DER ZAREWITSCH - Tiroler Landestheater
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Allein! Wieder allein! Einsam wie immer! Vorüber rauscht die Jugendzeit KANTINEN in langer, banger Einsamkeit. Mein Herz ist schwer und trüb mein Sinn, ich sitz im gold’nen Käfig drin. GESPRÄCHE DER ZAREWITSCH IM „WOLGALIED“, ERSTER AKT SCHON ? T GEHÖR DER PODCAST DES TIROLER LANDESTHEATERS Jetzt hören unter www.landestheater.at/podcast PODCAST ABONNIEREN Florian Stern
DER ZAREWITSCH MUSIKALISCHE LEITUNG Hansjörg Sofka REGIE & KOSTÜME Sebastian Ritschel CHOREOGRAFIE Stefanie Erb BÜHNE Michael D. Zimmermann LICHT Ralph Kopp OPERETTE VON FRANZ LEHÁR . TEXT VON BELA JENBACH UND CHOREINSTUDIERUNG Michel Roberge HEINZ REICHERT . FREI NACH DEM GLEICHNAMIGEN STÜCK VON KONZEPTIONELLE MITARBEIT Ronny Scholz GABRI ELA ZAPOLSKA (ÜBERSETZT UND BEARBEITET VON DRAMATURGIE Susanne Bieler BERNARD SCHARLITT) . REKONSTRUKTION DER MUSIKALISCHEN REGIEASSISTENZ Lukas Thurnwalder URFASSUNG VON HENNING HAGEDORN UND MATTHIAS GRIM- MUSIKALISCHE ASSISTENZ Stefan Politzka, Sumiko Tokushima MINGER . DIALOGFASSUNG VON SEBASTIAN RITSCHEL STUDIENLEITUNG John Groos DANCE CAPTAIN Katharina Glas AUSSTATTUNGSASSISTENZ Netty Eiffes GROSSES HAUS INSPIZIENZ Anne-Marie Lang SOUFFLAGE Denise Pelletier TECHNISCHE LEITUNG Alexander Egger TECHNISCHER PRODUKTIONSASSISTENT DER ZAREWITSCH Florian Stern Gerhard Müller BÜHNENMEISTER Gerhard Spöttl TON Gunter Eßig, Lukas Ossinger, DER GROSSFÜRST, sein Onkel Dale Albright Thomas Schlienger LEITERIN DER KOSTÜMWERKSTÄTTEN Andrea Kuprian KOSTÜM- DER MINISTERPRÄSIDENT Michael Gann WERKSTÄTTEN Ines Federspiel, Christa Obererlacher MASKE UND FRISUREN Rudolf SONJA, eine Tänzerin Susanne Langbein Sieb REQUISITEN Philipp Baumgartner LEITER DER DEKORATIONSWERKSTÄTTEN KAMMERDIENER Konrad Hochgruber Alexander Egger TISCHLEREI Rainer Ebenbichler SCHLOSSEREI Karl Gögele TAPEZIE- IWAN, der Leiblakai Andrea De Majo REREI Roman Fender MALERSAAL Gerald Kofler MASCHA, seine Frau Annina Wachter BORDOLO Bernhard Wolf AUFFÜHRUNGSRECHTE Originalverlag: GLOCKEN VERLAG . Bühnenvertrieb: MUSIK LINA Clarissa Toti UND BÜHNE Verlagsgesellschaft mbH, Wiesbaden PRINZESSIN MILIZA Luise Lütjohann Tanzensemble Chor des TLT KANTINEN DER PODCAST DES TIROLER LANDESTHEATERS Tiroler Symphonieorchester Innsbruck GESPRÄCHE ZUM STÜCK Zur Einstimmung, zum Nachhören & Nach-Denken
HANDLUNG ERSTER AKT Im Zarenpalast macht man sich Sor- Iwan, Aljoschas Leiblakai, hat andere gen um die Thronfolge. Der Zarewitsch Probleme: Seine Frau Mascha hat sich Susanne Langbein, Florian Stern, Tanzensemble Aljoscha will von Frauen nichts wis- heimlich in den Palast geschmuggelt sen. Seine einzige Leidenschaft ist das und verdächtigt ihn, ihr untreu zu sein. Theater. Da sich eine standesgemäße Vermählung mit Prinzessin Miliza ab- zeichnet, erdenken sich der Minister- präsident und der Großfürst eine Intrige: Sie verpflichten die Tänzerin Sonja, die als Tscherkesse Eindruck auf Aljoscha gemacht hat, den Zarewitsch zu ver- führen. Erst in seinen Privatgemächern soll sie sich als Frau zu erkennen ge- ben und seine Begierde wecken. Der aufgebrachte Aljoscha entdeckt den Betrug. Doch Sonja weiß ihn mit der Idee zu besänftigen, dem Hofstaat eine Affäre vorzutäuschen, damit man sich nicht weiter bemüht, dem Zarewitsch Frauenbekanntschaften aufzudrängen. Also dreht Aljoscha den Spieß um und spielt mit Sonja, was von ihm erwartet wird: ein Liebespaar. Andrea De Majo, Damenchor
ZWEITER AKT Nach dem Theaterbesuch und einer ausgelassenen Feier im Kronprin- zenpalais wird der Zarewitsch auf- gefordert, bei einer Truppenschau erstmalig als Militärkommandant zu DRITTER AKT sprechen. Doch Aljoschas Gedanken sind bei Sonja, denn aus dem schein- Das Spiel im Spiel erreicht einen neu- baren Spiel ist längst Ernst geworden. en Höhepunkt: Mit ihrer Revue La bella Der Ministerpräsident überbringt die luna schaffen sich Aljoscha und Sonja Florian Stern, Susanne Langbein, Tanzensemble Nachricht, dass noch am selben Abend die trügerische Illusion einer „heilen“ Prinzessin Miliza eintrifft. Der Groß- Welt. Doch der Traum währt nur kurz, fürst stellt Sonja vor die Alternative, denn der Großfürst platzt in die Revue. sofort den Palast zu verlassen oder Der Zar liegt im Sterben und der Za- dem Zarewitsch von einem ausschwei- rewitsch wird die Geschäfte überneh- fenden Vorleben zu erzählen. Um in men müssen. Der Großfürst appelliert seiner Nähe bleiben zu dürfen, wird an Sonja, auf ihr persönliches Glück sie sagen, was man von ihr verlangt. zum Wohle des Volkes zu verzichten. Der Zarewitsch lehnt sich gegen den Schweren Herzens entsagt Sonja ihrer Befehl des Vaters auf und verweigert großen Liebe, damit der Zarewitsch den Empfang der Prinzessin. Stattdes- der Staatsraison folgen kann. Da trifft sen sieht er sich eine Aufführung von die Meldung vom Tod seines Vaters ein. Sonjas Balletttruppe an. Der Großfürst Aljoscha fügt sich der Vorbestimmung kompromittiert Sonja, doch Aljoscha und wird zum Zaren gekrönt. Sonja durchschaut die erneute Intrige. bleibt allein zurück. Dale Albright,Dale Michael GannMichael Gann Albright,
WISSENSW E RTE S NOTIZEN ZU FRANZ LEHÁR UND ZU DER ZAREWITSCH • Fast 30 Bühnenwerke schrieb Franz skandalumwitterten Schriftstellerin Lehár (1870–1948). Zunächst Geiger ein. Sie verfasste 17 Romane und und bald darauf Militärkapellmeister sechs Theaterstücke. avancierte er zu einem der erfolg- • Zum Libretto umgeformt wurde reichsten Komponisten seiner Zeit. Der Zarewitsch von Bela Jenbach Melancholische „slawische“ Melo- (1871–1943) und Heinz Reichert dien und der Einsatz folkloristischer (1877–1940). Beide widmeten sich Instrumente prägen seine Operetten erfolgreich dem lukrativen Geschäft ebenso wie eine differenzierte, bis- des Schreibens von Operettentext- weilen an Puccini erinnernde Orches- büchern – bis die Nationalsozialisten tertechnik. Die Zusammenarbeit mit mehr Einfluss gewannen. Reichert Annina Wachter, Bernhard Wolf dem Tenor Richard Tauber, für den (eigentlich Blumenreich) emigrierte Lehár in den 1920er-Jahren viele 1938 in die USA. Jenbach, ebenfalls Hauptrollen schuf, hatte auf seine jüdischer Herkunft, versteckte sich Gesangsstilistik großen Einfluss. ab 1940 drei Jahre lang in einem Kel- • Auch die Titelpartie des 1927 in Ber- ler in Wien und starb an Krebs. lin uraufgeführten Zarewitsch wurde • In der Historie finden sich Paralle- von dem Sänger mitgestaltet. Die len zwischen dem Schicksal des Za- Innsbrucker Inszenierung greift aller- rewitsch und realen Zarensöhnen: dings auf die Urfassung zurück, die Alexei (1690–1718), der Sohn Pe- – anders als die zumeist aufgeführte ters des Großen, floh nach dem Tod revidierte Fassung von 1937 – nicht seiner Ehefrau ins Ausland. Seine die Handschrift des Tenors trägt. Geliebte, vermutlich eine finnische • Als Vorlage für den Zarewitsch dien- Bäuerin, begleitete ihn als Page ver- te das gleichnamige Schauspiel von kleidet. Durch eine Intrige wurde er Gabriela Zapolska (1857–1921), das nach Russland zurückgelockt und 1917 am Deutschen Volkstheater in hart bestraft. Der Zarewitsch Niko- Wien aufgeführt wurde. Die Autorin laus (1868–1918) traf sich eine Zeit stammte aus dem polnischen Land- lang mit einer Tänzerin. Letztendlich adel. Ihr Beruf als Schauspielerin, ein verarbeitet Der Zarewitsch aber kei- uneheliches Kind, zwei Scheidungen ne wahre Geschichte, sondern spielt und das Gesellschaftskritische ihrer in einem erfundenen „Operetten“- Literatur trugen ihr den Ruf einer Russland. Andrea De Majo, Clarissa Toti
