Der GesunDheits - sektor in Der finanziellen notaufnahme - Krise - Schultze & Braun
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Chance September 2021 präsentiert von Neues zu Restrukturierung Krise und Insolvenz Der Gesundheits- sektor in der finanziellen Notaufnahme Pflegeheime und Krankenhäuser stehen vor großen Herausforderungen
Ticker Loch im Dach Der Modekonzern Eterna hat mitgeteilt, dass er das neue Unternehmensstabilisierungs- und restrukturierungsgesetz (StaRUG) für eine finanzielle Sanierung seiner angeschlagenen Dachge- sellschaft nutzen möchte. Die operativen Gesellschaften des Herstellers von Hemden und Blusen seien von der Restrukturierung nicht betroffen. Neben den Gesellschaftern sollen bei Eterna vor allem die Inhaber von Schuldscheinen mit einem Forderungsverzicht zur Sanierung beitragen.
e d i t o r i a l Der Sommer neigt sich dem Ende zu und sind wir einmal ehrlich: Sehr viele Gelegenheiten, die Sonnenbrille aufzusetzen gab es dieses Jahr nicht. Doch auch die rosarote Brille kann und sollte bei den Themen dieser Ausgabe nicht zum Einsatz kommen. Pflegeheime und Krankenhäuser stehen vor großen Herausforderungen. Die Insolvenzan- fechtung stellt trotz der Neujustierung durch den BGH für Unternehmen immer noch ein großes Risiko dar und beim unpfändbaren Einkommen sorgen (wie alle zwei Jahre) neue Freigrenzen unter Umständen für Mehrauf- Unser Seminartipp wand und finanzielle Verluste. Grund geung also, sich die Lesebrille aufzusetzen, und einen Blick in die neue Ausgabe zu werfen – und Rund um das“StaRUG“ dreht sich auch natürlich sorgt Krise & Chance das diesjährige Heidelberger auch bei Lesern ohne Brille oder InsolvenzFORUM am 21. und 22.10.2021. mit Kontaktlinsen für den richti- Endlich wieder treffen & netzwerken! Seien Sie dabei, wenn sich die gen Durchblick. Insolvenzbranche trifft! Ihr Tobias Hirte Heidelberger InsolvenzFORUM 2021 am 21. und 22.10.2021
Ticker Loch im Rumpf Die älteste noch existierende Werft in Deutschland ist in Existenznot. Vom Insolvenzantrag der Hamburger Spezialschiff-Werft Pella Sietas sind rund 350 festangestellte sowie 300 Werksver- trags- und Leiharbeiter betroffen. Sie bauen derzeit an zwei Fähren, einem Saugbagger und einem Eisbrecher. „Die durch die Corona-Pandemie verursachten Liquiditätsengpässe und die dramatische wirtschaftliche Situation im deutschen Schiffbau haben leider zur Zahlungsunfähig- keit geführt“, erklärte Werft-Chefin Natallia Dean. Löchrige Unterstützung Beim Autozulieferer Eisenwerk Erzgebirge ist das Insolvenzverfahren eröff- net worden. Insolvenzverwalter Dr. Dirk Herzig berichtet von einer weiter- hin schwierigen Ausgangssituation, nachdem die Eigentümerin des Unter- nehmens, die Prevent-Gruppe, bisher keine Unterstützung gezeigt habe. Er wolle das Unternehmen für eine Übernahme fit machen, Interessenten gebe es bereits. Das Eisenwerk Erzgebirge war 2016 als ES Guss in den Zuliefererstreit zwischen VW und Prevent verwickelt.
Loch gestopft Gläubiger und Insolvenzgericht haben den Insolvenzplänen mehrerer Gesellschaften der Adler Modemärkte zugestimmt. Die Pläne sehen eine Entschuldung des Modehändlers sowie eine Fortführung des operativen Geschäfts vor. Die Börsennotierung wird aufgehoben. Adler betreibt rund 130 Filialen, die Mehrzahl davon in Deutschland. Neuer Gesellschafter wird der Berliner Logistikkonzern Zeitfracht. Unser Das notwendige Handwerkszeug für einen erfolgreichen Distressed M&A-Prozess erhalten Sie in unserer Fachtagung am 23.11.2021. Seminartipp Distressed M&A
r Gesundheits- sektor in der finanziellen Notaufnahme Die Betreiber von Pflegeheimen stehen durch den demografischen Wandel und die Vorgaben der Sozialversicherungsträger bereits vor großen Herausforderungen. Nun sorgt ein Urteil des Bundesarbeitsge- richts dafür, dass der Druck w eiter zu- nimmt. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Krankenhäusern.
