DER THEATERFÖRDERVEREIN - Ausgabe: Juli / August 2021 S. 2 Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren S. 4 "Älter als Nathan" S. 6 Theater in ...

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DER THEATERFÖRDERVEREIN - Ausgabe: Juli / August 2021 S. 2 Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren S. 4 "Älter als Nathan" S. 6 Theater in ...
DER THEATERFÖRDERVEREIN
  Ausgabe: Juli / August 2021

S. 2    Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren
S. 4    „Älter als Nathan“
S. 6    Theater in Zeiten der Pandemie
S. 15   Theaterproben sind Knochenarbeit
DER THEATERFÖRDERVEREIN - Ausgabe: Juli / August 2021 S. 2 Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren S. 4 "Älter als Nathan" S. 6 Theater in ...
THEATERFÖRDERVEREIN DANKT SEINEN SPONSOREN
BESUCH DER MUSICAL-GENERALPROBE ALS ABSCHLUSS
Vereine beleben und bereichern das      das Budget des Vereins. Ihnen allen         und Beisitzerin Renate Rudert waren
gesellschaftliche Leben durch ihre      zu danken, das war Anliegen eines           als Vertreter des Theaterfördervereins
rührigen, aktiven Mitglieder, die vor   Treffens, zu dem am letzten Junitag         dabei.
allem im Ehrenamt tätig sind. Verei-    des Jahres ins Parktheater eingela-         Auch Generalintendant Roland May
ne brauchen aber auch Geld, um          den war. Und bei dem es gelang, wie         dankte den Sponsoren. Und er gab
ihre Zwecke zu erreichen. Das gilt      sollte es im Umfeld des Theaters an-        einen kleinen Vorgeschmack auf das
nicht zuletzt für den Plauener Verein   ders sein, mit dem Besuch der Gene-         kommende Theaterangebot. Er freue
zur Förderung des Vogtlandtheaters,     ralprobe des derzeit mit großem Erfolg      sich, dass mit „Paganini“ der Thea-
in Plauen bestens bekannt als Thea-     aufgeführten Musical Rock of Ages           terbetrieb wieder begonnen habe
terförderverein. Ihm steht seit 2013,   das Nützliche mit dem Angenehmen            und mit Rock of Ages im Parktheater
in der Nachfolge der Löwel-Stiftung,    zu verbinden.                               an die großartigen Traditionen die-
die den Verein davor 15 zinsfreudige    Gekommen waren unter anderen                ser Aufführungsvariante angeknüpft
Jahre lang großzügig mit Geld aus-      Sylvio Grimm (mit Frau und Sohn Ian)        werden könne. Fest eingeplant hat
stattete, die vereinseigene Hans und    von der Deutsche Vermögensbe-               das Plauener Theater auch bereits
Edith Löwel-Stiftung – Vogtland-Thea-   ratung, Andreas Hostalka als einer          den renommierten Theaterball von
ter Plauen zur Seite.                   der Vorstandsvorsitzenden der Volks-        Verein und Theater, der bereits am
Doch auch weitere Institutionen, Un-    bank Vogtland-Saale-Orla oder auch          5. Februar des nächsten Jahres wieder
ternehmen, private Spender und          Rechtsanwältin Carmen Richter. Ext-         mit vielen Gästen rechnen kann. Er sei
großzügige Gönner helfen dem Ver-       ra aus Berlin angereist war der treue       froh, „dass wir endlich wieder Theater
ein und seinen Aktivitäten zugunsten    Freund des Vereins Dr. Felix Blanken-       anbieten und erleben könne“, schloss
des Plauener Theaters seit Jahren       stein. Die Stiftung des Vereins wurde       Roland May, der im Hebst seine letzte
uneigennützig mit Geldern und be-       vertreten durch ihren Vorsitzenden          Spielzeit beginnt, seine kleine Anspra-
stücken, in Zeiten von Negativzinsen,   Dr. Lutz Behrens. Als Ehrenpräsident        che. Als dann die Generalprobe des
                                        des Vereins nahm Eberhard Eisel an          Rock-Musicals erfolgreich zu Ende ge-
                                        der Zusammenkunft teil. Vorsitzender        gangen war, rief ein sonst eher küh-
                                        Friedrich Reichel, sein Stellvertreter      ler Banker, Andreas Hostalka, voller
                                        Helko Grimm, Schatzmeister Bodo             Begeisterung über das Gehörte und
                                        Brand, der das Treffen auch organi-         Gesehene aus: „Das ist meine Musik,
                                        siert hatte, Schriftführer Matthias Frank   und es war großartig!“             L. B.
IMPRESSUM

Herausgeber:
Verein zur Förderung des
Vogtlandtheaters Plauen e.V.
Friedrich Reichel,
Vereinsvorsitzender (V.i.S.d.P.)

Redaktion:
Dr. Lutz Behrens
Georg-Benjamin-Str. 67, 08529 Plauen
Tel.: 0 37 41 / 44 05 92
      0170 / 4814689
lutz.behrens@primacom.net

Auflage: 1.000

Erscheint: aller zwei Monate

Layout, Satz und Druck:
PCC Printhouse Colour Concept
Inh. Helko Grimm, Dorfstr. 6,           Eröffneten das Treffen der Sponsoren des Theaterfördervereins im Plauener
08539 Rosenbach/V. OT Fasendorf         Parktheater: (rechts) Generalintendant Roland May, daneben Förderver-
verantw. Doreen Karl                    einsvorsitzender Friedrich Reichel.                             Foto: L. B.

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INHALT

                                                                                    Seite 2
                                                                                    THEATERFÖRDERVEREIN DANKT
                                                                                    SEINEN SPONSOREN

EDITORIAL                                                                           Seite 3
                                                                                    EDITORIAL
                                                                                    Seite 4
                                                                                    „ÄLTER ALS NATHAN“
                                                                                    Ex-Intendant Dieter Roth wird
                                                                                    80 Jahre alt
                                                                                    Seite 5
                                                                                    DAS MOTTO: WIEDERSEHEN
                                                                                    Die Spielzeit 2021/22
Liebe Theaterfreund*innen,                                                          am Theater Plauen-­Zwickau
sehr geehrte Damen und Herren,                                                      Seite 6-14
                                                                                    THEATER IN ZEITEN DER PANDEMIE
endlich! Das Theater spielt wieder regelmäßig – das heißt, die nächsten zwei Mo-
nate zunächst den Sommerspielplan und dann wieder den regulären Plan mit            Seite 15
Premieren, Wiederaufführungen, Konzerten und all den guten und schönen Din-         THEATERPROBEN SIND
gen, die solch ein Haus zum Musentempel machen.                                     KNOCHENARBEIT
Auch für uns bedeutet das wieder mehr und endlich die Arbeit, nach der Sie sich
wahrscheinlich auch sehnen. Am 13.09.2021, einem Montag, werden wir unse-
ren ersten Stammtisch wieder haben. Als Thema werden wir uns die Vorhaben
des Theaters etwas genauer erklären lassen. Es wird für uns alle ein völlig neues
Geschäft sein, denn Ihre Gesprächspartner werden Ihnen auch noch nicht so
bekannt sein. Herr Silvio Grimm wird Sie mit mir zusammen durch das Gespräch
dieses und in der monatlichen Folge stattfindenden Gespräches führen. Und für
den ersten Abend wird uns jemand von der Theaterleitung zu den Vorhaben des
Theaters Stellung nehmen. Nochmal den Termin und Ort: Montag, den 13.09.2021,
19.00 Uhr im Theatercafe.

Schon jetzt möchte ich Sie auf unsere Jahreshauptversammlung hinweisen. Am          Wir gratulieren unserem Vereinsmit-
27.10.2021 werden wir nicht nur Rede und Antwort führen, was im vergangenen         glied Steffen Zenner zu seiner Wahl als
Jahr passierte oder auch nicht geschah sondern es ist auch ein neuer Vorstand       Oberbürgermeister der Stadt Plauen!
zu wählen.                                                                          Auch seine Gattin ist Mitglied im
Außerdem wird auch ein Abend „Der Förderverein lädt ein“ im Herbst stattfinden.     Theater­förderverein. Zudem danken
Diesen Termin und auch weitere Vorhaben werden Sie der nächsten Zeitschrift         wir Herrn Zenner für seine Tätigkeit
entnehmen können.                                                                   als Mitglied des Aufsichtsrates der
                                                                                    Hans und Edith Löwel-Stiftung – Vogt-
Ich wünsche Ihnen jetzt erst einmal einen guten und erholsamen Sommerurlaub.        land-Theater Plauen.