Bekenntnis überschriebenen Kurzbio- grafie. „Bei dieser Gelegenheit spielte ich den Meistern meine Jugendkom- F RANZ positionen vor. Ich hatte Erfolg.“ Al- lerdings konnte Lehár nach Abschluss L EHÁR des Studiums die Geige noch nicht „an den Nagel hängen“, um sich ein- ÜBER DEN OPERETTENKÖNIG zig dem Komponieren zu widmen. Um „für mich selbst zu sorgen“, trat er als Achtzehnjähriger ein Engagement im „Dein ist mein ganzes Herz! Wo du Orchester der Vereinigten Stadtthea- nicht bist, kann ich nicht sein“, „Gern ter in Barmen-Elberfeld an. Dort avan- hab ich die Frau’n geküsst, hab nie cierte er schnell zum Konzertmeister. gefragt, ob es gestattet ist“, „Lippen Doch bereits nach einem Jahr wurde schweigen, ’s flüstern Geigen: hab mich Lehár vertragsbrüchig und wechselte lieb“, „Es steht ein Soldat am Wolga- in die Militärkapelle des k. und k. Infan- strand“ … Melodien wie diese sind un- terieregiments Nr. 50 in Wien, die von Susanne Langbein, Florian Stern vergessen. Sie stammen aus Das Land seinem Vater geleitet wurde. „Mit 20 des Lächelns (1929), Paganini (1925), Jahren wurde ich Militärkapellmeister Die lustige Witwe (1905) und Der Zare- und übte diesen Beruf zwölf Jahre aus“, witsch (1927) – Werke, die Franz Lehár berichtete Lehár in seinem Bekenntnis zum am meisten aufgeführten Kompo- weiter. Seine Fähigkeit, die Instru- nisten seiner Zeit machten und somit mentation äußerst differenziert einzu- zum König der Operette im 20. Jahr- setzen, ist auf diese Tätigkeit zurück- hundert. Und zu einem wohlhabenden zuführen. Denn Lehár gab „während Mann. dieser Zeit das Komponieren nicht auf Von den Einkünften aus seinen Werken und hatte mit 26 Jahren erreicht, dass leben zu können, war schon früh der meine Oper Kukuschka […] in Leipzig Wunsch des Musikers. Aufgrund seiner am Stadttheater uraufgeführt wurde“. Begabung begann der 1870 in Komá- Lehár musste sich aber noch eini- rom im damaligen Ungarn geborene ge Jahre gedulden, bis er von seinen Sohn eines k. und k. Militärkapellmeis- Werken leben konnte. Einen ent- ters bereits im Alter von zwölf Jahren scheidenden Schritt in diese Richtung ein Violinstudium am Prager Konserva- brachte ihm 1902 der Kontakt zum torium. „Als Konservatorist hatte ich Theater an der Wien, der führenden aber das Glück, mit Johannes Brahms Operettenbühne der Metropole, in und Antonín Dvořák in Berührung zu der Lehár seit 1899 mit seinem da- kommen“, schrieb Lehár in einer mit maligen Regiment stationiert war. Als Andrea De Majo, Annina Wachter
„Vertragskomponist“ am Theater an ber. Durch die Auftritte des Opernstars der Wien tätig, schrieb er seine ers- auf der Operettenbühne erfuhr dieses EIN STOS S S E UFZE R te Operette Wiener Frauen. Der kurz Genre eine Aufwertung. Für die Stim- darauf folgende Rastelbinder erregte me des Tenors schrieb der Komponist bereits etwas mehr Aufmerksamkeit. zahlreiche Lieder. Auf Wien folgte Mit- Schreib’ ich ernste Musik, ist’s zu opernhaft. Schreib’ ich heitere Musik, ist’s zu trivial. Mit der 1905 uraufgeführten Lustigen te der 1920er-Jahre Berlin als Urauffüh- Schreib’ ich einen Schlager, sagt man: Er schreibt für die Galerie. Witwe gelang Franz Lehár schließlich rungsort von Lehárs Spätwerken. Zu Schreibt er keinen Schlager, sagt man: Es ist ihm nichts eingefallen. der weltweite Durchbruch. In den USA der boomenden Revueoperette boten fanden etwa 5000 Aufführungen im seine tragischen „Verzichtsoperetten“ Fordere ich vom Sänger viel, sagt man: Das sind doch keine Opernsänger. Fordere ich vom Sänger wenig, sagt man: Ja früher, da war’s anders, ersten Jahr statt, in Buenos Aires 1907 ohne Happy End einen stilistischen Ge- da haben die Operettenmeister noch etwas für die Sänger geschrieben. gleichzeitig fünf verschiedene Produk- genpol. Die neuen Medien Rundfunk, tionen in fünf verschiedenen Sprachen. Schallplatte und Film zeigten großes Beschäftige ich den Chor, sagt man: Das sind überflüssige Sachen, „Ich schrieb nun fast jedes Jahr eine Interesse an den lyrischen Operetten- kein Mensch hört zu, was die oben singen. Beschäftige ich den Chor nicht, sagt man: neue Operette und so entstanden bis werken. Einen Höhepunkt und zugleich Wie prächtig haben die Chöre in den alten Operetten geklungen. zu 30 Bühnenwerke. […] Ich hatte mir einen Schlussakzent in Lehárs Karrie- in den Kopf gesetzt, den Rahmen der re markierte die Uraufführung seiner Beschäftige ich die Harfe, sagt man: Das ewige Gezirpe geht auf die Nerven. Operette zu sprengen“, war das we- „musikalischen Komödie“ Giuditta 1934 Beschäftige ich die Harfe nicht, sagt man: Wo ist der Glanz im Orchester? Heute klingt’s so leer. sentliche Anliegen Lehárs. „Ich emp- an der Wiener Staatsoper, die von 120 fand immer mehr und mehr, dass man Rundfunksendern live übertragen wur- Bring’ ich an auffallender Stelle einen guten Walzer, sagt man: die Operette nicht als Kunstgattung, de. Immer diese Walzer. Offenbach hat das nicht nötig gehabt. sondern nur als eine unterhaltsame Die Machtergreifung der Nationalso- Bring’ ich keinen Walzer, sagt man: Wo ist diesmal der große Walzer geblieben? Angelegenheit ansah. […] Ich […] emp- zialisten 1933 zwang Lehár aufgrund Schreib’ ich keine Ouvertüre, sagt man: Der macht sich’s leicht, fand als Ursache die vielen Unwahr- seiner Zusammenarbeit mit „nicht- nicht einmal eine Ouvertüre hat er geschrieben. scheinlichkeiten und Dummheiten der arischen“ Künstler*innen zunächst Handlung. […] Ich setzte mir in den in die Emigration. Vermutlich durch Bring’ ich jedes Jahr ein neues Werk heraus, sagt man: Das ist ein Vielschreiber. Kopf, Menschen zu schaffen, sie so zu die Intervention von Joseph Goebbels Der hat mit der Kunst nichts zu tun. Der reine Fabrikbetrieb. Bring’ ich nicht jedes Jahr ein neues Werk heraus, sagt man: Dem fällt nichts mehr ein. schildern, dass sie unter uns gelebt setzte man seine Erfolgsoperetten haben könnten. Sie empfinden Liebe aber wieder auf die Spielpläne. Lehár Suche ich den Verkehr mit Kritikern, dann denken sie sich: und Leid so wie wir. Natürlich musste wurde als populäres Aushängeschild Na wart’, Kerl, mich wirst Du nicht beeinflussen. ich diese Verinnerlichung in der Musik der NS-Kulturpropaganda gefeiert. Al- Suche ich keinen Verkehr mit Kritikern, dann denken sie sich: Na wart’, du arroganter Flegel, du wirst an mich denken. zum Ausdruck bringen. Ich musste un- lerdings bot das seiner jüdischen Ehe- bewusst, wenn es die Handlung forder- frau Sophie einen gewissen Schutz. Ich bitte gute, nicht komponierende Freunde um einen Ausweg aus diesem Dilemma. te, mit Opernmitteln kommen.“ Und Die letzten Lebensjahre des Komponis- Ich habe bisher mehr als zweieinhalb Jahrzehnte vergeblich darüber nachgedacht. so wurden die Anforderungen an die ten waren von einem raschen gesund- Ich bin aber immer noch ratlos! Gott helfe mir! Sänger*innen und an das Orchester in heitlichen Verfall gekennzeichnet. Am Es gibt in der Kunst keine letzte Instanz. seinen Kompositionen immer größer. 24. Oktober 1948 starb Franz Lehár in Die einzige Instanz, in der ich als Künstler mich beuge, ist mein Gewissen. Ein wahrer Glücksfall für Lehár war da- seiner Villa in Bad Ischl. her seine Begegnung mit Richard Tau- Susanne Bieler FRANZ LEHÁR
