Produktauthentifizierung per Smartphone - Chancen und Herausforderungen der mobilen Authentifizierung von Sicherheitsmerkmalen - Schreiner Group

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Produktauthentifizierung per Smartphone - Chancen und Herausforderungen der mobilen Authentifizierung von Sicherheitsmerkmalen - Schreiner Group
Produktauthentifizierung
per Smartphone
Chancen und Herausforderungen der mobilen Authentifizierung von
Sicherheitsmerkmalen
Produktauthentifizierung per Smartphone - Chancen und Herausforderungen der mobilen Authentifizierung von Sicherheitsmerkmalen - Schreiner Group
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                                    2

                                                                              Inhalt

                                                                              1. Einleitung............................................... 4

                                                                                 1.1.    Gefährdete Branchen...................... 4
                                                                                 1.2.    Lebenszyklus des Betrugs­
                                                                                         managements................................. 4
                                                                                 1.3.    Herausforderung Vertrauens­
                                                                                         würdigkeit....................................... 5
                                                                                 1.4     Motivierte Verbraucher................... 5
                                                                                 1.5.    Hilfsmittel zur Authentifizierung...... 5
                                                                                 1.6.    Mehr Sicherheit für den
                                                                                         Verbraucher.................................... 5

                                                                              2. Das Smartphone als ideales
                                                                                 Prüfmittel............................................... 6

                                                                                 2.1.    Das Sicherheitsniveau.................... 6
                                                                                 2.2.    Die Verfügbarkeit von
                                                                                         Smartphones.................................. 7
                                                                                 2.3.    Smartphones als
                                                                                         Messinstrument.............................. 7

                                                                              3. Technische Merkmale von
                                                                                 Smartphone­kameras............................ 8

                                                                                 3.1.    Die Kameraauflösung..................... 8
                                                                                 3.2.    Die Bildqualität............................... 8
                                                                                 3.3.    Bildschärfe und Bildkontrast.......... 9
                                                                                 3.4.    Bildabstand und Zoom..................10
                                                                                 3.5.    Die Aufnahmedauer.......................10
                                                                                 3.6.    Die Beleuchtungsabhängigkeit......10
                                                                                 3.7.    Die Farbtreue.................................11
                                                                                 3.8.    Die Internetanbindung...................12

                                                                              4. Die User Experience............................12
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Executive Summary
Der Vertriebsprozess physischer Waren befindet seit                     Heute ist es insbesondere für Verbraucher schwer bis
Jahren im Wandel und der Anteil des Onlinehandels                       unmöglich zu beurteilen, ob es sich bei einem erwor­
wächst weiterhin stetig. Durch den fehlenden persön­                    benen Produkt um ein Original oder eine Fälschung
lichen Kontakt kann der Käufer die Vertrauenswürdig­                    handelt. Die Möglichkeit ein Smartphone zur Originali­
keit eines Verkäufers nur schwer einschätzen. Diese                     tätsprüfung eines Produktes zu nutzen, erscheint
Entwicklung nutzen Kriminelle verstärkt aus und                         daher auch im Sinne des Verbraucherschutzes hoch
schleusen gefälschte Waren in die Lieferkette ein. Um                   attraktiv. Die Bewertung, ob ein Original oder eine
die Risiken und Schäden durch gefälschte Produkte                       Fälschung vorliegt, erfolgt automatisiert; ebenso die
für sich und ihre Kunden soweit wie möglich zu mini­                    Aufnahme eines geeigneten Bildausschnittes auf Basis
mieren, müssen Hersteller und Markeninhaber mit                         von leistungsfähigen Algorithmen. Darüber hinaus
geeigneten Produktschutzstrategien reagieren.                           lässt sich durch eine ansprechende Gestaltung der
                                                                        Benutzerschnittstelle und integrierte Gamification-
Ein wirkungsvolles Produktschutzkonzept ist die Echt­                   Elemente Kundenbegeisterung und Kunden­bindung
heitsprüfung von Produkten per Smartphone durch                         erzielen.
den Verbraucher/Konsumenten. Voraussetzung dafür
ist, dass die Produkte mit entsprechenden Sicher­                       Doch es gibt Hürden bei der Realisierung solcher
heitsmerkmalen ausgestattet sind, sodass                                Lösungen: Die zunehmende Fragmentierung verschie­
                                                                        dener Smartphone-Modelle und die unterschiedlichen
■■   die Originalität eines Produktes innerhalb der                     Eigenschaften der Smartphone-Kameras stellen hohe
     Supply Chain immer und überall durch jeden                         Anforderungen bei der Entwicklung eines geeigneten
     überprüft werden kann. Diese Möglichkeit,                          Sicherheitsmerkmals: Es muss einerseits robust
     Fälschungen jederzeit leicht und zuverlässig                       gegenüber Manipulationen sein und und andererseits
     aufzudecken, stellt eine hohe Abschreckung für                     müssen die besten Fälschungen auch bei unterschied­
     Fälscher dar, zumal Smartphones heutzutage                         lichsten Aufnahmenbedingungen mit unterschiedlichs­
     flächendeckend verfügbar sind.                                     ten Smartphones zuverlässig von den Originalen unter­
■■   auch verborgene Sicherheitsmerkmale überprüft                      schieden werden können. Dies setzt ein umfassendes
     werden können. Diese bieten bei gleichen Kosten                    Wissen voraus – über die Fertigungsprozesse von
     gegenüber offenen Merkmalen eine höhere                            Sicherheitsmerkmalen und ihre verschiedenen Eigen­
     Fälschungssicherheit und haben einen größeren                      schaften, wie z. B. Druckauflösung, Kontrast und Farb­
     Entwicklungsspielraum.                                             räume, die Qualität und Messstabilität dieser Eigen­
■■   Smartphones genutzt werden können, um einen                        schaften in Bezug auf die Bandbreite der existierenden
     aus Produktsicht „sicheren Einstieg in die digitale                Smartphone-Modelle.
     Welt“ zu realisieren. Denn nur, wenn ein Produkt
     per Smartphone zuerst als Original bestätigt wird,                 Das vorliegende Whitepaper diskutiert diese Aspekte
     ist sichergestellt, dass auch die zugehörigen,                     vertiefend.
     ebenfalls per Smartphone abrufbaren Daten
     und Dienstleistungen des Herstellers für dieses
     Produkt tatsächlich gültig sind.
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                4

