MEIN ERSTES MAL - Physiotherapie Praxis

 
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MEIN ERSTES MAL - Physiotherapie Praxis
MEIN
ERSTES
 MAL

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Inhaltsangabe

Teil I:
Am Rad der Zeit
Faszination Triathlon
Fortbildungen und Patienten
Marathon
Neues Equipment
Lerneffekte

Teil II
Bleiente
Leistungstest
Rennrad
Motivation pur

Teil III
Aus dem Trainingstagebuch

Teil IV
70.3 St. Pölten

Teil V
Rückblick - Ausblick

Teil VI
Danke

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TEIL I
     Die
Vorgeschichte

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Am Rad der Zeit
               Wie alles begann

So ziemlich genau alle 2 Jahre bekam ich ein
neues Rad, denn schließlich sollte die Größe ja
einigermaßen passen. Gott sei Dank nahm der
Händler die alten Modelle immer wieder zurück
und der Fuhrpark zu Hause hielt sich in Grenzen.
Mein erstes „Erwachsenenrad“ war eines der
Marke Puch. 3Gang Innenschaltung, mit
Rücktritt, ..... alles andere wäre weit zu
gefährlich gewesen.
Hellgrün, ...für damalige Verhältnisse voll
stylisch, heute potthäßlich und nicht mehr up to
date.
Egal ich hegte und pflegte es und das Wichtigste:
ich war mobil.
In der 6. Klasse Gymnasium war es dann endlich
soweit. Wir hatten einen Dauercampingplatz in
Kärnten und ich beschloss nur noch schnell das
Zeugnis zu holen und dann los zu strampeln.
Distanz 132km.
Wenn ich gleich um 9 Uhr starte habe ich einen
Vorsprung meinen Eltern gegenüber, denn mein
Papa musste bis Mittag arbeiten und erst dann
fing für ihn der Urlaub an. Meine
Klassenkameraden hielten mich für verrückt, aber
ich konnte schon damals recht gut damit
umgehen.

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Radweg, ...... gab es noch nicht so wirklich, also
blieb nur die Straße. Über eine Anhöhe, echt zähe
Angelegenheit, meinte es ein LKW-Fahrer gut mit
mir und fuhr direkt neben mir, um mir die Autos
vom Leib zu halten. Blöd war nur, dass ich genau
auf seiner Auspuffhöhe um Luft rang und ihm das
nicht zu verstehen geben konnte. Trotzdem:
Danke für den guten Willen.
Juchuu, die ärgste Steigung war geschafft, aber
jetzt gab es schon die nächste Herausforderung.
Ich kannte die Strecke ja nur mit dem Auto und
auf der Schnellstraße da darf ich ja mit dem Rad
nicht fahren, obwohl ...... zur damaligen Zeit ja
noch keine Vignettenpflicht herrschte. Ich rollte
auf den nächst größeren Ort zu und beschloss
mal kurz daheim anzurufen, von einer
Telefonzelle, versteht sich; das Handyzeitalter
kam später. Da teilte ich meinen Eltern mit, dass
sie nicht mehr durch diesen Ort fahren müssten,
da ich ihn schließlich schon passiert hatte.
Alles Bestens, nur Mamas Nerven lagen blank:
„das arme Kind, ob sie sich da nicht zu viel
zumutet......“
I wo, ich war guter Dinge und kurbelte und
kurbelte. Einige km weiter fand ich eine Bäckerei
und gönnte mir einen kleinen Imbiss. Voll lecker
und das Beste daran ist, diese Bäckerei gibt es
heute (ca. 25 Jahre danach) noch. Wann immer
ich jetzt da vorbeikomme, ist es schon zu einer
lieb gewordenen Tradition geworden, dort zu
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halten und zumindest eine Semmel einzukaufen
und in Erinnerungen zu schwelgen.
Ich erreichte Klagenfurt und bei der ersten Ampel
kam ich neben meinen Eltern zu stehen. Lässiges
Gefühl.
Nach über 7 Stunden Fahrzeit hab ich dann den
Campingplatz erreicht und ließ mich wie einen
Tour de France Sieger feiern.
Das war mal ein cooler Ferienstart, ganz nach
meinem Geschmack und musste unbedingt
wiederholt werden.
In der Maturaklasse war es dann so, dass mein
Papa zur Kur war und ich ihn zu seinem
Geburtstag besuchen wollte. Ich hatte die Wahl
zu Fuß (da hätte ich Wochen vorher starten
müssen) oder mein grünes Vehikel. Genau
genommen gab es keine Alternative, selbst die
Zugzeiten, und dafür wollte ich erst recht kein
Geld ausgeben, passten nicht.
Also hab ich ein kleine Flasche Sekt eingepackt;
nur eine kleine, man will ja schließlich nicht
unnützen Ballast mitschleppen und los ging es.
70 km in eine Richtung, dabei ist das letzte Stück
voll gemein. Es geht bergauf und von oben
schauen dir die Kurgäste schon zu wie du dich
abstrampelst und versuchst den optimalen Gang
zu finden. Wenn du nur 3 zur Auswahl hast, dann
wird dir frühzeitig die Entscheidung
abgenommen.

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Aber das war es mir Wert, die Überraschung ist
gelungen!
Beim Heimfahren war ich echt froh, dass mir auf
halber Strecke ein Bekannter
entgegengekommen ist. Natürlich auch auf dem
Rad. Er hatte für mich etwas zu trinken dabei,
sprach mir gut zu und ich durfte in seinem
Windschatten fahren. Danke!
Die mühsame Gangauswahl hat sich in den
darauffolgenden Monaten von selbst erledigt. Ich
fuhr einige Bergetappen und hab dabei meine
Schaltung ruiniert. Von da an stand mir nur mehr
der 3. Gang zur Verfügung. Das wäre ja weiters
nicht so schlimm gewesen, aber man musste
ständig den kleinen Hebel mit dem Finger
niederhalten, damit die Kette auch dort blieb, wo
sie hingehörte. Ich weiß zwar nicht, wie sich
Wadenkrämpfe anfühlen, aber dafür kann ich
über Krämpfe im rechten Zeigefinger einiges
berichten.
Im Laufe der Zeit ist dann auch das eingerostet,
die Kette fand Halt und mein Zeigefinger konnte
sich erholen.
Einige Jahre danach leistete ich mir ein city bike.
Wow, 21 Gänge, kein Rücktritt mehr, eine echte
koordinative und konzentrative Herausforderung.
Aber die Strecke nach Kärnten zum Wohnwagen
wurde in einer wesentlich kürzeren Zeit bewältigt.

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Und dann kam das Mountainbikezeitalter. Mein
Papa hat sich ein neues Modell gekauft und ich
bekam sein altes; Marke „Bleirad“. Es hat so gar
nichts zusammengepasst und irgendwie
harmonierten das Rad und ich nicht so ganz. War
schon eine gewöhnungsbedürftige Optik, aber ich
konnte ins Gelände und war nicht mehr den
Abgasen auf der Straße ausgesetzt. Bergab hatte
ich die Hosen voll, aber bergauf wurde ich für
meine Verhältnisse richtig gut. Naja ist ja auch
keine Kunst, oder haben sie schon einmal
probiert ein solches Bleirad bergauf im
unwegsamen Gelände zu schieben? Um mir diese
Schinderei zu ersparen achtete ich darauf,
möglichst lange am Rad zu bleiben, es war schon
schwierig genug das Teil über einen Zaun zu
hieven, alleine fast undenkbar.
Irgendwann klappte es dann doch. Ich kaufte mir
mein eigenes Mountainbike und war einfach nur
mehr stolz.
Getoppt wurde dieses Modell dann nur noch von
meinem jetzigen. Ein Damen MTB (sie wissen
schon, dass Problem mit der Stange gehört ab
sofort der Vergangenheit an) und eine Rholoff-
Schaltung. Leute, wenn ihr auch so gerne
Ketten/Ritzel putzt wie ich, dann ist das die einzig
wahre Lösung. Ein Traum.
Reparaturtechnisch – keine Ahnung, dafür ist
mein Mann zuständig. In diesen Belangen bin ich
nämlich eine Doppelnull.
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Faszination Triathlon
             Meine heimliche Liebe