sein, dass der Komponist überhaupt DE R auf die Figur dieses „verhemmten Frauenfeinds“ verfiel. Begonnen hatte ZAREWITS C H die etwas verworrene Entstehungsge- schichte allerdings mit Lehárs späterer ODER „DIE NEGATIVE EWIGKEIT Frau Sophie Meth, die das gleichna- DER OPERETTE“ mige Stück von Gabriela Zapolska im Deutschen Volkstheater gesehen hat- te, wo es 1917 am Vorabend der Ok- toberrevolution und mitten im Ersten DER TAUBER IN MONTUR Weltkrieg ein Wiener Theatererfolg ge- wesen war. […] „Glaubst du wirklich, Franz, dass mir Im Gegensatz zu Lehár, der das Buch nur ein einziger Mensch einen ver- Anfang der 20er-Jahre bereits abge- hemmten Frauenfeind abnehmen wür- lehnt hatte, worauf es erst bei Pietro de?“ – Mit diesen Worten soll Hubert Mascagni, dann bei Eduard Künneke Annina Wachter, Bernhard Wolf Tanzensemble Marischka, der legendäre Bonvivant der gelandet sein soll – war Richard Tauber Wiener Operette, 1926 die Titelrolle in von jenem Schauspiel sofort entzückt, Lehárs Zarewitsch dankend abgelehnt als es ihm Lehárs Librettisten Heinz haben. Tatsachlich genügte dieser Za- Reichert und Bela Jenbach vorschlu- rensohn den elementarsten Anforde- gen. Der misogyne Thronerbe wurde rungen, die man gemeinhin an einen zu einer von Taubers Lieblingsrollen; Operettenhelden stellt, schon damals mit Wonne trug er die verschiedensten in keinster Weise. Weder hat er gern, Variationen russischer Gala-Unifor- noch jemals „die Frau’n geküsst“, von men. […] anderen Dummheiten ganz zu schwei- Mit dem Zarewitsch erreichte die Zu- gen, die mit denselben in Verbindung sammenarbeit des Operettenkompo- mit Alkoholgenuss und tänzelnder Be- nisten mit dem Tenor ihren ersten Hö- wegung anzustellen wären und nicht hepunkt. Aus dem Opernsänger, der, umsonst als eigentliches Geschäft der wie Lehár formulierte, „früher gele- Operette gelten. […] gentlich den Operettensänger mit gro- Franz Lehár hatte indes längst die Kon- ßen gesanglichen Mitteln auf die Bühne sequenzen gezogen. Der Zarewitsch er- stellte, war der Sänger der deutschen lebte als erste Lehár-Operette über- Operette geworden“. haupt seine Uraufführung in Berlin. Die Er sollte es fortan bleiben. Tauber Titelrolle sang nicht Hubert Marischka, hatte den Komponisten gefunden, sondern Richard Tauber. Ihm nämlich der ihm die Musik auf die begnade- soll es letztlich zu verdanken gewesen ten Stimmbänder schrieb, Lehár den Konrad Hochgruber, Annina Wachter © Pawel Sosnowski
Interpreten, der ihm schon immer als überlegte sich die Sache und erschien Die Uraufführung des Zarewitsch wur- bürgerliche Publikum durch die radika- Ideal vorgeschwebt haben mochte. eines Nachts bei Tauber. „lch wollte de zu einem wahren Triumph dieses len Neuerungen der zeitgenössischen Tauber war auch der erste Darsteller, mich gerade zur Ruhe begeben, da ich Gespanns und legte den Grundstein Oper verunsichert genug. „lch bin mit von dem Lehár musikalische Änderun- am nächsten Tag in Turandot aufzutre- ihrer weiteren Erfolge. […] Allein als meiner – wenn Sie so wollen – fixen gen akzeptierte, Anregungen zur mu- ten hatte, aber die Sache schien mir zu Zarewitsch war Tauber 1927 über Idee, die Grenzgebiete der Operette sikalischen Gestaltung, ja zu ganzen wichtig und so spielte mir Meister Le- 200 Mal aufgetreten – die eine Hälfte zu erweitern, vielleicht zu früh gekom- Werken annahm: „Die Vorstellungen hár zwei Kompositionen vor, die er mir in Berlin, die andere auf einer großen men. Das musste ich damit bezahlen, dieses Künstlers beeinflussen die Wahl zur Auswahl für das Hauptlied für Zare- Deutschlandtournee, wobei er neben- dass ich für einige Jahre ins Hintertref- meiner Libretti, die melodische Linie witsch vorschlug. Ich wählte sofort die bei auch noch seinen Verpflichtungen fen geriet und meine zu ,schwierigen‘ und die Klangfarbe des Orchesters.“ heute gesungene Melodie des Liedes: an der Berliner und Wiener Staatsoper Operetten nicht aufgeführt wurden. Wie sehr Richard Tauber, der auch ,Willst du, willst du‘ … Ich fühlte, dass nachkam. Noch vor der Uraufführung Das Publikum geht, wenn man Neues selbst komponierte, an der Entste- das der Schlager werden könnte. Lehár, waren die wichtigsten Nummern des versucht, vielleicht nicht gleich mit ... hung der Lehárschen Operetten be- der meine Begeisterung sah, sagte: Zarewitsch aufgenommen worden, das Wenn sie heute nicht kommen, kom- teiligt war, gab er in Zusammenhang ,Damit du in ein paar Tagen nicht wie- Radio erreichte mit ihnen bereits an- men sie morgen!“ mit dem Zarewitsch preis. „Dieses der erklärst, es gefalle dir doch nicht, nähernd 2 Millionen Abonnenten. So Einem Publikum jedoch, das bei Neu- Werk, welches noch mehr als Pagani- wirst du mir die Annahme des Liedes wurde Tauber schon zu Lebzeiten zu em in der Oper nicht mehr mitging, ni den Stempel meiner künstlerischen hier in mein Skizzenbuch bestätigen.‘ seiner eigenen omnipräsenten Legen- kam das Neue in der Operette gerade Eigenart trägt, da fast jeder Takt erst Ich ging auf seine scherzhaften Worte de, die auf Schallplatte für jeden all- recht, mochte es auch das Altbekann- meine ,Zensur‘ passierte, war fast fer- ein und schrieb unter die Skizze: ,Be- täglich verfügbar war. Sein leibhaftiges te der Oper sein. Nicht umsonst wird tig, als ich im Herbst 1926 nach Wien willigt!‘“ Erscheinen auf der Bühne freilich wur- im Zarewitsch der alte Opernkonflikt kam. Lehár hatte bereits ein ,Tauber- Ausgerechnet dieses Tauber-Lied de zum Feiertag: „Dieser zum Mythos von individuellem Glück und Staats- Lied‘, wie er sich ausdrückte, im Sinn. konnte sich dann auf Dauer nicht gewordene ,Mann mit dem Einglas‘ ist raison ausgetragen, wenn auch mit Es sollte ein Walzer werden. Er spielte durchsetzen und wurde von Lehár spä- nicht nur ein Prinz, sondern ein Halb- den Mitteln der Operette: nicht in den mir die Melodie vor und ich war ehrlich ter zum Duett „Küss mich, küss mich“ gott, ein Gott des Gesangs und bei sei- Gesangsnummern, sondern im Dialog. begeistert, nur die letzten sechs Takte umgearbeitet. – Bei der Berliner Ur- nem Preislied kann er nicht weniger als Entsprechend tritt der Gegenspie- waren zu gekünstelt und harmonisch aufführung am 21. Februar 1927 frei- vier- oder fünfmal Tauber spielen.