Der Scharf-Peter Bardy, Chefredaktor aktuality.sk: "Wir sind härter geworden" - "Economist"-Karikaturist Kevin Kallaugher - Ringier AG
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Peter Bardy, Chefredaktor aktuality.sk: «Wir sind härter geworden» Unternehmensmagazin Dezember 2018 Der «Economist»-Karikaturist Kevin Kallaugher Scharf- zeichner
INHALT 16 18 Ich will aus allen Kanonen 4 « feuern» Der US-Amerikaner Kevin Kallaugher zeichnet seit über 40 Jahren Cartoons für «The Economist» in London. DOMO hat ihn in Baltimore besucht. 12 75 Stichworte zu Frank A. Meyer Der bekannteste Journalist des Hauses wird im Januar 75 Jahre alt. Karl Lüönd fasst das Leben von FAM in Stichworten zusammen. lickpunkt Ringier 16 B Die besten Pressefotos des Quartals. Wir sind härter geworden» 18 « Neun Monate sind seit dem Mord an Jan Kuciak und seiner Verlobten vergangen. Nun veröffentlicht Peter Bardy, Chefredaktor von «aktuality.sk», ein Buch über die beiden. ie AR-Welle rollt – langsam 22 D Augmented Reality wird die Art und Weise, wie wir Dinge sehen und erleben, für immer verändern. Der Durchbruch der Technologie lässt (noch) auf sich warten. 25 Herausragend! Das sind die Gewinner der Ringier Swiss Awards 2018. 26 Cool bleiben Wer ein Interview mit Mike Horn führen möchte, muss warten, bis er wieder ganz Mensch ist. Aber das dauert einen Moment. ndlich 28 E 4 Verleger Michael Ringier schreibt darüber, was das Unternehmen in höchste politische und wirtschaftliche Ebenen hinaufkatapultiert. 29 My Week – Povilas Kytra Die vollgepackte Woche von Povilas Kytra, dem CEO von CV Keskus. 30 1000 Storys mit zwei Fingern Jubiläum: Thomas Kutschera / Buch-Tipps von Marc Walder Coverfoto: Peter Lueders Neu im DOMO: Augmented Reality Illustrationen Cover: Kevin Kallaugher 1 L aden Sie die Impressum Gratis-App «Ringier Herausgeber: Ringier AG, Corporate AR» für iOS + Android Communications. Leitung: René Beutner, CCO, herunter. Dufourstrasse 23, 8008 Zürich. Kontakt: domo@ringier.ch Chefredaktor: Alejandro 2 Velert. Redaktionelle Mitarbeit: Ulli Glantz und Markus Senn (visuelle Umsetzung), Vinzenz Öffnen Sie im 26 Greiner, Karl Lüönd, Adrian Meyer. Übersetzer: Hauptmenü die Gian Pozzy (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Ioana Chivoiu, (Rumänisch). Korrek Funktion «Scannen». 12 torat: Peter Hofer, Regula Osman, Kurt Schuiki 3 (Deutsch), Patrick Morier-Genoud (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Lucia Gruescu Halten Sie die Kamera (Rumänisch). Layout/Produktion: Zuni Halpern. auf das mit markierte Bildbearbeitung: Ringier Redaktions-Services Zürich. Druck: Ringier Print Ostrava. Nachdruck Bild und klicken Sie auf (auch auszugsweise) nur mit Einverständnis der «Scannen». Redaktion. Auflage: 10 000 Exemplare. DOMO erscheint auf Deutsch, Französisch, Englisch und Rumänisch. Fotos: Rolf Neeser, AFP, Geri Born, Sebastian Devenish, Peter Lueders DOMO – Dezember 2018 | 3
KAL KAL «Ich will aus allen Kanonen feuern» Der Karikaturist Kevin «KAL» Kallaugher zeichnet seit 40 Jahren Cartoons für das britische Magazin «Economist». Und für einmal auch für DOMO: Er hat das aktuelle Cover mit seinen Figuren mitgestaltet. Ein Gespräch mit dem US-Amerikaner über die Macht der Karikatur, Satire in Zeiten von Trump und seine liebste P olitikerfrisur. Interview: Adrian Meyer Fotos: Peter Lueders Einer gegen alle: Kevin Kallaugher (rechts) fechtet mit seiner Füllfeder gegen die von ihm kreierten Figuren. In der ersten Reihe, von links: Leonid Breschnew, Wladimir Putin, Saddam Hussein, George W. Bush, Margaret Thatcher, Barack Obama, Deng Xiaoping, Alan Greenspan und Hosni Mubarak. 4 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 5
KAL INSIDE: AN ESSAY ON THE SUBURBANISATION OF THE WORLD Technology Quarterly Shinzo Abe’s last chance Boost your business with a drone P.D. James, queen of the sleuths DECEMBER 6TH–12TH 2014 Economist.com Our books of the year Sheikhs v shale The new economics of oil B eim Video-Interview über Skype lächelt Kevin Kallaugher, 63, der seine berühmten Karikaturen Ist es schwieriger geworden, ver spielt zu sein? Alle denken, ich habe als Karikatu- Eines von über 140 Covern von Kevin Kallaugher für Feuer, das mich antreibt. Ich wache jeden Tag auf und bin bereit, für unsere Gesellschaft zu kämpfen. sagte einst, eine gute Karikatur sei dem Leben getreuer als die Wirklichkeit selbst. weiss, ich kann die Meinung meiner Leser nur schwer ändern. Aber ich kann sie dazu bringen, nachzuden- «Wir Satiriker sind die Schäferhunde der Gesellschaft», Baltimore. Ich zeichnete also das gewaltige Chaos und die Zerstö- rung. Bloss drehte der Sturm einen mit «KAL» zeichnet, dem Reporter rist gerade die beste Zeit meines «The Economist»: ken. Ich kann sie herausfordern und sagt Kevin Tag vor Publikation ab. Es passierte breit von seinem Arbeitstisch in Lebens. Meine Arbeit ist aber Scheichs gegen Was beunruhigt Sie? Warum ist die Karikatur so wirkungs sie manchmal sogar hereinlegen. Kallaugher. Seit gar nichts. Doch die Karikatur war seinem Haus in Baltimore entgegen. schwieriger geworden. Jeder kann Schiefer(-gestein). Wir sehen im Moment, wie voll? Ich will nicht nur jammern, dass eh über 40 Jahren schon gedruckt. Das war sehr Er trägt ein Hemd bedruckt mit lauter heute dank Social Media Satiriker Dargestellt wird Geschichte vor unseren Augen Eine Karikatur ist sofort und leicht alles den Bach runter geht. Das hilft arbeitet er für peinlich. bunten Blasen (eine Hommage an das sein. Das ist fantastisch und gesund das Duell ums gemacht wird. Da verschiebt sich zu konsumieren. Sie ist unglaublich niemandem. Ich will die Gesell- den britischen Arcade-Videospiel «Puzzle Bobble») für eine Demokratie. Aber für mich Öl zwischen etwas fundamental in der Welt direkt. Mit Humor schafft sie es, schaft zum Positiven verändern. «Economist» – ohne Wo finden Sie Ihre Ideen? und – natürlich – seinen markanten als Profi ist das eine Herausforde- Saudi-Arabien und politik. Als Satiriker hier mitzu Denkbarrieren zu durchbrechen. Vertrag. «Die rufen Ich arbeite immer. Jede Minute. Schnäuzer. KAL sprüht vor Energie rung. Die einfachen Witze kann ich den USA, die dank diskutieren, fühlt sich enorm Wenn Menschen über etwas lachen Was war Ihr wichtigstes Cartoon? einfach jede Woche Das Radio ist stets an, der Fernseher und Neugier. Am Schluss des Inter- nicht mehr bringen, die sind sogleich Fracking auf dem wichtig an. Meine vier Jahrzehnte können, sind sie offen für neue Es gibt ein Cartoon, das zeitlos ist an und verlangen ebenso. Ich surfe viel und lese views demonstriert er überraschend abgegrast. Zudem sind die Menschen Weg zum welt- als Karikaturist haben mich sehr Ideen. Humor ist der Zucker, mit und für das ich immer noch eine Zeichnung.» natürlich Zeitung. Ich arbeite wie sein zweites Talent als Bauchredner: heute viel dünnhäutiger. Ich bewege grössten Förder- gut auf diesen Moment vorbereitet. dem man eine bittere Pille besser wöchentlich angefragt werde für ein Journalist, stelle viele Fragen. Plötzlich holt er eine