Schon wieder Kärnten und noch immer der
Dauercampingplatz. Einmal im Jahr gab bzw. gibt
es da nämlich so ein event wo ganz in der Nähe
von unserem Wohnwagen jede Menge Radfahrer
auf supercoolen Rädern vorbeikamen. Okay, nicht
nur die Räder waren lässig sondern auch die
Typen die drauf saßen, konnten sich sehen
lassen.
Und weil man ja schließlich ein insider ist und die
Gegend ein wenig kennt, steht man bei einer
Steigung. Zum einen weil die Athleten da nicht
ganz so schnell vorbeikommen, es geht
schließlich bergauf und zum anderen weil es dort
einen Sprecher gibt, der wichtige Details zum
Rennen weiß.
Alles schön und gut, aber es ist eine
Triathlonveranstaltung, genau genommen der
ironman Austria und da gibt es ja 3 Bewerbe.
Und ich sehe nur das Radfahren. Das kann nicht
sein und gehört schleunigst geändert.
Im darauffolgenden Jahr stand ich um 6 Uhr auf,
schnappte mir mein grünes Puchrad (sie wissen
schon, das welches vom Drei- zum Eingangrad
umfunktioniert wurde), und radelte vom
Campingplatz auf Umwegen, die Straße war ja
wegen der Veranstaltung bereits gesperrt, in
Richtung Strandbad nach Klagenfurt. Trotz
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meiner affenartigen Geschwindigkeit, ich trat wie
wild in die Pedale und gab mein Bestes, kam ich
zu spät und hatte den Start doch glatt verpasst.
Dafür sah ich die Schwimmer dann im Lendkanal.
Ehrlich, der See brodelte und kochte.
Einfach faszinierend.
Ich schaute mir das Schauspiel einige Zeit an und
begann dann mein eigenes Rennen zu fahren.
Schließlich musste ich so schnell wie möglich zum
nächste Schauplatz und das war wegen der vielen
Umleitungen kein einfaches Unterfangen.
Damals fuhr man noch 3 Runden und somit
schaffte ich es gerade noch die Spitzenfahrer auf
ihrer letzten Runde zu sehen. Doch die Hetzerei
ging weiter, schließlich stand der Laufbewerb
noch am Programm und ich war wiedermal
meilenweit vom Ort des Geschehens entfernt.
Kurz zum Campingplatz zurück, schnell etwas
Essbares in den Mund gestopft, den Rest
eingesteckt und schon ging es wieder zurück zum
Strandbad. Okay den Zieleinlauf der Profis hatte
ich versäumt, aber dafür konnte ich all die
anderen Athleten lautstark mit meiner Stimme
auf ihrem Weg zum ironman unterstützen.
Am Abend war ich dann geschafft, fix und fertig.
Ich glaube in dem Augenblick hatte ich den
Traum da auch einmal zu finishen.
Von nun an, verging kein Jahr an dem ich beim
IM in Klagenfurt nicht dabei war.

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Mittlerweile sind wir nicht mehr Dauercamper,
aber das tut der Sache keinen Abbruch, denn mit
dem Auto kann man wesentlich schneller
zwischen den einzelnen Schauplätzen wechseln.
Und wo die Hotspots sind, weiß ich inzwischen
nur zu gut.

         Fortbildungen und Patienten
          Freundschaften fürs Leben

Mein Spezialgebiet in der Physiotherapie ist die
Neurologie, aber irgendwie konnte ich nicht
umhin eine Fortbildung im Bereich der
Gangschulung zu absolvieren. Ein wenig mühsam
und anstrengend, weil der Kurs auf 3x3 Tage
aufgeteilt war und nicht nur die Wochenenden
draufgingen, sondern auch noch der
darauffolgende Montag als Streichresultat zu
werten war.
Egal, da musste ich durch und es hatte sich
wahrlich gelohnt. Die Vortragende war so was
von super, kompetent und sympathisch noch
dazu.
So, nun hatte ich jede Menge theoretisches
Wissen über das Gehen und Laufen und es
dauerte nicht lange bis sich der eine oder andere
Sportler in meine Praxis verirrte, und mich um
Rat fragte. Ich legte mich mächtig ins Zeug,
tüftelte ständig herum, sammelte Erfahrungen
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und wurde echt gut darin. Ja ich weiß, man sagt
zwar, dass Eigenlob stinkt, aber irgend etwas
musste dran sein an meinen Behandlungen,.......
Und außerdem standen nun meine
Klagenfurtaufenthalte beim ironman unter einem
ganz anderen Gesichtspunkt. Fortan war ich nicht
mehr „nur“ Zuschauer, sondern nahm nach
physiotherapeutischen Gesichtspunkten einen
Beobachterposten ein und legte mir die eine oder
andere Hypothese zurecht. Ich philosophierte
über Laufstile, machte mir Gedanken über
Kleidung, versuchte Zusammenhänge zum
Radfahren herzustellen; daheim dann warf ich
meine grauen Zellen an, denn schließlich wollte
ich das für mich auch erklärt und verstanden
haben.
Über 2 Personen, sie liegen mir besonders am
Herzen, will ich genauer berichten:
Also da gibt es einmal meinen ganz persönlichen
Postler. Mittlerweile hat er den Job gewechselt,
aber für mich wird es immer mein Postler bleiben.
Er ist Läufer und zwar ein richtig guter. Wir
sprechen da von Staatsmeistertiteln.
Huch, hoffentlich hat der ein Problem welches
sich statisch, sprich welches sich in der Praxis
lösen lässt, denn ich kann ja schlecht mit ihm auf
die Laufbahn gehen, hinterher hecheln und dann
vielleicht auch noch Tipps geben.
Ich glaube jetzt ist der richtige Zeitpunkt
gekommen, sich beim Laufbanderfinder und bei
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demjenigen, der die Digitalkamera mit
Videoaufzeichnung entscheidend mitgeprägt hat,
zu bedanken.
Großartig, vor allem haben die Hersteller solcher
Geräte auch an den für mich alles
entscheidenden „I- Knopf“ (Idiotenknopf zur
sicheren und einfachen Bedienung) gedacht.
Naja, irgendwie ist es mir gelungen, meinem
Postler ein Mosaiksteinchen zu sein, welches sein
ganz persönliches Bild vervollständigt.
Er kommt immer noch, mal vor einem Bewerb,
mal nach einem Wettkampf und es ist eine
Freundschaft entstanden, die ich niemals missen
möchte.
Mehr dazu in einem späteren Kapitel.
       Die zweite Person nenne ich meinen
Triathlonmentor. Eine liebe Freundin, sie ist
Kinesiologin; wir arbeiten recht gut zusammen,
rief mich an und bat um Rat, da sie bei einem
Triathleten mit ihrem Latein am Ende war. Okay
ich bin in Latein auch keine Leuchte, aber mal
einen Blick darauf zu werfen, kann nicht schaden,
und dann war er da.
Unglaublich mit welcher Lockerheit er sprach und
wie selbstverständlich die Dinge rüberkamen.
Hey, wir reden hier von Triathlon und nicht von
Badewannenschwimmen, kurz mal mit dem Rad
zur Arbeit fahren und einer Runde ums Haus
joggen. Er ist schlichtweg die Machbarkeit in
Person. Gemeinsam mit meiner Freundin kratzten
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wir alles zusammen, was ihn nur irgendwie
unterstützen konnte, denn schließlich startete er
in Klagenfurt beim ironman.
Jetzt wurde es langsam eng für mich. Zum einen
war mir mein physiotherapeutischer
Beobachterposten wichtig und zum anderen
startete jemand, den ich kannte. Und das waren
in diesem Jahr gleich 3 Personen. Ich war hin und
hergerissen, diese Art von Stress machte enorm
Spaß, ich war ganz in meinem Element.
2 Tage nach dem Bewerb rief mein
Triathlonmentor (kurz TM) an, und bedankte sich
fürs Daumenhalten und Anfeuern. Jetzt war ich
vollkommen aus dem Häuschen. So etwas hat ja
noch nie jemand getan; das ging runter wie Öl.
Und dann sagte ich so etwas wie: „Weißt, ich will
das auch einmal machen. Ich werde zu meinem
50. Geburtstag in Klagenfurt finishen“
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:
„Klar, ich bin dabei und dann trainieren wir
gemeinsam“
Ich glaube von da an waren die Weichen gestellt.