“ […] ler der Titelfigur, nämlich sein Vater, zu kompliziert, um populär werden zu lich war es „ein Bombenerfolg! Viermal im Gegensatz zu Zapolskas Vorlage können … Ich machte darauf den Vor- musste ich das Lied wiederholen. Ich erst gar nicht persönlich auf, sondern schlag, die ganze Nummer fallen zu hatte mich nur für zwei Wiederholun- GRENZGEBIETE DER OPERETTE nur in Gestalt von Stellvertretern wie lassen“ – sie wurde mit dem Text „Ich gen mit verschiedenen Schlüssen ver- dem Großfürsten oder dem Minister- bin verliebt“ dann ins zweite Finale ein- sehen. Ich musste also improvisieren „Zwischen der ernsten Produktion und präsidenten […]. Auch der Chor spielt gelegt – „und ein gleiches Lied wie in und sang vor der vierten Wiederholung dem bürgerlichen Konsum zeigt sich als Repräsentant des Volkes drama- Paganini zu schreiben, nämlich einen zu Lehár, der am Pult saß, in der Me- allerorten offen das Vakuum“, klagte turgisch nur eine Nebenrolle, sei es Gesang in Rondoform, das heißt die lodie von ,Willst du‘ hinunter: ,Franzl, schon damals Theodor W. Adorno. Die- als bloßer akustischer Hintergrund zu Hauptmelodie am Anfang und Schluss, Franzl, wollen wir noch mal singen!‘ Er ses Vakuum auszufüllen, war seit jeher Beginn des ersten Akts, sei es im zwei- als Mittelsatz eine vollkommen neue nickte und sein liebes, herziges Gesicht Lehárs Bestreben. Mit erstaunlicher ten Akt als dekorative Staffage des Melodie“ – eine Form, die von nun an strahlte in eitel Wonne.“ […] Hartnäckigkeit hatte er daran festge- Hofes. Erst am Ende des dritten Akts jedes Tauber-Lied haben sollte. Lehár halten, bis die Zeit reif war, sprich: das stellt er jene Öffentlichkeit her, für
deren Wohl der Zarewitsch vermeint- Als habe es sich die Weltgeschichte zur lich auf sein vermeintliches Glück ver- vornehmsten Aufgabe gemacht, die zichtet. Aber selbst dieses öffentliche Operette mit Stoff zu versorgen, war Wohl bleibt eine Behauptung, die sich Lehár durchdrungen von seiner kul- musikalisch in einer 12-taktigen Vokal- turellen Mission, Geschichte zu emo- fanfare erschöpft. Fast drei Viertel der tionalisieren. […] Statt die Gegenwart Das alles ist sehr echt und sehr slawisch. Musiknummern gelten schließlich dem zu überhöhen, wie in früheren Zeiten, Aber natürlich klingt auch überall in der Partitur Privatschicksal des unglücklichen Lie- verklärte die Operette unversehens die der echte Lehár-Ton auf, der weich-melodische, bespaars. So Iyrisch entfremdet sie der Vergangenheit, oft genug ihre eigene, von innen heraus durchglühte. prosaischen (durch Sprechrollen reprä- denn, so Adorno, „die negative Ewig- sentierten) Außenwelt gegenüberste- keit der Operette: das ist allemal die ERICH URBAN IN B.Z. AM MITTAG, FEBRUAR 1927 hen, so Iyrisch erblüht ihr Gesang aus des Gestrigen“. dieser Entfremdung. Es ist das Melos des vergeblichen Glücks, nach dem sich die Figuren von Anfang an sehnen. Die- RUSSISCHES ALTHEIDELBERG se melancholische Spätblüte kantabler Melodik fand in Franz Lehár just dann „Gefühl freilich steht ja augenblick- ihren letzten Meister, als sie aus der lich nicht allzu hoch im Kurs, und nur Oper endgültig verschwunden war. zu oft bekommt man zu hören, das Und so war Taubers Wechsel zur Ope- sei alles ,falsche Sentimentalität‘ ... rette symptomatisch für die Situation Könnte es aber nicht sein, dass Men- des Musiktheaters in den 20er-Jahren. schen, denen das Gefühl für echtes Neben unwiderstehlichen Gagen lockte Gefühl abhandengekommen ist, jede Immer wieder erfreut die melodiöse Sprache seiner Musik. die Operette namhafte Opernsänger Gefühlsäußerung mit falscher Senti- Nirgends banale oder abgegriffene Tonfolgen vor allem wegen ihrer unbestrittenen mentalität verwechseln?“ – beklagte in dieser […] mit Sinn für aparte Färbung instrumentierten Partitur, in der es singt und klingt, Möglichkeiten zu stimmlicher Entfal- sich Franz Lehár zu Zeiten des Zare- und deren Lyrik besonders gerne tung an. Immerhin boten sie im Falle witsch. Zumindest der Vorwurf, er habe auf breit ausgesponnenen Harfen-Glissandi schwebt; Lehárs, wie Tauber versicherte, „voll- mit diesem die Träne in die Operette opernhaft aufgebaut und gesteigert die großen Ensemble-Sätze, endete Gesangspartien und unter- eingeführt, trifft nur bedingt zu. Die zumal das Finale des zweiten Aktes, scheiden sich nur sehr wenig von der sentimentale Operette ohne Happy in dem die orchestralen Wogen der aufstürmenden Gefühle hemmungslos über den Singstimmen zusammenschlagen. ernsten Kunst der Oper. Es ist nicht End hatte bereits 1916 […] im äußerst wahr, dass eine Operette Kitsch sein lukrativen Dreimäderlhaus traurige Ur- MORITZ LIEB IN DER BERLINER MORGENPOST, FEBRUAR 1927 muss. Wenn ein wirklicher Künstler ständ gefeiert. Und schon 1907 hatte eine Operette komponiert, kann auch Georg Jarnos Förster-Christl nicht min- sie ein Kunstwerk sein.“ der rührselig auf ein gekröntes Haupt Wie um diesen Kunstanspruch zu le- verzichtet. Als unerreichtes Muster gitimieren, wich die alte Frivolität des solcher Sujets darf jedoch das Rühr- Genres neuem historistischen Pomp. stück des 20. Jahrhunderts schlechthin
gelten: Altheidelberg von Wilhelm „EINSAM AM WOLGASTRAND“ Ehrengast an der 3. Jahrestagung der Wolga angekommen sein, doch hat- Mayer-Förster, 1901 uraufgeführt und Reichskulturkammer in der Philharmo- te das „Wolgalied“ durch Stalingrad in den nächsten Jahrzehnten das meist- „Du weißt, ich habe den Czarewitsch nie teil, wo er auch Hitler kennenlernte. plötzlich eine völlig neue Bedeutung aufgeführte deutsche Drama über- zweimal refüsiert. Vor einigen Tagen […] erhalten. Dass ausgerechnet zwei haupt. Die Geschichte der Mesalliance kam Jenbach zum dritten Mal mit dem Drei Tage später besuchte Hitler gar Juden diese inoffizielle Hymne der eines einsamen Prinzen namens Karl- Buch zu mir. Er kam in verzweifelter eine Vorstellung des Zarewitsch, der am deutschen Weltkriegskatastrophe ge- Heinz, der wie Zarewitsch Aljoscha Stimmung. Die Erben der Frau Zapolska 25. November im Theater am Nollen- schrieben haben, ist grotesk genug; noch nie „die Frau’n geküsst“ hat, und erklärten, nicht mehr zuwarten zu wol- dorfplatz Premiere hatte, zusammen dass das „Wolgalied“ tatsächlich zu der Kellnerin Käthie, wie Sonja unbe- len! Sein Recht, aus dem Stoff eine mit dem protokollierenden Goebbels: einer solchen wurde, gehört zu den schwertes Mädel aus dem Volk, war Operette zu machen, sei verwirkt „Der Führer ist ganz groß in Aktion. makabren Wendungen der Geschichte. selbst schon Operettenstoff genug, – kurz sie warten nur unter einer Be- […] Abends gehen wir mit ihm in den „Es stand ein Soldat am Wolgastrand, wie Sigmund Romberg mit seiner in dingung – wenn ich das Werk vertone! Zarewitsch. Lehár dirigiert. Ein rich- hielt Wache für sein Vaterland ...“ Wenn Amerika sehr erfolgreichen „Musical Da nahm ich das Buch wieder zur Hand tiges Schmalz für Auge und Ohr. Das es nach dem Zweiten Weltkrieg in fast Romance“ The Student Prince unter und – fall’ nicht um – es geschah ein Publikum ist begeistert. Das ist auch jedem Radiowunschkonzert erklang, Beweis stellte. Bereits hier hatte der Wunder. Die Einfälle überstürzten sich, schön so. Wir haben alle viel Spaß da- galt es den vermissten Soldaten in rus- Prinz eine weltgeschichtliche Mission ich wurde von Liebe erfasst und ich ran, und Lehár ist ganz glücklich.