VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.

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VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
ERÖFFNUNG/
                                                                                                       TAG DER OFFENEN TÜR
                                                                                                       CURA
                                                                                                       25. Januar 2020,11 bis16 Uhr
                                                                                                       www.begegnungszentrum-
                                                                                                       cura.ch
HAUSZEITUNG PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD                 2 | 2019

VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI
THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.

                                                                                                       EDITORIAL
                                                                                                       Ohne Spenden könnte
                                                                                                       das Palliativzentrum Hilde-
                                                                                                       gard nicht existieren.

                                                                                                       Das Verb «spenden»
                                                                                                       beruht auf dem mittel-
                                                                                                       lateinischen «spendere»
                                                                                                       (ausgeben, aufwenden),
                                                                                                       das wiederum auf dem
                                                                                                       lateinischen «expendere»
                                                                                                       (gegeneinander auf-
                                                                                                       wägen) basiert.

                                                                                                       Spenden ist immer ein
                                                                                                       Aufwägen: Auf der einen
                                                                                                       Waagschale befinden
                                                                                                       sich freiwillig geschenkte
                                                                                                       Mittel, dazu gehört auch
                                                                                                       Zeit, auf der anderen
                                                                                                       Waagschale liegt der
                                                                                                       damit unterstützte Zweck.
                                                                                                       Befinden sich die Waag-
                                                                                                       schalen im Gleichgewicht?
Hunde in einer Klinik? Im Palliativzentrum Hildegard ist                                               Das ist sicherlich zu einem
das nicht nur möglich, sondern sehr gerne gesehen. Denn Hunde                                          guten Teil eine subjektive
                                                                                                       Beurteilung, je nach
unterscheiden nicht zwischen gesund und krank. Sie bringen                                             eigenem Wertempfinden.
den Patientinnen und Patienten Nähe,Wärme, Abwechslung und
                                                                                                       Es gibt aber auch objektive
zaubern schnell einmal ein Lächeln ins Gesicht.                                                        Kriterien: Wie viel kommt
                                                                                                       effektiv dem Zweck zugute
                                                                                                       und versandet nicht irgend-
Therapie- oder Sozialhunde        Betroffenen einzuwirken. Die     Die Hunde sind speziell für Situ-   wo unterwegs in einem
werden in der tiergestützten      Hunde geben ihnen auch die       ationen ausgebildet, die ihnen      überdimensionierten
Therapie eingesetzt. Im Team      Möglichkeit, auf eine andere     auf der Station und am Patien-      Apparat?
mit ihren Halterinnen geben       Weise mit der Aussenwelt zu      tenbett begegnen können.
die zutraulichen Tiere Gebor-     kommunizieren.                                                       Im Hildegard haben wir
genheit, reduzieren Stress und                                     Welche Ausbildungswege              uns immer bemüht, dafür
motivieren zur Kontaktaufnah-     Die Hundehalterinnen sind        gibt es für Sozial- und             zu sorgen, dass sämtliche
me. Gemeinsam besuchen sie        Freiwillige. Sie verfügen über   Therapiehunde?                      Spenden vollumfänglich
regelmässig die Patientinnen      eine theoretische und prakti-                                        den Patienten dienen. Dies
und Patienten im Palliativzent-   sche Ausbildung und wurden       Beatrice Zimmerli: Die Ausbil-      werden wir auch weiter-
rum Hildegard. Diese Besuche      in Bezug auf Hygiene, Krank-     dung und die Voraussetzungen        hin tun.
dienen dazu, Abwechslung          heitsbilder, Verhaltensregeln,   sind mehr oder weniger gleich.
in den Klinikalltag zu bringen    Kommunikation und Umgang                                             Felix Bürgel, Präsident des
und Freude zu schenken,           mit den besuchten Personen       Barbara Boner: Ich habe mit         Stiftungsrates
aber auch beruhigend auf die      geschult und geprüft.            Maali die Therapiehundeaus-
VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
bildung bei einer sehr kompe-     dem ich ihn mit Elios besucht       Schoss, doch meist landet sie
tenten Hundetrainerin absol-      hatte, ging es ihm viel besser.     auf einem Deckeli auf dem Pa-        Titelbild, v.l.n.r.:
viert. Nach der Ausbildung        Es berührte mich sehr, wie mein     tientenbett, wo sie ausgiebig
begleitet die Trainerin das       Einsatz den Tag dieses Men-         gestreichelt wird. Ganz selten       Elios
Team einmal jährlich bei ei-      schen so stark ins Positive ver-    möchte eine Patientin oder ein       Labrador
nem Einsatz – dies zur Quali-     ändern konnte. Solche Erfah-        Patient gerade keinen Hunde-         Sieben Jahre alt
tätssicherung.                    rungen sind Gründe für die          besuch, was wir natürlich res-       Gelassener und sensibler
                                  Freude an meiner Aufgabe hier.      pektieren.                           Hund
Warum kommen Sie mit                                                                                       Fressen ist noch wichtiger
den Hunden in das Palliativ-      Hatten Sie zuvor auch               Den Hund erlebe ich immer als        als knuddeln
zentrum Hildegard?                medizinische Berufe?                Brücke oder Türöffner. Das           Wenn es jemandem
                                                                      Gespräch dreht sich oft erst um      nicht gut geht, merkt er
Claudia Oberer: Nach meiner       Barbara Boner: Nein, aber ich       Maali und eigene Haustiere           das sofort
Ausbildung wusste ich sofort,     war der Medizin immer nahe.         der Patienten. Wir sprechen          Gehört zu Beatrice Zimmerli
dass ich in ein Zentrum für                                           dann meist auch über andere
palliative Medizin möchte,        Beatrice Zimmerli: Ja, ich bin      Themen aus unseren Leben,            Maali
auch wenn mir die Menschen        Pflegefachfrau. Schon als Schü-     manchmal auch über das               Zwergschnauzer
in meinem Umfeld eher davon       lerin entdeckte ich das Interesse   Ende des Lebens.                     Drei Jahre alt
abrieten.                         für Palliative Care und schrieb                                          Knuddelt gern, ist fröhlich
                                  meine Diplomarbeit über die         Beatrice Zimmerli: Elios lag         und ausgeglichen
Barbara Boner: Ich habe be-       Sterbephasen. Ich muss manch-       einmal auf dem Bett und legte        Gehört zu Barbara Boner
reits vor unserer Ausbildung      mal aufpassen, dass ich mir         den Kopf ganz nahe bei einem
schwerkranke nahe Verwandte       kein medizinisches Ziel setze,      Patienten ab, dem es zuvor           Jamie
begleitet und gemerkt, dass       wenn ich hier ins Palliativzent-    sehr schlecht ging. Dieser Pati-     Border-Collie-Mischung
Maali und ich ein wenig Freu-     rum komme.                          ent hatte früher eine enge Be-       aus Bosnien
de und Abwechslung in den                                             ziehung zu seinem Zollhund.          Sechs Jahre alt
Alltag bringen können. Ins        Wie reagieren die                   Nach dem Besuch hat sich             Knuddle, ässe, schloofe
PZHI kommen wir besonders         Patientinnen und Patienten          der komplette Tag für ihn zum        Geht nicht gern spazieren
gern, weil hier eine sehr posi-   auf die Hunde?                      Guten gewendet.                      Gehört zu Claudia Oberer
tive und engagierte Stimmung
herrscht.                         Barbara Boner: Unterschied-         Wir sehen, dass ein Tier einem
                                  lich, aber fast immer sehr po-      körperlich sowie seelisch sehr
Beatrice Zimmerli: Einem Pati-    sitiv. Die meisten strahlen und     viel helfen kann. Die Patienten    sie die Situation, in der sie sich
enten ging es sehr schlecht, er   freuen sich, einige wenige sind     sind teilweise entspannter, sie    befinden.
hatte einen herausfordernden,     zu Beginn etwas skeptisch.          lächeln und fühlen sich wohler.
schwierigen Tagesstart. Nach-     Maali halte ich erst auf meinem     Für einen Moment vergessen         Reagieren die Tiere, wenn
                                                                                                         ein Patient stirbt oder jemand
                                                                                                         anderer im Zimmer liegt?