Die Menschen werden immer älter, die Zahl der Gesundheitswesen erfolgreich bei ihren Sanie- Pflegebedürftigen nimmt zu und auch die Kos- rungsverfahren begleitet hat, wird die finanzielle ten für die Pflege steigen immer weiter. Die Schieflage in vielen Pflegeeinrichtungen weiter angespannte Situation führt einerseits dazu, dass zunehmen. „Die Betreiber können die Gratwan- in der Öffentlichkeit oft die unzureichende Ver- derung zwischen Wohlfahrt, Wirtschaftlichkeit sorgungsqualität in Pflegeeinrichtungen thema- und wachsenden Anforderungen immer schwie- tisiert wird. Andererseits müssen die Betreiber riger bewältigen“, sagt Hartwig, der die Pflege- von Pflegeheimen viele Vorgaben erfüllen und branche im Rahmen eines Whitepapers unter- gleichzeitig den teils immensen Mangel an qua- sucht hat. lifiziertem Personal bewältigen. Die Konsequenz ist, dass sich die Situation im Pflegebereich Kranke Häuser immer weiter verschärft. Im Bereich der Krankenhäuser ist die Lage eben- falls alles andere als rosig. Der Krankenhaus Pflege braucht Pflege Rating Report 2021 zeigt einmal mehr, dass die Man kann durchaus sagen, dass inzwischen die wirtschaftliche Situation vieler Kliniken ange- Pflegebranche selbst Pflege braucht: Rund 700 spannt ist und – auch aufgrund der Auswirkun- Pflegeheime sind insolvenzbedroht, weitere gen der Corona-Pandemie – zunehmend her- 3500 Einrichtungen erwirtschaften Verluste. Oft- ausfordernder wird. Etwa jede achte Klinik in mals kommen zu den äußeren Faktoren noch Deutschland verzeichnet eine erhöhte Insolvenz- klassischen Krisenursachen wie fehlende gefahr. Bei rund 1.900 Krankenhäusern in Managementkompetenzen oder Fehlentschei- Deutschland sind das fast 250 Häuser. Hinzu dungen der Geschäftsleitung hinzu. kommt: Die Jahresergebnisse vieler Krankenhäu- ser sind gesunken. Rund 650 Krankenhäuser Ende Juni 2021 hat das Bundesarbeitsgericht schreiben einen Jahresverlust. entschieden, dass für ausländische Pflegekräfte der Mindestlohn gilt. Nach Ansicht von Diplom- Die Zahlen zeigen, dass weder Wirtschaftsjurist Tobias Hartwig, MBA , wird es Pflegeheime noch Krankenhäuser für Pflegeheimbetreiber nach diesem Urteil noch davor gefeit sind, in eine Krise zu schwerer, die Vorgaben der Sozialversicherungs- geraten. Die gute Nachricht ist träger zu erfüllen, da der ohnehin bereits jedoch, dass Sanierungen im immense Mangel an Pflegekräften durch das Gesundheitswesen mit Hilfe des Insolvenzrechts Urteil weiter verschärft wird. Hartwig zufolge, gut durchführbar sind und zu einem positiven der bereits mehrere Einrichtungen aus dem Ausgang führen können.