“ sischer Kriegsgefangenschaft, denen zu erfüllen, der das Mädel aus dem glaube – es wird eine Lustige Witwe.“ Das eigentlich Erstaunliche an dieser ein Operettentext zur konkreten Ge- Volk nicht leichtfertig im Wege stehen Obwohl Lehárs kühne Prophezeiung Produktion aber war der Programm- schichte geworden war: „Wenn ein will. […] den skeptischen Hubert Marischka zettel, auf dem groß die Namen der Mensch verlassen ist und er klagt und Bereits in Zapolskas Rührstück war bekanntlich nicht umstimmen konn- jüdischen Librettisten Bela Jenbach er fragt: Hast du dort oben vergessen die Weltgeschichte auf psychologische te, schien sie sich zum Erstaunen al- und Heinz Reichert zu lesen waren. Als auf mich?“ Seitdem hat Der Zarewitsch Probleme geschrumpft, selbst wenn bei ler zunächst zu erfüllen; vor allem im sechs Jahre später die Wehrmacht am seinen Platz im kollektiven deutschen ihr der Zar noch leibhaftig als das Ge- deutschsprachigen Raum und im Ge- Wolgastrand stand, erhielt der Kom- Bewusstsein gefunden. Die Operette, spenst einer bedrohlichen politischen biet der früheren k. und k.-Monarchie ponist, kurz vor dem Fall Stalingrads, die sich der Historie hemmungslos als Realität in den düsteren Gemäuern des war die Resonanz gewaltig. Über 100 von „Oberleutnant Petzold und seinen Stofflieferant bedient hatte, wurde Kremls umging. Denn eigentlicher Aus- Theater haben hier den Zarewitsch Getreuen“ noch folgende Feldpost: schließlich selbst von der Geschichte löser der Handlung ist des Zarensohns allein in der Spielzeit 1927.28 nach- „Bei den Klängen des Liedes ,Es steht eingeholt und bestätigt somit ihre „ne- schwer zu ergründende Abneigung gespielt. Seitdem gehört er zum eiser- ein Soldat am Wolgastrand‘, das aus gative Ewigkeit … Was gestern verging, gegen das weibliche Geschlecht. Auf- nen Operettenrepertoire und doch der Membrane eines für die Ostfront kommt heute als Gespenst zurück und gewachsen unter Soldaten, erfreut er fällt seine eigentliche Rezeption in die gespendeten Grammophones tönt, in der Zukunft gibt es sich als Zeichen sich nämlich eher an turnenden Buben dunkelste Epoche deutscher Geschich- erlauben wir uns, den Wunsch auszu- der Ewigkeit.“ als an tanzenden Damen. Ein Ludwig II. te, als nicht nur ein Soldat am Wolga- sprechen, Sie, hochverehrter Meister, Stefan Frey der Operette? Oder doch eher ihr Par- strand stand. Richard Tauber, der ers- zu bitten, uns ein Bild von Ihnen mit sifal? Der weitere Verlauf der Handlung te jener namenlosen Soldaten, war zu Widmung zu senden. Wir werden dem Dr. Stefan Frey ist Rundfunkjournalist und Autor zahl- reicher Publikationen zur Operette, u. a. der 2020 im lässt es im Dunkeln. […] diesem Zeitpunkt längst nach London Bild einen Ehrenplatz in unsrem Wolga- Wiener Böhlau Verlag erschienenen Biografie Franz emigriert. Und Lehár? Reiste seit vier Bunker einräumen.“ Lehár. Der letzte Operettenkönig. Jahren erstmals wieder nach Berlin Die am 11. Februar 1943 abgeschickte und nahm am 27. November 1936 als Fotografie dürfte wohl kaum an der
Susanne Langbein, Florian Stern, Tanzensemble © Pawel Sosnowski
ben war. Interessant ist auch, dass sich das schmissige „Wengerka-Lied“ von dierten Fassung. Das Reizvolle der Ur- das Original-Libretto kaum von der Sonja. Neben vielen Modetänzen wie fassung: Es handelt sich hierbei um ein revidierten Fassung (1937) unterschei- One-Step, Charleston oder Foxtrott wirkliches Duett, und ein Chor hinter det. Aber selbstverständlich haben wir vereint die Zarewitsch-Partitur natür- der Szene – mal singend, mal summend – die Dramaturg*innen Susanne Bieler lich slawische Folklore, wie Tscherkes- – begleitet das Paar traumversunken in E I NE R WIRD und Ronny Scholz und ich – das Libret- sen-Tänze, aber auch Tango und Wie- seiner „Italien-Revue“. to in ein sprachliches „Heute“ trans- ner Walzer. Das Tanzensemble und die KO MM E N … feriert und an entscheidenden Stellen wunderbaren Choreografien von Stefa- ausgedünnt, um es auf das Wesentli- nie Erb sind daher ein wesentlicher Be- Die Operette spielt im Russland des REGISSEUR SEBASTIAN che zu konzentrieren. standteil unserer Inszenierung. ausgehenden 19. Jahrhunderts. Wel- RITSCHEL UND DIRIGENT che Bedeutung bekommt der histo- HANSJÖRG SOFKA IM GESPRÄCH rische Hintergrund in Ihrer Inszenie- ÜBER DEN ZAREWITSCH Also kann man sich auf einige uner- Dem Star-Tenor Richard Tauber wurde rung? wartete Überraschungen freuen? die Rolle des Zarewitsch auf den Leib geschrieben. Wie umgeht man diese SEBASTIAN RITSCHEL: In erster Linie HANSJÖRG SOFKA: Ja, die Urfassung Ausrichtung beziehungsweise spielt erzählt der Zarewitsch eine universelle ist wesentlich Tanzmusik-lastiger. Die der Personenkult eine Rolle? Geschichte: Die der Unvereinbarkeit Der Innsbrucker Zarewitsch-Insze- Nummern – sie sind zum Teil dieselben, von persönlichem Glück und vorbe- nierung liegt die musikalische Rekon- nur in anderem Kontext, mit anderem SEBASTIAN RITSCHEL: Man umgeht stimmter Funktion innerhalb einer Erb- struktion der Urfassung zugrunde. Text und oft einer anderen Figur zu- diese Ausrichtung, indem man die folge. Das russische Zarenreich legt Wie kam es zu dieser Ausgrabung? gewiesen – sind spritziger gehalten. Urfassung spielt. In dieser Fassung sich als eine Art Folie über die Hand- Weniger Fermaten, weniger Rubato. ist die Sonja/Zarewitsch-Proportion lung. Daher glaube ich, dass der histo- SEBASTIAN RITSCHEL: Durch die Und auch weniger hohe Spitzentöne. vielschichtiger und vor allem ausge- rische Hintergrund und der Staatsap- enge Zusammenarbeit mit Stephan Ganz offensichtlich hat sich bei der re- glichener. Man muss wissen, dass die parat „Russisches Zarenreich“ für den Kopf (Leiter des Verlags MUSIK UND vidierten Fassung ein berühmter Tenor revidierte beziehungsweise bekannte Grundkonflikt und die Dramaturgie des BÜHNE und Lizenzvertreter der Lehár- stark eingebracht, um stimmlich mehr Fassung des Zarewitsch einen Zustand Zarewitsch unerlässlich sind. Trotzdem schen Werke in Deutschland) ist in uns glänzen zu können. zusammenfasst, der die unterschied- ist es mir wichtig, den Kontext zum die Idee gereift, die wenig bekannte lichsten Aufführungstraditionen – gut Heute herzustellen, das Verhalten der und nicht edierte Urfassung des Zare- SEBASTIAN RITSCHEL: Die musika- oder schlecht – bündelt und in erster handelnden Menschen für uns nach- witsch (1927) wieder auf die Bühne zu lische Urfassung hält wirklich einige Linie einen „Tauber-Abend“ repräsen- vollziehbar und erklärbar zu machen. bringen. Mein Vorschlag, sich für diese Überraschungen bereit. Eine davon tiert. Der „moderne Mensch“ agiert anders lohnenswerte Fassung zu entscheiden, ist das burleske Tanz-Duett „Täglich als der „historische Mensch“. Die In- wurde von Johannes Reitmeier und frische, heiße Liebe“ von Mascha und HANSJÖRG SOFKA: Ein Beispiel da- szenierung blickt mit heutigen Augen den Kolleg*innen des Tiroler Landes- Iwan aus dem dritten Akt, welches in für ist der Beginn des dritten Aktes auf die Figuren und zeigt am Beispiel theaters begeistert angenommen. Und der revidierten Fassung vollständig mit „Kosende Wellen/Warum hat jeder der Sonja den Wandel von der Opfer- so präsentieren wir den Zarewitsch in gestrichen wurde. Ebenfalls geopfert Frühling ach nur einen Mai?“. Hier gibt rolle zur emanzipierten Frau. einer musikalischen Fassung, die wahr- wurden der One-Step „Weib, reizendes es Veränderungen sowohl im Vorspiel scheinlich seit 1936 nicht mehr zu erle- Weib, dich hab ich lang studiert“ oder als auch im Duett gegenüber der revi-
