziergang‹, Gemälde von Franz Dekor, Motiv und rhetorische Formel in einem. von Stuck, 1903 Wie die pentatonische Urformel des Anfangs durchzieht der Doppel- ›Das Lied von der Erde‹ sei »wohl das Persönlichste, was ich bis jetzt schlag alle sechs Sätze. Im ersten tritt er im Brustton pathetischer gemacht habe«, bekannte Mahler. Wie sich dies mit den imaginären Rhetorik zum »Singen« und zum »goldenen Wein«, also zur rauschhaf- Szenerien aus dem fernen China verträgt, erläutert eine alte Legende, ten Lebensfeier auf. Im zweiten Stück wirkt er im Perpetuum Mobile die Ernst Bloch mitteilte. Sie erzählt »von dem Träumer Han-tse, dem der Violinen – ebenfalls einem Zeichen des Lebens, obwohl das Lied Dichter, der das Buch seiner Geliebten dichtete, der schönen Li-fan, die Jeder Ton, den er schreibt, spricht nur von zur todessymbolischen Seite gehört. In der Nummer drei, in der Mahler ihn verschmäht hatte. Ins Tal der silbernen Apfelblüte schrieb er das ihm, jedes von ihm komponierte Wort, das vor tausend Jahren gedichtet wurde, bei zarter Instrumentierung weite Melodiebögen zieht, erscheint er im Mädchen, schrieb ihr einen herrlichen See und ein Schloss aus Jade, drückt nur ihn aus – ›Das Lied von der Mittelteil als Scharnier zwischen Tonrepetitionen und exotisch kolo- die köstlichsten Gewänder, Feste und Gespielinnen, und der Mond ging Erde‹ ist der persönlichste Laut in Mahlers rierten Figuren. Im vierten Stück wird er zunächst eingepackt in Flö- nicht unter im Tal der silbernen Apfelblüte. Das alles träumte sein ma- Schaffen, vielleicht auch in der Musik. tentriller, befreit sich dann mit den Trompetensoli, die den Durchbruch gisches Wort, ja er konnte noch Li-fan selber aus dem Buch zu sich Auch die Erfindung, die von der Sechsten zum Marsch leisten. Im fünften Stück mag man ihn als Verzierung oder rufen, bis sie der Tag wieder vertrieb: Übermächtig war so sein Leben an dem Symphoniker gelegentlich weniger Bruno Walter, Dirigent der Uraufführung, wichtig an sich wie als Material für sein 1912 in »trunken«-gezerrter Perspektive entdecken. Im Finale aber wird er geteilt, in den traurigen, alternden Tag und die geheimnisvolle Schöp- gestaltendes Formen war, erlangt wieder zum Fluchtpunkt, zur Figur, in der Musik und Sprache zusammenlau- fung, die zu ihm kam und ihn immer wieder verließ. Bis zu jenem letz- persönlichsten Charakter und in diesem fen. Aus ihm entsteht das einleitende Oboensolo, ein fernes Lebenszei- ten Morgen; die Verwandten suchten Han-tse in seiner Hütte, lange Sinn ist es vollkommen richtig, das ›Lied Es ist wie das Vorbeiziehen des Lebens, chen über todkündenden Tamtamschlägen. Er prägt das aufgesprengte vergeblich, man fand ihn nicht, doch auf dem Tisch lag sein Buch auf- von der Erde‹ das »Mahlerischeste« seiner besser des Gelebten in der Seele des Ster- Klangfeld von Naturlauten, zu denen der Alt von Vögeln singt, die geschlagen, mit einem neuen, dem letzten Kapitel: Die Ankunft Han- Werke zu nennen. benden. Das Kunstwerk verdichtet, ent- »still in ihren Zweigen hocken – die Welt schläft ein«. Er grundiert das tses im Tal der silbernen Apfelblüte. So hat sich ein Dichter selber in Bruno Walter, 1936 materialisiert; das Tatsächliche verflüch- tigt, die Idee bleibt; so sind diese Lieder. Warten aufs letzte Lebewohl und signalisiert Abschied: Er ist der letzte sein Werk hineingeschrieben, ›hinter die Mauer aus ewigen Buchsta- singbare Rest, wenn sonst nichts mehr geht, die letzte Figur, ehe der ben‹, ästhetisch wirklich ›produktiv‹. Mahlers letzte Musik wirkt Anton Webern an Alban Berg, 1918 Gesang im siebenmaligen »Ewig« versiegt, ohne in den Grundton zu- manchmal so im Realen.« Seine Sechste Symphonie endet in der Kata- rückzukehren. Als stilisierter Naturlaut ist er zugleich das Ursprüng- strophe, die Siebte auf der Festwiese, die Achte im Himmel, ›Das Lied lichste, das Natur-Lied von der Erde. von der Erde‹, der Zählung nach die Neunte, endet in der Kunst.
