Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur - Orazio Condorelli, Franck Roumy, Mathias Schmoeckel (Hg.)

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NORM UND STRUKTUR
Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit

Orazio Condorelli, Franck Roumy,
Mathias Schmoeckel (Hg.)

Der Einfluss der
Kanonistik auf die
europäische Rechtskultur
Bd. 6: Völkerrecht
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

                                           NORM UND STRUKTUR

                                   STUDIEN ZUM SOZIALEN WANDEL
                                IN MITTELALTER UND FRÜHER NEUZEIT

                                                   IN VERBINDUNG MIT

                                      GERD ALTHOFF, HEINZ DUCHHARDT,
                                     PETER LANDAU †, GERD SCHWERHOFF

                                                 HERAUSGEGEBEN VON
                                                      GERT MELVILLE

                                                             Band 37/6

                                                © 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln
                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

                                    Die Teilnehmer der Tagung in Kloster Steinfeld 2017

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                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

                        DER EINFLUSS DER
                           KANONISTIK
                       AUF DIE EUROPÄISCHE
                         RECHTSKULTUR

                                                Bd. 6: Völkerrecht

                                                    herausgegeben von

                                     ORAZIO CONDORELLI
                                       FRANCK ROUMY
                                     MATHIAS SCHMOECKEL

                          BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

                                                © 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln
                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
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                                                 Umschlagabbildung  :
                                Zeichnung von Hans-Georg Hermann: Kloster Steinfeld 2017

                                            Einbandgestaltung  : Michael Haderer, Wien

                   Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com

                                                        ISBN 978-3-412-51891-2

                                                © 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln
                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
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               Vorwort

               Mit der Tagung zum Einfluss des kanonischen Rechts auf die europäische
               Rechtskultur im Bereich des Völkerrechts findet eine Untersuchungsreihe ihr
               Ende, die im April 2008 mit drei trinationalen Tagungen in der Villa Vigoni ihren
               Anfang nahm. Nach den Untersuchungsgegenständen Privat-, Straf- und
               öffentliches Recht galt das Interesse dem Prozess- und Wirtschaftsrecht. Am 4.
               bis 7. April 2018 versammelte sich die Gruppe wieder, dieses Mal im idyllischen
               Kloster Steinfeld in der Eifel, um den Einfluss der Kanonistik auf die
               Beziehungen zwischen den Völkern zu untersuchen. Diese Tagung wurde
               möglich durch die Unterstützung der Mathews, durch das Institut d‘Histoire de
               Droit (Paris II) und das Bonner Institut für Deutsche und Rheinische
               Rechtsgeschichte sowie die Fakultät für Rechts- und Staatswissenschaften, Bonn.

               Vorab zu klären ist dabei der Begriff des Völkerrechts. Handelt es sich um das
               Recht zwischen den Völkern, das internationale öffentliche Recht oder nur eine
               Rechtsmatercuie jenseits des staatlichen Rechts? In der historischen Perspektive
               wird man von Isidor von Sevilla ausgehen können, der mit seiner berühmten
               Definition die Grundlage der Kanonistik bildete1:

                   Ius gentium est sedium occupatio, aedificatio, munitio, bella, captivitates, servitutes,
                   postliminia, foedera pacis, indutiae, legatorum non violandorum religio, conubia inter
                   alienigena prohibita. Et inde ius gentium, quia eo iure omnes fere gentes utuntur.

                   Das „Recht der Völker“ behandelt die Besetzung, den Bau von Wehranlagen, Waffen, Kriege, Gefangene,
                   Sklaverei, das Heimkehrrecht, Friedensverträge, Waffenstillstand, die Unverletzbarkeit von Gesandten,
                   die Heiratsverbote zwischen verschiedenen Stämmen. Daher heißt es „Recht der Völker“, weil es fast alle
                   Völker nutzen.

               Isidor legte dabei sicherlich nicht das Recht der „Peregrinen“ des klassischen
               römischen Rechts zugrunde2. Er bezog sich wohl eher auf Cicero, so wie er dies
               oft tat. Für Cicero beruhte das ius gentium damit auf dem Konsens der Menschen.

               1    Isidoro de Sevilla, Ethymologiae/ Etimologías, ed.J. Oroz Reta/ M.-A. Marcos Casquero,
                    Madrid 2004, V.6, 502.
               2    Max Kaser, Das römische Privatrecht. Erster Abschnitt: Das altrömische, das vorklassische
                    und klassische Recht, (Rechtsgeschichte des Altertums im Rahmen des Handbuchs der
                    Altertumswissenschaft, X. 3. Teil 3. Band. 1. Abschnitt), 2. Aufl. München 1971, Band 1,
                    202.

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               VI                                                                                                  Vorwort

               Weil Cicero durch die Stoa geprägt war, ging er von den Pflichten der Menschen
               in Natur und Gesellschaft aus3. Dadurch stand das ius gentium im Rang neben dem
               Naturrecht und galt unabhängig vom ius civile, das nur in den einzelnen Staaten
               galt.
                  Isidor konnte daran mit seinen christlich begründeten Vorstellungen
               menschlicher Pflichten anknüpfen. Sein ius gentium wurde dadurch eine
               Sammlung von Regeln, die aus der Natur des Menschen folgten und nicht durch
               einen Gesetzgeber geschaffen werden mussten. So konnte Isidor Rechte
               bestimmen, die gleichermaßen zwischen Römern, Germanen, Byzantinern und
               anderen Geltung finden sollten.
                  Doch Isidors zitierte Definition erweist sich als problematisch, weil die
               historischen Begriffe kaum bekannt sind, noch durch moderne Begriffe
               wiedergegeben werden können. So gab und gibt es hier mißbräuchliche
               Inanspruchnahmen. Carl Schmitt nutzte Teile davon, um wie so oft damit
               historische Scheinargumente für seine politischen Forderungen zu bilden,
               insbesondere zu den postliminia4; mangels besserer Kenntnis konnte ihm kaum
               jemand etwas kritisch entgegenhalten. Umso wichtiger ist es, hier
               Forschungsarbeit zu leisten. Die Liste der kaum bekannten Begriffe zum ius
               gentium indiziert, wie viel historische Aufklärungsarbeit hier noch zu leisten ist.
               Gleichzeitig zeigt diese Liste bei Isidor, wie reichhaltig die Materie bereits zu
               seiner Zeit war.
                  Im Kern ging es Isidor im ius gentium um den Versuch, zwischen den Völkern
               Rechtsregeln für Krieg und Frieden zu etablieren. Hier könnte man durchaus mit
               Carl Schmitt von der „Hegung des Krieges“5 beziehungsweise des Völkerrechts
               reden. Dies soll veranschaulichen, dass mit Hilfe von basalen Rechtsregeln der
               Versuch unternommen wurde, eine Verständigung und eine Begrenzung der
               Gewalt und Unsicherheit zu erreichen. Die Begrenzung des Krieges machte
               diesen dabei sicherlich stets gleichzeitig auch führbarer. Sicherlich handelte es
               sich damals noch nicht um Völkerrecht in dem Sinne, wie es Melanchthon 1535
               erstmals und die spanische Schule ab der Mitte des 16. Jahrhunderts definierte,
               nämlich als das Recht zwischen souveränen Staaten6. Insofern bleibt