                                                                                                         Barbara Boner: Maali ist ganz
                                                                                                         unvoreingenommen; sie geht
                                                                                                         jede Situation aufs Neue an
                                                                                                         und ist immer wieder neugierig
                                                                                                         und freudig.

                                                                                                         Wie bereitest du deinen
                                                                                                         Hund auf den Einsatz
                                                                                                         im Palliativzentrum vor?

                                                                                                         Barbara Boner: Auf dem Spa-
                                                                                                         ziergang zum Palliativzentrum
                                                                                                         darf Maali nach Belieben und
                                                                                                         sehr ausgiebig schnuppern.
                                                                                                         Einmal angekommen, ziehe
                                                                                                         ich ihr das rote Therapiehunde-
                                                                                                         halsband an und sage: «Jetzt
                                                                                                         haben wir Einsatz.» Maali
                                                                                                         kennt dann ihre Aufgabe.

                                                                                                         Beatrice Zimmerli: Wir haben
                                                                                                         ein kleines Ritual: Ich ziehe
VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
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Elios sein «Gschtältli» an. Vor   darüber, wer von den Patien-      Beatrice Zimmerli: Andere            rühren, streicheln, vielleicht
der Treppe warten wir immer       tinnen und Patienten sich über    Spitäler darf man besuchen,          einmal ein Goodi geben. Ich
kurz. Ich suche den Blickkon-     einen Besuch freuen würde.        aber man muss es anmelden,           achte sehr auf Maalis Körper-
takt und sage dann aufmun-                                          und die Blindenhundeschule           sprache, denn sie zeigt mir,
ternd «kumm», dann geht es        Beatrice Zimmerli: Man gehört     koordiniert die Besuche für die      wann sie nicht mehr mag oder
los. Je nachdem, wie ein Be-      mit der Zeit wirklich zum Team,   Sozialhunde.                         müde wird.
such war, bekommt er eine Be-     auch die Ärzte sind immer sehr
lohnung vom Patienten. Dies       freundlich und freuen sich auf    Barbara Boner: Wir fragen vor        Beatrice Zimmerli: Zuerst ma-
wird dann freudig memoriert.      die Freiwilligen mit den Hun-     allem in Institutionen wie Alters-   che ich die Türe auf und achte
                                  den. Nach Möglichkeit und auf     und Pflegeheimen, psychiatri-        genau auf die Mimik des Pa-
Abschied nehmen ist schwieri-     Wunsch der Patienten werden       schen Einrichtungen oder in          tienten. Es kommen sehr unter-
ger, wenn man öfter bei einer     sogar die pflegerischen Tätig-    Wohnheimen an, ob unsere             schiedliche Reaktionen, meis-
Patientin oder einem Patienten    keiten verschoben, und dem        Mitarbeit erwünscht ist. Ich per-    tens aber ein Lächeln. Ich stelle
war. Aber das kommt nicht so      Hundeteam wird der Raum           sönlich konzentriere mich auf        mich und Elios immer zuerst vor
oft vor, da die Liegezeit nicht   überlassen.                       unsere Besuche im PZHI.              und frage, ob es in Ordnung
so lange ist wie zum Beispiel                                                                            ist, wenn wir reinkommen.
in einem Pflegeheim.              Claudia Oberer: Der Kontakt       Wie läuft ein Besuch ab?
                                  zu den Pflegenden ist sehr po-                                         Der Patient muss gar nichts
Wie ist der Kontakt               sitiv. Unsere Arbeit hier wird    Barbara Boner: Ich stelle mich       mit dem Hund machen. Er
zu den Pflegepersonen?            sehr geschätzt, und man fühlt     und Maali vor und frage, ob          kann auch einfach da sein,
                                  sich als Teil des Teams. Es       unser Besuch erwünscht ist.          oder man kann auch wieder
Barbara Boner: Ich bin erst       macht Freude, hierher zu kom-                                          rausgehen, wenn der Patient
seit ein paar Monaten da und      men, wenn man mit solch offe-     Wenn ja, achte ich darauf, wie       es lieber nicht will.
fühlte mich am Anfang noch        nen Armen empfangen wird.         viel Nähe die Patientin / der
etwas fremd. Doch von Mal         Dies trägt viel zur Freude an     Patient zu Maali möchte. Ent-        Es gibt auch immer Patienten,
zu Mal wird es persönlicher,      der Arbeit bei.                   sprechend bleibt sie nahe bei        die sagen: «Hunde habe ich
und Maali und ich werden vom                                        mir oder sie ist nahe bei der        nicht so gerne, ich mag lieber
Pflegeteam freundlich willkom-    Besuchen Sie auch                 Patientin / beim Patienten. So       Katzen.» Trotzdem lassen sich
men geheissen. Wir sprechen       andere Spitäler?                  kann sie oder er den Hund be-        viele schliesslich darauf ein.
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Wenn Elios sich sicher fühlt,     dass wir den Einsatz beenden
dann legt er sich hin. Bei man-   müssen.
chen Personen legt er den Kopf
                                                                      Therapie- und Sozialhunde
nahe hin, bei anderen dreht er    Was machen Sie oder der
den Kopf weg. So merke ich,       Hund, wenn er eine Person           Sozial- und Therapiehunde durchlaufen mit ihrer
wie viel Nähe für ihn im Mo-      nicht so gerne mag?                 Halterin oder ihrem Halter eine Ausbildung, die mit
ment in Ordnung ist.                                                  einer Prüfung endet.
                                  Barbara Boner: Am Verhalten
Man merkt auch, wenn es für       meiner Hündin merke ich             Es sind Hunde, die mit ihren Besitzern im Team auf