                   Marathon
                  Mein 1. Mal

Gut, bis zu meinem 50. Geburtstag ist noch Zeit
(2019) und deswegen war die Welt in Ordnung
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und ich sah der Sache gelassen entgegen. Selbst
die Tatsache, dass ich nicht schwimmen konnte
beunruhigte mich keineswegs. Nur zur Erklärung:
ich kann mich über Wasser halten und schaffe es
mit Brustschwimmtempi von A nach B zu
gelangen. Sollte ich aber je den Versuch starten,
zu kraulen, dann ist die Wasserrettung in
allerhöchster Alarmbereitschaft.
Aber bis 2019 ist es noch lange und selbst mein
TM hat gesagt, dass er Schwimmen auch erst
sehr kurzfristig erlernt hat und es ihm jetzt
obendrein auch noch Spaß macht. Der erste Teil
der Aussage wirkte enorm beruhigend, den
zweiten Teil mit dem Spaßfaktor konnte ich in
dem Moment nicht nachvollziehen.
Also beschloss ich einfach mal mit dem Laufen zu
beginnen. Ich meine so richtig regelmäßig und
nicht wie bisher, nur mal alle heiligen Zeiten eine
kleine Runde durch den Wald. Naja, ehrlich mit
Laufen hatte das nicht wirklich viel gemeinsam es
war schnelleres Gehen, quasi als Ausgleich zur
Arbeit, aber ich hatte meine Freude daran und es
wurde zu einem fixen Bestandteil meiner
Wochenplanung.
Ich mochte die längeren Strecken.
Sprintdistanzen waren nichts für mich. Ich bekam
schon bei den 100m Läufen in der Schule die
Krise. Da waren die anderen schon im Ziel, war
ich noch nicht einmal aus dieser Startmaschine
heraus. Dummes Teil. Aber wenn ein 5000m Lauf
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am Programm stand und alle lange Gesichter
zogen, war meine Stunde gekommen. Im Grunde
genommen, musste ich ja nur abwarten. Ich
rollte das Feld von hinten auf, weil es die anderen
mit dem Durchhalten und der Kondition nicht so
hatten.
Zurück zur Gegenwart:
Mit der Zeit entwickelte ich ein gewisses
Suchtverhalten was das Laufen betraf, abgesehen
von meinen Schokoladeattacken, denen ich
einfach nicht widerstehen kann. Aber durch das
Laufen, konnte ich das eine oder andere Ripperl
schon essen und man sah es nicht gleich auf
meinen Rippen.
Wenn mein Laufplan mal aus irgendwelchen
Gründen gestört wurde, oder aus dem
Gleichgewicht kam, wurde ich echt grantig, zickig
und unausstehlich.
Irgendwann im Mai 2009 fand ich in der Zeitung
einen Artikel über den Grazmarathon im Oktober
desselben Jahres. Ich begann zu überlegen, zu
rechnen und völlig konfus in meinem
Terminkalender zu blättern. Ja irgendwie könnte
sich das ausgehen und ich laufe noch vor meinem
40. Geburtstag meinen ersten Marathon. Für wen
das Bedeutung haben sollte weiß ich nicht, aber
mir waren diese Zahlenspiele wichtig.
Für dieses Unternehmen muss ein Trainingsplan
her, und zwar möglichst schnell. Die Variante
internet kam mir da sehr entgegen und ich
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suchte mir auf einer speziellen Seite den
passenden Plan heraus und begann danach zu
trainieren. Der Oktober kam schneller heran, als
mir lieb war und ich versuchte ruhig und cool zu
bleiben. Was hatte ich schon zu verlieren? Es war
mein erster Marathon und irgendwie werde ich da
schon ins Ziel kommen. Zeitung so kurz vorher
hatte ich dann keine mehr gelesen. Da stand jede
Menge von Vorbereitung und Testläufen drinnen.
Muss man so etwas denn machen? Ich will ja nur
meinen ganz persönlichen Marathon laufen.
Alleine schon die Abholung des Startsackerls war
ein Erlebnis für mich. Dafür fuhr ich 2 Tage
vorher nach Graz und kämpfte mich in einem
großen Sportgeschäft durch einen Schilderwald
(Marathon, Halbmarathon, Staffel, T-shirt,
Anmeldung, Chip, Nachnennung,......)
Am Ende hatte ich dann alles beisammen,
schwang mein Sackerl lässig (hab ich bei all den
anderen abgeschaut) über die Schulter und
machte mich auf zur Nudelparty. Jede Menge
Läufer und die haben in Zivilkleidung schon
verdammt schnell und durchtrainiert ausgesehen.
Sonntag war dann mein großer Tag.
Wir fuhren in aller Herrgottsfrüh nach Graz, um
ja noch einen Parkplatz zu ergattern und machten
uns auf zum Start/ Zielgelände. Ich kam mir vor,
wie in einem Hochsicherheitstrakt, überall
security.

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Umziehen, Sackerl verstauen, Eigenverpflegung
abgeben und Startblock aufsuchen. Am besten
immer der Menge nach, dann klappt das schon.
Jetzt begannen sie plötzlich mit einem
Aufwärmprogramm und alle um mich herum
hüpften, sprangen oder dehnten auf Teufel komm
raus. Ich riss ein Auge auf. Großes Fragezeichen.
Also jetzt mal ganz ehrlich, was soll dieses
Gehopse, ich muss schließlich noch 42 km laufen
und kann mich nicht schon am Start
verausgaben!
Count down, Startschuss und los ging es.
Langsam, ganz langsam setzte sich das Feld in
Bewegung und ich mitten drinnen. What a
feeling!
Da gab es Leute, die mich beinahe über den
Haufen rannten und andere wiederum blieben
gesittet hinter mir. Okay, so lange mich nicht das
Besenwagerl von hinten anstubst, ist alles in
Ordnung. Es ist schon ein lässiges Gefühl mit so
vielen Leuten unterwegs zu sein und auf der
ersten Runde war auch ziemlich was los. Dann
erkannte ich, dass ein Großteil ohnehin nur für
den Halbmarathon genannt hatte und unsere
Gruppe wurde immer kleiner. Trotzdem wurde
mir an jeder Labstation ein Lächeln geschenkt
und auch die Einpeitscher auf der Strecke
rasselten oder klopften mit ihren Stöcken nur für
mich alleine. Danke!

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Zuschauer waren dann nicht mehr ganz so viele,
übrig geblieben sind die echten eingefleischten
Fans, die ihr Familienmitglied anfeuerten,
ungeachtet der Zeit. Aber dann kam auch für
mich das Ziel in Sichtweite und das ist einfach
unbeschreiblich. Die Bewegungen laufen
automatisch ab, man nimmt die Menge wahr,
freut sich, ist erleichtert und hört wie der
Platzsprecher sagt: „Und hier mit dem weißen
Kapperl kommt wieder eine Dame ins Ziel“ ......
das bin ich.
Mir wird eine Medaille umgehängt, ich zwäng
mich weiter durch zur Verpflegungsstelle, löffle
genüßlich meine Suppe, beiß von meinem
Weckerl und schlürf eine Cola. Dann zieh ich mich
um und werde von meiner Familie in Empfang
genommen....... persönliche Bestzeit.
Keine Kunst beim ersten Mal Bestzeit zu laufen.
Wir gönnten uns noch ein Eis, bevor es wieder
nach Hause ging. Am Montag stand ich dann
wieder frisch und munter für meine Patienten in
der Praxis bereit.

              Neues Equipment
      und der technische Umgang damit

Von diesem Erlebnis zerrte ich noch lange und
weil ja alles so super geklappt hatte, beschloss
ich schon bald darauf mich für den Vienna City
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Marathon im April des darauffolgenden Jahres
anzumelden.
Mein Mann sah meine Begeisterung und
unterstützte das Unternehmen VCM doch glatt
mit einer neuen Pulsuhr.
Mein bisheriges Modell zeigte einfach den Puls an,
mehr oder weniger genau, je nach Störfaktoren.
Also wenn man da so neben einer
Eisenbahnstrecke lief und ein Zug kam, konnte es
schon mal sein, dass man tot (Puls = 0)war oder
die 240er Marke überschritten hatte.
Aber das jetzt ist ein echter Garmin,
selbstverständlich auch für das Rad geeignet. Mit
allen Extras, die man sich vorstellen kann.
Nicht dass ich nun zum Technikfreak geworden
wäre; vielmehr stellte mein Mann alles ein, ich
berichtete nach dem Lauf womit ich nicht klar
kam und lernte jedes Mal eine Funktion mehr.
Langsames Herantasten und Gewöhnen ans Gerät
war angesagt. Die falschen Werte gehörten ab
sofort der Vergangenheit an. Blöd nur, dass ich
nun eine Ausrede weniger hatte, wenn es einmal
nicht so lief.
Gut, das nächste was anstand waren neue
Laufschuhe. Vielleicht sollte ich besser das „neue“
weglassen und überhaupt nur Laufschuhe
erwähnen, denn mein bisheriges Schuhwerk
dürfte wohl unter die Kategorie Turn-/
Freizeitschuhe gefallen sein.