1. Einleitung                                                           1.2.   Lebenszyklus des
                                                                               Betrugsmanagements
1.1.     Gefährdete Branchen
                                                                        Denkbare Schutzmaßnahmen sind individuelle Ele­
Es gibt unzählige Erhebungen zum Ausmaß des Han­                        mente einer idealerweise ganzheitlichen Strategie im
dels mit gefälschter Ware. Die jüngste OECD-Studie                      Sinne eines Fraud Management Lifecycles – dem
beziffert den entsprechenden Anteil des Welthandels                     Lebenszyklus des Betrugsmanagements –, durch den
auf 3,3 %. In die Europäische Union werden demnach                      ein Unternehmen vor Betrug und Schaden geschützt
jährlich gefälschte Güter im Wert von 121 Milliarden                    werden soll. Dazu gehört zunächst die Etablierung und
Euro importiert (Stand 2016), was einem Anteil von                      Pflege entsprechender Rahmenbedingungen und Pro­
6,8 % entspricht; im Jahr 2013 betrug der Anteil noch                   zesse um vor solchen Schäden abzuschrecken und
5 %. Dies sind jedoch nur Durchschnittswerte und                        vorzubeugen, sowie die Erkennung, Untersuchung,
einige Märkte sind noch erheblich stärker von Fäl­                      Eindämmung und Verfolgung von Schadensfällen (W.
schungen betroffen. So nennt die Studie einige Bran­                    Wilhelm, Journal of Economic Crime Management,
chen, in denen die Fälschungsquote überdurchschnitt­                    2004 2).
lich hoch ist, wie beispielsweise bei Parfums, Kosmetika,
optischen/fotografischen bzw. medizinischen Geräten                     Ein sehr wichtiges und zukunftsweisendes Element
oder Uhren, und darüber hinaus einige Branchen, bei                     einer solchen Strategie ist die Authentifizierung von
denen diese Quote sogar zwischen 12 % und 23 %                          Produkten per Smartphone, die im Nachfolgenden ver­
beträgt, dazu zählen elektrische Anlagen, Kleidung,                     tiefend behandelt wird. Im Prinzip kann sich der Fraud
Lederwaren und Schuhe (OECD, Trends in Trade in                         Management Lifecycle nicht nur auf gegenständliche
Counterfeit and Pirated Goods, 2019). In diesem Aus­                    Objekte beziehen, sondern beispielsweise auch auf
maß entsteht ein beträchtlicher Schaden für den Mar­                    Finanztransaktionen, geistige Eigentumsrechte oder
keninhaber, der im schlimmsten Fall existentiell sein                   Versicherungsbetrug. Im Kontext der Authentifizierung
kann. Je nach individueller Bedrohung drängen sich für                  per Smartphone zielt das vorliegende Whitepaper
ihn daher Maßnahmen zum Schutz seiner Umsätze und                       jedoch auf konkrete Produkte.
Reputation sowie seiner Rechte und seines geistigen
Eigentums auf.

Abbildung 1: Einfallstore in die Lieferkette für gefälschte Waren.
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                 5

1.3.     Herausforderung                                              1.5.    Hilfsmittel zur Authentifizierung
         Vertrauenswürdigkeit
                                                                       Üblicherweise verfügt der „Otto-Normalverbraucher“
Gefälschte Ware kann an unterschiedlichen Stellen in                   jedoch selbst nicht über einfache Prüfmittel wie Lupen,
die Lieferkette eindringen (Abb. 1). Traditionell wurden               Mikroskope oder UV-Lampen. Dem Verbraucher bleibt
Güter über Großhändler an Einzelhändler verteilt und                   daher nur die Sichtprüfung, die über offene, mit dem
von dort an die Verbraucher verkauft. Unter diesen                     Auge erkennbare Sicherheitsmerkmale wie beispiels­
Bedingungen wurde die Originalität der Produkte durch                  weise Hologramme realisiert werden kann. Doch um
den Zoll geprüft, der bei grenzüberschreitenden Trans­                 via Sichtprüfung ein Imitat anhand eines Sicherheits­
porten Stichprobenkontrollen durchführt. Zum ande­                     merkmals zuverlässig erkennen zu können, muss der
ren konnte der Käufer auch persönlich am Point of Sale                 Endkunde wissen, welche Merkmale das Original und
die Vertrauenswürdigkeit des Verkäufers einschätzen.                   eine Fälschung voneinander unterscheiden.