den Hund genug ist. Er wird       schnell, ob es passt. Wenn          freiwilliger, unbezahlter Basis soziale Dienstleistungen
unruhig und sucht den Blick-      nicht, was praktisch nie vor-       erbringen. Sie können in Alters- und Pflegeheimen,
kontakt. Diese Zeichen muss       kommt, bleiben wir nur kurz am      Spitälern, Wohngruppen, Kindergärten, Schulen und
man erkennen und darauf rea-      Patientenbett.                      anderen Institutionen eingesetzt werden.
gieren. Für den Hund kann
diese Arbeit auch anstrengend     Claudia Oberer: Ich habe es         In der Regel macht ein Team einen Besuch pro Woche,
sein. Elios ist nach einem Ein-   erlebt, als ich meinen Vater        der 30 bis 60 Minuten dauern kann. Nur menschen-
satz meist müde und mag nicht     eine Woche vor seinem Tod           bezogene, freundliche Hunde, die körperlich gesund
einmal mehr spazieren gehen.      besuchte, dass meine Hündin         sind, können als Therapie- und Sozialhunde eingesetzt
Ich lasse ihn einfach im Garten   nicht zu ihm gehen wollte, ob-
                                                                      werden.
rumspringen.                      wohl die beiden zuvor immer
                                  ein Herz und eine Seele waren.
                                                                      Therapiehunde werden vom Verein Therapiehunde
Wie lange sind Sie mit
den Hunden auf Besuch?            Ich denke, es lag an irgend-        Schweiz und von Helferhund.ch ausgebildet und
                                  einem bestimmten Geruch             betreut, Sozialhunde von der Stiftung Schweizerische
Claudia Oberer: Ein Einsatz       aufgrund der Erkrankung oder        Schule für Blindenführhunde.
im Palliativzentrum dauert rund   eines Medikaments. Und ich
eine Stunde. Bei einem Patien-    bin felsenfest überzeugt, dass      www.blindenhundeschule.ch/sozialhunde
ten sind wir durchschnittlich     ein Hund vor uns Menschen           www.helferhund.ch/therapiehund
ungefähr 20 Minuten, das          spürt, wenn ein Mensch ster-        www.therapiehunde.ch
heisst zwei bis drei Besuche      ben wird.
pro Einsatz. Wie schon gesagt,
die Hunde schicken Signale,       Beatrice Zimmerli: Elios hat
wenn sie nicht mehr mögen.        sich einmal gleich an der Türe   Was war die schönste                 sofort sehr nah zu ihm und
                                  umgedreht, und dann war          Begegnung hier für Sie?              schmiegte sich richtig in seinen
Barbara Boner: Meist bleiben      auch klar, dass er nicht rein-                                        Arm. So konnte er sie gut spü-
wir zwischen 20 und 40 Minu-      gehen wollte. Auf keinen Fall    Beatrice Zimmerli: Wir haben         ren. Beide waren sehr zufrie-
ten. Dann wird Maali etwas        kann man den Hund zu etwas       Freude an unserer Tätigkeit und      den so.
unruhig und dreht sich immer      zwingen, sonst hat er irgend-    sind beglückt, wenn wir das
wieder zu mir; so weiss ich,      wann keine Lust mehr.            Palliativzentrum verlassen. Es
                                                                   sind tiefe, fröhliche, lustige und
                                                                   auch traurige Momente mit den
                                                                   Patienten. Es ist eine Ehre, am
                                                                   Ende eines Lebens teilhaben zu         „Ich gehe jedes
                                                                   dürfen. Die Patienten sind auch
                                                                   immer sehr stolz auf ihre Hun-         Mal mit einem
                                                                   de, die sie einmal hatten, und
                                                                   erzählen viele Geschichten.           positiven Gefühl
                                                                   Ein Herr, der nicht mehr an-            vom Palliativ-
                                                                   sprechbar war, hat Elios um-
                                                                   armt und geküsst, er brauchte
                                                                   offenbar Nähe und Wärme,
                                                                                                        zentrum Hildegard
                                                                   und wir konnten ein Lächeln
                                                                   auf sein Gesicht zaubern.
                                                                                                          weg, auch wenn
                                                                   Barbara Boner: Ich hatte ein
                                                                                                            die Besuche
                                                                   tolles Erlebnis mit Maali. Sie
                                                                   hält sonst zu Beginn immer
                                                                                                         bedrückend sein
                                                                   eher Abstand zu den Patien-
                                                                   ten. Doch als wir einen blinden           können.“
                                                                   Herrn besuchten, legte sie sich
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CURA kommt ins Rollen. Nicht       Betreuungs- und Veranstal-        Sponsor IKEA                        Agenda
nur sinngemäss, weil die Tram-     tungsangebot für chronisch
plakate des Palliativzentrums      Kranke, Krebspatienten, Ange-     IKEA konnte als Sponsor für das     13.–21.Dezember 2019:
das CURA-Logo tragen. Son-         hörige und Interessierte schaf-   gesamte Mobiliar für CURA           Möbelzusammenbau
dern auch, weil es sehr bald       fen.                              gewonnen werden.
ernst gilt.                                                                                              18. Dezember 2019: Presse-
                                   Unser Haus ist mit einem seel-    Die Möbel werden vor Ort            konferenz
Mit dem Begegnungszentrum          sorgerlichen Angebot enga-        von Freiwilligen und den
CURA wollen das Claraspital        giert, das von Marek Dolata       Spitalleitungen unter Anleitung     24. Januar 2020: Spender-
und die erweiterte Trägerschaft    wahrgenommen wird.                von IKEA-Profis zusammenge-         einladung
aus Palliativzentrum Hildegard                                       baut.
und Klinik Sonnenhalde ein         Machen Sie Angehörige auf                                             25. Januar 2020: Einweihung/
niederschwelliges Beratungs-,      das CURA aufmerksam.              Wir suchen noch Interessierte!      Tag der offenen Tür