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Ich suchte einen Spezialisten auf, der gleich mal
die Hände über dem Kopf zusammenschlug als er
meine alten Schuhe sah. Zunächst konnte ich
seine Aufregung gar nicht verstehen, aber dann
erklärte er mir so einiges und im Nachhinein
betrachtet bin ich nun auf meinen ersten
Marathon noch viel stolzer.
Ich leistete mir gleich zwei Paar, denn schließlich
stand der Winter vor der Türe und ich wollte
gerüstet sein. Einen sogenannten
Kilometerfresser und ein Matschmodell, welches
trockene Füße garantierte.
Mensch, war das ein lässiges Gefühl mit Schuhen
unterwegs zu sein, die optimal passen. Auch
meine Zehen waren von dem neuen Komfort echt
angetan.
Dem Training stand nichts mehr im Wege und der
Vienna City Marathon konnte kommen.

                Lerneffekte
     Meine persönliche Disqualifizierung

Jede freie Minute ging ich raus und lief und lief
und lief. Ständig so als hätte ich die
darauffolgende Woche meinen alles
entscheidenden Wettkampf. Es machte
unglaublichen Spaß und die kleinen Wehwechen
tat ich ab, oder ignorierte sie schlicht und

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einfach. War ich erst einmal im Laufen drinnen
ging es mir gut und die Welt war in Ordnung.
Im März meldete ich mich dann zu einem
Seminar an, aber auch nur deswegen, weil der
Ort eine tolle Laufarena hatte und ich die
kursfreie Zeit zum Training nutzen wollte.
Ich war grad auf einem gut beschilderten 12 km
Stück unterwegs und konnte mein Ziel, sprich
meine Unterkunft beinahe schon sehen. Ein
gewaltiger Stich in meiner rechten Leiste ließ
mich zusammenzucken. Verwundert blieb ich
stehen, starrte verduzt auf mein Bein und stellte
fest, dass man rein äußerlich keinen Schaden
feststellen konnte. Trotzdem an Laufen war nicht
zu denken, ich humpelte heim und war recht
zuversichtlich, dass sich dieses Problem in der
Dusche von selbst lösen wird. Zugegeben, das
warme Wasser tat gut und meine Gedanken
schweiften bereits in Richtung Abendessen.
Aber beim Anziehen bekam ich einen Schock. Da
lief etwas gewaltig in die falsche Richtung. Es war
mir nicht möglich die Socken anzuziehen,
geschweige denn in eine Hose zu schlüpfen.
Schmerzen, die ich in dieser Form nicht kannte
und eine Bewegungsunfähigkeit die zum Himmel
schrie. Ich war verzweifelt, Tränen der Wut ob
des eigenen Unvermögens liefen mir über die
Wangen; ich verstand die Welt nicht mehr.
Irgendwie schleppte ich mich zum Abendessen.
Sitzen funktionierte und war schmerzfrei, aber
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wehe ich wollte aufstehen oder meine Position
nur ein klein wenig verändern. Keine Chance.
Noch hielt mich der Gedanke, morgen beim
Laufen ist alles wieder gut, aufrecht. Und dann
kam der Morgen: ich quälte mich aus dem Bett,
verbrachte endlos lange Minuten um mich
anzukleiden und hatte tatsächlich den festen
Gedanken eine kleine Strecke zu laufen. Vor der
Haustüre drehte ich um und ging zurück auf mein
Zimmer. Nichts, aber auch gar nichts ging mehr.
Vom Seminar bekam ich nicht mehr viel mit, zu
sehr hing ich meinen eigenen Gedanken nach.
In 4 Wochen ist der Vienna City Marathon und ich
in diesem Zustand. Wie soll das nur
funktionieren? Auch die darauffolgenden Tage
versprachen keine Besserung, nein das Gegenteil
war der Fall: um überhaupt einigermaßen
aufrecht gehen zu können, verwendete ich
Krücken. Natürlich nicht während meiner Arbeit.
Da sollte möglichst keiner etwas mitbekommen.
Und die etwas davon mitbekamen sparten
natürlich nicht mit Kommentaren. Leider war da
nur wenig Hilfreiches dabei und Selbstmitleid
hatte ich ohnehin genug.
Ich hatte es geschafft mein Immunsystem zu
ruinieren, so dass es einfach zusammenbrach und
mich auf den Boden der Tatsachen zurückführte.
Erst als ich mich mit meinem Hausarzt
gesprochen hatte und wir gemeinsam
entschieden von einer Teilnahme am VCM
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abzusehen, ging es mir ein Stück besser. Es ging
mir nicht wirklich gut, aber die Entscheidung war
gefallen und damit wich auch der mir selbst
auferlegte Druck.
Erst im Mai, 6 Wochen später, begann ich wieder
ganz langsam mich zu bewegen. Zunächst am
Rad, dann mit Nordic walking Stöcken und
schließlich fing ich auch wieder an zu laufen.
Ein neues Wort und seine Bedeutung standen im
Mittelpunkt: REGENERATION
Regeneration, das schreibt bzw. sagt sich so
leicht, aber bis man wirklich die Tragweite erfasst
hat, vergeht einige Zeit; es ist ein Lernprozess
durch den man Schritt für Schritt durch muss.
Heute bin ich dankbar dafür, dass ich diese
Erfahrung machen durfte.

In der Folge verschlang ich jede Menge Bücher
zum Thema ausgewogenes Training. Eigentlich
passt das Adjektiv ausgewogen ja besser zur
Ernährung, aber die Bedeutung die es im
persönlichen Training hat, sollte keineswegs
unterschätzt werden.
Im August desselben Jahres war ich dann wieder
so weit rehabilitiert, dass ich mir einen
Wettkampf zutraute. Gut vorbereitet startete ich
bei einem Halbmarathon, quasi ein Testlauf für
den Grazmarathon im Herbst. Alles bestens, ich
war glücklich und die Laufwelt war wieder in
Ordnung.
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Mit dem Marathon wollte ich das doch
durchwachsene Jahr abschließen und in den
Wintermodus umschwenken. Doch dann
entdeckte ich das Plakat, welches zum Kraftlauf
einlud. Das Ganze spielte sich praktisch vor
meiner Haustüre ab und das konnte und wollte
ich mir keinesfalls entgehen lassen.
100, 60 und 30 km standen zur Auswahl; ich
entschied mich für Letzteres.
Mit einem Shuttlelbus wurden wir zum Start
gebracht und eine Hand voll Leute nahm die
Strecke in Angriff. Mein Papa erklärte sich zu
meinem persönlichen Betreuer und begleitete
mich auf dem Rad. Wow, was für ein Service!
Danke!
Mit einem Lächeln und einer für mich absolut
respektablen Zeit kam ich ins Ziel, konnte dann
aber die Siegerehrung nicht mehr abwarten, denn
der Maturaball meiner Tochter stand auf dem
Programm. Also wechselte ich rasch von den
Laufschuhen in die Tanzschuhe und ließ den
Abend in Feierlaune ausklingen.
Das nenn ich einen coolen Saisonabschluss.