Die Handlung des Zarewitsch könnte als Ehefrau versteckt zu werden und Zieh ich das große Los, man so zusammenfassen: Der Zaren- genau weiß, was sie will. Auf der ande- wird das Glück mir scheinen? sohn Aljoscha verliebt sich in die Tän- ren Seite: Ihr Mann Iwan, der versucht, Werd ich als Spielzeug bloß zerin Sonja und entsagt der Krone. nicht nur die Herzen anderer Frauen zu diese Stund beweinen? Werde, was will, daraus, Letztendlich trennt er sich aber doch erobern. Liebe, nach dir, nach dir von ihr, um die Thronfolge anzutreten. Gerade im Nebeneinander dieser Le- breite ich meine Arme aus! Was sind die Themen, die das Werk bens- und Liebesentwürfe sehen wir Einer wird kommen … auch für uns hier und heute interes- die gesamte Breite der Möglichkeiten SONJA IN sant und relevant machen? von zwischenmenschlichem Miteinan- „EINER WIRD KOMMEN …“, der. ERSTER AKT SEBASTIAN RITSCHEL: Die Themen der Operette möchte ich mit Identi- tätssuche und Liebesflucht umschrei- Dem Zarensohn werden Frauenfeind- ben. Das Stück handelt auf den ersten lichkeit und homosexuelle Neigungen Blick von einem jungen Mann, der unter nachgesagt. Wie geht die Inszenie- enormem gesellschaftlichen Druck lebt rung mit diesen Themen um? und – in einen goldenen Käfig „ge- sperrt“ – den Erwartungen einer gan- SEBASTIAN RITSCHEL: Ist es nicht zen Nation entsprechen muss. Diesem nachvollziehbar, dass der Zarewitsch Druck versucht er zu entfliehen, indem – im Bewusstsein einer nahenden er seiner Leidenschaft, dem Theater, Zwangsverheiratung – keine Bindung frönt, um sich so den Einflüssen des eingeht? Von der Frauenfeindlichkeit Palastes entziehen zu können. Die des Zarewitsch wird uns nur berichtet innige Beziehung zur Tänzerin Sonja und in der Tat lernen wir anfangs einen ist aus einer Trotzreaktion gegen die sehr harschen Menschen kennen. Psy- Obrigkeit hervorgegangen. Doch der chologisch interessant, weil der jun- Zarewitsch ist eine „Verzichtsoperette“ ge Thronfolger scheinbar niemanden ohne Happy End, denn der Ausbruch wirklich an sich heranlässt und ihn die aus der Gesellschaft und die Verwirk- Versuche des Hofes, ihn zu verbandeln, lichung des persönlichen Lebenstrau- verständlicherweise irritieren. Seine mes wird pflichtbewusst hintange- Reaktion auf die Enttarnung des ge- stellt, sobald es die Erfordernisse der wünschten „Tänzers“ als „Frau“ ist sehr Gesellschaft verlangen. grob und viele Inszenierungsansätze Neben dem „großen Paar“ Sonja und stürzen sich daher auf das Thema „Die Zarewitsch gibt es noch das Buffo-Paar Homosexualität des Titelhelden“. Iwan und Mascha: Eine sehr selbst- Ist aber nicht die Frage viel interes- bewusste junge Frau, die es satthat, santer, weshalb er sich dann doch auf Susanne Langbein, Florian Stern
Sonja einlässt? Die Intrige des Zaren- Orchesters verzichten wir und nehmen hofes, dem Zarewitsch einen „jungen dafür die Mandoline mit in den Graben, Tscherkessen“ vorzusetzen, um ihn um ein wenig folkloristisches Kolorit dann mit einer Frau „zu überraschen“, mit in den Klang zu bekommen. kontert Sonja geschickt mit einer eigenen Intrige: Sie wollen kamerad- SEBASTIAN RITSCHEL: Was mich schaftlich den Anschein einer Affäre als Regisseur an dem Stück und den erwecken. Und aus diesem gemeinsa- Figuren reizt, ist das Aufeinandertref- Ich kann es nicht einsehen, dass es der Zweck der Operette sein soll, men Miteinander (ein Pakt gegen den fen des schonungslos berechnenden alles Schöne und Erhabene Hofstaat) entstehen wirkliche Gefüh- Intrigenspiels und die angewendete ins Lächerliche und Ulkige herabzuziehen. le, die beide übermannen – den Zare- Kälte des Staatsapparates, der be- Ein musikalischer Possenschreiber witsch wohl noch mehr als Sonja. Ist rührende Optimismus von Sonja und möchte ich niemals sein. Mein Ziel ist es, die Operette zu veredeln. sie vielleicht der erste Mensch, für den dem Zarewitsch sowie das unglaub- Der Zuschauer soll ein Erlebnis haben er überhaupt fühlt? lich witzig gebaute Buffo-Paar Mascha und nicht bloß Unsinn sehen und hören. und Iwan. Diese drei Facetten erzeugen eine enorme Lebendigkeit. Denn eins FRANZ LEHÁR Was macht für Sie den Reiz dieser dürfen wir nicht vergessen: Bei aller Operette aus? Tragik ist Der Zarewitsch – und jetzt spreche ich als Kostümbildner – ein HANSJÖRG SOFKA: Die Verbindung opulentes Werk voller rauschhaftem von Tanzmusik beziehungsweise Un- Tanz und effektvollen Theatertableaux, terhaltungsmusik der damaligen Zeit in vor allem im dritten Akt, den wir in un- manchmal schmissigen, manchmal ruhi- serer Lesart zu einer Revue ausgebaut gen Nummern mit dem Gestus der gro- haben. ßen Oper in den Akt-Finali. Ursprüng- Das Gespräch führte Ronny Scholz. lich waren Saxophone geplant, diese sind aber wohl schon vor der Berliner Premiere wieder eliminiert worden. Die Instrumentierung ist ganz praxisnah. Ohne große Eingriffe kann das Instru- mentarium auf ein kleines Orchester reduziert werden. Viele Theater der damaligen Zeit hatten einfach zu wenig Platz für große Orchester. Man musste den Gegebenheiten angepasst musizie- ren. Wir haben uns für eine Zwischen- variante entschieden. Auch auf die Bühnenmusik in Form eines Balaleika- Dale Albright
S O N JAS VERZ ICHT AUSSCHNITT AUS DEM DRAMA DER ZAREWITSCH VON GABRIELA ZAPOLSKA Präsident: Ihr müsst ihn bewegen, Euch Präsident: Hört mich gut an, Sonja Iwa- ihnen, atme ihre Gedanken, mit Euch ins Ausland gehen. zu vergessen. Müsst ihn nowna! Ihr betrachtet die- lechze wie sie nach den Re- Doch wer weiß, ob es ihn dazu bringen, dass er mit se höchsten Dinge einfach formen, die kommen müs- nicht eines Tages gereuen seiner Braut sich trauen las- und, wie ich sagen muss, mit sen und kommen werden! würde, durch Euch auf die se, wie dies der historische Scharfsinn. Glaubt mir: Auch Wehe uns allen aber, wenn Stelle verzichtet zu haben, Moment erfordert, den wir ich teile im Innersten Eure sie schon jetzt kämen! Denn die ihm das Schicksal be- jetzt durchleben. Ansichten und liebe unser sie wären verfrüht! Noch stimmt! Wie schön sind hin- Sonja: Das dürft Ihr von mir nicht Volk nicht weniger als Ihr. ist das Volk darauf nicht gegen Eure jetzigen Rollen! verlangen! Ich will nichts an- Nun liegen aber die Dinge so, genügend vorbereitet, da- Zwei Herzen, die ihre egois- deres, als Aljoschas Wohl. dass in der gegenwärtigen rüber nicht genügend auf- tischen und im Grunde nich- Und ich weiß, dass er ein- Regierungsform auch nicht geklärt! Und darum würde tigen Ziele freiwillig auf den zig mit mir und in der Stille einen Moment lang eine Pau- diese unsere teure Erde in Altar der Pflicht hinlegen. glücklich sein kann. Lasst se, eine Lücke eintreten darf. ein Riesenleichenfeld sich Sonja: Nicht