                                               AUS DEM HAUS
             Neu im Team                            1. August 2019, Martin Sorg                               Dienstjahre

       1. Juli 2019, Anna Denzer                 9. September 2019, Nathalie Keller                      10 Jahre, Lukas Ritz

     1. Juli 2019, Susanne Leubner             16. September 2019, Peter Kammerer                       5 Jahre, Judith Albisser

     1. Juli 2019, Daniel Osswald             19. September 2019, Gertrud Breitinger                   5 Jahre, Elke Hackenberg

      1. Juli 2019, Christine Sorg                21. Oktober 2019, Sandra Lauer                       5 Jahre, Andrea Schmidt

   1. August 2019, Priska Deutscher        1. November 2019, Isabel Deborah Pfundstein                 5 Jahre, Beatrix Werner

GESPENDETE KLANGWOGE:
ENTSPANNUNG FÜR MITARBEITENDE UND PATIENTEN.
Eine private Spenderin hat dem     Schallwellen übertragen sich      Die Schaukelfunktion der            Die Klangwoge steht vorwie-
Palliativzentrum eine neuwer-      via Holzunterbau direkt auf       Klangwoge verstärkt den             gend unseren Mitarbeitenden
tige Klangwoge geschenkt.          den Körper. Es entsteht ein       Effekt, muskuläre Verspannun-       zur Verfügung, um Kraft zu tan-
                                   Wohlfühleffekt wie bei einer      gen abzubauen. Sie erinnert         ken. Zusätzlich wird sie für die
Die Klangwoge ist eine The-        sanften Massage, die es er-       ebenfalls an die intrauterine       musiktherapeutische Begleitung
rapieliege, die über die ein-      möglicht, loszulassen und da-     Erfahrung im Mutterleib und         mit Patienten genutzt.
gebauten Lautsprecher mit          bei Kraft zu tanken, aber auch    unterstützt somit das Gefühl
Musik bespielt werden kann.        sich seelisch und körperlich      von Sicherheit und Geborgen-        Das Team des Palliativzentrums
Die dadurch entstehenden           tief zu entspannen.               heit.                               bedankt sich herzlich.
VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
DIE «HOLLER-ZWILLINGE»:
DOPPELTER EINSATZ, DOPPELTE FREUNDLICHKEIT.

Strahlend, aufmerksam, mit viel Gefühl und Wärme begrüssen
sie die Gäste im Bistro Holler. Meist ist nur einer der Zwillinge im
Dienst, darum brauchte es eine ganze Weile, bis die Hildegard-
Mitarbeitenden und die Stammgäste merkten, dass sie eigentlich
zu zweit sind: Nataliya (l.) und Halyna (r.).