pelzige, grüne mich als Karikaturist in einem land von Öl sind. Jetzt will ich aus allen Kanonen schlucken kann. Tassen oder T-Shirts. Es ist Jeder Gedanke kann ein Cartoon Handpuppe hervor und verabschie- Minenfeld der Empfindlichkeiten. feuern. eigentlich harmlos. Eine Karikatur werden. Selbst aus Unterhaltungen det sich damit unter Gelächter aus Ihr Job ist es, mächtige Menschen der Börse, die ich 1989 machte. Die mit Freunden kann etwas entste- dem Gespräch. Wir ertrinken in Nachrichten. Wie wäh Was können Karikaturen heute noch lächerlich zu machen. Sind Sie ein Karikatur mit der grössten direkten hen. len Sie Ihr wöchentliches Sujet aus? bewirken? böswilliger Mensch? Wirkung war eine für die Zeitung Ich versuche, vom Getöse einen Vor hundert Jahren waren Kari Ich arbeite mit liebevoller Strenge. «Baltimore Sun». Der Bürgermeister Wie entstehen Ihre Cartoons? Schritt zurückzutreten. Vor allem katuren das zentrale, optische Karikaturen sind negativ behaftet. erzählte mir einst, Jahre nach Ich sitze an meinem Pult, entwerfe Herr Kallaugher, Sie sagten einst, Sie beim «Economist». Da bin ich wie Element einer Zeitung. Heute Ich benutze also ein negativ seinem Rücktritt, dass eine meiner Skizze um Skizze. Meine Zeichnun- seien wie ein sechsjähriges Kind mit ein Scharfschütze. Ich habe nur machen sie nur noch einen konnotiertes Mittel, um die Karikaturen ihn dazu bewegte, gen sind sehr detailliert, wie Malstift. Sind Sie das immer noch? einen Schuss pro Woche. Der muss winzigen Teil unseres Medienkon- Gesellschaft zu verbessern. Wir seine Meinung zu einem Gesetz überladene Kunstwerke. Ich mache Kevin Kallaugher Ha! Ich versuche genau ins Ziel treffen. sums aus. Wir als Karikaturisten Satiriker sind die Schäferhunde zu ändern. sicher um die zehn Skizzen, mit die Verspieltheit, mit der ein sind also nicht mehr die wichtigs- einer Gesellschaft. Wir scheuchen denen ich Ideen auf dem Papier Sechsjähriger das tägliche Leben Nicht einfach. ten Kommentatoren einer Debatte. die Meute vor uns her in eine Gibt es ein Cartoon, das Sie bereuen? entwickle. Ich denke durch das meistert, immer wieder in meinen Ich will nur mein Bestes leisten. Dennoch, wenn eine Karikatur gewünschte Richtung. Wenn nötig Ich habe sicher ein paar meiner Zeichnen, es ist eine Art Konversati- Karikaturen hervorzuzaubern. Denn ich empfinde grosses richtig gut ist, kann sie eine Debatte beissen wir einigen in den Hintern. 8000 Karikaturen vermasselt. Vor on mit mir selber auf dem Papier. Aber was in den vergangenen zwei Unbehagen über die Richtung, in in einem Punkt kristallisieren. Der allem eines aus dem Jahr 2006 war Dabei füge ich immer mehr Details Jahren alles passiert ist, lässt mich die sich unsere Gesellschaft und Renaissance-Maler und Erfinder Was treibt Sie an? wirklich dumm. Damals bedrohte hinzu. Irgendwann, nach etwa vier schon sehr alt fühlen. Demokratie bewegt. Aber das ist das der Karikatur, Annibale Carracci, Ich sehe mich als Kolumnist. Ich ein massiver Hurrikan die Stadt bis sechs Stunden, habe ich einen 6 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 7
KAL August 2017: KAL-Cartoon, nachdem US-Präsident Ringen um ein Atomabkommen: Berühmt: Die Freiheitsstatue und Uncle Sam Donald Trump die rechtsextremen Demonstranten Der unbescheidene Barack Obama mit trauern gemeinsam nach den Anschlägen von Charlottesville in Schutz genommen hatte. dem 2013 frisch gewählten iranischen vom 11. September 2001 auf New York. Präsidenten Hassan Rohani. Stellvertreterkrieg zwischen Sunniten und Schiiten: Saudi-Arabien und der Iran Die englische Premierministerin Theresa bekriegen sich nicht direkt, bekämpfen May führt im März 2017 ihre Delegation sich stattdessen in Syrien oder Jemen. «Me too» der anderen Art: Donald Trump optimistisch in die Brexit-Verhandlungen Das dauert ein paar Jahrhunderte. fragt (ausgerechnet) Ex-Präsident Bill mit der EU. Clinton nach dessen Rat im Umgang mit Frauen, die ihn der sexuellen Belästigung bezichtigen. 8 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 9
KAL Entwurf, den male ich in Farbe. Den dem Fahrrad durch Grossbritanni- Die bunte Welt des dem Testtag die Nachrichtensen- echt fast aus wie eine Karikatur. Macht kann man gehen? Ich glaube, es Kevin Kallaugher Meinungsäusserung zogen. Es schicke ich meinem Redaktor. In en, danach spielte ich als erster Kevin Kallaugher, dung «Newsnight». Sie brachten ein das Ihren Job einfacher? kommt immer auf die Tonalität an. zu Hause in scheint, als sei die liberale Demokra- 95 Prozent der Fälle findet er alles Amerikaner im Brighton Basketball der sich selber Interview mit Denis Healey, einem Ich habe ihn schon tausendmal Religion ist problematisch, da gibt Baltimore in tie auf dem Rückzug. Und Satire ist toll. In vier Prozent der Fälle will er Club. Nebenher arbeitete ich als meist KAL nennt. Labour-Politiker. Er war super zu gezeichnet. Es wäre einfach, ihn es so viele Empfindlichkeiten auf seinem Lieblings- immer eines der ersten Opfer, wenn ein paar Details ändern. Und in ein Strassenmusikant, Bauchredner «Karikaturen sind karikieren, er hatte so ein Tomaten- schnell zu karikieren. Aber jedes allen Seiten. Ich kritisiere Religion sessel. In seinem die freie Meinungsäusserung Prozent der Fälle versteht er den und Strassenkarikaturist. Mit immer an der gesicht. Am nächsten Tag wollten Mal lerne ich noch etwas Neues, nicht per se, sondern nur dann, Haus sind seine beschnitten wird. Aber man kann Witz nicht. meinem Portfolio besuchte ich Grenze zum die beim «Economist», dass ich wenn ich sein Gesicht studiere. Die wenn sie sich mit Politik vermischt. Produkte überall nicht einfach so etwas auslöschen, irgendwann alle Zeitungen in Unsagbaren», sagt Denis Healey zeichne. Und sie kleinsten Details können so viel Ich versuche auch, die Familienmit- zu sehen: was tief in uns drin liegt. Nämlich, Was ist das Schwierigste an der Arbeit London, ganz am Schluss den er. Kein Wunder, bezahlten mich sogar dafür! bewirken. Darum versuche ich stets, glieder von Politikern nicht ins Spiel Zeichnungen, dass wir gerne über mächtige als Karikaturist? «Economist». Und die hatten damals bekommt er etwas Fundamentaleres über ihn zu zu bringen. Die können ja nichts Bilder oder kleine Menschen lachen. Daher bin ich Beständig besser als der Durch- noch gar keine Bilder im Blatt. Ich immer wieder Sie stellten Sie sofort ein? sagen. Über seine Hohlköpfigkeit. dafür, dass ihr Papa US-Präsident ist. Figuren der optimistisch. schnitt zu sein. Das bedeutet sehr dachte, Alter, das funktioniert nie. wütende E-Mails. Nun, sie sagten, sie würden mich Seine unerbittliche Idiotie. Seinen Vielen Komikern ist das aber egal. Persönlichkeiten, viel Fleissarbeit. Karikatur ist wie «Es gibt immer nächste Woche wieder einladen. Das Narzissmus. Ich will jene Details in die er zeichnet. Leben Sie gerade in der spannendsten Jazz. Man verzerrt eine Melodie, Wie haben Sie die Verantwortlichen jemand, der ist nun seit vierzig Jahren so – ich seinem Gesicht entdecken, die ein Wurden Sie je bedroht? Zeit Ihrer