Dieser Vertriebsprozess hat sich durch die zuneh­                      In diesem Kontext rückte in den letzten Jahren mehr
mende Nutzung des Internets und Online-Handels                         und mehr das Smartphone in den Fokus: So können
jedoch stark gewandelt. In Deutschland wurde in 2020                   z. B. moderne Bilderkennungssoftware oder KI-­basierte
ein Onlineanteil erreicht, der bei ca. 14 % des Einzel­                Methoden genutzt werden, um die Echtheit eines Pro­
handelsumsatzes lag. Bis 2024 wird ein weiteres                        dukts zu überprüfen.
Wachstum auf bis zu 19,4 % prognostiziert. (IHF Köln,
2021). Bei einem Einkauf im Internet gestaltet sich für                Bemerkenswert ist dabei, dass zunächst eine Erschei­
den Endkunden die Beurteilung der Vertrauenswürdig­                    nungsform der Digitalisierung, nämlich der Online-
keit des Verkäufers jedoch ungleich schwieriger.                       Handel, überhaupt erst eine der Ursachen für das ver­
Gleichzeitig reduziert auch der explo­      s ionsartige               stärkte Auftreten gefälschter Produkte war, gleichzeitig
Anstieg der internationalen Paketpost die Wirksamkeit                  die Lösung dieses Problems aber durch eine andere
der Zollkontrollen. Wird dann noch die Tatsache berück­                Facette der Digitalisierung ermöglicht wird, nämlich
sichtigt, dass beim Direktvertrieb über das Internet das               durch die mittlerweile allgegenwärtige Verfügbarkeit
Risiko eliminiert ist, dass ein gewerblicher Zwischen­                 von Smartphones, mit denen ein Endkunde die Origi­
händler ein Produkt als Nachahmung oder Imitat ent­                    nalität eines Markenartikels verifizieren kann.
larvt, dann wundert es nicht, dass für Fälscher der
Online-Handel hoch attraktiv ist.
                                                                      1.6.    Mehr Sicherheit für den Verbraucher

1.4      Motivierte Verbraucher                         Die Produktauthentifizierung per Smartphone bietet
                                                        mehrere Vorteile. Bisher war es zum Beispiel notwen­
Die sich neu entwickelnden Warenströme umgehen dig, sich vor der Echtheitsprüfung eines Produktes
damit zum Teil auch etablierte Kontrollen und bieten über ein Sicherheitsmerkmal zu informieren und sich
aufgrund des Online-Vertriebs auch keine sonstigen die relevanten Merkmale und Erscheinungsbilder zu
Angriffspunkte für Kontrollen. Somit bleibt als einzige merken. Eine App-basierte Echtheitspürfung hingegen
Möglichkeit, dass die Originalitätsprüfung des Pro­ führt durch die Prüfung und nimmt sogar die Entschei­
dukts durch den Endkunden durchgeführt wird.            dung über die Echtheit des Produkts ab, da die Authen­
                                                        tifizierung vollautomatisch erfolgen kann. Dies geht
Verbraucher wollen dies auch durchaus aktiv unterstüt­ einher mit der Möglichkeit, dass das Sicherheitsmerk­
zen. Zwar gibt es eine Minderheit von etwa 17 % der mal nicht mehr zwingend für das menschliche Auge
Online-Käufer, die bewusst gewillt sind, Plagiate zu sichtbar sein muss, wenn es mit Hilfe der entsprechen­
kaufen (MarkMonitor, Online Barometer, 2017), die den Smartphone-App lokalisiert und geprüft werden
überwiegende Mehrheit der Kunden hingegen legt kann. Besonders für kleine Produkte/Verpackungen,
Wert auf Originalware.                                  die keinen Platz für ein offenes Sicherheitsmerkmal
                                                        bieten, ist dies eine interessante Lösung.
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                   6

Ein weiterer Aspekt ist die nahezu uneingeschränkte                     von Produktfälschungen. Demnach bevorzugen Betrü­
Internetfähigkeit eines Smartphones. Eine erkannte                      ger gemäß der kriminalsoziologischen Theorie der rati­
Fälschung kann automatisch und quasi in Echtzeit per                    onalen Entscheidung solche Ziele, die einerseits ver­
Smartphone an den Hersteller zurückgemeldet werden.                     wundbar und andererseits für sie wirtschaftlich
Die sich daran anschließenden Maßnahmen – eine ziel­                    lohnend sind. Eine Verwundbarkeit liegt vor, wenn die
gerichtete Untersuchung und die Verfolgung und Ein­                     Gegenmaßnahmen gering ausgeprägt sind, wobei vier
dämmung dieser Betrugsvorfälle – schreckt potenzielle                   konkrete Strategien genannt werden, um diese Gegen­
Fälscher stark ab und machen eine derart abgesicherte                   maßnahmen zu gestalten:
Ware für die Nachahmung uninteressant.
                                                                        ■■    Verzögerung betrügerischer Aktivitäten etwa
Das Smartphone eröffnet dem Nutzer auch einen                                 dadurch, dass Reverse Engineering erschwert wird;
sicheren Einstieg in die digitale Welt: Es stellt das Bin­              ■■    Vorbeugung durch Verbraucherinformation;
deglied zwischen einem Produkt und den mit dem Pro­                     ■■    Sorge tragen, dass Nachahmungen erkannt
dukt verbundenen digitalen Daten und Dienstleistun­                           werden, zum Beispiel durch eine Authentifizierung;
gen eines Herstellers dar. Nur wenn über eine                           ■■    Abschreckung durch Verfolgung und Aufklärung
Authentifizierung des Produkts sichergestellt ist, dass                       von Betrugsversuchen.
es sich um ein vertrauenswürdiges Original handelt,
sind diese digitalen Angebote auch für das Produkt                      Die Integration eines Sicherheitsmerkmals verfolgt
gültig. Somit ist nur auf Basis eines geprüften Original­               demnach das Ziel, Fälschungen zu erkennen. Darüber
produkts der Einstieg in diese digitale Welt wirklich                   hinaus wird zusätzlich die Abschreckung verstärkt,
sicher.                                                                 wenn die Authentifizierung mit einem Smartphone
                                                                        erfolgt; denn mit der Entdeckung kann automatisch
                                                                        die Rückmeldung an den Markeninhaber verbunden
                                                                        werden, sodass die Untersuchung und idealerweise
2. Das Smartphone als ideales                                           die strafrechtliche Verfolgung eines Betrugsversuchs
   Prüfmittel                                                           eingeleitet werden kann.