Wie ist es für Sie, hier zu       Haben Sie viel Kontakt           Nataliya: Wir haben auch viel    zehn Jahren hier verloren und
arbeiten?                         mit den Patienten?               Kontakt mit den Familienange-    nun seinen Schwiegervater, er
                                                                   hörigen. Sie sind aber sehr      sagte, es fühle sich an wie ein
Nataliya: Super, sehr gut. Gute   Halyna: Schon täglich, wenn      nett. Nur manchmal wird es       Déjà-vu.
Atmosphäre, tolles Team. Es ist   sie ins Bistro kommen. Auch      schwierig.
vor allem auch ein spezieller     wenn wir Tee auf den Statio-                                      Halyna: Der Ort ist aber sehr
Ort, und man lernt, über vie-     nen auffüllen, kommen wir in     Wann genau?                      interessant zum Arbeiten und
les anders nachzudenken.          Kontakt mit den Patienten.                                        sehr speziell.
                                  Das erste Mal ist es etwas un-   Nataliya: Manchmal weinen
Halyna: Ich wusste zuvor auch     gewohnt, so kranke Personen zu   sie und sind traurig. Manchmal   Sie haben beide
gar nicht, was Palliative Care    sehen, aber mittlerweile macht   erzählen sie auch Geschichten.   vorher in einem Restaurant
ist und dass es Hospize gibt.     uns das gar nichts mehr aus.     Ein Mann hat seine Frau vor      gearbeitet?
VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
2 | 2019

Nataliya: Ja, in einem grossen    Halyna: Hier ist es auch sehr
Restaurant im Zentrum von         lustig für uns. Manche Gäste
Basel.                            haben zu Beginn gar nicht             Nataliya und Halyna
                                  gemerkt, dass es zwei von uns
Was ist der Unter-                gibt. Wir tragen unterschiedlich
schied vom Restaurant             farbige Lippenstifte, Nataliya        Nataliya Brombacher und Halyna Lanz
zum Bistro hier?                  meist hellrot, ich mehr natur-
                                  farben. Jetzt schauen manche
Nataliya: Am meisten fällt auf,   nur auf unsere Lippen, um zu          kommen aus der Ukraine und sind seit
dass es andere Gäste sind und     wissen, wer wer ist.
ein anderes Ambiente. Dort                                              2010 in der Schweiz. Nataliya arbeitet
gibt es Mittag- und Abendes-      Nataliya: Eine Patientin sagte
sen, jeweils eine grosse Menü-    mir, ich sei plötzlich so an-         seit Februar 2019 im Bistro Holler,
karte. Hier im Bistro gibt es     ders, aber das war nur, weil
nur das Mittagessen, und es       es Halyna war, die sie schon
hat nur bis 17 Uhr geöffnet.      gesehen hatte. Und ein Mann
                                                                        Halyna seit April.
Dies ist ideal für mich, ich      sagte: «Nein, jetzt haben Sie
kann heimgehen zu meiner          das vergessen, worüber wir
Familie.                          gestern gesprochen haben!»,
                                  und dann musste ich lachen
Halyna: Wir haben Küche und       und ihm sagen, dass nicht ich
Service gemacht. Es war halt      das war.                           Nataliya: Den ganzen Sommer        kommen, merken wir immer,
ein viel grösserer Betrieb. Wir                                      gab es Grill am Donnerstag,        dass es ein Ort wie nirgends
hatten zugewiesene Bereiche       Können Sie gut                     das ist sehr beliebt.              sonst ist. Es ist vor allem sehr
und durften nur diese bedie-      mit den Verwechslungen                                                sauber hier, die Kultur ist sehr
nen.                              umgehen?                           Wir versuchen auch, jedem          eigen. Unsere ganze Familie
                                                                     Wunsch der Patienten nachzu-       will auch unbedingt immer
Nataliya: Im Bistro Holler wird   Nataliya: Ja sehr, wir nehmen      gehen.                             Käse aus der Schweiz.
alles geteilt, die Gäste und      das locker und sind es auch
auch das Trinkgeld. Wir teilen    gewohnt.                           Halyna: Ein Mann war hier und      Sie beide werden
es mit dem ganzen Team, auch                                         sagte, wenn er stirbt, dann wird   hoffentlich noch lange hier
mit der Küche, das kannten wir    Wie sind Sie darauf                er zum Adler und fliegt in den     im Bistro bleiben?
so nicht.                         gekommen, hier zu arbeiten?        Himmel. Es ist sehr beeindru-
                                                                     ckend, dass die Patienten hier     Nataliya: Ja, wir haben gehört,
                                  Nataliya: Im Internet sind wir     sind und wissen, sie werden        dass viele Personen schon
                                  auf die Ausschreibung ge-          sterben, und müssen dies ak-       zehn oder zwanzig Jahre hier
                                  stossen. Der SV hatte gerade       zeptieren. Es ist interessant zu   arbeiten. Wir können es uns
 „Eine Patientin                  offene Stellen, und wir waren
                                  auf der Suche.
                                                                     sehen, wie die Personen unter-
                                                                     schiedlich mit der Situation
                                                                                                        auch vorstellen. Hier wissen
                                                                                                        wir, dass es dieses Bistro
                                                                     umgehen. Wir freuen uns auch,      braucht und es nicht einfach
    sagte mir,                    Halyna: Es hat uns auch wegen
                                  der Arbeitszeiten gefallen und
                                                                     wenn jemand wieder nach
                                                                     Hause gehen kann.
                                                                                                        geschlossen wird. Wir sind
                                                                                                        dankbar für diese Sicherheit.

 ich sei plötzlich
                                  weil es ein kleinerer Betrieb
                                  ist. Es gibt viele Stammgäste,     Nataliya: Es ist ein Riesen-       Halyna: Es gefällt uns, weil es
                                  mit denen man gut reden kann.      unterschied von hier in der        so ruhig, schön und gemütlich
    so anders,                    Es kommen auch Personen,
                                  die nicht zum Palliativzentrum
                                                                     Schweiz zu unserer Heimat.
                                                                     Dort ist das Leben mit 55 fast
                                                                                                        ist, ganz anders als in einem
                                                                                                        grossen Spital. Es ist sehr per-

   aber das war
                                  gehören, und das ist auch toll.    schon zu Ende, die Menschen        sönlich. Auch die freiwilligen
                                                                     sind in diesem Alter wie hier      Helfer haben uns sehr über-
                                  Nataliya: Auch der Garten          mit 85. Man wird nicht so          rascht.