Mit herzlichen Grüßen                                                               TITELFOTO:
                                                                                    Unser Titelfoto zeigt Marcel Kaiser als
Ihr                                                                                 Drew, ein Toilettenputzer mit musikali-
                                                                                    schen Ambitionen, in der Inszenierung
Friedrich Reichel                                                                   von Rock of Age, apostropiert als Musi-
Vorsitzender des Theaterfördervereins                                               cal Comedy, was immer das ist.
                                                                                    Das Publikum im Plauener Parktheater
                                                                                    war begeistert, was willst du mehr.
                                                                                    (Foto: © André Leischner)

 DER THEATERFÖRDERVEREIN                                                                                                 3
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Lutz Behrens

„ÄLTER ALS NATHAN“
EX-INTENDANT DIETER ROTH FEIERT 80. GEBURTSTAG
Am 7. Juli feierte Dieter Roth, in Plau-   Lebensbekenntnisse                        len sei auch Simons Buch „Fernes
en als „Mann mit dem Hut“ und              eines Provinzkünstlers                    Land“, in dem er nicht nur die Arbeit
Träger der Stadtplakette bekannt,                                                    an seinem Humboldt-Film beschreibt,
seinen 80. Geburtstag. Wir gratulieren     Seine „Lebensbekenntnisse eines           sondern auch die oftmals hindernis-
dem Ex-Intendanten des Plauener            Provinzkünstlers“ mit dem Titel „Eine     reiche Entstehungsgeschichte seiner
Theaters sehr herzlich! Wir wünschen       virtuose Lüge“ nennt er selbst „eine      Filme.
ihm vor allem Gesundheit.                  ART-Autobiographie“. Im Geleitwort        Simon beschreibt den Studenten
Zum Gespräch getroffen haben               zu Roths Autobiografie erinnert sich      Dieter Roth an der Babelsberger
wir ihn im Krankenhaus in Plauen. Er       ein anderer Großer des Films, der Re-     Filmhochschule als extrovertiert und
musste sich einer Operation unter-         gisseur Rainer Simon, wie Roth 1941       spontan. Roth habe Ulbricht laut-
ziehen. Als wir ihn vor zehn Jahren in     geboren, an gemeinsame Studien-           stark imitiert und dies sogar vom Bal-
der Zeitung des Theaterfördervereins       zeiten mit Dieter Roth. Simon steht für   kon aus. In bestimmten Fächern sei
anlässlich seines 70. würdigten, ver-      Filme wie: „Wie heiratet man einen        er „mit gewagten Wortmeldungen
wiesen wir auf seine Autobiografie,        König“, „Till Eulenspiegel“, „Jadup       aufgefallen“ für die manch anderer
die wir auch heute allen denjenigen,       und Boel“, „Die Frau und der Frem-        exmatrikuliert worden wäre, die ihm
die sie noch nicht kennen, ans Herz        de“ oder auch „Die Besteigung des         aber verziehen worden seien.
legen.                                     Chimborazo“. Zur Lektüre empfoh-
                                                                                     Schönste Hoffnungen

                                                                                     „Ein Glückskind“ sei Roth gewesen,
                                                                                     resümiert Simon. Doch dies war nicht
                                                                                     von Dauer. Roth, der mit seinem
                                                                                     Mitstudenten Egon Schlegel das Film-
                                                                                     projekt „Ritter des Regens“ als abend-
                                                                                     füllenden Spielfilm plante und das
                                                                                     DEFA-Spielfilmstudio als Mitproduzent
                                                                                     gewinnen konnte, schien zu schöns-
                                                                                     ten Hoffnungen zu berechtigen. Kri-
                                                                                     tisch sollte der Filmerstling werden, im
                                                                                     besten Sinne Partei ergreifend. Dann
                                                                                     fuhr das 11. Plenum des ZK der SED
                                                                                     wie ein eisiger Sturm in die Aufbruchs-
                                                                                     stimmung. Ihm fielen nicht nur Filme
                                                                                     wie „Das Kaninchen bin ich“ oder
                                                                                     Romane wie Werner Bräunigs „Rum-
                                                                                     melplatz“ zum Opfer. Auch der „Rit-
                                                                                     ter des Regens“ verschwand in der
                                                                                     Versenkung, um erst nach der Wen-
                                                                                     de wieder aufzutauchen.
                                                                                     Rainer Simon: „Die Filmkarriere von
                                                                                     Dieter brach ab, ehe sie beginnen
                                                                                     konnte“.

                                                                                     Dieter Roth, Ex-Intendant des Thea-
                                                                                     ters in Plauen, feiert am 7. Juli seinen
                                                                                     80. Geburtstag.               Foto: L. B.

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DER THEATERFÖRDERVEREIN - Ausgabe: Juli / August 2021 S. 2 Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren S. 4 "Älter als Nathan" S. 6 Theater in ...
DAS MOTTO: WIEDERSEHEN
Theater für das Publikum               DIE SPIELZEIT 2021/22 AM THEATER PLAUEN-­ZWICKAU
Wir alle erlebten Dieter Roth als      Am 16. Juni stellte Generalintendant        Schul- und Kirchenkonzerte werden
Nachfolgeintendant von Peter Ra-       Roland May zusammen mit seinen              das Konzertprogramm dieser Spielzeit
destock Anfang der Neunzigerjah-       Spartenleiterinnen und -leitern die         abrunden.
re am Vogtland Theater in Plauen.      kommende Spielzeit 2021/22 am The-          Das Tanzstück Marie! Romy! Petra!
Einen Mann voller Ideen und Ein-       ater Plauen-Zwickau vor. Die Spielzeit      widmet sich den titelgebenden Per-
fühlungsvermögen, der das Haus         2021/22 steht unter dem Motto Wie-          sönlichkeiten: Marie Curie, Romy
gemeinsam mit seinen Mitstreitern,     dersehen. Dieses Motto hat viele Be-        Schneider und Petra Kelly und wird
von denen auf alle Fälle Renate        deutungen: Zunächst einmal freut sich       im Januar im Vogtlandtheater zu er-
Wünsche und Christian Pöllmann         das Theater nach vielen Monaten mit         leben sein. Nach der Uraufführung in
genannt sein müssen, erfolgreich       leeren Sitzreihen besonders auf das         Zwickau wird Die Möwe Jonathan ab
aus tiefer Krise führte und zehn       Wiedersehen mit seinem Publikum und         April auch auf der Kleinen Bühne in
Jahre lang leitete. Sein Credo:        auch für das Publikum wird es ein Wie-      Plauen zu sehen sein.
„Theater ist nur für das Publikum      dersehen geben. Und dann heißt es           Im Schauspiel geht es im September
wirklich existenzberechtigt“ ist von   in der kommenden Saison auch „Auf           mit Kleists Lustspiel Der zerbrochne
bleibender Bedeutung. Beach-           Wiedersehen“. Die Intendanz von Ro-         Krug auf der Kleinen Bühne in Plauen
tenswert auch seine nicht minder       land May endet nach 13 Jahren mit           los. Rund um den Themenkomplex
gültige Mahnung, dass „ein Ge-         dieser Spielzeit, die das Plauener Publi-   des NSU wird das Theater gemein-
meinwesen, eine Stadt, eine zen-       kum zuvor aber noch mit einigen High-       sam mit seinen Kooperationspart-
tral bedeutsame Kommune ohne           lights erfreuen wird.                       nern im Zeitraum vom 21. Oktober bis
Theater armselig sein wird“.           Musiktheaterfreunde in Plauen erwar-        7. November eine Vielzahl an Veran-
Gern erinnern wir uns in Plauen an     tet derweil ein unterhaltsamer Abend        staltungen in Zwickau wie auch Plau-
Inszenierungen Dieter Roths. An        mit drei Operetteneinaktern von Jac-        en präsentieren. Im Vogtlandtheater
unter anderen „Irma la Douce“,         ques Offenbach und Richard Genée            folgt die Premiere der Shakespeare
„Die Physiker“, „Nathan der Wei-       unter dem Titel Der Musikfeind. Zu          Komödie Maß für Maß. Mit Wer hat
se“, „Der kleine Prinz“, „Szenen       Weihnachten können die jüngsten Zu-         Angst vor Virginia Woolf? kommt der
einer Ehe“, „Stella“ oder auch die     schauer*innen in Plauen die Nachtigall      Schauspielklassiker von Edward Albee
spektakulären „Titanic“-Aufführun-     Tausendtriller kennenlernen und Ein-        auf die Kleine Bühne nach Plauen, wo
gen. Als Gast in Plauen führte er      blicke in die Märchenwelt Armeniens         dann ab Januar das Jugendstück Auf
Regie bei „Anatevka“, „Ich, Feuer-     erhaschen. Im Januar wird, ebenfalls        Eis zum brisanten Thema Crystal Meth
bach“ oder auch „Unter der Trep-       in Plauen, die Händel-Oper Tamerlano        zu sehen sein wird. Im März wird das
pe“.                                   nun als ein Abend - und nicht mehr in       Schauspiel einen ganz besonderen
Heute sieht Dieter Roth die Zukunft    zwei Teilen - zur Aufführung kommen.        musikalischen Abend präsentieren.
des Stadttheaters vor allem darin,     Auf der Kleinen Bühne werden un-            Unter dem Arbeitstitel Wir sind Rio wer-
sich der Wurzeln dieser Institution    ter dem Titel Radames / Harakiri zwei       den Lieder von Rio Reiser und Ton Stei-
mit jahrhundertealten Traditionen      Kammeropern von Peter Eötvös zur            ne Scherben im Vogtlandtheater zu
zu besinnen und diese zu pfle-         Aufführung gebracht werden, bevor           hören sein. Auf der Kleinen Bühne wird
gen. Texttreue, weniger techni-        Richard Wagners Romantische Oper            man sich mit einem Gegenwartsstück
sche Spielereien, Bewahrung der        Lohengrin den krönenden Abschluss           in einer Uraufführung einem aktuellen
humanistischen Substanz – das ist      im Vogtlandtheater bildet. Donizettis       Thema widmen.
für Roth eine Garantie, das The-       Komische Oper Der Liebestrank (L‘eli-       Auch werfen die Feierlichkeiten zum
ater, an dem sein Herz hängt, in       sir d‘amore) wird 2022 im Parktheater       900. Geburtstag der Stadt Plauen ihre
der Zukunft zu bewahren. Das al-       Plauen als Open-Air zu erleben sein.        Schatten voraus. An diesem Jubiläum
les werde Kraft kosten, deren Er-      Alle Konzertliebhaber können sich           wird sich auch das Theater mit zahl-
gebnis aber die Mühe lohne. Und        schon jetzt auf eine Reihe vielver-         reichen Veranstaltungen gebührend
gleichsam entschuldigend wegen         sprechender Sinfoniekonzerte freuen.        beteiligen.
seiner guten Ratschläge führt er       Zu hören sein werden unter anderen          Im Mai wird das Theater Plau-
an, er können sich solcherart Atti-    Kompositionen von Joseph Haydn,             en-Zwickau außerdem das Sächsische
tüde durchaus leisten, sei er doch     Igor Stravinsky, Franz Schubert und Jo-     Theatertreffen 2022 ausrichten. Eine
„inzwischen älter als Nathan.“         hannes Brahms. Die beliebte Compo-          Woche lang gastieren Produktionen
Gratulation Dieter Roth! Vor allem     ser‘s Night widmet sich in dieser Spiel-    aller Schauspielhäuser des Freistaats in
Gesundheit und Lebensmut wün-          zeit dem tschechischen Komponisten          beiden Städten und bieten dem Pub-
schen wir von Herzen.                  Antonín Dvořák. Sonder-, Familien-,         likum ausgewählte Stücke.

