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Der Übersetzer DISKUSSIONSBEITRÄGE UND INFORMATIONEN Herausgegeben vom Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicherWerke e.V. Nr.12 8.Jahrgang (1 i Neckarrems Dezember 1971 V Ernst Kobbert in der Ferienzeit, erschien f'ür Belgien die ’Jagd auf die Belgizismen’ an sechster Stelle der Rangliste. Ferien- Viermal zwanzig und zehn lektüre muß also offenbar nicht immer leichte Kost sein. Französisch sprechen in Belgien (An erster Stelle stand für beide Länder das Dokumen- tar- und Reportagewerk ’Ö, Je’rusalem’ ..) Nachdem diese In einem Pariser Cafe wird der Kellner erstaunt sein, Mitteilung in der Zeitung erschienen war, suchte man in wenn er gefragt wird: Wo ist hier ’la cour’, der Hof. Wir Brüsseler Buchhandlungen einige Tage vergeblich nach haben keinen Hof, wird er sagen, oder womöglich stolz dem erfolgreichen Sprachpflegebuch. erklären: Bei uns gibt es schon lange keinen König mehr. Daß francophone Belgier sich so sehr um ihre Sprache In alten Zeiten ist man wohl aus der Wirtsstube zu kümmern, ist vielleicht auch eine Folge ihrer veränderten gewissen Zwecken einfach auf den Hof gegangen; heute Stellung im eigenen Staat. Für die großen Sprachgruppen gibt es dafür ’les toilettes’. In Belgien steht aber auf der im Lande hat die Verfassungsreform die Kulturauto- dahin führenden Tür oft noch das Wort ’cour’. Wer in nomie geschaffen. Die Französischsprachigen werden Paris nach dem Hof fragt, hat sich also als Belgier sich mehr und mehr bewußt, im eigenen Lande in der verraten. Es klingt gut französisch, wird aber meist nicht Minderheit zu leben, nicht mehr die führende Schicht zu verstanden, wenn sich jemand ein Telefongespräch mit sein. Jetzt geht es nicht mehr nur darum, auf Reisen in der Nummer septante-deux nonante-cinq (7295) ver- Paris nicht aufzufallen, man möchte voll anerkanntes mitteln lassen will. Das geht höchstens im Straßburger Glied in dieser Kulturgemeinschaft sein. Im romanischen Europa-Haus, wo die Telefonistinnen viel Umgang mit Bereich gibt es nun einmal diesen Ordnungssinn, die Brüsselern haben. Dabei ist diese Zählweise der Belgier Ausrichtung auf ein Gravitationszentrum. In Österreich eigentlich konsequenter. Warum bildet‘der Franzose bis oder der Schweiz hätte ein ähnliches Buch kaum Erfolg, zu den Sechzigern die Zahlworte nach dem Dezimal- dort macht man sich nichts daraus, im großen deutsch systern, dann zählt er plötzlich ’sechzig und zehn’, sprechenden Nachbarland aufzufallen. Deutschland hatte ’viermal zwanzig’, ’viermal zwanzig und zehn’? Nur bei nie eine tonangebende Metropole. der Achtzig sind auch die Belgier französisch; octante gibt es nur in Kanada und der romanischen Schweiz. Die Zentralstelle für gute Sprache ist keine Behörde und Viele Belgier, die sich zur französischen Sprachgemein- kein staatlich unterstütztes Amt, das Entscheidungen schaft bekennen, wurmt es, daß sie nicht durch darüber zu treffen hätte, was korrekte Sprache ist und Frankreich reisen können, ohne aufzufallen. (Natürlich was nicht. Professor Hanse und seine Mitarbeiter sind gibt es auch Belgier, die ein gepflegtes, korrektes auch keine Dogmatiker und keine extremen Puristen. Französisch sprechen, die auch soixante-dix sagen). Aber Hanse ist zugleich Präsident des Internationalen Denen, die Schwierigkeiten haben, hat jetzt die Rats für die Pflege der französischen Sprache, einer ’Zentralstelle für gute Sprache’ eine