    nur, weil es                  macht die Arbeit sehr schön.
                                  Was können wir mehr wollen!
                                                                     betreut und behandelt, wie es
                                                                     hier der Fall ist. Wir haben       Wir konnten auch den A1-Kurs
                                                                     das Gefühl, in der Schweiz ist     mitmachen, was wir super fan-
   Halyna war,                    Halyna: Es gibt auch ganz un-
                                  terschiedliche Gäste. Gewisse
                                                                     das Leben viel lebendiger.         den. Wir haben viel gelernt
                                                                                                        und hatten auch Spass dabei.

   die sie schon
                                  Patienten sind immer alleine       Gefällt es Ihnen in der            Die Kursleitung war ebenfalls
                                  und haben keine Besucher,          Schweiz und Basel?                 toll. Dass unser Chef uns an-
                                  bei anderen kommt die ganze                                           gemeldet hat und sagte, es sei
 gesehen hatte.“                  Familie.                           Halyna: Ja sehr, wir können uns
                                                                     nicht beklagen. Wenn wir nach
                                                                                                        wichtig, dass wir auch mitma-
                                                                                                        chen können, fanden wir sehr
                                  Was erlebt man hier?               Reisen in die Schweiz zurück-      beeindruckend.
VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
3 FRAGEN AN ...
BRUNO SCHÄRER, VERWALTUNGSRAT ADMINIA AG.

1 Wie kam es, dass Sie             Wir haben im Sommer 2015
                                   mit der Konzeption und Einfüh-
Verwaltungsratspräsident           rung des kontinuierlichen Ver-
                                   besserungsprozesses KVP im
der Adminia AG gewor-              Palliativzentrum begonnen.
den sind?
                                   Bei der Einführung von solchen
Die telefonische Anfrage kam       Programmen weht einem in
von Luciano Bandini am 2. Mai,     der Startphase meistens eine
und ich hab mich sehr gefreut.     Portion Skepsis entgegen. Im
Als er zum Schluss sagte, dass     Hildegard war das anders, wir
er eine schnelle Entscheidung      erhielten von Anfang an posi-
von mir braucht, habe ich gleich   tive Rückmeldungen für die
am Telefon noch zugesagt. Ich      zahlreichen Verbesserungen,
bin zwar ein spontaner Mensch,     welche die Mitarbeitenden
die Geschwindigkeit meiner         selber initiieren und umsetzen
Entscheidung hat aber selbst       konnten.
mich überrascht. Der Entscheid,
diese Herausforderung anzu-        Sowohl die Dankbarkeit wie
nehmen, kam also in erster Linie   auch die Verbindlichkeit bei
von meinem Herzen.                 der Umsetzung von Massnah-
                                   men sind für mich im Vergleich
2 Sie begleiten das                zu meinen vielen anderen
                                   Kunden überdurchschnittlich
Palliativzentrum schon             hoch!
geraume Zeit.
                                   Das ist motivierend und spornt
Was ist das Besondere              stets zu neuen Höchstleistun-
an diesem?                         gen an!

  Bruno Schärer                                                     3 Wie kann die Dienst-        dung über den Aufbau einer
                                                                                                  Firma, aber insbesondere
                                                                    leistungsgesellschaft         auch bei der Entwicklung und
  Bruno Schärer absolvierte seine Ausbildung an der Fach-           Adminia von Ihnen             Vermarktung von Dienstleis-
  hochschule Biel und führt seit über 25 Jahren seine                                             tungen kann die Adminia auf
  Unternehmensberatungsfirma Profact. Sie setzt Projekte in
                                                                    profitieren?
                                                                                                  meine gemachten Erfahrungen
  den Bereichen Lean Management, Produktion, Logistik,              Seit gut 25 Jahren bin ich    und mein Know-how zurück-
  Technik, Fabrikplanung und Organisationsentwicklung um.           Mitinhaber eines Beratungs-   greifen.
                                                                    unternehmens. Von der Grün-

 „Die grössten Wunder gehen in der Stille vor sich.“
                                                           Wilhelm Raabe
VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
2 | 2019