               3    Gordon E. Sherman, Jus Gentium and International Law. The American Journal of
                    International Law 12 nr.1 (1918), 56-63.
               4    Carl Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Ius Publicum Europaeum, Köln
                    1950, 27, 178.
               5    Schmitt, Der Nomos (n.2), 25, 43.
               6    Mathias Schmoeckel, Ius belli ac pacis protestantium. Die Reformation als Grundlage des
                    modernen Völkerrechts, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2639024

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               Vorwort                                                                                                   VII

               charakteristisch unklar, auf wen sich genau das mittelalterliche jus gentium bezog.
               Man konnte sich jedenfalls darauf beziehen, um Recht vor dem Zugriff einzelner
               Gesetzgeber zu sichern oder um die Souveränität des Fürsten avant la lettre zu
               stärken.
                  Wiederum versucht der Band, Ausflüge in einzelne Details und Sonderfragen
               des kanonischen Rechts mit größeren Übersichten zu verbinden, die das
               mittelalterliche „Völkerrecht“ mit den anderen Rechtsmaterien und den anderen
               Zeiten verbindet. Die multiperspektiven Sondierungen sollen dabei helfen,
               Forschern den Anschluss aus verschiedenen Perspektiven zu ermöglichen.
               Gleichzeitig zeigen Sie wiederum, wie unterschiedlich im Bereich der Kanonistik
               gearbeitet werden kann. Daher sei kurz ein Überblick über die verschiedenen
               Beiträge gegeben7.
                  Zum Völkerrecht gehört vor allem die Möglichkeit internationaler Verträge.
               Franck Roumy (Paris II) behandelt daher „Die kanonistischen Ursprünge der
               clausula rebus sic stantibus", während Orazio Condorelli (Catania) dagegen den
               Grundsatz „Pacta sunt servanda“ und die Friedensverträge in der Kanonistik des
               12. bis 14. Jahrhundert darstellt. Hier entstanden offenbar Grundlagen des
               europäischen Rechs. Dabei zeigt sich so klar wie selten sowohl die Färbung dieser
               Maximen durch die Kanonistik als auch ihre gegenseitige juristisch-dogmatische
               Abhängigkeit.
                  Gegen die inzwischen auch von angesehenen Mediävisten behauptete
               Kriegslüsternheit der Kirche ging Mathias Schmoeckel (Bonn) mit einer
               Untersuchung zur Entstehung des ersten Kreuzzugs vor. Der Aufruf von Urban
               II. zur Befreiung des Heiligen Landes begründete sicherlich eine Lehre vom
               „Heiligen Krieg“. Grundlage bildete dabei auch die Reconquista Spaniens, die
               Entwicklung der Ablaß-Lehre sowie Ordnungs-Vorstellungen für die
               verschiedenen Stände in einem christlichen Reich. Doch die Kanonisten
               bremsten diese Lehre und erreichten im Ergebnis, dass diese Lehre nicht im
               allgemeinen Recht und später im Völkerrecht übernommen wurde.
                  Nicholas Laurent-Bonne (Clermont-Auvergne) untersuchte kirchliche
               Verbote des Handels mit muslimischen Staaten. Dabei konzentrierte er sich auf
               die Gesetzgebung der Päpste bis Gregor IX. zu diesem Handelsembargo mit

                    [vom 3.8.2015]; auch in: M. Germann/ W. Decock (Hg.), Das Gewissen in den
                    Rechtslehren der protestantischen und katholischen Reformationen = The Conscience in
                    the Legal Teachings of the Protestant and Catholic Reformations (Leucorea-Studien zur
                    Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 31), Leipzig 2017, 226-269.
               7    Den Tagungsverlauf dokumentierte bereits Malte Becker, ZRG KA 2019, S.425-429.

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               VIII                                                                                                Vorwort

               muslimischen Territorien. Unter dem Titel "L'embargo commercial contre les
               musulmans, du IIIe concile de Latran au pontificat de Grégoire XI" untersuchte
               er über einen langen Zeitraum hinweg die päpstliche Gesetzgebung, durch die
               Christen der Handel mit muslimischen Häfen und Staaten untersagt wurde.
               Rosalba Sorice (Catania) illustrierte anhand eines Gutachtens des Paolo di Castro
               den Fall einer Auseinandersetzung zwischen Pistoia bzw. Florenz und Bologna
               sowie die Handhabung des bannum, aufgrund dessen die Bewohner offenbar
               sanktionslos verletzt oder getötet werden durften.
                   Zum „ius in bello“ des kanonischen Rechts bezog David von Mayenburg
               (Frankfurt a.M.) eine kritische Position, indem er zwar ausgehend von Mt 5.39
               Regeln zur Mäßigung des Kriegs seit altersher fand, doch kaum praktische
               Konsequenzen hierzu ausmachen konnte. Doch schon Cicero meinte, dass im
               Krieg die Gesetze schweigen würden ("Silent leges inter arma."). Das „ius in
               bello“ scheint damit a priori keine besonders durchsetzungskräftige Materie zu
               sein.
                   Giovanni Chiodi (Milano-Bicocca) behandelte Rechtsfragen des Asyls und
               stellte dem das Konzept der cittadinanza dieser Zeit gegenüber. Diese
               Rechtsfragen verfolgte er von der klassischen Kanonistik bis zur französischen
               Theorie und Praxis des 16. Jahrhunderts. Andrea Padovani (Bologna) behandelte
               die Rechtsstellung der später als Zigeuner bezeichneten Völker, die Bologna im
               Sommer 1422 erreichten. Dabei beriefen sie sich sogleich auf ein offensichtlich
               gefälschtes Privileg des Kaisers Sigismund, später auch des Papstes, um
               umfangreiche Privilegien einzufordern. So sollte ihnen auf sieben Jahre
               Diebstähle erlaubt sein. Bologna empfing die Zigeuner mit einer liberalen Praxis
               und verhängte kein Mal eine Todesstrafe.
                   Hans-Georg Hermanns (München) Darstellung des „transitus innoxius vor
               Grotius" stellte das Recht zu einem friedlichen Durchzug vor, dessen
               Verweigerung zu einem bellum iustum führen konnte. Dieses Recht geht auf zwei
               Bibelstellen zurück (Num 10, 14-21 und 21, 21-23). So verlangte Kaiser Friedrich
               I. auf seinem Kreuzzug von Byzanz die Durchreise ins Heilige Land. Bibel und
               kanonisches Recht wurden hier genutzt, um zwischen den Reichen Regeln zu
               etablieren. Dies führte zur Lehre von Hugo Grotius, der noch seine christlichen
               Grundlagen kannte und zitierte, während die späteren Autoren darauf nicht mehr
               eingingen. Leider konnte dieser Beitrag von Hans-Georg Hermann nicht
               gedruckt werden.
                   Florence Demoulin-Auzary (Paris-Sud) untersuchte die Ursprünge „Ius
               humanitatis", worunter Laktanz einen Kanon unverlierbarer Rechte jeder Person