Hilfe gegeben. Sie Organisation, in der außer Frankreich, Belgien, Kanada hat ein Buch herausgebracht mit dem Titel: ’Jagd auf die und der Schweiz auch afrikanische Staaten mitarbeiten. Belgizismen’. Es ist eine Art von Jubiläumsgeschenk, Einer der eifrigsten Förderer dieser Internationale der denn die Stelle besteht gerade zehn Jahre. Gegründet auf Francophonie (oder der Francite) ist Leopold Senghor, Anregung der Stiftung Charles Plisnier ist sie keine der Dichter und Staatspräsident des Senegal. Die gelehrte Akademie, wenngleich ihr Präsident, der belgischen Sprachpfleger meinen: ’Wenn dies die Sprache Löwener Professor Joseph Hanse, auch Mitglied der von hundert Millionen über die Erde verstreut lebender Königlichen Akademie für französische Sprache und Menschen ist, müssen sie sich um deren Einheit Literatur ist. Diese Institution will in die Breite wirken. bemühen, dürfen sie nicht zulassen, daß sie verflacht, So werden in Belgien jedes Jahr im Mai zwei Wochen der auseinanderfällt, sich von Gebiet zu Gebiet übermäßig guten Sprache veranstaltet. In Zusammenarbeit mit unterscheidet.’ Schulen, Zeitungen, Radio und Fernsehen werden dann Dabei wird nicht alles, was das belgische Französisch von jeden Tag Beispiele schlechter Redeweise aufgespießt. der Sprache im Mutterland absetzt, als schlechthin falsch Die Publikationsorgane haben Vorschlagslisten zur oder schlecht verurteilt. Neben den Einflüssen aus der Verbesserung ihres Sprachgebrauchs bekommen, und für germanischen Nachbarschaft leben hier ältere Wort- ganze Verwaltungen werden Kurse zur Sprachver- bildungen fort, die in Frankreich untergegangen sind, besserung organisiert. Manche große Zeitungen haben und Worte aus wallonischen Dialekten sind übrigge- ständige Sprachrubriken. blieben, selbst solche aus der Zeit der Spanier. Aber es Mit der Jagd auf die Belgizismen erlebte man eine gibt auch Neubildungen, denen sprachliche Logik nicht Überraschung. Die Brüsseler Zeitung ’Le Soir’ veröffent- abzusprechen ist. Wenn man zum Beispiel etwas licht regelmäßig eine Art Kurstabelle vom Büchermarkt. ’verstärken’ kann —— renforcer —,warum nicht genau wie Für Belgien und Frankreich getrennt werden jeweils die bei anderen Verben das Gegenstück bilden: deforcer. Das meistgekauften Bücher ermittelt. Ende August, also noch Wort gibt es aber im Französischen nicht. Auch im
Deutschen kann man allenfalls ein Wäschestück ent- Und wie die Morgendämmerung mit dem Vogel. stärken. Möglich, sagen die Autoren der ’Jagd auf die Der Tod macht blässer — die Namen und die Gesichter, Belgizismen’ dazu, daß solch ein in Belgien erfundenes Verdunkelt sie in den Spiegeln erloschener Jahre. Wort eines Tages die Schwelle der strengen Akademie in Das lächeln von leblosen Lippen —— es wird vernichtet Paris überschreiten wird, aber so weit sei es noch nicht, vom Rhythmus des täglichen Widerfahrens. und deshalb gebrauche man es vorläufig nur zu Hause. Und dennoch sind sie uns Schicksalsgesellen, Die ’Jagd’ wird mit Humor getrieben, mit eingestreuten Die uns von ewigen Bindungen tuscheln, Anekdoten. Das Buch ist nicht nur den Belgiern nützlich, ‘ Wie eine sich bdumende Meereswelle sondern auch den vielen Deutschen, die in den letzten In ausgespülten trockenen Muscheln. Jahren in Brüssel ihre Bekanntschaft mit der französi- schen Sprache gemacht haben, samt den Haustöchtern, WÖRTER sind unzuverlässig. die gern hierher engagiert werden, mit der Versicherung, sie könnten