 DER THEATERFÖRDERVEREIN                                                                                                 5
DER THEATERFÖRDERVEREIN - Ausgabe: Juli / August 2021 S. 2 Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren S. 4 "Älter als Nathan" S. 6 Theater in ...
THEATER IN ZEITEN DER PANDEMIE
Wir alle haben seit Frühjahr 2020, der    Wir, die Besucherinnen und Besu-           Damen und Herren des Plauener
Theaterball von Theater und unse-         cher, sind da ganz anderer Meinung,        Theaters. Wir haben einige von ihnen
rem Verein ging gerade noch erfolg-       uns fehlte Existentielles. Das ist die     befragt, wie sie die Zeit der Theater-
reich über die Bühne, eine kulturlose,    eine Seite, die wir in der Ausgabe 5/6     schließung erlebt haben und wie es
schreckliche Zeit erlebt. Irgendwel-      2021, Seite 8 bis 9, auch von einigen      künftig im Theater weitergehen wird?
che banausischen Zyniker haben            Mitgliedern unseres Vereins haben          Lesen Sie bitte die hochinteressan-
schon formuliert: Es geht ja auch         diskutieren lassen.                        ten, spannenden und aufschlussrei-
ohne, was soll das Gedöns?                Auf der anderen Seite stehen die           chen Antworten.                  L. B.

Was sagt Generalintendant Roland May auf unsere Umfrage?
Wie haben Sie die Zeit der Theater-       für unsere Schritte gab. Durch das
schließung erlebt?                        Internet gibt es nun sehr umfangrei-
Zu tun gab es mehr als genug. Neu         che Möglichkeiten zu virtuellen Zu-
erstellte Pläne mussten immer wieder      sammenkünften, die einerseits Wege
aktualisiert und verändert werden.        und Transporte sparen, andererseits in
Das Krisenteam, das sich bildete,         der Anzahl jedoch zunehmen, da sie
beschäftigte sich permanent mit           schnell zu realisieren sind. Hier lauern
Hygieneanforderungen,        Schutzbe-    natürlich auch gleich wieder Gefah-
dürfnissen der Belegschaft und Mög-       ren, da die nichtverbale Kommunika-
lichkeiten künstlerischer Arbeit unter    tion verkümmert, die ja im Leben und
Pandemiebedingungen. Sehr schnell         auf der Bühne einen großen Stellen-
kam die Frage der Kurzarbeit auf, die     wert einnimmt.                         dung zur Jugend wird ganz wichtig.
sehr diffizil und zeitraubend ist. On-                                           Hier sind irreparable psychische Be-
line-Angebote wurden realisiert und       Wie wird es Ihrer Meinung nach im schädigungen zu konstatieren. Wir
Inszenierungen mit Vorsicht geprobt.      Theater weitergehen?                   wollen und müssen sehen, was wir hier
Ich selbst habe über die Monate zwei      Theater ist eine analoge Kunst und an Reflektion, Erkenntnis, Geborgen-
künstlerische Arbeiten im Musikthea-      das wird sie auch bleiben. Trotzdem heit und Spaß beisteuern können, um
ter und im Schauspiel realisiert. Schon   werden die digitalen Er-                                 Wunden zu heilen.
die Zusammenkünfte zum Probieren          fahrungen auch weiter-                                   Die Gesellschaft ist
waren Inseln der Kommunikation, des       hin wichtige Bausteine                                   erschöpft und ge-
Kontaktes, der bei aller Vorsicht einen   unserer Arbeit bleiben.                                  reizt, die Politik ist es
Eigenwert für uns soziale Wesen ent-      Die Kunst ist in der Zeit der                            auch. Die Fragen
faltete.                                  Pandemie von Seiten der                                  des Zusammenhalts
Zwischen Vorsicht und Unverständnis       Politik schlecht behan-                                  des Gemeinwesens
schwankten die Gefühle. Ich woll-         delt worden. Zu sehr wur-                                beschäftigen         uns
te verstehen, was hier vor sich geht      den künstlerische Fragen                                 alle. Das Theater
und habe alles Mögliche gelesen.          an den Rand gedrängt                                     und die Konzertsä-
Vieles bleibt nach wie vor mit Frage-     oder völlig vergessen.                                   le sind auch sozi-
zeichen versehen und wird sich erst in    Zeitweise hatte man                                      ale Orte. Als diese
kommender Zeit mit etwas Abstand          den Eindruck, es ginge                                   werden sie in naher
entschlüsseln lassen. Ich bin sehr ge-    nur um Baumärkte, Fuß-                                   Zukunft     wichtiger
spannt, welchen künstlerischen Mehr-      ball und Frisuren. Hier Foto © André Leischner           denn je.
wert die gemeinsamen Erfahrungen          braucht es eine Selbst-
hervorbringen werden.                     verständigung, was zukünftig wirklich
Zurück zum Betrieb: Wir haben die         wichtig ist und welche Erneuerungen
Belegschaft im Verbund mit dem Be-        nötig sind. Im nationalen Kontext war          SELBSTERKENNTNIS
triebsrat regelmäßig und umfassend        vieles in den letzten Jahren zu belie-
informiert über die Entscheidungen        big, zu viel Selbstbeschäftigung. Die     „Sprich, wovon du willst, du
der Leitung und waren sehr froh, dass     wichtigen Fragen der Existenz müssen      wirst immer von dir reden.“
es viel Verständnis und Nachvollzug       wieder auf die Bühne. Die Hinwen-

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DER THEATERFÖRDERVEREIN - Ausgabe: Juli / August 2021 S. 2 Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren S. 4 "Älter als Nathan" S. 6 Theater in ...
Die Antworten der Tänzerin Christina Schulz auf unsere Umfrage:
Wie haben Sie die Zeit der Theater-      schenzeitlich ging uns allen mal die         zusammengeschweißt. Ich bin Annett
schließung erlebt?                       Puste aus, und die Motivation lag im         Göhre sehr dankbar für ihre positive
Es war schrecklich. Dazu muss ich kurz   Keller. Wir haben es aber immer wie-         Energie in dieser schwierigen Zeit und
sagen, dass diese Spielzeit meine al-    der geschafft, uns gegenseitig zu            dafür, dass sie immer neue Ideen hat
lererste ist. Ich kam im                                   motivieren und wei-        mit uns zu arbeiten, egal wie schwierig
September 2020 hier an                                     terzumachen. Darauf        die momentane Situation auch sein
und habe quasi nichts                                      bin ich sehr stolz, dass   mag.
anderes erlebt, als eine                                   wir als Company zu-
Corona-Spielzeit. Wenn                                     sammengehalten ha-         Wie wird es Ihrer Meinung nach im
man es überhaupt                                           ben und es weiterhin       Theater weitergehen?
Spielzeit nennen kann.                                     tun! Mit Annett Göh-       Das weiß keiner so ganz genau. Eins
Es war anfangs noch                                        re, unserer Chefcho-       ist aber klar, es wird Veränderungen
möglich zu spielen                                         reographin haben wir       geben.
(unter Corona-Bedin-                                       Online Projekte (teil-     Ich denke wir haben alle aus dieser
gungen), aber ab No-                                       weise über Zoom im         Pandemie gelernt und wissen jetzt erst
vember lief dann nichts                                    Homeoffice), wie zum       wirklich ‚reales Publikum‘ so richtig zu
mehr.                                                      Beispiel unser neustes     schätzen.
Peu à peu hat man uns                                      Video ‚remIXed - Vari-     Jetzt steht bei uns erstmal die Musical
immer neue Daten für                                       ationen über Beetho-       Produktion ‚Rock of Ages‘ an, die am
unsere Premiere genannt. Nichts da-      vens 9. Sinfonie‘ gehabt. Dann gab es        1. Juli 2021 um 20 Uhr im Parktheater in
von wurde in die Tat umgesetzt.          eine ziemlich große und aufwendige           Plauen Premiere gefeiert hat. Soweit
Das tat schon sehr weh zu sehen, wie     Produktion ‚Die Geschichte des Sol-          ich weiß sind bis zu 650 Personen im
alle Kollegen und Kolleginnen darun-     daten‘, die im September als Video           Publikum erlaubt. Der absolute Wahn-
ter leiden. Täglich zu Proben und sich   herauskommen wird. Mit diesen Pro-           sinn! Wir können es alle kaum erwar-
neu zu motivieren ist hart, wenn man     duktionen haben wir uns in den letz-         ten, die Energie von den Zuschauern
nicht weiß, wann man seine Kunst         ten Monaten fit gehalten und auch            zu spüren und am Ende echten Ap-
vor Publikum präsentieren kann. Zwi-     als Company hat uns diese Zeit sehr          plaus zu hören!