                                             25
TEIL II
 Das Projekt
  Triathlon
wird gestartet

                 26
Bleiente
               Ich lerne kraulen

So, nun gibt es kein Zurück mehr, ich hab mich
nun endgültig zu einem Schwimmworkshop
angemeldet und das Projekt Triathlon kann
beginnen. Das nasse Element ist nicht so wirklich
meines und auch das Wissen über Kraulen hält
sich in bescheidenen Grenzen, genau genommen
tendiert es gegen Null.
Da kam mir der Kurs „vom Brustschwimmer zum
Kraulschwimmer in 3 Tagen“ echt gelegen.
Obwohl,..... 3 Tage erschienen mir bei meiner
Auffassungsgabe und meinem Talent doch eher
knapp bemessen zu sein.
Egal, auf zur Schwimmhalle. 2 Einheiten am Tag
inklusiver einer Videoanalyse standen am
Programm.
Aber schon das Betreten des Hallenbades ließ
mich meinen Schritt abrupt verlangsamen. Durch
eine Glaswand sah man jede Menge
„Kampfschwimmer“ mit einer Leichtigkeit durch
das Wasser zischen.
Leicht verunsichert aber immer noch mit festem
Willen es endlich auch zu lernen, gesellte ich
mich zu einer kleinen wartenden Truppe, die, wie
sich gleich herausstellte, sich alle für diesen
Workshop angemeldet hatten. Meine Augen
wurden immer größer und ich traute meinen
Ohren nicht, als ich von 2 Jungs vernahm, dass
                                                27
sie beim ironman Klagenfurt im Juli starten
wollten (es war gerade mal November) und dies
hier als Verbesserung ihrer Technik sahen.
Bin ich etwa doch auf der falschen Veranstaltung?
Ich ging davon aus, dass mir hier die Basis
vermittelt wird und nicht an meiner ohnehin nicht
vorhandenen Technik gefeilt wird.
Gott sei Dank fanden sich Gleichgesinnte und
alles war wieder im grünen Bereich.
Ein großes Lob an unseren Trainer; einfühlsam
und mit einer Eselsgeduld führte er uns an die
Materie heran und irgendwie schafften wir es
bereits am 2. Tag eine Länge (25m) zu kraulen.
Fantastisch, ich war begeistert und hatte jede
Menge Spaß. Unglaublich.
Okay, dann kam die Videoanalyse. Das ist
grausam. Subjektiv hat man das Gefühl wie ein
Fisch durch das Wasser zu gleiten und dann das:
Auf dem Video sah man unkontrollierte Arm und
Beinbewegungen, kurz unterbrochen vom
hektischen Luftholen. Kraulen sieht irgend wie
anders aus.
Das Ende des 2. Tages war ohnehin sehr
eigenartig. Gewisse Muskelgruppen, von deren
Existenz ich zwar wusste, meldeten sich. Nun war
mir aber auch schlagartig deren Funktion klar und
da gab es dann den einen oder anderen
Aufholbedarf hinsichtlich Kraft.
Auch erkannte ich, dass Schwimmbrille nicht
gleich Schwimmbrille ist. Gleich vorweg: Mein
                                               28
Modell und meine Kopfform oder was auch immer
harmonierten nicht wirklich miteinander.
Entweder war alles angelaufen und meine Sicht
getrübt, oder meine Augen standen samt Brille
permanent unter Wasser. Das Ergebnis war
immer gleich: Blindflug
Doch diese Thematik sollte mich noch lange
begleiten.
Eigentlich dachte ich auch koordinativ ganz gut
drauf zu sein. Mit nichten. Ich scheiterte bei der
Aufgabe die Kraulzüge auf einer Beckenlänge zu
zählen kläglich. Zu sehr war ich mit Armzug,
Beinschlag und Luft holen beschäftigt. Doch ein
Blick auf die Nachbarbahn bestätigte mir, dass
ich damit nicht allein war.
Die 3 Tage waren vorüber und es hatte
tatsächlich jeder von uns geschafft. Wir konnten
kraulen.
Jetzt hieß es dranbleiben und weiter machen.
Also was macht ein so genannter Kraulfrischling?
Richtig, ich besorgte mir gleich mal eine
Jahreskarte im Schwimmbad bei mir zu Hause
und marschierte dort 2 Tage danach voll
motiviert ein.
Am Beckenrand lagen Schwimmhilfen,
Trinkflaschen und Trainingspläne. Um auch
irgend etwas hinlegen zu können und „meine“
Bahn zu kennzeichnen deponierte ich dort meine
Badeschuhe. Die erstaunten Blicke ignorierte ich
zunächst einmal. Nach 2 Längen hing ich nach
                                                   29
Luft ringend am Beckenrand, während all die
anderen munter weiter machten. Schon
frustrierend, jetzt wo ich doch kraulen kann!
Mein Bleientenstatus entging den erprobten und
routinierten Schwimmern nicht, aber sie nahmen
sich meiner an, motivierten mich auf Teufel
komm raus und sparten nicht mit hilfreichen
Tipps. Danke, Danke, Danke; ich weiß das echt
zu schätzen.

Ja und dann kam kurz vor Weihnachten das Email
von unserem Schwimmtrainer, wo er auf das
Schwimmtrainingslager im Februar in Lignano
aufmerksam machte. Kein Workshop, sondern ein
echtes Trainingslager. Das wär schon was; es
reizte mich ungemein, obwohl ich erst seit 6
Wochen kraulte.
Keine Ahnung welche Voraussetzungen dafür
nötig sind, doch ein Telefonat sollte die
Wissenslücke schließen. Selbstverständlich könne
ich da mit von der Partie sein, so die Worte des
Trainers. Mein Bauchgefühl war da zwar gänzlich
anderer Meinung, aber warum sollte nicht der
Kopf siegen?
2-3x die Woche ging ich schwimmen, gab mein
Bestes und begann mich auf Lignano zu freuen.
Ich hatte ja immer noch die Option, wenn es mit
dem Kraulen in die Hose geht, kann ich den
anderen zumindest physiotherapeutisch helfen.

                                              30
Dieser Gedanke hielt mich aufrecht und ehe ich
es mir versah, landeten wir in Italien.
Es war eine bunt zusammengewürfelte Gruppe,
die sich auf Anhieb sympathisch war. Die daraus
entstandenen Freundschaften (Details folgen
später)halten bis heute.
Beeindruckend diese Schwimmhalle. Ich meine so
ein 50 m Becken hat schon was. Obwohl, das
andere Ende konnte ich ohne Brille erst gar nicht
erkennen.
Das Gefühl mitten unter Profimannschaften
trainieren zu dürfen ist unbeschreiblich. In der
schwimmfreien Zeit liefen wir am Strand. Lignano
einmal anders: keine Sonnenschirme, keine
Liegen, keine Eisverkäufer,..... nur Sand und das
Meer.
Ach was kam ich motiviert in das heimische
Hallenbad zurück. Einziger Haken an der Sache:
In einem 20m Becken muss man sehr oft wenden
und mit dem Längenzählen wurde es auch wieder
recht anspruchsvoll. Ich will gar nicht wissen, was
ich alles doppelt geschwommen bin. Aber nur so
bleibt man im Training.
Und dann sah ich sie: die ultimative Badehaube.
Schwarzes Teil mit gelbem smiley und dem
Slogan „catch me if you can“
Ein absolutes must have für eine Bleiente wie
mich.

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Leistungstest
            Ich habe einen Trainer

Mit Wien, genauer mit dem Vienna City Marathon
hatte ich ja noch eine Rechnung offen. Genau ein
Jahr nach meiner persönlichen Demontage stand
ich mit 32000 anderen Läufern am Start.
Ich bekam Gänsehaut als ich zu den Klängen vom
Donauwalzer über die Reichsbrücke lief.
Wahnsinn.
Und diesmal schaffte ich es ohne Schwierigkeiten
ins Ziel zu kommen. Wie verrückt fuchtelte ich
mit den Armen, damit ich mich irgendwie von den
anderen abhob und man mich auf Bildern gut
erkennen konnte.
Und das Beste daran war, dass ich auf der
Strecke auf einen vom Trainingslager in Lignano
auflief. Wir unterhielten uns kurz, wünschten uns
alles Gute und fanden es unglaublich, uns
gefunden zu haben. Ähnlich erging es mir auch
im Ziel. Ich traf jede Menge Bekannte.