Die Kernaufgabe der Produktauthentifizierung mit                        Die 2012 eingeführte ISO-Norm 12931 benennt die
einem Smartphone besteht darin, Originale sicher von                    Leistungskriterien für Authentifizierungslösungen zur
Nachahmungen unterscheiden zu können. Daher wer­                        Bekämpfung der Fälschung von materiellen Gütern
den im Folgenden zunächst die Kriterien beschrieben,                    und teilt alle denkbaren Anwendungen in die Katego­
die das Sicherheitsniveau bestimmen, bevor einige                       rien offen und verborgen ein (siehe Tabelle 1). Offene
technischen Eigenschaften von Smartphones betrach­                      Sicherheitsmerkmale ermöglichen jedem Anwender
tet werden und abschließend die Wirkung der Authen­                     einen Schnelltest innerhalb von zehn Sekunden. Ver­
tifizierung auf den Benutzer beleuchtet wird.                           borgene Merkmale hingegen sind fast ausschließlich
                                                                        einem eingeschränkten Personenkreis vorbehalten,
                                                                        denn obwohl ein Verbraucher durchaus handelsübli­
2.1.     Das Sicherheitsniveau                                          che Prüfmittel wie zum Beispiel ein Mikroskop, eine
                                                                        Lupe oder eine UV-Lampe kaufen kann, wird er dies
 Um den Zuwachs an Sicherheit durch eine Prüfung mit                    jedoch eher nicht tun.
 einem Smartphone abschätzen zu können, kann auf
 die Normen ISO 22380 und ISO 12931 zurückgegriffen                     Wenn die Endkunden nun über die bisher üblichen
 werden. Die im Jahr 2018 eingeführte ISO-Norm 22380                    offenen Sicherheitsmerkmale hinaus zusätzlich auch
„Sicherheit und Resilienz - Authentizität, Integrität und               verborgene Sicherheitsmerkmale prüfen können, dann
 Vertrauen für Produkte und Dokumente“ beschreibt                       steigt sowohl die Häufigkeit von Prüfungen als auch
 allgemeine Grundsätze zur Beurteilung des Risikos                      das Sicherheitsniveau.
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                  7

                                                                               Prüfmittel
                               Menschliche Sinne                                                               forensisch
                                                                                            anwendungs­­­-
                                                              handelsüblich
                                                                                              spezifisch

        Allgemeine
                                       offen                                                      –                –
       Öffentlichkeit

    Eingeschränkter
                                       offen                    verborgen                    verborgen         verborgen
     Personenkreis

Tabelle 1: Kategorisierung der Anwendungen gemäß ISO-Norm 12931.

Um das Sicherheitsniveau der mit einem Smartphone                       In den Anfangsjahren der Smartphonenutzung war die
prüfbaren Sicherheitsmerkmale vollständig zu erörtern,                  Marktstruktur noch übersichtlicher. Mitte 2012 waren
muss beleuchtet werden, in welcher Form die                             zwei Drittel aller Geräte mit iOS von Apple ausgestat­
Sicherheitsmerkmale vorliegen. Typischerweise werden                    tet, die sich auf die Modelle iPhone 3G, 4 und 4s ver­
Sicherheitsmerkmale in Produktetiketten und -verpack­                   teilten. Mittlerweile ist der Markt an Smartphone-Mo­
ungen integriert. Dies kann auf Basis unterschiedlicher                 dellen stark fragmentiert. Anfang 2020 erreichte selbst
Druckverfahren erfolgen, beispielsweise Flexodruck,                     das bestverkaufte Modell lediglich einen Marktanteil
Offsetdruck, Siebdruck und Inkjetdruck, aber auch                       von 2,3 Prozent und nur die Modelle der Top Ten konn­
mit Heiß- oder Kaltprägeverfahren, Stanztechniken                       ten die Hürde von einem Prozent überhaupt noch über­
oder per Laserstrukturierung. Darüber hinaus können                     springen (Strategy Analytics, 30. April 2020).
Prozesse mit einer Zufallskomponente genutzt werden,
etwa mit Papierfasern oder mittels einer ungeordne­
ten Verteilung kleiner aber sichtbarer Pigmente in einer                2.3.     Smartphones als Messinstrument
Trägerfarbe. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass nicht
einmal der Hersteller des Sicherheitsmerkmals selbst                    Ein Smartphone an sich ist jedoch nicht ausreichend
ein Duplikat eines solchen Originals anfertigen kann.                   für den erfolgreichen Einsatz zur Originalitätsprüfung
                                                                        von Produkten, es muss zudem für diesen Zweck
                                                                        geeignet sein. Der Verifikationsprozess besteht aus
2.2.     Die Verfügbarkeit von Smartphones                              zwei Hauptschritten: Zunächst erfolgt die Aufnahme
                                                                        eines oder mehrerer Bilder, dann folgt die Bildanalyse.
Erst die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Smart­                       Insbesondere für diesen zweiten Teil gibt es kaum
phones ermöglicht die technische Prüfung von Pro­                       noch Einschränkungen, nachdem die Rechenleistung
dukten über die bloße Inaugenscheinnahme hinaus.                        aktueller Smartphones die Leistungsfähigkeit von
Weltweit nutzen 5,2 Milliarden Menschen Smart­                          einem Supercomputer von vor zwanzig Jahren erreicht.
phones. Gut die Hälfte des gesamten Internetverkehrs                    Bei der Bildaufnahme hingegen gibt es keine definier­
geht von Smartphones aus, und das, obwohl die Nut­                      ten Mindestqualitätsstandards. Hier ist es entschei­
zer nur 9 Prozent ihrer Nutzungszeit mit dem Browsen                    dend zu wissen, was aus technischer Sicht von Smart­
verbringen, der Großteil entfällt auf die Nutzung von                   phones erwartet werden kann.
Apps sozialer Netzwerke oder zur Kommunikation.
Bereits auf Platz drei der Anwendungen folgen Shop­                     Absolute Werte können mit einem zu diesem Zweck
ping-Apps mit einem Anteil von 66 Prozent, d. h. eine                   konstruierten Messinstrument ermittelt werden. Bei
Zielgruppe von 3,4 Milliarden Menschen kann bei ihren                   einer Authentifizierung via Smartphone ist dies nur ein­
Einkaufsvorgängen mittels Produktauthentifizierung                      geschränkt möglich, da die Bandbreite eingesetzter
unterstützt werden (we are social & Hootsuite, Digital                  Smartphone-Modelle keine verlässliche Aussage über
2020: Global Digital Overview).                                         absolute Messwerte zulässt. Auch eine Kalibrierung
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                 8