 DER THEATERFÖRDERVEREIN                                                                                                    7
DER THEATERFÖRDERVEREIN - Ausgabe: Juli / August 2021 S. 2 Theaterförderverein dankt seinen Sponsoren S. 4 "Älter als Nathan" S. 6 Theater in ...
Hier die Antwort von Nicolaus Köhler, Solocellist und ehemaliger langjähriger Betriebsratsvorsitzender, auf un
Wie haben Sie die Zeit der Theater-         gebirgsvorland und im Vogtland se-           eine „Sommergala“ im Parktheater.
schließung erlebt?                          henswert nennt. Die irgendwann mal           Das Gefühl, nach vier Monaten wieder
Als ich im Februar 2020 mit Kopfhörern      gültige 17 Kilometer-Grenze habe ich         vor Publikum spielen zu können, war
am Strand von Usedom wanderte und           dabei oft ignoriert und mich innerlich       unbeschreiblich. Auch die Musikschü-
mich bei herrlichem Wetter zu erholen       für einen verbalen Schlagabtausch            ler konnten Einzelunterricht wieder in
und gleichzeitig auf die anstehende         mit den Beamten gerüstet – er ist aber       Präsenz bekommen und meine Frauen
Matthäus-Passion im Zwickauer Dom           Gott sei Dank ausgeblieben. Unsere           zu Hause waren der Meinung, dass es
vorzubereiten, war die Welt noch in         Tochter (damals zwölf) hat das alles         doch am besten wäre, gleich noch-
Ordnung. Abends mit Freunden beim           wacker mitgemacht und weder ge-              mal dasselbe Ferienhaus in der Bre-
Rotwein sahen wir in den Nachrichten        mault noch geblockt – das habe ich           tagne zu buchen wie 2019 und so ist
die Meldungen aus China und irgend-         sehr genossen. Wir hatten schöne Er-         es dann auch geschehen. Der Urlaub
wie hatten wir das Gefühl, das ist weit     lebnisse und wollten eigentlich ein Co-      war entspannt und harmonisch, außer
weg ... Auf den Tag genau 4 Wochen          rona-Ausflugs-Fotobuch gestalten, ha-        der Maske beim Einkaufen und in den
später spielten wir die zweite Compo-       ben es aber dann gelassen, weil ja kein      engen historischen Innenstädten auch
sers Night „Maurice Ravel“ in Plauen        Endpunkt in Sicht war. Endlich – man         Outdoor (!) erinnerte nichts an die Pan-
und der Saal war nur noch halb voll –       muss es fast so sagen – erwachten wir        demie.
am nächsten Tag war das Theater zu.         alle aus der Betäubung: es gab die           Meine Mutter war unterdessen mehr-
Dass sich überall das gleiche Bild bot,     ersten Ideen, unser Publikum über die        fach gestürzt, zweimal zur Beobach-
war überhaupt nicht beruhigend, son-        Social-Media-Kanäle zu erreichen. Ich        tung im Krankenhaus und wurde
dern machte schon ganz am Anfang            zähle das jetzt nicht alles auf, aber die    – dann bettlägerig – vollends zum Pfle-
das Ausmaß dessen deutlich, was da          Osternacht mit dem Messias, quasi als        gefall. Unsere Sorge, wie lange wohl
auf uns zukam.                              Puzzle aufgenommen und zusammen-             die Pflegeleistungen im betreuten
Ich hatte gerade meine Eltern ins be-       gesetzt, muss schon genannt werden.          Wohnen noch ausreichend sein wür-
treute Wohnen umgesiedelt, zwei             Der Unterricht an den Musikschulen           den, wuchs täglich.
hübsche kleine Wohnungen mit al-            war ja auch völlig zum Erliegen gekom-       Die neue Spielzeit hatte begon-
lem Komfort im Südwesten von Leip-          men. Es gab dann die ersten Versuche         nen und wir starteten mit den ersten
zig. Nichts war wirklich fertig und die     mit Online – Unterricht und erfreulicher-    beiden Sinfoniekonzerten: kleine Beset-
ersten Kontaktbeschränkungen – be-          weise haben sich fast alle Schüler da-       zungen auf der Bühne und kleine Be-
sonders im Bereich der Pflegeeinrich-       rauf eingelassen, auch mit der Harfe!        setzungen in den Sälen. Jedes Konzert
tungen – griffen Raum, die Möbelhäu-        Völlig neue Probleme tauchten auf:           wurde in jeder Stadt zweimal gespielt,
ser kündigten baldige Schließungen          meine Frau und ich haben oft gleich-         um allen Abonnenten und Interessen-
an. So bin ich also täglich nach Leipzig    zeitig unterrichtet, der WLAN-Router         ten einen Platz anbieten zu können.
gefahren und habe gemeinsam mit             musste gegen einen leistungsstärkeren        Bei aller Freude – in Serie hätte dieses
meiner Schwester (sie ist Sängerin im       getauscht und die Raum­         aufteilung   Modell für mich nicht gehen dürfen,
MDR-Rundfunkchor) geschraubt, ge-           trotz großer Wohnung abgestimmt              es war ungemein anstrengend und ir-
rückt und geräumt – wir hatten ja be-       werden – schließlich musste die Toch-        gendwo trotzdem nicht befriedigend.
ruflich quasi das gleiche Schicksal und     ter ihre Schulaufgaben auch am PC lö-        Unsere neue Serie „Giro di Beethoven“
somit zunächst erst mal Zeit. Dann, als     sen. Ich bin oft und gerne in den Super-     mit ausgewählten kammermusikali-
die Heime wirklich für den Besucher-        markt gefahren – es war irgendwie ein        schen Werken des Jubilars fand großen
verkehr gesperrt wurden, haben wir          Rest Zivilisation für mich und manchmal      Anklang – dazu haben auch ausge-
die Zeit für unsere „Alten“ mit Spazier-    hat man sogar jemanden getroffen ...         wählte, besondere Veranstaltungsorte
gängen und kleinen Ausfahrten über-         Nicht ohne Stolz und Dankbarkeit muss        beigetragen, wie das Horchmuseum
brückt: wir fuhren mit zwei Autos, jeder    ich sagen – es gab kein böses Wort in        Zwickau und der Pavillon an der Els-
durfte ja nur eine Kontaktperson ha-        dieser finsteren Zeit, ich hatte viel mehr   teraue in Plauen. Gemeinsam mit dem
ben. Es gab Spaziergänge im wunder-         Zeit für mein Kind und meine Frau als        Generalmusikdirektor, dem Musikdra-
schönen Leipziger Palmengarten mit          vor der Pandemie und wir sind als Fa-        maturgen André Meyer und weiteren
200 Metern Abstand. Dann haben wir          milie daran gewachsen. Der Sommer            kammermusikbegeisterten Kollegen
getauscht. Jeder sollte mit jedem Kind      kündigte sich an, die allgemeine Coro-       aus dem Orchester war ich selbst an
mal reden können. Meine Mutter war          na-Lage entspannte sich und wir plan-        der Programmzusammenstellung be-
damals schon stark dement – ihr konn-       ten am Theater Open-Air Veranstal-           teiligt und dann natürlich auch an den
ten wir die Situation gar nicht mehr ver-   tungen. In Zwickau wurde aus einem           Aufführungen. Beglückend für mich
mitteln.                                    angedachten Auto-Kino-Konzert dann           persönlich die Zusammenarbeit mit
Auch mit meiner Familie bin ich viel        doch die Miniaturausgabe von „Clas-          zwei wunderbaren Geigern, die beide
ins Freie gezogen: wir haben so ziem-       sics unter Sternen“ auf der Schwanen-        erst seit relativ kurzer Zeit bei uns musi-
lich alles erwandert, was man im Erz-       teichbühne und in Plauen spielten wir        zieren – Filip Jeska und Ludek Ruzicka.