Die Künstler 16 17 Die Künstler —– Die Künstler David Robertson Simon O’Neill gehört sowohl im Opern- wie im symphonischen Repertoire zu den studierte an der University of Otago, Victoria University of Wellington, renommiertesten Dirigenten der Gegenwart. Im kalifornischen Santa Manhattan School of Music und dem Juilliard Opera Center New York. Monica gebürtig, studierte er an der Royal Academy of Music in London Der neuseeländische Tenor erhielt das Fulbright Stipendium, wurde zunächst Horn und Komposition, bevor er sich dem Dirigieren zuwand- 2005 als Arts Laureate of New Zealand ausgezeichnet und 2017 von te. Leitungspositionen übernahm er seit den 1980er Jahren beim Jerusa- Queen Elisabeth in den New Zealand Order of Merit aufgenommen. Er lem Symphony Orchestra, beim Orchestre national de Lyon und dem gastierte an der Metropolitan Opera, dem Royal Opera House Covent BBC Symphony Orchestra. In den 13 Jahren seiner Amtszeit als Princi- Garden, dem Teatro alla Scala, der Wiener und Berliner Staatsoper, der pal Conductor des Saint Louis Symphony Orchestra wurde der interna Deutschen Oper Berlin, den Bayreuther und Salzburger Festspielen. tionale Ruf des Klangkörpers bedeutend gesteigert. Seit 2014 ist er in Auch auf den bedeutenden Konzertbühnen tritt Simon O’Neill regelmä- selber Position beim Sydney Symphony Orchestra tätig. Mit besonderer ßig auf. Unter anderem sang er die ›Glagolithische Messe‹ in Prag unter Leidenschaft widmet sich der Künstler der zeitgenössischen Musik. So Pietari Inkinen, ›Das Lied von der Erde‹ mit James Levine und dem Met leitete er zwischen 1992 und 1999 das Ensemble intercontemporain und Orchestra in der Carnegie Hall, ›Fidelio‹ bei den Salzburger Festspielen dirigierte zahlreiche Uraufführungen. An der Metropolitan Opera in und den BBC Proms mit Daniel Barenboim sowie die Titelrolle im ›Sieg- New York hat Robertson ein breites Repertoire dirigiert, das von Mozart fried‹ in Hongkong unter Jaap van Zweden und beim Edinburgh Festival bis Adams reicht. Im September dieses Jahres wird er dort anlässlich der unter Mark Elder. Zu seinen Konzertauftritten in dieser Saison gehören Saisoneröffnung die Premiere von Gershwins ›Porgy and Bess‹ leiten. Der ›Die Gurrelieder‹ mit dem Spanish National Orchestra und David Afkham, Dirigent tritt regelmäßig mit dem Royal Concertgebouw Orchester, der ›Das Lied von der Erde‹ und Mahlers Achte Symphonie in Paris mit Valery Tschechischen Philharmonie, dem Symphonieorchester des Bayerischen Gergiev und eine Rückkehr zum Edinburgh Festival. Rundfunks und der Dresdner Staatskapelle auf und gastiert beim Musik- fest Berlin, beim Edinburgh Festival, bei den BBC Proms und Musica Das deutsche symphonie-orchester berlin Viva