33 JAHRE HILDEGARD: PIONIERIN CHRISTEL MOHLER-
OBERNOSTERER ERINNERT SICH ZURÜCK.

Das Ende der 1970er-Jahre ist      darf abzudecken. Die Löhne      oder nachts, dann machten         Was können wir ändern? Wir
heute für mich eine versunkene     waren eine Mischung aus Geld    wir uns auf den Weg.              lasen die Bücher von Elisabeth
Zeit, es waren ganz andere         von der Kirchgemeinde, den                                        Kübler-Ross – in dieser Art hat-
Welten: Die Haus- und Ge-          Krankenpflegevereinen und       Immer wieder sahen wir bei        te sich noch niemand mit Ster-
meindekrankenpflege war nicht      später auch von Subventionen    unseren Einsätzen grosse Pro-     benden befasst – und hörten
wirklich organisiert, die Spitex   des Kantons. Wir Gemeinde-      bleme: Viele schwer kranke        vom St Christopher’s Hospice in
war damals noch nicht exis-        krankenschwestern      hatten   Personen konnten nicht zu         London. So ein Hospiz sollten
tent. Jede Kirchgemeinde mit       lange kein Büro, sondern ein    Hause bleiben, es mangelte        wir auch haben! Es herrschte
ihren Krankenpflegevereinen        Telefon am Nachttischli, und    an Pflege. Grosse Familien, in    Aufbruchstimmung!
versuchte allein, den Pflegebe-    wenn es läutete, spät abends    denen diese geleistet werden
                                                                   konnte, waren nicht mehr da.      Bei Herrn Dr. Cyrill Bürgel, dem
                                                                   Und das Kantonsspital war         ehrenamtlichen Kassier und
                                                                   auch nicht der richtige Ort für   Gründer des Krankenpflege-
                                                                   diese Art der Pflege. Sterben-    vereins Allerheiligen, jammerte
  Christel Mohler-Obernosterer                                     de brauchen viel mehr Zeit in     ich auch über die unbefriedi-
                                                                   der Betreuung, diese war frü-     gende Situation. Er war sofort
  Christel Mohler-Obernosterer baute zusammen mit ihren            her wie heute im Akutspital       überzeugt, dass wir auf dem
  Gemeindekrankenschwester-Kolleginnen Esther Schaffner            nicht vorhanden. Und: Im Spi-     richtigen Weg waren, und als
  und Ruth Arn unter der Leitung von Cyrill Bürgel das             tal durfte man zu jener Zeit ja   Mann der Tat gründete er im
  Palliativzentrum Hildegard auf, damals unter dem Namen           auch nicht sterben – schlecht     Februar 1983 die Hildegard-
  Hildegard-Hospiz. In 35 Monaten wurde ein Gebäude                für das Image der Mediziner       Hospiz-Stiftung. Er schenkte uns
  gefunden, umgebaut, die Finanzierung gesichert,                  und die Statistik.                grosses Vertrauen, motivierte
  Personal rekrutiert, das komplette Spital, inklusive                                               uns, zu planen und aufzubau-
  Küche und Wäscherei, eingerichtet und ausgestattet.              Meine beiden Kolleginnen und      en, ganz nach unserem Sinne,
  Am 1. Juli 1986 nahm es seinen Betrieb auf.                      ich fühlten uns zunehmend         und übernahm den Part der
                                                                   ohnmächtig. Wir fragten uns:      Finanzsuche. Sein Leitspruch
VIER BEINE UND EIN GROSSES HERZ: DIE DREI THERAPIEHUNDE IM PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD.
tauchten, wie man es hierzu-
                                                                                                       lande machte. Ein Schmerz-
                                                                                                       protokoll gab es damals nicht.
                                                                                                       Und Schmerzpflaster und
                                                                                                       Schmerzpumpen – das kam
                                                                                                       alles erst viel später. Man muss
                                                                                                       sich vorstellen: Die Tropfenzahl
                                                                                                       bei Infusionen stellten wir von
                                                                                                       Hand mit dem Tropfenzähler
                                                                                                       ein. Heute ist das Handling der
                                                                                                       Schmerztherapie viel einfacher
                                                                                                       und, ich denke, dadurch auch
                                                                                                       effektiver.

                                                                                                       Es gab viele Situationen, die
                                                                                                       uns gefordert haben. Den Tod
                                                                                                       als das natürliche Ende des
                                                                                                       Lebens zu begreifen, fällt nicht
                                                                                                       allen leicht. Wir haben immer
                                                                                                       unser Möglichstes getan mit
                                                                                                       dem Wissen von damals und
                                                                                                       so gut und liebevoll gepflegt,
                                                                                                       wie wir konnten. Das Palliative-
war: «Es geht uns gut, also      Und so begann diese Ge-            den Beinen auf der Erde zu         Care-Vokabular kam auch
müssen wir etwas für die         schichte. Wir redeten mit vielen   bleiben. Nur ideell geht nicht:    erst viel später auf. Bei uns ha-
anderen tun.» Selbst höchst      Pflegeheimleitungen, mit Sta-      man muss anpacken. Wenn            ben viele vieles gemacht, mit
bescheiden gelang es ihm,        tionsschwestern, den Hausärz-      Leute erbrechen oder vollge-       der Spezialisierung heute ist
für unser Haus so viel Geld      ten und fanden überall grosse      schwitzt sind, das ist Hand-       manches besser. Aber natür-
zusammenzubringen, dass wir      Unterstützung. Wir reisten dann    werk, das ist harte Arbeit.        lich auch sehr viel teurer. Auch
eine richtig gute Sache daraus   zum St Joseph’s Hospice nach                                          mit neuen Vorschriften und
machen konnten. Wir Pflegen-     London, knüpften Kontakte          Grosse Probleme hatten wir         neuen vorgegebenen Stan-
den mussten uns nicht ums        dort und lernten Schmerzthe-       zu Beginn mit dem Einkauf          dards werden die Leistungen
Geld kümmern, aber wir haben     rapien kennen, die es bei uns      von Betäubungsmitteln. Der         zusätzlich teurer. Manchmal
sparsam gearbeitet und nichts    noch nicht gab. Wir besuch-        Kantonsapotheker hatte selbst      wundere ich mich, was es heu-
verschleudert. Herr Bürgel war   ten das Kloster Eibingen, das      strenge Regeln, wie viel er aus-   te alles braucht zum Sterben.
immer dankbar, wenn etwas        Hildegard gegründet hat. Wir       geben durfte, und er wunderte      Und so hohe Worte, so viel
gut klappte, aber er sagte       wurden von der Priorin emp-        sich, wie viel wir brauchten.      Gerede und so viele Sitzun-
auch: «Wir sind dankbar,         fangen und erhielten die Zusi-     Die Spitäler waren damals ja       gen: Da frage ich mich: Wer
wenn uns jemand Steine in den    cherung, dass unser Hildegard-     skeptisch gegenüber solchen        sitzt beim Patienten? Dann wie-
Weg legt, denn daraus lernen     Hospiz in die Fürbitten der        Präparaten – das Personal war      der treffe ich jemanden, des-
wir.»                            Nonnen aufgenommen wird.           ängstlich: Suchtgefahr – und       sen Mann oder dessen Mutter
                                                                    verwendeten diese nur spar-        erst vor Kurzem im Hildegard
                                 Und wir mussten lernen: «Ich       sam. Wir hatten in London ge-      gestorben ist. Sie sind dankbar
                                 bin nahe am Patient, aber nicht    lernt, regelmässige Gaben zu       und haben eine gute Erinnerung
                                 ich weiss, was für ihn gut ist,    verabreichen, nicht erst, wenn     an unser Haus. Und ich freue
„Man muss sich                   er weiss es.» «Der Patient und     die Schmerzen wieder auf-          mich!
                                 seine Familie im Mittelpunkt»
   vorstellen:                   soll keine Floskel bleiben! Der