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                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Vorwort                                                                                                    IX

               verstand. Dazu gehörten etwa der Schutz der körperlichen Integrität oder das
               Verbot der Sklaverei. Diese Ideen tauchen vom 9. Jahrhundert an immer wieder
               bis zu Grotius auf, der von officia humanitatis handelte.
                  Olivier Descamps (Paris II) stellte die Päpste als Vermittler bzw. Schiedsrichter
               völkerrechtlicher Konflikte dar. Dabei ging er von Bonifaz VIII. und seiner
               Vermittlung zwischen England und Frankreich 1298 aus. Der Papst nahm hier
               eine Doppelrolle ein zwischen dem religiösen Oberhaupt der Christen, den die
               Könige nicht involvieren wollten, und der respektierten Privatperson, die
               tatsächlich den Konflikt lösen sollte. Auch im Referat von Wolfgang Forster
               (Tübingen) zu den Verhandlungen über den Vertrag von Tordesillas (1494)" zeigt
               sich, dass der Papst hier nur als Privatperson auftrat. Der Vertrag, der die
               "Aufteilung der Welt durch den Papst" vorsah und eine kartografische
               Revolution darstellte, wurde gerade nicht durch die päpstliche Autorität
               begründet. Leider war es Wolfgang Forster nicht möglich, seinen Beitrag zum
               Papst als Schiedsrichter fertig zu stellen.
                  Richard H. Helmholz (Chicago) stellte die Rezeption des kanonischen Rechts
               im englischen internationalen Recht 1450–1750 dar. Gegen die alte These, dass
               das kanonische Recht in England insoweit kaum Einfluss ausgeübt habe, konnte
               er zeigen, dass die Autoren das kanonische Recht detailliert kannten, selbst wenn
               sie es nicht ausdrücklich zitierten.
                  Schließlich stellte Gigliola di Renzo Villata (Milano) die kanonistischen
               Quellen der völkerrechtlichen Literatur der Frühen Neuzeit vor. Cyrille Dounot
               (Clermont-Auvergne) schloss sich daran an, indem auf die Autoren Honorat
               Bovet (1350–1410), den Engländer Richard Zouche (1590–1661) und Francisco
               de Vitoria (1483–1546) einging und nach dem Recht zum Kampf gegen die
               Ungläubigen fragte. Gerade bei Vitoria wurde das kanonische Recht wieder
               ausgiebig zitiert.
                  Für die Organisation der Tagung und die Realisierung des Bandes danken wir
               ganz herzlich den Mitarbeitern des Instituts für Deutsche und Rheinische
               Rechtsgeschichte in Bonn. V.a. Malte Becker verdanken wir den vorzüglichen
               Ablauf der Tagung. An der Fertigstellung des Bandes arbeiteten besonders Julius
               Schwafferts, Tim Vieten, Sebastian Fuchs und Philip Schopen.

               So lohnend sich die verschiedenen Sondierungen in den Bänden des „Einflusses
               des kanonischen Rechts auf die moderne Rechtskultur“ erwiesen, so lange man
               hier auch ohne erkennbares Ende solche Arbeiten fortsetzen könnte, so wichtig
               ist es jetzt jedoch auch, die Ergebnisse zusammenzutragen, um sie anderen

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               X                                                                                                   Vorwort

               Forschern weiter zugänglich zu machen. Aus historischer und dogmatischer Sicht
               wird man also neue Fragestellungen auswählen, um den nächsten Schritt in der
               Erkundung der mittelalterlichen Kanonistik voranzutreiben. Die neue Reihe
               trinationaler Konferenzen in der Villa Vigoni seit November 2018 schafft dafür
               einen neuen Ansatz.
                  Peter Landau, von dem die Anregung zu dieser Reihe ausging und der bis zu
               diesem Band stets mitgewirkt hat, kann diesen Band nun leider nicht mehr sehen.
               Herausgeber und Autoren widmen ihm daher diesen Band in Dankbarkeit für all
               das, was wir von ihm lernen durften. Peter Landau war so freundlich, die
               Einladung der drei Herausgeber zur Teilnahme an der Tagung mit einem kurzen
               Beitrag zu würdigen, den wir hier gerne als Einleitung des Bandes veröffentlichen.
               Dies soll die wissenschaftliche und menschliche Verbundenheit dokumentieren,
               die der Meister mit den Teilnehmern an unserem wissenschaftlichen Projekt
               pflegte.

               Bonn, Catania, Paris im Juni 2020

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Avant Propos

               Le présent colloque relatif à l’influence du droit canonique sur la culture juridique
               européenne en matière de droit international vient clore une série de recherches
               entreprises, à partir d’avril 2008, à l’occasion de trois rencontres à la Villa Vigoni.
               Successivement consacrées au droit privé, au droit public et au droit pénal, elles
               ont été complétées par deux autres, dédiées au droit du procès et au droit
               économique. Du 4 au 7 avril 2018, le même groupe de travail, réuni au monastère
               de Steinfeld, dans l’Eifel, a tenté cette fois-ci de mesurer l’influence de la
               canonistique sur le développement d’un droit des gens. L’événement a été rendu
               possible par le soutien de la Mathews, de l’Institut d’histoire du droit (Paris II) et
               de l’Institut für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte (Bonn).
                  À cet égard, il convient préalablement de clarifier le concept de droit
               international utilisé. S’agit-il du droit des gens, du droit international public ou
               seulement d’un champ juridique dépassant le droit étatique? Dans une perspective
               historique, il est possible de revenir à Isidore de Séville, dont la célèbre définition
               a constitué un fondement de la science canonique1:

                   Ius gentium est sedium occupatio, aedificatio, munitio, bella, captivitates, servitutes,
                   postliminia, foedera pacis, indutiae, legatorum non violandorum religio, conubia inter
                   alienigena prohibita. Et inde ius gentium, quia eo iure omne fere gentes utuntur.