in München. Beim DSO debütierte David Robertson bereits im Jahr hat sich in den über 70 Jahren seines Bestehens durch seine Stilsicher- 1983, zuletzt war er mit dem Orchester im September 2010 zu erleben. heit, sein Engagement für Gegenwartsmusik sowie seine CD- und Rund- funkproduktionen einen exzellenten Ruf erworben. Gegründet 1946 als Karen Cargill RIAS-Symphonie-Orchester, wurde es 1956 in Radio-Symphonie- sang beim DSO zuletzt im Februar 2018. Sie gastiert regelmäßig in den Orchester Berlin umbenannt. Seinen heutigen Namen trägt es seit 1993. großen Konzert- und Opernhäusern weltweit. Geistliche Programme, Ferenc Fricsay definierte als erster Chefdirigent Maßstäbe im Reper- etwa Bachs ›Matthäus-Passion‹, Händels ›Messiah‹ und Dvořáks ›Sta- toire, im Klangideal und in der Medienpräsenz. 1964 übernahm der junge bat Mater‹ wie symphonische Werke führen sie zu so namhaften Or- Lorin Maazel die künstlerische Verantwortung, 1982 folgte Riccardo chestern wie dem Boston, Philadelphia, Chicago, Rotterdam und Seoul Chailly und 1989 Vladimir Ashkenazy. Kent Nagano wurde 2000 zum Philharmonic Orchestra, den Berliner Philharmonikern, der Staatska- Chefdirigenten berufen; seit seinem Abschied 2006 ist er dem pelle Dresden sowie dem London Symphony, London Philharmonic Orchester als Ehrendirigent verbunden. Von 2007 bis 2010 setzte Ingo und Royal Concertgebouw Orchestra. Auf der Opernbühne ist Karen Metzmacher mit progressiver Programmatik und konsequentem Einsatz Cargill als Wagner-Sängerin gefragt und tritt an international renom- für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts Akzente im hauptstädtischen mierten Häusern wie dem Royal Opera House in Covent Garden, der Konzertleben; von 2012 bis 2016 legte Tugan Sokhiev einen Schwer- Metropolitan Opera in New York, der Deutschen Oper Berlin und beim punkt auf französisches und russisches Repertoire. Seit September Glyndebourne Festival auf. Mit ihrem Liedbegleiter Simon Lepper kon- 2017 ist Robin Ticciati Chefdirigent und Künstlerischer Leiter. Neben zertiert sie in der Wigmore Hall London, dem Concertgebouw Amster- seinen Konzerten in Berlin ist das Orchester mit zahlreichen Gastspie- dam, dem Kennedy Center Washington und der Carnegie Hall in New len und vielfach ausgezeichneten CD-Einspielungen im internationalen York. Unter der Leitung von Robin Ticciati war Karen Cargill an der Musikleben präsent. Das DSO ist ein Ensemble der Rundfunk Orchester CD-Produktion von Berlioz’ ›Les nuits d’été‹ und ›La mort de Cléopâtre‹ und Chöre GmbH. beteiligt, die im Juni 2013 vom Grammophone-Magazin zur ›Aufnah- me des Monats‹ gekürt wurde. Im Juli 2018 wurde ihr vom Royal Con- servatoire of Scotland die Ehrendoktorwürde verliehen.