Französisch lernen. Natürlich können sie Im Deutschen hat das Wort ’richtig’ vielleicht etwas mit das, aber eben vielleicht mit dem Erfolg, daß sie in Paris dem wackligen Recht zu tun, vielleicht mit der für einen Belgier gehalten werden und womöglich von bedenklichen ’Richtung’, auf alle Fälle steht es der ’Hinrichtung’ gefährlich nahe. Im Russischen ist das, was einem Kellner, Omnibusschaffner oder Zeitungs- verkäufer gefragt werden: ’Ah, Monsieur, Sie kommen ’richtig’ ist — ’verno’ — artverwandt mit dem Glauben (’vera’). Vielleicht ist das gar nicht so abwegig, unrichtig: von den moules frites? ’ Miesmuscheln und Pommes das für Recht zu halten, woran— man glaubt? frites gelten als typisch belgisches Gericht. Herrschaftlich ist nicht herrisch, und beides schon gar nicht herrlich; und wie nah liegen gescheit und gescheitert beieinander? Es ist ein Durcheinander sondergleichen, eine Irre- Karl Dedecius führung, die sich als Sitte breitmacht. Was wunder also, daß die Sprache schließlich sittenwidrig wurde! Wortschatz des Friedens Unsere Sprache scheint so kontrovers geworden zu sein, und der Wahrheit daß wir sogar für ein normales Sachgespräch kein Aus dem Zettelkasten eines Übersetze: besseres Wort finden als das auf Trennung und Zerwürfnis hindeutende: Auseinandersetzung. Warum Es gibt bei Karel Capek eine Geschichte, deren Moral mir nicht Zusammensetzung statt Auseinandersetzung? seit meiner Schulzeit unvergessen blieb. Die Handlung Wenn man mit einem zweiten etwas Gemeinsames finden dieser Erzählung ist etwa folgende: Ein Eisenbahner will, muß man sich doch zusammensetzen und nicht bekommt von seinem Verwandten zum Fest ein kleines auseinander? Man muß Kontakte, Übergänge suchen, Ferkel geschenkt. Zum Zwecke des Mästens und des statt Kontraste, Scheidelinien. Auch Konfrontation — späteren Schlachtens natürlich. Die Familie mästet also sehr modisches Wort, in aller Munde, wo konferiert die künftigen Schinken und Würste und freut sich am debattiert und polemisiert wird — ist kein Wort für Erfolg ihrer häuslichen Viehzucht. Eines Tages stellt das Friedenszeiten, es klingt militant und weckt eindeutig Ehepaar allerdings fest, daß man nicht gut mit einem Assoziationen aus der Fronterfahrung: Stacheldraht- Wesen unter einem Dach zusammenleben kann, wenn es verhau und Bajonette. keinen Namen hat. Also bekommt das Ferkel einen Namen — Anton. Anton wächst, wird hin und her Antor Hier stünde ein neues Feld der Sprachforschung offen, einen Wortschatz des Friedens und der Wahrheit zu gerufen, man gewöhnt sich an Anton, und als es eines Tages soweit ist, daß man das Tier schlachten könnte, erarbeiten, einen, durch den die ansteckenden Heraus- stellen Mann und Frau fest, daß sie es beide nicht mehr forderungen von selbst ihr Gewicht, ihre Priorität und somit Fatalität verlören. können. Ja, früher — ein gewöhnliches, namenloses Ferkel zu schlachten, das wäre einfach gewesen; aber . nun — einen Hausgenossen mit Namen Anton zu töten, das brachte keiner von beiden fertig. Damit endet, Bücher für Übersetzer glaube ich, die Geschichte. Gescheit durch Langenscheidt... Was unvollendet, aber auch für mich unvergessen blieb, Vor mir liegt das neue Handwörterbuch von Langen- ist die Moral; wir sollten alle danach trachten, unsere scheidt, Teil I, Spanisch-Deutsch. Größer und umfang- menschlichen Vornamen kennenzulernen, mit ihnen reicher als das Taschenwörterbuch, handlich, typo- vertraut zu werden. Wenn