                   Le “droit des gens” traite de l’occupation, de l’édification, de l’armement, des guerres, des emprisonnements,
                   des esclavages, du droit de retour, des traités de paix, des armistices, de l’inviolabilité des ambassadeurs, des
                   unions interdites entre étrangers. Et on l’appelle droit des gens, car c’est le droit utilisé par tous les peuples.

               Isidore ne s’appuyait certainement pas ici sur le statut des pérégrins en droit
               romain classique2, mais se fondait plus vraisemblablement, comme souvent, sur
               la doctrine de Cicéron. Pour ce dernier, le jus gentium était le droit fondé sur le
               consentement des Hommes. Parce qu’il appartenait à l’école stoicïenne, Cicéron
               envisageait les obligations de l’Homme dans la nature et la société. Une contrainte

               1    ISIDORUS HISPALENSIS, Ethymologiae, V, 6 (ed. J. OROZ RETA / M.-A. MARCOS
                    CASQUERO, Madrid 2004, p. 502).
               2    Max KASER, Das römische Privatrecht, t. I, Das altrömische, das vorklassische und
                    klassische Recht (Handbuch der Altertumswissenschaft, X/3/3/1), 2e éd., München 1971,
                    p. 202.

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               XII                                                                                           Avant Propos

               éthique de l’individu vis-à-vis de l’ordre social était ainsi établie3. Il s’en suivait
               que le jus gentium prenait rang à côté du droit naturel et s’appliquait indépendament
               du jus civile en vigueur dans les différents États.
                   Isidore pouvait relier ces devoirs humains avec sa conception de la foi
               chrétienne. Le jus gentium formait de la sorte un ensemble de règles tirées de la
               nature de l’Homme, sans référence à un législateur. Ainsi Isidore parvenait-il à
               définir des droits élémentaires également susceptibles de trouver application entre
               Romains, Germains, Byzantins et autres.
                   Mais la définition du jus gentium par Isidore reste problématique, car les notions
               évoquées, mal connues, sont difficiles à rendre avec clarté. Comme souvent, Carl
               Schmitt en a utilisé certaines pour soutenir ses prétentions politiques par de
               pseudo-arguments historiques – comme, par exemple le postliminium4 –, auxquels
               il était difficile d’opposer des éléments critiques, faute de meilleures con-
               naissances. Une véritable enquête scientifique apparaît d’autant plus nécessaire.
               La liste des concepts peu communs précédemment énumérés révèle encore
               combien un éclairage historique s’avère indispensable et souligne simultanément
               la richesse de la matière.
                   Le jus gentium d’Isidore revenait à établir entre les peuples des règles juridiques
               régissant la guerre et la paix. On pourrait sans doute parler avec Carl Schmitt de
               “traitement de la guerre” (Hegung des Krieges)5 voire de droit international.
               L’expression entendait caractériser la tentative visant à ériger, au moyen de
               normes élémentaires, une appréhension et une régulation de la violence et de
               l’insécurité. Cette limitation de la guerre rendait en effet toujours ces dernières
               simultanément gérables. Mais il ne s’agissait pas encore du droit international au
               sens où Melanchthon, pour la première fois en 1535, puis l’école de Salamanque,
               à partir du milieu du XVIe siècle, allaient le définir comme le droit gouvernant les
               relations entre États souverains6. À cet égard, la notion médiévale de jus gentium
               demeure particulièrement floue. Il était en tout cas possible de s’y référer pour

               3     Gordon E. SHERMAN, Jus Gentium and International Law, dans: The American Journal of
                     International Law 12/1 (1918), p. 56-63.
               4     Carl SCHMITT, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Ius Publicum Europaeum, Köln
                     1950, 27, p. 178.
               5     SCHMITT, Der Nomos (cf. n. 2), 25, p. 43.
               6     Mathias SCHMOECKEL, Ius belli ac pacis protestantium. Die Reformation als Grundlage
                     des modernen Völkerrechts, dans: M. GERMANN / W. DECOCK (éd.), Das Gewissen in
                     den Rechtslehren der protestantischen und katholischen Reformationen = The
                     Conscience in the Legal Teachings of the Protestant and Catholic Reformations (Leucorea-
                     Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 31), Leipzig
                     2017, p. 226-269.

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Avant Propos                                                                                             XIII

               désigner le droit dépassant la compétence des législateurs particuliers ou de
               l’utiliser pour renforcer une souveraineté des princes avant la lettre.
                   Le présent volume joint à des enquêtes détaillées sur diverses questions
               particulières de droit canonique de plus amples exposés liant le “droit
               international” médiéval à d’autres champs juridiques et des périodes différentes.
               Ces investigations variées ont vocation à permettre aux chercheurs de croiser les
               perspectives. Elles mettent également en exergue la multiplicité des approches
               possibles en histoire du droit canonique. Il convient de donner ici un bref aperçu
               des différentes contributions réunies7.
                   Le droit international repose d’abord sur la possibilité de conclure des
               conventions entre les nations. Franck Roumy (Paris II) a ainsi analysé les origines
               canoniques de la clausula rebus sic stantibus, tandis qu’Orazio Condorelli (Catania)
               présentait la place du principe Pacta sunt servanda et des traités de paix, dans la
               doctrine canonique du XIIe au XIVe siècle. Ces théories ont formé sans équivoque
               des fondements du droit européen. Le rôle de la doctrine canonique dans
               l’émergence de ces maximes et leur interdépendance juridico-dogmatique est
               rarement apparue aussi clairement.
                   À l’encontre de la belligérance de l’Église revendiquée aujourd’hui par
               d’éminents médiévistes, Mathias Schmoeckel (Bonn) s’est penché sur l’origine de
               la première croisade. L’appel d’Urbain II à délivrer la Terre sainte a sans aucun
               doute établi une doctrine de la “guerre juste”. Ainsi a été posé le fondement de la
               Reconquista de l’Espagne, de la théorie des indulgences ou de la société d’ordres
               dans un royaume chrétien. Mais les canonistes ont mis un frein à cette théorie et
               finalement obtenu qu’elle ne soit reçue ni dans le jus commune, ni plus tard en droit
               international.
                   Nicolas Laurent-Bonne (Clermont-Auvergne) a exploré les interdictions
               ecclésiastiques de commercer avec les États musulmans. Centrée sur la législation
               pontificale établissant des embargos commerciaux jusqu’à Grégoire IX, son
               enquête analyse les lettres pontificales qui interdisent les échanges avec les ports
               et les pays musulmans. À partir d’une consultation de Paul de Castres, Rosalba
               Sorice a présenté pour sa part la controverse opposant Pistoie, Florence et
               Bologne et l’utilisation du bannum permettant, le cas échéant, d’attaquer ou de tuer
               impunément des citoyens.