Eine Woche nach diesem Event stand mein erster
Leistungstest am Programm. Zugegeben, der
Zeitpunkt war nicht wirklich optimal gewählt,
aber ich wollte endlich ein paar Zahlen haben, um
mich wenigstens grob orientieren zu können.
Ich blieb dem Institut bzw. dem Trainer, der mir
auch Kraulen beibrachte, treu und entschied mich
für einen Leistungstest am Laufband.
                                                32
Es begann damit, dass Größe und Gewicht
eingetragen und mein Körperfettgehalt ermittelt
wurde. Dann bekam ich einen Pulsgurt
umgeschnallt und stellte mich auf das Laufband:
Ich hatte zuvor so etwas noch nie gemacht, also
absolutes Neuland.
Start war mit 6 km/h; 3 Minuten sollte ich diese
Geschwindigkeit halten, nach ca. 2`45 wurde ich
aufgefordert die Füße auf den dafür
vorgesehenen Flächen neben dem Laufband zu
stellen, damit meinem Ohr ein Tropfen Blut
entnommen werden konnte. In der Zwischenzeit
beschleunigte das Laufband auf 8km/h und das
ganze Spiel ging von vorne los.
Schön und gut bei diesen
Anfangsgeschwindigkeiten, aber dann, ging es für
mich ans Eingemachte. Wie bitte sollte ich das
immer schneller werdende Laufband im richtigen
Rhythmus treffen; am besten ich stütze mich
seitlich hoch und beginne schon in der Luft zu
zappeln. Muss ja sehr komisch ausgesehen
haben. Und die 3 Minuten wurden auch immer
länger. Ich hatte schon die Befürchtung, dass es
mich um das ganze Gerät wickeln würde und ich
unten dann plattgewalzt wieder herauskomme.
Gott sei Dank, dieses Horrorszenario wurde mir
erspart, irgendwann hatte der Trainer Mitleid und
stoppte. Dann durfte ich locker austraben und
bekam einen Becher mit Wasser. Die Hälfte
davon hab ich verschüttet.
                                                 33
Während ich mich unter der Dusche erholen
konnte, wurden meine Daten ausgewertet und
frisch gestylt erschien ich zur Besprechung. Nun
gab es jede Menge Zahlen, Kurven und
Diagramme mit denen ich nicht wirklich viel
anfangen konnte. Die Lösung war ein
Trainingsplan, genau auf mich zugeschnitten. Ich
fühlte mich fast wie ein Profi.
Einen Haken hatte die Sache allerdings. Es war
eher ein Laufplan und kein Triathlonplan. Aber
das lag daran, dass ich zwar in meinem Fuhrpark
ein MTB aufweisen konnte, von einem Rennrad,
geschweige denn Triathlonrad fehlte aber jede
Spur.
Also waren die nächsten Monate auch von
diversen Laufbewerben geprägt, denn irgendein
Ziel galt es zu verfolgen.
Naja und dann war da noch etwas. Weiß mein
Trainer überhaupt was er sich da antut, mich als
seinen neuen Schützling auf zu nehmen?
Schließlich muss ich alles und jedes mit meiner
charmant nervigen und aufdringlichen Art
hinterfragen.
Und jetzt stellen sie sich vor, er hat ja gesagt.
Voller Stolz, nun nach Plan trainieren zu können,
trat ich die Heimreise an. Meine Pläne werden in
der Küche auf einer eigens dafür angebrachten
Pinwand aufgehängt und akribisch genau wird
alles abgehakt und dem Trainer ein wöchentliches
feedback geschickt.
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Rennrad
           Mein Feger wird getuned

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Quälend dabei ist
vor allem der finanzielle Aspekt. Man setzt sich
einen Rahmen und schaut, was man für sein Geld
bekommt. Wo soll ich aufrüsten, worauf kann ich
verzichten, Carbon oder nicht Carbon. Dagegen
ist shopping mit meiner Tochter das reinste
Vergnügen.
Ich bin doch diesem ganzen technischen Kram
nicht gewachsen und verstehe ohnehin nur
Bahnhof, wenn mir ein Händler die Vorzüge
seines Modells erklärt. Ich hätte nie gedacht,
dass es so schwierig sein kann, ein Rad zu
erstehen.
Nach ewigem Hin und Her hat sich dann endlich
eines gefunden, denn schließlich sollte ja alles
passen, auch die Farbe! Der nächste Tiefschlag:
Ausverkauft, wird auch nicht mehr
nachproduziert.
Ich stand wieder am Anfang. Also ohne meinen
Mann hätte ich das niemals geschafft. Geduldig
wühlte er sich Abend für Abend durch das
Internet und wurde tatsächlich fündig. Die gleiche
Firma, welche auch mein MTB lieferte, hatte ein
Rennrad, das in meinem finanziellen Rahmen
blieb und auch sonst dürfte das Preis-
Leistungsverhältnis stimmen.

                                                35
Das Styling ist top. Schwarz/ grüner Rahmen ,
weißer Sattel und Lenker, so wie weiße Pedale,
selbst die Mäntel wiesen einen grünen Streifen
auf.
Die Lieferzeit löste allerdings eine weitere
nervliche Krise aus. Ca. 8 Wochen; dann ist es
Anfang Juli! Wie soll ich die Zeit bis dahin nur
überstehen? Egal, alles andere würde noch länger
dauern, darum bestellen. Jetzt, sofort und gleich!
Und dann wurde es endlich geliefert. Wow, das
sah in natura ja noch viel besser aus, ich war
begeistert von meinem grünen Feger, damit hob
sich das Rad von der „Konkurenz“ deutlich ab.
Alleine schon der Platz, wo es stehen durfte,
bedarf einer Erläuterung: Sportliches Zubehör
wird grundsätzlich im Keller aufbewahrt. Schuhe,
Rucksäcke und andere Kleinteile werden
ordentlich in Kästen verstaut. Und mein neues
Rad soll nun in der allgemeinen Radlgarage
neben all den anderen Vehikeln stehen?
Niemals!
Bleibt nur noch der Balkon (der ist verglast und
wird als Wintergarten genutzt).
Die Reaktionen meiner Familie erwähne ich lieber
nicht, aber da sie auch nicht wirklich eine
Alternative anbieten konnten, wurde dieser Platz
genehmigt.
Ich konnte es kaum erwarten, die ersten Runden
zu drehen; doch meine MTB Schuhe waren mit