Karriere? improvisiert, ist unmittelbar. Aber überzeugt? angepisst ist.» hatte nie einen fixen Vertrag. Ich Stück Wahrheit über Donald Trump Nicht so wie manche meiner Ohne Frage. Ich dachte immer, die nicht jeder kann Jazz spielen. Ich hatte ein paar Karikaturen von warte jede Woche auf ihren Anruf! transportieren. Kollegen. Natürlich bekomme ich 60er waren eine aufregende Zeit. Früher, als junger Karikaturist, Harvard-Professoren. Lustigerweise Da fällt mir auf, ich habe diese viele E-Mails. Es gibt immer Aber die sind doch nichts im hinterfragte ich mich immer, ob ich erkannte die jemand aus dem Team! Woche noch gar nichts von ihnen Welche Politikerfrisur zeichnen jemand, der angepisst ist. Das gehört Vergleich zu dem, was heute abgeht. gut genug bin. Heute weiss ich das. gehört. Sie am liebsten? dazu. Ich bin mir bewusst, dass ich Wir sind mitten in einem fundamen- Allerdings frage ich mich, ob ich mit Die von Ronald Reagan war immer nicht jedem gefallen kann. Es talen Kampf um unsere Zukunft und meinen Schwarz-Weiss-Zeichnun- Lassen Sie uns über Gesichter reden. am interessantesten. Seine Haare braucht nur einen wütenden Idioten die der zivilisierten Gesellschaft. gen langsam allzu altmodisch bin «Gesichter zu zeichnen, ist Gesichter zu zeichnen, ist ein waren so besonders, die erkannte mit einer Waffe, der dein Leben Und ich bin bereit, um unsere für die Leser. Mysterium. Es ist unfassbar jeder. Sogar wenn man sie alleine ruinieren kann. Darum passe ich Zukunft zu kämpfen. Jeden Tag. ein Mysterium. Es ist unfassbar faszinierend. Ich versuche, mit auf einem Gummiball gezeichnet schon auf. Sie waren nicht immer ein Karika turist. faszinierend.» Kevin Kallaugher meinen Karikaturen zum wahren Charakter einer Person vorzu hätte. Wie wirkte sich die Attacke auf das Also werden Sie sobald nicht auf hören? Ich habe immer schon gezeichnet, in dringen, dieses gewisse Etwas in Haben Sie ein Tabu, das Sie nie französische Satiremagazin «Charlie Oh Mann, sicher nicht. Ich mache der Highschool, im College. Meine seinem Gesicht zu fassen. Das zeichnen würden? Hebdo» auf Ihre Arbeit aus? weiter, solange ich einen Stift in der Schlussarbeit an der Universität Darum luden sie mich ein für einen braucht viel harte Arbeit, auch wenn Karikaturen sind stets an der Ich befürchte, die Menschen haben Hand halten kann. Wenn es sein Harvard war ein 13-minütiges Schnuppertag. Ich hatte keine es immer so einfach aussieht. Frontlinie der freien Meinungs «Charlie Hebdo» vergessen. Genau muss, bis ich hundert Jahre alt bin. animiertes Cartoon. Nach der Uni Ahnung von britischer Politik. äusserung. Sie sind immer an der wie die Lehren, die wir danach Ich laufe gerade erst zur Höchstform tourte ich für ein paar Monate mit Daher schaute ich am Abend vor US-Präsident Donald Trump sieht in Grenze zum Unsagbaren. Wie weit um die Debatte über die freie auf. 10 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 11
FAM 75 Stichworte zu Frank A. Meyer in 20 Motive seinem Zuhause in Offen bleibt, ob aus Neugier, Freude, Berlin. Das Porträt Berechnung oder Angst. hinter ihm stammt 21 Beziehungen I Frank A. Meyer von der Künstlerin Tania Jacobi. Wie auch immer: FAM sammelte span- nende Menschen. Bald galt er als Meister im Beziehungswesen. Im Januar feiert Frank A. Meyer seinen 75. Geburtstag. Autor und Ringier-Chronist Karl Lüönd über den Einfluss, die Neider und die Wirkung des bekanntesten Journalisten des Hauses. Von Karl Lüönd Enges Verhältnis: 1987 im Gespräch mit dem damaligen Bundesrat Flavio Cotti (r.). 1 Selbstwertgefühl 9 Home Storys 12 Lokalpolitik «Den neuen Botschafter der Schweiz in Doch unverdrossen zeigt der spröde Cortesi, Meyer, Hadorn & Co. gründen auch 22 Neugier Berlin kennt er noch nicht. ‹Ich freue Pierre Graber in der Schweizer Illustrier- eine Partei, die «Freien Bieler Bürger». FAM Dabei half ihm die Kardinaltugend des mich, wenn er sich einmal bei mir ten sein Ferienhaus, und Nello Celio kocht schafft es in die Kindergartenkommission Journalisten: unermüdliche Neugier. vorstellt›, sagt Frank A. Meyer» (Schwei- Risotto. Die Politiker werden als normale – ein gutes Training fürs Bundeshaus! zer Illustrierte, 22. Sept. 2018). Damit sind Menschen vorgestellt. 23 Einfluss I die Verhältnisse schon mal geklärt. 13 Der politische Ringier FAMs Einfluss auf das Personalwesen und 10 Majestätsbeleidigung Von Oswald ermutigt, erkennt FAM: Kraft die Geschäfte im Bundeshaus wurden nie 2 Herkunft Aber als ein Titelbild erscheint mit Kurt ihrer Auflagenstärke kann die zuvor streng gemessen. Der Vater war Uhrmacher. Der Sohn Furgler im Fadenkreuz, muss Konzern- unpolitische Zofinger Heftlifabrik im wurde Schriftsetzer. chef Heinrich Oswald nach Bern reisen Bundeshaus zur politischen Maschine 24 Einfluss II und Abbitte leisten. werden. Aber er muss hoch gewesen sein. Nur 3 Prägung schon, weil alle daran glaubten. Am Anfang war also das Handwerk! Frank A. Meyer (r.) mit Mario Nicht schlecht! Cortesi. Von 1968 bis 1980 war 25 Warnung FAM als Partner am «Büro «Merk Dir, Du Schaf / Was immer gilt / 4 Berufskultur Cortesi» beteiligt. Der Fotograf / ist nie auf dem Bild.» Typografen waren immer die «Akademi- (Erich Kästner) ker des Proletariats», häufig Autodidakten. 26 Widerspruch 5 Autodidakt Dem FAM hat es nie etwas ausgemacht, Er bringt sich selber bei, was ihm wichtig aufs Bild zu kommen. ist. FAM war immer ein unermüdlicher, gieriger Leser. 27 Lebensstil Was sieht man da im biederen 1970er- 6 Biel Bundesbern? Einen jungen, langhaarigen Die Uhrenstadt an der Sprachgrenze ist 16 Lobby Mann, immer gut angezogen. Fotos: Antje Berghäuser, Siegfried Kuhn/Schweizer Illustrierte, RDB leicht versifft, aber gemütlich – und voll Und er lobbyiert erfolgreich, Tolle Autos, legendäre Partys am Bieler- von Geschichten. Man muss sie nur zum Beispiel gegen ausländische see ... erzählen. Satellitenfernsehsender. 7 Anfänge 17 Freund und Feind Von 1968 bis 1980 ist FAM Partner von Zeitweise heisst es, FAM könne Politiker Mario Cortesi in dessen Pressebüro. hoch- oder niederschreiben. Er arbeitet für die National-Zeitung, ab 1972 für die Schweizer Illustrierte als 18 Beispiele Bundeshauskorrespondent. Bei Ogi, Cotti und Ritschard schien das zu 11 Unternehmer 14 Fusion funktionieren. Andere, etwa Otto Stich, 8 Aufgefallen 1978 gründen die Cortesi-Leute die Schweizer Illustrierte und Sie & Er werden Frank A. Meyer 1984 zusammen mit Verleger blieben unbeeindruckt. Themenwahl, Stil und Tonfall fallen in heute noch erfolgreiche zwei- zusammengelegt und suchen neue Hans Ringier (l.). Bern sofort auf. Ein altgedienter Bundes- sprachige Lokalzeitung Biel/Bienne. Formate. Chefredaktor Fibo Deutsch jagt 19 Abendessen hausjournalist warnt FAM: «Wenn Sie so FAM wird – seltenes Glück für einen seine Reporter um die Welt. FAM rollt in 15 Botschafter Die meisten Volksvertreter aller politi- weitermachen, sind Sie in einem Jahr Journalisten! – in die unternehmerische Bern das Bundeshaus auf. Das Blatt Zugleich wird der Journalist FAM zum schen Richtungen kamen zu FAMs Bunte Auswahl. Das Ankleidezimmer von draussen.» Rolle gedrängt. gewinnt an Beachtung und Bedeutung. Botschafter Ringiers in Bundesbern. Einladungen. Frank A. Meyer in Berlin. 12 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 13