               7    Le déroulement de la rencontre a déjà été présenté par Malte Becker, ZRG KA 2019, S.
                    425-429.

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               XIV                                                                                           Avant Propos

                   S’agissant du jus in bello du droit canonique, David von Mayenburg (Francfort-
               sur-le-Main) a mis au jour une position critique s’appuyant sur l’Évangile de
               Matthieu (5, 39), susceptible d’engendrer des règles propres à limiter la guerre,
               qui n’ont cependant eu que peu de conséquences pratiques. Cicéron avançait déjà
               que les lois devaient se taire en temps de guerre (Silent leges inter arma). Le jus in
               bello ne semble ainsi a priori pas particulièrement s’appliquer à la matière.
                   Giovanni Chiodi (Milano-Bicocca) a traité des questions juridiques relatives à
               l’asile, les comparant au concept contemporain de cittàdinanza, depuis le droit
               canonique classique jusqu’à la doctrine et la pratique françaises du XVIe siècle.
               Andrea Padovani (Bologne) s’est penché sur la situation juridique des Tziganes
               arrivés à Bologne durant l’été 1422. Ceux-ci ont aussitôt invoqué un diplôme
               manifestement faux de l’empereur Sigismond puis du pape, afin d’obtenir des
               privilèges étendus. Ainsi allaient-ils pouvoir commettre des vols durant sept ans,
               Bologne les recevant très libéralement, sans jamais leur infliger la peine de mort.
                   La présentation du transitus innoxius avant Grotius par Hans-Georg Hermann
               (München) a révélé un droit de migration pacifique, dont la négation pouvait
               conduire à un bellum justum, reposant sur deux fragments bibliques (Num., 10, 14-
               21 et 21, 21-23). L’empereur Frédéric Ier a ainsi demandé de passer par Byzance
               pour se rendre en croisade en Terre Sainte. Bible et droit canonique ont été
               utilisés pour établir des règles entre les empires. Celles-ci ont été incluses à la
               doctrine d’Hugo Grotius, qui connaissait et citait leurs fondements chrétiens, qui
               cessent d’être évoqués par les auteurs ultérieurs.
                   Hans-Georg Hermann n’a malheunusement pu rendre à temps sa contribution
               pour sa publication dans le présent volume.
                   Florence Demoulin-Auzary (Paris-Sud) a recherché les origines d’un jus
               humanitatis, dans lequel Lactance comprenait l’ensemble des droits inéliénables de
               chaque personne. Parmi ceux-ci figurent la protection de l’intégrité corporelle ou
               encore l’interdiction de l’esclavage. Un telle idée traverse le temps, du IXe siècle
               jusqu’à Grotius qui traite des officia humanitatis.
                   Olivier Descamps (Paris II) a présenté les papes médiateurs ou juges arbitraux
               des conflits internationaux. Tel fut le cas de Boniface VIII et de sa médiation
               entre l’Angleterre et la France, en 1298. Le pontife a assumé le double rôle de
               suprême gouverneur des chrétiens ne voulant pas se soumettre aux princes
               séculiers et de personnage privé placé dans la nécessité concrète de résoudre un
               conflit. Une communication de Wolfgang Forster (Tübingen) sur les négociations
               relatives au traité de Tordesillas (1494) a également montré le pape agissant en
               tant que personne privée. La convention, qui procède à un partage du Nouveau

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                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Avant Propos                                                                                              XV

               Monde sous l’égide du pape et présente une révolution cartographique, n’est
               cependant pas fondée sur l’autorité pontificale. La contribution écrite de
               Wolfgang Forster relative au pape juge arbitral n’a malheureusement pu être
               jointe au présent volume.
                   Richard H. Helmholz (Chicago) a exposé la réception du droit canonique dans
               le droit international anglais entre 1450 et 1750. À l’encontre de la thèse ancienne,
               selon laquelle le droit canonique n’avait exercé qu’une faible influence en
               Angleterre, celui-ci a montré combien les auteurs insulaires le connaissent en
               détail, quand ils ne le citent pas expressément.
                   Gigliola di Renzo Villata (Milano) a enfin dressé un tableau des sources
               canoniques utilisées dans la littérature relative au droit international à l’aube de
               l’Époque moderne. Se joignant à elle, Cyrille Dounot (Clermont-Auvergne) s’est
               penché sur les œuvres d’Honorat Bovet (1350-1410), de l’Anglais Richard
               Zouche (1590-1661) et de Francisco de Vitoria (1483-1546), analysant le droit de
               combattre les infidèles; le droit canonique est notamment utilisé avec abondance
               par Vitoria.
                   Nous remercions très chaleureusement les collaborateurs de l’Institut für
               Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte pour l’organisation de la rencontre. Nous
               somme en particulier redevables à Malte Becker du remarquable déroulement des
               journées. La réalisation du volume est due à Julius Schwafferts, Tim Vieten,
               Sebastian Fuchs et Philip Schopen.
                   Les différentes investigations présentées dans les volumes consacrés à
               l’influence du droit canonique sur la culture juridique européenne ont été si
               fructueuses qu’elles eussent pu être poursuivies sans fin. Il importait que des
               conclusions fussent réunies, en sorte de les rendre accessibles à d’autres
               chercheurs. Nombre de questions historiques et dogmatiques ne manqueront pas
               d’être encore soulevées, permettant de franchir une prochaine étape dans
               l’exploration du droit canonique médiéval. La nouvelle suite de rencontres
               trinationales lancées à la Villa Vigoni depuis novembre 2018 ouvre à cet égard
               une voie prometteuse.
                   Peter Landau, auquel revient l’idée de cette série et qui y a constamment
               collaboré jusqu’au présent volume, n’aura malheureusement pu voir paraître
               celui-ci. Les éditeurs et les auteurs lui dédient donc ce livre, en remerciement de
               tout ce qu’ils ont pu apprendre de lui.