des Smartphones scheidet aus, da dafür ein Original­                    3.1.   Die Kameraauflösung
muster physisch vorliegen muss. Dieses müsste
jedoch an den Nutzer verteilt werden, was dem Ziel                      Für manche Modellreihen hat sich seit 2016 begin­
widerspricht, dass das Messmittel beim Prüfer bereits                   nend mit dem iPhone 6s bzw. mit dem Samsung
verfügbar sein soll, ohne dass ein Logistik-Aufwand                     Galaxy S7 für die Kameraauflösung das Format 4272
nötig ist.                                                              x 2848 Pixel etabliert, was einer Kameraauflösung
                                                                        von 12,2 MegaPixel entspricht. Stand August 2020
In vielen Fällen ist es daher vorteilhaft, wenn in einem                waren 114 Smartphonemodelle mit dieser Kameraauf­
Sicherheitsmerkmal zum Beispiel zwei Farben oder                        lösung verfügbar. Die Spitze bilden jedoch das Xiaomi
zwei Helligkeiten miteinander verglichen werden kön­                    Mi 10, das Samsung S20 Ultra und das Motorola Edge,
nen, etwa in Form zweier räumlich nebeneinanderlie­                     die mittlerweile 108 MegaPixel in Form von 12032 x
gender Motive oder indem ein und dasselbe Motiv aus                     9024 Pixel erreichen.
unterschiedlichen Richtungen betrachtet wird oder es
sich tatsächlich über die Zeit verändert – beispiels­
weise nachdem es mit dem Blitzlicht des Smartphones                     3.2.   Die Bildqualität
angeregt worden ist. Bei einem solchen Vergleich ist
nur noch ein bestimmter Mindestunterschied zu detek­                    Die Kameraauflösung darf jedoch nicht automatisch
tieren, der unabhängig vom absoluten Wert ist.                          gleichgesetzt werden mit der Bildqualität. Als Bench­
                                                                        mark für die Bildqualität ist bisher einzig ein von der
                                                                        französischen Firma DXOMARK entwickelter proprie­
                                                                        tärer Ansatz verfügbar, demgemäß auch bei einer kon­
3. Technische Merkmale von                                              stanten Kameraauflösung von 12,2 MegaPixel die
   Smartphone­kameras                                                   Bewertung der Bildqualität vom iPhone 7 (Marktein­
                                                                        führung 2016) bis zum iPhone 11 von 88 auf 109 gestie­
Bei einer Messung ist die Stabilität des Messwerts                      gen ist, während gleichzeitig der Benchmarkwert vom
entweder durch die Schwankung der Qualität des zu                       Samsung S7 Edge (ebenfalls aus dem Jahr 2016) bis
messenden Objekts (= Sicherheitsmerkmal) oder                           zum Samsung Galaxy S20 Ultra von 89 auf 122 geklet­
durch die mangelnde Genauigkeit des Messgeräts (=                       tert ist.
Smartphone) begrenzt. Wenn die durch das Sicher­
heitsmerkmal begründeten Schwankungen klein sind                        Technisch offengelegt ist der im Jahr 2016 veröffent­
im Vergleich zum Messverfahren, können Effekte                          lichte Standard IEEE 1858 für die Bildqualität von
beobachtet werden, die die mit der Nutzung eines                        Smartphonekameras, der auf der Messung des Orts­
Smartphones einhergehenden Einschränkungen                              frequenzgangs, von Farbton und Farbsättigung, der
beschreiben.                                                            Farbhomogenität, lokaler geometrischer Verzerrun­
                                                                        gen, Texturunschärfe und dem sichtbaren Rauschen
Für die Entwicklung von Sicherheitsmerkmalen zur                        beruht. Die Einflussfaktoren auf diese messbaren
Prüfung mit einem Smartphone ist es glücklicherweise                    Eigenschaften eines Bildes sind jedoch vielschichtig:
ausreichend, welche Eigenschaften die Mehrheit der                      In die Bildqualität gehen neben der Kameraauflösung
Smartphonemodelle aufweist, da besonders gute                           auch Optik, Aufnahmedauer, Größe der Sensorfläche,
Smartphonekameras nicht immer verfügbar sind, son­                      Autofokus, Bildstabilisator und zunehmend die in die
dern im Allgemeinen eben nur typische Smartphone­                       Bildaufnahme integrierte Bildnachverarbeitung ein.
kameras.
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                  9