Thema Die Zukunftsperspektive Wer Geschäftsbeziehungen zu Krisenunter- Gläubigerbenachteiligungsvorsatz mehr abgelei- nehmen unterhält und deren Liquiditäts- tet werden. Und selbst bei bereits eingetretener schwierigkeiten kennt, dem drohen finanzielle Zahlungsunfähigkeit muss hinzukommen, dass Risiken durch die sogenannte Insolvenzanfech- er davon ausgeht, die Forderungen seiner Gläu- tung. Gleichwohl gibt es jetzt keinen Automa- biger zukünftig nicht mehr bedienen zu können. tismus mehr, wenn die Zahlungsunfähigkeit Wenn mein Geschäftspartner zum Beispiel ein des Geschäftspartners bekannt ist. Karsten saisonales Geschäft betreibt oder er nach den Kiesel erläutert, wie eine aktuelle Entschei- Auswirkungen der Corona-Pandemie künftig dung des Bundesgerichtshofs die Position von wieder mit einer steigenden Nachfrage rechnen (möglichen) Gläubigern stärkt. kann, gewinnt künftig die Zukunftsperspektive an Bedeutung. K&C: Herr Kiesel, welchen Effekt hat die Entschei- dung des BGH? K&C: Es können ja aber nicht plötzlich alle Kiesel: Wenn ich als Unternehmen und mein Zukunftsaussichten positiv sein. Geschäftspartner von dessen Zahlungsunfähig- Kiesel: Definitiv nicht. Wenn mein Geschäfts- keit wissen, kann ich mich nun gegen eine spä- partner beim Blick in die Zukunft nur die rosa- tere Anfechtung von Zahlungen besser verteidi- rote Brille aufsetzt, wird mir dies nicht nützen. gen. Relevant ist nicht mehr nur die zum Zeit- Die positive Sicht auf die Zukunft muss sich aus punkt der Zahlung bestehende Situation – also den objektiven Umständen ergeben. Wenn die haben die Beteiligten von der Zahlungsunfähig- Zahlungsunfähigkeit sich schon eindeutig verfes- keit gewusst oder nicht – sondern auch die kon- tigt hat und nicht mehr damit gerechnet wer- krete Sicht des Geschäftspartners nach den den kann, dass alle Gläubiger ihre Forderungen objektiven Umständen auf seine Zukunft. erhalten, kann der Geschäftspartner seine Zukunft noch so rosig darstellen – es wird mich K&C: Welches Kriterium ist entscheidend? letztlich nicht vor der Anfechtung schützen. Kiesel: Wenn der Geschäftspartner nur drohend Wichtig ist aber, dass ich auch bei einer positi- zahlungsunfähig ist, kann daraus künftig kein ven Zukunftsperspektive die Anfechtbarkeit
Unser Alles Wichtige rund um die Entscheidung des BGH zur Vorsatzanfechtung erfahren Sie beim Seminartipp Update Insolvenzanfechtungsrecht am 28.10.2021 mit BGH-Richter a.D. Prof. Gehrlein. gewinnt an Bedeutung nicht automatisch ausgeschlossen ist und die K&C: Man kann also durchaus sagen: Es wird für Erleichterungen nur für kongruente Deckungen Unternehmen bei der Insolvenzanfechtung besser, gelten – also, wenn der Gläubiger ein Anrecht aber wie genau ist noch nicht abschließend geklärt. auf die Zahlung in dieser Art und Weise hatte. Kiesel: Ja, es empfiehlt sich daher weiter die Anfechtungsrisiken im Geschäftsverkehr mit wirt- K&C: Womit ist aus Ihrer Sicht zu rechnen? schaftlich schwachen Geschäftspartnern ernst zu Kiesel: Der BGH hat mit seiner Entscheidung nehmen und entsprechend vorzubeugen. klar gemacht, dass die Anfechtungsmöglichkei- ten der Insolvenzverwalter beschnitten werden. Der Interviewpartner: Wo genau die neuen Grenzen verlaufen, wird Karsten Kiesel ist Rechtsanwalt bei zunächst gerichtlich geklärt werden müssen – der Kanzlei Schultze & Braun. Er ist etwa, in welchen Fällen eine positive Zukunfts- Experte für Sanierungs- und Insol- perspektive angenommen wird und wann man venzberatung sowie für die Abwehr nicht mehr davon ausgehen darf, dass künftig von krisen- und insolvenzspezifischen Anfechtungs- alle Gläubiger befriedigt werden. sachverhalten. Die Insolvenzanfechtung und ihre finanziellen Risiken Geld zurückzahlen, das man von seinem Kunden für eine erbrachte Dienstleistung oder ein geliefertes Produkt erhalten hat – zum Teil bereits vor mehreren Jahren? Einer solchen Forderung sehen sich jeden Tag zahlreiche Unternehmen ausgesetzt. Grund dafür ist die sogenannte Insolvenzanfechtung. Im Extremfall kann der Insolvenzverwalter des nun insolventen Geschäftspartners eine Zahlung bis zu zehn Jahre rückwirkend zurückfordern. Die Folge: Das betroffene Unternehmen kann als sogenannter Anfechtungsgegner die angefochtenen Zahlungen zurückerstatten müssen. Auf seiner Forderung bleibt es dann in einem solchen Fall regelmäßig sitzen.