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               XVI                                                                                           Avant Propos

               Peter Landau a voulu honorer l’invitation des trois éditeurs au colloque par un
               petit texte, que nous publions avec plaisir en tant qu’introduction du volume. Il
               est témoin du lien scientifique et humain que le maître a voulu maintenir avec les
               participants de notre projet scientifique.

               Bonn, Catania, Paris, Juin 2020

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Premessa

               Il colloquio sul contributo del diritto canonico alla formazione della cultura
               giuridica europea in materia di diritto internazionale chiude una serie di ricerche
               intraprese, a partire dall’aprile 2008, nell’occasione di tre incontri tenuti presso la
               Villa Vigoni. Essi, rispettivamente dedicati al diritto privato, al diritto pubblico e
               al diritto penale, sono stati seguiti da due ulteriori riunioni concernenti il diritto
               processuale e il diritto dell’economia. Dal 4 al 7 aprile 2018 il medesimo gruppo
               di lavoro si è riunito nel monastero di Steinfeld, nella regione del’Eifel, questa
               volta per studiare come il diritto canonico abbia contribuito allo sviluppo delle
               dottrine del diritto internazionale. L’incontro è stato reso possibile dal sostegno
               finanziario offerto dalla Mathews, dall’Institut d’histoire du droit (Paris II), dall’Institut
               für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte (Bonn).
                   A questo riguardo occorre preliminarmente chiarire il concetto di diritto
               internazionale qui considerato. Si tratta di un diritto delle relazioni tra i popoli,
               cioè di quello che oggi qualificheremmo come diritto internazionale pubblico,
               oppure di un campo giuridico che oltrepassa il diritto di specifici ordinamenti
               politici? In una prospettiva storica, è il caso di riproporre il pensiero di Isidoro da
               Siviglia, il quale ha dato una celebre definizione che ha costituito uno stabile
               fondamento per le riflessioni della scienza canonistica1:

                   Ius gentium est sedium occupatio, aedificatio, munitio, bella, captivitates, servitutes,
                   postliminia, foedera pacis, indutiae, legatorum non violandorum religio, conubia inter
                   alienigena prohibita. Et inde ius gentium, quia eo iure omnes fere gentes utuntur.

                   Il diritto delle genti consiste nell’occupazione dei luoghi, nell’edificazione, nelle fortificazioni, nelle guerre,
                   nella prigionia, nella schiavitù, nel postliminio, nelle tregue, nell’inviolabilità degli ambasciatori, nei
                   matrimoni proibiti fra stranieri. Ed è chiamato diritto delle genti perché quasi tutti i popoli ne fanno uso.

               Qui Isidoro non faceva riferimento allo statuto dei peregrini del diritto romano
               classico2, ma più verosimilmente si basava sulla dottrina di Cicerone, per il quale
               il ius gentium era un diritto fondato sul consenso degli uomini. Data la sua

               1    Isidorus Hispalensis, Ethymologiae, V, 6 (ed. J. Oroz Reta / M.-A. Marcos Casquero,
                    Madrid 2004, p. 502).
               2    Max Kaser, Das römische Privatrecht. Erster Abschnitt: Das altrömische, das vorklassische
                    und klassische Recht, (Rechtsgeschichte des Altertums im Rahmen des Handbuchs der
                    Altertumswissenschaft, X. 3. Teil 3. Band. 1. Abschnitt), 2. Aufl. München 1971, Band 1,
                    202.

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               XVIII                                                                                              Premessa

               appartenenza alla scuola stoica, Cicerone fondava le obbligazioni umane nella
               natura e nelle basi etiche delle relazioni sociali3. Il ius gentium si collocava dunque
               a fianco del diritto naturale e si distingueva dal ius civile che aveva vigore presso i
               differenti ordinamenti giuridici dei diversi popoli. In Isidoro questa eredità era
               letta alla luce della fede cristiana. In tal modo il ius gentium formava un insieme di
               principî e regole tratto dalla natura umana, senza riferimento all’azione di un
               legislatore. Così Isidoro giungeva a definire principi e regole elementari
               ugualmente suscettibili di trovare applicazione tra popoli di stirpe romana,
               germanica, bizantina etc. A partire dal secolo XII, il pensiero di Isidoro,
               tramandato nel Decretum di Graziano (D.1 c.9), avrebbe alimentato le riflessioni
               dei giuristi accanto a un frammento di Gaio tramandato nel Digesto (D.1.1.9), nel
               quale il ius gentium era concepito come un diritto costituito dalla naturalis ratio e per
               questo comune a tutti i popoli.
                   La definizione isidoriana di ius gentium, tuttavia, rimane problematica, perché le
               nozioni evocate hanno un’incerta determinazione e sono difficili da rendere con
               chiarezza. Come era suo uso, Carl Schmitt ha evocato alcune di tali nozioni per
               sostenere certe teorie politiche su pseudo argomenti storici – come nel caso del
               postliminium4 – ai quali era difficile opporre argomenti critici in mancanza di
               migliori conoscenze. Una seria indagine scientifica appare pertanto necessaria. La
               lista dei concetti enumerati nella definizione isidoriana mostra quanto sia
               indispensabile un esame storiografico e al contempo pone in rilievo la ricchezza
               della materia in questione.
                   Dalla definizione isidoriana di ius gentium scatutrivano dunque delle regole
               giuridiche che disciplinavano la guerra e la pace tra i popoli. Si potrebbe parlare,
               con Carl Schmitt, di limitazione della guerra (Hegung des Krieges)5, insomma di temi
               inerenti al diritto internazionale. La prospettiva isidoriana mirava a promuovere
               una regolazione dell’uso della forza e dell’insicurezza attraverso l’identificazione
               di norme elementari che contenessero la guerra. Ma non si trattava ancora del
               diritto internazionale nel senso definito da Melantone nel 1535 e alla metà del
               secolo XVI dalla Scuola di Salamanca, cioè come diritto che governa le relazioni
               tra Stati sovrani6. A questo riguardo, la nozione medievale di ius gentium rimane

               3    Gordon E. Sherman, Jus Gentium and International Law, in: The American Journal of
                    International Law 12/1 (1918), p. 56-63.
               4    Carl Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Ius Publicum Europaeum, Köln
                    1950, 27, p. 178.
               5    Schmitt, Der Nomos (cf. n. 4), 25, p. 43.
               6    Mathias Schmoeckel, Ius belli ac pacis protestantium. Die Reformation als Grundlage des
                    modernen Völkerrechts, in: M. Germann / W. Decock (éd.), Das Gewissen in den