FAM 44 Einfluss III 56 Kommentar 70... und das Resultat Er begleitete, vor allem via Personalpoli- «Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, «Dank der auffallend freundlichen tik, den Blick auf dem Weg zum linkslibe- dessen Name auf dem Buche prangt! Denn Grundhaltung erfuhren wir vielleicht ralen Blatt. man muss dem Weisen seine Weisheit erst mehr, als wenn der Bankier aggressiv entreissen. Darum sei der Zöllner auch ‹verhört› worden wäre.» 45 Trial and error bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.» Rhetorik-Trainer Marcus Knill, April 2006 Manchmal lag er richtig, manchmal irrte (Bert Brecht: Die Legende von der Entstehung er. Aber er hatte immer eine Begründung. des Buches Tao Te King auf dem Weg des Laotse 71 Cicero in die Emigration.) 2004 war er in Berlin Mitbegründer des 46 Heimliches Klagen Grosse Ehre: 2018 erhält Meyer das Magazins für politische Kultur «Cicero». In den Korridoren wurde geflüstert, er 57 Fazit Bundesverdienstkreuz überreicht. Auch dort tritt er als Kolumnist hervor. Bildlegende diktiere die Richtung und steuere die Man muss FAM nicht mögen, um seine Chefredaktoren fern. Mag sein, aber: hervorragende journalistische Leistung 64 Orden über Jahrzehnte hinweg anzuerkennen. Am 17. September 2018 haben sie ihm in 47 Einwand Berlin das Bundesverdienstkreuz am «Ist er zu stark, bist du zu schwach!» 58 Journalistenpreis Bande verliehen. (Frei nach «Fisherman’s Friend».) Nach seinem 70. Geburtstag haben die «Ich wollte schon immer Zürcher gerade noch die Kurve gekriegt 65 Begründung Wirkung erzielen.» Frank A. 48 Prinzip I und ihm den Journalistenpreis «für das «Er leistet einen wichtigen Beitrag zum Meyer 1985 bei sich zu Hause. So selbstbewusst und meinungsstark Lebenswerk» verliehen ... besseren Verständnis der Probleme und kann in diesem Gewerbe nur auftreten, der Herausforderungen der jeweiligen wer liefert. Nachbarländer sowie im gesamteuropäi- 28 Neider I 34 Dreinreden schen Kontext.» ... und Botschafter FAM residiert standes- «Ich bin einfach da», sagt FAM immer 49 Wöchentlicher Beweis (Offizielle Begründung der Bundesregierung) Neue Heimat: Seit bald 15 Jahren lebt gemäss im Bellevue Palace. Die Kollegen wieder. Sein Job sei es, dreinzureden. Als Kolumnist des «SonntagsBlicks» zeigt Frank A. Meyer in Berlin. murren. FAM lernt: Mitleid kriegt man FAM seit vielen Jahren jede Woche, was er 66 Veränderung gratis, Neid muss man sich verdienen. 35 Beliebtheit journalistisch draufhat. «Ich bin nicht mehr der Gleiche wie 72 Ehrenämter Das macht ihn nicht bei allen beliebt. Aber damals in Bern. Jetzt geht es um meine Seit 1997 ist Frank A. Meyer Präsident der 29 Michael im Ernst: Kann Beliebtheit ein Ziel sein? 50 Ecken und Kanten Rolle in Deutschland.» Hans Ringier Stiftung, zu der die Ringier 1985 wird Michael Ringier mit 36 Jahren Ob Islam oder SVP: Man muss mit ihm Journalistenschule gehört. Auf seine Direktionspräsident. FAM ist sein Freund 36 Flops nicht einverstanden sein. Aber es ist 67 Horizont Initiative vergibt die Stiftung seit 2006 und wird sein Berater. Das Magazin «Die Woche» ging zu Bruch, unmöglich, sich mit ihm zu langweilen. «Der Umzug nach Berlin habe ihm den den Europapreis für politische Kultur. immerhin blieb bis 2017 «L’Hebdo» übrig. Zürcher Journalistenpreis für sein Lebenswerk. Horizont geöffnet. Wie einem Schweizer 30 Treffer Auch mit politischen Tageszeitungen 51 Prinzip II Fussballer, der in die Bundesliga wechselt.» 73 Wirkung Sie passen gut zusammen: der leise hatte Ringier wenig Glück. FAM dirigierte, Doch stimmen muss es schon. Bildung 59 Heimliche Hoffnung Schweizer Illustrierte, 22. Sept. 2018 «Ich wollte schon immer Wirkung Denker und Stratege und der laute, arbeitete und litt mit. und Informiertheit sind überlebenswich- ... vielleicht in der heimlichen Hoffnung, erzielen», sagt er über sich selbst. manchmal rücksichtslose Kämpfer. tig. Einem, der sich wie FAM gern weit aus er höre endlich auf (beliebte Methode: 68 Vis-à-vis 37 Versuchslabor dem Fenster lehnt, wird kein Fehler Kastration durch Bekränzung). Meyer war 36 Jahre lang Gastgeber der 74 Bestätigung 31 Berater Ringier weiss aus Erfahrung: Im Medien- verziehen. vom Schweizer Fernsehen produzierten Es sieht ganz so aus, als ob ihm das In der Führung eines Medienkonzerns wesen ist der Markt das Versuchslabor. 60 Enttäuschte Hoffnung Sendung Vis-à-vis. gelungen wäre. braucht es neben den vielen Spezialisten Experimentiert wird im Massstab 1:1. 52 Fall Borer I Vielen Dank, aber FAM machte weiter. eben auch den Generalisten. Was hatte er wirklich zu tun mit der 38 Memento schlimmsten Havarie in der jüngeren 61 Ausweitung Das kostet immer ein Vermögen, vor Ringier-Publizistik? Darüber geschrieben 1989 stiess Ringier in den Osten vor. allem, wenn es schiefgeht! haben eigentlich nur seine Feinde. Er selber hat geschwiegen. 62 Berlin Fotos: Siegfried Kuhn/Schweizer Illustrierte, Hervé Le Cunff/Schweizer Illustrierte, 39 Versuchsanordnung Nach und nach verlegte auch FAM seinen Ganz anders als in anderen Industrien 53 Fall Borer II Lebensmittelpunkt ins grössere Europa, wird jeder Flop bekannt. Und die Public Mir wei nid grüble! in das brodelnde Berlin. Relations besorgt immer die Konkurrenz. 54 Journalistenschule I 63 Beziehungen II 40 Turbulenzen Kurze Erinnerung an einen Kurs in der Wie seinerzeit in Bern knüpft er wieder Gehören zum Geschäft. Ringier-Journalistenschule. Ich beauf- ein exzellentes Beziehungsnetz. Schrö- tragte die Schüler, am Abend FAMs der, Steinmeier & Co. sind seine Freunde. 41 Fehlerkultur Sendung «Vis-à-vis» mit Otto von «Ich bin einfach da.» Frank A. Meyer 1983 vor Ringier hatte sie schon, bevor der Begriff Habsburg zu schauen und zu beurteilen. Philippe Rossier, Antje Berghäuser, Keystone dem Ringier Pressehaus in Zürich. erfunden war. Ergo: Auch wer irrte, Alle freuten sich auf die grosse Zerlegung konnte überleben. des hauseigenen Starjournalisten. 32 Definition Einer von über 300 «Vis-à-vis»-Gästen: Der Generalist ist einer, der nicht viel von 42 Neider II 55 Journalistenschule II Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (l.). der Sache verstehen muss, solange er die Immer wieder staunten die Neider. Es gab Am nächsten Morgen herrscht Stille. Alle, richtigen Fragen stellt. einfach kein Blutbad, jedenfalls nicht auf ausnahmslos alle waren beeindruckt. FAM höchster Ebene. hatte, aus tiefem Wissen schöpfend, die 69 Sanfte Befragung ... 75 Zusatz 33 Pflichtenheft richtigen Fragen gestellt, hatte geistesge- «Er brachte es fertig, den Gesprächspartner Herzliche Glückwünsche Den Zeitgeist spüren, Trends erkennen, 43 Neider III genwärtig auf die Antworten reagiert. So (Joe Ackermann, Deutsche Bank) zum Themen verknüpfen, vor Fallen warnen. Sie konnten schreiben und senden, was konnte er dem als schwierig bekannten alte FAM (l.) 2006 mit Michael Ringier und dem Reden zu bringen, was den guten Intervie- zum 75. Geburtstag! Und, ganz wichtig: sie wollten. FAM blieb. Herrn ein brillantes Interview entlocken. ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (r.). wer auszeichnet.» 14 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 15