8
nsere Umfrage:
    Ein Höhepunkt für mich war die Auffüh-      allen gutgetan, und es bleibt unbe-
    rung von Mahlers „Lied von der Erde“        dingt zu hoffen, dass es im Herbst end-
    in der kammermusikalischen Fassung,         lich seine Pforten für unser Publikum
    und der absolute Tiefpunkt kam dann         öffnen kann. Ich habe in dieser Zeit
    zwei Tage nach der letzten Aufführung       einmal mehr begriffen, wie angreifbar
    eben dieses Werkes durch den plötz-         unsere Zivilisation ist. Eigentlich ist nichts
    lichen und unerwarteten Tod unserer         wirklich selbstverständlich, auch die
    Solobratscherin Barbara Drechsel, mit       Freiheit, unser höchstes Gut, verlangt
    der ich seit Beginn meines Studiums vor     Opfer. Ich habe gespürt, wie gut es tut,
    45 Jahren freundschaftlich verbunden        etwas zu geben, Dankbarkeit zu emp-       Standorten schon während der Pan-
    war. Den ersten Teil der Händel-Oper        fangen und auch mal mit einfachen         demie erste Versuche gegeben, an
    „Tamerlano“ haben wir noch fertig           Dingen glücklich zu sein.                 der Stellschraube der Finanzierung zu
    produziert und zur Premiere gebracht,                                                 drehen: unter anderem in Görlitz mit ei-
    das Weihnachtsmärchen und der ge-           Wie wird es Ihrer Meinung nach im The- nem Konzept zur Neustrukturierung des
    plante Opern-Dreiakter wurden noch          ater weitergehen?                         Theaters und auch in Plauen, mit der
    geprobt – gelangten aber nicht mehr         Hier will ich damit beginnen, der jetzi- Absicht (wieder einmal) aus dem Kul-
    zur Aufführung.                             gen Geschäftsführung und künstleri- turraum austreten zu wollen. Das bei-
    Der Zustand meiner Mutter war inzwi-        schen Leitung des Theaters für ihr weit- de Initiativen vorerst gescheitert sind,
    schen besorgniserregend – ein Inten-        sichtiges und verlässliches Handeln werte ich nicht als Stabilisierung der
    siv-Pflegeplatz wurde durch meine           während der Pandemie zu danken – Situation. Konkret erwarte ich, dass der
    Schwester organisiert und 2 Tage nach       das schließt natürlich auch die künstle- Kulturpakt des Freistaates verlängert,
    meinem 60. Geburtstag haben wir sie ins     rischen Vorstände mit ein. Es gab und entfristet und deutlich aufgestockt wird
    Pflegeheim umgesiedelt. Die strengen        gibt immer wieder gute Ideen und Ini- – eigentlich hat das Ministerpräsident
    Besucherregeln ließen maximal einen         tiativen, unser Theater trotz Einschrän- Kretzschmer vor der letzten Landtags-
    Besucher pro Woche zu – Weihnach-           kungen zu präsentieren, das Publikum wahl in Aussicht gestellt. Dazu gehört
    ten hat sie uns schon fast nicht mehr er-   zu ermutigen und auch uns Künstler speziell für das Theater Plauen-Zwickau
    kannt und 4 Wochen später ist sie, we-      nicht in Lethargie versinken zu lassen. endlich ein dauerhaftes Bekenntnis zur
    nige Wochen vor ihrem 88 Geburtstag,        Wahrlich keine leichte Aufgabe! Ich Fusion – das kann nicht erreicht wer-
    gestorben. Damit wir wenigstens mit         kann hier beim besten Willen nicht vo- den, wenn alle vier Jahre eine neue
    meinem Vater und meiner Schwester           raussagen, wie es weitergehen wird Debatte darüber ausgefochten wird,
    in Leipzig ein stilles Weihnachten feiern   – ich kann hier nur schreiben wie es ob und wie man den Grundlagenver-
    konnten, sind wir alle am Heiligabend       meiner Meinung nach weitergehen trag überhaupt verlängern sollte. Er
    zum Test gegangen ...                       sollte. Auf jeden Fall unterstreiche ich gehört endlich entfristet – es gibt kein
    Es war wieder Februar… meine Erzäh-         die Forderung nach einem Konjunk- weiteres Beispiel für eine Fusion auf Ra-
    lung hat genau vor einem Jahr begon-        turprogramm für die Kultur allgemein, ten! Ich bin kein Politiker, aber ich bin
    nen und hier sollte sie eigentlich auch     da sind ja dann die Theater und Or- als ehemaliger Betriebsratsvorsitzender
    enden, denn leider empfing uns              chester integriert. Der Föderalismus hat über Jahrzehnte in solche Entscheidun-
    auch die Ostseeinsel Usedom in die-         während der Pandemie unübersehbar gen mit eingebunden gewesen und
    sem Jahr nicht – das erste Mal seit         Schwächen gezeigt – ich hielte es für ich weiß, dass es politisch helfen wird,
    Jahrzehnten, dass wir unseren Winter-       fatal, wenn jetzt jedes einzelne Bundes- wenn man den Pflock mal richtig ein-
    urlaub nicht dort verbringen konnten.       land im Angesicht der pandemischen schlägt und sagt: Das Theater ist unse-
    Aufführungen konnten bis zum heu-           Spätfolgen mit seiner Theater- und Or- re gemeinsame Pflichtaufgabe! Sicher
    tigen Tag nicht stattfinden. Zwei Er-       chesterlandschaft autark und nach wird es dann auch Finanzierungsab-
    eignisse aber, die auch bei mir das         Kassenlage umgehen kann – etwa so schnitte geben, die in den städtischen
    Stimmungsbarometer wieder Richtung          individuell, wie wir es bei den Corona-­ Haushalten verankert sind – keine Fra-
    „schön“ haben ausschlagen lassen,           Verordnungen erleben mussten. Hier ge. Aber die finanzielle Ausstattung
    möchte ich doch noch erwähnen:              sehe ich (eigentlich schon immer) den lässt sich vernünftiger und sachbezo-
    zum einen die sehr gelungene Video-         Bund mehr und mehr in der Pflicht, ei- gener verhandeln, wenn nicht jedes
    Produktion des zweiten Klavierkonzer-       nen verlässlichen prozentualen Anteil Mal die Existenz des gesamten Betrie-
    tes von Johannes Brahms und zum an-         zu jedem Kulturinstitut beizusteuern. Ich bes zur Debatte stehen kann.
    deren die „Besitzergreifung“ des fertig     halte hinsichtlich der Kulturhoheit der Schlussendlich aber wünsche ich Herrn
    renovierten Gewandhauses Zwickau –          Länder einen Paradigmenwechsel für Löschner, der sich ja langsam bei uns
    zumindest durch die Künstler und tech-      überfällig. Es geht um einen gesamt- einarbeitet, eine glückliche Hand für
    nischen Mitarbeiter bei einer Proben-       deutschen Kulturschatz, den es zu er- unser Haus und verlässliche Partner in-
    woche für Don Giovanni. Das hat uns         halten gilt. Leider hat es an einzelnen nerhalb und außerhalb des Theaters.