                                                36
der Bindung nicht kompartibel, also mussten
schleunigst ein Paar Rennradschuhe her.
Meine erste Ausfahrt werde ich so schnell nicht
vergessen. Ich bin zuvor noch nie auf einem
Rennrad gesessen, hab mir aber eingebildet
Radfahren zu können. Naja, es war eher eine
Zitterpartie und es dauerte sehr lange bis ich
mich so einigermaßen an das Gerät gewöhnt
habe.
Es fehlten noch Aufleger, ein absolutes Muss. Ab
ins nächste Radgeschäft und sich mal beraten
lassen, was es da so gibt und was für mich in
Frage kommt. Aufgrund meines zur Verfügung
stehenden Budgets, schränkte sich die Auswahl
deutlich ein. Ich ließ das Rad dann zur Montage
der Aufleger im Geschäft und als ich meinen
Feger am nächsten Tag abholen kam, standen
doch tatsächlich ein paar Experten (alles erprobte
Triathleten und nette Typen) herum und
fachsimpelten über die „Rennmaschine“. Am
meisten aber interessierte sie doch, wer wohl der
oder die Besitzerin ist. Als ich dann den Laden
aufmischte, staunten sie nicht schlecht und einige
hatte ihre Mimik nicht mehr so ganz im Griff. Ich
konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, doch
dann war es vorbei mit lustig.
Schließlich musste ich mit meinem Gefährt nach
Hause strampeln und die neuen Aufleger
ausprobieren. Es stellte sich als recht schwierig
heraus, das geeignete Straßenstück dafür zu
                                                  37
finden. Flach, möglichst ohne Kurve,
Gegenverkehr anhalten und bitte ja keine
Unebenheiten; dazu zählen bereits kleinste
Steine, von Kanaldeckeln ganz zu schweigen!
Ach du meine Güte, kaum vorstellbar da länger
als 10m auf bzw. mit diesen Dingern zu fahren!
Aber ich bin ja noch in der Lernphase.
Die darauffolgenden Ausfahrten unternahm ich
ganz alleine, um Erfahrungen zu sammeln und
Sicherheit zu gewinnen.
Dann kam der Zeitpunkt, wo sich mein
Triathlonmentor einbrachte und mir anbot, mit
ihm eine Ausfahrt zu machen. Nur zu gerne. Aber
sofort tauchten die ersten Zweifel auf. Er, ein
ausgepickter Radfahrer und ich hab meinen Feger
gerade mal so weit im Griff, dass ich rechtzeitig
stehen bleiben kann. Von der Zeit, die es dauert
dann wieder in die Bindung zu kommen, will ich
erst gar nicht berichten. Das wird sicher ein
Desaster. Aber schließlich hatte ich mich so
geehrt gefühlt, dass ich mitfahren durfte, dass
eine Absage nicht in Frage kam.
Er passte seine Geschwindigkeit meinem
Gestrampel an, sparte nicht mit Tipps und lobte
mich auch noch. So motiviert lief ich zur
Höchstform auf, vermied es aber tunlichst die
Aufleger zu verwenden, schließlich wollte ich
meinen Mentor nicht von der Fahrbahn drängen.
Wer nun glaubt, das tuning sei abgeschlossen,
irrt gewaltig. Da gab es noch die Gewandfrage zu
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klären. Also so ein grünes Leiberl war das
mindeste womit ich aufrüsten musste.
Mittlerweile hab ich ein komplettes outfit von
meiner Lieblingsfunktionsbekleidungsfirma
erstanden: Jungle – Grün
Dazu muss man wissen, dass die bevorzugten
Farben dieser Firma, schwarz, weiß, rot, blau und
gelb sind. Quasi als Sonderedition brachten sie
grün heraus; speziell für mich – Danke!
Ein weiteres absolutes no go war mein Helm.
Blitzblau; naja zum MTB passt er perfekt. Jetzt
besitze ich einen weißen!
Auf einer weiteren Ausfahrt mit meinem
Triathlonmentor wurde das Trinken
angesprochen. Nein, meine Flaschen sind weiß
und schwarz und passen super zum Rad. Mir
wurde aber ein Modell empfohlen, welches man
vorne bei den Auflegern montiert. Und das hat
seinen Grund: wenn mal wer beobachtet hat, wie
umständlich ich es anstelle, meine Flasche aus
der Halterung zu nehmen und dann zu trinken,
ohne gleich im Straßengraben zu landen, weiß,
dass diese Frontflasche die einzige Lösung für
mich ist, ohne wesentlichen
Geschwindigkeitsverlust trinken zu können.
Gut, so ein Teil wurde bestellt, doch die Montage
desselben erwies sich als tückisch. Erst ein Video
von youtube brachte Licht ins Dunkel, die
beigefügte Beschreibung war zu vergessen; und
diese Worte stammten nicht von mir, sondern
                                                 39
von meinem Mann und das will etwas heißen.
Jetzt nur noch den Trinkhalm hineingeben und
fertig. Vielleicht nicht ganz, denn genau dieser
Halm sticht mir bei seiner momentanen Länge
das Auge aus. Ungünstig und fällt eher unter
suboptimale Lösung. Also kürzen: Wie viel, keine
Ahnung. Also schnitt ich nach der Salamitechnik
immer nur ein winziges Stück ab. Perfekt, so
könnte es passen. Bei der nächsten Ausfahrt,
egal wie lange die dauert, musste das getestet
werden.
Unglaublich, ich schaffe es nicht aus dem
Trinkhalm Flüssigkeit anzusaugen ohne zu
sabbern. Vielleicht liegt es ja auch an der Dicke
des Durchmessers. Aber intelligent wie ich war,
hatte ich ein Isogetränk eingefüllt. Das klebrige
Zeug verteilte sich auf meinen Auflegern und
Umgebung.
Ab sofort kommt da nur mehr Wasser hinein!

                Motivation pur
             Bewegende Momente

2011 startete mein Triathlonmentor unter
anderem beim 70.3 in St. Pölten. Ich wollte ihn
mit meiner Anwesenheit überraschen und
natürlich auch kräftig anfeuern. Also packte ich
meinen Papa ganz früh am morgen, dem Gefühl
nach war es erst knapp nach Mitternacht, in das
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Auto ein und wir fuhren nach St. Pölten. Keine
Ahnung wohin, aber die werden doch wohl
entsprechende Hinweisschilder angebracht
haben. Wir schafften es, einen Parkplatz zu
ergattern und dann ging es im Laufschritt zum
Schwimmeinstieg. Gott sei Danke startete mein
TM nicht gleich in der ersten Welle und so konnte
ich mir einen groben Überblick verschaffen. Dann
wurden auch schon die „roten Badekappen“
aufgerufen. Wir positionierten uns direkt bei der
Schleuse, da musste er schließlich
vorbeikommen. Besonders Kennzeichen:
schwarzer Neoprenanzug und besagte rote
Badekappe. Na super, wer von den 400 Leuten ist
es denn jetzt? Glück gehabt, ich konnte ihm noch
alles Gute wünschen, und dann fiel auch schon
der Startschuss.
Einfach gewaltig dieses Szenario. Mit meinem
Papa im Schlepptau hetzte ich zur Brücke, wo die
Athleten das erste Mal aus dem Wasser kamen;
Anfeuerungsrufe unserseits und ein Winken
seinerseits. Selbst in der Wechselzone konnten
wir noch einen Blick erhaschen. Die Radstrecke
war für uns leider nicht so gut einsichtig, dafür
suchten wir bereits die strategisch besten Plätze
auf der Laufstrecke aus, um nur ja nichts zu
versäumen.
Es war einfach eine unglaubliche Veranstaltung,
mit dem Ergebnis, dass ich mich tags darauf für
das kommende Jahr selbst angemeldet habe.
                                                  41
Alles andere wird sich schon noch geben,
Hauptsache ich bin dabei.

Das nächste highlight ließ nicht lange auf sich
warten: Der IM Austria in Klagenfurt. Mein
Triathlonmentor natürlich wieder live dabei und
diesmal finishte er in einer Traumzeit. Er
verfehlte nur knapp die Hawaiiqualifikation. Und
obwohl das alles für mich noch so weit weg war,
um nicht zu sagen absolut unrealistisch, sprang
ich auf den Hype auf und ließ mich mitreißen.
Die folgenden Wochen waren eher von ruhigem
Training, völlig untypisch für mich, geprägt. Ab
und an gab es zur Standortbestimmung den
einen oder anderen Laufbewerb, wo man „alte
Bekannte“ traf und jede Menge Spaß mit ihnen
hatte.

Im Herbst meldete sich mein Postler. Er brauchte
ein wenig therapeutische Unterstützung für einen
Bewerb. Marathon, Berg, unendlich viele
Höhenmeter,......alles in allem ein schwerer
Brocken. Aber es wäre nicht mein Postler hätte er
dies nicht bravourös gemeistert. Einige Tage nach
dem Wettkampf läutete es an meiner Türe: „die
Post“ ???? Sehr eigenartig, ich konnte mich nicht
entsinnen etwas bestellt zu haben, na vielleicht
soll ich nur ein Paket für meinen Nachbarn
entgegennehmen. Alles falsch. Mein Postler stand
da, ohne Paket; er kam, um sich für die Hilfe
                                                 42
bzw. Betreuung zu bedanken. Jetzt war ich völlig
aus dem Häuschen, ich hatte doch gar nichts
gemacht, er allein war es, der ein spitzenmäßiges
Rennen gelaufen ist. Und dann das! Wow ich
konnte mein Glück kaum fassen und fiel ihm
einfach um den Hals.
Das sind Momente, die man am liebsten
festhalten möchte. Danke!

Ich glaub ja nicht an Zufälle, aber etwas
Magisches hatte diese Email im November dann
schon. Da flatterte doch tatsächlich eine
Information zur Ausbildung zum dipl.
Sportmentaltrainer herein. Besser könnte der
Zeitpunkt gar nicht gewählt sein. Natürlich
meldete ich mich an und diesmal nicht um meine
Patienten besser coachen zu können, sondern aus
purem Egoismus. Schließlich will ich ja in St.
Pölten starten und da kann dieses
Hintergrundwissen auf keinen Fall schaden.
Unglaublich wie viel ich davon profitiert habe,
mittlerweile selbstverständlich auch meine
Patienten und das Beste daran war, dass zu
dieser Veranstaltung (sie fand in Modulen statt)
special guests eingeladen wurden. Und als hätten
sie es gewusst, es kamen Triathleten, echte
Profis, zu Wort. Ich schmolz förmlich dahin und
versuchte jedes Wort, welches über deren Lippen
kam auf zu saugen.