BLICKPUNKT RINGIER An dieser Stelle stellt DOMO regelmässig die besten Fotos vor, die im vergangenen Quartal in Ringier-Titeln publiziert wurden. Noch mehr ausgezeichnete Bilder des vergangenen Quartals finden Sie auf unserer Facebook-Seite DomoRingier. Ringier-Fotos des Quartals Die besten Bilder und ihre Geschichten: Unsichtbare Menschen, länderverschlingende Drachen, wehrlose Schimpansen und faszinierende Waldbewohner. L’ILLUSTRÉ BEOBACHTER LANDLIEBE JEAN REVILLARD Fotograf ANDREA KLAIBER & ANNE SEEGER Illustration PETR VÁCLAVEK Fotograf JULIE BODY Bildredaktion Die Chinesen sind auf Ein- DENISE ZURKIRCH Bildredaktion Er überragt mit seinen 140 kaufstour in der Schweiz. Was mag die kleine Figur im Meter Höhe die Freiheitsstatue Westliche Technologien Wald wohl gesehen haben, um 50 Meter. Und ist eines der und Know-how sollen den dass sie derart erschrocken beliebtesten Fotosujets der Wohlstand im Reich der Mitte mehren. Der dreinschaut? Oder freut sie Schweiz: der Jet d’eau in Genf. Beobachter setzte dieses Thema auf sein sich über den Riesen-Pilz, den sie gefunden Umso anspruchsvoller die Cover. Die Schlagzeile auf rotem Grund und hat? Die Antwort kennt Petr Václavek. Er ist Aufgabe für den Fotografen Jean Revillard: in chinesischer Schrift: «Wir kommen.» Info- der Schöpfer dieser «Dubánci», wie seine Die Verantwortlichen des Magazins L’Illustré grafikerin Anne Seeger: «Als Aufmacherbild Figürchen in Tschechien heissen. Im verlangten von ihm eine noch nie gesehene wollten meine Kollegin Andrea Klaiber und Schweizer Magazin LandLiebe zeigt Optik der Hotspots der Westschweiz. ich eine Illustration, die die Optik des Covers Václavek, was für wunderbare Welten er mit Immerhin, die Technik, die man einsetzen weiterführt und das Thema auf den Punkt seinen Waldfundstücken kreieren kann. In wollte, war schnell gefunden: eine Drohne. bringt.» Geboren war bald die Idee des chine- liebevoller Kleinarbeit kreiert Václavek für Art Director Julie Body: «Trotzdem war der sischen Drachens, der sich um das Schweizer- seine Figuren sogar Accessoires: Fahrräder, Aufwand riesig. Denn die Locations waren so kreuz schlingt. Seeger: «Chinesische Drachen Zelte, Deltasegler ... Seiner Fantasie sind keine noch nie fotografiert worden, jeder Schritt sind nicht unser Fachgebiet. Wir mussten Grenzen gesetzt. Doch die grösste Herausfor- war neu.» Hinzu seien zahlreiche administrati- zuerst intensiv recherchieren und uns anhand derung für ihn sei die Arbeit mit der Kamera. ve Hürden gekommen. «Die Gemeinden von Fotos und Bildern den Stil aneignen.» Denn Václavek ist kein gelernter Fotograf. haben Sicherheitsbestimmungen, die Ihre erste Skizze malten die beiden von Hand, Manchmal liegt er stundenlang bäuchlings auf eingehalten werden mussten.» Doch am Ende danach arbeiteten sie mit Adobe Illustrator – dem Waldboden, bis seine Figuren so hatte Jean Revillard Erfolg. Sein Bild hoch zwei Tage lang. «Jeder Strich, jeden Schuppe, posieren, wie er sich das vorstellt. Erst dann über dem Jet d’eau bietet genau das, was man jeder Farbton ist wohlüberlegt», sagt Seeger. drückt er ab. Václaveks Arbeit ist inzwischen von ihm verlangt hatte: eine völlig neue und so beliebt, dass sich seine Kreationen auf verblüffende Perspektive. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE Kalendern, Postkarten, Pins, Tassen oder gar ROLF NEESER Fotograf als Puzzle wiederfinden. SCHWEIZER ILLUSTRIERTE NICOLE SPIESS Bildredaktion HERVÉ LE CUNFF Fotograf LIBERTATEA NICOLE SPIESS Bildredaktion 74 Jahre alt ist Tzvetana VLAD CHIREA Fotograf Messerli. Doch wenn sich VLAD CHIREA Bildredaktion Die Geschichte des die gebürtige Bulgarin Schimpansen-Babys ihre Netzstrumpfhose Chamäleon-Wand nennt Yamari hat die Herzen der anzieht und in ihr schneeweisses Tutu sich eine der Installationen Leserschaft der Schwei- schlüpft, verwandelt sie sich in eine junge am Bukarest Festival. Wer zer Illustrierten bereits zweimal erweicht. Ballerina. In die Traumtänzerin, die sie in ihrer nicht richtig hinschaut, Als Yamari im Juli zur Welt kommt, lässt die Jugend nie sein durfte. Mehrere Monate lang sieht nur die Wand. Und verpasst das Mutter sie einfach aus ihrem Leib plumpsen. fotografierte Rolf Neeser die 74-Jährige an Wesentliche: die Künstlerin in ihrem Yamari fällt vom Baum – hat aber Glück. Auf verschiedenen Orten der Schweiz. So auch hautengen Kostüm mit dem gleichen Muster einem Ast weiter unten sitzt Chicca, die das vor dem Zürcher Opernhaus. «Diese Frau hat wie die Wand hinter ihr. Fotograf Vlad Chirea Baby auffängt und adoptiert. Doch Chicca mich auf sonderbare Weise interessiert und von Libertatea: «Diese Wand war eine der produziert nicht genug Milch, und Yamari wird berührt», sagt Neeser. Richtig einfach sei die Hauptattraktionen am Festival. Auch wenn immer schwächer. Da entschliesst man sich Zusammenarbeit allerdings nicht gewesen. die Menschen im ersten Moment zuerst den im Walter Zoo in Gossau SG, sie in menschli- Denn Tzvetana Messerli habe nie Zeit für ein Akrobaten, den Laser-Shows oder den Riesen- che Obhut zu nehmen. Wochenlang wird die Gespräch. Und posieren wolle sie auch nie. Puppen zuschauten.» Es sei faszinierend kleine Schimpansin rund um die Uhr betreut Mehrmals pro Woche tritt Messerli auf, die gewesen zu beobachten, wie viele Leute die – und nimmt endlich wieder zu. Die Arbeit mit Musik kommt aus dem CD-Rekorder, den sie Frau im schwarz-weissen Kostüm nicht Tieren sei so interessant wie anspruchsvoll, aufstellt. An machen Orten hat Tzvetana bemerkt hätten, so Vlad Chirea. Er ist sagt Fotograf Hervé Le Cunff. «Tiere folgen Messerli gar eine kleine Fangemeinde. Andere überzeugt, dass es der Künstlerin um mehr keinen Anweisungen. Also muss man sehr lächeln vor sich hin, wenn sie auf Zehenspit- geht als nur um den optischen Effekt. «Die viel Geduld und Zeit mitbringen», sagt er. zen trippelt. Wieso sie das tue? «Wenn ich Schwierigkeit, hier einen Menschen zu sehen, Inzwischen lebt die Schimpansin wieder tanze, fühle ich mich frei», sagt Tzvetana kann eine Metapher sein für die mangelnde mit ihresgleichen zusammen. Mami möchte Messerli in der Schweizer Illustrierten. Und Empathie und Kommunikation, unter der zwar noch immer nichts von ihr wissen, aber macht unbeirrt weiter. moderne Menschen in Zeiten von Internet Chicca sorgt sich fürsorglich um sie. «Yamari und digitalen Technologien leiden.» ist nicht nur der Leserschaft, sondern auch mir ans Herz gewachsen», sagt Le Cunff. Und freut sich bereits auf die nächste Story mit der Schimpansin. 16 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 17
BLICKPUNKT RINGIER An dieser Stelle stellt DOMO regelmässig die besten Fotos vor, die im vergangenen Quartal in Ringier-Titeln publiziert wurden.