eines schlimmen Tages dann graphisch sehr übersichtlich — dennoch, es stürzt mich in die Zeit des Schlachtens wiederkommen sollte, dann ein Dilemma. Die Besprechung eines Wörterbuchs ist werden wir uns nicht mehr schlachten können. Wir immer eine höchst unbefriedigende Angelegenheit, werden nicht mehr verächtliche Pauschalbezeichnungen schließlich kann man es nicht verschlingen wie einen einer zum Schlachten geeigneten Gattung tragen, wie Roman, aber auch nicht kritisch studieren wie eine Ferkel, sondern uns aneinander gewöhnt haben und uns Theorie. Etwas hilflos sitzt man vor einem unüberschau- sehr menschlich-familiär mit Anton titulieren. Und dann baren Berg von Wörten — rund 70 000 Stichwörter auf so wird das Schlachten einfach undurchführbar. 640 Seiten —‚und ähnlich wie bei der berüchtigten Suche Übersetzungen sind nichts anderes als Namensgebungen nach der Stecknadel im Heuhaufen fahndet man nach an ' fremde, bislang namenlose Wesen. Übersetzer Auslassungen, falsch angegebenen Vokabeln oder feh- schaffen diese Urbedingung des Zusammenlebens, Sie lenden Hinweisen. Ganz gerissene Rezensenten legen sich machen Fremdes gegenseitig kenntlich und verständlich. im Laufe der Zeit sogar eine ’Prüfliste’ an, eine Im Sinne eines Gedichts des tschechischen Lyrikers Sammlung all der Wörter, die ihnen bei ihrer Miroslav Florian (1931), das ich vor Jahren einmal (für Übersetzertätigkeit Schwierigkeiten gemacht haben und mich) als ethischen Leitsatz übertragen habe. die das neue Werk nun auf einen Schlag klären soll. Ich beschloß, das Problem auf subjektive Weise zu lösen, Wir kennen kaum unsere Nächstennamen, meinen spanischen Tageslauf auf Vokabeln zu unter-’ Und sind doch mit ihnen in Eins zusammengezogen, suchen und den neuen Langenscheidt jeweils zu Rate zu Zusammengewachsen wie Kohle und Flamme ziehen.
Sind alle Fischsorten verzeichnet, die es heute auf dem Es ist ein bemerkenswertes Verdienst der deutsch-franzö- Markt gibt? Bei den Gemüsearten weiß Langenscheidt, sischen Rundfunkkommission, die sich aus Vertretern daß ’cardo’ nicht nur eine Distel ist, sondern auch ein des französischen Rundfunks (O.R.T.F.) und der Gemüse (eine Artischockenart). Das ergab den ersten Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rund- Pluspunkt. Nicht zu finden war dagegen ’rebolldn’, ein funkanstalten der Bundesrepublik (ARD) zusammen- bekannter und geschätzter Eßpilz. Da hier sicher eine setzt. unter Hinzuziehung des Zweiten Deutschen adäquate Übersetzung nicht zu leisten ist, sollte die Fernsehens (ZDF) eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung Vokabel wenigstens mit einem erklärenden Hinweis eines deutsch-französischen Spezialwörterbuchs einge- erscheinen. — Bei der morgendlichen Zeitungslektüre setzt zu haben, das nunmehr zweiteilig als ’Fachwörter- stieß ich wieder einmal auf das Wort ’contestatario’ —- buch Hörfunk und Fernsehen — Deutsch-Französisch’, hier versagt der Langenscheidt, vielleicht weil diese bzw. ’Dictionnaire Professionnel de la Radiodiffusion et ’Oppositionellen’, im politischen Sinn gebraucht, eine de la Television -— Franqais-Allemand’ unter der Erscheinung der allerjüngsten Zeit sind, wobei die offiziellen Herausgeberschaft von ARD und O.R.T.F. spanische Presse das Wort für viele kritische Köpfe vom Verlag v. Hase & Koehler in Mainz als _ gebraucht, die in Deutschland wohl kaum schon als Taschenlexikon in einem Band an den Buchhandel ’Oppositionelle’ bezeichnet würden. Der auch recht ausgeliefert wird (320 Seiten, Plastikeinband, DM 22.