3.3.      Bildschärfe und Bildkontrast                                  spricht. Wird die Dichte der Linien erhöht, schafft es
                                                                        das optische System zunehmend nicht mehr, den voll­
Ein häufig genutztes Maß zur Charakterisierung der                      ständigen Kontrast zwischen den hellen und den dunk­
Auflösungsfähigkeit ist die Modulationstransferfunk­                    len Bereichen darzustellen. Diesen fließenden Über­
tion (MTF). In der Abbildung 2 ist schematisch darge­                   gang beschreibt die Modulationstransferfunktion. Die
stellt, welche Information darin enthalten ist. Auf der                 ISO-Norm 12233 definiert die Bildauflösung als dieje­
x-Achse ist die Ortsfrequenz aufgetragen, d. h. die                     nige Liniendichte, bei der die Modulationstransfer­
Dichte der Linien einer Teststruktur. Üblicherweise                     funktion den Wert 5 Prozent aufweist. Interessant für
wird dafür die Einheit lp/mm verwendet (lp = line pair:                 die Konstruktion von Sicherheitsmerkmalen ist, dass
ein Paar aus einer dunklen und einer hellen Linie). Auf                 tangential ausgerichtete Linien, auch als meridionale
der y-Achse wird aufgetragen, wie groß der Hellig­                      Linien bezeichnet, systematisch kritischer sind als
keitskontrast zwischen den schwarzen Flächen der                        radial ausgerichtete Linien, die sogenannten sagitta­
Linien und den hellen Bereichen zwischen den Linien                     len Linien. Um eine möglichst gute Auflösung zu errei­
ist. Bei korrektem Weißabgleich werden die Linien ide­                  chen, sollte ein Sicherheitsmerkmal daher als konzen­
alerweise vollkommen schwarz und die Zwischen­                          trische Kreise oder zumindest als Linien entlang
räume dazwischen reinweiß dargestellt, was einer                        gedachter Kreislinien aufgebaut sein.
Modulation des Helligkeitswerts von 100 Prozent ent­

   Weiß                                                                                                               Weiß

                                                          90%             20%
                                                         Kontrast        Kontrast

Schwarz                                                                                                               Schwarz

Modulation                                          Modulationstransferfunktion
     100 %
       90 %
       80 %
       70 %
       60 %
       50 %
       40 %
       30 %
       20 %
       10 %
       0%
              0              10              20             30              40           50        60           70           80
                                                                   Ortsfrequenz in lp/mm

Abbildung 2: Funktionsweise der Modulationstransferfunktion anhand von Beispielen mit einer hohen bzw. einer niedrigen
Modulation.
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                  10

3.4.            Bildabstand und Zoom                                    im Wettbewerb stehen. Da selten bewegte Objekte
                                                                        geprüft werden, sind mit Blick auf die Authentifizierung
Der Zusammenhang zwischen der Kontrastmodula­                           von Produkten die Smartphonekameras mit Stärken
tion und der Liniendichte (Abbildung 2) gilt zunächst                   bei der Aufnahmedauer nicht hilfreich, da mit diesen
nur für den Bildabstand, mit dem das entsprechende                      Modellen durchweg eine geringere Bildqualität einher­
Bild aufgenommen wurde. Wird der Abstand zwischen                       geht. Es kann also nicht generell eine hohe Bildquali­
der Kameralinse und dem Objekt reduziert, vergrößert                    tät vorausgesetzt werden. Je geringer die Anforderun­
sich proportional dazu das Abbild auf dem Kamera­                       gen des Sicherheitsmerkmals an die Bildqualität,
sensor – so lange, bis die Brechkraft des optischen                     desto größer ist der Anteil an geeigneten Smartphone­
Systems nicht mehr in der Lage ist, den betrachteten                    modellen.
Gegenstand scharf auf den Kamerasensor abzubilden.

Üblicherweise können Smartphonekameras Objekte
bis zu einem Bildabstand von etwa sechs Zentimetern
scharf stellen. Ist der Bildabstand kleiner, wird meist
keine Aufnahme ausgelöst. Abbildung 3 stellt dar, wie
sich die Bildqualität bei der Annäherung der Kamera
                                                                         Bewertung Qualität

an das Objekt entwickelt. Der obere Rand der darge­
stellten Messwerte zeigt eine klare Grenze der für den
Bildabstand jeweils erreichbaren maximalen Bildqua­
lität, die für größere Bildauflösungen kontinuierlich
ansteigt. Nach unten ist keine klare Grenze erkennbar,
was zum Beispiel an einem durch das Autofokussys­
tem nicht perfekt eingestellten Fokusabstand liegt
oder an einer Bewegungsunschärfe verursacht durch
eine Freihandaufnahme.
                                                                                                  Bewertung Aufnahmedauer

                                                                        Abbildung 4: Qualität und Aufnahmedauer nach Veli-Tapani
                          Bildabstand in mm                             Peltoketo, Benchmarking of Mobile Phone Cameras, 2016.
           87        78           71          65         60