                                               43
Im Jänner 2012 erhielt ich dann von einem
„Patienten“ einen Anruf. Diesmal waren nicht
meine Dienste gefragt, sondern er teilte mir
schlicht und ergreifend mit, dass er uns für einen
Indoorduathlon angemeldet hat. Er wollte
tatsächlich mit mir diesen Bewerb bestreiten.
Mir blieb die Spucke weg und ich brachte
zunächst kein Wort heraus. Was ein Duathlon ist,
wusste ich, aber ein Indoorduathlon? Vorsichtig
versuchte ich mich an die Materie heran zu
tasten, stets bemüht nicht all zu dämliche Fragen
zu stellen.
Nur zum besseren Verständnis:
Also da gibt es ein 2 Personenteam. Während der
eine 10 Minuten am Ergometer strampelt und
versucht eine möglichst hohe Trittfrequenz bei
konstanter Wattzahl zu halten, läuft der andere
am Laufband. Nach der ersten Runde wird im KO
System gegeneinander angetreten.
Okay, wir traten im mixed Bewerb an (ich durfte
mich aufs Rad schwingen). Unser Teamname:
speedy gonzales
Genau, mein Partner der speedy und ich
gonzales; also wie man sieht, eine klare
Rollenverteilung.
Oh Mann, sie haben ja keine Ahnung, wie lange
10 Minuten sein können und dann noch mit so
einer abartigen Trittfrequenz, so gar nicht meine
Liga. Aber Dank der fulminanten Laufleistung
meines Partners kamen wir Rund um Runde
                                                 44
weiter und standen dann tatsächlich im Finale.
Jetzt hieß es nochmals alles geben. Inzwischen
kam auch mein Mann zum Austragungsort, stellte
sich neben mich und feuerte mich an. Keine
Ahnung was er gerufen hat, ich war für jede
Wortmeldung dankbar und kurbelte und kurbelte.
Nach endlos langen 10 Minuten der ersehnte
Schlusspfiff und the winner is............... das
team speedy gonzales!
Großes Danke an meinen speedy!
Die Siegerehrung war spitzenmäßig. Ich meine
Pokale sind super, aber Sachpreise sind einfach
der Oberhammer. Der Läufer bekam ein Paar
Laufschuhe und der Radler, in dem Fall ich,
erhielt eine komplette Funktionsunterwäsche.
Absolut genial!

Von einem weiteren team event kann ich
berichten. Nennt sich Hödlmoser Crossduathlon
und wurde heuer das erste Mal ausgetragen.
Nach ca. 8km über Stock und Stein mit dem
mountainbike wird an den Läufer übergeben, der
eine 7km lange Strecke, auch „offroad“ aber Gott
sei Dank flach, zu absolvieren hat. Ich stand mit
niemand geringerem als meinem Triathlonmentor
am Start. Duo Dynamo unser Name, ein
absolutes dreamteam. Er ein super Radfahrer und
ich die Turboschnecke beim Laufen. Ich hatte
echt ein mulmiges Gefühl; würde er alleine
starten, wäre das Bestzeit, aber mit mir? Die
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Unsicherheitsfaktoren stiegen da nicht linear
sondern gleich exponential an.
Also beschloss ich mein Bestes zu geben und
hoffte inständigst, dass mich nicht all zu viele
überholten und ich wenigstens einen Teil vom
Vorsprung, den er herausgefahren ist, ins Ziel zu
retten.
Wow, so schnell bin ich überhaupt noch nie
gelaufen, aber es hätte auch keinen Meter länger
sein dürfen. Der Stockerlplatz ganz oben war für
uns reserviert und ich konnte mein Glück kaum
fassen.

Die Erkenntnis, die ich aus den Teambewerben
gewonnen hatte, ist denkbar einfach: Such dir
einen starken Partner, dann sind auch für dich
Spitzenplatzierungen möglich.
Jungs, das war mehr als gentlemenlike von euch.
Vielen lieben Dank!

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TEIL III
 Aus dem
Trainings-
tagebuch

             47
Beim ersten Schwimmtrainingslager lernte ich sie
kennen. Meine ironlady!
Diese Frau ist ein wahres Energiebündel,
unglaublich. Mit einer Selbstverständlichkeit
packt sie Aktivitäten, neben ihrer Arbeit in den
Tag, wofür jeder andere mindestens eine Woche
beschäftigt ist. Und obendrein versprüht sie
Charme und Freude, bei allem was sie tut.
Sicherheitshalber tauschten wir damals unsere
Emailadressen aus, um weiterhin in Kontakt zu
bleiben. Und diese Verbindung bleibt hoffentlich
noch ganz lange bestehen.
Und genau diese ironlady zeichnet
mitverantwortlich für diese Zeilen. Sie meinte
nämlich, dass ich unbedingt ein Buch über meine
Erlebnisse schreiben sollte.
Also liebe ironwoman, wenn du beim Lesen jetzt
hier angekommen bist (ich hoffe du hast ein
Buch), die nachfolgenden Seiten kannst du
getrost überspringen. Obwohl, vielleicht ist ja
doch etwas dabei, was du noch nicht kennst.

Regen
Die ganze Familie strampelt heute mit dem Rad.
108 km und jede Menge Höhenmeter. Die letzten
50 km im strömenden Regen. Anorak und Hose
halten was sie versprechen, ich bleibe trocken.
Nur die Handschuhe saufen sich an und mir ist so
etwas von fingerkalt. 4 Mann hoch stürmen das

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Bad. Chaos ist vorprogrammiert und überall
findet sich nasses Zeug.

Neopren
Hey, mein Neoprenanzug ist da. Der sieht ja
richtig lässig aus. Anziehen ist wohl noch ein
wenig gewöhnungsbedürftig, aber heute bekam
das Wort Wasserlage eine völlig neue Bedeutung.
Das ist ja wirklich Schwimmen für Doofis. Ab und
an sollte man dann doch eine Bewegung machen,
damit der Bademeister nicht nervös wird.

Zeitmanagement
Hinke meinem Trainingsplan wieder mal
Lichtjahre hinterher. Das Wetter spielt auch
verrückt und mein Essverhalten schreit zum
Himmel. Stopfe alles in mich hinein, was ich
zwischen die Finger kriegen kann, und das
Schlimme dabei ist, ich hab selbst danach nicht
einmal ein schlechtes Gewissen.

Hitze
Das Radtraining hab ich heute von und zur Praxis
erledigt. Das anschließende Laufen war eine
einzige Katastrophe: Hitzeheiß, schwül,
Gegenwind und jede Menge Fliegen, Mücken und
anderes Getier. Na Hauptsache der Getränkegurt
hatte zu Hause ein schattiges Plätzchen! Dafür
besitzt man ja so ein Teil.

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Knie
Dramatik pur; heute steht auf meiner
Lieblingsstrecke ein Berglauf an. Schon von
Beginn an kämpfe ich mit meinem Getränkegurt.
Diesmal hab ich ihn zwar mit, aber irgendwie
passt die Position so gar nicht. Ständiges Hin und
Hergeschiebe. Dann auf einmal ein Stich im
linken Knie, starke Schmerzen. Meine
Geschwindigkeit tendiert gegen Null. Dann auch
noch Kühe; und um den Sicherheitsabstand zu
wahren muss ich über einen Stacheldrahtzaun
klettern. Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen.
Bergab hoffe ich, dass irgendwer mit mir Mitleid
hat und mich mit dem Auto rettet. Es ist wie
verhext, keine Menschenseele kommt des Weges.
Schleppe mich nach Hause, ich glaube mit
Robben wäre ich schneller gewesen. Und jetzt
nach einer Dusche beim Sitzen, alles wie
weggeblasen. Doch allein schon der Gedanke
aufstehen zu wollen, drückt mich in den Sessel
zurück. Jetzt kann die Erste Hilfe Creme und das
Tapematerial zeigen, was es drauf hat.

Verrückt
Meinem Knie geht es besser, Danke, dafür spielt
mein Garmin verrückt. Laufe heute selten unter
220 Puls, habe aber Rundenzeiten von 1min.20!
Ob da nicht die Batterie getauscht werden sollte,
obwohl..... die Zeiten würden mir schon zusagen.

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