Das Orchester 18 —–– Deutsches Symphonie-Orchester Berlin NEU Chefdirigent und 1. Violinen Bratschen Flöten Hörner Künstlerischer Wei Lu Igor Budinstein Kornelia Barnabas Kubina Leiter 1. Konzertmeister 1. Solo Brandkamp Solo N. N. Annemarie Solo N.N. Robin Ticciati 1. Konzertmeister Moorcroft Gergely Bodoky Solo Byol Kang 1. Solo Solo Ozan Çakar Ehemalige Konzertmeisterin N. N. Upama Muckensturm stellv. Solo Chefdirigenten stellv. Solo stellv. Solo Hande Küden Georg Pohle Ferenc Fricsay † stellv. Konzertmeisterin Verena Wehling Frauke Leopold Joseph Miron Lorin Maazel † Olga Polonsky Leo Klepper Frauke Ross Antonio Adriani Riccardo Chailly Isabel Grünkorn Andreas Reincke Piccolo N. N. Vladimir Ioana-Silvia Musat Lorna Marie Hartling Ashkenazy Oboen Mika Bamba Henry Pieper Trompeten Kent Nagano Thomas Hecker Dagmar Schwalke Birgit Mulch-Gahl Solo Joachim Pliquett Ingo Metzmacher Solo Ilja Sekler Anna Bortolin Viola Wilmsen Tugan Sokhiev Falk Maertens Pauliina Quandt- Eve Wickert Solo Marttila Solo Ehrendirigenten Tha s Coelho Martin Kögel Nari Hong stellv. Solo Heinz Günter Wand † Viktor Bátki Radzischewski Nikolaus Kneser Isabel Maertens stellv. Solo Kent Nagano Michael Mücke Violoncelli Max Werner Raphael Mentzen Mischa Meyer Englischhorn Elsa Brown Matthias Kühnle Ksenija Zečević 1. Solo Valentin Radutiu Klarinetten Lauriane Vernhes Posaunen 1. Solo Stephan Mörth Solo András Fejér 2. Violinen Dávid Adorján Solo Solo Thomas Holzmann Andreas Schumann Solo Andreas Klein Stimmführer Adele Bitter Solo Mathias Donderer Richard Eva-Christina Obermayer Susann Ziegler Schönweiß Thomas Rößeler stellv. Solo Rainer Vogt Stimmführerin Catherine Blaise Preis inkl. MwSt. Anbieter: Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin Bernhard Nusser Tomer Maschkowski Johannes Watzel Claudia Benker- Bassposaune stellv. Stimmführer N. N. Schreiber Bassklarinette Clemens Linder Leslie Riva-Ruppert Tuba Matthias Roither Sara Minemoto Fagotte Johannes Lipp Stephan Obermann Karoline Zurl Eero Lagerstam Kontrabässe Solo Harfe Tarla Grau Peter Pühn Jörg Petersen Elsie Bedleem Solo Solo Solo Jan van Schaik Ander Perrino Douglas Bull Uta Fiedler-Reetz Pauken Cabello stellv. Solo Bertram Hartling Solo Erich Trog Hendrik Schütt Kamila Glass Solo Christine Felsch Markus Kneisel Für 9,80 € im Handel erhältlich Marija Mücke stellv. Solo Kontrafagott Jens Hilse Elena Rindler Gregor Schaetz Solo Versandkostenfrei bestellen: shop.tagesspiegel.de Matthias Hendel Schlagzeug Ulrich Schneider Roman Lepper Rolf Jansen 1. Schlagzeuger Henrik Magnus Schmidt stellv. 1. Schlagzeuger Thomas Lutz