                                                                        3.6.                  Die Beleuchtungsabhängigkeit
Qualität

                                                                        Im Kontext der Produktauthentifizierung werden keine
                                                                        aktiven Lichtquellen betrachtet, sondern zu prüfende
                                                                        Objekte, die passiv beleuchtet werden. Das kann zum
           900      1.000        1.100        1.200      1.300
                                                                        einen Tageslicht sein, das etwa mittags an einem
                       Bildauflösung in dpi
                                                                        Nordfenster scheint bei indirekter Beleuchtung durch
Abbildung 3: Abhängigkeit der Bildqualität vom Abstand                  die Sonne (entspricht CIE-Normbeleuchtung D65).
zwischen Kamera und Objekt.                                             Sein Spektrum weist ein Maximum bei etwa 450 nm
                                                                        auf und fällt zu beiden Seiten nur schwach ab. Zum
                                                                        anderen könnte eine künstliche Beleuchtung vorliegen,
3.5.            Die Aufnahmedauer                                       entweder durch eine traditionelle Glühlampe, bei der
                                                                        die roten Wellenlängenanteile dominieren, oder durch
Die Ursache für eine verminderte Bildqualität ist häufig                Leuchtstoffröhren, die im roten, grünen und blauen
eine geringe Aufnahmedauer. Dieser Zusammenhang                         Wellenlängenbereich jeweils eine schmale, dafür aber
wurde bereits empirisch untersucht (Abbildung 4) und                    sehr hohe Spitze aufweisen. Das tatsächliche farbli­
belegt, dass diese beiden Eigenschaften zueinander                      che Erscheinungsbild von Motiven variiert dement­
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                  11

sprechend stark mit der Beleuchtungssituation. Hilf­                    3.7.   Die Farbtreue
reich ist in diesem Fall, dass in Smartphones mit
Blitzlicht-LEDs eine eigene Beleuchtung integriert ist.                 Die zuverlässige Bestimmung einer Farbe hängt davon
Ihr Emissionsspektrum ist im Vergleich zu den sonst                     ab, wie verlässlich die Farbempfindlichkeit der ver­
möglichen Beleuchtungssituationen vergleichsweise                       wendeten Smartphonekamera ist. Gemäß der ISO-
gut definiert (Abbildung 5).                                            Norm 17321 ist der sogenannte sensitivity metame­
                                                                        rism index (SMI) ein Maß dafür, wie genau eine Kamera
                                                                        Farben reproduzieren kann. Dieser Index ist definiert
                                                                        als SMI = 100 – 5,5 ∆E, wobei gemäß der Norm der
                                                                        mittlere Farbabstand durch eine Mittelung der Mes­
                                                                        sungen über eine komplette Farbtafel zu bestimmen
                                                                        ist.
Relative Emission

                                                                        Die Abbildung 6 zeigt die Ergebnisse über eine reprä­
                                                                        sentative Auswahl an Smartphonemodellen. Alle Far­
                                                                        ben weisen einen Farbabstand zum eigentlich auf der
                                                                        Farbtafel dargestellten Farbort von etwa 10 auf. Die
                                                                        Standardabweichung des Farbabstands über unter­
                                                                        schiedliche Smartphonemodelle fällt hierbei für die
                                                                        natürlichen Farben mit ±4,6 am kleinsten aus. Die
                          450    500   550     600    650   700
                                   Wellenlänge (nm)
                                                                        Standardabweichung steigt, je weiter sich der Farbtyp
                                                                        von den natürlichen Farben entfernt und erreicht bei
Abbildung 5: Emissionsspektrum einer typischen in einem
Smartphone integrierten Blitzlicht-LED.
                                                                        den unbunten Graustufen schließlich den Wert ±13,9.
                                                                        Um unabhängig vom Smartphonemodell ein mög­
                                                                        lichst belastbares Ergebnis zu erhalten, sollten daher

                    Natürliche                                                                                       10,6
                     Farben                                                                                          ± 4,6

                                                                                                                      9,7
                    Buntfarben
                                                                                                                     ± 6,0

                                                                                                                     11,6
           Primärfarben
                                                                                                                     ± 9,4

                                                                                                                     10,4
                    Graustufen
                                                                                                                    ± 13,9

Abbildung 6: Farbwiedergabe des Testcharts ColorChecker von X-Rite für eine repräsentative Auswahl an Smartphones.
Die Werte stellen den Farbabstand ∆E zwischen der mit einem Smartphone gemessenen Farbe und dem nominellen Farbort
des Testfeldes dar. Auf der rechten Seite ist der Mittelwert für die Farben der in dieser Zeile dargestellten Farbgruppe
angegeben.
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                12

natürliche Farben gewählt werden, wenn der Farbort                      vorinstallierten Reader-App eingelesen werden. Der
als Kriterium für ein Sicherheitsmerkmal verwendet                      Nutzer kann anschließend anhand von Bildern auf der
werden soll.                                                            zugehörigen Webseite einen Bildvergleich mit dem
                                                                        vorliegenden Erscheinungsbild durchführen, das zum
                                                                        Beispiel aus zufällig angeordneten Fasern besteht.
3.8.     Die Internetanbindung