DER FALL KUCIAK «Wir sind härter geworden» Ihr Tod lässt ihn nicht los. Neun Monate nach dem Mord an Jan Kuciak und seiner Verlobten veröffentlicht der Chefredaktor von Aktuality.sk, Peter Bardy, ein Buch über die beiden. «Es ist ein Zeichen, dass wir sie vermissen.» Von Vinzenz Greiner Peter Bardy, wie war Ihre erste Re- gegenüber den Leuten, über die wir aktion, als Sie von der erfolgreichen schreiben. Besonders gegenüber Razzia hörten, bei der die Polizei die denen, die auf der Seite jenes Bösen Verdächtigen im Fall Kuciak festnahm? stehen, das unsere Nachrichten- Bis zu jenem Moment habe ich mich plattform und die ganze slowaki- danach verzehrt zu wissen, wer sche Gesellschaft heimgesucht hat. Jan und seine Verlobte Martina Wir sind immer noch fair, aber Kusnirova getötet hat. Zuerst war unsere Haltung ist definitiv härter ich glücklich. Dann, als ich ihre geworden. Namen und Gesichter sah, wurde ich unglaublich wütend. Ich Wie zeigt sich diese Härte, von der Sie verspürte einen riesigen Zorn gegen sprechen? sie. Jetzt ist es eine Mischung: Auf Wir sind deutlich in unserer der einen Seite bin ich heilfroh, Sprache und unserer Einstellung. dass die Polizei die mutmasslichen Auch im direkten Kontakt mit den Täter und Auftraggeber des Mordes Leuten, über die wir schreiben. Wir finden konnte. Auf der anderen waren wir 27, heute 32 Leute. Von Jan Kuciak und weichen keinen Schritt mehr Seite hat sich meine ursprüngliche diesen arbeiten einige im Investiga- seine Verlobte zurück. Sie können uns nicht mehr Hoffnung in Wut gegen diese Leute tiv-Bereich und setzen somit Jans Martina Kusnirova einschüchtern. Aber klar, wenn ich verwandelt. Das ist kein gutes Arbeit fort. Wir haben weniger wurden am sagen würde, wir hätten keine Gefühl. Journalisten als unsere Konkur- 21. Februar 2018 Angst, würde ich lügen. Wir renz. Aber wir arbeiten effektiv. ermordet. Kuciak versuchen Risiken, so gut es geht, Wie hat sich der Mord auf die Organi- arbeitete seit 2015 zu eliminieren. sation Ihrer Redaktion ausgewirkt? Der Mord hatte nicht nur Einfluss auf beim Investigativ- Jan war wohl der beste Datenjour- die Organisation Ihrer Arbeit, son- team von Wie tun Sie das? Peter Bardy, nalist der ganzen Slowakei. Es gibt dern sicher auch auf die Mitarbeiter. Aktuality.sk. Wir kontrollieren und beobachten Chefredaktor von bis heute niemand Vergleichbaren. Ja. Wir haben uns sicher verändert. unsere eigenen Aktivitäten stärker. Aktuality.sk: «Ich Dennoch mussten wir als News- Unsere Mitarbeiter fingen an, das Wenn wir uns mit einem delikaten brauche Antworten, Plattform weitermachen. Unser Job Team eher als Familie, als Gemein- Thema befassen, klären wir ab, wen Fotos: Keystone die ein Licht werfen ist investigativer Journalismus. schaft zu begreifen – nicht nur als diese Sache betrifft und ob diese auf alle Menschen, Also haben wir neue Leute ange- Gruppe von Kollegen, die im selben Person für unsere Reporter die in den Mord stellt, um weiter unseren Weg Büro arbeiten. Und wir sind wohl gefährlich werden kann. Ausser- involviert waren. machen zu können. Vor dem Mord nicht mehr so gutmütig wie früher dem gehen unsere Reporter, 18 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 19
DER FALL KUCIAK wenn sie zu Interviews mit dem Mord. Aber manchmal tun wir Wann erscheint das Buch? Informanten oder zu einem Tatort das noch. Der Titel des 350-seitigen Buchs gehen, nicht immer alleine. Sie lautet «Umlčaní» («Mundtot müssen sich immer regelmässig bei Sie sprachen vorhin von der Unter- gemacht») und wird Ende Dezem- mir melden, damit ich weiss, wo sie stützung, die Aktuality.sk von den ber erscheinen. Auf Slowakisch. gerade sind und wie es ihnen geht. Menschen erfährt. Hatte der Mord Sollte es Interesse geben, werden auch einen Einfluss auf Ihre Konkur- wir es auch auf Deutsch und Schliessen diese Massnahmen Poli- renten? Englisch übersetzen. zeischutz mit ein? Ich denke, dass Journalisten von Ich kann nicht darüber sprechen, einem grösseren Teil der Gesell- Nach dem Mord an Jan Kuciak ob jemand unter Polizeischutz steht schaft mehr Unterstützung sagten Sie, die Slowakei sei ein oder nicht. geniessen als vorher. Die Menschen Potemkinsches Dorf: viel Korruption haben begonnen, stärker in hinter netten Fassaden. Jetzt aber Was hat der Mord für Sie persönlich Verbindung mit den Medien zu sind drei Verdächtige angeklagt. verändert – im beruflichen und im treten: Andere Medien fingen an, in Viele dieser Fassaden stehen noch, privaten Leben? Investigativjournalismus zu neun Monate nach der Tat? Die Schwelle, ab der ich etwas als investieren, was eine gute Nach- Viele. Man kann das nicht einfach Problem wahrnehme, hat sich richt ist. Die Abo-Zahlen anderer so in Ordnung bringen. Zugegeben, verschoben. Banalitäten sind für Plattformen und gedruckter die slowakische Regierung mich keine Probleme mehr. Wenn Zeitungen sind auch angestiegen. versucht im Ausland zu zeigen, plötzlich unsere Server down sind dass ihre Aussenpolitik sich nach oder wenn dringend was im Büro Europa ausrichtet, dass sie gegen geregelt werden muss und mein Rat Korruption kämpft, dass die gefragt ist … Irgendwie sind diese «Die Schwelle, ob ich etwas Wirtschaft unseres Landes wächst Dinge so banal, sie haben nicht mehr die Bedeutung wie einst. als Problem wahrnehme, hat und die Arbeitslosigkeit sinkt. Das sind alles aber nur Erklärun- sich verschoben.» Peter Bardy gen. Wenn Sie genauer hinschauen, Gab es denn einen Punkt, wo Sie werden Sie erkennen, dass die einfach nur wegwollten? Statistiken die slowakische Realität Ja. Es gab diesen Moment, wo ich nicht wirklich widerspiegeln. einfach die Redaktion verlassen Aktuality.sk entdeckt jetzt auch den Ich will hier kein katastrophales wollte. Aber dann sagte ich mir: Print für sich. Sie haben ein Buch über Bild zeichnen, aber die Wahrneh- Wozu nütze ich dann noch? Wie Jan Kuciak geschrieben. Woher kam mung der Slowakei im Ausland hat kann ich der slowakischen die Idee? sich immer stark von der realen Gesellschaft und meinem Team Wir glauben, dass alle die Möglich- Situation im Land unterschieden. helfen? Ich verstand, wie wichtig keit haben sollten, Jans Leben zu Insbesondere vor dem Mord an meine und unsere Arbeit ist. Also ergründen. Zu sehen, wer dieser Jan Kuciak. bin ich