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Premessa                                                                                                 XIX

               incerta o sfocata: era possibile riferirsi ad essa per designare un diritto che
               oltrepassava la competenza dei legislatori particolari o anche utilizzarla per
               rinforzare la competenza dei “sovrani” ante litteram.
                   Questo volume congiunge studi specifici su diverse questioni particolari di
               diritto canonico con alcune più ampie esposizioni che collegano il “diritto
               internazionale” medievale con altri campi del diritto e con periodi diversi della
               storia medievale e moderna. Tali ricerche permettono ai lettori di incrociare le
               prospettive, e mettono altresì in rilievo la molteplicità dei possibili approcci entro
               la cornice storica del diritto canonico. È opportuno offrire una breve rassegna dei
               contributi riuniti nel volume7.
                   Il diritto internazionale si basa anzi tutto sulla possibilità di stipulare
               convenzioni tra le nazioni. Franck Roumy (Paris II) ha così analizzato le origini
               canoniche della clausola rebus sic stantibus, mentre Orazio Condorelli (Catania) ha
               studiato la funzione del principio Pacta sunt servanda e dei trattati di pace nella
               dottrina canonistica dei secoli XII-XIV. Siffatte teorie appartengono
               indubbiamente ai fondamenti del diritto europeo. Il ruolo della dottrina
               canonistica nell’emersione di tali principi e massime e la loro interdipendenza
               giuridico-dogmatica appare molto chiaramente in questi due contributi.
                   Contro l’idea, sostenuta da eminenti medievisti, che la Chiesa abbia alimentato
               uno spirito di belligeranza, Mathias Schmoeckel (Bonn) si è soffermato nello
               studio della prima crociata. L’appello di Urbano II alla liberazione della Terra
               Santa ha senza dubbio dato fondamento allo sviluppo delle dottrine della “guerra
               giusta”. Così furono poste le basi per la Reconquista della Spagna, per dottrina delle
               indulgenze, per la definizione dei ruoli di una società ripartita negli ordines dei regni
               cristiani. Ma i canonisti hanno messo un freno a queste motivazioni, facendo sì
               che esse non fossero recepite nel ius commune e nelle più tarde dottrine del diritto
               internazionale.
                   Nicolas Laurent-Bonne (Clermont-Auvergne) ha studiato le proibizioni
               ecclesiastiche di intraprendere rapporti commerciali con le nazioni musulmane.
               Centrata sulla legislazione pontificia che stabiliva interdizioni commerdiali fino al
               tempo di Gregorio IX, la sua indagine analizza le lettere papali che proibivano gli

                    Rechtslehren der protestantischen und katholischen Reformationen = The Conscience in
                    the Legal Teachings of the Protestant and Catholic Reformations (Leucorea-Studien zur
                    Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie 31), Leipzig 2017, p. 226-
                    269.
               7    Lo svolgimento dell’incontro è stato illustrato da Malte Becker, ZRG KA 2019, p. 425-
                    429.

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Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               XX                                                                                                 Premessa

               scambi con i porti e i paesi musulmani. Prendendo le mosse da un consilium di
               Paolo di Castro, Rosalba Sorice (Catania) ha presentato una controversia che
               oppose Pistoia, Firenze e Bologna e nasceva dalle norme statutarie che
               permettevano di uccidere impunemente le persone colpite dal bannum.
                   Trattando del ius in bello secondo il diritto canonico, David von Mayenburg
               (Frankfurt am Main) ha elaborato una posizione critica partendo dal passo del
               Vangelo di Matteo (5, 39): da questo passo scaturivano regole idonee a limitare la
               guerra, ma esse, a suo parere, ebbero limitate conseguenze pratiche. Già Cicerone
               aveva affermato l’idea che le leggi, di fatto, tacessero in tempo di guerra (Silent
               leges inter arma). Il ius in bello non sembra così a priori avere avuto ampie ricadute
               pratiche sulla materia.
                   Giovanni Chiodi (Milano-Bicocca) si è occupato delle questioni giuridiche
               relative alla cittadinanza in relazione ai fenomeni della mobilità, della circolazione,
               della migrazione, dal diritto canonico classico fino alla dottrina e alla pratica del
               secolo XVI. Il contributo di Andrea Padovani (Bologna) prende le mosse dal caso
               di una carovana di Zingari arrivati a Bologna nel 1422. Essi allegavano un diploma
               manifestamente falso dell’imperatore Sigismondo contenente l’asserito privilegio
               di poter commettere impunemente furti per i sette anni nei quali essi erano
               costretti a peregrinare a sconto di una passata abiura della fede cattolica. Questa
               storia ha offerto l’occasione per esaminare la condizione giuridica degli Zingari,
               che rappresenta il primo caso di apolidia in Europa.
                   La presentazione del tema del transitus innoxius prima di Grozio da parte di
               Hans-Georg Hermann (München) ha rivelato il riconoscimento di un diritto di
               migrazione pacifico, la cui negazione poteva condurre a un bellum iustum sulla base
               di due frammenti biblici (Num., 10, 14-21 e 21, 21-23). Su queste basi l’imperatore
               Federico I domandò di attraversare le terre di Bisanzio per compiere la crociata
               in Terra Santa. Bibbia e diritto canonico sono stati utilizzati per stabilire regole
               nei rapporti tra imperi. Ciò infine condusse alla formulazione del pensiero di
               Grozio, che ancora conosceva bene i fondamenti cristiani di questa materia, i
               quali tuttavia cessarono di essere evocati dagli autori successivi. Purtroppo Hans-
               Georg Hermann non ha potuto consegnare la sua relazione in tempo per la
               publicazione in questo volume.
                   Florence Demoulin-Auzary (Paris-Sud) ha studiato le origini di un ius
               humanitatis, nei quali Lattanzio ricomprendeva l’insieme dei diritti inalienabili di
               ciascuna persona. Tra di essi figurano la protezione dell’integrità personale
               nonché la proibizione della schiavitù. Siffatta idea attraversa i tempi, dal secolo
               IX fino a Grozio che parla di officia humanitatis.