     DER THEATERFÖRDERVEREIN                                                                                                    9
Hier die Antworten der Geschäftsführerin der Theater Plauen-Zwickau
gGmbH, Sandra Kaiser, auf unsere Umfrage:
Wie haben Sie die Zeit der Theater-       serem Betriebsrat, eine Vereinbarung
schließung erlebt?                        zur Einführung von Kurzarbeit für alle
Seit Beginn der Pandemie hatte ich        Theaterbeschäftigten         abschließen
persönlich einen sehr intensiven Ar-      und somit frühzeitig die Weichen für
beitsalltag. Nach Bekanntwerden           die finanzielle Absicherung des Thea-
der ersten Infektionen in Deutschland     ters stellen.
habe ich immer noch gehofft, dass         Im Mai 2020 kam dann die erlösende
dieses Virus in den Griff zu bekom-       Nachricht, dass die Theater wieder
men ist. Erst als auch Fälle in unserer   spielen dürfen, für die Aufnahme des        Foto © André Leischner
Region bekannt wurden und der erste       Spielbetriebs in den Häusern zu kurzfris-
Lockdown „drohte“, schien das Gan-        tig, für eine Open-Air-Bespielung gera-     zahlreichen Gremien und Verbänden
ze irgendwie real zu werden. Ich weiß     de rechtzeitig. Nach den bereits unter      wurden Vorschläge erarbeitet, die lei-
noch genau, wie wir gebangt haben,        Corona-Bedingungen produzierten             der keinen Eingang in die Allgemein-
wann uns wohl die Schließung treffen      und gespielten Open-Air-Vorstellun-         verfügungen fanden. Wir waren mit
wird. Die beiden Sinfoniekonzerte am      gen im Sommer waren wir hoffnungs-          umfassenden Hygienekonzepten und
12. März 2020 in Zwickau und am 13.       voll für die neue Spielzeit 2020/2021.      modernen Lüftungsanlagen gerüstet!
März 2020 in Plauen sowie die Ballett-    Bereits frühzeitig stand fest, dass diese   Die Situation für die viele freischaffen-
premiere Glashäuser vom israelischen      Spielzeit, zumindest im ersten Teil, noch   de Künstler*innen war und ist immer
Gastchoreografen Oded Ronen am            von Einschränkungen (AHAL-Regeln)           noch verheerend. Und dabei stelle ich
13. März 2020 in Zwickau konnten          betroffen sein wird. Inszenierungen         mir die Frage, welchen Stellenwert ha-
noch stattfinden, dann fiel der Vor-      wurden „coronatauglich“ produziert.         ben eigentlich Theater und Orchester
hang und keiner von uns ahnte zu die-     Platzkapazitäten wurden beschränkt,         in unserem Land?
sem Zeitpunkt, wie lange das Virus un-    damit man den Mindestabstand von            Die Sehnsucht nach Normalität ist bei
seren Alltag und unser Wirken auf und     1,50 Meter einhalten konnte. Die Vor-       allen sehr groß. Unsere erste Premiere
hinter der Bühne einschränken würde.      stellungen fanden ohne Pause statt          am 11. Juni 2021, nach fast 7 Mona-
Wir gründeten einen Krisenstab aus        und das Besuchercatering blieb ge-          ten Abstinenz, war für mich ein erster
den Mitgliedern der Leitungsebene         schlossen. Wir waren alle glücklich,        Lichtblick. Wir hatten ein großartiges
und unserem Sicherheitsbeauftrag-         dass wir die Bühnen auch unter diesen       Publikum und es war eine große Freu-
ten, um stets zeitnah auf die aktuellen   widrigen Umständen bespielen und            de, unsere Künstler*innen wieder live
Bestimmungen der Politik reagieren        unser Publikum wieder begrüßen durf-        auf der Bühne zu sehen.
zu können. Sehr unbefriedigend war,       ten. Wer konnte denn ahnen, dass der
dass wir weder mittel- noch langfristig   zweite „Lockdown“ im Herbst noch            Wie wird es Ihrer Meinung nach im
planen konnten. Die Allgemeinver-         viel härter und länger ausfallen wür-       Theater weitergehen?
fügungen wurden stets kurzfristig be-     de als bereits erlebt? Erneut mussten       Die Digitalisierung hat uns während
kannt gegeben, so dass wir nur darauf     wir den Spielbetrieb am 2. November         der Schließung unserer Häuser und
reagieren konnten. Wir haben es trotz     2020 komplett einstellen, die Häuser        der Kontaktbeschränkungen zahl-
allem in dieser Zeit geschafft, wichti-   schließen und hofften, dass zumindest       reiche Möglichkeiten offeriert. Unser
ge Entscheidungen zum gesundheitli-       das Weihnachtsprogramm stattfinden          Ballettsparte hat bereits während des
chen Wohl aller Beschäftigten zu tref-    könne. Leider entwickelte sich die          ersten Lockdowns im Frühjahr 2020
fen und können behaupten, dass wir        Pandemie so dramatisch, dass wir bis        „online“ trainiert und geprobt. Mittels
bis heute dem Virus innerbetrieblich      zum Sommer 2021 nicht mehr in den           Zoom-Konferenzen hat Ballettdirek-
Paroli geboten haben. Wesentlicher        Häusern spielen konnten. Während            torin Annett Göhre mit ihrem Ensem-
Erfolgsfaktor war das gemeinschaft-       dieser langen Schließung waren wir          ble Choreografien einstudiert, um
liche Wirken. Ein großes Dankeschön       stets bemüht, den Kontakt zu unse-          bei der ersehnten Öffnung des Thea-
an alle Beteiligten, insbesondere         rem Publikum zu halten und so ent-          ters schnellstmöglich einsatzbereit zu
unserem Technischen Direktor, Sil-        standen auch einige sehr sehens- und        sein. Auch in den anderen Sparten
vio Gahs, der stets die aktuellen Be-     hörenswerte Digitalprojekte. Auch           entstanden anfangs kleine Filme und
stimmungen im Blick hatte und die         wenn wir sowohl gesundheitlich als          Projekte, später sogar professionell
für die Wiederöffnung notwendigen         auch finanziell bisher gut durch diese      gefilmte Aufnahmen. Es lag uns sehr
Hygienekonzepte erstellte. Diese Zeit     Pandemie gekommen sind, so macht            am Herzen, den Kontakt zu unserem
hat uns als Leitungsteam sehr eng zu-     es mich immer noch sehr traurig, wie        Publikum nicht zu verlieren. Es brauch-
sammengebracht. Zudem konnte ich          wenig Beachtung unsere Aufrufe an           te aber auch Raum für kreatives
innerhalb kürzester Zeit, aufgrund der    die Politik zur frühzeitigen Öffnung der    Schaffen in der langen Zeit der tota-
sehr guten Zusammenarbeit mit un-         Kulturbetriebe gefunden haben. In           len Schließung.

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Trotz allem bin ich mir sicher, Theater    Die Schauspielerin Julia Hell antwortet auf unsere Fragen:
funktioniert in seiner Ausdrucksform
und Emotionalität nur analog. Digitale     Die Theaterschließung, ein notwendi- ich lange Zeit nicht gesehen oder ge-
Formate können ergänzen, aber das          ges Übel                                hört hatte und vieles mehr was ohne
Theatererlebnis in seiner Gänze nie-       So wie viele Geschäfte, Dienstleister, diesen Lockdown wohl nie passiert
mals ersetzen. Für die Künstler*innen      Restaurants, andere Kultureinrichtun- wäre. Jetzt kommt Stück für Stück die
ist die Reaktion des Publikums, der Ap-    gen und sogar Schulen und Universi- Normalität zurück und ich freue mich
plaus am Ende der Vorstellung oder         täten musste leider auch unser Thea- über jeden kleinen Schritt in diese
des Konzerts etwas Elementares. Für        ter schließen. So konnten wir mithelfen Richtung. Doch mein größtes Glück in
das Publikum ist das Theatererlebnis       eine Pandemie zu bekämpfen. Und dieser Zeit ist die Wiedereröffnung un-
als Ganzes unverzichtbar. Ich persön-      wenn wir uns die heutigen Zahlen seres Theaters.
lich fühle mich von einem Streaming­       ansehen waren wir offensichtlich er-
angebot niemals so mitgenommen             folgreich. Auch wenn mein Kopf das Wie wird es Ihrer Meinung nach im
wie von einer Live-Vorstellung auf der     weiß, war ich während der Schließung Theater weiter gehen?
Bühne. In der digitalen Welt gibt mir      oft traurig und niedergeschlagen. Wir spielen wieder! Und das ist erst-
die Kameraeinstellung vor, was ich se-     Die Proben, die Vorstellungen, die mal das Wichtigste. Dafür sind Theater
hen soll. Das Liveerlebnis auf der Büh-    Kollegen und natürlich das Publikum schließlich da.
ne oder im Konzertsaal hingegen, lässt     haben mir sehr gefehlt. Mein Tages- Die Open-Air Session hat begonnen
mir die Freiheit, mich auch auf Dinge      ablauf, meine Gedankenwelt waren und unsere Theater bietet ein viel-
abseits des Geschehens einzulassen.        immer bestimmt von meiner Arbeit. seitiges Programm, von Oper über
Theater ist eine der ältesten Künste       Theater spielen und alles was dazu Musical und natürlich ist auch an die
und wird auch in Zukunft weiter existie-   gehört habe ich immer                                 kleinen Zuschauer ge-
ren. So wie sich die Ausstattung, insbe-   als meine Basis, mein Zu-                             dacht.
sondere die technische Ausstattung         hause empfunden. So                                   Für die nächste Spiel-
(Ton, Beleuchtung) weiterent­    wickelt   war ich wie entwurzelt.                               zeit sind einige Neu-
hat, werden sich auch Formate auf          Auch in meinem Privat-                                produktionen geplant,
der Bühne entwickeln. Bereits vor der      leben gab es in dieser                                aber natürlich auch
Pandemie haben wir uns in zahlrei-         Zeit den ein oder an-                                 Produktionen, die be-
chen Inszenierungen zum Beispiel der       deren Schicksalsschlag.                               reits geprobt wurden,
Videotechnik bedient. Ich denke, die       Das hat es nicht leichter                             aber nicht zur Auffüh-
Zukunft liegt in der sinn- und maßvol-     gemacht.                                              rung gebracht werden
len Verwendung von digitalen Lösun-        Meine Mutter sagt im-                                 konnten. Das Publikum
gen, jedoch immer in Kombination mit       mer “Den Kopf nicht                                   darf sich auf einen viel-
analogen Interaktionen.                    hängen lassen, vor al-                                seitigen Spielplan freu-
                                           lem wenn einem das                                    en. Von Kleist bis Rio
                                           Wasser bis zum Halse                                  Reiser fahren wie alles
                                           steht”. Und das habe                                  auf.
  „DER SCHOSS IST                          ich auch nicht.           Foto: © André Leischner     Ich freue mich beson-
                                           Ich kann jetzt ganz wun-                              ders auf Shakespeares
  FRUCHTBAR NOCH …“                        derbare Muffins backen, ich habe “Maß für Maß”. Hier wird das gesamte
                                           mich in Themen eingelesen, die mich Schauspielensemble unter Regie von
  1932 legten die Mitglieder der           schon lange interessieren, aber ich Roland May zu sehen sein.
  NSDAP im Preußischen Landtag             nie Zeit hatte mich ausführlich damit Wir werden den Sommer und das
  einen Beschluss zur Abstimmung           zu beschäftigen, mit Freunden und draußen spielen genießen und dann
  vor, der es ermöglichte, Verträ-         Kollegen habe ich einen Buchclub mit vollem Elan in eine neue und auf-
  ge mit nichtdeutschen Künstlern          gegründet, ich hatte telefonisch oder regende Spielzeit starten.
  nicht zu verlängern sowie aus            per zoom Kontakt zu Menschen die Ich freue mich drauf!
  den Theaterspielplänen alle als
  antinationalistisch, pazifistisch
  und moralisch zersetzend ein-
  gestuften Stücke zu entfernen.             KURIOSES VOM VW-THEATER
  (zitiert nach Lionel Richard:
  Deutscher Faschismus und Kul-              In Wolfsburg, der Stadt, in der al-     sonders großen Hinterbühne eine
  tur. Aus der Sicht eines Franzo-           les mit VW zusammenhängt, vom           Drehscheibe: Damit man Autos vor-
  sen. Akademie-Verlag Berlin                Konzern gesponsert oder finanziert      führen kann.
  1982)                                      wird, hat das Theater auf einer be-     (SZ, 13./14.03.2021. S. 13)