—). junge Terminus ’poluciön de aire’ — ’Luftverschmut- In diesem Werk dürfte — soweit Stichproben es erkennen zung’ konnte dagegen mühelos geklärt werden. Am lassen — die besondere Vokabulatur der Hörfunk- und schwierigsten ist bekannterweise die Übersetzung der Fernsehpraxis mit einem hohen Grad an Vollständigkeit Verben. Der Spielraum der Bedeutungen ist oft und Zuverlässigkeit erfaßt worden sein. Das handliche beträchtlich, die Verwendungsmöglichkeiten sind unge- Taschenbuchformat trägt dazu bei, das Wörterbuch als zählt und es ist undenkbar, auf so gedrängtem Raum alle willkommenes, brauchbares und nützliches Hilfsmitteh Nuancen anzugeben. Der Langenscheidt bemüht sich für den nicht kleinen Kreis der redaktionellen und wenigstens, die geläufigsten Redewendungen aufzu- technischen Hörfunk- und Fernsehmitarbeiter erscheinen nehmen, so z. B. ’meterse en lios’ ’sich in zu lassen, die mittelbar oder unmittelbar an der sich Ungelegenheiten bringen’; ein gewitzter Übersetzer kann ständig ausweitenden Kooperation des deutschen und dann vielleicht einen Ausdruck wie ’meterse en el ajo’ als des französischen Hörfunk- und Fernsehwesens beteiligt sinnverwandt herausbekommen, da aber ’ajo’ bekannt- sind. C. W. lich riecht, sind die Ungelegenheiten hier etwas drastischer Natur. NOTIZEN Mehr Schwierigkeiten macht vielleicht die unter jungen Leuten gebräuchliche Redensart ’pasarlo bomba’, was so Der im Rahmen der Federation Internationale des viel bedeutet wie ’sich mächtig amüsieren’, und auch das Traducteurs (FIT) bestehende Ausschuß für literarische Wörtchen ’ligar’, bei Langenscheidt mit ’verbinden’ Übersetzer (Vorsitzende Frau Elena Nikolova—Rouzh; angegeben, ist unter Studenten zu einer recht aktiven Sofia,Bulgarien) hat einen Fragebogen ausgearbeitet, der Tätigkeit geworden. Bei der Aufforderung eines kühnen als Grundlage für die Planung der zukünftigen Maß- Spaniers an eine junge Deutsche: ’vamos a ligar’ sollte sie nahmen der FIT zur Verbesserung der Lage der daher nicht nur ihren Langenscheidt, sondern auch ihren literarischen Übersetzer dient. Dieser Fragebogen wurde Menschenverstand zu Rate ziehen. den einzelnen Mitgliedsverbänden der FIT inzwischen zugestellt. Die Ermittlungen beziehen sich im wesent- lichen auf den gegenwärtigen Status der literarischen Im Laufe des Tages befragte ich mein Wörterbuch wohl' an die hundertmal und ich muß sagen, es ist ein höchst Übersetzer und deren soziale Lage. Das Ergebnis der vollständiges und umfangreiches Werk. Zahlreiche Umfrage und die daraus zu ziehenden Folgerungen und Hinweise zum jeweiligen Sprachgebrauch und -niveau Empfehlungen des Ausschusses sollen bekanntgegeben sind ebenso nützlich wie das vermerkte spanisch-ameri- werden. II= * i! kanische Vokabular, das mir bei der Lektüre des Peruaners Vargas Llosas sehr zu Hilfe kam. Es ist zudem Um den Übersetzern eine handfeste Orientierungshilfe ein Buch, für das man geradezu dankbar und freudig zu geben, sollen ein entsprechender Wortbestand sowie knapp DM 30.