um solch nichtigen Lo- ihn zurücktreten und leben Alle, die unser Volk so auf- verwandeln! Was jetzt noch bes willen täte ich das, was wie ein Mensch, nicht wie richtig lieben wie ich, wie Ihr, Ferment ist, würde einen Ihr von mir fordert! Ich tue es ein Zar! Er hat dies übrigens Sonja, auf sein Wohl wirklich brudermörderischen Kampf einzig deshalb, weil ich mit schon längst begriffen und bedacht sind, müssen daher entfachen! Habt Ihr mich an- meinem einfachen Bauern- sich danach immer gesehnt. alles daransetzen, dass sie gehört, Sonja? verstande die ganze Gefahr Präsident: Möglich. Doch das darf jetzt nicht entstehe. In demselben Sonja: Ich – höre – erkenne, die durch Aljoschas unter keiner Bedingung ge- Moment, da der Selbstherr- Präsident: Und glaubt Ihr an die Auf- Rücktritt heraufbeschwo- schehen. Er muss für das scher seine Augen schließt, richtigkeit meiner Worte? ren würde. Und ich erkenne Wohl seines Volkes sich muss schon der zweite Sonja: Ich glaube – darum auch, dass weder er opfern, muss den Thron be- vor die Menge treten. Der Präsident: Ich dank’ Euch, Sonja Iwa- noch ich hier infrage kom- steigen nach seines Vaters – zweite, an den sie gewöhnt nowna. Ihr seid ein tapferes men dürfen. Gegen das, Sonja: Für das Wohl? Eher für das ist und den allein sie ohne Weib und eine große edle was auf dem Spiele steht, Unheil. Ach, Eure Exzellenz! Wanken annimmt. Glaubt Seele. Nichts wäre doch für sind wir Nullen – Staub – Ich bin nur ein einfaches Ihr, Sonja, ich kenne die Euch leichter, als des Zare- So geschehe denn, was ge- Volkskind. Dennoch weiß ich, Seele dieser Menge nicht, witsch morganatische Ge- schehen muss! dass der Menschheit Heil die sich jetzt vor dem Palast mahlin zu werden. Er würde nicht – drängt und zu den Fenstern für Euch ohne Bedenken hinaufblickt? Ich lebe ja mit dem Thron entsagen und
Susanne Langbein © Pawel Sosnowski
LEBENSLÄUFE Hansjörg Sofka Sebastian Ritschel Stefanie Erb Michael D. Zimmermann Florian Stern Dale Albright MUSIKALISCHE LEITUNG REGIE & KOSTÜME CHOREOGRAFIE BÜHNE ZAREWITSCH GROSSFÜRST Der Innsbrucker studierte Sebastian Ritschel ist seit Ihre Ausbildung absolvierte Michael D. Zimmermann Aufgewachsen und matu- Geboren in Minnesota, stu- Dirigieren und Komposition 2017.18 Operndirektor der Stefanie Erb an der Iwanson studierte Bühnen- und Kos- riert in Berlin, ökonomisch dierte Dale Albright Gesang bei Prof. Edgar Seipenbusch Landesbühnen Sachsen. Zuvor International School of tümbild in Köln und Dortmund studiert in Hannover und und Kunstgeschichte. Engage- am Tiroler Landeskonservato- war er Hausregisseur und Lei- Contemporary Dance in sowie Kunstgeschichte und gesanglich diplomqualifiziert ments führten ihn u. a. nach rium. Es folgten Meisterkurse tender Dramaturg am Theater München. Seit 1995 arbeitet Architektur in Frankfurt/Main. in Zürich (bei Scot Weir und Hildesheim, Bremen, Frank- bei Yuri Achronovich in Italien Görlitz-Zittau. Als Regisseur sie als Tänzerin u. a. an den Er entwarf das Bühnenbild Werner Güra), involviert in furt, Münster und an die Ber- und Konrad Leitner in Wien. und Ausstatter erarbeitete er Staatsopern München und zur Caterina Valente Show am das a-cappella-Quintett www. liner Kammeroper. Seit 1993 Seit 1999 ist er Dirigent beim sich in mehr als 50 Produktio- Berlin, am Theater Basel, Theater des Westens in Berlin, maennerwirtschaft.de und den ist er Ensemblemitglied am TENM – Tiroler Ensemble für nen ein vielseitiges Repertoire Montpellier Opernhaus, an der wie auch diverse Ausstattun- Verlag www.uhrenliteratur. TLT und war u. a. als Herodes Neue Musik. Seit 2001.02 ist in Oper, Operette und Musical, Vlaamse Opera sowie bei den gen u. a. an den Theatern Ulm, de, brachte den Tenor ein (Salome), Hauptmann er am TLT engagiert, zunächst darunter Die Liebe zu den drei Festspielen in Salzburg und Braunschweig, Darmstadt, Vorsingen in Hof (Bayern) (Wozzeck), Totengräber (Toten- als Ballett- und Solorepetitor, Orangen (Theater Münster), Bregenz und dem Edinburgh Hildesheim, Passau, Gelsen- noch zu Studienzeiten an das tanz), Zauberer Nika Magadoff seit 2008.09 als Kapellmeister Cabaret (Theater Magdeburg), Fringe Festival. Als freie kirchen, Münster, Kaiserslau- TLT, dem er seit der Spiel- (Der Konsul), als Diener in The und Solorepetitor. Er hatte Die Dreigroschenoper (Staats- Choreografin ist sie für Film, tern, am Prinzregententheater zeit 2012.13 verbunden ist. Fall of the House of Usher, als die Musikalische Leitung bei operette Dresden), Linker- TV, Varieté-Theater sowie für München und in Coburg, wo Frei nach Loriot: „Ein Leben Blazes in Der Leuchtturm und zahlreichen Musicals inne hand (GHT Görlitz-Zittau) Schauspiel- und Opernpro- er einige Jahre als Ausstat- außerhalb Tirols ist möglich, als Male Corus in The Rape (u. a. Anatevka, Jekyll & Hyde, sowie Sunday in the Park with duktionen tätig, u. a. an der tungsleiter arbeitete. Ferner aber sinnlos“ krönte die of Lucretia zu erleben sowie Der Mann von La Mancha, Oli- George und Katja Kabanowa Hamburgischen Staatsoper, entstanden Ausstattungen Familiengründung sowie die in Musicals wie La Cage aux ver!, Nostradamus, Hello, Dolly!, (Landesbühnen Sachsen). dem Landestheater Linz und am Teatro Colon in Bogotá/ Entwicklung des Zirbengins Folles (als Zaza), Anatevka Chicago, Die Schattenkaiserin), Seine Grazer Inszenierung dem Staatstheater Darmstadt. Kolumbien und für den ORF in www.zirbin.at die Verbunden- (Tevje), Hello, Dolly! (Vander- bei Liederabenden/Revuen von Joseph Beers Operette Sie ist Dozentin an der Aka- Innsbruck. Von 1999 bis 2013 heit mit der neuen Heimat. gelder) und Die Schattenkai- (Sekretärinnen, Heiße Zeiten Polnische Hochzeit wurde für demie Iwanson International, leitete er die Kostümabteilung Florian Stern sang bisher in 44 serin (Ludovico Sforza). Als …, Quarantäne. Die Revue) den Österreichischen Musik- der Theaterakademie August am TLT. Seit 2013.14 ist er Produktion und mehr als 460 Regisseur arbeitete er u. a. und zeitgenössischen Opern theaterpreis 2020 u. a. als Everding und unterrichtete Chefkostümbildner, seit 2007 Vorstellungen Rollen wie Cliff mit der Opernklasse am (Stallerhof und Totentanz). Beste Operettenproduktion an der königlichen Ballett- zudem Ausstattungsleiter der (Cabaret), den Italienischen Tiroler Landeskonservatorium Außerdem komponierte er nominiert und gewann den akademie in Stockholm und Kammerspiele. Für seine Kos- Sänger (Capriccio), Baron- (zuletzt Die lustigen Musik zu Schauspielproduk- BR-Klassik „Operettenfrosch“. am Tanzhaus Moskwitsch in tümgestaltung von Johanna celli (Rienzi), Tony (West Side Nibelungen). Am TLT inszenier- tionen, zuletzt für Pinocchio Im September 2022 wird er Moskau. 2007 wurde sie mit Doderers Oper Liliom erhielt Story), Cornelius (Hello, Dolly!) te er z. B. The King and I, sowie Jim Knopf und Lukas der die Intendanz am Theater dem Isadora Tanzpreis geehrt. er 2020 den Österreichischen und Amos (Chicago). Anatevka, Der Weibsteufel, Lokomotivführer. Regensburg übernehmen. Am TLT choreografierte sie Musiktheaterpreis. Souvenir und Rigoletto. American Idiot.