 DER THEATERFÖRDERVEREIN                                                                                                11
So antwortet die Sängerin Christina Maria Heuel auf unsere Umfrage zur Pandemie:
Wie haben Sie die Zeit der Theater-        te Corona ja endlich vorbei sein! Die          der nach langer Ruhephase wieder
schließung erlebt?                         neue Spielzeit wurde vorgestellt und           erwacht.
Die zurückliegende Zeit kann ich nur       die Motivation war überall im Thea-            Wie habe ich sie nun erlebt, die Zeit
als ein Wechselbad der Gefühle be-         ter zu spüren. Bis Anfang November             der Theaterschließung ? Ich will ehrlich
schreiben.                                 konnten wieder alle Sparten vor Publi-         sein: Nach jeder Produktion, für die wir
Die Arbeit an einem Theaterprojekt         kum spielen.                                   probten und die dann nicht aufge-
lässt sich meiner Meinung nach mit ei-     Kurz vor dem zweiten Lockdown                  führt werden konnte, machte sich bei
nem Marathonlauf vergleichen: Mit all      (« Lockdown Light ») des letzten Jahres        mir große Enttäuschung breit. Trotz-
unserer Ausdauer und Kraft arbeiten        probten wir für Tamerlano. Die Oper            dem habe ich in dieser Zeit vieles ge-
wir auf unser Ziel hin: Die Vorstellung    wurde für zwei Abende konzipiert,              lernt, und auch vieles wiedererkannt:
vor Publikum. Genau das war aber           Tamerlano Teil I und Teil II. Der erste        Das, was wirklich im Leben zählt ... es
durch Corona nun nicht mehr mög-           Teil der Oper konnte Ende Oktober/             sind Dinge wie die Gesundheit, das
lich. Natürlich war das                                  Anfang November zwei-            respektvolle und verantwortungsvolle
Verständnis da, dass                                     mal im Vogtland-Thea-            Miteinander, gute Gespräche, Wert-
die Gesundheit der                                       ter aufgeführt werden,           schätzung und Dankbarkeit für alles,
Gesellschaft vorgeht,                                    die Fortsetzung jedoch           was ich habe. Und jetzt weiß ich auch
dass wir nun alle unse-                                  musste warten. So ist            wieder, warum ich Künstlerin gewor-
ren Anteil daran leisten                                 unser „halber Tamerla-           den bin : Weil ich Ihnen, dem Publi-
müssen. Trotzdem war                                     no“ mein persönliches            kum, ein Lächeln ins Gesicht zaubern
es bitter, dass der Ap-                                  Sinnbild für die Situation       will. Ich will Sie bewegen, „in eine an-
plaus ausbleiben muss-                                   während des Lockdowns            dere Welt hineinziehen“, sodass Sie es
te. Ein Marathon …                                       geworden: Genauso wie            für die Zeit der Vorstellung vielleicht
ohne Ziellinie in Sicht?                                 das Publikum des Vogt-           schaffen, nicht an die eigenen Ängste
So gingen wir nach                                       land-Theaters auf den            und Sorgen zu denken. Nicht system-
kurz vor der Endpro-                                     zweiten Teil der Oper            relevant? Herzrelevant aber allemal!
benphase für „Hoffmann‘s Erzäh-            warten muss, so warten wir auch …
lungen“ in den ersten Lockdown.            auf bessere Zeiten!                            Wie wird es Ihrer Meinung nach im
Ein komisches Gefühl, „mitten-             Natürlich wurde hinter den Kulissen,           Theater weiter gehen ?
drin“ aufhören zu müssen. So soll-         sobald es die Zahlen zuließen, weiter-         Ich glaube und hoffe sehr stark, dass
te es auch für einige Zeit bleiben …       gearbeitet. Deshalb sollte man den             das Theater wieder einen neuen Stel-
die Theater mussten sich umorgani-         Begriff „Theaterschliessung“ vielleicht        lenwert in der Gesellschaft einneh-
sieren, neu planen, und sich immer         auch relativieren, denn hinter den Ku-         men wird. Durch die lange Abstinenz
wieder aufs Neue an die geltenden          lissen haben wir fast die ganze Zeit des       haben wir alle gemerkt, dass Digitali-
Regelungen anzupassen. Immerhin            Lockdowns über weitergearbeitet,               tät den analogen Kontakt nicht erset-
war es uns aber möglich, die letzte        um dem Publikum schnellstmöglich               zen kann. So sollte es auch mit dem
Spielzeit mit einer Sommergala in den      ein vielseitiges Programm anbieten zu          Theater sein. Videostreaming ersetzt
Parktheatern beider Städte zu verab-       können, sobald Vorstellungen wieder            nicht den direkten Kontakt mit dem
schieden … und wie das Publikum da-        möglich sind.                                  Publikum, das gemeinsame Lachen,
bei mitging! Es war so schön für uns, zu   Aktuell probe ich für « Liebestrank »,         das gemeinsame Weinen, das ge-
sehen, dass nicht nur wir das Publikum     der am Schwanenteich in Zwickau                meinsame Schwelgen in der Musik.
vermisst hatten, sondern das Publikum      vom 1. bis 4. Juli aufgeführt wird …           Daran glaube ich ganz fest. Und wenn
auch uns!                                  endlich, die Ziellinie! Ich singe eine der     wir wieder für Sie spielen dürfen, wün-
Dementsprechend gingen wir nach            Hauptpartien und die Vorfreude ist             sche ich Ihnen, dass Sie am Ende des
der Sommerpause wieder frohen              unendlich. Das Theater kommt mir in            Abends mit einem genauso breiten
Mutes an die Arbeit, denn nun muss-        diesen Tagen wie ein Bienenstock vor,          Lächeln nach Hause gehen, wie ich.

 MENSCHLICHES, ALLZU MENSCHLICHES
 Von Yoko Ono ist Folgendes über-          nen Tag und dann mal eine Wo-                probiert – und es keine zwei Mi-
 liefert: „Man soll mal versuchs-          che.“                                        nuten lang geschafft. Es ist er-
 weise fünf Minuten nicht schlecht         Dazu Schauspieler Lars Eidinger:             staunlich, wie man sich aufwertet,
 über andere reden, dann mal ei-           „Meine Frau und ich haben das                indem man andere abwertet.“

12
Die Musikerin Petra Lucacio antwortet auf unsere Umfrage:
Wie haben Sie die Zeit der Theater-       dem Beginn der neuen Spielzeit mit          Mich erfüllt diese Zeit trotz aller Ein-
schließung erlebt ?                       neuen Projekten in kleineren Beset-         schränkungen, die ja auch für unser
Genau erinnere ich mich noch              zungen sowie dem gut ausgearbei-            Publikum sehr schmerzhaft waren, mit
an das letzte Sinfoniekonzert am          tetem Hygienekonzept des Theaters           großer Dankbarkeit dafür, dass wir
13. März 2020, einen Tag vor der er­-     wuchs bei mir die Hoffnung auf eine         in dieser Zeit durch die Zahlung von
sten Schließung aller Kultureinrichtun-   relativ „normale“ Spielzeit, die am         Kurzarbeitergeld nie finanzielle Sorgen
gen, Schulen uvm. Ein tolles Programm     2. November ein jähes Ende fand.            haben mussten. Unsere Kinder sind
COMPOSER’S NIGHT – Maurice Ravel          „Tamerlano 1“ konnte am 31. Okto-           freischaffende Musiker und wir konn-
– der Gedanke, dass das Theater am        ber in Plauen noch Premiere feiern,         ten hautnah erleben wie existentiell
nächsten Tag für unbestimmte Zeit         eine weitere Vorstellung am 1. No-          einschneidend die Situation für sie
schließen wird, schwebte gemein-          vember und dann eine ganz ähnli-            war, aber auch mit wie viel Kreativität
sam mit der tollen Musik im Raum          che Stimmung wie schon im März. Bei         und Mut sie durch diese Zeit gegan-
und erzeugte im Or-                                     mir mischten sich neben       gen sind und gehen.
chester sowie beim                                      dem Verständnis für die
Publikum eine ganz                                      Situation auch Zweifel        Wie wird es Ihrer Meinung nach im
besondere Stimmung.                                     an der Richtigkeit der        Theater weitergehen?
Wie lange werden wir                                    Maßnahmen – das Hy-           Es geht weiter!! Wir hatten vom
nicht spielen können,                                   gienekonzept sollte sich      11. bis 13.6. die ersten Vorstellungen
wie schlimm wird die                                    doch erst einmal bewäh-       im Parktheater mit der Operette „Pa-
Pandemie werden?                                        ren. Es war bitter wieder     ganini“ Der frenetische Beifall, die tol-
In den ersten Wo-                                       zum Nichtstun verurteilt      le Stimmung und die Freude an der
chen nutzten wir die                                    zu werden und auch zu         Musik sind für mich Zeichen, dass den
plötzlich vorhandene                                    ahnen, dass dieser Lock-      Menschen das Theater gefehlt hat. Si-
Zeit für Sachen, die                                    down mit Sicherheit län-      cher hängt auch die Zukunft unseres
immer liegen bleiben,                                   ger dauern würde. Das         Spielbetriebes weiter von der Entwick-
Fotoalben erstellen, Renovieren, No-      Infektionsgeschehen in Sachsen und          lung der Pandemie ab, aber Impfen,
ten sortieren und neue Stücke pro-        besonders auch hier im Vogtland ga-         Testen und ein verantwortungsvolles
bieren. Dann kam die Beschäftigung        ben den Verantwortlichen Recht.             Hygienekonzept sollten helfen um
mit der digitalen Technik und die Ein-    Die letzten Wochen ab März waren            eine weitere komplette Schließung
ladung von Herrn Siberski, an dem         geprägt von dem Blick auf Inziden-          zu vermeiden. Die Auswirkungen der
digitalen Projekt „Osternacht 2020“       zwerte, Hoffnung auf Öffnung und            Pandemie werden unser Land und
mitzuwirken. Jeder Musiker spielte        zwei sehr schönen digitalen Projekten       unsere Region sicher noch länger
seine Stimme zu Hause ein und am          des Orchesters – Brahms Klavierkon-         beschäftigen und ich sehe da unser
Ende wurden alle Videos zu einem          zert Nr. 2 mit Frank Dupree am Klavier      Haus umso mehr in der Verantwor-
Gemeinsamen vereint, etwas Unge-          und remIXed – Variationen über Bee-         tung anspruchsvolles, unterhaltendes,
wohntes und Neues – spannend für          thovens IX. Sinfonie, die hören- und        aber auch bildungspolitisches Theater
jeden Einzelnen – ein Gruß an das         sehenswerten Videos werden sicher           für alle zu machen. Ich glaube, wenn
Publikum. Mit Beginn des Sommers,         noch eine ganze Weile bei YouTube           wir die Menschen hier im Blick haben
ersten Konzerten im Parktheater und       zu erleben sein.                            wird das auch in Zukunft gelingen!