Bestimmte Sicherheitsmerkmale sind technisch erst
mit einer Internetverbindung überprüfbar, ebenso die                    4. Die User Experience
Rückmeldung des Prüfergebnisses an beispielsweise
den Markeninhaber. Es gibt drei Ansätze:                                Welche Vorteile hat ein Nutzer konkret von der Prüfung
                                                                        mittels Smartphone? Sicherheitsmerkmale, die bisher
■■   Der Online-Zugang wird obligatorisch vorgeschrie­                  mit dem bloßen Auge geprüft wurden, können auto­
     ben, wenn aus technischen Gründen eine                             matisiert geprüft und durch einen in die App integrier­
     Online-Verbindung erforderlich ist, etwa um auf                    ten Algorithmus bewertet werden; der Bediener muss
     eine zentrale Datenbank zugreifen zu können, in                    in diesem Fall nicht mehr vorab geschult werden. Die
     der zum Beispiel charakteristische Merkmale von                    Bewertung unterliegt geringeren subjektiven Einflüs­
     Sicherheitsmerkmalen abgelegt sind, die zur Über­                  sen und wird deutlich zuverlässiger.
     prüfung benötigt werden.
■■   Die Authentifizierung des Sicherheitsmerkmals                      Der Prüfprozess kann zusätzlich unterstützt werden,
     kann offline durchgeführt werden, falls entweder                   indem die App die Bildaufnahme selbsttätig auslöst.
     keine zusätzlichen Informationen für die Prüfung                   Dies entbindet den Nutzer zum einen von der Ent­
     benötigt werden oder die Daten beispielsweise als                  scheidung darüber, ob die Bildqualität in der aktuellen
     QR-Code auf dem Gegenstand hinterlegt sind                         Form ausreichend ist und gewährleistet gleichzeitig,
     (= self authentication). Wenn keine Internetverbin­                dass die Prüfung so wenig Zeit wie nötig in Anspruch
     dung nötig ist, ist die Nutzbarkeit nicht einge­                   nimmt.
     schränkt. Der Markeninhaber erhält dann jedoch
     keine Rückmeldung darüber, ob Fälschungen                          Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund, dass für
     flächendeckend auftreten oder Hotspots existieren.                 viele Sicherheitsmerkmale zwei Bilder analysiert wer­
     Der Nutzer kann keine zusätzlichen relevanten                      den müssen, denn jedes beliebige Erscheinungsbild
     Daten abrufen, etwa zur Verwendung des                             kann durch ein entsprechendes, in üblichen Druck­
     Produkts.                                                          farben gefertigtes, statisches Abbild vorgetäuscht
■■   Prüfung als Hybridlösung: Die Offline-Authentifizie­               werden. Erst bei einer bestimmten – von dem vorlie­
     rung wird zugelassen, vorgeschrieben ist aber eine                 genden Sicherheitsmerkmal abhängigen – Variation,
     gelegentliche Rückmeldung an einen zentralen                       etwa ein anderer Betrachtungswinkel oder die Zeit
     Server innerhalb eines definierten Zeitraums.                      nach dem Auslösen des Blitzlichts, verändert sich das
     Andernfalls wird die Prüfmöglichkeit deaktiviert.                  Sicherheitsmerkmal charakteristisch und einzigartig.
     Auf diese Weise können die Vorteile der Online-                    Insbesondere die automatisierte Auswahl von zwei
     und der Offline-Nutzung vereint werden.                            oder mehr für die Auswertung geeigneten Bildern,
                                                                        kann eine große Unterstützung für den Prüfer darstel­
Ein Online-Zugang ermöglicht eine weitere Ausprä­                       len.
gung der Authentifizierung eines Sicherheitsmerk­
mals: Die Prüfung ohne App. Damit wird die Hürde                        Manche Markeninhaber möchten ihre Kunden nicht
umgangen, eine App installieren zu müssen, was die                      wissen lassen, dass die Produkte auf Echtheit geprüft
Bereitschaft zur Nutzung erhöht. Je nach Anwendung                      werden, weil dies eine Besorgnis um die Originalität
kann die Benutzerführung selbst ohne App praktikabel                    auslösen könnte. Hier gibt es die Möglichkeit einer
gestaltet werden. So kann etwa ein aufgedruckter                        Authentifizierung im Hintergrund. Bei offenen Sicher­
QR-Code mit einer entsprechenden üblicherweise                          heitsmerkmalen muss der Anwender immer informiert
Schreiner ProSecure : White Paper – Produktauthentifizierung per Smartphone                                                                                       13

werden, was zu prüfen ist. Bei halb-verborgenen Merk­                              Neben den praktischen Vorteilen ist auch die emotio­
malen muss er angeleitet werden, welche Prüfmittel                                 nale Wirkung auf den Bediener zu berücksichtigen:
verwendet werden können, um das Sicherheitsmerk­                                   Etwa vier von fünf Kaufentscheidungen gehen nicht
mal zu identifizieren oder es muss ihm sogar ein spe­                              auf leichte Sympathie oder rationale Zustimmung
zielles Prüfgerät zur Verfügung gestellt werden. Ist das                           zurück, sondern auf starke Begeisterung und Faszina­
Merkmal verborgen muss es mitunter zur Prüfung an                                  tion für das Produkt oder die Dienstleistung. Eine
ein Labor geschickt werden. Bei Sicherheitsmerkma­                                 ansprechend gestaltete App mit zusätzlichen Gamifi­
len, die hingegen mit einem Smartphone prüfbar sind,                               cation-Elementen, wie AR-Features, Fortschrittsbal­
kann die Authentifizierung erfolgen, ohne dass es dem                              ken, Fadenkreuze oder interaktive Einblendungen,
Nutzer überhaupt bewusst ist, zum Beispiel, wenn ein                               kann dieses Verhalten maßgeblich unterstützen: Sie
QR-Code eingelesen wird oder Augmented Reality                                     weckt die Neugier des Nutzers und es ist sehr wahr­
eingesetzt wird und das betreffende Produkt dabei mit                              scheinlich, dass für ihn damit auch das geprüfte Pro­
der Smartphonekamera erfasst wird.                                                 dukt positiv konnotiert ist.

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                                                                                                                                      Pro

                                                         Internet                                      i t              e nin
                                                                                                    ke                k
                                               a t io n             e                  n s w ürdig             M
                                                                                                                   ar
                                     thent  ic
                                                              fli
                                                                  n               aue
                             self au
                                                           of               Vertr

                                                                                                                                                                       © 20.04.2021 Schreiner Group GmbH & Co. KG

                                                                                                                           Schreiner ProSecure,
                                                                                                                           ein Competence Center der
                                                                                                                           Schreiner Group GmbH & Co. KG
                                                                                                                           Bruckmannring 22
                                                                                                                           85764 Oberschleißheim
                                                                                                                           Deutschland
                                                                                                                           Telefon +49 89 31584-5540
                                                                                                                           Fax      +49 89 31584-5358
                                                                                                                           info@schreiner-prosecure.com
                                                                                                                           www.schreiner-prosecure.com
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