Michael Gann Susanne Langbein Konrad Hochgruber Andrea De Majo Annina Wachter Bernhard Wolf MINISTERPRÄSIDENT SONJA KAMMERDIENER IWAN MASCHA BORDOLO Nach Abschluss seiner Ausbil- Erste Erfahrungen sammelte Der aus Südtirol stammende Der Italiener absolvierte seine Die Innsbruckerin erhielt ihre Bernhard Wolf wurde in Bach/ dung an der Staatlichen Hoch- die Sopranistin am Landes- Konrad Hochgruber absolvier- Ausbildung an der Theater- Gesangsausbildung an der Lechtal geboren und trat schule für Musik in Karlsruhe theater Coburg. Ihr Studium te zunächst eine Gesangs- und Musicalakademie Fon- Anton-Bruckner-Universität bereits als Zehnjähriger an der 1991 gab er sein Bühnendebüt absolvierte sie an der Hoch- und Instrumentalausbildung deria delle Arti in Rom. Auf Linz bei Katerina Beranova. dortigen Dorfbühne auf. 1996 bei den Ettlinger Festspielen. schule für Musik Franz Liszt in in Bruneck. Parallel zur eine Italien-Tournee als Dorian Zuvor war sie Schülerin von spielte er in Schwabenkinder Er sang im Bayreuther Fest- Weimar. Gastspiele führten sie Ausbildung an der Schauspiel- Gray im gleichnamigen Mu- Vera Schoenenberg in Inns- eine Hauptrolle und wurde spielchor und war Ensemble- nach Deutschland, Dänemark, schule FORUMSCHAUSPIEL sical folgte die Rolle des Guy bruck und studierte am Tiroler festes Mitglied der Geierwally mitglied am Stadttheater Thailand, Polen, Italien und Tirol studierte er Psychologie in Once in Südtirol. Er wirkte Landeskonservatorium. Die Freilichtbühne. Nach seiner Regensburg. Von 1993 bis in die Schweiz. Ab 2010 war in Innsbruck. Engagements im Ensemble der Vereinigten Richard-Wagner-Stipendiatin Ausbildung zum Elektroniker 2007 war er als Spieltenor am sie Ensemblemitglied des TLT, führten ihn u. a. an das Stadt- Bühnen Bozen in Anatevka, Ein gewann 2019 beim Ober- besuchte er die Schauspiel- Staatstheater am Gärtner- wo sie u. a. als Ilia (Idomeneo), theater Bruneck, Kellertheater Sommernachtstraum und als österreichischen Operetten- schule Sachers in Innsbruck platz in München engagiert. Schlaues Füchslein, Sophie Innsbruck, Münchner Volks- Action in der West Side Story wettbewerb den 2. Preis, und wurde anschließend Gastengagements führten (Der Rosenkavalier), Margarete theater sowie von 1995 bis mit. Die Hauptrolle Jim Farrell den Publikumspreis sowie Ensemblemitglied des TLT, ihn nach Potsdam, Karlsruhe, (Faust), Liù (Turandot) und 2000 ans TLT. Er leitete zwei in Titanic übernahm er bei die Sonderpreise der Bühne wo er u. a. in Ein Sportstück, Augsburg, an die Bayerische als Euridice zu erleben war. Jahre lang die Schauspiel- den Seefestspielen in Melide/ Baden und des Landestheaters Playback Life, Verbrennungen Staatsoper München, nach Seit 2017 freischaffend tätig, schule Schauspielforum Tirol. Schweiz. Als Swing war er Linz und war Finalistin beim und als Kostja in Die Möwe zu Klagenfurt sowie nach Italien gastierte sie als Margarete, Seit 2004 ist er Künstlerischer in Saturday Night Fever auf Zukunftsstimmen-Wettbe- sehen war. Seit 2007 ist er und Brasilien. 2008 wirkte er Violetta (La Traviata) und Leiter des Westbahntheaters, der Walensee-Bühne in der werb in Wien. 2019.20 sang freier Schauspieler und arbei- bei der Münchener Biennale Rosalinde (Die Fledermaus) wo er zuletzt Kehlmanns Schweiz zu sehen. Sein Debüt sie am Landestheater Linz tet an vielen Theater- und mit. Im Chor des TLT singt er am Pfalztheater Kaiserslau- Die Reise der Verlorenen in- am TLT gab er als A-Rab in der die Manuelita in Offenbachs Filmproduktionen mit. Zusam- seit 2009 und übernahm zu- tern. In der Tonhalle Zürich/ szenierte. Er trat in mehr als West Side Story. Anschließend Operette Pépito. Darüber men mit Thomas Gassner und dem Solorollen, wie den 1. Ge- Winterthur war sie als Adina 60 Rollen am Theater auf und wurde er Ensemblemitglied hinaus gastierte sie u. a. am Markus Oberrauch gründete harnischten in der Zauberflöte, in L’elisir d’amore zu hören. war im Film und Fernsehen und verkörperte u. a. den Musiktheater Vorarlberg und er 2008 das Feinripp-Ensem- Enjolras in Les Misérables, Dr. Ans TLT kehrte sie als Antonia zu erleben. Darüber hinaus tanzenden Torero in Carmen, als Pamina in Bad Hall. Am ble, mit dem er österreichweit Blind in Die Fledermaus, Don in Hoffmanns Erzählungen, führte er Regie bei über 49 Barnaby Tucker in Hello, Dolly!, TLT war sie 2019 als Eleonore tourt. Seit Sommer 2011 ist Curzio in Le nozze di Figaro, Martha in der gleichnamigen Theaterstücken, überwiegend den Conférencier in Chicago, in Pallhubers Der Ritter in der er außerdem Künstlerischer Krupke in der West Side Story, Oper, Donna Anna in Don in der Freien Szene, und gibt Doktor Baldironi in Die Schat- weißen Rüstung zu sehen. Jetzt Leiter der Geierwally Freilicht- Stephan Kadar in Liliom und Giovanni sowie als Agathe in Schauspielunterricht. Am TLT tenkaiserin und Samiel in Der ist sie Ensemblemitglied und bühne in Elbigenalp. Am TLT Ari Leschnikoff in den Come- Der Freischütz zurück. war er zuletzt in Der Vetter Freischütz. sang zuletzt das Ännchen in war er zuletzt in Chicago zu dian Harmonists. aus Dingsda zu sehen. Der Freischütz. erleben.
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