geblieben. junge Mann war, der ermordet wurde. Das Buch dreht sich um sein Um Sie herum ist auch einiges Welle der Scoops geschaffen haben. Und sie und Martinas Familie. Ich muss zu Erbe. Es ist ein Zeichen, dass wir In Folge des Mordes sind Politiker Das Buch über Jan Kuciak passiert. Ringier Axel Springer hat Empörung. Nach sehen, dass wir noch viel vor uns ihnen schauen, dass nicht noch mal ihn vermissen. Und es ist unser wie der Regierungschef Robert Fico, «Umlčaní», («Mund- alle Printprodukte in der Slowakei dem Mord an Jan haben. Manche haben uns Geld so etwas passiert. Dankeschön an Jan, seine und der Innenminister und hohe Polizei- tot gemacht») lautet verkauft. Und Sie haben eine fakulta- Kuciak gingen geschickt, andere geben uns Martinas Familie. Deshalb ist es beamte zurückgetreten! der Titel des 350- tive Pay Wall lanciert. Wie sind Sie mit Hunderttausende Hinweise auf neue Storys – wir Was wollen Sie mit Ihrem Team in der auch eine Gemeinschaftsarbeit von Sicher. Für Robert Fico war das eine seitigen Buches, das all diesen zusätzlichen Turbulenzen Slowaken auf die bekommen eine irre grosse Anzahl Zukunft erreichen? acht Leuten aus unserem Team. persönliche Niederlage, aber sein Peter Bardy zusam- umgegangen? Strasse, um gegen Tipps für Geschichten. Die Am wichtigsten für mich ist: Wie Rücktritt war am Ende nicht mehr men mit Mitgliedern Das war zusätzlicher psychischer Korruption und Menschen sehen, dass wir für sie können wir noch besser werden? Worüber schreiben Sie? als Kosmetik – denn der neue aus seinem Team geschrieben hat. Es Druck. Die Leute fragen uns: Was Missstände zu arbeiten und nicht für uns. Wir sind Wie können wir wirklich wichtig Es geht um das ganze Leben der Premier ist voll und ganz loyal erscheint Ende Dezember, vorläufig wird geschehen, wollen sie euch demonstrieren. auch sehr zufrieden damit, wie die und nützlich für unsere Gesell- zwei jungen Ermordeten Jan Kuciak gegenüber Fico. Man hört noch nur auf Slowakisch. auch verkaufen oder behalten? Pay Wall läuft. schaft werden? Wir sollten nicht und Martina Kusnirova. Jeder Autor immer aus seiner Partei Smer-SD, Peter Bardy studierte Publizistik an der Sogar Leute auf der Strasse kamen Journalismus betreiben, um kümmert sich um ein eigenes dass der Mord nur geplant wurde, Universität Banská Bystrica und arbei- auf uns zu und fragten, ob wir nicht Nach dem Mord sagten Sie in einem interessante oder spassige Artikel Thema: Jemand schreibt über Jans um die Regierung zu Fall zu tete für die slowakische Boulevard- Angst hätten. Wir bekamen mehr Interview, dass Sie sich ständig frag- zu veröffentlichen oder um die Privatleben, ein anderer über sein bringen. Zeitung «Nový Čas» sowie das «LIVE und mehr Aufmerksamkeit. ten, ob Sie genug getan haben, um erste Plattform zu sein, die Scoops Studium. Es gibt Teile über Martinas Magazín». Zu Beginn seiner journalisti- Ihr Team zu schützen. Stellen Sie sich hat. Wir wollen unserer Gesell- Leben oder ihr Leben zu zweit. Was ist mit den Fragen zum Mord – schen Laufbahn befasste sich Bardy Glauben Sie, dass sich diese Aufmerk- diese Frage immer noch? schaft und dem gesamten Land werden sie alle irgendwann beant- mit Kriminalität und der Mafia, später samkeit nach dem Mord in generelle Ja, das tue ich. Jedes Mal, wenn ich helfen, besser zu werden. Und das Warum haben Sie ausländische wortet sein? fokussierte er sich auf Politik, insbe- Unterstützung von Aktuality.sk ein Foto von Jan sehe oder öffent- durch unsere Artikel und Recher- Journalisten eingeladen, am Buch Für mich ist es nicht wichtig, sondere die der EU und ihrer Mitglied- wandelt? Auch finanziell betrachtet lich über ihn spreche, frage ich chen. Unsere Arbeit muss nützlich mitzuschreiben? Tim Röhn von «Die täglich einen Teil der Wahrheit zu staaten. Seit 2008 ist er Chefredaktor mit Bezug auf die Pay Wall? mich das. Das zieht mich runter sein für die Menschen. Welt», Marcin Wyrwał von «Onet» bekommen. Ich kann warten. der News-Plattform Aktuality.sk. Der Auf jeden Fall. Die Menschen und macht mich unglaublich und mich von der Blick-Gruppe? Ich brauche Antworten, die ein 41-Jährige gewann 2017 zusammen mit identifizieren sich mit uns im traurig. Deshalb versuche ich auch, Nach dem Mord hatten Ihre Konkur- Sie sind keine Fremden mehr für Licht werfen auf alle Menschen, Kollegen den Preis des slowakischen Kontext von Jan Kuciak. Sie sehen, nicht mehr so oft bei öffentlichen renten Sie unterstützt. Sie arbeiteten uns. Seit sie im internationalen die in den Mord involviert waren Verlegerverbands für die Berichter- dass wir gemeinsam mit Jan viel Auftritten über Jan zu sprechen. Ich zusammen. Wie sieht das jetzt aus? Newsroom mit uns zusammengear- und Interesse daran hatten. Foto: AFP stattung zum 25-jährigen Bestehen der erreicht haben, dass wir in kurzer muss mich um die zurückgebliebe- Wir arbeiten nicht mehr so eng beitet haben, sind sie Teil von Ich brauche Antworten, die auf Slowakischen Republik. Zeit eine Tradition investigativer nen Menschen kümmern – seine zusammen wie unmittelbar nach Aktuality.sk. Beweisen basieren. 20 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 21
AR Die AR-Welle rollt – langsam Augmented Reality dringt in immer mehr Lebensbereiche ein. In der Medien- industrie wird AR nur vereinzelt eingesetzt. Dabei könnte die Technologie die Brücke zwischen analoger und digitaler Welt schlagen. Text: Alejandro Velert V or zwei Jahren wurde die reale Welt zum Spielfeld. Millionen von Menschen wurden vom Poké- der Produktivität. Allerdings ist dieser noch lang: Es dauert noch fünf bis zehn Jahre, bis AR dort ankom- Gelungene AR-Anwendung: In den Kleiderläden «Entlebucher Anzeiger». Seit über einem Jahr arbeitet die kleine Lokal- zeitung konsequent mit AR-Inhalten. mon-Go-Fieber erfasst, jagten quer men soll. von Zara Das Content Management System ist über den Planeten nach virtuellen Oft zurückhaltend gegenüber AR präsentieren so angelegt, dass Redaktoren die AR- Monstern. Diese wurden ihnen, ein- zeigt sich die Medienindustrie. Da- virtuelle Models Inhalte selber in die Zeitung setzen gebettet in die von der Kamera auf- bei, so müsste man meinen, könnte die Kleider. Wer können. Mit erstaunlichem Erfolg: genommene Umgebung, auf ihrem AR gerade in diesem Bereich die