    EINER VOM FILM
    90 Jahre alt wurde unlängst der         skeptisch. Bringen die nicht eine           Gemachte, ist unverzichtbar.“ Sei-
    Drehbuchautor („Ich war neun-           stellvertretende Wirklichkeit ein statt     ne Lebensthemen benennt er so:
    zehn“; „Solo Sunny“; „Der Aufent-       der direkten, die uns interessierte?        „Ich wollte immer meine Kindheit
    halt“; „Der nackte Mann auf dem         Aber die Schauspieler sind schon            verstehen und das Leben meiner
    Sportplatz“; „Sommer vorm Balkon“       auf eine wunderbare Weise die               Eltern. Und ich wollte vor die Haus-
    und viele andere) Wolfgang Kohl-        Mitte des Kinos. Die Kamera zeigt           tür treten und gucken: Was ist denn
    haase.                                  das Gefühl in seiner Verwandlung            so los?“
                                            in einem Gesicht, das kann kein             Über die gescheiterte DDR sagt er:
    Was sagt er über Schauspieler?          Foto und kein Theater. Wir fürchte-         „Sie hat den Nachweis gelohnt,
    „Schauspieler sahen wir anfangs         ten Kunst. Aber Kunst, das zusätzlich       dass es so nicht gegangen ist.“

 DER THEATERFÖRDERVEREIN                                                                                                    13
So antwortet der Chorsänger Michael Simmen auf unsere Umfrage zur Pandemie:
Wie haben Sie die Zeit der Theater-        eigentlich darauf angewiesen, die              Spielzeit nach und nach wieder in den
schließung erlebt ?                        anderen Stimmen gut zu hören, damit            Normalbetrieb zurückkehren können.
Die Theaterschließung im März ver-         man mit ihnen musikalisch kommuni-             Wir haben doch so viele Stücke vor-
gangenen Jahres hat uns sozusagen          zieren kann. Durch die Abstände, die           bereitet, die wir liebend gerne dem
kalt erwischt. Die Neuinszenierung der     wir einhalten mussten, war dies natür-         Publikum präsentieren möchten.
Oper „Hoffmanns Erzählungen“ stand         lich sehr schwierig. Jeder Chorsänger          Denn eines ist gewiss: trotz aller On-
kurz vor dem Ab-                                       wurde quasi zum Solisten,          line-Produktionen, gibt es meines Er-
schluss. Die Enttäu-                                   den Gesamtklang konnte             achtens nur einen wirklichen Platz für
schung war natürlich                                   allenfalls der Chordirektor        das Theater, und das ist die echte
groß. Es war, als hät-                                 aus sicherer Entfernung hö-        Bühne und mit Publikum!
te man ein lecke-                                      ren.                               Es geht doch nichts über einen The-
res Mittagessen ge-                                    Da in dieser Zeit auch kaum        aterabend, wenn hunderte von
kocht, und vor dem                                     Bühnenproben        stattfan-      Zuschauern zusammen mit dem En-
Essen wird alles in die                                den, hatten wir aber sehr          semble einen Theaterabend erleben.
Tonne gekloppt.                                        viel Zeit, neue Werke einzu-       Längerfristig, und natürlich durch den
Keiner wusste, wie                                     studieren und richtig daran        neuen Intendanten, wird es bestimmt
lange die Schlie-                                      zu feilen. Selten hat man im       zu einigen Änderungen kommen. Das
ßung des Theaters                                      Chorsaal so viel Zeit, explizit    ist sicher richtig, das Theater soll sich
andauern       würde.                                  am Chorklang zu arbeiten,          doch immer weiter entwickeln. Ich
Wir dachten alle, ein                                  wie wir im vergangenen             hoffe, dass wir in Zukunft ein breit ge-
paar Wochen zu, dann geht‘s wieder         Jahr die Gelegenheit hatten. Unse-             fächertes Publikum erreichen werden.
los. Wie wir uns doch alle geirrt haben!   rem Chordirektor ist es zu verdanken,          Alt und Jung, Leute von hier, aber
Der Schließung des Theaters folgte         dass wir in dieser Zeit einen wirklich         auch Zuschauer aus anderen Kultu-
eine Zeit in Homeoffice und Kurzar-        guten und homogenen Chorklang                  ren, sollten am Theater teilhaben kön-
beit. Immer wieder neue Projekte soll-     erarbeiten konnten. Wir sind nun alle          nen.
ten zu Hause vorbereitet werden, die       guter Hoffnung, uns in der nächsten
dann wieder ad acta gelegt werden          Sommerproduktion, in Donizettis Lie-           Ein Wichtiges Anliegen ist mir auch die
mussten. Aida, Lustige Witwe, Nachti-      bestrank, als kleiner, aber feiner und         Erneuerung des Grundlagenvertrags
gall, Hoffman, Wiederaufnahme Don          wohlklingender Chor präsentieren zu            2022.
Giovanni, mehrere Chorkonzerte, al-        dürfen.                                        Nur durch das Engagement der bei-
les vorbereitet und anschließend auf                                                      den Städte, Plauen und Zwickau,
Halde gelegt. Das war natürlich frus-      Wie wird es Ihrer Meinung nach im              kann der Fortbestand der beiden The-
trierend.                                  Theater weiter gehen?                          ater gewährleistet werden. Da wün-
Im Spätsommer konnten dann end-            Kurzfristig hoffen wir natürlich auf eine      sche ich mir mehr Zusammenhalt der
lich wieder Chorproben stattfinden,        erfolgreiche Sommerbespielung im               Politiker beider Städte im Sinne eines
natürlich nur in entsprechend großen       Parktheater, respektive auf der Bühne          vielseitigen, breit aufgestellten The-
Räumen und unter Einhaltung der Ab-        am Schwanenteich.                              aters. Nur gemeinsam werden wir es
standsregeln. Als Chorsänger ist man       Wir hoffen auch, dass wir die nächste          schaffen!

TROPENHELM UND KHAKIHOSEN
Bodo Ramelow, Ministerpräsident            auf diese Zeit der „Deindustrialisie-         den Tisch gezogen wurden … Die-
von Thüringen und Mitglied der             rung des Ostens“ angesprochen,                ser Kali-Bergbau hätte wirtschaft-
Partei Die Linke, kam in den Neunzi-       sagt Ramelow:                                 lich betrieben werden können. Der
gern nach Thüringen, um dort den                                                         Westen wollte sich Konkurrenz vom
Landesverband der Gewerkschaft             „Ich sah, wie der Westen über das             Hals schaffen. Ich habe 1992 mal
Handel-Banken-Versicherungen               Land kam und erlebtes Leben über-             auf einer Versammlung gesagt: Ich
mit aufzubauen.                            schreiben wollte. Ich entwickelte             wünsche mir, wir hätten Tropenhel-
In einem Interview (Die Zeit, H.           eine Allergie gegen diese Über-               me und Khakihosen. Dann würde
20/2021 vom 12. Mai 2021, S. 35)           heblichkeit. Als ich sah, wie die Kali-       man uns als westdeutsche Besat-
vom Redakteur Martin Machowetz             Kumpels von Bischofferode über                zungssoldaten gleich erkennen.“

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