—– Konzertvorschau SAISONVORSCHAU 2019|2020 Die neue Saisonvorschau inklusive aller Abonne Fr 7. Juni | 22 Uhr | Hamburger Bahnhof ment-Informationen liegt heute Abend für Sie 20.45 Uhr Einlass | 21 Uhr Kurzführung aus. Gerne senden wir Ihnen diese auch kostenfrei Kammerkonzert ›Notturno‹ zu. Bitte schreiben Sie uns hierfür eine E-Mail Werke von Bacewicz, Fitelberg, Weinberg mit dem Betreff ›Vorschau‹ und Ihrer Anschrift an ANAMYKTOS QUARTETT marketing@dso-berlin.de. Abonnements können Sie auch online unter dso-berlin.de/abo buchen. So 16. Juni | 20 Uhr | Philharmonie Roussel Symphonische Fragmente aus Kammerkonzerte ›Das Festmahl der Spinne‹ Ausführliche Programme und Besetzungen Saint-Saëns Violoncellokonzert Nr. 1 unter dso-berlin.de/kammermusik Prokofjew Symphonie Nr. 4 LIONEL BRINGUIER Karten, Abos und Beratung Gautier Capuçon Violoncello Besucherservice des DSO Charlottenstraße 56 | 2. OG Mi 19. Juni | 20 Uhr | Philharmonie 10117 Berlin | am Gendarmenmarkt Mahler Symphonie Nr. 6 Öffnungszeiten Mo bis Fr 9 – 18 Uhr JAKUB HRŮŠA Tel 030. 20 29 87 11 | Fax 030. 20 29 87 29 tickets@dso-berlin.de Fr 28. Juni | 20 Uhr | Philharmonie Schubert Ouvertüre ›Im italienischen Stil‹ Impressum Mozart Klavierkonzert Nr. 17 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Mendelssohn Bartholdy Symphonie Nr. 4 in der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin ›Italienische‹ im rbb-Fernsehzentrum KENT NAGANO Masurenallee 16 – 20 | 14057 Berlin Emanuel Ax Klavier Tel 030. 20 29 87 530 | Fax 030. 20 29 87 539 info@dso-berlin.de | dso-berlin.de Do 5. Sept | 20 Uhr | Musikinstrumenten-Museum Kammerkonzert ›Notturno Extra‹ – ›100 jahre bauhaus‹ Chefdirigent Robin Ticciati Orchesterdirektor Alexander Steinbeis Werke von Schönberg, Strawinsky Orchestermanager Sebastian König ENSEMBLE DES DSO Künstlerisches Betriebsbüro Sarah Aristidou Sopran Moritz Brüggemeier, Barbara Winkelmann Dominique Horwitz Sprecher Orchesterbüro Konstanze Klopsch, Marion Herrscher Marketing Tim Bartholomäus Fr 6. Sept | 20.30 Uhr | Villa Elisabeth Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Benjamin Dries Kammerkonzert Musikvermittlung Linda Stein (Elternzeitvertretung) Werke von Dubois, Françaix Programmhefte | Einführungen Habakuk Traber POLYPHONIA ENSEMBLE BERLIN Notenarchiv Renate Hellwig-Unruh Orchesterwarte Burkher Techel M. A., So 8. Sept | 12 Uhr | Haus des Rundfunks Shinnosuke Higashida, Kai Steindreischer rbbKultur-Kinderkonzert – Open House ab 10.30 Uhr Texte | Redaktion Habakuk Traber Werke von Badelt, Korngold, Vaughan Williams, Wagner Redaktion Benedikt von Bernstorff LANCELOT FUHRY Artdirektion Preuss und Preuss GmbH | Satz Susanne Nöllgen Christian Schruff Moderation Fotos Monica Menez (Titel), Frank Eidel (DSO), Chris Lee (Robertson), K. K. Dundas (Cargill), Stephen Langdon (O’Neill), DSO-Archiv (sonstige) Konzerteinführungen © Deutsches Symphonie-Orchester Berlin 2019 Zu allen Symphoniekonzerten in der Philhar Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist ein Ensemble monie – mit Ausnahme der Casual Concerts – der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin. findet jeweils 65 Minuten vor Konzertbeginn Geschäftsführer Anselm Rose Preis: 2,50 ¤ eine Einführung mit Habakuk Traber statt. Gesellschafter Deutschlandradio, Bundesrepublik Deutschland, Land Berlin, Rundfunk Berlin-Brandenburg
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