— bezahlt, wenn man an die Preise der die Phraseologie der deutschen Sprache einem Computer neuesten Romane denkt. Als sich der spanische Tag dem eingegeben werden. Die Arbeit, aus der ein einheitliches Ende neigte, kam ein aufgeregter Student und ’Sprachprogramm’ resultieren wird, dürfte bis 1975 berichtete, daß durch ein Sit—in der Studenten das fertiggestellt sein. Unter dem Titel ’Linguistische ’gineceo’ in der philosophischen Fakultät nun für Datenverarbeitung’ hat die Regierung der Bundesrepu- jedermann zugänglich sei. So erfuhren wir, daß die blik diesen Auftrag an das Mannheimer Institut für Studentinnen bis dahin einen Raum für sich besaßen, der Deutsche Sprache vergeben. Zu den weiteren Aufgaben von Männern nicht betreten werden durfte, eine Art des Instituts wird es gehören, mit Hilfe der Datenver- weibliches Refugium für die armen, unter die Wölfe arbeitung von den verschiedenen Wissenschaften benötig- gefallenen studierenden Damen, mit Sesseln und te deutsche Spezialwörterbücher oder z. B. Wortformen— Aschenbechern, sehr geschätzt zum Korrigieren kleiner verzeichnisse zu erarbeiten. Garderobenmängel usw. Neugierig befragte ich meinen t * * Langenscheidt und fand dort die lakonische Antwort: Eigenartige Genüsse verheißt der deutschsprachige ’gineceo’ -— ’Frauengemach, historisch’. Seit gestern also Prospekt des italienischen Seebades Santa Marinella: trifft diese Antwort nun auch für Zaragoza zu. ’Das artige Städtchen, climatische Badeort der römischen Küste, lachend ins Auge des Reisenden, erscheint als eine Oase des Paradies, weich ausgedehnt längs des Langenscheidts Handwörterbuch/Spanisch/Teil I thyrrenischen Strandes. Das Seewasser, die Küsten- Spanisch-Deutsch von Dr. Heinz Müller und windungen durchdringend bis an Kap Linaro in Prof. Dr. Günther Haensch. Berlin, München, Zürich/ schluchzender Umhalsung, die hübschen Villas spiegelt 1971 S.H. umgekehrt, während der Palmbaum mit seinen Bogen- zweigen leise rundum die durchduft'ete Luft peitscht...
Der Grund ringsherum bietet einen vorzüglichen werde. Walter: ’Wir haben den Ersterscheinungstag Blumensnbau, der entwickelt sich in unbedeckten unserer Ausgabe bewußt hinausgeschoben, um eine Schichten in frischer Luft.’ erstklassige Übersetzung zu garantieren.’ Fleißner darauf: ’Mit Alexander Kaempfe haben wir *1!!! immerhin den Übersetzer gehabt, um den sich der Luchterhand-Verlag — wenn auch vergeblich — für die Aus einem zweisprachigen Prospekt ’Willkommen in Übersetzung seiner Ausgabe bemüht hat.’ Grinzing’. . und seit damals winkt ’der grüne Buschen’ als Symbol für unbeschwerte Gemütlichkeit, für beschwing- te oder beschauliche Stunden. Die Heurigenmusik spielt Der VDU teilt mit: auf, die Stunde der Verzauberung kann beginnen ‘lch muß im früher’n Leben einmal a Reblaus g’wesen sein’ Spenden zwischen DM 5,— und DM 200,— erhielt der heißt es in einem Wiener Heurigenlied. Diese Vermutung Verband von Ambassador College, Margaret Auer, Maria wird Ihnen nach dem 2. ’Vierterl’ (der Heurige wird Bamberg, Heinrich Wilhelm Bauer, Lieselott Baustian, meist in l/4-Liter-Krügen serviert) gar nicht mehr so Otto Bayer, Hilde Bertsch, Maria Csollany, Rolf Dreßler, abwegig erscheinen. Helmut Frielinghaus, Elizabeth Gilbert, Ruth Groh, ’ Since then a bunch of green leaves in front of the Ragni Maria Gschwend, Gerhard Heller, Eugen Helmle, entrance door to vine-grower’s houses is the symbol of Ruth Henry, Rudolf Hermstein, Axel Kaun, Friedrich high spirits, of gaiety and of contemplation; the symbol August Kloth, Grit Körner, Marianne Pasetti—Swoboda, of ’Wiener Gemütlichkeit’. Music starts to play, it Dr. Monika Plessner, Dr. Jürgen Schwab, Barbara Scriba- introduces the hour of enchantment. ‘I must have been a Sethe, Hermann Stiehl, Julia Tardy-Marcus, Peter phylloxera in my former life’ sais (sie!) one of the many Wallnoefer de Monte Liechtenberg, Marianne Wentzel, traditional Heurigen—songs. And this supposition will Peter Zentner und Ungenannt. seem more probable to you; after some glasses of wine you might believe it yourself. Might you indeed? *Ill'lt ...dastelltein Wort zur rechten Zeitsich ein Eine Kollegin und Lektorin deutschsprachiger Bücher bei einem großen amerikanischen Verlag schreibt aus solo virit = Einzelbesuch Boston: ’ Kürzlich befand ich mich während einer source reference = Quellenangabe Übersetzertagung auf demselben Podium mit Erich Segal space frame = Fachwerk; Rahm enwerk und war angenehm überrascht: er ist ein charmanter (archit.) Polyglott und äußerst belesen seine Beherrschung space structure = freitragende Struktur; sowohl der Aussprache als auch des Vokabulars des räumliches Tragwerk Deutschen, Französischen, Spanischen usw. ist fehlerlos, (archit.) sein Vortrag war höchst unterhaltsam. So habe er zwar Spaghetti .rtraps = schmale Träger Plautus übertragen, jedoch nicht erkannt, wie wesentlich Spaghetti-Träger es sei, ein guter Übersetzer zu sein, bis er selbst zu einem speaking length = Klanglänge (Orgel) Übersetzten wurde und entdeckte, daß sein ’coll chick’ special coating = Spezialbeschichtung mit ’frigide Frau’ und sein ’slack-jawed look’ mit ’Hosen (Feuchtwerk) (Printing) an seinem Mund’ wiedergegeben worden waren! Zum Special education = Heilpädagogik (pädag.) Trost erzählte ich ihm später von unserem Up the special study = Sonderuntersuchung Organizationl, was in Deutschland mit Hoch lebe die specz'fic = (auchz) gezielt Organisation! betitelt worden war!’ specific intelligence = besondere Intelligenz- factor kapazität (psychol‚) *1!!! speech habit = Sprachgewohnheit (Sprachmuster, die der Nachtarbeit für Experten: Langen-Müller—Ausgabe Sprecher unreflektiert schlecht übersetzt? gebraucht) speed pot = Geschwindigkeits- Wie auch immer der Streit zwischen Luchterhand und potentiom eter Langen-Müller um die Rechte oder Nicht-Rechte an rpikes = Krampfzacken Solschenizyns Roman ’August 14’ ausgehen mag — einen (Elektroenzephalogramm) Weltrekord hat der Münchner Verlag aufgestellt: Der spillover effects = Ausstrahlungseffekte Übersetzer hat für die 768 Seiten nur knapp drei Monate (econ.) gehabt. split level type = Split-Level-Typ Wiewohl die Experten vorerst noch ein Weilchen lesen (Einheit mit versetztge- müssen, bevor sie zu einem endgültigen Schluß kommen, schossiger so hat Luchterhand—Verlagsleiter Otto F. Walter diesen Grundrißanlage) (archit.) Übersetzungs—Weltrekord zum Anlaß genommen, um in einer Presseerklärung von einer schlechten Übersetzung zu sprechen, die dem Werk Solschenizyns nicht gerecht Rixta Werbe (wird f0’136’812t) DER ÜBERSETZER erscheint monatlich. Einzelpreis 75 Pt‘ zuzüglich Versandkosten. Herausgeber: Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. (VDU), Präsident Helmut M. Bracm, 7141 Neckartems, Schloß Remseck. —— ' Redaktion Eva Bomemann, A—4612 Scharten, Vitta 7, Oberösterreich, TeL: (00 43) 72 7S l 35 oder (0 72 75) 1 35. Postsch ckk t fur die Zeitschrift DER ÜBERSETZER: Stuttgart Nr. 932 68. Konten des VDU: Postscheckkonto Hamburg Nr. 6447, Dresdfner B:213 Stuttgart, Nr. 480 660. — Für unverlangte Manuskripte keine Haftung. Nachdruck mit Genehmigung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet. — Druck: Belser Verlag, 7000 Stuttgart.
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