                                                © 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln
                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Premessa                                                                                                 XXI

                   Olivier Descamps (Paris II) ha presentato la figura dei papi quali mediatori o
               giudici arbitrali nei conflitti internazionali. Tale fu il caso di Bonifacio VIII e della
               sua mediazione tra Inghilterra e Francia nel 1298. Il pontefice assunse qui il
               duplice ruolo di supremo reggitore dei cristiani, non volendosi sottomettere ai
               principi secolari, e quello di autorevolissimo personaggio “privato” che, in
               condizione di terzietà, era posto nella necessità di risolvere un conflitto. Una
               comunicazione di Wolfgang Forster (Tübingen) sulle negoziazioni relative al
               trattato di Tordesillas (1494) ha parimenti mostrato come un pontefice agisse in
               una posizione di terzietà nel conflitto tra nazioni. La convenzione, che produsse
               una divisione del Nuovo Mondo sotto l’autorità papale e causò una rivoluzione
               cartografica, non si fonda comunque sull’autorità papale. Putroppo la relazione
               di Wolfgang Forster non è giunta in tempo per essere accolta nel volume.
                   Richard H. Helmholz (Chicago) ha illustrato la recezione del diritto canonico
               nel diritto internazionale inglese tra il 1450 e il 1750. Di fronte all’antica tesi,
               secondo la quale il diritto canonico avrebbe avuto una debole rilevanza in
               Inghilterra, il saggio dimostra come gli autori insulari lo conoscessero nel dettaglio
               e lo citassero espressamente.
                   Gigliola di Renzo Villata (Milano) ha infine presentato una illustrazione delle
               fonti canoniche utilizzate nella letteratura relativa al diritto internazionale all’alba
               dell’età moderna. Sulla stessa linea, Cyrille Dounot (Clermont-Auvergne) si è
               soffermato sulle opere di Honorat Bovet (1350-1410), dell’inglese Richard
               Zouche (1590-1661) e di Francisco de Vitoria (1483-1546), analizzando la
               questione se vi sia un diritto di combattere gli infedeli: il diritto canonico, in
               particolare, è usato in abbondanza da Vitoria.
                   Ringraziamo calorosamente i collaboratori dell’Institut für Deutsche und Rheinische
               Rechtsgeschichte di Bonn per l’organizzazione dell’incontro di Steinfeld. Siamo
               particolarmente debitori a Malte Becker per l’ottimo svolgimento di quelle
               giornate. La realizzazione del volume è opera di Julius Schwafferts, Tim Vieten,
               Sebastian Fuchs e Philip Schopen.
                   Le ricerche presentate nei volumi dedicati al contributo del diritto canonico
               alla formazione della cultura giuridica europea sono state tanto fruttuose che
               sarebbe stato possibile proseguirle senza fine. Era opportuno che le conclusioni
               fossero raccolte, come abbiamo fatto in questi sei volumi, in modo che gli studiosi
               possano avvantaggiarsene. Ovviamente rimangono aperte moltissime questioni
               storiche e dogmatiche, che offrono amplissimo spazio per una ulteriore
               esplorazione del diritto canonico medievale. La prosecuzione delle conferenze

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                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               XXII                                                                                               Premessa

               trinazionali di ricerca, che per iniziativa della Villa Vigoni si svolgono dal
               novembre 2018, ha aperto nuove promettenti prospettive.
                  Peter Landau – al quale risale l’idea di questa serie e che ha costantemente
               collaborato ai lavori del gruppo di ricerca – purtroppo non ha potuto vedere la
               pubblicazione di quest’ultimo volume. I curatori e gli autori dedicano a lui questo
               libro, in segno di ringraziamento per tutto quello che hanno potuto apprendere
               dal suo magistero. Peter Landau ha voluto onorare l’invito che i tre curatori gli
               avevano rivolto, e ha inviato un breve testo che volentieri pubblichiamo come
               introduzione di questo volume, a testimonianza di un legame scientifico e umano
               che il Maestro ha desiderato mantenere coi partecipanti al nostro progetto.

               Bonn, Catania, Paris, Giugno 2020

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                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
Orazio Condorelli / Franck Roumy / Mathias Schmoeckel (Hg.): Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 6: Völkerrecht

               Peter Landau (†)

               Isidor von Sevilla als Quelle für das ,Ius Gentium‘ bei
               Gratian

               In der Geschichte des Völkerrechts kommt dem kanonischen Recht große
               Bedeutung zu. Das mittelalterliche kanonische Recht überliefert seit dem
               Decretum Gratiani den Begriff ius gentium, der von Gratian in der „Distinctio
               prima“ seines Dekretbuchs folgendermaßen definiert wird1:
                  „Ius gentium est sedium occupatio edificatio, munitio, bella, capitivitates,
               servitutes, postliminia, federa pacis, induciae, legatorum non violandorum religio,
               conubia inter alienigenas prohibita. § 1 Hoc inde ius gentium appellatur, quia eo
               iure omnes fere gentes utuntur.“
                  Der zitierte Text stammt aus den ,Etymologiae‘ des Kirchenvaters Isidor von
               Sevilla2 und beruht in seinem Inhalt auf dem römischen Recht. Im römischen
               Recht waren es Gaius und der spätklassische Jurist Ulpian, die den Begriff des ius
               gentium definierten und ihn von dem des ius naturale unterschieden. Einschlägige
               Texte von Gaius und Ulpian wurden von Justinians Digesten rezipiert.3 Als
               Kriterium für die Distinktion von ius naturale und ius gentium verwendet Ulpian die
               Definition, das Naturrecht gelte außer für Menschen auch für Tiere, während das
               ius gentium in der Vernunft des Menschen begründet sei und deshalb der
               natürlichen Gerechtigkeit und Billigkeit entspreche.4

               1    Decretum Gratiani, D.1, c.9: „Quid sit ius gentium.“
               2    Isidori Hispalensis Episcopi Etymologiarum sive Originum Libri XX, ed. W. M. Lindsay,
                    T. I (Oxonii 1911), lib. V. VI.
               3    Dig. 1.1.4 (Ulpianus libro primo institutionum): „Ius gentium est, quo gentes humanae
                    utuntur, quod a naturali recedere facile intellegere licet, quia illud omnibus animalibus, hoc
                    solis hominibus inter se commune sit.“
                    Dig. 1.1.9 (Gaius libro primo institutionum): “quod vero naturalis ratio inter omnes
                    nomine constituvit, id apud omnes peraeque custoditur vocaturque ius gentium, quasi quo
                    iure omnes gentes utuntur.”
               4    Dig. 1.1.3 (Ulpianus libro primo institutionum): „Ius naturale est, quod natura omnia
                    animalia docuit: nam ius istud non humani generis proprium, sed omnium animalium, quae
                    in terra, quae in mari nascuntur, avium quoque commune est.”
                    Es folgt das Zitat aus Ulpianus oben in Anm. 3.

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                                       ISBN Print: 9783412518905 — ISBN E-Book: 9783412518912
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