möchte, kann die Im Schnitt schaut sich die Hälfte der mobilen Gerät angezeigt. Erstmals Brücke zwischen analoger und digi- entsprechenden Leserschaft die AR-Elemente an! war Augmented Reality bei der brei- taler Welt schlagen. Doch genau bei Kleider gleich per Aber verdient man damit auch ten Masse angekommen. dieser Frage herrscht Uneinigkeit. Knopfdruck Geld? Daran zweifelt Nathaly Der Pokémon-Hype ist inzwi- «2019 könnte das Jahr sein, in dem kaufen. Tschanz, Dozentin für Digital Busi- schen abgeklungen. Augmented Re- sich AR durchsetzt», sagt Sebastian ness Management und AR/VR an der ality hingegen dringt in immer mehr Pfotenhauer, Head of Video bei Rin- HTW Chur: «Man kann sein Print Lebensbereiche vor. Auf der Ebene gier. Eine Rolle spielen dabei die produkt aufwerten, ein zusätzliches der Consumer wird die Ikea-App, mit Geräte. «Neue Smartphones sind per Argument für die Paid-Content- welcher der User virtuelle Einrich- se AR-fähig, es braucht keine App Strategie generieren. Aber ich bin tungsgegenstände in die Wohnung mehr.» Deshalb werde man beim eher skeptisch, ob man dadurch stellen kann, als gelungene AR-An- BLICK künftig stärker auf AR setzen. seine Umsätze massgeblich steigern wendung gesehen. Toll auch die «Die ersten Erfahrungen waren sehr wird.» Zudem müssten für hoch leeren Schaufenster bei Zara, in vielversprechend.» wertige AR-Inhalte Ressourcen und welchen Models die Kleider präsen- Personal bereitgestellt werden. «Und tieren, wenn die Betrachter durchs dazu ist man im Management oft Handy schauen. Oder der Magic nicht bereit.» Mirror, der einem die Kleidungsstü- «Jetzt ist der Moment, um ein Für Michael Schnyder von der cke auf den Körper projiziert und so Augmented-Reality-Agentur «Xtend das Anprobieren erspart. Businessmodell aufzubauen» interactive» ist die Zeit für Augmen- Trotzdem: Im Alltag bleibt der ted Reality mehr als reif: «Die Tech- Durchbruch der Technologie, die die Michael Schnyder, AR-Agentur Xtend interactive nologie ermöglicht uns bereits heute reale Welt mit computergenerierten eine neue Art der Kommunikation. Informationen erweitert, weiter aus. Und die Möglichkeiten werden mit Dabei ist die Breite der Anwendungs- 5G, dem kommenden Mobilfunk- möglichkeiten (fast) unbegrenzt. Von Eher skeptisch ist man bei der standard, geradezu explodieren.» der Industrie über die Medizin bis zu meistgelesenen Zeitung der Schweiz, Umso wichtiger sei es, bereits heute Bildung oder Unterhaltung: Überall der «Coopzeitung». Chef-Redaktor mit AR zu operieren. «Deshalb ist wird investiert, experimentiert und Silvan Grütter: «Mit der heutigen jetzt der Moment, um ein Business- probiert. Auf dem sogenannten Reizüberflutung muss man aufpas- modell aufzubauen.» Hype-Zyklus von Gartner, auf wel- sen, dass man nicht mehr, sondern Gut möglich, dass es AR ähnlich chem der Entwicklungsstand einer markant bessere Informationen zu- ergeht wie vielen anderen Technolo- Technologie bewertet wird, hat AR gänglich macht.» Und genau da seien gien: Zuerst überschätzt, langfristig den Gipfel der überzogenen Erwar- die Möglichkeiten von AR noch be- unterschätzt. Ein guter Grund, Foto: zara tungen hinter sich gelassen und be- scheiden, so Grütter. es weiter zu probieren. Auch im findet sich auf dem Weg zum Plateau Viel Mut bewiesen hat man beim DOMO. 22 | DOMO – Dezember 2018 DOMO – Dezember 2018 | 23
Blick Live Quiz RINGIER AWARD Die Schlausten gewinnen täglich! Herausragend! Ein Preis im Zeichen der Mitarbeitenden von Ringier Schweiz: Zum zweiten Mal wurden an der Xmas-Party die besten Projekte ausgezeichnet. In sechs Kate- gorien erhielten die Sieger-Teams einen Award. Dazu gab es einen Sonderpreis. DIE GEWINNER-PROJEKTE 2018 THE CHANGEMAKER THE MONEYMAKER THE TEAMWORKER Jetzt App gratis Energy Schweiz: Transformation RASCH: Die Transformation des Le Temps: Le Temps à San Francisco through Content Buches Gault Millau zur Gourmet- downloaden! und Lifestyle-Plattform 16 Journalisten, Videofilmer, Fotografen Energy hat voll auf Social Content und Grafiker tauchten während zehn gesetzt, um in kurzer Zeit zu einem der Erfolgreiche Transformation: Eine O nline/ Tagen in das kalifornische Leben ein, um reichweitenstärksten digitalen Publisher Social-Media-Plattform (Gault-Millau- über all die Innovationen, die in dieser der Schweiz zu werden. Mittlerweile Channel) wurde entwickelt und erfolg- Region entstehen, zu berichten. Jeden erzielt die Digitalredaktion der Energy reich gestartet, der Gault-Millau-Blogger Tag wurden von San Francisco aus 16 Gruppe monatlich rund 60 Millionen in Zürich hat bereits Kultstatus, und Seiten produziert. Kontakte auf Social Media. Gault-Millau-Events sind trotz stolzer Preise blitzschnell ausverkauft. THE INNOVATOR THE STORYTELLER THE COLLEAGUE Admeira: Erfolgreiche interaktive Blick-Gruppe: Tödlicher Lawinen- Ringier AG: Team Personalrestaurant T V-Werbung frühling Inside Pressehaus Zürich Im August 2018 lancierte Admeira Der Lawinenfrühling 2018 war so mächtig Das Team des Personalrestaurants Inside zusammen mit dem Kunden Volvo die wie seit Jahren nicht mehr. Der grosse um Daniel Heyn kümmert sich um das erste interaktive TV-Werbekampagne Blick-Lawinenreport beleuchtete ein kulinarische Wohlbefinden der Mitarbei- in der Schweiz. Der Konsument konnte aktuelles Unglück und lieferte in einem ter an der Dufourstrasse. Das Inside- direkt über die TV-Fernbedienung mit ausführlichen Serviceteil die wichtigsten Team kocht mit Leidenschaft täglich bis einem Werbespot interagieren und sich Facts zum Thema Lawinen. zu 230 Menüs, bereitet frische Bircher- für eine Probefahrt anmelden. müesli und Fruchtsalate zu und verarbei- tet frische Waren für das beliebte Salat-Buffet. Sonderpreis für die Blick-Redaktion um Chefredaktor Christian Dorer für besondere journalistische Qualität. Dank Primeuren, aufgedeckten Skanda- len, Schwerpunkt-Themen oder neuen Formaten: Der Blick ist die stärkste Spiele täglich live gegen den Rest der Schweiz. Nur wer alle Fragen richtig Medienmarke der Schweiz – mehr beantworten kann, gewinnt bares Geld. Die «Blick Live Quiz»-App für denn je. Mobilephones ist erhältlich im App Store und Google Play Store. DOMO – Dezember 2018 | 25 Mehr Infos unter blick.ch/livequiz
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