Die Tropfenzahl
                                 Respekt vor dem kranken
                                 Menschen, das ist schwierig

 bei Infusionen
                                 zu lernen. Auch wenn jemand
                                 nicht mehr sprechen kann,

   stellten wir
                                 geht es darum: Was will diese
                                 Person, und was will ihre Fa-

    von Hand                     milie? Wir sahen uns nicht als
                                 palliatives Team, das um den
mit dem Tropfen-                 Patienten herum ist, sondern
                                 der Patient war Teil unseres
  zähler ein.“                   Teams und sagte, was er wollte.
                                 Das Notwendige machen war
                                 immer wichtig, auch, mit bei-
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                                    Fast eine
                               Weihnachtsgeschichte
                      Während des ersten Weltkriegs kam ein Mädchen zur Welt.
              Seine Mutter war minderjährig, so war die Tochter von Geburt an stigmatisiert.

           Als Jugendliche fand sie eine Stelle als Hausangestellte bei einer geizigen Familie,
           die ihr einen Lohn bezahlte, von dem sie kaum leben konnte. Sie blieb Jahrzehnte
                 in dieser Stellung, war ihr Leben lang ledig und kümmerte sich liebevoll
                            um ihre Mutter, die verbittert in hohem Alter starb.

               Personen, die diese Frau kannten, erzählen, dass sie sehr bescheiden war,
                    aber immer positiv denkend, obwohl ihr das Leben übel mitspielte.
        Es heisst, von ihrer Begabung und Intelligenz her hätte sie problemlos studieren können.

               Obwohl sie praktisch keinen Lohn bekam, sparte die Frau 100 000 Franken,
                  die sie dem Palliativzentrum Hildegard testamentarisch vermachte.
                                    So geschehen vor vielen Jahren.

                                 Das Haus gedenkt jedes Jahr der edlen Spenderin.

SINNVOLL SPENDEN: MITGLIEDSCHAFT
BEIM GÖNNERVEREIN HILDEGARD SCHENKEN.
Sie suchen ein sinnvolles        schaubare Grösse schafft          über die Spitaleinnahmen aber   kranke Menschen die best-
Weihnachtsgeschenk für Ihre      zwar die Basis für die optimale   nicht gedeckt, deshalb ist      mögliche Behandlung erhalten
Liebsten?                        individuelle Betreuung der        der Betrieb des Zentrums ohne   und in Würde ihr Leben voll-
                                 schwer und unheilbar kranken      finanzielle Hilfe von aussen    enden können.
Schenken Sie Lebensqualität!     Patientinnen und Patienten.       und ohne Unterstützung von
                                                                   Freiwilligen nicht möglich.
Das Palliativzentrum Hildegard   Psychosoziale und spirituelle                                     Gönner werden
ist ein kleines Spital mit nur   Belange sowie die Unterstüt-      Als Gönnerin und Gönner         www.goennerverein-
zwanzig Betten. Diese über-      zung der Angehörigen werden       helfen Sie mit, dass schwer     hildegard.ch
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 klein HILDEGARD

MPCT TROCKEN UNTERWEGS:                                                                           IMPRESSUM

DANK UNTERSTÜTZUNG DER BKB.                                                                       Hauszeitung
                                                                                                  Palliativzentrum
                                                                                                  Hildegard
                                                                                                  November 2019

                                                                                                  Herausgeber
                                                                                                  Hildegard Klinik AG
                                                                                                  St. Alban-Ring 151
                                                                                                  Postfach, CH-4002 Basel
                                                                                                  T +41 61 319 75 75
                                                                                                  F +41 61 319 75 59
                                                                                                  info@pzhi.ch

                                                                                                  Redaktion
                                                                                                  Hildegard-Hospiz (Stiftung),
                                                                                                  Adminia AG,
                                                                                                  Christ Kommunikation AG

                                                                                                  Konzept und Gestaltung
                                                                                                  Adminia AG

                                                                                                  Comic
                                                                                                  Nicolas d’Aujourd’hui

                                                                                                  Auflage
                                                                                                  1500 Exemplare

                                                                                                  Druck
                                                                                                  Steudler Press AG

                                                                                                  Fotos
                                                                                                  Thomas Schwander, z.V.g.

Eigentlich sollte es nur ein     das Palliativzentrum Hildegard   Wetter trocken unterwegs und    Hinweis zur Schreibweise:
E-Bike werden. Dann aber         einen gut erhaltenen Occasion-   können vor Ort unsere Patien-   Aus Gründen der besseren
                                                                                                  Lesbarkeit wurde meist nur eine
wurde ein kleiner Traum Rea-     Smart anschaffen.                tinnen und Patienten bestmög-   Geschlechtsform gewählt.
lität: Dank der grosszügigen                                      lich unterstützen.              Selbstverständlich sind beide
finanziellen Unterstützung der   Damit sind unsere Ärztinnen                                      Geschlechter angesprochen.
Basler Kantonalbank konnte       und Ärzte auch bei schlechtem    Herzlichen Dank!
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