Thema Alle (zwei) Jahre wieder! Unser Alles was Sie rund um die Privatinsolvenz wissen müssen, erfahren Sie beim Seminar Seminartipp Update Restschuldbefreiung am 27.09.2021.
Alle zwei Jahre zum 1. Juli erhöht sich der holen. „Arbeitgeber müssen diese Forderungen Grundbetrag des unpfändbaren Einkommens. jedoch durchsetzen und das kann umständlich Das ist jener Teil des Einkommens, der im Fall und zeitraubend sein. Oft wird das deshalb nicht einer Privatinsolvenz nicht an die Gläubiger getan“, weiß Dr. Fehl-Weileder. geht, sondern den der Schuldner für seinen Lebensunterhalt nutzen kann. Unternehmen Dann zahlen Arbeitgeber jedoch doppelt: einmal sollten sich diesen Stichtag rot im Kalender an die Gläubiger und ein zweites Mal an den anstreichen. Denn nutzen sie in der Lohnabrech- Arbeitnehmer. Der Schaden summiert sich im nung einen veralteten Wert, kann dies schnell zu oben genannten Beispiel dann schon auf zwei hohen Kosten und viel Aufwand führen. Mal 74,05 Euro, also insgesamt fast 150 Euro. Fordern gleich mehrere Arbeitnehmer den Diffe- Für Arbeitnehmer ist der unpfändbare Grundbe- renzbetrag ein, können sich die Kosten weiter trag am 1. Juli dieses Jahres von 1.178,59 Euro auf summieren. Werden die veralteten Pfändungs- 1.252,64 Euro angestiegen. „Es ist wichtig, die freigrenzen sogar mehrere Monate lang verwen- neuen Pfändungsfreigrenzen zu berücksichtigen“, det, wächst der Schaden entsprechend an. erklärt die Fachanwältin für Insolvenzrecht, Dr. Elske Fehl-Weileder. „Die alten Werte zu nutzen, Freibetrag steigt bei Unterhalt kann teuer werden.“ Hat der Arbeitnehmer Unterhaltspflichten, liegt der unpfändbare Betrag entsprechend höher. Arbeitgeber muss Prozesskosten tragen Für die erste Person liegt er jetzt bei 471,44 Euro, Hat ein Arbeitgeber seinem insolventen Arbeitneh- statt bislang bei 443,57 Euro. Für jede zweite bis mer seit Juli den unpfändbaren Betrag auf Basis fünfte Person sind monatlich jeweils weitere der bisherigen Obergrenze von 1.178,59 Euro 262,65 Euro, anstatt zuvor 247,12 Euro berück- überwiesen, kann der Arbeitnehmer dagegen sichtigt. Bei einem Arbeitnehmer mit zwei Kin- klagen. Denn ihm stehen seit dem 1. Juli 1.252,64 dern würde ein Unternehmen also pro Monat Euro zu. Die Differenz von 74,05 Euro muss der also zwei Mal 117,45 Euro zu viel Arbeitgeber dann für jeden Monat erstatten – und bezahlen. zusätzlich für die Prozesskosten aufkommen. „Dieser finanzielle Schaden lässt Zwar könnte der Arbeitgeber versuchen, sich das sich leicht vermeiden“, sagt Dr. Geld von den Pfändungsgläubigern des Arbeit- Elske Fehl-Weileder. „Verantwortli- nehmers oder dem Insolvenzverwalter zurück- che für die Lohnabrechnung soll- ten stets die neuen Pfändungsfreigrenzen ver- Mit einem Klick zur neuen Pfändungstabelle! wenden und sich den Termin zur nächsten Erhö- hung zum 1. Juli 2023 bereits heute vormerken.“
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Oktober Heidelberger InsolvenzFORUM 2021 am 21. und 22. Oktober 2021, 2021 Heidelberg Marriott Hotel Insolvenzrecht für Fortgeschrittene am 7. und 8. Oktober 2021 online Update Insolvenzsteuerrecht am 14. und 15. Oktober 2021 online Update Insolvenzanfechtungsrecht am 28. Oktober 2021 online Leasing & Insolvenz am 25. und 26. Oktober 2021 online Mensch ärgere dich nicht am 21. und 22. Oktober 2021, NH Mannheim
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